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1 Meditationen in der Fastenzeit: „Die Tür ins Reich Gottes“ 1. MEDITATION in der Fastenzeit: WORT GOTTES TOR ZUM LEBEN LIED: GL 519, 1+2+3 Liebe Schwestern und Brüder, ganz herzlich begrüße ich alle zu unserer Abendmeditation in der Fastenzeit. Heute ist der erste Meditationsabend zum Thema: „WORT GOTTES TÜR ZUM LEBEN“. Damit das Wort Gottes wie man so sagt nicht zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr wieder hinausgeht, sondern die Möglichkeit hat wie die Bibel sagt Fleisch zu werden, habe ich zu sechs Ikonen, die ich besitze, eine Tür, eine große Pforte anfertigen lassen. Herr Schreinermeister Markus Ebert hat mit Rat und Tat dankenswerterweise zu dieser beeindruckenden Pforte beigetragen und sie angefertigt. Die sechs Ikonen sind Nachbildungen aus einer so genannten „Königspforte“ des XVI. Jhdts aus einer orthodoxen russischen Kirche. Die „Königspforte“ ist jene Pforte einer Ikonostase, einer Ikonenwand, die den Bereich Gottes mi t dem Bereich der Welt verbinden will. Durch sie schreitet der Priester als Stellvertreter Christi hindurch, um den Menschen das Wort Gottes, das Sakrament und den Segen Gottes zu bringen. So wird diese Tür auch „Himmelstür“ genannt. Unsere „Himmelstür“ hier im Altarraum zeigt im oberen Teil genau diesen Übergang von Himmel und Erde: das Eintreten des Göttlichen in den Bereich des Irdischen - dargestellt in der Szene der Verkündigung an Maria, die ich als Bild für Sie am Eingang der Kirche ausgelegt habe. Darunter finden wir die vier Evangelisten. Sie bringen wie der Engel durch ihre Evangelien Gottes Wort in die Welt, bis zu uns hier in unsere Pfarrkirche. Doch heute wollen wir zunächst nur die Tür mit ihrer oberen Verkündigungsszene betrachten. Unsere Tür verbindet in ihrer Symbolik den „Himmlischen Bereich mit unserer Welt. Letztlich ist sie ein Bild für die Verbindung - ja für die „Vereinigung“ von Gott und Mensch. Die Tür zeigt uns den Vorgang, wie Himmel und Erde sich verbinden: nämlich durch das Wort Gottes, das uns ansprechen will. Die Tür verkündet uns: das Wort Gottes ist die Tür zum Leben mit Gott. Das Wort Gottes ist die Tür zum göttlichen Leben in uns Menschen. Darum rufen wir, wie es auf unserem Begleitblatt steht: (nach Melodie GL 103) V.: Wort aus Gottes Mund, A.: machst das Heil uns kund: Herr, erbarme Dich. V.: Wort, das das Herz erhellt. A.: Trost der verlornen Welt: Christus, erbarme Dich. V.: Komm vom Himmelsthron. A.: Wort im Menschensohn: Herr, erbarme Dich. V.: Der gütige Gott erbarme sich unser. Er komme zu uns durch sein Wort, trete ein durch unsere Herzenstür und erfülle uns mit seinem göttlichen Leben. A.: Amen. V.: Lasset uns beten: Zu uns Menschen sprechender Gott, gieße Dein Wort ICH BIN BEI EUCHin unsere Herzen ein. Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung Christi, Deines Sohnes, erkannt. Lass uns im Hören auf seine Lebens- und Leidensgeschichte zu Trägern Deines Wortes werden und so mit der Frohen Botschaft zur Auferstehung gelangen, die jetzt schon durch den Glauben begonnen hat. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. A.: Amen. LESUNG: aus dem Buch Ezechiel. Ez 43, 1-2.3c; 44,1-2 In jener Zeit hatte der Prophet Ezechiel eine Vision: Er sprach: Dann führte mich der Herr zu einem der Tore, dem Tor, das im Osten lag. Da sah ich wie

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Meditationen in der Fastenzeit:

„Die Tür ins Reich Gottes“

1. MEDITATION in der Fastenzeit: WORT GOTTES – TOR ZUM LEBEN

LIED: GL 519, 1+2+3

Liebe Schwestern und Brüder,

ganz herzlich begrüße ich alle zu unserer Abendmeditation in der Fastenzeit.

Heute ist der erste Meditationsabend zum Thema: „WORT GOTTES – TÜR ZUM LEBEN“.

Damit das Wort Gottes – wie man so sagt – nicht zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr wieder hinausgeht, sondern

die Möglichkeit hat – wie die Bibel sagt – Fleisch zu werden, habe ich zu sechs Ikonen, die ich besitze, eine Tür, eine

große Pforte anfertigen lassen. Herr Schreinermeister Markus Ebert hat mit Rat und Tat dankenswerterweise zu dieser

beeindruckenden Pforte beigetragen und sie angefertigt.

Die sechs Ikonen sind Nachbildungen aus einer so genannten „Königspforte“ des XVI. Jhdts aus einer orthodoxen

russischen Kirche. Die „Königspforte“ ist jene Pforte einer Ikonostase, einer Ikonenwand, die den Bereich Gottes mit

dem Bereich der Welt verbinden will. Durch sie schreitet der Priester als Stellvertreter Christi hindurch, um den

Menschen das Wort Gottes, das Sakrament und den Segen Gottes zu bringen. So wird diese Tür auch „Himmelstür“

genannt.

Unsere „Himmelstür“ hier im Altarraum zeigt im oberen Teil genau diesen Übergang von Himmel und Erde: das

Eintreten des Göttlichen in den Bereich des Irdischen - dargestellt in der Szene der Verkündigung an Maria, die ich als

Bild für Sie am Eingang der Kirche ausgelegt habe.

Darunter finden wir die vier Evangelisten.

Sie bringen – wie der Engel – durch ihre Evangelien Gottes Wort in die Welt, bis zu uns hier in unsere Pfarrkirche. Doch

heute wollen wir zunächst nur die Tür mit ihrer oberen Verkündigungsszene betrachten.

Unsere Tür verbindet in ihrer Symbolik den „Himmlischen Bereich mit unserer Welt“.

Letztlich ist sie ein Bild für die Verbindung - ja für die „Vereinigung“ von Gott und Mensch.

Die Tür zeigt uns den Vorgang, wie Himmel und Erde sich verbinden: nämlich durch das Wort Gottes, das uns

ansprechen will. Die Tür verkündet uns: das Wort Gottes ist die Tür zum Leben mit Gott. Das Wort Gottes ist die Tür

zum göttlichen Leben in uns Menschen.

Darum rufen wir, wie es auf unserem Begleitblatt steht: (nach Melodie GL 103)

V.: Wort aus Gottes Mund,

A.: machst das Heil uns kund:

Herr, erbarme Dich.

V.: Wort, das das Herz erhellt.

A.: Trost der verlor‘nen Welt:

Christus, erbarme Dich.

V.: Komm vom Himmelsthron.

A.: Wort im Menschensohn:

Herr, erbarme Dich.

V.: Der gütige Gott erbarme sich unser. Er komme zu uns durch sein Wort,

trete ein durch unsere Herzenstür und erfülle uns mit seinem göttlichen Leben. A.: Amen.

V.: Lasset uns beten: Zu uns Menschen sprechender Gott, gieße Dein Wort „ICH BIN BEI

EUCH“ in unsere Herzen ein. Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung Christi, Deines

Sohnes, erkannt. Lass uns im Hören auf seine Lebens- und Leidensgeschichte zu Trägern Deines Wortes

werden und so mit der Frohen Botschaft zur Auferstehung gelangen, die jetzt schon durch den Glauben

begonnen hat. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. A.: Amen.

LESUNG: aus dem Buch Ezechiel. Ez 43, 1-2.3c; 44,1-2

In jener Zeit hatte der Prophet Ezechiel eine Vision:

Er sprach: Dann führte mich der Herr zu einem der Tore, dem Tor, das im Osten lag. Da sah ich wie

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die Herrlichkeit des Gottes Israels aus dem Osten herankam. Da fiel ich auf mein Gesicht. Und die Herrlichkeit

des Herrn zog in den Tempel ein durch das Tor, das im Osten lag.

Ich sah: der Herr führte mich zum äußersten Osttor des Tempels zurück. Da sagte der Herr zu mir: Dieses Tor

soll geschlossen bleiben, es soll nie geöffnet werden, niemand darf hindurchgehen; denn der Herr, der Gott

Israels ist durch dieses Tor gegangen; deshalb bleibt es geschlossen. ■

Antwortgesang: GL 122 (3x2 Verse: 7+8 / 9+10 / 11+12)

Gott kam durch das Tor in sein Heiligtum.

Doch dann blieb die Tür verschlossen verkündet der Prophet.

Gott hat sich eingeschlossen? So sieht es der Prophet, weil er erkennt:

man kann auch Gott im Tempel einschließen, im Kirchengebäude.

Haben wir Vorstellungen von Gott, durch die wir ihn verschließen, einschließen?

Dabei ist doch ein „Tor“, eine „Tür“ die Unterbrechung einer verschlossenen Wand oder einer trennenden Mauer. Eine

Tür ist die Möglichkeit, von einer Seite zur anderen zu gelangen. Sie verbindet zwei Räume und kann sie zu einem

gemeinsamen Lebensraum machen. Eine Tür macht in gewisser Weise aus zwei Räumen, zwei Seiten des Lebens

eine neue Einheit, ohne die beiden Seiten auf zu heben. Dazu ist eine Tür da, dazu ist das Tor da. Sonst wäre es ganz

umsonst.

Unsere Tür hier im Altarraum will genau das bewirken.

Sie will keine Tür sein, die Gott einschließt, sondern sie will eine Tür sein, die Himmel und Erde, Gott und Mensch

verbindet. Sie ist der Zugang zur Einheit von Gott und Mensch. Sie macht die getrennten Räume des Himmels und der

Erde zu einem Lebensraum! Denn sie verkündet: „Gott kommt durch die Tür seines Wortes zu uns heraus.“

In fünffacher Weise zeigen uns die Ikonen der Königspforte diesen Vorgang der Vereinigung zweier Welten, zwei

verschiedener Lebensräume.

Oben zeigt uns die Szene mit dem Boten Gottes an wie Gott durch die Frohe Botschaft in den Lebensraum des

Menschen eintritt. Sein Wort durchbricht die Wand zwischen göttlicher und irdischer Welt. Unten stehen dafür die vier

Evangelisten mit ihren vier Evangelien.

Nicht der Engel, sondern das Wort durchbricht die Wand. Der Engel bleibt bewusst optisch auf der anderen Seite, auch

wenn er die Frohe Botschaft vom Eintritt Gottes in die Welt verkündet. Der Engel verkündet zwar den Eintritt Gottes in

die Welt, aber das Wort Gottes, also Gottes Zusage: „ICH BIN BEI EUCH“ ist das Eigentliche, was wirklich

„rüberkommt“ vom himmlischen in den irdischen Raum.

Dieser Vorgang wird sichtbar in der Ikonenseite der Maria, die sich zwar dem Engel zuwendet. Doch oberhalb von Ihr

kommt aus dem Dreieck des Dreifaltigkeitssymboles der grüne Lebensstrahl, das Wort von Gott zu Ihrem rechten Ohr.

Wunderbar wie der Künstler nicht nur malt, sondern im Malen Theologie darstellt, um uns die Tür des wahren Glaubens

zu öffnen. Denn er zeigt uns: So - und nur so! – tritt Gott in unsere Welt ein:

durch das Wort mit dem Inhalt: „Der Herr ist mit Dir!“

EVANGELIUM: Lk 1, 26-38

Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau

gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der

Jungfrau war Maria.

Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.

Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der

Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen,

einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des

Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das

Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie

soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich

kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn

Gottes genannt werden. Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen.

Obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat, weil nicht kraftlos sein wird jedes Wort

von Gott her. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.

Danach verließ sie der Engel. ■

Gott kommt durch das Wort, durch „die Tür des Wortes“ in unsere Welt.

Nicht umgekehrt! Nicht der Mensch kommt zu ihm. Und so vollzieht sich immer wieder das, was die Bibel von Anfang

an lehrt: Gott schließt sich nicht ein. Gott kommt als erster auf uns zu. Er spricht sich in unsere Welt ein. Aber wir

schließen ihn oft ein durch unsere verkehrten Vorstellungen, die wir von Gott haben.

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„Eingeschlossen“ ist Gott immer dann, wenn wir denken: er kommt anders als durch das Wort.

Darum steht in der letzten Visionsschrift der Bibel, der Offenbarung Christi Jesu nach Johannes:

„Ich stehe vor der Tür und klopfe an.

Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet,

bei dem werde ich eintreten,... (Offb 3,20)

Gott kommt also auf uns zu.

Er hat sich nicht eingeschlossen. Er hat sich nicht in einen Tempel, in ein Heiligtum zurückgezogen. Er ist zu uns

unterwegs im Wort. In der Figur des Engels mit seinem ausladenden Schritt wird großartig dargestellt wie Gott

machtvoll auf den Menschen „zugeht“.

Wir Menschen hingegen dürfen sitzen bleiben wie Maria.

Wir brauchen nur zu sagen: „Herein!“

„Herein in mein Herz!“

„Herein in mein Leben mit der Frohen Botschaft: „Gott ist zu Dir gekommen.“

Er hat an Dir Gefallen gefunden. Gott ist bei Dir. Gott bleibt bei Dir.

Du bist voll der Gnade.“

LIED Nach Melodie GL 107 (Mit verändertem Text)

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, Komm, o mein Heilswort Jesus Christ,

es kommt das Wort der Herrlichkeit, meins Herzenstür Dir offen ist.

das Wort, das macht die Herzen reich, Ach zieh mit Deiner Stimme ein,

das Wort für alle Welt zugleich, die Frohbotschaft dring‘ in uns ein.

das Heil und Leben mit sich bringt, Dein Heil’ger Geist uns führ‘ und leit‘

derhalben jauchzt mit Freuden singt. den Weg zur ew’gen Seligkeit.

Gelobet sei mein Gott, Dem Heilswort Dein, o Herr,

Wort Gottes reich an Rat. sei ewig Preis und Ehr.

Haben wir nicht Fastenzeit? Und da singen wir ein Adventslied? Geht das denn?

Ja, eine Tür verbindet unterschiedliche Seiten, unterschiedliche Räume, die aber zusammen gehören in dem einen

Haus Gottes! Advent – also: „Gott kommt“ – ist kein Gegensatz zur Fastenzeit. Denn Fastenzeit ist „Festhalte-Zeit“: Zeit

des besonderen Festhaltens an Gott, um durch dieses „Festhalten

an ihm“ zu spüren: Gott bringt das wahre Glück – ...und nicht allein der Fernseher, nicht allein der Konsum, nicht allein

der Luxus, nicht allein der Gaumenkitzel oder der alkoholische Rausch.

Festhalten an Gott bedeutet: die Tür zu öffnen für den, der auf ewig an uns festhält. Gott hat andauernd Fastenzeit

wegen uns. ER lässt alles los, um an uns festzuhalten. Festhalten an Gott bedeutet: die Tür zu öffnen für den, der uns

liebt, die Tür zu öffnen für das Geliebtsein von Gott.

Fastenzeit ist keine Zeit des Verzichtens, sondern des Loslassens, um Größeres fest zu halten – ja

um das Größte fest zu halten: nämlich Gott, der persönlich zu uns sagt: „Ich bin bei Dir!“

Fastenzeit ist bewusstes Festhalten an diesem Advent, an diesem Kommen Gottes durch das Tor des Wortes. Dafür

lassen wir heute Abend einfach mal eine Zeit lang alles andere los und sitzen hier wie Maria, damit Gott zu uns spricht.

Denn die eigentliche Königspforte, die eigentliche Himmelspforte ist nicht diese schöne Tür hier. Wir sind die

Königspforte, durch die Gott in die Welt kommen will. Denn er klopft an unsere Herzenstür.

Maria steht dabei stellvertretend für uns alle, wenn wir sprechen:

Gegrüßet seiest Du, Maria, voll der Gnade.

Der Herr ist mit Dir.

Du bist gebenedeit unter den Frauen,

und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes Jesu.

Darum ist es wichtig, sich durch diese äußere Tür, durch dieses sichtbare Bildnis zur eigenen inneren Tür führen zu

lassen, an welche Christus klopft. Deswegen halten wir jetzt eine Stille Zeit, um uns für IHN zu öffnen.

Ruhige CD-Musik Öffnen der KönigspforteDahinter ein Herz auf dem Altar.

LIED: GL 577, 1+2+3+4

Schließen der Königspforte

Maria hat sich für Gottes Wort geöffnet und das Geschenk empfangen:

„Ich, Dein Gott, lebe in Dir, ich niste mich mit meinem Leben in Dich ein.“

Haben wir ein Wort, mit dem Gott sich bei uns eingenistet hat?

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Haben wir ein Wort, das für uns das Wort Gottes ist, ... an dem wir uns festalten, wenn wir mal loslassen wollen oder

gar müssen?

Wäre nicht das eine echte Übung für die Fastenzeit: ein Wort zu suchen, das uns zum Leben Kraft gibt? Ein Wort aus

Gottes Mund, das uns begleitet, das uns trägt und mit Vertrauen erfüllt?

Wir sollten einige Worte Gottes sammeln und in uns bewahren, damit sie uns im Leben festalten.

Oder haben wir schon solche Worte?

Durch welches Wort kommt Gott jederzeit in unser Herz?

Es wäre viel zu kurz gegriffen, die Fastenzeit darauf zu reduzieren, dass man keine Süßigkeiten isst oder keinen

Alkohol trinkt oder nicht raucht oder weniger isst. Wo ist da ein Festhalten an Gott, ein Näherkommen an ihn, eine

Weiterentwicklung des Lebens mit IHM und durch IHN?

Schließlich ist er das ewige Leben!

Auf unserem Begleitzettel habe ich - als mögliche Beispiele - einige Worte aufgeschrieben. Ist da vielleicht ein Wort für

uns dabei?

Auch so kann sich für uns die Tür des Himmels öffnen und Gott zu uns kommen. Denn er hat sich nicht eingeschlossen.

Nehmen wir uns einen Augenblick Zeit, unser Wort zu finden oder das gefundene Wort noch einmal zu vertiefen.

FÜRBITTEN

So lasst uns Fürbitte halten und mit Vertrauen zu unserem Gott beten:

Für alle Menschen, die sich vor Gott verschlossen haben.

Für alle, die nichts von Gott hören wollen.

Für alle, die Gottes Wort nicht schätzen.

Für alle Menschen, die Neues von Gott hören wollen.

Für alle, die sich Zeit nehmen für das Hören auf Gott.

Für alle, die froh sind, Gottes Zusage „Ich bin bei Dir“ in sich wahrnehmen.

Für alle Menschen, die an Gottes Wort festhalten.

Für alle, die Frohbotschafter der Liebe und Nähe Gottes sind.

Für alle, die ihr Leben mit Gottes Wort gestalten.

Für alle Menschen, die in Krisenzeiten offen bleiben für Gottes Anruf.

Für alle, die nicht mehr hören, dass Gott anklopft.

Für alle, die empfinden: Gott schweigt.

Für Sie alle bitten wir – und in diesen Tagen besonders für unsere japanischen Schwestern und Brüder – und bergen

uns in den Worten, die Jesus uns gelehrt hat:

VATERUNSER

Göttliches Wort, Fleisch gewordenes Versprechen Gottes,

erfülle uns und weise uns den Weg mit Jesus Christus.

„Ich stehe vor der Tür und klopfe an.

Wer meine Stimme hört

und die Tür öffnet,

bei dem werde ich eintreten,..(Offb 3,20)

Gott ist mit uns. (Jes 7, 14)

Seid gewiss,

ich bin bei Euch alle Tage

bis zum Ende der Welt. (Mt 28,20)

Dein Glaube hat Dir geholfen.

Gehe in Frieden (Mk 5,34)

Als Gefirmte: „Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt“ (Lk 4,18)

Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt. (Mt 5, 13-14)

So sollt Ihr beten: Unser Vater im Himmel, Dein Name Ich bin bei Euch werde geheiligt. ( Mt 6, 9)

Der Herr ist mit Dir. (Lk 1, 28)

Alles, was Ihr also von anderen

erwartet, das tut auch ihnen ( Mt 7, 12)

Kommt alle zu mir, die Ihr Euch plagt

und schwere Lasten zu tragen habt.

Ich werde Euch Ruhe verschaffen .

(Mt 11, 28)

Was Ihr für einen meiner geringsten

Brüder und Schwestern getan habt,

das habt Ihr mir getan. (Mt 25, 40)

Ist Gott für uns, wer ist dann gegen

uns? (Röm 8, 32)

Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch

Leben, weder Engel noch Mächte,

weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,

weder Gewalten der Höhe oder Tiefe

noch irgendeine andere Kreatur können

uns scheiden von der Liebe Gottes, die

in Christus Jesus ist, unserem Herrn.

(Röm 8, 38)

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Er hat das Wort in sich aufgenommen: „Du bist mein geliebter Sohn.“

Lass auch uns aus der Gotteskindschaft leben,

damit wir durch die Kraft des Wortes Gottes

die Einheit von Gott und Mensch erfassen.

Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn. AMEN.

Segen

Schlusslied: GL 875,

2. Fastenmeditation 2011 Thema:

WORT GOTTES - DAS TOR ZUM LEBEN Eröffnungslied : GL 614, 1 Liebe Schwestern und Brüder, zum zweiten Meditationsabend grüße ich Sie ganz herzlich. Das Wort „meditieren“ bedeutet: „etwas umschreiten und nachsinnend betrachten“. So lade ich uns ein, unser Thema: „Wort Gottes – Tor zum Leben“ anhand unserer großen Ikonentür geistlich zu umschreiten. Begonnen haben wir am vergangenen Mittwoch damit, dass wir die beiden oberen Ikonen mit der Szene der „Verkündigung des Engels an Maria“ betrachten. Diese Szene ist sozusagen die „leibhaftige Darstellung“ dessen, was auf eine andere Weise die darunter abgebildeten vier Ikonen ins Leben rufen wollen: dass nämlich durch die vier Evangelien das gleiche geschehen möge, was wir in der oberen Szene so lebendig sehen. Gottes Frohe Botschaft soll uns erreichen wie Maria. Die Evangelien sollen uns heute ein neues Innenleben bringen, so wie Maria damals schwanger wurde als sie ein göttliches Innenleben geschenkt bekam. Unsere große Tür lädt uns also ein, durch das Wort Gottes in einen Raum ein zu treten, der uns mit einem neuen Leben beschenkt, und zwar mit einem neuen „Innenleben“.

„Komm“, sagt diese Tür, „komm und lass Dir durch Gottes Wort ein neues Leben einsprechen, das Leben von Gott in der Zusage: „Der Herr ist mit Dir.“ „Komm durch die Tür der Frohen Botschaft, damit der Herr zu Dir kommen kann!“ Mit dieser Tür will uns also Gott ansprechen: ansprechen über Bilder, über äußeres, um zum Inneren zu kommen, zu dem, was in uns ist und in uns leben soll.

„Geh in Dich“, sagt diese Tür, „Ich bin der Zugang zu Dir selbst. Ich bin die Tür zu Deinem wahren Innenleben. Zu Deinem inneren Leben gehört: „Der Herr ist mit Dir!“ So öffnen wir uns und rufen den Herrn um sein Erbarmen an.

Kyrierufe: nach Melodie GL 485

V.: Der in seinem Wort uns hält bis zum Ende dieser Welt. A.: Christus, Herr, erbarme Dich

V.: Wort, das uns Leben schenkt, Geist, der ins Herz sich senkt. A.: Christus, erbarme Dich.

V.: Gottes Wort, Du Lebenskraft Kündest uns die Gottkindschaft.

A.: Christus, Herr, erbarme Dich

Priester:

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Der gütige Gott erbarme sich unser. Er senke sein Wort in unser Herz und erfülle uns mit seinem geistvollen ewigen Leben. A.: Amen.

Die Ikonentür - als äußeres Bild – will uns also zu unserem Innenleben führen. Unter der oberen Darstellung von der Verkündigung an Maria sehen wir die vier Evangelisten, deren kopierte Ikonen ich Ihnen heute als Begleitzettel für die Meditation am Eingang ausgelegt habe. Die Verkündigung an Maria sehen wir heute nicht auf unserem kopierten Blatt, sondern nur die Evangelisten. Das soll uns deutlich machen: Die Verkündigungsszene ist etwas von damals - also vor rund 2000 Jahren. Es ist ein einmaliges, historisches Jesus-Christus-Ereignis.

Die Evangelien bewahren das erstmalige Geschehen und bringen es in jede Zeit ..., in unsere Zeit heute. Darum sage ich auch oft bei der Einleitung der Evangelientexte: „In jener Zeit – und das ist heute! - ...“

Die Evangelisten sind also das, was man heute mit „Multiplikatoren“ bezeichnet. Sie vervielfältigen das eine Ereignis, und zwar in zweierlei Weise: Einmal lösen sie das einmalige „Jesus-Christus-Ereignis“ aus der Zeit von damals und bringen es in alle Zeit. Und zweitens vervielfältigen sie die Sichtweise auf dieses Ereignis in ihrer „Vierer-Zahl“, so dass die Evangelisten allen Christen die Freiheit geben, aus verschiedenen Perspektiven auf Christus zu schauen. So führt uns diese Wort-Gottes-Tür mit ihren Bildern in einen Raum der historischen Geschichte und gleichzeitig in das Heute, und sie führt uns in die Freiheit, nämlich aus den Evangelien der vier Evangelisten die eigene Frohe Botschaft zu hören. Die vier Evangelisten bieten also den Zugang zu einer heutigen „Gott-im Menschen-Erfahrung“ durch ihre Evangelien an und lassen uns in vielfältiger Weise Christen sein. Sie verbinden uns mit Christus Jesus und geben gleichzeitig persönliche Freiheit, das Evangelium auf je eigene Weise zu leben und dar zu stellen. Durch die Evangelien spricht Gott nicht nur zu Maria, sondern zu uns. Darum sind die 4 Evangelien die Tür zum „Wort-Gottes-Ereignis-in-uns“. Sie sind die Frohbotschaft Gottes für uns!

Hören wir, was der Evangelist Johannes an uns schreibt:

Lesung aus dem Ersten Johannesbrief: 1 Joh 1,1-3

Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir, vom Wort des Lebens sprechen wir. Denn das Leben wurde offenbart; Wir haben gesehen und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbart wurde. Was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir auch Euch, damit auch Ihr Gemeinschaft mit uns habt. Wir aber haben Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.

Antwortgesang: GL 614, 2,3

Die Evangelisten wollen uns die gleiche Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn vermitteln, die sie selbst mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus haben. Die Tür der Evangelien ist also keine Tür in die Vergangenheit, sondern in die ewige Gegenwart Gottes. Es ist eine Tür in den Heiligen Geist der Vater-Sohn-Beziehung. Das, was wir in der oberen Szene von der Verkündigung von Maria aussagen, nämlich: „Sie hat empfangen vom heiligen Geist“, genau das vermitteln die Evangelisten an uns durch ihre vier Evangelien.

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Das Besondere daran ist, dass es von dieser heiligen Beziehung nicht nur eine Verkündigungsschrift gibt, sondern vier verschiedene Perspektiven zur Frohbotschaft Jesu Christi und zu Gott, seinem Vater.

Das Christentum leistet sich Einmaliges: Vier verschiedene Texte der einen göttlichen Botschaft. Keine von Menschen erfundene „Heilslehre“ leistet sich diesen Aufwand an Vielfalt. Natürlich entstehen aus vier Sichtweisen auch scheinbare Widersprüche – z. B. in der Angabe von Personennamen, von Zahlen und Daten, die aber niemals den Kern der Botschaft berühren. Sie zeigen auf, dass wir manchmal unsere Widersprüche an Nebensächlichkeiten festmachen, nur um nicht zum Wesentlichen zu gelangen. Denn das Wesentliche der Frohen Botschaft sind nicht Äußerlichkeiten, sondern der Kern: Gott ist mit uns! ..., und zwar untrennbar und auf ewig! Und das verkünden alle vier Evangelien.

Wo ein Mensch sich darauf einlässt, muss er aber sein Denken, seine Einstellung zu Gott und den Menschen ändern. Ist das vielleicht der Grund, warum so wenige, die sich Christen nennen, durch die Tür des Wortes Gottes gehen? Wer liest in der Bibel? Wer möchte Gottes Wort an sich heranlassen?

Oft sind so Aussagen zu hören: „Ja, aber Vieles davon verstehe ich nicht. Da lese ich Sachen, die sind nicht verständlich.“ Oder: „Das ist doch in einer Zeit geschrieben worden, wo man ein anderes physikalisches Bild von der Welt hatte ..., usw.“ Wenn die Evangelien der Zugang zu dem sind, was der Evangelist mit den Worten beschreibt: „ Was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir Euch, damit auch Ihr Gemeinschaft mit uns habt. Wir aber haben Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus“.....Wenn es also um die Gemeinschaft mit Gott geht, zu der die Evangelien führen, warum suchen dann viele Menschen nicht die Gemeinschaft der Christen, wo man einander den Zugang zum Wort Gottes öffnet wie eine Tür, um in die Gemeinschaft mit Vater und Sohn zu gelangen?

Da gibt es eine Tür zur engeren und tieferen Gemeinschaft mit Gott, aber man bleibt aus nebensächlichen Einwänden draußen vor. Man muss durch diese Pforte gehen, oder man ist draußen. Man ist in Gottes Liebe und doch draußen. Tragisch!

Gerade der Evangelist Johannes, oben links auf unserem Bild, verkündet uns die wahre Bedeutung des Wortes Gottes. Hören wir den Anfang seines Evangeliums:

EVANGELIUM: Joh, 1, 1-3

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden Und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm was das Leben.

Lied: Melodie 241 ( nach 3. Strophe: Amen-Melodie)

1. Den Jünger, der dem Herrn gefolgt, preist heute unser frohes Lob. Johannes, der das Wort erkannt Johannes, der beim Kreuze stand.

2. Den Glanz des Sohnes schaute er, den Glanz, den er vom Vater hat

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Er hat das ewige Wort bezeugt, das uns im Fleisch erschienen ist.

3. Dem ew’gen Wort sei Lob und Preis dem Vater, der es uns gesandt, dem Geiste auch, der uns im Licht das Leben und die Wahrheit schenkt. Amen. (Brevier)

„Alles ist durch das Wort geworden. In ihm war das Leben.“ Wenn das stimmt – und wir Christen glauben das – dann müssten wir dem Wort Gottes viel mehr Gelegenheit geben, in uns ein zu dringen. „In ihm ist das Leben“. Nein, nicht das biologische Leben, sondern das innere Leben, welches dem äußeren Leben einen Sinn gibt, und zwar im Leben und im Sterben.

Ohne Worte wäre alles nur da – aber ohne Sinn. Worte allein, ob gedacht, gesagt oder geschrieben, Worte allein geben den Dingen, den Handlungen erst einen Sinn, eine Bedeutung. Das Fleisch gewordene Wort: Jesus Christus, gibt den ewigen Sinn an, wenn Johannes schreibt: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben ...“ (Joh 1,12) Der Sinn unseres Lebens ist also nicht: einfach nur „da gewesen zu sein“, sondern durch die Aufnahme des lebendigen Wortes Gottes, Kinder Gottes zu werden, also in einer ewigen Beziehung zu stehen. Nur durch die Frohe Botschaft der Evangelisten können wir überhaupt von diesem höchsten Sinn des Lebens hören und ihn aufnehmen. Nur durch die frohe Botschaft des Evangeliums, gelangen wir zum vollen Sinn des Lebens. Denn kein Wort der Welt, keine andere Frohe Botschaft verkündet uns, was wir in der Lesung hörten: „Wir haben Gemeinschaft mit Gott, als unserem Vater“, oder wie es das Johannesevangelium sagt: Er gab uns Macht, Kinder Gottes zu werden. Diese Tür des Wort Gottes ist daher der optische Ausdruck für den Zugang zu einem ewigen sinnvollen Leben. Lasst uns das in Stille bedenken:

CD – Einspielung - Evangelientür öffnen -

Danach: Lied: Melodie GL 229

1. Christus, Du Licht vom wahren Licht, des höchsten Vaters einz’ger Sohn, Du hast durch der Apostel Wort der ganzen Welt das Heil geschenkt.

2. Als Deine Zeugen riefst Du sie, gabst ihnen Auftrag und Gewalt, die Saat des Evangeliums in allen Ländern aus zu streun.

3. Durch ihre Worte glauben wir, dass Du der Weg zum Leben bist. Hilf uns, der Botschaft treu zu sein, die sie im Tode uns bezeugt.

4. Herr Jesus, Dir sei Ruhm und Preis, der seine Zeugen uns gesandt, Lob auch dem Vater und dem Geist Durch alle Zeit und Ewigkeit. (Brevier)

Durch die Evangelisten zum Sinn des Lebens zu gelangen, dazu will uns diese Tür einladen.

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„Geh durch unsere Evangelien in den Raum, der Deinem Leben Sinn gibt“, das rufen uns die Evangelisten zu. Geh durch uns hindurch : „Hab‘ keine Angst, denn Du selbst sollst das „5. Evangelium“ werden. Du sollst das Wort Gottes in Deiner Zeit, an Deinem Lebensort, mit Deinen Fähigkeiten und Deinen Grenzen leben. Darum gibt es 4 Evangelisten. Sie wollen das Wort Gottes heute „Fleisch werden lassen. Es soll in uns Gestalt annehmen. Auch sie empfingen – jeder auf seine Weise – den Zugang zu Gott, der Sinn gibt.

Fürbitten – Litanei

A.: Sprich zu uns, Herr! V.: Dein Wort holt uns ab, dort wo wir stehen. – Sprich zu uns Herr. Dein Wort holt uns aus uns selber heraus. Dein Wort führt uns über uns selber hinaus. Dein Wort ist wie ein Licht auf dem Weg.

Dein Wort rührt unsere Herzen an Dein Wort lässt uns nicht stehenbleiben Dein Wort öffnet uns die Augen Dein Wort erschließt uns Gottes Plan Dein Wort erschießt uns Gottes Geduld Dein Wort erschließt uns Gottes Torheit Dein Wort erschließt uns Gottes Leiden Dein Wort erschließt uns Gottes andere Art. Dein Wort erschließt uns des Vaters Herz Dein Wort erschließt uns den Weg nach vorn Dein Wort bringt uns ans Ziel unseres Weges Dein Wort gibt allem Leben den Sinn. (Paul Ringseisen)

Vater unser

Segen

Schlusslied: GL 559 3,4

3. Fastenmeditation zum Thema: Wort Gottes – Tor zum Leben

LIED: GL 875,1

Liebe Schwestern und Brüder, ganz

herzlich grüße ich Euch zum dritten Meditationsabend in der Fastenzeit mit unserem Thema: Wort Gottes –

Tor zum Leben. In den vergangen zwei Abendmeditationen haben wir diese Tür mit Ihren Bildern, den

Ikonen betrachtet. Einmal die Szene von der Verkündigung an Maria und beim zweiten Mal die vier Ikonen

der Evangelisten. Die

Verkündigungsdarstellung zeigt uns, dass Gott zu einem ganz konkreten Zeitpunkt nicht nur in diese Welt

kam, sondern bei diesem Kommen das Menschsein vollkommen angenommen hat. Sein Wort: Ich bin bei

Euch, dass Gott in Israel dem Moses offenbarte, wurde endgültig historische Wirklichkeit in der Offenbarung

Jesu Christi: Gott ist Mensch geworden. Die Evangelisten verkünden uns in

vierfacher Sichtweise, dass diese endgültige Vereinigung von Gott und Mensch kein abgeschlossener

Einzelfall ist, sondern in der Symbolik der „Vier“ allen vier Himmelsrichtungen gilt und verkündet: Das gilt

allen Menschen. Alle sind Kinder Gottes. In allen Menschen hat Gottes Geist Gestalt angenommen. Die

Evangelisten verkünden: Das Wort Gottes an Maria gilt allen Menschen aller Zeiten durch die Frohe

Botschaft des Markus, des Matthäus und Lukas und des Johannes. So wird das Wort Gottes zum Tor des

Lebens, denn die Worte der Evangelien führen uns in dieses Gottesverhältnis.

GL 941 - Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht,

es hat Hoffnung und Zukunft gebracht.

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Es gibt Trost, es gibt Halt

in Bedrängnis, Not und Ängsten,

ist wie ein Stern in der Dunkelheit.

Wenn Gottes Wort das Tor zum Leben ist, dann bedeutet das ganz schlicht und ergreifend: Ich muss

hindurch gehen. Ich muss nicht einmal die Tür öffnen; ich muss nur durch die Tür hindurchgehen.

Lesung aus der Offenbarung Jesu Christi nach Johannes: 3, 7 - 8

An den Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe:

So spricht der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, sodass niemand

mehr schließen kann, der schließt, sodass niemand mehr öffnen kann: Ich kenne deine Werke, und

ich habe vor dir eine Tür geöffnet, die niemand mehr schließen kann. Du hast nur geringe Kraft, und

dennoch hast du an meinem Wort festgehalten und meinen Namen nicht verleugnet.

► Nun wird die Ikonen-Tür geöffnet: Antwortgesang:

nach GL 112, 5+9 auf Melodie GL 241

O Schlüssel Davids, dessen Kraft,

uns kann entziehn der ew‘gen Haft:

komm, führ uns aus Verschlossenheit,

durch Gottes Wort zur Seligkeit.

Herr wir vertrauen auf Dein Wort,

es wirkt durch alle Zeiten fort.

Erlöse uns, Du bist getreu.

Komm, schaffe uns im Herzen neu!

„Ich habe vor Dir eine Tür geöffnet“, so spricht der Herr durch den Frohbotschafter der Gemeinde, den Engel.

Eine geöffnete Tür ist erstens eine Einladung: „Komm herein!“ Aber zu der Einladung gehört auch das

Befolgen der Einladung. Eine geöffnete Tür, durch die niemand geht, hat ihren Sinn nicht erfüllt, oder besser

gesagt: derjenige, der nicht durch eine geöffnete, einladende Tür geht, hat den Sinn nicht erfüllt – vor allem

dann nicht, wenn es eine von Gott geöffnete Tür ist, die nie mehr schließt, weil sie eine Einladung für alle

Ewigkeit ist.

Lied: nach Melodie GL 941 (Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht)

Gottes Wort hat uns Hoffnung gebracht,

hat uns allen die Tür aufgemacht.

Es lädt ein, eins zu sein

mit dem Vater und dem Sohne,

ist wie der Schlüssel zu Gottes Reich.

„Ich habe vor Dir eine Tür geöffnet, die niemand mehr schließen kann“, spricht der Herr. Auch unsere Tür ist

zum ersten Mal weit geöffnet. Bisher haben wir immer nur einen Blick hindurch werfen können – wie man so

sagt. Heute lädt sie uns wirklich sichtbar ein. Hätten wir nicht Freude daran, durch diese Tür zu gehen, von

der es in der ersten Meditation hieß: es ist die Königspforte, die Himmelspforte?

Sie ist ja extra so gebaut, dass man sie nicht nur als ein optisches Zeichen ansieht, sondern dass wir sie

wirklich durchschreiten können. Sie möchte eine wirkliche Erfahrung vermitteln. Sie möchte eine äußere

Erfahrung vermitteln, um eine innere Bereitschaft und Haltung zu stärken. Nämlich die Bereitschaft: Ich will

durch Gottes Wort und mit Gottes Wort ins Reich Gottes gelangen , in die lebendige Beziehung zu Gott. Ich

will durch das Hören auf sein Wort in das Verhältnis von Gott und Mensch, von Vater und Kind, von Bruder

und Schwester gelangen. Ich will erfüllt werden von einem Leben aus dem Heiligen Geist.

Lied: nach Melodie GL 941 (Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht)

Gottes Wort hat uns Hoffnung gebracht,

hat uns allen die Tür aufgemacht.

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Es lädt ein, eins zu sein

mit dem Vater und dem Sohne,

ist wie der Schlüssel zu Gottes Reich.

Vielleicht denkt jetzt jemand: „Ach, wäre das doch so leicht, in Gottes Reich zu kommen, wie wenn man

durch eine Tür geht.“ Oder vielleicht denkt man: „Werden wir jetzt etwa aufgefordert, durch diese Tür zu

gehen? Dadurch kommt man doch nicht in Gottes Reich. Wir sind doch zu erwachsen für solche Spielchen.“

Vielleicht hat aber auch jemand den Wunsch in sich, eine Erfahrung mit Leib und Seele zu machen und

möchte gern einmal hindurchgehen, um sein bisheriges „Hingehen zu Gott“ noch einmal bewusst in dieser

Geste zu vollziehen. Sind nicht alle unsere Sakramente eine Art „Tür“ zur Erfahrung des Wortes Gottes: „Der

Herr ist mit Dir?“

Wir gehen durch die Kirchentür.

Wir bekreuzigen uns mit dem Weihwasser.

Wir gehen zur Kommunion.

Alles Türen, die wir leibhaftig durchschreiten, um durch dieses Tun zu der inneren Erfahrung zu kommen:

„Gott ist mit uns!“

Selbst der Papst in Rom hat eine Heilige Pforte, die alle Jubeljahre geöffnet wird, um den Gläubigen

unserer gesamten Kirche die Möglichkeit zu geben, mit einer leibhaftigen Erfahrung in das Reich Gottes, in

die „Beziehung von Gott und Mensch“ einzutreten. Ist das etwa ein Kinderspiel?

Ja, solche leibhaftigen Erfahrungen gehören zu den Spielen der Kinder Gottes. Wir spielen auf vielfältige

Weise unseren Glauben an Gott mit heiligen Zeichen durch. Der Unterschied zu irdischen Spielen ist aber:

es sind heilige Spiele, die unsere unsichtbare Wirklichkeit darstellen. Es sind keine Spielereien, sondern

Umsetzungen unserer geglaubten Wirklichkeit, Umsetzungen unserer Beziehungen zu Gott.

Lied: nach Melodie GL 941 (Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht)

Gottes Wort hat uns Hoffnung gebracht,

hat uns allen die Tür aufgemacht.

Es lädt ein, eins zu sein

mit dem Vater und dem Sohne,

ist wie der Schlüssel zu Gottes Reich.

Hören wir einmal, was Jesus selbst zum Thema „Tür“ sagt:

Evangelium: Lk 13, 22-30

Auf seinem Weg nach Jerusalem zog Jesus von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte.

Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?

Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage

ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen.

Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt,

dann steht ihr draußen, klopft an die Tür und ruft: Herr, mach uns auf!

Er aber wird euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid.

Dann werdet ihr sagen: Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken und du hast auf unseren

Straßen gelehrt. Er aber wird erwidern: Ich sage euch, ich weiß nicht, woher ihr seid.

Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan! Da werdet ihr heulen und mit den Zähnen knirschen, wenn

ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber

ausgeschlossen seid. Und man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und

im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche

von den Ersten die Letzten.

Jesus spricht von der „engen Tür“.

Was ist die „enge Tür“? Es ist die Tür, durch die wir nicht gehen, weil wir Angst haben. Eine Tür kann noch

so groß und so breit sein, dass hundert Leute ohne Schwierigkeit auf einmal durchgehen können. Aber

wenn man Angst hat hindurch zu gehen, dann ist die größte Tür zu eng. In unserer Sprache leitet sich das

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Wort Angst von dem Wort „eng“ ab. Eng ist die Tür, vor der man Angst hat, hindurch zu gehen. Weit ist auch

die engste Pforte, wenn man keine Angst hat, hindurch zu gehen. Immer wenn wir Angst haben, wird es

eng. Wenn wir Vertrauen haben, wird es w e i t im Leben. Darum zählt Jesus die großen Patriarchen des

Glaubens auf: Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten.

Sie hatten Vertrauen – Gottvertrauen. Und so wurde ihr Leben weit, auch wenn alle durch sehr enge

Pforten mussten. Denken wir an Abraham, der seinen Sohn Isaak opfern sollte. Denken wir an Jakob, der mit

Gott rang, bis er ihn segnete. Denken wir an die Propheten, die gegen Angst und Verfolgung auf Gott

vertrauten und sogar ihr Leben gaben. Es war „eng“ für sie alle. Aber ihr Gottvertrauen weitete die enge

Pforte.

Lied: nach Melodie GL 941 (Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht)

Gottes Wort hat Vertrauen gebracht,

hat die Lebenstür weit aufgemacht;

sprengt die Angst, gibt uns Mut,

in Bedrängnis, Not und Ängsten,

ist wie ein Stern in der Dunkelheit.

Ohne Vertrauen kann uns Gott nicht als die erkennen, die von seinem Wort erfüllt sind: „Fürchtet Euch nicht.

Ich bin bei Euch alle Tage bis zur Vollendung der Welt.“

„Gott und Angst“, das ist ein unvereinbarer Gegensatz.

„Gott und Vertrauen“, diese beiden Seiten gehören zusammen.

„Herr, mach uns auf!“ rufen viele, die dem Herrn nie ihr Leben anvertrauten. Sie hatten Angst vor der engen

Pforte. Sie hatten Angst, sich zu Jesus zu bekennen, als es darum ging, Gott zu vertrauen.

Durch die Königspforte zu gehen bedeutet: Ich gehe durch alles hindurch mit dem Wort: „Der Herr ist mit

Dir!“ Das Durchschreiten der Pforte beinhaltet die Frage Mariens: „Wie soll das geschehen?“ Es beinhaltet

aber auch die Antwort Marias: „Mir geschehe nach Deinem Wort.“

Lied: nach Melodie GL 941 (Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht)

Gottes Wort sagt uns: Fürchtet Euch nicht!

Ich bin bei Euch, ich bin Euer Licht.

Gottes Wort gibt uns Halt

in Bedrängnis, Not und Ängsten,

ist wie ein Stern in der Dunkelheit.

So lade ich uns ein durch diese Tür zu gehen:

mit Vertrauen in unseren guten Gott,

mit dem Wunsch: Gott, lass mich zu Dir kommen,

mit der Hoffnung, dass dieser äußere Vorgang innerlich nachwirkt.

Darum steht vor der Tür das geweihte Wasser, das uns daran erinnern soll: Gott, wir sind durch die Taufe

Deine Kinder!

Mit ihm können wir uns bekreuzigen.

Und hinter der Tür liegt das Evangeliar aus, die Heilige Schrift, das lebendige Wort Gottes. Wer will, kann es

mit der Hand berühren und dabei leise etwas zu Gott hin sagen, der andauernd zu uns spricht: „Ich bin in

Liebe bei Dir!“

Dann versammeln wir uns um den Altar und beten in dieser Runde die Fürbitten und das Vaterunser-Gebet.

Dazu haben wir jetzt alle Zeit der Welt.

Und falls jemand beim Gehen Hilfe braucht, so reichen wir einander die Hand zur Unterstützung.

Meditative Musik wird uns begleiten.

► CD-Einspielung

FÜRBITTEN:

Guter Gott, wir kommen als Menschen, welche Dir trotz aller Unsicherheiten vertrauen wollen. So höre

unsere Bitten für unsere Ängste:

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Für alle Menschen, die ängstlich sind, weil sie verängstigt wurden.

Für alle, die sich aus Angst selbst als gering ansehen.

Für alle, die aus Angst schlecht schlafen können.

Für alle Menschen, deren Selbstvertrauen nur gering ist.

Für alle, die sich aus Angst immer schnell zurückziehen.

Für alle, die spüren, wie ihnen ihre Angst das Leben einengt.

Für alle Menschen, die im Gebet zu Kraft und Vertrauen gelangen.

Für alle, die durch Gottes Wort niemals aufgeben.

Für alle, die durch Gottes Wort ermutigt werden, ihren Weg zu gehen.

Für alle Menschen, die mit Vertrauen Schwieriges angehen.

Für alle, die anderen Mut machen.

Für alle, die durch die enge Pforte des Leides gehen und trotzdem Gott vertrauen.

Für Sie alle und für uns beten wir, wie Du uns zu beten gelehrt hast:

VATERUNSER Friedensgruß

► Zurück durch die Tür

SEGEN Schlusslied: GL 642, 2 + 3