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inführung in die Entwicklungspsychologie – PD Dr. Christiane Papastefanou – WS 2002/200 Entwicklungsaufgaben der frühen Kindheit Laufen lernen Feste Nahrung zu sich nehmen können Sprechen lernen Erlernen von Sauberkeit Unterschiede zwischen Geschlechtern lernen Physiologische Stabilität erlangen Einfache Konzepte für die soziale und physikalische Realität bilden Lernen sich emotional an die Eltern, Geschwister und andere Bezugspersonen zu binden Zwischen „richtig“ und „falsch“ unterscheiden lernen und Entwicklung eines Gewissens

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Einführung in die Entwicklungspsychologie – PD Dr. Christiane Papastefanou – WS 2002/2003

Entwicklungsaufgaben der frühen Kindheit

Laufen lernen Feste Nahrung zu sich nehmen können Sprechen lernen Erlernen von Sauberkeit Unterschiede zwischen Geschlechtern lernen Physiologische Stabilität erlangen Einfache Konzepte für die soziale und physikalische Realität

bilden Lernen sich emotional an die Eltern, Geschwister und andere

Bezugspersonen zu binden Zwischen „richtig“ und „falsch“ unterscheiden lernen und

Entwicklung eines Gewissens

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Vorgeburtliche Risiken

• Genetische Risiken (z.B. Down-Syndrom)

• Gesundheitliche Risiken (chronische und Infektionskrankheiten, Medikamentengebrauch und Substanzabusus der Mutter, schädigende Umwelteinflüsse)

• Psychische Belastungen (z.B. Depression der Mutter, Ablehnung des Kindes, schwierige Lebensumstände)

• Mangelversorgung (plazentare Mangelversorgung)

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Frühgeburt

Frühgeburt: Geburt vor der 37. Gestationswoche oder Geburtsgewicht unter 2500 Gramm

Folgen für die kindliche Entwicklung:

• Mangelnde Erregungskontrolle

• Probleme bei Informationsverarbeitung und Integration

• Schwierigkeiten bei komplexeren kognitiven Leistungen

• Eingeschränkte motorische Kraft und Koordination

Prognose: insgesamt gut, aber erhöhte Vulnerabilität, leichte Einschränkungen im perzeptuell-motorischen, kognitiven und sprachlichen Bereich, überwiegend in Situationen mit erhöhten Aufmerksamkeitsanforderungen

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Ruhiger Schlaf 33%

REM-Schlaf 33%

Dösen 8%

Ruhiges Wachsein 10%

Unruhiges Wachsein 11%

Weinen und Schreien 5%

Ausbildung eines Tag-Nach-Rhythmus mit ca. 12 Wochen

Schlaf- und Wachzustände des Neugeborenen

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Nur anfänglich vorhandene Verhaltensweisen des Neugeborenen

• frühes Greifen

• Kriechen

• Schreiten

• Schwimmbewegungen

• Rooting (Wenden des Kopfes zur Berührungsquelle)

• Saugen

• Nachahmung

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Die moderne Säuglingsforschung

• Neue Methoden: videogestützte Beobachtung• Wichtige Erkenntnisse über frühe Kompetenzen • Veränderte Sichtweise vom Kleinkind: der aktive kompetente

Säugling

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Methoden der Säuglingsforschung

• Blickpräferenz: Zuwendungszeit zu einem Stimulus; gleichzeitiges oder aufeinander folgendes Zeigen von Gegenständen, Analyse der Betrachtungszeiten: Dauer der ersten Blickzuwendung, Gesamtzeit der Zuwendungen innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne, Gesamtfixationszeit bis zu definierter Blickabwendung

• Habituierung: Zeigt man Kindern wiederholt denselben Gegenstand sinkt das Interesse, Betrachtungszeit wird kürzer; Absinken des kindlichen Interesses an einem Stimulus auf ein definiertes Niveau

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Protosoziale Signale

• Typisches Aussehen („Kindchenschema“)• Fähigkeit zur Nachahmung• Fähigkeit zum Anschmiegen• Schreien und Weinen

• Vorliebe für soziale Reize (Menschliches Gesicht, Stimme)

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Kompetenzen von Säuglingen

• Erstaunliche Wahrnehmungsfähigkeiten

• Ausgeprägte Lernbereitschaft

• Differenzierte vorsprachliche Kommunikation

• Ausdruck der Grundemotionen

• Imitation von Gesichtsausdrücken

• Initiierung von Sozialkontakt

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Fortschritte der sozio-emotionalen Entwicklung

MonateTrevarthen

IntersubjektivitätSroufe

Emotionale EntwicklungSander

Soziale Entwicklung

2 – 3 Monate PrimäreIntersubjektivität

ZunehmendeAußenorientierung

Regulation basalerAktivitäten

4 – 7 Monate Zeigen positiver Affekte Reziproker Austausch inBeziehungen

8 – 9 Monate SekundäreIntersubjektivität

Affektive Beteiligung inBeziehungen Initiative in Beziehungen

10 – 12 Monate Bindung Exploration

16 – 18 Monate Kontrolle emotionalenAusdrucks Selbstbehauptung

20 – 24 Monate Entstehung desSelbstkonzepts

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Erstes soziales Wiederlächeln

„erstes Wiederlächeln“: volles Lächeln mit offenem Mund und leuchtenden Augen, tritt etwa 5-8 Wochen nach dem erwarteten Geburtstermin auf, Höhepunkt bei 3-4 Monaten

Verlauf der auslösenden Stimuli:

1. auf die menschliche Stimme

2. auf das menschliche Gesicht

3. auf das aktive bewegte menschliche Gesicht

theoretische Erklärungsansätze:

• instinktive Reaktion

• konditionierte Reaktion

• Ausdruck von Freude

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Die Bedeutung frühkindlicher Erfahrung für den Lebenslauf

• Kindheits-Determinismus: frühe mütterliche Zuwendung bzw. Ablehnung prägt den weiteren Entwicklungsverlauf

• Kumulative Beziehung zwischen Erfahrung und Entwicklung; frühe Erfahrungen wirken dann nachhaltig, wenn sie kontinuierlich weiter verstärkt werden

• Frühe Erfahrungen haben höhere Einflusswahrscheinlichkeit, spätere Erfahrungen wirken aber moderierend

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Argumente für den Kindheits-Determinismus:

• Frühkindliche Deprivation beeinträchtigt die kindliche Entwicklung

• Psychoanalyse betrachtet die familialen Erfahrungen in den ersten sechs Lebensjahren als prägend

• Besondere Plastizität des ZNS erhöht Beeinflussbarkeit

• Jüngere Organismen sind weniger differenziert und organisiert

• Interventionen sind umso effektiver, je früher sie einsetzen