erfolgsbedingungen von demokratie im subsaharischen afrikaby matthias basedau

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Erfolgsbedingungen von Demokratie im subsaharischen Afrika by Matthias Basedau Review by: Christian Kohrs Africa Spectrum, Vol. 39, No. 2 (2004), pp. 304-307 Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40175028 . Accessed: 16/06/2014 13:02 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Africa Spectrum. http://www.jstor.org This content downloaded from 62.122.77.83 on Mon, 16 Jun 2014 13:02:38 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Erfolgsbedingungen von Demokratie im subsaharischen Afrika by Matthias BasedauReview by: Christian KohrsAfrica Spectrum, Vol. 39, No. 2 (2004), pp. 304-307Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/GermanyStable URL: http://www.jstor.org/stable/40175028 .

Accessed: 16/06/2014 13:02

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Entwicklung einzelner Länder gegenüberstellt. Bemerkenswert ist vor allem die Tatsache, dass Wissenschaftlerinnen aus denjeni- gen afrikanischen Staaten zusam- mengearbeitet haben, die als Hoffnungsträger gelten. Ihre Befunde aufgrund einer detailge- nauen Situationsanalyse sind eher kritisch. Die Herausforderung für die hiesige Afrikaforschung besteht darin, solche Stimmen ernst zunehmen. Ihre Vorschläge für Gegenstrategien, wie die Stärkung einer autonomen Frau- enbewegung als Motor für die Verbesserung der politischen Partizipation von Frauen, sollten auch in der Entwicklungsplanung mehr Beachtung finden.

(Rita Schäfer)

Matthias Basedau: Erfolgsbedin- gungen von Demokratie im subsaharischen Afrika. Ein syste- matischer Vergleich ausgewählter Länder. Leske und Budrich : 2003

Basedau wendet sich in seiner Dissertation einem zentralen und aktuellen Gegenstand der politik- wissenschaftlichen Afrikafor- schung zu: Den Erfolgsbedingun- gen von Demokratie im subsahari- schen Afrika. Die zentrale Frage- stellung seiner Untersuchung

lautet: „Was sind bzw. waren die Erfolgsbedingungen von Demo- kratie im Afrika südlich der Sahara in den 1990er Jahren?" (S.18). Während es mittlerweile eine Fülle von Erklärungsversu- chen für gescheiterte Demokrati- sierungsprozesse gibt und der Fokus der afrikabezogenen For- schung zunehmend auf die Hybridisierung politischer Herr- schaft, auf „Defekte" der neuen demokratischen Ordnungen oder die Blockierung von Demokrati- sierungsprozessen gerichtet wird, ist die von Basedau aufgeworfene Fragestellung als Novum in der deutschsprachigen politikwissen- schaftlichen Afrikanistik anzuse- hen. Als Methode favorisiert Basedau ein Differenzverfahren im Rahmen der Komparatistik. Er stellt Demokratiefällen, Langzeit- demokratien und Neudemokrati- sierern Autoritarismusfälle ge- genüber, die er in autoritäre Regressionsstaaten und dauerhaf- te Autoritarismen einteilt. Base- daus Ziel ist es „theoretisch angeleitet systematische Variab- len, die ursächlich für Erfolg oder Misserfolg einer demokratischen Regierungsform sein könnten, an einige - nach zweckdienlichen Kriterien auszuwählende - Länder der Region heranzutragen und auf ihre jeweilige Erklärungskraft zu überprüfen." (S.18). Hier liegen die zentralen Stärken, aber auch die Schwächen der Publikation.

Basedau diskutiert in seiner umfangreichen Arbeit den bishe-

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rigen Forschungsstand zum Thema und extrahiert alle ihm bekannten relevanten Kausal- variablen, die Einfluss auf afrika- nische Demokratisierungsprozesse oder deren Scheitern nehmen können. Ergebnis seiner Analyse ist, dass es sowohl notwendige als auch hinreichende Erfolgsbedin- gungen für Demokratie in Afrika gibt: Als notwendige Erfolgsbe- dingungen sieht Basedau eine pro- demokratische politische Kultur der Eliten und ein Mindestmaß an Friedfertigkeit in den interethni- schen Beziehungen an. Als „pro- babilistische", „zentrale" oder „Kernvariablen" identifiziert er die Problemlösungskapazität der Eliten, ein demokratieverträgli- ches Verhalten von organisierten Gruppen mit der Verfügung über Gewaltmittel, wobei er vor allem das Militär meint, und ein erhöh- tes Niveau sozioökonomischer Entwicklung.

Seine Kernthese lautet, dass keine dieser Bedingungen für sich Demokratisierungs- oder Autori- tätsschübe erklären könne, son- dern nur durch ein komplexes Zusammenspiel zu interpretieren sind, d.h., dass alle Variablen interdependent und in graduellen Intensitäten wirkungsmächtig seien. Das Ergebnis fällt wenig innovativ aus, da schon Tetzlaff, Schubert und Vennewald mit ihrem Konzept der strategischen und konfliktfähigen Gruppen (SKOG) einen mehrdimensionalen und holistischen Ansatz Mitte der

1990er Jahre elaboriert haben. Dieser Ansatz wird bei Basedau nur peripher diskutiert. Ein zweites Resultat seiner Arbeit ist die unzureichende Erklärungs- kraft komparatistischer Studien im hier präsentierten Forschungsde- sign. Nicht immer nachvollziehbar erscheint die Auswahl seiner Case-Studies, deren repräsentative Aussagekraft für erfolgreiche Demokratisierungsprozesse in Afrika deshalb als eher zweifelhaft erscheint. Letztendlich resümiert der Autor denn auch, das nur eine kontextabhängige Einzelfallanaly- se fruchtbare Untersuchungser- gebnisse liefern könne (S.450). Sogleich macht er sich daran, die 13 untersuchten Staaten (Botswa- na, Mauritius als Langzeitdemo- kratien; Benin, Kap Verde, Nami- bia und Sao Tome und Principe als Neudemokratisierer; und Burundi, Gambia, Niger, Nigeria als autoritäre Regressionsstaaten; Sudan, Swaziland und Zaire als dauerhafte Autoritarismen) summarisch auf 8 Seiten einer solchen qualitativen Analyse zu unterziehen und konterkariert damit seinen eigenen zuvor empirisch detailliert erarbeiteten wissen-schaftlichen Anspruch. Denn im Ergebnis ist Basedau zuzustimmen, dass Demokratisie- rungsprozesse nur multikausal zu erklären sind und es qualitativer Einzelfallstudien bedarf, die anhand der u.a. von Basedau diskutierten Kausalvariablen zu untersuchen sind, um auf dieser

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Basis Verallgemeinerungen über Demokratisierungsprozesse in den Transitionsstaaten des subsahari- schen Afrika und deren Konsoli- dierung zu ermöglichen. Ein alternativer Weg, der sehr viel utopischer erscheint, wäre eine gesicherte Datenlage zu allen Staaten ASS zu schaffen, quantita- tiver und qualitativer Natur, um so zu gesicherten Aussagen zu den Ursachen und Bedingungen erfolgreicher Demokratisierungs- prozesse zu kommen.

Basedaus Analyse ist stark elitenzentriert ausgerichtet und verzichtet gänzlich auf die Ein- bindung der breiten Masse der Bevölkerung in den Demokratisie- rungsprozess und deren Einstel- lungen zur Demokratie wie sie beispielsweise von den Autoren des Afrobarometers um Bratton der Michigan State University oder in Deutschland von Gero Erdmann wissenschaftlich eruiert wurden. Schließlich entscheidet nicht nur die Entwicklung einer demokratisch gesinnten politi- schen Kultur der Eliten über die Konsolidierung von Demokrati- sierungsprozessen, sondern auch die Selbstwahrnehmung als „Bürger" eines demokratischen Staates; handelt es sich bei demo- kratischen Herrschaftsformen doch um einen interdependenten Prozess von Staat und Gesell- schaft, von Regierenden und Regierten.

Eine genuin „afrikanische Demokratie" wird durch den

Verfasser nur unzureichend diskutiert und dies im eklatanten Widerspruch zum vom Autor selbst postulierten Ansatz: „De- mokratie kann nur von Afrika und den Afrikanern selbst ausgehen" (S.484). Dennoch unterlässt er es, sich ausführlich mit afrikanischen Autoren und deren Demokratie- verständnis zu beschäftigen (z.B. Wiredu, Makamure, Michaion, Mojola usw.). Stattdessen disku- tiert er Demokratievorstellungen über die gängigen, nicht afrikani- schen Autoren und ignoriert den in der internationalen Afrikafor- schung mittlerweile zum Konsens avancierten interkulturellen Dialog mit Afrika (vgl. Bierschenk, Lölke usw.). Das Demokratie- Konzept des Westens wird somit zum universalen Maßstab, der jeglichen Spielraum für „afrikani- sche" Entwicklungen verhindert.

Gegenstand zukünftiger Kon- solidierungsforschung müsste ein Forschungsdesign sein, das sich in qualitativen Einzelfallanalysen der empirischen Realität afrikanischer Staaten besser annähert, um sich mit den Bedingungen auseinander zu setzen, die die Konsolidierung von Demokratisierungsprozessen ermöglichen (Basedau spricht mit Blick auf Afrika von dauerhaften anstatt von konsolidierten Demo- kratien). Beispiele solch erfolgrei- cher Staaten im Demokratisie- rungsprozess, die sich dem Status einer konsolidierten Demokratie nähern, sind im subsaharischen Afrika u.a. in Ghana, Kenia,

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Senegal, Südafrika und Mali zu finden. Auch wenn Basedau seinen hohen Ansprüchen nicht gerecht wird, kein wegweisendes Standardwerk vorlegt, so weisen seine Ergebnisse einer zukünfti- gen Forschungskooperation mit Afrika den Weg. Sein Fazit, Demokratie sei in Afrika weder unvermeidlich noch unerreichbar, kann wohl als trivial bezeichnet werden.

(Christian Kohrs)

Petry, Martin: Wem gehört das Schwarze Gold? Engagement für Frieden und Gerechtigkeit in der Auseinandersetzung mit dem Erdölprojekt Tschad-Kamerun, Erfahrungen eines internationalen Netzwerks. Verlag Brandes & Apsel, Frankfurt/ Main 2003, 216 Seiten, ISBN 3-86099-785-8.

Was geschieht in einem Land, dessen Erdöl-Lagerstätten von internationalen Gesellschaften wie Exxon Mobil ( über die 100%ge Tochter EEPCI), Chevron und Petronas für den Export erschlos- sen werden, dessen eigener Energiebedarf aber laut UNDP („Bericht über die Menschliche Entwicklung 2001, S. 235) 1997 zu 97,6 % durch „Traditional Fuel Consumption" - also Biomasse -

gedeckt wurde? Der Mutterkon-

zern (ExxonMobil) des Operators „Esso Exploration and Production Chad Inc." (EEPCI, kurz Esso Chad) hatte im Jahre 2002 Ein- nahmen (total revenue) die etwa fünfhundert Mal so hoch waren wie der Staatshaushalt des Tschad. Esso Chad hat inzwischen einen eigenen Flughafen und betreibt ein eigenes Kraftwerk. „Die Hightechwelt von Esso mit maßlosem Reichtum entstand mitten in einer der ärmsten Regionen der Welt".

Der Autor referiert die Erfah- rungen eines Internationalen Netzwerkes, das sich gebildet hatte, um eine katastrophale Entwicklung wie im Ogoniland Nigerias zu vermeiden. Die Hinrichtung des Schriftstellers Ken Saro-Wiwa hatte in dieser Hinsicht mobilisierende Wirkung. Die Stellungnahmen und Erwar- tungen der beteiligten Organisati- onen gingen anfangs weit ausein- ander. Sollte man versuchen, das Projekt zu verhindern, falls das überhaupt möglich war, oder eher durch kritische Begleitung und Einflussnahme das Schlimmste zu verhindern suchen? Letztere Tendenz überwog schließlich.

Die betroffenen Bevölkerun- gen wurden weder von den Betreibern noch von den Regie- rungen über die Planungen ausreichend aufgeklärt. „Ein beträchtlicher Teil der von Esso durchgeführten Informationsver- anstaltungen fand in Präsenz des Militärs statt, des staatlichen

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