einführung in die gesundheitsökonomische evaluation dr. reinhold kilian universität ulm,...
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Einführung in die gesundheitsökonomische Evaluation
Dr. Reinhold Kilian
Universität Ulm, Abteilung Psychiatrie II
Patient Krankenversicherung Gesellschaft
Zuzahlung
Nebenkosten
Einkommens-verluste
Prävention
Medikamente
Stationäre Behandlung
Ambulante Behandlung
Medikamente
Stationäre Behandlung
Ambulante Behandlung
Produktivitätsverlust
Prävention
Kosten
Perspektiven gesundheitsökonomischer Evaluationsstudien
Merkmale gesundheitsökonomischer Evaluationsstudien
RCT‘s
Naturalistische
Studien
Primärdaten Sekundärdaten
Metaanalysen
Simulationsstudien
Krankheitskosten
Direkte Kosten Medikamentenkosten Personalkosten Laborkosten Verwaltungskosten Investitionskosten Fahrtkosten Unterkunftskosten Betreuungskosten
Indirekte Kosten Arbeitsausfall Reduzierung der
Arbeitsleistung Vorzeitiger Tod
Intangible Kosten Schmerz/Leid Verlust von
Lebensqualität
Das Prinzip der Opportunitätskosten
Wenn Ressourcen für die Herstellung der Verwendung einer Technologie benutzt werden, können diese nicht für einen alternativen Zweck eingesetzt oder in alternative Bereiche investiert werden. Deshalb spricht man von einem entgangenen Nutzen. Diese Kosten werden als Opportunitätskosten bezeichnet. Die Opportunitätskosten werden wie folgt definiert:
„Der wahre Wert einer Ressource ist der Wert der entgangenen alternativen Möglichkeiten“.
Im Bereich der Gesundheitsökonomie müssen stets Opportunitätskosten eingesetzt werden, da es sich hierbei stets um die alternative Auswahl von knappen Ressourcen handelt.
Option AAsthma Behandlung
Option BRaucher Prävention
Beste Alternative
Zweitbeste Alternative
Opportunitäts-kosten von A = der Nutzen von Alternative B
Das Prinzip der Opportunitätskosten
Beispiel: Prävention von Herz- Kreislauferkrankungen
Plans-Rubió 2004
Opportunitätskosten der HK Primärprävention mit Statinen bei Männern (Frauen) zwischen 50 und 59 Jahren
34410$(104100$)12,83(23,8)
2680$(4553$)
CEAStatinbehandlung
CEATabakprävention
Die Kosten für ein gewonnenes Lebensjahr durch die Statinbehandlung bei Männern (Frauen) entsprechen den Kosten für 12,8 (23,8) gewonnene Lebensjahre durch die
Tabakprävention
Das Prinzip der Grenzkosten und der inkrementellen Kosten
Grenzkosten = Veränderung der Gesamtkosten durch Zunahme oder Abnahme einer Einheit
Ermöglicht Analyse innerhalb eines Programms
Inkrementelle Kosten = Zusätzliche Kosten eines Programms vs. eines alternativen Programms
ermöglicht einen Vergleich zwischen unterschiedlichen Programmen und Interventionen
Kosten
Zahl der Behandlungen
Grenzkosten Behandlung A
Behandlung B
Inkrementelle Kosten
Grenzkosten und inkrementelle Kosten
Indirekte Kosten
Definition
Unter indirekten Krankheitskosten versteht man den Verlust an gesellschaftlicher Produktivität der durch Krankheit verursacht
wird.
Weniger Leistung am Arbeitsplatz
Abwesenheit vom
Arbeitsplatz
Weniger Lebensarbeitszeit durch Invalidität oder vorzeitigen Tod
Krankheitsbedingte Produktivitätsverluste
Methoden zur Berechnung indirekter Krankheitskosten
Die Humankapitalmethode
Nach der Humankapitalmethode entsprechen die indirekten Kosten einer Erkrankung dem durch die
Erkrankung verursachten Verlust an Arbeitspotenzial
365
BEIK T
Z
IK = indirekte Krankheitskosten
T = verlorene Arbeitstage
BE = Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit
Z = Zahl der Erwerbstätigen
Berechnung der indirekten Kosten nach der Humankapitalmethode
Typen gesundheitsökonomischer Evaluationsstudien
Kosten Ergebnis
Krankheitskostenanalyse monetär -
Kostenminimierungsanalyse monetär -
Kosten-Effektivitäts-Analyse monetär Einheiten der Ergebnisvariable
Kosten-Nutzen-Analyse monetär Monetär
Kosten-Nutzwert-Analyse monetär Nutzwerte z.B. QALY
Krankheitskostenanalyse
Krankheitskostenanalysen untersuchen die Kosten und die Einflussfaktoren der Kosten einzelner Erkrankungen aus der gesamtgesellschaftlichen Perspektive. D.h. es werden sowohl die direkten als auch die indirekten Kosten bestimmt. Man kann zwischen der Prävalenz- und der Inzidenzmethode unterscheiden. Bei der Prävalenzmethode werden die Kosten einer Erkrankung für alle in einem bestimmten zeitraum von einer Erkrankung betroffenen Menschen bestimmt. Bei der Inzidenzmethode werden nur die Kosten für die in einem bestimmten Zeitraum neu erkrankten Personen bestimmt.
Economic Costs of Alcohol and Drug Abuse in the United States, 1992
(millions of dollars)
Economic Costs Total Alcohol Drugs
Health Care Expenditures
Alcohol and drug abuse services $9,973 $5,573 $4,400
Medical consequences $18,778 $13,247 $5,531
Total, Health Care Expenditures $28,751 $18,820 $9,931
Productivity Effects (Lost Earnings)
Premature death $45,902 $31,327 $14,575
Impaired productivity $82,201 $67,696 $14,205
Institutionalized populations $2,990 $1,513 $1,477
Incarceration $23,356 $5,449 $17,907
Crime careers $19,198 - $19,198
Victims of crime $3,071 $1,012 $2,059
Total, Productivity Effects $176,418 $106,997 $69,421
Other Effects on Society
Crime $24,282 $6,312 $17,970
Social welfare administration $1,020 $683 $337
Motor vehicle crashes $13,619 $13,619 -
Fire destruction $1,590 $1,590 -
Total, Other Effects on Society $40,511 $22,204 $18,307
Total $245,680 $148,021 $97,659
0 50 100 150 200
$ Billions
Alcohol
Alzheimer
Arthritis
Asthma
Atherosclerosis
Cancer
Stroke
Chronic liv er
Pulmonary disease
Diabetes
Digestiv e disease
Drug abuse
Heart disease
HIV/AIDS
Homicide
Costs of selected diseases
direct
indirect
Beispiel Krankheitskostenanalyse: Direkte und indirekte Kosten verschiedener Erkrankungen in den USA
Meerding et al 1998
Kosten für Krankenhausaufenthalte 1997
Brockmann 2003
Gesundheitsausgaben für Raucher und Nichtraucher
Kosten-Minimierungs-Analysen
Die Kosten-Minimierungs-Analyse ist eine ökonomische Untersuchung, in welcher zwei oder mehr Alternativen mit gleicher Effektivität resp. Wirksamkeit anhand der Nettokosten verglichen werden, um die kostengünstigste Alternative zu ermitteln. Im Fall von Arzneimitteln muss die Wirksamkeit beider Therapien vollkommen identisch sein, was in der Regel nur in den wenigsten Fällen der Fall sein dürfte. Diese Form der Analyse eignet sich vor allem für die pharmakoökonomische Evaluation im stationären Sektor.
Ein Beispiel für Kosten-Minimierungsanalysen sind Kostenvergleiche zwischen verschiedenen Krankenhäusern, bei denen angenommen wird, das die im Rahmen der stationären Behandlung erbrachten Leistungen gleich sind
• Bei lebensverlängernden Maßnahmen können langfristig höhere Behandlungskosten durch die Veränderung der Relationen zwischen verschiedenen Erkrankungen entstehen
• Die Kosten der späteren Behandlung beeinflussen maßgeblich die Effizienz der Prävention
Probleme der Kosten-Minimierungsanalyse Analyse
$1,227 ?
That's how much a study sponsored by Philip Morris said the Czech Republic saves on health care, pensions and housing every time a smoker dies.
photo: American Cancer Society full-page SF Chronicle advertisement 2aug01
Cost-offset der Prävention des Tabakkonsums
Kosten-Effektivitäts-Analysen
Die Kosten-Effektivitäts-Analyse ist eine ökonomische Untersuchung, in welcher die Kosten in monetäre Einheiten und die Ergebnisse in nicht monetären Einheiten ausgedrückt werden. Solche nicht monetären Einheiten sind beispielsweise:
• Anzahl geretteter Menschenleben,
• gerettete Lebensjahre,
• erfolgreich behandelte oder verhinderte Krankheitsfälle,
• reduzierte Krankheitshäufigkeit und -dauer,
• gewonnene Arbeitstage,
• Anzahl Patienten, die ohne fremde Hilfe leben können sowie
• andere klinische Parameter (z. B. Blutdrucksenkung in mmHg oder Cholesterinsenkung in mmol).
Grundlagen der Kosten-Effektivitäts-Analyse
Die Bestimmung des Incremental Cost-Effectiveness Ratio
A S
A S
CC CICER REE E
ICER = Incremental Cost-Effectiveness RatioCA = Kosten der Maßnahme A (Alternativbehandlung)CS = Kosten der Maßnahme S (Standardbehandlung)EA = Effekt der Maßnahme AES = Effekt der Maßnahme SC = Differenz der Kosten der Maßnahmen A – S C = Differenz der Effekte der Maßnahmen A – S
Die Interpretation des ICER
Aussage 1:
Je niedriger der ICER desto effizienter die Alternativbehandlung im Vergleich
zur Standardbehandlung
Problem:
05
001
,000
1,5
00m
ean
of e
cost
4
conventional atypical atypical + conventional none
Halbjährliche Durchschnittskosten der medikamentösen Behandlung schizophrener Erkrankungen mit
konventionellen oder atypischen Neuroleptika (1989-2001)
01
02
03
04
05
0m
ean
of p
ans
t
conventional atypical atypical + conventional none
Schwere der psychopathologischen Symptomatik und Neuroleptikabehandlung bei schizophrenen Patienten
(1998-2001)
3,27atypisch konventionell
PANSS EinheitenE E
728,41atypisch konventionell
EuroC C
/
728,41222,76
3,27atyp konvEuroICER
Kosteneffektivität atypischer gegenüber konventionellen Neuroleptika
2,86keine konventionell
PANSS EinheitenE E
220,15keine konventionell
EuroC C
/
220,1576,97
2,86keine konvEuroICER
Kosteneffektivität der Nichtbehandlung gegenüber der Behandlung mit konventionellen Neuroleptika
(-) Kost
endiff
ere
nz
(+)
(-) Effektdifferenz (+)
ICER - Alternative S billiger und effektiver
ICER + Alternative A
effektiver aber teurer
ICER - Alternative A billiger und effektiver
ICER + Alternative S effektiver aber
teurer
Die Interpretation des ICER
222,76 €
76,97 €
(-)
Koste
nd
iffere
nz(+
)
(- ) Effektdifferenz (+)
Alternative A wird
akzeptiert
Alternative A wird nicht akzeptiert
Alternative A wird akzeptiert
Alternative A wird akzeptiert
Alternative A wird nicht akzeptiert
Alternative A wird nicht akzeptiert
λ = maximaleZahlungsbereitschaft
λ
Die maximale Zahlungsbereitschaft als Kriterium zur Interpretation des ICER
222,76 €
76,97 €
Interpretation des ICER
Korrektur der Aussage 1:
Neben dem absoluten Wert des ICER muss die Lage des ICER in der Kosteneffektivitätsfläche bekannt
sein.
Außerdem muss die maximale Zahlungsbereitschaft für eine Effektivitätssteigerung bekannt sein.
Kosten/Nutzen-Analysen
Die Kosten/Nutzen-Analyse ist eine ökonomische Untersuchung, in welcher alle Kosten und Konsequenzen in monetäre Einheiten ausgedrückt werden.
Der Nachteil von Kosten/Nutzen-Analysen ist, dass eine monetäre Bewertung des klinischen Ergebnisses stattfinden muss, welches in der Regel nicht strikt ökonomisch sowie monetär gemessen werden kann (z. B. der monetäre Wert des menschlichen Lebens).
Ebenfalls besteht die Gefahr, dass viele Konsequenzen, die nicht monetär bewertet werden können, von der Analyse a priori ausgeschlossen werden.
Kosten-Nutzwert-Analysen
Die Kosten-Nutzwert-Analyse ist eine ökonomische Untersuchung, in welcher die Kosten monetär, die Konsequenzen jedoch als Nutzen resp. Nutzwert ausgedrückt werden.
Der Nutzwert ist eine Größe, welche die Präferenzen der betroffenen Zielgruppe wiedergibt und den Gesundheitszustand derselben reflektiert. Hierbei werden Werte zwischen 0 (Tod) und 1 (vollkommene Gesundheit) definiert.
Beispiele für Nutzwerte aus der Darmkrebsbehandlung
Ein QALY ist ein mit einem bestimmten Nutzwert multipliziertes
Lebensjahr
QALY
=
Quality Adjusted Life Year
Die Berechnung von Quality Adjusted Life Years (QALY)
Intervention Costs/QALY
(1998 Euro’s)
Hypotensive therapy to prevent stroke (45- 64-year olds) 1,700
CABG surgery of heart arteries with severe angina 4,000
Neonatal intensive care (1 to 1.5 kg weight) 7,500
Breast cancer screening 10,300
Repair of artery dilatation inside the head without outward symptoms 17,400
Heart transplant 36,400
Knee replacement 46,500
Single bypass for blockages of heart arteries with moderate angina 60,500
School tuberculin testing program 72,800
Hemodialysis performed at the hospital 90,000
Neurosurgery of malignant tumours inside the head 191,900
Primary prevention of high fat levels in the blood 1,900,000
League Table für den Vergleich von CUA Relationen
Die Bestimmung der Nutzwerte als zentrales Problem der Kosten-Nutzwert-Analyse
Zur Bestimmung der subjektiven Nutzwerte medizinisch/ therapeutischer Maßnahmen muss ermittelt werden, welchen subjektiven Wert Menschen einem bestimmten, durch eine therapeutische Maßnahme herstellbaren oder aufrecht zu erhaltenden Gesundheitszustand in Relation zu den jeweiligen Alternativzuständen beimessen
Das Ratingskalenverfahren
Beim Ratingskalenverfahren werden die Befragten aufgefordert definierte Gesundheitszustände auf einer mit 0 – 100 bezeichneten Skala einzuordnen wobei 0 den schlechtesten und 100 den besten denkbaren Gesundheitszustand repräsentiert.
GesundWahrscheinlichkeit p
Zustand x
TodWahrscheinlichkeit 1-p
Alternative 1
Alternative 2
Das Standard Gamble Verfahren
Beim Standard Gamble (SG) Verfahren werden die Probanden in eine Entscheidungssituation versetzt in der sie sich zwischen dem sicheren Eintreten eines definierten Gesundheitszustandes x und einer Lotterie zwischen der Wahrscheinlichkeit des Eintretens des besten bzw. der Wahrscheinlichkeit des Eintretens des schlechtesten (z.B. Tod) Gesundheitszustandes entscheiden muss.
Ergebnisbogen einer Standard Gamble Befragung
p/1-p LQ bei Wahl von Alternative 1
LQ bei Wahl von Alternative 2
LQ bei Unentschieden
100/0 weiter Erläuterung 100
0/100 Schlechter als 0 weiter 0
90/10 weiter 95 90
10/90 5 weiter 10
80/20 weiter 85 80
20/80 15 weiter 20
70/30 weiter 75 70
30/70 25 weiter 30
60/40 weiter 65 60
40/60 35 weiter 40
50/50 45 55 50
Alternative 2
Alternative 1
Gesund 1,0
Zustand i
titr
Qi
r
ii
tQt
Das Time Trade-off Verfahren
Beim Time Trade-off (TTO) Verfahren werden zwei Gesundheitszustände gegenübergestellt, welche die folgenden Eigenschaften besitzen: dem Zustand i wird eine feste Dauer von ti zugeordnet. Dem Referenzzustand r, der grundsätzlich erstrebenswerter
ist als i, wird eine Dauer tr < ti zugeordnet. Der Wert für die Zeitdauer tx wird nun so lange
variiert, bis der Befragte die Kombinationen aus Gesundheitszustand und Zeitdauer als gleichwertig empfindet. Der Präferenzwert Qi für den Gesundheitszustand i ergibt sich aus dem Verhältnis tr / ti.
Zeittafel 1
Anzahl von Jahren
Leben A
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Leben in voller Leben in voller GesundheitGesundheit
keine Probleme sich zu bewegen
keine Probleme sich selbst zu versorgen
keine Probleme den Alltag zu bewältigen
keine körperlichen Schmerzen/Beschwerden
keine seelischen Probleme
Anzahl von Jahren
Leben B
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Leben in Ihrem Leben in Ihrem jetzigen jetzigen
Gesundheits-Gesundheits-zustandzustand
Frage 1
Frage 2
Frage 3Frage 4
Frage 5
Das willingness-to-pay bzw. willingness-to-accept Verfahren
Beim willingness-to-pay (WTP) Verfahren werden verschiedene Gesundheitszustände auf Karten festgehalten, die den Befragten vorgelegt werden. Es werden zwei Vorgehensweisen unterschieden. Entweder wird der Maximalbetrag ermittelt, den eine Person für eine Verbesserung des Gesundheitszustandes zu zahlen bereit ist (willingness-to-pay). Oder es wird ermittelt, welchen Betrag eine Person als Entschädigung für eine bestimmte Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes akzeptiert (willingness-to-accept).
Probleme der Messung von WTP
• Unsicherheit von Gesundheitsrisiken
• Unsicherheit der Wirkung von medizinischen Maßnahmen
• Berücksichtigung externer Effekte