depression ursachen und behandlung beschreibungs- ebenen hans-werner stecker

DepressionDepression

UrsachenUrsachenund Behandlungund Behandlung

Beschreibungs-Beschreibungs-EbenenEbenen

Hans-Werner Stecker

Hans-Werner Stecker 2003 www.hwstecker.deHans-Werner Stecker 2003 www.hwstecker.de 22

DepressionDepressionEbenen der BeschreibungEbenen der Beschreibung

Der Mensch ist einDer Mensch ist einfühlendes Wesenfühlendes Wesen

denkendes Wesendenkendes Wesen

handelndes Wesenhandelndes Wesen

biologischer Organismusbiologischer Organismus

elektro-chemisches Systemelektro-chemisches System

eine physikalische Einheiteine physikalische Einheit

und dies alles als ein und dies alles als ein – in sich geschlossenes Systemin sich geschlossenes System– im Kontakt und in Wechselwirkung mit seiner Umwelt im Kontakt und in Wechselwirkung mit seiner Umwelt

als dem übergeordneten Systemals dem übergeordneten System



Diese Beschreibungsweisen entsprechen Diese Beschreibungsweisen entsprechen den unterschiedlichenden unterschiedlichen– DaseinsebenenDaseinsebenen und und – FunktionsweisenFunktionsweisen

des Menschen des Menschen Auf der jeweiligen Daseinsebene Auf der jeweiligen Daseinsebene funktioniert der Mensch in gleicher Weise funktioniert der Mensch in gleicher Weise wie andere Systeme auf derselben wie andere Systeme auf derselben DaseinsebeneDaseinsebene



auf der auf der elektro-chemischen Ebeneelektro-chemischen Ebene funktioniert der Mensch ähnlich wie ein funktioniert der Mensch ähnlich wie ein elektrischer Apparat oder ein chemisches elektrischer Apparat oder ein chemisches SystemSystem– z.B. die Erregungsprozesse der Nerven z.B. die Erregungsprozesse der Nerven

lassen sich simulieren in physikalisch-lassen sich simulieren in physikalisch-chemischen Versuchsanordnungen chemischen Versuchsanordnungen



Auf der Auf der biologischen Ebenebiologischen Ebene zeigt der zeigt der Mensch ähnliche Funktionsmuster wie sie Mensch ähnliche Funktionsmuster wie sie bei Tieren beobachtet werden z.B. bei:bei Tieren beobachtet werden z.B. bei:– Konditionierungsprozessen (Pawlowscher Konditionierungsprozessen (Pawlowscher

Hund)Hund)– Reaktionen auf Stress Reaktionen auf Stress – Reaktionen auf VerletzungenReaktionen auf Verletzungen– Reaktionen auf chemische Einwirkungen Reaktionen auf chemische Einwirkungen

(Medikamente)(Medikamente)



Die Gesetzmäßigkeiten der Die Gesetzmäßigkeiten der – PhysikPhysik– ChemieChemie– BiologieBiologie

bilden die Grundlage der Funktionsweisen des bilden die Grundlage der Funktionsweisen des MenschenMenschenSie stehen für die Sie stehen für die „harte Wirklichkeit“„harte Wirklichkeit“und sind wesentlicher Schwerpunkt der und sind wesentlicher Schwerpunkt der medizinisch-biologischen Sichtweisemedizinisch-biologischen Sichtweise und der und der medikamentösen Therapie sowie anderer medikamentösen Therapie sowie anderer medizinischer Maßnahmen oder Versuchen mit medizinischer Maßnahmen oder Versuchen mit TierenTieren



harte Wirklichkeitenharte Wirklichkeiten des Menschen des Menschen– sind Aussagen über sein Wesen und seine sind Aussagen über sein Wesen und seine

Funktionsweise, die Funktionsweise, die weitgehendweitgehend unabhängig unabhängig sind sind vom jeweiligen Betrachter, der die Aussage macht, vom jeweiligen Betrachter, der die Aussage macht,

von der jeweiligen Person, um die es geht,von der jeweiligen Person, um die es geht,

den Personen im Umfeldden Personen im Umfeld

der zeitlichen Dimension (Vergangenheit – Zukunft)der zeitlichen Dimension (Vergangenheit – Zukunft)

und dem Ort und dem Ort

je unabhängiger oder allgemein gültiger sie sind, je unabhängiger oder allgemein gültiger sie sind, um so „härter“ ist die Aussageum so „härter“ ist die Aussage



Aussagen eines Aussagen eines „Beobachters“„Beobachters“ über das Wesen über das Wesen eines Menschen in den Funktioneneines Menschen in den Funktionen– der Wahrnehmung,der Wahrnehmung,– des Denkens und Fühlens, des Denkens und Fühlens, – des Verhaltensdes Verhaltens

beziehen zunehmend die individuellen und beziehen zunehmend die individuellen und situativen Gegebenheiten mit ein: situativen Gegebenheiten mit ein: – sowohl des Beobachters (wie nehme ich wahr, was sowohl des Beobachters (wie nehme ich wahr, was

sagt die Person mir in der konkreten Situation)sagt die Person mir in der konkreten Situation)– wie der Person selbst in ihrem zeitlich / räumlich / wie der Person selbst in ihrem zeitlich / räumlich /

personellen Kontextpersonellen Kontext



Bedeutsam sind hier sowohl auf der Seite Bedeutsam sind hier sowohl auf der Seite des Beschreibenden wie auf der Seite der des Beschreibenden wie auf der Seite der beschriebenen Person:beschriebenen Person:– der Prozess der „Sozialisation“, der Prozess der „Sozialisation“, – die gegenwärtige Situation, die gegenwärtige Situation, – das jeweilige Umfeld (die Personen, der Ort das jeweilige Umfeld (die Personen, der Ort

oder die „Institution“) oder die „Institution“) – die zeitliche Dimension (Erfahrungen mit die zeitliche Dimension (Erfahrungen mit

ähnlichen Situationen, Zukunftsphantasien, ähnlichen Situationen, Zukunftsphantasien, Absichten)Absichten)



Es kommt bei der Beschreibung menschlichen Verhaltens und Erlebens zu einer untrennbaren Verbindung zwischen dem Beobachteten und dem Beobachter selbst. Wirklichkeit im Handlungsbereich lebender Systeme, die durch die Sichtweise mitgeformt wird, nennt man "weiche" Wirklichkeiten. – Je mehr sie durch die jeweilige Sichtweise geprägt

sind, um so „weicher“ sind sie.

Sie sind wesentlicher Schwerpunkt derSie sind wesentlicher Schwerpunkt derpsychologischen Sichtweisepsychologischen Sichtweise und der und der PsychotherapiePsychotherapie



Weiche BeschreibungsebenenWeiche Beschreibungsebenen für menschliche Funktionsweisen (wie Depression):für menschliche Funktionsweisen (wie Depression):Depression wird im Zusammenhang gesehen zu Depression wird im Zusammenhang gesehen zu – InterpersonalitätInterpersonalität

den interpersonellen Beziehungen, wobei möglichst viele der an der den interpersonellen Beziehungen, wobei möglichst viele der an der Handlung beteiligten Personen und Umstände berücksichtigt werden. Handlung beteiligten Personen und Umstände berücksichtigt werden.

– FunktionalitätFunktionalitätdem „Wie oder Wozu” einer Handlung, also den vermuteten Gründen. dem „Wie oder Wozu” einer Handlung, also den vermuteten Gründen.

– ZukunftsorientierungZukunftsorientierungden drei Zeitdimensionen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und den drei Zeitdimensionen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und zielt insbesondere auf die Zukunft ab. zielt insbesondere auf die Zukunft ab.

– ZeitinstabilitätZeitinstabilitätVermutungen über aktuelle Gegebenheiten, die eine geringe mentale Vermutungen über aktuelle Gegebenheiten, die eine geringe mentale Halbwertszeit haben und damit geringe Zeitstabilität forcieren. Halbwertszeit haben und damit geringe Zeitstabilität forcieren.

– RekontextualisierungRekontextualisierungihrer Bedeutung in und mit ihrem speziellen Personen-Raum-Zeit-ihrer Bedeutung in und mit ihrem speziellen Personen-Raum-Zeit-Kontext Kontext



Die medizinisch-biologische und die Die medizinisch-biologische und die psychologische Sichtweise setzen in ihrer psychologische Sichtweise setzen in ihrer Beschreibung der Funktionsweise des Beschreibung der Funktionsweise des Menschen unterschiedliche Menschen unterschiedliche SchwerpunkteSchwerpunkte

sie schließen sich nicht gegenseitig aus, sie schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen sichsondern ergänzen sich



Psychischer Störungen beziehen sich auf Psychischer Störungen beziehen sich auf alle Ebenen menschlicher Funktionenalle Ebenen menschlicher Funktionen

Dementsprechend sind immer alle Dementsprechend sind immer alle Beschreibungsebenen zu berücksichtigen Beschreibungsebenen zu berücksichtigen und jeweils mit zu denkenund jeweils mit zu denken

Veränderrungen auf der einen ziehen Veränderrungen auf der einen ziehen immer auch Veränderungen auf den immer auch Veränderungen auf den anderen Ebenen nach sich.anderen Ebenen nach sich.



GedankenspieleGedankenspiele– Ich war alleine im Urlaub und erzähle davon Ich war alleine im Urlaub und erzähle davon

meiner Fraumeiner Frau

meinem Freundmeinem Freund

meinen Bekannten: einem Architekten, einem Völkerkundler, meinen Bekannten: einem Architekten, einem Völkerkundler, einem Naturliebhabereinem Naturliebhaber

meinem Chefmeinem Chef

– bei meinem Geburtstag kommen alle zusammen und bei meinem Geburtstag kommen alle zusammen und sprechen mich auf meinen Urlaub ansprechen mich auf meinen Urlaub an

DiskussionDiskussion



GedankenspieleGedankenspiele– Sie hören Musik und beschreiben dies als:Sie hören Musik und beschreiben dies als:

Physiker: die Schallwellen, ...Physiker: die Schallwellen, ...Akustiker: den Raumklang, ...Akustiker: den Raumklang, ...Ohrenarzt: die Funktion des Ohres, ErregungsleitungOhrenarzt: die Funktion des Ohres, ErregungsleitungMusikkritiker: Komposition, AusführungMusikkritiker: Komposition, AusführungMusikliebhaber: „meine Musik“, „mein Interpret“Musikliebhaber: „meine Musik“, „mein Interpret“Lebenspartner: den dieses Musikstück an die erste Lebenspartner: den dieses Musikstück an die erste Begegnung erinnertBegegnung erinnert

Was beschreiben Sie Was beschreiben Sie „wirklich“„wirklich“? ? was ist „hart“, was „weich“?was ist „hart“, was „weich“?wer beschreibt die Musik „richtig“?wer beschreibt die Musik „richtig“?




GedankenspieleGedankenspiele– Sie fühlen sich depressiv und erzählen davon IhremSie fühlen sich depressiv und erzählen davon Ihrem

LebenspartnerLebenspartnerFreundFreundNachbarnNachbarnKollegenKollegenChefChefTherapeutenTherapeuten

– bei Ihrem Geburtstag kommen alle zusammen und bei Ihrem Geburtstag kommen alle zusammen und sprechen gemeinsam über Siesprechen gemeinsam über Sie

Wer weiß, wie es Ihnen „wirklich“ geht?Wer weiß, wie es Ihnen „wirklich“ geht?




GedankenspieleGedankenspiele– Sie haben „eine Depression“ und erzählen davon Sie haben „eine Depression“ und erzählen davon

in der Sprechstunde des Hausarztes (10 Minuten)in der Sprechstunde des Hausarztes (10 Minuten)Ihrem Psychiater, der sich auf die Verordnung von Arznei Ihrem Psychiater, der sich auf die Verordnung von Arznei beschränkt (20 Minuten alle 4 Wochen)beschränkt (20 Minuten alle 4 Wochen)Ihrem Psychotherapeuten in der ambulanten Therapie (45 Ihrem Psychotherapeuten in der ambulanten Therapie (45 Minuten pro Woche)Minuten pro Woche)in Ihrer Therapiegruppe im Rahmen einer stationären in Ihrer Therapiegruppe im Rahmen einer stationären Therapie Therapie

– welchen Unterschied macht der welchen Unterschied macht der „Kontext“„Kontext“ für die für die Beschreibung der „Wirklichkeit: so geht es mir“Beschreibung der „Wirklichkeit: so geht es mir“




Behauptungen:Behauptungen:– In der Beschreibung der Depression gibt es viele In der Beschreibung der Depression gibt es viele

verschiedene Ebenenverschiedene Ebenen– Diese Ebenen unterscheiden sich in Abhängigkeit Diese Ebenen unterscheiden sich in Abhängigkeit

von ihrem Gegenstand in der Härte ihrer von ihrem Gegenstand in der Härte ihrer BeschreibungBeschreibung

– Je mehr sich die Behandlung an einer Je mehr sich die Behandlung an einer harten harten Beschreibung orientiert, Beschreibung orientiert,

um so mehr kann sie nach allgemeinen Regeln ablaufen um so mehr kann sie nach allgemeinen Regeln ablaufen (wie z.B. der Behandlung eines Beinbruches) und(wie z.B. der Behandlung eines Beinbruches) undum so weniger spielen individuelle und situative um so weniger spielen individuelle und situative Gegebenheiten eine RolleGegebenheiten eine Rolle



Behauptungen:Behauptungen:– Je weicher die Beschreibung, um so mehr Je weicher die Beschreibung, um so mehr

wird die Beschreibung beeinflusst durch wird die Beschreibung beeinflusst durch die Beteiligten (Patient – Therapeut) die Beteiligten (Patient – Therapeut)

ihre Beziehung ihre Beziehung

ihr Umfeldihr Umfeld

– um so mehr ist die Behandlung durch um so mehr ist die Behandlung durch diese spezifischen Bedingungen geprägtdiese spezifischen Bedingungen geprägt



Behauptungen:Behauptungen: – Für den Für den Erfolg einer TherapieErfolg einer Therapie ist nicht ist nicht

entscheidend, was „wirklich“ ist, sondernentscheidend, was „wirklich“ ist, sondern ob die gemeinsam entwickelte Konstruktion ob die gemeinsam entwickelte Konstruktion über die „Depression“ den Weg zu einer über die „Depression“ den Weg zu einer Veränderung eröffnet undVeränderung eröffnet und

ob dieser Weg tatsächlich beschritten wird ob dieser Weg tatsächlich beschritten wird („es gibt nicht Gutes, außer man tut es“)(„es gibt nicht Gutes, außer man tut es“)und und

damit das Ziel erreicht werden kanndamit das Ziel erreicht werden kann



Behauptungen:Behauptungen: erfolgreiche Behandlung heißt:erfolgreiche Behandlung heißt:– Depression als Problem bewältigenDepression als Problem bewältigen

(weg von ...)(weg von ...)

– Lösungen findenLösungen finden(hin zu ..)(hin zu ..)

erstrebenswerte Ziele setzenerstrebenswerte Ziele setzensich Lösungswege erarbeiten sich Lösungswege erarbeiten diese gehendiese gehendas Problem loslassendas Problem loslassen



Behauptungen:Behauptungen: – Beschreibungen der Depression sind Beschreibungen der Depression sind

unvollständig, wenn sie sich nur auf das unvollständig, wenn sie sich nur auf das Problem beziehen und nicht zugleich die Problem beziehen und nicht zugleich die Lösung mit einbeziehenLösung mit einbeziehen

– Die Behandlung der Depression ist erst Die Behandlung der Depression ist erst dann vollständig, wenn es gelingt, sich dann vollständig, wenn es gelingt, sich vom Problem zu verabschieden und sich vom Problem zu verabschieden und sich seiner Lösung voll und ganz zuzuwendenseiner Lösung voll und ganz zuzuwenden

depression ursachen und behandlung beschreibungs- ebenen hans-werner stecker

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