die austauschverhältnisse im außenhandel

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Die Austauschverh~ltnisse im Auflenhandel Von Dennis H. Robertson, Cambri4ge (England) He said' I hunt for haddocks' eyes I sometimes dig for buttered rolls, Among the heather bright, Or set ~imed twigs for crabs; And work them into waistcoat-buttons I ,sometimes ,search the grassy knolls, In the silent night. For wheels of Hansom-cabs. And these I do not sell for gold And that's the way' (he gave a wink) Or coin of silvery .shine, 'By which I get my wealth -- But for a copper halfpenny, And very gladly will I drink, And that will purchase nine. Your Honour's noble health. (Gesang des alien Mannes ,,Through the Looking-glass") 1. Dieser Attfsatz will in einer einigermalien trockenen Art ge- wisse Grundfragen der Terminologie und der reinen Theorie behan- deln und sell als Grundlage und vielleicht auch als Priifstein ftir eine lebendigere und wirklichkeitsnahere Diskussion dienen. Literatur- hinweise wurden bewut~t vermieden. I. Die verschiedenen Bedeutungen einer Anderung der Austausch- verh~ltnisse 2. Wenn man sagt, dag sich zwischen zwei Zeitpunkten die Aus- tauschverh~ltnisse zwischen einem Gebiet P und einem anderen Ge- biet Q (das alle iibrigen Staaten der Welt umfassen kann) zugunsten yon i ) verschoben haben, so scheint es, dug verniinftigerweise zu- mindest einer yon drei Sachverhalten gemeint werden kann. A. ])as Importvolumen, das P yon Q im Tausch fiir ~ede Einheit ~-on P's Exporten erh~lt, ist gestiegen. B. Die Zahl der Produktionsmitteleinheiten in Q, iiber deren Pro- dukte mit einer Produktionsmitteleinheit in P verfiigt werden kann, ist gestiegen. C. D~s Volumen der Importe aus Q, iiber das mit einer Produk- tionsmitteleinheit in P verfiigt werden kann, ist gestiegen. 3. Da alle in Frage stehenden Quantit~ten ~ Importvolumen, Ex- portvolumen, Produktionsmittelmengen -- zusammengefagte GrSl~en sind, gibt es kein eindeutiges Verfahren, Anderungen ihrer Beziehun- gen zu messen. Alle wohlbekannten Schwierigkeiten tiber die Kon- struktion yon Indexzahlen t~uchen auf; auf sic kann .~edoch hier nicht weiter eingegangen werden.

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Die Austauschverh~ltnisse im Auflenhandel Von

Dennis H. Robertson, Cambri4ge (England)

He said' I hunt for haddocks' eyes I sometimes dig for buttered rolls, Among the heather bright, Or set ~imed twigs for crabs;

And work them into waistcoat-buttons I ,sometimes ,search the grassy knolls, In the silent night. For wheels of Hansom-cabs.

And these I do not sell for gold And that's the way' (he gave a wink) Or coin of silvery .shine, 'By which I get my wealth - -

But for a copper halfpenny, And very gladly will I drink, And that will purchase nine. Your Honour's noble health.

(Gesang des alien Mannes ,,Through the Looking-glass")

1. Dieser Attfsatz will in einer einigermalien trockenen Art ge- wisse Grundfragen der Terminologie und der reinen Theorie behan- deln und sell als Grundlage und vielleicht auch als Priifstein ftir eine lebendigere und wirklichkeitsnahere Diskussion dienen. Literatur- hinweise wurden bewut~t vermieden.

I. Die verschiedenen Bedeutungen einer Anderung der Austausch- verh~ltnisse

2. Wenn man sagt, dag sich zwischen zwei Zeitpunkten die Aus- tauschverh~ltnisse zwischen einem Gebiet P und einem anderen Ge- biet Q (das alle iibrigen Staaten der Welt umfassen kann) zugunsten yon i ) verschoben haben, so scheint es, dug verniinftigerweise zu- mindest einer yon drei Sachverhalten gemeint werden kann.

A. ])as Importvolumen, das P yon Q im Tausch fiir ~ede Einheit ~-on P 's Exporten erh~lt, ist gestiegen.

B. Die Zahl der Produktionsmitteleinheiten in Q, iiber deren Pro- dukte mit einer Produktionsmitteleinheit in P verfiigt werden kann, ist gestiegen.

C. D~s Volumen der Importe aus Q, iiber das mit e iner Produk- tionsmitteleinheit in P verfiigt werden kann, ist gestiegen.

3. Da alle in Frage stehenden Quantit~ten ~ Importvolumen, Ex- portvolumen, Produktionsmittelmengen - - zusammengefagte GrSl~en sind, gibt es kein eindeutiges Verfahren, Anderungen ihrer Beziehun- gen zu messen. Alle wohlbekannten Schwierigkeiten tiber die Kon- struktion yon Indexzahlen t~uchen auf; auf sic kann .~edoch hier nicht weiter eingegangen werden.

378 D.H. Robertson:

Fiir einige Zwecke mag es eine zulassige Vereinfachung sein, eine Arbeitsstunde von bestimmter Qualitat als reprasentativ ffir eine Pro- duktionsmitteleinheit zu nehmen. Wenn wir so veffahren, dann ist es, wenn mit einer Standardarbeitsstunde in P fiber das Produkt yon mehr (weniger) als einer Standardarbeitsstunde in Q verffigt werden kann, auch zul~ssig, davon zu spreehen, dab die Austauschverh~ilt- nisse im Sinne B zugunsten (zu Ungunsten) yon P sind oder stehen. (Es ist niemals zulassig, in dieser Weise yon den Austausehverhalt- nissen im Sinne A oder C zu sprechen: neun Westenkn(ipfe kOnnen nicht in irgend einem absoluten Sinne als viel oder wenig bezeichnet werden, wenn sie im Tausch gegen eine Kupfermfinze gegeben oder genommen werden.)

4. Von den drei unterschiedenen Fallen ist A der ,,natfirliehste" und der am unmittelbarsten relevante fiir Diskussionen fiber Ver- anderungen der Zahlungsbilanz. Die in Frage stehende Gesamtheit wird zweckm~il~igerweise Waren-Austauschverhaltnis genannt, obwohl die Preise von laufenden ,,lmsiehtbaren" Exporten und Importen wie Frachten ebensogut in die Berechnung einbezogen werden kOnnen, soferne Unterlagen verfiigbar sind. Der Fall B ist der grundsiitzlichere und die Austauschverhi~ltnisse in diesem Sinne werden daher die ,,echten" Austauschverhi~ltnisse genannt (V i n e r nannte sie ,,double factoral"). Dieser Fall ist am relevantesten fiir Diskussionen fiber den relativen nationalen Lebensstandard oder fiber ,,Gleichgewichtslagen" der Wechselkurse. Der wichtigste Aspekt der Beziehungen zwischen A und B (einige andere Gesichtspunkte werden sparer geprfift) mag durch den t t inweis illustriert werden, daR die Austauschverhaltnisse im Sinne B sich zugunsten von P verandert haben kSnnen, auch wenn sie sich im Sinne A zu seinen Ungunsten versehoben haben, wenn die Produktivitat in P zwischen zwei Zeitpunkten starker gestiegen ist als in Q.

C ist der relevanteste Fall fiir die Diskussion fiber Anderungen des a b s o 1 u t e n Lebensstandards in P, soweit er durch den Aul~en- handel beeinflultt wird. Ffir den gltickliehen Kaufer yon Wagenriidern ist es von zweitrangigem Interesse, ob sie billiger geworden sind dank der Verwendung eines neuen elektrisehen Dedektors oder wegen der Konkurrenz eines zweiten alten Mannes. Aber analytisch ist C eine Kreuzung; er wird daher in diesem Aufsatz nicht n~her behandelt.

II . Die Kr~fte, die die echten Austauschverhiiltnisse beeinflussen.

5. Die erste und wichtigste dieser Kr~ifte ist die relative Intensit~t der Nachfrage der zwei Gebiete nach den Produkten der Produktions- mittel ~eweils des anderen Landes. Sie h~ngt offenbar von vielen Um- st~nden ab, von denen die Mannigfaltigkeit oder die Reichhaltigkeit

1) Wenn Q mehrere C~biete amfattt, wie etwa den Rest tier Welt, dann besteht noch ein weiteres Problem ein~r Durchschnittsbildung.

Die Aust~uschverh~ltni.sse im Au~enhandel 379

des Angebotes besonders erwi£hnt werden soll - - die Intensit~it der Nachfrage in Q fiir irgendein n-tes Bt~ndel yon Produkten aus P wird eher grSt~er sein, wenn dieses Biindel tells aus Buttersemmeln und tells aus Krabben besteht, als wenn es nur aus Krabben besteht. Und die Intensit~t von P 's Naehfrage fiir irgendein n-tes Biindel yon Q's Produkten wird eher geringer sein, wenn P zum Bers~en roll mit Semmeln ist und es yon Krabben wimmelt, als wenn es nu t yon Krab- ben wimmelt. So iibt die G r 5 l~ e auf beiden Wegen ihren Einflul~ eouf die Austauschverh~iltnisse aus; auf den ersten Blick verst~irkt sie die Nachfrage, aber sie kann auch mit ]~eiehhaltigkeit des Angebo- tes verbunden sein.

6. Dariiber hinaus h~ngt die Intensit-~t der Nachfrage in P fiir produktive Leistungen yon Q nicht nur vom individuellen Geschmack und den F~£higkeiten der Einwohner yon P ab, sondern auch yon den Handlungen ihrer Regierung. GewShnlich vermindert die Einfiihrung irgend einer restriktiven Mafinahme-fiskalischer oder anderer Art, die die Regierung gegen den Austausoh yon Produkten zwischen P und (~ ergreift, in bestimmtem MaRe auch die Intensitat der Nachfrage yon P, als eine Einheit betrachtet, nach den produktiven Leistungen yon Q und tendiert dahin, die Austausc.hverh~tttnisse zu seinen Gunsten zu verschieben.

7. Wenn die Intensit~t der Nachfrage yon P nach den Leistungen yon Q w~iehst, werden sich die Austauschverh~ttnisse zu Ungunsten yon P und wenn sie nachl~ifit, zu seinen Gunsten versehieben. Die Ver~nderung wird in beiden F~llen umso grSfier sein, je geringer die Elastizit~it der Nachfrage yon Q nach den Lei- stungen yon P ist. Auf diese Weise ist die Starrheit, im Gegen- satz zur Intensit~it der Nachfrage yon Q, nicht unbedingt fiir P yon Vorteil; es hangt davon ab, ob die Naehfrage in P steigt oder sinkt.

Die Starrheit der eigenen Nachfrage eines Landes ist ein noch schwierigerer Fall. Wenn sieh - - vietleieht dank dem Waehsen oder der Abnahme seiner Bev51kerung - - die Intensit~t der Nachfrage yon P nach Leistungen yon Q in der Weise ~indert, daft P bei gegebenen Austauschverhattnissen (sagen wir) 10~ mehr oder weniger jener Leistungen nachfragt als bisher, dann wird die Bewegung der Aus- tauschverhaltnisse gegen P oder zu seinen Gunsten umso grS~er sein, je w e n i g e r elastisch seine Naehfrage fiir diese Leistungen ist. Unter der Annahme, da~ die Elastizit~it der Naehfrage von Q fiir seine Leistungen geringer als 1 ist, gilt dieselbe SehluRfolgerung, wenn sich - - etwa dank der Aufhebung oder Einfiihrung eines Zolles - - die [ntensitat der Nachfrage yon P in einer Weise ~ndert, d a ~ e s mm fiir eine gegebene Quantitat von Q's Leishmgen 10~ bessere oder schlech- tere Austauschbedingungen anbietet. Wenn abet die Etastizitat tier Nachfrage von Q naeh den Leistungen von P grSfier als I i s t , dann wird bei dem zuletzt angeffihrten Typus der Nachfrageverschiebung in P die Bewegung der Austausehverhaltnisse zu seinen Lasten oder Gun- sten grSl~er sein, je e 1 a s t i s c h e r seine Nachfrage ist. Daraus folgt:

Zeit~chr. f. National~konomie, XIII . Bd.. 3. g . 25

380 D.H. Robertson:

ob Starrheit der Nachfrage eines Landes fiir es Segen oder Fluch ist, h~ingt nicht nur yon der Richtung ab, in der sich seine Naehfrage ~indert, sondern in manehen F~tllen - - aber nicht in allen - - von den Ursachen and der Art der Anderung.

8. Der zweite Faktor , der die eehten Austauschverh~ltnisse zwi- schen zwei Gebieten P und Q bestimmt, ist die relative Notwendigkeit oder der Wunsch der zwei Gebiete, einander einseitige Transferzahlun- gen zu leisten, etwa in Form yon Geschenken, Entsch~tdigungen, Zinszahlungen oder Kapitali iberweisungen. Die Wirkung solcher Transferzahlungen auf die Austauschverh~iltnisse ist umstri t ten; viM- leicht besteht aber jetzt so etwas wie allgemeine Ubereinst immung tiber folgende Analyse. ~Tenn sich P tats~iehlich in einer bestimmten Periode yon einigen seiner Produkte zugunsten Q ohne Gegenleistung trennt, dann wird s o w o h 1 seine eigene Bereitschaft, sieh yon weiteren P-Gtitern im Austauseh gegen einige Q-Giiter zu trennen, a 1 s a u c h die Bereitsehaft von Q, sich von einigen Q-Gtitern im Austausch gegen weitere P-Giiter zu trennen, geringer sein, als wenn ein solcher Trans fe r nieht stattgefunden hiitte ~); und es besteht keine GewiBheit, daft die Bereitschaft von Q st~irker abnehmen wird als die yon P. Aber obwohl es ungewi[~ ist, besteht doeh eine V e r m u t u n g, deren St~rke mit der Art des Transfe rs sehwankt, daft dies der Fal l sein wird. Denn gewShnlich kann angenommen werden, daI~ irgend ein Land leichter gesiittigt ist, wenn es einen zasiitzlichen Posten be- stimmter GrSite von Auslandsgii tern erh~lt, ats wean es einen gleich groiten zus~itzlichen Posten von Inlandsgii tern erhiilt, dab es aber leichter einen bestimmten Posten heimiseher Giiter entbehren kann als einen gleich groiten Posten ausliindiseher Gtiter 0- Wenn dies richtig ist, wird die Neigung des zahlenden Landes zu gegenseitigem Handel dureh einseitige Transfer le is tungen weniger beeintriichtigt werden als die des empfangenden Landes und die Austauschverh~lt- nisse werden sieh daher leichter zu seinen Lasten verschieben. Um Mi~verst~tndnisse zu vermeiden, sei vorsorglich darauf hingewiesen, dal~ dieses Ergebnis dann nicht zwingend ist, wenn der Anstolt fiir die einseitige Transfer le is tung eng verbunden ist mit gewissen Kri~ften, die dahin tendieren, die Nachfrage fiir die Exporte des Landes zu er- hShen, wie das typischerweise der Fal l war bei vielen britisehen Investi t ionen in ~Jbersee im 19. Jahrhundert .

9. Ein dritter Faktor , der ~ederzeit die Austauschverh~iltnisse eines Landes mitbestimmen kann, ist eine Wechselkurspolit ik, die so gehand- habt wird, daii sie ein ,,Ungleichgewicht" in der Zahlungsbi lanz in dem Sinne schafft oder erhi~lt, dait die Ausgeglichenheit der Gesamt-

~) In der Sprache der Geometrie ausgedriickt, werden die M a r s h a 11- schen wechselseitigen Angebots- und Nachfragekurven nicht nur yon einem neuen Punkt auf 0 X beginnen, der rechts von 0 liegt, sondern, sie werden sich auch zueinand~er nach innen verschieben.

8) Seine Nutzenkurve fiir a~sliindische Giiter ist n~ch beiden Richtungen stiller als seine Nutzenwerte fiir heim.i.sche Giiter.

Die Austaus.chverhaltnisse im Aul~enhandel 381

bilanz nur gesiehert wird durch , ,kompensatorische" Kapitalbewegun- gen einer Art, ffir die der Verlust oder der Gewinn yon Gold typisch ist 4). Unter einem genau arbeitenden internationalen Metallstandard oder unter einem Regime vollst~ndig plastischer Kurse k5nnen solche Situationen nur kurz und vorfibergehend sein; aber bei modernen Kursmanipula t ionen kSnnen sie verh~ltnism~,riig lange dauern. Ein Land mag finden, dalt es dureh Uberbewertung seines Kurses giinstige Austausehverh~ltnisse bewahren kann, auf Kosten eines nur lang- samen Verlustes seiner internationalen Reserven - - ein Verlust, dem in der Tat am Ende fiberhaupt vorgebeugt werden kann durch takt- volles Tr inken auf ,,Seiner Gnaden edle Gesundheit". Oder es mag finden, daft es seine Reserven raseh erhShen kSnne, wenn es eine ver- h~ltnismal~ig kleine ¥erschleehterung seiner Austausehverh~ltnisse in Kauf nimmt. Und in beiden Fal len kann es oft eine betr~chtliehe Zeitspanne hindurch erfolgreieh seine Polit ik durehhalten.

I I I . Die Beziehung zwischen den echten und den Waren- Austauschverh~iltnissen

10. Vieles yon dem, was bisher fiber die echten Austauschverh~tt- nisse gesagt wurde, gilt aueh ffir die Waren-Austauschverhal tnisse; es empfiehlt sich ~edoch, ~etzt einiges mehr fiber die Beziehungen zwischen beiden zu sagen. Es gibt zumindest drei Grfinde, warum die statistiseh erfariten Bewegungen der Waren-Austauschverh~ltnisse (d. h. die relative Bewegung yon Indexzahlen der Export- und Import- preise) ein unzuver lass iger Anzeiger ffir das Verhalten der echten Austausehverhal tnisse sein kSnnen.

Der erste und wichtigste wurde bereits unter 4. erwahnt; wenn die Produktivit~t eines Landes raseh steigt, ver t ragt sich eine Be- wegung der Waren-Austauschverh~l tnisse zu seinen Ungunsten dureh- aus mit einer Bewegung der eehten Austs~usehverhaltnisse zu seinen Gunsten. Zweitens wird in einigen Landern der Pre is ffir Fer t igwaren- exporte beeinflurit oder sogar beherrseht vom Preis importierter Roh- stoffe; wenn dieser steigt, kSnnen sich die echten Austausehverh~tlt- nisse in einem viel s tarkeren Marie zu Ungunsten des Landes versehieben als die Waren-Austausehverh~ltnisse.

11. Der dritte Grund ist subtiter; obwohl er genau genommen vorfibergehender Natur ist, kann er aber unter modernen Verhalt- nissen dennoeh l~ngere Zeit bestehen.

Wenn die Ursache ffir dis Bewegung der eehten Austauschver- haltnisse zu Ungunsten eines Landes im Rfiekgang der Nachfrage ffir seine Exporte liegt, dann werden tatsaehlich Exporteure und Exportpreise zuerst den Druck spfiren. Wenn aber die Ursaehe ein erhShter Bedarf an Importen ist oder die Notwendigkeit einseitiger

4) Eine ausftihrliche Diskussion dieser Begriffe, d. h. der Art von Kapitalbewegungen, die a.ls ,,kompen.satorisch" betrachtet werden mi~ssen,, fallt aus dem Rahmen dieses Aufsatzes.

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382 D.H. Robertson:

Transferleistungen, dann funktioniert ein automatisch arbeitendes Geldsystem (und ein kontrolliertes System sollte so gestaltet werden, da~ es ebenso funktionier0 in-der Weise, daii das Export ieren im Ver- gleich zu anderen Beseh~iftigungen verh~iltnism~i~ig rentabel wird; und der Riickgang des Verh~iltnisses von Aushthr- zu Einfuhrpreisen spiegelt nicht die voile Versehlechterung im allgemeinen Lebens- standard wider.

Wenn umgekehrt die Ursache ftir die Bewegung der echten Aus- tauschverhi~Itnisse z a Gunsten eines Landes eine erhShte Nachfrage naeh seinen Exporten ist, werden Exporteure und Exporrpreise zuerst profitieren. Wenn aber (win z. B. im Falle Grofibritanniens im Jahre 1921 und in den Jahren 1929 und 1930) die Ursaehe eine Verbilligung der Importe ist, dann wird der verminderte Druck zu exportieren Exportpreise und Einkommen drticken, und zwar, so welt sin flexibel sind, unter das allgemeine Inlandsniveau. Der Riickgang des Yerh~ilt- nisses yon Einfuhr- zu Ausfuhrpreisen wird dann nicht die volle Verbesserung des Lebensstandards widerspiegeln. Insoweit allerdings, als sich in diesem Falle Exportpreise und Einkommen aIs s tarr er- weisen, wird das Verhalten der ~Varen-Austauschverhi~ttnisse das Verhalten der echten Austauschverh~ltnisse getreu widerspiegeln; aber die Verbesserung beider wird tendenziell mit Kon~unkturriickschlligen und Arbeitslosigkeit verbunden sein.

IV. Die Austausehverhiiltnisse und die Volkswohlfahrt

12. Der letzte Satz yon § 11 hat bereits zu diesem letzten Punkt fibergeleitet.

Nach einigen Fachleuten ist alles, was vom klassischen Konzept der mel~baren ,,Gewinne aus dem Au[~enhandel" fibrig geblieben ist, der einigerma~en blutleere Satz, dait es ,,bei utopiseher Zusammen- arbeit" m5glich sein wiirde, ~eden in einem Land besser zu stellen, das einen gewissen Aul~enhandel hat, als in einem Land, das fiber- haupt keinen internationaien Handel treibt. Dessen ungeachtet scheint es erlaubt, einige wenige Beobachtungen auf einem weniger verfeiner- ten Niveau zu wagen.

Erstens sind die A u s t a u s c h v e r h ~ i l t n i s s e nicht das gleiche win der gesamte Gewinn aus dem Handel, und nicht yon ~eder Anderung, die ~ene verbessert, darf man erwarten, dal~ es diesen erhSht. Dennoch gibt es e i n i g e ,,natiirlieh" oder kiinstlieh aus- gelSste Anderungen, die beides erreichen. Was die Macht einer Nation anlangt, durch Einfi ihrung yon ZSllen usw. in begrenztem Umfang sowohl die Austausehverhiiltnisse zu verbessern als auch ihren Volks- wohlstand zu erhShen, so scheint kein Gegensatz zwisehen der neo- klassischen und (einigen) modernen Lehren in der Analyse zu be- stehen, sondern nur in der Beurteilung der Wahrscheinlichkeit, ob das Spiel den Einsatz lohnt.

Die Austauschverh~ittnis.se im Aui~enhandel 383

13. Zweitens kSnnen Fragen der Politik auftauchen, die darauf hinauslaufen, ob eine scharfe Anderung der Austauschverh~ltnisse zu Gunsten eines Landes voll ausgen~itzt werden soll oder nicht; ode~ weiter, ob, w~hrend diese /~nderung notgedrungen im Augenblick akzeptiert wird, Schritte unternommen oder unterlassen werden sollen, um eine Wiederholung zu verhindern. So mag das Geffihl gegen ,,un- billige Gewinne" im Export bei gfinstiger Entwicklung selbst vom nationalen Standpunkt aus als gerechtfertigt gehMten werden, wenn man glaubt, dal~ eine solche Aktion zum Verlust gesch~tzter M~rkte in der Zukunft f~ihren wird. Und ein Industrieland, das hohen Weft auf Kontinuit~t der Besch~ftigung legt, kann es als sein eigenes Inter- esse ansehen, Plane ffir Warenkontrollen zu unterstiitzen, die das Entstehen yon ,,gtinstigen" Situationen verhindern, wie sie etwa im letzten Satz von§ 11 beschrieben wurden.

14. Ein absehliel~ender Blick auf Selbstverstandliches ist vielleicht nicht ganz unangebracht. Ein Land, das es als sein eigenes Interesse betrachtet, das Gleichgewicht in seiner Zahlungsbilanz durch Ab- wertung herzustelten, muf~ die daraus resultierende Verschlechterung der Waren-Austausehverh~ltnisse in Kauf nehmen. Wenn es seine Produktivit~t rascher als andere Nationen steigert, kann es verhindern, daft die echten Austauschverh~ltnisse sieh ebenso versehlechtern wie die Waren-Austauschverh~ltnisse; aber es darf nicht der Versuchung erliegen, durch inl~ndisehe Preis- 'and Einkommensinflation heimlich die kfinstlich gfinstig gehaltenen echten Austauschverhaltnisse wieder- herstellen zu wollen, die sis (mehr oder weniger) freiwillig aufgegeben hat. Zehn oder zwSlf Schellfischaugen statt neun mfissen pfinktlich geliefert werden; und die Anwendung des Trinkspruehes auf Seiner Gnaden edle Gesundheit m-aJ~ in verntinftigen Grenzen gehalten werden.

(~bersetzt yon Hans Setdel, Wien.)