der ur-rhein

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Ernst Probst DER UR-RHEIN Rheinhessen vor zehn Millionen Jahren

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Leseprobe aus dem Taschenbuch "Der Ur-Rhein. Rheinhessen vor zehn Millionen Jahren" des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst ProbstBestellungen bei:http://www.libri.de/shop/action/productDetails/8105517/ernst_probst_der_ur_rhein_3640248015.html

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Page 1: Der Ur-Rhein

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Ernst Probst

DER UR-RHEIN

Rheinhessenvor zehn

Millionen Jahren

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Ernst Probst

DER UR-RHEINRheinhessen

vor zehnMillionen Jahren

Page 4: Der Ur-Rhein

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Page 5: Der Ur-Rhein

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Gewidmet:

Dr. Jens Lorenz Franzen,Paläontologe in Titisee-Neustadt,

langjähriger Mitarbeiteram Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt am Main,

Wiederentdecker der Dinotheriensand-Fundstelleund Begründer

der ersten wissenschaftlichen Grabungenbei Eppelsheim

Heiner Roos,Altbürgermeister von Eppelsheim,

dessen Idee und Initiativedas Dinotherium-Museum in Eppelsheim

zu verdanken ist

Johann Jakob Kaup (1803–1873),Darmstädter Paläontologe,

mit dem die Erforschung der Säugetierfaunaaus den Dinotheriensanden bei Eppelsheim

einst angefangen hat

Page 6: Der Ur-Rhein

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Page 7: Der Ur-Rhein

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INHALT

VorwortEin uralter Fluss

voller RätselSeite 15

DankSeite 17

Die Anfängedes Rheins

Seite 21

Mainz und Wiesbadenlagen nicht am Ur-Rhein

Seite 35

Die Dinotheriensandeoder Eppelsheimer Sande

Seite 57

Page 8: Der Ur-Rhein

8

Die Entdeckungdes „Schreckenstieres“

Seite 77

Ein Paradiesfür Rüsseltiere

Seite 91

Das Huftiermit Krallenfüßen

Seite 103

Die Bärenhundeoder Hundebären

Seite 111

Page 9: Der Ur-Rhein

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Säbelzahnkatzenam Ur-Rhein

Seite 117

UmstritteneMenschenaffen

Seite 123

Die Tierwelt am Ur-Rheinvor zehn Millionen Jahren

Seite 135

Was man bishernicht gefunden hat

Seite 147

Page 10: Der Ur-Rhein

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Johann Jakob KaupDer große Naturforscher

aus DarmstadtSeite 153

Ernst SchleiermacherDer erste Direktor

des Naturalien-CabinetsSeite 161

August von KlipsteinDer Entdecker

des „Schreckenstieres“Seite 165

Hermann von MeyerEin Pionier

der PaläontologieSeite 169

Page 11: Der Ur-Rhein

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Dorn-Dürkheim:Artenvielfalt

wie im RegenwaldSeite 175

Datenund Fakten

Seite 189

Fundorte am Ur-Rheinund dort

entdeckte TierartenSeite 205

Attraktionenin Eppelsheim

Seite 215

Page 12: Der Ur-Rhein

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Das Dinotherium-Museumin Eppelsheim

Seite 221

Das Miozän:Die Welt vor etwa

23 bis 5 Millionen JahrenSeite 231

Der Autor / Seite 237

Literatur / Seite 239

Bildquellen / Seite 251

Bücher vonErnst Probst / Seite 254

Page 13: Der Ur-Rhein

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Das Dinotherium-Museum in Eppelsheim (Kreis Alzey-Worms)informiert anschaulich über die exotische Tierwelt am Ur-Rheinvor etwa zehn Millionen Jahren. Im Mittelpunkt der sehens-werten Ausstellung steht ein Abguss des 1835 bei Eppelsheimentdeckten Oberschädels des Rüsseltieres Deinotherium gigan-teum. „Geistiger Vater“ des Dinotherium-Museums ist der frü-here Bürgermeister von Eppelsheim, Heiner Roos (rechts).

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Exotische Tierweltam Ur-Rheinbei Eppelsheimin Rheinhessenvor etwazehn MillionenJahren.Ausschnittaus einemGemälde vonPavel Major (Prag)im Dinotherium-Museumin Eppelsheim.

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VORWORT

Ein uralter Flussvoller Rätsel

Ein wichtiges Mosaikstück in der teilweise immer noch rätsel-haften Geschichte des viertgrößten Stromes Europas ist der Ur-Rhein in Rheinhessen gegen Ende des Miozäns vor etwa zehnMillionen Jahren. Ablagerungen dieses Flusssystems sind dienach einem Rüsseltier bezeichneten Dinotheriensande.Der Ur-Rhein in Rheinhessen floss ab dem Raum Worms – wei-ter westlich als in der Gegenwart – auf die Binger Pforte zu.Der damalige Fluss berührte nicht – wie heute – die Gegendvon Oppenheim, Nierstein, Nackenheim, Mainz, Wiesbaden undIngelheim. Das geschah erst später.Am Ur-Rhein existierte eine exotische Tierwelt, wie man vorallem durch Funde bei Eppelsheim, am Wissberg bei Gau-Wein-heim und bei Dorn-Dürkheim weiß. In der Gegend von Eppels-heim etwa lebten Rüsseltiere, Säbelzahnkatzen, Bärenhunde,Tapire, Nashörner, krallenfüßige Huftiere, Ur-Pferde und so-gar Menschenaffen.Eppelsheim genießt weltweit in der Wissenschaft einen gutenRuf. Zusammen mit dem Pariser Montmartre gehört der kleineOrt südlich von Alzey zu jenen großartigen Fossillagerstätten,mit denen die Erforschung ausgestorbener Säugetiere in Euro-pa begonnen hat.Obwohl sich viele Wissenschaftler mit dem Ur-Rhein befassthaben, gibt dieser Fluss weiterhin Rätsel auf. Es sind noch zahl-reiche Grabungen und andere wissenschaftliche Untersuchun-gen nötig, um zumindest die wichtigsten Fragen über seine Ent-wicklung zu klären.

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Das Taschenbuch „Der Ur-Rhein. Rheinhessen vor zehn Mil-lionen Jahren“ stammt aus der Feder des Wiesbadener Wissen-schaftsautors Ernst Probst. Er hat zahlreiche Werke über prähi-storische Themen – wie „Deutschland in der Urzeit“, „Deutsch-land in der Steinzeit“, „Deutschland in der Bronzezeit“, „Re-korde der Urzeit“ und „Rekorde der Urmenschen“ – veröffent-licht.Gewidmet ist das Taschenbuch Dr. Jens Lorenz Franzen (geb.1937), Paläontologe in Titisee-Neustadt, langjähriger Mitarbei-ter des Forschungsinstitutes Senckenberg in Frankfurt am Main,Wiederentdecker der Dinotheriensand-Fundstelle und Begrün-der der ersten wissenschaftlichen Grabungen bei Eppelsheim,Heiner Roos (geb. 1934), dem Altbürgermeister von Eppels-heim, dessen Idee und Initiative das Dinotherium-Museum inEppelsheim zu verdanken ist, sowie dem Darmstädter Paläon-tologen Johann Jakob Kaup (1803–1873), mit dem die Erfor-schung der Säugerfauna aus den Dinotheriensanden bei Eppels-heim einst angefangen hat.Zum Gelingen des Taschenbuches „Der Ur-Rhein“ haben HeinerRoos, der Förderverein Dinotherium-Museum Eppelsheim, dieGemeinde Eppelsheim, Dr. Jens Lorenz Franzen, Dr. Jens Som-mer, Dr. Gerhard Storch, Dr. Frank Holzförster, Professor Dr.Wolfgang Schirmer, Dr. Winfried Kuhn, Dr. Ursula BettinaGöhlich, Mag. Thomas Bence Viola, Dr. Oliver Sandrock, Dr.Thomas Keller und Thomas Engel beigetragen.Das Taschenbuch „Der Ur-Rhein“ enthält ein Gemälde und zahl-reiche Zeichnungen von Tieren aus den Dinotheriensanden beiEppelsheim in Rheinhessen. Diese Bilder wurden im Auftragder Gemeinde Eppelsheim und des Fördervereins Dinotherium-Museum Eppelsheim von dem akademischen Maler Pavel Ma-jor aus Prag angefertigt und mit freundlicher Genehmigung imvorliegenden Taschenbuch veröffentlicht.

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Dank

Für Auskünfte, kritische Durchsicht von Texten (Anmerkung:etwaige Fehler gehen zu Lasten des Verfassers), mancherleiAnregung, Diskussion und andere Arten der Hilfe danke ich:

Renate Adolfs, Bad Camberg

Mag. Thomas Bence Viola,Institut für Anthropologie, Universität Wien

Professor Dr. Dietrich E. Berg,Johannes-Gutenberg-Universität Mainz,Fachbereich Chemie, Pharmazieund Geowissenschaften,Institut für Geowissenschaften

Thomas Engel, geologischer Präparator,Naturhistorisches Museum Mainz /Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz

Professor Dr. Oldrich Fejfar,Paläontologisches Institut, Karls-Universität, Prag

Förderverein Dinotherium-Museum Eppelsheim

Markus Forman,Naturhistorisches Museum Mainz /Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz

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Dr. Jens Lorenz Franzen,ehemaliger Leiter der Abt. Paläoanthropologieund Quartärpaläontologieam Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt am Main,ab 1. 9. 2000 im Ruhestandund seitdem ehrenamtlicher Mitarbeiter,Titisee-Neustadt

Dr. Ursula Bettina Göhlich,Kuratorin für Wirbeltierpaläontologie,Geologisch-paläontologische Abteilung,Naturhistorisches Museum Wien

Dr. Elmar P. Heizmann,Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart

Dipl.-Ing. Ansgar Hemm, Bad Wildungen

Christine Hemm-HerknerForschungsinstitut Senckenberg, Frankfurt am Main

Dr. Frank Holzförster, Diplom-Geologe,Wissenschaftlicher Leiter des GEO-Zentrumsan der KTB Windischeschenbach

Dr. Martin Hottenrott,Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie,Wiesbaden

Ute Klenk-Kaufmann, Bürgermeisterin, Eppelsheim

Dr. Thomas KellerLandesamt für Denkmalpflege Hessen,Abteilung Archäologie und Paläontologie,Schloss Biebrich, Wiesbaden

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Dr. Winfried KuhnLandesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-PfalzAbt. 2 Geologie und Rohstoffe, Mainz

Tom S. H. Lee, Toronto, Kanada

E. Leibenath, Leverkusen

Dr. Gerald Mayr, Leiter der Sektion Paläoornithologieam Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg,Frankfurt am Main

Pèter Papp, Geologe,Magyar Állami Földtani Intézet (MAFI) /Geological Institute of Hungary, Budapest

Heiner Roos, Altbürgermeister von Eppelsheim,1. Vorsitzender des Fördervereins Dinotherium-MuseumEppelsheim

Dr. Oliver Sandrock, Hessisches Landesmuseum Darmstadt

Jennifer Scheffler, Bilddatenbank www.pixelo.de

Professor Dr. Wolfgang Schirmer, Wolkenstein

Dr. Peter Schröter, Anthropologe, München

Dr. Jens Sommer, Geologe und Paläontologe, Hannover

Dr. Gerhard Storch,ehemaliger Leiter der Sektion Fossile Säugetiere und derAbteilung Terrestrische Zoologie am ForschungsinstitutSenckenberg in Frankfurt am Main, ab 2004 im Ruhestandund seitdem ehrenamtlicher Mitarbeiter

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Der Paläontologe Jens Lorenz Franzenaus Titisee-Neustadt, früherer langjährigerMitarbeiter am ForschungsinstitutSenckenberg in Frankfurt am Main, ist derWiederentdecker der verschollenen Fossil-fundstelle bei Eppelsheim unter acht Metermächigen Deckschichten und Begründer derersten wissenschaftlichen Grabungen dort.Er leitete Grabungen in Eppelsheim undDorn-Dürkheim in Rheinhessen, untersuchteund beschrieb Fundstellen und Funde.Kein anderer Wissenschaftler hat so langeund so intensiv in den Ablagerungen desUr-Rheins gegraben wie er. Maßgeblichwar er auch am Aufbau des Dinotherium-Museums in Eppelsheim beteiligt.

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Die Anfängedes Rheins

Eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und Entwicklungdes Rheins in Deutschland spielte die Kontinentalverschiebung.Die so genannte Theorie der Plattentektonik wurde am 6. Janu-ar 1912 von dem genialen deutschen Geophysiker AlfredWegener (1880–1930) bei einer Tagung der Geologischen Ver-einigung im Senckenberg-Museum in Frankfurt am Main erst-mals erklärt.Jene Theorie, die man später immer mehr verfeinert hat, be-sagt, dass sich die Kontinente unseres „blauen Planeten“ aufPlatten der äußeren Erdkruste wie auf einem Förderband überden Erdball bewegen. Angetrieben wird dieses gigantische För-derband durch Konvektionsströmungen, welche die Hitze ausdem glutflüssigen Erdinneren nach außen und somit letztlichins Weltall ableiten.Wie andere Südkontinente bewegt sich auch die AfrikanischePlatte unaufhaltsam nordwärts und schiebt dabei das Mittel-meer allmählich zusammen. Das bewirkt, dass sich der Mee-resboden vor der ehemaligen Südküste Europas wie ein Tisch-tuch zum Falten- und Deckengebirge der Alpen staucht. Zu-dem treibt die Afrikanische Platte den Sporn des italienischenStiefels samt Adriaboden vor sich her und rammt ihn in dieSüdflanke.Der Paläontologe Jens Lorenz Franzen beschrieb diese geolo-gischen Vorgänge 2002 sehr anschaulich in seinem Aufsatz „Ver-such einer Rekonstruktion der Entwicklung des rheinischenFlusssystems“. Sein lesenswerter Beitrag erschien in der Zeit-schrift „Natur und Museum“, die vom Naturmuseum und For-schungsinstitut Senckenberg in Frankfurt am Main herausge-geben wird.

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Der Düsseldorfer GeologeWolfgang Schirmergab mehreren Abschnitten des Ur-Rheinseinen Namen

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Unvorstellbare Kräfte wölbten das Gebiet im nördlichen Vor-land der gestauchten Alpen schildartig auf und dehnten die obe-ren Schichten. Dabei brach im Scheitel der Aufwölbung derOberrheingraben ein. Der Grabenbruch machte sich erstmalsim Eozän vor etwa 50 Millionen Jahren äußerlich bemerkbar:Von da ab sank die Erdoberfläche in einer rund 30 bis 50 Kilo-meter breiten Spalte millimeterweise allmählich bis zu fünfKilometer tief ein. Die Absenkungsbewegungen lösten starkeErdbeben und Meeresvorstöße aus.Vielleicht existierte bereits an der Wende vom Eozän zum Oli-gozän vor etwa 34 Millionen Jahren im Rheinischen Schiefer-gebirge ein Vorläufer des Rheins oder sogar ein erster Rhein.Dabei handelt es sich um das Vallendarer Flusssystem, das 1908von dem Geologen Carl Mordziol (1886–1958) nach dem Ko-blenzer Stadtteil Vallendar benannt wurde. Als seine Hinterlas-senschaften gelten hellweiße Schotter in Senkungszonen desRheinischen Schiefergebirges. Zum Beispiel im Moseltrog,Lahntrog, Rheintrog oder im Goldenen Grund, jener Senke, dieentlang der Autobahn Limburg-Wiesbaden eine Fortsetzung desOberrheingrabens ins Schiefergebirge bildet.Nach seinen fast nur aus Quarz und verkieselten Gesteinen be-stehenden Schottern zu schließen, lag das Quellgebiet desVallendarer Flusssystems in den Vogesen. Dagegen kamen ei-nige kleinere Flüsse aus dem Rheinischen Schiefergebirge. Dergenaue Verlauf des Vallendarer Flusssystems und seine Abfluss-richtung aus dem Rheinischen Schiefergebirge sind umstritten.Wenn der Vallendarer Hauptstrom ab dem MittelrheinischenBecken in Richtung Bonn entwässert hätte, wäre er tatsächlichein erster Rhein, ein früher Lothringischer Rhein. In jedem Fallaber ist er der Wegbereiter für den späteren LothringischenRhein und seinen Nachfolger, die Mosel, schrieb 2003 der Düs-seldorfer Geologe Wolfgang Schirmer.Zu Beginn des Unteroligozäns vor etwa 34 Millionen Jahrenereignete sich ein erster und kurzer Meeresvorstoß von Südenher aus dem Alpenraum in den Oberrheingraben und in das

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Im Oligozän vor etwa 30 Millionen Jahren existierte in Deutsch-land eine lang gestreckte Meeresstraße, die das Nordmeer überdie Wetterausenke und den ca. 300 Kilometer langen sowie etwa30 bis 50 Kilometer breiten Oberrheingraben mit dem damali-gen Meer im heutigen Alpenvorraum verband.

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Mainzer Becken. Dabei wurden im Mainzer Becken teilweisedie nach einem Ort im Elsass benannten mittleren Pechelbronn-Schichten abgelagert. Bald darauf zog sich das Meer nach Sü-den zurück.Im späten Unteroligozän vor rund 30 Millionen Jahren erfolgteein zweiter und starker Meeresvorstoß aus dem Norden. Da-von zeugen küstennah abgelagerte Meeressande und küsten-fern entstandene Tonmergelschichten (der nach einem belgi-schen Flüsschen bezeichnete Rupelton) sowie Haifisch-Zähne,Seekuh-Skelette, Meeresmuscheln und -schnecken sowie Au-stern. Norddeutschland war damals bis in die Gegend von Kas-sel vom Meer bedeckt. Eine lang gestreckte Meeresstraße ver-band zeitweise im Mitteloligozän das Nordmeer über die Wet-terau-Senke und den ca. 300 Kilometer langen sowie etwa 30bis 50 Kilometer breiten Oberrheingraben mit dem damaligenMeer im heutigen Alpenvorraum.Danach kam es zu einem kurzfristigen Rückzug der Meere imNordseebecken und im Alpenvorraum. Auf eine Aussüßungs-phase im Oberoligozän vor etwa 26 bis 25 Millionen Jahren, inder tonig-mergelige Süßwasserschichten abgelagert wurden,folgte ein dritter Meeresvorstoß aus dem Norden ins MainzerBecken. Anders als bei früheren Meeresvorstößen wurden jetztkalkige Schichten abgelagert, die man dem so genannten Kalk-tertiär zuordnet. In der Zeit vor etwa 25 bis 20 Millionen Jah-ren gab es offenbar wechselnde Verbindungen nach Norden oderSüden, aber wohl keine durchgehende Verbindung mehr zwi-schen den Meeren im Nordseebecken und im Alpenvorraum.Gegen Ende des Oligozäns waren große Teile von Nordrhein-Westfalen und Norddeutschland weiterhin von der Nordsee be-deckt. Vor etwa 24 Millionen Jahren existierte zwischen Brohlund Bonn der so genannte Brohler Rhein. Er gilt als ältesterbekannter Vorläufer des Rheins nördlich des Rheinischen Schie-fergebirges. Der Brohler Rhein floss durch ein weites Becken,in dem sich Braunkohlensümpfe ausdehnten und das von akti-ven Vulkanen des Westerwaldes und der Eifel eingerahmt wur-