die durchtrennung des hypophysenstieles beim affen

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Die Durchtrennung des Hypophysenstieles beim Allen. Von Dr. Juljusz Morawski (Warschau). (Ausgefiihrt unter Leitung yon Prof. Dr. J. P. Karplus im physiologischen Institut der Wiener Universitat.) Mit 1 Textfigur und 1 Tafel. (Eingeganqen am 15. August 1911.) I. Die erste Mitteilung fiber experimentelle Durchtrennung des Hypo- physenstieles und fiber die Folgen dieses Eingriffes ffir die operierten Tiere linden wir in den Arbeiten yon Paulescol), welcher'einen neuen Weg zur Hypophyse einschlug: er hat eine Methode a ngeben, mit welcher der Experimentierende unter Kontrolle der Augen und dadurch viel genauer arbeiten konnte, als mit frfiheren Methoden (z. B. durch die Mundh6hle). Um die Versuche der Abtrennung der Hypophyse vonder Hirnbasis prfifen zu k6nnen, miissen wir seine Methodik, seine Resultate und die Arbeiten anderer Autoren etwas nis er6rtern. P a u 1e s c o war der Meinung, da[~ man aus den Versuchen der Autoren, welche am Ende des vorigen Jahrhundertes und bis 1905--1906 mit verschiedenen Metho- den an der Hypophyse experimentierten, keine sicheren Resultate ziehen kann: bei einigen Versuchen arbeitete man mit ungeeigneten Metho- den, welche durch Nebenverletzungen des Gehirnes zum Tode der Tiere fiihrten, ohne dal~ man irgendwelche Schliisse fiber die Hypophyse und ihre Lebenswichtigkeit ziehen konnte, bei anderen begniigte man sich mit partieller Exstirpation der Hypophyse, ohne zu kontrollieren, ob nicht kleine Stficke derselben fibriggeblieben waren. Genauere mikro- skopische Untersuchung k6nnte, nach P aule s c o, sehr leicht zeigen, da$ bei allen Tieren, welche die Hypophysenexstirpation l~,ngere Zeit iiber- lebten, vielleicht sehr kleine Teilchen des driisigen Vorderlappens der Hypophyse verschont geblieben waren und mit ihrer Tgtigkeit den Todeseintritt verlangsamten oder verhinderten. Nach Paulesco ist die Hypophyse ein lebenswichtiges Organ, und das sucht er auf Grund seiner Versuche zu beweisen. Sein Verfahren besteht in folgendem (in Umrissen): Nach dem entsprechend langen medianen Kopfhautschnitt 1) Pauleseo, Reeherches sur la physiologie de l'hypophyse du cerveau etc. Journ. de Phys. et de Path. g6n6r. 1907, S. 441. -- L'hypophyse du cerveaux 1908. Paris.

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Page 1: Die Durchtrennung des Hypophysenstieles beim Affen

Die Durchtrennung des Hypophysenstieles beim Allen. Von

Dr. Juljusz Morawski (Warschau). (Ausgefiihrt unter Leitung yon Prof. Dr. J. P. Ka rp lus im physiologischen

Institut der Wiener Universitat.)

Mit 1 Tex t f igur und 1 Tafel.

(Eingeganqen am 15. August 1911.)

I.

Die erste Mitteilung fiber experimentelle Durchtrennung des Hypo- physenstieles und fiber die Folgen dieses Eingriffes ffir die operierten Tiere linden wir in den Arbeiten yon P a u l e s c o l ) , welcher'einen neuen Weg zur Hypophyse einschlug: er hat eine Methode a ngeben, mit welcher der Experimentierende unter Kontrolle der Augen und dadurch viel genauer arbeiten konnte, als mit frfiheren Methoden (z. B. durch die Mundh6hle). Um die Versuche der Abtrennung der Hypophyse v o n d e r Hirnbasis prfifen zu k6nnen, miissen wir seine Methodik, seine Resultate und die Arbeiten anderer Autoren etwas nis er6rtern. P a u 1 e s c o war der Meinung, da[~ man aus den Versuchen der Autoren, welche am Ende des vorigen Jahrhundertes und bis 1905--1906 mit verschiedenen Metho- den an der Hypophyse experimentierten, keine sicheren Resultate ziehen kann: bei einigen Versuchen arbeitete man mit ungeeigneten Metho- den, welche durch Nebenverletzungen des Gehirnes zum Tode der Tiere fiihrten, ohne dal~ man irgendwelche Schliisse fiber die Hypophyse und ihre Lebenswichtigkeit ziehen konnte, bei anderen begniigte man sich mit partieller Exstirpation der Hypophyse, ohne zu kontrollieren, ob nicht kleine Stficke derselben fibriggeblieben waren. Genauere mikro- skopische Untersuchung k6nnte, nach P a u l e s c o, sehr leicht zeigen, da$ bei allen Tieren, welche die Hypophysenexstirpat ion l~,ngere Zeit iiber- lebten, vielleicht sehr kleine Teilchen des driisigen Vorderlappens der Hypophyse verschont geblieben waren und mit ihrer Tgtigkeit den Todeseintritt verlangsamten oder verhinderten. Nach P a u l e s c o ist die Hypophyse ein lebenswichtiges Organ, und das sucht er auf Grund seiner Versuche zu beweisen. Sein Verfahren besteht in folgendem (in Umrissen): Nach dem entsprechend langen medianen Kopfhautschni t t

1) Pauleseo, Reeherches sur la physiologie de l'hypophyse du cerveau etc. Journ. de Phys. et de Path. g6n6r. 1907, S. 441. - - L'hypophyse du cerveaux 1908. Paris.

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und der Durchschneidung der Temporalmuskeln beiderseits, macht er eine Resektion des Jochbogens auf einer Seite. Auf dieser Seite schneidet er ein Knochenfenster aus, welches die ganze Schl~fengegend bloBlegt; ein kleineres Knochenfenster (urn dem Gehirn die M6glichkeit zu lassen, ausweichen zu k6nnen) macht er auf der anderen Seite. Nach beider- seitiger Duradurchschneidung hebt er mit entsprechendem Spatel das Gehirn (auf der Seite, wo der Jochbogen reseziert wurde) auf und kann sich auf diese Weise einen freien Einblick auf die Gebilde der Hirn- basis und leichte Zug~nglichkeit zu ihnen verschaffen. Jeder yon seinen Versuchen dauerte (yon Anfang der Operation bis zum Ende des Zu- n~hens) ungef~hr 11/2 Stunden. Mit dieser Methode operierte P a u- l e sco viele Tiere, meistens Katzen und Hunde, und kommt zu folgenden Schliissen: Bei totaler Entfernung der Hypophyse geht das Tier sp~te- stens in 24 Stunden zugrunde. Wenn aber nur kleine Stiicke des epithe- lialen Teiles zuriickbleiben, so pflegt das Tier etwas l~nger am Leben zu bleiben; die partielle Entfernung der epithelialen Hypophyse mit Zuriicklassung eines grS~eren Teiles derselben und totale Exstirpation des nervSsen Absehnittes beeintr~iehtigen nicht die Lebensdauer der operierten Tiere. Die Hypophysenstieldurchtrennung hat P a u l e s c o an 6 Hunden ausgefiihrt; die Tiere fiberlebten die Operation 12--24 bis 144 Stunden. Die Nebenverletzungen (Er6ffnung des III . Ventrikels, Aufheben des Gehirns und L~isionen der Basis) sind, nach P a u l e s c o , belanglos oder geben ein ganz anderes Symptomenbild.

Die D u r e h t r e n n u n g des H y p o p h y s e n s t i e l e s ha t , naeh P a u l e s c o , d i e s e l b e W i r k u n g wie t o t a l e o d e r n a h e z u t o t a l e H y p o p h y s e n e x s t i r p a t i o n , d. h. d ie T i e r e k S n n e n d i e s e n E i n g r i f f n i c h t i i b e r l e b e n (Versuche an Hunden).

Die Versuche von P a u l e s c o wurden von vielen anderen Autoren, mit verschiedenen Modifikationen der Operationsteehnik, wiederholt : T h a o n und G a r n i e r 1) operierten mit ~hnlicher Methode, aber mit nur einem ,,Fenster" in Sch~delknochen, 12 Hunde, yon denen sie einen 16 Tage lang nach der Exstirpation der Hypophyse am Leben erhalten konnten; im ganzen aber sind die Autoren der Meinung, dal3 die Paulescosche Me- thode viel zu kompliziert ist, Nebenverletzungen und verschiedene Komplikationen unvermeidlich sind und dab man aus solchen Ver- suchen keine sicheren Sehlfisse fiber die Lebenswichtigkeit der Hypo- physe und die Symptomatologie ihrer Hypofunktion ziehen kann. L i v o n 2) dagegen konnte, mit derselben Methode arbeitend, nur die Paulescoschen Resultate best~tigen.

1) Garnier et Thaon, Recherches sur l'ablation de l'hypophyse. C.R. Soc. de Biol. 20 avril 1907.

3) Livon, Presentation d'un chien hypophysectomis~. C.R. Soc. de Biol. 18 f6vrier 1908.

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Weiter wurden die Versuche nach Paulesco's Methode dutch B i e d P ) und seine Schiller sowie durch amerikanische Autoren [Cu- sh ing2) , Reforda) , C rowe 4) u. a.] an vielen Hunden und Katzen ausgefilhrt.

B i e d l und seine Schiller haben Pauleseo's Verfahren vereinfacht: in ihren Versuehen erwies sich die Jochbogenresektion als iiberfliissig, was natilrlich zur Abkfirzung der ganzen Operation filhrte. Das ver- einfachte Paulescosche Verfahren n~hert sieh immer mehr und mehr der Methode des ,,displacement of the brain", mit weleher H o r s l e y ~) - - das erstemal im 1889 - - seine Hirnoperationen ausfilhrte (z. B. bei Hypophysentumoren).

B ie d l kommt auf Grund yon fiber 50 Versuehen zu folgenden Schlils- sen: ,,Die Hypophyse ist ein lebenswichtiges Organ, dessert totale Ent- fernung mit der Fortdauer des Lebens unvereinbar ist. (Es scheint wahrscheinlieh, dal3 die anders lautenden Versuehsergebnisse mancher Experimentatoren in der filr die totale Exstirpation ungeeigneten Metho- dik begrilndet sind.) Von einer Totalexstirpation kann allerdings erst daml gesprochen werden, wenn nicht nur die beiden Lappen der Hypo- physe entfernt, sondern auch der Hypophysenstiel durchtrennt wurde. F i i r d ie B e d e u t u n g des H y p o p h y s e n s t i e l e s k a n n die T a t - s a c h e a n g e f i i h r t w e r d e n , da$ d ie D u r c h t r e n n u n g d e s s e l b e n a l l e i n , s e l b s t w e n n m a n die H y p o p h y s e z u r i l c k l g B t , e b e n s o r a s c h z u m T o d e f i l h r t wie die T o t a l e x s t i r p a t i o n " (yon mir gesperrt).

C u s h i n g , R e f o r d , Crowe arbeiteten mit der wenig modifizierten Paulescoschen Methode. Sic bestatigen auf Grund ihrer Versuehe (an Hunden) Paulesco's Meinung, daf3 die Totalexstirpation der Hypo- physe zu schwerer Kachexie filhrt. Diese Kachexie trat aber bei ihren operierten Hunden nicht immer gleich naeh der Operation ein, bei manchen Tieren (besonders jfingeren) setzt sie erst 10--12 Tage spgter ein. Die Abtrennung der Hypophyse yon der Hirnbasis wirkt, naeh diesen amerikanischen Autoren, wie eine nicht ganz vollkommene Hypophysen- exstirpation. Besonders interessant sind die Resultate, z u d e n e n C u s h i n g

x) Biedl, Innere Sekretion. Berlin und Wien 1910. 2) Cushing, The hypophysics cerebri. Journ. of the Amcric. Med. Assoc.

53, 249. 1909. - - The functions of the pituitary body. Amer. Journ. of the IVied. Sciences 139, 473. 1910.

3) Reford and Cushing, Is the pituitary gland essential to the mainte- nance of fife? Johns Hopkins Hospit. Bullet. 1909, S. 105.

4) Crowe, Cushing and Homans, Experimental Hypophysectomy. Johns Hopkins Hospit. Bullet. 1910, S. 151.

5) t torsley, On the technic of operations on the central nervous system. Brit. Med. Journ. 1906, S. 411.

Z. f. d. g. Neur . u. P s y c h . O. V I I . 14

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u nd G o e t s c h 1) bei ihren Untersuchungen fiber die Sekretionstgtigkei~ der Neurohypophyse (Hinterlappen der Hypophyse) gekommen sind: b~i einer Anzahl Hunde, bei denen die Hypophyse nach dem Paulesco- schen Verfahren sichtbar gemacht wurde, legten die Autoren ein ,,silver clip" um den Hypophysenstiel herum, was sie mit der Ligatur des Stieles vergleiehen. Die Tiere iiberstanden diesen Eingriff sehr gut. Die Au- toren geben das Versuchsprotokoll eines Hundes, welchen sie 14 Tage nach der Operation get6tet haben. Das Tier blieb in vollst~ndigem Wohlbefinden, als einziges auffallendes Symptom trat Polyurie in den ersten Tagen naeh der Operation auf. Mikroskopisehe Untersuehung der Hypophyse bei diesem Hunde ergab folgendes: Vorderlappen der Hypophyse seheint vergrOtert zu sein, zeigt keine Nekrosen, keine Zell- ver~nderungen. Die Pars intermedia der Hypophyse zeigt eine ausge- sprochene I-Iyperplasie und starke Tendenz, in die Neurohypophyse ein- zudringen (Verwischung der Demarkationslinie). Die Neurohypophyse war aul~erordentlich zellreich.

Gleiehzeitig aber mit den von P a u 1 e s c o u. a. gefundenen Resultaten wurden bei anderer Methodik der experimentetlen Untersuchung der Hypophyse andere Ergebnisse mitgeteilt. G e m e l l i 2) exstirpiertedie Hy- pophyse bei FrSschen, I-Iunden und Katzen mit versehiedenen Methoden und h/~lt nur den Weg durch die MundhOhle ftir ratsam. Seine operierten Katzen fiberlebten 1 Jahr und mehr den Verlust der Hypophyse ohne irgendwelehe bemerkenswerte Symptome, und die histologisehe Unter- suehung der Sella tureiea hat die Vollst~ndigkeit der Hypophysenexstir- pation best~tigt. Die Pauleseosehen Resultate ffihrt G e m e l l i auf Ne- b3nverletzungen zuriiek. Mas a y3) h~lt aueh die Paulescosche Methode ftir ungeeignet, da bei ihr zu leicht verschiedene Nebenverletzungen vor- kommen kSnnen, die Symptome hervorrufen, welehe die Kachexia hypophyseopriva vort/iuschen. Deshalb wendet sich M a s a y seinem ,,Serum hypophyseotoxicum" zu (Injektion der Hunde mit Blutserum voa ~eersehweinchen, welche mit Hundehypophysen vorbehandelt warden), um die Kachexia hypophyseopriva hervorzurufen.

A s c h n e r 4) exstirpierte die Hypophyse bei fiber 50 Hunden auf dem Wege dureh die MundhOhle und konnte viele Tiere l~ngere Zeit naeh der Operation am Leben erhalten. Genauere histologische Unter- suehungen haben ihm gezeigt, da$ die Hypophyse einwandfrei voll-

1) Cushing and Goetsch, Concerning the secretion of the infundibular lobs of the pituitary body and its presence in the cerebrospinal fluid. Amer. Journ. of Physiol. ~', 60. 1910.

z) Gemclli, Ulteriore contributo alla Fisiologia dell' ipofisi. Folia neuro- biologica ~, 167--196. 1908.

3) Masay, L'hypophyse. Etude de physiologie pathologique. Bruxelles 1908. �9 ) Aschner, Demonstration yon Hunden naeh Exstirpation der I-Iypophyse.

Wiener klin. Wochenschr. 1909, Nr. 49 (Sitzungsbericht).

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Die ])urchtremmng des Hypophyscnstieles beim Affen. 2] ]

st~ndig entfernt wurde. Dieser Autor hMt das Uberleben der Operation bei Hunden ffir mSglich, nur mul~ m a n s i c h h f i t e n , . z u v i e l v o m I n f u n d i b u l u m m i t z u e n t f e r n e n . Der Ausfall der Hypophyse erzeugt, nach A s e h n e r, um so tiefgreifendere StSrungen, je j iinger das Tier ist; bei Erwachsenen ist oft ~ul~erlich kaum etwas zu sehen, wo- gegen jfingere Tiere nach Hypophysenexs t i rpa t ion die Symptome der Dyst rophia adiposo-genitalis darboten.

Wenn wir jetzt alle bisherigen Resul tate fiber die ~Iypophysen- exstirpation zusammenfassen, finden wir folgendes: Auf einer Seite stehen P a u l e s e o und seine Nachfolger, L i v o n , B i e d l und ameri- kanische Autoren [von f r fheren Autoren G l e y l ) , M a r i n e s c o ~ ) , V a s s a l e und S a c c h i S ) , Case l l i 4 ) , P i r r o n e S ) , D a l l a V e d o v a 6) u. a.], welehe die Hypophysenexs t i rpa t ion als einen tStlichen Ein- griff ansehen. Zu ihnen k o m m t in der letzten Zeit H o u s s a y T ) , welcher die Hypophyse bei FrSschen auf dem Wege durch die Mund- hShle exstirpierte und auf diese Weise die Lebenswichtigkeit der Hypo- physe zu best~tigen suchte. Auf anderer SeRe haben wir die For- scher wie G e m e l l i , A s e h n e r [und yon friiheren H o r s l e y S ) , F r i e d - m a n n und Maasg) , L o M o n a c o und v a n R y n b e r k l 0 ) , Gagl io11) , F i che ra12 ) ] , welehe glauben, bewiesen zu haben, dab die Hypophysen- exstirpation mit der For tdauer des Lebens vereinbar ist, wenn man nur mit Vorsieht die Operation ~usffihrt.

Den Einwand der Autoren der ersten Gruppe, dal~ bei den fiber-

1) Gle y, Notes sur les fonctions de la glande thyro~de chez le lapin et le chien C. R. Soc. de Biol. 1891, S. 895.

3) Marinesco, De la destruction de la glande pituitaire chez le chat. C.R. Soc. de Biol. 1891, S. 509.

a) Vassale e Sacchi , Sulla distruzione della ghiandola pituitaria. Riv. sperim, di Fren. 1892, S. 525. - - Ulteriore experienze sulla ghiandola pituitaria. Riv. sperim, di Fren. 1894.

~) Caselli , Studii anatomici e sperimentali sulla fisiopatologia della ghian- dola pituitaria. Reggio Emilia. 1900. Calderini.

5) P i r rone , Contributo sperimentale allo studio della funzione dell' ipofisi. Riforma medica 1903, fase. 7 e 8.

6) Dalla Vedova, Per la funzione dell'ipofisi. Boll. R. Acad. Med. di Roma 1903 e 1904.

7) H o u s s a y , La hipofisis de la rana. Trabajos de Laboratol~o de Universidad Naeional de Buenos Aires 1910.

s) Hors ley , Lancet 1886, S. 5. 9) F r i e d m a n n und Maas, ~ber Exstirpation der ttypophysis cerebri.

Berl. klin. Wochensehr. 1900, Nr. 52. - - Noch einige Erfahrungen fiber Exstir- pation usw. Berl. klin. Wochenschr. 1902, Nr. 19.

10) Lo Monaco e van R y n b e r k , Ricerche sulla funzione della ipofisi cerc- brale. Rivista di neuropat, e psichiatr. 1901.

11) Gaglio, Ricerche sperimentale sulle rane inf. alle funzione della ipofisi. Arch. ital. d. Biolog. 1902, Nr. 38.

12) F ichera , Sulla destruzioni dell' ipofisi. Sperimentale 1905, S. 739.

14"

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lebenden Tieren wahrscheinlich Reste des vorderen driisigen Lappens der tIypophyse geblieben sind und mit ihrer T~tigkeit die operierten Tiere vor dem sicheren Tode bewahrten, mfiBte man, naeh unseren jetzigen Kennt- nissen fiber die Anatomie der Hypophyse, modifizieren : Es seheint, dal~ k e i n e von den bisherigen Hypophysenexstirpationen eine g a n z v o l l - s t ~ n d i g e war, dal~ eine solche vollst~ndige Exstirpation kaum mSg- lich ist, denn das Hypophysengewebe beschr~nkt sich nieht auf das Gebilde, welches in der Sella turcica liegt. Es ist schon l~ngere Zeit bekannt, da~ ein zungenf0rmiger Fortsatz der Pars intermedia der Hypophyse eine Strecke weit l~ngs des vorderen Teiles des Infundi- bulums zieht. Dazu kommen die Ergebnisse der Untersuehungen voa H a b e r f e l d 1) fiber die , ,Rachendachhypophyse" und Hypophysen- keime entsprechend dem ehemaligen Ascensus der Hypophysenanlage (in der Sella turcica, in dem das Keilbein durehziehenden Canalis cranio-pharyngeus). Nach diesem Autor stellt die Rachendachhypo- physe (beim Menschen) ,,sieher nicht einen einfachen embryonalen Rest dar, der sich etwa zurfiekbildet, sondern weist in allenFhllen eine deutliche Fortentwicklung auf, u n d e s mug ihr eine der Hypophyse ~hnliehe Funktion zugesehrieben werden". Endlich kSnnte man hier die Arbeit von S t ade r in i~ ) erw~hnen, welcher bei erwachsenen Katzen einen drfisigen Fortsatz der Hypophyse ,,in uno speciale reecsso pre- mamillare" fand.

Was endlich die eigentlich uns hier interessierende Frage der D u r c h- t r e n n u n g des H y p o p h y s e n s t i e l e s betrifft, kSnnen wir aus allen bisherigen Versuchen nur folgende Resultate ziehen: Nach P a u l e s c o , B i e d l , C u s h i n g u .a . ist die S t i e l d u r e h t r e n n u n g ebenso lebens- gef~hrlich wie totale oder nahezu totale H y p o p h y s e n e x s t i r p a t i o n . Naeh B i e d l kann man sogar von Totalexstirpation nur dann sprechen, wenn auch der Hypophysenstiel durchtrennt wurde. Nach sp~teren Ver- suchen der amerikanischen Autoren ( C h u s h i n g und G o e t s e h ) ist die Hypophysenstielabklemmung fiir das Leben der Hunde belanglos. Dazu kann man noch die Resultate von A s e h n e r ffigen, welcher das (~ber- leben nur dann ffir mSglich h~lt, wenn bei der Exstirpation der Hypo- physe nicht zu viel von dem Infundibulum mitentfernt wurde. Es scheint nach allen diesen Versuchen, welche bisher meistens an Katzen und Hunden ausgeffihrt wurden, dab die Hypophysenstieldurchtrennung bei diesen Tieren der gef~hrliehste Akt der Operation ist (B ied l , Ase hne r ) . Es war daher yon Interesse, die Hypophysenstieldurch- trennung bei Katzen und Hunden mit derselben Operation an anderen

1) Haberfeld, Die Rachendachhypophyse. Zieglers Beitr~ge 1909. 46, 133. 2) Stader ini , Di uno prolflngamento ghiandolare dell' ipofisi accolto in uno

speciale recesso pre-mamillare nel cervello del gatto adulto. Anat. Anzeig. 1908, S. 271.

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Tieren zu vergleichen, um der LSsung der Frage fiber die Lebenswiehtig- keit des Hypophysenstieles n~her zu kommen. Hier erscheinen be- sonders wertvolle Versuche an Affen, bei denen die anatomischen Ver- h~ltnisse anders wie bei den Katzen und Hunden sind und n~her den menschlichen sich gestalten.

Derartige Stieldurchtrennungen bilden den wesentlichen Inhalt dieser Arbeit.

II.

Im M~rz 1910 demonstrierten K a r p l u s und K r e i d P ) bei Be- sprechung ihrer Methode der Operation am ,,fiberhangenden Gehirn" einen Affen, welcher die Hypophysenstieldurchtrennung ohne irgend- welehe Symptome l~ngere Zeit iiberlebt hatte. Auf Veranlassung des Herrn Professors K a r p l u s habe ich die weitere Bearbeitung dieser Frage iibernommen. Bevor ich aber die Versuchsprotokolle anffihre, halte ich es ffir ratsam, die Unterschiede hervorzuheben, welche in den anatomischen Verh~ltnissen der Hypophysengegend bei Katzen und tIunden einerseits und bei Affen andererseits bestehen, und die Ope- rationstechnik n~her zu erSrtern.

Bei Katzen (und Hunden) haftet die Hypophyse hinten fest am Periost, welches die Exkavation der Sella turcica auskleidet. Die Hypophyse liegt auf der Sella turcica frei, und wenn man an ihrem Stiel zieht, so sieht man zu seiner grol~en 0~berraschung den Drfisenteil am Stiele haften, w~hrend gerade der Hinterlappen in der Sella bleibt. Der Hypophysenstiel reicht mit einem, mit Ependymzellen ausgeklei- detem, Hohlraum (Recessus infundibuli) bis zum Hinterlappen.

Anders liegen die Verh~ltnisse beim Affen und beim Menschen: Die im Tfirkensattel liegende Hypophyse ist auch hirnw~rts yon einer Duraduplikatur bedeekt, die nut in ihrer Mitte ein kreisrundes Loch zum Durchtrit t des Infundibulums hat. Es h~ngt wohl damit zusammen, dal~ der Hypophysenstiel bei Allen vie] hSher zu einem kompakten Gebilde wird als bei Katzen und Hunden. Fig. 1 zeigt im groben die anatomisehen Verh~ltnisse der Hypophyse beim Affen (Macacus Rhesus).

Alle ]-Iypophysenstieldurchtrennungen wurden in unseren Ver- suchen nach der Methode der ,,Operation am fiberh~ngenden Gehirn" ausgefiihrt. Die Operationsmethode besteht in folgendem: Das mit J(ther narkotisierte Tier wird in Bauchlage aufgebunden, das Sch~i~leldach mittels eines medianen Hautschnittes freigelegt und der Knochen nach Abtragung des Musc. temporalis auf einer Seite in gro]em Umfange reseziert. Dann wird das Tier in Rfickenlage gebracht und der Haut-

1) Karplus und Kreidl , Wiener klin. Woehenschr. 1910, Nr. 9. - - Eine Me- thode zur Freilegung der Hirnbasis. Zeitsehr. f. biol. Teehnik und Methodik 1910, Nr. 1.

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lappen nach aufwErts fiber die Unterkiefer gesehlagen und provisoriseh mit NEhten fixiert. Danach wird die Dura mater gespalten, kleine Watteb~uschchen zwischen Gehirn und Sch~delbasis eingeschoben und die tIe~misph~re mit einem groBen Spatel ganz l e i ch t vom SchEdel abgezogen. Nach wenigen Minuten, wenn die ganze Hemisphere nach abw~rts sinkt, werden die WattebEuschchen entfernt und es entsteht ein breiter Spalt zwischen ttirn und SchEdelbasis, welcher uns freie Ubersicht fiber die Gebilde der Hirnbasis und der SchEdelbasis und ]eichte ZugEnglichkeit zu ihnen gestattet. Mit dieser Operationsmethode ist die ttypophysenstieldurehtrennung mit einem stumpfen Haken sehr leieht ausfiihrbar. Bei einigen Tieren wurde auch der betreffende Oculomotorius durchgeschnitten, worauf das Infundibrilum vollkommen frei liegt. Nach der Durchtrennung des Hypophysenstieles wird der

Fig. 1. S a g i t t a l s c h n i t t d u t c h d i e G e g e n d d e r S e l l a t u r c i c a ( M a e a c u s R h e s u s ) . ( ' h = Chiasma. D ~ Dura. D r ~ Driisentei l der t typophyse. J ~ Hypophysenst ieL N = :Nerven-

tei l der Hypophyse. p . i . ~ Pars in termedia der Hypophyse. E n t k a l k t e s P r ~ i p a r a t .

Hautlappen frei gemacht, das Tier in Bauchlage gebracht, die Dura wird nicht gen~ht, nur ihre Zipfel in natfirliche Lage gebracht, die Knochentafel wird replantiert, Galea und Haut gen~ht, die Hautnaht nfit Jodoformkollodium iiberstrichen. Operationsdauer etwa eine halbe Stunde.

Wir hatten zun~chst die Hypophysenstieldurchtrennung bei Katzen versucht. Es war uns aber n i ch t gelungen~ eine so operierte Katze dauernd am Leben zu erhalten. Die Freilegung des Gehirns im groSen Umfang und das Operieren ,,am iiberh~ngenden Gehirn" ist ein Ein- griff, den die Katzen sonst ganz gut iiberstehen kSnnen. Wir miissen annehmen, dal~ der in unseren F~llen unmittelbar nach dem Eingriff oder im Verlauf der n~cbsten Stunden (oder des n~chsten Tages) ein- getretene Tod der Katzen eine direkte Folge des Eingriffes am Hypo-

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physens t i e l war, ohne dal~ wir zu e inem endgfi l t igen Ur te i l fiber die n~here Ursaehe des Todes (Shok? Ventr ikelSffnung?) gelangen konnten . Dieses Ergebnis s t i m m t mi t den Er fah rungen von P a u l e s c o

und anderen und war fiir uns die Veranlassung, den Eingriff bei Affen zu versuehen.

Oper ier t wurde an Macacus Rhesus, im ganzen 9 Tiere ; bei den ers ten 3 mil] lang die Durch t rennung , bei den anderen wurde sie mi t Sicherhei t (und bei Durch t r ennung des Oeulomotor ius un te r ge na ue r Kont ro l l e des Auges) ausgeffihrt .

Von den 6 erwachsenen Affen mi t gelungener D u r c h t r e n n u n g f i b e r - l e b t e n 3 d a u e r n d d i e O p e r a t i o n , w~hrend die drei anderen in den n~ehsten S tunden bzw. Tagen zugrunde gingen. Wir e rws zuns kurz l e t z t e re :

Affe I. Operation 4 Uhr nachmittags. Affe bietet kein auffallendes Bild, wird am nEchsten Tage tot im K~fig aufgefunden. Bei der Sektion zeigt sich, daI3 die Hypophyse yon der Hirnbasis abgetrennt ist, sonst kein auffallender Befund am Gehirn.

Affe II. Operation 4 Uhr naehmittags. Zwei Stunden nach dem Eingriff klettert der Affe am K/ifiggitter in die HShe, zeigt keine Parese der linken Ex- tremitEt (es wurde von reehts her eingegangen, die rechte HemisphEre in,gro$em Umfang freigelegt). Am nEehsten Tage liegt der Affe im K/ifig, allgemeine Kon- vulsionen. Exitus 20 Stunden nach der Operation.

Se k t io n: Grol3e Erweiehung im Schls Hypophysenstiel vollkom- men durchtrennt. Lobul~rpneumonie.

Affe III . Operation vormittags. Nachmittags sitzt der Affe in seinem KEfig. In den n/ichsten Tagen friBt das Tier wenig, sitzt meist, bewegt sich nur, wenn es beunruhigt wird, w ird am seehsten Tage nach der Operation frfih tot im Ks gefunden.

Se k t io n: Kleiner Abscel~ im Schls Hypophysenstiel vollkommen durchtrennt. Der normalerweise gelblichweil~ gefs Vorderlappen zeigt eine schmutzige rStlichbraune F~rbung. Bei der mikroskopisehen Untersuchung sieht man den Vorderlappen von zahlreichen Blutungen durchsetzt.

Von den Af fen , w e l c h e d ie O p e r a t i o n g u t i i b e r l e b t e n , b e r i e h t e n wir z u n s f iber d e n o b e n e r w / s Affen.

Affe IV. Operiert am 11. 2. 1910. Bald naeh der Operation setzt sieh das Tier auf. Es ist eine leiehte Parese der

linksseitigen ExtremitEten zu konstatieren (Sch/idigung der reehten HemisphEre). Am 12. 2. friBt das Tier gut. Am 13. 2. hat es mehrere Anf/ille von Bewufltlosigkeit und Konvulsionen,

die sieh in der folgenden Zeit nieht mehr wiederholten. Am 20. 2. bewegt sich der Affe, aul3erhalb des K/s gebracht, raseh und

geschickt ohne auffallende Parese. In den n/~ehsten Woehen befindet sich das Tier dauernd wohl. Gelegentlich einer Stallreinigung (Ende Ms bleibt er dureh ein Versehen

1Engere Zeit dem Regen ausgesetzt. Kr~nkelt von da an, frillt schleeht, wird t/~glich schw~eher. Exitus am 6. 4. 1910.

S e k t i o n: Ms grol3e Erweiehung im rechten Schls Pneumonische Infiltration und Tuberkulose der Lungen.

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216 J. Morawski:

Der Hyppophysenstiel ist durehtrennt. Die Hypophyse ist in ihrer Gr6Be auffallend reduziert (urn mehr als die Hglfte), dabei aneh etwas verf~irbt.

Die mikroskopische Untersuehung ergab einen Befund, der mit dem bei Affe VI mitgeteilten und illustrierten iibereinstimmt.

Die beiden Affen, von denen wir n u n berichten, zeigten von Anfang an nach der Operat ion vol lkommdn normales Verhal ten und wurden

zum Zweck der Unte r suchung getOtet.

Affe V (hierzu Fig. 2 der TafetXII). Operiert am 10. 3. 1911. Dauerndes Wohlbefinden. TStung zum Zweck der Untersuehung 5. 4. 1911. Sek t ion : Im rechten Schlgfenlappen eine ziemlieh groBe Erweiehung. (Es

ist bemerkenswert, dab selbst groBe Erweichungen bei Affen nieht nut ohne grobe Ausfi~lle verlaufen kSnnen, sondern auch die FreBlust und Euphorie der Tiere in keiner Weise stSren miissen.)

Die Hypophyse ist v o l l k o m m e n vom Geh i rn a b g e t r e n n t . Sie ist deutlieh verkleinert (wenn auch nicht so sehr wie bei den Affen IV und VI). rhre mittlere Partie ist br~unlieh, miBfarbig. Die seitliehen Partien weiB-gelblich.

Die Hypophyse wurde in Formol fixiert, in Horizontalschnitte zerlegt und mit Hgmatoxilin-Eosin gefi~rbt.

Fig. 2 der Tafel XII zeigt einen Schnitt durch die Hypophyse dieses Tieres. Fig. 1 der Tafel stammt von einem normalen Vergleichstier, Fig. 3 vom A/fen VI.

Das Auffallendste im mikroskopisehen Befunde ist die Ver~nderung der N e u r o h y p o p h y s e . Man sieht deutlich, dab die Verkleinerung des ganzen Organs durch die Verkleinerung des Nerventeites zustande kommt,, demgegeniiber der Driisenteil sehr viel mehr iiberwiegt als bei einem normalen Tier (vielleicht wurde dutch dieses gei~nderte relative GrSBeverhgltnis der Eindruck einer Hyper- plasie des Driisenteils beim Hunde mit abgeklemmtem Stiel hervorgerufen. Siehe oben). Ungemein deutlich ist anch, dab dieser verkleinerte Nerventeil sehr viel zellreicher ist als eine normale :Neurohypophyse, doeh ist wohl nicht mit Sicher- heir zu entseheiden, ob dieser Kernreichtum nur durch ein Zusammenriicken der normalerweise vorhandenen Kerne auf ein kleineres Areal zustande kommt. Das der Hauptsaehe nach ans Gila bestehende Gewebe der Neurohypophyse zwischen den Kernen ist an Masse sehr reduziert.

Die Pars i n t e r m e d i a der ttypophyse seheint hyperplasiert und stellen- weise weniger scharf yon der Neurohypophyse abgegrenzt als beim normalen Organ.

Der D r ii s e n t e i 1 zeigt keine deutlichen Ver~nderungen.

Affe VI (hierzu Fig. 3 der Tafel XII). Operation am 3./4~ 1911 mit absieht- licher Durehtrennung des einen Nervus ocu lomoto r iu s . Wir konnten schon wghrend des Eingriffes deutlieh sehen, dab der Hypophysenstiel vollkommen durehtrennt war.

Am 4./2. friBt das Tier unter Benutzung beider vorderen Extremit~ten. Ptosis rechts.

In der folgenden Zeit zeigt der Affe anBer der rechtsseitigen Oeulomotorius- l~hmung keinerlei StSrung und wird am 10./6. 1911 zum Zweek der Untersuchung getStet.

S e k t i o n : Der replantierte Knochen ist bier - - wie aueh bei den anderen operierten A/fen - - mit der Umgebung teils fibrSs, teils kn6ehern verwaehsen. Die Hypophyse ist vollkommen abgetrennt und an GrSBe anBerordentlieh (urn welt mehr als die H~lfte) reduziert. Der mediale, hintere Anteil (Pars nervosa} rotbr~unlich, der laterale, vordere Anteil getbliehweii~.

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Die Durchtrennung des ttypophysenstieles beim Affem 217

Die mikroskopische Untersuchung (Tafel XII, Fig. 3) zeigt ganz ~hnlich wie bei Affe V, dab die Verkleinerung des Organes im wesentlichen durch die Verkleinerung der Neurohypophyse zustande kommt; der Zellreichtum letzterer und die Verminderung des Zwischengewebes sind hier im Hinterlappen noch aus- gesprochener als bei AffeV. Auch die Hyperplasie der Pars in te rmedia ist deutlicher.

Das Hauptresul ta t unserer Untersuchungen ist demnach, dab d ie v o l l s t i t n d i g e D u r c h t r e n n u n g des H y p o p h y s e n s t i e l e s ff ir d e n A f f e n e in E i n g r i f f i s t , d e n er n i c h t n u r s e h r g u t v e r - t r ~ g t , s o n d e r n w e l c h e r a u c h ( w e n i g s t e n s b e i m e r w a c h s e n e n Tier ) s y m p t o m l o s v e r l ~ u f t . Mit besonderer Sorgfalt haben wir uns davon fiberzeugt, da[3 die Abtrennung tats~chlich eine vollkommene war; es war auch zwischen Infundibulum und Hypophyse keinerlei verbindendes Gewebe vorhanden. Die Gebilde waren vollkommen voneinander getrennt.

An der Richtigkeit der Beobachtungen der anderen Autoren fiber die Gef~hrlichkeit der Stieldurchtrennung bei Hunden und Katzen ist nicht zu zweifeln ; auch uns gelang es ja nicht, dera~tige Katzen dauernd am Leben zu erhalten.

Mit Riicksicht auf die Toleranz der Affen ffir diesen Eingriff aber dr~ngt sich die Frage auf, ob Hunde und Katzen dutch die Hypophysen- stieldurchtrennung selbst get6tet werden oder etwa durch einen anderen den Eingriff bei diesen Tieren begleitenden Umstand ? Wir haben am Beginne dieses Abschnittes die Unterschiede im anatomischen Ver- halten der Gebilde in und um die Sella turcica hervorgehoben. Diese Unterschiede bringen es mit sich, dal~ beim Affen die Hypophysen- stieldurchtrennung nicht notwendigerweise zu einer weiteren Er6ffnung des I I I . Ventrikels ffihren mul~, wie wohl bei Katzen und Hunden. Wir m6chten hier auch noch hervorheben, d a l die Stieldurchtrennung bei dem ganz oberfl~chlich mit J~ther narkotisierten Affen keine auffallende unmittelbare Wirkung, keine Respirations~nderung, keinen S h o c k zur Folge hat , w~hrend wit mehrmals bei Katzen diesen Eingriff unmittelbar yon Respirationsstillstand, vom Tod gefolgt sahen. M 6 g l i c h e r w e i s e fiberstehen auch Hunde und Katzen den Ein- griff besser, wenn bei demselben nicht der dritte Ventrikel an dieser Stelle weit er6ffnet wird. In diesem Sinne k6nnte man die gelungenen Versuche yon A s c h n e r deuten, der ja auch hervorhebt, dal~ das t3berleben der Hypophysenexstirpation bei den Hunden m6glich ist, wenn man sich hfitet, zuviel vom ]nfundibulum mit zu entfernen.

Auch wfirde dann ohne weiteres der Erfolg yon C u s h i n g und G o e t s c h verst~ndlich, die beim Hunde nicht durch Stieldurchtrennung, sondern durch Abklemmung des Stieles die Separation der Hypophyse

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218 J. Morawski: Die Durchtrennung des Hypophysenstieles beim Affen.

vom Gehirn ausfiihrten. (Die von uns beim Affen gefundenen mikro- skopischen VerSnderungen gleichen fast vSllig den von diesen Autoren beim Hunde schon nach 14 Tagen konstatierten.)

Erkl~irung der Tafel XII.

Fig. 1. Horizontalschnitt duroh die Hypophyse eines normalen erwaehsenen Affen.

Fig. 2. Horizontalsehnitt dureh die Hypophyse eires erwachsenen Affen, dem vor einem Monat der Hypophysenstiel vollkommen durehtrennt wurde (Affe V).

Fig. 3. Horizontalschnitt dutch die Hypophys~. eines erwachsenen Affen, dem vor zwei Monaten der Hypophysenstiel vollkommen durehtrennt wurde (hffe VI).

Berichtigung zur Arbeit:

Neue Beitr~ige zur Cytologie des Liquor cerebrospinalis.

Von Stephan Sz~esi (Berlin).

(Di~se Zeit~chrift 6, 537. 1911.)

Auf S. 578 in der 11. Zeile von unten soll es heiBen: , ,Ta fe l I I I , R e i h e A, F ig , 81, 85--87" s tar t Tafel XIV, Reihe F u. A. - - Auf derselben Seite in der 8. Zeile yon unten soll s ta t t polynucle~r , , p o l y - n u c l e o l [ i r " stehen.

Erg~inzung zu der Arbeit yon L. Loewe. Diese Zeitschrift 7, 73. 1911.

Der Herr Verfasser wiinscht nachgetragen zu sehen, dab die Arbeit aus dem physiologisch-chemischen Universit~tsinst!t.ut zu StraBburg (Dir.: Prof. Dr. H o f m e i s t e r ) und aus dem chemischen Laborator ium der psychiatrischen und Nervenklinik zu Leipzig (Prof. F l e c h s i g )

s tammt.