entwicklung, stand und zukunft der forschungen über die durchforstung in frankreich

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110 ]. Pard~ Pollenanalytisdae Untersuchungen zur jlingeren Waldgeschichte des Kobernauserwaldes. Cbl. ges. Forstwes. 9;3. -- KR^L, F., 1977: On the evidence of postglacial oscillations of climate in pollenprofils from the Alpine area. Proc. work. sess. comm. Holocene-INQUA Tatransk.4 Lomnica-Bratislava. -- LEIBUNDGUr, H., 1957: Waldreservate in der Schweiz. Sdaweiz. Z. Forstwes. 108. -- MA~zR, H., 1963: Tannenreidae WElder am Nordabfall der mittleren Ost- alpen. Miinchen-Basel-Wien. -- Ders., 1966: Waldgeschidate des Berdatesgadener Landes (Salzburger Kalkalpen). Beih. Forstw. Cbl. 22. -- MAYER, H.; HOFM~,NN, A., 1969: Tannen- reiche W~lder am Siidabfall der mittleren Ostalpen. Miinchen-Basel-Wien. -- Ders., 1972: Exkursion in den Kubany-Urwald (Boublnsk~" prales). Polykopie. -- Ders., 1974: WElder des Ostalpenraumes. Stuttgart. -- MOL/-ER,F., 1927: Pal~iofloristisdae Untersudaungen dreier Hoch- moore des BShmerwaldes. Lotos 75. -- NO~IdKA, J., 1958: Z historic boubinsk~ho pralesa. (Aus der Gesdaichte des Kubani-Urwaldes.) Ochrana pHrody (Praha) 13. -- PA'rZELT, G., 1972: Die sp~tglazialen Stadien und postglazialen Sdawankungen yon Ostalpengletschern. Ber. Dtsda. Bot. Ges. 85. -- PESCrtJIE, P., 1972: Die Vegetationsentwicklung im Waldviertei NiederSsterreichs. Ber. Dtsch. Bot. Ges. 85. -- RUOFF, S., 1932: Stratigraphie und Entwick- lung einiger Moore des Bayerischen Waldes in Verbindung mit der Waldgesdaidate des Gebie- tes. Forstw. Cbl. $4. -- SCAMONLA., 1950: Waldkundliche Untersuchungen auf grundwasser- nahen Talsanden. Berlin. -- SCHM~DT,R., 1977: Zur sp~tglazialen Vegetationsentwi&lung im Arber-Gebiet (Bayerisdaer Wald/BShmerwald). Jb. O5. Mus.-Ver. (Linz) 122/I. -- STRAX^, H., 1970: Pollenanalyse und Vegetationsgeschidate. Wittenberg Lutherstadt. -- S'rRAEA, H., 1975: Pollen- und Sporenkunde. Stuttgart. -- TRAUTMANN, W., 1952: Pollenanalytisdae Unter- suchungen fiber die Fichtenw~ilder des Bayerischen Waldes. P1anta 41. -- TaAUTMANN, W., 1962: Natiirliche Waldgesellschaften und nadaw~irmezeitliche Waldgesdaichte am Nordwest- rand der Eifel. VerSff. Geobot. Inst. Riibel (Ziirich) 37 (Festschr. Franz Firbas). -- VYSKOT, M., 1968: Die Waldreservation Boubin in flumava. Lesnicky Casopis 14/2. -- WELTEN, M., 1952: Ober die sp~t- und postglaziale Vegetationsgesdaichte des Simmentals sowie die friJh- geschichtliche und historische Wald- und Weiderodung auf Grund pollenanalytlscher Unter- suchungen. Ver/~ff. Geobot. Inst. R/ibel (Ziirich) 26. -- ZOLLER, H., 1962: Pollenanalytlsche Untersuchungen zur Vegetationsentwicklung tiefgelegener Weiftannenw~lder im Schweizeri- schen Mittelland. VeriSff. Geobot. Inst. Riibel (Ziiridl) 37 (Festschr. FRANZ FIR,^S). -- Ders., 1967: Postglaziale Klimaschwankungen und ihr Einflut] auf die Waldentwicklung Mittel- europas einschliefl~lich der Alpen. Bet. Dtsch. Bot. Ges. 80. -- ZUIIRXGL, K., 1970: Pollen- analytische Untersuchungen zur postglazialen Waldgesdaichte des oststeirischen Berglandes. E~sterr. Bot. Z. 118. -- Ders., 1975: Zur Geschichte der Hochlagenw~lder in den Seetaler Alpen (Steiermark). Cbl. ges. Forstwes. 92. Anschrifl des Vet~assets: Doz. Dr. F. KRAL, Waldbau-Institut der Universit~.t fiir Bodenkultur, Peter-Jordan-Straf~e 82, A-I190 Wien Entwicklung, Stand und Zukunft der Forschungen fiber die Durchforstung in Frankreich 1 Von J. PARD~ Die Durdlforstungen haben ihren Adetsbrief -- TAt WANG erw~ihnte sie bereits im 12. Jahrhundert vor der Zeitwende in China, und der griechische Philosoph THEO- PHRASTOS schrieb dariiber in seiner ,,Naturgeschidlte der Gew~ichse = im 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung (DELvAUX 1968). Beschriinken wir uns jedoch bescheidener- I Vortrag anl?ifqich der 100-Jahr-Feier der Forstwissenscha~lichen Fakult~it. U.S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0015-8003/79/9802-0110 $ 02.50/0 Forstw. Cbl. 98 (1979), 110-119 9 1979 Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin ISSN 0015-8003 / ASTM-Coden: FWSCAZ

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Page 1: Entwicklung, Stand und Zukunft der Forschungen über die Durchforstung in Frankreich

110 ]. Pard~

Pollenanalytisdae Untersuchungen zur jlingeren Waldgeschichte des Kobernauserwaldes. Cbl. ges. Forstwes. 9;3. - - KR^L, F., 1977: On the evidence of postglacial oscillations of climate in pollenprofils from the Alpine area. Proc. work. sess. comm. Holocene-INQUA Tatransk.4 Lomnica-Bratislava. - - LEIBUNDGUr, H., 1957: Waldreservate in der Schweiz. Sdaweiz. Z. Forstwes. 108. - - MA~zR, H., 1963: Tannenreidae WElder am Nordabfall der mittleren Ost- alpen. Miinchen-Basel-Wien. - - Ders., 1966: Waldgeschidate des Berdatesgadener Landes (Salzburger Kalkalpen). Beih. Forstw. Cbl. 22. - - MAYER, H.; HOFM~,NN, A., 1969: Tannen- reiche W~lder am Siidabfall der mittleren Ostalpen. Miinchen-Basel-Wien. - - Ders., 1972: Exkursion in den Kubany-Urwald (Boublnsk~" prales). Polykopie. - - Ders., 1974: WElder des Ostalpenraumes. Stuttgart. - - MOL/-ER, F., 1927: Pal~iofloristisdae Untersudaungen dreier Hoch- moore des BShmerwaldes. Lotos 75. - - NO~IdKA, J., 1958: Z historic boubinsk~ho pralesa. (Aus der Gesdaichte des Kubani-Urwaldes.) Ochrana pHrody (Praha) 13. - - PA'rZELT, G., 1972: Die sp~tglazialen Stadien und postglazialen Sdawankungen yon Ostalpengletschern. Ber. Dtsda. Bot. Ges. 85. - - PESCrtJIE, P., 1972: Die Vegetationsentwicklung im Waldviertei NiederSsterreichs. Ber. Dtsch. Bot. Ges. 85. - - RUOFF, S., 1932: Stratigraphie und Entwick- lung einiger Moore des Bayerischen Waldes in Verbindung mit der Waldgesdaidate des Gebie- tes. Forstw. Cbl. $4. - - SCAMONL A., 1950: Waldkundliche Untersuchungen auf grundwasser- nahen Talsanden. Berlin. - - SCHM~DT, R., 1977: Zur sp~tglazialen Vegetationsentwi&lung im Arber-Gebiet (Bayerisdaer Wald/BShmerwald). Jb. O5. Mus.-Ver. (Linz) 122/I. - - STRAX^, H., 1970: Pollenanalyse und Vegetationsgeschidate. Wittenberg Lutherstadt. - - S'rRAEA, H., 1975: Pollen- und Sporenkunde. Stuttgart. - - TRAUTMANN, W., 1952: Pollenanalytisdae Unter- suchungen fiber die Fichtenw~ilder des Bayerischen Waldes. P1anta 41. - - TaAUTMANN, W., 1962: Natiirliche Waldgesellschaften und nadaw~irmezeitliche Waldgesdaichte am Nordwest- rand der Eifel. VerSff. Geobot. Inst. Riibel (Ziirich) 37 (Festschr. Franz Firbas). - - VYSKOT, M., 1968: Die Waldreservation Boubin in flumava. Lesnicky Casopis 14/2. - - WELTEN, M., 1952: Ober die sp~t- und postglaziale Vegetationsgesdaichte des Simmentals sowie die friJh- geschichtliche und historische Wald- und Weiderodung auf Grund pollenanalytlscher Unter- suchungen. Ver/~ff. Geobot. Inst. R/ibel (Ziirich) 26. - - ZOLLER, H., 1962: Pollenanalytlsche Untersuchungen zur Vegetationsentwicklung tiefgelegener Weiftannenw~lder im Schweizeri- schen Mittelland. VeriSff. Geobot. Inst. Riibel (Ziiridl) 37 (Festschr. FRANZ FIR,^S). - - Ders., 1967: Postglaziale Klimaschwankungen und ihr Einflut] auf die Waldentwicklung Mittel- europas einschliefl~lich der Alpen. Bet. Dtsch. Bot. Ges. 80. - - ZUIIRXGL, K., 1970: Pollen- analytische Untersuchungen zur postglazialen Waldgesdaichte des oststeirischen Berglandes. E~sterr. Bot. Z. 118. - - Ders., 1975: Zur Geschichte der Hochlagenw~lder in den Seetaler Alpen (Steiermark). Cbl. ges. Forstwes. 92.

Anschrifl des Vet~assets: Doz. Dr. F. KRAL, Waldbau-Institut der Universit~.t fiir Bodenkultur, Peter-Jordan-Straf~e 82, A-I190 Wien

Entwicklung, Stand und Zukunft der Forschungen fiber die Durchforstung in Frankreich 1

Von J. PARD~

Die Durdl fors tungen haben ihren Adetsbrief - - TAt WANG erw~ihnte sie bereits im 12. Jahrhunder t vor der Zei twende in China, und der griechische Phi losoph THEO- PHRASTOS schrieb dariiber in seiner , ,Naturgeschidlte der Gew~ichse = im 4. J ah rhunder t vor unserer Zeitrechnung (DELvAUX 1968). Beschriinken wir uns jedoch bescheidener-

I Vortrag anl?ifqich der 100-Jahr-Feier der Forstwissenscha~lichen Fakult~it.

U.S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0015-8003/79/9802-0110 $ 02 .50 /0 Forstw. Cbl. 98 (1979), 110-119 �9 1979 Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin ISSN 0015-8003 / ASTM-Coden: FWSCAZ

Page 2: Entwicklung, Stand und Zukunft der Forschungen über die Durchforstung in Frankreich

Forscbungen iiber die Durcbforstung in Frankreicb 111

weise auf die jfingere Vergangenheit" Die Durchforstungsfrage erhielt ihren wissen- schaPclichen Charakter mit des Griindung der ersten Forstschulen.

In Frankreich wurde die erste Forsthochschule im Jahre 1824 in Nancy er/ff[net. Dem Unterricht im Waldbau wurde natiirlich eine gro~e Bedeutung beigemessen und dabei auch den Durchforstungen ein entsprechender Platz eingefiiumt (HuFFEL 1929).

Es mug hler jedoch erw~ihnt werden, daf~ sowohl LORENTZ, der Grfinder der staatlichen forsttichen Hochschule in Nancy, als auch seine beiden ersten Nachfolger ihre forstliche Ausbildung in Deutschland erhalten hatten. Die Forstwlssenschaften hatten ihren Ausgang in Deutschland genommen. Zu Beginn des 19. Jalarhunderts erlernten die ersten franzSsischen Forsthochsdaiiler ihren Beruf an Hand deutscher forstllcher Fachbi~cher, die speziell und w/Srtlich ins FranziSsische fibersetzt women waren. Hierzu geh~Srte G. L. HARTIGS ,Anweisung fiir die Holzzucht" (auf Franz/5- sisch: ,,Instruction sur la culture des boise). Zum forstlichen Unterricht gehSrten natfirlich auch die praktischen Erfahrungen der franziSsischen Forstwirtscha~ des 18. Jahrhunderts.

Diese tiefgreifende und wahrhafte franzSsisch-deutsche Symbiose auf dem Gebiet der Forstwirtschaf~ dauerte mehr als ein halbes Jahrhundert. Sie kann fiir unser Land, ohne zu iibertreiben, wohl als besonders fruchtbar und erfolgreich bezeichnet werden, in einem Frankreich mit seiner Revolution, seinen glorreichen, abet gleichzeitig unheil- vollen Kriegen, seinem Premier Empire 2.

Ida habe fiber dieses viel zu wenig bekannte Thema bereits im Jahre 1972 in Frei- burg im Breisgau (P~RDf~ 1972) gesprochen, als man mir die Ehre zuteil werden liefl, den Wilhelm-Leopold-Pfeil-Preis entgegenzunehmen, und ida babe kfirzlich in Frank- reich in der Revue Foresti~re FranCaise eingehender darfiber 'berichtet (PARD~ 1977).

Die Vergangenhei t

Die ersten eingehenden Untersuchungen fiber die Durchforstung begannen in Frank- reich erst im Jahre 1882 mit der Griindung des forstlichen Versuchsanstalt an der Forsthochschule in Nancy. Bereits im Jahre 1883 wurden in der N~ihe yon Nancy in jungen, 20- bis 30j~ihrigen Eichen- und Buchenbest~inden 13 Versuchsfl~ichen zum Studium der Durchforstungsarten angelegt: Fliichen mit Niederdurchforstung, Hoch- durchforstung und Nullfl~ichen, sowohl in Rein- als auch in Mischbestiinden. In allen Fl~ichen wurden 200 bis 400 Zukunfisst~imme pro Hektar ausgew~ihlt. Zwanzig Jahre sp~iter wurden alle S6imme numerlert.

Zu dieser Versuchsanlage sind zwei interessante Bemerkungen zu machen: Zuerst mug erw~ihnt werden, daft die Versuchsfliichen heute noch, im Jahre 1978, bestehen und w/ihrend nahezu hundert Jahren ohne St/Srungen sorgf~iltig weitergefi~hrt werden konnten. Man kann bier wohl fast yon einem Wunder sprechen!

Ferner ist festzustellen, daft zu gleicher Zeit in mehreren anderen europ~iischen Liindern ebenfalls Versuchsfl~ichen in /ihnlichen Laubholzbestiinden angelegt worden waren. So zum Beispiel: - - i n Belglen 7 Versuchsfl:,ichen im For& de Soignes, in der N~.he yon Briissel

(DELVAUX 1964) ;

* Als Beisplel hierzu sei ein Satz aus dem Vorwort des ersten Waldbaubuches der Forsthoch- schule in Nancy aus dem Jahre 1837 zitiert. Der damalige Direktor PARADE, ein pers6nlicher Freund COTTaS und ehemaliger Schiller der forstlichen Fakult~it yon Tharandt, schrleb w/~rt- lida: .Es ist uns elne Pflicht, /Sffentlich zu bekennen, welda groflen Nutzen wir aus dem Studium der deutschen Biicher gezogen haben, insbesondere jener der Herren HARTIG und COTTA, denen die Forstwissensd~aPr grogenteils ihren heutigen Wissensstand zu verdanken hat.'*

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112 ]. P ard~

- - i n Deutschland 3 Versuchsfl/ichen in der N~he yon Wiesbaden, iiber die u.a. SCHOBER (1972) berichtet hat, sowie mehrere Buchenfl~ichen in Bayern, die yon KENNEL (1972) neu ausgewertet wurden;

- - in der Schweiz 17 Buchenfliichen, die 1939 von BADOUX ausgewertet wurden. Alle diese Versuchsanlagen hatten sehr /ihnliche Zielsetzungen. Sie wurden jedoch ohne jede vorhergehende Koordination angelegt, getrennt weitergefiihrt und ausge- wertet, was zum Tell mit Schwierigkeiten verbunden war. Die berechtigte Kritik vieler Forstwissenschai~ler, bereits zu Ende des 19. Jahrhunderts, iiber das Fehlen jeder Koordination bei der Anlage yon forstlichen Versuchen erkl/irt attch die Gr~in- dung der IUFRO~ in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

Die Lehren, die daraus gezogen werden konnten, sind auch heute noch aktuell. Bis zur Unterbrechung durch den Ersten Weltkrieg besch~.ftigten sial1 die iibrigens

nur sehr wenigen franziSsischen Forstwissenschafiler weit weniger mit den Problemen der Durchforstung als ihre deutschen Kollegen. Ihre Arbeiten zwischen 1870 und 1920 konzentrierten sich auf zwei wesentliche Aufgabengebiete:

die natiirliche Verjiingung der Waldbest~,inde; die Sicherung und Wiederbewaldung der Gebirgslandschafi.

Sie erzielten auf diesen Gebieten bemerkenswerte Erfolge. Demgegeniiber konnte den Untersuchungen fiber die Durchforstung leider nut ein sehr beschriinkter Platz einger/iumt werden.

Erst in den Jahren zwischen 1922 und 1935 wurde auch in Frankreich ein Ver- suchsfl:,ichennetz nach deutschem Vorbild aufgebaut. Mehrere hundert Durchforstungs- versuchsfl/ichen wurden, iiber ganz Frankreich verteilt, angelegt. Sie umfaflten die wichtigsten einheimischen Holzarten und auch einen Exoten, die Douglasie, die heute einen wesentlichen Anteil an den Aufforstungen in Frankreich hat.

Dieses Versuchsfl/ichennetz wurde im Laufe der Jahre sowohl dutch biotische und abiotische Sch~,iden, ferner durch versuchstechnische M~ingel und nicht zuletzt auch durch Kriegseinwirkungen im Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschafi gezogen. Von den Nadelholzversuchsfl/ichen bestehen nurmehr Bruchstiicke, w~ihrend die Eichen- und Buchenfl~chen die vielen sch~idigenden Einwirkungen besser iiberstanden haben. Allein diese Tatsache stellt f~ir sich ein interessantes Ergebnis dar, in einem Lande, in dem der Laubholzanteil mehr als zwei Drittel der Waldfl~iche betr~igt.

Die trotz allem zahlreichen Ergebnisse, die bisher aus diesen Versuchsfl/ichen erarbeitet werden konnten, entsprechen weitgehend jenen der klassischen zentral- europ~iischen Forstliteratur.

Es ist wohl nicht notwendig, bier, vor einer Versammlung yon erfahrenen Forst- wissenschaftlern und Forstfachleuten, auf n~ihere Einzelheiten einzugehen. Ich m~Schte nur kurz auf die schon seit langem bekannten Vorteile einer friihen und starken Durchforstung hinweisen, mit Vornutzungsprozenten im Alter 150 yon etwas iiber 60 ~ bei Eiche und etwas unter 60 0/0 bei Buche.

Ich m/Schte jedoch etwas n/iher auf einige neuere, noch nicht ver~Sffentlidate Ergeb- nisse aus unseren alten Eichen- und Buchenfl/ichen aus dem Jahre 1883 eingehen. Sie reichern die yon DELVAUX (1975) in Belgien aufgegriffene und yon LEIBUNDGUT (1976) in der Schweiz weiterverfolgte Problematik des Einflusses der Durchforstung auf die soziale Rangordnung der B~ume im Bestand weiter an. Wit miissen heute feststellen, dab SCHXDELIN, der Lehrmeister der Auslesedurchforstungen, vor vierzig Jahren gewisse EinflLisse der Durchforstung auf das Umsetzen der B~iume wohl etwas i.ibersch/itzt hatte.

Natiirlich konnten auch einige der erwarteten Ergebnisse best~tigt werden. So konnte zum Beispiel gezeigt werden, dab in einem Eichen-Buchen-Mischbestand ein

Internationaler Verband forstli&er Forschungsanstalten.

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Forschungen iiber die DurcbJorstung in Frankreicb 113

ausreichender Eichenanteil im Hauptbestand nut dutch eine starke Hochdurchforstung erhalten werden kann. Hierzu einige Hektarangaben: - - V o n den 300 im Alter 47 ausgew~ihlten Eichen-Zukunfisst~immen verblieben im

Alter 120 in der Nullfl~iche (ohne aktive Durchforstung) und in der Niederdurch- forstungsfl~iche vier bzw. keine Eichen-Zukunftsst~imme. Der Hauptbestand besteht praktisch aus reiner Buche, wiihrend in der Hochdurchforstungsfliiche 108 Eichen- Zukunftsst~imme erhalten werden konnten, die nun mit 120 Buchen den gewiinsch- ten Mischbestand bilden. Ein erho~es, aber auch ermutigendes Ergebnis fiir den Waldbauer!

Natfirlich ffihrt die Durdaforstung auch schneller zu grSf~eren Durchmessern und ermSglicht es dem Waldbauer, das gesamte Wuchspotential des Standortes auf eine verh~ilmism~.f~ig geringe Anzahl yon B~iumen zu konzentrieren. Aber sprechen wit nun fiber Buchenbestilnde:

Ist des Forstmann in der Lage, jene bevorzugten Sdimme, die Zukunf~sst~imme, tats~ichlich auszuwiihlen? Unsere Vorg~inger der Jahre 1880/1900 in Nancy glaubten mit ungef~ihr 400 im Alter 40/50 ausgew~ihlten Zukunfisst~immen den gesamten End- bestand ausformen zu kSnnen. Dies wurde jedoch niemals erreidat: der Endbestand enthiilt, je nach Behandlung, immer eine verh~iltnism~il~ig grof~e Anzahl an herrschen- den ,,Fiillst~immen% zwischen zwanzig und ffinfzig Prozent; das Verh~.ltnis 50/50 entspricht dem auf den undurchforsteten Vergleichsfl~ichen. Der Massenmittelstamm dieser Fiillst~imme ist ordinals grSi]er als jener der Zukun~sst~imme, und ihre Stamm- qualitiit h~ilt heute den Vergleich mit den ihnen zu Beginn vorgezogenen St~.mmen roll aus. Sic gehSrten bereits zwischen 1900 und 1910 zu den durchmesserst~irksten Biiumen, und die folgenden Durchforstungen zur FSrderung der ZukunPcsstiimme kamen auch ihnen, den Verwiesenen, zugute.

Mit anderen Worten: B~iume, die ,eine Zukunfi haben", sind in Reinbestiinden bereits sehr friihzeitig erkennbar und behalten im Laufe der Jahre, unabh~ingig yon Durchforstungsart und St~irke, ihre dominierende soziale Stellung bei. Des Forst- mann kann daher sehr frtihzeitig diese ,bevorzugten B~iume" ausw~ihlen, aber es handelt sich dabei mehr um eine ,Anerkennung" der sozialen Stellung als urn eine tats~ichliche Auswahl. Es zeigt sich immer wieder, daf~ es trotz a11er Anstrengungen racist unmSglich ist, ein nennenswertes positives Umsetzen yon B~iumen zu erreichen, w~.hrend ein sozialer Abstieg, auch yon ausgewiihlten und gefSrderten Zukunf~s- stiimmen, wohl sehr h~iufig beobachtet werden kann. DELVAUX stellt m. E. mit Recht fest, daft mit eintretendem Konkurrenzdruck die sozialen Baumklassen festgelegt sind und daft auch die Durchforstung nicht in der Lage ist, bei nicht-herrschenden B~iumen eine positive Umsetzdynamik hervorzurufen.

Der gegenw~irtige Stand 'der Durchforstungsforschung

Die yon unseren Vorg~ingern angelegten waldbaulichen und ertragskundlichen Ver- suchsfliichen weisen viele, bereits erw~hnte und kritisierte Miingel auf. Deshalb wurde, beginnend im Jahre 1955, in Frankreich ein neues Versudasfliidaennetz mit rnodernen Versudasanlagen schrittweise aufgebaut: --Sorgf~iltige Auswahl sowohl stand/Srtlich als auch bestandesmiif~ig homogener

Einzelfliichen; --statistisda ausWertbare Versuchsanlagen (Blockanlagen, lateinische Quadrate etc.),

mit racist vier Wiederholungen; - - d i e meist sehr unterschiedlichen Behandlungen beinhalten jeweils auch eine Null-

fliiche ohne jede Durchforstung.

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114 ]. Pardi

Auda einige Versuchsanlagen zur. Untersuchung der Konkurrenzersdaeinungen mit kontinuierlida sida iindernder Bestandesdichte (NELDER. 1962) warden angelegt (ILLY et LEMOIN~ 1970).

Alle diese Versudasanlagen verlangen einen hohen Aufwand an Zeit und Geld und kSnnen daher auch nut in besdar~inkter Anzahl angelegt werden; sic haben jedoda zweifelsohne eine weir hShere Aussagekraflt.

Ida mSchte in diesem Zusammenhang auda den yon P. ABETZ organisierten und geleiteten europiiisdaen Stammzahlhaltungsversuda in Fidate erwiihnen. Der ent- spredaende franzSsisdae Versuda mit vierfacher Wiederholung der fiinf obligatorisdaen 13ehandlungen wurde 1971 yon H. OSXC.~LD angelegt und 1976 bereits das zweite Mal durchforstet (OswALD 1977).

Dieser Versuda wurde bisher 23real in 13 europ~iisdaen Staaten angelegt und kann als beispielhaPc fiir die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiete der Durch- forstungsforschung gelten (A~ETZ 1977). Weitere Ergebnisse, wie zum Beispiel jene des Douglasien-Pflanzabstand-Versudaes, der 1955 in der N~ihe yon Nancy angelegt wurde, mSchte ida kurz anfiihren (Os~cALD et PAI~D~ 1976). Der Versueh wurde als ]ateinisdaes Quadrat mit den vier Quadratverb/inden 1,50 m X 1,50 m, 2 m X 2 m, 2,50 m X 2,50 m und 3 m • 3 m angelegt.

Die wesentlidasten Ergebnisse 18 Jahre nada der Pflanzung kSnnen wie folgt zu- sammengefal'~t werden: - - Im 1,50X 1,50-m-Verband fiihrte der Konkurrenzdruck zum Absterben yon 20 0/0

nidat nutzbarer St~.mme, wiihrend im 3X3-m-Verband (1111 Pflanzen pro Hek- tar) nut 4 0/0 Ausfall zu verzeichnen waren.

- - Die Oberh/Shen sind in alien vier Behandlungen nahezu gleich. - - D e r Altersdurdaschnittszuwadas an Derbholz ist in den 1,50- und 2,0-m-Verbiin-

den ann~ihernd gleich grof~, wiihrend die beiden weiteren Verb~inde zur Zeit noda einen signifikant geringeren Zuwachs aufweisen.

- -Unmit te lbar nach der ersten sehr starken Durchforstung im Jahre 1973 - - die Durchforstung wurde zweifelsohne etwas zu sp~it, bei einer Oberh~She yon bereits 16 m, durchgefiihrt - - traten heftige Friihjahrs- und HerbststLirme auf, und es kam zu Windwtirfen und Gipfelbrtichen. Dabei zeigte sich sehr deutlida, dat~ alle selektiv durdaforsteten, aber auda die undurchforsteten Fl~ichen die Stiirme ohne nennenswerte Sda~iden fiberstanden hatten. Anders lagen die Verh,iltnisse bei den Fl~ichen mit Reihenentnahme. Hier waren die Schiiden beim 3-m-Verband unbe- deutend, beim 2,5-m-Verband ertriiglida, wiihrend sic beim 2-m-Verband und vor allem beim 1,5-m-Verband ein katastrophales Ausmafi annahmen.

Wit besch~iftigen uns zur Zeit auch mit der Auswertung des Zahlenmaterials aus unseren ,klassischen ~. alten Versudasfl~idaen. Unsere Auswertemethodik tr~igt den frudatbaren Anregungen der ,Miinchner Schule" (ASSMANN 196l; FR.a, NZ 1971 und 1974) weitgehend Rechnung, und man finder darin auch einige Ideen und ~berlegun- gen yon P. ABETZ (z. B. ABETZ 1974).

Als Beispiel hierzu m~Sdate ida die Auswertungen der Daten unserer Eidaenversuchs- fl~idaen heranziehen (P^RD~ 1978). Triigt man fiber der OberhShe als Abszisse den Logarithmus der Stamrnzahl pro Hektar nach jeder Durdaforstung eines Bestandes auf, so erhiilt man eine Stammzahlhaltungskurve, die sich anniihernd als eine Gerade mit negativem Steigungswinkel darstellen liigt. Verwendet man hierzu die Daten yon undurdaforsteten Nullfl~ichen, so erhiilt man eine obere Grenzgerade, die die natfir- liche und unfibersdareitbare Stammzahlentwicklung darstellt, mit anderen Worten: die maximale biologisch mSgliche Stammzahlhaltung. Triigt man darunter die Daten aus sehr stark durchforsteten Best~inden auf, yon denen man annehmen kann, daf~ die Gesamtwudasleistung um 5 his 10 % verringert ist, so kann man nun eine untere Grenzgerade zeidanen. Die zwischen diesen beiden Grenzlinien liegende Fl~iche stellt

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Forscbungen iiber die Durcbjorstung in Frankreicb 115

das ,Spielfeld ~ des Waldbauers dar. Es ist einleuchtend, daft zwischen dieser ver- einfachten Darstellung und den Begriffen ,Maximale Grundfl~che ~ und ,Kritis&e Grundfl~iche" der Miinchner Schule ein bestimmter Zusammenhang besteht.

Bevor ich auf die Zukunit der Durchforstungsforschung eingehe, m~Schte ida noeh kurz die zur Zeit in Frankreich iibliche Durchforstungspraxis in Douglasien- und Ficht enreinbestiinden erw~.hnen.

Den beiden ersten Durchforstungen wird eine wesentliche Bedeutung beigemessen. Die erste Durchforstung wird sehr friihzeitig, bei einer OberhiShe yon 13 bis 15 m, durchgeffihrt und es erscheint hierbei vorteilhafi, die OberhiShe start des Alters als BezugsgriSfe zu verwenden. Es ist ein sehr starker, selektiver Eingriff, der gleich- zeitig mit der Anlage eines Riickegassennetzes - - z. B. dur& Entnahme jeder zehnten Reihe - - verbunden ist. Die zweite Durchforstung sollte sechs bis acht Jahre SF~ter erfolgen und man meint, daf dann in diesen in verh~ltnism~if~ig kurzen Umtrieben bewirtschafteten Bestiinden keine weiteren Eingriffe notwendig werden.

Eine Bearbeitung der bisher bekannten Ergebnisse iiber die Durchforstungsfrage ffihrte zur VerSffentlichung der Ridatlinien ffir die erste Durchforstung in g epflanzten Nadelholzbest~inden (CvGREF 1974).

Die Zukunf[ der Durchforstungsforschung

Man kann wohl zweifelsohne behaupten, daf die meisten bisherigen Arbeiten auf dem Gebiete der Durchforstungsforsdaung darauf abzielten, die urspriingliche Metho- dik schrittweise zu verfeinern und die Auswertung tier Aufnahmedaten zu verbessern. Allzuoit beschr~inkt man sich noch auf die zahlenbelegte Darstellung yon Ergebnissen aus positiven Beobachtungen. Wir wollen heute aber die kausalen Zusammenh~inge und die Mechanismen, die zu diesen Ergebnissen fiihrten, erkennen und verstehen. Diese vorherrschenden Gedanken wurden [ibrigens bereits in der im Rahmen der IUFRO durehgeffihrten Umfrage zur Durchforstung zum Ausdruck gebracht, fiber die VAN MIEGI'.OET (1967) berichtet hatte.

In diesem Sinne beginnen wir nun in Frankreich zwei neue Wege der Durch- forstungsforsdaung zu verfolgen, ohne nati~rlich die laufenden Programme aufzu- geben, wobei jedoch zu bemerken ist, daf die wirtschaitlichen Fragestellungen von anderen Forschern bzw. Organisationen verfolgt werden:

Der erste Weg ist eine 6kologische Orientierung, die auf der Feststellung beruht, daf ein guter Waldbau, insbesondere die Bestandeserziehung und damit die Durch- forstung, eine umfassende Kenntnis der E~kologie voraussetzt. Die Waldbauforscher mfissen daher mit ihren Kollegen yon ,den iSkologischen Wissensdlaften wie Boden- kunde, Klimatologie und Pflanzensoziologie eng zusamrnenarbeiten, und es miissen, was noch vorteilhafter erscheint, interdisziplin~ire Forschungsgruppen gegriindet werden, die gemeinsam die Verantwortung Rir die Durchffihrung eines vielseitigen Forschungsprogrammes i.ibernehmen.

Auf diese Tatsache wurde auch in ihrem Lande bereits mehrmals hingewiesen. So schrieb zum Beispiel KIXAMER (1977) im Zusammenhang mit der Durchforstungs- forschung: ,,Die hierbei auftauchenden Probleme k/Snnen vielfach nur yon Wissen- sd~afldern verschiedener Disziplinen gemeinsam bearbeitet werden." Die Durchfor- stungsforschung muf~ daher in enger Beziehung zur Okosystemforschung stehen. So sollte unter anderem der Einfluf~ der verschiedenen Durchforstungen auf die Nieder- schlagsverteilung im Bestand und auf den Wasserhaushalt, das Bodenklima und die Bodenbiologie, ferner auf die Niihrstoffaufnahme, den Energieumsatz (z. B. EinfluB

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der Durchforstung auf die photosynthetlsche Leistungsfiihigkeit der Blattmasse) usw. eingehend untersucht werden.

Wit haben in diesem Zusammenhang bereits verschiedene Forschungsprojekte auf dem Gebiet der forstlichen Bioklimatologie laufen und damit erste Schritte auf diesem neuen Weg unternommen.

Der zweite neue Weg geht yon der Idee aus, dal~ eine dynamische Analyse der Konkurrenzerscheinungen zwisdlen B~iumen in Rein- und Mischbest~inden uns einen Einblick in die kausalen Zusammenhiinge und Mechanismen geben k~nnte, die zwi- schen Strukturentwicklung und Durchforstungseingriff bestehen.

Natfirlich f2illt die kausale Erkliirung der Wachstumsreaktionen yon Einzelb~iumen und Baumkollektiven auf verschiedene Durchforstungseingriffe in das Gebiet der Clkologie bzw. der Baumphysiologie. Man kann jedoch auch versuchen, diese Probleme mit entsprechenden aussagef~ihigen mathematischen Methoden zu liSsen und sich fragen: - - Wie kann man die Bestandesdichte oder den Standraum zahlenm~.f~ig bzw. mathe-

matisch optimal formulieren? - - Wie kann man eine brauchbare Kennzahl zur Messung des Konkurrenzdruckes f~ir

jedes Bestandesglied entwickeln und damit den ersten Schritt zur Ausarbeitung von Bestandesmodellen machen, die jedes Bestandeselement ber~icksichtigen?

- - W i e kann man, vom Wachstum des Einzelstammes ausgehend, die Dynamik des gesamten Baumkollektives erfassen?

Es handelt sich hier um eine vielversprechende neue Forschungsrichtung, die dem ,quantitativen Waldbau ~ eine neue Zukunfi er/Sffnet. Selbstverst~indlich stehen abet ~quantitativer ~ und ,~Skologischer" Waldbau in sehr enger Beziehung zueinander.

Vor allem die nordamerikanische forstliche Forschung hat sich in den letzten Jahren sehr eingehend mit diesen Problemen beschiiftigt. OT'rORI,XI (1977), einer unserer Mitarbeiter, hat die verschiedenen Arbeiten fiber Kennzahlen ("crown com- petition factor" vo/x KRAJICEK, "tree area ratio" von CHISMAN und SCHUMACHER usw.) sowie fiber Baum- und Bestandesmodelle (MITCHELL, NEWNH2tM U.a.) ein- gehend analysiert, und auch eigene Untersuchungen auf diesem Gebiet laufen. BOOCHON (1977) beschiiftigt sich mit Strukturanalysen im Zusammenhang mit Inven- turproblemen. Df~cougT und BACHACOU (1976) versuchten mit einer neuen mathema- tischen Methode der Strukturanalyse (~variables r6gionalisfes,,) den Konkurrenz- problemen in gleichaltrigen Reinbest~inden n~iherzukommen. LEt~OINE (1975) ver- suchte eine biomathematische Synthese von Konkurrenzaspekten und dem Wachstum der Seestrandkiefern in den Landes.

Diese ersten Forschungen auf diesem Gebiete sind noch sehr bruchstiickhafc und fiihren zu keiner eindeutigen L~3sung der Probleme; aber sie zeigen, wenn auch vor- sichtig, neue Wege der Durchforstungsforschung auf.

Schlu8folgerungen

Was behHt uns die Zukun~ vor? ,,Ende oder Wende der Durchforstung?" sdlrieb unser Freund ABETZ (1975) in seinem bekannt pr~ignannten Stil. Aber wit kiJnnen beruhigt sein, denn die Durchforstung ist ein ,,unsterblicher Kranker *.

Da sie krank ist, miissen wit sie eingehend untersuchen, und da sie auch unsterblich ist, haben ihre Krzte keine Arbeitslosigkeit zu befiirchten. Aber sie kann auch ent- t~iuschen: Gewisse Ergebnisse, die ich erw~ihnte, aber auch andere, konnten manchen Forscher enttiiuschen, der eine vorgefafgte und zu optimistische Meinung an den Tag legte.

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Forsdoungen iiber die Durcbforstung in Frankreicb 117

Seit dem Bestehen der forstlichen Versudasanstalten wurden auf dem Gebiete der Durdaforstungsforsdaung zahlreiche grundlegende Erkennmisse erarbeitet. Die neuen Forschungsridatungen und Methoden werden, so hoffe ida, in absehbarer Zeit ihre ersten Friichte tragen.

Zum Absdalufl m~Sdate ida noch auf zwei mir sehr am Herzen liegende Probleme n~iher eingehen: 1. Der Grof~teil der bisherigen Durdaforstungsforschung besch~iftigte sida vorwiegend

mit gleichaltrigen Reinbest~inden. In den tetzten Jahren wurde jedoch der Frage der Mischbest~inde immer mehr Bedeutung zuerkannt. SCHOSER (1972) hat mit rdberzeugung auf die Vorteile yon Mischbest~inden hingewiesen, insbesondere die Misdaung yon europ~iisdaen L~irdaen mit Buche bzw. Edellaubh/Slzern. Auch in Frankreida nimmt das Interesse an Mischbest~inden immer mehr zu. Damit erSff- hen sida viele neue Aufgltber~ der Durchforstungsforschung, die yon unseren Vorg~ingern, wohl wegen der damit verbundenen Schwierigkeiten, nur selten auf- gegriffen wurden. Dies fiihrt zum zweiten Problem:

2. Diese Forsdaungen sollten nicht unabh~ingig voneinander durchgefiihrt werden, wie dies bei den yon mir bereits erw~ihnten Durchforstungsversuchen vor nahezu hundert Jahren der Fall war. Die neuen Durdaforstungsversuche sollten auf euro- p~iischer Ebene besprodaen werden und zu einem wohldurdadachten, sida gegen- seitig abstiitzenden Forsdaungsvorhaben ausgebaut werden.

Natiirli& gibt es auda die IUFRO, die ihre Wirksamkeit bereits oft unter Beweis stellen konnte. Die IUFRO vermag sehr viel, aber sic kann nieht alles. Eine inter- nationale forstliche Zusammenarbeit kann mit einer h/Schst offizietlen Griindungs- urkunde einer Arbeitsgruppe beginnen; oft bleibt es leider dabei. Die wesentliche Triebfeder einer fruchtbaren Zusammenarbeit ist zun~ichst die Exlstenz eines gemein- samen Problems und im weiteren die Anbahnung persSnlicher Beziehungen, die zu gegenseitiger Sch~itzung und Freundschafi und dem Wunsch zu gemeinsamer Forsdaung fiihren. Unter diesen Voraussetzungen ergab sich auch immer wieder, seit Beginn des 19. Jahrhunderts, eine Zusammenarbeit zwischen deutschen und franziSsischen Forst- leuten. Mehr denn je miissen wir auf diesen Prinzipien beharren.

Die ViSlker Mittel- und Westeuropas sdaliei~en sich immer n~iher zusammen. Die Forstleute dieser Staaten waren die ersten, die den Weg hierzu in den Jahren um 1800 er~Sffneten. Sie waren es auch, die ietztlida im Jahre 1891 die IUFRO in Baden- weiler gegr~indet hatten. Die Griindungsurkunde wurde yon BOHLER aus Z~rich, DANCltELMANN aus Eberswalde, SC~ttJBERG aus Freiburg, FRIEDRICH aus Mariabrunn und Bovvr. aus Nancy unterzeidanet.

Neunzig Jahre sp~iter, hundert Jahre nach der Griindung ihrer forstli&en Fakul- flit, k/Snnen wir ohne ~3berheblichkeit sagen, daf~ die heutigea europ~iischen Forstleute ihr Ansehen nicht verloren haben.

Unsere besondere Anerkennung gilt der Miinchner Schule, die es verstanden hat, rich einen hervorragenden Ruf yon weltweiter Geltung zu schaffen und zu erhalten. Sie hat es auda verstanden, ihre Nadabarn und Freunde an ihren Erfolgen teilhaben zu tassen.

Zusammenfassung

Kennmisse /.iber die Durchforstung wurden in Frankreich seit der Gr~indung der Forsthodasdaule in Nancy 1824 vermittelt. Forsdaungen begannen 1882 mit der Anlage yon Durdaforstungsversudasfl~.daen in Eichen- und Budaenbest~inden mit ZukunRsstammauswahl und Numerierung. Diese Versuchsfl~ichen existieren noch heute. Bis 1914 war dies die einzige Durdaforstungsforschung in Frankreida. 1922-- 1935 wurde in ganz Frankreida ein Versuchsfl~.chennetz angelegt nach deutschem

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Vorbild; dieses wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschait gezogen. Diese Versuchsfliichen lieBen die Vorteile einer friJhen und starken Durchforstung deutlich erkennen. Nur durch starke Hochdurchforstung konnte in Eichen-Buchen- Best~nden der gewi.inschte Eichenanteil im Hauptbestand gesichert werden. Weitere Durchforstungsergebnisse waren die friihe Erkennbarkeit yon Zukun~sst~mmen in Reinbest~inden und die Erkenntnis, dal~ die sozialen Baumklassen sehr friihzeitig festgelegt werden und das Umsetzen keine bedeutende Rolle spielt.

Die Durchforstungsforschung wird in Zukunfi neue Wege in zweierlei Hinsicht beschreiten miissen. Zum einen sollte sic eine enge Beziehung zur Okosystemforschung haben und damit eine interdiszipliniire Forschung Platz greifen. Zum zweiten wird die Analyse yon Konkurrenzverh~ltnissen zwischen B~iumen in Rein- und Misch- best~inden, d. h. die Strukturentwicklung bei Durchforstungseingriffen einer genaueren Durchleuchtung bediirfen. Das Ergebnis soll die Ableitung yon Kennzahlen oder Formeln fiir die optimale Bestandsdichte, den Konkurrenzdruck und die Dynamik eines Baumkollektivs sein. Die Mischbestiinde stellen also die neuen Aufgaben dee Durchforstungsforschung dar. Dabei sollten die Forschungsvorhaben iiberfachlich und ~iberregional koordiniert werden.

Summary

Development, present status, and future of thinning research in France

In France, information on thinning exists since the forestry college at Nancy was founded in 1824. Research began in 1882 with the establishment of experimental thinning plots in stands of oak and beech that included selection of future crop trees and numbering. These experimental areas still exist today. Until 1914 the only thinning research in France was done here. From 1922 to 1935 a network of experi- mental plots, patterned after the one used in Germany, was established all over France; World War II, however, caused considerable damage. Results from these experimental plots clearly indicated the advantages of early and heavy thinning. In mixed stands of oak and beech the desired portion of oak in the dominant stand could only be secured by heavy thinning from above. Thinning results showed, too, that in pure stands future crop trees could be recognized at an early age, that social position of trees is determined very early, and that changing of trees from one crown class to another does not play an important role.

Future thinning research will have to take new approaches and move into two new directions. In the first place, it should be closely connected with ecosystem research as a step towards interdisciplinary research. Secondly, there is the need to take a closer look into the competition between individual trees in pure and mixed stands, i.e. into the stand structure development following thinnings. As a result, indeces or formulas shall be derived for optimum stand density, competition pressure, and the dynamics of a tree population. Mixed stands are the new objective of thinning research; it should be coordinated between disciplines, and reach beyond regional boundaries.

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Forscbungen iiber die DurcbJorstung in Frankrelch 119

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Anschrifl des Verfassers: Prof. J. PARD~, I.N.R.A. - - C.N.R.F., Station de Sylviculture et de Production Champenoux, F-54280 Seichamps

M I T T E I L U N G

F o r s t l i c h e H o d a s c h u l w o c h e 1 9 7 9

In der Zei t v o m 9. bis 11. O k t o b e r 1979 f indet in F re iburg die Forst l iche Hochsdaul- woche 1979 stat t .

Die P r o g r a m m e werden im D e k a n a t der Forstwissenschafi l ichen Fakult~it der Un i - versit~it F re iburg (Erbprinzenstraf~e 13) voraussichtl ich ab Mitre Mai 1979 vor l iegen; A n m e l d u n g e n zur Hochschulwoche soll ten beim D e k a n a t nach M~Sglichkeit bis 1. Sep tember 1979 eingehen.