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Eine menschenfreundliche Schule für die Gegenwart.

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Eine menschenfreundliche Schule für die Gegenwart.

Was wollen wir? 1

Warum eine andere Schule? In der SOL Schule für Offenes Lernen haben sich LehrerInnen und Eltern zusammengefunden, weil sie Ansprüche und Überzeugungen haben. Ansprüche: Die Schule soll die Bedürfnisse und Fähigkeiten der SchülerInnen ernst nehmen. Überzeugungen: Eine Schule, die anders ist als die bestehenden, die sich vom «Normalen» und «Selbstverständlichen», von der Behauptung, wie es in der Schule immer gewesen sei und deshalb immer sein werde, löst und pädagogische Ideale konsequent umsetzt – eine solche Schule ist nötig, ist möglich und wird Erfolg haben.

Eine menschenfreundliche Schule für die Gegenwart

Schulzeit ist Lebenszeit. Schüler und Schülerinnen sind nicht nur zukünftige Erwachsene, die lernen müssen, was sie später nötig haben werden. Sie sind vollwertige Menschen, die ein Recht haben auf eine erfüllte Kindheit und Jugendzeit. Die Schule nimmt darin einen breiten Platz ein. Sie muss den Heranwachsenden eine sinnvolle Gestaltung ihres jetzigen Lebens ermöglichen, sie ernst nehmen in ihren Bedürfnissen, ihre Sinne, ihre Gefühle, ihren Verstand und ihren Körper ansprechen und sich entfalten lassen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die SchülerInnen

Was wollen wir? die selbstverständlichen Kulturtechniken (Sprache, Lesen, Schreiben, Rechnen, Naturwissenschaften, Fremdsprachen, Umgang mit Computer und Internet) erwerben können.

Eine Schule, welche die Persönlichkeit der Kinder und Jugendlichen achtet

Kinder und Jugendliche haben das grundlegende Recht, ernst genommen zu werden, ihre Bedürfnisse wahrzu-nehmen, über ihre Lebensgestaltung selbst zu entscheiden. Zu ihren Rechten gehört aber auch dasjenige auf Geborgenheit, auf speziellen Schutz vor äusserem Druck und vor den Ansprüchen aller möglichen Moden, seien es kommerzielle oder pädagogische. Wir widersetzen uns der trendigen Forde-rung, die Menschen müssten auf die (ständig wechseln-den) Bedürfnisse der Wirtschaft hin ausgerichtet werden, sondern halten am alten humanistischen Ideal der Persönlichkeitsentfaltung fest. Jedes einzelne Kind, jede und jeder Jugendliche wird in seiner Eigenart geachtet und unterstützt. Gelingt uns das, können die Kinder und Jugendlichen auch Achtung vor ihren Mitmenschen und der gesamten Mitwelt entwickeln.

Eine Schule für die Gestaltung der Zukunft

Indem die Schule der Entfaltung der Persönlichkeit, der eigenverantwortlichen Lebensgestaltung und dem Respekt für die Gemeinschaft Priorität ein-räumt, bereitet sie die Kinder und Jugendlichen genau auf die Anforderungen vor, die in der gegenwärtigen und zukünftigen Gesellschaft auf sie zukommen: Selb-

«Wenn wir Probleme untereinander haben, diskutieren wir darüber.»Thomas, 15 Jahre

2 Was wollen wir?

ständigkeit, Teamfähigkeit, Flexibilität, die Lust am Weiterlernen, die Fähigkeit, sich mit der Realität ausein-anderzusetzen, und die Bereitschaft, soziale und ökolo-gische Verantwortung zu übernehmen. Unsere Schule unterstützt die SchülerInnen darin, die Fähigkeiten zu entwickeln, um nützliche Mitglieder der Gesellschaft zu werden. Das schliesst auch ein: die Gesellschaft nach ihren Bedürfnis-sen und in Respekt vor den Bedürfnissen ihrer Mitwelt zu gestalten.

➔ Unsere Grundhaltung ist die liebevolle Achtung von Lebensprozessen. Wenn unsere Kinder und Jugendlichen diese Grundhaltung erleben und für sich selbst übernehmen, dann erwerben sie das, was für unsere Zeit am wichtigsten ist: Zukunftsfähigkeit.

Die SOL ist aus der Freien Volksschule Basel (FVB) hervorgegangen. Diese wurde 1982 gegründet. 1999 hat das LehrerInnenteam mit einer Mehrheit der Eltern nach internen Konflikten die Schulgemeinschaft in Pratteln, seit 2000 in Liestal, neu aufgebaut. Die SOL ist also eine neue Schule mit zwanzigjähriger Erfahrung.

Wer sind wir?Die SOL umfasst die gesamte Volksschule, 1. bis 9. Klasse. Sie führt keine Jahrgangsklassen, sondern funktioniert als Gesamtschule und erinnert darin etwas an die alten Dorfschulen. Nicht für jedes Kind resp. Jugendlichen ist die SOL die richtige Schule. Vor der Aufnahme ist eine genaue Bedürfnisabklärung nötig. Die Schule steht aber grundsätzlich allen offen und verzichtet bewusst auf Selektion und Noten. Mit ihrer Struktur als Gesamtschule und dem reformpädagogischen Ansatz, der die SchülerInnen in ihren je eigenen Fähigkeiten und Besonderheiten ernst nimmt, erweist sie sich für die unterschied-lichsten Kinder und Jugendlichen als ideal. Beson-ders begabte SchülerInnen können hier – genauso wie SchülerInnen mit bestimmten Schwierigkeiten – in ihrem eigenen Tempo lernen. Die Schule kann dank ihrem besonderen Konzept auf die verschie-densten individuellen Bedürfnisse eingehen. Ganz natürlich bewährt sich das Konzept auch zur Integration geistig und körperlich behinderter Kinder. Die Schule hat damit grosse Erfahrung und beste Erfolge auszuweisen. Für die sogenannt «nor-

malen» SchülerInnen erweist sich das Zusammenleben mit Behinderten als in vieler-lei Hinsicht sehr förderlich. Die SOL orientiert sich konsequent an den anspruchsvollen Leitzielen des staat-lichen Lehrplans und vermittelt neben Haltungen und grundlegenden Fähigkeiten die für unsere Gesellschaft notwendigen Kulturtechniken. Sie hält sich aber nicht im Detail an die staatlichen Stoffpläne, da sie gerade das Unterrichten mit Stoffdruck und nach starren äusseren Vorgaben für unpädagogisch und für schädlich hält für die Entwicklung der Persönlichkeit und der Lernlust. Die Schule untersteht der Aufsicht durch das Basellandschaftliche Amt für Volksschulen, das an ihr auch schon eine ihrer ersten Schulevaluationen durch-geführt hat. Die Erfahrung zeigt, dass sich unsere SchülerInnen in den weiterführenden Ausbildungsgängen, sei es in einer Diplomschule, in einem Gymnasium oder in einer Berufslehre, bewähren. Sie zeichnen sich dort durch überdurchschnittliches Interesse, Selbständigkeit, Verantwortungsgefühl und Selbstbewusstsein aus. Wer

«Es ist lässig, dass in der SOL ältere und jüngere Kinder mit mir zusammen in die Schule gehen.»Isabelle, 16 Jahre

Wer sind wir? 3

aus unserer Schule kommt, ist bestimmt nicht lernmüde und hat nicht den «Verleider». Das LehrerInnen-Team besteht aus Fachkräften aller Schulstufen sowie verschiedener Bereiche (Begabungs-förderung, Theaterpädagogik, Sozialpädagogik, Lega-sthenietherapie, Psychotherapie, Heilpädagogik). Die LehrerInnen setzen ihre Fähigkeiten und Erfahrungen aus den verschiedensten Bereichen in unserer Schule um. Gemeinsam werden an den wöchentlichen Sitzungen und den regelmässigen Weiterbildungen die Entwicklung der SchülerInnen besprochen, neue Ideen entwickelt und umgesetzt und das Schulkonzept verfeinert. Als nicht-staatliche Schule tragen wir alle Kosten selbst. Die Schule finanziert sich über Schulgel-

der, die den finanziellen Verhältnissen der Eltern angepasst sind. Es ist uns wichtig, die Schulkosten sozial abzustufen und solidarisch zu tragen. Der indivi-duelle Schulbeitrag wird in einem Gespräch vereinbart. Von den Eltern wird zudem ideelle und praktische Mitar-beit im Rahmen ihrer Möglichkeiten erwartet. Zur Zeit (Sommer 2004) bilden 32 SchülerInnen zusammen mit 9 LehrerInnen (die sich in 6 Stellen teilen) die Schulgemeinschaft. Es besteht eine rege Nachfrage nach Plätzen, doch können wir nicht alle InteressentInnen aufnehmen. Die Schule soll nicht zu schnell wachsen, damit die persönlichen Beziehungen weiterhin im Zentrum stehen können.

«Wir kochen in der Schule, es ist meistens fein, aber wenn es Chinesisch ist, dann mag ich das Essen nicht.»Evelin, 13 Jahre

4 Wer sind wir?

6 Wie machen wir Schule?

Wir respektieren die individuelle Eigenart jedes Menschen, also auch unserer SchülerInnen. Sie sollen sich ihre Welt selbst erobern und sie gestalten. Wir betreiben eine Pädagogik der Erfolgserlebnisse. Wenn sich Kinder und Jugendliche an ihren Erfolgen stärken, können sie auch mit Misserfolgen besser umgehen.

Reformpädagogik

Uns inspiriert die Reformpädagogik von PädagogInnen wie Célestin Freinet, Peter Petersen, Maria Montessori, Rudolf Steiner, sowie die humanistische Psy-chologie von Carl Rogers, die alle auf ähnlichen Grund-lagen aufbauen, und ihre Weiterentwicklungen. Im Speziellen lassen wir die Ideen der Freinet-Bewegung in unseren Schulalltag einfliessen und stehen im Austausch mit LehrerInnen und ihren Klassen, die an den verschiedensten Schulen die Freinet-Pädagogik weiterentwickeln. Unser Interesse gilt der weiteren Entwicklung des Schulwesens insgesamt. Alternativschulen beziehen ihre Berechtigung auch aus dem Ausmass, in dem sie die Regelschule befruchten können. Daher sind wir aktiv in der Schulentwicklung und der LehrerInnen-fortbildung tätig.

Offener Unterricht

Der offene Unterricht bietet Kindern und Jugendlichen die geeignete Umgebung, in der sie sie selbst sein können und sich auf ihre je eigene Weise und in ihrem individuellen Tempo entwickeln. Speziellen Wert legen wir auf individuelle Entdeckung, unmittelbare Erfahrung und schöpferische Arbeit. Künstliche Trennungen von Spiel und Arbeit oder von verschiedenen Fächern werden aufgehoben. Sie sollen sich ergänzen und nicht konkurrenzieren. Die Schulräume sind als Ateliers mit unterschiedlichem Inhalt eingerichtet und bieten reichlich anregendes Material für Entdeckungen und Erfahrungen. So können im Mathematik-Atelier Erfahrungen gesammelt werden zu Gewichten, Mengen, Zahlenreihen, Gleichungen etc. Weitere Ateliers stehen zur Zeit zur Verfügung für Sprache und Schrei-

Wie machen wir Schule?

«Ich finde die Werk-statt toll, weil man aussuchen kann, was man machen will.»Leonie, 7 Jahre

Wie machen wir Schule? 7

ben, Französisch, Englisch, Naturkunde, Musik und The-ater, Geographie und Geschichte, Werken und Gestalten sowie Nähen. Nach den Bedürfnissen der SchülerInnen und der Gemeinschaft entstehen weitere Ateliers und sogenannte Clubs (Arbeitsgemeinschaften von Schüle-rInnen), die sich zusammen mit einer Lehrperson mit speziellen The-men auseinandersetzen.

Soziales Lernen

Soziales Lernen findet statt, wenn unterschied-liche Menschen gemeinsam tätig sind und sich um Respekt für jedes Individuum, aber auch für die Gemein-schaft bemühen. Wir sind eine Gesamtschule mit Kin-dern und Jugendlichen von 6 bis 17 Jahren. SchülerIn-nen mit den verschiedensten Fähigkeiten gehören zu unserer Schulgemeinschaft und werden nicht künstlich auseinander dividiert. Die Kinder und Jugendlichen übernehmen Verant-wortung für die Gemeinschaft. Die verschiedenen Auf-gaben – Morgenessen und Znüni bereitstellen, Mittages-

sen kochen, Schulkonferenz leiten, Bibliothek betreuen, Putzplan erstellen, Post bringen resp. abholen und vieles mehr – sind einer Schü-lerin, einem Schüler oder einer kleinen Gruppe zugeteilt. JedeR kann so mit der Übernahme von Verantwortung den Lebensraum Schule aktiv mitgestalten und somit ein gutes Selbstwertgefühl ent-wickeln.

Inklusion

Das Konzept der Schule macht es möglich, dass Kinder und Jugendliche mit unterschiedlicher Begabung und Persönlichkeit miteinander, aneinander und durch einander lernen können. Konsequenterweise integrieren wir auch ein bis drei geistig oder körperlich behinderte Kinder und Jugendli-che – mit viel Erfolg. Weil keine starren Lernprogramme in Jahrgangsklassen mit einheitlichem Anspruchsniveau durchgearbeitet werden müssen, befinden sich die SchülerInnen mit besonderen Begabungen und die behinderten

8 Wie machen wir Schule?

SchülerInnen nicht fortwährend in einem Sonderstatus als diejenigen, welche ständig unterfordert sind, oder als diejenigen, welche die Lernziele ohnehin nicht erreichen. Auch die behinderten Kinder und Jugendlichen beteiligen sich an den Schulaktivitäten, Lagern, Ausflügen, Schulproduktionen. Durch ihre Integration in den Schulalltag, die von einer Fachperson unterstützt wird, gewinnen sie ein doppeltes Selbstbewusstsein: Sie werden sich einerseits ihrer Behinderung bewusst und lernen sich andererseits in einer Welt der Nicht-Behinderten behaupten. Diese Form der Inklusion ist für alle SchülerInnen wertvoll. Sie verstärkt den Impuls zur gegenseitigen Achtung und Hilfsbereitschaft und das Bewusstsein dafür, dass alle Menschen ihre eigenen Begabungen und Schwächen haben.

Schule ohne Not(en)

Einen Menschen akzeptieren heisst auch anerkennen, dass er seinen eigenen Rhyth-mus hat. Eine Selektion mit Noten oder Übertrittsbedingungen vermeiden wir bewusst. Wir wollen positive Erfahrungen beim Lernen vermitteln. Die SOL arbeitet seit jeher mit Portofolios. Die SchülerInnen legen deshalb eine Dokumentation an darüber, was sie gelernt und geschaffen haben. Wir fördern das Lernen aus Freude und Eigeninteresse und lehnen Notendruck und Leistungsmessung an starren Kriterien ab. Dadurch müssen wir uns bei den Lerninhalten auch nicht auf das beschränken, was messbar und benotbar ist. Wir unterliegen also nicht der Banalisierung der Inhalte, wie sie für Schulen, welche Selektion mittels Noten betreiben, typisch ist. Wir beraten die älteren SchülerInnen in der Berufswahl, ermöglichen Praktika und ziehen ehemalige SchülerInnen bei, die von ihren Erfahrungen nach der obligatori-schen Schulzeit berichten. Die SchülerInnen werden bei Bedarf darin unterstützt, sich die nötigen Fähigkeiten zu erwerben, die sie für den Übertritt in die anschliessenden Ausbildungsgänge benötigen. Die Erfahrung zeigt, dass unsere SchülerInnen sich in den nachobligatorischen Ausbildungen bewähren und von den Ausbildungsverant-wortlichen geschätzt werden.

Einbezug der Eltern

«Ich finde die Schulkonferenz gut, weil dort jeder seine eigenen Ideen einbringen kann.»Kevin, 13 Jahre

Wie machen wir Schule? 9

Unsere Schule lebt nicht nur vom Engagement der Leh-rerInnen und SchülerInnen, sondern auch von dem der Eltern. Eine grundlegende Qualität von Schule besteht zwar darin, dass Kinder und Jugendliche in einen Erfah-rungsbereich treten, der über denjenigen der eigenen Familie hinausreicht. Trotzdem sollen die Eltern aus dem Lebensbereich Schule nicht ausgeschlossen sein. Ihre Mithilfe ist in verschiedensten Bereichen gefragt. Häufige Gespräche der LehrerInnen mit den Eltern helfen, die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen genauer zu erfassen und ihre Unterstützung zu koordinieren. Regelmässig finden Elternabende zur Information und zu gemeinsamer Fortbildung statt. Das Ideal ist eine Schule für alle, in der alle ihre Fähigkeiten und Kenntnisse einbringen und alle lernen und sich weiterentwickeln können.

Naturärzte

Die SOL arbeitet mit zwei NaturärztInnen zusammen. Die Kinder und Jugendlichen können – in Absprache mit ihren Eltern – selbst bestimmen, ob und wann sie Unterstützung durch Homöo-pathie oder altchinesische Fussmassage in Anspruch nehmen. Beides findet in der Schule statt. Mit dieser ganzheitlichen Praxis haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht.

«An der Schule gefällt mir, dass einem zugehört wird.»David, 14 Jahre

Wie sieht unser Schulalltag aus?

10 Wie sieht unser Schulalltag aus?

Die Schule findet im ehemaligen Fabrikgebäude der Hanro in Liestal statt. Es gibt keine Klassenzimmer im traditionellen Sinn. Zentraler Raum ist das Wohn- und Esszimmer. Daneben bestehen für alle Fächer und Arbeitsbereiche kleinere und grössere Zimmer, also eine Schreibwerkstatt mit Dru-ckerpresse, ein Mathe- und Naturkundezimmer, ein Mal- und Werkatelier, ein Nähatelier, ein Deutsch-, Geschichts- und Geographiezimmer, ein English room und eine Salle de français, ein Musikzimmer und Theateratelier.

Morgenkreis

Die Schule beginnt mit dem Morgenkreis, an dem sich alle in der Schule Anwesenden einfinden – SchülerInnen, LehrerInnen, BesucherInnen. Die meis-ten SchülerInnen sind schon vorher im Schulhaus eingetroffen. Sie frühstücken, sitzen diskutierend zusammen oder machen Spiele, während die LehrerInnen beim Ingwertee-Trinken letzte Abmachungen treffen. Der Morgenkreis dient dazu, das Leben von ausserhalb in die Schule hineinzunehmen. Die Mitglieder der Schulgemeinschaft teilen einander mit, wo sie stehen, was sie erlebt haben, was sie beschäftigt. Was mich beschäftigt, geht alle etwas an. Was du erlebt hast, ist auch mir wichtig. Hier wird auch geplant, was an die-sem Tag noch geschehen wird.

Planarbeit

Der Schulalltag ist in der SOL klar strukturiert. Feststehende Abläufe erleichtern die Orientierung, geben Sicherheit und haben eine beruhigende Wirkung. Je klarer die Strukturen vorgegeben sind, desto einfacher können sie im Alltag an neue Bedürfnisse und aktuelle Gegebenheiten angepasst und flexibel abgeändert werden.

Nach dem Morgenkreis finden von LehrerInnen angeleitete Stunden statt oder die SchülerInnen arbeiten alleine, im Zweierteam oder in Kleingruppen an Themen, die sie in Absprache mit den LehrerInnen für ihren Wochenplan gewählt haben. Die Planarbeit entspricht dem Grundsatz von Célestin Freinet, dass vor allem durch Selbsttätigkeit Bildung erworben wird. Die SchülerInnen gehen entdeckend-forschend vor und schaffen etwas im Einklang mit Kopf und Hand. Sie sind jetzt über das ganze Schul-haus verteilt. Unterstützt werden sie von MitschülerIn-nen (oft helfen die Älteren den Jüngeren) und von den LehrerInnen, deren Hilfe sie anfordern können. Diese Methode stellt hohe Anforderungen an die Planungsfähigkeiten der SchülerInnen (wie auch der LehrerInnen). Das schult den Ordnungssinn und die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung und stärkt bei gutem Gelingen das Vertrauen zu sich selbst. Es ist sehr deutlich zu spüren, wie Selbsttätigkeit den inneren Frieden und die Aus-geglichenheit fördert.

Freier Ausdruck

Alle SchülerInnen können sich im Laufe des Tages auch dem freien Ausdruck widmen: Schreiben und Drucken, Musizieren, Gestalten, Zeichnen, Bewegen, Tanzen oder Theaterspielen. Dafür stehen das Musikzimmer mit zahlreichen Instru-menten, ein Kreativatelier und eine Werkstatt zur Verfügung. Neben selbstentdeckendem Lernen und der Anleitung durch Lehrkräfte ist es hier beson-

«Ich nähe meiner Mutter ein Pyjama, und ich lerne Spanisch.»Iwan, 10 Jahre

Wie sieht unser Schulalltag aus? 11

ders gut möglich, dass SchülerInnen mit speziellen Begabungen und Kenntnissen ihre Fähigkeiten an MitschülerInnen weitergeben. Neben dem Turn- und Sportunterricht in Turnhallen und auf Sportfeldern fördern Orientierungsläufe, der Besuch von Schwimmbädern und im Winter von Eis-bahnen die Bewegungsschulung und das Körpertraining. Zusätzlich besuchen alle SchülerInnen in einem Dojo einen Aikido-Kurs, welcher die körperliche und geistige Konzentration und Aufmerksamkeit fördert.

Karteiarbeit

Zu festen Zeiten treffen sich alle, um eine Viertelstunde konzentriert an einer ihrer Lernkarteien zu abeiten, alleine oder mit einem Partner oder einer Partnerin, im zentralen Raum oder zurückgezogen in einem der Arbeitszimmer. Wich-tig ist, dass diese konzentrierte Lernviertelstunde ihren festen Platz im Tagesablauf hat und zu einer Selbstverständlichkeit wird.

Schulkonferenz

Eine Stunde ist für die wöchentlichen Schulkonferenz reserviert, die jeweils für eine bestimmte Periode von einer Schülerin oder einem Schüler geleitet wird. Hier wird Rückblick gehalten, können Produkte vorgestellt und Erarbei-tetes vorgeführt werden. Hier werden auch Bedürfnisse angemeldet und Ideen entwickelt. So sind schon viele Wünsche und Ideen der SchülerInnen reali-siert worden.

Individuelle Förderung

12 Wie sieht unser Schulalltag aus?

Das LehrerInnen-Team erstellt für alle SchülerInnen einen individuellen Förderplan. Je nach Bedürfnis erhal-ten die SchülerInnen verschiedene Formen von Einzel-förderung. So werden LegasthenikerInnen nach einer Methode gefördert, die vor allem ihr Selbstvertrauen stärkt und ihnen, neben ihrem besonderen Übungs-bedarf, auch ihre Stärken (zum Beispiel im räumlichen Vorstellungsvermögen) bewusst macht.

Znüni-Pause

Im Turnus bereiten SchülerInnen ein reichhaltiges Znüni vor, das allein oder in Gruppen genossen wird. Die Jüngeren rhythmisieren den Tag, indem sie zwischen den Lernphasen (begleitet) auf die Spiel-wiese, in das nahegelegene Wäldchen oder zum Bach spielen gehen.

Mittagessen

An vier Tagen wird gemeinsam gegessen, was ein paar SchülerInnen zusammen mit einer Köchin oder einem Lehrer, einer Lehrerin zubereitet haben. Ein-mal pro Woche übernehmen die älteren SchülerInnen die Planung und das Kochen. Viel Wert wird auf eine gesunde und vollwertige Nahrung gelegt, auch auf die Präsentation wird geachtet. Kochen wie Essen sollen

lustvoll sein. Die anschliessende Mittagspause gestalten die SchülerInnen nach eigenem Gusto.

Lager

Mehrmals pro Jahr – je nach Bedarf und aktueller Situa-tion – können Schullager stattfinden, für alle SchülerIn-nen von der ersten bis zur neunten Klassenstufe. Die Schule hat damit schon sehr gute Erfahrungen gesammelt. Die Lager fördern das Gefühl für gegenseitige Verantwortung und Solidarität und geben wichtige Impulse. So wurden schon vierzehntä-gige Reisen nach Südfrankreich und nach Norddeutsch-land durchgeführt, nicht Ferienlager, sondern Schule auf Reisen.

➔ Eine solche Schilderung des Schulalltags kann immer nur eine Momentaufnahme sein; hier beschreibt sie die Situation im Sommer 2004. Der Rahmen sichert die Freiheit für Anpassungen und Veränderungen aufgrund aktueller Bedürfnisse und neuentwickelter Ideen.

«Französisch ist ganz schön streng.»Jan, 14 Jahre

Die SOL Schule für Offenes Lernen ist eine öffentliche Schule in privater Trägerschaft für die erste bis neunte Klasse. Sie richtet sich an Schülerinnen und Schüler aus der Nordwestschweiz, hat ihren Sitz in Baselland und ist staatlich anerkannt. Die SOL ist wegweisend in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und versteht sich als Alternative in der herkömmlichen Bildungslandschaft. Die integrative Pädagogik, die sie praktiziert, macht die Trennung in Jahrgangsklassen und in starre Leistungsniveaus mit Notenselektion überflüssig und ersetzt sie durch eine Förderung, die den einzelnen Schülern und Schülerinnen gerecht wird.

Unser Leitbild Wir haben eine Vision

In der SOL lernen Kinder, Jugendliche und Erwach-sene von einander und entfalten dabei ihre Lebenskräfte im Bewusstsein, Teil eines umfassenden Ganzen zu sein. Ziel ist es, zu einer friedlichen, solidarischen und die Individuen achtenden Gesellschaft beizutragen, indem Verantwor-tungsbewusstsein für die Gemeinschaft, Solidarität, Kritikfähigkeit und Toleranz gefördert wer-den. Die Schule zeichnet sich dadurch aus, dass sie die Leistungen für jede Schülerin, für jeden Schüler individuell definiert, beurteilt und würdigt. Dabei berücksichtigt sie das ganze Spektrum mensch-licher Ausdrucksformen, sowohl intellektuelle als auch künstlerische und praktische Tätigkeiten.

14 Unser Leitbild

Wir verwirklichen Ziele

Die Schülerinnen und Schüler der SOL finden sich in der aktuellen Gesellschaft zurecht und halten auch den zukünftigen Anforderungen stand. Die Eltern verstehen und akzeptieren die Vision und die Grundsätze der Schule und tragen sie mit. Schule und Eltern verpflichten sich zu einer aktiven Zusammenarbeit. Behörden und Staat setzen die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die SOL erfüllt diese und arbeitet mit den zuständigen Behörden zusammen. Sie leistet mit ihrem Schulmodell einen wesentlichen Beitrag an die Entwicklung des Bildungswesens und zeigt Lösungswege aus der Krise des Schul-systems auf. Die im Team Mitarbeitenden zeichnen sich aus durch ausserordentliche Kom-petenz und hohes Engagement, praktische Lern- und Lebenserfahrungen, Qualifi-kation in verschiedenen Fachgebieten und eine kritische Wachheit gegenüber der eigenen Tätigkeit und den Prozessen in der Schule. Wirtschaftliches Handeln und verantwortlicher Umgang mit den Mitteln schafft Vertrauen und sichert den längerfristigen Fortbestand der Schule.

Wir vertreten Werte

Schulzeit ist Lebenszeit. Die Schülerinnen und Schü-ler werden als Kinder und Jugendliche wahrgenommen und nicht als unfertige Erwachsene. Die Schulgemeinschaft wird von den Schülerinnen und Schülern mitgestaltet. Sie tragen die Verantwortung für das Ganze mit und praktizieren Soli-darität. Der Wertepluralität und der Instabilität der gesell-schaftlichen und familiären Strukturen begegnet die Schule, indem sie Klarheit im Umgang mit Werten und Normen gesellschaftlichen Zusammenle-bens erarbeitet. Die pädagogische Arbeit zielt auf die Förderung jedes Einzelnen. Die Stärken des Einzelnen entwickeln sich, auf die besonderen Bedürfnisse wird Rücksicht genommen. Jeder erbringt gemäss seinen Möglichkeiten Leistungen und findet dafür Aner-kennung.

«Ich finde es gut, dass es hier keine Noten gibt.»Seraina, 10 Jahre

Unser Leitbild 15

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Bahn-stationAltmarkt

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SBB-LinieWaldenburgerbahn

SOL

HANRO-Gebäude

Altersheim

Für mehr Informationen:SOL Schule für Offenes LernenBenzburweg 18CH-4410 LiestalTelefon 061 923 25 50Fax 061 923 25 [email protected]

Kontakt

Die SOL liegt etwas ausserhalb des Zentrums von Liestal im HANRO-Gebäude. So finden Sie zu uns:

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln:Bahnhof Liestal ➔ Waldenburger-bahn (Gleis 4) ➔ Bahnstation Altmarkt (1 Station) ➔ Fussweg (ca. 4 Minuten)

oder: Bus Nr. 70 ➔ Busstation Altmarkt ➔ Fussweg (ca. 5 Minuten)

Mit dem Auto:Umfahrungsstrasse Liestal (J2) ➔ Ausfahrt Liestal ➔ Kasernenstrasse Richtung Zentrum bis Gitterlistrasse ➔ links den Wegweisern «Gewerbegebiet HANRO» folgen

16 Kontakt

SOL Schule für Offenes LernenBenzburweg 18CH-4410 LiestalTelefon 061 923 25 50Fax 061 923 25 [email protected]

Gestaltung Katrin Ginggen, BaselFotos Martin Wundsam, Lörrach, [email protected] Atelier Urs & Thomas Dillier, BaselDruck Schaub Medien AG, Sissach