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Kurz vor der Sommerpause beschäftigt sich spotsZ noch mal mit demHype. Mit Fußball, 1968 und „Großveranstaltungen“ diversester Art.

Woran man nicht vorbeigehen kann, dort darf man eigene Fragen stellen.Mario Sinnhofer hat dies zum Thema Fußball schon sehr lange getan,Christian Pichler befragt ihn als Teilnehmer der Ausstellung „Leben imStrafraum“ zu seinen Ballprojekten. Social Impact macht auf humorvolleArt mit Bierdeckeln auf das Gewaltpotential bei Fußballveranstaltungenaufmerksam, während auch anderorts, wie Daniel Steiner beschreibt, be-wusst mit antirassistischen Sportveranstaltungen versucht wird, ein Gegen-gewicht zu setzen. Und das alles, obwohl die Kernredaktion von spotsZ eigentlich mit Fußballweniger am Hut hat. Schließlich ist dieser Sport auch nach Theweleits Ini-tialzündung der kulturellen Bedeutsamkeit nicht für alle „Das Tor zur Welt“.Franz Schmidsberger hat jenseits der großen Immanenzen einen Kommen-tar angefertigt.

1968 war Linz nicht sehr revolutionär, interessant ist dennoch, welche Fra-gen damals in Oberösterreich bewegt haben, immerhin sind ja die meistenvon uns Nachsprösslinge des gesellschaftlichen Umbruches. Manuela Mit-termayer befragt Universitätsprofessorin Irene Dyk-Ploss zu diesem Thema. Es folgen redaktionelle Beiträge zum Zeitgeschichte-Symposium „Jenseitsvon Geschichte“, eine der ersten Veranstaltungen der programmatischenSchwerpunktsetzung von Linz09 zur nationalsozialistischen Vergangenheitder Stadt.

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Im hinteren Teil von spotsZ beginnt Marina Koraiman mit einer Bespre-chung der Tanzinitiative RedSapata, die aus purer Eigeninitiative den zeit-genössischen Tanz in Linz beleben möchte. Quasi als völlig nicht-institutio-nelles Beispiel von freier Kulturarbeit macht es Eigenfinanzierung und Ide-alismus zu Hauptkomponenten von Entwicklung. Wohl über das kreative Po-tential der diversen Szenen Bescheid wissend, argumentiert die KUPF aberim Sinne von „Kulturarbeit ist Arbeit“ gegen Selbstausbeutung und Gering-schätzung der Szene, Andrea Mayer-Edoloeyi schreibt dazu. Dazwischen gibt’swie immer „einiges mehr“: Zum Beispiel einen impressiven Artikel von Nor-bert Trawöger über die musikalischen Notationstechniken des KomponistenChristoph Herndler oder eine Ausstellungsbesprechung von Tanja Brand-mayr über zeitgenössisch animale Aspekte der bildenden Kunst – ein Be-such in der Galerie Wels zur Ausstellung „animal farm“ ist vorangegangen.

spotsZ beschließt mit der Juninummer die Saison und erscheint wieder abSeptember. Dazwischen wünschen wir uns und den anderen einen schönenSommer und viele schöne Sommerfestivals, Sommertheater, Sommerkino,Kunstreisen, Kultururlaube, Lesemarathons von liegen gebliebenen Büchern… oder einfach nur Strand, Wald, Wiesen und Streichelzoo mit sonst gar nixaußer netten Menschen und guten Getränken.

Die spotsZ Redaktion [email protected]

* spotsZ gibt’s seit Oktober 2006 als monatlich erscheinendes Printmedium für „Kunst, Kultur,

Szene und Linz“. Alle bisherigen Ausgaben sind nachzulesen unter www.servus.at/spotsZ

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_FUSSBALLGlobalisierung, Fußball, Kunst 4„Fußball ist unser Leben ...“ 5Mondiali Antirazzisti – Lets kick racism out of football! 6Stammtischgeflüster 7

_ZEITGESCHICHTE1968 in Linz 8Jenseits von allem? 10

_FREIE KULTURARBEITDie roten Schuhe des Tanzes 15Kultur machen oder managen? 22

_ZEITGENÖSSISCHE MUSIKReden im Regen 16

_LITERATURLisa spaltete im Mai in der MAERZ 17

_BILDENDE KUNSTAnimal Farm 18

_COMICAutobiografische Notizen aus dem Novemberheft 2007 20

_NEUPOSITIONIERUNGRegionale Kunst für regionales Publikum 23

_TIPPSRadiotipps 5Ausschreibungen 9Veranstaltungstipps 11, 14Veranstaltungskalender 12

_SONSTIGESFruchtgenuss 5LinzSupervision: Eine Stadt geht in Urlaub 21In der Ferne – Superwelcomecenterbahnhoflinz oder Wie verlasse ich diese Stadt? 21

Impressum

spotsZ – Kunst.Kultur.Szene.Linz

Herausgeber, Medieninhaber: Verein spotsZ – Tanja Brandmayr, Sabine Funk, Manuela Mittermayer Postadresse: Schubertstr. 45, A-4020 LinzInternet: www.servus.at/spotsz

Redaktion: Tanja Brandmayr (tb), Sabine Funk (sf), Manuela Mittermayer (mm) – [email protected] Veranstaltungskalender: Sabine Funk, Tanja Lattner – [email protected] Radio Tipps: Manuela Mittermayer – [email protected]

MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Gottfried Gusenbauer, WiltrudHackl, Tancred Hadwiger, Marina Koraiman, Andrea Mayer-Edoloeyi,Christian Pichler, Gerald Rossbacher, Franz Schmidsberger, DanielSteiner, Norbert Trawöger, Reinhard Winkler.Die Rechte der Texte liegen bei den AutorInnen. Die AutorInnen sind für den Inhalt verantwortlich. Die Bildrechte liegen bei deren UrheberInnen.

Cover: Anna-Maria JungLayout: Elisabeth Schedlberger Druck: Trauner, Linz

Vertrieb: spotsZ wird von der Redaktion vertrieben. spotsZ: 2 Euro Erscheinungsweise: monatlich Dank an: servus.at

INHALT

spotsZ wird gefördert von der Stadt Linz durch LINZimPULS 2007.

Kooperationen mit Kunstmuseum Lentos, Landesgalerie, OK Offenes Kulturhaus Oberösterreich und Linz 09.

„Wo gibt's spotsZ?“... spotsZ liegt an folgenden Orten ständig auf: Aquarium, Buchhand-lung Alex, Cafe Meier, Druzba/KAPU, Gelbes Krokodil/Moviemento,La Bohème, Lessing’s Kulturcafé, Stern/Citykino, Strom/STWST;außerdem ist spotsZ in zahlreichen anderen Lokalen, Gaststätten,Kunstinstitutionen und Kulturveranstaltungsorten, wie Museen,Bühnen, Galerien, Kinos, etc. in Linz und darüberhinaus erhältlich.

Karrikatur von Anna-Maria Jung zum Fußball-Stammtischgeflüster, siehe Seite 6.

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4 Juni 2008

wakei. Geplant waren Fotos, vielleicht auch einVideo, das Kicker beim Training mit den wider-spenstigen Dingern zeigen sollte. Sinnhofer trafden Manager des slowakischen Erstligaklubs Spar-tak Trnava, und der war hellauf begeistert: „Aha,brasilianische Fußballschule – mit der schwieri-gen Form trainieren, um dann besser mit dem run-den Ball umgehen zu können!“ Das intelligenteFußball-Magazin „Ballesterer“ bekam Wind vonder Sache und berichtete.Jetzt wird die Geschichte ein wenig skurril: Ein„witziger Redakteur des ORF“ (nach Aussage Sinn-hofers im Nebenberuf Kabarettist) las im Warte-zimmer seines Physiotherapeuten den „Ballesterer“.Er kontaktierte Sinnhofer: Er wolle einen Beitragin der Sendung „Sport am Sonntag“ bringen. Bloß,in welcher Form? Sinnhofer wiederum kontaktier-te den österreichischen Erstligaverein Austria Salz-burg (mittlerweile geschluckt vom Konzern RedBull) und überredete ihn zu einem Probetraining.Resultat: Sinnhofer war 2004 mit seinen Kunstob-jekten im Hauptabendprogramm des ORF zu sehen.

Trainer, Spieler und Händler bestärkten ihn, dassseine Objekte durch das unvorhersehbare Ver-halten ein ideales Trainingsgerät für Koordinati-on, Konzentration und Reaktion seien. Sinnhoferbeschloss, eine Firma zu gründen, um diese inzwi-schen patentrechtlich geschützte Erfindung aufkünstlerische Weise einzusetzen: „Hier kann ichdas Konzept des Fairen Handels durch die Hinter-tür transportieren.“ 2006/07 schrieb er „alle mög-lichen Leute“ an, trat in Kontakt mit möglichenFair-Trade-Partnern. Als kompletter Business-Grün-schnabel musste er sich jedoch erst mit den Spiel-regeln vertraut machen: „Eine verdammt schwie-rige Zeit für mich. Alles dauert viel, viel länger alsman glaubt.“ Vor allem die Abwicklung der Mus-terproduktion in Pakistan sei extrem aufreibend. Die freie künstlerische Arbeit kam für ihn da-durch viel zu kurz. Es sei nicht immer leicht ge-wesen, sein künstlerisches Selbstverständnis auf-recht zu erhalten: „Hardcore wirtschaftlich zu den-ken und zu handeln, hungert dich als Künstler mitder Zeit innerlich aus.“ Die Muster der Trainings-geräte sind noch nicht ganz perfekt, aber sobalddies der Fall ist, will er sich damit in den glorrei-chen freien Markt wagen. •

Christian Pichler ist Kulturjournalist und lebt in Linz.

Mario Sinnhofer bezeichnet sich selbst als „lästi-gen Verteidiger“. Einer, der den Stürmern keineZeit lässt, sich den Ball „herzurichten“. In seinerJugendzeit wurde Sinnhofer mehrfach in Salzbur-ger Landesauswahlen berufen. Heute kickt der1973 Geborene in der Hobbytruppe der LinzerKunstuni, die den schönen Namen trägt: „Vor-wärts Uschi Dampfhammer Linz“.

1999 war Sinnhofer von seiner Heimatstadt Salz-burg nach Linz übersiedelt, um dort Bildhauereizu studieren. Etwa 2001 begann Sinnhofers un-schuldiges Interesse für das Objekt Fußball. Ab-sehbar war damals noch gar nicht, dass ihn die-ses Interesse Jahre später in den Dschungel desfreien Marktes führen würde. Am Anfang alsozerschnitt Sinnhofer Fußbälle, um herauszufin-den: Was macht diesen Ball rund, wie funktio-niert das? „Dieser wichtige Akt, das zentrale Ob-jekt Ball zu dekonstruieren“, sagt er heute, „warmir damals so noch gar nicht bewusst“.Die komplizierte Nähart, die das ballestrische Ob-jekt der Begierde zusammenhält, erschloss sichauch bei näherer Betrachtung nicht. Die Expertenvom Fachhandel konnten ebenfalls nicht weiter-helfen. Sinnhofer: „Da gehst du zum Sport Eybl unddie Verkäufer wissen alles, das Material etc., abernichts darüber, wie’s genäht wird.“ Zwei Quellenhätten ihn auf die Spur geführt und eine bisherungekannte Welt tat sich auf. Ein alter Schusteraus Hall in Tirol habe ihm weitergeholfen undauch die legendäre „Sendung mit der Maus“. Inzwei Beiträgen über die Produktion von Fußbällenerfuhren kleine und größere Kinder, wie das Aus-gangsmaterial von Deutschland nach Marokko wan-derte, dann vielleicht nach Indien und wieder zu-

rück nach Deutschland. Warum aber diese Trans-portwege? „Das blieb ein Geheimnis“, erzählt Sinn-hofer, „da lag offensichtlich der Hund begraben“.

Im Jahr 2002 arbeitete Sinnhofer als Zivildienerbei der NGO „Südwind Entwicklungspolitik“. Ge-legenheit, der Sache mit den Fußbällen auf denGrund zu gehen. Und er wurde fündig: Rund 80Prozent der weltweit verkauften Fußbälle werdenin Pakistan produziert. Die besten ArbeiterInnenschaffen einen Ball in drei Stunden (Sinnhofer,noch immer im Anfängerstadium, benötigte mitderselben Arbeitsmethode drei Tage), pro gefer-tigtem Ball werden nur umgerechnet 30 bis 50Cent bezahlt. Hier kommt der Faire Handel insSpiel, der je nach Modell neben Sozialleistungen(kostenlose medizinische Versorgung oder Kinder-betreuung) auch bis zu sechzig Prozent höhereLöhne sicherstellt: Bereits wenn zwei Erwachse-ne je etwa zwei Drittel ihrer Bälle zu fairen Be-dingungen herstellen könnten, wäre der Grund-bedarf ihrer Familie gedeckt. Den Kindern wirddadurch der Schulbesuch ermöglicht, und für dieerwachsenen BallnäherInnen (ab 15) werden dieArbeitsbedingungen verbessert, etwa Räumlich-keiten besser belüftet und beleuchtet.Sinnhofer lernte also, die fünf- und sechseckigenTeile der zerschnittenen Markenfußbälle wiederzusammenzusetzen. („Weißt du, wie oft ich mir dain die Finger gestochen habe!“, erzählt er von sei-nen anfänglichen Nähversuchen). Dieses Zusam-mensetzen geschah nicht irgendwie, sondern geo-metrisch korrekt, etwa zu einem Tetraeder mitabgerundeten Ecken. Es entstandenen Objekte,die nicht mehr als Bälle zu bezeichnen waren,aber durch das bekannte Oberflächendesign im-mer noch stark daran erinnerten. Die Objektseriebekam den Titel „Global Player Matchballs“ undmarkierte die Geburtsstunde von Sinnhofers „Ver-ein für Ballstörungen“ (VFB). Er begann, sich un-ter diesem Label künstlerisch für den Fairen Han-del einzusetzen. Der VFB initiierte seit 2002 inKooperation mit unterschiedlichen Partnern Work-shops für Jugendliche, Aussendungen an Fußball-vereine, Kapitel eines Unterrichtsbuchs, öffentli-che Interventionen und einiges mehr.

2003 gastierte Sinnhofer mit seinen Objekten imRahmen des KünstlerInnenaustausches „Re:loca-tion“ (von Linzer Seite beteiligt: das OK) in der Slo-

GLOBALISIERUNG, FUSSBALL, KUNSTText Christian Pichler Bild Videostill, Mario Sinnhofer

Das Linzer Künstlerkollektiv qujOchÖ bespielt mit „Ein Leben im Strafraum“ vom 13. Juni bis 17. August das Kunstmuseum Lentos. Einer der ausstellenden Künstler ist Mario Sinnhofer. Ererzählte spotsZ eine ziemlich skurrile Geschichte über einen mehrjährigen künstlerischen Prozess.

Intervention im öffentlichen Raum im slowakischen Trnava

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5Juni 2008

Teil 20: Seit November 2006 steht das Geschäftslokal in derLüfteneggerstraße 15 leer. Der Eingang zu diesen Räumlichkeitenbefindet sich in der Lederergasse, wohin auch die große Ausla-genfront gerichtet ist. Seit dort vor eineinhalb Jahren der Billig-Drogeriemarkt ausgezogen ist, gibt es keine Nachnutzung.

Aus der Serie „Aus dem Bildarchiv von Fruchtgenuss – die at-traktivsten Leerstände von Linz auf einen Blick! Tausche Luft ge-gen Kunst!“ Kontakt: [email protected]

FRUCHTGENUSSDer attraktivste Leerstanddes Monats Juni!

Foto: Margit Greinöcker

Radio für SeniorInnen 12.06. 09.00-10.00 h

Landesausstellung SalzkammergutZu Gast im Studio Univ. Prof. Roman Sandgru-ber, der wissenschaftliche Leiter der Oö. Lan-desausstellung, wird über die Geschichte, Kunst,Kultur und Volkskultur berichten.

Summerau,96 die 100.11.06. 19.00-21.00 h im diesmal offenen Studio

(Wh. 12.06., 14.00-15.00 h!)mit den (im Februar anhand der Sendungen 1bis 99 ausgelosten) Studiogästen: Heidrun Schweiger, Katharina Riese, PetraNagenkögel, Rubia Salgado, Dr. FerdinandSchmelz, Franz Blaas, Peter AndroschModeration: Petra Mayer, Manuela Mittermayer,Erich Klinger

Wegstrecken 17.06. 19.00-20.00 h

(Wh. 18.06. ab 14.00 h)Aktuelle Meldungen und Berichte, regional bisinternational, u.a. zum Eisenbahnsystem in Israelund geplanten Ausbaumaßnahmen.

RADIOTIPPSR A D I O F R O ... 105.0 MHz ... Liwest-Kunden 95.6 MHz ... oder www.fro.at/livestream

In wenigen Tagen kann es losgehen. So mancherSonderurlaub ist genehmigt, Gastronomie und Ho-teliers sind bereit, das Großaufgebot der Polizeientsprechend instruiert. Spieler wie ChristianoRonaldo oder Frank Ribery verzaubern und zie-hen mit ihren Tricks Massen in den Stadien undvor den TV-Geräten in ihren Bann. Jeder, der ein-mal die Atmosphäre eines besonderen Spiels er-lebt hat, weiß Bescheid um die Bedeutung einzel-ner „Sternstunden“.

Einer der grundsätzlich an Fußball interessiertist, stellt sich dennoch manche Fragen: Was faszi-niert so an diesem Sport, dass für viele kurzzeitigdas persönliche Glück scheinbar nur vom Ab-schneiden diverser Mannschaften abhängt?Wie kann ein Spiel so begeistern, dass Klimawan-del, steigender Ölpreis, Arbeitsplatz, Beziehungenund alles andere, was sonst den Alltag prägt, ru-hig bis zum Ende der Meisterschaft warten kann? Geht es wirklich nur um „die wichtigste Nebensa-che der Welt“ um dem Alltag für einige Zeit zuentfliehen oder doch um mehr?

Fußball hat wesentlich mit unseren ureigenenTräumen und Sehnsüchten zu tun, mit Ängstenund Überlastungen, mit „runden“ und „eckigen“Lebensbereichen. Es ist Projektion und Therapiezugleich. Sieg und Niederlage – scheinbar das ent-scheidende Klassifizierungskriterium unserer Zeit– werden auf der Bühne (Fußballfeld) für 90 Mi-nuten zelebriert. Fußball als eine perfekt insze-nierte Show mit meist offenem Ausgang. Natür-lich spielt sich dieses Spannungsfeld genauso imInnersten des Betrachters ab und bietet ihm imbesten Fall Strategien an, die er im Alltag wiedereinsetzen kann. Die Regeln sind begrenzt und überschaubar. Foulswerden gesehen und geahndet. Bei Ungerechtig-keiten tröstet man sich mit klaren Schuldzuwei-sungen („der Schiedsrichter ist ein Blindgänger“/„Schiebung“ ...). Im wirklichen Leben ist die Rechts-lage viel komplexer und Rechtssprechung meistein langer Prozess.

Fußball ist vor allem ein Teamsport, wobei einzel-ne Ausnahmekönner dem Ganzen eine besondereWürze geben. Wenn Menschen scheinbar dieseIdole und Helden brauchen, um ihrem Wunschnach Identifikation, Verehrung und Anbetung zu

erfüllen, so hat Fußball eine Art sakralen Charak-ter. Die Organisatoren und Medien wissen um dieSchwierigkeit politischer oder kirchlicher Institu-tionen „ihre Botschaft gut rüberzubringen“ Be-scheid und sie verstehen es gleichzeitig, derenStärken für den eigenen Bereich zu nützen. Mo-derne Stadien werden schon bei der Planung alsKultorte konzipiert und drängen sich manchmalwirklich als Wahrzeichen einer Stadt auf. Wäh-rend die einen nach neuen Kultformen förmlichrufen, verstehen es andere ganz einfach darausein gutes Geschäft zu machen.

Fußball bietet aber auch in einer Zeit der Verein-zelung und emotionalen Vereisung für eine be-grenzte Zeit einen grandiosen Gegenentwurf zugesellschaftlichen Verengungen. Unverbindlich imErscheinungsbild finden hier – quer durch allesozialen Schichten und sonstigen Trennlinien –„Verbrüderungen“ statt, was sowohl dem subtilenWunsch nach Gemeinschaft entgegenkommt, alsauch dem nach Abgrenzung. Dass dieses Phänomen viel mehr Männer als Frau-en bewegt, hat vielleicht auch etwas zu tun mitden größeren Gefährdungen der Männerwelt füremotionales Vakuum und Individualisierungs-prozesse. Die Fußballwelt öffnet hier ein wunder-bares Ventil, um „nachzukommen“.

Was macht ein Nicht-Fan, der von diesem Phäno-men ja umgekehrt betroffen ist, in dieser kom-menden Zeit der sozialen Isolation? AusgedehnteSpaziergänge im botanischen Garten, den Stapelohnehin nicht gelesener Bücher in Angriff neh-men oder sich ganz einfach nur wundern? Wun-dern darüber, wenn das „Spiel“ zu weit geht undseine Bedeutung eine unverständliche Größe er-reicht. Wenn im Eifer des Gefechts das eigene Le-ben aufs Spiel gesetzt wird, wie unlängst, als einherzkranker Mann von seiner Frau nicht oft ge-nug ermahnt werden konnte genügend Beruhi-gungsmittel und Herztabletten einzunehmen. Aber wundern kann man sich über vieles in un-serer Welt. •

Franz Schmidsberger ist Theologe und lebt in Linz.

„FUSSBALL IST UNSER LEBEN ...“

Annäherungen an das Phänomen Fußball, Reflexionen undTipps, um dem Herzinfarkt während der Fußball-EM zu entgehen.

Text Franz Schmidsberger

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6 Juni 2008

MONDIALI ANTIRAZZISTI – LETS KICK RACISM OUT OF FOOTBALL!

Die Mondiali Antirazzisti – die Antirassistische Fussball WM – ist ein seit 1997 jährlich statt-findendes, nichtkommerzielles Fußballturnier von politisch interessierten Fußballfans undFangruppen, aber auch von sportlich aktiven politischen Gruppen. Sie findet 2008 im Juli inCasalecchio di Reno statt.

Text Daniel Steiner

Bei dem Turnier spielten zuletzt in Casaleccio diReno bei Bologna über 8000 Personen in mehrals 200 internationalen Teams aus über 40 Län-dern miteinander Fußball, um ein Zeichen gegenRassismus und Ausgrenzung zu setzen. Unter denTeilnehmern befanden sich Gruppen italienischerUltras, Fangruppen vieler anderer europäischerTeams, Einwandererorganisationen aus der gan-zen Welt, Antirassismusorganisationen, Jugend-gruppen usw. Die Teilnahme an der antirassisti-schen Weltmeisterschaft stellt eine Verpflichtungdazu dar, im Kampf gegen den Rassismus Rivali-täten zwischen den einzelnen Gruppen oder Ge-meinschaften und individuelle Aggression beisei-te zu lassen und für fünf Tage mit „Anderen“ zu-

sammenzuleben.

Das Fußballturnier selbst ist nicht wettbewerbs-orientiert. So wird der Hauptpreis des Turniersnicht für den Sieg, sondern für Fairness und anti-rassistische Aktivitäten vergeben. Die offiziellenPartien werden ausschließlich mit Fair-Trade Fuß-bällen gespielt. Diese werden in Pakistan nach denKriterien des fairen Handels gegen Zahlung vonSozialleistungen, besseren Löhnen und unter ver-nünftigen Arbeitsbedingungen ohne Mitwirkungvon Kindern produziert.

Im Gegensatz zum offiziellen FIFA-Fußball spielenFrauen und Männer bei der Mondiali Antirazzisti

mit- und gegeneinander. Es können sich Teamsmit Spielerinnen und Spielern jeden Alters ein-schreiben. Frauen-, Männer- und gemischte Teamstreten gegeneinander an, es gibt keine Vorrun-dengruppen ausschließlich für Frauenteams. InAbhängigkeit von der Anzahl angemeldeter Frau-enteams wird per Quote garantiert, dass die bes-ten Frauenteams in die zweite Runde aufsteigen.Trotzdem soll bei der diesjährigen antirassistischenWM auch ein separates Frauenfußballturnier statt-finden. Die OrganisatorInnen erklären hierzu: „Die-ses Turnier ist nicht gedacht, um Männer auszu-schließen, sondern dazu, mehr Frauen an dieseneindeutig männerdominierten Sport heranzufüh-ren. Solange Frauen im Fußball, sei es als Spieler-innen oder als Zuschauerinnen, immer noch umGleichberechtigung und Anerkennung kämpfenmüssen, finden wir es sinnvoll, den Frauenfußballaktiv zu unterstützen und zu fördern.“

Das Treffen wird vom italienischen FanprojektProgetto Ultra1 und dem Geschichtsinstitut Isto-reco2 aus Reggio nell’Emilia organisiert. Die füralle TeilnehmerInnen eintrittsfreie Veranstaltungwird vom Netzwerk Football Against Racism inEurope (FARE)3, der Europäischen Union, der Re-gion Emilia-Romagna, der Provinz Bologna, derStadt Casalecchio di Reno und von anderen insti-tutionellen und privaten Sponsoren finanziell un-terstützt. Nicht zuletzt lebt das Turnier aber vonden unzähligen freiwilligen HelferInnen, die vonAuf- und Abbau, Ausschank über die tagtäglicheReinigung des Festivalgeländes bis zur Turnier-leitung alle anfallenden Aufgaben erledigen.Neben dem Fußball laufen inzwischen auch einBasketball- und ein Volleyballturnier, sowie heu-er erstmals ein kleines Cricketturnier.4

Die Mondiali Antirazzisti wird von Konzerten(2007 spielten z.B. Mono & Nikitaman), Filmvor-führungen, Workshops und Diskussionsveranstal-tungen zum Thema Rassismus und Migration be-gleitet. Auch Zeitzeugengespräche mit italieni-schen PartisanInnen und ein Besuch des Schau-platzes des Massakers von Marzabotto, einem derschlimmsten Kriegsverbrechen deutscher Solda-ten während des Zweiten Weltkriegs in Italien,werden angeboten.

Doch es gibt auch Kritik an dieser Großveranstal-

Anlässlich der EURO 08 hat Social Impact gemeinsam mit

den KarikaturistInnen Andrea Maria Dusl, Gerhard Haderer,

Anna-Maria Jung und Ulf Kossak das Projekt Stammtischge-

flüster entwickelt. Dabei wird auf humorvolle Weise ver-

sucht, den Konfliktfeldern und Problemen, die im Zuge der

Fußball EM 2008 in Österreich entstehen werden, entge-

genzuwirken. Erwiesenermaßen sind sportliche Großveran-

staltungen Keimzellen für Gewalt, Rassismus, Homophobie

und Sexismus. In vielen österreichischen Lokalen sollen wäh-

rend der EURO 2008 Bierdeckel mit den Zeichnungen auf-

liegen, auf der Rückseite werden die Inhalte durch seriöse

Fakten und Hintergrundinformationen belegt. Die von Social

STAMMTISCHGEFLÜSTERText red Bilder Gerhard Haderer, Anna-Maria Jung

Impact ausgearbeiteten Themen sind Rassismus im Stadion,

die vergleichsweise rasche Einbürgerung von Sportlern, der

Anstieg der häuslichen Gewalt um bis zu 40% bei sportli-

chen Großveranstaltungen und die Homophobie im Fußball.

Die Bierdeckel wurden gewählt, weil sie direkt am Ort der

lokalen Meinungsbildung oder Vorurteilsfortschreibung („am

Stammtisch“) präsent sind. Sie werden interessierten Lokal-

besitzerInnen zum Unkostenpreis zur Verfügung gestellt. •

Bestellungen unter: [email protected]

ab 100 Stück: EUR 8,- (incl. Porto, Verpackung und Versandkosten)

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7Juni 2008

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tung. So sagten etwa die Ultras Sankt Pauli letz-tes Jahr ihre Teilnahme ab, da ihrer Meinungnach die Mondiali durch die jährlich wachsendeAnzahl5 der TeilnehmerInnen Vernetzungsarbeitfür antirassistische Initiativen immer schwierigermachte und ein Teil der teilnehmenden Mann-schaften mehr am Event, als an der inhaltlichenAusrichtung der Veranstaltung interessiert waren.Trotz alledem, der Geist der Mondiali verbreitetsich: Bereits zum 5. Mal fand heuer die ANTIRASankt Pauli statt; in Linz organisierte die Stadt-werkstatt gemeinsam mit Friendly Fire am 17.Mai das SCHUBHAFT 0:5 BLEIBERECHT-Turniermit glücklichen Siegern aus Afghanistan, nur zweiBeispiele unzähliger gleichartiger Initiativen.

Der ballesternde Beitrag unserer Kulturhaupt-stadt bei der Mondiali Antirazzisti wird heuerdurch eine Mannschaft der ARGE T.O.R. (Arbeits-gemeinschaft Tribüne ohne Rassismus), eine Ini-tiative von Fans des FC Blau-Weiss Linz6, in Casa-lecchio di Reno eingebracht. Bislang sind ausÖsterreich auch noch Mannschaften aus Inns-bruck und Wien auf der TeilnehmerInnenliste zufinden. Aus folgenden weiteren Herkunftsländerstammen die, bis zum jetzigen Zeitpunkt ange-meldeten Teams: Afghanistan, Albanien, Belgien,Bosnien Herzegowina, Kamerun, TschechischeRepublik, Demokratische Republik Kongo, Däne-mark, Ecuador, Frankreich, Gambia, Deutschland,Ghana, Ungarn, Italien, Jamaica, Litauen, Luxem-

burg, Marokko, Slowakei, Spanien, Schweiz undGroßbritannien. •

Daniel Steiner ist Veranstaltungskoordinator der

Stadtwerkstatt und 2facher WM Torschütze.

Die Modiali Antirazzisti 2008 findet vom Mittwoch, 9.-Sonntag, 13.

Juli in Casalecchio di Reno statt.

1 Das progetto ultrà wurde 1995 von Anhängern verschiedener

Vereine in Bologna gegründet, um die Werte der Fankultur zu

verteidigen und gemeinsam mit den Fans die Gewalt zu redu-

zieren. Die drei Hauptthemen der Arbeit der Gruppe sind Re-

pression – also der Kampf gegen die Kriminalisierung von

Fans-, Kommerzialisierung – Aktionen gegen die aktuelle Ver-

marktung des Fußballs – und eben der Kampf gegen Rassis-

mus.

2 Istoreco Reggio Emilia (Institut für Geschichte des Wider-

stands und für Zeitgeschichte in der Provinz Reggio Emilia –

www.istoreco.re.it) wurde 1965 von früheren Partisanen und

antifaschistischen Frauen, mit der Intention Originaldoku-

mente aus dem 2. Weltkrieg zu erhalten, gegründet. Unter

anderem wird mit ERA (www.resistance-archive.org) ein

europäisches Online-Archiv über Widerstand gegen den Na-

tionalsozialismus mitbetrieben und werden Treffen Jugend-

licher mit überlebenden antifaschistischen Widerstands-

kämpfern und Reisen zu Originalschauplätzen der italieni-

schen Partisanenkämpfe organisiert.

3 Gegründet wurde FARE (www.farenet.org) im Februar 1999

auf Anregung von Fangruppen aus verschiedenen Regionen

Europas auf einer Konferenz in Wien. Neben den Fans nah-

men auch Fußballverbände und Spielergewerkschaften teil,

um eine gemeinsame Strategie und ein Grundsatzprogramm

gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu entwickeln.

Heute hat das Netzwerk aktive Partner in mehr als 37 Län-

dern und arbeitet auf allen Ebenen des Fußballs, mit Fans,

Spielern, Organisationen von Migranten und ethnischen

Minderheiten und mit Verbänden, einschließlich der UEFA

und FIFA. Neben dem Kernthema Rassismus widmet sich

FARE auch der Bekämpfung von Sexismus und Homophobie,

wie die Teilnahme der European Gay & Lesbian Sports Fede-

ration (www.eglsf.info) zeigt.

4 Cricket ist ein Sport, der, abgesehen von den britischen

Inseln, besonders in vielen asiatischen Communities intensiv

betrieben wird und dort meist wesentlich beliebter ist als

Fußball. Im Großteil der europäischen Ländern ist es für

MigrantInnen schwer, diesen Sport auszuüben, da die ent-

sprechenden Plätze fehlen und dem Sport wenig Bedeutung

beigemessen wird. Daher wird bei der Mondiali Antirazzisti

versucht Cricket zu fördern.

5 An der ersten Mondiali Antirazzisti 1997 nahmen ca. 200

Menschen teil.

6 Nachfolgeklub des SK Voest Linz, kämpft zur Zeit in der

vierthöchsten österreichischen Spielklasse, der OÖ-Liga, um

den Titel.

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8 Juni 2008

Daniel Cohn-Bendit, Sprecher der StudentInnenbewegung in Berlin, heute grü-ner EU-Parlamentarier, konstatierte jüngst im Standard der 68er Bewegungbestenfalls noch, dass diese Anlass war für einen Umschwung in der Gesell-schaft. Von seiner politischen Aktivität distanziert er sich, ebenso wie Josch-ka Fischer. Wie beurteilen Sie als Aktivistin dieser Zeit in OÖ diesen Wandel?Muss man sich heute davon distanzieren?Ich glaube, da muss man den Unterschied zwischen Österreich und Deutsch-land herausarbeiten. In Deutschland war die gesamte Szene um einiges revo-lutionärer, es ist zu Vorfällen gekommen, wie es sie in Österreich nicht gege-ben hat. Zumindest was die Umgebung in Linz betrifft. 68 hat bei uns sicherauch sehr deutliche Wirkungen gehabt. Aber es hat keine wirklich radikaleEntwicklung gegeben und daher auch keinen Grund, sich davon zu distan-zieren. Ich stelle eher, in Österreich und auch in Oberösterreich, fest, dass ei-nige Leute behaupten, sie seien da mitten drin und echte 68er gewesen, dieich jedenfalls in dieser Phase nicht wirklich wahrgenommen habe. Jedenfallsnicht mit einem Background, der in Richtung Aufbruchstimmung geht. Daswaren unter anderem Studierende, die seinerzeit CV Mitglieder gewesensind und von denen nur ganz wenige mit der 68er Bewegung sympathisierthaben, viele aber eher sehr konservative Argumente dagegengehalten haben.

Wie war die Stimmung an der Linzer Uni? Man hat die Dinge, die in Deutsch-land passiert sind, sicherlich wahrgenommen, hat man sich daran beteiligt,gab es Solidarität?Es hat eigene Ereignisse gegeben, die Initialzündungen für Protestversamm-lungen, für Sit-Ins usw. waren. Ein Thema, wo 1968 tatsächlich nahezu alleStudierenden dahinter standen, war, dass eine wissenschaftliche Hilfskraft,Manfred Eder, von Professorenseite nicht aufgenommen werden sollte. Da-mals gab es eine sehr heiße Veranstaltung im HS 1. Die Studierenden habensich durchgesetzt. Es hat Lehrveranstaltungsboykott gegeben, es sind Insti-tute besetzt worden, nicht nur in dieser einen Situation, auch in Situatio-nen, wo es Probleme mit Klausurbeispielen gegeben hat, unlösbare Klausur-beispiele in der Mathematik beispielsweise, das hätte um ein Haar einemAssistenten den Kopf gekostet. Da mussten wir Studierende dann wiederzurückrudern, denn dass er seinen Job verliert, das wollten wir nicht.

Bei dieser Geschichte mit Manfred Eder gab es ja eine Vorgeschichte, da ginges um Sonderzahlungen für Professoren, die er aufgedeckt hat. Diese Sonderzahlungen, wie man sie auch nennen kann, das waren die sogenannten Aufbauzulagen für Professoren. Die Universität Linz war zweiJahre alt zu diesem Zeitpunkt und es war in den Anfängen nicht leicht, Pro-fessoren zu berufen, die zum einen die Fächer abdeckten, die für Österrei-cher teilweise ganz neu gewesen sind und zum anderen doch auch einen ge-wissen Ruf hatten. Um qualifizierte Leute zu bekommen, wurden Aufbauzu-lagen gezahlt. Das Problem war, dass diese Aufbauzulagen bis weit in die70er Jahre gegangen sind und sie dann von attraktiven Bewerbern auch alsDruckmittel genutzt wurden. Dadurch wurde jedenfalls offensichtlich, dasses ziemliche Unterschiede in der Bezahlung gegeben hat, was von Seitender Studierenden sicher nicht nachvollziehbar war.

Text mm

spotsZ wollte nach dem medialen Berichterstattungshype der letzten Wochen über das Jahr 1968wissen, was eigentlich damals in OÖ los war. Irene Dyk-Ploss, heute Professorin am Institut fürGesellschaftspolitik an der Johannes Kepler Universität war im legendären Jahr 21-jährigeSoziologiestudentin in Linz.

Welches Selbstbild hatten die Studierenden der Linzer Uni damals?Allgemeine Aufbruchstimmung war da. Es ist meiner Meinung nach inter-essant, dass es keine wirkliche Dichotomie zwischen rechts und links gege-ben hat, es war ein Kontinuum mit sehr fließenden Grenzen. Ich selberkomme aus der katholischen Hochschulgemeinde, diese war damals außer-ordentlich progressiv, auch für heutige Verhältnisse. Ich war die erste Pri-ma der katholischen Hochschulgemeinde und ich bin so etwa vierteljähr-lich zum Bischof zitiert worden, weil es wieder Probleme gegeben hat, dieder Amtskirche sauer aufgestoßen sind.Gerade im Rahmen dieser katholischen Hochschulgemeinde, die im Übri-gen ganz eng mit der sehr kleinen evangelischen Hochschulgemeinde zu-sammengearbeitet hat, haben sich Proponenten der ganz linken Szene ge-funden, aber auch welche aus dem rechten Eck.

Was waren die gemeinsamen zentralen Forderungen oder Ideale?Die zentralen Forderungen waren bescheiden und auch nicht. Dazu gehörtenDinge, wie sie auch heute den studentischen Alltag bestimmen, etwa die Fra-ge der Mensapreise, des Lehrveranstaltungsangebots, der Beurteilung von Lehr-veranstaltungen, wie heute die Frage, wann LV abgehalten werden dürfen. Esgab damals einen sehr hohen Anteil an berufstätigen Studierenden, für die dieTatsache, dass der Unterricht zwischen 08.00 und 18.00 h abgehalten wird,ein Problem war. Das Problem ist bis heute nicht gelöst. Es gab auch kleineRandthemen, z.B. die Besuchserlaubnis in den Studentenheimen. Es war jadurchaus nicht so, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt, damals 22.00 h, sichMännlein und Weiblein in einem Studentenheimzimmer treffen durften. Wirhaben 1969 in der KHG ein Sleep-In veranstaltet, die BewohnerInnen des Mäd-chen- und des Knabentrakts haben ihre Matratzen gepackt und die Wohnungdes Heimleiters blockiert. Leider hat es uns aber nichts geholfen.

Abseits der konkrete Dinge, die damals bewegt haben: Weltpolitik, Kuba, Viet-nam, war das auch Thema?Ja. Aber da sind die Gruppen auseinander gedriftet, Ich kann diese Frageam besten anhand der Mitglieder der KHG beantworten, da gab es zweiGruppierungen. Die „Intellektuellen“ und die „Würstlbrater“. Ich gebe zu, beiden Letzteren dabei gewesen zu sein, bei denen, die stärker im studentischenAlltag verhaftet waren und auch mit Festen und Feiern zu tun hatten, daherder Name. Die Grenzen waren fließend. Wir haben sehr viel Mühe daraufverwendet, prominente Referenten einzuladen, das ist uns ganz gut gelun-gen, weil wir einen sehr offenen Hochschulseelsorger hatten. Die große in-tellektuelle Revolution ist es an der Linzer Uni wohl nicht gewesen.

Damals war ja Helmut Kukacka ÖH-Vorsitzender. Er sagt heute, dass es zumguten Ton gehört hat, nach Berlin zu den Demonstrationen zu fahren. WarenSie auch mit dabei? Ich habe zu denen gehört, die Ende 68 sehr viel mit den aus der Tschecho-slowakei kommenden Studierenden zu tun hatte. In dem Rahmen war ichaktiv. Da hat es eher Ost-Kontakte gegeben, wo versucht wurde, mit diesenProblemen umzugehen. Dass das dann eine eher antikommunistische Aus-richtung war, ist klar. Links und antikommunistisch hat sich damals abernicht unbedingt ausgeschlossen.

1968 IN LINZ

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9Juni 2008

Gab’s nicht vor allem auch in der katholischen Be-wegung einen unpolitischen Zugang über Äußer-lichkeiten: Musik, lange Haare, etc. Wie brav warLinz? Wie war die Stimmung in der Stadt?Von der Optik her haben viele ihren Protest da-mit artikuliert, mit ganz langen oder in meinemFall mit ganz kurzen Haaren und langen Röckenherumzulaufen. Es hat eine Rolle gespielt, aberkeine so große. Ein Ausstrahlen in die Innenstadtwar aber nicht wirklich bemerkbar. Es gab eineinziges Lokal, die Berger-Mama, das war ein Lo-kal, in dem es im Untergeschoss ein bestimmtes„anderes Gewerbe“ gab und im oberen Geschosseinen Treffpunkt von linken intellektuellen Künst-lern, wie Franz Kain und anderen. Ein weitererPunkt, wo Studierende damals sehr aktiv gewe-sen sind, war die Heimerziehung. Man hat überdas schon seit 1965 offen geführte Heim Spatt-straße versucht, Jugendresozialisierung anders zukonzipieren.

Stichwort Frauenbewegung: Was waren die Anfän-ge der Linzer Frauengruppen?Die KHG war für mich damals so attraktiv, weiles gleichberechtigte Leitungen zwischen Primusund Prima gegeben hat, was damals ja nicht selbst-verständlich war, dass Frauen in Leitungspositio-nen sein können. Es hat an der Uni auch vieleProteste im Kleinen gegeben, die Symbolcharak-ter hatten. Der Unipark war damals schon ein El-dorado für Spaziergänger aus der Umgebung, un-ter anderem für Mütter mit Kindern. Es gab Pro-fessoren, die sich von zwischen Uni-Teich und HS-Gebäude 1 flanierenden Müttern mit Kindern ge-stört gefühlt haben. Daher hat man Drehkreuzeam früher offenen Zugang zur Uni montiert, durchdie man zumindest mit Kinderwägen nicht durchkonnte. Das hat dazu geführt, dass immer wenneine Straßenbahn kam, die Studenten gewartet ha-ben, bis Mütter mit Kinderwägen da waren, dieKinderwägen über die Drehkreuze gehoben ha-ben. Ich kann es nicht zählen, wie oft diese Dreh-kreuze im Uni-Teich versenkt worden sind. Irgend-wann 69 haben wir uns den Spaß gemacht, dieDrehkreuze rosa zu lackieren und mit Schleifchenzu versehen. Das war eine Frauenaktion. Dann sinddie Drehkreuze auch wieder verschwunden. Die-se Kleinigkeiten haben bedeutet, dass wir der Mei-nung gewesen sind, dass die Universität geöffnetwerden soll.

Wie war die mediale Berichterstattung?Die Berichterstattung war damals eher überkri-tisch. Allein die Studienrichtung Soziologie wur-de gleichgesetzt mit den drei AnfangsbuchstabenSOZ für Sozialismus.

RAF, Ulrike Meinhof, wie weit konnte/wollte manderen Botschaften in OÖ überhaupt lesen? Die Ablehnung war ziemlich eindeutig. Diese Stim-mung war einhellig und ich denke auch seitensder linken Szene damals in OÖ.

Aus der jetzigen Sicht, was ist übrig geblieben?Wie würden Proteste heute aussehen, gibt es dieseüberhaupt noch?Es gibt keine Proteste. Ich sage es meinen Studie-renden, dass ich diesen Protest vermisse. Es pas-sieren Dinge, wo ich sage, ich glaube nicht, dasswir als Studierende das damals akzeptiert hätten.Wir haben bei geringeren Problemen gezeigt, dasswir da sind, und das ganz lautstark. Vielleicht liegt das am Leistungsdruck in den Schu-len. Ich glaube nicht, dass es heute den Schulengelingt, so was wie eine Autonomisierung bei denSchülern zu wecken. Sie kommen schon so bravzu uns und werden nicht ermuntert, eigene Mei-nungen zu äußern.

Freie Liebe, antiautoritäre Erziehung, etc, was istdavon übrig geblieben, geht es nicht schon seitlängeren wieder in eine konservative Richtung?Es ist ein Backlash da. Die Befreiung der Frau, diePille, alles ist da und hat uns das Leben sicherleichter gemacht. Was nicht da war, ist z.B. Aids,das hat die freie Liebe sicher ganz schnell einge-bremst. Was geblieben ist, kann man sehr schlecht evalu-ieren, auf Linz bezogen. Das, was man als denMarsch durch die Institutionen bezeichnet hat, hatbei uns wunderbar funktioniert, von da her ha-ben viele von ganz links bis ganz rechts diesenWeg weiter getragen, dass man nicht mehr abgren-zen kann, was war links, was war 68, was warenandere Protestbewegungen, wie die Frauenbewe-gung und ähnliches. Dass bestimmte verkrusteteStrukturen aufgebrochen wurden, das kann manrelativ leicht sehen. In der katholischen Kirchegibt es einen klaren Backlash, es gibt ihn auch anden Universitäten. •

AUSSCHREIBUNGEN

Einreichfrist: 22. JuliOpen Call zur Projekteinreichung für die SubversivMesse 2009 (Veranst.: Social Impact)Als weltweit erste Fachmesse für Gegenkultur präsen-tiert die Subversiv Messe aktuelle Projekte/Aktionen/Arbeiten, die Herrschaftsverhältnisse und Machtformenauf produktive Weise unterlaufen und sich im öffentli-chen Raum Gestaltungsmacht aneignen. Die SubversivMesse wird im April/Mai 2009 erstmals in Linz als Pro-jekt für Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas stattfinden. Gesucht werden Werkzeuge und subversive Alltagspra-xen, die sich aus der Beschäftigung mit Grenzregimen,Migration und Abschottung, Überwachung, Zensur, Aus-schluss von Bildung oder Gesundheitssystemen, Rassis-mus, Antisemitismus, Sexismus, Genderthematik, Homo-phobie, etc. ergeben.Unter folgenden Kategorien kann eingereicht werden:

• Technical Devices• Soziale Strategien• Visuelle Phänomene

Die Ausschreibung wendet sich im Speziellen an Künst-lerInnen und AktivistInnen aus folgenden Bereichen: Un-sichtbares Theater und Performance, Shoplifting, Hac-king, Radical Games, Mode, Billboard Liberation, RadicalQueer, Musik, Streetart, Grafik- oder Industriedesign,Kunstkritik, (satirische) Kunst oder Camouflage.Es ist möglich, als Einzelperson oder auch als Kollektiv(aus ganz Europa) einzureichen – auf Wunsch kann denEinreicherInnen Anonymität zugesichert werden.Von der Subversiv Messe werden folgende Kosten über-nommen: Miete für Messestand (inkl. Auf-, Abbau, Deko,...), Transport der Exponate, Drucksorten, Anreise zurMesse, Unterbringung, Je 6 Tagessätze pro AusstellerIn +Begleitung.Infos und Anmeldung: www.subversivmesse.net

Einreichfrist: 01. August Move your Movies Her mit euren Filmen! Zum zehten Mal vereint die YOUKIheuer vom 25.-29. Nov. junge Filmschaffende, Filmfreaks,CineastInnen, Profis und Medieninteressierte in Wels.Es können Arbeiten auf www.youki.at eingereicht werden.Kriterien: Alter: 10-20 Jahre, Filmlänge bis 15 Minuten.Sonderprogramm: Alter: bis 26 Jahre, Filmlänge auchüber 15 Minuten. Hauptpreis EUR 1.500,-, 4 Würdigungs-preise á EUR 800,-. Publikumspreis á EUR 800,-,European YOUKI Award EUR 1.000,-.Info: www.youki.at

Einreichfrist: 01. September Thomas-Bernhard-StipendiumDas Landestheater Linz schreibt in der Spielzeit 2008/09zum dritten Mal das Thomas-Bernhard-Stipendium aus.Das Stipendium versteht sich als Förderung von Autor-Innen, die am Anfang ihrer literarischen Laufbahn ste-hen. Es bietet die Möglichkeit, finanziell unabhängigwährend eines dreimonatigen Aufenthalts in Linz – inmöglicher Anbindung an das Landestheater – eigenedramatische Texte zu erarbeiten bzw. daran weiterzuar-beiten. Das Stipendium ist mit EUR 5.500,- dotiert.AutorInnen, die sich bewerben wollen, reichen ein aus-führliches Exposé zu einem entstehenden Stück sowiemindestens fünf ausgearbeitete Szenen ein. Dazu einenLebenslauf und eine künstlerische Biographie.Die Bewerbungsunterlagen senden an:Landestheater Linz, z.H. Herrn Franz Huber, Promenade 39, A-4020 Linz, Österreich

mit Auszügen aus dem letzten Newsletter von FIFTITU% –Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst & Kultur in OÖ.Anmeldung per Email an [email protected]

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10 Juni 2008

Das Bedürfnis, jenseits der Grenzen von Geschichtswissenschaften zu agie-ren, kommt aus dem Umstand, dass Linz seine NS-Vergangenheit von wis-senschaftlich-historischer Seite gut aufgearbeitet hat, allerdings diese Fak-ten nicht wirklich ins Bewusstsein der Stadt und seiner BewohnerInnendurchgedrungen scheint. Andererseits wahrscheinlich auch daraus, um denEröffnungsredner Cohn-Bendit zu zitieren, der das „Projekt Europa“ alspraktizierte Kooperation und Antwort auf die totalitären Systeme des Nati-onalsozialismus, Faschismus und Stalinismus erläuterte, dieses „Projekt Eu-ropa“ sehr geeignet ist, um den Gedanken des geeinten wirtschaftlich-kul-turellen Europas auch auf Kulturhauptstadtebene zu unterstreichen. Ge-rade im Umgang mit einem Thema, das laut Cohn-Bendit „ein Problem derMenschheit“ sei. Frei und kulturhauptstadtkompatibel übersetzt bedeutetdies wahrscheinlich „Kultur und Problem für alle“. Die Veranstaltung „Jen-seits von Geschichte“ wurde in vier Symposiumsschwerpunkten „Gedenk-stätten“, „Wissenschaften“, „Kunst“ und „Geschichte“ abgehandelt, mit vierExpertInnen und jeweils zwei, exkurshistorischen Gästen zum jeweiligenThema. Am Abend gab’s eine Podiumsdiskussion, die die ExpertInnen wie-der in den Geschichtswissenschaften vereinte.

Linz wird sich 2009 mit einigen Projekten mit der NS-Vergangenheit der Stadt beschäftigen. Dasvon Linz09 ins Leben gerufene 1-tägige Symposium „Jenseits von Geschichte“ setzte sich AnfangMai mit Praxen auseinander, die sich auch außerhalb der Geschichtswissenschaften mit demschweren Erbe auseinandersetzen mochten.

Text tb, mm

JENSEITS VON ALLEM?

SpotsZ widmet sich hier dem Panel Wissenschaften: Hazel Rosenstrauch hatte die Gast-

rednerInnen Werner Vogt, Medizingeschichtler und Arzt, und Ute Woltron, Architekturkriti-

kerin, am Tisch. Fragestellung war, wie mit dem „Wissen“, bzw. den „Plänen“ umgegangen

wird, die auf den Nationalsozialismus zurückgehen.

Im Pogrammtext plakativ gestellte Frage war, wie mit dem unter grausamsten Bedingungen

„erforschten“ Medizinwissen umgegangen wird: „Können Ergebnisse dieser Forschung heu-

te zum Wohle der PatientInnen verwendet werden?“. Eine derartig ungustiöse Frage, dass

in diesem Zusammenhang das Wort „können“ und auch das politisch korrekt gesetzte Bin-

nen-I zum Hohn werden. Werner Vogt beantwortete zu einem späteren Zeitpunkt seines

Vortrages, dass ihm keine einzige medizinische Forschung aus der Zeit des Nationalsozia-

lismus bekannt ist, die relevante Auswirkungen auf die Wissenschaft gehabt hätte, das sei

„alles nutzlos gewesen, weil diletantisch“ gemacht. Es gebe nur eine relevante Forschung,

die von einem inhaftierten Mediziner gemacht wurde. Er sollte im Auftrag der Nazis einen

Typhusimpfstoff entwickeln (er gab lediglich ein Plazebo an die Nazis heraus). Es bleibt die

unbeschreibliche Selbstverständlichkeit, mit der unter wissenschaftlichem Deckmäntel-

chen gemordet wurde. Vogt berichtete von den Schwierigkeiten der Aufarbeitung, den zeit-

geschichtlichen Lücken und von erschreckenden Kontinuitäten: Nach 45 kam es zur Fort-

führung aller wichtigen Personen und Institutionen, in entsetzlicher und exemplarischer

Union in Gestalt des „Kinderpsychiaters“ Grosz, der den Spiegelgrund bis zu seiner juristi-

schen Nichtverhandlungsfähigkeit als unbescholtener Mann leitete. Ihm konnten seine Ver-

brechen, „Tötungsdelikte an Geisteskranken“, nicht zuletzt deshalb juristisch nachgewie-

sen werden, weil ein Überlebender von Grosz gefunden wurde, der aufgrund eines von

Grosz weiterzitierten NS-Gutachtens noch immer, seit 28 Jahren, im Gefängnis Stein saß.

Dass es „zu viele Kontinuitäten, zu wenig Brüche“ gebe, was die wissenschaftliche Wei-

terführung eines kollektiven Denkstils anbelangt, mit dem Denkstil der NS-Zeit und auch

mit der Zeit davor, erläuterte Vogt in weiteren Ausführungen – mit der Infragestellung eines

wirklichen Paradigmenwechsel in der Medizin, was etwa sozialmedizinische Projekte anbe-

langt, mit den Faktoren Ökonomie und Bevormundung, die immer noch wesentliche Be-

standteile der medizinischen Behandlung sind.

Ute Woltron war mit der Fragestellung konfrontiert, ob die Stadtplanung „mit dem NS-Erbe

umgehen muss“ und beantwortete dies mit „Ja, selbstverständlich“. Die Architektur sei

eine „Res Publica“, der Umgang, bzw. Nicht-Umgang mit Gebäuden wie dem Flagturm in

Wien bezeichnend. Gerade die Architektur gebe ein markantes und sichtbares Bild ab, bie-

tet auch in ihrer Erhaltung die „meiste Information“, was auch einen denkmalpflegerischen

Umgang mit den vielen Bauspuren nahe legt. Dass konkrete Stadtplanung (auch in Linz

etwa die Standorte Schloss, Musiktheater) ursprünglich mit Naziplänen zu tun hat, relati-

viert Woltron. Überschätzt und unoriginär haben die Nazis auf schon Bestehendes zurück-

gegriffen und dies für ihre Zwecke ideologisiert fortgesetzt, was polarisiert gesprochen ein-

erseits den Wohnbau als Fortsetzung der Gartenbauidylle entstehen hat lassen, anderer-

seits eine riesen- und zitathafte Einschüchterungsarchitektur produzierte. Man müsse über

die Geschichte Bescheid wissen und im Einzelfall prüfen, wie mit dem Erbe umgegangen

wird. Kontinuitäten sind insofern auch festzustellen, als dass sich Architektur „immer

schon im Büttel der Macht“ abspiele. Gegenwärtig sind die Großprojekte in Asien zu ver-

orten – menschenunwürdige Arbeitsumstände werden ganz allein von der Ideologie des

globalen Kapitals und des maßlosen Strebens in die Höhe zustande gebracht. Das Schreck-

liche spielt sich nie jenseits von allem ab, sondern immer im Zuge einer alles infiltrieren-

den Ideologie – von Kontinuitäten, die zuallererst immer von Übermacht getragen sind. •

Jenseits von Geschichte: Umgang mit dem NS-Erbe zwischen Schuld und Tourismus

Am Ende des Tages wurden die wichtigsten Punkte der 4 Panels noch einmal zusammenge-

fasst: Michael John, Birgit Kirchmayr, beide vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Linz,

Bertrand Perz, Institut für Zeitgeschichte an der Uni Wien und Hazel Rosenstrauch, Berliner

Autorin und Wissenschafterin legten dabei auch offen gebliebene Fragen dar:

Ist es vertretbar, wenn Gedenkstätten wie Mauthausen als Eventstätten kurzfristige Aufmerk-

samkeit erlangen? Führt dies letztendlich zu einer Banalisierung? Wie kann die Fülle an vor-

handenem Bild- und Filmmaterial so aufbereitet werden, dass es einen Bezug zur Gegenwart

gibt? Was tun angesichts der Tatsache, dass es kaum mehr ZeitzeugInnen gibt? Warum hat

man sich eigentlich nie bemüht, emigrierte ZeitzeugInnen zurückzuführen?

Hat dies möglicherweise mit der sich hartnäckig in den Köpfen haltenden Opferthese zu tun?

Leider blieben diese Fragen weitgehendst undiskutiert im Raum stehen.

Festgestellt wurde ein genereller Aufholbedarf in der Schuldfrage in Österreich und auch spe-

ziell in Linz. Einigkeit herrschte auch in der Kritik an den Medien, die ihren Aufklärungsauftrag

ungenügend wahrnehmen.

Offen blieb auch die eigentliche Frage der Podiumsdiskussion, nämlich welche Aspekte jen-

seits der Geschichtswissenschaft diese Aufarbeitung möglich machen können.

Von einigen persönlichen Wortmeldungen zum Thema abgesehen, wurde die Gelegenheit von

den Anwesenden auch für Wünsche an und Kritik am Linz09 Team genützt, was der stellver-

tretende Intendant Ulrich Fuchs letztendlich mit einer Einladung beantwortete:

Die Ausstellung „Kulturhauptstadt des Führers“ wird ab September im Schlossmuseum Ein-

blick geben in die Kulturpolitik des Nationalsozialismus und deren Spuren und erneut die Frage

nach dem Umgang mit dem Erbe stellen.

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FR 13.06. 17.00 hKAPUHaus- und HoffestDie letzte Veranstaltung in der KAPU vor derSommerpause und vor der Sanierung!Ab 17.00 h Gastgarten, Bier, Barbecue, EM-Video-wall und natürlich gibt es den traditionellen Sack-hüpfkontest, moderiert von Simpson und seinersexy Begleitung. Musikalische Interventionen vomjodelnden Nöwihorntrio. DJs Nightline: Sassy J,Plattenjoe, Mr. Scheutz und Joachim Knoll.

FR 13.+SA 14.06. 19.00 hKriehmühle Wartberg/Aist (Veranst.: KV Woast, justasirisdid.com)Open Air Kriehmühle 2008 Bereits zum elften Mal findet das Open Air statt.Neben The Lo Fat Orchestra aus der Schweiz habensich auch heimische Acts wie Law Found Guilt undTexta angekündigt und liefern eine gelungene Mi-schung aus Rock, Indie-Pop, Electronica und HipHop.Freitag: The Low Fat Orchestra, Killed by 9 VoltBatteries, The Razorblades, Law Found QuiltSamstag: Texta, She’s All That, The Eccos, TheMood, Beatbox BangnesInfos: openair.woast.at, www.justasirisdid.com

SA 14.06. Treffpunkt 13.30 h, Cafe Strassmairoder vorort (Veranst.: waschaecht)Rad & Roll

Dritter Musikalischer Radausflug 15.30 h: Station Derschmidthof: Kollegium Kalks-burg (Heinz Ditsch, V. W. Wizisperger, Paul Skrepek)20.00 h: Station Merkermeierhof: Tini Trampler &die dreckige Combo, UZ Jsme Doma und Bern-hard Schnur (ehemals Snakkerdu Densk).Infos und Pläne unter: www.waschaecht.at

KONZERTEMO 02.06. 20.00 hAlter Schlachthof Wels (Veranst.: waschaecht)Ray Anderson Quartet

Ray Anderson (trombo-ne, voc), Lew Soloff(trumpet) LonniePlaxico (bass), BobbyPrevite (drums).Anderson gilt als einerder interessantesten,technisch versiertestenund vor allem auchmusikalisch vielseitig-sten Posaunisten derinternationalen Jazzsze-ne. Er lässt sein Hornröhren, plätschern,blubbern, quietschen,

rattern, krachen und knallen, dass es eine wahre„Ohrenfreude“ ist. Er peppt, poppt, rappt und rolltso nebenbei die ganze Jazz-Geschichte von vornund hinten gleichzeitig auf. Er ist bekannt für sei-ne witzigen Kompositionen und Soli, dabei loteter alle Möglichkeiten der Posaune aus, indem erauch auf Geräusche zurückgreift. In seiner aktuel-len Band treffen sich einige der innovativsten undvirtuosesten Musiker, die dafür sorgen, dass esnicht nur stampft und dampft, sondern zwischen-durch auch einmal dröhnt und kracht.

DO 05.06. 21.00 hAlte Welt (Veranst.: Verbotene Früchte)In seinem Loch ist der Käfer SultanEine musikalische Reise in die Alte Welt mit ver-botenen Kunstschätzen aus TausendundeinerNacht ... Der Geheimtipp der LinzerMusik-Unter-grundszene „Verbotene Früchte“ begrüßt dieKabarett-Performance-Gruppe „This Bird HasFlown“ (Eine musikalisch-literarische Symbioseund multikulturell-klangmalerische Performanceaus Bayern) und das Electronic Duo Gabi Kepplin-ger und Stefan Kushima aus Linz (pSyychdrone/Shhitgaze + rokk & Growl; for Amp huggerz andblUEs Loverss.)

VERANSTALTUNGSTIPPS JUNI 2008TAKE ME OUT

FALTU

NG

POCKETFORM

THEATERDO 19.-FR 27.06.Linz, Wels, Gmunden, Steyr (Veranst.: Land Oberösterreich – Direktion Kultur)SCHÄXPIR – Internationales Theaterfestivalfür junges Publikum SCHÄXPIR macht wieder Lust auf junges und fri-sches Theater am Puls der Zeit, spannende Be-gegnungen und Tagträume. Mit mehr als 50 inter-nationalen und heimischen Produktionen von The-atergruppen u.a. aus China, Schweden, Kroatien,Schweiz, den Niederlanden und Belgien und rund150 Veranstaltungen an 17 Spielstätten in Linz,Wels, Gmunden und Steyr zählt SCHÄXPIR welt-weit zu den größten Festivals seiner Art. Schwer-punkte sind heuer den Produktionen rund umFußball, dem Theater für Allerkleinste, Musikpro-duktionen und Theater an ungewöhnlichen Ortengewidmet – Vorhang auf für Theaterlust pur!Infos und Karten: 070/785141, [email protected], www.schaexpir.at

AUSSTELLUNGENFR 13.06.-SO 17.08.Lentos Kunstmuseum Linz (Veranst.: qujOchÖ) Strafraum

Von 07. bis 29. Juni 2008 findet die Fußball-Euro-pameisterschaft in der Schweiz und in Österreichstatt. Die Ausstellung der Linzer KünstlerInnen-gruppe qujOchÖ unternimmt in diesem Zusam-menhang den Versuch in diese riesige Fußball-Maschinerie einzugreifen. Auch wenn das Riesen-spektakel Euro 08 bis tief in den Alltag eindringt,wird sich „Ein Leben im Strafraum“ auf die Es-senz von Fußball konzentrieren: Spielzüge undStrategien – kurz: Das, was auf dem Spielfeld ab-läuft. Videoprojektionen von wichtigen Spielenwerden mittels ästhetischer Reduktion, minimalis-tischen Veranschaulichungen von komplexen Spiel-verläufen und Bewegungsabläufen, Netzwerkana-lysen, statistischen Daten und Darstellungen vonVerdichtungen erzeugt.Die Ausstellung wird zur Dauer der Euro 08 so-wohl in als auch um das Lentos zu erfahren sein.Im Freiraum vor dem Lentos werden einerseitsperformative Inszenierungen stattfinden, anderer-seits sieht das Nutzungskonzept und die Raum-architektur dieses artifiziellen Fußballplatzes eineaktive Nutzung in Form eines einladenden Fuß-ballwohnzimmers für interessierte PassantInnenund BesucherInnen vor.

Inhaltlich und thematisch verbunden mit dem„Strafraum“ ist die Ausstellung im Inneren desLentos. Hier finden sich Dokumentationen derperformativen Inszenierungen (Visualisierungen)und Einzelarbeiten von KünstlerInnen (Installatio-nen, Videoarbeiten, Experimentelle Kunst).Eröffnung: Do 12. Juni, 19.00 h

SA 28.06.-SA 16.08.afo architekturforum oberösterreichGleich und doch verschieden400 Gebrauchsgegenstände aus 15 Ländern, vonKanada bis Brasilien, von Marokko bis Sansibar,von Indien bis Neuseeland, treffen aufeinanderund zeigen eines: Der lokale Alltag ist auch einglobaler. Auf einer viermonatigen Expedition indie Welt der Straßenmärkte und Gemischtwaren-handlungen aller Erdteile haben Uli Marchsteinerund Leo Schatzl Objekte und Bilder gesammeltund nach Grundbedürfnissen geordnet.Eröffnung: Fr 27. Juni, 20.00 h

SA 28.06.-SO 24.08. Galerie der Stadt WelsSchneeDer international renommierte ExperimentalfilmerSiegfried A. Fruhauf, der im Medien Kultur Hausals Programmdirektor des Youki-Festivals aktiv ist,gestaltet die Sommerschau mit seinen „VisualSnow Storm Regulations“, die Fruhauf so erklärt:„Chaotische Strukturen sind stets völlig dreh- und

verschiebungssymme-trisch. Jede Störung imchaotischen System führtzu einer Brechung derSymmetrie. Der Menschversucht immer wiederdas Chaos zu störenund somit die perfekteSymmetrie zu brechen,da er dem Chaos eineOrdnung abringen muss,um sich Orientierungund somit Sicherheitverschaffen zu können.Nur so ist es ihm mög-

lich, sein Dasein überhaupt erst zu bestreiten.“Der multimediale Aufbau von Visual Snow StormRegulations versucht den Betrachter in seinen si-cher scheinenden Formen von Weltkonstruktionzu irritieren und zu zeigen, dass jede Ordnung nureine Möglichkeit von unendlich vielen darstellt.Eröffnung: Fr 27. Juni, 19.00 h

NAH UND FERNMI 11.06. 18.00 hArchitekturzentrum Wien (Koop.: afo architekturforum oberösterreich)LINZ TEXAS – Eine Stadt mit BeziehungenEine Ausstellung von Linz 2009 KulturhauptstadtEuropas.Linz ist die prototypische „Mittelstadt“. Ihre Mit-telposition zwischen Industrie und Kultur, Wirt-schaftsmetropole und Naturraum und den touris-tischen Hotspots Wien und Salzburg nutzend, hatdie Stadt in der jüngeren Vergangenheit ein be-merkenswertes Talent zur Neuerfindung gezeigt.2009 wird Linz europäische Kulturhauptstadtsein. Dies ruft nach neuen Profilierungen. Vonwem kann Linz lernen und was können anderevon Linz lernen? Was hat Linz mit Madrid, Wolfs-burg oder Seattle gemeinsam? Welche Eigen-schaften findet man auch in Moskau, Manchesteroder Davos? Ein urbanes Roadmovie – bis ansEnde der Welt – sucht die Antwort.Die Ausstellung „LINZ TEXAS“ verfolgt ein gewag-tes Ziel. „Eine Stadt mit Beziehungen“ verweistauf einzelne Aspekte oder Eigenschaften der Stadt,die Linz mit ebenso naheliegenden wie auchscheinbar absurden Aspekten anderer Städte ver-bindet. Mit diesem Konzept eröffnet sich plötzlicheine emphatische und atmosphärische Lesart derStadt, die weit über die bisher bekannten Metho-den der Stadtdarstellung hinausreicht. Es entstehtein abenteuerlicher Reigen von Vergleichen, dieden Blick auf die Stadt Linz und auf ihre Verwandt-schaft auffrischen und die Fantasie beflügeln.„Klangwolke-Revival“. Im Anschluss an die Eröff-nung wird – gemeinsam mit LIVA/BrucknerhausLinz – in einer einmaligen Aktion an die erste„Linzer Klangwolke“ (Konzept: Haupt/Leopolds-eder) erinnert, die im Rahmen des InternationalenBrucknerfestes 1979 die Stadt zum experimentel-len Hörraum machte. Wurden vor knapp 30 Jah-ren die LinzerInnen aufgefordert, ihre Radios insFenster zu stellen, um den dynamischen Klang-raum weiter zu entgrenzen, so werden nun amgesamten Areal des MuseumsQuartiers kleineRadios an all jene verteilt, die die „Urklangwolke“auch in Wien aufleben lassen wollen!Radioausgabe: ab 18.00 h am MQ-Areal.Ausstellungsdauer: bis 08. Sept.

FR 20.06. 21.00 hEuropacamp (Veranst.: Kulturverein Willy)Festival des politischen Liedes

Mit: Gustav, Stimmgewitter Augustin, Monomania,Commandantes, Lieder der Freundschaft, Politpoetry slam, Rotdorn, Kurt Palm, Rainer von Vie-len, Cherry Sunkist, Bolschewistische Kurkapelleschwarz rot, Widerstand. Und nach mehr als 10Jahren wieder auf der Bühne: Sigi Maron!

FR 27.-SA 28.06. 17.00 hOttensheim Rodlgelände (Veranst.: KAPU, KV openair_ottemsheim)Ottensheim Open Air 2008 Auch heuer präsentiert wieder ein Haufen Musik-freaks und KulturaktivistInnen aus Ottensheim undLinz das charmanteste Festival überhaupt. Gleichneben Linz, wo die Rodl in die Donau fließt, wer-den kleine Größen und große Zwerge aus demmusikalischen wie subkulturellen Underground ih-re Zelte aufschlagen und die Verstärker aufreißen.Gitarrenlastig, aber offen für das Neue. Experimen-tell und ungewöhnlich werden auch heuer wiedermindestens 10 Bands dem Publikum die Ohrwa-scheln durchputzen. Und keine Bange: Auch mitBeats, Brass und Bässen wird nicht gespart. Weildas Oheim Open Air war immer schon anders:Leidenschaft statt Kommerz, Qualität statt Main-stream und Anspruch statt Hype! Freitag: Boban, Marko Markovic Orkestar, Nebula,Valina, 20 Jahre Fuckhead Jubiläumsshow!Samstag: Tigrova Mast, Fiva+Radrum, Nat Mai-kokii, Squishy Squid, Good Enough for You, DelilahWie jedes Jahr: Baden, Gratis Camping, BarbecueInfos: Tel.: 070/779660, www.openair.ottensheim.at

Romeo und Julia

Stimmgewitter Augustin

FILM/PERFORMANCEFR 06.-SA 28.06.Local-Bühne FreistadtLeben à la française – FilmreiheSieben aktuelle Filme aus Frankreich im Originalmit Untertiteln, darunter zwei Premieren: „Der flie-gende Händler“, „Dialog mit meinem Gärtner“, „Einperfekter Platz“, „Der Wert des Menschen“, „Madein Paris“, „Schmetterling und Taucherglocke“ und„Wir verstehen uns wunderbar“ bieten einen umfas-senden Einblick in das französische Filmschaffen.Infos und Karten: 07942/77711, www.local-buehne.at, www.kino-freistadt.at

MO 06.06. 19.00 hLandeskrankenhaus Steyr, Abt. Psychiatrie(Veranst.: KunstRaum Goethestrasse xtd)Filmabend im Rahmen der Ausstellung:Gesichter der Psychiatrie

KlientInnen der Tagesstätte der pro mente Spittal/Drau (Kärtnen), Menschen mit teils schweren psy-chischen Erkrankungen, erzählen aus ihrem Leben.+ Rhythm Is It !: Dokumentarfilm, 2004, 100 min. (Koop.: Moviemento)

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MO 0220.15 Into the Wild

FilmFilmclub Schwanenstadt

20.30 Ray Anderson Quartet Konzert: JazzAlter Schl8hof Wels (Veranst.: waschaecht)

DI 0319.30 Präsentation der Kulturzeitschrift

„Landstrich“ StifterHaus

MI 0418.00 Formalhaut_Stoeckmann&Seifert

Vortragsreiheunit_m

19.00 Faszination Schwarz – WeissEröffnung der FotoausstellungLandeskulturzentrum u\hof/OÖ Kunstverein

DO 0519.00 Im Quell des Wahns

Buchpräsentation + Live MusikMedien Kultur Haus Wels

Pflegenotstand in ÖsterreichVortrag und Diskussion mit Tanja KaizarVolkshaus Markl-Straße

19.30 CrimeTimeLesung mit Ernst SchmidWissensturm (Veranst.: Linzer Frühling)

Poetry SlamDie Schlacht der DichterInnenKulturverein Roeda Steyr

Kuratorinnenführungim Rahmen der Ausstellung „OskarKokoschka ...“Lentos Kunstmuseum Linz

20.00 AttwengerKonzert: RootsNordico

21.00 „In seinem Loch ist der Käfer Sultan“ This Bird Has Flown + Gabi Kepplin-ger und Stefan Kushima Kabarett + Electronic DuoAlte Welt (Veranst.: Verbotene Früchte)

FR 0619.00 Anarchismus in den USA

BuchpräsentationKAPU (Koop.: Infoladen Treibsand)

19.30 Alles andere ist primärShow zur EuropameisterschaftTheater Phönix

Rainhard Kaier-MühleckerLesungKulturverein Roeda Steyr

20.00 Die WelleFilmJazzatelier Ulrichsberg

21.00 S.W.A.M.PKonzert: RockKulturzentrum HOF

Grrzzz & TodessternKonzert: Hardelectro + guitarsAnn and Pat

22.00 Freeparty feat. Gender Bender, Well,De:con & DiceParty: ElectronicStadtwerkstatt

Stefan Kushima, New NoiseDJ-Night: Resingbell/Backlab, PsychoDroneSolaris

SA 0722.00 Allun

Konzert: Female Improv ExperimentKAPU

Andy Korg, Aka TellDJ-Night: House, BreaksSolaris

MO 0918.30 Die Welle

FilmProgrammkino Wels

19.00 Gesichter der Psychiatrie + Rhythm Is It FilmLandeskrankenhaus Steyr, Abt. Psychiatrie(Koop.: KunstRaum Goethestrasse xtd)

19.30 Karel-Klostermann-TagLesungStifterHaus

20.30 LeergutFilmProgrammkino Wels

DI 1010.30 Leergut

FilmProgrammkino Wels

19.30 Nachtdienst #62: „raw + delicate“FotoausstellungMedien Kultur Haus Wels

neu im MAERZEröffnung der AusstellungKünstlervereinigung MAERZ

Marlen SchachingerBuch- und VerlagspräsentationStifterHaus

20.30 Die WelleFilmProgrammkino Wels

22.00 Nein, Nein, Nein; MatulaKonzert: PunkrockKAPU

MI 1119.00 Gesche Heumann , Thomas Strobl

„Andacht“Eröffnung der AusstellungKunstverein Paradigma

22.00 El Da Sensai, J Rawls, Plus Beat Klinik:Local Producer Showcase Pt. 2Konzert: Hip HopKAPU

DO 1219.00 Ein Leben im Strafraum

Eröffnung der AusstellungLentos Kunstmuseum Linz (Veranst.: qujOchÖ)

21.00 Mauf, Mek McKonzert: Hip HopKulturzentrum HOF

FR 1312.00 Linz Status Quo 3 – Die Debatte

Symposiumafo architekturforum oberösterreich

17.00 KAPU Haus- & Hoffest DJs, Grillen, Trinken, SackhüpfenKAPU

19.00 Open Air Kriemühle KonzerteKriemühle Wartberg/Aist (Veranst.: Woast, justasirisdid.com)

20.00 SchwesternPremiereAkku Steyr

21.00 „Leben à la française“-Party mit The Laming Hips – Club Europa: ParisFilm + DJ-Night: PopLocal-Bühne Freistadt

22.00 VollkontaktDrum’n’Bass-PartyKulturverein Roeda Steyr

SA 1413.30 Rad & Roll

musikalischer RadausflugTreffpunkt: Cafe StrassmairInfos: www.waschaecht.at

19.00 Open Air Kriemühle KonzerteKriemühle Wartberg/Aist (Veranst.: Woast, justasirisdid.com)

22.00 Miss Begroovy, Josef K.DJ-Night: HouseSolaris

Slangsta 4 Life feat. Ronny TrettmannKonzert: Hip HopKulturverein Roeda Steyr

SO 1513.00-17.00 „Aktion T4 in Hartheim“

Hartheim Euthanasie im NS-Regime,Informations- und Gedenkveranstaltungwider das Vergessen. Anmeldung erfor-derlich unter: [email protected] Hartheim

DI 1719.00 Christine Ortner

„Kindheitserinnerungen“Eröffnung der AusstellungLandeskulturzentrum u\hof/OÖ Kunstverein

MI 1819.00 Hans-Peter Feldmann

Eröffnung der AusstellungLandesgalerie

19.00 Künstlerhaus Wien zu Gast im OÖ. KunstvereinEröffnung der AusstellungLandeskulturzentrum u\hof/OÖ Kunstverein

DO 1914.00 Platzeröffnung +

offizielle NamensgebungPlatz vor dem afo architekturforum oö

19.30 Dr. Alfred Weidinger Vortrag und Führung im Rahmen derAusstellung „Oskar Kokoschka ...“Lentos Kunstmuseum Linz

20.30 Kollegium KalksburgKonzert: JazzKulturverein Roeda Steyr

FR 2010.00 Slam – Szenische Installation

Lesebogen WelsMedien Kultur Haus Wels

20.00 Starke SchwesternFilmAkku Steyr

21.00 Festival des politischen Liedes Europacamp (Veranst.: Kulturverein Willy)

21.30 French and FriendsKonzert: Electronic musicKulturverein Roeda Steyr

SA 2108.30-18.00 Bücherbörse

Einkauf, Tausch und Verkauf Landeskulturzentrum u\hof

22.00 Just Banks, ShantisanDJ-Night: House, BreaksSolaris

SO 2211.00 Jovita Dermota

Lesung im Rahmen der Ausstellung„Oskar Kokoschka ...“ Lentos Kunstmuseum Linz

Ein perfekter Platz – Fauteuils d’orchestreFilmbrunchLocal-Bühne Freistadt

19.00 Alles andere ist primärShow zur EuropameisterschaftOK-Offenes Kulturhaus OÖ (Veranst.: Theater Phönix)

DI 2419.00 Anita Lasker-Wallfisch „Ihr sollt die

Wahrheit erben“ LesungPfarrsaal St. Josef, Wels-Pernau

19.30 film:rissAuswahl der besten StudentenfilmeÖsterreichsMedien Kultur Haus Wels

Arthur Schnitzler: Affairen und AffekteEröffnung der AusstellungStifterHaus

20.00 Regina Mallinger – BeatcollectiveKonzert: Rock, Pop, SoulSpinnerei Traun

21.00 Comadre & Trainwreck & To BeContinuedKonzert: Hardcore, Punk, BluesAnn and Pat

MI 2519.00 AKKUcrimeLINE Junior:

„Tatort Steyr, Oberösterreich“FilmAkku Steyr

DO 2616.00 BAUbesprechung 2 zur Zeit in Arbeit

Neubau der Firmenzentrale StallingerFirmenzentrale Stallinger (Veranst.: afoarchitekturforum oberösterreich)

19.00 Kuratorinnenführungim Rahmen der Ausstellung „OskarKokoschka ...“ Lentos Kunstmuseum Linz

FR 2717.00 Sag mal spinnst du? Oder Immer im

Zimmer?Präsentation von Interventionen vonJugendlichen im Stadtraum von Linz.Ein Projekt im Rahmen von city of respectKunstRaum Goethestrasse xtd

19.00 Schnee Eröffnung der AusstellungGalerie der Stadt Wels

20.00 Gleich und doch verschieden – Gegen-stände aus dem globalen Alltag Eröffnung der Ausstellungafo architekturforum oberösterreich

20.30 Dobrek BistroFilmLocal-Bühne Freistadt

22.00 The Laming Hips – Club Europa:Stockholm DJ-Night: PopSolaris

SA 2817.00 Ottensheim Open Air

KonzerteOttensheim Rodlgelände

19.00 Relais: Medien Schnick-SchnackVideoinstallationen/AudioperformancesMedea

22.00 State of Yo!DJ-Night: Breaks, HipHopSolaris

THEATERAkku SteyrInfos: Tel.: 07252/48 5 42

SchwesternJugendtheaterproduktion: AKKU & theaternyxein Stück von Theo Fransz in einer Insze-

VERANSTALTUNGSKALENDER JUNI 2008

JULIVORSCHAUDI 0120.20 Pecha Kucha Night on Tour_Volume 3

Präsentation afo architekturforum oberösterreich

FR 0421.30 Stüngo-Band

Benefizfest zugunsten Sti MobilKulturverein Roeda Steyr

DI 0819.00 Helmut Ming – Papierbilder,

Experimente und vieles mehrEröffnung der AusstellungSpinnerei Traun

SA 1220.00 single-summer show

mit Speck + UltrawurschtKonzert: Grindcore, Hardcore,DeathMetalAnn and Pat

DO 1721.00 Literatur im Sommer:

Sven DaubenmerklLesungMusikpavillon (Veranst.: Linzer Frühling)

AUGUSTVORSCHAUSO 0315.00 Die Leiden des jungen S.

Film + anschl. DiskussionGrenzlandbühne Leopoldschlag

SO 1015.00 Hommage an Karel Klostermann

LesungZettwing/Cetviny ehemalige Pfarrkirche(Veranst.: Grenzlandbühne Leopoldschlag)

DO 2121.00 Literatur im Sommer:

Gregor M. LepkaLesungMusikpavillon (Veranst.: Linzer Frühling)

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Näheres siehe Tipps

VERANSTALTUNGSKALENDER JUNI 2008nierung von Claudia Seigmann.Marina und Su sind zwei ganz normaleSchwestern. Sie spielen und sie streiten;sie sind gemein zu einander und sind füreinander da. An einem Sommertag, alsdie beiden unterwegs zum Schwimmensind, geschieht das Unvorstellbare undihre Beziehung ändert sich schlagartig fürimmer: Su wird von einem Zug überfah-ren und ist sofort tot.Premiere: 13. Juni, 20.00 h14., 21., 22. Juni, jeweils 20.00 h

ChamäleonInfos: 070/918091, www.chamaeleon.at

Die Sternstunde des Josef Binder„Wer vieles bringt, wird manchem etwasbringen!“ – ist das Motto des Theaterdi-rektors im Vorspiel zu Goethes „Faust“,dass sich die Theaterleitung zu eigen ge-macht hat, indem sie in der Zeit der Euro-pa-Fußball-Meisterschaft nicht nur dieFußball-Fans mit der Übertragung allerSpiele auf eine Großbild-Leinwand be-glückt, sondern gleichzeitig auch für dieUnterhaltung der Cabaret-Theater-Freun-de sorgen die vielleicht bisweilen keineLust verspüren, sich vom Fußballfieberanstecken zu lassen.Revue für einen Theaterrequisiteur von E. Streul und Otto Schenk.15., 22., 29. Juni, jeweils 17.00 h(Sonntagnachmittage an denen dieFußball-Meisterschaftsspiele erst um20.45 h beginnen!)

Kulturhaus Reiman Infos: 0732/793977, www.reiman.at

Ritter Kamenbert Kindermusical in einer Bearbeitung vonBelinda Müllner nach Peter Blaikner. Esspielt die „Reiman Jugendbühne 5+“07., 08. Juni, jeweils 16.00 h

KuK – Theater im Theater MAESTRODie DreigroschenoperKurt Weill/Bertolt Brecht05., 06., 07., 12., 13., 14., 19., 20., 21.Juni, jeweils 19.00 h

Landestheater LinzInfos unter www.landestheater-linz.atEisenhand

Lebenstraum ÖsterreichDas Projekt Lebenstraum Österreich machtsich die Linzer Geschichte der Migrationzum Thema, will aber gleichzeitig auchnach persönlichen Geschichten einzelnerMigrantInnen suchen und diese selbst aufder Bühne zu Wort kommen lassen.02. Juni, 20.00 h

KammerspieleFucking ÅmålDie Jugendlichen von Åmål hassen ihrenHeimatort; gegen die Langeweile und Mo-notonie der Kleinstadt helfen nur Partysund noch mal Partys. Und ganz außerhalbsteht Agnes, die keiner wirklich mag unddie Welt nicht versteht. Sie weiß nureines, und zwar, dass sie Elin liebt. Elin,das schönste und coolste Mädchen derganzen Schule. Als man das in Åmål er-fährt, sind Agnes und Elin das Gesprächs-thema Nummer Eins. Eine Produktion des Jugendspielclubs28. Juni, 14.00 hMein Kampfvon Georg Tabori03., 12., 15. Juni, jeweils 19.30 h

Landeskulturzentrum u\hof: Theater für junges Publikum

Der gewissenlose Mörder HasseKarlsson enthüllt die entsetzlicheWahrheit, wie die Frau über der Eisen-bahnbrücke zu Tode gekommen istHenning Mankell erzählt spannend wie inseinen erfolgreichen Krimis über Träumeund Enttäuschungen des Erwachsenwer-dens, über „scheinbare“ Freundschaftund über Schuld und Verantwortung.11., 12. Juni, jeweils 11.00 hDer Zauber von KutschakuKindermusical28., 29. Juni, jeweils 16.00 h30. Juni, 08.30 und 10.45 h

AUSSTELLUNGENafo architekturforum oberösterreichMi-Sa 14.00-17.00 h, Fr 14.00-20.00 h

Gleich und doch verschieden Gegenstände aus dem globalen AlltagEröffnung: 27. Juni, 20.00 h28. Juni bis 16. August

Galerie der Stadt WelsDi-Fr 14.00-18.00 h, So, Fei 10.00-16.00 h

Schnee Einzelausstellung von Siegfried A. Fruhauf Eröffnung: 27. Juni, 19.00 h28. Juni bis 24. AugustAnimal Farm (siehe Seite 18)Die Galerie der Stadt Wels wirft einenBlick auf die Tierwelt und bedient sich sodes ältesten Motivs der Menschheits-bzw. Kunstgeschichte.bis 22. Juni

Galerie HofkabinettDi-Fr 16.00-18.00 h, Sa 10.00-13.00 h

M.C. Aigner – neue Arbeitenbis 07. Juni

Kunstuniversität Hauptplatz, Galerie Mo-Fr 08.00-18.00 h

Home ArchitektureDie renommierten Architekten und Absol-venten der Kunstuniversität Linz Maxi-milian Luger und Franz Maul präsentierenWohnbauprojekte der letzten Jahre.bis 12. Juni

Künstlervereinigung MAERZDi-Fr 15.00-18.00 h, Sa 13.00-16.00 h (im Juli geschlossen)

neu im MAERZMitgliederausstellung mit Iris Andraschek,Gottfried Gusenbauer, Hubert Lobnig undElisabeth PlankEröffnung: 10. Juni, 19.30 h11. Juni bis 14. August

Kunstverein ParadigmaMi-Fr 14.00-19.00 h oder nach Vereinbarung, Tel.: 070/603848

Walter Gschwandtner„Berührungsängste?“Objekte aus Leder, Metall oder Kunst-stoff, kombiniert mit Texten von HerbertChristian Stöger.bis 06. JuniGesche Heumann, Thomas Strobl„Andacht“MalereiEröffnung: 11. Juni, 19.00 h12. Juni bis 04. Juli

Landesgalerie OÖDi-Fr 09.00-18.00 h, Sa/So/Fei 10.00-17.00 h

Hans-Peter FeldmannEröffnung: 18. Juni, 19.00 h19. Juni bis 10. Augustaus der Sammlung: Dietmar Brehmbis 22. Juni

Landeskulturzentrum u/hof/OÖ Kunstverein/BV Bildender KünstlerMo-Fr 15.00-18.30 h, So/Fei geschlossen

Liane Timmerer; Malerei Eröffnung: 17. Juni, 19.00 h18. Juni bis 26. AugustChristine Ortner„Kindheitserinnerungen“Eröffnung: 17. Juni, 19.00 h18. Juni bis 17. Juli„Faszination Schwarz – Weiss“ Sophie Periac-Daoud, Wolfgang SchwarzFotoausstellung der Fotografischen Ge-sellschaft OÖ.Eröffnung: 04. Juni, 19.00 h05. Juni bis 14. Sept.„inter.views/mozampics® pntgm“Fotografische Momentaufnahmen ausMozambique von Werner Puntigam.bis 26. Juni Laurin-Franz Leitner 10 Jahre Zeichnungen aus dem Zirkusbis 10. JuniKurt AugustinDer Unmut – Der Gegenwart; Die Poesie– Des Künftigen; Das Elend – Der Erinnerung bis 25. JuniPolitik für die Massen – Plakate in OÖ. 1918-2008Ausstellung des OÖ. Landesarchivs unddes OÖ. LandesmuseumsPlakate wurden und werden seit ihren An-fängen Ende des 19. Jhdts. vielseitig ver-wendet – zur Verbreitung von Informatio-nen, zur Popularisierung von Standpunk-ten und zur Beeinflussung der öffentlichenMeinung. Sie waren lange Zeit neben denZeitungen das einzige Massenmedium undspiegeln die politischen und gesellschaft-lichen Veränderungen ihrer Zeit wider.bis 26. Juni

Lentos Kunstmuseum Linztgl. 10.00-18.00 h, Do 10.00–21.00 h

Leben im Strafraum 13. Juni bis 17. August

OK – Offenes Kulturhaus OÖMo-Do 10.00-22.00 h, Fr 10.00-24.00 hSa 10.00-24.00 h, So 10.00-22.00 h

TiefenrauschOK und Linz09 begeben sich auf einenGrenzgang durch den öffentlichen Raum.Mit den KünstlerInnen begibt man sich indie Tiefe, in die Keller, in die Stollen undunterirdischen Welten von Linz. Einenkunsthistorischen Einstieg bietet das Mu-seum der Unterwelt im OK. Im Aktienkel-ler findet sich eine Ausstellung internatio-naler, zeitgenössischer Kunst zum ThemaErinnern/Vergessen. Auf der Linzer Land-straße rücken die Kanaldeckel ins Zent-rum künstlerischer Interventionen. Zudemgibt es ein umfassendes Führungsangebotzu interessanten unterirdischen Orten. bis 13. Juli

SchloßmuseumDi-Fr 9.00-18.00 h, Sa, So, Fei 10.00-17.00 h

Fußball. Geschichten und GeschichteFußballgeschichte Österreichs, im Beson-deren die Entwicklung in OÖ. Halbzeit-Ying-Yang: Das Verhältnis von Frauen zumFußball wird dokumentiert und dargestellt,warum es so ist, wie es ist. Schließlichsind es die Stars und der Starkult demnachgegangen wird, aber auch dem Fuß-ball begeisterten Menschen schlechthin.„Geschichte und Geschichten“ heißt eineInstallation, bei der die Erinnerung antolle Spiele und besondere Ereignisse imMittelpunkt steht. Die Spielecke lädt dieBesucherInnen ein, sich an verschiede-nen Formen des Fußballspiels selbst zuversuchen.bis 20. Juli

StifterHausTägl. außer Mo 10.00-15.00 h

Donau. Verzweigt. Schreiben unterund nach dem Nationalsozialismus.Franz Tumler und Arnolt Bronnen.bis 03. JuniArthur Schnitzler: Affairen undAffekteEröffnung: 24. Juni, 19.30 h23. Juni bis 24. August

Hauptplatz Linz, Dreifaltigkeitssäule Pest oder UnbeaufsichtigteGepäckstücke (ab 14 J.)Im Rahmen des Internationalen Theater-festivals für junges Publikum SCHÄXPIR.Der Schauspieler und Autor Raoul Biltgenhat für den u\hof ein spannendes undhochaktuelles Stück geschrieben, dassich mit den Ängsten und Wünschen vonJugendlichen ebenso auseinandersetztwie mit dem mittlerweile alltäglichenMedium Internet. Mehrere theater-unge-wöhnliche Orte dienen als Spielstätten. 19., 20., 24., 27. Juni, jeweils16.00 h23., 25., 26. Juni, jeweils11.00 h

PosthofInfos/Karten: 070/785141, www. schaexpir.atIm Rahmen des Internationalen Theaterfestivalsfür junges Publikum SCHÄXPIR

Florinda und Pankratius (ab 5 J.) Auf Zoran, dem vierten Planeten der Son-ne Vitzhum, landet das kleine Forschungs-raumschiff Enterprisechen. CommanderApollonia, Überlichtgeschwindigkeitsex-perte Scotty III, Raumschiffmaat Ikarusund die intergalaktische Biologin Florindasollen die Klangwelten des Planeten er-kunden. Sie begegnen allerlei merkwürdi-gen Lebewesen wie riesigen Pflanzen, dieeinen betörenden Gesang aussenden, umNahrung anzulocken. Im Auftrag der LIVA als Produktion für dieKinderklangwolke 2008 (Koop.: Kuddelmuddel)20. Juni, 10.00 und 14.00 h23. Juni, 10.00 hDreier ohne Simone (ab 15 J.)Prod.: Dschungel Wien (Wien/A)Drei Jungen stehen unter dem Verdacht,eine Klassenkameradin vergewaltigt zu ha-ben. Während sie auf ihr Verhör warten,versucht jeder den anderen zu überzeu-gen, dass er mit der Tat nichts zu tun hat.19. Juni, 10.00 und 20.00 h20. Juni, 18.00 hKarussell (ab 9 Monaten)ÖsterreichpremiereProd.: Kunsthaus Pantalone (Brüssel/B),Klangfarben TheaterEine fantasievolle, klangvolle, farbigeReise für Kinder und ihre Eltern.25. Juni, 10.00, 15.00 und 17.00 hSpecht (ab 6 J.)Deutschsprachige Erstaufführung,Musiktheater, Prod.: 4hoog (Gent/B)Der Winter ist im Anmarsch und derSpecht sucht ein Zuhause. ... Eine Ge-schichte über echte Freundschaft undVertrauen, Misstrauen und Eifersucht.26. Juni, 16.00 hÜberraschung (ab 2 J.)Prod.: Dschungel Wien (Wien/A)Überraschungen gehören zu den schön-sten Erlebnissen eines Tages. Aber wiehören sie sich eigentlich an? Unsere aller-kleinsten BesucherInnen werden ein-drucksvoll in die wundersame Welt derÜberraschungen begleitet!27. Juni, 10.00 und 17.00 h

Stadttheater Wels Infos/Karten : Tel 070/785141, [email protected], www.schaexpir.atIm Rahmen des Internationalen Theaterfestivalsfür junges Publikum SCHÄXPIR

Die magische Welt der verlorenenSchätze19. Juni, 10.00 hRobinson & Crusoe20. Juni, 10.00 hGlaube Mir!23. Juni, 10.00 hSpecht24. Juni, 10.00 h

Theater PhönixKartenreservierung: Tel. 070/666 [email protected]

Die PhysikerDer geniale Physiker Möbius hat die Welt-formel entdeckt: Ein sicheres Mittel zurVernichtung der Erde in den Händen einermoralisch degenerierten Menschheit. Umseine gefährliche Entdeckung zu verheim-lichen und aus Angst vor den Folgen sei-

ner Forschungen flüchtet sich Möbius ineine geschlossene Anstalt und spielt denVerrückten.01., 04., 05., 06., 07., 08. Juni, jeweils 19.30 hAlles andere ist primärShow zur EuropameisterschaftWuchteldrucken mit Rudolf Habringer,Franz Schwabeneder und Mannschaft.Glücklose Regionalligaspieler, ahnungslo-se Politiker, PR-verständige Fußballfunk-tionäre, die größte LASK-Unterstützerinund ein fußballeuphorischer Autor auf sei-ner Islandexpedition sind beispielhafteProtagonisten der dramatischen und bis-weilen sprachphilosophischen Fußball-miniaturen. Mit Musik!06. Juni, 19.30 hAuswärtsspiel: 22. Juni, 19.00 h im OKOffenes Kulturhaus OÖMutter sag, wer macht die Kinder?Im Rahmen des Internationalen Theater-festivals für junges Publikum SCHÄXPIR19. Juni, 14.00 h

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TAKE ME OUT

FALTU

NG

POCKETFORM

VERANSTALTUNGSTIPPS JUNI 2008

Inserieren inInfos: www.servus.at/spotszKontakt: [email protected]

VORTRÄGE/LESUNGEN/DISKURSDI 24.06. 19.00 hPfarrsaal St. Josef, Wels-PernauAnita Lasker-Wallfisch „Ihr sollt die Wahrheit erben“Anita Laser-Wallfisch, eine der letzten Überleben-den des Frauenorchesters Auschwitz-Birkenau,konnte als Cellistin so dem sicheren Tod entkom-men. Als Tochter eines jüdischen Rechtsanwaltesund einer Geigerin, die 1942 deportiert und ermor-det wurden, kommen auch sie und ihre jüngsteSchwester nach Auschwitz. Erst als ihre Kinder er-wachsen waren, konnte sie sich dazu überwindenihre grauenhaften Erlebnisse zu Papier zu bringen.Später wurden sie unter dem Titel „Ihr sollt dieWahrheit erben“ veröffentlicht. Sie wohnt heute inLondon. Sie war Mitbegründerin und Mitglied desEnglish Chamber Orchestra. Seit ihrer Pensionie-rung reist sie unermüdlich um die Welt, um ihre Ge-schichte zu erzählen. Die Mahnung an unsere Gesell-schaft ist ihr wichtig und der Dialog mit den Men-schen, vor allem mit der Jugend, die unsere Zukunftgestalten wird. Ihre Lebenserinnerungen sind daseindrucksvolle Zeugnis eines deutsch-jüdischenFamilienschicksals im 20. Jhdt. und eine sehr per-sönliche Chronik einer Überlebenden des Holocaust.

WORKSHOPSSA 05.-FR 11.07. Art didactaArt didacta – Klasse Performance

Die TeilnehmerInnenentwickeln währenddieses Workshops derSommerakademie einPerformancestück wel-ches zur Schlussveran-staltung gezeigt wer-den kann. Performanceist ein Experiment mitder eigenen Personund der Umgebung so-wie verschiedenen Ma-

terialien. Wir setzen uns im Workshop mit Unge-wohntem auseinander. Alles ist erlaubt bzw. er-wünscht. Wir finden Themen die wir am eigenenLeib erfahren und durch unsere Präsenz sichtbarmachen. Ausgangswerkzeug ist der eigene Kör-per: Durch einfache Bewegungs- und Stimmübun-gen gilt es, ein Gefühl für Zeit und Raum sowieindividuelle Möglichkeiten des Ausdrucks zu fin-den. Inspirationsgeber sind unter anderem Sensi-bilisierungsübungen der einzelnen Sinne. TäglicheÜbungsperformances werden am Ende der jewei-ligen Unterrichtseinheit diskutiert. Der Schwer-punkt der Klasse liegt im praktischen Arbeiten,das mit Literatur über zeitgenössische Kunst (Ma-lerei, Fotografie, Videokunst, Film), in der sich Be-züge zur Performance finden, untermauert wird.Kursleitung: Mag.art. Renee StiegerAnmeldung und Infos: www.artdidacta.at/angebot

FR 25.+SA 26.07.Medien Kultur Haus Wels Synchron Sommerprojekt, Workshopmodul IMit Amina Handke/theoretischer Teil

FR 01.-SO 03.08.Medien Kultur Haus Wels Synchron Sommerprojekt, Workshopmodul IIMit VJ Girls/praktischer TeilEine Sommerakademie zur Auseinandersetzungmit den Ausdrucksmitteln der audiovisuellen Me-dien. Visualisierung von Ton, Vertonung von Visu-alisierungen. Die YOUKI hat die renommierte Me-dienexpertin Amina Handke (Okto TV Wien) sowiedie Grazer Visual Crew VJ Girls eingeladen, in zweiWorkshopmodulen den Umgang und die Produkti-on von Visuals InteressentInnen näher zu bringen.Präsentiert werden die Produktionen im Rahmendes Welser Arkadenhof Kultur Sommers sowiebeim Open MKH 2008.Da die Workshops aufeinander aufbauen, könnennur beide Module gemeinsam besucht werden.Teilnahmegebühr: EUR 50,- inkl. Verpflegung.Infos: www.medienkulturhaus.at

AUSSTELLUNGENPermanente Ausstellung im GartenJazzatelier UlrichsbergMachen wir doch endlich Ordnung

Granitinstallation vonGabriele Berger. ImBrennpunkt steht derStein. Er stellt den An-trieb für ihr kreativesSchaffen dar. Es gehtihr um das semanti-sche Umfeld des Stei-nes sowie um den Be-arbeitungsprozess imDialog mit der Natur,der Landschaft, denMenschen. Worum esgeht sind Verbindungen.

THEATERMI 02.-FR 04.07. 19.30 hTheater PhönixDie PhysikerDer geniale Physiker Möbius hat die Weltformelentdeckt: Ein sicheres Mittel zur Vernichtung derErde in den Händen einer moralisch degeneriertenMenschheit. Um seine gefährliche Entdeckung zuverheimlichen und aus Angst vor den Folgen sei-ner Forschungen flüchtet er sich in eine geschlos-sene Anstalt und spielt den Verrückten. Aber poli-tische Geheimdienste sind ihm bereits auf derSpur, seltsame Krankenschwesternmorde häufensich, auch die anderen beiden Patienten scheinenetwas zu verheimlichen.Infos/Karten: Tel.: 070-666 500, [email protected]

MI 02.-DO 03.07. 11.00 hLandeskulturzentrum u\hof (Koop.: Agrar ATTAC)Mampf!In assoziativen Bildern wird die Geschichte desEssens aufgerollt: Eine Zeitreise in der Küche. So,wie wir heute essen, kochen, einkaufen. Ist dasetwas Normales oder etwas Einzigartiges, ge-schichtlich Einmaliges? Ein spielerisches Experi-ment, ein Versuch, sich ein neues Bild zu machenvon der faszinierenden Alltäglichkeit Essen.

DO 03.07.-FR 01.08. 17.00 hChamäleonDie Sternstunde des Josef BinderRevue für einen Theaterrequisiteur von E. Streulund Otto SchenkInfos: 070/918091, www.chamaeleon.at

DI 15.-DO 24.07. 19.30 h(am 19. und 20.07. auch um 15.30 h)Landestheater LinzRoncallis SommernachtstraumIn dieser Form einmalig und erstmalig in Öster-reich präsentiert der Zirkus Roncalli ein eigens fürdie Bühne des Landestheaters zusammengestell-tes Programm. Die Sommergala bringt internatio-nale Artisten und Preisträger der Zirkusfestivals inMonte Carlo und Paris nach Oberösterreich.

SOMMERTIPPS

ADRESSENafo architekturforum oberösterreichPrunerstr. 12, 4020 Linzwww.afo.atAkku SteyrFärbergasse 5, 4400 Steyrwww.akku-steyr.atAlter Schl8hof WelsDragonerstr. 22, 4600 Welswww.schl8hof.wels.atAnn and PatLederergasse 7, 4020 Linzwww.ann-and-pat.atArchitekturzentrum WienMuseumsplatz 1 im MQ, 1070 Wien www.azw.atArt didactaEichlerstr. 4, 6080 Igls, [email protected], www.artdidacta.atAutonomes FrauenzentrumStarhembergstr. 10, 4020 Linzwww.frauenzentrum.atChamäleonMuseumsstr. 7a, 4020 Linzwww.chamaeleon.atEisenhandEisenhandstr. 43, 4020 Linzwww.landestheater-linz.atEuropacampFranz von Schönthanallee 42, 4854 Weißenbachwww.europacamp.atFIFTITU% – Vernetzungsstelle fürFrauen in Kunst und Kultur in OÖHarrachstr. 28, 4020 Linzwww.servus.at/fiftituFilmclub SchwanenstadtKrankenhausstr. 8, 4690 Schwanenstadtwww.filmclub.schwanenstadt.atFirmenzentrale Stallinger Seeringstr. 3, 4880 St. Georgen/AttergauGalerie der Stadt Wels Pollheimerstr. 17, 4600 Welswww.galeriederstadtwels.atGalerie HofkabinettHofgasse 12, 4020 Linzwww.hofkabinett.atGrenzlandbühne LeopoldschlagFreiwaldstr. 4, 4262 Leopoldschlag www.grenzlandbuehne.atJazzatelier Ulrichsberg Badergasse 2, 4161 Ulrichsbergwww.jazzatelier.at

KammerspielePromenade 39, 4020 Linzwww.landestheater-linz.atKAPUKapuzinerstr. 36, 4020 Linzwww.kapu.or.atKuK – Theater im Theater MAESTROBismarckstr. 18, 4020 Linzwww.kuk-linz.atKulturhaus ReimanPromenade 29, 4020 Linzwww.reiman.atKulturverein Roeda SteyrGaswerkgasse 2, 4400 Steyrwww.roeda.atKulturzentrum HOFLudlgasse 16, 4020 Linzwww.kulturzentrum-hof.atKünstlervereinigung MAERZEisenbahngasse 20, 4020 Linzwww.maerz.atKunstraum Goethestrasse xtdGoethestr. 30, 4020 Linzwww.kunstraum.atKunstuniversität Linz, GalerieHauptplatz 8, 4020 Linzwww.ufg.ac.atKunstverein ParadigmaLandstr.79/81, 4020 Linz KUPFUntere Donaulände 10, 4020 Linzwww.kupf.atLandesgalerie OÖMuseumstr. 14, 4010 Linzwww.landesgalerie.atLandeskrankenhaus Steyr, Abt. PsychiatrieSierninger Str. 170, 4400 Steyrwww.lkh-steyr.atLandeskulturzentrum u/hofOÖ KunstvereinLandstr. 31, 4020 Linzwww.ursulinenhof.atLandestheater LinzPromenade 39, 4020 Linzwww.landestheater-linz.atLentos Kunstmuseum LinzErnst-Koref-Promenade 1, 4020 Linzwww.lentos.atLocal-Bühne FreistadtSalzgasse 25, 4240 Freistadtwww.local-buehne.atMedeaBaumbachstr. 15, 4020 Linzwww.servus.at/medea

Medien Kultur Haus WelsPollheimerstr. 17, 4600 Welswww.medienkulturhaus.atMusikpavillonDonaulände, gleich neben BrucknerhausNordicoDametzstr. 23, 4020 Linz www.nordico.atOK – Offenes Kulturhaus OÖOK Platz 1, 4020 Linz www.ok-centrum.atPfarrsaal St. JosefHaidlweg 58, 4600 Wels-Pernauwww.wels-stjosef.atPosthofPosthofstr. 43, 4020 Linzwww.posthof.atProgrammKino Wels im StadttheaterRainerstr. 2, 4600 Wels (23.06.-23.07.)www.servus.at/programmkinoRadio FRO 105,0 MhzKirchengasse 4, 4040 Linzwww.fro.atSchlossmuseum LinzTummelplatz 10, 4020 Linzwww.schlossmuseum.atSchloss HartheimSchlossstr. 1, 4072 Alkovenwww.schloss-hartheim.atSolarisOK Platz 1, 4020 Linzwww.solarisbar.atSpinnerei TraunGraumannareal, 4050 Traunwww.spinnerei.atStadttheater Wels Kaiser-Josef-Platz 50, 4600 WelsStadtwerkstattKirchengasse 4, 4040 Linzwww.stwst.atStifterHausAdalbert-Stifter-Platz 1, 4020 Linzwww.stifter-haus.atTheater PhönixWiener Str. 25, 4020 Linzwww.theater-phoenix.atunit_m raum&designstrategien, (Kunstuni)Reindlstr. 16, 4040 Linzwww.strategies.ufg.ac.atVolkshaus Markl-StraßeFerdinand Markl-Strr 4, 4040 LinzWissensturm Kärntner Str. 26, 4020 Linzwww.vhs.linz.at

FR 01.-SO 17.08. 20.00 h (nur 17.08. um 15.00 h)Grenzlandbühne LeopoldschlagAus Fremden werden Freunde – Versöhnung und VergebungTheaterfestivalVerschiedene Veranstaltungen thematisieren dasLeben an der nun nicht mehr vorhandenen Grenze.Transfer/OdsunDas Stück von Leopold Pammer spielt im Mühl-viertel und in Südböhmen in den Jahren 1934-1945und thematisiert Krieg, Vertreibung und Gewalt.Infos: www.grenzlandbuehne.at

die mit Worten nicht ausgedrückt werden können. Vorerfahrung im Malen ist nicht notwendig!Teilnahmegebühr: EUR 28,- (inkl. Material)Infos und Anmeldung: Christine Breitwieser Tel.: 0650-2012375, [email protected]

FR 06.+SA 07.06.KunstRaum Goethestrasse xtd (Koop.: KUPF Akademie)„Was kann die Kunst, was andere nicht kön-nen?“ (Adrienne Goehler)Innovative Modellprojekte und Zukunftsperspek-tiven im Kunst- und Sozialbereich. Das Seminarversucht die Wahrnehmung für Kommunikationund Interaktion bei diesen bereichsübergreifen-den Kunstprojekten zu schärfen, erleb- und erfahr-bar zu machen, um so auch (gemeinsam) neueIdeen für Projekte in diesem Bereich zu entwickeln. Teilnahmegebühr: EUR 90,-/70,- (KUPF-Mitglieder)ReferentInnen: Susanne Blaimschein, Beate RathmayrAnmeldungen: [email protected] oder [email protected]

WORKSHOPSDI 03.+DI 17.06. 18.30 hAutonomes FrauenzentrumAusdrucksmalen: Freies Malen aus spontanen Impulsen

• Lösungsorientiertes Malen: Zu einem Thema• Träume malen: Kontakt mit dem verborge-

nen Wissen unserer TräumeSo wie Tanzen und Singen ist auch Malen eineunserer ursprünglichsten Ausdrucksformen. Wirdenken und fühlen oft in Bildern, wir träumen inBildern. Manchmal fehlen uns die Worte, um et-was auszudrücken. Bilder malen ist eine idealeMöglichkeit, um an Informationen zu gelangen,

KONZERTEFR 04.06. 17.00 hKulturverein Roeda SteyrStünö-BandBenefizfest für Stil Mobil, OÖ. Verein zur Förderungsozialpädagogischer und therapeutischer Initiativen.Soziale Arbeit ist kein Honiglecken – Projekte brau-chen Geld. Fritz Stingl, Gründer der Buccaneers,Schlagzeuger bei Hans Söllner, mit seiner Stüngö-Band und neuer CD „Zwiehzah“ im Gepäck. AfricanRhythm und Reggae mit Ischler Texten vom Feins-ten. Wer kommt noch? Lenz werden da sein.Nachmittags: Info, Grillerei. Ab 21.30 h Konzerte.

NAH UND FERNFR 20.+SA 21.06.WullowitzBurnside Festival Zweitägiges Rock-Festival mit Dealer, Ensenada,The Plaque Mass, Law Found Guilt, Jakuzi’s At-tempt, The Sound O.E., Mutiny on the Bounty,The Menace, Steaming Satellit, Outsmarted, TheVellocet Effect.Campingplatz, Bars, Sanitäranlage, Hotel vorhanden.Tickets unter: [email protected]: www.myspace.com/burnsidefestival, Tel.: 0699/1076503

VORTRAGDI 01.07. 20.20 hafo architekturforum oberösterreich (Koop.: Linz 09)Pecha Kucha Night on Tour_Volume 3 Architekten, Grafikdesigner, Modedesigner, Filme-macher, Newmedia-Designer usw. haben die Mög-lichkeit ihre Konzepte, Ideen oder Gedanken vor-zustellen und anschließend zu diskutieren. Diese– mittlerweile weltweit bekannten – Events sindideale Impulsgeber für kreative Netzwerke.Anmeldung an [email protected] zu Pecha Kucha: www.pecha-kucha.org

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15Juni 2008

Der Name ist Programm: RedSapata, die etwas eigenwillig andere Art, „RoteSchuhe“, den Titel des bekannten Märchens von Hans Christian Andersenüber die immerfort tanzenden Ballettschuhe mit Eigendynamik, zu überset-zen. Dabei hat RedSapata weniger mit Ballett oder spanischem Tanz zu tun,sondern erklärtermaßen und ausschließlich mit dem weiten Feld des zeitge-nössischen Tanzes. Dies ist auch der Bezugspunkt zum Ort des Geschehens,dem ArtPark im Lenaupark-Areal. Und das ging so: Man war gemeinsam ineiner Lokalität des Lenauparks essen und wurde auf die freien, im Baustel-lenstadium befindlichen Räumlichkeiten des Obergeschosses aufmerksam.Man, das sind Sabine Lohfeyer, Ilona Roth und Emanuelle Vinh, drei jungeTänzerinnen mit unterschiedlichem, aber im Wesentlichen verwandten Hin-tergrund. Sabine Lohfeyer stammt aus Tirol und absolvierte nach ihrerTanzausbildung in Rotterdam ein Jahr im Pädagogischen Zug der LinzerBruckner Uni. Ilona Roth aus Augsburg verbrachte drei Jahre hier, und dieaus Stuttgart kommende Emmanuelle Vinh studierte erst an der Hochschu-le in Köln, dann in Rotterdam, um für ihren Abschluß in Linz zu landen.Zurzeit arbeitet sie im Masterprogramm für Movement Research.

Kleinster gemeinsamer Nenner ist somit die Ausbildungsstätte in Linz,durch die zeitlichen Verschiebungen der persönlichen Biografien wollte esder Zufall allerdings so, daß sich die drei bei einer Audition von WilliDorner in Wien kennenlernten. Der geneigte Zufall wollte es auch, dass siebei ihren Recherchen über die Räume des Lenauparks in Martin Kielnhoferauf einen aufgeschlossenen und unterstützenden (Gesprächs)Partner stie-ßen. Da es sowohl inhaltlich, räumlich und zeitlich kompatibel ist, wird nunein Teil der geräumigen Ausstellungsfläche des ArtParks mit Bewegung be-lebt. Der rote Tanzteppich, auf Lebenszeit vom Theater Stuttgart geliehenund von den drei Protagonistinnen hingebungsvoll geschrubbt, hat inzwi-schen schon einen überaus gut besuchten Workshop von Frey Faust mitTeilnehmern von Wien bis Salzburg erlebt. Auch für Vinhs Workshop überForsythe-Technik gab es reges Interesse. Die Dynamik und der Zuspruch indieser kurzen Anfangszeit sei sensationell, schwärmen Ilona und Emanu-elle im Gespräch. Die Vision, in Linz auf unkonventionelle Art durch den

massiven Einsatz von privaten Mitteln und Energie einen „Ort zum Schaf-fen“ aufzubauen, ist einen konkreten Schritt näher gerückt.

Ziel des Vereins, dessen Gründungsfeier am 29. Mai 2008 tänzerisch miteinem Stück von Vinh und musikalisch mit „Laine“ fulminant über die Büh-ne ging, ist es, sowohl für professionelle Tänzer als auch für ein breiteres,an zeitgenössisch darstellenden Kunstformen interessiertes Publikum einenTrainings-, Probe- und Kommunikationsraum zu schaffen. Es sollen Stückeentwickelt und Showings möglich gemacht werden. Ein regelmäßiges Profi-training – möglicherweise unter dem Motto „Tänzer trainieren Tänzer“ – istebenso angedacht wie die Fortführung der Workshop-Reihen, vorderhandmit Größen der Tanzwelt wie Martin Sonderkamp und Mathilde Monnieroder eben Frey Faust, mit dem im nächsten Jahr eine Residency zur Erar-beitung eines Stückes geplant ist. Synergien mit Tänzern der Linzer Szenesind erwünscht und erhofft. Die großen Namen sollen die Aufmerksamkeitbringen, lokale Tanzschaffende sich einbringen und so eine allgemeine He-bung des qualitativen und quantitativen Niveaus vonstatten gehen, aufdass sich Linz neben Wien und Salzburg als attraktive Tanzstadt etablierenkönne. Im Gegensatz zum CCL (ChoreograficCenterLinz), das hauptsächlichvon der postgraduate-Compagnie XIda belegt, für freien Probebetrieb daherschwer nutzbar ist und ein eher geschlossenes System darstellt, ist für Red-Sapata ein offener Zugang zur Materie zentrales Anliegen. Deswegen ist derOrt, an dem sich diese Initiative so spontan angesiedelt hat, passend: Ers-tens zentraler von der städtischen Lage, dann inmitten von Bildern, Fotosund Skulpturen, einer wöchentlich probenden Band und monatlich wech-selnden Ausstellungen. Die beiden Fensterfronten geben den Blick frei aufdie Stadt auf der einen und den mit Skulpturen bestückten Dachplatz aufder anderen Seite.

Die Garderobe ist ein aus übergroßen Leinwand-Bildern zusammengestell-ter Kobel, aber vielleicht kann man ja demnächst, wenn das Fitnessstudioim Nebenraum (die ursprünglich geortete Baustelle) fertiggestellt ist, dieDuschen mitbenützen. Überhaupt bleibt noch viel zu tun: Ein zweiter Tanz-boden kommt aus Brüssel, Scheinwerfer fehlen, Gelder müssen aufgetrie-ben und Unterstützungen gewonnen werden. Natürlich werden auch Helferfür die vielen kleinen Dinge gebraucht. Damit die drei Damen neben ihrenBrotberufen die nötige Zeit finden, um ihre vielen Ideen in konkrete Pro-gramme zu entwickeln. Möge die Übung gelingen, die Euphorie des Anfangsanhalten und die Tanzszene bereichern werden! •

Marina Koraiman ist bildende Künstlerin und Tanzschaffende und lebt in Linz.

www.redsapata.at

Seit dem heurigen Frühjahr gibt es eine neue Tanzinitiative: Unter dem Namen „RedSapata“ ver-wirklichen drei ambitionierte, junge Frauen in Räumlichkeiten des Lenauparkes ihre Visionen,Wünsche und Bedürfnisse, den zeitgenössischen Tanz in Linz leb- und erlebbar zu machen.

Text Marina Koraiman Foto RedSapata

DIE ROTEN SCHUHE DES TANZES

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16 Juni 2008

Die „Eismänner“ bescheren abgekühlte Maitage.Wir sitzen in der Stube eines Vierkanters. Der Ka-chelofen spendet wohlige Wärme, draußen regnetes. „Reden im Regen“, bringt es Christoph Hernd-ler auf den Punkt. Dazwischen schlägt die altePendeluhr die Viertelstunden an und das unab-lässige Krähen des Hahnes dringt vom Hof ins In-nere. „Und abermals krähte der Hahn“, kommtmir Bachs Matthäuspassion in den Sinn. Bachliegt auch auf Notenpult des betagten Flügels, undnicht irgendein Bach, die Goldbergvariationen. Dasangegraute Instrument korrigiert die Szene, in derman sich zu finden glauben könnte. Der Vierkan-ter liegt auf einem Hügelrücken, genau gesagt inUnterhöftberg 3, gehörig zu und nahe von Gas-poltshofen, mitten im Landl, wo Herndler auch dasLicht erblickte. Seit 1994 lebt er wieder – gemein-sam mit seiner Frau Mary Fernety und TochterElsa – in seiner Heimat. Herndler war Florianer Sängerknabe, durchliefim Linzer Musikgymnasium Balduin Sulzers Mu-sikwerkstatt und studierte Orgel, Elektroakustikund Komposition an der Wiener Musikhochschu-le. Dort begegnete er Roman Haubenstock-Rama-ti, der ihm zur zentralen Lehrerfigur wurde. Spä-ter führten ihn mehrjährige Studienaufenthaltein die USA. Bemerkenswert ist, dass es immer wieder Orga-nisten sind (in seiner Generation sei an KlausLang, Wolfgang Mitterer oder Josef Novotny erin-nert), die mit ihrer Arbeit neue, wenn auch sehrunterschiedliche, Klangblickwinkel zu eröffnenvermögen.

Unser Gespräch im Hausruckviertler Vierkanterdreht sich nicht um agrarische Fruchtfolgen und

doch irgendwie. Christoph Herndler ist Kompo-nist, wenn auch die Begrifflichkeit nicht stimmt,wie wir sie heute verwenden. Mit Leonardo daVincis Zitat „Musik beschreibt die Dinge, die mannicht sehen kann“ konfrontiert, reagiert Herndlerklar: „Um die Dinge, die man nicht sehen kann,zu sehen, muss man mitunter die Mittel ändern.“,und fragt sich gleich weiter, warum jemand soeinen Satz sagt. „Entweder geht aus dem Satz einBedürfnis hervor oder es ist eine Gegenpositionzu einer Haltung, die zu dieser Zeit herrscht oderes ist eine Sichtweise, die keine Gegenpositionist, aber etwas sichtbar macht, was man in dieserZeit scheinbar nicht so sichtbar vor sich hatte.“Bei seiner präzisen Analyse verlangsamt er sicheine Spur, scheint das Echo seiner Worte nocheinmal auf deren Richtigkeit zu überprüfen undfokussiert mit seinen Augen einen Punkt, auf de-nen er seine Aussagen wohl bringen will. Eineselbstverständliche und lebensnotwendige Gründ-lichkeit scheint ihm eigen: Er geht den Dingenauf den Grund.

Also ist er doch irgendwie Landwirt, in dem erFelder bestellt, Spielfelder formt, auch wenn sieso ganz anders aussehen, wie man es gewohnt ist.Wenn man als Musiker das erste Mal auf Hernd-lers Partituren trifft, macht sich oft, neben einerFaszination über die abstrakt-geometrischen Kunst-werke, eine Ratlosigkeit breit, die durch Nichtauf-finden konventioneller Notenköpfe ausgelöst wird.Was menschlicher Natur gemäß Zweifel breit wer-den lässt, da man sich des vertrauten Notations-bodens entzogen sieht. Meist kommt man dabeigar nicht auf die Idee, dass es zum Einen andereFixierungen gäbe oder zum Andern, dass konven-tionelle Notation nicht nur die klanglich-musika-lischen Intentionen eines Komponisten transpor-tiert, die wir unangefochten für absolut fixiert undabsolut lesbar halten, ohne dass wir die Schriftan sich in Zweifel ziehen. „Es ist entscheidend,Kompositionen auch im Licht ihrer Notation zu be-trachten.“, schreibt Herndler in seinen gemisch-ten Bemerkungen. Ein fundamentaler Hinweis,dem klassisch ausgebildete Musiker sich in denseltensten Fällen stellen.

Die gesellschaftliche Relevanz von Herndlers Ar-beit wird bei näherer Betrachtung schnell spür-bar: „Das Tückische ist, dass der, der das System

Beim heurigen Festival 4020 wurde Christoph Herndlers „vom Festen, das Weiche“ durch das grie-chische dissonART ensemble interpretiert. Anlass, dem oberösterreichischen Komponisten, näherauf die Klangspur kommen zu wollen, und ihm in seinem Hausruckviertler Vierkanter einenBesuch abzustatten.

REDEN IM REGENText Norbert Trawöger Bilder Christoph Herndler

bedient, und sich darin selbst verwirklicht sieht,das System selbst nicht mehr hinterfrägt, unddamit garantiert, dass es funktioniert.“ So wieeben der Musiker Eigenverantwortung an dieihm mit blinden Vertrauen gewürdigte Notationabgibt, und dabei nicht merkt, wie sehr er sich ineiner konditionierten Rolle befindet, in der er freizu sein glaubt.

Es ist nicht einerlei wie man eine Idee notiert,denn die Art der Notation wirkt ihrerseits auf dieIdee selbst.„Die Zeichen, derer er sich in seinen Notationenbedient, sind aber kein Resultat des Bestrebens,Klangvorstellungen möglichst präzise zu notieren,sie wollen vielmehr neue Offenheiten schaffen.Herndler erfindet keine neuen Zeichen, weil ihmdie konventionelle Notenschrift zu unpräzise er-schiene, weil er neue Chiffren für das benötigenwürde, was er in seinen Partituren fixieren möch-te. Er will in seinen Notationen Raum schaffenfür Unbestimmbares. Herndler erweitert den in-dividuellen Handlungsspielraum enorm, versuchtaber mit seinen dialektisch zwischen Freiheitund Determination agierenden Versuchsanord-nungen auch die Clichés zu umschiffen, die freiesImprovisieren anscheinend zwangsläufig erntet.“,schreibt Florian Neuner in „Beiträge über neueMusik“.„Als Komponist versuche ich Formen zu finden,die sich direkt in der Zeichenhaftigkeit der Nota-

MAX, 2008, Kompositionsauftrag von Max Luger

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17Juni 2008

tion grafisch abbilden.“ so beschreibt Herndler seine Tätigkeit, die für ihnnoch nicht Komponieren an sich ist, sondern eben Erfinden von Form. „Umzu einem klanglichen Resultat zu gelangen, liest der Interpret die Formselbst und nicht wie üblich eine Mittelsschrift hinter der sich die Form ver-birgt. Durch diese Art der Notation bleibt die Form auch für andere Mediensicht- und somit direkt interpretierbar.“

„Jenseits von der sogenannten ‚Improvisation‘ fixieren meine Notationen je-nen Freiraum, der ansonsten nur in der Improvisation selbst zu finden ist.Der so genannte ‚kompositorische‘ Vorgang des Notierens reduziert sichmeist auf das Herausschälen einer grafischen Form, die sich auf Grund we-niger Anfangsbedingungen (meist durch Kombinatorik) letzten Endes wievon selbst entwirft. ‚Kompositorische‘ Tätigkeit ist demnach für mich keinImprovisieren am Papier.“

„Auch wenn meine kompositorische Arbeit über die Jahre immer um die-selben Ideen kreist, so passiert es auch manchmal, dass sich da und dortein neuer, unbekannter Aspekt in sie einschleicht. Für kurze Zeit mag die-ser dann die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber früher oder spä-ter tritt auch das Neue in jene Umlaufbahn ein, die vom Gravitationsfeldein paar weniger Ideen angezogen wird.“

„Am Ende möchte ich mich aus meinen Kompositionen soweit als möglichzurückgezogen haben. Die Idee finden, aber sich aus ihr heraushalten. Jezwingender die Idee, umso eher gestaltet sich die Zeit und nicht ich sie. DieKomposition macht die Idee sichtbar, so wie jedes Zeichen zum Auge dringt.Wird sie gespielt, verkörpert sich zwar die Idee aber verschwindet gleich-sam in den Körpern durch die sie hindurch muss, um zu klingen. Bleibt dieLust am Klang: Ein Zeitvertreib.“ (Zitate aus: Gemischte Bemerkungen) •

Norbert Trawöger ist spielender, lehrender und schreibender Musiker. www.traweeg.at

Christoph Herndler, *1964

Studium der Orgel und Elektroakustik an der Musik-Universität Wien, Kompositionsstudium

bei Roman Haubenstock-Ramati.

Studienaufenthalte am CCRMA, Stanford University, Kalifornien; University of California,

San Diego, Department of visual art; CGS Art Department, Claremont, LA; 1997 Gründung

des Ensemble EIS. 2003 Landeskulturpreis Musik, (Oö); 2007 Anton Bruckner Stipendium;

2008 Publicity Preis der SKE.

Arbeitsschwerpunkte sind grafische und intermediale Partituren, die sich auch in außer-

musikalischen Darstellungsformen realisieren lassen; Notationsobjekte, Musikinstallatio-

nen und Videoarbeiten sowie Kunst im öffentlichen Raum.

www.herndler.net

Lisa Spalt begann nach Christian Steinbachers Einleitung zu lesen. Es gabeine auf Interaktion zielende Performance des Stuttgarter MedienkünstlersJohannes Auer mit dem Sprecher Simon Reimold und als krönenden Ab-schluss einen Kreidekreis mit X-en, gezeichnet von Ellen Andersson undKonrad Balder Schäuffelen, dieser trug zu jedem der zwölf X jeweils ein Ge-dicht vor. Lisa Spalt schreibt in erster Linie Prosa. Weiters wurde dieses Jahr im Feb-ruar die erste von ihr betreute Ausgabe der Zeitschrift IDIOME herausge-geben. In diesem Blattwerk kommen Arbeiten von MAERZ-Mitgliedern wieFlorian Neuner, Christoph Stähr und Waltraud Seidelhofer zur Geltung. EineZeitschrift für „Neue Prosa“. Damit ist eine zum belletristischen Umgang inKontrast gesetzte Auffassung von Prosa angesprochen, die auch Spalts eige-ne Arbeiten bestimmt. Ihre Prosa ist nicht nur Analyse oder implizite Kri-tik, sondern zudem ist sie eine bis ins Detail komponierte und dadurch auchmusikalisch gedachte Sprachbewegung. Deutsch-Koreanische-retour-Überset-zungen aus „Grimms“. Da wird sich Spalt wohl einer Übersetzungsmaschi-nerie bedient haben. Vom Computer zum Netz und somit zu Johannes Auerin kleinen Quantensprüngen.Johannes Auer, ein Netzkünstler, der sich seit Jahren intensiv mit den Mög-lichkeiten von Netz-Literatur auseinandersetzt, lebt und arbeitet in Stutt-gart. „Suchmaschienen“ sind das populärste Werkzeug des Internet. Mit tau-senden Wörtern wird in jeder Sekunde nach Antwortsarten gesucht. DieserWortstrom ist Ausdruck des rohen, ungefilterten kollektiven Begehrens derMenschen im Internet. In seiner Darbietung mit dem Titel search lutz insze-niert Auer ein Programm von Theo Lutz neu. Theo Lutz hat Ende der 50er-Jahre ein Programm entwickelt, das bestimmte Worte aus Kafkas ErzählungDas Schloß nach aleatorischen Prinzipien neu kombiniert. In Auers Web-Umsetzung erzeugt das Webinterface nicht nur zufallsgenerierte Texte, son-dern sie werden durch eine Suche der Substantiva und Adjektiva durch Be-nutzer der Darbietung ausgetauscht.So wie hierzulande Ernst Jandl beschloss Konrad Balder Schäuffelen diesenAbend. In den letzten Jahren hat sich Schäuffelen übrigens vermehrt mit dem Em-blematischen auseinandergesetzt.Im historischen Emblem ergibt sich aus der Zuordnung von Motto und Bildein Rätsel, das in dreiteiligen Bildemblemen durch die Bildunterschrift, diesub scripto gelöst wird. Emblematik begegnet uns aber täglich, etwa in derSprache der Werbung. Für immer Jung sangen schon Andre Heller und Wolfgang Ambros. Ein sehr gelungener Abend im MAERZEN; Künstler vereinigt euch!

Die von Theo Lutz aus Kafkas Das Schloß herangezogene Substantive:

DER GRAF DER FREMDE DER BLICK DIE KIRCHEDAS SCHLOSS DAS BILD DAS AUGE DAS DORFDER TURM DER BAUER DER WEG DER GASTDER TAG DAS HAUS DER TISCH DER KNECHT •

Tancred Hadwiger ist Autor und lebt in Linz.

Interaktion? Paraphrase? Re-Lektüre? Am 13. Mai kamen bei den Linzer Notaten Nummer 3drei großartig schreibende, sprechende undlesende Schriftsteller vorbei. Unterschiedlichwaren die Arbeiten und Darbietungen der dreiProtagonisten.

Text Tancred Hadwiger

LISA SPALTETE IMMAI IN DER MAERZ

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18 Juni 2008

ANIMAL FARM

Die Galerie Wels wirft einen Blick auf die Tierwelt und bedient sich damit des ältesten Motivesder Menschheits- bzw. Kunstgeschichte. Vier Positionen von Ivo Kocherscheidt, Rudolf Sagmeister,Haruko Maeda und Gernot Wieland schaffen zeitgenössische Zugänge zur modernen Fauna-Reflexion. Die Ausstellung „animal farm“ ist noch bis 22. Juni in Wels zu sehen.

Text tb Foto Christian Mair

Wenngleich im Einleitungstext zur Ausstellung Tie-re als das „älteste Motiv der Menschheits- undKunstgeschichte“ mit einem Stichwort auf die Höh-lenmalerei der Steinzeit erwähnt werden, so gehtes bei „animal farm“ sicher nicht um einen kunst-historischen Abriss der Tiersymbolik oder umeine Thematisierung einer wie auch immer gear-teten Kulturgeschichte des Tier-Mensch Verhältnis-ses. Vielmehr geht es den Ausstellungsbetreiberndarum, durch zeitgenössische bildnerische Positi-onen verschiedenen Relevanzen eines Themasnachzuspüren und durch die Präsentation diver-ser künstlerischer Haltungen „den Raum zumSchwingen zu bringen“. Das Besondere dabei ist,dass in der Auswahl und Präsentation der Werkeeine Art dramaturgischer Bogen gespannt zu seinscheint, der laut Galeriechef Günther Mayer zu-erst die konkret vorhandene Arbeit von Künstlernzum Anlass nimmt („Der Kontakt zu Künstlern istimmer ein langfristiger“), diese in einem spiele-risch-konzeptuellen Prozess in kleinem Rahmen zu-sammenstellt, um danach der Wirkung dieser Aus-wahl nachspüren zu können („Das ist ein sehrsubjektiver Zugang, sowohl für die Macher alsauch für die Künstler. Das geht, wenn es sich umauthentische Kunst jenseits von Zeitgeist handelt“).Dieser Zugang eröffnet vielerlei mögliche neugie-rige Blicke, es geht für alle Beteiligten um Irrita-tion, Korrespondenz und Reibung zwischen Arbei-ten, die im Raum substanziell Bereicherndes ent-stehen lassen. Und die den Faktor einer gelunge-nen Ausstellung, die den Überraschungseffekt amEnde nicht ausschließt, offen hält (Günther May-er zitiert Otto Mauer: „Manche Galeristen machenhin und wieder auch gute Ausstellungen“). Auffal-

lend ist das deshalb, weil damit für den Betrach-ter/die Betrachterin ein ungewohnter Aspekt ei-ner transparenten Sichtbarmachung von künstle-rischen Positionen ins Spiel kommt, die mit einerDramaturgie des eigenen, sehenden Fühlens ar-beitet: Es tritt anstelle von theoretischer Schwereein dramaturgisches Geflecht von thematischenAspekten in den Raum, das sich, miteinander inBeziehung gesetzt, in aller Fülle und Leichtigkeitunspektakulär ineinander verwebt.

Betritt man den Ausstellungsraum, eröffnet sichzuerst die Komposition des Raumes. Um eine zen-tral platzierte Installation von Gernot Wieland sindeinander schräg gegenüber Fotoarbeiten von Ru-dolf Sagmeister und Ivo Kocherscheidt gehängt.Quer über den Raum verteilt verbinden die alt-meisterlich gearbeiteten Ölbilder von Haruko Mae-da und bilden den Außenradius zur zentrierendenInstallation.

Mit Maeda zu beginnen, bietet sich an, weil sie dasThema Tiere insofern in einen Superlativ gebrachtzu haben scheint, als dass sie mit altmeisterlicherTechnik dekorative wie unheimliche Fabelwesenerschaffen hat, die sich im Stil des phantastischenRealismus dem Betrachter reichhaltig offenbaren:Auf hübsch verzierten, ornamental bemalten Kis-sen und Teppichen sitzen Tiergebilde, die sich ausZebra, Hund, Gazelle und dem Schweif eines Eich-hörnchens zusammensetzen, oder aus Elchgeweih,Einhorn, Lama und den zarten Flügeln eines In-sekts. In düster musealer Bildstimmung sehen dieTiere gleichsam niedlich wie tot aus und werdenmeist von Schmetterlingen und Käfern umschwirrt.Es kann aber auch sein, dass ein unschuldig-bö-ses Äffchen, das selbst Schmetterlingsflügel hat,die Schmetterlinge mit seinen Fingerchen und Ze-hen zerquetscht. Thematisch schweben die Bilderzwischen der spielerischen Freude der Naturnach-ahmung und der gefährlichen Lust der Überstei-gerung. Assoziationen zu einem urbayrischen The-ma wie dem Wolpertinger, der als Hase/Hirschge-weihmutation aus der Lust des Präparators an derskurrilen Komik entstand, sowie zu einer völligübersteigerten, quasi japanischen Spielzeugphan-tasiewelt werden wach. Eine andere Assoziationdrängt sich auf, die sich aus dem Themenzusam-menhang der Neuschaffung von Leben ergibt. Wieaus Genlabors entstiegen sitzen die Tiere da wie

Mahnmale ihrer eigenen misslungenen Geburt.Und erzählen gleichzeitig eine phantastische Ge-schichte des Formenreichtums der Natur, ein dunk-ler Zoo in einem Bild. Es entsteht der Eindruck,dass hier die Evolution getoppt werden soll unddieses Bedürfnis gleichzeitig museal ist, denndurch die Art der Darstellung, der gewählten Formscheint ein weiterer Rückgriff auf die Kunstge-schichte möglich zu sein. Wie in der Vanitasmale-rei der wunderschön komponierten Blumengestec-ke wird die Schönheit von der Vergänglichkeit be-gleitet, in dem kleine Käferchen, Schmetterlingeins Bild gesetzt wurden, die schon beizeiten amZersetzungsprozess arbeiten. Der Hang nach Skur-rilem, der Wunsch nach einer eierlegenden Woll-milchsau der Phantasie funktioniert jedenfalls auchvom Interesse der Kunstsammler, Maeda wird vonder Linzer Galerie Simone Feichtner vertreten.

Als Kontrapunkt zur Düsternis besticht die schwe-relose Leichtigkeit des Meeres in Form von IvoKocherscheidts Fotoarbeiten, die sich auf 12 mit-telformatige schwarz/weiß-Bilder von Quallen undOktopussen, sowie auf ein großformatiges Farb-bild eines Humboldtkalmars, eines „roten Teufels“aufteilen. Es handelt sich um Unterwasserbilder,die im Auftrag des Magazins „mare“ entstandensind und die die faszinierende Schönheit des Ele-ments Wasser (auch) im Zusammenhang der Bild-illustration einfangen. Als einer dem Text beige-

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19Juni 2008

stellte Dokumentation von Natur sind die Arbei-ten per se nicht inszeniert und insofern schwierigherzustellen, als dass man sich neben dem künst-lerischem Fachwissen umfangreiche Kenntnisseüber das Tauchen und über Tiere in ihrem natür-lichem Lebensraum aneignen muss, um die Tiere,wie Kocherscheidt nachgesagt wird, „von ihrerbesten Seite“ zeigen zu können. Kunst ist durchdie Position des Fotografen an einer Schnittstellezum Wissenschaftsjournalismus (wieder) in dieRichtung einer Expedition gerückt – in zwar be-reits reichlich beschriebene, dennoch unbekann-te Tiefen ausgerichtet. Fremde Wesen wie Riesen-kalmare bestechen Forscher gleichermaßen durchihre Intelligenz wie ihre kannibalistische Ader,arktische Narwale, Kocherscheidts nächster Foto-auftrag, leisteten etwa der mittelalterlichen Legen-de des Einhorns phantastischen Vorschub.

Als inhaltliche Antipode des gleichen Mediumshängt eine Serie von Fotoarbeiten Rudolf Sagmeis-ters schräg gegenüber, der sich im Gegensatz zuKocherscheidts lebendigen, schwer einzufangen-den Objekte auf tote Objekte fokussiert hat, aufBilder der Erde und der Verwesung im Mikrokos-mos. Gleichermaßen Kunsthistoriker und Kuratorhat sich Sagmeister unter anderem auf die Dar-stellung der ästhetischen Schönheit dieser Prozes-se verschrieben. Er sei „ein bequemer Mensch, derkeinen Sport betreibe“ und wähle sich deshalb Ob-jekte und Dinge, die er im Garten findet und die„nicht mehr davonlaufen“, sagt Sagmeister bei der

Ausstellungseröffnung. Eine Serie von mittelfor-matigen Bildern thematisieren dementsprechendElemente und Strukturen der Zersetzung und dasneue Wachsen aus dem Fleisch. Zu sehen sind un-ter anderem ein im Teich ertrunkener Vogel, einIgel mit kleinen Blüten im Nasenloch, Stacheln,Maden, Pflanzen und Sporen, ein zerquetschtesKatzengesicht, Wunden, grüne Blätter, kleine Blü-ten. Das Grausliche und Poetische liegen jeden-falls ganz nah zusammen – so wie die beständi-gen Uraltthemen der Menschheit Tod und Eros dieGeburt des Neuen aus dem Alten feiern. Man istversucht zu sagen, dass das, was bei Haruko Mae-da die Phantasie zustande bringt, bei Sagmeisterdie Verwesung schafft, es entstehen Fauna-Flora-Hybride aus Tod und Leben, die Monströsität desnatürlichen und unnatürlichen Todes inbegriffen.

Als die Ausstellung zentrierende, offene Einheit be-findet sich in der Mitte des Raumes eine Installa-tion von Gernot Wieland, der im Grenzgebiet vonKunst und Wissenschaft arbeitet. Die in der Gale-rie der Stadt Wels ausgestellte Installation beziehtsich auf das Leben des Autors Truman Capote unddessen Leiden an der autoritären Gesellschaft. Wie-land hat auf den Ausstellungstitel „Animal Farm“insofern reagiert, als dass er den literarischen Be-zug des titelgebenden Orwell’schen Epos „AnimalFarm“ weitergeführt hat, aber dessen politischeProjektion in Richtung einer soziologisch/indivi-duellen Position verrückt hat, die das Verhältnisder Psychiatrie zur Gesellschaft zur Schau stel-

len. Capote, ein exzentrischer Mensch zwischenRuhm, Drogen und Psychiatrie, der maßlos, offenschwul und offensiv lebte, halluzinierte in seinemliterarischen Werk „Other Rooms, Other Voices“die immer selben Gegenstände: Eine mit einem wei-ßen Tuch verhängte Vogelvoliere und ein auf einhelles, maßlos nahes Licht fokussiertes Fernrohr.Auf der Linse des Fernrohrs ist eine Vogelsilhou-ette aufgebracht, die im Blick durch das Fernrohrnur verschwommen erkennbar ist. Das extrem ver-stärkte Perspektivenspiel zwischen Nah und Fernzieht den Gegenstand der Betrachtung derartig indie Nähe, dass der eigentlich in der Ferne fliegen-de Vogel zum Teil des Beobachtungsgerätes selbstgeworden ist. Ein übermächtiges Licht, eine rela-tiv aus der Aufmerksamkeit gerutschte, verhäng-te Voliere begleiten die irreale Situation der psy-chischen Verrückung und des erkenntnistheoreti-schen Paradoxons um das Beobachten selbst. In ge-wisser Weise bildet diese Arbeit den schillernden-kranken Gegenpart zur Phantasie, den inneren Ge-genpart zu einer „natürlichen“ Gesellschaft, dieAnimus, Anima und Animal bereits längst inhaf-tiert hat. Eine der vorangehenden Arbeiten stelltübrigens die fiktive Arbeit eines Mannes in derPsychiatrie dar, der als Vogelforscher wissenschaft-liche Werke anfertigte, die allesamt als Fiktion vonWieland simuliert wurden. Wieland wird durch dieWiener Galerie Andreas Huber vertreten. •

Ausstellung „animal farm“: 09. Mai-22. Juni 2008

www.galeriederstadtwels.at

BEZA

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20 Juni 2008

Autobiografische Notizen aus dem Novemberheft 2007 von Heinz Wolf, erschienen in PERPETUUM (°Luftschacht Verlag, 2008).

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21Juni 2008 21

gen. Wer mit dem Fahrrad zum Bahnhof kommt, findet die

Einfahrt in jene ominöse Rad-Garage auch nach einer hal-

ben Stunde Suchens nicht (das einzig Tröstliche an dieser

Garage ist, man weiß, sie ist da, man sieht sie ganz genau,

hinter den Gitterstäben und Drehkreuzen, man bildet sie

sich nicht einfach nur ein) und wer mit voller Blase am Bahn-

hof ankommt und keine 50 Cent Münze eingesteckt hat, ver-

zweifelt auch. Außerdem rutscht die Schräge von der Tief-

garage in Richtung Schalterhalle derart, dass man mit Roll-

stuhl oder Kinderwagen bewaffnet endlich mal wieder rich-

tig Spaß haben kann, auch wenn man gar keinen Rutsch-

spaß erleben wollte. Und es werden ältere oder müde Men-

schen, die nicht erster Klasse reisen oder einfach nichts

konsumieren wollen, gebeten, doch einfach auf den vielen

Stufen Platz zu nehmen anstatt auf Bänken, aber was soll’s.

Jene fahren ja WEG, dem Bahnhof Linz aber geht es um die

Ankommenden. Wer wegfährt, der dreht sich nicht um, wer

ankommt hat den Blick nach vorne oder nach oben gerich-

tet, und wer die Treppen hinaufgeht, der erblickt gleich jene

Flaggen mit den Löwen und der Aufschrift: Welcome Cen-

ter. Das Welcome Center selbst gibt es allerdings nicht, es

gibt nur die Flaggen und auch die Kunststofflöwen sind wie-

der verschwunden. Wo also, um der Logik des Löwen-Treff-

punkt-Ansatzes zu folgen, soll man sich denn nun treffen,

und wo ist jenes ominöse Welcome Center? Sind die Löwen

draußen das Welcome Center? Was erfahre ich im Welcome

Center, was mir ein Stadtplan nicht mitteilen kann? Warum

erzählen die Welcome-Center-Löwen nichts von ihrer Entste-

hungsgeschichte? Und wo bitteschön, ist jetzt die Einfahrt

in die große schöne Fahrradgarage? Fragen über Fragen, die

ich auch in diesem Sommer nicht beantworten werde oder

beantwortet bekommen werde. Ich verlasse nämlich die

Stadt. Des nächtens, wenn mich keiner sieht, die Baustellen

schlafen und am Bahnhof die Lichter erlöschen und sich die

Fahrräder, die dort in der Fahrradgarage ohne Eingang ge-

boren wurden, aneinanderkuscheln. Dann, wenn der Haupt-

platz im Getümmel und Gespeibe erstickt und das Kronehit-

radiofest mit dem Urfahraner Jahrmarkt einen heben geht

und sie sich auf die Schultern klopfen, weil sie so super

sind. Dann bin ich lange schon weg und komm frühestens

zum Ars Electronica Festival wieder. Wer mich in diesem

Sommer dennoch in der Stadt auf dem Fahrrad über die

Landstraße holpern sieht und schimpfen hört, der irrt sich

und bildet sich das nur ein. •

Aus Linz wegzukommen ist ganz schön schwierig und ener-

vierend. Der Linzmarathon zum Beispiel erschwert es mir seit

Jahren, die Stadt zu verlassen. Wenn ich nicht – so wie in

diesem Jahr, man lernt ja dazu – bereits im Morgengrauen

die schimmernde Silhouette hinter mir lasse, dann sind ich,

mein Auto und meine mir Anvertrauten gefangen bis min-

destens drei Uhr nachmittags. Gefangen zwischen verständ-

nislosen Polizeibeamten, schwitzenden Läufern, betrunke-

nen Claqueuren und einfachen, aber schwer bewachten Ab-

sperrungen. Verzweifelte Sätze wie: „Ich will nur die Stadt

verlassen, ich will hier nur raus!“ werden mit Schulterzuc-

ken und manchmal – ich könnte schwören – hämischem

Grinsen quittiert. Ein Durchbrechen der Sperre gehört sich

nicht und scheint völlig übertrieben, also wartet man, bis

auch der letzte der sich mit angeblich gesunder sportlicher

Betätigung Quälenden an der Absperrung vorbeihechelt und

dann – gaaaaaaaanz langsam – die Sperre aufgehoben wird.

Einmal nur möchte ich auch derart vor mir geschützt wer-

den, einmal nur. Der Maiaufmarsch ist dagegen ja ein offe-

nes gemütliches Beisammensein. Das Pflasterspektakel wird

ebenso zur Existenzfrage: Die Landstraße meiden, umfah-

ren und umgehen, oder gleich sich das ganze Wochenende

lang einsperren oder doch rechtzeitig flüchten. Im Winter

sind Altstadt, Hauptplatz und Volksgarten Tabuzonen, so-

wohl was Akustik als auch Olfaktorik betrifft – die Mischung

aus Glühwein und Langos ist unübertroffen. Und vom Kro-

nehitradiofest wusste ich zum Glück lange nicht, dass es

existiert. Aber selbst diese regelmäßigen Fluchttermine, auf

die man sich einstellen kann – gepaart mit jenen spontanen

Fluchtmomenten wie jener, als ich ahnungslos in ein Lokal

in der Landstraße gelotst wurde und die lotsenden Freunde

vergaßen zu erwähnen, dass gerade ein ganzer französischer

Landstrich namens Elsass in Linz zu Gast ist – scheinen

dieser Stadt noch nicht genug. Wer wie ich gerne Rad fährt

und sich allabendlich darüber freut, von keiner Straßenbahn

getötet, von keiner Taxitür erschlagen und von keinem rechts

abbiegenden Auto überfahren worden zu sein, der freut sich

über neue, aufregende Hindernisse, die einen davor bewah-

ren wollen, diese Stadt zu verlassen oder auch nur zu durch-

queren. Baustellen nennen sie sich und „Baustellenführung“

nennt sich jene Managementposition, die dafür sorgt, dass

Fußgänger und Radfahrer nur ja recht oft aufeinander tref-

fen und ausreichend Gründe finden, über die jeweils ande-

re Gruppe zu schimpfen. Sonst wird einem ja fad, und man

IN DER FERNE – SUPERWELCOMECENTERBAHNHOFLINZODER WIE VERLASSE ICH DIESE STADT?Text Wiltrud Hackl

hat nichts, worüber man sich abends unterhalten kann. Ein

wenig fad ist offenbar auch der Werbeabteilung des Linzer

Bahnhofes – übrigens auch noch Monate und Jahre nach sei-

ner Eröffnung ein so genanntes Highlight, ein Höhepunkt, ein

Vorbild dafür, wie man Gäste – und ja, das sind sie alle – will-

kommen heißt. Hauptbahnhof heißt der Bahnhof Linz wahr-

scheinlich deshalb, weil es da ja noch Stationen wie „Linz-

Oedt“ gibt oder den Bergbahnhof Urfahr, und die Verwechs-

lung da natürlich schon sehr groß ist.

Endlich hat man erkannt, wie wichtig Symbole für die Identität

einer ganzen Stadt und vor allem eines Hauptbahnhofes sind,

und weil jahrzehntlang tausende Schüler und Schülerinnen,

Pendler und Pendlerinnen sich „bei den Löwen“ (angeblich)

verabredet haben, liegt es im Sinne einer international ange-

legten Corporate Identity Finding Mission auf der Hand – wer

würde da widersprechen wollen – diese jene Löwen nun auch

auf Flaggen zu drucken oder in Kunststoff zu gießen und sie

zum Treffpunkt auch für internationale Gäste zu machen, also

zum „Welcome Center“.

Abgesehen davon, dass niemand – N-I-E-M-A-N-D also – au-

ßer jenen mittlerweile von der Schulpflicht entbundenen oder

vom Pendlerdasein in den Ruhestand übergetretenen Men-

schen weiß oder wissen kann, dass die Löwen jemals Treff-

punkt waren, ist es ein schwer verständlicher aber offenbar in

der Werbebranche völlig selbstverständlicher, nachvollziehba-

rer Schritt, zwei aus der Zeit des Nationalsozialismus stam-

mende Skulpturen zum Symbol für ein „Welcome Center“ im

Jahr 2008 für den Bahnhof von Hitlers einstiger Lieblingsstadt

zu machen. Warum auch sollte man sich die Mühe machen,

neue, unbelastete Symbole zu finden oder gar zu kreieren –

oder aber bitteschön einfach mal nur nachzudenken. Jene Men-

schen, die ankommen, sehen nur zwei – kunsthistorisch und

hinsichtlich ihrer künstlerischen Qualität betrachtet übrigens

völlig unbedeutende – Löwenskulpturen, und jene Linzer und

Linzerinnen, die wegfahren, ärgern sich kurz über diese Igno-

ranz, aber nicht lange, weil sie ja – genau – wegfahren.

Mit dem gleichen Selbstverständnis könnte ja auch die Kunst-

universität jenes Brückenkopfgebäude, das ebenfalls aus der

Zeit Speers und Hitlers stammt, zum städtebaulich gar nicht so

uninteressanten Symbol machen. Der Linz-Tourismus könnte

die Nibelungenbrücke neben dem Lentos wieder stärker beto-

nen, oder die Voest ins Blickfeld rücken. Seien wir doch stolz

darauf.

Der Bahnhof Linz hat ja auch überhaupt keine anderen Sor-

LINZSUPERVISION Beispiele, Idealbilder, Utopien, veränderte Perspek-tiven. Realität und Wunschgedanke Stadt Linz: Wermacht sich Gedanken und worüber? Die sich abNovember fortsetzende Rubrik stellt monatlich Sze-narien vor, die sich mit Linz als gebauter Strukturauseinandersetzen.

EINE STADT GEHT IN URLAUBText sf Bild VKB

Dieses Mal etwas Altes, Feines, der/die VerfasserIn mir un-

bekannt, aber umso schrulliger der Gedanke: Da könnte in der

Marketingabteilung der Linzer Volkskreditbank (Diese zeich-

net auf der Rückseite der Postkarte), damals in den 90igern,

ein Menschenwesen seine sonnigsten Herzensträume in fol-

gendem Auftrag verwirklicht haben: „Postkartenentwurf zu …

Eine Stadt lebt auf; … Wir versetzen nicht nur Berge; ... bla,

bla“. Also kurzum hat der- oder diejenige den Hauptplatz ge-

flutet, genial – der Traum jedes/r Kunstunistudierenden spä-

testens nach dem absolvierten 2. Semester (Man bemerke das

auf das Universitätsgebäude zusteuernde U-Boot, vielleicht

doch ein Hinweis auf die Kreativwurzeln unseres/r Verfassers/

in). Nun denn, ich danke jedenfalls dieser oben genannten Bank,

ob dieser mir in den letzten 10 Jahren ans Herz gewachsenen

Karte, die nun hier wieder Mal entstaubt, ein bisschen Öffent-

lichkeit genießen darf und die ein Initiationspartikel für diese

Rubrik war. Im Übrigen überlegt die Redaktion, dieses Flutungs-

projekt im Namen der Bank bei Linz09 noch schnell mal einzu-

reichen. Mit sonnigen Grüßen und schönen Urlaub in Linz! •

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22 Juni 2008

McKinsey & Company ist die weltweit führende Topmanagement-Beratung. Die tauchen überalldort auf, wo es in Unternehmen, der öffentlichen Verwaltung, ja der Kirchen, darum geht gehtmarktkompaktibler und effizenter zu werden. Einsparungen und damit Massenentlassungen oderVerlagerung von Produktionen an billigere Standorte sind die Folge. Perfekt durchgestylerNeoliberalismus eben.

KULTUR MACHEN ODER MANAGEN? Text Andrea Mayer-Edoloeyi Bilder KUPF

Was hast das jetzt in spotzs zu suchen? Ich möch-te ein Gedankenexperiment wagen: Was wäre,wenn McKinsey kommt und die 09-GmbH und diefreie Szene berät. Da fürchte ich, da würden dieKulturarbeiterInnen, die engagierten AktivistIn-nen in den Vereinen, schlecht aussteigen. Was inder Kulturarbeit geschieht, ist nicht oder nur be-dingt an Veranstaltungszahlen, Quoten, am Out-put zu messen. Die 09-GmbH hat natürlich das X-fache an Geld, aber sie ist ja auch dafür da, Out-put zu produzieren – polemisch gesagt massen-und tourismuskompatible Eventformate garniertmit ein bisserl Kritik (aber immer im Rahmen!Ziel der Kritik kann wohl nicht 09 selbst sein).Oder sogar noch schlimmer: Es geht darum, denStandort Linz mittels Kulturhauptstadt attraktivund endlich Schluss zu machen mit diesen dau-

ernden Störungen – egal ob es da um gesellschafts-kritisch arbeitende KünstlerInnen und Initiativengeht oder um Obdachlose, die das saubere Stra-ßenbild der Innenstadt stören.

Ja, Kulturinitiativen würden schlecht aussteigen,wenn sie sich neoliberalen Kriterien unterwerfenmüssten. Vermutlich gar nicht auf der Ebene desGeldes (denn eine Eintrittskarte in der KAPU istweitaus weniger subventioniert als eine Eintritts-karte im Landestheater), sondern auf der Ebeneder Formen und Inhalte von Kunst und Kultur. InKulturinitiativen wird etwas getan, das sogarnicht en vogue ist: Es geht um demokratische Be-teiligung, es geht darum, dass hier Kultur nicht„gemanagt“ wird, sondern Kultur gemacht wird,

die aus dem persönlichen Antrieb der Beteiligtenentsteht, die sich schon im Ideenfindungs- undEntwicklungsprozess einer demokratischen Aus-einandersetzung stellen muss. Das ist manchmalmühsam, schwierig, aber letztlich doch immerwieder lustvoll, denn dabei wird etwas vorweg-genommen, was heutzutage immer mehr aus dem

Blick gerät: Alle können in vielfältiger Form ander Gestaltung der eigenen Lebenswelt, der Ge-sellschaft teilhaben. Nicht vermittelt über Par-teipolitik oder sonstige VertreterInnen, sonderndurchs direkte Einmischen und Gestalten. Dazugehört unabdingbar Auseinandersetzung undauch Konflikt – im Sinne eines produktiven Aus-tausches von Argumenten. Kommunikation wirdda nicht simuliert, sondern real getan.

Naja, wo ich mir jetzt dann doch nicht mehr sosicher bin, ist, ob Kulturinitiativen wirklich soschlecht aussteigen würden. Denn eine vorschnel-le Assoziation mit freier Kulturarbeit stimmt si-cherlich nicht: Dass das alles unprofessionell undchaotisch wäre. Das Gegenteil ist der Fall: Nichtim Mainstream mitzufließen bedeutet einerseits,dass das Geld nie so gut fließt wie anderswo unddamit andererseits gleichzeitig, dass es viel anAnstrengung, viel an Engagement mit langemAtem braucht, um überhaupt etwas machen zukönnen. Ohne jetzt wirklich in eine 09-GmbH.reinschauen zu können, traue ich mich aber dochzu behaupten, dass freie Kulturarbeit im Sinneeiner produktiven Organisation der Arbeit „effi-

zienter“ arbeitet: Wäre es anders, gäbe es diefreie Kulturszene gar nicht mehr angesichts derprekären Rahmenbedingungen. Aber es gibt die-se Szene: Lebendig und vielfältig, oftmals ob derunterschiedlichen Aktivitäten gar nicht so genauzu fassen – sie gibt’s, und die Spannung zwischenNotwendigkeiten und demokratisch-partizipati-vem Anspruch ist bleibend.

Die KUPF – Kulturplattform Oberösterreichschreibt im Rahmen ihrer aktuellen Kampagne„Kulturarbeit ist Arbeit“: „Kulturarbeit gibt zudenken, wer da wo Gesellschaft gestaltet. Kultur-arbeit gestaltet Gesellschaft. Kulturarbeit ist Ar-beit“. Damit ist auch klar, dass Arbeit nicht nurErwerbsarbeit – funktionierendes Rädchen im neo-liberalen Universum sein – ist, sondern dass der

Begriff Arbeit, genau auch dieses Tätigsein imSinne einer demokratisch-politischen Gestaltungder Gesellschaft meint, wie es Kulturinitiativenin der Stadt und im ländlichen Raum exempla-risch tun. Und irgendwann wird es dann McKin-sey & Company nicht mehr geben. •

Andrea Mayer-Edoloeyi ist Kulturarbeiterin und Erwachsenen-

bildnerin, außerdem Vorstadsmitglied von KUPF und KUPFakademie.

KUPF Kampagne „Kulturarbeit ist Arbeit“

Pickerl, Plakate, Postkarten, T-Shirts, Texte, Radiosendungen,

regionale Veranstaltungen und mehr ...

www.kupf.at/kampagne

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kratie, Regeln. Ich kann mir das ohne alledemnicht vorstellen und es wär wohl schwierig, daeiner Institutionalisierung zu entkommen. Jemandmuss da sein, der Dinge erledigt, Verantwortungübernimmt, den Künstlern gegenüber, den Kunst-werken und letztlich demjenigen gegenüber, derdieses Haus finanziert.

Ist so ein Haus nicht auch deshalb schwer vorstell-bar, weil die Selbstorganisation der Künstler, be-ginnend beim Management um die eigene Person,nicht ihre Stärke ist? Oder ist das ein Klischee?Ich halte das für ein Klischee. Ich hab in meinemBerufsleben schon viele Künstler kennengelernt,die besser organisiert sind als jeder Betrieb, abernatürlich auch viele andere.

Ich weiß, eine naive Frage: Aber sieht man diesenPragmatismus nicht auch im Werk? Ist Genie undWahnsinn – oder zumindest eine gesundes Maß anDistanz zur Welt nicht auch oft Bedingung für Kre-ativität?Ich denke, das ist von Künstler zu Künstler ver-schieden. Manche brauchen totale Zurückgezogen-heit, andere werden inspiriert vom „Trubel“, aberwill ein Künstler am Kunstmarkt erfolgreich sein,wird er nicht umhin können, Galerien aufzusu-chen, auf Messen und Vernissagen präsent zusein. Das liegt natürlich nicht jedem. •

Reinhard Winkler, Pressefotograf, betreut mit Franz Wagner

und Kristina Werndl die Internetplattform www.aurora-magazin.at

23Juni 2008

Nach einem halben Jahr hinter Baugerüst und Staubwolke feierte das Linzer Nordico am 18. Maimit einem Tag der offenen Tür und der Ausstellung „Tür an Tür“ seine Wiedereröffnung samtNeupositionierung im städtischen Museumsbetrieb.

REGIONALE KUNST FÜR REGIONALES PUBLIKUMText und Foto Reinhard Winkler

Die Feierlichkeit war eine bunte Freude mit Krea-tivwerksatt, Fotostation, Camera Ocscura, Kinder-chor, Comic-Atelier, und einem Zauberkünstler.„Tür an Tür“, die Ausstellung all jener KünstlerIn-nen, die in den letzten 50 Jahren ihren Werde-gang im Egon-Hofmann-Atelierhaus begonnen ha-ben, ist auch ein Signal für die neue Programma-tik des Hauses. Ein Interview mit Angelika Gill-mayr, Kunsthistorikerin/Kuratorin des Nordico undKuratorin der Ausstellung.

Was wird im Nordico in Zukunft anders sein als inden letzten Jahrzehnten?Früher war der erste Stock unseres Hauses per-manent der Stadtgeschichte gewidmet, das findetman jetzt im Museum „Genesis“ im Alten Rathaus.Und es gab Ausstellungen aus unterschiedlichs-ten Bereichen: Kunstgeschichte, Archäologie, Ge-schichte, Völkerkunde und Biologie. Archäologi-sche Ausstellungen wird es natürlich weiterhin ge-ben, aber Natur- und Völkerkunde nicht mehr.Bei den heutigen technischen Möglichkeiten, unddas Publikum erwartet sich natürlich die Auslo-tung dieser Möglichkeiten, würde das den finan-ziellen Rahmen und die logistischen Möglichkei-ten unseres Hauses sprengen. Dieses Feld überlas-sen wir also gern den Naturhistorischen oder Tech-nischen Museen, die es in Österreich ja schon gibt.Und in Linz wird dafür ja jetzt einen Flügel imSchlossmuseum geben. Seit 2003 sind Lentos undNordico eine Unternehmung. Mit dem OK und denLandesmuseen gibt es im Verhältnis zu den Besu-cherzahlen relativ viele Museen in Linz. Es gehtdarum, die einzelnen Häuser zu positionieren. Daes von Seiten der regionalen Künstler immer denRuf nach einer Einrichtung gab, in der sie sichpräsentieren können, lag die Idee, dass sich dasNordico intensiver um genau deren Belange küm-mert, nahe. Ich versteh mich also durchaus alsAnsprechpartnerin für regionale Bildende Kunst,und zwar: Moderner und zeitgenössischer. Genauso wird die Fotografie bei uns ihren Platz finden.

Die aktuelle Ausstellung unterstützt ja schon dieAmbition der Präsentation regionaler Kunst. Vonwem kam das Konzept der Ausstellung? War dasihre Idee?Nein, der Kulturring der Wirtschaft Österreichs,der in den 50er-Jahren das Egon-Hofmann-Atelier-haus (das „Dörfl“) ins Leben gerufen hat, und Bir-

gitta Merl (Künstlerin im „Dörfl“) sind mit dieserIdee an mich herangetreten. Alle KünstlerInnen,die jemals in diesem Atelierhaus gearbeitet haben,waren eingeladen, je zwei ihrer Werke – ein frü-hes und ein aktuelles – zur Verfügung zu stellen.Die Bilder wählten die Künstler selbst aus, weilman ihnen offenhalten wollte, die spannendste Per-spektive ihrer Entwicklung zu zeigen. Nicht allesind dem Ruf gefolgt, weil manche heute nichtmehr künstlerisch arbeiten. Von den bereits Ver-storbenen habe ich die Bilder aus den Museums-sammlungen ausgewählt. Insgesamt sind jetzt je 2Werke von 72 KünstlerInnen verschiedenster Sti-le, Techniken, Inhalte und auch Qualitäten zu se-hen. Bei manchen wird deutlich, dass sie ihren Stilüber die Jahre in feinen Nuancen weiterentwic-kelt haben, andere, Erwin Bucheder zum Beispiel,war in den 70ern Objektkünstler und arbeitet heu-te als Designer und Grafiker. Oder Markus Bindervon Attwenger, den viele nur als Musiker kennen.

Markus Binder von Attwenger als einer der pro-minenten Vertreter der Ausstellung ...... nein, in dieser Ausstellung hat jeder Künstler,jede Künstlerin „gleich viel Platz“. Es gibt hierkeinen „Best of“-Gedanken. Markus Binder ist einTeil von 50 Jahren regionaler Kunstgeschichte.Viele regionale Künstler sind freilich bei dieserAusstellung nicht dabei, aber Ausgangspunkt wareben das Egon-Hofmann-Atelierhaus.

Gibt es mit diesem Ausgangspunkt der Ausstel-lung, dem Atelierhaus, auch eine Verbundenheitzwischen den Künstlern?Also beim Pre-Opening, bei dem sehr viele der aus-gestellten KünstlerInnen anwesend waren, wurdedie Stimmung im Lauf des Abends doch recht fa-miliär.

Glauben sie, dass so ein gemeinsames Haus fürKünstler, die sich im weitesten Sinn der freien Sze-ne zugehörig fühlen, identitätsstiftend sein kann?Doch, das glaube ich schon.

Die Vision eines gemeinsamen Hauses geistert jain vielen Köpfen herum. Oft wie ein Spuk des Wi-derspruchs in sich.Klar. Würde man ein Haus für diese – letztlich jaschwer zu definierende – freie Szene einrichten,müsste es ja auch eine Verwaltung geben, Büro-

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