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Die gesundheitliche Versorgung von Menschen mit Behinderung – eine Bestandsaufnahme Gesundheitsversorgung für Menschen mit Behinderung Schwerin, 29. Mai 2015 Prof. Dr. Jeanne Nicklas-Faust Bundesgeschäftsführerin Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V.

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Die gesundheitliche Versorgung von Menschen mit Behinderung – eine Bestandsaufnahme

Gesundheitsversorgung für Menschen mit BehinderungSchwerin, 29. Mai 2015

Prof. Dr. Jeanne Nicklas-FaustBundesgeschäftsführerinBundesvereinigung Lebenshilfe e.V.

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| Gesundheitliche Versorgung von Menschen mit Behinderung

| Prof. Dr. Jeanne Nicklas-Faust, Bundesgeschäftsführerin

Gliederung• Einleitung• Behinderung und Krankheit• Arztpraxis und Krankenhaus• Schwierigkeiten bei der gesundheitlichen Versorgung• Besonderheiten der gesundheitlichen Versorgung• Versorgungsstruktur und Gesundheitssorge

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Herausforderungen – ForseA-Studie 2007Befragung von behinderten Menschen und Pflegenden zu

den Erfahrungen bei Krankenhausaufenthalten• 302 Antwortende, 240 körperbehindert, 30 stark

sehbehindert/ blind, 14 gehörlos, 49 geistigbehindert, 10 lernbehindert, 49 „sonstige“,

• Unterstützungsbedarf von einigen Stunden die Woche bis zu rund um die Uhr, 89% täglich, 61% mehrere Stunden

• Anlass der Krankenhausbehandlung 50% behinderungs-bedingt, 50% aktueller Anlass

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Herausforderungen – ForseA-Studie•86% der Befragten geben an, ohne mitgebrachte Assistenz nicht zurecht zu kommen, 16% gaben an, dass die Versorgung durch die Pflegenden gut abgesichert wurde, 74% verneinten dies und die Hälfte gab an, dass dies gesundheitliche Gefahren mit sich bringe, 30% sahen diese Gefahren für sich nicht

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Herausforderungen – ForseA-Studie•Nötige Hilfsmittel sind aus Sicht eines Drittels vorhanden, aus Sicht von 39% teilweise vorhanden, wobei der Umgang von Pflegenden damit für 38% sicher war•Entlassungsmanagement nur in 57%, oft nur teilweise•68 Pflegende, zu 50% aus Häusern der Grund- und Regelversorgung, 30% Maximalversorgung

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Herausforderungen – ForseA-Studie•60% überwiegend barrierefrei, Informationsmaterialien selten (19%) barrierefrei, Hilfsmittel häufig vorhanden•38% versorgen häufig/regelmäßig behinderte Menschen, bei 79% sind zusätzliche (mitgebrachte) Betreuungspersonen beteiligt, zusätzliches internes Personal bei 55% nicht möglich, von 10% als nicht nötig angesehen •Bei 68% sahen Pflegende die Assistenz als positiv an, bei 38% die Ärzte•Knapp 20% hatten eine Fortbildung zum Thema

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Definition von Behinderung (1):BGG 2002 (entspricht SGB IX § 2 Satz 1):§ 3 BehinderungMenschen sind behindert, wenn ihre körperliche

Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist.

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Definition von Behinderung (2): ICF 2005

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Definition von Behinderung (3): BRK 2006Artikel 1 Satz 2Zu den Menschen mit Behinderungen zählen Menschen, die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können.

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Gesundheit KrankheitKrankheitAndere AusprägungAndere AusprägungSchädigungSchädigung

BegleiterkrankungBegleiterkrankungBehinderungBehinderung

Förderung,Förderung, Verhinderung von FolgekrankheitenVerhinderung von Folgekrankheiten

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Medizinische Versorgungsbereiche• Förderung, Rehabilitation• Behinderungsassoziierte Erkrankungen/

Gesundheitsprobleme• Chronische Krankheiten• Akute Erkrankungen• Medizinische Notfälle• Vorsorgemaßnahmen

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HeimarztFachkliniken

öffentlichesGesundheitswesen

öffentlichesGesundheitswesen

FachklinikFacharztHilfsmittelvers.

FachklinikFacharztTherapie

+Lähmung+Sinnesbehinderung

+Epilepsie+psychiatr. Erkrankungen

Mensch mitgeistiger Behinderung

sozialpädiatrischesZentrum

Therapien

Hausarzt

Facharzt Krankenhaus

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Zugänglichkeit in der Arztpraxis – Barrierefreiheit•Leichte Sprache•Leitsysteme•Rollstuhlgerechte Räume und Toiletten•Zugängliche Untersuchungsliegen und –geräte •Lagerungsmöglichkeiten•Ruhige Atmosphäre

mehr dazu http://www.kbv.de/media/sp/PraxisWissen_Barrieren_Abbauen.pdf

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Kommunikation in der Arztpraxis• Direkte Ansprache des Menschen mit Behinderung• Einfache Ausdrucksweise, ggf.

Gebärdendolmetscher• Anschauungsmaterial, auch zum Tasten• Informationen in Leichter Sprache und Braille• Genügend Zeit• Sorgfältige Abstimmung von Zielen und Prioritäten• Traumatisierungen beachten

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Rahmenbedingungen in der Arztpraxis• Ruhige Atmosphäre, evtl. Vorgeschichte separat klären• Wenig Wartezeit - Randtermine• Durch Begleitpersonen: Dokumentation mit Eckdaten der

Vorgeschichte und aktuellen Beobachtungen • Vor Untersuchungen Vertrauen aufbauen u. informieren• Bei Untersuchungen Vertrauenspersonen einbeziehen,

barrierefreie Untersuchungsmöglichkeiten• Ggf. Beruhigungsmittel• Ggf. auf mehrere Termine verteilen

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Aufgaben eines Krankenhauses• Diagnostik und Therapie • Akute Erkrankungen und chronische Krankheiten• Medizinische Notfälle• Sicherstellung der weiteren Versorgung Spezialisierte Medizin und Pflege mit hohen Anforderungen an die

Kommunikation mit Patienten und Angehörigen Hochentwickelte Institution mit eigenen, für Patienten fremden Regeln

und effektiven Abläufen ohne Zeit und Raum für „eigene“ Versorgungsroutinen

• Vorsorgemaßnahmen

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Erschwerter Zugang zum Gesundheitssystem•Keine eigene Initiative für den Arztbesuch•Erschwerte Kommunikation•Erschwerter Zugang zu Praxen•Anamnese- und Untersuchung oft schwierig und langwierig, da verschiedene Personen beteiligt: Betreuer aus Wohnstätte oder Werkstatt, Angehörige, gesetzliche Betreuer, verschiedene Ärzte•„Menschenbild“

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Mangelnde Fachlichkeit• Zuwenig Kenntnisse bei Ärzten und Pflegenden zu

Besonderheiten im Auftreten, der Häufigkeit und der Symptomatik von Krankheiten, da kein Gegenstand von Aus-, Fort- und Weiterbildung

• Fehlende Erfahrung, auch im Umgang und in der Kommunikation

• Große Variabilität und fehlende Zentrenbildung erschwert den Erwerb von Fachlichkeit und Erfahrung

• Spezialisierung im Kindesalter geht bei erwachsenen Menschen mit Behinderung verloren

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Probleme bei der Diagnosestellung• Fehlende Eigenbeobachtung• Atypische Symptome• Mangelnde Kommunikationsmöglichkeiten• „Duldende Haltung“ erfordert aufdeckende Herangehensweise• Zuschreibung zur Behinderung• Andere Krankheitshäufigkeiten besonders ausgeprägt bei

schwerer, mehrfacher Behinderung und chronischem Verlauf

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Type of problemType of problem nn % of total roblems% of total roblems Mean no. per personMean no. per person

Major problemsMajor problems 504504 4646 2.52.5

Minor problemsMinor problems 599599 5454 2.92.9

Previously diagnosedPreviously diagnosed 644644 5858 3.13.1

Not previously diagnosedNot previously diagnosed 459459 4242 2.32.3

Adequately managedAdequately managed 544544 4949 2.72.7

Not adequately managedNot adequately managed 599599 5151 2.72.7

Specialist care neededSpecialist care needed 819819 7474 4.04.0

Specialist care not neededSpecialist care not needed 284284 2626 1.41.4

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Untypische Krankheitszeichen• Verhaltensänderungen• Gefühlsäußerungen• Änderung der Aktivität, Lebensgewohnheiten• Mangelndes Gedeihen • Verminderte Nahrungsaufnahme

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Grunddiagnose und Verlauf der Auffälligkeiten nach DiagnosestellungZuweisung von Menschen mit geistiger Behinderung zur Psychologin bei Verhaltensauffälligkeiten

• 9 Menschen im Alter von 25- 61 Jahren mit schwerer geistiger Behinderung, größtenteils auch Lähmungen, 3 mit Epilepsie

• Besserung der Verhaltensauffälligkeiten bei 7 von 9 Menschen mit geistiger Behinderung, 1 gleichbleibend, 1 verschlechtert

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Zuweisende Person Beobachtung Aktuelle Diagnose Diagnose

nach 2 Jahren

Pflegekraft Lethargisch Trümmerfraktur des Beines Geheilt

Lehrer Schreien, Beißen Harnwegsinfekt Chronischer Harnwegsinfekt

Lehrer Kopf gegen die Wand schlagen, aggressiv

Mittelohrentzündung,Verletzung des Penis Chronische Otitis

Arzt Nahrungsverweigerung Hydrocephalus PEG-Sonde

Lehrer Kopf gegen die Wand schlagen, aggressiv Darmverschlingung Geheilt

Pflegekraft Agressives Verhalten Harnwegsinfekt Chronischer Harnwegsinfekt, Psychose

Lehrer Nahrungsverweigerung Med.überdosierung Geheilt

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Ursachen für atypisches Verhalten• Lebensphasen, z.B. Pubertät, Alter• Geänderte Lebensbedingungen (Sichtweise !)• Beziehungsprobleme• Medikamentennebenwirkungen

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ErkrankungErkrankung Studie (n = 202)Studie (n = 202) Kontrolle (n=807)Kontrolle (n=807)

ZahnZahn 8686

Augen (inkl. Blindheit)Augen (inkl. Blindheit) 68.0 (4.4)68.0 (4.4) (0.2)(0.2) ***(26.526)***(26.526)

StoffwechselStoffwechsel 57.057.0

Neurologisch (inkl. Epilepsie)Neurologisch (inkl. Epilepsie) 53.0 (29.0)53.0 (29.0) (1)(1) **(207.491)**(207.491)

Haut (inkl. Akne)Haut (inkl. Akne) 96.0 (3.5)96.0 (3.5) (1.3)(1.3) *(4.834)*(4.834)

HNO (inkl. Taubheit)HNO (inkl. Taubheit) 40.0 (25.0)40.0 (25.0) (2.2)(2.2) *****(133.50)*****(133.50)

OrthopädischOrthopädisch 25.025.0

Endokrin (inkl. Schilddrüse)Endokrin (inkl. Schilddrüse) 29.0 (12.0)29.0 (12.0) (0.1)(0.1) *****(92.426)*****(92.426)

Herz-KreislaufHerz-Kreislauf 24.024.0

Psychiatrisch (inkl. Psychose)Psychiatrisch (inkl. Psychose) 24.0 (9.0)24.0 (9.0) (0.2)(0.2) *****(62.407)*****(62.407)

GastrointestinalGastrointestinal 17.017.0

HämatologischHämatologisch 12.012.0

IatrogenIatrogen 11.011.0

NierenNieren 11.011.0

Atemwege (inkl. Asthma)Atemwege (inkl. Asthma) 10.0 (2.5)10.0 (2.5) (7.4)(7.4) *(6.594)*(6.594)

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40-49 W (245)/ M(312)

50-59W(187)/ M (186)

60-69 70-79 W(88)/ M(106) W(76)/ M (77)

Krebs 3/1 5/3 16/6 17/13

Herz-Kreislauf 14/14 17/23 40/28 38/43

Haut 53/49 55/52 45/53 51/58

Endokrin 19/16 27/17 33/10 32/18

Gastrointestinal 7/13 12/23 23/17 14/30

Gynäkologisch 18 25 26 21

Hörminderung 18/13 16/27 34/26 57/52

Hämatologisch 6/5 5/7 11/8 12/10

Infektionen 42/29 57/53 72/56 72/79

Orthopädisch 13/5 14/12 34/9 50/19

Neurologisch 33/26 32/35 26/32 18/30

Psychiatrisch 44/51 49/47 36/48 29/27

Atemwege 7/4 9/9 19/14 16/29

Sehminderung 37/37 43/43 64/49 70/65

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GutEingeschränktTaub

Gut

GeringeingeschränktEingeschränkt

Taub

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NormalEingeschränktBlind

Normalgrauer StarGlaukomAndere Erkr.

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Schwierigkeiten in der TherapieMedikamentöse Therapie: • Compliance meist sehr gut• Häufig Wechselwirkungen bei Mehrfachtherapie• Häufigere NW z. B.: psychiatrische bei Antiepileptika

Mitwirkung durch Verhaltensänderung: • Bei schwieriger Verständigung und/oder Krankheitseinsicht

oft vermindert Therapie über längere Zeit: • Keine Nennung von Besonderheiten, keine Initiative zur

Therapieüberprüfung

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Gesundheitssorge für Menschen mit geistigerBehinderung• Wissen um Besonderheiten• Beobachtung, Ersatz der Eigenbeobachtung z.B.

in festgelegten Abständen durch Bezugserzieher• Aufdeckende ärztliche Betreuung• Zusätzliche Untersuchungen an spezielle Risiken angepasst, Seh-

und Hörtests • Anpassung der Rahmenbedingungen an spezielle Bedarfe• Impfungen und Krebsvorsorge, Gesundheitsberatung,

Unfallverhütung

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Artikel 25 und 26 der BRK- Zugängliche Regelversorgung- Versorgung spezialisierter Bedarfe mit dem Ziel in einer vulnerablen Situation

Gesundheit zu gewährleisten und Rehabilitation zu ermöglichen

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Anforderungen an die Versorgungsstruktur• Gemeindenahe Regelversorgung• Ergänzung durch spezialisierte Versorgungsangebote• Koordination gesundheitlicher Leistungen• Dokumentationssysteme für die Kommunikation• Verbesserung der Fachlichkeit• Rahmenbedingungen für die Inanspruchnahme schaffen,

besondere Bedarfe in der Organisation berücksichtigen

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Es ist normal, verschieden zu sein!

Es brauchtGemeinsamkeit,

umVerbesserungen

zu erreichen!

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Herzlichen Dank fürIhre Aufmerksamkeit!

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Literatur zum Weiterlesen: • Informationen zum Thema www.gesundheitfuersleben.de • Eine Behinderte Medizin?!, 2002, Lebenshilfe Verlag, 319. S. ISBN : 978-3-88617-204-7• Gesundheitliche Versorgung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung.

Bestandsaufnahme und Zukunftsmodell, Lebenshilfe Rheinland-Pfalz, www.lebenshilfe-rlp.de • Pflegerische Versorgung und Betreuung von Menschen mit geistiger und mehrfacher

Behinderung im Krankenhaus, Lebenshilfe Rheinland-Pfalz, www.lebenshilfe-rlp.de • Herausforderungen: Mit schwerer Behinderung leben, Hrg. Markus Dederich und Katrin

Grüber, 2007, Mabuse Verlag• Positionspapier der Fachverbände für Menschen mit Behinderung,

http://www.lebenshilfe.de/wDeutsch/aus_fachlicher_sicht/artikel/Gemeindenahe_Gesundheitsversorgung.php?listLink=1

• Schwere und mehrfache Behinderung – Medizinische Aspekte, Jeanne Nicklas-Faust, Schwere und mehrfache Behinderung – interdisziplinär, Andreas Fröhlich, Norbert Heinen, Theo Klauß, Wolfgang Lamers (Hgg.), ATHENA-Verlag

• H. Budroni, „Ich muss ins Krankenhaus, was nun?“, Qualitative und quantitative Unter-suchung behinderter Menschen und Pflegepersonen, 2007, http://www.forsea.de/projekte /Krankenhaus/Dokumentation_ich_muss_ins_Krankenhaus.pdf