eine bitte der analytischen chemie an die moderne chemie
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202 Fresenius: Eine B itte der analytischen Chemie
kaii versetzten LSsung der Metal le zu eingeleitetem Chlor. Bekanntlich:
scheide~ sich dabei nur Ni203 frei yon Kobalt aus.
Befindet sieh neben diesen beiden Metallen noch Zink in L~sung,
so gelingt es nicht den Niederschlag des Ni203 zinkfrei zu erhalten, eine
Erfahrung, welche wir unserer Untersuchung als Notiz beiftigen wollen.
Schliesslich mSge es uns noeh gestattet sein, die Analyse einer Zink
und Nickel enthaltenden Sehweizermiinze anzuftihren. Es war ein 5 Cen-
times-Sttick aus dem Jahre 185"0, die Trennung des Zinks yon Nickel
geschah nach der zuletzt besprochen en Methode yon B r u n n e r. Wir fanden :
• ~ Ag . . . . . . . 5,146 O/o
Cu . . . . . . . 58,920 <,
Pb . . . . . , 0,326 ,,
Co . . . . . . . 0,286 <~
Zn . . . . . . . 23,700 <,
Ni . . . . . . . 11~561 <~
99~939 °/o. " W i e s b a d e n , im April 1871 .
Eine Bitte der analytischen Chemie an die moderne Chemieo Von
R, Yresenius.
Die analytisehe Chemie hat bekanntlich die ±ufgabe, die Unterschiede
tier KSrper, namentlich auch ihr verschiedenes Verhalten anderen KSrperr~
gegentiber, zu erforschen, am auf dieser Grundlage Methoden festzustellen,
die KSrper yon einander zu unterscheiden, neben einander zu erkennen,
yon einander zu trennen und ihrer Menge nach zu bestimmen.
Die altere Chemie un4 ihre Vertreter uutersttitzten nun die analy-
tische Ohemie stets auf die fl'eundlichste Weise; denn es war allgemein
tiblich, dass Jeder, welcher einen frtiher noch nicht bekannten KSrper
entdeekte, die Eigensehaften, die unterscheidenden Merkmale und die Reac-
tionen desselben sorgfaltig studirte und gewissenhaft mittheilte , so dass
der analytischen Chemie der Boden ftlr ihre Thatigkeit verb ereitet un4
geebnet war. Ieh erinnere nur, um doch ein Beispiel zu erwahnen, an~
die genauen Ermittelungen G r a h a m s in Betreff der unterscheidenden
un die moderne Chemie. 203
Reactionen der ein-, zwei- and dreibasisehen Phosphors~ure. - - Die moderne Chemie und die modernen Chemiker sind leider der analytischen Chemie nicht mehr so freundlleh gesinnt und bringen daher die Vertreter derselben in eine missliche Lage.
Die Zahl neuer ¥erbindungen, welche man in den auf modermche- mischer Grundlage beruhenden Lehrb~ehern findet, ist bekanntlich sehr
gross, ieh erinnere nur an die Pyre- und Meta-Bors~ture, an die Diehroms~ure, die Dimolybd~ns~ure, die Pyrosehwefels~m'e, die Dihydroxy- und die Per- hydroxy-Titans~ure, die ~ielen nenen Kiesels~uren etc. e t c . - Man h~tte nun mit Recht erwarten k0nnen, d~ss die Entdeeker tier neuen Verbin- dungen diese Bereicherungen der Wissenschaft zun~chst in den Zeitschriften besprochen and die unterscheidenden Merkmale und Reactionen derselben dargelegt h~tten, aber leider ist diess nicht geschehen, and auch in den Lehrb~chern findet man keine derartigen Angaben, offenbar weil der be- schr~nkte Ranm kleinerer Lehrbficher diess nicht zul~sst.
W~ren nun die Merkmale, wodurch ~ich diese neu entdeckten K0rper yon den ihnen nahe stehenden frt~her bekannten nnterscheiden, augen-
f~llig and nahe liegend, so kOnnte man es wohl den ¥ertretei'n der ana- ]ytischen Chemie zumuthen, dieselben selbst zu ermitteln, - - aber diess ist nicht der Fall. Und in der That, wenn Jemand an die analytisehe Chemie die Frage richtete, wodurch sich die im wasserfreien sauren schwe- felsauren Kali (dem Kalium-Pyrosulfat) enthaltene Pyroschwefels~nre yon der im wasserhaltigen sauren schwefelsauren Kali (dem sauren Kalium- sulfat) enthaltenen Schwefe]s~ure unterscheide, - - oder wie man die im neutralen chromsauren Kali (dem Kalium-Chromat) enthaltene Chroms~ure yen der im sauren chromsauren Kali (dem Kalium-Dichromat) enthaltenen Diehroms~ure trennen k0nne, so m~isste sie ihm die Antwort sehuldig bleiben.
Dass dieser Zustand kein normaler ist, liegt auf der Hand und man wird es daher gereehtfertigt finden, wenn "ich bitte~ es m0chten die Ent- decker der vielen neuen Verbindungen~ welche man in den modernen Lehrbfichern der Chemie findet, sich herbeilassen~ das Vers~umte nach- zuholen.
Es 10st sieh dann auch vielleieht die geradezu befremdende Frage, weshalb solche Verbindungen, wie die oben erw~hnten, nur yon Ver- tretern der modernen Chemie entdeckt werden konnten.