die schädlingstafeln der deutschen gesellschaft für angewandte entomologie

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Kleine Mitteilungen. 419 Die Schadlingstafeln der Deutschen Gesellschaf t fur angewandte Entomologie. Von Dr. H. W. F r i c k h i n g e r , Miinchen. (Mit 5 Abbildungen.) Das Wandtafelmaterial, das noch vor 10 und 20 Jahren von den hauptsachlichsten Schadinsekten, vornehmlich der Land- und Forstwirtschaft, vorhanden war, war auflerst durftig. Ja mehr noch, die unkunstlerische Art, die durchaus auch wissenschaftlich nicht immer einwandfreie Darstellung waren haufig geradezu abschreckend. Zudem fehlte gerade von den wirtschaftlich wichtigsten Schadlingen zuiiieist jegliches Bildmaterial. Kein Wnnder, wenn die Schadlingskunde so lange Jahre bei uns in Deutschland bei weiteren Kreisen - nnd selbst in den Kreisen aer Praxis, die sich doch eigentlich dafiir interessieren multen - nicht FuE fassen konnte. Nicht anders war es in der Schule: gutes Anschauungsmaterial fehlte, die Kinder lernten die Schiidlinge in lebenswahren Darstellungen nicht kennen, ihr Interesse wurde nicht geweckt. Es war daher wirklich eine Lucke, die hier von der ,,Deutschen Gesellschaft fur augewandte EntoniologieLL durch die Herausgabe ihrer Schadlingstafeln ausgefullt wurde. Heute, wo schon eine ganze Reihe trefflicher Tafeln vorliegen, sind wir zu dem Urteil berechtigt, da13 die Schadlingstafeln, die im Auftrag der D. G. f. a. E. von der Naturwissenschaftlichen Verlagsanstalt Dr. Schluter & MaB, Halle a. 5. herauqgegeben worden sind, sowohl nach der wissenschaftlichen wie nach der kiinstle- rischen Seite hin einwandfrei sind, dal sie somit einen grolen Fortschritt darstellen im entomologischen Bildmaterfal. Die Tafeln sind in Vielfarbendruck auf starkem Papier gedruckt [in der Gro13e von 70 : 100 cm). Auf jeder Tafel wird neben den charakteristischen Abbildungen durch ge- naue textliche Angaben die Biologie der Schadlinge gemeinverstandlich beleuchtet und einwandfrei dargestellt, sowie Winke fur erfolgversprechende Bekampfungsweisen gegeben. Zugleich mit jeder Tafel erscheint ein, meist von dem Herausgeber der Tafel selbst verfaBtes, mehrseitiges Nerkblatt, in dem auf Lebensweise und Bekampfung der dar- gestellten Schadlings noch naher eingegangen wird. Die Eerausgabe der einzelnen Tafeln haben Fachmanner ubernommen, die kunst- lerische, Ausfuhrung der einzelnen Bilder, die sich auf den Tateln finden, stammt von der Malerin Frau Gertrud Winter, der Witwe des leider so fruh im Weltkrieg ge- fallenen Kollegen und ehemaligen Schriftfiihrers der D. G. f. a. E. Dr. F. W. Winter, dem wir auch einige Tafeln verdanken. Die bisher erschienenen Tafeln behandeln folgende Schadlinge : Die Kleiderlaus von Prof. Dr. A. Hase. Die Bettwanze von Prof. Dr. A. Hase und Dr. F. W. Winter. Die Stechmucke von Dr. F. W. W i n t e r (Merkblatt von Dr. C. Schliiter). Die Mehlmotte von Dr. F. W. W i n t e r (Merkblatt von Dr. 8. W. Frickhinger). Zur Bekampfung der Fliegenplage von Dr. B. W. W i n t e r (Merkblatt von Dr. C. S c hlii t e r). Die Traubenwickler von Prof. Dr. F. Stellwaag. Der Yenschenfloh.von Prof. Dr. A. Hase. Die Gabelmiicke von Dr. E. Martini und H. Sikora. Die Kleidermotten von Dr. H. W. Frickhinger.') Aus dieser Aufstellung geht hervor, da13 es vornehmlich menschliche Parasiten und Haus- nnd Magazininsekten sind, die bisher den Schadlingstafeln der D. G. f. a. E. zum Vorwurf dienten. Von landwirtschaftlich wichtigen Schadlingen sind einstweilen nur die Traubenwickler (Heu- und Sauerwurm) bearbeitet worden. l) Wie der Verlag mitteilt, befinden sich gegenwartig zwei weitere Tafeln in Brbeit: ,,Die KuchenschabeLL von Prof. Dr. R. Heymons und ,,Die Fliegenplage" von Prof. Dr. Wilheimi.

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Page 1: Die Schädlingstafeln der Deutschen Gesellschaft für angewandte Entomologie

Kleine Mitteilungen. 419

Die Schadlingstafeln der Deutschen Gesellschaf t fur angewandte Entomologie.

Von Dr. H. W. F r i c k h i n g e r , Miinchen. (Mit 5 Abbildungen.)

Das Wandtafelmaterial, das noch vor 10 und 20 Jahren von den hauptsachlichsten Schadinsekten, vornehmlich der Land- und Forstwirtschaft, vorhanden war, war auflerst durftig. Ja mehr noch, die unkunstlerische Art, die durchaus auch wissenschaftlich nicht immer einwandfreie Darstellung waren haufig geradezu abschreckend. Zudem fehlte gerade von den wirtschaftlich wichtigsten Schadlingen zuiiieist jegliches Bildmaterial. Kein Wnnder, wenn die Schadlingskunde so lange Jahre bei uns in Deutschland bei weiteren Kreisen - nnd selbst in den Kreisen aer Praxis, die sich doch eigentlich dafiir interessieren multen - nicht FuE fassen konnte. Nicht anders war es in der Schule: gutes Anschauungsmaterial fehlte, die Kinder lernten die Schiidlinge in lebenswahren Darstellungen nicht kennen, ihr Interesse wurde nicht geweckt.

Es war daher wirklich eine Lucke, die hier von der ,,Deutschen Gesellschaft fur augewandte EntoniologieLL durch die Herausgabe ihrer Schadlingstafeln ausgefullt wurde.

Heute, wo schon eine ganze Reihe trefflicher Tafeln vorliegen, sind wir zu dem Urteil berechtigt, da13 die Schadlingstafeln, die im Auftrag der D. G. f. a. E. von der N a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e n V e r l a g s a n s t a l t Dr. S c h l u t e r & MaB, Hal le a. 5. herauqgegeben worden sind, sowohl nach der wissenschaftlichen wie nach der kiinstle- rischen Seite hin einwandfrei sind, dal sie somit einen grolen Fortschritt darstellen im entomologischen Bildmaterfal.

Die Tafeln sind in Vielfarbendruck auf starkem Papier gedruckt [in der Gro13e von 70 : 100 cm). Auf jeder Tafel wird neben den charakteristischen Abbildungen durch ge- naue textliche Angaben die Biologie der Schadlinge gemeinverstandlich beleuchtet und einwandfrei dargestellt, sowie Winke fur erfolgversprechende Bekampfungsweisen gegeben.

Zugleich mit jeder Tafel erscheint ein, meist von dem Herausgeber der Tafel selbst verfaBtes, mehrseitiges Nerkblatt, in dem auf Lebensweise und Bekampfung der dar- gestellten Schadlings noch naher eingegangen wird.

Die Eerausgabe der einzelnen Tafeln haben Fachmanner ubernommen, die kunst- lerische, Ausfuhrung der einzelnen Bilder, die sich auf den Tateln finden, stammt von der Malerin Frau G e r t r u d W i n t e r , der Witwe des leider so fruh im Weltkrieg ge- fallenen Kollegen und ehemaligen Schriftfiihrers der D. G. f. a. E. Dr. F. W. W i n t e r , dem wir auch einige Tafeln verdanken.

Die bisher erschienenen Tafeln behandeln folgende Schadlinge : Die K l e i d e r l a u s von Prof. Dr. A. Hase. Die B e t t w a n z e von Prof. Dr. A. H a s e und Dr. F. W. Winter . Die S t e c h m u c k e von Dr. F. W. W i n t e r (Merkblatt von Dr. C. Schlii ter) . Die Mehlmot te von Dr. F. W. W i n t e r (Merkblatt von Dr. 8. W. Frickhinger) . Zur Bekampfung der Fliegenplage von Dr. B. W. W i n t e r (Merkblatt von Dr. C . S c hlii t e r). Die Traubenwickler von Prof. Dr. F. Stel lwaag. Der Yenschenf loh .von Prof. Dr. A. Hase. Die Gabelmiicke von Dr. E. M a r t i n i und H. Sikora. Die Kle idermot ten von Dr. H. W. Frickhinger. ' )

Aus dieser Aufstellung geht hervor, da13 es vornehmlich menschliche Parasiten und Haus- nnd Magazininsekten sind, die bisher den Schadlingstafeln der D. G. f. a. E. zum Vorwurf dienten. Von landwirtschaftlich wichtigen Schadlingen sind einstweilen nur die Traubenwickler (Heu- und Sauerwurm) bearbeitet worden.

l) Wie der Verlag mitteilt, befinden sich gegenwartig zwei weitere Tafeln in Brbeit: ,,Die K u c h e n s c h a b e L L von Prof. Dr. R. Heymons und ,,Die F l iegenplage" von Prof. Dr. Wilheimi.

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420 Kleine Mitteilungen.

Das Programm der Gesellschaft geht aber weiter: es sind fur die Herausgabe der Schadlingstafeln bestimmte Serien geplant, die jeweils von einem aufsichtsfuhrenden Fach- mann anch ihrer wissenschaftlichen Unantastbarkeit ubervacht werden.

DIE TRAUBENWICKLER SEIIlE a l Nu 1

"Lm"1oIoII)LY .a DacsQuolEu

S C H L W ~ A I I L Y @leu- und Sauemunn) CZ(mCnt?N OESPLISCH*FT For) ANOEWAYDTF F.MOUOLOC.IE I V

<ClVd.-~nshVllS MblNH111 HIDn. ucd Pohchmsl. W t r . ~ rn DR. F. STEUWAAO

Folgende Serien sind geplant: Serie I : Schadlinge des Menschen und der Haustiere (Prof. Dr. A. Hase). ., 11: Haus- und Speicherschadlinge (Prof. Dr. R. Heymons ) . :, 111: Ohst- und Weinbauschadlinge (Prof. Dr. F. S t e l l w a a g ) .

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Kleine Mitteilungen. 42 1

Serie JV: Gemiiseschadlinge (Prof. Dr. K. Escherich) . .. .. VI: Forstschadlinge (Prof. Dr. K. Escherich) .

V: Feldfruchtschadlinge (Prof. Dr. R. Heymons).

________._ - ‘ ’”’ , Die techmiicke (C lex pip’;ens-L.)-- fy anaevandte ntornololie t. V \on i)r F W Wnwr P Y

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Wir sehen, die Schadli~gstafeln der D. G. f . a. E. stellen ein saintliche Scliadinsekton- Gruppen umfasbendes Veilagswerk dar, (lessen Fortsetzung freilich heute outer den un- saglich ungdnstigen Verhaltnissen dei Jetztzeit sehr grole Forderongeo an den Vei lag

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422 Iileine biitteilungen.

stellt. Wir durfen aber trotzdern hoffen, da13 das Werk fortgesetzt werden kann; denn gute Erzeugnisse setzen sich auch unter den schwierigsten Verhaltnissen durch.

Ich habe oben schon betont, da13 die dargestellten Entwicklungsstufen und biologischen

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- 1 Bilder der Schadlinge jeder wissenschaftlichen Kritik standhalten, da13 die Tafeln auch als Ganzes nach ihrem kiinstlerischen Eindruck selbst den verwohntesten Geschmack be- friedigen, das geht wohl am besten aus den Bildern der einzelnen Tafeln hervor, die

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Hleine Mitteilungen. 423

diesem Aufsatz beigegeben verden konnten. Auch die Farbengehng ist bei allen Tafeln auf das glucklichste gelungen.

Und so kdnnen wir schlielien: die Schadlingstafeln der D. G. f. a. E. stellen das

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unr" klulanu, Llllll

I heraus&&ben M Auhrage drr Deuts&en GeseUdalt fur wgeaandte Entomologie EV

Beste dar, was bis lieute auf dem Gebiet von farbigen Wandtafeln geleistet xvur.de. D i e T a f e l n v e r d i e n e n d e s h a l b d i e w e i t e s t e P e r b r e i t u n g . Es wird heute

soviel von der notwendigen Erziehung unseres Volkes zurn Pflanzenschutz geredet und

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424 Kleine Mitteilungen.

geschrieben. Es wird imrner und immer wieder betont, wie notwendig es sei, hier den Hebel schon bei unserer Jugend in der Volksschule anzusetzeo. Die zahlreichen neuer- dings ins Leben gerufenen landlichen F'ortbildungsschulen sollen in den Dienst dieser

DIE KLEIDERMOTEN - DL (L w. mlllNl*.l!n

,,Erziehung Zuni Pflanzenschutz" gesteilt werden, sie sollen sich mehr als bisher damit befassen, den jungen Leuten die notigsten landwirtschaftiichen Kenntnisse beizubringen, die sie spater so notwendig gebrauchen konnen. Der Lehrplan der zahlreich bestehenden ,,Landwirtschaftlichen Winterschulen" sol1 dadurch entlastet werden.

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Kleiue Mitteilurgen. 42 5

Die Jugend ist empfanglich fur die Erfordernisse der Schadlingsbekampfung : jeder, der Gelegenheit hat, in landwirtschaftlichen Fachschulen iiber Fragen des Pflanzenschutzes Vortrage zu halten, wird dies schon erfahren haben. Aber die Jugend - und auch hier wird mir zweifellos jeder Eingeweihte beistimmen - will eines: sie begnugt sich nicht mit dem gesprochenen Wort, sie will Anschauungsmaterial, gutes Anschauungsmaterial. Erst an Hand von diesem wecken wir ihr nachhaltiges Interesse!

In alle diese Schulen drum, von der Volksschule an bis zu den landwirtschaftlichen Fachschulen hinauf, gehoren die Schadlingstafeln der D. G . f . a. E. Einige der Zentral- behorden von deutschen Bundesstaaten (wie z. B. das Bayer. Staatsministerium fur Eultus und Unterricht) haben denn auch den Schulen die Anschaffung der Schadlingstafeln auf das dringendste empfohlen.

Nur wenn schon bei der Aufklarung der Jugend die werbende Kraft dieser prachtigen Tafeln genutzt wird, nur dann wird die Kulturarbeit, welche die Deutsche Gesellschaft fur angewandte Entomologie mit ihrer Herausgabe leistet, sich umsetzen konnen in prak- tische Gewinne zugunsten unserer deutschen Volkswirtschaft. -

Zur Geschichte der angewandten hntomologie in Deutschland.

Vor kurzern fielen mir die ersten Jahrgange des ,,Kladderadatsch" in die Hande; in Nummer 2 (vorn 7. Januar) des 8. Jahrganges, 1855, findet sich eine angewandt- entomologische Notiz, die recht bezeichnend ist dafur, wie man bei uns die Tatigkeit des Entornologen einznschatzen pflegte. Es sei gestattet, die wenigen Zeilen zur Erbauung bier wortlich wiederzugeben :

. ,,Einem arntlichen Protokoll zufolge haben Magisirat und Stadtverord- nete von D a n z i g sich bewogen gefuhlt, dem Lehrer B e h r e n d t in Heu- bude fur das Ausrotten der schadlichen Forstinsecten in dern Walde zu Eteubude eine G r a t i f i c a t i o n v o n z w e i T h a l e r n zu geben. In Folge dessen ist nachstehende Dankadresse an genannte Korperschaft ge- richtet worden: .

,,,,Unterze,jchnete e r s t a r b e n in tiefster Dankbarkeit gegen Einen hochweisen Magistrat der Stadt D a n z i g , als sie erfuhren, w e l c h e r Lohn unserm Morder und Verfolger fur sein ruchloses Verfahren gegeu uns ge- worden, und hoffen wir, daB derselbe dadurch fu r immer von seiner In- toleranz gegen uns geheilt, nnd unsere Wirksamkeit ferner eine ungehinderte sein weide.

Heubuder -Wald, im Jahre 1855. Der Borkenkafer (Bostrichus typographus). Die Nonne (Pha-

Zaena bornbyz monacha). Der Fichten-Russelkafer ( CircuZio [ s i c ! ] pini) . Die Fichten-Blattmespe (Tenthredo p h i ) nebst Kindern und Kindeskindern bis ins zehnte Glied.'lL''L

Dr. A n t o n K r a u l e , Eberswalde.

Verein Schlesischer Entornologen. Am 6. und 7. Januar fand in Breslau ein Schlesischer Entomologentag statt, auf

dem die Grundung eines ,,Vereins Schlesischer Entornologen" beschlossen wurde. Zum ersten Vorsitzenden wurde der durch seine Studien an Hautfliiglern bekannte Rektor Ed. J. R. S c h o l z (Riickers) gewahlt. Der neue Verein sol1 vor allem der bisher be-