die wirkung von histamin und pilocarpin auf sympathische ganglien und nebennieren

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106 U. TRENDELENBURG." Wirkung yon Histamin und Pilocarpin. • Disku88ion. v. BR?)CKE (Wien): Es w~re vielleicht ein Vortefl, den Kehlkopf und Pharynx zu exstirpieren. Das Bepinseln der Ganglien hat den Nachteil, dab man grol3e Konzentrationen braucht und unspezifische Wirkungen schwerer aus- zuschlieBen sind als bei intra~rterieUer Injektion bei Katzen. KRAVl)P (Wien): Bei unseren Versuchen mit starken Cholinestera~e-Hemm- stoffen konnten wit beobachten, dab nach i.v. Injektion der Anticholinesterasen an Ratten, noch vor Auftreten der Chromodakryorrhoe, ein starkes Hervorquellen der Bulbi auftrat. Dieses Verhalten ist nach den Ausffihrungen des Vortragenden sicher durch eine nicotinartige Erregung des Cervicalganglions bedingt und kSnnte mit der mitgeteilten Methode quantitativ verfolgt werden. Schluflwort. KALLER:Die lokale Aufbringung yon Substanzen kann nur zur Vorpriifung dienen und soll eine exakte pharmakologische Analyse keineswegs tiberfliissig machen. UnspezifischeWirkungen, vor allem lokalanaesthetische Wir- kungen, miissen durch geeignete andere Methoden ausgeschlossen werden. - - Die intraarterielle Injektion kSnnte durch die A. carotis exterua mSglich sein. ()'ber die experimentellen MSglichkeiten, die der M. orbitalis und das Halsganglion der Ratte hieten, kann noch nichts Abschliel]endes gesagt werden. - - Zur Protrusion nach Injektion von Anticholinesterasen w~re zu bedenken, dab diese Protrusion auch durch eine Adrenalinausschfittung bedingt sein kSnnte. U. TRENDELENBURG(Oxford/England) : Die Wirkung yon Histamin und Piloearpin auf sympathisehe Ganglien und Nebennieren. Frfihere Versuche 2, 3 an durchstrSmten Pr~paraten fiihrten zu der An- nahme, dab Histamin keine oder nur ausnahmsweise eine Reizwirkung auf sympathische Ganglien besitze. Kfirzlich verSffentlichte Beobach- tungen 1 lieBen es jedoch mSglich erscheinen, dab das im Kreislanf be- lassene obere Halsganglion der Katze durch Histamin oder Pilocarpin gereizt werden kann. Best~tigt wurde dies durch die Beobachtung, dab nach Abbinden der Nebennieren intravenSse Injektionen dieser Substanzen eine Kontraktion der normalen Nickhaut auslSsen, nicht aber der anderen Seite, auf der zu Beginn des Versuches das Ganglion entfernt wurde. Da die pr~ganglion~- ren l~asern der normalen Seite durchschnitten waren, kann nur das Gang- lion ffir die beobachtete Kontraktion der normalen Nickhaut verantwort- lich gemacht werden. Die gleiche ganglienreizende Wirkung trat nach intraarteriellen In- jektionen von 2--50 #g ttistamin oder Pilocarpin in den zentralen Stumpf der A. lingualis auf. Eine direkte Wirkung dieser Substanzen auf die Nick- haut, eine Mitbeteiligung der Nebennieren und eine unspezifische Reizung des Ganglions wurden ausgeschlossen. Mit dieser Methode wurde die Wir- kung verschiedener Substanzen auf die durch Histamin und Pflocarpin hervorgerufene Reizung des oberen Halsganglions untersucht: Hexa- methonium hemmte nicht in Dosen, die die ~berleitung im Ganglion blockierten ; Nicotin hemmte in li~hmenden Dosen; kleine Mengen Cocain,

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Page 1: Die Wirkung von Histamin und Pilocarpin auf sympathische Ganglien und Nebennieren

106 U. TRENDELENBURG." Wirkung yon Histamin und Pilocarpin.

• D i s k u 8 8 i o n . v. BR?)CKE (Wien): Es w~re vielleicht ein Vortefl, den Kehlkopf und Pharynx zu exstirpieren. Das Bepinseln der Ganglien hat den Nachteil, dab man grol3e Konzentrationen braucht und unspezifische Wirkungen schwerer aus- zuschlieBen sind als bei intra~rterieUer Injektion bei Katzen.

KRAVl)P (Wien): Bei unseren Versuchen mit starken Cholinestera~e-Hemm- stoffen konnten wit beobachten, dab nach i.v. Injektion der Anticholinesterasen an Ratten, noch vor Auftreten der Chromodakryorrhoe, ein starkes Hervorquellen der Bulbi auftrat. Dieses Verhalten ist nach den Ausffihrungen des Vortragenden sicher durch eine nicotinartige Erregung des Cervicalganglions bedingt und kSnnte mit der mitgeteilten Methode quantitativ verfolgt werden.

S c h l u f l w o r t . KALLER: Die lokale Aufbringung yon Substanzen kann nur zur Vorpriifung dienen und soll eine exakte pharmakologische Analyse keineswegs tiberfliissig machen. Unspezifische Wirkungen, vor allem lokalanaesthetische Wir- kungen, miissen durch geeignete andere Methoden ausgeschlossen werden. - - Die intraarterielle Injektion kSnnte durch die A. carotis exterua mSglich sein. ()'ber die experimentellen MSglichkeiten, die der M. orbitalis und das Halsganglion der Ratte hieten, kann noch nichts Abschliel]endes gesagt werden. - - Zur Protrusion nach Injektion von Anticholinesterasen w~re zu bedenken, dab diese Protrusion auch durch eine Adrenalinausschfittung bedingt sein kSnnte.

U. TRENDELENBURG (Oxford/England) : Die Wirkung yon Histamin und Piloearpin auf sympathisehe Ganglien und Nebennieren.

Frfihere Versuche 2, 3 an durchstrSmten Pr~paraten fiihrten zu der An- nahme, dab Histamin keine oder nur ausnahmsweise eine Reizwirkung auf sympathische Ganglien besitze. Kfirzlich verSffentlichte Beobach- tungen 1 lieBen es jedoch mSglich erscheinen, dab das im Kreislanf be- lassene obere Halsganglion der Katze durch Histamin oder Pilocarpin gereizt werden kann.

Best~tigt wurde dies durch die Beobachtung, dab nach Abbinden der Nebennieren intravenSse Injektionen dieser Substanzen eine Kontraktion der normalen Nickhaut auslSsen, nicht aber der anderen Seite, auf der zu Beginn des Versuches das Ganglion entfernt wurde. Da die pr~ganglion~- ren l~asern der normalen Seite durchschnitten waren, kann nur das Gang- lion ffir die beobachtete Kontraktion der normalen Nickhaut verantwort- lich gemacht werden.

Die gleiche ganglienreizende Wirkung trat nach intraarteriellen In- jektionen von 2--50 #g ttistamin oder Pilocarpin in den zentralen Stumpf der A. lingualis auf. Eine direkte Wirkung dieser Substanzen auf die Nick- haut, eine Mitbeteiligung der Nebennieren und eine unspezifische Reizung des Ganglions wurden ausgeschlossen. Mit dieser Methode wurde die Wir- kung verschiedener Substanzen auf die durch Histamin und Pflocarpin hervorgerufene Reizung des oberen Halsganglions untersucht: Hexa- methonium hemmte nicht in Dosen, die die ~berleitung im Ganglion blockierten ; Nicotin hemmte in li~hmenden Dosen; kleine Mengen Cocain,

Page 2: Die Wirkung von Histamin und Pilocarpin auf sympathische Ganglien und Nebennieren

W. KOBINGER und O. KRAUPP: Wirkung yon Eserin am Rattenzwerchfell. 107

die die Oberleitung im Ganglion nicht beeinfluBten, hemmten die Wir- kung yon Histamin und Pilocarpin. Atropin hob selektiv die Wirkung yon Pilocarpin auf, Neoantergan ebenso selektiv die yon Histamin. Ferner wurde beobachtet, dab sowohl Histamin als auch Pfloearpin nicht nur das Ganglion zu reizen vermSgen, sondern auch zu einer verst~rkten Wirkung pr~gang]ion~rer Reizung ff ihr ten.

Intraarterielle Injektionen yon Histamin und Pilokarpin in den zen- tralen Stumpf der A. coeliaca ffihrten zu einer Ausschfittung von Sympatin aus den Nebennieren, wenn die Aorta unterhalb der l~ieren abgebunden war. W~hrend beide Snbstanzen am oberen Halsganglion ungef~hr gleiehe Wirksamkeit besaBen, war Histamin an den Nebennieren etwa 50mal wirksamer als Pilocarpin. Hexamethonium, Nieotin, Atropin und Neo- antergan verhielten sich in bezug auf die Reizung der Nebennieren durch Histamin und Pilocarpin wie am oberen Halsganglion. I m Gegen- satz dazu hemmten selbst hohe Dosen Cocain nicht die Ausschfittung yon Sympathin aus den Nebennieren.

Diese Ergebnisse best~tigten, dab Histamin das obere Halsganglion der Katze zu reizen vermag, wenn dieses im Kreislauf belassen wird. Diese ganglion~re Wirkung l~Bt es mSglich erscheinen, dab Histamin an der Regulierung des autonomen Nervensystemes mitbeteiligt ist.

Die Ergebnisse werden im Brit. J . Pharmacol. verSffentlieht werden.

Literatur. 1 BURN, J. It., and U. TRENDELENBURG: Brit. J. Pharmacol. 9, 202 (1954). - -

2 FELDBERG, W., and A. VARTIAI~E~: J. of Physiol. 88, 103 (1935). - - 3 KO~ZETT, ]-I. : J. Mr. Sinai Hosp. 19, 149 (1952).

YV. KOBINGER und O. KRAUPP (Wien): Uber die Wirkung yon Eserin am d~Tubocurarin-gel~ihmten Rattenzwerch~ell in Gegenwart depolari- sierender Muskelrelaxantien.

Die in letzter Zeit yon CHEYMOL und an unserem Inst i tu t erstmalig untersuchte Substanzklasse der Polymethylen-Biscarbaminoylcholine zeichnete sich neben einer starken neuromuskul~r l~hmenden Wirkung dutch eine betr~chtliche in vi t ro-Hemmwirkung gegenfiber beiden Cholin- esterasetypen aus. Es war nun auffallend, daB diese Verbindungen keinerlei muscarinartige Wirkungen a m Ganztier zeigten, obwohl die Hemm- wirkung aufdie Acetylcholinesterase bei den st~rkst wirksamen Substanzen in der Gr5Benordnung des Eserins lag. Unsere weiteren Untersuchungen befaBten sieh nun mit der Frage, ob das in vitro am st~rksten hem- mende Oetamethylen-Bisearbaminoyleholin (BC 9) ~hnlich wie gegen- .fiber den muscarinartigen Wirkungen aueh keinerlei Potenzierung der nieotinartigen Wirkungen des Acetylcholins an der durch d-Tubocurarin