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Ein Einblick in die Spiritualität der Pflege Christoph von Dach, R.N., MSc München, 6. Oktober 2011

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Ein Einblick in die Spiritualität

der Pflege

Christoph von Dach, R.N., MSc

München, 6. Oktober 2011

© Christoph von Dach, MSc 2

Ablauf der Präsentation

1. Ziele und Forschungsfragen

2. Grundlagen

3. Literaturanalyse und theoretische Grundlage

4. Präsentation der Ergebnisse

5. Diskussion und Schlussfolgerungen

6. Implikationen

7. Abschliessende Bemerkungen

© Christoph von Dach, MSc 3

Die Ziele

� 1. Vertiefen der Ergebnisse der Vorstudie

� 2. Umschreiben möglicher pflegespezifi-scher Vorstellungen von Spiritualität

� 3. Eruieren eines Handlungsbedarfs bezo-gen auf das Thema Spiritualität:

� a) in der täglichen Praxis des Pflegefachbereichs

� b) In Bezug auf die Aus- und Weiterbildung im

Pflegefachbereich

© Christoph von Dach, MSc 4

Die Forschungsfragen

� Themenbereich A:

Die Bedeutung der Spiritualität für das Berufsverständnis der Pflegefachpersonen (Zuständigkeiten und Abgrenzungen)

� Themenbereich B:

Persönliches Befinden und der Nutzen von der Bearbeitung des Themas Spiritualität in der Pflege

� Themenbereich C:

Berufliches Umfeld der Pflegefachpersonen und Anforderungen an die Institutionen

� Themenbereich D:

Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung

� Zusatz 1:

Wahrnehmung trotz örtlicher Distanz

© Christoph von Dach, MSc 5

Grundlagen

� Literaturanalyse:� CINAHL, PUBMED, PSYINDEX,

PsycINFO, ATALA

� Vorstudie:� Licht im Dunkel - Die spirituellen

Vorstellungen von Pflegefachleuten

� drei Gruppeninterviews in drei unter-schiedlichen Institutionen und kurze schriftliche Befragung

© Christoph von Dach, MSc 6

Literaturanalyse

� spirituality and nursing

� 1980 bis heute

� Rund 3000 Artikel gefunden

� davon wurden 54 weiter bearbeitet

� Kriterien:

� Spiritualität bezieht sich auf die Pflege

� Spiritualität wird auch auf die Pflegefach-person und nicht einzig auf die Patientin bzw. den Patienten gelegt

� Dokumente sind Quellen der Primärliteratur

© Christoph von Dach, MSc 7

Themenbereich A

Bedeutung für Berufsverständnis

� Grundlage: Code of Ethics (ICN, 2006)

� Baldacchino (2006)

� Sulmasy (2002)

� Reed (1991)

© Christoph von Dach, MSc 8

Themenbereich B

Persönliches Befinden und Nutzen

� Ross (1994)

� Baldacchino (2006)

� Aussagen aus der Vorstudie

© Christoph von Dach, MSc 9

Themenbereich C

Berufliches Umfeld und Anforderungen

37Konfessionslos / keine Angabe

28Römisch katholisch

35Protestantisch

63ChristlichRel. Ausrichtung Kanton Zürich

Anteil in %

(Quelle: kantonales Amt für Statistik Kt. Zürich, Stand 2010)

21Andere

44Konfessionslos / keine Angabe

16Römisch katholisch

19Protestantisch

35ChristlichRel. Ausrichtung Kanton Basel Stadt

Anteil in %

(Quelle: kantonales Amt für Statistik Kt. Basel Stadt, Stand 2010)

© Christoph von Dach, MSc 10

Themenbereich C

Berufliches Umfeld und Anforderungen

� Leitbilder der drei beteiligten Spitäler

� Spiritualität verankert im Leitbild von evangelischem Spital

� Spiritualität benannt im Leitbild von anthroposophischem Spital

� Indirekte Benennung in allgemein ausgerichtetem Spital

© Christoph von Dach, MSc 11

Themenbereich D

Anforderungen an Aus- / Weiterbildung

� Analyse des Rahmenlehrplans Pflege Schweiz

� Exemplarische Analyse der Umsetz-ung des Rahmenlehrplans im Curriculum des Bildungszentrum für Gesundheitsberufe Münchenstein

� Mohlzahn, Sheilds (2008)

� Baldacchino (2006)� 4 main nursing competencies

© Christoph von Dach, MSc 12

Zusatz 1

Wahrnehmung trotz örtlicher Distanz

� Vorstudie: Identifikation als Berufsspezifisches Phänomen

� Achterberg et al. (2005)

© Christoph von Dach, MSc 13

Begrifflichkeiten von Spiritualität

� Mc Sherry / Cash (2004)

� Büssing / Ostermann et al (2006, 2007, 2009)

� Aus Vorstudie: Ordnung der Begriffe in Gefühle und Geisteshaltung, Phänomene, Rituale

� Benner (1995)

� Intuitives Handeln erst mit Erfahrung möglich (Expertenniveau)

� Embodied knowledge

© Christoph von Dach, MSc 14

Methodik

1. Qualitativ

13 Einzelinterviews in drei Institutionen (Problemzentriertes Interview nach Witzel)

2. Quantitativ

Online Befragung von 533 Pflegefachleuten

© Christoph von Dach, MSc 15

Stichprobe qualitativer Ast

13Total

4Ohne spezielle AusrichtungStadtspital Waid Zürich

4Anthroposophische MedizinLukas Klinik Arlesheim

5ProtestantischBethesda Spital Basel

Anzahl InterviewsAusrichtung Spital

Verteilung Interviews pro Spital

15.42Männer

84.611FrauenGeschlecht

Anteil in %Anzahl

Geschlechterverteilung

© Christoph von Dach, MSc 16

Stichprobe quantitativer Ast

4.5150Über 60

28.12451-60

57.230531-50

10.154Bis 30Alter

Anteil in %Anzahl

Altersverteilung

10.958Männer

89.1475FrauenGeschlecht

Anteil in %Anzahl

Geschlechterverteilung

© Christoph von Dach, MSc 17

Stichprobe quantitativer Ast

13.06913= Onkologie

3.61912= Pädiatrie

1.3711= Betreuung

8.74610= Psychiatrie

5.8319= Ambulatorien/Spitex

14.3768= andere

1.167= Neurologie

3.6195= Rehabilitation

5.7304= Palliativ Station

17.5933= Geriatrie

7.0372= Chirurgie

18.3971= MedizinFachrichtung

Anteil in %Anzahl

Arbeitsbereiche

© Christoph von Dach, MSc 18

Stichprobe quantitativer Ast

69.3366Keine spez. Ausrichtung

3.418Anthroposophisch

2.111Andere rel. Ausrichtung

18.497Reformiert

6.836KatholischAusrichtung

Anteil in %Anzahl

Ausrichtung der Institution

© Christoph von Dach, MSc 19

Online Befragung

� Fragebogen (30 Fragen) entwickelt aus den Ergebnissen der Einzel-interviews und der Vorstudie

� 79 Einzelpersonen 13 Institutionen (8 Organisationen, 5 Spitäler)

� Ca. 1350 E-Mail Adressen

� Rücklaufquote 40% (533)

� Bewilligung durch Ethikkommission beider Basel

© Christoph von Dach, MSc 20

Themenbereich A

Bedeutung für Berufsverständnis

192

442

110

53

346

111

329

238

15

2

94

224

2

2

7

17

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Der Pflegefachpersonen

Der Seelsorge

Des Arztes

Des Sozialdienstes

ja voll und ganz teilweise nein weiss nicht

Wessen Aufgabe ist es, auf die spirituellen Bedürfnisse der Patienten einzugehen?

© Christoph von Dach, MSc 21

Themenbereich A

Bedeutung für Berufsverständnis

201

94

173

180

48

76

55

66

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Austausch über die Patienten:

Austausch über spirituelle Themen:

sehr gut teils-teils schlecht findet nicht statt

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Seelsorge?

© Christoph von Dach, MSc 22

Themenbereich B

Persönliches Befinden und Nutzen

258

145

240

299

40

78

17

34

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Kennen Sie Ihre eigenen spirituellen Bedürfnisse im Pflegealltag?

Wie können Sie sich im Allgemeinen über Ihre eigene Spiritualität äussern?

sehr teilw. nein nicht von Bedeutung

Umgang mit eigener Spiritualität

© Christoph von Dach, MSc 23

Themenbereich B

Persönliches Befinden und Nutzen

251

150

329

331

224

171

119

112

56

213

18

22

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Würden Sie sich selber als Spirituell bezeichnen?

Würden Sie sich selber als Religiös bezeichnen?

Ist Ihre persönliche Spiritualität/Religiosität eine Stütze für den Berufsalltag im Umgang mit Patienten

Ist Ihre persönliche Spiritualität/Religiosität für Sie persönlich eine Stütze für die Bewältigung Ihres Berufsalltages?

ja teils-teils nein weiss nicht

Persönliche Einstufung zum Thema Spiritualität

© Christoph von Dach, MSc 24

Themenbereich C

Berufliches Umfeld und Anforderungen

30

62

276

419

400

267

464

529

79

269

303

238

126

137

230

78

18

383

237

168

23

2

4

31

1

0

75

2

2

2

2

2

5

2

1

2

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Gemeinsames Beten

Gemeinsames Durchführen von Ritualen

Fragen nach dem Leben nach dem Tod

Fragen zum Sinn des Lebens (Warum ich?)

Fragen nach dem Sinn der Krankheit

Fragen nach Werden, Sein, Vergehen

Über Gefühle reden

Bedürfnis nach Zuhören

Frage nach priesterlicher Unterstützung

oft selten nie weiss nicht

Mit welchen Bedürfnissen und Fragen werden Sie konfrontiert?

© Christoph von Dach, MSc 25

Themenbereich C

Berufliches Umfeld und Anforderungen

257

356

325

294

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

In der Sterbebegleitung

In der Pflege von Menschen anderer Kulturen

In der Begleitung von Menschen in Krisensituationen

Bei Sinnfragen

Wo treffen Sie auf schwierige Situationen, wenn es um die Spiritualität der Patienten geht?

© Christoph von Dach, MSc 26

Themenbereich C

Berufliches Umfeld und Anforderungen

277

402

243

60

125

233

1 101 201 301 401 501

Privatsphäre (wie z.B. ungestörter Raum)

Genügend Zeit

Fachwissen bezüglich Spiritualität (z.B. Ausbildung in spiritueller Begleitung)

Eigene Erfahrungen (Lebenserfahrungen, Erfahrungen im Umgang mit der Spiritualität von Patienten)

Klare Zuständigkeiten (z.B. Abgrenzung zu Seelsorge)

Klare Zielsetzung der Institution in Bezug auf Umgang mit spirituellen Fragen von Patienten in der Pflege

Welche Voraussetzungen fehlen Ihnen, um auf die spirituellen Bedürfnisse der Patienten einzugehen?

© Christoph von Dach, MSc 27

Themenbereich C

Berufliches Umfeld und Anforderungen

121

132

286

119

249

211

166

242

36

49

93

36

67

61

6

71

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Professionelle externe Hilfe (Coaching, Supervision)

Fixe Zeiten für Gespräche im Team

Zeitfenster für den spontanen Austausch im Team oder Teamübergreifend

Einzelgespräche mit spitalinternen Vertrauenspersonen wie Seelsorgern, Psychologen

sehr erleichtern teils-teils gar nicht nicht von Bedeutung

Welche Unterstützung würde Ihren Berufsalltag erleichtern?

© Christoph von Dach, MSc 28

Themenbereich C

Berufliches Umfeld und Anforderungen

167

94

45

266

224

170

62

105

141

12

30

51

26

74

115

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Mit Pflegefachpersonen

Mit Vorgesetzten

Mit Ärzten

sehr leicht teils-teils eher schwierig sehr schwierig findet nicht statt

Wie leicht fällt es Ihnen, im Team über spirituelle Themen zu reden?

© Christoph von Dach, MSc 29

Themenbereich D

Anforderungen an Aus- / Weiterbildung

19

6

15

104

75

105

187

236

176

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Für mein persönliches Wohl

Für das Wohl der Patienten

Für die Bewältigung (Coping) meines Berufsalltages.

geringer Nutzen teils-teils grosser Nutzen nicht von Bedeutung

Welchen Nutzen könnte eine Weiterbildung als spirituelle Begleiterin bzw. spiritueller Begleiter für Sie haben?

© Christoph von Dach, MSc 30

Themenbereich D

Anforderungen an Aus- / Weiterbildung

244

273

291

196

223

1 51 101 151 201 251 301 351

Umgang mit eigener Spiritualität

Einführung in verschiedene Kulturen und deren spirituellen Vorstellungen

Umgang mit spirituellen Fragen im Pflegealltag

Psychologie und Gesprächsführung

Umgang und Gestaltung von Alltags-Ritualen

Inhalte einer Weiterbildung zur spirituellen Begleiterin bzw. zum spirituellen Begleiter

© Christoph von Dach, MSc 31

Begrifflichkeiten von Spiritualität

265

16

15

14

291

214

300

270

203

8

368

316

378

201

262

195

385

276

145

124

117

236

205

203

240

252

42

156

222

171

239

221

251

158

34

387

407

415

38

112

55

52

93

480

42

31

21

107

70

90

23

5

13

14

10

6

36

11

12

14

27

15

6

7

17

16

32

17

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Positivem Gefühl / Glücksgefühl

Negativem Gefühl

Unbehagen

Angst-/Furchteinflössend

Gefühl von Wärme /Wohlgefühl

Gefühl von Schwingungen

Intuition

Sich frei fühlen

Erleben von Aussergewöhnlichem

Schwarzer Magie

Eins sein / verbunden sein mit etwas Höherem (z.B. Gott)

Eins sein / verbunden sein mit Menschen

Eins sein / verbunden sein mit Natur und Umwelt

Gefühl von etwas Mystischem

Gefühl von etwas Unaussprechlichem

Plötzlicher Gewissheit / plötzlichem Wissen

Erleben von Ganzheit (z.B. als Mensch)

ja tw nein weiss nicht

Spiritualität äussert sich als Gefühl, im Sinne von

© Christoph von Dach, MSc 32

Begrifflichkeiten von Spiritualität

142

195

363

195

54

135

279

261

171

243

163

216

127

92

37

109

288

152

17

20

5

18

56

62

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

Vorahnung

Wahrnehmung von höheren Wesen (z.B. Engel, Schutzengel, andere Wesenheiten / Energien)

Fliessen von Energie / Kraft

Wahrnehmen trotz örtlicher Distanz (z.B. spüren, dass etwas passiert bei einem Patienten, ohne selbst im Zimmer anwesend zu sein)

Geistheilungen

Plötzliches Erleben von „ausserhalb von Zeit und Raum zu sein“

ja tw nein weiss nicht

Spiritualität äussert sich in Phänomenen wie

© Christoph von Dach, MSc 33

Zusatz 1

Wahrnehmung trotz örtlicher Distanz

� Ist ein bekanntes Phänomen

� ‚Es kommt sehr auf die Beziehung an, wenn die Beziehung enger oder mehr Sympathie da ist, spüre ich mehr.‘ (a5)

© Christoph von Dach, MSc 34

Diskussion und Schlussfolgerungen

� Spirituelle Erfahrungen gehören zum Erfahrungsschatz von Pflegefachleuten

� Begrifflichkeiten sind geprägt von Berufs-und Lebenserfahrung

� Das Thema wird tabuisiert

� Beziehung als wesentlicher Faktor

� Wissen zu Umgang mit unterschiedlichen Religionen und Kulturen fehlt teilweise

© Christoph von Dach, MSc 35

Implikationen

� Für die Praxis sowie Fort- und Weiterbildung

� Enttabuisierung in Pflege und Gesellschaft

� Schaffen von Zeit und Raum

� Umgang mit eigener Spiritualität

� Strukturieren von Austausch

� Umgang mit anderen Religionen / Kulturen

� Spiritualität als Coping-Strategie und Ressource

� Prüfen des Konzepts ‚Achtsamkeit‘

© Christoph von Dach, MSc 36

Implikationen

� Für die Forschung:� Wie sehen die spirituellen Vorstellungen in pflegeverwandten

Berufen, wie z.B. im ärztlichen oder psychologischen Dienst aus?� Wie wird das Bearbeiten von spirituellen Fragen und Anliegen von

Seiten der Pflege durch die Arbeitgeber im Gesundheitswesen gewichtet?

� Wie wirkt das Konzept der Achtsamkeit auf den Umgang mit der eigenen Spiritualität im Pflegealltag?

� Wie wichtig ist die Beziehung der Pflegefachperson zur Patientinbzw. zum Patienten in Bezug auf das Gespräch über spirituelle Themen?

� Wie könnten spirituelle Begleiterinnen und Begleiter in den Pflegealltag sinnvoll integriert werden?

� Wie kann die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Disziplinen sinnvoll strukturiert werden?

� Wie kann der Informationsfluss zwischen den Disziplinen in Bezugauf spirituelle Themen optimiert werden?

� Welche Faktoren bewirken eine Tabuisierung des Themas Spiritualität in der Pflege und welche Faktoren wirken dieser entgegen?

© Christoph von Dach, MSc 37

Kontakt

Christoph von Dach, R.N., MSc

Pflegedienstleiter

Lukas Klinik

Brachmattstrasse 19

CH - 4144 Arlesheim

[email protected]

Tel: 0041 61 706 71 37

© Christoph von Dach, MSc 38

Herzlichen Dank

für Ihre Aufmerksamkeit!