djerba - sonne, sand, meer und ein hauch von 1001 nacht

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 mittelstrecke/tunesien DJERBA Sonne, Sand, Meer und ein Hauch von 1001 Nacht  Text und Fotos: Christiane Cannizzo W enn der Schirokko die schwarze, dichte Mähne seines Rap- pen fast waagerecht stehen lässt und die Bewegungen in den harmonischen Rhythmus des gestreckten Galopps über- gehen, dann fühlt sich Mustafa ganz in der Tradition seiner Vor- fahren. Schließlich war und ist der Berberstamm der Ibaditen noch heute ein Reitervolk, das seit Jahrhunderten auf der 520 Quadratkilometer großen, san- digen Insel im Golf von Gabés lebt. Auf „Djerba – la Douce“ wie sie in der Poesie auch ger- ne genannt wird, ist das Klima ganzjährig mild und selbst in den heißen Sommermonaten weht durchgehend eine ange- nehme Brise. Ein Ort, der wie geschaffen scheint für Pferd und Reiter, und dessen kilome- terlange und breite Sandsträn- de Platz genug bieten für Aus- ritte, Spaziergänge, Baden und andere Sportarten. In Midoun, unweit des wun- derschönen Sandstrandes Si- dimahres, an dem heute die meisten der Hotels liegen, ist Mustafa aufgewachsen. Keine Bettenburgen oder Hochhäuser stören das Landschaftsbild, die moderne Architektur im Stil tra- ditioneller tunesischer Bauwei- se fügt sich harmonisch in die karge und wüstenähnliche Um- gebung ein. Eine Landschaft, in der die Materie Sand dominiert, zwischendurch kleine Oasen mit formschönen Dattelpal- men. Mustafas Vater hat hier vor 20 Jahren ein Stück Land erworben, auf dem die Familie heute Pferde und Kamele hält.    F   o    t   o   :    i   s    t   o   c    k   p    h   o    t   o 34 35

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Wenn der Schirokko die schwarze dichte Mähne seines Rappen fast waagerecht stehen lässt und die Bewegungen in den harmonischen Rhythmus des gestreckten Galopps übergehen, dann fühlt sich Mustafa ganz in der Tradition seiner Vorfahren. Schließlich war und ist der Berberstamm der IBADITEN noch heute ein Reitervolk, das seit Jahrhunderten auf der 520 Quadratkilometer großen, sandigen Insel im Golf von Gabés lebt. Auf „Djerba – la Douce“ wie sie in der Poesie auch gerne genannt wird, ist das Klima ganzjährig mild und selbst in den heißen Sommermonaten weht durchgehend eine angenehme Brise. Ein Ort, der wie geschaffen scheint für Pferd und Reiter und dessen Kilometer langen und breiten Sandstrände Platz genug bieten für Ausritte, Spaziergänge, Baden und andere Sportarten.

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Page 1: Djerba - Sonne, sand, Meer und ein Hauch von 1001 Nacht

5/16/2018 Djerba - Sonne, sand, Meer und ein Hauch von 1001 Nacht - slidepdf.com

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mittelstrecke/tunesien

DJERBASonne, Sand, Meer und einHauch von 1001 Nacht

 Text und Fotos: Christiane Cannizzo

Wenn der Schirokkodie schwarze, dichteMähne seines Rap-

pen ast waagerecht stehenlässt und die Bewegungen inden harmonischen Rhythmusdes gestreckten Galopps über-gehen, dann ühlt sich Mustaa

ganz in der Tradition seiner Vor-ahren. Schließlich war und istder Berberstamm der Ibaditennoch heute ein Reitervolk, dasseit Jahrhunderten au der 520Quadratkilometer großen, san-digen Insel im Gol von Gabéslebt. Au „Djerba – la Douce“

wie sie in der Poesie auch ger-ne genannt wird, ist das Klimaganzjährig mild und selbst inden heißen Sommermonatenweht durchgehend eine ange-nehme Brise. Ein Ort, der wiegeschaen scheint ür Perdund Reiter, und dessen kilome-

terlange und breite Sandsträn-de Platz genug bieten ür Aus-ritte, Spaziergänge, Baden undandere Sportarten.

In Midoun, unweit des wun-

derschönen Sandstrandes Si-

dimahres, an dem heute die

meisten der Hotels liegen, ist

Mustafa aufgewachsen. Keine

Bettenburgen oder Hochhäuser

stören das Landschaftsbild, die

moderne Architektur im Stil tra-

ditioneller tunesischer Bauwei-

se fügt sich harmonisch in die

karge und wüstenähnliche Um-

gebung ein. Eine Landschaft, in

der die Materie Sand dominiert,

zwischendurch kleine Oasen

mit formschönen Dattelpal-

men. Mustafas Vater hat hier

vor 20 Jahren ein Stück Land

erworben, auf dem die Familie

heute Pferde und Kamele hält.

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Inzwischen ein einträgliches Ge-

schäft, denn die Touristen lieben

es, auf dem Rücken der Pferde

oder zwischen den Höckern der

Kamele den Strand entlang zu

galoppieren oder eben nur ge-

mütlich dahinzutrotten, je nach

Geschmack. Ein Glück für Mus-

tafas Familie, aber auch für rund

weitere 80 Prozent der 120.000

Bewohner Djerbas, die inzwi-

schen direkt oder indirekt ihr

Einkommen aus dem Touris-

mus beziehen. „Die Touristen

gehören einfach dazu“, erklärt

Mustafa, „wir Djerbi waren

schon immer bekannt für unse-

re Gastfreundschaft und Aufge-

schlossenheit!“

Die Touristen gehören

einfach dazu

Tatsächlich ühlen sich dieeuropäischen Besucher hierwohl, in den Hotels sprichtman entweder Deutsch, Ita-lienisch, Englisch und über-all selbstverständlich Franzö-sisch, denn das ist nach wievor die zweite Amtssprache inganz Tunesien.

Auch in den Souks, den buntenMarktgassen von Midoun oderHoumt Souk, der „Inselhaupt-stadt“, hören wir immer wie-der ast akzentreies Deutsch.„Hallo meine Dame, sagen Sie

einen Preis, wir verhandeln!“Teppiche, Schmuck, Töperwa-ren, Lederpantoeln, Gewür-ze oder kleine Pyramiden mitOrangen, Zitronen und ganzeBerge der köstlichen Deglet elNour Datteln werden uns über-all angeboten. Wer reundlichNEIN sagt, der wird dann auchin Ruhe gelassen. Doch werSpaß an der orientalischen Ze-remonie des Feilschens habensollte, der sollte sich ein we-nig mit den Regeln vertrautmachen: Mindestens die ers-ten zwei bis drei Angebotedes Händlers ausschlagen undwenn er nicht mit dem Preisrunter gehen will, dann einach

so tun, als ob man das Inter-esse verloren habe. Das wirktimmer und schon kosten diewunderschönen Lederpanto-eln nur noch die Hälte!

Tausendundeine Nacht in

nur zweieinhalb Stunden

Für alle anderen Djerba-Besu-cher, die neben dem Strand-leben noch etwas in die arabi-sche Kultur eintauchen wollen,bietet die Insel eine Reihe voninteressanten Ausfugszielen.Zum Beispiel das Örtchen Er-riadh in der Inselmitte. Derschmucke und liebevoll ge-pfegte Ort hieß rüher Hara-

seghira, zu Deutsch „KleinesGhetto“, denn hier steht dieSynagoge „La Ghriba, eine derheiligsten Stätten des Juden-tums in Arika mit einer derweltweit ältesten jüdischenGemeinden. Obwohl dieGrundsteine schon 586 v.Chr.gelegt wurden, entstand derheutige Bau erst 1920, dochdie darin aubewahrte Thora-rolle zählt zu einer der ältestenweltweit. 

In El May, nur wenige Kilo-meter von Erriadh enternt,nden wir ein sehenswertesislamisches Gotteshaus. DieMoschee Oum El Turkia aus

dem 16ten Jahrhundert be-sitzt alle typischen Merkmaleder Ibanditen Architektur: Einweiß gekalkter, von mächtigenStützpeilern gehaltener Baumit einem Vierkantminarett,das in einer zuckerhutörmi-gen Spitze ausläut. Gebets-saal und Räume ür die rituel-len Waschungen sind um denInnenho angelegt, unter demsich eine Zisterne bendet.

El May ist ein sehr beschaulicher

und verschlafener Ort – außer

samstags, am Markttag, wenn

rund um die Moschee die vielen

Händler aus ganz Djerba hier ihre

bunten Waren feilbieten. 

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ReiseinformationenTunesien/Djerba

Kulinarisches

Ein besonders beliebter tune-

sischer Imbiss ist ein ausge-

höhltes, halbes Baguette mit

den scharen Lammwürstchen

Merguez und/oder rittiertem

Gemüse. Als Beigabe dazu eine

hauchdünne Schicht Harissa,die typische, schare, dunkel-

rote Paste aus getrockneten

Peperoni, pikant gewürzt mit

Koriander, Kreuzkümmel und

Knoblauch.

Liebhaber von Fisch und Mee-

resrüchten haben au Djerba

die Qual der Wahl. Ein ganz

edles Fischgericht ist z.B. Kab-

kabou – Goldbrasse in Tomaten

mit Oliven, Kapern und einge-

legten Zitronen.

Thalasso und Wellness

Nach Frankreich ist Tunesien

heute der zweitgrößte Anbieter

von Thalasso-Anwendungen.

Algen- und Schlammpackun-

gen sollen den Körper von

gitigen Stoen bereien,

Druckstahlduschen beruhigend

oder anregend wirken, Nebel-

sprühduschen entspannen undUnterwasserstrahlduschen die

Muskeln lockern. Ausgiebige

Massagen ergänzen die Meer-

wasseranwendungen.

Die meisten der tunesischen

Wellness-Oasen benden sich

au Djerba.

Festivals

Das ganze Jahr über ist Tunesi-

en Veranstaltungsort ür zahlrei-

che Festivals. Ob Musik, Tanz,

Theater oder Kulinarisches, es

wird geeiert!

Au Djerba z.B. im Juli das

Odysseus-Fest in Houmt Souk:

Odysseus soll einst au Djerba

gewesen sein. Mit Tanz, Musik

und olkloristischen Darbietun-gen wird daran erinnert.

Im August ndet in dem

„Töper-Mekka“ Guellala ein

Keramikestival statt.

Den schönsten Sonnenunter-

gang gibt’s übrigens in Sidi-

jmour, im Westen der Insel. Mit

dem Taxi von der Hotelzone

Sidi Mahres aus gut zu errei-

chen (ca. 20 Minuten).

Wer sich ür Töperhandwerk und -kunst inter-essiert, der sollte einen Ausfug in den Südender Insel, nach Guellala planen. Die besondersherausragende Qualität des Lehms in dieserRegion schätzten wahrscheinlich schon diePhönizier, die ihre Keramikgeäße ür Wasser,Wein oder Oliven von hier aus in den gesam-ten Mittelmeerraum verschiten. Der Grund-sto ür die Töperwaren stammt aus bis na-hezu 100 Meter tieen Schächten, der danngetrocknet, zerkleinert und mit Wasser ver-setzt wird. Wer sich die Zeit nimmt, kann ineiner der vielen Werkstätten die Handwerkerdabei beobachten, wie sie Töpe, Krüge oderAmphoren kunstertig herstellen. Hier sindußbetriebene Töperscheiben und traditionel-le Brennöen noch in Betrieb.

Nur einige wenige von vielen Attraktionen, diedie Sandinsel Djerba ihren Besuchern bietet.Ob Strandurlaub oder Kulturreise, La Douce,die Liebliche, ist ein Ziel, nur zweieinhalb Flug-

stunden von Deutschland enternt, an dem eskaum möglich ist, die Seele nicht baumeln las-sen. Ein Urlaubsparadies par excellence mit ei-nem Hauch von 1001 Nacht!

Quick Info: Tunesien/Djerba

Klima

Einreisebestimmungen:Reisepass, der noch mindestens sechs Monate lang gültig seinmuss. Der deutsche Kinderreisepass wird anerkannt. Der Eintrag

von Kindern in den Reisepass eines Elternteils ist (auch ohne

Lichtbild) zwar grundsätzlich ausreichend. Für Pauschaltouristen(gilt nicht ür Einzelreisende!) reicht der Personalausweis (min-

destens sechs Monate lang gültig) und Buchungsunterlagen zu

einer Pauschalreise (Hin- und Rückfugticket zuzüglich Hotelvou-cher ür die Dauer des vorgesehenen Auenthalts).

Mediterran im Norden,

Wüstenklima im Süden

Währung1 EUR = 1,8 Tunesische Dinar

(TND); 1 TND = 0,49 EUR

Zeitverschiebung

Während der mitteleuropäischen

Sommerzeit -1 Std.

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