deutsche umschau 4_2012

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4-2012 Nordrhein-Westfalen/Hessen/Bauernverband Jahrgang 58 H 1318 F Herausgegeben von den BdV-Landesverbänden Hessen und Nordrhein-Westfalen www.bdv-nrw.de • www.bdv-hessen.de Hessen: Hessentag 2012 in Wetzlar nordrHein-Westfalen: Pommersches Jubiläum BauernverBand: 70 Jahre im Dienste der Landwirtschaft 4-2012

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Verbandszeitung BdV-Landesverband NRW

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Page 1: Deutsche Umschau 4_2012

4-2012 Nordrhein-Westfalen/Hessen/Bauernverband Jahrgang 58 H 1318 F

Herausgegeben von den BdV-LandesverbändenHessen und Nordrhein-Westfalen

www.bdv-nrw.de • www.bdv-hessen.de

Hessen:Hessentag 2012in Wetzlar

nordrHein-Westfalen:Pommersches Jubiläum

BauernverBand:70 Jahre im Dienste der Landwirtschaft

4-2012

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2 Deutsche Umschau 4-2012

Inhalt Heimat geht alle an!

Leitartikel

ISSN 0723-4295Organ des Bundes der Vertriebenen (Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bauernverband der Vertriebenen).Herausgeber und Verlag: Bund der Vertrie-benen – Landesverbände Hessen e.V. und Nordrhein-Westfalen e.V.Die Ausgabe Hessen wird durch das Hessische Sozialministerium gefördert.Anschriften: BdV-Landesverband NRW e.V. Bismarckstraße 90, 40210 Düsseldorf, Tel. 02 11/35 03 61, Fax 02 11/36 96 76, E-Mail: [email protected] Hessen e.V., Friedrichstr.

35, 65185 Wiesbaden, Tel. 0611/ 36019-0, Fax: 0611/36019-22, E-Mail: [email protected]

Bankverbindungen: LV NRW: Commerzbank Düsseldorf, Kto.-Nr. 322 018 700, BLZ 300 800 00; LV Hessen: Volksbank Wiesbaden, Kto.-Nr. 34 59 03, BLZ 510 900 00

Redaktion:  Chefredakteur Markus Patzke, Ständige Mitarbeiter: Tobias Körfer (Bonn), Roswitha Möller, Markus Häßelbarth (Müns-ter), Norbert Quaiser (Wiesbaden), Dr. Arwed Blomeyer (Berlin), Alexander Kühl (Neuss)

Druck und Vertrieb: Rautenberg Druck GmbH, Blinke 8, Postfach 1909, 26789 Leer

Erscheinungshinweise: Zum 15. eines jeden zweiten Monats. Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 31. Mai 2012.Mit Signum oder Namen gezeichnete Bei träge geben die Meinung des Verfassers wieder.

Hessentag 2012 in Wetzlar 3

„Kirchen in Nordostpreußen“ 5

Innenpolitische Umschau 5

Gratulation an Otto Schily 6

Pommersches Jubiläum in NRW 7

Projekt „Todesopfer an der innerdeutschen Grenze“ 8

Erlebte Geschichte 8

Bundeskulturtagung der LWW 9

Oberschlesien selbst erfahren. 10

Partnerschaft des BdV-KV Waldeckmit dem DFK Brückenort 12

70 Jahre im Dienste der Landwirtschaft: Haus Düsse 13

Fahnen der Heimat empfingen die Gäste 15

Umschau für den Landwirt 15

Eine konservative Gesamtschau 16

Thesen zur Vertreibung auf Englisch 16

Das verschwundene Sudetenland 17

Lesermeinungen 18/19

„Haus der Heimat“ 50 Jahre 20

Sudetendeutsche treffen sich … 21

„Europa steht Kopf“ 22

Was koche ich morgen? 23

Umschau für die Frau 23

„Erbe erhalten - Zukunft gestalten“ 24

Zu guter Letzt 26

TitelbildDas Titelbild entstand beim Hessentag in Wetzlar und zeigt (v.l.n.r.) Sozialmi-nister Stefan Grüttner, Hessentagspaar Nina und Florian, den BdV-Landesvor-sitzenden Siegbert Ortmann und die Landesbveauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf.

In zahlreichen Städten und Gemeinden wird in diesen Wo-chen der Tag der Heimat begangen. In Hunderten von

Veranstaltungen wird in Ansprachen, Wort- und Musik-beiträgen des Leitwortes dieses Jahres gedacht: „Erbe erhal-ten – Zukunft gestalten“. Die Landesseiten der Landesver-bände Hessen und Nordrhein-Westfalen geben dazu einen Überblick. Der Tag der Heimat hat in den vergangenen Jahrzehnten einen quasi offiziellen Charakter bekommen, die höchsten Repräsentaten von Staat und Gesellschaft haben bei der Veranstaltung des Bundesverbandes und einiger Landesverbände gesprochen. Alle Bundespräsidenten ha-ben zum Tag der Heimat gesprochen. Abgeordnete, Bürgermeister und Landräte halten regelmäßig die Ansprachen auf Orts- und Kreisebene.

Der Tag der Heimat richtet sich an alle Menschen. Heimat geht jeden etwas an, egal ob heimatvertrieben oder heimatverblieben. Alle Menschen bleiben schicksalhaft

heimatgebunden. Trotzdem finden die örtlichen Veranstaltungen zu diesem Gedenktag allzu häufig im Verbogenen statt. Der Tag der Heimat ist im Bewusstsein der Vertriebe-nen tief verankert und sie halten – so wie ihren Verbänden – auch dieser Veranstaltung die Treue. Es ist aber, der öffentlichen Aufmerksamkeit zum Trotz, nicht gelungen, die-sen Tag mit seinen Veranstaltungen im Bewußtsein aller Bundesbürger zu verankern. Nur wenige Nicht-Heimatvertriebene nehmen am Tag der Heimat teil, die Ost- und Suden-deutschen bleiben meistens unter sich. Bis auf wenige Ausnahmen, wie etwa dem Kreis-verband Bonn, der mit dem Ostdeutschen Markttag einen in die Öffentlichkeit wirken-den Veranstaltungstypus gefunden hat, sind immer kleiner werdende Saalveranstaltungen eher die Regel als die Ausnahme.

Es wird für alle Veranstalter dieses Tages eine Aufgabe für die Zukunft sein, nicht-vertriebene Organisatoren und Teilnehmer zu gewinnen. Die westfälischen Schüt-

zenverein tragen auf ihren Fahnen das Leitwort „Glaube, Sitte, Heimat“. Bei den rheini-schen Karnevalsvereinen steht ebenfalls die Heimat und das heimatliche Brauchtum im Vordergrund. Nicht anders ist es bei unzähligen hesssichen Vereinen. Der Begriff „Hei-mat“ hat in den letzten Jahren eine Renaissance erfahren. Heimat gilt heute nicht mehr als verstaubtes Relikt einer überholten Blut-und-Boden-Ideologie. Seitdem der Wind der Globalisierung scharf weht, wird „Heimat“ wieder als Grundbedürfnis wahrgenommen. Der Springer-Verlag nannte ein neuestes Hörzu-Anhängsel „Heimat“; solche Benennun-gen erfolgen nach intensiven Marktanalysen. Der „Tag der Heimat“ ist aktuell und zu-kunftsorientiert, auch mit seiner politischen Aussage. Es ist allerhöchste Zeit sich zu öff-nen und andere Veranstalter mit ins Boot zu holen. Auch damit wird Zukunft gestaltet.

Markus Patzke

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3Deutsche Umschau 4-2012

Politik

Hessentag 2012 in WetzlarAm „Tag der Vertriebenen“ Veranstaltung „Singende, klingende Heimat“

Wie das Hessentagsmotto „Kulturell – le-bendig – bunt“ , so zeigte sich auch das Pro-gramm der großen Volkstumsveranstaltung „Singende, klingende Heimat“ am Tag der Vertriebenen. Die ersten Gäste waren schon früh aus allen Teilen Hessens nach Wetzlar angereist und als Horst Nausch den Takt-stock hob und seine „Echten Böhmerlän-der“ den „Egerländer Marsch“ schmetter-ten, war schnell auch der letzte Platz im großen Saal der Stadthalle besetzt. Ho-her Besuch ließ nicht lange auf sich war-ten. Das Hessentagspaar 2012, Nina Becker und Florian Köhler, machte den Versam-melten ihre Aufwartung. Da Wetzlar keine eigene Tracht kennt, orientierte man sich bei der Kleidung für das Hessentagspaar an dem Stil aus der Zeit, als der junge Jo-hann Wolfgang Goethe wohl der berühm-teste Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar war.

Für den neuen hessischen BdV-Landesvor-sitzenden Siegbert Ortmann war die Ver-anstaltung eine gute Gelegenheit, sich der Öffentlichkeit vorzustellen. Über viele zu-rückliegende Jahre hatte sein Vorgänger, Alfred Herold, die Gäste willkommen ge-heißen. Für Ortmann ist die überwälti-gende Teilnehmerzahl der Beweis, dass die Heimatvertriebenen in unserem Hessen-land, auch 66 Jahre nach zwangsweisem und schmerzhaften Verlust ihrer Heimat, immer noch als organisierte Landsmann-schaften ein fester Bestandteil unserer ge-genwärtigen Gesellschaft sind.

Waren früher die Akteure die-ser Volkstumsveranstaltung fast ausschließlich Angehö-rige der Vertriebenenverbände, so gesellten sich im Laufe der Zeit auch Folkloregruppen der Spätaussiedler aus den ehema-ligen Sowjetregionen und an-dere östliche Volkstumsgruppen dazu, er-klärte Ortmann

Die Bedeutung des „Tages der Vertriebe-nen“, so Ortmann, zeige sich deutlich an den Ehrengästen. So waren neben Landtagsprä-sident Norbert Kartmann, dem Hessischen Sozialminister Stefan Grüttner, Sybille Pfeiffer (MdB), Hans-Jürgen Irmer (MdL), der Landesbeauftragten der Hess. Landes-regierung für Heimatvertriebene und Spät-aussiedler Margarete Ziegler-Raschdorf,

Georg Unkelbach aus dem Sozialminis-terium, dem Oberbürgermeister der Stadt Wetzlar Wolfram Dette, der Bürgermeis-terin Birgit Sturm, dem Landrat Wolfgang Schuster und dem ersten Kreisbeigeordne-ten Wolfgang Hofmann, dem Stadtverord-

netenvorsteher der diesjährigen Hessentags-stadt Udo Volck und dessen Stellvertreter Waldemar Kleber sowie weitere Stadtver-ordneten und Kreistagsabgeordnete, der Einladung des Landesvorsitzenden gefolgt.

In den Grußworten kam die Solidarität mit

den deutschen Heimatvertriebenen zum Ausdruck. Landtagspräsident Norbert Kart-mann ist selbst BdV-Mitglied. Er hält den BdV für ein wesentliches Verbindungsele-ment zwischen den Ländern in Europa, nämlich Brücken zwischen den Herkunfts-ländern und den Ländern, die heute Teil der Europäischen Union sind. Jetzt erfülle sich, so Kartmann, das, was in der Charta der deutschen Heimatvertriebenen festgeschrie-ben wurde, nämlich, dass die deutschen

Heimatvertriebenen sich am Aufbau der de-mokratischen Strukturen in Europa beteili-gen. Das sei, neben der Brauchtumspflege, eine Zukunftsaufgabe. Wenn wir dabei auf Kritik stoßen, so stört uns das nicht, „denn was wir zu tun haben ist demokratisch, pa-triotisch und europäisch“ fügte er hinzu. Der Oberbürgermeister von Wetzlar, Wolf-ram Dette, erinnerte an den ersten Hessen-tag vor 52 Jahren in Alsfeld. Damals sei das

Thema Integration ein wesentliches Element des Hessentages gewesen. Es ging darum, die vielen Millionen vertriebener Menschen als Teil dieses Bundeslandes begreifbar zu machen und ihnen eine neue Lebenspers-pektive zu geben. Das sei in Hessen vor-

bildlich gelungen. Auch dürf-ten die kulturellen Wurzeln der Vertriebenen nicht in Ver-gessenheit geraten. Die un-terschiedlichen Kulturen hät-ten sich befruchtet. Wetzlar trage durch die Pflege des ost-deutschen Liedgutes zur Er-haltung des Kulturgutes der

Vertriebenen bei. Er lud herzlich zum Be-such der Ausstellung „50 Jahre Patenschaft der Stadt Wetzlar für das Ostdeutsche Lied 1962 – 2012“, ein.

In seiner Festansprache erinnerte der Hes-sische Sozialminister Stefan Grüttner da-ran, dass es viele Gründe gäbe, dem Bund der Vertriebenen und den Landsmannschaf-ten zu danken. Ihre Aufbauleistung, ihre

Fortsetzung auf Seite 4

(v.l.n.r.) Georg Unkelbach, Margarete Ziegler-Raschdorf, Oberbürgermeister Wolfram Dette, Siegbert Ortmann

„Ohne das fortwährende gesellschaftliche Engagement der Vertriebenen wäre unser Land heute nicht da, wo es jetzt ist. Die Vertriebenen sind für unser Land von grundlegender Bedeutung.“

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4 Deutsche Umschau 4-2012

Politik

Integrationsleistung und ihr fortwährendes gesellschaftliches Engagement, dies alles sei für Hessen von grundlegender Bedeutung. Ohne die Heimatvertriebenen wäre Hes-

sen nicht dort wo es heute ist. Als Hessi-scher Sozialminister stehe er an der Seite der Menschen, denen man die Heimat ge-waltsam genommen habe. Er werde Minis-terpräsident Volker Bouffier nachdrücklich bitten, im Bundesrat die Forderung nach einem Vertriebenengedenktag zu unterstüt-zen und sich der Initiative Bayerns nach ei-ner Entschädigung deutscher Zwangsarbei-ter anzuschließen. „Die Landesregierung ist und bleibt auch in Zeiten schlechter Haus-haltslagen ein verlässlicher Partner für die Anliegen der Heimatvertriebenen“, schloss der Sozialminister.

Mit viel Applaus begrüßt wurden danach die „Echten Böhmerländer“ aus Aschaffen-burg, einem Blasorchester der Extraklasse. Sein Leiter Horst Nausch hat sich zusam-men mit seinen Musikern auf die Fahnen geschrieben, die Egerländer Märsche, Pol-kas und Walzer, ja die Egerländer Kultur am Leben zu erhalten. Musiziert wird in Egerer Trachten, die das Orchester nach Original-vorlagen hat schneidern lassen.

Auch die Tanzgruppe und der Chor der Egerländer Gmoi zu Gießen sind ein Stück Egerländer Kulturgut. Ingrid Paulus hält die Gruppe begeisterungsfähiger Tänzer und Sänger zusammen. Einen Nachweis, dass egerländisches Blut durch Adern ihre fließt,

Fortsetzung von Seite 3 brauchten die Akteure nicht zu erbringen, denn nicht alle sind waschechte Egerländer. Bei der Aufnahmeprüfung müssen Wör-ter wie „Huasnoantoutaran“ und „Halstö-ichl“ aber fehlerlos ausgesprochen werden

können, wird gesagt! Ingrid Paulus hatte es auch über-nommen, die Gruppen vor-zustellen und deren Auf-tritte anzukündigen.

Sowohl der Chor der Eger-länder Gmoi zu Gießen, als auch der Russlanddeutsche Chor „Heimatklang“ Gie-ßen standen unter der Lei-tung von Olga Kallasch. Nach zunächst getrennt vorgetragenen Liedern, fei-erten beide Chöre mit ei-nem gemeinsamen Auftritt und der Europahymne eine gelungene Premiere.

Eine Augenweide bot die Siebenbürgisch-Sächsische Tanzgruppe Niederolm. Da sie nur wenige Origi-naltrachten aus der Hei-

mat mitbringen konnten, fertigen auch sie ihre Tracht in mühsamer Eigenarbeit. Dass man um Nachwuchs nicht bange sein

muss, bewies die Volkstanzgruppe der Eger-landjugend Hessen, die nach ihrer Darbie-tung zum Landestreffen in Hungen am 2. September einlud. Einen großen Auf-tritt hatten die Sänger des traditionsreichen

„Erk’scher Männergesangverein Wetzlar von 1841“ unter seinem Dirigenten Matthias Zipp. Der Chor ist Träger der Zelter-Me-daille, der höchsten Auszeichnung um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes. Meisterlich war der Gesangs-vortrag „Im Rosengarten“ mit Matthias Zipp am Piano.

Viel zu schnell waren die Stunden in schö-ner Gemeinschaft verflogen. Landesvor-sitzender Siegbert Ortmann dankte allen - vor, auf und hinter der Bühne - und lud zum Besuch des Informationsstandes ein, der vom BdV- Kreisverband Wetzlar in der Landesausstellung eingerichtet wurde. Als besonderes Ereignis kündigte er die an-schließende Eröffnung der Ausstellung „Kirchen im nördlichen Ostpreußen und die Geschichte des Königsberger Diakonis-sen-Mutterhauses“ in der „Königsberger Di-akonie“ an, wo diesmal auch die schon tra-ditionelle öffentliche Bürgersprechstunde mit der Landesbeauftragten der Hessi-schen Landesregierung für Heimatvertrie-bene und Spätaussiedler, Margarete Zieg-ler-Raschdorf, stattfindet.

Zum großen Schlussbild versammelten sich schließlich alle Mitwirkenden und viele Eh-rengäste nochmals auf der Bühne. Ein schö-nes Bild für die Pressefotografen.

Mit dem gemeinsam gesungenen Lied „Kein schöner Land“ und der Nationalhymne ging die festliche Volkstumsveranstaltung mit einem großen Applaus zu Ende.

Norbert Quaiser

Alle Mitwirkenden zum Schlussbild versammelt

BdV-Informationsstand auf der Landesausstellung

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5Deutsche Umschau 4-2012

Politik

Nach über 15 Jahren waren Reproduktio-nen der Ausstellung „Vergessene Kultur - Kirchen in Nordostpreußen“ wieder in der Königsberger Diakonie zu sehen. Die Aus-stellung wurde am Samstag, den 02. Juni 2012 im Rahmen des Hessentages in Wetz-lar eröffnet.

Nach einer Begrüßung durch Pfarrer Jörn Contag, Vorstand der Königsberger Diako-nie, sprach Frau Margarete Ziegler-Rasch-dorf, Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, ein Grußwort.

Dr. Gerhard Doliesen von der „Universität Leuphana“ in Lüneburg, der diese Ausstel-lung konzipiert und durchgesetzt hatte, be-schrieb, wie es zu diesem einmaligen Projekt kam. Demnach wurde er Anfang 1990 auf die Arbeit des russischen Archivars Anato-lij Bachtin aufmerksam, der die Kirchen im Königsberger Gebiet akribisch erfasst hatte. Dr. Doliesens Idee war es, diese wichtigen Forschungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um zur Rettung der noch ver-bliebenen deutschen Kulturdenkmäler im nördlichen Ostpreußen aufzurufen.

So entstand 1997 mit finanzieller Hilfe der öffentlichen Hand und privater Stiftungen, diese Wanderausstellung, die Ende der 90er Jahre mit großer Resonanz auch auf dem Altenberg zu sehen war. Danach wurden die Exponate im Ostpreußischen Landes-museum in Lüneburg eingelagert.

Der Hessentag war nun Anlass, noch einmal

„Kirchen in Nordostpreußen“ Hessentag 2012 – Ausstellung

Bilder der Ausstellung in der Königsberger Diakonie zu zeigen sowie die partnerschaft-lichen Beziehungen zu dem Gebietskran-kenhaus in Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberger Mutterhaus der Barmherzig-keit, herauszustellen. Daher war in dieser Zeit auch auf Plakaten die Geschichte der

Königsberger Diakonie zu sehen. Zusätzlich fanden Begleitveranstal-tungen zur Vertiefung des partner-schaftlichen und interkulturellen Diskurses statt.

Bis zum Zweiten Weltkrieg gab es im Königsberger Gebiet, dem heutigen Oblast Kaliningrad, 224 Kirchen. Sie entstanden in einem Zeitraum von etwa 700 Jahren und zeigten eine große architektonische Vielfalt. Mehr als 20 Generationen bauten an ihnen. 1997 waren von den Kirchen auf dem Lande 93 völ-lig zerstört und von 65 nur noch Fragmente erhalten. Bis 1997 belief sich die Zahl der Verluste auf 158 Kirchen. Die restlichen Gebäude dienten oft als Magazine, Getrei-

delager oder Kulturhäuser.

Diese Nutzung war oft die Rettung des Bau-werkes, da ungenutzte Gebäude schnell ver-fielen und zu Baumaterial wurden. Heute dienen die Kirchen nur in Einzelfällen wie-der zur religiösen Unterweisung. Einige we-nige Wiederaufbauprojekte geben Anlass zur Hoffnung auf neue kirchliche Arbeit.

Innenpolitische Umschau

Brähmig: Arbeit der Suchdienste wird gestärkt

Der Deutsche Bundestag hat jetzt in 2./3. Lesung das Gesetz zur Fortentwicklung des Meldewesens beschlossen. Dazu erklärt der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebe-nen, Aussiedler und deutschen Minder-heiten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Klaus Brähmig:

„Die Arbeit der Suchdienste wird durch das neue Bundesmeldegesetz, das ihnen ei-nen verbesserten Zugang zu den Meldeda-ten ermöglicht, wesentlich gestärkt. Da-mit trägt die christlich-liberale Koalition der wichtigen humanitären Aufgabe der Suchdienste, etwa des Deutschen Roten Kreuzes oder der Kirchen, weiterhin Rech-nung. So können die Suchdienste erstmals im Wege des automatisierten Abrufverfah-rens Daten abrufen, welche über eine ein-fache Behördenauskunft hinausgehen wie die derzeitige Staatsangehörigkeit oder frü-here Anschriften.“

Deustchlandhaus:Lern- und Erinnerungsort

Die „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöh-nung“ wurde 2008 gegründet. Träger ist das Deutsche Historische Museum. Ge-fördert wird sie von der Bundesregierung. Sie will dazu beitragen, „dass Vertreibun-gen als gewalttätiges politisches Instrument und als Menschenrechtsverletzung zu jeder Zeit und an jedem Ort geächtet werden“.

Die künftige Dauerausstellung im Deutsch-landhaus soll durch regelmäßige Wech-selausstellungen zu einzelnen historischen Aspekten und aktuellen Entwicklungen er-gänzt werden. Geplant ist ein Lern- und Er-innerungsort, der den jeweiligen Wissens-stand seiner Besucher berücksichtigt und nach modernen museumspädagogischen Konzepten Ursachen, Ablauf und Folgen von Zwangsmigrationen präsentiert und vermittelt.

Das Dokumentations-und Informations-zentrum soll Schüler, Lehrer und Studenten ansprechen und Fortbildungen, Seminare und Workshops anbieten. Gezielt wollen die Betreiber mit Schulklassen arbeiten, deren Familien vielfältige Erfahrungen ha-ben mit (Zwangs-)Migration und Integra-tion in ein neues Lebensumfeld.

Dr. Gerhard Doliesen bei der Ausstellungseröffnung

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6 Deutsche Umschau 4-2012

Politik

Gratulation an Otto SchilyBdV-Präsidentin Steinbach gratuliert zum 80. Geburtstag

Zum 80. Geburtstag von Bundesinnenmi-nister a.D. Otto Schily übersandte BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB folgen-des Gratulationsschreiben:

Sehr geehrter Herr Bundesminister, lieber Herr Schily,

zu Ihrem bevorstehenden Geburtstag ist es mir ein Bedürfnis, Ihnen nicht nur die herzlichsten Glückwünsche unseres gesam-ten Verbandes zu überbringen, sondern Ih-nen auch herzlich Danke zu sagen für alles, was Sie für die Heimatvertriebenen geleis-tet haben.

Für das kommende Lebensjahr und noch viele wei-tere, wünsche ich Ihnen Gesundheit, Glück und Er-folg. Als Bundes-innenminister wa-ren Sie für unsere Anliegen zustän-dig. Über diese Aufgabe hinaus, die Sie mit großer Sachlichkeit und Fairness uns ge-genüber wahrge-nommen haben, sind Sie engagiert für einen konst-ruktiven Dialog zwischen der Sozi-aldemokratie und den Vertriebenen eingetreten.

In einer politischen Eiszeit, in der der Di-alog der SPD mit den Vertriebenen nahezu zum Erliegen gekommen war, haben Sie zu einer Klimawende beigetragen und das Ge-spräch mit uns belebt. Heute gibt es wie-der den Dialog mit allen politischen Par-teien. Ihr Umgang mit unserem Schicksal war dabei von einer Aufrichtigkeit geprägt, die unseren Mitgliedern wohl getan hat. In Ihrer Rede zum Tag der Heimat im Jahr 2005 stellten Sie in Bezug auf das Kriegs-ende und die Vertreibung der Deutschen fest: „Unbestreitbar waren in diesem Sinne die Vertreibungen eine Folge des Krieges, den Deutschland begonnen hatte – eine von den Siegermächten politisch gewollte

Folge, aber keineswegs eine zwangsläufige und erst recht keine rechtlich oder moralisch zu rechtfertigende Folge. Die Vertreibung von Millionen unschuldiger Menschen, von Frauen und Kindern, Alten und Kranken, lässt sich nicht durch die Verbrechen ei-nes terroristischen Regimes rechtfertigen.“

Im Berliner Dom fanden Sie 1999 in Ihrer ersten Rede als Bundesinnenminister in ei-ner noch sehr angespannten Atmosphäre vor den Repräsentanten des BdV deutli-che Worte, als Sie erklärten: „Die politi-sche Linke hat in der Vergangenheit, das

lässt sich leider nicht bestreiten, zeitweise über die Vertrei-bungsverbrechen, über das millionen-fache Leid, das den Vertriebenen zu-gefügt wurde, hin-weggesehen, sei es aus Desinteresse, sei es aus Ängstlichkeit vor dem Vorwurf, als Revanchist ge-scholten zu werden. Oder sei es in dem Irrglauben, durch Verschweigen und Verdrängen eher den Weg zu einem Aus-gleich mit unseren Nachbarn im Osten zu erreichen. Dieses Verhalten war Aus-druck von Mutlosig-keit und Zaghaftig-

keit. Inzwischen wissen wir, dass wir nur dann, wenn wir den Mut zu einer klaren Sprache aufbringen und der Wahrheit ins Gesicht sehen, die Grundlage für ein gu-tes und friedliches Zusammenleben fin-den können.“

Ihre selbstkritischen, politisch mutigen Aus-sagen haben dazu beigetragen, dass das Bild der deutschen Heimatvertriebenen im öf-fentlichen Bild der Bundesrepublik an Ein-seitigkeit verloren hat.

Es ist darum zu einem erheblichen Teil auch Ihr Verdienst, dass in Folge eine rege Dis-kussion über Leid und Schicksal der Hei-matvertriebenen in unserem Land geführt werden konnte.

Dies war auch Ausdruck Ihrer Devise, dass man zwar nicht immer einer Meinung sein, wohl aber miteinander reden müsse. Dabei müsse man sich stets selber überprüfen, ob man für den Anderen auch genügend Em-pathie hat.

Diese Bereitschaft zum Dialog wusste und weiß der Bund der Vertriebenen sehr zu schätzen. Im Jahr 2003 wurden Sie für Ihre Rede im Berliner Dom mit der Wenzel-Jaksch-Medaille ausgezeichnet.

Als der BdV Ihnen im Jahr 2009 seine höchste Auszeichnung, die Ehrenplakette verlieh, wiesen Sie darauf hin, dass Sie Deutschland noch geistig, physisch und seelisch in Trümmern gesehen hätten und Sie somit sehr wohl nachvollziehen könnten, worum es beim Thema Flucht und Vertrei-bung seinem Wesen nach gehe. Darauf ei-nerseits mahnend aufmerksam zu machen und gleichzeitig die Leistungen der Hei-matvertriebenen und deren positive Fol-gen für den Aufbau Deutschlands als bei-spielhaft lobend herauszustellen, war eines Ihrer großen Verdienste.

Ich habe gerne und vertrauensvoll mit Ih-nen zusammengearbeitet.

Mögen Sie uns noch viele Jahre in guter Gesundheit erhalten bleiben.

Gottes Segen möge Sie begleiten

Ihre

Erika Steinbach MdB

Bundesminister des Innern a.D. Otto Schily

Otto Schily (l.) bei der Verleihung der Plakette im Jahr 2009 mit BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB (Mitte) und Bundes-kanzlerin Angela Merkel (r.)

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7Deutsche Umschau 4-2012

Politik

Pommersches Jubiläum in NRW20. Kulturveranstaltung der Pommern auf Schloss Burg

Eine bei strahlendem Sonnenschein zeit-weise überfüllte Freifläche vor dem Batte-rieturm von Schloss Burg, in dem am 21. Oktober 1951 die „Gedenkstätte des deut-schen Ostens“ eingeweiht wurde, zeugte von regem Interesse. Etwa 450 Besucher, nicht nur Mitglieder der Pommerschen Lands-mannschaft, auch viele Spaziergänger nah-men die Gelegenheit wahr, sich umfassend über die ehemaligen deutschen Ostgebiete zu informieren. An den einzelnen Stän-den mit pommerschen Spezialitäten und mit umfangreichem Schriftmaterial und geschmackvollen Accessoires stellten sich Gastgeber vor.

„Als wir vor 20 Jahren die erste Kulturver-anstaltung hier durchführten, hatte man uns zuvor von Seiten der Landesregierung ein Desinteresse a, ein Vergessen der Ge-denkstätte unterstellt. Doch die damaligen Vorsitzenden wollten dies nicht gelten las-sen. So haben wir in all den Jahren pom-mersches Brauchtum, pommersches Leben in Verbindung mit bergischem Brauch-tum und das aus anderen ostdeutschen Ver-treibungsgebieten dargestellt und erhalten und wir haben unsere ostdeutsche, unsere pommersche Identität bewahrt. Es war ein Bergischer, Herr Professor Paul Luchten-berg, der die erste Idee hatte, hier an die-ser Stelle eine Gedenkstätte für Vertriebene aus dem deutschen Osten zu errichten, um auch die vielfachen wirtschaftlichen Be-ziehungen des Bergischen Landes zu den deutschen Ostgebieten zu würdigen.“ Mit diesen Worten eröffnete die Vorsitzende der Kreisgruppe Remscheid, Brigitte Kiel, nach dem traditionellen Geläut der Glo-cken aus Breslau und Königsberg die dies-jährige Kulturveranstaltung der Pommer-schen Landsmannschaft der Kreis- und Ortsgruppen Remscheid, Solingen, Wer-melskirchen und Wuppertal.

Die Grüße ihrer Städte überbrachten Bür-germeisterin Rita Pickardt, Solingen; Bür-germeister Lothar Krebs, Remscheid; Bür-germeister Eric Weik, Wermelskirchen und Stadtverordneter Michael Müller, Wup-pertal. Adalbert Raasch, Landesvorsitzen-der der Pommerschen Landsmannschaft in Nordrhein-Westfalen, überbrachte die Grüße der Landesgruppe und des Bundes-vorstandes. Quasi als Hausherr übermit-telte der Vorsitzende Klaus-Dieter Schult

die Grüße des Schlossbauvereines. Als Lan-desvorsitzender des Bundes der Vertriebenen (BdV), Landesverband NRW e.V. übermit-telte Hans-Günther Prplies die Grüße von 13 landsmannschaftlichen Landesgruppen aus Nordrhein-Westfalen und der 54 Kreisver-bände des BdV in NRW. „Ein Dank an die Landesgruppe, an alle Pommern in Nord-rhein-Westfalen für ihre Mitwirkung, für ihre Arbeit im Rahmen für die Vertriebe-nen insgesamt. Es sind ja hier auch viele, die auf der Gesamtverbandsebene Verantwor-

tung tragen, die Kreisvorsitzende sind. Herr Rasch selbst ist ja Vorsitzender einer unse-rer wichtigsten Kreisverbände in Bochum mit einem eigenen Vereinsheim. Dank für die Mitarbeit dort seit Jahrzehnten“, sage Parplies und fuhr fort: „Wir sind uns beim BdV bewusst, dass wir nur so stark sind, wie die Mitgliedsverbände uns machen und sofern gilt ein großer Dank den Pommern, die ja zu den Treuesten der Treuen insge-samt gehören. Ich muss einen besonderen Dank an unsere Kreisverbände, insbeson-dere den pommerschen Landsleuten, die be-sonders aktiv sind aus Remscheid, Solingen und Wuppertal sagen, dass sie eben nicht nur an diesem Ereignis des Pommerntref-fens auf Schloss Burg aktiv sind, sondern das ganze Jahr über die Gedenkstätte für Besucher offen halten und Betreuung an der Gedenkstätte machen. Dafür sind wir ihren Gruppen besonderer Weise dank-bar. Auch Ihnen, lieber Klaus Witte, ir-gendwo werden Sie sein, Sie führen das ja alles an. Und schließlich, meine Damen und

Herren, liebe Pommern, ich freue mich, so viele Pommern hier auf diesen Platz zu fin-den, vergnügt und lebendig und ich wün-sche mir, dass von dieser Veranstaltung, hier von diesem Gemeinschaftserlebnis auch der Mut und Kraft ausgeht für die Arbeit drau-ßen im Lande, überall in den Städten und in den Orten, wo sie sind. Und ich muss es mit Betrübnis sagen, dass es an manchen Stellen nicht mehr so gut läuft. Der Ost-deutsche Markttag in Bonn, der schon län-ger besteht wie die Veranstaltung hier. Es wird kein Stand der Pommern dabei sein, denn die Pommern fehlen ist eben nicht das Gesamtbild des deutschen -----ostens darge-stellt. Aber vielleicht können die Pommern doch noch daran teilnehmen“, soweit die Grußbotschaft von Hans-Günther Parplies.

Bevor Brigitte Kiel das Mikrofon an Klaus Witte weiterreichte, freute sie sich mit al-len Anwesenden darüber, dass der Vorsit-zende der PLM-Kreisgruppe Wuppertal, Ulrich Kosin, nach langer und schwerer Er-krankung, den für ihn beschwerlichen Weg nach Schloss Burg auf sich genommen hat und unter den Gästen weilt.Für die Unterhaltung sorgten, von Klaus Witte moderiert, mit volkstümlichen Me-lodien der Kürtener Musikverein unter der Leitung von Herbert Broich, die Senioren-Volkstanzgruppe „50 plus“ mit ihrer Chefin Christa Paas mit niederdeutschen Volkstän-zen. Der Ostpreußenchor Remscheid unter dem Dirigat von Nelly Illinich umrahmte die Veranstaltung musikalisch. Die Kultur-veranstaltung soll aber nicht nur das Wissen über Pommern und seine Geschichte son-dern auch seine Mundart und sein Brauch-tum wachhalten. Zu diesem Thema war mit „Humor aus Pommern“ mit Irene Hack-barth und den Hangkgeschmedden der rich-tige Programmpunkt. Auch die Ausstellung über pommersche Persönlichkeit in der Ge-denkstätte trug dazu bei.Mehr als 11 000 Besucher konnten bei 20 Kulturveranstaltungen der Pommern auf Schloss Burg gezählt werden. Somit wirk-ten sich die Aktivitäten der Pommern aus dem Bergischen Land sehr positiv auf den Bekanntheitsgrad der „Gedenkstätte des deutschen Ostens“ aus. Das ist u.a. auch ein Verdienst von Klaus Witte. Er beglei-tet diese Kulturveranstaltung von Anfang an als Koordinator, führte Regie und prä-sentierte sie. Für seinen selbstlosen Einsatz als Landesbeaftragter wurde Klaus Witte mit der Ernst-Moritz-Arndt-Medaille des BdV ausgezeichnet.

Klaus Trester

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8 Deutsche Umschau 4-2012

Politik

Wenn Politiker plötzlich eine „gesamtdeut-sche Verpflichtung“ erkennen, verdienen sie auch mal Lob. Die Länder Niedersachsen, Hessen und Sachsen-Anhalt haben sich jetzt mit der Bundesregierung auf ein For-schungsprojekt verständigt: Die Erschosse-nen und Minenopfer an der 1.400 Kilometer langen Zonengrenze sollen nicht vergessen sein. Diese Toten der vierzigjährigen DDR-Herrschaft sollen durch wissenschaftliche Archivarbeit in West- und Mitteldeutsch-land erfasst und mit ihren Lebensdaten do-kumentiert werden.

Im Gegensatz zu den öffentlich besser be-kannten Morden an der Berliner Mauer lie-gen über die Opfer an der innerdeutschen Grenze bisher nur unterschiedliche Zahlen vor. Das Berliner Museum am Checkpoint Charlie hat jetzt 1.676 Opfernamen veröf-fentlicht. Die Zentrale Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen für DDR-Un-recht in Salzgitter hat hingegen nur Unter-lagen über 872 Getötete. Hier hat die For-schung noch einiges zu tun.

Die Zentrale Erfassungsstelle in Salzgitter ist den Zeitgenossen noch in besonderer Er-innerung. Sie verfolgte während der deut-schen Teilung alle Morde an der Grenze als Verbrechen und legte Ermittlungsakten an. Das war in der DDR bei den Grenztrup-pen bekannt und hat verständlicherweise wegen des Schießbefehls zu einer gewissen Unruhe geführt. Erich Honeker war allein

über ihre Existenz so erbost, dass er immer wieder ihre Schließung als Vorbedingung für Verhandlungen gefordert hatte.

Das kam für die Bundesrepublik natürlich aus rechtsstaatlichen Erwägungen nicht in Frage. Aber anpassungsbereite Landespo-litiker, die als Vorleistung für Gespräche die finanzielle Unterstützung für die Er-fassungsstelle in Salzgitter einstellten, die gab es trotzdem. Ein peinliches und be-schämendes Politikerversagen!

Jetzt endlich soll also ein Totenbuch mit biographischen Daten der Opfer erstellt werden. Durch die Präsentation im Inter-net können Angehörige und Bekannte die Wahrheit erfahren. Den Opfern wird auch ihre Würde wiedergegeben, die ihnen die DDR durch die Kriminalisierung ihres Frei-heitsdrangs abgesprochen hatte.

Diese Aufarbeitung menschlicher Schick-sale aus vierzig Jahren Todesgrenze durch Deutschland wird dann wohl auch die po-litische Bildung befruchten. Die Parteidik-tatur der SED und die DDR als Unrechts-staat und der Kommunismus als System der Unfreiheit - dies alles wird von jungen Menschen viel leichter begriffen, wenn sie auf den Bildschirmen in die Gesichter die-ser Opfer der deutschen Teilung schauen. In Salzgitter wurde nicht umsonst ermit-telt. Es war und ist eine moralische gesamt-deutsche Aufgabe ersten Ranges.

Hartmut Saenger

Erlebte Geschichte

Projekt „Todesopfer an der innerdeutschen Grenze“

Wiesbaden/Berlin. Der Chef der Hessischen Staatskanzlei, Staatsminister Axel Winter-meyer, nahm heute an der Auftaktveran-staltung des Forschungsprojekts „Todesop-fer an der innerdeutschen Grenze“ in Berlin teil. „Die Aufarbeitung des Grenzregimes ist keine ostdeutsche, sondern eine gesamtdeut-sche Verpflichtung“, sagte der Minister im Rahmen einer Pressekonferenz im Informa-tionszentrum der Stiftung Berliner Mauer. „Auf 270 Kilometer Länge waren Hessen und Thüringen durch Stacheldraht und Schießbefehl voneinander getrennt. Diese

Grenze war unmenschlich, sie war gefähr-lich, hat Menschen und Familien getrennt und zog sich wie ein Schnitt durch Deutsch-land.“ Zwar sei die Geschichte des SED-Regimes historisch gut belegt, dennoch sei bis heute nicht klar, wie viele Frauen und Männer, die ihr Menschenrecht auf Frei-heit jenseits der Grenze suchten, diese mu-tige Entscheidung mit dem eigenen Leben bezahlten.

Diese Lücke soll nun durch das Forschungs- und Dokumentationsprojekt „Todesopfer an der innerdeutschen Grenze“ geschlos-sen werden, mit dem der Forschungsver-bund SED-Staat unter Leitung von Pro-fessor Ulrich Schroeder beauftragt wurde. „Die Biografien aller Maueropfer werden im Rahmen der wissenschaftlichen Unter-suchungen dokumentiert“, erläuterte der Staatsminister. Die Geschichten der Op-fer der innerdeutschen Grenze von 1949 bis 1989 wurden bisher noch nicht systema-tisch untersucht. Umfassende valide For-schungsergebnisse zu ihrer Zahl, und da-mit auch die Möglichkeit zur Vermittlung

in der Bildungsarbeit, fehlen. Die Hessi-sche Landesregierung gehört zum Mitini-tiator dieses wichtigen Forschungsprojektes und stellt mit 30.000 Euro die Anschubfi-nanzierung im Jahr 2012 sicher. Die Bun-desregierung fördert das Projekt, das Ende 2015 abgeschlossen sein soll, aus dem Etat des Kulturstaatsministers, zudem beteili-gen sich die Länder Sachsen-Anhalt und Niedersachen. Hessen und Thüringen unterhalten mit den beiden Grenzmuseen „Point-Alpha“ und „Schifflersgrund“ zwei bedeutende Gedenk-stätten, die beispielhaft für die Aufarbei-tung des SED-Regimes stehen. „Gerade die Auseinandersetzung mit Diktaturen hilft, den Wert von Freiheit, Demokratie

und Rechtsstaatlichkeit zu erkennen“, sagte Axel Wintermeyer. Zudem sei vor zwei Jah-ren bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung das Schwerpunktpro-jekt „Politisch-historische Aufarbeitung der SED-Diktatur“ unter der Leitung von Jutta Fleck („Die Frau vom Checkpoint Charly“) eingerichtet worden. Einen weiteren wich-tigen Beitrag leisten zudem Zeitzeugen, die hessischen Schülerinnen und Schülern von ihren persönlichen Erfahrungen be-richten. „Gerade weil Menschen im Zeit-verlauf zum Vergessen neigen, ist es uns so wichtig, Mahnmale und Erinnerungsstät-ten lebendig zu erhalten. Das Projekt ‚To-desopfer an der innerdeutschen Grenze‘ leistet hierzu einen wichtigen Beitrag“, so der Chef der Staatskanzlei abschließend.

„Aufarbeitung der Geschichte der Grenzopfer ist gesamtdeutsche Verpflichtung“

Staatsminister Axel Wintermeyer

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9Deutsche Umschau 4-2012

Kultur

Bundeskulturtagung der LWW Umsiedler, Vertriebene, Flüchtlinge – Erfahrungen in Ost und West

Die diesjährige Bundeskulturtagung der Landsmannschaft Weichsel-Warthe (LWW) in Fulda hatte die verschiedenen Formen der Bevölkerungsverschiebung der Deutschen aus dem Osten in den Westen zum Thema. Es sollten die Begriffe in ihrem historischen und juristischen Zusammenhang geklärt und beleuchtet werden, zudem galt es, die Erfahrungen in der alten Bundesrepublik und der DDR zu erläutern und die Erfah-rungen, die seit 1945 höchst unterschiedlich waren, einander näher zu bringen.

In Vertretung von Bernard Gaida, dem Vorsitzenden des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG), der sich einer Operation unterzie-hen mußte, war Norbert Rasch (Oppeln) als stellvertretender Vorsitzender der VdG gekommen, um über die Arbeit seines Ver-bandes zu berichten und den persönlichen Kontakt zur LWW aufzunehmen. Norbert Rasch ist Vorsitzender der Sozial-Kulturel-len Gesellschaft der Deutschen im Oppel-ner Schlesien (SKGD), der mit 56.000 Mit-gliedern stärksten Gruppe in Polen, zudem ist er Abgeordneter im Regionalparlament, dem Sejmnik, in Oppeln (Opole).

Vorweg faßte Norbert Rasch seine Ausfüh-rungen mit den Worten „Deutscher in Po-len zu sein, ist nicht einfach“ zusammen. Die politischen Voraussetzungen sind je-doch seit dem deutsch-polnischen Grenz- und Freundschaftsvertrag von 1991 und dem Minderheitenschutzgesetz von 2005 sehr gut (siehe auch Bericht in WW 7/2012). Von Sei-ten des polnischen Staates wird die Minder-heit gut ausgestattet, als bedauerlich sah er an, daß man die deutsche Minderheit seit-her von deutscher staatlicher Seite eher zu vergessen scheint.

Der VdG wurde im Jahr 2001 als Dachver-band gegründet, um die etwa 600 Gesell-schaften, u.a. 300 DFK (Deutsche Freund-schaftskreise), zu verbinden, die Kontakte nach außen zu pflegen und die innerhalb Polens zu koordinieren.

Bei der letzten Volkszählung in Polen im vergangenen Jahr zeigte es sich sehr deutlich, wie schwach die deutsche Identität in der deutschen Minderheit ist. Die Zahl der sich als deutsch bekennenden ist stark rückläu-fig, dafür weichen immer mehr auf die Re-gionalidentität „Schlesier“ aus. Deren Zahl

stieg von 170.000 bei der Zählung im Jahr 2002 auf etwa 800.000 (2011). Er betonte, daß selbst die Wissenschaft dieses Ergeb-nis nicht verstehe und es noch nicht wer-ten könne. Dem höchst interessanten Vor-trag folgte eine rege Aussprache.

Im Anschluss hielt Dr. Ortfried Kotzian, der Direktor des Hauses des Deutschen Os-tens in München, das Hauptreferat mit dem Titel „Wer ist was? – Umsiedler, Vertriebe-ner, Flüchtling, Spätaussiedler – Erfahrun-gen mit Menschen und Begriffen in den al-ten und neuen Bundesländern“

Dr. Kotzian ist ein ausgewiesener Fachmann für diese Thematik und dementsprechend souverän und anschaulich waren seine Aus-führungen. Er griff auf die Geschichte der Deutschen im Osten bis ins 19. Jahrhun-dert hinein zurück und zog zwei Linien – von der Ostsee bis zur Adria – und – vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer – in-nerhalb derer die Deutschen aus dem Os-ten lebten. Es handelte sich dabei um etwa 16 Millionen Menschen, von denen 1939 die Hälfte noch „Reichsdeutsche Bürger“ wa-ren. Weiterhin gab es noch 2,3 Millionen Deutsche in der Sowjetunion, vor allem die Ost-Wolhyniendeutschen, die Wolga- und Schwarzmeerdeutschen. Er unterschied drei Gruppen: die Reichsdeutschen, die Grenz-landdeutschen (z. B. im Memelland, Dan-zig-Westpreußen, Ost-Oberschlesien oder die Sudetendeutschen), deren Siedlungs-gebiet an Deutschland angrenzte, die aber eine andere Staatsangehörigkeit hatten, und als dritte Gruppe die Sprachinselvolksgrup-pen, wozu auch die LWW-Gebiete und die Gruppen in Rumänien und Jugoslawien zu zählen sind. Diese Situationsbeschreibung war größtenteils Folge des 1. Weltkriegs, in dem die beiden großen „ökumenischen Reiche“ Österreich-Ungarn und Rußland zerschlagen wurden. Die nationalistische Politik steigerte die Spannungen im sog. Volkstumskampf, die mit dem 2. Weltkrieg in der Katastrophe endeten.

Dr. Kotzian unterschied fünf Wellen von Bevölkerungsverschiebungen: die 1. war die Umsiedlungsaktion „Heim ins Reich“, bei der 1939-44 etwa 1 Mio. Auslandsdeut-sche umgesiedelt wurden. Hinzu kommen die heute weitgehend unbekannten Depor-tationen Stalins von etwa 700.000 deut-schen Zwangsarbeitern nach Sibirien in den

Jahren 1941 und 1944/45. Die 2. Welle war die im Januar 1945 einsetzende Flucht, ge-folgt (3.) von den wilden Vertreibungen von Mai bis August 1945 und als 4. Welle der sog. „Transfer“ basierend auf dem Potsda-mer Abkommen, gültig für Polen, Ungarn und die Tschechoslowakei, die im offiziel-len Jargon ironischerweise in „ordnungs-gemäßer und humaner Weise“ vonstatten gehen sollten. Die 5.und letzte Welle war dann die Aussiedlung seit 1950, die über 4,5 Mio. Menschen betraf.

Nach dem grundsätzlichen, wissenschaftli-chen Sachvortrag folgten authentische Er-lebnisberichte von Horst Eckert (Bad Be-vensen) „Als Vertriebener im Westen, in der alten Bundesrepublik“ und von Wil-helm Tappert (Lohburg) „Als Vertriebe-ner in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR“.

Horst Eckert bot einen sehr persönlichen, anekdotenreichen Bericht aus persönlichem Erleben und aus Erzählungen, beginnend mit der Ankunft im Kreis Uelzen und den Erfahrungen nach der Einweisung, die, so sein Resümee, keine willkommene Auf-nahme waren und auch Zweifel ließen, ob die Integration wirklich gelungen ist. Eckert stellte fest, eine endgültige Integration werde es wohl erst ab der dritten Generation geben.

Wilhelm Tappert zeigte die gesamte Band-breite seiner Lebenserfahrungen auf, von der Zeit nach Flucht und Vertreibung, dem Le-ben in der DDR und dem späteren Erschre-cken darüber in der Zeit nach der Wende, vor allem als er bei der damals sog. Gauck-Behörde seine Stasi-Akte einsehen konnte. Er resümierte, daß viele Erfahrungen der früheren Generationen aus der Zeit vor 1945 danach tabu waren. Es fehlte das Wissen hierüber bis in die 90er Jahre. Dieses Wis-sen vermittelte ihm die Landsmannschaft Weichsel-Warthe, bei der er ein geistiges Zuhause fand, wofür er sehr dankbar ist.

Abschließend berichtete Hans-Werner Carl-hoff (Stuttgart) über seine Arbeit im Lan-desverband Baden-Württemberg und die positiven Impulse, die er seit einiger Zeit daraus verspürt.

Den anschließenden Kulturabend eröffnete der Sprecher mit der Verleihung der diesjäh-rigen Kulturpreise. Dr. Sprungala erinnerte an die Entstehung des Kulturpreises der LWW im Jahr 1983, mit dem verdiente Mit-arbeiter und Kulturschaffende geehrt wer-den. Mit dem Kulturpreis werden vor allem

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Kultur

Oberschlesien selbst erfahren. Mit dem Fahrrad auf den Spuren von Eichendorff

Was tun, wenn die geplante Busreise nach Oberschlesien wegen zu geringer Beteili-gung ausfällt? Zu Hause bleiben? Oder Plan „B“ ziehen! Und der bestand in diesem Falle aus einer selbst organisierten Bahn- / Fahr-rad-Reise: Auf dem Zweirad die Oder auf-wärts von Oppeln bis Ratibor und hinüber ins Industrierevier. Zugegeben: während der Fahrt im Regen mit vollem Gepäck kam zwischenzeitlich die Frage auf, warum man sich so was mit dreiundsechzig noch antut – aber im Nachhinein bleibt das Ge-fühl, im doppelten Sinne etwas Tolles „er-fahren“ zu haben.

Während Niederschlesien mit dem land-schaftlich reizvollen Rie-sengebirge und schmuck restaurierten Stadtker-nen und Schlössern in-zwischen viele Touristen aus dem Westen anzie-hen, steht Oberschlesien seltener auf dem Be-suchsprogramm. Dabei gibt es auch hier reich-lich zu entdecken. Ne-ben den Städten und Landschaften entlang der Oder kann die alte Bergbau- und Industrie-region zwischen Gleiwitz und Kattowitz mit einem historischen Erbe an Bau-ten und technischen Denkmälern aufwar-ten, das seinesgleichen sucht.

Also „rein ins Vergnügen“: Oppeln (Opole) feiert gerade sein alljährliches Musikfestival, was, nebenbei gesagt, das Bemühen um eine Zimmerreservierung nicht gerade erleich-tert hat. An mehreren Stellen der Stadt – so auch auf dem Ring (Marktplatz) sind Büh-nen aufgebaut wo Folklore bis Rock mit-einander wett eifern. Der Motorrad Club Breslau präsentiert stolz seine Harleys, auf denen kleine Mädchen in Sonntagsklei-dern und aufgeregte Jungs herumklettern dürfen. Möglichkeiten, sich auf ein küh-len Bier oder ein Eis niederzulassen gibt es in der regelmäßig angelegten Altstadt, vor allem rund um das Rathaus, genug. Der an der Altstadt vorbeiführende Mühlgra-ben mit seinem schwimmenden Biergar-ten hat seine eigene Atmosphäre. Ich foto-grafiere den vielarmigen Wegweiser neben

dem Rathaus, der für alle Partnergemein-den die Entfernungen angibt, auch deutsche und vermisse Bonn. Wir haben doch seit den 50er Jahren eine Partnerschaft grum-mele ich – so ist es zumindest auf den Bon-ner Ortseingangsschildern zu lesen.

Zwischen den sich ausdehnenden Neubau-gebieten im Osten der Stadt wirkt Alt Go-slawitz wie eine dörfliche Oase. Hier ist auch die Existenz der verbliebenen deut-schen Minderheit präsent. In zentraler Lage das Kulturhaus der Deutschen in Oppeln; gleich gegenüber an der Kapelle das Denk-mal für die Opfer der des ersten Weltkriegs – gepflegt und in Deutsch beschriftet. Zur

kulturellen Abrundung noch ein kurzer Ab-stecher nach Czarnowanz, um einen Blick auf eine der für Oberschlesien typischen Schrotholzkirchen zu werfen.

Für die Weiterfahrt oderaufwärts wähle ich die östliche Route. Äcker und Wiesen-flächen wechseln großräumig mit Wäldern ab, dazwischen Teichlandschaften die be-reits im Mittelalter zur Fischzucht angelegt wurden. In Cosel (Koźle) endet die Schiff-barkeit der Oder und man überquert den 1939 eröffneten Gleiwitz-Kanal, der einen bereits im 18. Jahrhundert begonnenen Ka-nal ersetzt und den Strom mit dem Indus-trierevier verbinden sollte. In Cosel selbst wird alte Militärgeschichte greifbar: der ba-rocke Festungsgürtel ist in seiner Struktur erhalten und führt im Zickzack als Grün-fläche mit Graben um die Stadt herum. Ich sehe das Gemälde von Wilhelm von Ko-bell vor mir, dass Franzosen und Bayern

Leistungen zur Erhaltung und Weitergabe des Kulturerbes und des Erfahrungsschat-zes der Deutschen aus Polen ausgezeichnet.

Der diesjährige Kulturpreis wurde an zwei verdiente Männer verliehen. Zum einen an den Historiker und Fachmann der politi-schen Geschichte der Provinz Posen, Dr. Helmut Neubach, Zornheim, der nach einem Sturz aus gesundheitlichen Grün-den seine Teilnahme absagen mußte. Um seine enge Verbundenheit mit der LWW zu bekunden, wurde Dr. Neubach im Mai 2012 Einzelmitglied der Landsmannschaft Weichsel-Warthe.

Der zweite Preisträger ist Leonhard v. Kalckreuth, der Vorsitzende der Heimat-kreise Meseritz und Birnbaum. Als über-zeugter Posener hat er seine innere Haltung zu seiner alten Heimat bis heute aufrecht-erhalten und vertreten. Ihn zeichnet seine Liebe zur Heimat, zur Wahrheit und Aus-gewogenheit aus, wie der Laudator, Dr. Sprungala, betonte.

Erstmals seit 2008 wurde auch wieder der Kulturelle Förderpreis für Nachwuchskräfte verliehen. Es lagen in diesem Jahr sogar zwei Anträge vor. Die Kommission entschied sich für zwei Ukrainer: Andrij Litwintzow und Svitlana Voloshyna.

Der Geschichtsstudent Andrij Litwintzow (*1993) aus Holonewytschi in Wolhynien war Sieger eines Schulwettbewerbs mit sei-ner Arbeit „Die Geschichte der Kolonie Matschulek/ Moczulki“, die der Anfang ei-ner Entwicklung war, die dazu führte, daß am 24.6.2011 in Moczulki ein Gedenkstein zur Erinnerung an die deutschen Kolonis-ten in diesem Gebiet eingeweiht werden konnte (siehe WW 11/2012).

Die Dolmetscherin und Reisebegleiterin Svitlana Voloshyna (*1984) aus Schypiyntzi hat diese Arbeit übersetzt. Desweiteren be-treut sie seit Jahren deutsche Touristen, die die Heimatkolonien ihrer Familie aufsu-chen wollen. Angesichts der weiten Anreise nahm Walter Manz, der Vorsitzende des „Freundeskreises Matschulek/ Moczulki“, den Preis stellvertretend entgegen.

Die Bundeskulturtagung 2012 schloß mit einer dem schwierigen Thema äquivalenten kontroversen Aussprache und dennoch po-sitiven Bewertung der Tagung seitens der Teilnehmer.

Martin Sprungala

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Die Franziskaner-Kirche in Oppeln

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11Deutsche Umschau 4-2012

Kultur

vereint bei der Belagerung der preußischen Festung im Jahre 1760 zeigt. Nachdem die Stadt zuvor mehrere Male erstürmt und zer-stört worden war, hielt sie dieses Mal stand. Übernachtung in einem Vorort der zwei-sprachig als Wiegschütz und Większyce, ausgeschildert ist.

Zur Abwechslung Weiterfahrt westlich der Oder. Das Land wird hügeliger, die Fahrt beschwerlicher was durch den einsetzenden Landregen nicht angenehmer wird. Doch trotz – vielleicht sogar mit - Regen hat die Landschaft mit ihren sanften Hügeln und eingebetteten Dörfern ihren Reiz. Wegwei-ser kündigen Lubowitz (Łubowice) an, der Ort, an dem Joseph Freiherr von Eichen-dorff aufgewachsen ist und seit einigen Jah-ren das Eichendorff-Zentrum existiert. Über eine Stiftung finanziert und gestützt durch den Eichendorff-Verein wird hier mit der Ruine des alten Herrensitzes und einem kleinen Museum die Erinnerung an un-seren großen Dichter der Romantik wach-gehalten. Ein angeschlossenes Gästehaus bietet Übernachtungsmöglichkeiten. Der nicht weit entfernten alten Wassermühle wird die Inspiration für das Gedicht „das zerbrochene Ringlein“ („in einem kühlen Grunde, da geht ein Mühlenrad …“) zu-gesprochen. Zufällig findet an diesem Tage die monatliche Versammlung des Eichen-dorff-Vereins statt und der Reise aus Bonn wird herzlich zur Teilnahme eingeladen. Bei heißem Kaffee und leckerem selbstge-machtem Kuchen sind die Strapazen und nassen Kleider schnell vergessen. Gespro-chen und gesungen wird zweisprachig. Die Herzlichkeit hinterlässt bei mir einen tie-fen Eindruck.

Am nächsten Tag strahlender Sonnenschein und Ratibor (Racibórz) erscheint – trotz der tiefen Wunden, die der zweite Weltkrieg in der Altstadt hinterlassen hat – freundlich. Was stehengeblieben ist, wird mit sichtba-rem Erfolg restauriert. Auf halbem Wege ins Industrierevier, inmitten dichter Wäl-der, liegt die alte Rodungsinsel Groß Rau-den (Rudy) mit gleichnamigem Kloster. Hier haben die Zisterzienser seit dem 13. Jahrhundert gewirkt. Die Anlage ist vor we-nigen Jahren neu erstanden, die Arbeiten am Konventsgebäude sind noch im Gange. Eine Besichtigung der Klosterkirche mit der prachtvollen Marienkapelle war als „muss“ eingeplant.

Das am Westrand des Bergbau- und Indus-triereviers gelegene Gleiwitz (Gliwice) hat während des Krieges geringere Zerstörungen

hinnehmen müssen und so präsentiert sich die Stadt mit teilweise prächtiger Bausubs-tanz. Dass die Stadt prosperiert, hat sie na-türlich u.a. der Existenz des Opel-Werkes zu verdanken, das inzwischen wohl zu ei-ner Bedrohung für den deutschen Stand-ort in Bochum geworden ist.

Von hier ist es nicht weit nach Tarnowitz, ein Ort mit Bergbautradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Vor allem Silber-erze wurden hier geschürft und verarbeitet. Die Fahrt dorthin geht vorbei am imposan-ten Mast des Gleiwitzer Senders, der ein we-nig dem Eiffelturm ähnelt. Der Sender er-langte durch die Geschehnisse am Vorabend des zweiten Weltkrieges traurige Berühmt-heit. In einem südlichen Vorort von Tarno-witz verspricht eine Besucher-Schachtan-lage mit angegliedertem Bergbaumuseum interessante Einblicke. Im Außenbereich sind Großgeräte und Fahrzeuge des Berg-baus aus deutscher und polnischer Zeit aus-gestellt. Unübersehbar die Herkunft ei-nes der Großgeräte: Donnersmarck-Grube (Hütte). In einem anderen Vorort machte einst die alte Luisenhütte von sich reden, als dort die erste Dampfmaschine zur Gru-benentwässerung auf dem europäischen Kontinent eingesetzt wurde. Sie war Goe-the eine Reise wert und er sparte nicht mit seiner Bewunderung für diese Technische Fortschrittsleistung.

Abstecher nach Hindenburg (Zabrze) und Beuthen (Bytom) sollen die Eindrücke von dem alten Industrierevier, das so entschei-dend am Aufstieg des Deutschen Reiches zur (Industrie-)Großmacht beteiligt war,

vertiefen. Die Fahrt nach Beuthen folgt einer der Straßenbahnlinien, die das Re-vier durchziehen und Zechen, Eisenhütten und Wohnungen miteinander verknüpfen. Häufig sind es von den Unternehmen er-richtete Werkssiedlungen, die für den städ-tebaulich und industriegeschichtlich Inter-essierten eine wahre Fundgrube darstellen. Beispielhaft die alte Siedlung der Donners-marck-Hütte in Hindenburg: trotz des dun-kel gewordenen Backsteins und sichtba-rer Mängel in der Unterhaltung wirken sie menschlicher als die hochgeschossigen Plat-tenbausiedlungen in der Nachbarschaft. Es ist Feiertag und die Menschen .halten sich vor ihren Häusern auf; Kinder spielen in ei-ner Umgebung, wie wir das bei uns aus den fünfziger und sechziger Jahren kennen. Der durch die Siedlung wabernde Duft von Ge-grilltem macht es schwer, wieder aufs Rad zu steigen. Weiter geht es Richtung Beuthen, das in den 1937er Grenzen nach Abtren-nung Ost-Oberschlesiens eine bei Deutsch-land verbliebene Enklave darstellte. Auch hier bieten sich unzählige Fassaden, die es wert sind, abgelichtet zu werden. Herausra-gend das zur Kaiserzeit im neogotisch-ek-lektizistischen Stil errichtete Postgebäude.

Zurück in Gleiwitz ein letzter Höhe-punkt: Nach einem guten Abendesse auf dem Marktplatz (schlesische Rouladen mit Klößen) mische ich mich unter die Menge der polnischen Fußballfans und schaue mir im Freien das Eröffnungsspiel zur EM an. Ein schöner warmer Sommerabend – ein schöner Abschluss einer Reise, die mal als „Plan-B“ begonnen hat.

Manfred Göttlicher

Eichendorff-Museum in Lubowitz

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Kultur

Im Rahmen der fünftägigen Studienreise haben aus besonderem Anlass auch Mitglie-der des BdV-Kreisverbandes Waldeck-Fran-kenberg teilgenommen. Die achtköpfige Gruppe, allesamt waschechte oder Herzens - Oberschlesier, zog es vor allem nach Brü-ckenort / Borki Wielkie.

Das Programm mit dem Leitthema: „Deutsch-polnisches Miteinander in Form von Patenschaften“ enthielt den Besuch einer Festveranstaltung des Deutschen Freundschaftskreises Brückenort im Kreis Rosenberg /Olesno anlässlich des 20. Jah-restages der Unterzeichnung eines Partner-schaftsabkommens mit der Landsmann-schaft Schlesien im Altkreis Waldeck am 16. Mai 1992. Die Partnerschaft ging im Jahr 2002 in die Trägerschaft des BdV-Kreisver-bandes Waldeck-Frankenberg über.

In einem historischen Abriss nannte der Schriftführer des Deutschen Freundschafts-kreises, Hubert Deja als Eckpunkte der Partnerschaft vor allem die Anschaffung ei-nes Hauses als Begegnungsstätte des DFK mit angegliedertem Heimatmuseum aus Spenden der Landsmannschaft Schlesien im Jahre 1994. Besondere Anliegen waren auch die Unterstützung der sprachlichen Förderung der kulturellen Arbeit durch die Bereitstellung von Literatur und Kin-derbüchern und die Förderung von sozia-len Kontakten in der jungen und in der äl-teren Generation. Als markantestes Signal konnte alle zwei Jahre die Teilnahme der Blaskappelle des DFK am Tag der Heimat gelten, der zwei Gegenbesuche von Abord-nungen aus Waldeck-Frankenberg in Brü-ckenort gegenüber stehen.

In Grußadressen und Ansprachen würdig-ten die Vorsitzende des DFK, Irene Schulz, der Landrat Jan Kuss als Vertreter der deut-schen Minderheit im Kreistag sowie die beiden Initiatoren der Partnerschaft, der 90-jährige ehemalige Vorsitzende der LM Schlesien im Kreis, Gerhard Knehler, und der ehemalige DFK-Vorsitzende, Joseph Hutsch den guten Stand der Beziehungen zwischen den Partnern. Alle lobten die er-reichten Ergebnisse bei den Bemühungen um die Vermittlung der deutschen Spra-che und Kultur. Eine aktuelle Bestands-aufnahme der Lage der deutschen Min-derheit gab der einzige Sejm-Abgeordnete

der deutschen Minderheit, Richard Galla.

Der BdV-Kreisvorsitzende Manfred Kreu-zer dankte den oberschlesischen Lands-leuten für den freundlichen Empfang und hob seinerseits die guten Kontakte seit Aufnahme der Partnerschaft hervor. Zum Schluß überreichte er der DFK-Vorsitzenden Irene Schulz eine bronzene Gedenktafel.

Nur kurz soll auf Programmteile einge-gangen werden, die in Rosenberg und den umliegenden klei-neren Gemein-den mit einem beträcht l ichen deutschen Bevöl-kerungsteil absol-viert wurden. In seinem bewegen-den Vortrag: „Die Wege eines har-monischen Zu-sammenspiels von zwei Kulturen“ schilderte Bernard Kuss als hochbe-tagter Zeitzeuge die Unterdrü-ckung des sprach-lichen und kultu-rellen Eigenlebens der in Oberschle-sien verbliebenen Deutschen in den Nachkriegsjahren und die Euphorie eines kaum noch für möglich gehaltenen Auf-schwungs nach dem Umbruch 1990.

Details dieser sprachlich-kulturellen Er-neuerung der deutschen Minderheit wa-ren Leitthema eine Serie von Vorträgen und Analysen polnischer und deutscher Refe-renten. Als prominentester Referent plä-dierte der Diözesanbischof von Oppeln, Andrzej Czaja für die Fortsetzung des von seinem Vorgänger Alfons Nossol begonne-nen Prozesses der deutsch-polnischen Ver-ständigung als Beitrag zur Festigung eines offenen und einigen Europa.

Grundlegende Schritte für die Wiederer-weckung und Konsolidierung des deut-schen Elements in der Gesellschaft und Kultur Oberschlesiens war nach den Dar-legungen der Referenten die Bildung von

Interessenvertretungen der deutschen Minderheit in den Wendejahren. Erläu-tert wurde auch, welchen Einfluss auf diese Wiederbelebung das Gesetz über die natio-nalen und ethnischen Minderheiten in Po-len vom Januar 2005 hatte. Wichtig waren insbesondere die Einführung der deutschen Sprache in Schulen und Kindergärten auf Antrag einer Mindestzahl von Eltern sowie die Aufstellung zweisprachiger Ortsschilder entsprechend dem Mehrheitsbeschluss einer Gemeindevertretung. Hierzu hatte der pol-nische Bürgermeister Kierat der Gemeinde Radlow/ Radlau vor den Teilnehmern mit Stolz und Genugtuung berichtet, wie seine Gemeindevertretung im September 2008

erstmals in Polen die Widerstände bei der Einführung zweisprachiger Ortsschilder überwunden hatte.

Wegen der herausragenden Bedeutung der sprachlichen Bildung wurden die Aussa-gen des Leiters eines bilingualen Gymnasi-ums und von Deutschlehrerinnen an meh-ren Schulen über Planung, Durchführung, Perspektiven und Erfolge des Deutschunter-richts an den Schulen mit großem Interesse aufgenommen. Besonderen Beifall fanden die Vorführungen von Schülern und Schü-lerinnen aus der Unterrichtspraxis: gleich zweimal das Märchen von Schneewittchen und den sieben Zwergen in szenischer Dar-stellung, ferner deutschsprachige Vorträge von historischen Collagen sowie Rezitatio-nen von Gedichten u.a. von Goethe, Heine, Brecht und Erich Fried.

Horst Stutz

Partnerschaft des BdV-KV Waldeck mit dem DFK Brückenort

(v.l.n.r.) Josef Hutsch und Gerhard Kneler, die Gründungsvorsitzenden des DFK Brückenort, Manfred Kreuzer, BdV-Kreisvorsitzender Waldeck-Fran-kenberg, Irene Schulz, die aktuelle Vorsitzende des DFK Brückenort

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Redaktion: BdV-Landesverband NRW, Bismarckstr. 90, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211/ 350 361, Fax 36 96 76, Mail: [email protected].

Die Redaktion freut sich über alle Berichte, Artikel, Termin-ankündigungen und Leserbriefe aus dem Bereich des Bauernver-bandes der Vertriebenen. Zu Berichten aus der Arbeit Ihrer Verbände vergessen Sie bitte aussagekräftige Fotos nicht.

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Fortsetzung Seite 14

70 Jahre im Dienste der Landwirtschaft: Haus DüsseLehr- und Versuchsanstalt für Tier- und Pflanzenproduktion

In der Chronik ist erstmals 1231 das „Ritter-gut Ostinghausen“ erwähnt. Es gehörte zu den umfangreichen Besitzungen des Gra-fen von Arnsberg. In der wechselvollen Ge-schichte bis 1641 war das Rittergut im Besitz verschiedener westfälischer Adelsgeschlech-ter. Am 5. Dezember 1641 verkaufte es Frei-herr von Fürstenberg an Adrian von der Düssen.

Der spätere kaiserliche Oberst und Gene-ralkriegskommissar im Heere Tillys wäh-rend des Dreißigjährigen Krieges stammte aus dem Raume Geldern. Als Schwieger-sohn des holländischen Staatsmanns Jan van Oldenbarnefeld geriet er in die damaligen Glaubensstreitigkeiten und floh von Rotter-dam nach Hamm in Westfalen. Nach der Rückkehr aus dem Kriegsdienst errichtete er auf dem bis dahin verwaisten Rittergut Os-tinghausen ein neues Herrenhaus. Mit Fer-tigstellung des Wasserschlosses im Jahre 1655 erhielt das Gut den Namen „Haus Düsse“.

Bereits 1741 wechselte Haus Düsse durch Heirat in den Besitz der Familie Ledebur-Wicheln. Ein weiterer Wechsel erfolgte noch

1889 an Friedrich Graf von Landsberg-Ve-len und Gemen, bis Haus Düsse am 15. Au-gust 1907 Provinzialgut des Provinzialver-bandes Westfalen wurde.

1927 wurde die Viehpflege-und Melker-schule gegründet. Bis zur Übernahme als Versuchsgut 1937 erfolgte die Bewirtschaf-tung des Gutes gemeinsam mit den Provin-zialgütern und Krankenanstalten Eickel-born und Benninghausen.

Im Zuge der Neugründungen von Mel-kerschulen in Preußen während der 1920er Jahre beschloß die „Landwirtschaftskam-mer für die Provinz Westfalen“ eine Vieh-pflege- und Melkerschule einzurichten, da in der landwirtschaftlichen Praxis ein spür-barer Mangel an gut ausgebildetem Melk-personal bestand. Daneben sollte auch der bäuerliche Nachwuchs in Milchgewinnung und -behandlung, Fütterung, Viehpflege und -haltung gründlich ausgebildet wer-den. Die Verbesserung der Milchqualität und der Wirtschaftlichkeit der Milchvieh-haltung galten als Leitmotiv für die Ein-richtungen dieser Viehhaltungsschule. Am 3.10.1927 beschloß der Vorstand der Land-wirtschaftskammer, auf dem damaligen Provinzialgut Haus Düsse in Ostinghausen eine Viehpflege- und Melkerschule einzu-richten. Der erste Lehrgang mit sechs Mel-kern konnte vom 2.1. bis 29.2.1928 durch-geführt werden.

Nach längeren Verhandlungen kaufte die Landesbauernschaft zum 1.3.1937 das Pro-vinzialgut Haus Düsse für 385.000 Reichs-mark. Der Besitz umfaßte seiner Zeit ca. 93 ha nebst Schloß, Pferdestall, Schweinestall, Kuhstall, Sauenstall und zwei Scheunen.

Die Versuchs- und Lehrtätigkeiten kamen ab 1940 kriegsbedingt mehr und mehr zum

Erliegen. Nach Kriegsende diente Haus Düsse einige Monate als Lager für die be-freiten Fremdarbeiter, und von Februar 1946 bis August 1950 richtete die Britische Rheinarmee auf Haus Düsse eine landwirt-schaftliche Heeresfachschule ein. Nach der Übernahme am 18. August 1950 intensi-vierte die Landwirtschaftskammer entspre-chend dem großen landwirtschaftlichen Be-darf das Versuchswesen und die Aus- und Fortbildungstätigkeit.

Im August 1951 erfolgte die Eigentumsüber-tragung aller Düsser Grundstücke und Ein-richtungen auf die Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe. Der hohe Nahrungsmit-telbedarf und gewandelte Produktionstech-niken in den Jahren des Wiederaufbaus er-forderten eine intensive Ausbildung und Beratung aller in der Landwirtschaft Täti-gen. Zu den bereits wieder aufgenommenen Lehrgängen kamen Beraterseminare, Fort-bildungsseminare für Betriebsleiter und mit der breiten Einführung der Melkmaschine die Speziallehrgänge Maschinenmelken.

Umfangreiche Baumaßnahmen schafften die räumlichen Voraussetzungen für die neuen Aufgaben. Der Kuhstall im Innen-hof wurde nördlich der Ahse durch ausbil-dungsgerechte Rindviehstallungen ersetzt: 2 Anbindeställe, Offenlaufstall, Kälber-ställe, Melkstand, Milchkammer, decken-lastige Heu-, Stroh- und Futterlagerung so-wie Hoch- und Fahrsilos. Anstelle des alten Kuhstalls entstand das Seminargebäude mit mehreren Schulungs-, Tagungs- und Internatsräumen.

Nach einer Konsolidierungsphase wurde Anfang der 60er Jahre das Internat moder-nisiert und ausgebaut. Der 1938/39 erbaute Schweinemastprüfungsstall genügte weder

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Bauernverband

Fortsetzung von Seite 13

Haus Düsse und umliegende Flächen

in technischer Hinsicht noch von der Kapa-zität her den dynamischen Aktivitäten der Schweinezucht. So baute man von 1960-1963, vom Ausbildungsbetrieb abgesetzt, eine neue großzügige Mastprüfungsanstalt.

Ebenso wie die Industrie erfaßte auch die Landwirtschaft die Mechanisierungswelle. Die umfangreichen Maschineninvestitionen erforderten größere Produktionseinheiten und Spezialisierung auf wenige Betriebs-zweige. Damit trotz der Beschränkungen auf effiziente Produktionseinrichtungen die Ausbildung des Nachwuchses weiterhin eine breite berufliche Dimension erhielt, wurde im Rahmen des Berufsbildungsgesetzes 1968 die überbetriebliche Ausbildung eingeführt. Als überbetriebliche Ausbildungsstätte in der Tierproduktion für das Kammerge-biet Westfalen-Lippe erhielt Haus Düsse im Rahmen von Modellvorhaben und der Bundesförderung neue Lehrwerkstätten, und vorhandene Stallungen wurden moder-nisiert. So entstanden 1970 je ein Schwei-nezucht-, Schweinemast- und Bullenmast-stall. Zusätzlich folgten Lehrwerkstätten für Schweinezucht (1972), Schweinemast (1974) und Bullenmast (1980). Der Milch-viehoffenstall (20 Kühe) wurde 1976 zum Liegeboxen-Laufstall (56 Kühe) umgebaut. Für den Lehrgangsbetrieb entstand 1971 als spezielles Übungs- und Demonstrati-onsgebäude das Schulpraktikum. Dieses wurde 1980 durch einen zweiten Abschnitt ergänzt. Die sprunghaft angestiegenen Teil-nehmerzahlen überforderten die bisherigen Betreuungs- und Übernachtungseinrich-tungen. Deshalb wurde 1976/77 ein Wirt-schaftsgebäude mit Großküche, Speisesaal,

Tages- und Freizeiträumen und ein Gästehaus errich-tet. Im Rahmen des Ver-suchs- und Prüfungswesens erfolgte eine Erweiterung der Schweinemastprü-fungsanstalt um je einen Trakt für die Futterwert-leistungsprüfung (1968) und für spezielle Fütte-rungsversuche (1980).

Im Lehrbetrieb lag der Schwerpunkt zu Beginn bei der Berufsmelkeraus-bildung. Hinzu kam später die Ausbildung der Bauernsöhne und -töch-ter im Melken sowie in Vieh- und Klauen-pflege. Einen großen Umfang nahmen von 1937 bis 1969 die Milchkontrollassistenten-kurse ein. Stand zunächst das Handmel-ken nebst Qualitätskontrolle und die Vieh-pflege im Vordergrund, kam in den 50-er Jahren in Westdeutschland eine regelrechte Melkmaschineninvasion. So wurde in Haus Düsse eine von drei Bundesfachschulen für Maschinenmelken eingerichtet. In Spezi-allehrgängen wurde bis 1967 die Technik des Maschinenmelkens vermittelt. Infolge der Umstrukturierung der Landwirtschaft und besonders der Milcherzeugerbetriebe ließ der Bedarf an hauptberuflichen Mel-kern nach, und die überbetriebliche Aus-bildung des landwirtschaftlichen Nach-wuchses in der Tierhaltung rückte in den Mittelpunkt der Lehrgangstätigkeit. Zum Ausbildungsschwerpunkt Rindviehhaltung kam die Schweinehaltung, die in Westfa-len-Lippe eine große Bedeutung erreichte. Mit dem Ausbau der Betriebsanlagen wuchs

die Anzahl und Vielfalt der Lehrgänge und Weiterbildungsveranstaltungen wie Semi-nare, Tagungen oder Besichtigungen. Der Teilnehmerbogen spannte sich von den Aus-zubildenden über Meisteranwärter und Be-triebsleiter zu den Lehrern und Beratern.

Insgesamt wurden bis heute mehr als 60 ver-schiedene Lehrgangsarten durchgeführt mit 125.000 Teilnehmern. Den Schwerpunkt bildeten mit mehr als 40.000 Teilnehmern die Kurse zur Viehpflege und zur überbe-trieblichen Ausbildung. Zu den Fortbil-dungstagungen und Seminaren kamen fast 200.000 Interessenten. Einschließlich der 360.000 Besucher, in der Mehrzahl Land-wirte, aber auch viele Schulklassen und Verbraucher, nutzten weit über eine halbe Million Menschen die Düsser Aus- und Fortbildungsstätte.

Über 30.000 Gäste aus Europa und Übersee sprechen für das überregionale Interesse. Im Versuchs- und Prüfungswesen änderte sich die Aufgabenstellung ähnlich wie im Aus-bildungsbereich entsprechend dem Wan-del in der Landwirtschaft. Im Mittelpunkt standen mit Übernahme des Vcrsuchsgu-tes Ertragssteigerungen sowohl im Acker-bau als auch in der Viehhaltung. Bei knap-per Versorgungslage wurden züchterische und produktionstechnische Ressourcen er-schlossen. Mit der Mechanisierungswelle nach Kriegsende kamen neue Anbau- und Erntemethoden im Ackerbau und Stall-haltungs- und Fütterungsverfahren in der Viehhaltung. Erinnert sei beispielsweise an die Einführung des Schleppers, des Mäh-dreschers, der Gülletechnik-, der Melk-maschine und der EDV-gesteuerten Füt-terungstechnik. Zu den Gesichtspunkten der quantitativen Erzeugung kamen die Gesichtspunkte der Produktionsqualität und in jüngster Zeit die umweltschonende Nahrungsmittelproduktion.

Gerhard Beckmann

Das Verwaltungsgebäude von Haus Düsse

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Getreideernte hat begonnenSeit Mitte Juli rollen in Nordrhein-West-falen die Mähdrescher. Damit startet die Getreideernte in diesem Jahr etwa eine Woche später als im langjäh-rigen Durch-schnitt, teilt die Landwirt-scha f t sk a m-mer Nordrhein-Westfalen mit. Zunächst steht die Ernte der Wintergerste an. Mit etwa 160 550 Hektar ist sie die zweitwichtigste Getrei-deart auf Nordrhein-Westfalens Äckern. Die Ernte des Winterweizens, mit rund 284 000 Hektar die wichtigste Getreide-art in Nordrhein-Westfalen, beginnt vor-aussichtlich in zwei bis drei Wochen. Ins-gesamt werden in Nordrhein-Westfalen 531 700 Hektar Getreide - ohne Mais - und 69 000 Hektar Raps angebaut.

Die Aussichten für die Getreideernte in Nordrhein-Westfalen sind überwiegend gut. Dazu beigetragen hat vor allem der Regen, der nach einem recht trockenen Frühjahr ge-rade noch rechtzeitig eingesetzt hat. Die alte Bauernregel, nach der ein kühler und nas-ser Mai den Bauern Scheune und Fass füllt, hat damit erneut ihre Gültigkeit bewiesen.

Jeder zehnte ha ökologisch genutztIn Hessen wird mehr landwirtschaftli-che Fläche ökologisch bewirtschaftet als i m Bu nde s -schnitt. Wäh-rend in Hessen 10,5 Prozent der landwirtschaft-lichen Nutzflä-che ökologisch bewirtschaftet werden, sind es bundesweit nur 6,1 Prozent.

Bei der Zahl der Betriebe dagegen sind so-wohl in Hessen wie in ganz Deutschland 7,5 Prozent Bio-Betriebe. Ökologisch bewirt-schaftete Betriebe machen nach Angaben des Ministeriums tendenziell weniger Ge-winn als konventionelle. Trotzdem ist die Zahl der Bio-Betriebe zwischen 2010 und 2011 um 29 gewachsen. Ende vergangenen Jahres waren es in Hessen 1741 Erzeuger, die 78 775 Hektar ökologisch bewirtschafteten.

Bauernverband

Umschau für den Landwirt

Fahnen der Heimat empfingen die GästeErmländisches Landvolk auf Studienfahrt in der Holsteinische Schweiz

Ihre Verbundenheit bewiesen einmal mehr die im Ermländischen Landvolk organi-sierten Vertriebenen und Spätaussiedler bei einer Studienfahrt in die Holsteinische Schweiz.

An dieser schon seit 61 Jahren bestehen-den Fahrt nahmen 48 Personen teil, dar-unter zwölf aus Cloppenburg. Erich Behlau aus Emsteker-feld, Vorsitzen-der des Vereins, freute sich, auch einige Nichtmit-glieder begrüßen zu können. Ziel der fünftägigen Studienfahrt war Bad Malente an der Plöner Seen-platte, wo in der Gustav-Heine-mann-Bildungs-stätte Quartier bezogen wurde.

Nach jeweils ei-ner „Besinnung in den Tag“ durch Erich Behlau, ging es auf Erkundungstour, so in die Hansestadt Lübeck und nach Trave-münde, wo das alte Segelfrachtschiff „Pas-sat besichtigt wurde. In Plön gab es eine Führung durch Stadt und Garten rund um die FielmannAkademie für Optiker im re-staurierten Schloss.

Was sich im See alles so tummelt und wie man daran kommt, erklärte ein junger Fi-scherei- meister der einzigen Berufsfischerei

am Plöner See. Im Eutiner Schloss erfuh-ren die Teilnehmer einiges über „politi-sches Heiraten“ des Fürstenhauses und die Verbindungen zum russischen Zarenhof.

Eine tolle Überraschung war die Einla-dung der aus dem Ermland stammenden Klemens und Brigitte Jost in ihr Malenter Haus. Ausgeprägte Sammelleidenschaft

und handwerk-liches Geschick s c h m ü c k t e n dort jede Wand. Auf Gut Pan-ker bei Lüt-jenburg wurde die Begegnung mit der noch in Pommern gebo-renen alten Tra-kehnerzüchte-rin Veronika von Schöning zum besonde-ren Erlebnis.

Höhepunkt der Tour war eine Dampferfahrt mit einem gecharterten Schiff durch die Plöner Se-enplatte. Mit Ostpreußen- und Ermland-fahnen wurden die Gäste begrüßt und bei Sangesfreude konnte der Musiker mit sei-nem Akkordeon kaum Schritt halten. Fa-zit: Das Ermländische Landvolk auf Tour ist eine tolle Truppe.

Die Jahrestagung Ermländisches Land-volk e.V. findet vom 05. - 07. Okt. 2012 in Haus Düsse statt.

Das Ermländische Landvolk unternahm eine Studienfahrt an die Plöner Seenplatte.

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Eine konservative Gesamtschau

Thesen zur Vertreibung auf EnglischUNO-Experte Alfred de Zayas engagiert sich weiter für Gerechtigkeit

Neuerscheinungen

Fast an einer Hand kann man die Völker-rechtsexperten zählen, die sich heute noch für die Wiedergutmachung der Vertreibung der Deutschen einsetzen. Einer, der dies seit vielen Jahren besonders engagiert tut, ist der US-Amerikaner Prof. Dr. Dr. Alfred de Za-yas. Mit seiner Doppelqualifikation als His-toriker und Völkerrechtler ist er mehr als andere dazu befähigt, aus exakter Kenntnis der his-torischen Fakten die rich-tigen juristischen Schlüsse zu ziehen. Seine Schluss-folgerung ist klar, aber politisch unbequem: Das unverjährbare Unrecht der Vertreibung muss, soweit das eben noch möglich ist, wiedergutgemacht werden. Auch mehr als zwei Gene-rationen nach den schreck-lichen Ereignissen ist die Politik in der Pflicht, den Opfern Gerechtigkeit zu verschaffen.Die eindeutige Verurteilung aller Vertrei-bungen und anderer internationaler Ver-brechen – egal an wem sie verübt wurden – zieht sich wie ein roter Faden durch das umfangreiche Werk Alfred von de Zayas, der über 20 Jahre lang in leitender Stellung für die UN-Menschenrechtskommission in Genf tätig war und neun Bücher sowie zahl-reiche wissenschaftlichen Aufsätze geschrie-ben hat. Ein kurzes Fazit dieser Arbeiten sind seine „50 Thesen zur Vertreibung“ aus dem Jahre 2008. Diese Broschüre ist nun seit wenigen Wochen in einer aktualisierten Form auch in englischer Sprache erhältlich. „50 Theses on the Expulsion of the Germans from Central and Eastern Europe 1944 – 1948“ ist der Titel des auf 72 Seiten ange-wachsenen Buches. Der etwas lange Titel berücksichtigt, dass das englische und ame-rikanische Publikum oft keinerlei Vorwis-sen über die Ereignisse hat: Selbst vielen Gebildeten ist unbekannt, dass mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges Millionen Deutsche grausam entwurzelt wurden. „Ge-rade weil das so ist, ist das neue Buch von de Zayas ein besonders wertvoller Beitrag in der Diskussion um die unbewältigten Folgen der Vertreibung“, freut sich Verle-ger Konrad Badenheuer über seine neueste Veröffentlichung.

Alfred de Zayas wird sein Engagement ge-gen Vertreibungen in Deutschland übrigens nicht gedankt. Er gilt dem politischen Ber-lin, das die Idee einer Wiedergutmachung der Vertreibung heute fast so konsequent ablehnt wie einst die Staatsführung der DDR, als suspekt. Dass Schulbibliothe-ken seine Bücher anschaffen oder er im öf-

fentlich-rechtlichen Fern-sehen reden könnte, ist im Deutschland des Jahres 2012 offenbar nicht mehr vorstellbar. Im vergange-nen Herbst musste sich Hessens CDU-geführte Regierung sogar im Land-tag dafür rechtfertigen, dass sie die „50 Thesen“ in größerer Zahl angeschafft und an Bildungsinstituti-onen verteilt hatte.

Die Vereinten Nationen hingegen wissen den tief begründeten Einsatz von

Alfred de Zayas für die Grundrechte aller Menschen zu würdigen. Im März wurde er vom Menschenrechtsrat der UNO zum „Unabhängigen Experten für die Förderung einer demokratischen und gerechten inter-nationalen Ordnung“ berufen. Als solcher wird er in den nächsten drei Jahren dem UN-Men- schenrechtsausschuss und sogar direkt der UN-Vollversammlung berichten. Insgesamt nur 35 solcher Experten sind für die UNO tätig, man kann Alfred de Zayas also durchaus zu den größten Völkerrecht-lern unserer Zeit rechnen. Übrigens: Seine „50 Thesen zur Vertreibung“ sind auch in deutscher Sprache noch erhältlich.

Alfred de Zayas: „50 Theses on the Ex-pulsion of the Germans from Central and Eastern Europe 1944 – 1948“, ISBN 978-3-9812110-4-7, 72 S. mit 18 Abbildungen, Kar-ten und Tabellen, Verlag Inspiration Un Li-mited, London/Berlin 2012, 8,- Euro oder 10.- US-Dollar.

Die deutsche Ausgabe „50 Thesen zur Vertrei-bung”, ISBN 978-3-9812110-0-9 hat 52 Seiten und 5 Abbildungen und kostet 7,- Euro. Zu bestellen unter BdV-Buchdienst, Bismarck-str. 90, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211/350 361, E-Mail: [email protected].

Unübersehbar groß ist die Zahl der Bücher, in der Einzelprobleme aus konservativer Sicht beleuchtet werden – von der Euro-Krise über die Zuwanderung bis zum Gen-der Mainstreaming. Doch obwohl alle diese Dinge miteinander zusammenhängen, wa-gen nur wenige Autoren eine Gesamtschau. Der Philosoph und Ideengeschichtler Prof. Harald Seubert bietet in seinem neuen Buch genau dies. Die Notwendigkeit ist klar, denn in einer Zeit, in der selbst weit links ste-hende Parteien sich selbst als „bürgerlich“ verstehen, bleibt allzu oft unklar, was bür-gerliche Identität überhaupt ausmacht und wo Bürgerlichkeit zu Unrecht beansprucht wird. Hier sind Klärungen notwendig, denn bürgerliches Selbstbewusstsein ist ein prä-gendes Erbe Europas und unverzichtbar für eine Demokratie. Das neue, von der Staats- und Wirt-schaftspolitischen Vereinigung (SWG) in Hamburg geförderte Buch steckt in ein-drucksvoller Weise die Grundlinien einer gegenwärtigen und zukünftigen bürger-lich-konservativen Identität ab. Es entwi-ckelt im Kern eine Philosophie freiheitli-chen bürgerlichen Selbstverständnisses und bietet zugleich einen Leitfaden für politi-sche Auseinandersetzungen.Flucht und Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg werden in dem 220-seitigen Buch nicht ausdrücklich thematisiert. Zwischen den Zeilen sagt der 45-jährige Harald Seubert, der mehrfach bei Veranstaltungen der Landsmannschaft Ostpreußen gesprochen hat, aber doch et-was auch zu diesem Thema: Sein Engage-ment für ein Europa der Vaterländer, für Geschichtsbewusstsein und einen aufge-klärten Patriotismus bedeutet ein – wenn auch unausgesprochenes – „Nein“ zu einer Politik des Verdrängens und Verleugnens der unbewältigten Folgen der Vertreibung. Prof. Dr. Harald Seubert ist einer der pro-filiertesten Philosophen in der Tradition des deutschen Idealismus und des grie-chisch-christlichen Erbes. Seubert ist ne-ben vielen weiteren Funktionen Präsident des Studienzentrums Weikersheim und des Preußeninstituts

Harald Seubert: „Was wir wollen können. Bürgerliche Identität im 21. Jahrhundert.“ Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Menno Aden, Verlag Inspiration UnLimited 2011, gebun-den, 220 Seiten, 19,90 Euro. Zu bestellen un-ter [email protected].

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17Deutsche Umschau 4-2012

Neuerscheinungen

Ein Buch, besser ein Katalog von der Bür-gerinitiative Antikomplex über die Aus-stellung von Fotos aus dem einstigen Su-detenland und der Ansicht von heute. Die Schirmherrschaft für diese Ausstellung übernahm Petr Pithart, der Senatspräsi-dent des Parlaments der Tschechischen Re-publik. Der Ausstellungskatalog erschien in zweiter Auflage, ist in Tschechisch und Deutsch, und umfasst 563 Seiten.In der Einführung sind von Tschechen fol-gende Themen behandelt:

• Die Fotografien sind ein schmerzhaf-tes Gedächtnis des Ortes

• Das Landschaftsmodell Sudetenland

• Das Sudetenland als gesellschaftliche Herausforderung

• Verschwundenes Sudetenland – ver-gessene Trauer

• Der genius loci in der Kulturlandschaft

• Das Sudetenland – was wir verloren haben und was wir gewinnen können

• Die Besiedlung der Grenzregionen

Junge Tschechen haben die Landschaft nach Bildern alter Fotos aufgesucht und vom gleichen Blickpunkt in den Jahren 1992 – 2004 fotografiert und die Bilder gegenüber-gestellt. Es sind Bil-der aus dem Böhmer-wald, dem Egerland, dem Erzgebirge, das Böhmischen Mittel-gebirge und dem Elb-tal, aus der Polzen-Neiße-Niederung, dem Riesengebirge bis zur Brünner und Iglauer Sprachinsel. In den Vorworten ei-niger Tschechen wird darauf hingewiesen, dass die Grenzge-biete (von Böhmen) einst die kultivier-testen Teile des Landes waren (S.31). Die Deutschen verloren ihr Eigentum, doch durch die Konfiskation sind das Land und der Staat nicht reich geworden (S. 29). So wird es auch als Unglück bezeichnet, dass

Das verschwundene Sudetenland

in diesen Gegenden die Menschen fehlen und die neuen sich dort nicht heimisch füh-len. Aus den vielen Bemerkungen zu die-ser Ausstellung von den Besuchern sind 21 zitiert, neben wenigen negativen vor allem sehr befürwortende.

Eine Besucherin meint, „es verschwanden nur die Deutschen, die ein paar Jahre zuvor von dort die Tschechen vertrieben“ haben. Von Seite 171 – 427 wird auf einer Seite je-weils ein Foto von einst mit dem neuen Bild gegenübergestellt. Die Bildunterschriften auf den folgenden Seiten beschreiben noch die Lage und die Geschichte der einzelnen Gemeinden und Gehöfte. Am Ende des Bu-ches sind 32 tschechische Namen als Kon-taktadressen genannt, von denen die ein-zelnen Fotos und Beiträge stammen. Auf vier Seiten ist die tschechische Literatur zur Vertreibung – Odsun – aus dem Sude-tenland genannt.

Beachtenswert ist das folgende Ge-dicht von Karl Adalbert Mahria in den Besuchereintragungen:

Wenn ich durch meinen Heimatort geh’und die verschwundenen Häuser seh’,bedrückt ein tiefer innerer Schmerzmein altgewordenes deutsches Herz.

Und wenn ich dann durch Leipzig geheund nirgendwo ein Zeichen sehe,das der Vertriebenen gedenkt,fühl ich als Deutscher mich gekränkt.

Dieser Ausstellungs-katalog ist beachtens-wert. Die „Aussied-lung“ wird mit neuen Erkenntnissen gese-hen. Auch im tsche-chischen Text wird stets von den „Su-dety“ geschrieben.

Bruno E. Ulbrich

Das verschwundene Sudetenland – Zmizele Sudety, Antikomplex Prag, 728 S., zahlr. s/w-Abbildungen,, zweisprachig tschechisch/deutsch.

Ein beachtenswerter AusstellungskatalogDer Bund der Wolgadeutschen hat im Phi-lipp-Scheidemann-Haus in Kassel seine diesjährige Kulturtagung unter dem Motto „Das Wohl empfinden in der neugewonne-nen Heimat“ durchgeführt. Die Landesbe-auftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussied-ler, Margarete Ziegler-Raschdorf bekräf-tigte in ihrem Grußwort ihre Verbunden-heit mit dem Bund der Wolgadeutschen und überbrachte die Grüße der Hessischen Landesregierung.

„Für ihr Engagement bei der Integrations- und Kulturarbeit spreche ich Ihnen den Dank und die Anerkennung der Hessischen Landesregierung aus, die das Ehrenamt in besonderer Weise würdigt. Diesen Dank richte ich an Sie alle, ganz besonders an ihre Vorsitzende Ida Schäfer. Als Landesbe-auftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler freue ich mich über unsere guten Kontakte und danke Ihnen für die offene und part-nerschaftliche Zusammenarbeit“, so Frau Margarete Ziegler-Raschdorf.

In ihrem Grußwort ging die Landesbeauf-tragte auf die in § 96 des Bundesvertriebe-nengesetzes festgeschriebene Verpflichtung aller staatlichen Ebenen zur Unterstützung, Pflege, Förderung und Weiterentwicklung des Kulturgutes der Vertreibungsgebiete ein. Diese Punkte gehörten zu ihrem Aufgaben-gebiet und die Unterstützung der diesjäh-rigen Kulturtagung des Bundes der Wol-gadeutschen sei eindeutig ein Teil dieser Aufgabe.

Frau Ziegler-Raschdorf hob die Vielzahl der kulturellen Programmpunkte inner-halb der Kulturtagung hervor, die sie be-eindruckt habe. Eine Besonderheit dieser Veranstaltung sei an diesem Abend die Eh-rung von Deutschen aus Russland, die seit 10, 20, 30 oder 40 Jahren in Deutschland sind, sich selbst hervorragend integriert ha-ben und sich auch für die Integration ih-rer Landsleute einsetzten. „Diese Menschen sind eine Bereicherung für unsere Gesell-schaft, denn sie sind Vorbild und Anregung für andere Deutschstämmige, die aus dem russischen Herkunftsgebiet zu uns kom-men. Ich gratuliere allen Geehrten und ihren Familien herzlich zu der verdienten Anerkennung! Die Ehrung ist eine gute Idee, die Nachahmung verdient hat“, so die Landesbeauftragte.

Kulturtagung der Wolgadeutschen

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18 Deutsche Umschau 4-2012

Leserbriefe

LesermeinungenModerne Erziehung

Liebe Eltern, die ihr eine moderne Erzie-hung vertretet, entschuldigt meine Kritik.

Eltern mit Kleinkindern kommen On-kel und Tante besuchen. Kinder sollen zu selbstbewussten Menschen erzogen wer-den, aber mit Rücksicht auf andere. Joa-chim Gauck schrieb in seinem Buch über die Freiheit, aber nur mit Verantwortung.

Wenn Kindern während eines Besuchs ständig an Mama und Papa hängen und mit „ich will jetzt…“ Beachtung heischen, dabei nie in Ihre Grenzen gewiesen wer-den, wohin führt das?

Ich mußte in meiner Kindheit sehr oft zu Besuchen mitgehen. Mit Bilderbuch oder Malzeug saß ich am Tisch oder in einer Sofaecke und hatte zu schweigen. Spä-ter habe ich den Erwachsenen gern zu-gehört. Bei Tisch war es selbstverständ-lich, dass ich zu warten hatte, bis alle aßen. Jeder hat alles zu essen galt mit Einschränkungen.

Heute ist es verboten Kindern zu schla-gen. Das ist richtig so. Aber umgekehrt ist es den Sprösslingen nicht verboten Eltern und Erzieher zu schlagen. Zum Beispiel: Die Putzfrau eines Jugend-wohnheimes bekam von einem Jungen Nägel ins Putztuch gesteckt. Das mel-dete sie dem Erzieher. Dieser holte sich den Jungen zum Gespräch und wurde dafür niedergeschlagen.

Ein anderes Beispiel: Eine Lehrerin in Düsseldorf wagte es, einem schlechten Schüler eine „5“ zu geben. Sie bezahlte das mit durchstochenen Autoreifen. Ein drittes Beispiel: Eine Gastwirtin klagt, dass Kinder mit ihren Schuhen auf die Stühle steigen. Sie mahnt, doch die El-tern schauen sie nur erstaunt an.

Die Kindererziehung prägt das spätere Leben. Ein Rentner mit einer sehr gu-ten Rente, macht ständig Schulden. Er bekam als Kind von Mutter und Groß-mutter jederzeit das gewünschte Geld und brauchte nicht mit seinem Taschen-geld auskommen.

Mögen meine Beispiele auch Einzelfälle sein, so wäre ein allgemeines Umdenken

in den Kreisen der modernen Erziehung wünschenswert. Mode, auch Erziehungsstile andern sich, aber die Auswirkung auf einen Menschen bleibt und bestimmt sein Han-deln. Kinder dürfen nicht immer im Mit-telpunkt stehen. Bei diesem Besuch geht es um Onkel und Tante. Sie sind Mittelpunkt.

Zum Trost für die jungen, modernen El-tern gehört hier der Hinweis, daß es sich ohne Bindungen und alte Traditionen viel schwerer lebt, wenn das auch von der Jugend meistens abgelehnt wird: „Altmodisch“. Das Schulsystem, der Kindergarten usw. wer-den ständig umgebaut. Es gibt keinen fes-ten Halt, keine Richtung mehr. Gehen El-tern eigene Wege, so distanzieren sie sich und werden je nach Umgebung und Wohn-lage vielleicht sogar abgelehnt. Dann haben die Kinder keine Spielkameraden. Wer sich der Situation bewußt ist, kann sicher im-mer Mittelweg finden.

Kinder, die Wunscherfüllung kennen, ha-ben manchmal keinen „Bock“ zum Lernen, versagen in der Schule, kommen an kein Be-rufsziel und bleiben arbeitslos. Laut Fernse-hen werden 15 Jugentliche vom Arbeitsamt eingeschlagen, aber nur 2 kommen.

Sind das alles Einzelfälle? Vielleicht, aber sie nehmen zu! Liebe Eltern vermittelt ei-nem Kind ein realistisches Weltbild.

Helga Lehmann, Düsseldorf

Das „Ursache - Wirkung“- Vertreibungsklischee

Sowohl in der politischen als auch histo-rischen Diskussion um die völkerrechts-widrige Vertreibung von ca.15 Millionen Deutschen scheint sich der publizistische Zeitgeist überwiegend auf eine Art „Ur-sache-Wirkung“ Begründung eingerichtet zu haben. Soll heißen, die Vertreibung sei kausale Folge vorausgegangener national-sozialistischer (Okkupations-) Politik und dabei begangener Verbrechen.

Unabhängig von der Frage, warum dann nur ein Teil der deutschen Bevölkerung dieses Schicksal zu erleiden hatte und z.B. aus der CSR neben den sudetendeutschen auch die ungarischen Bürger vertrieben wurden , impliziert eine derartige Argu-mentation, den Vertriebenen sei durch die

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19Deutsche Umschau 4-2012

Kultur

Die Redaktion der Deutschen umschau dankt allen Lesern, die sich zu Wort gemel-det haben. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auch in Zukunft schreiben würden. Unter Umständen müssen wir Briefe kürzen um eine Veröffentlichung zu ermöglichen. Le-serbriefe sind keine redaktionellen Meinungs-äußerungen, sondern geben ausschließlich die Meinung des Leserbriefschreibers wieder.

LesermeinungenVertreiberstaaten zu Recht Unrecht (Ver-treibung ist Unrecht) geschehen ! Eine Sa-che kann aber nicht gleichzeitig richtig und falsch und damit nicht gleichzeitig Recht und Unrecht sein. Eine derartige Argumentation ignoriert zudem, dass Ge-schichte sich nicht nach mechanischen Ab-läufen vollzieht, sondern immer das Ergeb-nis von Entscheidungen von Menschen ist, die durchaus fähig sind, sich vom ’Zwang der Ursachen’ zu befreien. Ebenso wenig ist es statthaft, sich in der Argumentation einmal des ’Freiheitsschemas’ und das an-dere Mal des ’Kausalschemas’ zu bedienen. Wertet man die vorausgegangenen deut-schen Untaten als freie, Schuld begrün-dende Verbrechen, dann sind die Untaten der Vertreiberstaaten auch nicht Ergebnis einer unbeeinflussbaren kausalen Zwangs-läufigkeit; und sind dann auch nicht dem vorausgegangenen nationalsozialistischen Terror zuzurechnen.

Die „Ursache-Wirkung“ Kausalitätsargu-mentation wird auch dadurch widerlegt, dass andere von der nationalsozialistischen Zwangsherrschaft heimgesuchte Staaten mit deutschem Bevölkerungsanteil (Ita-lien-Südtirol/Frankreich-Elsass/Belgien-Eupen/Dänemark-Nordschleswig) nicht zum Mittel der völkerrechtswidrigen Ver-treibung mit seinem unmenschlichen Ex-zessen greifen ’mussten’.

Bleibt anzumerken, dass es bereits beim 1. Slawenkongress 1848 Zielsetzung war, alle Deutschen östlich der Linie Triest-Stettin zu vertreiben. Wogegen K. Marx und F. En-gels in einem Artikel der ’New York Daily Tribune’ scharf protestierten. Und bereits in dem nach dem Zerfall der k.u.k. Mon-archie 1918/19 ausgerufenen Vielvölkerstaat der CSR, in den Deutsche, Ungarn und Ruthenen dabei zwangseinverleibt wurden, bekräftigten führende tschechische Reprä-sentanten des neuen Staates diese Absicht.

Daß es sich bei der völkerrechtswidrigen Vertreibung 1945/46 um lange durch sys-tematische Planung vorbereitete Aktionen und nicht um ’bloße spontane Racheakte’ handelte - bis heute eine offizielle Version in den Vertreiberstaaten - belegt der iri-sche Historiker R.M. Douglas (Profes-sor an der Colgate-University/Hamilton N.Y) in seinem jüngst im C.H.Beck-Ver-lag erschienenen Buch Ordnungsgemäße

Überführung - Die Vertreibung der Deut-schen nach dem 2. Weltkrieg. Dabei stützt er sich auf deutsche Quellen nur insoweit als sie in internationalen Archiven wie de-nen des Internationalen Roten Kreuzes, in Diplomatenberichten und Akten der Ver-treiberstaaten belegt sind. Gleichzeitig ver-weist er auf das Versagen der Alliierten, die das eigentliche Ziel der Vertreiberstaaten - die Schaffung ethnisch homogener Natio-nalstaaten - zuließen; unter Mißachtung des Völkerrechts und mit allen unmensch-lichen Konsequenzen für die Vertriebenen.Fritz H. Schmachtel, Bad Homburg v.d.H.

„Eintreten für das Eigentum“ - Gratulation an Christian Walter

Ausgabe 3/2012Sehr geehrter Herr Verbandspräsident, lie-ber Goldberg-Vertriebener!

Nachdem ich in der Deutschen Umschau -Suum cuique - und die Laudatio von Herrn Dr. Arwed Blomeyer über Sie gelesen habe, drängt es mich, auch Ihnen zu Ihrem 75. Geburtstag meine aufrichtigen und herz-lichen Glück- und Segenswünsche für die weiteren Jahre der körperlichen und geis-tigen Frische zu übermitteln.

Als Schüler des Goldberger Gymnasiums (Schwabe-Prisemuth-Stiftung) führte mich mein Schulweg per Rad auch durch die Oberau, also am Gut Ihres Vaters vorbei. Ich wohnte damals bei meinem Onkel Oskar Sagasser, Gutsbesitzer in Hohberg (Goldber-ger Vorwerke). Ein Obernazi als Schulleiter versagte mir als Bauernsohn den Übergang von der Mittelschule zum angeschlossenen Gymnasium in Bunzlau. Ich übersiedelte deshalb ans Goldberger Gymnasium, wo ich aufgenommen wurde und bei meinem Onkel und seiner Familie Aufnahme fand, dies bis zu meiner Einberufung zum Mi-litär. Die alte Goldberger Molkerei wurde 1936/37 auf Initiative meines Onkels, der Vorsitzender der Molkereigenossenschaft und auch Bürgermeister der Goldberger Vorwerke war, sehr modern erneuert. Die Molkerei lag ja ganz in der Nähe Ihres väter-lichen Gutes. Diese Anmerkung nur zu un-seren gemeinsamen schlesischen Wurzeln.Zu Ihrer Betrachtung der zurückliegenden 3 Jahrhunderte , der Vertreibung und der

deutschen Nachkriegspolitik kann ich bes-sere und zutreffendere Worte nicht finden!

Als Deutscher muss man sich für solchen Opportunismus schämen! Meine Mutter und mein Vater haben je einen Gutshof be-sessen und wurden von den Polen binnen zwei Stunden aus Hof und Heimat vertrie-ben. Ich selbst und meine Brüder waren an der Front und ich zu dieser Zeit als vermisst gemeldeter Soldat schon in russischer Ge-fangenschaft in Stalingrad. Ich kam nach drei Jahren als heimatloser und arbeitsun-fähiger Kranker in die von deutschen Ver-brechern regierte DDR zurück.Die Erwäh-nung der völkerrechtswidrigen Vertreibung und deren Opfer wird noch heute als stö-rendes Thema behandelt. Dafür wird der Honeckerwitwe „aus Dankbarkeit“ für ihre Mitverantwortung im Verbrecherstaat eine Witwenpension bis nach Chile überwiesen!

Mit herzlichen Grüßen in heimatlichen Verbundenheit

Eckart Gierschner , Detmold

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20 Deutsche Umschau 4-2012

Verbände

Das „Haus der Heimat“ in Wiesbaden – Heimat für Vereine und Landsmannschaf-ten“ feierte am Samstag seinen 50. Geburts-tag. Der Kulturring, Dachorganisation der Vereine und Landsmannschaften im Haus, hatte gemeinsam mit dem Bund der Ver-triebenen (BdV), Landesverband Hessen, zur Feier eingeladen.

Beim „Haus der Heimat kommt es hier nicht unbedingt auf das Gebäude an, son-dern auf den Inhalt“, erklärte Manfred Laubmeyer, Vorsitzender des Kulturringes, in seiner Festrede. Seit 1962 treffen sich im „HdH“ Vereine und Landsmannschaften „zur Durchführung von kulturellen, gesell-schaftlichen und vereinsmäßigen Veranstal-tungen und zur Verbreitung des Heimatge-dankens“, so Laubmeyer weiter. Bis zu 1.900 Veranstaltungen im Jahr würden durch-geführt. „Mit der Welle der Spätaussiedler in den 80er und 90er Jahren war das Haus stark belegt mit Sprachkursen und Bera-tungsstunden für viele, die die deutsche Sprache nicht sprechen durften. Zusätzlich wurden sie mit der hiesigen Mentalität der Gesellschaft vertraut gemacht.“ Bis heute werde das Haus intensiv für Sprachkurse, Integration sowie für Tanz- und Sportaus-bildung genutzt. In den letzten Jahren vor allem von der Landsmannschaft der Deut-schen aus Russland. Auch baulich werde immer wieder etwas verändert.

So seien zum Beispiel Ausstellungsräume ge-schaffen worden. In diesen Räumen, sie sind direkt von der Straße aus zugänglich, befin-det sich seit Samstag eine Ausstellung zur Geschichte des Hauses. An großen Schau-tafeln und in Vitrinen haben die Menschen die das Haus nutzen, ihre wichtigsten Er-lebnisse dokumentiert. Die Ausstellung ist noch bis Samstag, d. 13. Oktober geöffnet. Montag bis Freitag ab 14.00 Uhr, Samstag ab 10.00 Uhr. Sonntag geschlossen.

In seiner Festansprache bekräftigte der Hessische Minister der Justiz, für Integ-ration und Europa und stellvertretender Ministerpräsident Jörg-Uwe Hahn, dass die Haushaltsansätze für die Vertriebenen und Spätaussiedlerprojekte auf hohem Ni-veau erhalten bleiben.

Sein besonderes Lob galt Manfred Laub-meyer. Dessen „Kulturring Haus der Heimat“ habe in all den Jahren bei der

Konzeption des HdH eine wichtige Rolle gespielt und deshalb zur Erfolgsgeschichte beigetragen. Auch der Hessische Landesbei-rat für Vertriebene, Flüchtlinge und Spät-aussiedler habe viele nützliche Vorschläge eingebracht. Zu danken sei dem Landes-verband des BdV, dem die Verwaltung des HdH übertragen wurde. Dieser Aufgabe ist der BdV immer mit großer Sachkennt-

nis und in verantwortungsbewusster Weise nachgekommen.

BdV-Landesvorsitzender Siegbert Ortmann nannte in seinem Grußwort das „Haus der Heimat“ „ein geistig-kulturelles Zentrum der Vertriebenen, Flüchtlinge und Spätaus-siedler aus Wiesbaden und darüber hinaus“. Doch jede darin residierende Institution, müsse immer wieder ihre Arbeit überprü-fen. Werden die Ziele erreicht, die man sich vorgenommen hat? Hat sich das Umfeld ver-ändert? Muss man sich als Volksgruppen-verband neu für die Zukunft aufstellen und ausrichten? Was kann besser und effizienter gemacht werden, um eine mit Steuermit-teln unterstützte Einrichtung dieser Art in Zukunft weiterhin zu rechtfertigen? Diese und ähnliche Fragen müssten wir uns, als derzeitige Nutzer im Haus der Heimat, re-gelmäßig stellen. Wir müssten uns intensiv um die interne Zusammenarbeit im Hause

kümmern weil wir am selben Ziel arbeiten, nämlich Geschichte und Kultur der öst-lichen Vertreibungsgebiete zu erforschen und an zukünftige Generationen weiter-zugeben. Und dabei spiele auch die Quali-tät der einzelnen Einrichtungen eine Rolle. Denn nur durch Qualität werde man sich dauerhaft in der hessischen, deutschen und europäischen Kulturlandschaft behaupten können. Das erfordere aber wiederum aus-reichend geeignetes, hauptamtliches Perso-nal.„Und so wende ich mich auch bei dieser Gelegenheit an den zuständigen hessischen

Ressortminister und bitte ihn weiterhin um Gewährung der für alle diese Aktivi-täten notwendigen Geldmittel. Mitglieds-beiträge und Spenden reichen dafür längst nicht mehr aus“, so Ortmann.

Ganz still wurde es im Saal, als Helena Päß-ler vom Kulturring das Schlußwort sprach. 1965 war sie aus der Tschechoslowakei im Rahmen der Familienzusammenführung in die Bundesrepublik gekommen. Ihr On-kel wurde 1945 von Tschechen erschossen, weil er, wie sie sagte, „ein Herz“ hatte. Er hatte einem 15jährigen deutschen Solda-ten Zivilkleidung gegeben, damit er nach Hause kommen konnte. Der Willkommens-gruß in Nürnberg am Bahnhof war: „Wann nimmt das denn ein Ende mit den Flücht-lingen“. „Es wird auch kein Ende nehmen“, schloss sie „ solange es in anderen Ländern immer noch Unterdrückung, Verfolgung, und wirtschaftliche Not gibt“. NQ

„Haus der Heimat“ seit 50 JahrenStellv. Ministerpräsident Jörg-Uwe Hahn bei Jubiläumsveranstaltung

Stellvertr. Ministerpräsident Jörg-Uwe Hahn

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21Deutsche Umschau 4-2012

Verbände

Zöptauer schwelgen in Erinnerungen

Sudetendeutsche treffen sich nicht nur bei Groß-veranstaltungen wie dem Sudetendeutschen Tag, zu zentralen Landesveranstaltungen wie den Tagen der Heimat usw. sondern auch in kleinem und kleinstem Rahmen zu hunderten und tausenden Begegnun-gen der ehemaligen Kreisstädte, Kirchen-gemeinden und Dörfern in Verbundenheit zu ihrer alten Heimat. Dort weidet man sich nicht etwa in gegenseitiger Wehmut an alte Zeiten, sondern freut sich über das Wiedersehen und Wohlergehen, über die Berichte von häufigen Reisen in die Heimat und darüber, was inzwi-schen aus ihr geworden ist. Es gibt eben nach wie vor enge Verbindun-gen auch mit den einzeln dort ver-bliebenen Freunden und Bekannten und erfreulicherweise auch mit den jetzigen Bewohnern. Wie sonst käme es dazu, dass verlassene wichtige Ge-bäude, Kirchen, Friedhöfe, Schulen, Museen oder Klöster renoviert, erhal-ten und belebt würden?

So lud unser Heimatortbetreuer seine zum Zöptauer Kirchenkreis (also Kleppel, Rudelsdorf, Stettenhof und Zöptau) stammenden Landsleute zum jährlichen Wiedersehen am 16. Juni ins Restaurant Khan nach Darmstadt ein, weil seine in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen inzwischen sesshaft geworde-nen Familien verhältnismäßig bequem dort-hin anreisen können.

Zöptau? Was ist denn das für ein Ort und wo liegt der überhaupt? Dabei ist er we-sentlich älter als so manche Stadt im eu-ropäischen Raum. Sogar die Kelten haben schon in vorchristlicher Zeit in dieser Ge-gend Erze gefördert, sie bearbeitet und da-mit Handel getrieben. Der Ortsname soll auf ein keltisches Heiligtum namens Zob-ten zurückzuführen sein wie auch die Bä-che und Flüsse etwa die hier fließenden Mertha oder Tess keltischen Ursprungs sein dürften. Schriftlich nachgewiesen ist Zöp-tau jedenfalls seit 13. April 1351 durch eine päpstliche Bulle, nach der der bereits beste-hende und zum Bistum Mainz gehörende Pfarrort Sobecinna (= althochdeutsch So-bothein und heute tschechisch Sobotin) dem Bistum Leitomischl zuzuordnen sei.

Bis zum 1. Weltkrieg waren neben einer ganzen Reihe anderer Eisen verarbeitender

Betriebe noch 3 Hochöfen in Betrieb und Lieferanten für die meisten Eisenbahnli-nien und –brücken der k.u.k.-Monarchie wie z.B. die bekannte Semeringbahn mit ihrem Bahnhof.

Und 1931 war es dann vorbei mit der in-dustriellen Herrlichkeit, die Anlagen wur-den geschleift und die Bergwelt hatte ihr Naturreich zurückbekommen. Über den Grund schweigen wir lieber.

Wir waren zwar der schönen Natur am Altvater wegen kein Badeort, aber ein gern besuchter Ort für „Sommerfrischler“ aus der Stadt.

Der Ortsbetreuer Franz Tinz begann zur Begrüßung erst einmal mit der Liste der bedauernd Entschuldigten wegen Krank-heit oder wichtigen Familienfeiern. Dann nannte er jeden Einzelnen beim Namen und wurde bei manchen weiblichen Teil-nehmern mit der Bitte unterbrochen, sie doch bitte mit dem Mädchennamen vorzu-stellen, weil man sich darunter etwas mehr vorstellen könne. Er versäumte nicht anzu-fügen, dass er über mehrere spontane An-rufe freudig überrascht war, die angeboten hätten, traditionell gebackene Kiechla und Kuchen zur kostenlosen Verteilung mitzu-bringen. Nur der Kaffee möge doch bitte im Restaurant bestellt werden.

Neben dem Stöbern in der ausgelegten di-cken Ortschronik und in den Heimatschrif-ten blieb genügend Zeit, sich über die fa-miliären Verhältnisse zu unterhalten bzw. diesen oder jenen Streich in der Jugendzeit

in Erinnerung zu rufen. Da war von Strei-chen der Ministranten zu hören, wie etwa, dass da einer den Messwein vor der Wand-lung verkostet und durch Wasser gestreckt habe oder man im Herbst die guten und schmackhaften Äpfel aus dem Pfarrgarten mobste und zwischenzeitlich unter der Sitz-bank im Beichtstuhl lagerte. In Erinnerung blieb auch der nach Latein klingende Hin-weis des Pfarrers während der Messgebete an seine Haushälterin Leni mit „Leni wend´ Ent́ um, sonst verbrennt́ s wiederum“, sich schleunigst in die Küche zu begeben.

Eine unerfreuliche Begebenheit war schließ-lich auch dabei. Nach dem nicht ge-rade erwünschten „Anschluss an das Reich“ hat sich Einer durch beson-ders stramme und angepasste Haltung hervorgetan, indem er an Sonntagen in der Zeit des Hochamtes „Dienst“ angesetzt hatte und seine fehlende Mannschaft persönlich aus der Messe holte. .

Übrigens: „Das Reich“ hieß bei uns im Dorf bis zum Schluss eigentlich nur „drüben“, also hinter der nörd-lichen Grenze.

Und wie zum Beweis dafür, wie hoch die Tradition bei uns auch heute noch gehalten wird, erfuhren wir bei die-sem Treffen so nebenbei auch noch: Die beiden noch verbliebenen En-

kel-Brüder vom „Klaper-Fleischer“ stellen heute wieder in dem Ort, in dem sich der Opa nach der Vertreibung angesiedelt hatte, neben ihrem Beruf sozusagen als Hobby nach alten Familienrezepten die begehr-ten Wurstwaren her.

Eine Bemerkung aus der Neuzeit ist für unsere Volksgruppe eigentlich bemerkens-wert interessant und erfreulich, wenn man sie zu Ende denkt:

Einer, der regelmäßige Kontakte in die Hei-mat pflegt, erzählte von der tschechischen Jugend gerade in Mähren, dass sie bedau-ernd von sich gegeben haben solle: „Unsere Gegend ist nach dem Fortgang der frühe-ren (deutschen) Bewohner nicht mehr so, wie sie einst gewesen ist.“

Als man sich nach und nach verabschie-dete, hatte niemand etwas dagegen, dass man sich im nächsten Jahr an gleicher Stelle und in alter Frische wieder treffe. Und je-der konnte noch von den übrig gebliebe-nen Backkünsten ein Mitbringsel für die Daheimgebliebenen mitnehmen.

Kirche in Zöptau

Sudetendeutsche treffen sich in Darmstadt

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22 Deutsche Umschau 4-2012

Frau und Familie

Politisch aktiv, Kultur bewahrend – sozial tätig

Jahreshauptversammlung des Frauenar-beitskreises des BdV und der SL Hessen im April im Haus der Heimat in Wiesba-den. Prominente Referentin, Gudrun Os-terburg, Landesvorsitzende der Union der VertriebenenAnstelle der erkrankten Lan-desfrauenreferentin Rosemarie Kretsch-mer, hatte Ingrid Reiß die Leitung über-nommen. Sie bedankte sich bei Gudrun Osterburg dafür, dass sie der Einladung gefolgt war und dadurch den besonderen Wert des Treffens des Frauenarbeitskreises unterstreicht.

Gastrednerin Osterburg berichtete über ihr 13 Jahre langes Wirken in der CDU-Land-tagsfraktion und als Vorsitzende im Unter-ausschuss für Heimatvertriebene, Aussied-ler, Flüchtlinge und Wiedergutmachung. Hier hatte sie sich mit großem Engagement und mit „viel Herzblut“ für die Belange der Heimatvertriebenen eingesetzt.Ihre Arbeit im LandesFrauenRat Hessen (LFR) schil-derte Ingrid Reiß. Dem Gremium gehö-ren reine Frauenverbände oder gemischte Verbände an, die eine eigenständige Frau-engruppe besitzen. Das Arbeitsprogramm sieht den Austausch von Informationen und Erfahrungen, gemeinsames Handeln bei gesellschaftspolitischen und frauenpo-litischen Fragen, sowie Anträge an Parla-ment und Regierung des Landes sowie die sie tragenden Parteien vor.

Ein besonderes Anliegen ist die Teilnahme am öffentlichen Leben und Stellungnahme zu Fragen, die im öffentlichen Interesse lie-gen, sowie Stellungnahmen zu frauenrele-vanten Gesetzesvorhaben der Hessischen Landesregierung. Außerdem steht der LFR in ständigem Kontakt mit den Landesfrau-enräten der anderen Bundesländer und dem Deutschen Frauenrat. Die Kreisfrauenrefe-rentinnen berichteten von Überlegungen an der Basis, bewährte Aktionen fortzusetzen, diesen jedoch durch Einbeziehen anderer Volksgruppen und von Einheimischen eine breitere Plattform zu verschaffen.

Die Teilnehmerinnen trugen Ingrid Reiß auf, sich im LFR dagegen zu verwehren, dass deutsche Heimatvertriebene als „Mi-granten“ bezeichnet werden.Bei den an-stehenden Neuwahlen wurde Rosemarie Kretschmer einstimmig für weitere 2 Jahre in ihrem Amt bestätigt. Einstimmig wur-den Hilda Grobauer und Ingrid Reiß zu ihren Stellvertreterinnen, sowie Christine Stoll zur Schriftführerin gewählt.

Der internationale Schülerwettbewerb des Landes Nordrhein-Westfalen „Begegnung mit Osteuropa 2013“ ist jetzt gestartet. Wir feiern das 60. Jubiläum und „Europa steht Kopf“!

Wer auf dem Kopf steht, für den sieht die Welt anders aus als für den, der auf beiden Füßen steht. Der andere Blick auf die Welt ermöglicht ungewöhnliche Perspektiven und oft neue und unerwartete Erkenntnisse.

Wer die Begegnungen mit den osteuropäi-schen Nachbarn weiterentwickeln und den Prozess der Europäischen Integration aktiv gestalten will, der muss sich neue und auch „verrückte“ Gedanken machen und sich selbst bewegen: engagiert, kreativ und so-zial vernetzend.

Das Öffnen, Suchen, Finden und Gestalten von neuen Wegen er-fordert unsere Kopfar-beit und unseren be-geisterten Einsatz, um Europas zukünftige Standfestigkeit angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Turbu-lenzen zu sichern.

Um zur weiteren friedlichen und gerech-ten Gestaltung unserer Zukunft im euro-päischen Haus beizutragen, ist es wichtig, sich auf Spurensuche zu begeben und insbe-sondere die geografischen, geschichtlichen, politischen und kulturellen Gegebenheiten in den verschiedenen Länder zu erforschen und zu vergleichen.

Erkundungen und Erfahrungen über die kulturelle Vielfalt unserer östlichen Nach-barn können unsere Lebensgewohnheiten

„Europa steht Kopf“ Neuer Schülerwettbewerb in NRW erfolgreich gestartet

bereichern. Sie können auch unser Denken auf den „Kopf“ stellen und uns bewegli-cher machen sowie die Toleranz und Ver-antwortung stärken.

Der Wettbewerb lädt ein, vielfältige reale und fiktive Wege in den Bereichen Kunst, Musik, Literatur, Erdkunde, Geschichte, Politische Bildung, Fremdsprachen und Informatik einzuschlagen und neue Wege der Freundschaft zu den Menschen in Eu-ropa zu gestalten.

Die neuen Wettbewerbsunterlagen sind auf dem Weg zu allen Schulen in Nordrhein-Westfalen und etwa 500 deutschsprachi-gen Schulen in Mittel- und Osteuropa. Die Broschüre steht auch auf unserer Internet-

seite zum Download be-reit. Lehrer und Schüler können schon jetzt ge-meinsame Projektarbei-ten für das neue Schul-jahr planen.

Die Projektvorschläge des Wettbewerbs orien-

tieren sich an den Richtlinien und Lehrplä-nen für die Schulen in Nordrhein-Westfalen. Damit das Lernen in den fächerübergrei-fenden Projekten des Schülerwettbewerbs besonderen Spaß macht, werden die besten Schülerbeiträge mit wertvollen Geld- und Sachpreisen belohnt.Auch aus den östlichen Nachbarländern werden sich wieder viele Schulen mit deutschsprachigem Unterricht beteiligen. Sie suchen aber noch Partner in Nordrhein-Westfalen für gemeinsame Projekte. Schu-len, die an solchen Partnerprojekten inte-ressiert sind, können sich direkt bei der Wettbewerbsleitung registrieren lassen.

Der Wettbewerb lädt ein, vielfältige reale und fiktive

Wege in den Bereichen Kunst, Musik, Literatur, Erdkunde, Geschichte, Politische Bil-dung, Fremdsprachen und Informatik einzuschlagen.

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23Deutsche Umschau 4-2012

„Anwältin ohne Grenzen“ ist Frau Europas: Jasmina Prpić

Die Frauenrechtlerin und Mitgründerin von „Anwältinnen ohne Grenzen e.V.“ Jas-mina Prpić ist Frau Europas 2012. Die Jury des „Preis Frauen Europas – Deutschland“ der Europäischen Bewegung Deutschland (EBD) wählte die 58-jährige Ju r i s t in a m Montagabend zur Preisträge-rin. Sie ehrt da-mit ihr langjäh-riges und hartnäckiges Engagement für die Verteidigung der Rechte von Frauen mit ju-ristischen Mitteln. Ausgezeichnet wird Prpić am 19. September in München.

„Jasmina Prpić macht uns bewusst, wie stark die Durchsetzung der Menschen-rechte von ihrer juristischen Verteidigung abhängt“, begründet die Präsidentin des Preis Frauen Europas – Deutschland, Prof. Gudrun Schmidt-Kärner, die Entscheidung der Jury. „Dafür hat sie mehr als die Hälfte ihres Lebens in unterschiedlichen Ländern gekämpft. Ihr persönliches Schicksal war Auslöser und Motivation, andere zu un-terstützen. Das hat uns sehr beeindruckt.“

Prpić wurde 1954 in Banja Luka (Bosnien und Herzegowina) geboren. Der ausbre-chende Krieg auf dem Balkan zwang die er-folgreiche Richterin erst zur Aufgabe ihres Amtes und 1992 zur Flucht nach Deutsch-land mit Ehe-m a n n u n d Kindern. Als F l ü c h t l i n g ohne Deutsch-kenntnisse wäre die Wiederauf-nahme ihrer ju-ristischen Tätigkeit der einfachste Schritt zur Überwindung ihres Traumas gewe-sen. Doch der blieb ihr verwahrt; ihre Aus-bildung wurde nicht anerkannt, weil sie nicht in einem EU-Mitgliedstaat als An-wältin praktiziert hatte. Die Folge: Fast 20 Jahre nach Abschluss ihres Jurastu-diums in Sarajewo schrieb sich Prpić an der Juristischen Fakultät der Albert-Lud-wigs-Universität Freiburg für ein Magister-aufbaustudium ein, das sie 2012 mit dem Erwerb eines Legum Magister (LL.M.) er-folgreich absolvierte.

Frau und Familie

Umschau für die FrauWas koche ich morgen?Kleine Rezeptecke

An dieser Stelle wollen wir Ihnen demnächst bekannte und weniger bekannte Gerichte vor-stellen. Wenn Sie ein ganz spezielles Rezept haben, können Sie es an die Redaktion sen-den, wir veröffentlichen es gerne. Die einzige Bedingung ist, dass es einen Bezug zu einer ostdeutschen Landschaft hat. So bleibt die ostdeutsche Küche für die Nachwelt erhalten.

Bandnudeln westpreußischer Art

500 g Bandnudeln, hausgemachte, breite, 150 g Butter, 500 g Apfelmus, (selbstgemacht), Zimt - Zucker, gemischten,

Dies ist ein althergebrachtes Rezept aus Westpreußen. Warum es auch Nudeln mit dem Schleier heißt, ist nicht mehr bekannt. War bei Kindern und auch bei Erwachse-nen sehr beliebt!

Bandnudeln, am besten hausgemacht, wie üblich kochen, darüber braune Butter, Ap-felmus und Zimtzucker.

Diese vier Bestandteile getrennt servieren, damit sich jeder Esser auf seinem Teller in dieser Reihenfolge selbst bedienen kann.

BöhmischeMarillenringe

500 g Mehl, 1 Ei(er), 2 cl Rum, 125 g Zucker , 30 g Haselnüsse, gemahlen , 1 Zitrone(n), unbehandelt, die abgeriebene Schale da-von , ½ Vanilleschote(n),

das herausgekratzte Mark , 1 Prise Salz , 250 g Butter . Für die Füllung: 200 g Aprikosenkonfitüre, 30 g Puderzucker zum Bestäuben

Aus den Teigzutaten einen Mürbeteig kne-ten und zugedeckt im Kühlschrank 90 Mi-nuten ruhen lassen.

Den Teig dann ca. 3 mm dick auf einer bemehlten Arbeitsf läche ausrollen und runde Plätzchen von 6 cm Durchmesser ausstechen.

Ebenso viele Ringe (Rand ca. 1 cm breit) ausstechen. Die Kekse auf ein Blech legen und im vorgeheizten Ofen auf der mittleren Schiene bei 180 Grad 12 Minuten backen.

Die Plätzchen vorsichtig vom Blech lösen, noch heiß mit der Marmelade bestreichen und die Ringe aufsetzen. Nach dem Zu-sammensetzen der Kekse noch etwas Mar-melade in die Ringmitte geben und dann mit Puderzucker besieben.

Bleibt in einer gut verschlossenen Blech-dose mehrere Wochen frisch.

Zaren-Blinis

½ Würfel Hefe, frische, ½ TL Zucker, 4 EL Wasser,lauwarmes, 150 ml Milch, 50 g Buch-weizen, gemahlen, 75 g Weizenmehl , 1 Ei(er), (M), 3 EL Butter, 1 EL saure Sahne , ¼ TL Salz, etwas Öl, neutrales ,

Hefe, Zucker und Wasser in einem Schäl-chen verrühren und 10 Minuten gehen las-sen. Milch lauwarm erwärmen. Beide Mehl-sorten in einer Schüssel vermischen und die die Mitte eine Mulde drücken. Hefe-gemisch und 75 ml Milch hi-neingießen und glatt rüh-ren. Zugedeckt im Ofen bei 50° 1 Stunde gehen lassen.

Das Ei trennen und das Eiweiß sehr steif schlagen. 1 EL Butter schmelzen lassen und mit dem Eigelb, dem Rest Milch, der sauren Sahne und dem Salz unter den Teig rühren. Eiweiß unterheben. Zugedeckt wei-ter 30 Minuten im Ofen gehen lassen.

Wenig Öl portionsweise in einer großen, beschichten Pfanne auf mittlerer Stufe er-hitzen. Warten, bis die Pfanne ihre Tem-peratur erreicht hat. Nun Teig mit 2-3 EL pro Blini in die Pfanne geben und 3 Stück gleichzeitig backen. Blini erst auf der Unter-seite ca. 3 Minuten goldbraun backen, dann wenden und auf der anderen Seite ca. 2 Mi-nuten fertig backen. Blini im Ofen bei 50° warm halten bis alle gebacken sind. Restli-che zwei EL Butter schmelzen und die fer-tigen Blini damit bestreichen.

Mögliche Variante diese fein zu servieren: Saure Sahne, geräucherten Lachs, Forellen-kaviar, Dillspitzen und Zitronenspalten. Es geht aber auch gefüllt mit Marmelade, Honig, Käse, oder gedippt in gezuckerter Kondensmilch. Man kann außerdem sämt-lichen gesalzenen, geräucherten Fisch ver-wenden (Hering, Sprotten etc.)

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24 Deutsche Umschau 4-2012

Landesverband Nordrhein-Westfalen

02.09.2012

KV LüdenscheidBeginn: 15:00 UhrOrt: Kulturhaus Freiherr-vom-Stein-Str. 9, LüdenscheidHauptredner: Thomas Gemke, Land-rat des Märkischen Kreises

KV BochumBeginn: 14:30 UhrOrt: Gewerkschaftssaal des Marien-stiftes, Humboldtstr. 46, BochumHauptredner: Carina Gödeke, Prä-sidentin des Landtages NRW

KV LeverkusenBeginn: 11.00 Uhr (Gedenkstunde)Ort: Friedhof Leverkusen – Manfort, Mahnmal dem Ostdeut-schen Kreuz / FriedenssteinHauptredner: Reinhard Buch-horn, Oberbürgermeister

04.09.2012KV BonnAuftaktveranstaltungBeginn: 19:00 UhrOrt: Rathaus Bonn-BeuelHauptredner: Peter Barton, Leiter des Sudetendeutschen Büros in Prag

07.09.2012

KV Rhein-SiegBeginn: 19:00 UhrOrt: Saal Kolpinghaus Müh-lenstr. 2-4, SiegburgHauptredner: Dr. Gerhard Papke MdL, Vizepräsident des Landtages NRW

08.09.2012

KV MoersBeginn: 14:30 UhrOrt: Josef-Jürgens-Haus, Kö-nigstr. 1, Kamp-LintfortHauptredner: Dr. Jürgen Schmüde

KV NeussBeginn: 14:00 UhrOrt: Kranzniederlegung am

Ostdeutschen Gedenkstein in Neiss, Oberstrasse Platz der deutschen Einheit

KV NeussBeginn: 15:00 UhrOrt: Zeugheus, NeussHauptredner: Reiner Breuer MdL

09.09.2012

KV Rhein-SiegBeginn 14:30 UhrOrt: Vertriebenen-Ehren-mal Waldfriedhof, Troisdorf Andacht und feierli-che Kranzniederlegung

KV HerneBeginn: 15:30 UhrOrt: Haus Voss Mülhau-sen Str. 1, 44627 HerneHauptredner: Ingrid Fischbach MdB Stv. Fraktionsvorsitzende der CDU im Bundestag

KV IserlohnBeginn: 15:00 UhrOrt: Varnhagenhaus, Pie-penstockstr., IserlohnHauptredner: Ernst Doss-mann, Dipl. Architekt

SV WittenBeginn: 15:00 UhrOrt: Sitzungssaal, Rat-haus der Stadt WittenHauptredner: Markus Patzke, Geschäfts-führer BdV Landesverband NRW

14. 09. 2012

KV PaderbornBeginn 14:00 UhrOrt: Stadthalle Salzkot-ten, 33154 SalzkottenHauptredner: Michael Dreier, Bürgermeister Salzkotten

15.09.2012

KV ViersenBeginn: ab 14:00 Uhr

Ort: Evangelisches Gemeindehaus Jakob-Krebs-Straße, WillichHauptredner: Hans Eifler

KV HochsauerlandkreisBeginn: 15:00 UhrOrt: Bürgerzentrum Kolping-haus, Propst-Meyer-Str. 7, BrilonHauptredner: Bernard GaidaVorsitzender des Verbandes deut-scher Gesellschaften in Polen

16.09.2012

KV SolingenBeginn: 16:00 UhrOrt: Clemenssaal Goerde-ler Str. 80, SolingenHauptredner Norbert Feith, Oberbürgermeister

KV MünsterBeginn: 10:30 UhrOrt: Festsaal des Rathauses, MünsterHauptredner: Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg

KV BielefeldBeginn: 15.00 UhrOrt: Neustädter Kirchenge-meinde/Papenmarkt 10, BielefeldHauptredner: Hubert Maessen

KV Bonn10:00 - 17:30 UhrOstdeutscher MarktBonn, Münsterplatz

23.09.2012

KV KölnBeginn: 10:30 UhrOrt: Gedenktafel der Op-fer von Flucht und Vertreibung Magistralenhalle, Stadthaus Köln

KV RemscheidOrt: Ernst-Moritz-Arndt-GymnasiumHauptredner: Markus Patzke, Landesgeschäftsführer

30. 09.2012

KV SoestBeginn: 15:00 UhrOrt: Im alten Schlachthof, SoestHauptredner: Hubert Maessen

„Erbe erhalten – Zukunft gestalten“Unter dem Leitwort „Erbe erhalten - Zukunft gestalten“ führten die Kreis-verbände des Bundes der Vertriebenen in Nordrhein-Westfalen 2012 folgende Veranstaltungen zum Tag der Heimat durch:

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Großes Interesse an Ostdeutscher Heimatstube in Solingen

Landesverband Nordrhein-Westfalen

Nachdem im Mai eine Delegation der So-linger Patenstadt Goldberg die Ostdeutsche Heimatstube in Solingen besucht hatte, wa-ren diesmal im Rahmen eines Ausflugs in das Bergische Land mehr als 30 Mitglieder des Bundes der Vertriebenen aus Olpe un-ter Leitung ihres Vorsitzenden Lothar Mas-seida zu Gast.

Die stellvertretenden Vorsitzenden des BdV-Kreisverbandes Solingen, Günter Fehlau und Klaus Witte, stellten die Exponate in den Vitrinen der einzelnen Landsmann-schaften vor, die oft als „Fluchtgepäck“ mit in die Bundesrepublik gebracht worden wa-ren. Darüber hinaus machten sie deutlich, dass die Heimatstube nicht nur ein Museum

ist, sondern ein sehr lebendiger Treffpunkt der Landsmannschaften, wo Heimabende, Vorstandssitzungen, Chorproben sowie Treffen der Jugend- und Kindergruppen stattfinden. Edith Vieth, Vorsitzende der oberschlesischen Landsmannschaft, berich-tete über ihre Arbeit in der Aussiedler-Bera-tungsstelle, die ebenfalls in den Räumen der Heimatstube stattfindet. Edith Vieth: „Es kommen natürlich zur Zeit deutlich weni-ger Aussiedler nach Deutschland; aber auch wenn sie schon länger hier sind, benötigen sie oft noch Hilfe, vor allem beim Ausfül-len von Formularen; die manchmal recht unverständlich formuliert sind.“

Edith Vieth

„Wohltäter schafft Heimat“Heimathaus der Glatzer eingeweiht

Der 13. Mai 2012 wird als denkwürdiges Datum in die Geschichte der vertriebenen Glatzer (Schlesier) eingehen. An diesem Tag wurde offiziell das Heimathaus der Glatzer eingeweiht. Ein Heimathaus 67 Jahre nach der Vertreibung aus der Heimat?

Peter Großpietsch, Herausgeber des „Graf-schafter Boten“, seine unermütliche Ar-beit für seine Heimat und für die von dort Vertriebenen hat nicht nur Anerkennung bei seinen eigenen Landsleuten und dar-über hinaus gefunden; sondern auch tat-kräftige finanzielle Unterstützung. Die großzügige Zuwendung eines anonymen Spenders machte den Erwerb eines geräu-migen Gebäudes möglich: das Haus „Glat-zer Bergland“:

An diesem Tag nun wurde es feierlich ein-geweiht in der Friedhofstraße 3 in 58507 Lüdenscheid. Hier ist nun reichlich Platz für die Geschäftsräume der Zentralstelle Grafschaft Glatz e. V. und der Stiftung Grafschaft Glatz / Schlesien sowie für die umfangreichen Archive wie auch für Aus-stellungen und Begegnungen.

Die Freude und Dankbarkeit war während des ganzen Tages spürbar. Rund 200 Gäste hatten sich angesagt, mehr konnten die ex-tra aufgebauten Zelte nicht fassen. Man konnte das Haus besichtigen und dem reich-haltigen heimatlich geprägten Programm lauschen. Peter Großpietsch begrüßte die

Gäste und legte besonderen Wert auf die Vorstellung der jungen Generation, die für den Erhalt der Kultur und Tradition der Heimat von großer Bedeutung ist. Die Seg-nung des Hauses nahmen Großdechant Prä-lat Franz Jung und Kreisdechant Johannes Broxtermann vor.

Welche Landsmannschaft kann ein derarti-ges Geschenk vorweisen? Wo gibt es noch solch heimatverbundene Spender, die aus Liebe zur Heimat den Fortbestand heimat-lichen Gedenkens sichern und in die Zu-kunft tragen wollen?

Die Glatzer, mithin die Schlesier, sind es wert, dass einmal ihre besonderen Verdienste gewürdigt werden: Der „Grafschafter Bote“ ist mittlerweile die auflagenstärkste Zei-tung der deutschen Heimatvertriebenen, sie hat am 1. Mai 2010 den 60. Geburtstag in Münster-Hiltrup begehen können. Bei dieser Gelegenheit konnte ein französischer Gymnasiallehrer vorgestellt werden, der auf der Grundlage der Primärliteratur des „Grafschafter Boten“ promoviert.

Und nicht zuletzt wurde am 14. Mai 2011 in Ankum / Osnabrück durch die Zental-stelle Grafschaft Glatz / Schlesien e. V. die selbständige „Stiftung bürgerlichen Rechts Grafschaft Glatz Schlesien“ gegründet.

Wenn das kein „Schlesien glück auf!“ wert ist!

Roswitha Möller

NRW-Innenminister Ralf Jäger hat anläss-lich des Tages der Heimat für Sonntag, den 9. September 2012, Beflaggung angeordnet. An diesem Tag findet im Internationalen Congress Centrum in Berlin der zentrale Festakt des Bundes der Vertriebenen zum Tag der Heimat 2012 statt.

Die Beflaggung gilt für alle Dienstgebäude des Landes, der Gemeinden und Gemein-deverbände sowie der übrigen Körperschaf-ten und An stalten des öffentlichen Rechts, die der Aufsicht des Landes unterliegen.

CDU-Generalsekrtär Löttgen auf Schloss Burg

Der Landesvorsitzende der Ost- und Mit-teldeutschen Vereinigung (OMV) der CDU Nordrhein-Westfalen, Michael Weigand, hat sich nach dem traditionellen Kleinen Ostpreußentreffen auf Schloss Burg hoch-erfreut über die Worte des Festredners Bodo Löttgen, Generalsekretär der CDU Nord-rhein-Westfalen, gezeigt. „Wir wussten, dass Bodo Löttgen ein großer Freund der Ver-triebenen und Spätaussiedler ist, der in sei-ner früheren Funktion als Beauftragter der Fraktion für Vertriebenenfragen und Spät-aussiedler so manch gordischen Knoten auflösen konnte. Dass er diese Linie nun aber auch als Generalsekretär weiter fort-führt, zeigt seine konsequente und ehrliche Freundschaft zu den Vertriebenen im Land.“

Bodo Löttgen hatte als Festredner der Ver-anstaltung herausgestellt, dass es Aufgabe der Politik bleibt, das widersprüchliche Bild, was die Öffentlichkeit immer noch allzu oft von den Vertriebenen und Spätaussiedlern hat, richtig zu stellen. „Kommt ein jugend-licher Russlanddeutscher mit dem Gesetz in Konflikt, so ist er ein Russe. Gewinnt er aber bei den Olympischen Spielen eine Goldme-daille für Deutschland, so ist er ein Deut-scher“, erklärte Löttgen mit einem griffigen Beispiel, um die widersprüchliche Wahrneh-mung insbesondere der Russlanddeutschen zu verdeutlichen. Es sei weiterhin Aufgabe der Politik, Wege zu finden, der Bevölke-rung einerseits die tragische Geschichte der Russlanddeutschen und der Vertriebenen und die gelungene Integration eines gro-ßen Teils dieser Menschen zu vermitteln. Die Vertriebenen könnten dabei hilfreiches Vorbild durch ihre gelungene und erfolg-reiche Integration in die westdeutsche Auf-nahmegesellschaft sein.

Beflaggung anläßlich des Tages der Heimat

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26 Deutsche Umschau 4-2012

Ein kleiner Junge beobachtet einen Banker bei der Arbeit. Eine halbe Stunde, eine Stunde, eineinhalb Stun-den vergehen. Dem Banker fällt das auf. Nach zwei Stunden geht er zu dem Jungen und fragt: „Na, willst du auch einmal Bankkaufmann werden?“„Nein, ich nicht“, antwortet der Junge, „aber mein Bruder, das faule Schwein.“

Zwei Freunde unterhalten sich beim Bier:„Wie ist denn Dein gestriger Krach mit Deiner Frau ausgegangen?“„Ha, auf den Knien kam sie angekrochen!“„Und was hat sie gesagt?“„Ewig kannst Du nicht unter dem Tisch bleiben, Du Feigling...!“

Der Arzt wird mitten in der Nacht geru-fen. Er untersucht den Patienten: „Ha-ben Sie schon Ihr Testament gemacht?“„Nein, Herr Doktor, ist es denn wirklich so schlimm?“„Lassen Sie einen Notar kommen und ru-fen Sie sofort ihre nächsten Verwandten!“„Heißt das, dass es mit mir zu Ende geht?“„Das nicht, aber ich will nicht der einzige sein, der mitten in der Nacht sinnlos aus dem Bett geholt wird.“

Mitten in der Wüste sitzt ein Mann und spielt zauberhaft Geige. Ein Löwe umkreist ihn und legt sich nieder. Dann kommen noch zwei und legen sich ebenfalls hin. Nach einiger Zeit kommt ein vierter und frisst den Spieler auf. Oben in der Palme meint ein Affe zum anderen: „Ich habe es doch gesagt, wenn der Taube kommt, ist es mit der Musik vorbei...“

Rätselecke für jung und alt

Zu guter Letzt

Wenn Sie auch dieses Mal das Rätsel rich-tig lösen, senden Sie uns die Antwort an BdV NRW, Bismarckstr. 90, 40210 Düssel-dorf, E-Mail [email protected]. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen tollen Buchpreis.Die letzten Rätsel hat Bernhard Rothfeld aus Langenberg richtig gelöst und einen Buchpreis erhalten.

Kreuzworträtsel

1) Wer war lange nicht beim Friseur?

2) Wo entscheidet ein Schuh über das Lebensglück?

3) Welche Band besiegt Kriminelle?

4) Wer sorgt für Ski und Rodel gut?

5) Wo entgeht ein pensionierter Pfeifenraucher knapp dem Tod?

6) Wo führt Tierquälerei zur Ehe?

7) Wo führt ein Arbeitsunfall zur Volksmüdigkeit?

9) Wo ist die Namensfrage lebenswichtig?

Märchenrätsel sind natürlich besonders beliebt bei Kindern. Aber auch viele Erwachsene, die sich damit an ihre Kindheit zurück erinnern, haben große Freude daran. Die meisten Fragen handeln von den klassischen Mär-chen der Gebrüder Grimm.

Märchenrätsel

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27Deutsche Umschau 4-2012

Anschriften und Termine

Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

Landesverband Hessen e.V.

Bauernverband der Vertriebenen e.V.

Bund der VertriebenenLandesverband Hessen e.V.

Friedrichstraße 3565185 Wiesbaden

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Bund der VertriebenenLandesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

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Termine

26.10.2012 Landesvorstandssitzung, Düsseldorf27.10.2012 Landeskulturtagung, Düsseldorf16.11.2012 Landesarbeitsgemeinschaft, Düsseldorf27.11.2012 Parlamentarischer Abend im Landtag

Bauernverband der Vertriebenen e.V. – Bundesverband –

Seestr. 4412589 Berlin

Tel.: 030 – 64 39 92 64Fax: 030 – 64 39 92 64

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Geschäftsführer Dr. Arwed Blomeyer

Termine

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Page 28: Deutsche Umschau 4_2012

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Tel. 0211/350 361 Fax 369676, E-Mail: [email protected]

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Die Katalog-Trilogie zu den Ausstellungen des Zentrums gegen Vertreibungen:

„Die Gerufenen“ • „Erzwungene Wege“ • „Angekommen“

Drei Bände im praktischen Schuber für nur

35,- €