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__________________________________________ Die Roma in der Slowakei __________________________________________ Video: DVD, 13 Minuten, 2006 Adressaten: ab Jgst. 8 der Hauptschule, der Realschule und des Gymnasiums Schlagwörter: Roma, Mitteleuropa, Slowakei, Bratislava, Košice, Rudňany, Žehra, Indien, Nomaden, Minderheit, Le- bensniveau, Romasprache, Armut, Arbeitslosigkeit, Analpha- betismus, Sozialprogramm, Sozialhilfe, Assimilation, Bevölke- rungswachstum Ein Film von Rainer Hahn Mitarbeit: Simona Bachledová, Jana Bryjová, Conni Gold- stein, Meggi Kölzer, Jakub Ľudma, Rastislav Pjontek, Mirosla- va Suchánová, Zuzana Černíková, Martin Srna, Annerose Hahn Sprecherin: Kapiteln: 1. Rudňany I. 2. Lunik-IX 3. Kežmarok 4. Žehra – Dobrá vôľa 5. Rudňany II. Inhalt: Die größte Minderheit in Europa bilden die Roma. In den neu- en EU-Ländern beträgt ihr Anteil acht bis neun Prozent . Der Film zeigt die Lebensbedingungen und die Probleme dieser Minderheit in einem dieser Länder - in der Slowakei. Sieben Prozent der Bevölkerung bilden hier die Roma. Die Hälfte von ihnen ist jünger als 15 Jahre. Die Sonderschule ist die Regel. Anhand von Stationen in Roma-Dörfern (Rudňany, Dobrá ľa) und einem Roma-Stadtviertel (Košice – Lunik IX) be- schreibt der Film die Lage der Roma früher und heute. Viele der Sozialprogramme haben fehlgeschlagen. Die Roma leben in zerrütteten Hütten oder verwahrlosten Wohnungen ohne Wasser, Strom und Heizung. Ein Zimmer teilen sich bis zu 20 Personen. 98 Prozent der Roma sind arbeitslos. Ihr einziges Einkommen ist die soziale Unterstützung vom Staat im Form des Kindergeldes. Der Unterrichtsfilm wird durch zwei Inter- views erweitert und schließt mit einem Blick in die Kultur der Roma. Praxis Unterrichtsfilm Draisendorf 1 91346 Wiesenttal Lösungsvorschläge zum Arbeitsblatt 1c) Romasprache. Sie gehört zu den indischen Sprachen. Indien – Urheimat der Roma. 2a) Ungefähr 50%. 2b) Männer: 55 Jahre; Frauen: 59 Jahre. Die Lebenserwartung der Roma - niedriger als in Deutschland. 2c) Die Familie legt keinen Wert darauf. 3a) Sozialhilfe vom Staat, Kin- dergeld. 3b) Je mehr Kinder, um so mehr (Kinder-)Geld 3c) Hilfsarbeiten 4a) Ausländische Stiftungen 4b) Hilfe zur Selbsthilfe, Förde- rung der Traditionen und Kultur, Verbesserung des Bildungsni- veaus

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Die Roma in der Slowakei __________________________________________ Video: DVD, 13 Minuten, 2006 Adressaten: ab Jgst. 8 der Hauptschule, der Realschule und des Gymnasiums Schlagwörter: Roma, Mitteleuropa, Slowakei, Bratislava, Košice, Rudňany, Žehra, Indien, Nomaden, Minderheit, Le-bensniveau, Romasprache, Armut, Arbeitslosigkeit, Analpha-betismus, Sozialprogramm, Sozialhilfe, Assimilation, Bevölke-rungswachstum Ein Film von Rainer Hahn Mitarbeit: Simona Bachledová, Jana Bryjová, Conni Gold-stein, Meggi Kölzer, Jakub Ľudma, Rastislav Pjontek, Mirosla-va Suchánová, Zuzana Černíková, Martin Srna, Annerose Hahn Sprecherin: Kapiteln: 1. Rudňany I. 2. Lunik-IX 3. Kežmarok 4. Žehra – Dobrá vôľa 5. Rudňany II. Inhalt: Die größte Minderheit in Europa bilden die Roma. In den neu-en EU-Ländern beträgt ihr Anteil acht bis neun Prozent . Der Film zeigt die Lebensbedingungen und die Probleme dieser Minderheit in einem dieser Länder - in der Slowakei. Sieben Prozent der Bevölkerung bilden hier die Roma. Die Hälfte von ihnen ist jünger als 15 Jahre. Die Sonderschule ist die Regel. Anhand von Stationen in Roma-Dörfern (Rudňany, Dobrá Vôľa) und einem Roma-Stadtviertel (Košice – Lunik IX) be-schreibt der Film die Lage der Roma früher und heute. Viele der Sozialprogramme haben fehlgeschlagen. Die Roma leben in zerrütteten Hütten oder verwahrlosten Wohnungen ohne Wasser, Strom und Heizung. Ein Zimmer teilen sich bis zu 20 Personen. 98 Prozent der Roma sind arbeitslos. Ihr einziges Einkommen ist die soziale Unterstützung vom Staat im Form des Kindergeldes. Der Unterrichtsfilm wird durch zwei Inter-views erweitert und schließt mit einem Blick in die Kultur der Roma. Praxis Unterrichtsfilm Draisendorf 1 91346 Wiesenttal

Lösungsvorschläge zum Arbeitsblatt 1c) Romasprache. Sie gehört zu den indischen Sprachen. Indien – Urheimat der Roma. 2a) Ungefähr 50%. 2b) Männer: 55 Jahre; Frauen: 59 Jahre. Die Lebenserwartung der Roma - niedriger als in Deutschland. 2c) Die Familie legt keinen Wert darauf. 3a) Sozialhilfe vom Staat, Kin-dergeld. 3b) Je mehr Kinder, um so mehr (Kinder-)Geld 3c) Hilfsarbeiten 4a) Ausländische Stiftungen 4b) Hilfe zur Selbsthilfe, Förde-rung der Traditionen und Kultur, Verbesserung des Bildungsni-veaus

Die Roma in der Slowakei

Filmtext zum PRAXIS UNTERRICHTSFILM (Fortsetzung)

Filmtext: Dies ist das Dorf Rudňany . Hier herrschen die Lebensbedingungen eines Entwicklungslandes. Die Menschen haben keine Arbeit. Keine Krankenver-sicherung. Keine Perspektive. Immerhin: es gibt Elektrizität und eine Wasserleitung. Diese muss für das ganze Dorf reichen. Doch das Wasser ist hy-gienisch nicht einwandfrei. Unter diesen Bedingun-gen könnte kaum ein Westeuropäer überleben.

Knapp die Hälfte der Einwohner ist jünger als 15 Jahre. Nur ein Teil der Kinder besucht die Schule, obwohl Schulpflicht besteht. Die Lebenserwartung der Männer beträgt 55 Jahre. Die der Frauen 59 Jahre.

Wo befindet sich Rudňany? In Südamerika? In Nordafrika? In Indien oder Südasien?

Nein, wir befinden uns im Herzen Europas. In der Slowakei. Hier ihre Hauptstadt Bratislava . Das Lebensniveau der Stadteinwohner liegt hier über dem Durchschnitt der Europäischen Union. In Bra-tislava finden wir relativ wenig Roma. Im Osten ist die Lage schon anders.

Doch die Vermutung Indien war nicht so falsch. Es handelt sich um Roma. Die ursprüngliche Heimat der ist Nordwestindien. Vor mehr als 1000 Jahren haben sie ihre Heimat verlassen. Heute sind 7 % der Bevölkerung der Slowakei Roma. Nur in Ru-mänien und Mazedonien ist der Anteil der Roma noch höher.

Die Stadt Košice liegt im Südosten der Slowakei. Sie ist ein florierendes Zentrum. Im Osten der Slo-wakei ist der Anteil der Roma weit höher.

Ein bekanntes Beispiel ist Lunik IX, ein Stadtteil von Košice. Hier gibt es ein ganzes Roma-Viertel. Es entstand im Kommunismus der 50er Jahre. Per Gesetz wurde beschlossen, dass es keine Roma gibt, sondern nur sozial Schwache. Man wollte die Lebensbedingungen angleichen und die Roma assimilieren. Nach der marxistischen Ideologie sind alle Menschen gleich, alle bekamen Wohnungen und Arbeit. Man dachte, dass die Angleichung der materiellen Umgebung, auch zur Annäherung des Lebensstils führt.

Doch dies ist gescheitert. Die sozialistische Ideolo-gie berücksichtigte nicht die Besonderheiten der Roma. Sie waren nicht bereit den neuen Lebens-standard anzunehmen. In den heruntergekomme-nen Wohnungen leben zum Teil bis zu 25 Perso-nen. Die einzige Einkommensquelle ist die soziale Unterstützung vom Staat in Form des Kindergel-des.

Heute haben die meisten Roma keine Ausbildung, keine Arbeit und auch sonst keine Beschäftigung.

Kežmarok ist eine alte Stadt im Nordosten der Slo-wakei. Nach dem Krieg wurde die deutsche Bevölke-rung vertrieben. Um zu verhindern, dass diese zu-rückkehrt, wurden in den leeren Häusern Roma an-gesiedelt. Heute sind ganze Straßenzüge um das Zentrum von Roma bewohnt. Zur Zeit läuft ein Pro-jekt zum Übersiedeln dieser Minderheit, um das his-torische Zentrum wieder aufbauen zu können. So wie hier ist die Lage auch in anderen älteren Städten.

Žehra – Dobrá Vô ľa. Die meisten Roma leben in Dörfern. Dobrá Vôľa ist ein typisches Dorf der Roma in seinem verwahrlosten Zustand. Die alten Hütten sind aus allen möglichen verfügbaren Baustoffen, wie Holz, Blech oder Pappe zusammengeschustert. In diesen ärmlichen Verhältnissen verbringen sie jeden Winter, obwohl die Temperaturen nicht selten unter Minus 20°C fallen. Das Haus haltsgeld reicht nicht einmal für das Nötigste, zum Beispiel für Kinderklei-dung.

In diesem Dorf haben ausländische Stiftungen und slowakische Fachleute einen Versuch unternommen, die Lebensbedingungen der Roma grundlegend zu verbessern. Vor den Plattenbauten aus der sozialisti-schen Ära sind Neubauten entstanden. Hier versuch-te man die Wünsche und die Arbeitskraft der Roma einzubeziehen.

Außerdem gibt es hier ein Sozialprogramm. Sozialar-beiter kümmern sich um Kinder und Jugendliche. Dobrá Vôľa bedeutet auf Deutsch Guter Wille. Bisher ist leider dieser Versuch eher eine Ausnahme. Ent-scheidend für den Erfolg war der engagierte Einsatz des zu früh gestorbenen Romabürgermeisters. Als Bürgermeister der ganzen Gemeinde war es ihm gelungen, die Gegensätze zwischen Roma und Slo-waken zu überwinden.

Zurück in Rud ňany. Dieses Romadorf erstreckt sich auf dem Gelände einer ehemaligen Bergbaumiene. Die Zustände hier zeigen die für Roma normalen Verhältnisse. Die 7% Roma haben mehr Kinder als die restlichen 93% der Bevölkerung. Fast alle Roma-kinder haben Probleme in der Schule. Sonderschule ist für sie die Regel. Fast immer endet der Schulbe-such vorzeitig, weil die Familie darauf keinen Wert legt.

Die Möglichkeiten der Slowaken zu helfen sind be-grenzt.

Diese Bilder zeigen das (nomadische) Temperament der Roma, das so unterschiedlich ist von dem der Slowaken.

Die Roma in der Slowakei

Filmtext zum PRAXIS UNTERRICHTSFILM (Fortsetzung)

Wir befinden uns in Rud ňany und sprechen mit dem Chef dieser Kommune. In Romaspra che heißt das Vajda. Wie viele Kinder haben Sie, bzw. wie viele En-kelkinder haben Sie?

Ich habe 10 Kinder, 37 Enkel und 5 Urenkel. Meine Kinder sind schon alle verheiratet.

Wie sieht es mit der Bildung aus? Die meisten Roma haben den Schulbesuch nicht abgeschlossen und keine Ausbildung erworben. Deshalb ist es für sie sehr schwer, eine Arbeit zu finden. Es ist vor allem jetzt schwierig. In der Zeit des Kommunismus wurde jedem die Arbeit zuge-teilt.

Wie verdienen sie Geld? Sie machen vor allem Hilfsarbeiten.

Und wie lebten die Roma früher? Früher sind die Roma von einem Platz zum ande-rem gezogen. Sie lebten in Wagen. Sie haben vor allem Schmiedarbeiten angefertigt und halfen bei der Korbherstellung. Sie waren berühmt als gute Musiker und schliefen in der freien Natur.

Jetzt sprechen wir mit Helenka Dunková. Sie ar-beitet in einem Gesundheitszentrum und ist Krankenschwester. Wie ist die Lage im Dorf? Es gibt hier über 500 Einwohner und nur 2 davon haben Arbeit. Ich verdiene monatlich 4500 Kronen und davon lebe ich.

Und wovon leben die anderen Einwohner im Dorf? Die anderen bekommen Sozialhilfe vom Staat. Wenn eine Familie 5 oder 6 Kinder hat, bekommt sie 10- oder 11000 Kronen im Monat.

Warum bekommen die Roma keine Arbeit? Worin besteht das Problem? Vorher hatten die Roma Arbeit. Aber nach dem Jahre 1989 wurde es schwieriger. Sie haben keine Ausbil-dung und deshalb sind die meisten jetzt arbeitslos.

Würden sie gern das Land verlassen? Ich würde sehr gern ins Ausland ziehen. Nach Italien, in die Niederlande oder nach Deutschland. Egal wo-hin. Hauptsache weg.

Wie wird sich die Situation für die Roma im neuen Europa entwickeln? Was ist deine Meinung dazu?

Die Roma in der Slowakei

Arbeitsblatt zum PRAXIS UNTERRICHTSFILM

Von 500 Roma aus dem Dorf Rudňany arbeiten nur zwei. Sie leben in katastrophalen Zustän-den. Ihre Hütten aus Pappe halten kaum den Winter durch.

3a) Beschreibe die Hütten der Roma.

3b) Woher bekommen die Roma ihr Geld zum Leben?

3c) Warum ist die Anzahl der Kinder pro Familie so groß?

3d) Wie können Roma dazuverdienen?

Die Roma sind ein ehemaliges Wandervolk. Sie kamen aus Indien nach Europa. Dies ist ihr Symbol.

1a) Vergleiche die geographischen Bedingungen von Indien und Mitteleuropa.

1b) Finde im Atlas die Slowakei, ihre Hauptstadt und die Stadt Košice.

1c) Welche Sprache sprechen die Roma? Womit hängt es zusammen?

Die Roma-Minderheit bildet in der Slowakei 7% der Gesamtbevölkerung. Interessant ist, dass die Zu-wachsrate bei den Roma weit höher ist, als bei der Mehrheit der Bevölkerung der Slowakei.

2a) Wie groß ist der Anteil der Roma, die im vorpro-duktiven Alter sind?

2b) Wie groß ist die Lebenserwartung der Roma? Vergleiche mit Deutschland.

2c) Warum besuchen die meisten Roma die Sonder-schule? Warum beenden sie die Schule vorzeitig?

Die Möglichkeiten zu helfen sind begrenzt.

4a) Welche Formen der Unterstützung kennst du?

4b) Was könnten wir für die Roma und was könnten die Roma für sich tun, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern?

4c) Was stellst du dir unter dem Begriff Sozialpro-gramm vor?

Die Roma in der Slowakei

Begleitmaterial zum PRAXIS UNTERRICHTSFILM

1. Woher stammen die Bezeichnungen der Ro-ma

Dem Roma-Volk wurden im Laufe der Geschichte mehrere Benennungen zugeschrieben. Die be-kanntesten kann man etymologisch in drei Gruppen aufteilen:

1. In den meisten europäischen Sprachen wurde der Begriff Roma von dem Terminus Atsinkan ab-geleitet. (Beispiel: Aciganus / Ciganus – lateinisch, Zigeuner – deutsch, Tzigane - französisch , Tsigan – rumänisch, Zingaro – italienisch) Mit diesem Beg-riff bezeichnete man in Griechenland eine häreti-sche Sekte, die sich im Frühmittelalter mit der Ma-gie und mit dem Wahrsagen beschäftigt hat.

2. Man vermutete, dass die Urheimat der Roma Ägypten war und deshalb wurden sie als Ägypter bezeichnet. (Beispiele: Gypsies – englisch, Egita-nos – spanisch, Egyptenarin – niederländisch)

3. Die Roma in Mitteleuropa nennen sich selbst „Roma“. Übersetzt bedeutet es der Mann, bzw. der Mensch. (in Frankreich nennen sie sich „Manou-ches“ = Menschen)

2. Herkunft und Migration

Mit Hilfe der linguistischen Untersuchungen, die im 18. Jahrhundert durchgeführt wurden, ist die ursprüngliche Heimat der Roma in Nordwestindien (die Provinzen Panjab, Radjastan, Bihar, Gudjarat) nachgewiesen worden. Es ist aber bis heute nicht klar, ob alle Roma aus einer oder aus mehreren Ständen, sog. Kasten stammten. Jedenfalls ist die Ähnlichkeit der Dialekte der Roma mit der Sanskritsprache und anderen neuindischen Spra-chen unumstritten. Man nimmt an, dass die Romasprache ein fehlendes Glied zwischen alt- und neuindischen Sprachen darstellt. Die Ursachen der Roma Migration sind nicht bekannt. Jedoch ist zu vermuten, dass die Aus-wanderungsströme von Indien nach Europa (im 9. bis 14. Jahrhundert) von Hungernot und Kriegen verursacht

Deutsch Sanskrit Hindu Griechischer Dialekt Kalderaschischer

der Romasprache Dialekt

groß vadra barā baró baró

trinken píbati pī- pī- pē-

Vater tāta tāt dat, tat dad

Kopf śíras sir seró śeró

ich májā main mē mē

Mensch mānuşa mānuşja manúš manúš

unser asmāka hamārā amaró amaró

sehen dķkşati dēkh- dik- dikh-

Sonne gharmá ghām kam kham

Wasser panījá pānī paní pai

du tvám tū tu tu

Nase nakka nāk nak nakh

3. Gemeinschaft und Familienleben

Einzelne Gemeinschaften der Roma bestehen oft aus wenigen großen Familien. Wegwn dem ständigen Wanderleben haben die Roma keine Beziehung zum bewohnten Land entwickelt. Ihre materiellen Güter ste-hen in ihrer Bedeutung erst nach dem Familienleben. Eine Grenze zwischen dem Eigenen und dem Öffentli-chen gib es nicht. Eine Familie besteht aus 4 und mehr Generationen. Der Kopf der Familie ist immer der älteste Mann, die Frau hat für Kinder und Haushalt zu sorgen. Je mehr Kinder eine Frau zur Welt bringt, desto höher ist ihr Rang in der Familienordnung. Die Schwiegertochter hat immer den untersten Rang. Die Kinder werden traditionell Erzogen und sollen auf die ihnen zukommenden Aufgaben vorbereitet sein. Um die Erzie-hung der Jungen kümmert sich der Mann und gibt an seinen Nachkommen sein handwerk weiter. Um die Mädchen kümmern sich die Frauen. Sie werden für das Familienleben vorbereitet und heiraten im 14.-15. Lebensjahr.

Die Anwesenheit der Roma in Europa ist historisch mit Dokumenten aus dem 11. Jahrhundert belegt. Die Romagruppen wanderten durch Iran, Armenien und Kleinasien nach Griechenland, wo die Texte gefunden wurden. Die Roma haben sich fast aus-schließlich mit Schmiedarbeiten, Wahrsagerei oder Tierdresseur beschäftigt. Um der Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen nachzu-kommen, waren sie zu einer nomadischen Le-bensweise gezwungen.

Schon im 14. Jahrhundert wanderten sie durch Mitteleuropa.

Im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts besuchten die Roma fast alle europäischen Länder.

In der Kolonialzeit wurden einige Roma sogar nach Amerika und Afrika deportiert.

Die Migration der Roma im 20. Jahrhundert hängt mit den politischen Veränderungen zusammen: Nach dem 2. Weltkrieg, in den 60er Jahren und nach dem Jahr 1989 setzten die größten Migrati-onwellen ein.

Die Roma in der Slowakei

Begleitmaterial zum PRAXIS UNTERRICHTSFILM

4. Bräuche

Die wichtigsten Bräuche der Roma sind: Geburt, Heirat und Tod.

Die Geburt ist das wichtigste Ereignis im Leben der Roma. Sie garantiert das Fortbestehen der Familie. Eine schwangere Frau darf nicht ins Feuer schauen oder Tiere sehen, ebenso wenig Kranke oder Tote, damit der Nachkomme gesund geboren wird. Eine Frau hat im Durchschnitt 4 bis 8 Kinder. Früher gebaren die Frauen zu Hause, heutzutage jedoch in allgemeinen Krankenhäusern.

Die Heirat wird bei den meisten Roma bis zum 18. Lebensjahr vollzogen. Bei Frauen gilt 14-15 als heiratsgünstiges Alter. Die Wahl des Partners wird von den Eltern mitbestimmt. Mit der traditionellen Verlobung, bei der die Partner Wein aus den Hän-den des anderen trinken, wird ihr familiäres Zu-sammenleben offiziell begonnen. Eine Scheidung ist nur in Ausnahmefällen zugelassen, wenn die Frau unfruchtbar oder untreu ist.

Der Tod gehört für die Roma zum Leben. Sie glauben, dass der Geist des Verstorbenen nun als Mittler zwischen Gott und den Lebenden auftritt und von den Ahnen aufgenommen wird.

Die Roma in der Slowakei

Begleitmaterial zum PRAXIS UNTERRICHTSFILM

5. Religion

Der Glaube der Roma hat viele gemeinsame Merkmale mit dem Hinduismus, der Religion der Ahnen aus Indien. Eine Art Basis für deren Glauben bilden die Märchen und Erzählungen über Vorfahren und das Wanderleben. Mit den Jahren kam es zu einer Art Synkretismus in der Religion der Roma. Sie beinhaltet den Katholizismus, Protestantismus sowie Hinduismus oder orthodoxe Richtungen. Die einzige Heilige der Roma ist Kali Sara (die Schwarze Sarah). Jährlich finden Wahlfahrten zu ihrer Sta-tue nach Les Saintes-Maries-de-la Mer in Frankreich statt, sowie nach Saint-Jaques-de-Compostelle und Romería del Rocio in Andalusien.

6. Kultur

Musik und Kunst begleiteten die Roma schon von den Anfängen. Sie gehören zum Alltag. Sie komponieren einerseits für sich, für eige-ne Zwecke und andererseits für das Publi-kum.

In Europa lassen sich 4 Arten von Roma-Musik identifizieren.

1. Russland

2. Ungarn – typisch sind Begleitmerk-male wie Klatschen oder Schreien

3. Balkan – charakteristisch ist der doppelte Trommelbezug und ein In-strument genannt Suna

4. Spanien – daraus entwickelte sich der Tanzstil flamenco

Interessant ist, dass die Roma-Misikanten nur durch Hören und Nachahmen die Lieder überliefern.