deutsche pharmazeutische gesellschaft e. v. landesgruppe niedersachsen

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Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft e. V. Landesgruppe Niedersachsen Xeuaufnahmen: 1. Apotheker Dr. Josef Breinlich, Braunschweig, Celler StraBe 38. 2. Apotheker Walter Maans, Hannover M, Lowen-Apotheke, BahnhofstraBe 2. 3. Apotheker Ernst Kriickeberg, Dassel, Solling-Apotheke. 4. Apothekerin Gisela Vethacke, Hildesheim, Ostertor-Apotheke. 5. Apotheker Joachim Bady, Hildesheim, Ostertor-Apotheke. Hauptversammlung der D. Ph. G. in Essen am 20. und 21.9.1952*) Neiie I'nlersuchungon ziir PIlunzeriphysiologie ler Alkalaide * *) Von Prof. Dr. Ii. Mothes, Gatersleben-Halle 1. Auf Grund der Ergebnisse von Pfropfungsversuchen (z. B. Hyoscyamin-haltiges Tomaten-Reis bei Propfung auf Atropa-Wurzel ; ,,Hyoscyaminfreiheit" eines Atropa- Reises iiber Tomaten-Wurzel) wurdc von uiis seit Beginn der vierziger Jahre die Wurzel als die ,,Hauptbildungsstatte" der Alkaloide angesehen. 2. Diese Einschrankung im Vergleich der von anderer Seite entwickelten Tlieorie (,,die Bildungsstatte") erschieri uns notig, da wir schon 1928 eine Nikotinbildung in jungen Tabakblattern nachgewiesen Iiatten. 3. Die Vorstellung von einer besondercn chemischen Leistung der Wurzel griindet sich vor allem auf den Nachweis einer in isolierten Wurzeln ablaufenden Alkaloidsynthese und einer Alkaloidwanderung im Blutungssaft. Sic wiirde aber sofort eine Ein- schraukung erfahren, wenn cine ausgiebige Alkaloidsynthese im SproB nachgewiesen wiirde oder wenn die Testpflauzen und Pfropfpartner, z. B. die Tomate, selbst Alka- loide zu bilden vermochten. Das ist z. B. von Wahl fur die Nikotinfiihrung einiger Tomatensorten bewiesen. Wenn diese Nikotinbildung in Tomateu normal auch nur von geringem AusmaBe ist, so konnte sie iiber Tabakwurzel wesentlich gesteigert sein. Wir glauben nicht, daO durcli den Wuhlschen Befund die Ergebnisse der Tabak- Tomaten-Pfropfungen wesentlich tangiert werden, an strenger Beweiskraft liaben sie aber zweifellos verloren. Wir haben deshalb uns auf Pfropfungen von mydriatische Alkaloide fiihrenden Pflanzen (Datum, Atropa usw.) mit Tomate konzentriert, die auch bei Verwendung der selir empfindlichen Methode der Pupillenerweiterung nicht einmal Spuren von Hyoscamin 0. a. iiachweisen lal3t. 4. h'och wichtiger crschien uns, zu Pfropfungen entfernt stehender Arten iiberzugehen, die nicht der gleichen Familie angehiiren. In solchem Zusammenhange untcrsuchten wir die ,,natiirlichen Pfropfiingen" verschiedener Orobanchen auf Nicotiana-Arten. Solche Orobanchen (0. ramosa, 0. speciosa) fiihrten nie Nikotin. 5. Die Alkaloidfiihrung in einem SproB kann aber verschieden bedingt sein: durch den Zustrom aus der Wurzel, durcli die Bildung im SproO, durch Abbau und Verwand- lung, Abwanderung, Ausscheidung und Auswaschung. 6. Ausscheiduug und Auswaschung kSnnen einen wesentlichen Teil des Alkaloids aus Blattern entfernen. 7. Alkaloidbildung im SproB ist eine allgemein verbreiterte Fiihigkeit der jiingsten, noch in Zellteilung befindlichen SproBteile. Absolut erreicht diese Alkaloidbildung kein besonderes AusmaO. Dabei spielt aber der sekundare Abbau des Alkaloids eine *) Siehe auch Heft 8/1952 und 9jl962 dieser Zeitschrift. **) Auf Grund gemeinwm rnit Frl. A. Ronreike, Frl. L. Engelhrecht und Prl. Dr. D. Krajt durchgefiihrter Arbeiten.

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Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft e. V. Landesgruppe Niedersachsen

X e u a u f n a h m e n : 1. Apotheker Dr. Josef Breinlich, Braunschweig, Celler StraBe 38. 2. Apotheker Walter Maans, Hannover M, Lowen-Apotheke, BahnhofstraBe 2. 3. Apotheker Ernst Kriickeberg, Dassel, Solling-Apotheke. 4. Apothekerin Gisela Vethacke, Hildesheim, Ostertor-Apotheke. 5. Apotheker Joachim Bady, Hildesheim, Ostertor-Apotheke.

Hauptversammlung der D. Ph. G. in Essen am 20. und 21.9.1952*) Neiie I'nlersuchungon ziir PIlunzeriphysiologie ler Alkalaide * *)

Von Prof. Dr. Ii. Mothes, Gatersleben-Halle

1. Auf Grund der Ergebnisse von Pfropfungsversuchen (z. B. Hyoscyamin-haltiges Tomaten-Reis bei Propfung auf Atropa-Wurzel ; ,,Hyoscyaminfreiheit" eines Atropa- Reises iiber Tomaten-Wurzel) wurdc von uiis seit Beginn der vierziger Jahre die Wurzel als die ,,Hauptbildungsstatte" der Alkaloide angesehen.

2 . Diese Einschrankung im Vergleich der von anderer Seite entwickelten Tlieorie (,,die Bildungsstatte") erschieri uns notig, da wir schon 1928 eine Nikotinbildung in jungen Tabakblattern nachgewiesen Iiatten.

3. Die Vorstellung von einer besondercn chemischen Leistung der Wurzel griindet sich vor allem auf den Nachweis einer in isolierten Wurzeln ablaufenden Alkaloidsynthese und einer Alkaloidwanderung im Blutungssaft. Sic wiirde aber sofort eine Ein- schraukung erfahren, wenn cine ausgiebige Alkaloidsynthese im SproB nachgewiesen wiirde oder wenn die Testpflauzen und Pfropfpartner, z. B. die Tomate, selbst Alka- loide zu bilden vermochten. Das ist z. B. von Wahl fur die Nikotinfiihrung einiger Tomatensorten bewiesen. Wenn diese Nikotinbildung in Tomateu normal auch nur von geringem AusmaBe ist, so konnte sie iiber Tabakwurzel wesentlich gesteigert sein. Wir glauben nicht, daO durcli den Wuhlschen Befund die Ergebnisse der Tabak- Tomaten-Pfropfungen wesentlich tangiert werden, an strenger Beweiskraft liaben sie aber zweifellos verloren. Wir haben deshalb uns auf Pfropfungen von mydriatische Alkaloide fiihrenden Pflanzen (Datum, Atropa usw.) mit Tomate konzentriert, die auch bei Verwendung der selir empfindlichen Methode der Pupillenerweiterung nicht einmal Spuren von Hyoscamin 0. a. iiachweisen lal3t.

4. h'och wichtiger crschien uns, zu Pfropfungen entfernt stehender Arten iiberzugehen, die nicht der gleichen Familie angehiiren. In solchem Zusammenhange untcrsuchten wir die ,,natiirlichen Pfropfiingen" verschiedener Orobanchen auf Nicotiana-Arten. Solche Orobanchen (0. ramosa, 0. speciosa) fiihrten nie Nikotin.

5 . Die Alkaloidfiihrung in einem SproB kann aber verschieden bedingt sein: durch den Zustrom aus der Wurzel, durcli die Bildung im SproO, durch Abbau und Verwand- lung, Abwanderung, Ausscheidung und Auswaschung.

6. Ausscheiduug und Auswaschung kSnnen einen wesentlichen Teil des Alkaloids aus Blattern entfernen.

7. Alkaloidbildung im SproB ist eine allgemein verbreiterte Fiihigkeit der jiingsten, noch in Zellteilung befindlichen SproBteile. Absolut erreicht diese Alkaloidbildung kein besonderes AusmaO. Dabei spielt aber der sekundare Abbau des Alkaloids eine

*) Siehe auch Heft 8/1952 und 9jl962 dieser Zeitschrift. **) Auf Grund gemeinwm rnit Frl. A . Ronreike, Frl. L. Engelhrecht und Prl. Dr. D. Krajt

durchgefiihrter Arbeiten.