die bedeutung des staubbindungsvermögens der nase für die entstehung der lungensilicose

33
(Aus dem Kaiser Wilhelm-Institut ftir Arbeitsphysiologie Dortmund-Miinster.) Die Bedeutung des Staubbindungsvermiigens der Nase fiir die Entstehung der Lungensilicose. Von Gunther Lehmann. Mit 10 Textabbildungen. (Eingegangen am 26. Juli 1934.) I. Einleitung. In einer friiheren Mitteilung i hatten wir eine Methode beschrieben, mit 4er es mSglieh ist, das Staubbindungsverm6gen der mensehliehen Nase zu messen. Wir konnten damals sehon darauf hinweisen, dab die F~higkeit der Nase, eingeatmeten Staub zuriiekzuhalten, sehr versehieden entwiekelt ist. In einem kurzen Naehtrag erw~hnten wit die Tatsache, dal3 sieh unter Bergleuten, welehe an Silieose erkrankt sind, auffallend viele .befinden, die Nasen mit sehleehtem StaubbindungsvermSgen auf- weis~n, w~hrend Bergleute, die trotz langj~hriger Arbeit vor Stein nieht erkrankt sind, vorzugsweise zu der Personengruppe mit gutem Staub- bindungsvermSgen gehSren. Die Vorversuehe, die zuniehst an einem zahlenmifiig geringen Kreis geeigneter Arbeiter durehgefiihrt wurden, erSffneten die Aussicht, auf den neu gewonnenen Erfahrungen prophy- laktische MaBnahmen zur praktisehen Silieosebekampfung aufzubauen. Wir haben nunmehr die Methode so weir entwiekelt, dab sic aueh fiir Massenuntersuehungen geeignet ist und haben bis heute mehr als 700 Ar- beiter aus Staubbetrieben untersueht, um an ihnen die Riehtigkeit unserer friiher ge~uBerten Vermutung zu priifen. Die Durehffihrung dieser Untersuchung wurde uns ermSglieht dureh die Notgemeinschaft der Deutsehen Wissensehaft, der wir aueh an dieser Stelle unseren Dank ausspreehen. Dariiber hinaus danken wit fib die ideeUe und materielle Unterstiitzung dureh die Sektion 2 der Knapp- sehafts-Berufsgenossensehaft in Boehum, die Sektion5 der Berufs- genossensehaft fiir Masehinenbau- und Kleineisenindustrie in Remseheid, die Ruhrknappsehaft in Bochum und versehiedene Abteilungen der Ver- einigten StaMwerke. Ganz besonderer Dank gebiihrt den Herren Prof. Reichma~n, Prof. B6hme und Prof. Schi~rmann in Boehum, Dr. Berger- hoff in Remscheid und Dr. Herman~ in Dortmund-HSrde, die mir den reiehen Sehatz ihrer Erfahrungen und Kenntnisse auf dem Gebiete der Silieoseerkrankung, insbesondere der rSntgenologischen Diagnostik in entgegenkommendster Weise zur Verfiigung steUten. i Lehmann, (7.: Arb.physiol. 7, 167 (1933).

Upload: gunther-lehmann

Post on 19-Aug-2016

215 views

Category:

Documents


1 download

TRANSCRIPT

Page 1: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

(Aus dem Kaiser Wilhelm-Institut ftir Arbeitsphysiologie Dortmund-Miinster.)

Die Bedeutung des Staubbindungsvermiigens der Nase fiir die Entstehung der Lungensi l icose .

Von Gunther Lehmann.

Mit 10 Textabbildungen. (Eingegangen am 26. Juli 1934.)

I. Einleitung. In einer friiheren Mitteilung i hatten wir eine Methode beschrieben,

mit 4er es mSglieh ist, das Staubbindungsverm6gen der mensehliehen Nase zu messen. Wir konnten damals sehon darauf hinweisen, dab die F~higkeit der Nase, eingeatmeten Staub zuriiekzuhalten, sehr versehieden entwiekelt ist. In einem kurzen Naehtrag erw~hnten wit die Tatsache, dal3 sieh unter Bergleuten, welehe a n Silieose erkrankt sind, auffallend viele .befinden, die Nasen mit sehleehtem StaubbindungsvermSgen auf- weis~n, w~hrend Bergleute, die trotz langj~hriger Arbeit vor Stein nieht erkrankt sind, vorzugsweise zu der Personengruppe mit gutem Staub- bindungsvermSgen gehSren. Die Vorversuehe, die zuniehst an einem zahlenmifiig geringen Kreis geeigneter Arbeiter durehgefiihrt wurden, erSffneten die Aussicht, auf den neu gewonnenen Erfahrungen prophy- laktische MaBnahmen zur praktisehen Silieosebekampfung aufzubauen. Wir haben nunmehr die Methode so weir entwiekelt, dab sic aueh fiir Massenuntersuehungen geeignet ist und haben bis heute mehr als 700 Ar- beiter aus Staubbetrieben untersueht, um an ihnen die Riehtigkeit unserer friiher ge~uBerten Vermutung zu priifen.

Die Durehffihrung dieser Untersuchung wurde uns ermSglieht dureh die Notgemeinschaft der Deutsehen Wissensehaft, der wir aueh an dieser Stelle unseren Dank ausspreehen. Dariiber hinaus danken wit fib die ideeUe und materielle Unterstiitzung dureh die Sektion 2 der Knapp- sehafts-Berufsgenossensehaft in Boehum, die Sektion5 der Berufs- genossensehaft fiir Masehinenbau- und Kleineisenindustrie in Remseheid, die Ruhrknappsehaft in Bochum und versehiedene Abteilungen der Ver- einigten StaMwerke. Ganz besonderer Dank gebiihrt den Herren Prof. Reichma~n, Prof. B6hme und Prof. Schi~rmann in Boehum, Dr. Berger- hoff in Remscheid und Dr. Herman~ in Dortmund-HSrde, die mir den reiehen Sehatz ihrer Erfahrungen und Kenntnisse auf dem Gebiete der Silieoseerkrankung, insbesondere der rSntgenologischen Diagnostik in entgegenkommendster Weise zur Verfiigung steUten.

i Lehmann, (7.: Arb.physiol. 7, 167 (1933).

Page 2: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

Die Bedeutung des StaubbindungsvermSgens der Nase usw. 219

II. Methodik. Um yon der in der frfiheren Mitteflung beschriebenen laboratoriums-

m~i~igen Apparatur zu einer praktisch brauchbaren Me~einrichtung zu gelangen, wurde das seinerzeit schon gebrauchte Grundprinzip bei- behalten, einen Luftstrom in die Nase einzublasen und aus dem Mund wieder austreten zu lassen, wobei vor dem Eintr i t t in die Nase und nach

A b b . 1.

dem Austrit t aus dem Mund die Konzentration des in dem Luftstrom schwebenden Staubes gemessen wird. Alle zur Durchffihrung dieses l~rinzipes nStigen Teile wurden zu dem in Abb. 1 und 2 wiedergegebenen Apparat 1 zusammengefiigt. Das gegenfiber der friiheren Anordnung nur Wenig ver~nderte Schema der Apparatur finder sieh in Abb. 3.

F, in Vergleich mit der in der friiheren Abhandlung in Abb. 1 wieder- gegebenen Abbildung zeigt, dab die beiden ffiiher verwendeten Gasuhren

1 Der Apparat wird yon der Firma Dr. Taurke, Dortmund, Saarbriickerstr. hergesteUt.

Page 3: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

9,20 Gunther Lehmann: Die Bedeutung des Staubbindungsverm6gens

durch zwei einfache StrSmungsmesser (S 1 und S2) ersetzt sind, die eine geniigend exakte Messung des Luftstromes nach dem DiHerenz- druckprinzip ermSglichen. Bei der neuen Anordnung wurde ferner auf

Abb. 2.

l Abb. 3.

die Verwendung einer Wasserstrahlpumpe zum Evakuieren der beiden Konimeterzylinder Z 1 und Z~ verzichtet. Hierzu wird nunmehr bei ent- sprechender Stellung eines Dreiwegehahnes (H) die gleiche Pumpe vet-

Page 4: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

der Nase fiir die En~stehung der Lungensilicose. 221

wendet, die bei anderer Stellung dieses Hahnes den Luftstrom dutch die Apparatur in die Nase treibt. Ferner ist das Vorra t sgef~ fiir den Staub nieht mehr in den Haupt luf t s t rom eingesehaltet, sondern in einen Neben- weg. Der notwendige Staub wird durch die Bet~tigung eines Handball- gebl/~ses in das System eingefiihrt. Im einzelnen arbeitet die Apparatur in folgender Weise (vgl. Abb. 1--3):

Die durch einen Elektromotor angetriebene Pumpe P dient bei entsprechender Stellung des Hahnes H zun~chst dazu, die Zylinder Z zu evakuieren, wobei die Uateren an den Zylindern Z befindlichen H~hne geSffnet werden, wahrend die oberen geschlossen bleiben. An dem i~Ianometer Ma kann der erreichte Unterdruck ab- gelesen werden. Die Diisenschraube D dient dazu, diesen Unterdruck zu regulieren. Die Gr6~e der Zylinder Z ist so berechnet, dab sie bei einem Druck yon 160 mm Hg genau 10 ecm Luft yon normalem Druck ansaugen, wenn der obere Hahn geSffnet wird. Nachdem an dem Manometer der Druck yon 160 mm Hg erreicht ist, werden die unteren H~hne der Zylinder Z geschlossen.

~unmehr wird der Dreiwegehahn H nach oben gestellt und hierdurch erreicht, dal3 die Pumpe AuBenluft ansaugt und in die Mischflasche Mi driickt. Dutch ]~et~tigen des Handballgeblases G wird ihr aus dem Vorratsgef~B V Staub zugesetzt. Die Luft l~assiert nunmehr den an dem Frontbrett des Apparates 'oben sichtbaren Str6mungsmesser $1, auf dem die Starke des Imftstromes abgelesen werden kann. Zweckm~aig soUen bei einer Messung etwa 4--7 1 pro Minute dutch den Apparat strSmen. Von dem StrSmungsmesser gelangt die Luft in die Waschflasche Wa, die mit Wasser geflillt ist und durch eine elektrische Heizung auf37 ~ erw~rmt wird. Die Temperatur des Wassers ist an einem Thermometer ablesbar und soll bei einer Messung mSglichst genau auf 370 gehalten werden. Beim Gebraueh mul~ die elek- trische Heizung auf die Dauer einiger Minuten eingeschalte~ werden. Damit sie nieht versehentlich zu lange eingeschaltet bleibt, ist sie mit einer Glimmlampe ver- bunden, die bei eingeschalteter Heizung aufgliiht. Von der Waschflasche Wa

~: sane g tdi:r eLr uef:~, gr ~ m ~ ers= ~li cK~:n~e:/peK1 ~oVh~ r ~un~Z:::rmM o / ~ o : ~ . f ~ d ~

zur Abdichtung des Doppelrohres an der l~ase. Das Mundstiick Mist ein einfaehes Glasrohr, yon dem der Luftstrom an dem Konimeter K~ voriiber zu dem Str0mungs- messer S 2 fiihrt, um bier nach aui~en zu gelangen. 1 ~ An dem Bau der Konimeter hat sich gegeniiber der friiheren Anordnung nichts �9 rinzipielles ge~ndert. Durch 0ffnen der oberen H/~hne an den Zylindern Z str~men Je 10 ccn~ Luft in diese ein. In den Konimetern liegen die Glaspl~ttchen den Diisen ia geringen, genau festgelegten Abstanden gegentiber, so dab sich der Staub auf den vait einer ganz diinnen Schicht yon Canadabalsam iiberzogenen Glaspl~ttchen niederschl~gt.

I)ie Messung yon Staubkonzentration mit Hilfe yon Konimetern bereitet gewisse Sehwierigkeiten, weft sich niemals mit Sicherheit der gesamte, in der Luft schwebende Staub bei einer derartigen Anordnung niedersehl~gt. Die groBen Differenzen, die sieh bei Messungen der Staub- konzentration in staubgefiillten R~umen mit Konimetern immer ergeben, kommen vor allem daher, dab auch bei gleicher KorngrSBe des Staubes der Prozentsatz des niedergeschlagenen Staubes wesentlich yon der Temperatur der Luft, deren Feuchtigkeitsgehalt, sowie der Temperatur ~ler Plat te abhs auf welcher der Staub zum Niederschlag gebraeht Werden so]]. Unsere Apparatur hat den Zweck, die prozentuale Abnahme

Page 5: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

22P. Gunther Lehmann: Die Bedeutung des StaubbindungsvermSgens

der S t a u b k o n z e n t r a t i o n zu erfassen, welche zwischen der Messung in d e m K o n i m e t e r K z und der Messung in dem K o n i m e t e r K~ e in t r i t t . Die Frage , ob in den K o n i m e t e r n wirkl ich 100% des S taubes gemessen wird , is t dahe r f i ir unsere Zweeke belanglos. No twend ig is t aber , daI~ der zum Niedersehlag k o m m e n d e P rozen t sa t z des S taubes a n be iden MeBstellen genau der gleiche ist. Das k a n n nur dadu reh er re icht werden, dai3 die r e l a t ive Feueh t i gke i t der Luf t , die T e m p e r a t u r de r L u f t u n d der Mel3- e in r i ch tung a n beiden Stel len genau gleich ist . Wi i rde n wir die s t aub- ha l t ige Luf t d i r ek t aus der Misehflasehe zur Nase fliel3en lassen, so wi i rde sie in dem K o n i m e t e r 1 t roeken und yon Z i m m e r t e m p e r a t u r sein, zu dem K o n i m e t e r 2 ge langt abe t die aus dem Mund auss t rSmende Luf t , die sich bei do t Passage dureh die Nase und den Mund erw~rmt u n d m i t Feuch t ig - koi t angereicher~ ha t . Die Mel3bedingungen wi i rden also an be iden SteUen versehieden sein. Der E i n b a u der Wasehf lasehe Wa orm6gl ieh t es, die Luf t , welehe d e m K o n i m e t e r K 1 zus t r6mt , zu e rwgrmen u n d an- zufeuchton. D a sie sieh a b e t bei der Passage dureh die Gummlseh l~uche obenso wio die aus dora Munde k o m m e n d e Luf t bis zur Er re iohung der K o n i m e t e r bere i ts m e h r oder weniger abk i ih len wiirde, geni ig t die Passage duroh die e rw~rmte Wasohf laseho an u n d ffir sieh noeh nieht , u m e x a k t e MoBbodingungen zu beschaffen. Bei de r p rak t i s ehen Durehf f ihrung yon Messungen is~ dahe r folgendes zu beaeh t en :

Mit Hiffe eines KurzschluBstfiekes werden zun~chst das Mund. und das l~asen- stfick direkt miteinander gekoppelt, l~achdem das Wasser in der Wasehflasche auf 37 ~ erw~rmt ist, wird die Pumpe in T~,tigkeit gesetzt. Der Luftstrom sorgt nunmehr for eine gleichm~flige Vorw~rmung der Gummischl~uche. l~ach 10 Minuten haben sich erfahrungsgemafl stabile Verh~ltnisse eingestellt. Wird jetzt eine Messung durch- geffihrt, so strSmt die Luft mit einer Temperatur yon etwa 30 o an dem Konimeter K z vorbei und ist, wie wir uns wiederholt fiberzeugten, mit Wasserdampf ges~ittigt. Sie t r i t t mit etwa 290 in die ~ase ein, erw~rmt sich bei der Passage durch Nase und iY/und wieder um etwa 2 ~ und ge]angt ebenfalls mit Wasserdampf ges~ttigt und mit einer Temperatur yon 300 zu dem zweiten Konimeter. Werden die Messungen sehnell hintereinander durchgefiihrt, so bleiben die einzelnen Teile des Apparates richtig temperiert. Tritt jedoch zwisehen den einzelnen Messungen eine grSI~ere Pause ein, so muB wieder Kurzschlui3 z~vischen l~asen- und Mundstfiek hergestellt werden und dutch entsprechend lang dauernden Leerlauf daffir gesorgt werden, daft die Temperaturverteilung wieder die gewiinschte wird.

Eine StSrung dieser VerhMtnisse tr i t t naturgem~l~ bei abnormen Zimmer- temperaturen ein. Naeh MSg]ichkeit sell daher die Temperatur der R~ume, in denen die Messungen vorgenommen werden, stet~ nahe bei 20~ liegen. Sinkt die Temperatur ausnahmsweise unter 18 ~ so kann durch entspreehend lfi~geres Leerlaufen des Apparates noch eine richtige Messung erreicht werden. Der l%hler, der bei zu niedriger Raumtemperatur entsteht, liegt in der Richtung, daI3 das Staubbindungs- verm6gen der l~ase sehlechter erseheint als es tats~ehlich ist, w~hrend umgekehrt bei Zimmertemperaturen yon fiber 260 sich leicht Falschmessungen ergeben, bei denen das StaubbindungsvermSgen besser erscheint als es ist.

In den Leitungen des Apparates schl~gt sich Kondenswasser nieder. Gelegent- lich kommt es vor, dab ein Tropfen bei der Probeluftentnahme mitgerissen wird. Is t das Staubpl~tttchen feucht, so muff die Messung verworfen und die Dfise troeken gewischt werden.

Page 6: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

der Nase fiir die Entstehung der Lungensilicose. 223

Zu Beginn unserer Untersuehungen hatten wir festgestellt, da~ fiir das StaubbindungsvermSgen der Nase die chemisehe l~/atur des Staubes keine wesentliche Rolle spielt. Von groBer Bedeutung ist jedoch die GrSBe der einzelnen Staubteflchen und wahrscheinlich aueh deren Form. Um bei allen Messungen vergleiehbare Result~te zu erhalten, ist es daher notwendig, stets Gin und dieselbe Staubsorte zu verwenden. Wir beniitzen bei allen unseren Messungen einen beim Bohren yon har tem carbonischen Sandstein entstandenen Flugstaub, der in bezug auf seine KorngrSl3e verh~ltnismi~Big einheitlieh ist. Sollten sieh then befinden, so gelangen sie nieht fiber die Misehflasehe M i hinaus und sammeln sieh % mit der Zeit auf dem Boden dieser Flasche an. Der Staub, der dureh die Wasserflasche hindurch zu den Konimetern und zu der s0 Nase gelangt, hat eine Korngr5Be yon 0,5---2,5/~. zo

Mit Hilfe eines 0kularmikrometers und 1# eines Immersionsmikroskops (wegen des Breehm~gsindex des Quarzes, der dem yon CedernS1 gleieht, mul3 zur Immersion Wasser verwendet werden) maBen wir o wiederholt die Teilehengr61~e des auf den Pl~ttehen niedergesehlagenen Staubes. In Abb. 4 zeigt die obere Kurve die prozen-

in dem Staub grSl]ere Teil-

A

/

/,;-- !,, \ ~5 1,o 1,5 x,o ~5

Te~/~en#mBe r Abb. 4.

tuale Verteilung des in die Nase einzublasenden Staubes auf die TeilchengrSBe yon 0,5--2,5~u. Wir sehen 0in deutliches Maximum ZWischen 0,5 und 1,0 tu, w~hrend nur ganz wenige Teilehen die Gr6Be yon 2 # iibersehreiten. Bei der Passage dutch die Nase t r i t t eine geringe Versehiebung des Maximums nach links ein. In dem Fall, der unserer Abb. 4 zugrunde lag, wurden yon der untersuehten l~ase 58 % des Staubes zuriiekgehalten. DiG Verteilung des Staubes, der dig Nase passiert hat, zeigt die gestriehelte Kurve. Wir sehen daraus, dab e~ne Nase, dig im ganzen 58% zuriickh~It, yon den einzelnen KorngrSBen binder:

0--0,5/t 24,0% 1,5-2,0/z 79,0% 0,5-1,0/~ 55,0% 2,0--2,5/~ 79,0%. 1,0--1,5 # 78,5%

Mit waehsender KorngrSBe wird demnaeh die Bindung immer besser. Vor der Durchfiihrung yon Messungen ist es notwendig, das richtige ~unktio-

aieren des Apparates zu iiberpriifen. ])as geschieh~ zweckm~,13ig in einem Leer- versuch, der sich direkt an das oben beschriebene Leerlaufen des Apparates zum Zwecke der Erw~rmung anschlieBt. ~achdem etwas Staub aufgewirbelt ist, wird bei bestehendem KurzsctduB unmittelbar nacheinander in beiden Konimetern eine Luftentnahme durchgefiihrt. Die Ausz~hlung der S~aubproben mul3 Werte ergeben, die nicht mehr als 3 % voneinander abweichen. Sind die Abweichungen gr0Ber, so kann das daran liegen dab die Temperaturverh/~ltnisse noch nicht stabil geworden

Page 7: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

~ 4 Gunther Lehmann: Die Bedeutung des S~aubbindungsverm6gens

sind. Der Versuch mu~ dann nach einigen Minuten des Leerlaufens wiederholt werden. Ein w~iterer Grund fiir falsche Leerversuche kann in Undichtigkeiten liegen, ~velche in den 4 Vakuumh~hnen der 2 Zylinder auftreten k6nnen. Wird elner dieser H~hne undicht, so h~lt der Zylinder das Vakuum nieht und saugt bei der Entnahme eine zu geringe Luftmenge an. Zur Priifung dieser 4H~hne auf Dichtigkeit ist, wie folgt, zu verfahren:

Bei geschlossenem oberen und ge6ffnetem unteren Hahn wird auf einen bestimmten Druck evakuiert, dann werden die unteren H~hne geschlossen und durch entspreehende Stellung des Hahnes H das zu den unteren H~hnen ftihrende Rohr mit Luft yon Atmosph~rendruck gefiillt. 1Vach einigen Minuten werden bei gesehlossener Diisensehraube D die zufiihrenden R6hren m6gliehst vollst~ndig evakuier~, dann der Hahn H so gestellt, dal3 er das zu den Zylindern fiihrende Rohr v611ig absehlieBt, l~unmehr wird die Pumpe P angehalten und durch vorsichtiges 0ffnen der Diisenschraube der Druek allm~hlich so weir erh6ht, bis das Manometer wieder denselben Stand erreicht ha~, den es vorher beim Evakuieren des Zylinders hatte. Wird jetzt zun~chst der eine und d~nn der andere der unteren H~hne ge6ffnet, so mull das M~nometer stehen bleiben. Ist das nich~ der Fall, so ist einer der Vakuum- h~,hne undieht geworden~ mul3 herausgenommen und friseh gefettet werden.

Der Untersuchte hat sioh bei der Messung vSllig passiv zu verhalten, damit der Luftstrom ungehinde~ den Rachen durchfliel]en kann. Viele Personen neigen dazu, dem in die l~ase eingeblasenen Luftstrom einen Widerstand entgegen- zusetzen und durch Verschliel]en des Raehens mit dem Gaumensegel die Durch- str6mung unm6glieh zu machen. Am Apparat erkennt man dieses falsehe Verhalten daran, dab der zvreite Str6mungsmesser keinen Aussehlag zeigt. Da der Versehlul] zwischen l~asenstiick und Nase niemals v6Uig dicht ist, zeigt der erste Str6mungs- messer einen Ausschlag, wenn aueh nieht in der H6he, die bei freier Durchstr6mung zu erwarten w~ire. Um die untersuchten Personen an das richtige Yerhalten zu gew6hnen, verfahren wir folgendermal]en:

W~hrend die Pumpe des Al~parates beroits l~uft, wird das !~senstfick an die l~'ase gehalten. I~'unmehr bekommt der Untersuchte den Auftrag, drei tiefe Atem- ziige dureh den Mund zu nehmen, dann naeh besonders tiefer Einatmung, ohne zu pressen, nieht wieder auszuatmen, das Mundstiiek tier einzufiihren, und den Mund lest zu schlieBen. Wenn n6tig wird dieses ManOver mehrmals wiederholt his der zweite Str6mungsmesser einen Aussehlag zeigt. Oft wird der Untersuehte nut vor- ~ibergehend und zuf~llig die richtige Stellung des Gaumensegels einhalten. Er wird dann sofort darauf aufmerksam gemaeh~, dab diese Stellung, bei der der zweite StrOmungsmesser einen Aussehlag zeigt, die riehtige ist. Dis meisten Personen sind dann ohne weiteres in der Lage, diese richtige Haltung des Gaumensegels zu wieder- helen. Fiihrt dieses Veffahren nicht zum Ziele, so ist es vorteilhaft, Schluek- oder Artikulationsbewegungen ausfiihren zu lassen, die ebenfalls dazu ffihren, dal] der Untersuehte yon selbst sieht, bei welcher Stellung des Gaumensegels der zweite StrSmungsmesser einen Ausschlag zeigt. ~iir den Untersuchten ist die richtige Ausfiihrung auch daran erkenntlieh, da~ das Druckgefiihl auf den Trommelfellen versehwindet.

Gelegentlieh kommt es vor, dal3 das Gaumensegel nur ganz kurze Zeit ge~ffnet wird, die Luft str~mt dann sto~weise dureh, was man an dem Hoehsehnellen und Wiederzuriicl~gehen des Str6mungsmessers 2 erkennen kann. Messungen, die bei derartigem sto~weisen Durehtreten der Luft durchgeftihr~ werden, geben fehlerhafte Resultate. H~ufig finder man in diesem Falle auf dem zwei~en Pl&ttchen zu v/el Staub; bei an und fiir sich schlechten Nasen unter Ums~nden sogar mehr Staub als auf dem ersten Pl~ttchen. Die Messungen diirfen also erst dann durchgefiihrt werden, wenn der Untersuehte gelernt hat, die Luft gleichm~Big durchstr6men zu lassen. Ein Fehler kann weiterhin dadureh auftreten, dal] der Untersuch~e in das Mundstiiek hineinbl~st. Mit Sieherheit kann ein derartiges falsches Verhalten an-

Page 8: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

der Nase ffir die Ents~ehung der Lungensillcose. 225

genommen werden, wenn der zweite Str6mungsmesser einen hSheren Wert zeigt al$ der erst~. Es is~ unzweckm~Big, dem Untersuehten zu sagen, dab dann, wenn beide StrSmungsmesser den gleichen Wert zeigen, die Ausfiihrung richtig is~, da ihn das unter Umst~nden dazu verleiten k6nnte, so stark zu blasen, dab die richtige Stellung der Str6mungsmesser eine richtige Ausfiihrung vort~uscht. Ergeben die 4 Messungen sehr wechselnde Resultate, so ist der Verdacht begriindet, dab die Messungen, die ein gutes Staubbindungsverm~gen angezeigt haben, durch Blasen vorget~useht worden sind. Eine oder mehrere Kontrollmessungen, bei welchen dem Untersuehten nochmals eingesehgrft werden muB, dab er nicht blasen daft, schaffen in solchen F/tl]en Klarheit.

HI. Ergebnisse. Die ira folgenden zu beschreibenden Untersuchungen sollten zeigen,

ob das sehr verschiedene StaubbindungsvermSgen der Nase einen dispositionellen Faktor fiir die Entstehung der Silicose bildet. Der sicherste Weg zur Entscheidung dieser Frage wfirde zweifellos darin bestehen, dab man eine Gruppe yon jungen Arbeitern, die im Begriffe stehen, die T~tigkeit in einem Staubbetrieb aufzunehmen, in bezug auf die Staubbindungsf~higkeit ihrer I~asen untersucht und nunmehr ver- iolgt, ob sich bei den Arbeitern mit Nasen yon schlechter Staubbindungs- f~higkeit eher Krankheitserscheinungen zeigen als bei solchen mit besseron Nasen. Die Staublungenerkrankung entwickelt sich sehr ver- sehieden schnell. W~hrend manche Arbeiter schon nach 3 oder 5 Jahren die ersten Anzeichen einer beginnenden Silicose aufweisen, beginnt unter den gleichen Bedingungen bei vielen anderen Arbeitern erst naeh 8, 10 odor 12 Jahren eine Ver~nderung in den Lungen. Wollte man den oben- erw~hnten Versuch ausffihren, so wfirde man demnach mindestens 10 Jahre warten miissen, bis man entscheiden kann, ob tats~chlich ein Zusammenhang zwischen den Erkrankungen an Silicose und dem Staub- bindungsverm6gen der Nase besteht.

Angesichts der grol]en praktischen Bedeutung, welehe die Silicose- erkrankung erlangt hat, scheint es nicht gerechtfertigt, die Entscheidung iiber die Zweckm~Bigkeit einer prophylaktischen MaBnahme yon dem Ausfall eines zwar eindeutigen, aber iiberm~Big langdauernden Versuches abh~ngig zu machen. Ein derartiges Vorgehen w~re um so weniger zu Verantworten, als sich durch die Erfassung einor groi]en Anzahl bereits erkrankter Arbeiter einerseits und solcher, die trotz langer Arbeitsdauer nicht erkrankt sind andererseits, der Nachweis mit nahezu der gleichen Sicherheit fiihren l~Bt. Wenn ein schlechtes StaubbindungsvermSgon der Nase eine Disposition fiir die Entstehung der Staublunge schafft, so miissen unter den Erkrankten und namentlich unter den frfihzeitig Erkrankten sich vorzugsweise Personen mit schlechten Nasenfiltern befinden, w~hrend andererseits die trotz l~ngerer Arbeitsdauer nicht Erkrankten eine Auswahl yon Personen bilden miissen, die durch das gute Staubbindungsverm6gen ihrer Nase relativ gut geschiitzt sind.

Arbeitsphysiologle. Bd. 8. 15

Page 9: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

226 Gunther Lehmann: Die Bedeutung des StaubbindungsvermCigens

Wenn wir v o n d e r Annahme ausgehen, dal3 mai]gebend ffir das Auf- treten der Silieoseerkrankung die Menge des in die Lungen gelangenden kiesels~urereiehen Staubes ist, so muB neben dem Staubbindungs- vermSgen der Nase die Arbeitsdauer, die Konzentration des Staubes und die Intensit~t der Arbeit eine Rolle spielen. Die letztere, weft sie bestim- mend ist fiir die Menge der eingeatmeten Luft. Ffir den Vergleieh grSl~erer Arbeitergruppen ist es daher notwendig, daft die letztgenannten Be- dingungen, Konzentration des Staubes und Intensit~t der Arbeit naeh MSgliehkeit konstant sind. Es liegt auf der Hand, dab sich eine v611ige Konstanz dieser Bedingungen bei mehreren Hundert Arbeitern fiber die Dauer yon 10 und mehr Jahren niemals wird erreiehen lassen. Immerhin mfissen wir danaeh trachten, unseren Untersuchungen Arbeiterkate- gorien zugrunde zu legen, bei denen diese Bedingungen einigerma•en erffillt sind.

a) Untersuchungen an Bergleu~en. Bei dem vor Stein arbeitenden Bergmann, speziell dem des Ruhr-

gebietes, diirfen wir armehmen, dab die Arbeitsbedingungen gleieh- ms sind als bei der Mehrzahl der sonstigen Staubbetriebe. Die Natur des Gesteins und die Arbeitsweise zeigen innerhalb des Reviers keine grundsatzliehen Untersehiede. Ein weiterer Grund dafiir, dab wir unsere Untersuchungen in erster Linie an vor Stein arbeitenden Berg- leuten ausfiihrten, lag darin, dal3 die absolute Zahl der Staublungenf~lle bei keiner anderen Arbeitergruppe eine solche HShe erreieht, wie bei den Gesteinshauern. Mal]gebend war welter, dab aueh bei keinem Berufs- zweig die Bek~mpfung der Silicose so systematiseh organisiert ist, wie im Bergbau. Jeder als Gesteinshauer t~tige Bergmann wird dureh die Knappschaft bzw. Knappschafts-Berufsgenossensehaft in regelmaBigen Abst~nden yon nieht unter 3 Jahren rSntgenologisch genauestens unter- sueht, so dab man yon jedem Mann weiB, ob bei ihm silieotisehe Er- seheinungen vorhanden sind oder nieht. Bei den iibrigen Berufsgruppen sind dagegen meist nur die sehweren F~lle bekannt. Bei der Unter- suehung von Bergleuten konnten wir daher ohne weiteres auf diesen rSntgenologisehen Untersuchungen, deren Ergebnisse uns entgegen- kommenderweise dureh die Ruhrknappsehaft zur Verfiigung gestellt wurden, aufbauen.

Unsere Versuehsreihe 1 umfal3t zwei Reihen A und B, die beide an Ruhrbergleuten gewonnen, sieh auf dasselbe Mensehenmaterial und die- selben Arbeitsbedingungen beziehen. Die Reihe A entstand dadurch, dab wir uns an Hand der yon der Knappsehaft zur Verfiigung gestellten Kar to thek vorzugsweise alte gesunde, und junge, leieht erkrankte Berg- leute in das Inst i tut kommen lie~en, um sie hier zu untersuehen. Die Entstehung der Versuchsreihe B verdanken wir dem freundliehen Ent- gegenkommen der Sektion 2 der Knappsehafts-Berufsgenossensehaft in Bochum und insbesondere der Liebenswfirdigkeit des Herrn Professor

Page 10: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

der Nase fiir die Entstehung der Lungensil]cose. 227

Dr. Reichma~n, der es gestattete, da~ dis Untersuehungen im Kranken- haus Bergmannsheil in Bochum durehgefiihrt wurden. Die Versuchs- reihe B umfaBt neben wenigen gestmden und einigen leiehten F~llen viel Schwerstaublungenkranke, bei denen ein Rentenverfahren bereits durchgeffihrt worden war. Versuchsreihe A enth~lt 337, Versuchreihe B 166 F~lle. In der nachfolgenden Generaltabelle sind die einzelnen Bergleute in der zuf~lligen Reihenfolge der Untersuehung aufgeffihrt. Die Versuehsreihe B beginnt mit Nr. 338. Von jedem Bergmann ist das Lebensalter (A) eingetragen, ferner die Dauer seiner Arbeit vor Stein (St.A.). Unter (N) findet sieh das Staubbindungsverm5gen der l~ase. Diese Zahlen stellen jeweils Durehschnittswerte aus mindestens 4 Messungen dar. In der n~ehsten Spalte ist der Grad der Staublungen- erkrankung eingetragen. Benutzt werden dabei die gebr~uchliehe Drei- teilung in ,,sehwer" (s), ,,mittel" (m) und ,,leieht" (1). Auf Grund der r6ntgenologisehen Untersuehung fanden wir bei vielen Arbeitern Dia- gnosen, wie ,,beginnend", ,,fraglich", ,,leiehte Staubein]agerungen" u. dgl. Alle diese F~lle, die noeh nicht den Grad erreieht haben, den man fiir gewShnlich als leichte Staublunge bezeichnet, bei denen aber doeh geringe Ver~nderungen mit Wahrscheinliehkeit angenommen werden mfissen, haben wir als ,,beginnend" (b) bezeichnet. Die v6llig gesunden t~ergleute erhalten die Bezeiehnung ,,g". Ausdr~icklieh m6ehten wir darauf hinweisen, dab die wiedergegebenen Befunde an Bergleuten nicht geeignet sind, um daraus Schlfisse auf die Hs der Silieose- erkrankungen bei Ruhrbergleuten zu ziehen. Da wir zu den Unter- .Suehungen meistens bestimmte Gruppen, wie etwa alte gesunde, oder lunge kranke Leute ausw~hlten, ist das Verh~ltnis zwischen der Zahl der Gesunden und der Kranken in unserer Tabelle hierdurch beeinflui3t und Spiegelt nicht die tats~chliehen Verh~ltnisse wieder.

Unter ,,Bemerkungen" finden sieh in der Haupttabelle vor allem ttinweise auf Mundatmung (M). Bei unseren Untersuehungen wurde Stets versucht, festzustellen, ob der betreffende Mann bei der 'Arbeit dureh den Mund atmet. Die Zahl der Mundatmer unter den Bergleuten ist offenbar recht gering. Einmal werden ausgesproehene Mundatmer bereits bei der Einstellung zuriickgewiesen, ferner hat v~ohl jeder im Staub Arbeitende das Bestreben, so wenig wie mSglieh dureh den Mund zu atmen, da er ganz richtig der Ansicht ist, dureh die Mundatmung grSBere Mengen yon Staub in die Lungen zu bekommen als dureh die Nasenatmung. Manehe Personen vermSgen richtige Angaben, ob sie dureh den Mund atmen oder nicht, nicht zu maehen. Es ist daher wahrschein- lich, dab in Wirklichkeit die Zahl der Mundatmer etwas grSBer ist, als es naeh der Tabelle erseheint.

~berbliekt man die Werte fiir das StaubbindungsvermSgen der Nase in Tabelle 1 und gleiehzeitig die zugehSrigen Diagnosen, so f~llt ohne Weiteres auf, dab die mit ,,gesund" bezeiehneten Bergleute sehr h~ufig

15"

Page 11: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

ii

ill

t~

L~

L

~

QQ

c~

Q~

Q~

Page 12: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

o

c~

c~

Q~ o L~

q

~

Page 13: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

? ~ o

L~

~17

6

~3

Q~

Page 14: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

I-.4

~

~)

r~ ~)

~

~v

F-;

Page 15: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

9.82 Gunther Lehmann: Die Bedeutung des SbaubbindungsvermSgens

N r .

441 442 443 444 445 446 447 448 449 450 45I 452 453 454 455 456 457 458 459 46O 461 462 463 464 465 466 467 468 469 470 471 472

&

39 63 40 25 33 34 58 46 25 64 33 27 44 39 37 36 37 36 35 30 29 55 47 53 55 37 52 59 34 51 58 49

S t . A .

17 35

9 5

14 4

25 17 3

27 4 5

16 16 11

3 19 16 10 10 11 19 9

26 24 12 18 25 15 15 17 20

N

29,2 { 13,1t 25,4 24,8 24,4 39,4 42,7 34,5 36,5 34,1 28,9 34,8 21,8 35,2 19,2 29,6 32,9 29,4 29,4 33,8 33,2 29,71 24,6 I 16,7 [ 34,1 41,2 17,61 21,7 33,7 14,2 I 21,0 17,11

T a b o l l e 1

B e - D m e r -

k u n g

B

1

Fortsetzung).

Nr. A

473 54 474 59 475 53 476 42 477 40 478 46 479 50 480 57 481 51 482 56 483 29 484 38 485 52 486 54 487 56 488 37 489 44 490 48 491 52 492 44 493 54 494 38 495 47 496 68 497 51 498 52 499 53 500 39 501 39 502 52 503 41

St,. A.

30 19 21 19 13 15 15 23 13 3

10 6

28 10 27 4

19 19 20 11 26

6 11 24 14 19 2 5 8

23 10

16,7 27,7 10,0 27,0 23,4 27,9 21,3} 10,3 36,7 30,8 I 23,2f 33,71 22,5 20,4 18,1 10,2 9,9 7,7 8,81

13,4 8,5

16,7 14,4 15,1 8,5 6,9 9,3

22,5 40,3 22,7 12,2

B e - m o t - k u n g

gute , die e r k r a n k t e n Bergleute dagegen in der Mehrzahl schlechte Nasen aufweisen: Werm wir der Ki i rze des Ausdruekes ha lbe r yon ,,guten" oder ,,schlechten" Nasen spreehen, so i s t d a m i t s te t s g u t odor sehleeht in bezug auf das S t aubb indungsve rm6gen gemeint .

U m die Ergebnisse i ibers ieht l ieher zu ges ta l ten , h a b e n wi t in Abb . 5 als Abszisse das S t aubb indungsve rmSgen der Nase, als Ord ina te die Daue r der Arbe i t vor S te in e inget ragen. Aus dem Zeiehen, m i t d e m die einzelnen Leute dieser Dars te l lung beze iehnet sind, i s t zu ersehen, ob sie gesund, le ieht oder schwer e r k r a n k t waren. Die beg innenden Fa l l e du t ch ein besonderes Zeiehen mark ie r t . Ebenso s ind die M u n d a t m e r hervorgehoben .

D a naturgem/~l~ die Daue r de r Arbe i t vor S te in wesent l ieh mi t - be s t immend sein mul l fiir die E n t s t e h u n g der E r k r a n k u n g , miiBten wir e rwar ten , yon u n t e n naeh oben die Zeiehen fiir gesund versehwinden u n d fiir k r a n k au f t r e t en zu sehen. W e n n dieser l~bergang aueh im Gebie t der Nasen mi t sehleehter S t a u b b i n d u n g n i eh t sehr gu t ztun

Page 16: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

der Nase fiir die Entstehung der Lungensilicose. 288

Ausdruek kommt, so liegt das daran, dab wit junge, gesunde Leute, die ffir uns wenig interessant waren, im alIgemeinen nieht untersucht haben. Unverkennbar ist bei der Abb. 5, dal~, je weiter wir naeh rechts, also in

\ \

< \

<

|

' \ \

\ \

�9 <

0

%.

\ \ < o ~ , \ , %% < <

< <

�9 \ \

%

<

> �9

< < <~< < <

�9 .<

: <-<| < ~< < ~ < < ~: <>~

< < . < - �9 <

I \ \ < < ~ ~ �9 " <

\ :~%" >" ~ . : t �9 < - < < 3 ~ >. \~. ~ <.<" >~

: " : . , ,< . : , . ~ '<.

. ~ "~\ << ;. \~ .

�9 8 . �9 �9 | �9

i �9 �9 ~ I < . o

�9 i ~ �9 < \ .

�9 \

�9 \

i i I < i i I i i. \~

1

das Gebiet der Nasen mit guter Staubbindung gelangen, die Zeichen fiir gesund immer mehr zunehmen, die ffir krank abnehmen. Bei'einem Arbeitsalter fiber etwa 15 Jahre linden wir eine ziemlieh seharfe Grenze bei einem StaubbindungsvermSgen yon 40 %. Arbeiter mit einem Staub- bindungsvermSgen unter 40% slnd nahezu ausnahmslos erkrankt, W~hrend die Mehrzahl der Arbeiter mit Nasen, die mehr als 40% des Staubes binden, gesund geblieben ]st. Bei kiirzerer Arbeitsdauer rfick~ die Grenze mehr nach links, is~ aber, je weiter wir naeh ~ k s kommen,

Page 17: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

P,34 Gunther Lehmann: Die Bedeutung des S~aubbindungsverm6gens

um so weniger seharf ausgopr~gt, wahrseheinlieh, weft, wie bereits erw/~hnt, zu wenig Gesunde untersueht wurden, die in dieses Goblet hereinfallen.

Die Art dor Darstellung in Abb. 5 hat don Naehteft, da{] infolge der sehr vorsehioden starken Besetzung der einzolnon Gruppen, die sich dureh die Einteilung nach dem Arbeitsalter und der Staubbindungs- f/~higkeit der Nasen ergoben, das Grunds/~tzliehe wenigor doutlich in die Erseheinung trit t , als das boi gleiehm~l]igor Verteilung der Fall sein wfirdo. In Abb. 6 ist ffir jedes Quadrat, das sioh dureh Unterteilung des Arbeitsalters von 4 zu 4 Jahren, dor Staubbindungsfahigkeit von 10 zu l0 % ergibt, die prozentuale Verteilung auf Gesunde undKranke berechnet. Wonn nfindestons 80% der auf oin Feld ontfallenden Arbeiter krank

Js . ~ ~-~ waron, so ist das Fold ganz schwarz ~ ~ r - - - ~ gezoichnet, sind es weniger ale 20%,

.~ z s ~ [ ] ~ - - - ~ so ist das Feld weft] gelassen. Durch ~2,.~..i~_.~,~...I dieses Vorgehen sind die oinzelnen ~ [ ] [ ] [ ] l [ ~ / ~ [ I Streuf/~lle ausgosehaltet, das Grund- .__ . ,#NNII I I I s tzlieho der Verteilung t r i t t daher ~ ' g ~ m ~ ~ : ~ ] ] sohr viol klaror horror. $ 8 ~ ~ Y ~ _ ~ Die Darstollung der Ergebnisse in

Abb. 5 und 6 zeigt, dab wesentlieh I I I

I I zwei Memento f/ir den Eintr i t t der o z ~ s o ~ o s o 8 o z s ~ %

~auL~/hduzgaKaY1~ke# dot#use Sfticoseerkrankung maBgebend sind: ~ ~ vy~ KZ]o Die Dauer der Arbeit im Staub und

8o-l~v G0-B0 g0-~0 Zg~ 0-Z0% die Gfite des Staubbindungsverm6gens [rlrrazl~le *bb.e. der Nase. Die Bedeutung des letz-

teren muB daher sehr viol klarer in die Erscheinung treten, wenn wir aus den untersuchten Bergleuten Gruppon ann/~hcrnd gleieher Arbeitszeit bilden. Eine derartige Einteilung liegt der graphischen Darstellung der Abb. 7 zugrunde. Nach dem Arbeits- alter sind hier 5 Gruppen gebildet, die dem Arbeitsalter 0--5, 6--10, 11--15, 16--20 und fiber 20 Jahren ontspreehon. Auf der Darstollung bedeutet joder Strieh einen der untersuchten Gestoinshauer. Die L/~nge des Striches zeigt jeweils die Gfite des StaubbindungsvormSgens seiner Nase. fie 1/~nger ein Strich ist, um so besser ist demnaeh die Nase. Eine ausgezogone Linie bedeutet, dab der betreffende Mann gesund ist. Eino lang gestrichelte Linie bedeutet oinen boginnendon, oine kurz gestriehelte einen leichten, eine punktierte Linie einen mittleren odor sehweren Staublungonfall. Ein kloiner Kreis am Ful]punkt der Linie bedeutet, dab der Mann Mundatmer ist.

Wir boginnen die Betraehtung zweekm/~l]ig mit der h6ehsten Alters- stufe, die ganz unten dargostellt ist. Unter den Bergleuten mit aus- gesproehen schleehten Nasen sohen wir sohr viel punktierte Linien, d .h . mittlere oder sehwere Staublungenf/s Bei Nasen zwischen 25 und 40% nehmen die leichten F~lle zu, w/~hrend ganz links sieh die Gestejnshauer mit ausgesprochen guten Nasen befinden, yon denen die fiborwiegende

Page 18: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

der Nase fiir die Ents~ehung der Lungensilicose. ~85

~o 70

20 ~o o

70

~o

~o

7o o

~o

~o

u~

ao

~o

70

~o I

o

'1! illlIiIll:,

O-~Jshre

"1

i ' i ,,I II i ] I~ i, I

q ~ i I I i J . l ( j ] i ~ i l l I I I I

, : ' I " ' , : ' , , , l i , . , l , j , , . �9 .~; II {i{ IIii, 5 ~ J : i n

lh,,, ![IlilI.. 11- ~Jehre

II ll} li}ll il i i ',I l ~ I l l l [ l , , I ~ �9 I I i i I : i l

J I , , , . I h . : i ~ i r l , , . l l J i . , , , , .

i t I , I I : .I ! l ; I : I l i l J ~ l I : . ! ? ! i I ~ I t : I i

t sl

I ' ' ' ] I I I I I t l I I I l I I I I ~ T I I I I I I . . . . , l ' ' J ' ' - I I i I i I �9 11 : :11 i l I �9 i l i ~ ~ ' . . ~ I ' , ~ I : , , , �9 . . . . . . .

I i ~ l l l . l l l l l l I l i h l l h l l l J l l l [ ' , l l l I : : ~ l l l l l l l l i [ l l l l " Illlll [!!,l'][.ll i

i : /:/'b~ go:uh:e eo g,,

I I . .

~I ~ .~,, ..~ ,

70 H l ~ l l ~ ! l l i ! i i ~ i ! i : 0 ~ , ~ ' i j l ' t g I J ' l J l , J l ' l l ] | l l t i : m ,,irltj:.la,ih:!,,,J:,!!ll!lql

, ~esu#d

Be uinnend

Lelaht

............ Mi#elu-$~hwer

o ~P/undo/me:

Abb. 7.

Mehrzahl keinerlei Krankheitserscheinungen aufweist. Wollte man eine Grenze ffir die Gef~hrdung angeben, so wiirde man diese eSwa bei einem St~ubbindungsvermSgen yon 40% entsprechend der eingezeichneten Lirde zu ziehen haben. Die n~ehste Al~ersgruppe yon 16--20 Jahren Zeigt das gleiche Ergebnis f~st noch deutlieher. Die mittleren und schweren

Page 19: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

286 Gunther Lehmann: Die Bedeutung des StaubbindungsvermSgens

F~lle entsprechen im wesentlichen Nasen mit einer Staubbindung unter 25% ~ zwischen 25 und 40% liegen in der Hauptsache die leichten Staub- lungen, fiber 40% die Mehrzahl der gesunden.

Je niedriger das Arbeitsalter ist, um so mehr mfissen wir erwarten, die Grenze der Gefghrdung nach unten rficken zu sehen. In der Alters- gruppe 11--15 Jahre sehen wir zwar auch zwisehen 0 und 25% die Mehrzahl der mittleren und sehweren F~lle, zwisehen 25 und 40% die leiehten F~lle. Wir sehen aber hier bereits mehr beginnende und gesunde als bei gleieher Staubbindung in den &lteren Gruppen. Die beginnenden F~Ile h~ufen sieh in typischer Weise zwischen 30 und 40%. Unter den Bergleuten mit ausgesprochen guten Nasen finden sich in dieser Alters- gruppe verhs viele Mundatmer, die naturgems erkrankt sind, da sie yon ihrem guten Nasenfilter keinen Gebrauch machen. In der Altersldasse 6--10 Jahre nimmt die Zahl tier mittleren und sehweren Silieosen stark ab. Rechnen wir aueh die beginnenden F~lle als krank, so wfirden wir aueh hier die Grenzlinie ffir die Gef~ihrdung noeh nicht niedriger als 40% zu ziehen haben. Die Altersklasse 0---5 Jahre ist im ganzen sehr schwach vertreten. Sie zeigt einige leichte, mittlere und schwere F~lle bei ausgesprochen schlechten Nasen, zwisehen 25 und 40% finden sich neben gesunden auffallend viel beginnende Staub- lungenfiflle.

Die naekfolgende Tabelle 2 enth~lt die Zahl der F~lle geordnet nach Diagnosen und innerhalb der so entstehenden Gruppen nach Alters- klassen und wiederum nach der Gfite der Nasen. Die in der Tabelle 1 als Mundatmer gekennzeichneten Leute sind bei dieser Zusammen- stellung weggelassen. Ganz reehts (Stab 12) ist das durehsehnittliehe StaubbindungsvermSgen der betreffenden Gruppe angegeben. In der ersten Abteilung ,,gesund" sehen wit, dab mit abnehmendem Arbeits- alter das durehschnittliehe StaubbindungsvermSgen nur wenig absinkt. Der Durehschnittswert aller beginnenden F~lle Hegt eharakteristischer Weise nahe bei 30%, wfiJlrend die leiehten und namentlich die mittleren his sehweren F~lle noeh niedrigere Durchschnittswerte aufweisen. Die Berechnung des durchschnittlichen StaubbindungsvermSgens als arith- metisehes Mittel tier einzelnen Gruppen gibt kein ganz riehtiges Bild. In der Gruppe der Gesunden mit durchsehnittlich guten Nasen beein- flussen die wenigen FMIe mit sehlechten Nasen den Durchsehnittswert ungewShnlich stark, da entspreehende Streuwerte nach oben nicht vor- handen sein kSnnen. Das Umgekehrte finder bei den leichten und mittleren F~llen start. Hier gibt es naturgemgB einige Streufs mit ausgesproehen guten Nasen; es kommen abet keine F~lle vor, die yon dem Mittel ent- sprechend welt naeh unten abweichen, u ~ diese zu kompensieren.

Ein richtigeres Bild als die Durohschnlttszahlen gibt daher die in den St~ben 2~10 der Tabelle wiedergegebene Verteflung der Gesteins- hauer auf die einzelnen Stufen der Staubbindungsf~illigkeit der Nase. Die

Page 20: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

~'~

~"

~i

~

~.~

~

~~

~

I I

I I

I I

I l

~ I

I I

I ~

J I

I J

~iI

~

~ ~

~ ~

III

Ill

I

I. IL

IIL

I

E I

I I

I i

i I

I I

I I~

I I

I L

I I

IlIL

lIIl

ll

ILll

llli

IL

I I

I I

~I

I

WW

~W

~

WW

~W

W

W

W

W

�9

WW

W~

? ~D

? I o~

o I ? 8 8 I o I 8

o

Page 21: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

288 Gunther Lehmann: Die Bedeu~ung des S~aubbindungsvermSgens

ebenso in der Stufe 16--20 Jahre. In der Stufe 11--15 Jahre rfickt das Maximum bereits deutlich herunter. Die Gesunden mit einem Arbe~tsalter yon 6--10 Jahron verteilen sich anni~hernd gleichm~tBig auf das Bereieh von 10--70% Staubbindungsf/~higkeit. _~hnlich verhalten sich die ganz Jungen.

Die ,,beginnenden" F/ille liegen in allen AlterssSufen in der Mehrzahl zwischen 20 und 40%. Bei den ,,leichten" Silieosen linden wit eine deutliehe Verschiebtmg des H/~ufigkeitsmaximums in Riehtung auf die Nasen mit schleehtem StaubbindungsvermSgen. Das Maximum liegt in allen Altersklassen etwa bei einem StaubbindungsvemSgen yon 20--30 %. Bei den mittleren und schweren F/illen riickt das Maximum noeh welter naeh links und befindet sieh meist zwisehen 10 und 20%. Eine Ausnahme hiervon bildet die Altersgruppe 6--10 Jahre. Jedoeh diirfte diese Ab- weichung nur auf die geringe Besetzung dieser Gruppe, die eine statistisehe Auswertung unmSglich macht, zuriickzufiihren sein.

Betrachten wir die prozentuale Verteilung in ihrem Verhalten zu dem StaubbindungsvermSgen yon 40%, das sieh als wichtiger Grenz- wert erwiesen hat, so sehen wir, da$ yon den Gesunden der beiden hSehsten Altersklassen 77 bzw. 86% dariiber liegen, von den Leieht. kranken der gleiehen Altersstufe dagegen nur 6 bzw. 12%, von den Mittel- und Sehwerkranken in beiden Gruppen nur 8 %. Von den Gesunden der 3 jiingeren Altersstufen liegen unter einer Staubbindung yon 40%: 36 bzw. 45 und58 %, worin zum Ausdruck kommt, dab wir uns, je kiirzer die Arbeitsdauer ist, um so mehr tier Normalverteilung der Staub. bindungsf~higkeit nahern. Von den ,,Beginnenden" dagegen liegen in den 3 jiingeren Altersstufen unter 40%: 74, 62 und 82%, yon den ,,Leiehten" bereits 79, 91 und 68%, yon den ,,Mittleren und Sehweren" dieser Altersgruppe aber sogar 80, 77 und 100%.

Die versehiedenen Darstellungen der Abb. 5 und 6 und der Tabelle 2 haben uns iibereinstimmend immer wieder zu der Auffassung geffihrt, dab - - gleiehe Arbeitsbedingungen vorausgesetzt - - , .die Staubbindungs- fi~higkeit der Nase neben dem Arbeitsalter als ein wesentlieher Faktor ffir die Entstehung der Silieoseerkrankung angesehen werden muB. Betraehten wir die F~lle, die in ausgesproehenem Widerspruch zu dieser Ansieht stehen, so miissen wir feststellen, dal3 sie im Vergleieh zu den mit dieser Ansicht iibereinstimmenden F~llen sehr wenig zahlreieh sind. Wir mfissen uns dariiber klar sein, da~ die vorausgesetzte Gleichm~tBig. keit der Arbeitsbedingungen doeh nut in ganz groBen Ziigen vorhanden ist, und wir miissen m~s ferner darfiber klar sein, dal3 die Erfassung der an sieh wenig zahlreichen Mundatmer niemals mit yeller Exakthei t mSglich ist. Insbesondere gibt es sicher Personen, die nut gelegentlich, d. h. bei besonders sehwerer Arbeit einmal dureh den Mund atmen. Der- artige gelegentliche Mundatmer sind n~turgem~tl3 mehr gef~hrdet als reine Nasenatmer mit guter Nase, ohne aber den Gef~hrdungsgrad der

Page 22: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

der Nase ffir die Ents~ehung der Lungensilicose. 289

dauernden Mundatmer oder der Personen mit schlechten Nasen zu er- reiehen.

Wenn sich unter den Arbeitern gelegentlich Personen befinden, die trotz schleehter •ase nieht erkrankt sind oder leichter erkrankt sind als ihre gleichaltrigen Kameraden, so ist auch daran zu denken, daft ihre Nase erst seit verh~ltnism~Big kurzer Zeit ,,schleeht" geworden ist. Es ist sehr wahrscheinlieh, dab das StaubbindungsvermSgen der Nase sich z. B. im AnschluB an Katarrhe oder andere Erkrankungen verschleehtern kann, wie es andererseits sehr unwahrseheinlieh ist, dal3 sehlechte Nasen Wieder ein besseres StaubbindungsvermSgen zuriickerlangen. Wenn auch sicher die Mbgliehkeit einer Versehleehterung der Staubbindungs- f~higkeit im Laufe mehrerer Jahre besteht, so kbnnen wit doeh aus Unserem Material den Schlufl ziehen, dal] ein soleher ProzeB nut reeht selten eintritt, sonst mfiBte die Zahl der trotz sehleehter ~ase und Ianger Arbeitszeit Gesunden grSBer sein als sie tats~chlich ist. Wir werden auf die Frage der Beziehungen zwischen Staubbindungsf/~higkeit und Lebens- alter in anderem Zusammenhang zurfiekkommen.

Betraehten wir die besehriebenen FehlermSgliehkeiten, die sieh leider nieht sch~rfer erfassen lassen, so k6nnen hierdureh die wenigen, unserer Ansieht zuwider]aufenden F~lle als geniigend gekl~rt gelten. Es erseheint nieht erforderlieh zur Erkl~rung dieser FMle besondere Annahmen, wie die einer individuell sehr verschiedenen Reaktion auf den eingedrungenen kieselsaurereichen Staub zu machen.

b) Der Index der Geffihrdung. Geht man yon der Vorstellung aus, dab die Menge des in die Lunge

eingedrungenen Staubes bestimmend ist ffir das Auf~reten silieotiseher Ver~nderungen, so muB die Gefahr, dab es zu einer Silieoseerkrankung kommt, proportional dem StaubbindungsvermSgen der Nase waehsen. Es muB demnaeh m6glieh sein auf Abb. 5 und 6 eine gerade Linie durch den Nullpunkt des Koordinatensystems so zu legen, dab sie eine Grenze bi[det zwischen den gesunden und kranken F~llen: Rein gefiihlsm~Big Wiirde man eine solehe Linie etwa dutch den Schnittpunkt der Ordinate 40% mit der Horizontalen: 20 Arbeitsjahre legen. Es erfibrigt sich, zu betonen, dab eine derartige Grenzlinie natiirlieh niemals dem Einzelfall gereeht wird, sondern nur in erster Ann~iherung das durchsehnittliche Verhalten wiedergeben kann. Die erw~hnte Linie wiirde der Gleichung:

N - - - - A ~-0 2 entspreehen, wenn wir mit N das StaubbindungsvermSgen der Nase, mit A das Arbeitsalter bezeichnen. Dem Verlauf der Grenzlinie ent-

spreehend kSnnen ~ r in dem Ausdruck N einen Index erblieken ~ - - A

fth, den Grad der Gefi~hrdung, eine Silieose zu bekommen. Ist, auf den

Page 23: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

240 Gunther Lehrnnnn: Die Bedeutung des 8tnubbindungsverm6gens

r i " ,, N Einzelfall angewendet der ,,Gefi~h dungs naex ~ - - A gleieh 0, so ist

wahrseheinlieh, daft der betreffende Mann bereits eine beginnende Silieose aufweist, da er auf der Grenze steht zwisehen gesund und krank. Ist der Index stark positiv, so ist mit Wahrscheinliehkeit anzunehmen, dal] der betreffende Mann gesund ist. Die leieht Sflieosekranken miissen im all- gemeinen Werten entsprechen, die wenig negativ sind. Je grSl~er die Negativits des Index ist, um so wahrseheinlieher ist eine Erkrankung.

Wir haben den Gef~hrdungsindex in der besehriebenen Weise fiir die in Tabelle 1 aufgez~hlten 503 Bergleute bereehnet und Durehsehnitts- werte fiir die einzelnen Stadien der Erkrankung ermittelt. Wit fanden fiir die Gesunden einen Mittelwer~ yon Jr 9,01 q- 0,75. Fiir die beginnen- den F~lle ergab sieh ein Indexwert yon q- 5,22 ~= 1,30, ffir die leiehten ein solcher yon - - 1,69 q- 0,78, fiir die mittleren und sehweren sehliel~- lieh ein Indexwert yon --6,88 ~= 0,99. Infolge der groBen Zahl der F~lle, die der Bereehnung zugrunde liegen, erscheinen die mittleren Fehler reeht klein, so dal~ sieh die Bereiehe des eirffachen mittleren Fehlers nieht, die des dreifaehen nut wenig iibersehneiden. Trotzdem kommen im einzelnen nieht unbetri~chtliehe Streuungen vor, ebenso wie auf der Abb. 5 und 7 einige 1~s herausfallen. Der Index kann natiirlieh niemals mehr sein als ein Ausdruek fiir die Gefs oder fiir den Erkrankungszus~and, dot wahrs~hei~lich anzutreffen sein wird. Seine Bereehnung kann niemals als Ersatz fiir eine klinisehe oder rSnt- genologisehe Diagnose dienen, sie ermSglicht uns abet mit einer gewissen Wahrschei2fliehkeit eine Prognosestellung.

c) Untersuchunge~ a~ Svhleifern. Dureh das Entgegenkommen und die Unterstiitzung der Sektion V

der Berufsgenossenschaf~ f/Jr Masehinenbau- und Kleineisenindustrie und der Allgemeinen Ortskrankenkasse Remseheid war es uns mSglieh, im April 1934 in Remseheid Untersuchungen an Schleifern durchzufiihren. Diese Untersuchungen sollten uns eine Erweiterung der bei don Berg- leuten gesammelten Erfahrungen auf andere silieosegefiihrdete Berufe bringen. Schleifer des Remscheider Gebie~es wurden hierzu ausgew~Lhlt, weft einmal Silieose bier h~ufig vorkommt, und weil zweitens bei diesen Arbeitern die Arbeitsbedingungen durch viele Jahre relativ konstant sind. Dureh die hygienischen Ma~n~hmen, welche im Laufe der letzten Jahre in den Schleifereien durehgeffihrt worden sind, ist zwar sicher die Sflieose- gef~hrdung gesunken. Da sieh diese MaBnahraen jedoch ann~hernd gleieh- mgBig auf al]e Betriebe erstrecken, so wird hierdureh die Vergleichbarkeit der einze!nen Arbeiter der versehiedenen Betriebe nieht in Frage gestellt.

Eine n~here Charakterisierung der Arbeitsbedingungen, die fiir die En~stehung der Silieose ifieht unwesentlich sind, kann an dieser Stelle nicht gegeben werden, ebenso wie wir auf die Besonderheiten der Sehleifer- lungen im Gegensatz zu anderen Silieosen nieht eingehen k6nnen.

Page 24: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

der Nase ffir die En~sCehung der Lungensilicose. 241

Unsere Versuchsreihe an Schleifern umfa2 t 3 Gruppen yon Personen. Die Gruppe 1 enth~lt 20 alte Schleifer, bei denen auf Grund eines berufs- genossenschaftlichen Rentenverfahrens das Vorhandensein einer schweren 'Staublunge anerkann t war. I n Tabel le3 sind die Messungen an 18 Sehleifern wiedergegeben. Bei 2 Sehleifern war es nicht m6glich, brauehbare Messungen auszufiihren, da sie infolge ihrer fortgeschri t tenen Silieose derar t an A temno t litten, da[~ sie den Atem nicht, wie es fiir die Messung erforderlieh ist, einige Sekunden anhal ten konnten. I n der Tabelle ist jeweils auch angegeben, wie hoeh die Erwerbsbesehr~nkung infolge der Staublunge eingeseh~tzt worden ist. Die iibrigen St~be ent- sprechen denen der Tabelle 1.

~r .

1 2 3 4 5 6 7 9

10 11 13 14 15 16 17 18 19 20

Alter J a h r e

55 53 65 62 64 65 63 62 52 60 60 57 44 63 49 46 68 51

Arbeits- a l te r

T a b e l l e 3.

Staub- E r k r a n k u n g b indung

15 ,8 schwer 100% 9,8 ,, 3O%

59,4 ,, 40% 22,0 ,, 50 % 11,7 ,, 60% 59,0 ,, 4O% 11,9 ,, 60% 4,6 ,, 60%

17,6 ,, 40% 5,5 ,, 50% 0,0 ,, 50%

28,0 ,, 30% 17,9 ,, 60% 10,8 ,, 40% 19,0 ,, 70% 23,3 ,, 60% 23,6 ,, 50% 13,7 ,, 80%

Index Bemerkungen

- - 19 - - 21 -- 17 Mundatmer - - 20 - - 3 6

- - 1 8

- - 3 9

- - 4 2

- - 1 9

- - 3 9

- - 3 9

- - 22 -- 10 ~- Tuberku]ose - - 35 -- 19 -~ Tuberku|ose - - 1 3

- - 4 3

- - 1 4

Wir sehen, dab die Mehrzahl dieser an schwerer Staublunge erkrankten Schleifer ausgesproehen sehleehte Nasen haben. E i n e Ausnahme bildet r~eben dem Munda tmer Nr. 3 nu t Nr. 6. Dieser jedoch blickt auf eine 48j~hrige T/~tigkeit Ms Schleifer zurfick.

Ganz allgemein l inden wir, dab die Schleffer sehr viel l~nger arbeiten als die Bergleute. AJllein hierdurch wird natiirl ich die Wahrscheinlich- keit, dab eine sehwere Silicose entsteht , wesentlieh gr613er, und der Ein- flul~ der ArbeRsdauer muB bei einer ~bers ieht fiber die Erk rankungen starker in die Erscheinung t re ten als bei den Bergleuten.

Die F~lle der Gruppe 2 sind in Tabelle 4 aufgefiihrt. Diese Gruppe ent- h~lt F~lle, die seitens der Berufsgenossenschaft nieht als schwer anerkannt Waren. Es handel t sich demzufolge meist u m leichte oder mitt lere Silicose.

l~eben ausgesprochen schleehten Nasen l inden wir hier aueh mittlere, allerdings bei sehr langen Arbeitszeiten. Auffallend ist, dal~ der einzige ~ a n n (Nr. 7), der t ro tz 26j~hriger Arbeitszeit nur in die Gruppe , ,beginnend" geh6rt, eine S taubbindung yon 56% aufweist.

Arbeitsphysiologie. Bd. 8. 16

Page 25: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

9,49~ Gun~hcr Lehmann: Die :Bedeutung des StaubbindungsvermSgens

T a b e l l e 4.

Nr.

1

2 3 4 5 6 7 8 9

10

Alter Jal~re

61 45 52 42 43 39 60 50 34 35

I Arbeits- alter

37 J 19

32 ' 20

24 14 26 36 16 19

Staub - bindung

9,7 5,7

47,1 18,9 32,6 3,5

56,0 6,9 7,0 0,4

Erkrankung

leich$ mittel leicht mittel mittel leicht

beginnend mittel mittel mittel

Index

- - 8 2

11

33 - - 12

19

Bemerkungen

-4- Tuberkulose

U m den Naehwais zu ffihren, dab die Erkrankungswahrscheinlichkeit neben dem Arbeitsalter dureh das Staubbindungsverm6gen der Nase gegeben ist, war es notwendig, neben erkrankten Arbeitern aueh solche zu untersuchan, die trobz langj/~hriger Arbeitszeit gesund geblieben sind. Da die Schleifer nieht, wia die Gesteinshauer regelmiii3ig rSntgenologiseh untersueh$ werden, so war as uns unmSgliah, yon vornherein alte gesunde Leute auszuw~hlen. Wir muSten daher den Weg gehen, als 3. Gruppe angeblich gesunde, d .h . solehe, die sich in keiner Weise krank fiihlten und yell arbeitsf~hig waren, rSntgenologisch zu untersuchen, in der Hoffnung, unter ihnen mSgliehst viele, auch rSntgenologiseh gesunde zu finden. Die r6ntgenologisehen Untersuehungen und die Stellung der Diagnosen wurde freundlieherweise yon Herrn Dr..Bergerho]], RemseYmid, fibernommen.

Die 24 Schleifer der Gruppe 3 sind in Tabelle 5 aufgefiihr~. Der Stab , ,Erkrankung" zeigt, da$ sieh unter diesen 24 angeblieh gesunden Leuten nur 2 befanden, bei denen mit Sicherheit das Bestehen auch der leichtesten silieotischen Ver/inderung ausgeschlossen werden konnte. Nut weitere 4 konnten als beginnende Silicosen angesehen werden, w/~hrend alle fibrigen 18 ]eiehte, mitt lere oder sogar schwere Staublungen aufwiesen. Wenn auah die Zahl dieser untersuchten Leute zu gering ist, um hieraus statistisehe Sehlfisse auf die Hs der Silieose bei Sehleifern zu ziehen, so zeigen diese Zahlen doeh, dab die Schleif~rlunge eine ganz au~erordentlich grebe Verbreitung hat. Ein ~berbl iek fiber die Werte des Staubbindungsverm6gens zeigt allerdings, dal3 w i r - wahr- seheinlich zufis - - nur sehr wenige Leute mit guter Staubbindung erfaBt hatten. Ms Stiitze unserer Ansieht kSmien wesentlich Nr. 6 und 11 dienen. Die fibrigcn gesunden und beginnenden F/ille haben mittlere oder schleehte Nasen, aber eine verh~ltnism/~l~ig kurze Arbeitszeit. Die weiteren Fi~lle haben sehlechte Nasen und sind entsprechend erkrankt. Eine Ausnahme bildet Nr. 7, der trotz guter Nase ert~.ankt ist.

:Die F/~lle Nr. 8 und 15 diirften auf falsehe Messungen zurfickzuffihren sein, da sieh bei ihnen neben den in der Tabelle angegebenen Werten aueh niedrigere fanden. Eine Naehpriifung war aus /~uBeren Grfinden ]eider nieh~ mSglich.

Page 26: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

der Nase fiir die Entstehung der Lungensilicose. 0,48

Nr,

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24

Alter Jahre

36 55 31 36 57 49 44 40 33 26 37 24 27 30 30 34 43 36 24 58 5O 30 31 32

Arboits- alter

19 10 10 20 36 29 26 25 19 11 11 10 6 7

14 12 22 16 5

11 30 4

16 17

Tabe l l e 5.

Staub- Erkrankung bindung

28,0 schwer 7,2 mittel

38,4 leieht 33,7 mittel 28,7 leicht 7 3 , 9 beginnend 59,6 mittel 58,4 ? schwer 12,4 leieht 21 ,1 begim~end 5 2 , 0 beginnend 22,6 keine 4,2 leicht 4,6 leicht

64,7 ? mittel 11,3 leicht 10,7 leieht 5,0 leieht 8,3 leieht

26,0 leieht 12,6 leioht 17,1 leicht 9,9 beginnend

24,0 keine

Index

- - 5

- - 6

+ 9 - - 3

- - 22 + 8 + 4 (?)

- - 13 • 0 § 15 § 1 - - 4

- - 5

(~) - - 6

- - 1 7

- - 1 3

- - 1

+ 2 - - 24 + 5 - - I1 - - 5

Bemerkungen

In der Abb. 8 sind ebenso, wie das in Abb. 5 fiir die Bergleute geschehen ist, die einzelnen F/~lle eingetragen, wobei als Abszisse wiederum das Staubbindungsverm6gen und als Ordinate die Arbeitszeit dient. Die Schwere der Erkrankung ist durch die einzelnen Zeichen angedeutet. Vgir sehen, dab sich nament]ich die schweren F/ille links oben gruppieren. ]~s folgen dann die mittleren und leichten und schlieBlich die beginnenden Uad gesunden. In der Abbildung ist durch den Nullpunkt der Koordi- naten eine gerade Linie gezogen, welche der bei den Bergleuten er- ~ittelten. theoretisehen Grenzlinie zwischen gesund und krank ent- spricht. Es ergibt sich kein Widerspruch, wenn wit diese Linie auch bei den Schleifern in erster Ann~herung als Grenze nehmen. Dutch den ~angel an gesunden Arbeitern und die Viel kleinere Zahl der F~]le ist die Beziehung naturgem~I3 weniger deutlieh.

Da uns yon s~mtliehen untersuchten Schleifern R6ntgenaufnahmen Zur Verftigung standen, konnten wit gemeinsam mit Herrn Dr. Bergerho// den Versuch machen, die einzeinen F~lle nach der Schwere der Erkrankung zu ordnen. Auf Grund der so erhaltenen Rangordmmg wurde eine Ein- teilung der ,F,~lle vorgenommen, wobei jede der Gruppen ,,beginnend" his ,,schwer nochmals in 2 Untergruppen eingeteilt wurde, so dal~ sich im ganzen 9 Untergruppen ergaben. Auf Grund dieser Einteilung konnte eine Korrelationsrechnung durchgeffi_hrt werden. Die Korrelation ZWischen der Schwere der Erkrankung und dem ~4xbeitsalter betrug:

r = 0,564 • 0,0656, 16"

Page 27: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

244 Gun~her Lehmann" Die Bedeu~ung des Staubbindungsverm6gens

war also stark positiv. Eine positive Korrelat ion war durchaus zu er- warten, jedoch ist sie dureh die Tatsaehe, dab unter den untersueht~n Sehleifern sehr viele schwere F/file yon besonders hohem Arbeitsalter waren, sieher besonders stark zum Ausdruek gekommen. Die Korrela~ion zwisehen der Sehwere der ErkraiLkung und dem St~ubbindungsverm6gen der Nase war wegen des sehr verschiedenen Arbeitsalters geringer.

gO, �9 oe J ~

�9 J 8 0 ' ,. �9 oo * ~ " v

20 " ~ o "- e O f /% /

�9 v . , , ~ , �9 %/

10 "- ~ ^ . . . . . . . e to

.

0 10 2O 8O r 50 ~0 70

v Beginnend "Le/?~t �9 Hi#elzz. Jch~,er Abb. 8,

^ Oe~u~d

N den Wir haben aueh yon den Sehleifern naeh der Formel - ~ - - A

Gefi~hrdungsindex bereehnet (s. TabeUe 3--5). l~iir die sehweren l~/file ergibt der Index einen Mittelwert yon - -24 ,8 , fiir die mittleren yon - -11 ,5 , fiir die leieht~n yon - - 7 , 8 , die begimuenden yon -k 2,8. Die beiden gesunden ergeben - - 2 . Die durehschnittliehen Ludiees ent- spreehen also - - abgesehen yon den beiden gesunden, die zu niedrig liegen - - durehaus unseren Erwartungen. _~aders ausgedriiekt bedeutet das, dab die yon uns gefundene auffallend hohe Zahl yon Erkrankungen nieht auf eine im Vergleieh zu den Bergleuten h6here Gefii~rdung bezogen ~.u werden braueht, sondern sieh dureh die Auswahl yon Leuten mit hoher Arbeitszeit und sehleehtem Staubbindungsverm6gen erkl/~rt. Die Dureh- schnittswert~ der Indices liegen sogar aUe tiefer als die entspreehenden Werte bei den Ges~inshauern, so daft der Grad der Gef~hrdung sogar etwas geringer zu sein scheint. Die Korrelation zwischen der Sehwere der Erkrankung und dam Index der Gef~hrdung betrug:

r = - - 0,745 ~: 0,0428,

Page 28: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

der Nase fiir die Entstehung der Lungensilicose. 245

war also wesentlieh hSher als die Korrelation zwischen der Schwere der Er~rankung und dem Arbeitsalter. Die Korrelation ist negativ, well einem starker negativen Index die sehwerere Erkrankung entsprieht. In der hohen Korrelation kommt zum Ausdructr, dab auch ffir die Sehleifer in den beiden Faktoren Arbeitsalter und Staubbindungsf~hig- keit die fiir das Auftreten der Sflicose bestimmenden GrSBen erfaBt sind.

d) Unter, uchungen an Arbeitern yon Silicastein/abriken.

Unter Silicasteinen versteht man eine silieiumreiehe Art yon feuer- festen Steinen, die ffir die Stahlgewinnung Verwendung finden. ])as Ausgangsmaterial bildet Quarzit yon sehr hohem Kiesels~uregehalt. I)er Quarzit wird in Kollerg~ngen gemahlen, nachdem er vorher dutch Brecher zerkleinert ist. Bei diesem Zermahlen ist eine betr~chtliehe Staubbildung unvermeidlieh. Das entstandene Mehl wird angefeuehtet, ~ait einigen Zusehl~gen versehen, zu Steinen geformt, getrocknet und sehlieBlich gebrannt. Wenn auch eine Staubbfldung haupts~ehlieh bei dem MahlprozeB auftritt, so sind doeh alle Arbeiter eines derartigen ]~etriebes gef~hrdet, da die r~umliehe Trennung zwisehen den einzelnen Abteilungen nieht s~reng genug ist, um ein ])urehdringen des feinsten Staubes zu verhindern.

Aus einem derartigen Werk (1) untersuchten wit 16 Arbeiter, aus einem anderen Werk (2) die gesamte Belegsehaft yon 173 Mann. In diesem Werk 2 wurden neben Silieasteinen aueh Sehamottesteine her- gestellt, wobei zwar ebenfalls sehr viel Staub entsteht. Jedoeh ist dieser Staub infolge seines geringen Kiesels~uregehaltes kaum als gef~hrlieh a~zusehen. Diese Verh~lhlisse im Werl~ 2 brachten es mit sich, daB der Grad der GeffiJardung der einzelnen Arbeiter sehr verschieden war. Als besonders gef~hrdet miissen die Arbeiter am Kollergang bezeiehnet Werden und wahrseheinlieh aueh die an den (~fen, da beim tterausnehmen der gebrannten Silic~steine feinster Staub entsteht. Unter den unter- Suchten Arbeitern sind abet bestimmt einige, die nur in ganz geringem babe oder fiberhaupt nicht geffi~rdet sind. Wir diirfen daher nieht erwarten, unter diesen Arbeitern so relativ gleiehartige Verh~l~nlsse aazutreffen wie unter den Bergleuten und unter den Sehleifern. Da die Arbeiter der Silieasteinfabriken dureh eine regelm~Bige Untersuehung aoeh nieht erfai~t waren, mul~te die Nasenuntersuchung mit einer rSntgeno- logisehen Untersuehung parallel gehen.

Wit besehrs uns auf eine gekfirzte Wiedergabe der Befunde in dea Abb. 9 und 10. In Abb. 9 sind die Ergebnisse ebenso dargestellt ~ie in Abb. 5 die Ergebnisse bei Bergleuten. Wir sehen, dab sieh unCer den Arbeitern eine grofle Anzahl yon Leuten befindet, die erst weniger als 2 Jahre in dem Staubbetriebe arbeiten. Die Messung dieser Leute hatte praktiseh die Bedeutung einer Eignungsuntersuehung fiir die Arbeit

dem Silicasteinbetrieb. Wir haben sie in die Abb. 9 aufgenommen, Obwohl die Befunde bei diesen Leuten noch niehts dariiber aussagen

Page 29: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

246 Gunther Lehmann: Die Bedeutung des 8taubbindungsvermOgens

kSnnen, ob zwischen dem Staubbindungsvemn6gen und der Staublunge eine Beziehung besgeht. Sie geben jedoch ein Bild dariiber, wie sich das StaubbindungsvermSgen bei gesunden jungen M/~rmern verh~lt und wieviel Prozent aller Menschen fiir die Arbeig in derartigen Betrieben

Q

vle dm~ �9 m /

/ /

/ �9 / �9 /

/ /

/

qO

3 8 -

30

3 # -

82

30~-

~.8 I.

Z6~ �9

Z#

22

/ /

/ /

/

/ /

/ /

/ ,4

/

/ / Z -

^

�9 �9 �9 / / / el �9 �9 /x

i ^ / v

f 6 1 / / ,~'^ ~ V t O oV v v �9 , / V ,,, |

/ - f # _ v . / v . v

A A v l ~ A

f 2 ^ ^ ~ v . / . ^ - v , v �9 �9 v V , /i

1 0 q ~ - v , * z / v "

a

s ^ ^ // �9 V A V A

8 v e ^ ,',iv A

6 - / ^ v /

. . , // ,., . . . . A ~ - V

/ J v / v v A

Z- / ' ~ ^v % vV / v ,,..^. , . ^ ^ . A , . ~ , , ^ . ~ ^ v^ , . ~ A ^ A V b, - ,.~,

"Io 80 30 ~ 50 #0 A Gesu#d v Beg/z#ezM . /~/ch/ �9 M/l~l u.3#hwez, o /dund~

A b b . 9.

A 7O

ungeeignet:sind. Als ungeeignet kann man dabei alle Personen ansehen, deren Nasen tin Staubbindungsverm6gen unter 40% haben. In Abb. 9 is~ wieder die schr~ge Linie eingetragen, welche der Gleichung

N - - - - A ~ 0 2 entspricht. Wir sehen, dab diese Grenzlinie auch hier eine gewisse Bedeutung hat. Worm auch einorseits mlverkennbar ist, dab die Zahl

Page 30: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

der Nase fiir die Entstehung der Lungensilicose. 247

der Gesunden, die fiber der Linie liegt, bier relativ gr58er ist als bel den friiher besprochenen Arbeiterkategorien, so finder sich andererseits aber aueh eine Anzahl yon Kranken, die unter die Linie fallen.

In Abb. 10 sind nur diejenigen Arbeiter aufgenommen, die mehr als 2 Jahre in dot Fabrik gearbeitet haben. Die Art der Darstellung

?0

,.+0

'+.'0 It. +_,, +[:'I ' lil" 2 0 - t tI tll IJ i I i I,

7 o - i i il,lmLjt l i , II ' I 1 1 o III I,,hl~ill,l,,

eO- i

~o-t l , co I II: ~III , I

fill II ~, ,

+-li l ~ I I I i i

' ~ 1 ' i ' I ' " I ~ " ' I '

t i l l i I , ~, II II ,I ZO'-i i: Ill" II~'ll 7 0 i ~ 1 1 1 ' I I l l I I

Iii Ill~llll~ It : I l l l l l t i , i , ~ l !

3- 70 Juhz'e

I.

. . . . IVI /NI u. 6'chwen o l,'lund~'tmen

I I , II Iizll

7 1 - ~ J a h r e

I lli;i i ,:

I1~ I: '~ :' i i ]

II"l:J;:~ I ' I ! ' : i l l"+' '::' , l : ' : l l i,, :I I : , , uIl,,II ii Ii 111 ~Ilil !I~ III11 i i;:,~ II,I, IIhIl! ~ i~11,,~I~, n,,iill Ill 'I i ~'' I,, !,

" - ' G e s u n d - - - -Segz 'nnend - - - Le/ch/

A b b . 1 0 ,

entspricht der Abb. 7. Der obere Teil der Abbildung enth~lt die Arbeiter, die 3 bis 10 Jahre in der Fabrik gearbeitet haben. Die Arbeiter mit guten Nasen sind gesund oder haben h5chstens eine beginnende Staub- lunge. Unter den Arbeitern mit schleohten ~qasen finden wir leichte m~d rnittlere Staublungen neben gesunden und begirmenden Fallen. A]le Arbeiter, die 11 und mehr Jghre in Silicabetrieben ti~tig waren, linden sieh in der unteren Hiilfte der Abbildung. Wit sehen auch hier bei den schlechten Nasen noch gelegentlich Gesunde. Es sind das wahrseheinlich Arbeiter, die an sehr wenig gef~hrdeten Punkten ts waren. Bei den Arbeitern mi~ guten Nasen f~llt es auf, dab unter ihnen verh~l~nism~Big wenig Gesun4e, aber sehr viel ,begirmende" Fglle sind.

Page 31: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

248 Gunther Lehmann: Die Bedeutung des StauhbindungsvermSgens

Bei der Beurteilung dieser Befunde ist nicht zu vergessen, dal] die Diagnose ,,beginnende Staublunge" auf Grund des RSntgenbildes mit einer sehr grol~en Unsieherheit behaftet ist. Es handelt sich sehr oft um Bilder, die man gelegentlich auch bei Mensehen sieht, die niemals mit Kiesels~urestaub in Verbindung gekommen shad. Immerhin ist es gut denkbar, dal~ dieser Zustand der Lunge, den wir a ls beginnende Staub- lunge bezeichnen, besonders dann entsteht, wenn fiber lange Zeit nur kleine Staubmengen in die Lungen gelangen. In Silicabetrieben genfigt demnaeh much eine gute Nase nieht, um die Lunge vor Erscheinungen leichtester Art zu bewahren. Es sei bemerkt, dab nach den klinisehen Erfahrungen derartige, nach langer Arbeitszeit auftretende leichteste Erscheinungen meist nicht oder nur sehr langsam fortsehreiten, so dab praktiseh kaum die Gefahr besteht, dab es noeh zu sehwereren Bfldern 'kommt. Die Arbeiter, die trotz guter Nasen leichte oder mittlere Silieose haben, sind haupts~ehlieh solehe, die am Kollergang gearbeitet haben oder aber Arbeiter, deren Aufgabe darin besteht, die fertiggebrannten Steine aus dem Ofen herauszunehmen. An diesen Stellen ist offenbar die Gef~hrdung so grol], dab es unter Umst~nden trotz guter Nase zu ausgesprochenen silieotischen Ver~nderungen kommen kann.

IV. Die Beziehungen zwisehen dem Lebensalter, der Erkrankungs- wahrscheinlichkeit an Silicose und dem Staubbindungsverm~gen

der Nase. In der Darstellung der einzelnen Be.rufszweige haben wir stets das

Arbeitsalter in Beziehung gesetzt zu der Staubbindungsf~higkeit der Nase. Wir haben also die Zeit beriicksiehtigt, w~hrend der der betreffende Mann der Staubeinwirkung ausgesetzt war, ohne Rficksicht auf sein Lebens- alter. In den Tabellen ist jedoeh aueh das Lebensalter angegeben. Eine entsprechende graphisehe Darstellung, auf deren Wiedergabe wir hier verziehten, zeigt, dab sieh ungef~hr die gleicben Beziehungen ergeben, wem~ wir an die Stelle des Arbeitsalters das Lebensalter setzen. Es ist aber sehr wahrscheinlieh, dab der Grund hierfiir nur darin liegt, dab die meisten Arbeiter ungef~hr in gleiehem Lebensalter die Arbeit aufnehmen und daher Lebensalter und Arbeitsalter in fast allen F~llen parallel gehen.

W~hlt man zur Beurteilung versehiedener Einflfisse auf die Erkran- kungsh~ufigkeit ausgesproehen sehwere F~lle neben gesunden aus, so ist es fast unvermeidlich, dab die schweren F~lle ein hSheres Lebensalter aufweisen als die gesunden. Man kSnnte z. B. aus einer Darstellung wie Abb. 8, die sieh auf Sehleifer bezieht, den SehluB ziehen, dal] das Lebens. altar der wiehtigste und fast allein maBgebende Faktor ffir die Ent- s~ehung der St~ublunge ist. Bei den Bergleuten haben wir in der Ver- suchsreihe A absiehtlich alte gesunde Leute in grol]er Zahl ausgew~hlt und hierdureh erreicht, dab dieser Eindruck nicht entsteht. Betraehtet man nut die Versuehsreihe B, in der gesunde alte Bergleute kaum ent- halten sind, so kSnnte man auch bier diesen Eindruelr gewinnen.

Page 32: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

der Nase fiir die Entstehung der Lungensilicose. 249

Angesichts der Abb. 8 kSnnte n ~ n zwar die Ansicht vertreten, dab ausschlaggebend das Lebensalter ist, miiBte jedoch daneben die Fest- stellmlg machen, dab diese alten Leute auffallend sehlechte Nasen haben. Man kSnnte so zu der Auffassung kommen - - die allerdings unserem Befund an Bergleuten (Versuehsreihe A) widersprechen wiirde - - , dab mit fortschreitendem Lebensalter ganz generell eine Versehlechterung der Nase eintritt und dab auf diese Weise indirekt eine Parallele zwischen dem StaubbindungsvermSgen und der Silieoseerkrankung zustande kommt.

Wenn wit auch noch nicht alle Faktoren fibersehen, die maBgebend dafiir sind, ob das StaubbindungsvermSgen einer Nase gut oder schlecht ist, so ist es doch sicher, dab die normale Besehaffenheit der Sehleimhaut eine Rolle spielt und dab speziell atrophisehe Prozesse zu einer Ver- schlechterung der Staubbindungsfghigkeit fiihren. Es wiire d~her durch- aus versti~ndlich, dab in vielen F/~llen mit der Zunahme des Lebens- alters eine Verschlechterung der Iqase eintritt. Dem wiirde nieht wider- sprechen, dab es auch einzelne gltere Leute mit einer guten und viele junge Leute mit bereits sehlechten Nasen gibt.

Um diese l~rage zu ldiren, war zu ermitteln, ob eine negative Korre- lation h6heren Grades zwisehen Staubbindungsverm6gen und Lebens- alter vorhanden ist. Zur Errechnung dieser Korrelation war lmser Material an Bergleuten ungeeignet, da wir uns ja absiohtlich Gruppen yon geslmden und kranken Leuten ausgewihlt batten, die Zusammen- setzung also auch in bezug auf das Staubbindungsverm6gen nicht dem Zufall entspraeh. Wohl aber konnten wir zu einer Beurteilung die Arbeiter aus den Silicasteinfabriken heranziehen, da hier entweder die gesamte Belegsehaft untei'sueht wurde, oder aber Leute ohne besonderes Auswahl- prinzip herausgegriffen waren. Ferner war zu dieser Beurteilung geeignet die Gruppe 3 de r Schleifer, w/~hrend die Gruppen 1 und 2 aus dem gleiehen Grund wie die Bergleute hierzu ungeeignet waren. Wit koimten Weiterhin unsere Messungen an beliebigen, nicht staubgef~hrdeten Per- SOnen verwenden, die bereits friiher i wiedergegeben worden sind. Da sieh die letztgenannte Gruppe yon Personen inzwisehen noeh wesentlieh VergrSl~ert hat, standen uns zur Beurteilung insgesamt 253 Personen zur Verffigung, die sich ziemlieh gleichm~13ig auf die Lebensalter yon 20 bis 60 Jahren verteilten.

�9 Wir bereehneten nun die Korrelation zwischen Lebensalter und ~tanbbhldungsf~higkeit und fanden bei diesen, ohne jedes Auswahl- prinzip herausgegriffenen Personen eine Korrelation:

r ---- - - 0,0328. I)iese Zahl besagt, dal~ eine Verschleehterung des Stanbbindungsver- ~aSgens mit dem Lebensalter praktiseh nicht eintritt. Die Ansicht, dal3 ein Tell unserer Befunde dadurch erkl~rt warden kann, dab sowohl das Auftreten der Staublunge wie die Verschleehterung der Staub- ~ t dem Lebensalter ist nieht haltbar. parallel geht , demnaeh

1 Arb.l~hysiol ' 7, 167 (1933).

Page 33: Die Bedeutung des Staubbindungsvermögens der Nase für die Entstehung der Lungensilicose

250 Gunther Lehmann.

Zusammenfassung. Aufbauend auf einer frfiher beschriebenen Methode zur Messung des

StaubbindungsvermSgens der menschlichen Ease wird ein Apparat besehrieben, der die praktische Durchffihrung derartiger Messungen an einer gr613eren Zahl yon Mensehen erm6glicht. Einzelheiten der Methode werden beschrieben, die Durehffihrung einer Messung im einzelnen dar- gestellt.

An 503 Bergleuten (Gesteinshauern) werden Messungen des Staub- bindungsvermSgens durehgefiihrt und mit dem Grad der bestehenden Silieoseerkrankung vergliehen. In den hSehsten Altersklassen, d . h . bei Bergleuten, die fiber 16 Jahre vor Stein gearbeitet haben, haben die Gesundgebliebenen mit ganz wenigen Ausnahmen ein ausgesprochen gutes Staubbindungsverm6gen, w~hrend die an Silicose erkrankten in der Mehrzahl sehlechte Nasen haben. In den jfingeren A]tersstufen fs auf, dab alle frfihzeitig Erkrankten sich durch ein sehlechtes Staub- bindungsvermSgen auszeichnen. Mmldatmer erkranken in der Regel, da sie yon dem guten Staubbindungsverm6gen ihrer Nase keinen Gebrauch maehen.

Aus den Befunden wird der Schh12 gezogen, dam das St~ubbindungs- verm6gen der Nase neben der Dauer der Arbeit der wichtigste dispositio- nelle Faktor fiir die Erkrankung an Lungensilicose ist.

Als Durchsehnittsregel kann geltcn, dam eine Gef~hrdung beginnt,

wenn der Ausdruek Staubb~ndungs/iihigkei~ der l~ase minus Arbeitsalter 2

(J~hre) den Wert 0 hat. Ist dieser GefAhrdungsindex positiv, so ist eine Silieoseerkrankung unwahrseheinlieh. Die Wahrscheinliehkeit einer sehweren Erkrankung w/ichst proportional dem negativen Weft dieses Index.

Untersuehungen an 52 Sehleifern des Remscheider Gebietes fiihrten zu dem Ergebnis, dab auch bei dieser Berufsausfibung neben dem Arbeits- alter die Staubbindungsfi~higkeit der Nase bestimmend ist fiir den Ein: tritt und die Schwere der Erkrankung.

Bei 189 Arbeitern von Silicastehffabriken wurde ebenfalls die Be- deutung des Staubbindungsverm6gens fiir die Silicoseerkrankung fest- gestellt, jedoeh waren bei diesen Arbeitern infolge der sehr stark weehseln- den Staubgef~hrdung an den einzelnen Arbeitspl~tzen die Verh~ltnisse weniger regelm~13ig als bei den Bergleuten und Sehleifern.

An Hand eines Materials yon 253 Personen, die ohne jedes Auswahl- prinzip untersucht wurden, ergab sieh, da~ eine regelm/i~ige Verschlechte- rung des Staubbindungsverm6gens der Nase mit dem Lebensalter prak- tisch nicht eintritt.