dialogforen 2011 woher? wohin? demographie und … · dialogforen 2011 „woher? wohin? –...

28
Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und Migration Positionen

Upload: tranlien

Post on 17-Sep-2018

219 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

Dialogforen 2011Woher? Wohin?Demographie und Migration

Positionen

Page 2: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

1 Vorwort

2 Prof.UrsulaM.Staudinger Mit40nocheinmaldurchstarten

4 FranzMüntefering Demdemographischen WandelmitMutbegegnen

6 Prof.RitaSüssmuth Zuwanderungverlangt Engagement–vonallenSeiten

8 Prof.JörgHacker Wissensaustausch statt-verlust

10 Dr.FlorenceTsagué Ärzteschwundhemmt Entwicklung

12 Prof.RainerMünz Deutschlandbraucht eineWillkommenskultur

14 Prof.HaraldA.Mieg Slumwachstumbremsen!

16 Prof.PhilippOswalt AuchinderStadtplanunggilt: KlassestattMasse

18 CumaliNaz KommunaleMitbestimmung füralle

20 AygülÖzkan IntegrationheißtZukunft gemeinsamgestalten

22 Programm

24 Impressum

Inhalt

Page 3: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

MünchenerRückStiftung Positionen 1

Vorwort ImJahr2050wirdjederdritteMenschinDeutschland60Jahreoderältersein.DieBevölkerungaltertundschrumpftgleichzeitig,invielenländlichenGebietenentstehenGeisterregionen.InternationalverläuftdieEntwicklungzumTeilinentgegengesetzteRich-tungen.EinBlickaufDemographieundMigrationsbewegungenderletztenJahreschürtAngstundUnsicherheit:Einwohnerschwund,Übervölkerung,Verarmung,Migrationswellen,Fremden-hassundIntegration–dassindnurwenigeSchlagwörterderDebatten.

NebennegativenAspektenbirgtdieaktuelleEntwicklungaberauchChancen:SokannetwaDeutschlandalsZuwanderungslandwiederattraktiverwerden.DieAnwerbungqualifizierterMenschenausdemAuslandistnichtnurwirtschaftlichattraktiv,sondernauchkulturell.

SindunsereGesellschaftssystemeaufdiewachsendeZahlalterMenschenunddasAusblutenganzerRegionenvorbereitet?WiewirktsichdasAb-wandernklugerKöpfeinLändernaus?WiekönnenIndustrie-undEntwick-lungsländerihreHerausforderungenmeistern?

AnfünfAbendenhabenwirinunserenDialogforen2011„Woher?Wohin?–DemographieundMigration“zahlreicheAspektebeleuchtetundanalysiert.IndieserkleinenBroschüresind10span-nendePositionendazuzusammengefasst.

IchwünscheIhneneineanregendeLektüre.

ThomasLosterMünchenerRückStiftung

Demographie und Migration

Page 4: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

MünchenerRückStiftung Positionen

Veranstaltung„Demographieheute:dieWeltimUmbruch?“11.Januar2011

DiemeistenMenschennehmeneineschrumpfendeBevölkerungalsBedro-hungwahr,weilsiedenWohlstandgefährdet.ZuUnrecht,meintProf.UrsulaM.Staudinger.Denn:„EsgibtgenugStudien,diebelegen,dassInvestitioneninQualität–alsoBildung–dazubei-tragen,dieabnehmendeQuantitätmehralszukompensieren.“LänderwiedieSchweizundDänemarkhabenzudemgezeigt,dasssichderWohlstandsverlusterheblichverringernlässt,wennmanältereMenschenverstärktindenArbeits-marktintegriert.Entscheidendistalsoweniger,wievielewirsind,sondernwiewirdiehöhereLebenserwartungrichtignutzen.„WirhabenesselbstinderHand,dasÄlterwerdenzugestalten“,stellteStaudingerklar.AuchdieAbnahmederkörperlichenundgeistigenLeistungs-fähigkeitistdemnachkeinHinderungs-grund.SielässtsichdurchentsprechendesTrainingsogardeutlichhinauszögern.

FürStaudingeristdasblockweiseAbarbeitendesBerufslebens–erstvielBildung,dannArbeit,dannRente–einReliktderVergangenheit.„WirbenötigenandereLebenszeitstrukturen,alssieunsereElternundGroßelternkannten“,fordertedieVizepräsidentinderBremerJacobsUniversität.Dasgeht,dennMedizinersagenuns,dassvieleheute60jährige,wasihrwirklichesbiologischesAlteranbetrifft,etwa5JahrejüngersindalsdieGenerationdavor.Dassolltedazugenutztwerden,sichmehrZeitinderMittedesLebenszugönnenundimmerwiederzuwechselnzwischenArbeits-undBildungsphasensowieFamilie.„Esmussnormalwerden,dassmanmit40JahrennocheinenMasteroderBachelormachtunddanneineganzneueKarrierebeginnt,auchwenndasPersonalberaterundPersonal-abteilungeninUnternehmenheutenochanderssehen.“DamitließesichauchdasProblemdesFachkräftemangelsmindern.

Mit 40 noch einmal durchstarten

Page 5: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

2/3

„Wir werden weniger und älter, und das ist gut so.“

Prof. Ursula M. Staudinger, Vizepräsidentin der Jacobs Universität, Bremen

2/3

Methusalem-SyndromDer Anteil der Europäer, die 65 Jahre oder älter sind, wird sich bis 2060 gegenüber 1990 mehr als verdoppeln. Dagegen wird es relativ gesehen wesentlich weniger typische Erwerbsfähige im Alter von 20 bis 64 Jahren geben. Besonders deutlich dürfte der Anteil der unter 20-Jährigen zurückgehen: von knapp 27 Prozent Anfang der 1990er-Jahre auf weniger als 19 Prozent im Jahr 2060.

0- bis 19-Jährige 20- bis 64-Jährige 65- bis 79-Jährige 80-Jährige und Ältere

1990

2000

2010

2020

2030

2040

2050

2060

10,626,7

23,7

21,3

20,5

19,7

18,9

18,8

18,9

59,5

60,7

61,3

59,5

56,7

54,2

52,3

51,1

12,3

12,7

14,4

16,6

18,0

17,8

17,8

3,1

3,3

4,7

5,7

6,9

8,9

11,0

12,1

Bevölkerungsanzahl in %

Quelle: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, demos-Newsletter Ausgabe 121, 2011

0 % 100 %

Page 6: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

MünchenerRückStiftung Positionen

Veranstaltung„Demographieheute:dieWeltimUmbruch?“11.Januar2011

WiesolldiePolitikaufdemographischeVeränderungenreagieren,vorallemaufdenstetenRückgangderGeburtenrate?

„OhneAngstundPanik“,beruhigteFranzMüntefering,auchwenndieDynamikdesWandelsbeiunsaußer-gewöhnlichsei.ImdichtbesiedeltenDeutschlandkönnemanauchgutmit65Millionenstattderderzeitrund80MillionenEinwohnerleben.

DassdieMenschenheutefreientscheidenkönnen,wannundobsieKinderbe-kommen,siehtMünteferingalsFortschritt.VorwürfeseienfehlamPlatz,undesgeheauchnichtdarum,dieFrauenmitPrämiendazuzubewegen,mehrKinderzubekommen.„WirmüssenunskümmernumdieKinder,diewirhaben,undsolltenunsnichttotjammernüberdie,diewirnichthaben“,forderteer.

Dazugehört,dassderStaatnichtnurgleicheBildungschancenfüralleschafft,sonderndaraufachtet,dassdieseChancenauchwahrgenommenwerden.

„JedesJahr70.000SchülerohneAbschluss–dieseSituationisteinewirk-licheSchandefürunserLand,“beklagtederfrühereSPD-Vorsitzende.VielejungeMenschenführtdasineineperspektiv-loseZukunftmitArbeitslosengeldII,wasverheerendistfürdieganzeGesellschaft.

AuchProf.StaudingersiehtdieDebatteumdieFertilitätsentwicklungkritisch.SiehältdenGeburtenrückgangfüreinekulturelleErrungenschaft.AufdieseneueKonstellationmitaltenAntworten–demRufnachmehrKindern–zureagieren,seiwidersinnigundanachro-nistisch.„DerdemographischeWandelisteineChancefüruns,überdasGemein-wesenundüberdieWeiterentwicklungvonZivilisationnachzudenken.“DieAussichtendafürsindvielversprechend.IndenkünftigenGenerationen,dieweltweitmiteinandervernetztsind,breitensichWertvorstellungenmiteinerGeschwindigkeitaus,diewirunsnichtvorstellenkönnen.DarinstecktvielPotenzial.Wirmüssenesnurfürunsnutzen.

Dem demo-graphischen Wandel mit Mut begegnen

Page 7: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

4/5

„Wir sollten uns nicht totjammern über die Kinder, die wir nicht haben.“

Franz Müntefering, Vizekanzler a.D. und Mitglied des Deutschen Bundestages

SchrumpfendeGesellschaft2009 kamen in Deutschland 665.126 Kinder zur Welt. Das war die niedrigste Geburtenzahl seit 1946. Damals wurde ein Drittel mehr Kinder geboren als heute. Im Anschluss an den Baby-Boom der Nachkriegsjahre sank die Zahl der Geburten seit Mitte der 1960er-Jahre fast stetig.

Quelle: Statistisches Bundesamt Deutschland * vorläufiges Ergebnis

Anzahl der Lebendgeborenen in Mio.

1.2

1.1

1.0

0.9

0.8

0.7

0.6

1.3

1.4

1.5

1946

1990

1950

1995

1955

2000

1960

2005

1965

1970

1975

1980

1985

2010

*

1961 Einführung der Anti-Baby-Pille

1989 Mauerfall

Page 8: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

MünchenerRückStiftung Positionen

Veranstaltung„UrsachenfürMigration:WarumwandertdieWelt?“22.März2011

Mehrals200MillionenMenschenlebenweltweitfernabvonihremHeimatort.DerzeitnimmtdieseZahljährlichum3Prozentzu.DieZahlenderInternatio-nalenOrganisationfürMigration(IOM)belegendieDimensionderweltweitenMigration.ÜblicherweisewandernMenscheninnerhalbeinesLandes.DochdürftengrenzüberschreitendeWanderbewegungenkünftigeinegrößereRollespielen.„Umwelt-undKlimaveränderungenwerdenzuganzneuenMigrantenströmenführen,diezudenklassischenTatbeständenGewalt,KriegundArmutdazukommen“,istsichProf.RitaSüssmuthsicher.

SietrittdeshalbfüreinenehrlichenUmgangmitdemThemaMigrationein.

„Esistwichtig,denMenschenzuerklären,dassZuwanderungkeineeinfacheSacheist,wederfürdieAnkommenden,nochfürdieAufnehmenden.“Sierätdazu,dieProblemekonstruktivanzugehen.Dasfunktioniertambesten,indemmananhandpraktischerBeispielevermittelt,welchenNutzenMigrantenstiftenkönnen,etwainderhäuslichenPflegeoderindenBetrieben.

DiefrühereBundestagspräsidentinplädiertdafür,dieMenschenhinterdenMigrantenwahrzunehmen,siealskul-turelleBereicherungzubetrachtenundihreQualifikationenanzuerkennen.Dagegenistsieskeptisch,obsichMigra-tionmitpolitischenMittelnsteuernlässtundverweistaufdieErgebnisseeinerKommission,diederfrühereUN-General-sekretärKofiAnnaneingesetzthat.

„ZentralesErgebniswardieAussage,dasskeinStaatfürsichalleindasProblemlösenkann.DochimGrundemöchtejederStaatweiterfürsichselbstaufdiesemGebietentscheiden“,haderteSüssmuth,dieselbst2JahrelangderUNGlobalCommissiononInternationalMigrationangehörte.AnlasszuPessimismussiehtsieallerdingsnicht:GrundsätzlichhabejedeGesellschaftdieFähigkeit,neueKonzeptezuentwickeln.Esmussabersofortgehandeltundverhandeltwerden,umimKrisenfallnachhaltigeLösungenparatzuhaben.

Zuwanderung verlangt Engagement — von allen Seiten

Page 9: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

6/7

„Umwelt- und Klima-veränderungen werden uns ganz neue Migranten-ströme zuführen, die zu den klassischen Tatbeständen Gewalt, Krieg und Armut dazukommen.“

Prof. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D.

Klimabed. Verschlechterung der Trinkwasserversorgung Klimabed. Zunahme von Stürmen und Überschwemmungen Klimabed. Rückgang der Nahrungsmittelproduktion Umweltbedingte Migration Hotspot

Bleibenodergehen?Umwelt- und Klimaveränderungen beeinflussen die Migrationsströme immer stärker. Besonders Länder der Südhalbkugel sind davon betroffen. Menschen verlieren wegen schwieriger Umweltbedingungen und Katastrophen ihre Lebens grund lage. Sie stehen dann vor der ent scheidenden Frage: Bleiben oder gehen?

Quelle: nach WBGU (2007): Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen – Klimawandel als Sicherheitsrisiko

Page 10: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

MünchenerRückStiftung Positionen

Veranstaltung„WennWissenwandert–BrainDrainoderChance?“14.April2011

DiewachsendeGruppederHochquali-fizierten,dieausdenEntwicklungslän-derninRichtungIndustriestaatenströmt,hinterlässtoftinihrerHeimatschmerz-hafteLücken.Soverlassenbeispiels-weisejedesJahrrund100.000ausgebil-deteIT-ExpertenihrHeimatlandIndien,umindenUSAzuarbeiten.Derwirt-schaftlicheVerlustfürIndienwirdaufjährlichca.2MilliardenUS$geschätzt.

„EslässtsichnichtmitGeldausgleichen,wennineinemLandeineganzegesell-schaftlicheSchichtverschwindet“,stellteProf.AxelPlünneckevomInstitutderDeutschenWirtschaftklar.WeiljedochdiedemographischenProblemeinvielenIndustriestaatenzunehmen,wirdderWettbewerbumdiejungenQualifi-ziertenausLändernmitstarkemBevöl-kerungswachstumzukünftigsogarnochzunehmen.

DeshalbplädiertProf.JörgHackerfüreinSystemder„BrainCirculation“:HochqualifizierteeignensichwährendzeitlichbegrenzterAuslandsaufenthalteWissenanundkehrendamitwiederinihreHeimatzurück.DasermöglichteinenwechselseitigenWissensaustausch.UmattraktivereBedingungenfürForscherzuschaffen,müssemaninLändern,dienochüberkeinhochentwickeltesWissen-

schaftssystemverfügen,entsprechendeProgrammeinitiieren.„Sichzuinterna-tionalisierenistderrichtigeWeg“,glaubtderLeopoldina-Präsident.ChinaundIndienseienhierbereitsrechtweitundprofitiertendavon,wennsichinternatio-naleNetzwerkeentwickeln.

AlsweitereMöglichkeitsiehtHacker,BrainCirculationüberKooperationenanzuschieben.SoarbeitetbeispielsweisedieLeopoldinamitWissenschaftlerninGhanazusammen:IneinemGemein-schaftsprojektmitdemBernhard-Nocht-InstitutfürTropenmedizininHamburg,demGesundheitsministeriumvonGhanaunddermedizinischenFakultätderUniversitätKumasigehtesdarum,Infektionskrankheitenzuerforschenundzubekämpfen.

„DaherrschteinwirklichesHinundHervonWissenschaftlernausDeutschlandundausGhana“,zeigtesichHackerbegeistert.EinweitererWegwäredieGründungvondeutschenInstitutenimAusland,wieesdieMax-Planck-Gesell-schaftunddieTechnischeUniversitätMünchenbereitsvormachen.

Wissensaustausch statt -verlust

Page 11: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

8/9

„Damit die Ent wick-lungsländer beim Brain Drain nicht auf der Strecke bleiben, ist es nötig, aus diesem Einbahn-straßensystem herauszukommen. Eine Lösung wäre Brain Circulation.“

Prof. Jörg Hacker, Präsident der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, Halle

AufWanderschaftDie Länder der EU-15 sind unterschiedlich attraktiv für Spitzenkräfte aus Wissenschaft und Wirtschaft. In Groß-britannien beispielsweise lag der positive Saldo aus Zu- und Abwanderung zwischen 2005 und 2009 bei durch schnittlich fast 34.000 Personen pro Jahr. Zu den großen Verlierern zählten dagegen Italien, die Niederlande und Frankreich. Im Idealfall bedeutet Brain Circulation, dass ein lebhafter Austausch zwischen den Ländern stattfindet, der Saldo über die Jahre aber ausgeglichen ist. Gerade Entwicklungsländer können durch diesen Wissensaustausch gewinnen.

Quelle: www.diepresse.com, 2010

Netto-Einwanderung Netto-Abwanderung

Griechenland -6.200

Italien -21.500

Deutschland -1.500

Frankreich -13.100

Niederlande -18.300

Dänemark -2.700

Finnland -2.200

Spanien 10.200

Schweden 1.000

Portugal -3.100

Irland -1.100

Belgien 14.900

Österreich 2.400

Luxemburg 7.300

Großbritannien 33.800

Page 12: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

MünchenerRückStiftung Positionen

Veranstaltung„UrsachenfürMigration:WarumwandertdieWelt?“22.März2011

BildervonMigrantenausAfrikazeigenmeistverzweifelteMenschen,dieauspolitischeroderwirtschaftlicherNotihrLandverlassen.DochdasPhänomenistvielschichtiger.Migrantenkommenauch,umzustudierenoderumeineandereKarriereeinzuschlagen.WeitgehendunbemerktbleibtdiewachsendeGruppederHochqualifizierten,dieAfrikadenRückenkehrt,umimAuslandzuarbeiten.

„DieStatistikensindalarmierend.Mehrals20.000Hochschulabsolventenver-lassenjährlichdenKontinent“,berichteteDr.FlorenceTsagué.EinrelativneuesPhänomenistdabeider„CareDrain“,dieAbwanderungvonÄrzten,Kranken-schwesternundPflegern.InSimbabwebeispielsweisehabenschonmehralszweiDritteldesmedizinischenPersonalsdasLandverlassen.„Manmusssehen,welcheLückendasimSystemhinter-lässt.IchkommeausKamerun,undinmeinemDorfbrauchtman3Tage,umzueinemArztzugelangen“,beklagtesie.

EinProblemist,dasssichdasBildungs-system–zumBeispielinAfrika–oftnichtanderRealitätvorOrtausrichtet,sondernameuropäischenModellorien-tiert.„Manmusssichnichtwundern,wenndieAbsolventendannauchnachEuropagehenwollen“,urteiltTsagué.AlsweiteresProblemnanntesiedenÜberschussanHochqualifizierten:WeilesvielzuwenigArbeitsplätzefürdieseAbsolventengibt,werdendieMenschenfürniedrigereTätigkeiteneingesetzt.Eskommtzum„BrainWaste“,derVergeu-dungvonPotenzialen.Nichtunter-schätzensolltemanzudem,wiemassivdieBerichterstattungindenMediendieMigrationsströmebeeinflusst.EuropaeiltinAfrikaderRufvoraus,esseieinparadiesischerOrtdesWohlstandes.InBezugaufLöhnestimmtdassogar:DieVerdienstmöglichkeitensindinEuropaimNiedriglohnbereich,z.B.beiService-oderPflegepersonal,oftmalsvielhöheralsdieGehälterfürhochquali-fizierteTätigkeitenimHerkunftsland.

Ärzteschwund hemmt Entwicklung

Page 13: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

10/11

„Die Statistiken sind alarmierend: 60.000 afrikanische Wissenschaftler arbeiten alleine in den USA, mehr als 20.000 Absolventen verlassen jährlich Afrika.“

Dr. Florence Tsagué, Politikwissenschaftlerin aus Kamerun, Universität Siegen

ÄrzteohneGrenzenDie medizinische Versorgung der Bevölkerung ist in einigen Regionen Afrikas unzureichend. Denn viele Ärzte haben ihrer Heimat den Rücken zugekehrt. In Mosambik und Angola zum Beispiel verlassen fast drei Viertel der ausgebildeten Mediziner ihr Land in Richtung westliche Welt.

Quelle: New data on African health professionals abroad. Center for Global Development. Washington (2007) Anmerkung: Ergebnisse einer Studie (Census) zu Migrationsbewegungen zum Ende des letzten Jahrtausends

Einwohner pro Arzt Keine Angaben 500-3.500 3.501-9.000 9.001-20.000 20.001-62.000

Anzahl der ausge- wanderten Ärzte

Zum Vergleich:300 Einwohner pro Arzt in Deutschland

Südafrika1.460

Nordamerika16.200

Australien2.140

Europa44.700

Page 14: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

MünchenerRückStiftung Positionen

Veranstaltung„UrsachenfürMigration:WarumwandertdieWelt?“22.März2011

Weltweitgelten5RegionenalsHaupt-anziehungspunktebeigrenzüberschrei-tendenWanderbewegungen.„65ProzentderMigrantenlebenindenUSA,inKanada,derEU,denGolfstaatenundinAustralien/Neuseeland“,erläuterteProf.RainerMünz,derunteranderemalsSeniorFellowamHamburgischenWeltwirtschaftsinstitut(HWWI)tätigist.AttraktivsindvorallemsolcheOrte,dieArbeitsplätze,KarrierechancenundBildungsmöglichkeitenbieten.Wichtigistdarüberhinaus,dassdieFamilienan-gehörigennachziehenkönnen.

DamitihrevonÜberalterungbetroffenenGesellschaftenauchkünftigfunktionieren,sinddieLänderEuropasaufZuwanderungangewiesen.Fallsnichtspassiert,sinktdaseuropäischeArbeitskräftepotenzialbis2050um70MillionenMenschen.

„Ichglaubenicht,dassdasohneAuswir-kungenaufunserenWohlstandbleibenwird“,orakelteMünz.DochDeutschlanddrohtimweltweitenWettbewerbumklugeKöpfeinsHintertreffenzugeraten.

„WennichbürokratischeundkleinlicheRegelungenschaffe,darfichmichnichtwundern,dassdieMenschenviellieberindieUSAgehen“,beklagtederExperte.AlsbestesBeispieldafürführteerdieUnter-schiedezwischenderdeutschenGreen-cardvon2001undderUS-Greencardan.

ImweltweitenWettbewerbumdieklugenKöpfestehenwirinKonkurrenzmitanderenTeilenderWeltundsindmöglicherweisenichtdieAttraktivsten.

„WasunsfehltisteinePolitikdesrotenTeppichsfürZuwanderer,diewirinZukunftgernehätten,“bemängelteMünz.VorbildersindfürihndieUSAundKanada.WeilsichdieMenschendortalsNachfahrenvonerfolgreichenImmigrantensehen,istZuwanderungBestandteildesnationalenSelbstver-ständnisses.

Deutschland braucht eine Willkommenskultur

Page 15: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

12/13

„Jede Gesellschaft bekommt die Zu wanderer, die sie verdient, nicht notwendigerweise die, die sie braucht.“

Prof. Rainer Münz, Senior Fellow am Hambur-gischen Weltwirtschafts-institut (HWWI), Wien

BegehrterNordenIn knapp der Hälfte aller Länder weltweit übersteigt die Zahl der Immigranten die der Auswanderer. Die Karte zeigt nur die Staaten mit einem positiven Saldo. Je größer ein Land dargestellt ist, desto höher ist die relative Zuwan-derungszahl. Die attraktivsten Zuwanderungsregionen sind Zentraleuropa und Nordamerika.

Quelle: www.worldmapper.org (2006)

Page 16: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

MünchenerRückStiftung Positionen

Veranstaltung„Land–Stadt–Megastadt:Wergewinnt,werverliert?“17.Februar2011

DerDrangvielerMenschenvomLandindieStadtzuziehenistungebrochen.Lebten1950erst29ProzentderWelt-bevölkerunginStädten,istesgegenwärtigschongutdieHälfte.Bis2050dürftesichderAnteilnachSchätzungenderUNaufknapp70Prozentweitererhöhen.ErstEndedesJahrhundertswirddieseWanderbewegung,diemitderIndus-trialisierungvor200Jahrenbegann,zumStillstandkommen.

EinNebeneffektdieserEntwicklungistdasrapideWachstumvielerMegastädte,wasdieökonomischamwenigstenent-wickeltenStaatenvorunlösbareProblemestellt.SowuchsDhaka,Bangladesch,alleinindenletztenzehnJahrenumgut5MillionenEinwohneraufheutecirca15MillionenMenschenan.Derunkontrol-lierteZuzugderarmenLandbevölkerungüberfordertdieInfrastruktur,mangelsStadtplanungkommteszurVerslumunggroßerstädtischerGebiete.Umwenigs-tenseinDachüberdenKopfzuhaben,errichtendieMenschenwildihreHütten.

„Städte,wiezumBeispielLagos,woderBürgermeisternichtweiß,wievieleMenschendortüberhauptleben,sindnichtorganisierbar“,konstatierteMetro-polenforscherProf.HaraldA.Mieg.DiesesPhänomentrifftaufnahezualleMegacitiesinEntwicklungsländernzu.

IhmpflichteteProf.PhilippOswalt,DirektorderStiftungBauhausinDessaubei:„ÜberdieHälftederUrbanisierungfindetinSlumsstatt,unddasistwirk-licheinProblem.EsfehltamWillenderObrigkeit,dortetwaszugestalten,“beklagteer.

GegenwärtiglebtschätzungsweisejederdritteStädter–insgesamtrundeineMilliardeMenschen–inSlumsmitdürftigerWasserversorgung,unzurei-chenderHygieneundhäufigfehlendemstaatlichenSchutz.Auchdeshalbver-suchenimmermehrStaatendieZuwan-derungindieStädtezureduzieren.72ProzentderaufstrebendenLänderhatten2009entsprechendeProgrammeaufgesetzt.1976lagderAnteilerstbei44Prozent.

Slumwachstumbremsen!

Page 17: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

14/15

„2005 lebten fast 1 Milliarde Menschen in städtisches Slums. In den nächsten Jahren wird diese Zahl stark steigen.“

Prof. Harald A. Mieg, Direktor des Georg-Simmel-Zentrums für Metropolen-forschung, Geographisches Institut der Humboldt-Universität, Berlin

UrbanisierungschafftSlumsSeit 2007 leben weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Im Jahr 2030 werden 5 Milliarden Menschen in Städten leben. In vielen Entwicklungs- und Schwellen-ländern finden rapide Urbanisierungsprozesse statt, die oft außer Kontrolle geraten. Die Folge sind stetig wachsende Slums, in denen sich die Hoffnungen vieler Menschen auf ein besseres Leben nicht erfüllen.

Quelle: Slums of the word: the face of urban poverty in the new millennium. UN-HABITAT (2003)

Slumbevölkerung Stadtbevölkerung insgesamt

500

200

100

Stadtbevölkerung in Mio. in 2007

Nordamerika

Lateinamerikaund Karibik

Nordafrika

Westeuropa

Ostasien

Südasien

Westasien

Subsahara-Afrika

Südostasien

Ozeanien

Osteuropa undExsowjetunion

Page 18: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

MünchenerRückStiftung Positionen

Veranstaltung„Land–Stadt–Megastadt:Wergewinnt,werverliert?“17.Februar2011

WährendvieleMetropolenrundumdenGlobusEinwohnergewinnen,sindperiphereGebietevonAbwande-rungbetroffen.DasistinDeutschlandnichtanders.HierkonzentrierensichindenGroßstädtenwissensintensiveDienstleistungen,diealsBeschäftigungs-motorenjungeMenschenanziehen.InChemnitzdagegenistwieinanderenStädtenderNeuenBundesländerdieEinwohnerzahlzwischen1991und2007umrundeinFünftelauf244.000Personengesunken,erläutertePetraWesseler,BürgermeisterinundBeigeordneteLeiterindesBaudezernatsderStadt.DochdieStadtweißgutdamitumzu-gehen:„SeitdemJahr2000sindüber17.000Wohneinheitenzurückgebautworden,unddasohnegroßesozialeKonflikte.Bis2020werdenweitere10.000folgen“.AuchwennRückbaueigentlichdieAufgabevonGebäudenundInfrastrukturbedeutet,werdendiebestehendenWohnvierteldadurchaufgewertet.Gleichzeitigisteswichtig,identitätsprägendehistorischeBau-substanzzuerhalten.DasKonzeptgehtauf:DieStadthatinsgesamtanAttrakti-vitätgewonnen.

DasBeispielChemnitzzeigt,dassschrump-fendeRegionennichtzwangsläufigzudenVerlierernzählenmüssen.„Grund-sätzlichistesnichtsowichtig,wievieleLeuteaufeinembestimmtenRaumwohnen,“erklärteProf.PhilippOswalt.Entscheidendsei,denMenscheneineguteLebensgrundlagezubietenunddenTransformationsprozessrichtigzugestalten.ArchitekturundStadtplanungkönneneinenEinflussaufSchrump-fungs-undWachstumsprozesseausüben.

„Wirhabendasbegriffenundsindnichtohnmächtig,geradewasdieinner-städtischePlanungangeht“,konstatierteWesseler.Marktlagenmüsstengeschaffenwerden,dieStadtplanungmüsseinVor-leistunggehen.AufdiesemWegseiesgelungen,inChemnitzinnerstädtischeBrachenmitneuemLebenzuerfüllen.Manchmalistwenigerebenmehr.

Auch in der Stadt-planung gilt: Klasse statt Masse

Page 19: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

16/17

„Schrumpfende Regionen müssen nicht zwangsläufig zu den Verlierern zählen.“

Prof. Philipp Oswalt, Direktor der Stiftung Bauhaus, Dessau

GrüngewinntBis 2025 wird die Bevölkerungszahl in weiten Teilen Ost -deutschlands stark sinken (graue Bereiche). Gleichzeitig werden vor allem Regionen in Süddeutschland und in den Ballungsgebieten ein deutliches Wachstum erfahren (grün). Die Bevölkerungsdichte allein gibt jedoch nicht zwangs läufig Aufschluss über die Qualität der Lebensbedingungen.

Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Haushaltsprognose 2005-2025

Veränderung der Zahl der Haushalte von 2005 bis 2025 in % bis unter -10 –10 bis unter -3 –3 bis unter 3 3 bis unter 10 10 und mehr

Stuttgart

Saarbrücken

Mainz

Düsseldorf

Bremen

HannoverMagdeburg

Erfurt Dresden

BerlinPotsdam

Kiel

SchwerinHamburg

Wiesbaden

München

Page 20: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

MünchenerRückStiftung Positionen

Veranstaltung„Migration,Integration–DieAngstvordemFremden?“12.Mai2011

DiebayerischeLandeshauptstadtgiltalseinBeispielfürgelungeneInte-grationspolitik.„DasThemaIntegrationhathiereinelangeTradition“,lobteCumaliNaz,dervon1998bis2010denAusländerbeiratMünchensgeleitethat.EineausgewogeneSozial-undWirt-schaftspolitiksowiederGrundsatzdersozialräumlichenMischunginderStadt-planungtragendazubei,dasssozialeBrennpunktegarnichterstentstehen.AuchdieinterkulturelleÖffnungderStadtverwaltung,dieSprachförderungoderderAbbauvonDiskriminierungsindBeispieleeinergelungenenIntegra-tionspolitik.

DennochgibtesRaumfürVerbesse-rungen.„WennmanIntegrationalsTeilhabeamgesellschaftlichenLebenbegreift,müssenwirdieÖffnungderpolitischenEntscheidungsstrukturennochernsternehmen“,fordertNaz.EinbesonderesAnliegensindihmdiefast190.000PersonenmitausländischemPass,dienichtausdemEU-Raumstammen.Siemachenrund60ProzentderinMünchenlebendenAusländeraus.ObwohlsielangjährigeGesell-schaftsmitgliedersind,verfügensieindenBezirksausschüssenwederübereinautomatischesRederecht,nochübereindirektesAntragsrecht.Auch

dasherrschendeWahlrechtverkenntdieRealitäten:„Ichkannmirnichterklären,warumTürkennach50jährigerMigrations-geschichteimmernochkeinkommunalesWahlrechthaben.“WeildazudasGrundge-setzgeändertwerdenmuss,seiderBundgefordert.

DiedafürnötigeZweidrittel-MehrheithataberkeinegroßeChance.Warumdassoist,erläutertedieniedersächsischeIntegrationsministerinAygülÖzkan:

„BishersinddiegroßenVolksparteienderMeinung–undauchichvertretediesenStandpunkt–,dassdasWahlrechtfestandieStaatsangehörigkeitgeknüpftist.Ichbindafür,dassmansichentscheidenmuss,obmanStaatsbürgerwerdenwillodernicht.“

Kommunale Mitbestimmung für alle

Page 21: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

18/19

„In München stammt weit mehr als die Hälfte der Ausländer aus Nicht-EU-Staaten und hat daher kein kommu-nales Wahlrecht. Der Bundestag muss die Verfassung ändern“.

Cumali Naz, ehemaliger Vorsitzender des Ausländerbeirats der Landeshauptstadt München

InderFremdezuhauseIm Bundesdurchschnitt hat jeder 11. Mitbürger ausländische Wurzeln, in einigen Ballungszentren ist der Anteil teilweise mehr als doppelt so hoch. Spitzenreiter ist nicht etwa Berlin, sondern München mit 22,9 Prozent. Etwa jeder 3. Ausländer stammt aus einem der 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Zu den wichtigsten Herkunftsländern der in Deutschland lebenden Ausländer zählen neben der Türkei mit einem Anteil von 24 Prozent Italien (8 Prozent) und Polen (6 Prozent).

Quellen: Jeweilige Stadtämter für Statistik und Wahlen, 2009-2010.

Einwohneranzahl in Mio.

3.5

1.5

0.5

Ausländeranteil EU-Ausländeranteil

Berlin

Köln

Düsseldorf

Bremen

DortmundEssen

Frankfurt

Stuttgart

Hamburg

München

Page 22: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

MünchenerRückStiftung Positionen

Veranstaltung„Migration,Integration–DieAngstvordemFremden?“12.Mai2011

Vormehrals50JahrenkamendieerstenGastarbeiternachDeutschland,weilArbeitskräfteimWirtschaftsboomderNachkriegszeitknappwurden.DassdieAngeworbenenaufDauerbleiben,darandachtedamalskaumjemand.Dochesistandersgekommen.Dieheuteinder2.oder3.GenerationinDeutschlandlebendenFamilienleistenimmernocheinenwichtigenBeitragzurWirtschaft.Siesindsogarausgesprochenaktiv:

„MenschenmitMigrationshintergrundwählenüberdurchschnittlichoftdenWegindieSelbstständigkeit.DasistaucheinZeichen,dasssieangekommensindundsichbeheimatetfühlen“,erklärteAygülÖzkan,SozialministerininNieder-sachsen.

NachAngabenderBankengruppeKfWhatbereitsjeder5.GründerinDeutschlandausländischeWurzeln.DabeigehtesnichtnurumdenGemüseladenoderdieSchneidereiumdieEcke,sondernauchuminnovativeBranchen.VondieserEntwicklungprofitierenbeideSeiten,dieMigrantenaberauchderdeutscheArbeits-markt.

LautÖzkangibteszumBeispielmehrals50.000türkischeUnternehmerinDeutsch-land,diejährlichüber30MilliardenEuroUmsatzerwirtschaften.„VieleStadt-teileundRegionenwürdennichtfunk-tionierenohnedieGründungstätigkeitderMigranten“,istsichdieMinisterinsicher.

WeilwirwegendesdemographischenWandelsaufZuwanderungangewiesensind,plädiertÖzkandafür,MenschenmitMigrationshintergrundnochstärkerzumotivieren,dieZukunftgemeinsammitdenDeutschenzugestalten.„DasistaucheineFragederWillkommenskultur,diewirindenvergangenenJahrenvielzuweniggepflegthaben.“AußerdemseienmehrpositiveVorbildernötig,umdiejungenMigrantenzumotivieren.„HieristmeineErnennungalserstetürkisch-stämmigeLandesministerininDeutsch-landsicheraucheingutesSignal.“

Integration heißt Zukunft gemeinsam gestalten

Page 23: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

20/21

Viele Stadtteile und Regionen würden nicht funktionieren ohne die Gründungs- tätigkeit der Migranten.“

Aygül Özkan, Ministerin für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration, Niedersachsen

UmtriebigeMigrantenDas Jahr 2010 liegt nochmals über dem Mittel: Ausländer waren für mehr als jede 3. Unter nehmensneugründung verantwortlich. Besonders großen Anteil hatten Polen und Türken. Ähnlich verhielt es sich aber auch bei den Unternehmensauflösungen. Insgesamt wird klar: Die Gründungstätigkeit der Migranten leistet einen wichtigen Beitrag zur dynamischen Ent wicklung der deutschen Wirtschaft.

Quelle: Statistisches Bundesamt (2011)

DeutscheStaatsbürgerschaft454.152 (63,11 %)

AusländischeStaatsbürgerschaftallgemein265.501 (36,89 %)

davon:

PolnischeStaatsbürgerschaft33.966 (4,72 %)

TürkischeStaatsbürgerschaft18.102 (2,52 %)

Anzahl der Unternehmens- neugründungen

Gesamtanzahl719.653 (100 %)

Page 24: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

MünchenerRückStiftung Positionen

Programm Dienstag11.Januar201119:00Uhr

Demographie heute: die Welt im Umbruch?

Franz Müntefering MitglieddesBundestages(SPD),Berlin

Prof. Ursula M. Staudinger VizepräsidentinderJacobsUniversität,Bremen,VizepräsidentinderDeutschenAkademiederNatur-forscherLeopoldina–NationaleAkademiederWissenschaften,Halle

Donnerstag17.Februar201119:00Uhr

Land – Stadt – Megastadt: wer gewinnt, wer verliert?

Prof. Harald A. Mieg DirektordesGeorg-Simmel-ZentrumsfürMetropolenforschung,GeographischesInstitutderHumbolt-Universität,Berlin

Prof. Philipp Oswalt DirektorderStiftungBauhausDessau,Berlin

Petra Wesseler BürgermeisterinderStadtChemnitz,LeiterindesBaudezernates

Dialogforen 2011 Woher? Wohin?Demographie und Migration

Page 25: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

22/23

Dienstag22.März201119:00Uhr

Ursachen für Migration: warum wandert die Welt?

Prof. Rainer Münz SeniorFellowamHamburgischenWeltwirtschaftsinstitut(HWWI),Wien

Prof. Rita Süssmuth Bundestagspräsidentina.D.undehemaligesMitgliedderUNGlobalCommissiononInternationalMigration,Berlin

Dr. Florence Tsagué Politikwissenschaftlerin,UniversitätSiegen

Donnerstag14.April201119:00Uhr

Wenn Wissen wandert – Brain Drain oder Chance?

Prof. Patrick Cramer DirektordesDeutschenGenzentrums,Ludwig-Maximilians-Universität,München

Prof. Jörg Hacker PräsidentderDeutschenAkademiederNaturforscherLeopoldina–NationaleAkademiederWissenschaften,Halle

Prof. Axel Plünnecke InstitutderdeutschenWirtschaft,Köln

Donnerstag12.Mai201119:00Uhr

Migration, Integration – Die Angst vor dem Fremden?

Cumali Naz VorsitzenderdesAusländerbeiratsderLandeshauptstadtMünchen

Aygül Özkan MinisterinfürSoziales,Frauen,Familie,GesundheitundIntegration,Niedersachen

ModeratorderVeranstaltungen:Dr. Patrick Illinger RessortleiterWissen,SüddeutscheZeitung,München

ModeratorimFebruar2011:Sebastian HerrmannSüddeutscheZeitung,München

Page 26: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

MünchenerRückStiftung Positionen

©2011

MünchenerRückStiftungKöniginstraße10780802München

Telefon+49(0)89/3891-8888Telefax+49(0)89/3891-78888info@munichre-foundation.orgwww.munichre-foundation.org

Briefe:80791München

Bestellnummer302-07101

RedaktionMartinaMayerhofer,ChristianBarthelt,ThomasLoster,MünchenerRückStiftungAndreasSchuck,München

GestaltungKellerMaurerDesign,München

LithoGold,München

DruckDruckereiFritzKriechbaumerWettersteinstraße1282024Taufkirchen/München

Bildnachweis

AndreasHalser,MünchenerRückStiftungSeiten3,5,7,11,13,15,17,19,21

FlorianJäger,MünchenerRückStiftungSeite9

Titelillustrationen:StefanDziallas,Iconwerk

Quellen

Berlin-InstitutfürBevölkerungundEntwicklung,demos-NewsletterAusgabe121,2011Seite3

StatistischesBundesamtDeutschlandSeite5

WBGU(2007):WissenschaftlicherBeiratderBundesregierungGlobaleUmweltveränderungen–KlimawandelalsSicherheitsrisikoSeite7

www.diepresse.com,2010Seite9

NewdataonAfricanhealthprofessionalsabroad.CenterforGlobalDevelopment.Washington(2007)Seite11

www.worldmapper.org(2006)Seite13

Slumsoftheword:thefaceofurbanpovertyinthenewmillennium.UN-HABITAT(2003)Seite15

BundesinstitutfürBau-,Stadt-undRaumforschung(BBSR),Haushaltsprognose2005-2025Seite17

JeweiligeStadtämterfürStatistikundWahlen,2009-2010.Seite19

StatistischesBundesamt(2011)Seite21

AbrufdatumderverwendetenWebseiten:August2011

24

Page 27: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen
Page 28: Dialogforen 2011 Woher? Wohin? Demographie und … · Dialogforen 2011 „Woher? Wohin? – Demographie und Migration“ zahlreiche Aspekte beleuchtet und analysiert. In dieser kleinen

MünchenerRückStiftungKöniginstraße10780802München

Telefon+49(0)89/3891-8888Telefax+49(0)89/3891-78888info@munichre-foundation.orgwww.munichre-foundation.org

Briefe:80791München