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Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik Friederike Trommer Sächsischer Städte- und Gemeindetag e.V. Dresden

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Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik. Friederike Trommer Sächsischer Städte- und Gemeindetag e.V. Dresden. Der SSG als Verband der sächsischen Städte und Gemeinden. Wer ist der SSG?. - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik

Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik

Friederike TrommerSächsischer Städte- und Gemeindetag e.V.

Dresden

Page 2: Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik

Der SSG als Verband der sächsischen Städte und Gemeinden

24. Juni 2014 Enquete "Haushaltsreform" in Kärnten

Wer ist der SSG?

• Gründung 1. April 1990 mit Sitz in der Landeshauptstadt Dresdenmit 1626 Städten und Gemeinden

• erster kommunaler Spitzenverband der neuen Bundesländer –Einheitsverband

• Mitgliedsstädte und -gemeinden (freiwillig):

zurzeit 426 Städte und Gemeinden von 432 davon 3 Kreisfreien Städte (Leipzig, Dresden, Chemnitz)

• der SSG gehört als Mitgliedsverband demDeutschen Städtetag und demDeutschen Städte- und Gemeindebund an

Page 3: Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik

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Aufgaben, Ziele und Zwecke sind ...

4. Juni 2014

• Selbstverwaltungsgedanken pflegen und für Verwirklichung und Wahrung des Rechts auf kommunale Selbstverwaltung eintreten

• bei Regelung der die Gemeinden berührenden allgemeinen Fragen mitwirken und Recht auf Anhörung vor Landesparlament geltend machen

• Förderung und Vertretung der gemeinsamen Rechte und Interessen der Mitglieder gegenüber Bundes- und Landesparlament, Bundes- und Landesregierung, anderen Verbänden, sonstigen Stellen und in der Öffentlichkeit

• Mitgliederberatung über alle kommunal wesentlichen Vorgänge und Entwicklungen, Vermittlung von Informationen und Pflege des Erfahrungsaustausches zwischen den Mitgliedern

• Erarbeitung und Sammlung von kommunalpolitischen Schriften, Herausgabe von Mitgliederrundschreiben und einer Verbands-zeitschrift

Enquete "Haushaltsreform" in Kärnten

Page 4: Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik

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Kreisfreie Städte und Landkreise im Freistaat Sachsen mit dem zuständigen Verwaltungssitz

4. Juni 2014 4Enquete "Haushaltsreform" in Kärnten

Page 5: Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik

Chancen und Ziele einer Haushaltsreform und was wir

daraus gelernt haben…

54. Juni 2014 Enquete "Haushaltsreform" in Kärnten

Um den Substanzverlust ermitteln

zu können, muss erst einmal alles

erfasst werden: Von der

Amtskette des Bürgermeisters

über die Meerschweinchen im

Stadtpark bis hin zum

Ortsausgangsschild. (30.09.2013)

„Kommt die Verwaltung bei der umfangreichen Dokumentation überhaupt noch dazu, sich um ihre eigentlichen Belange zu kümmern, beispielsweise um die Anliegen der Bürger?“ (20.12.2011)

Dann ist auch transparent

darstellbar, welchen Wert

Straßen, Gebäude und alle

anderen Dinge im kommunalen

Besitz haben. (13.04.2011)

Warum Kameras unsere Straßen befahren? (13.04.2011)

Was bringt die Doppik also dem Bürger? Nichts. Es kommt kein Euro mehr in die Stadtkasse. Das Rathaus wird auch nicht zum Unternehmen. (21.11.2011)

„Weder eine Schule noch eine Straße sind verkäuflich. Was bringt es also, sie zu bewerten?“ (13.04.2011)

Page 6: Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik

6Enquete "Haushaltsreform" in Kärnten

Ziele der Reform in Deutschland – Stand 2003

• Vermögensverzehr und Entwicklung von Vermögenswerten der Kommunen (besser) abbilden

• ressourcen- und produktorientierte Verwaltungssteuerung ermöglichen

• Nachweis der Wirtschaftsführung nach dem Periodenprinzip und nach den Grundsätzen der wirtschaftlichen Verursachung

• umfassende Pflicht zur Festlegung und Ermittlung produktbezogener Ziele und Kennzahlen zur besseren Transparenz und zur Beurteilung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit

• Dezentralisierung der Bewirtschaftung und Implementierung von Budgetansätzen

• realistischere Beurteilung der kommunalen Leistungsfähigkeit durch Abbildung der Vermögenswerte und der realen Verschuldung

• Einbindung der ausgelagerten Bereiche in einen Gesamtabschluss zur Schaffung einer umfassenden Transparenz in der Gemeinde

Was ist bei uns daraus geworden?

4. Juni 2014

Page 7: Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik

Meilensteine der Umstellung in Sachsen

Erarbeitung der Rechtsgrundlagen, Vorschriften, Arbeitshilfen (ab 2006)

Vorbereitung der Eröffnungsbilanz (bis zum 01.01.2013)

Erster doppischer Jahresabschluss (31.12.2013)

Erster doppischer Gesamtabschluss (31.12.2016)

74. Juni 2014 Enquete "Haushaltsreform" in Kärnten

Page 8: Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik

8Enquete "Haushaltsreform" in Kärnten

Ziel: Erfassung und Bewertung des Vermögens

verschafft klare Kenntnis der (historischen) Vermögenswerte und der aufgelaufenen Abschreibungen

verschafft Kenntnis über (bisher unbekannte) Eigentumsverhältnisse wichtige Voraussetzungen und Bedingungen:

• einheitliche Vorgaben für die Bewertung (Vergleichbarkeit)• zusätzlicher Aufwand sollte nicht unterschätzt werden• „Hotline“ oder zentraler Ansprechpartner für offene Fragen• Kosten-Nutzen-Analyse, Wesentlichkeitsgrenzen

Umfang des Vermögens frühzeitig ermitteln

Beispiel: sächsische Kommune mit rd. 21.000 Einwohnern• 70 km Gemeindestraßen, 17 km Fußwege an Staatsstraßen• 2.272 Straßenbeleuchtungsanlagen• 35 Gebäude• Grünflächen mit 2.400 Einzelbäumen, 115.000 m² Wald• 1.109 Flurstücke• 1 Museum mit mehr als 24.000 Einzelobjekten• rd. 10.000 Ausstattungsgegenstände in Schulen, Feuerwehren

4. Juni 2014

Page 9: Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik

9Enquete "Haushaltsreform" in Kärnten

• Wie werden historische Schulgebäude bewertet?• Kann man aus dem Wert Rückschlüsse auf die Qualität ziehen?• Wie wird das Inventar fortlaufend erfasst?• Ist das neue Dach der Schule eine Investition?

Ziel: Erfassung und Bewertung des Vermögens

Welche Stolpersteine gab es bei der Bewertung?

4. Juni 2014

• Welchen Wert haben alte, mehrfach geflickte Straßen?• Wem gehören der Grund und Boden bei Straßen?• Wie werden „gemeinsame“ Straßen von Gemeinde und Kreis bilanziert?• Wie viele „Straßenlöcher“ darf eine Straße planmäßig haben?

• Wie werden Denkmäler, Schlösser, Burgen bewertet?• Wie wird Museumsgut bewertet?• Welche Auswirkungen hat die Bewertung auf die örtliche Finanzpolitik?• Wem gehören Leihgaben u. ä.?

• Welche Werte können für alte Brücken angesetzt werden?• Bedeutet eine teure Brücke einen hohen Wert?• Wie können Vergleichswerte für historische Brücken ermittelt werden?• Wie werden Gewässerflächen bewertet?

Page 10: Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik

10Enquete "Haushaltsreform" in Kärnten

Ziel: Erfassung und Bewertung des Vermögens

Notwendige Regelungen vor Ort:

• Projektmanagement (Wer? Was? Bis wann?)• Inventurrichtlinie (Wer ist für was wann zuständig?)• Festlegung von Nutzungsdauern• Erarbeitung von Kontenplänen• Festlegung von Produkten, Zielen und Kennzahlen als

Kernaufgaben der kommunalen Verwaltung• Weiterbildungskonzept• Zeit- und Kostenplanung (Beispielgemeinde: ca. 18.000

Arbeitsstunden ohne externe Dienstleister)• (dauerhafte) Aufbau und Aufbewahrung der Dokumentation für

die Bewertung

4. Juni 2014

Page 11: Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik

11Enquete "Haushaltsreform" in Kärnten

Die Eröffnungsbilanz

Welche Aussagen liefert die kommunale Bilanz?

4. Juni 2014

Aktiv Euro/T€ % Passiv Euro/T€ %

Anlagevermögen 125.229 96,6 Eigenkapital 64.887 50,1

Umlaufvermögen 4.367 3,4 Sonderposten 34.515 26,6

RAP 9 0,01 Rückstellungen 6.381 4,92

Verbindlichkeiten 23.820 18,38

RAP 1 0,0

Summe 129.605 100 Summe 129.605 100

• alle Schulen haben 24,1 Mio. Euro gekostet, der Restwert beträgt 19,5 Mio. Euro

• die Ausrüstung der Feuerwehren weist noch einen Wert von 3,3 Mio. Euro aus, ursprünglich wurden 4,6 Mio. investiert

• Grund und Boden hat einen Wert von 19,8 Mio. Euro• beim gesamten Sachanlagevermögen sind bereits 37 % der

wirtschaftlichen Nutzungsdauer verstrichen• die Beteiligungen an Unternehmen sind mit 36,7 Mio. Euro bewertet• auf jeden Einwohner entfällt ein Bilanzanteil von rd. 5.900 Euro

Page 12: Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik

12Enquete "Haushaltsreform" in Kärnten

Ziel: Steuerung über Ziele und Budgets

Voraussetzungen und Bedingungen für eine aktive Steuerung Klare Abgrenzung von Zuständigkeiten und Zielvorgaben zwischen

Verwaltung und Politik möglich, aber auch unbedingt nötig! Diskussion über konkrete Ziele und Kennzahlen muss frühzeitig

angestoßen werden (Benchmarks)! Ziele müssen konkret und abrechenbar definiert werden, damit alle

Beteiligten den gleichen Erwartungshorizont haben! Budgets geben der Verwaltung größere Handlungsspielräume, das

muss von der Politik akzeptiert werden! Budgets geben der Verwaltung größere Verantwortung, dieser muss

sich die Verwaltung stellen! Budgetvorgaben sollten sanktioniert werden! Ergebnisse müssen offen und sachorientiert diskutiert werden!

4. Juni 2014

Mittlere Bearbeitungs-

zeiten für Anträge?

Betreuungs-stunden in der

Kita?Soziale Angebote für Jugendliche?

Einsatzzeiten für den

Winterdienst?

Page 13: Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik

13Enquete "Haushaltsreform" in Kärnten

Was würden wir das nächste Mal besser machen?

• intensivere Vor- und Aufbereitung der Rechtsgrundlagen und Vorschriften:

• Welche Ansätze aus dem kaufmännischen Bereich sind für die Kommunen nötig und sinnvoll?

• Wie können Bewertungsstandards vereinheitlicht werden?

• Welcher Aufwand ist sachgerecht?

• intensivere Zusammenarbeit mit den Anbietern für die Finanzsoftware, denn diese müssen die Vorgaben umsetzen

• Pilotierung mit Projektbegleitung und -auswertung

• umfassendes Qualifizierungskonzept für die Mitarbeiter der Verwaltung

• politische Diskussion und Ergebnisfindung: wie gehen wir mit den Ergebnissen des doppischen Haushaltes (Fehlbeträge) um?

• ohne (gleichzeitige) Umstellung des Landes macht die Reform keinen Sinn

4. Juni 2014

Page 14: Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik

14Enquete "Haushaltsreform" in Kärnten

Fazit und Empfehlungen

• Verwaltungsaufwand, Zeitbedarf und Kosten für die Erfassung und Bewertung des gesamten Vermögens wurden insgesamt unterschätzt

• (positive) Effekte aus der Umstellung sind erst nach einer längeren Einführungsphase zu erwarten, negative meist sofort

• Ressourcenverbrauch tritt auch ein, wenn er in den Büchern nicht ausgewiesen wird!

• Ein Buchführungssystem kann nie die Ursache für eine schlechte Haushaltslage sein!

• Haushaltsreform muss als gemeinsamer Prozess aller Beteiligten auf Landes- und kommunaler Ebene verstanden werden!

• Haushaltsreform sollte als „Chefsache“ verstanden werden!

• Einführung der Doppik darf nicht Selbstzweck sein, sie muss dazu geeignet sein, den kommunalen Haushalt zu steuern!

• Einführung der Doppik als System der Buchführung darf Aufgabenerfüllung der Kommunen nicht schmälern!

• Einführung der Doppik macht aus der Kommune (noch) kein Wirtschaftsunternehmen!

4. Juni 2014

Page 15: Erfahrungsbericht der sächsischen Kommunen zur Einführung der Doppik

15Enquete "Haushaltsreform" in Kärnten

Viel Erfolg auf dem langen aber lohnenswerten Weg

und Danke für‘s zuhören!

4. Juni 2014