einzelhandel – versorgungsstrukturen und...

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74 Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Verkehr und Kommunikation Einzelhandel – Versorgungsstrukturen und Kundenverkehr Sven Henschel, Daniel Krüger und Elmar Kulke der Angebotsseite wurden zahlreiche kleine „Tante-Emma-Läden“ aufgegeben und neue großflächige Einheiten (A Super-, Verbraucher-, Fachmärkte) von Filialisten errichtet. Auf der Kon- sumentenseite erhöhte sich durch Ein- kommensanstieg und verfügbare Indivi- dualverkehrsmittel die räumliche Nach- frageflexibilität, und es entstanden neue Verhaltensweisen wie der Erlebnisein- kauf. Auf der Seite von Planern und Po- litikern vergrößerten sich die Bereit- schaft und die Möglichkeiten, auf die Standortwahl Einfluss zu nehmen (§11.3 BauNVO, Regionale Raumord- nungsprogramme). Die strukturellen Veränderungen führten zu einem Wandel in der räumli- chen Verteilung der Geschäfte. Auffäl- ligste Merkmale waren die Ausdünnung des Versorgungsnetzes in ländlichen Or- ten und Wohngebieten der Städte sowie die Entstehung eines sekundären Stand- ortnetzes außerhalb der geschlossenen Bebauung der Städte. Merkmale des Standortsystems Einzelhandelsgeschäfte lassen sich in Abhängigkeit von Größe, Sortiment und Bedienungsart verschiedenen A Betriebsformen (s.S. 76) zuordnen. Die- se weisen unterschiedliche räumliche Verteilungen und typische Konzentra- tionen in Versorgungszentren auf 3. Kleine Lebensmittelläden besitzen eine große räumliche Streuung; sie befinden sich häufig an Einzelstandorten in un- mittelbarer Nachbarschaft von Wohn- bereichen. Großflächigere Einheiten des Lebensmitteleinzelhandels bevorzu- gen innerstädtische Subzentren mit grö- ßerem Nachfragepotenzial (A Supermärkte) oder mit Individual- verkehrsmitteln gut erreichbare Stadt- randlagen (A Verbrauchermärkte). Klei- ne Fach- und Spezialgeschäfte des A Non-Food-Bereichs suchen die Nähe zu anderen Anbietern, da sie nur da- durch eine ausreichende Kundenfre- quenz und ein großes Einzugsgebiet er- langen können. Sie konzentrieren sich ebenso wie die großflächigen A Kauf-/ Warenhäuser in höherrangigen inner- städtischen Zentren. Die neuen großflä- chigen A Verbraucher- und A Fach- märkte bevorzugen verkehrsgünstig ge- legene, nicht in die Bebauung integrier- te Flächen am Stadtrand. Aufgrund ih- rer eigenen Angebotsvielfalt sind sie für Kundenbesuche so attraktiv, dass sie dort auch ohne Nähe zu anderen An- bietern existieren können. Nachfrage- und Verkehrsver- flechtungen des Standort- systems Grundsätzlich bestehen im Einzelhan- del nur im Lieferverkehr großräumige Verkehrsbeziehungen, während im Kun- denbereich lokale Vernetzungen domi- nieren. Die einzelnen Versorgungszen- tren weisen aufgrund ihres Angebots- und Betriebsformenmix unterschiedli- che Nachfrageverflechtungen auf (Be- suchshäufigkeit, Einkaufsmenge, Di- stanz, Verkehrsmittel) 3. Nachbar- schaftsläden/-zentren mit einem Ange- Jahr 8084889296 8084889296 0 10 20 30 40 50 60 70 % 8084889296 8084889296 Fahrrad zu Fu Pkw PNV ' Institut für Lnderkunde, Leipzig 2000 Braunschweig (249) Hannover (521) Gieen (72) Freiburg (200) Münster (265) Hamburg (1 705) in Klammer: Einwohner 1999 in Tsd. Modal Split der Innenstadtbesucher 1980 - 1996 % Jahr 0 20 40 60 80 100 66 1970 75 1980 85 1990 95** 99 ' Institut für Lnderkunde, Leipzig 2000 * erst seit 1995 seperat ausgewiesen ** seit 1991 einschl. der neuen Lnder Verbrauchsmrkte / SB-Warenhuser Discounter* Supermrkte SB-Lden Bedie- nungslden Anteil der Betriebsformen an der Verkaufsflche des Lebensmittel- einzelhandels 1966 - 1999 L L Lo o or r re e en n nz z zk k ku u ur r rv v v e e e Der Gini-Koeffizient G (nach L. Schtzl 1981) Die Verteilung von Werten über eine Grundgesamtheit, wie z.B. Einkommen auf die Bevlkerung oder Landflche auf alle Grundbesitzer, kann durch eine Kurve abgebildet werden, die durch kumulatives Auftragen der Prozente der Population auf der einen Achse und der Prozente der Werte auf der anderen Achse entsteht. So kann man ablesen, ob eine solche Verteilung gleichmig ist oder besondere Konzentrationen aufweist, wie beispielsweise wenn 20% der Grundbesitzer 80% der Flche einer Region besitzen, whrend die restlichen 80% der Grundbesitzer nur 20% der Flche auf sich vereinen. Solche Kurven heien Lorenzkurven. In dieser Darstellungsform ergbe die Gleichverteilung eine gerade Linie in der Diagonale eines x/y-Achsensystems. Ausgehend von der Lorenzkurve entwickelte der Italiener C. Gini (1910) ein Konzentrationsma, das die Abweichung einer Verteilung von der Gleichverteilung so misst, dass die Flche zwischen beiden Kurven als Anteil der grtmglichen Flche zwischen beiden Kurven, nmlich dem Dreieck 0BC, ausgedrückt wird. Bei Gleichverteilung ist der Wert G=0, bei extremer Ungleichverteilung nhert er sich 1. 100 50 0 0 50 100 Linie der Gleichverteilung Linie der Gleichverteilung Linie der Gleichverteilung B C Prozent Prozent F 1 F 1 F 1 G = Anteil von F 1 an der Dreiecksflche 0BC Zentrentyp Betriebsformen Sorti- ment Fristigkeit Einzugsbereich Besuchs- hufigkeit Waren-/Kaufhaus/ Fachgeschft kleines Waren- haus/Fachgeschft Supermarkt/z.T. Fachgeschft SB-Laden/ Supermarkt Verbrauchermarkt/ Fachmarkt City Stadtteil- zentrum Nachbar- schaftszentr. 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Mit zunehmen- der Zentrengröße und steigendem An- gebotsanteil von Non-Food-Gütern des mittel- und langfristigen Bedarfs werden Besuche seltener, es werden größere Di- stanzen zurückgelegt und verstärkt der Pkw oder öffentliche Verkehrsmittel zum Erreichen genutzt. A Nicht inte- grierte Zentren weisen große räumliche Einzugsgebiete auf, und die Nachfrager kommen überwiegend mit dem Pkw zum Einkauf größerer Mengen. Der A Modal Split im Einkaufsver- kehr ist zusätzlich von der Siedlungsgrö- ße abhängig 1. In kleinen Orten des ländlichen Raumes dominiert der Indi- vidualverkehr. In Städten steigt der An- teil des öffentlichen Verkehrs mit zu- nehmender Einwohnerzahl (s. die Bei- spiele Braunschweig, Hannover, Ham- burg), denn größere Städte besitzen ein leistungsfähigeres öffentliches Verkehrs- Der Handelsbereich besitzt mit einem Anteil von ca. 14% an den Beschäftig- ten und von ca. 10% am Bruttoinlands- produkt große wirtschaftliche Bedeu- tung. Noch relevanter ist jedoch das raumprägende Gewicht des Einzelhan- dels. Die Standorte der Geschäfte be- einflussen das Siedlungs- und Zentren- system, die räumlichen Verhaltenswei- sen im Versorgungsbereich sowie die Verkehrsströme. In den letzten Jahrzehnten verzeich- nete der Einzelhandel starke strukturel- le und räumliche Veränderungen. Auf C 4 A B

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74Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Verkehr und Kommunikation

Einzelhandel – Versorgungsstrukturen und KundenverkehrSven Henschel, Daniel Krüger und Elmar Kulke

der Angebotsseite wurden zahlreichekleine „Tante-Emma-Läden“ aufgegebenund neue großflächige Einheiten(A Super-, Verbraucher-, Fachmärkte)von Filialisten errichtet. Auf der Kon-sumentenseite erhöhte sich durch Ein-kommensanstieg und verfügbare Indivi-dualverkehrsmittel die räumliche Nach-frageflexibilität, und es entstanden neueVerhaltensweisen wie der Erlebnisein-kauf. Auf der Seite von Planern und Po-litikern vergrößerten sich die Bereit-schaft und die Möglichkeiten, auf dieStandortwahl Einfluss zu nehmen(§11.3 BauNVO, Regionale Raumord-nungsprogramme).

Die strukturellen Veränderungenführten zu einem Wandel in der räumli-chen Verteilung der Geschäfte. Auffäl-ligste Merkmale waren die Ausdünnungdes Versorgungsnetzes in ländlichen Or-ten und Wohngebieten der Städte sowiedie Entstehung eines sekundären Stand-ortnetzes außerhalb der geschlossenenBebauung der Städte.

Merkmale des StandortsystemsEinzelhandelsgeschäfte lassen sich inAbhängigkeit von Größe, Sortimentund Bedienungsart verschiedenenA Betriebsformen (s.S. 76) zuordnen. Die-se weisen unterschiedliche räumlicheVerteilungen und typische Konzentra-tionen in Versorgungszentren auf 3.Kleine Lebensmittelläden besitzen einegroße räumliche Streuung; sie befindensich häufig an Einzelstandorten in un-mittelbarer Nachbarschaft von Wohn-bereichen. Großflächigere Einheitendes Lebensmitteleinzelhandels bevorzu-gen innerstädtische Subzentren mit grö-ßerem Nachfragepotenzial(A Supermärkte) oder mit Individual-verkehrsmitteln gut erreichbare Stadt-randlagen (A Verbrauchermärkte). Klei-ne Fach- und Spezialgeschäfte des

A Non-Food-Bereichs suchen die Nähezu anderen Anbietern, da sie nur da-durch eine ausreichende Kundenfre-quenz und ein großes Einzugsgebiet er-langen können. Sie konzentrieren sichebenso wie die großflächigen A Kauf-/Warenhäuser in höherrangigen inner-städtischen Zentren. Die neuen großflä-chigen A Verbraucher- und A Fach-märkte bevorzugen verkehrsgünstig ge-legene, nicht in die Bebauung integrier-te Flächen am Stadtrand. Aufgrund ih-rer eigenen Angebotsvielfalt sind sie fürKundenbesuche so attraktiv, dass siedort auch ohne Nähe zu anderen An-bietern existieren können.

Nachfrage- und Verkehrsver-flechtungen des Standort-systemsGrundsätzlich bestehen im Einzelhan-del nur im Lieferverkehr großräumigeVerkehrsbeziehungen, während im Kun-denbereich lokale Vernetzungen domi-nieren. Die einzelnen Versorgungszen-tren weisen aufgrund ihres Angebots-und Betriebsformenmix unterschiedli-che Nachfrageverflechtungen auf (Be-suchshäufigkeit, Einkaufsmenge, Di-stanz, Verkehrsmittel) 3. Nachbar-schaftsläden/-zentren mit einem Ange-

Jahr8084889296 8084889296

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Fahrradzu Fuß Pkw ÖPNV

© Institut für Länderkunde, Leipzig 2000

Braunschweig (249)Hannover (521)Gießen (72)

Freiburg (200)Münster (265) Hamburg (1705)

in Klammer:Einwohner 1999in Tsd.

Modal Split der Innenstadtbesucher1980-1996

%

Jahr

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66 1970 75 1980 85 1990 95** 99

© Institut für Länderkunde, Leipzig 2000

* erst seit 1995 seperat ausgewiesen** seit 1991 einschl. der neuen Länder

Verbrauchsmärkte/SB-Warenhäuser

Discounter*Supermärkte

SB-Läden

Bedie-nungsläden

Anteil der Betriebsformen an derVerkaufsfläche des Lebensmittel-einzelhandels 1966-1999

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Der Gini-Koeffizient G (nach L. Schätzl 1981)Die Verteilung von Werten über eine Grundgesamtheit, wiez.B. Einkommen auf die Bevölkerung oder Landfläche aufalle Grundbesitzer, kann durch eine Kurve abgebildet werden,die durch kumulatives Auftragen der Prozente der Populationauf der einen Achse und der Prozente der Werte auf deranderen Achse entsteht. So kann man ablesen, ob eine solcheVerteilung gleichmäßig ist oder besondere Konzentrationenaufweist, wie beispielsweise wenn 20% der Grundbesitzer80% der Fläche einer Region besitzen, während die restlichen80% der Grundbesitzer nur 20% der Fläche auf sich vereinen.Solche Kurven heißen Lorenzkurven. In dieser Darstellungsformergäbe die Gleichverteilung eine gerade Linie in der Diagonaleeines x/y-Achsensystems.Ausgehend von der Lorenzkurve entwickelte der Italiener C.Gini (1910) ein Konzentrationsmaß, das die Abweichung einerVerteilung von der Gleichverteilung so misst, dass die Flächezwischen beiden Kurven als Anteil der größtmöglichen Flächezwischen beiden Kurven, nämlich dem Dreieck 0BC,ausgedrückt wird. Bei Gleichverteilung ist der Wert G=0, beiextremer Ungleichverteilung nähert er sich 1.

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G = Anteil von F1 an derDreiecksfläche 0BC

Zentrentyp Betriebsformen Sorti-ment

Fristigkeit Einzugsbereich Besuchs-häufigkeit

Waren-/Kaufhaus/Fachgeschäftkleines Waren-haus/FachgeschäftSupermarkt/z.T.FachgeschäftSB-Laden/SupermarktVerbrauchermarkt/Fachmarkt

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Stadtteil-zentrumNachbar-schaftszentr.Nachbar-schaftsladennicht integrier-tes Zentrum

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Umsatzkonzentration im Einzelhandel1962-1998

Gini-Koeffizient

1962 = 0,72

1972 = 0,82

1982 = 0,84

1992 = 0,89

1998 = 0,89

bot an Gütern des täglichen Bedarfs(z.B. Lebensmittel) werden von Kundenaus der unmittelbaren Umgebung sehrhäufig zum Einkauf kleinerer Mengenbesucht, und zwar vor allem im Indivi-dualverkehr, d.h. zu Fuß, mit dem Fahr-rad oder mit dem Auto. Mit zunehmen-der Zentrengröße und steigendem An-gebotsanteil von Non-Food-Gütern des

mittel- und langfristigen Bedarfs werdenBesuche seltener, es werden größere Di-stanzen zurückgelegt und verstärkt derPkw oder öffentliche Verkehrsmittelzum Erreichen genutzt. A Nicht inte-grierte Zentren weisen große räumlicheEinzugsgebiete auf, und die Nachfragerkommen überwiegend mit dem Pkwzum Einkauf größerer Mengen.

Der A Modal Split im Einkaufsver-kehr ist zusätzlich von der Siedlungsgrö-ße abhängig 1. In kleinen Orten desländlichen Raumes dominiert der Indi-vidualverkehr. In Städten steigt der An-teil des öffentlichen Verkehrs mit zu-nehmender Einwohnerzahl (s. die Bei-spiele Braunschweig, Hannover, Ham-burg), denn größere Städte besitzen einleistungsfähigeres öffentliches Verkehrs-

Der Handelsbereich besitzt mit einemAnteil von ca. 14% an den Beschäftig-ten und von ca. 10% am Bruttoinlands-produkt große wirtschaftliche Bedeu-tung. Noch relevanter ist jedoch dasraumprägende Gewicht des Einzelhan-dels. Die Standorte der Geschäfte be-einflussen das Siedlungs- und Zentren-system, die räumlichen Verhaltenswei-sen im Versorgungsbereich sowie dieVerkehrsströme.

In den letzten Jahrzehnten verzeich-nete der Einzelhandel starke strukturel-le und räumliche Veränderungen. Auf

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75Einzelhandel – Versorgungsstrukturen und Kundenverkehr

netz (Netzdichte, Frequenzen), und estreten begrenzende Faktoren im Indivi-dualverkehr auf (Stau, Parkplatzknapp-heit/-kosten).

Darüber hinaus besitzt auch die Ver-kehrspolitik in großen Städten erhebli-chen Einfluss auf den Modal Split imEinkaufsverkehr. Ohne gezielte Maß-nahmen dominiert der Individualver-kehr (z.B. Braunschweig). Die Erfah-rung zeigt, dass der Autoverkehr durchAusbau des ÖPNV (z.B. Freiburg) oderdes Radwegenetzes (z.B. Münster) zuGunsten umweltfreundlicherer Ver-kehrsmittel reduziert werden kann.

Veränderungen des Standort-systemsVon entscheidender Bedeutung für Ver-änderungen der Angebotsseite waren inden letzten Jahrzehnten das Auftretenneuer Betriebsformen und die Konzen-tration auf Mehrbetriebsunternehmen.Der Wandel der Betriebsformen wurdedurch die Vergrößerung der Zahl der an-gebotenen Artikel beeinflusst sowiedurch den verstärkten Einsatz desSelbstbedienungsprinzips zur Reduzie-rung von Personalkosten und durch denAnstieg der zur Existenz eines Betriebeserforderlichen Umsatzuntergrenze. Diesbewirkte, dass neue großflächige Einhei-ten kleine Geschäfte ersetzten 2. Aufdem Gebiet der Bundesrepublik wurdenim Lebensmittelbereich die ehemals do-minierenden Bedienungsläden (1961noch 86% der Geschäfte und 61% desUmsatzes) in den sechziger Jahrendurch SB-Märkte, später durch Super-

märkte und zuletzt durch Verbraucher-märkte abgelöst. Die Zahl der Geschäfteverringerte sich in Westdeutschlandvon 161.319 (1966) auf 60.361 (1989).

Auch nach der Wiedervereinigungsetzte sich der Trend fort. In Gesamt-deutschland reduzierte sich zwischen1991 und 1999 die Anzahl von 85.294auf 72.497 Einheiten. VergleichbareEntwicklungen verzeichnete der Non-

ElbeFulda

Oder

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Donau

Rhein

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Düsseldorf

Mainz

Stuttgart

München

Erfurt Dresden

Berlin

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Wiesbaden

Saarbrücken

Hochland-Center Weißig

A10-Center Wildau

Kaufland-Center Dessau

Neckar-CenterEsslingen

Havel ParkDallgow

Lausitz ParkGroß Gaglow

Kauf Park Eiche

Südring CenterGroß Machnow

Bethanien FMZNeubrandenburg

Beetzsee-CenterBrandenburg

MüggelparkGosen

BreuningerlandLudwigsburg-N.

Elisen ParkGreifswald

Weserpark Bremen

MEZ-MeinEinkaufszentrumGägelow

EKZ Abensberg

CottbusCenter

Ostsee-Center-Stralsund Langendorf

RuhrparkBochum

Rhein-Ruhr-ZentrumMülheima. d. Ruhr

Südring-CenterPaderborn

West Park Ingolstadt

KelheimerEKZ

Ems Park Leer

MultimarktKlein Berkel

Hockenheim-Center

Citti-Park Flensburg

PEP Hötzelsroda

BurgauparkJena

Junkerspark Dessau

Erzgebirgs-CenterAnnaberg-Buchholz

Rheinhessen-CenterAlzey

Plauen Park

Riesa-Riesa-Riesa-Park

HavelparkRathenow

Classic-Center-Weimar

Rems-ParkWaiblingen

HUMAEinkaufsparkSchwabach

Harz-ParkWernigerode

Sieben Seen CenterSchwerin

Altmark-Park Stendal

Soltauer Alm

Ostsee-ParkRostock-Sievershagen

EKZ Reutereiche Stavenhagen

Hanse-CenterBentwisch

BrandenburgerEKZ Wust

Ostsee-Park Raisdorf

Herkules-CenterVellmar

MainspitzeRaunheim

SüdparkNeuburg

Neefe-park Chemnitz

PEP DelitzschPEP Brehna

PaunsdorfCenter Leipzig

PEPGrimma

KaufpaKaufpaKaufparkGera

Elbe-Park

Saale-Unstrut-trut-trut-Center Leißlinlinling

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Halle-Center Halle-PeißenHallescherEinkaufspark HEP Halle-BruckdorfSaale-ParkGünthersdorfSachsenpark LeipzigLöwen-CenterBurghausenLCC-LangenbahnCenter CrimmitschauPleißen-CenterSteinpleis

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Verkaufsflächein m²

50000

StaatsgrenzeLändergrenzeLandeshauptstadtAutobahnVerdichtungs-raum

Autoren: S.Henschel,D.Krüger,E.Kulke

Entwicklung des sekundären Einzelhandelsnetzes 1964-1999Shopping Center auf Grüne-Wiese-Standorten

© Institut für Länderkunde, Leipzig 2000 Maßstab 1: 3750000

0 50 100 km7525

Maßstab 1: 2750000

Food-Einzelhandel, in welchem Fachge-schäfte und Warenhäuser seit den sieb-ziger Jahren von Fachmärkten für z.B.Möbel, Bau oder Unterhaltungselektro-nik verdrängt werden.

Parallel dazu erfolgte auch ein Wan-del der Unternehmensformen. Seit den1970er Jahren wurden selbstständigeEinbetriebsunternehmen aufgegeben,während immer größere Filialisten, RRRRR

Branchenmix – Verhältnis der in einemZentrum vertretenen Branchen zueinan-der

E-Commerce – elektronisch abgewickel-ter Handel

food/non-food – Unterscheidung desSortiments nach Lebensmittel/keine Le-bensmittel

integrierte/nicht integrierte Zentren/Standorte – Angabe über den Grad derEinbindung von Einrichtungen in einstädtisches Gefüge bzw. den geschlosse-nen Baukörper einer Stadt

Kopplung – Verbindung mehrerer Akti-vitäten bei einem/r Ausgang/Ausfahrt

Mehrbetriebsunternehmen – Unter-nehmen, die zahlreiche Niederlassungenoder Filialen haben, auch Filialisten ge-nannt

Modal Split – errechnetes Verhältnis dervon einer gegebenen Population/Gruppebenutzten Verkehrsmittel; meist als Pro-zentwert angegeben

sekundärer Einzelhandel – das Stand-ortnetz des großflächigen Einzelhandelsaußerhalb der geschlossenen Bebauungder Städte

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Mrd. Pkw-km

Jahr© Institut für Länderkunde, Leipzig 2000

Freizeit 44%

Arbeit 37%

Versorgung 14%

sonstige 5%

* seit 1992 einschließlichder neuen Länder

Verkehrsleistung nach ausgewähltenFahrtzwecken 1976-1994

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insgesamt in Mrd. DM2500

* Einzelhandel imengeren Sinne© Institut für Länderkunde, Leipzig 2000

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Oberhavel

Barnim

Märkisch-Oderland

Oder-Spree

Havelland

Potsdam

Potsdam-Mittelmark Teltow-

FlämingDahme-

Spreewald

1991* 1995 1997

* keine Daten für Brandenburg

Verkaufs-flächein m²/Einwohner

über 1,501,25 bis < 1,501,00 bis < 1,250,75 bis < 1,000,50 bis < 0,750,25 bis < 0,50

AbsoluteVerkaufs-flächein 1000 m²

35830020010050231mm² entspricht 20000m²

LändergrenzeKreisgrenzeStadtbezirksgrenze

Grenze des engerenVerflechtungsraumsBerlin-Brandenburg

1 Reinickendorf2 Spandau3 Charlottenburg4 Wedding5 Tiergarten6 Kreuzberg

19 Mitte20 Prenzlauer Berg21 Hohenschön-

hausen22 Weißensee23 Pankow

Stadtbezirke7 Schöneberg8 Wilmersdorf9 Zehlendorf

10 Steglitz11 Tempelhof12 Neukölln

13 Treptow14 Köpenick15 Hellersdorf16 Marzahn17 Lichtenberg18 Friedrichshain

Maßstab 1: 1250000

0 10 20 km

Verkaufsflächen 1991-1997Berlin und engerer Verflechtungsraum des Landes Brandenburg

Autoren: S.Henschel,D.Krüger, E.Kulke,

© Institut für Länderkunde, Leipzig 2000

Wichtige Betriebsformen des Einzel-handels

Bedienungsladen – kleinflächiges Ge-schäft (bis 100 m²) mit Fremdbedienungund begrenztem Lebensmittelsortiment

Discounter – größerer Selbstbedie-nungsladen mit Orientierung auf niedri-ge Warenpreise

Fachmarkt – großflächiger Selbstbedie-nungsladen mit preisgünstigem Non-Food-Sortiment einer Warengruppe (z.B.Heimwerkerbedarf, Möbel, Unterhal-tungselektronik)

Fach-/Spezialgeschäft – kleinerer Be-dienungsladen mit tiefem Sortiment ei-ner Non-Food-Warengruppe (z.B. Schu-he, Bekleidung, Elektrogeräte)

Filiale – Niederlassung eines Geschäftes,das von einem großen Konzern einge-richtet wurde und unter gleichem Na-men mit standardisiertem Sortiment undeinheitlicher Ausgestaltung an mehrerenStandorten existiert

Kauf-/Warenhaus – großflächige Ein-heit mit breitem und tiefem Non-Food-Sortiment und dezentraler Selbst- undFremdbedienung

SB-Laden/SB-Markt – kleinerer Lebens-mittelladen (bis 400 m²) mit Selbstbedie-nung

Supermarkt – größeres Lebensmittelge-schäft (ab 400 m²) mit vielfältigem,preisgünstigem Sortiment und Selbstbe-dienung

Verbrauchermarkt/SB-Warenhaus –großflächige Einheit (ab 1500 m²) mitvielfältigem Lebensmittelangebot undbreitem Non-Food-Begleitsortiment inkonsequenter Selbstbedienung

die hohe Umsatzanteile erzielen, ent-standen 4. Ihre Geschäfte bieten einstandardisiertes Sortiment in einheitli-cher Ausgestaltung und sind in moder-ne Warenwirtschaftssysteme sowie über-regionale Werbemaßnahmen eingebun-den.

Schließungen kleiner Einheiten un-abhängiger Einzelhändler erfolgten vorallem in kleinen Siedlungen undWohngebieten sowie in Subzentren derStädte. Die Netzdichte des Lebensmit-teleinzelhandels verringerte sich, unddas primäre Einzelhandelsnetz inner-halb der geschlossenen Bebauung erfuhreinen Bedeutungsverlust. Die neuengroßflächigen Einheiten und Filialistentrugen durch ihre Standortwahl zur Ent-wicklung eines sekundären Einkaufsnet-zes im Umland der Städte bei. Dort ent-standen Einzelstandorte großflächigerEinheiten (z.B. Baumärkte), Agglome-rationen mehrerer Betriebe (zumeistKombinationen von Verbraucher- undFachmärkten) und baulich zusammen-hängende Shopping-Center 5.

In jüngster Zeit erfährt der Einzelhan-del durch den Einsatz moderner Infor-mations- und Kommunikationstechno-logien eine umfassende Neuorientie-rung in den Bereichen Warenwirtschaftund Logistik. Scannerkassen, Mikro-computer und Datenfernübertragungvereinen sich in rechnergestützten Wa-renwirtschaftssystemen. Sie erlaubenein effizienteres Bestandsmanagementund Sortimentsoptimierungen entspre-chend dem lokalen Nachfrageprofil. Dieunmittelbare Umgebung kann damitauch bei Filialen wieder stärker Einfluss

auf die Sortimentsgestaltung nehmen.Zulieferbeziehungen verändern sich inRichtung auf häufigere, aber entfer-nungsreduzierende Frequenzen. Dane-ben entstand mit dem World Wide Webeine technische Kommunikationsplatt-form für A E-Commerce. Sie erlaubtVerbesserungen in der Planung undSteuerung eines flexiblen und nachfra-georientierten Produktions- und Han-delsablaufs zwischen Unternehmen.Zwischen Unternehmen und Kundenwerden ein zeit- und standortunabhän-giger Verkauf, differenzierte Kunden-ansprache und benutzerdefiniertesMarketing möglich. Im stationärenEinzelhandel dürfte sich dadurch derräumliche Ausdünnungsprozess selbst-ständiger kleiner Einheiten weiter ver-stärken.

Veränderungen der Nachfrage-verflechtungenDie Netzausdünnung und die Entste-hung nicht integrierter Zentren wurdenerst durch eine gestiegene räumlicheNachfrageflexibilität der Kunden er-möglicht. Ohne den motorisierten Indi-vidualverkehr sind die Nachfrager anden Nahbereich oder die Knoten des öf-fentlichen Verkehrsnetzes gebunden.Durch die in den letzten Jahrzehntengestiegene Ausstattung der Privathaus-halte mit Pkw – 1999 verfügten 96% al-ler Haushalte über ein oder mehrereAutos, und im Durchschnitt entfielen1,3 Pkw auf jeden Haushalt – könnenweiter entfernte und außerhalb desÖPNV-Netzes gelegene Standorte er-reicht werden.

Durch den parallel erfolgten Einkom-mensanstieg vergrößerte sich nicht nurdie Zahl der nachgefragten Artikel, son-dern auch die räumliche Reichweite.Bei gleichbleibender zum Einkauf zurVerfügung stehender Zeit mussten des-halb die Kunden während eines Besuchs

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77Einzelhandel – Versorgungsstrukturen und Kundenverkehr

Bodensee

Kiel

SchwerinHamburg

BerlinPotsdam

Magdeburg

Dresden

Erfurt

München

Stuttgart

Wiesbaden

Mainz

Düsseldorf

Bremen

Hannover

Saarbrücken

Verkaufsfläche im Einzelhandel 1993

Autoren: S.Henschel,D.Krüger,E.Kulke

© Institut für Länderkunde, Leipzig 2000

nach Kreisen*

Maßstab 1: 6000000

25 750 50 100 km

Mittlere Verkaufsflächein m² je Einwohner

< 0,500,50 - 0,750,75 - 1,001,00 - 1,251,25 - 1,501,50 - 1,751,75 - 2,002,00 - 2,50

>2,50

* Stand der Kreisgrenzen 1993

Bodensee

Kiel

SchwerinHamburg

Berlin

Potsdam

Magdeburg

DresdenErfurt

München

Stuttgart

Saarbrücken

Wiesbaden

Mainz

Düsseldorf

Bremen

Hannover

Kaufkraft-IndexDeutschland=100

> 125115 bis 125105 bis 11595 bis 10585 bis 9575 bis 85

< 75

durchschnittlich

zunehmendüberdurch-schnittlich

zunehmendunterdurch-

schnittlich

Kaufkraft pro Einwohner 1999nach Kreisen

Autor: E.Kulke

© Institut für Länderkunde, Leipzig 2000 Maßstab 1: 5000000

0 50 100 km25 75

mehrere Besorgungen tätigen. DieseA Kopplung begünstigte großflächigeGeschäfte mit einem vielfältigen Sorti-ment sowie attraktive innerstädtischeZentren, sie trug aber zum Rückgang derNachfrage im Nahbereich kleiner Orteund Wohngebiete bei. Mit dem erhöhtenBedarf an Transportkapazitäten und demAnwachsen der Entfernungen nahm derEinkaufsverkehr mit dem Pkw zu 6.

An dem einkommensbedingten An-stieg des privaten Verbrauchs war derEinzelhandel unterproportional beteiligt7, während Ausgaben für Freizeit starkzunahmen. Dies drückt sich auch imWandel der Einkaufsgewohnheiten aus.Reine Versorgungseinkäufe im Nahbe-reich verloren an Bedeutung, währendErlebniseinkäufe wichtiger wurden. Da-bei wird der Einkauf hochwertiger undteurer Waren oft als Freizeitgestaltungempfunden, was attraktivere Versor-gungszentren begünstigt. Parallel dazuverstärkte sich die Preisorientierung derVerbraucher bei standardisiertenGrundbedarfsgütern. Dies unterstütztedas Auftreten von A Discountern. Jüng-ster Trend ist das smart-shopping, d.h.

der Einkauf hochwertiger Markenpro-dukte zu niedrigen Preisen. Die Verän-derungen im Verhalten führen zu einerVerringerung der Bindung an die jeweilsnächst gelegenen Zentren und zu sichlaufend verändernden Orientierungenauf fernere Ziele.

Räumliche BesonderheitenStandortstrukturen und Nachfragever-haltensweisen sowie ihre Veränderun-gen unterscheiden sich zwischen städti-schen und ländlichen Gebieten undzwischen den alten und den neuen Län-dern 9 J. Im Westen besitzen die grö-ßeren Städte die höchste Versorgungs-dichte. Sie erfüllen oft zentralörtlicheFunktionen für ihr Umland und könneneine überdurchschnittliche Kaufkraftverzeichnen. Sie weisen ein differen-ziertes innerstädtisches Zentrensystemmit vielfältigem Betriebsformen-, Be-sitzformen- und A Branchenmix auf. Imsuburbanen Raum entstanden auchnicht integrierte Einzelhandelsstandor-te, deren Entwicklung jedoch seit denachtziger Jahren planerisch begrenztwird. Im ländlichen Raum konnten die

Mittelzentren durch Nachfrageum-schichtungen und Angebotsdiversifizie-rung einen Bedeutungszuwachs erzielen,während Netzausdünnungen in denkleinen Orten erfolgten.

Die neuen Länder erfuhren nach derWende einen raschen Expansionspro-zess westdeutscher Filialisten. Sie wähl-ten für ihre modernen großflächigenBetriebsformen vor allem nicht inte-grierte Stadtrandlagen. Dort bestandenin der ersten Zeit nach der Wende kei-ne planerischen Beschränkungen. Esentstand ein ausgeprägtes sekundäresHandelsnetz 5 8, für das eine Markt-dominanz von Filialisten mit standardi-

siertem Sortiment charakteristisch ist.Die im Vergleich zum Westen insgesamtniedrigere Kaufkraft J hat eine stärke-re Preisorientierung bedingt, was dieseStandorte begünstigte. Die Entwicklunginnerstädtischer Bereiche wurde längereZeit durch unklare Besitzverhältnisseund vorhandene Bebauung erschwert.Erst in jüngster Zeit entstehen geplanteinnerstädtische Shopping-Center 8,die sich jedoch in ihren Merkmalen be-züglich des Anteils von Filialisten, derbaulichen Geschlossenheit sowie derStandardisierung des Angebots wesent-lich von gewachsenen Zentren west-deutscher Städte unterscheiden.?

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