die geschichte der deutschen gesellschaft für rheumatologie 1947–2007
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Kriegsbedingt fanden bereits seit 1938 kei-ne Jahrestagungen der „Deutschen Ge-sellschaft für Rheumabekämpfung“ mehr statt, auch Mitgliederversammlungen und geordnete Vorstandswahlen waren nicht mehr möglich. Kurz nach dem Krieg la-gen die Neuanfänge der Gesellschaft – wie bereits bei der Gründung 1927 – bei den Balneologen, die auf einem Bädertag die Gründung einer deutschen Rheumage-sellschaft realisierten.
Der Neuanfang
1949 wurde auf dem 3. Bädertag in Bad Neuenahr die „Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie“ (DGRh) als Unterabtei-lung des Deutschen Bäderverbandes und somit diesem Verband als zugehörig ge-gründet. Dass es zu einer Neugründung der Gesellschaft kam, hatte politische Gründe: 1949 lebten noch Vorstandsmit-glieder der alten Gesellschaft, die als poli-tisch belastet galten [1]. Trotz des neuen Namens sah sich die Gesellschaft in der Tradition der „Deutschen Gesellschaft für Rheumabekämpfung“ von 1927. Spä-ter trennte sich die DGRh vom Bäder-verband und konstituierte sich als eigen-ständiger Verein, seit 1956 als eingetrage-ner Verein. Erster Präsident wurde Ru-
dolf Schoen (1892–1979; [2], . Abb. 1, . Tab. 1).
1949–1990
Die ersten Kongresse standen unter dem Eindruck des 1949 in den USA entdeck-ten Kortisons, das erhebliche Verbesse-rungen in der Behandlung der Rheuma-patienten brachte. Aber auch die „sozi-ale Bedeutung des Rheumaproblems“ [3] stand auf der Agenda. Vorrangiges Ziel nach der Gründung war eine enge Ko-operation mit den anderen deutschspra-chigen Rheumagesellschaften, so dass die folgenden Kongresse häufig zusam-men mit den Rheumagesellschaften aus Österreich oder der Schweiz abgehalten wurden. 1952 fand erstmals ein gemein-samer Kongress aller deutschsprachigen Rheumatologengesellschaften in Bad Ra-gaz (Schweiz; . Tab. 2) statt. Tagungen zusammen mit anderen deutschen Fach-gesellschaften wurden dem interdiszip-linären Charakter des Faches Rheuma-tologie gerecht. 1970 gründete sich von der DGRh unterstützt die Rheuma-Liga als Vereinigung von Rheumapatienten. Im gleichen Jahr erfolgte die politisch bedingte endgültige Trennung von den Rheumatologen der DDR, da der Vor-stand der ostdeutschen Rheumagesell-schaft eine Mitgliedschaft von Ärzten der DDR in der DGRh nicht vertretbar fand. Der Präsident der DGRh Bruno Schuler (1905–1984) bat aber darum, bestehende persönliche Kontakte nach Möglichkeit weiter zu pflegen [4].
Nach längeren Verhandlungen soll-te 1975 auf dem 78. Deutschen Ärztetag
in Hamburg die Teilgebietsbezeichnung „Rheumatologie“ für Internisten und Or-thopäden eingeführt werden. Aufgrund des Widerstandes der praktischen Ärzte und der Allgemeinärzte sowie einer an-stehenden Novellierung der Facharzt-gesetzgebung wurde dieser Antrag zu-nächst zurückgezogen. Auf dem 83. Ärz-tetag in Berlin wurde 1980 die Teilge-bietsbezeichnung „Rheumatologie“ ein-geführt [5]. Die Notwendigkeit eines eigenen Facharztes für Rheumatologie wird seit den 1970er Jahren immer wie-der kontrovers diskutiert, aber selbst in-nerhalb der DGRh besteht keine Einig-keit bei diesem Thema [6].
Ein Höhepunkt dieser Epoche für die DGRh war der IX. EULAR-Kongress 1979, der von Klaus Miehlke (1916–2009)
Abkürzungen
BMG Bundesministerium für Gesundheit
CME „Continuing Medical Education“
DGRh Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie
EULAR „European League Against Rheumatism“
RedaktionU. Müller-Ladner, Bad Nauheim U. Lange, Bad Nauheim
Z Rheumatol 2011 · 70:64–68DOI 10.1007/s00393-010-0674-5Online publiziert: 8. September 2010© Springer-Verlag 2010
T. HeweltMedizinische Klinik II des Universitätsklinikums Gießen-Marburg, Standort Gießen
Die Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie 1947–2007
Übersichten
Abb. 1 8 Rudolf Schoen (1892–1979)
64 | Zeitschrift für Rheumatologie 1 · 2011
nach Wiesbaden geholt wurde. In seiner Eröffnungsrede betonte Fritz Schilling (geb. 1929), dass damit der Anschluss der deutschen Rheumatologen an die interna-tionale Forschergemeinde endgültig ge-lungen sei [7].
Die interdisziplinäre Zusammenset-zung der DGRh brachte die Gesellschaft Ende der 1980er Jahre an den Rand einer Spaltung. Durch eine mündliche Zusage wurde der numerischen Minderheit der Orthopäden zugesichert, dass 1988 ein Orthopäde zum 1. Vizepräsidenten und damit zum designierten Präsidenten ge-wählt werde [8]. Der Vorstand verzichtete im Vorfeld auf sein Vorschlagsrecht eines geeigneten Kandidaten, die Mitglieder-versammlung wählte mit Klaus L. Schmidt (geb. 1936) doch einen Internisten zum Vizepräsidenten. Letztlich kam es zu kei-ner Trennung von Orthopäden und In-
ternisten, aber die Nachwirkungen dieser Wahl waren noch auf der Tagung 1990 zu spüren.
1991–2007
Der Kongress 1992 in Nürnberg stand unter dem Eindruck einer weiteren Zer-reißprobe für die Gesellschaft. Kurz zu-vor waren vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Kriterien für die Förderung von Rheumazentren im Rah-men eines Modellverbundes veröffent-licht worden. Insbesondere die Festle-gung auf Universitätskliniken als förde-
Zusammenfassung · Abstract
Z Rheumatol 2011 · 70:64–68DOI 10.1007/s00393-010-0674-5© Springer-Verlag 2010
T. HeweltDie Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie 1947–2007
ZusammenfassungIn der Bundesrepublik Deutschland wurde die „Deutsche Gesellschaft für Rheumatolo-gie“ (DGRh) 1947 auf dem Deutschen Bäder-tag wiederbegründet. Erstes Ziel war eine en-ge Kooperation mit den anderen deutsch-sprachigen Rheumagesellschaften in Ös-terreich und in der Schweiz. Höhepunkt auf dem Weg zur internationalen Anerkennung bildete die Ausrichtung des Europäischen Rheumakongresses 1979 in Wiesbaden. In den 1980er Jahren kam es zu zwei schweren Konflikten innerhalb der Gesellschaft. Die-se Konflikte konnten aber letztlich, ohne dass die drohende Spaltung der Gesellschaft Re-alität wurde, gelöst werden. Die 1990er Jah-re waren geprägt von organisatorischen Ver-änderungen, mit deren Hilfe die Gesellschaft sich den gewandelten Bedingungen im Ge-sundheitssystem stellen möchte.
SchlüsselwörterMedizingeschichte · Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie · Internationale Rheuma-liga · Europäischer Rheumakongress
History of the German Society of Rheumatology 1947–2007
AbstractThe “German Society of Rheumatology” was founded in Bad Neuenahr in the Federal Re-public of Germany In 1947. The society per-ceived itself as the successor to the “German Society for the Abatement of Rheumatism”. The primary aim of the society was close co-operation with other German-speaking rheu-matological societies in Austria and Swit-zerland. The establishment of the European Rheumatism Congress in Wiesbaden in 1979 represented the society’s highpoint on the way to international recognition. In the 1980s serious conflict developed within the soci-ety which could be resolved without the divi-sions taking real form. The 1990s were char-acterized by organizational changes, with the help of which the society hopes to confront changing conditions in the health system.
KeywordsHistory of medicine · German Society of Rheumatology · International League of Associations for Rheumatology · European Rheumatism Congress
Tab. 1 Die Präsidenten der DGRh
Jahr Präsident
1949–1951 Rudolf Schoen
1951–1954 Ernst W. Baader
1955–1956 Kurt Voit
1957–1958 Hans Erhard Bock
1959–1960 Werner Heinrich Hauss
1961–1962 Fritz Hartmann
1963–1964 Wilhelm Heinrich Fähndrich
1965–1966 Arrien Evers
1967–1968 Victor Rudolf Ott
1969–1970 Bruno Schuler
1971–1972 Heinrich Bartelheimer
1973–1974 Hans Georg Fassbender
1975–1976 Hartwig Mathies
1977–1978 Klaus Miehlke
1979–1980 Paul Otte
1981–1982 Martin Franke
1983–1984 Manfred Schattenkirchner
1985–1986 Fritz Schilling
1987–1988 P. Walter Hartl
1989–1990 Henning Zeidler
1991–1992 Klaus L. Schmidt
1993–1994 Joachim Robert Kalden
1995–1996 Gerd Weseloh
1997–1998 Ernst Martin Lemmel
1999–2000 Ekkehard Genth
2001–2002 Gerd-Rüdiger Burmester
2003–2004 Wolfgang Ludwig Gross
2005–2006 Elisabeth Märker-Hermann
2007–2008 Andreas Radbruch
2009–2010 Wolfgang Rüther
Tab. 2 Die Kongresse der DGRh
Kongress Jahr Ort
1 1949 Bad Neuenahr
2 1950 Bad Pyrmont
3 1951 Baden-Baden
4 1952 Bad Travemünde
5 1954 Bad Wiessee
6 1956 Graz (Österreich)
8 1958 Bremen
9 1960 Bad Driburg
10 1962 Bad Ragaz (Schweiz)
11 1964 Baden-Baden
12 1966 Bad Nenndorf
13 1968 Bad Nauheim
14 1970 Fulda
15 1972 Hamburg
16 1974 Mainz
17 1976 Regensburg
18 1978 Wien (Österreich)
19 1980 Konstanz
20 1982 Basel (Schweiz)
21 1984 München
22 1986 Freiburg i.Br.
23 1988 Aachen
24 1990 Hannover
25 1992 Nürnberg
26 1994 Berlin
27 1996 Bamberg
28 1998 Baden-Baden
29 2000 Aachen
30 2001 Leipzig
31 2002 Berlin
32 2003 Frankfurt
33 2005 Dresden
34 2006 Wiesbaden
35 2007 Hamburg
36 2008 Berlin
37 2009 Köln
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rungswürdige Einrichtungen stieß auf großes Unverständnis. In diesem Punkt konnte sich der Vorstand nicht gegen das BMG durchsetzen, da mit der För-derung auch eine Verbesserung der Aus-bildung in der Rheumatologie erfolgen sollte. 1992 schlossen sich 21 Zentren zum „Modellverbund BMG-geförder-ter Rheumazentren“ zusammen. Daraus ging wenige Jahre später die „Arbeitsge-meinschaft regionale kooperative Rheu-mazentren“ hervor, die in die DGRh in-tegriert wurde. Eine weitere Arbeitsge-meinschaft entstand mit dem „Kompe-tenznetz Rheuma“, das im Rahmen des BMG-Förderprogramms „Kompetenz-netze in der Medizin“ im Jahr 2000 aus dem Zusammenschluss von sechs Rheu-makliniken entstand [9].
Seit 1983 fanden im Jahr zwischen zwei Kongressen Regionaltagungen statt. Seit 1985 ist eine Mitgliederversammlung fes-ter Bestandteil einer Regionaltagung, so dass eine jährliche Mitgliederversamm-lung möglich wurde. 2001 wurden die Re-gionaltagungen zu einem regulären Kon-gress aufgewertet, der somit jährlich statt-findet.
Strukturwandel in der DGRh
Die Notwendigkeit einer Anpassung der Strukturen innerhalb der DGRh ergab sich aus der Neustrukturierung der Fach-gebiete und der zunehmenden Bedeutung der Rheumatologie innerhalb der Medi-zin [10]. Der zunehmende Verwaltungs-aufwand für die Gesellschaft und die Kon-gressorganisation machte die Schaffung einer Geschäftsstelle notwendig. Eine Zu-sammenarbeit mit der Rheuma-Liga und weiteren Rheumaorganisationen war öko-nomisch sinnvoll (. Abb. 2). 2004 nahm die Geschäftsstelle in Berlin ihre Arbeit auf [11]. Im selben Jahr wurde eine gesetz-liche Nachweispflicht der ärztlichen Fort-bildung in Form von CME-Punkten ein-geführt. Um ihren Mitgliedern den Er-werb der Punkte zu erleichtern, gründe-te die DGRh zusammen mit dem Berufs-verband der Rheumatologie die „Rheu-ma-Akademie“ [12].
Schlussbetrachtung
Die Ursprünge der Rheumatologie fin-den sich bei den Balneologen, die sich En-de des 19. Jahrhunderts zunehmend mit
rheumatologischen Krankheitsbildern auseinandersetzten. Die Gründung einer Fachgesellschaft für Rheumatologen er-folgte 1927 als nationale Sektion der kurz zuvor geschaffenen Internationalen Rheumaliga. In der folgenden Geschichte der DGRh spiegelt sich die deutsche Ge-schichte wider: Der Einfluss der national-sozialistischen Diktatur, der Zweite Welt-krieg, die Existenz zweier deutscher Ge-sellschaften für Rheumatologie und letzt-lich deren Wiedervereinigung 1990. Die DGRh hat im Verlauf der Zeit die Ent-wicklung des Fachgebietes Rheumatolo-gie entscheidend beeinflusst und ist heu-te eine interdisziplinäre Vereinigung von Ärzten verschiedener Disziplinen und Na-turwissenschaftlern verschiedener Fach-richtungen (eine ausführliche Darstellung der Geschichte der DGRh: [13]).
KorrespondenzadresseDr. T. HeweltMedizinische Klinik II des Universitätsklinikums Gießen-Marburg, Standort GießenKlinikstr. 36, 35392 Gieß[email protected]
Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Abb. 2 9 „Das Rheuma-haus“
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Übersichten
Literatur
1. Brief GA Schoger an KL Schmidt vom 25.01.1990 (Privatbesitz KL Schmidt)
2. Schoen R (1949) Mitteilungen der Deutschen Ge-sellschaft für Rheumatologie. Z Rheumaforschg 8:233
3. Hauss WH (1950) Bericht über die Tagung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie vom 7. bis 8. Oktober 1950 in Bad Pyrmont. Z Rheumafor-schg 9:364–369
4. Schuler B (1970) Eröffnungsansprache des Präsi-denten der Deutschen Gesellschaft für Rheumato-logie. In: Schuler B, Ott VR, Schoen R (Hrsg) Vorträ-ge des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie Fulda, 14.–17. Oktober 1970. Sup-pl Z Rheumaforschg 31:1–5
5. Josenhans G (1980) Teilgebiet „Rheumatologie“ für den Internisten und Orthopäden. In: Josenhans G (Hrsg) Mitteilungen des Berufsverbandes Deut-scher Rheumatologen e.V. Nr. 12. Suppl Z Rheuma-tol 39
6. Burmester G-R, Gromnica-Ihle E (2001) Ad-hoc Sit-zung des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. am 12.12.2001 in Berlin (Privatbesitz KL Schmidt)
7. Schilling F (1980) Die besondere Situation der Rheumatologie heute. Z Rheumatol 39:119–126
8. Schilling F, Albrecht HJ (1986) Protokoll der ge-meinsamen Sitzung von Vorstand und Beirat der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. am 14. Dezember 1984 in Frankfurt/Main (Privatbesitz KL Schmidt)
9. Rautenstrauch J (2000) Aktuelle Presseinforma-tion Kompetenznetz Rheuma, November 2000. Z Rheumatol 59:430–431
10. Gross WL, Gromnica-Ihle E (2004) Mitgliederver-sammlung der Deutschen Gesellschaft für Rheu-matologie e.V. am Dienstag, den 8. Juni 2004, in Berlin. Z Rheumatol 63:346–347
11. Gross WL, Genth E (2004) Strukturwandel der DGRh. Z Rheumatol 63:132–133
12. Heinrich A (2005) Rheumatologische Fortbil-dungsakademie. Z Rheumatol 64:74–76
13. Hewelt T (2009) Die Geschichte der Deutschen Ge-sellschaft für Rheumatologie. Projekte-Verlag, Hal-le
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Efim BenensonRheumatologie – Syndrome und AlgorithmenAachen: Shaker Media 2009, 394 S., (ISBN 978-3-86858-173-7), 29.00 EUR
Die Herausforderung des Erlernens des
Arztberufs heißt Wissenstücke in einem
kognitiven Prozess miteinander zu verknüp-
fen, Stränge zu ziehen, im Angesicht der
Symptome und Befunde aus Puzzlesteinen
Bilder zu formen. Dieser Prozess führt zu dem
was man „klinisches Denken“ nennt, d.h. die
Fähigkeit aus theoretischem Wissen konkre-
tes praktisches Handeln abzuleiten. In der
Rheumatologie ist dieses vernetzte Denken
entscheidend. Efim Benenson hat sich in sei-
nem Buch „Rheumatologie – Syndrome und
Algorithmen“ dieser Aufgabe gestellt.
In einem neuen didaktischen Ansatz wird
der Leser durch das breite Gebiet der Rheu-
matologie geführt und das Wissen und
das Können, d.h. die Kenntnis der Krank-
heitssystematik mit dem Wissen über ihre
Anwendung für Diagnostik und Therapie ver-
knüpft. Der Leser wird dazu angeregt sich das
Gebiet zu erarbeiten mit dem Ziel klinisches
Denken zu. Eines der wesentlichen Mittel
des Autors ist das Beschreiben diagnostischer
Kategorien für die verschiedenen Gebiete.
Die als Syndrome bezeichneten Kategorien
werden in dem ersten der zwei Bände des
Buches erläutert. Im Kapitel Arthrologie wird
z. B. die Arthritis in die Syndrome exsudative
Arthritis, proliferative Arthritis, fibrosierende-
ankylosierende Arthritis und erosive Arthritis
unterteilt und die jeweiligen Differentialdia-
gnosen erläutert. Im Kapitel Vaskulitiden sind
dies entzündliche Syndrome kleiner Gefäße
wie Hauteffloreszenzen, Ulzerationen u.a. Im
Gegensatz zur differentialdiagnostischen Sys-
tematik nach Leitsymptomen gehen daher in
die von Benenson beschriebenen Syndrome
Aspekte der Pathophysiologie, des morpho-
logischen Bildes u. v. m. ein.
Eingefügt in den Text sind Tabellen und Gra-
fiken mit Entscheidungsbäumen, welche die
diagnostischen und therapeutischen Wege
erläutern. Im 2. Band werden klinische Situ-
ationen zu den Syndromen geschildert, die
selber erarbeitet und gelöst werden können.
Die Lösungen werden separat aufgeführt.
Schließlich enthält der Anhang eine Samm-
lung von klinischen Bildern, zu den Syndro-
men und klinischen Fällen. „Rheumatologie –
Syndrome und Algorithmen“ ist ein mutiges
Buch, welches mit den herkömmlichen
Strukturen medizinischer Lehrbücher bricht.
Es fordert vom Leser den medizinischen Stoff
neu zu sehen. Will er alle Möglichkeiten des
Buches nutzen, so muss er sich Fälle selber
erarbeiten und hunderte von Verweisen
studieren. Gleichzeitig ist es ein spannendes
Buch, das neue didaktische Wege geht. Efim
Benenson erkennt und beschreibt die diag-
nostischen Wege der Rheumatologie klar und
ordnet sie neu und sinnvoll. Die vielseitige
Bildersammlung zeugt von einem langen
rheumatologischen Erfahrungsschatz.
Der Anspruch des Autors, das Erlernen des
„klinischen Denkens“ in der Rheumatologie
mit diesem Buch besser und schneller zu er-
möglichen als mit einer herkömmlichen Sys-
tematik, ist glaubhaft. Teilweise umständliche
Sprache und viele Verweise machen das Buch
jedoch nicht zur leichten Lektüre. Schade
auch, dass nicht mehr investiert wurde für ein
besseres Layout. Das Buch hätte es verdient.
Trotz dieser Schwächen: dieses Buch ist le-
senswert und wer weiß, vielleicht ja das Erste
einer didaktisch neuen Art Lehrbücher.
Christoph Fiehn,
ACURA Rheumazentrum,
Baden-Baden
Buchbesprechungen