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Das Magazin der Berufsgenossenschaſt Holz und Metall Ausgabe 6 | 2013 BGHM-Aktuell Schwerpunkt: Verkehrssicherheit Mobbing am Arbeitsplatz Nasenkrebs durch Holzstaub

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Das Magazin der Berufsgenossenschaft Holz und Metall Ausgabe 6 | 2013

BGHM-Aktuell

Schwerpunkt: VerkehrssicherheitMobbing am Arbeitsplatz Nasenkrebs durch Holzstaub

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BGHMA k t u e l lDez. 2013 | Jan. 2014

EditorialLiebe Leserinnen und Leser

Mit dieser Weihnachtsausgabe der BGHM-Aktuell möchten wir mit Ihnen auf gemeinsam Erreichtes zurückblicken und einen Ausblick auf Neues geben, das uns im Jahr 2014 begleiten wird. Dankbar und stolz sind wir auf die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Ihnen! Mit zahlreichen Mitgliedsunternehmen, haben wir gemeinsam viele Menschen, die seit einem Arbeitsunfall körperlich beeinträchtigt sind, beruflich und sozial wieder eingegliedert. Dafür sagen wir in dieser Ausgabe ausdrücklich Danke! Wir danken auch den zahlreichen Teil- nehmern an unserer Leserbefragung zu der Gestaltung der BGHM-Aktuell für ihre vielen Anregungen. Über die Ergebnisse und die Maßnahmen, die wir auf Grundlage Ihrer Rückmeldungen umsetzen werden, berichten wir in unserer nächsten Ausgabe.

Vielleicht haben Sie in der Vergangenheit bereits das ein oder andere Be-ratungsangebot der BGHM kennengelernt. In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen einen weiteren Aspekt unseres umfassenden Leistungsspektrums vor: Wir unterstützen unsere Mitgliedsunternehmen auch bei der barrie-refreien Arbeitsplatzgestaltung für Menschen mit Behinderungen. Unser Angebot zur Ergonomieberatung hat unter anderem die Wilh. Schmitz GmbH aus Leverkusen in Anspruch genommen. Sie ermöglichte ihrem fast 60-jährigen Mitarbeiter, der aufgrund einer Gefäßerkrankung sein rechtes Bein verlor, den Umgang mit dem PC und diversen Computerpro-grammen zu erlernen. Nun ist der gelernte Schlosser Wilhelm-Heinz Wes-ter wieder erfolgreich im Beruf, dankbar und stolz.

Vermutlich wünschen sich viele von Ihnen auch im Jahr 2013 weiße Weih-nachten. Egal ob nasse oder glatte Fahrbahnen, schlechte Sicht bei Re-gen, Nebel oder Schnee - wir möchten, dass Sie immer sicher und ge-sund auf allen Straßen und Wegen an Ihr Ziel kommen. Damit Sie gegen die Gefahren im Straßenverkehr bei jedem Herbst- und Winterwetter ge-wappnet sind, haben wir in dieser Ausgabe für Sie nützliche Tipps zur Verkehrssicherheit zusammengestellt. Und nun wünschen wir Ihnen und Ihren Familien ein frohes Weihnachts-fest und ein gutes neues Jahr, eine Zeit der Ruhe, des Reflektierens und der Freude. Viel Spaß auch bei unserem Weihnachtsrätsel!

Ihr Dr. Albert Platz

Vorsitzender der Geschäftsführung

HErAuSGEBEr:Berufsgenossenschaft Holz und Metall(BGHM)

VErANtwortlicH:Dr. Albert PlatzBerufsgenossenschaft Holz und MetallWilhelm-Theodor-Römheld-Straße 1555130 Mainz

iSSN 1612-5428

rEDAktioN:Christiane Most-Pfannebecker (verantwortlich i. S. d. NPresseG)Stabsstelle ÖffentlichkeitsarbeitWilhelm-Theodor-Römheld-Str. 1555130 MainzTel.: 6131 802-15734E-Mail: [email protected]

Klaus Taubitz(Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit)Tel.: 0511 / 8118-16882E-Mail: [email protected]

Manja Treue(Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit) Tel.: 06131 / 802-13945 E-Mail: [email protected]

Thomas Dunz (Rehabilitation und Leistung)Tel.: 0911 / 2347-17927E-Mail: [email protected]

Peter Hackenberg (Prävention und Arbeitsschutz)Tel.: 0711 / 1334-15054E-Mail: [email protected]

Mathias Widmann (Layout)

kostenlose Hotlines der BGHMAllgemeine Fragen: 0800 9990080-0Mitgliedschaft: 0800 9990080-1Arbeitsschutz: 0800 9990080-2Rehabilitation: 0800 9990080-3

titElfoto:© Piumadaquila - Fotolia.comHinweis der Redaktion: Nicht zur Nachahmung empfohlen.

Druck uND VErlAG:CW NIEMEYER Druck GmbHBöcklerstraße 13, 31789 Hameln

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Nachdruck mit Quellenangabe, auch auszugswei-se, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos usw. wird keine Gewähr übernommen und auch kein Honorar gezahlt. Für Informationen unter den Links, die auf den in dieser Ausgabe vorgestellten Internetseiten aufgeführt werden, übernimmt der Herausgeber keine Verantwortung.

impressum

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Foto: Manja Treue/BGHM

© Stefan Körber - Fotolia.com

Foto: Justus-Liebig-Universität Gießen

Weihnachtsrätsel Wer bin ich? 4

LeserbefragungHerzlichen Dank für Ihre große Beteiligung! 5

Erfolgreiche InklusionDie BGHM dankt 6

„Ich habe ein behindertengerechtes Büro!“Barrierefreier Arbeitsplatz für erkrankten Mitarbeiter 8

Tödlicher UnfallGeselle stirbt bei Routinearbeiten 11

Die BGHM vor Ort: Schnell, kompetent, regional präsent!Menschen hinter dem Bescheid – unsere Bezirksverwaltung Hamburg-Bremen 12

Besuchsdienst der BerufsgenossenschaftenPersönlicher Ansprechpartner am Krankenbett 14

Präventionskampagne „Denk an mich. Dein Rücken“ Ausgleichsübungen am Arbeitsplatz – Folge 2 16

Schwerpunktthema DezemberVerkehrssicherheit 18

Neues AngebotFahrsicherheitstraining für Rollstuhlfahrer 22

Büroarbeitsplätze Bewegung wichtiger als teure Büroausstattung 23

Prävention bei SchweißernFreiwillige Probanden für Studie gesucht 24

Analyse der Berufsgenossenschaft Holz und Metall Gute Organisation senkt Unfallzahlen 25

Gefahr für Tischler, Schreiner und Verarbeiter von Eichen- und BuchenholzNasenkrebs durch Holzstaub 26

Gesunde Mitarbeiter für zufriedene Kunden Betriebsrat und Arbeitgeber – gemeinsam für gesunden Rücken 27

Gesetzliche NeuerungenPsychische Belastung im Arbeitschutzgesetz 28

Zahl von Arbeitsausfällen steigt Psyche von Beschäftigten stärken 29

Neues zur arbeitsmedizinischen Vorsorge Beschäftigte allein erhalten Ergebnis 30

Gesellschaftliches Problem Mobbing am Arbeitsplatz 31

Foto: BGHM

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Weihnachtsrätsel

wer bin ich?

Schon um 1850 erschienen meine Vorfahren im Waldkirchner Musterbuch als Bestandteil der sogenannten Aufstellspielzeu-ge. Um 1920 wurde ich im kunstgewerblichen Sinne aufgegrif-fen und seitdem bin ich fester Bestandteil vielleicht auch Ihrer Weihnachtsdekoration. Ich bin ein sehr beliebtes Erzeugnis der erzgebirgischen Volkskunst – einzeln aufgestellt oder auch als Bestückung von Pyramiden, Spieldosen oder auf Schwibbö-gen. Mich gibt es in sehr unterschiedlichen Größen: Von nur fünf Zentimeter bis hin zu einem Meter Höhe. Je größer ich bin, desto schwieriger ist meine Herstellung. Gerade wenn ich über dreißig Zentimeter hoch bin, ist einiges an Kraft notwendig, um mein Holz in die notwendige Form zu bringen und es passiert auch schneller, dass mir etwas abgebrochen wird. Aber daran will ich jetzt gar nicht denken.

Jeder kennt michIch werde durch das „Holzstechen“ hergestellt, eine der am schwersten zu erlernenden Handwerksarten. Für meine Ent-stehung braucht mein Schöpfer Geduld, Kraft, großes hand-werkliches Geschick und viel Fingerspitzengefühl. Um mich herzustellen, ist besonders wichtig, dass mein Schöpfer das richtige Ausgangsmaterial auswählt: geradlinig gewachsenes Lindenholz.

Zunächst drechselt mein Schöpfer aus so einem Stück Linden-holz einen konischen Rohling, der eine schmale Scheibe als Fuß bekommt. Hierbei wird mir als oftmals einseitig eingespanntes Holzstück häufig schlecht vor Schwindel, denn bei dem soge-nannten „Langholzdrehen“ oder auch „Langholzdrechseln“ dreh‘ ich mich rasant, während mein Schöpfer ein Stemmeisen

gegen meine Seiten drückt und ich dadurch eine Kegelform an-nehme. Mit wenig Kraft und viel Gefühl werde ich dabei gleich-mäßig an allen Seiten bearbeitet.

Mein Aussehen ist mir wichtigAnschließend spannt mich mein Schöpfer in einen Schraub-stock, um mir meine Locken zu legen. Dafür wird von mir Span für Span mittels eines Stecheisens gleichmäßig abgehoben. Mein Schöpfer setzt dabei das Stecheisen kurz unterhalb mei-nes oberen Endes an, sticht in meinen Holzkörper und führt das Werkzeug zu meiner Spitze hin. Anschließend wiederholt er diesen Schritt Stück für Stück bis er am unteren Ende mei-nes Körpers angekommen ist. Auf diese Weise wird mein Holz gleichmäßig nach oben aufgerollt. Ich möchte von allen Seiten möglichst gleich schön aussehen. Daher bin ich bei diesem Arbeitsschritt innerlich immer enorm angespannt. Ein einzi-ger Fehler, ein einziges Stück das abbricht und ich bin ruiniert. Deshalb bin ich froh, wenn mein Schöpfer bereits jahrelange Erfahrung und Übung besitzt.

Ich bin ein Spanbaum.

Manja Treue, BGHM

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Foto: Erzgebirgische Volkskunst Richard Glässer GmbH Seiffen

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Erweitertes Online-Angebot

Medien der BGHMNeue Medien:• BG 10.6.4.1 Leporello „Dehnen Sie sich fit!“

Überarbeitete Medien:• BGI 826 „Schutz gegen Absturz“ – Ausgabe Juni 2013•BGI 579 „Hitzearbeit erkennen – beurteilen – schützen“ – Ausgabe

August 2013

Zurückgezogene BG-Regel:• BGR/GUV-R 133 „Ausrüstung von Arbeitsstätten mit Feuerlöschern“

Die Regelungsinhalte dieser Regel befinden sich in der Regel für Arbeitsstätten „Maßnahmen gegen Brände“ ASR A2.2 und steht unter www.baua.de zum Download zur Verfügung.

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Leserbefragung

Herzlichen Dank für ihre große Beteiligung!Liebe Leserinnen und Leser

vielen Dank für Ihre starke Beteiligung an unserer Leserbefragung zur BGHM-Aktuell in der Ausgabe 4 Juni/Juli 2013.

Wir haben Sie nach Ihrer Meinung gefragt, Sie ha-ben uns online und per Post geantwortet: 2472 Leser und Leserinnen haben die Chance genutzt, um ihre BGHM-Aktuell mitzugestalten.

Vielen Dank für Ihre Anregungen, Ihre Kritik, Ihre Verbesserungsvorschläge und Ihr Lob! Sie sollen zufrieden mit Ihrer BGHM-Aktuell sein. Daher arbei-ten wir daran, auf Ihre Wünsche und Vorstellungen noch mehr einzugehen.

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe die detaillier-te Auswertung der Umfrage. Die Gewinner der 100 Thermo-Kaffeebecher sind bereits ermittelt und die Becher zu ihnen auf dem Weg.

Das Redaktionsteam

Alle Medien zum Download im Online-Shop:www.bghm.de – Webcode: 14

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Erfolgreiche Inklusion

Gemeinsam mit den auf dieser Seite aufge-führten Unternehmen haben wir im ersten Halbjahr 2013 Versicherte ins Berufsleben wieder eingegliedert, die in Folge eines Un-falls oder einer Berufskrankheit gesundheit-lich schwer beeinträchtigt sind. Wir danken diesen Unternehmen dafür, dass Sie Ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden und dazu beitragen, Menschen mit Behinderungen die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen.

Die Ausübung einer beruflichen Tätigkeit hat für die meisten Menschen eine zentra-le Bedeutung für ihr Selbstwertgefühl und ihre Zufriedenheit mit dem eigenen Leben.

Die BGHM dankt

MMW Technologie GmbHDresdener Straße 1606886 Lutherstadt Wittenberg

TRW Automotive GmbHHeidelbergsweg 100D-47809 Krefeld

HKS Querfurt GmbHEislebener Straße 4D-06268 Querfurt

Tor Technik Walker GmbHJümberger Straße 2526909 Neubörger

Olaf MayerSanitär-Heizung-KlimatechnikGörlitzer Straße 7D-69502 Hemsbach

Europoles GmbH & Co. KGPersonal / HRIngolstädter Straße 5192318 Neumarkt

Schubert & Co. GmbHItterbecker Str. 2049843 Uelsen

Volkswagen AktiengesellschaftBrieffach 4976 / HK-KDr. Rudolf-Leiding-Platz 134225 Baunatal

INKOMA Maschinenbau GmbH Member of INKOMA-GROUP Lange Göhren 14D-39171 Osterweddingen, Germany

Friedr. Gustav TheisKaltwalzwerke GmbHBandstahlstr. 14-1858093 Hagen

BERZELIUS Stolberg GmbHBinsfeldhammer 1452224 Stolberg

FERNGAL Schweisstechnik GmbHLiebigstr. 206766 Bitterfeld-Wolfen OT Wolfen

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Erfolgreiche Inklusion

Die BGHM dankt

Wölfel GmbHBeerbacher Weg 1691207 Lauf

hpl-Neugnadenfelder Maschinenfabrik GmbHSpangenbergstrasse 20D-49824 Ringe/Neugnadenfeld

Schreinerei LeyendeckerInhaber Markus WindhagenInnenausbau, Ladenbau, ObjekteinrichtungWiesenstraße 2 - 457627 Hachenburg

Albéa Deutschland GmbHBamberger Straße 2596110 Scheßlitz

CROWN Nahrungsmitteldosen Deutschland GmbHFritz-Züchner-Strasse 8 38723 Seesen

Schulte & Schmidt GmbH & CoLeichtmetallgießerei KGNopitschstraße 46D-90441 Nürnberg

Gerstmann GmbH Delitzscher Landstr. 150 04158 Leipzig

FEPRO Fensterbau GmbH & Co KGGrünauer Fenn 2914712 Rathenow

Mercedes-Benz Werk DüsseldorfRather Str. 5140467 Düsseldorf

SCHERDEL GmbH Scherdelstraße 2 95615 Marktredwitz

Gedack Rohrsysteme GmbH Zur Grossen Halle 2 06844 Dessau-Roßlau

ZF Friedrichshafen AGGraf-von-Soden-Platz 188046 Friedrichshafen

Gerade nach einem Unfall ist das Gefühl sehr wichtig, wieder dazuzugehören, seine Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten einzubringen und konstruktiv am Arbeits-leben teilzuhaben.

Wir freuen uns, dass unsere Mitgliedsunter-nehmen vorbildlich bei der Inklusion von Men-schen mit Beeinträchtigungen mitarbeiten.

Haben Sie freie Arbeitsplätze, die Sie gerne mit Menschen besetzen möchten, die nach einem unfall wieder ins Arbeitsleben zu-rückkehren wollen, so melden Sie sich unter 0800 9990080-3!

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„Ich habe ein behindertengerechtes Büro!“

Barrierefreier Arbeitsplatz für erkrankten Mitarbeiter

Wilhelm-Heinz Wester erleidet keinen Arbeits- oder Wegeunfall. Er erkrankt auch nicht an einer Berufskrankheit, sondern an einem peripheren arteriellen Verschluss, einer chronischen Gefäßkrankheit, die auch durch Rauchen entstehen kann. Doch auch ihm steht die Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) zur Seite.

Wilhelm-Heinz Wester in seinem neuen Büro. Er kommt gerne jeden morgen in die Firma.

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Ralf Schulz, Ergonomieberater und Fachkoordinator der BGHM, unterstützt Unternehmen bei der barri-erefreien Arbeitsgestaltung für Menschen mit Be-hinderungen.

„Egal mit wem ich zusammenkam – ob Familie, Freun-de, Bekannte – jeder fragte mich, wie es sein kann, dass ich noch Arbeit habe“, erzählt der sonst so zurückhaltende Wilhelm-Heinz Wester lebhaft und strahlt. „Ich habe großes Glück mit meinem Arbeitge-ber gehabt“, sagt der gelernte Schlosser immer und immer wieder. Der 59-Jährige hat einiges mitgemacht. Seine Krankheitsgeschichte begann vor drei Jahren. Ständig habe ihm die Wade wehgetan. Der Leverkuse-ner habe die Schmerzen zunächst auf seine Probleme mit seiner Bandscheibe zurückgeführt. Gleich meh-rere Bandscheibenvorfälle hatte der Vater von drei

Töchtern bereits erlitten. Beim dritten Vorfall hatte er sich das erste Mal operieren lassen, aber die Wade tat ihm weiterhin weh. Er habe nur noch kürzere Strecken gehen können. Die Ärzte führten die Schmerzen auf die schlechte Durchblutung seines Beines zurück. Im Sommerurlaub 2010 wurde dem Metallwerker dann im linken Oberschenkel ein künstlicher Bypass ge-legt. Fünf Monate habe dieser gehalten. Dann kamen die Schmerzen erneut. „Mein Bein war verstopft“, versucht er die Diagnose der Ärzte wiederzugeben. Diese haben dann retten wollen, was noch zu retten gewesen sei, erzählt der 59-Jährige. Zunächst wurde ihm der Unterschenkel amputiert. Doch die Durch-blutung seines Oberschenkels habe weiterhin nicht ausgereicht. Somit verlor Wilhelm-Heinz Wester auch noch diesen. Die Ärzte amputierten sein linkes Bein oberhalb des Kniegelenks.

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„ich fühlte mich nutzlos“Vom Krankenhaus aus ging es für den 59-Jährigen direkt in die Reha. Hier hat er gelernt, seinen Körper neu anzunehmen und mit einer Prothese zu gehen. Ein Jahr sei er krankgeschrieben gewesen. In den ersten Monaten nach der Amputation habe er höl-lische Schmerzen gehabt. „Das Jahr direkt nach der Operation war das schlimmste Jahr in meinem Leben. Ich hatte nicht nur Schmerzen; ich fühlte mich auch nutzlos und allein.“ Doch allein ist er nie gewesen. Viele Menschen sorgten sich um ihn und überleg-ten, wie es mit ihm weitergehen könnte, auch sein Arbeitgeber die Wilh. Schmitz GmbH.

Die firma findet unterstützung„Um eine Rente bei teilweiser Erwerbsminderung zu erhalten, war er zu gesund; für seinen alten Job als Schlosser allerdings nicht beweglich genug“, erläu-tert Prokurist und technischer Leiter Günther Tann-igel. „Wir wollten ihn nicht einfach fallen lassen. Wir wollten auf die Erfahrung dieses Mitarbeiters nicht verzichten und überlegten, ihn in der Planung und Qualitätssicherung weiterzubeschäftigen“, sagt Gün-ther Tannigel. Doch wie setzt man diese Ziele um?

„Wir sind ein Familienbetrieb in der dritten Genera-tion“, ergänzt Geschäftsführerin Michaela Schmitz. Aber ein Wiedereingliederungsfall sei bisher noch nicht Teil der Unternehmensgeschichte. „Wir brauch-ten Hilfe“, bringt es Michaela Schmitz auf den Punkt. „Und wir erhielten sie: Die Deutsche Rentenversiche-rung Rheinland, die Fürsorgestelle der Stadt Leverku-sen und die Berufsgenossenschaft Holz und Metall – mit ihnen gemeinsam konnten wir Herrn Wester wieder in sein gewohntes Umfeld holen“, erläutert Michaela Schmitz. Tatsächlich wird für Wester eine ganz neue Stelle geschaffen.

Neuanfang durch umschulungBeratend und koordinierend steht der Wilh. Schmitz GmbH während der gesamten Planung zur Wieder-eingliederung die Berufsgenossenschaft Holz und Metall zur Seite. Die Bedingung ist allerdings von Beginn an klar: Wilhelm-Heinz Wester muss fit wer-den – und zwar nicht nur körperlich, sondern vor allem im Umgang mit dem PC. Eine echte Herausfor-derung, hat der 59-Jährige doch sein Leben lang als Schlosser gearbeitet. Der Umgang mit einem Com-puter ist ihm völlig fremd. Doch der Schlosser nimmt

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HM Geschäftsführerin

Michaela Schmitz und Prokurist Günther Tann-igel stehen voll hinter ihrem Mitarbeiter Wilhelm-Heinz Wester.

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die Herausforderung an: Gleich nach seinem Reha-Aufenthalt besucht er verschiedene Computerkurse und erhält auch betriebsinterne Schulungen in diver-sen Programmen, mit denen er nun täglich arbeitet. Als technischer Sachbearbeiter ist der 59-Jährige heute für die Enddokumentation, der von der Wilh. Schmitz GmbH hergestellten Produkte verantwort-lich: Druckbehälter, Kolonnen, Wärmetauscher, Rühr-werksbehälter, Blech- und Schweißkonstruktionen und vieles mehr. „Wir wollten ihm eine einzigartige Chance bieten“, erläutert Günther Tannigel. Dabei bilden die Computerkurse nur einen Mosaikstein zum großen Ganzen.

lange AufgabenlisteRalf Schulz, Ergonomieberater der BGHM, macht die viele Arbeit deutlich, die hinter der Wiedereinglie-derung stand: „Am Anfang fehlte ein Büroraum. Das WC war unter anderem zu tief. Mit einem Gehstock war das Treppenhaus kaum zu bewältigen“, zählt Ralf Schulz auf. „Mit einer üblichen Beinprothese und dem Gehstock konnte Herr Wester weder die Treppen sicher ersteigen noch in der Werkstatt sicher gehen.“ Doch die Liste der Maßnahmen für die Wie-dereingliederung reißt nicht ab: „Ein normaler Büro-

stuhl rollt beim Aufstehen weg“, erklärt der BGHM-Ergonomieberater. „Herr Wester sollte auch nicht nur sitzend arbeiten. Und die Prothese verlor durch das Schwitzen bei hohen Raumtemperaturen ihren Formschluss, sodass sie schlicht nicht mehr passte.“

wiedereingliederung ist teamworkEs gab also viel zu tun für alle Beteiligten: Im Trep-penhaus wird ein zweiter Handlauf angebaut, sodass sich Wilhelm-Heinz Wester beim Abwärtsgehen mit der linken Hand festhalten kann. Die Firma lässt auch eine erhöhte WC-Ausführung mit Klappgriff einbauen. Das behindertengerechte WC können alle Mitarbei-ter gleichermaßen nutzen. Damit ein vorhandener Büroraum Platz für einen zusätzlichen Arbeitsplatz bietet, wird der dort aufgestellte Serverschrank in ei-nen anderen Raum umgesetzt. An seinem elektrisch höhenverstellbaren Schreibtisch sitzt der 59-Jähri-ge nun auf einem Arthrodesenstuhl mit Bremse. Er braucht keine Angst mehr davor zu haben, mit dem Stuhl zu rutschen oder gar umzukippen. Anstatt des Teppichs ist der Boden heute gefliest. Und sein Ge-meinschaftsbüro ist nun klimatisiert. „Und all die-se Ergebnisse sind entstanden durch echte Team-arbeit“, sagt Ralf Schulz. Da der 59-Jährige keinen Arbeits- oder Wegeunfall erlitt, trug die Deutsche Rentenversicherung Rheinland die Kosten der Fort-bildung sowie der baulichen Maßnahmen. Die ört-liche Fürsorgestelle übernahm die Büroausstattung, den Arbeitsstuhl sowie das Klimagerät und die Kran-kenkasse trug die Kosten der computerunterstütz-ten Prothese. „Ich habe ein behindertengerechtes Büro“, sagt Wilhelm-Heinz Wester. Seine Stimme klingt dankbar und stolz.

Manja Treue, BGHM

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Ralf Schulz Ergo-nomieberater und

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Wilhelm-Heinz Wester auf der mit neuem Handlauf versehenen Treppe.

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Tödlicher Unfall

Bei Routinearbeiten am Traggelenk der Vor-derachse eines Autos erleidet ein Mitarbeiter einer freien PKW-Reparaturwerkstatt tödliche Verletzungen. Er hinterlässt Frau und Kind.

Geselle stirbt bei routinearbeiten

Es gilt, weitere tote zu verhindernDas Erwärmen oder auch nur kurzzeitige Anwärmen des Traggelenkes ist grundsätzlich zu unterlassen! Auch wenn es eine weitverbreitete Praxis ist, so kann es – wie in diesem Fall – nicht nur zum Versagen des Traggelenkes führen, sondern Festigkeitsverände-rungen im Werkstoffgefüge bewirken. Aus diesem Grund geben PKW-Hersteller Ausbauhinweise und empfehlen den Einsatz von Spezialwerkzeugen.

Dr. Uwe Arens, BGHM

Zwei Gesellen haben den Auftrag, die Traggelenke an der Vorderachse eines PKW zu wechseln. Nach-dem sie hierzu das Traggelenk freigelegt haben, ver-suchen sie zunächst mit Hilfe einer Rohrzange, das Traggelenk aus dem Achsschenkel zu lösen. Da dies misslingt, schlagen sie mit Hammer und Meißel auf das Traggelenk ein. Aber auch so lässt sich das Trag-gelenk nicht lösen. Daraufhin kommen beide Männer auf die Idee, den Autogenbrenner einzusetzen, um den Achsschenkel anzuwärmen – eine in vielen Werk-stätten durchaus üblich Methode, um festsitzende Verschraubungen zu lösen. Als einer der Gesellen nach dem Anwärmen die Rohrzange erneut ansetzt, gelingt es ihm, das Traggelenk zu demontieren. Doch noch während er das Traggelenk in der Rohrzange haltend betrachtet, gibt es plötzlich einen lauten Knall und er fällt zu Boden. Der herbeigerufene Not-arzt kann nur noch den Tod des Mannes feststellen.

Da völlig unklar ist, was den Tod des Mitarbeiters ver-ursacht hat, wird eine Obduktion angeordnet. Diese ergibt, dass ein Metallplättchen mit einem Durch-messer von etwa zehn Millimeter im Brustkorb des Mitarbeiters steckt und den Herzmuskel verletzt hat.

wie konnte das passieren?Das Traggelenk stellt die Verbindung zwischen dem Achsschenkel und dem Querlenker dar. Sein Aufbau ist relativ einfach: Es besteht aus einem Kugelbolzen, der mit einer Kunststoffummantelung versehen und in einem mit Fett gefüllten Gehäuse eingelagert ist. Das Gehäuse wird durch eine Metallplatte abgeschlossen. Durch das Erwärmen des Traggelenkes schmilzt die Kunststoffummantelung und die Öffnungen im Ge-häuse des Traggelenkes werden verschlossen. So bildet sich gleichzeitig ein Überdruck durch Entga-sungen der Fettfüllung. Das Metallplättchen, das das Gehäuse abschließt, hält diesem Druck nicht stand. Explosionsartig löst es sich und dringt in den Brust-korb des Gesellen ein.

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Bild oben:Das Anwärmen ist eine übliche Praxis zum Lösen festsitzender Verbindungen in vielen Werkstätten (Situation nachgestellt).

Bild links:Aufbau eines zerlegten Traggelenkes

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Die BGHM vor Ort: Schnell, kompetent, regional präsent!

Von Rostock, Hamburg und Bremen aus betreuen 185 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unsere Mitglieds-unternehmen und Versicherten. Unsere Agenten in der Service-Hotline beantworten allgemeine Fragen von Anrufern aus dem gesamten Bundesgebiet zum gesamten Leistungsspektrum der Berufsgenossen-schaft Holz und Metall (BGHM) oder vermitteln einen kompetenten Ansprechpartner.

chancen und GefahrenDas zuweilen raue Klima und das maritim-hansea-tisches Erbe beeinflussen nach wie vor das Leben im Norden Deutschlands. Die Nordsee ist nicht nur beeindruckende Naturgewalt. Sie bietet vor allem auch Chancen: als wichtiger Handelsweg Mittel- und Nordeuropas zu den Weltmärkten. Auch heute beste-hen entlang der norddeutschen Küste noch zahlrei-che Werften und der Schiffbau bietet zahlreiche und hochspezialisierte Arbeitsplätze, z.B. in Papenburg, Hamburg, Kiel oder Wismar. Arbeitsplätze, an de-nen unsere Versicherten unterschiedlichen Gefahren ausgesetzt sind. Dies spiegelt sich auch in unserer täglichen Arbeit wider: Das Dröhnen der Hämmer kann zur Schwerhörigkeit, Kühlschmierstoffe können zu Hautreaktionen führen und Rauch, Gase und As-bestfasern können gefährlich für die Atemwege sein.

Menschen hinter dem Bescheid – unsere Bezirksverwaltung Hamburg-Bremen

Berufskrankheit AsbestoseViele Menschen erkranken erst, nachdem sie aus dem Berufsleben ausgeschieden sind. Eine Asbes-tose entwickelt sich häufig über 30 bis 40 Jahre. Sie betrifft nicht nur Schlosser, Isolierer oder Tischler, die Asbest direkt verarbeitet haben, sondern auch diejenigen, die eigentlich andere Aufgaben zu erle-digen hatten und Asbestfasern lediglich so nebenbei mit einatmeten.

Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bezirks-verwaltung ist es immer noch schwer zu akzeptieren, dass nicht alle Menschen wieder gesund werden. „Trotzdem möchte ich gerne ihre Situation verbes-sern“ beschreibt Birgit Tiedemann, Mitarbeiterin im Sachgebiet „Berufskrankheiten“, ihre Motivation. „Wir arbeiten engagiert daran, dass sich Versicher-te nicht aufgeben, sondern positiv in die Zukunft schauen.“

information und Aufklärung„Früher bearbeiteten wir die Erkrankungsfälle vor al-lem nach Aktenlage. Heute laden wir die Versicherten zu Hautschutzberatungen, Asbestose- oder Atem-wegsprechstunden ein“, erklärt Jasmina Majstorovic, ebenfalls Mitarbeiterin im Sachgebiet „Berufskrank-heiten“. „Beratung und Betreuung der Versicherten stehen heute viel mehr im Vordergrund als früher. Zudem möchten wir der Verwaltung ein Gesicht ge-ben und Vertrauen aufbauen.“

In der Asbestose-Sprechstunde erläutert den Be-troffenen zum Beispiel ein Lungenfacharzt ihr Er-krankungsbild und ein Mitarbeiter der BGHM erklärt, welche Unterstützung die BGHM bietet. Auch bei der Atemwegssprechstunde stellen sich die Versicher-ten zur Diagnosesicherung einem Facharzt vor und auch hier werden gemeinsam die weiteren Therapi-emaßnahmen festgelegt. Für unsere gesamte Arbeit stehen immer der Erhalt des Arbeitsplatzes sowie die Gesundheit des Versicherten im Vordergrund. Dafür setzen wir vor allem auf Beratung, Information und Transparenz.

Andrea im Sande, BGHM

Von der holländischen bis zur polnischen Grenze – wir, die Bezirks-verwaltung Hamburg-Bremen sind ganz nah an den Arbeitgebern und Versicherten in der Holz- und Metallbranche im Norden.

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Drei der Mitarbeiter der Bezirksverwaltung Hamburg-Bremen sind: Jasmina Majstorovic, Torsten Krumkühler und Simone Lück (v.l.n.r.).

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info: Wir betreuen Versicherte in Mecklenburg-Vorpom-mern (Standort Rostock), Schleswig-Holstein und Hamburg (Standort Hamburg) und in Bremen und Niedersachsen (nördliche Hälfte).

BGHM Bezirksverwaltung Hamburg-BremenAndrea im Sande (Geschäftsführerin der BV)Töferbohmstraße 1028195 Bremen

Telefon: 0421 3097 11 9 23Fax: 0421 3097 21 9 23E-Mail: [email protected]

So finden Sie Ihre regionale Bezirksverwaltung:www.bghm.de – webcode 522Ob Hamburg, Rostock oder Bremen - einfach Post-leitzahl eingeben und schon wissen Sie, wohin Sie sich wenden können.

Das Gebäude der Berziksverwaltung der BGHM in Bremen.

BGHM-Mitarbeiter Lutz Hoffmann im Gespräch mit Dr. Susanne Würfel, Fachärztin für Orthopädie, Unfallchirurgie und Allgemeine Chirurgie.

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Auskunft und Beratung schnell und kompetent: Heike Man-they ist eine der zahlreichen Mitarbeiterinnen, die Sie über die bundesweite Hotline der BGHM erreichen.

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Besuchsdienst der Berufsgenossenschaften

Am 25. September 2012 wird Igor Savic aus seinem bisherigen Leben gerissen. Der Konstruktionsmechaniker will an diesem Tag ein Rolltor überprüfen. Plötzlich bricht die Leiter unter seinen Füßen zusammen und er stürzt fast fünf Meter in die Tiefe.

Persönlicher Ansprechpartner am krankenbett

der Betreuung durch die gesetzliche Unfallversiche-rung. Er dient der frühzeitigen Planung und der Ge-staltung des Rehabilitationsverlaufes von Unfall-verletzten während der stationären Behandlung in Krankenhäusern und Rehabilitationskliniken sowie bei der ambulanten Weiterversorgung. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung zählte als Spitzen-verband der gewerblichen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen 2011 im Rahmen des bundeswei-ten Besuchsdienstes insgesamt 28.880 Beratungen bei 738 aufgesuchten Kliniken. Bundesweit organi-sieren die Landesverbände den „Besuchsdienst“, ein regionaler Unfallversicherungsträger führt ihn stellvertretend für weitere Träger durch. Zum Beispiel ist die BGHM-Bezirksverwaltung Nürnberg Ansprech-partner für den Besuchsdienst in den „Kliniken Dr. Erler“. Seit mehr als 25 Jahren haben die „Kliniken Dr. Erler“ in Nürnberg den Besuchsdienst im sta-tionären und ambulanten Bereich integriert. Mehr als hundert schwerstverletzte Patienten pro Jahr

Ein Bruch des linken Beckens, des Sitzbeines, des Kreuzbeines, des Querfortsatzes des fünften Lenden-wirbels sowie Prellungen – alles Folgen, die stationär versorgt werden müssen. Während der akutstationä-ren Behandlung denkt Igor Savic noch gar nicht an die Berufsgenossenschaft. Zu diesem Zeitpunkt war für ihn vor allem wichtig, medizinisch gut versorgt zu sein. Dennoch bewegen ihn viele Fragen:

•Wer trägt die Kosten?•Muss ich Eigenanteile und Zuzahlungen leisten?•Wer sorgt für die erforderlichen Hilfsmittel?•Wer sorgt für meinen Lebensunterhalt?• Kann ich meine Tätigkeit wieder ausüben?• Wer hält meinen Arbeitgeber auf dem Laufenden?

Beratend vor ortMit der Beantwortung seiner Fragen bleibt Igor Sa-vic nicht allein. Unterstützung und Hilfe bietet ihm der „Besuchsdienst“, ein wesentlicher Bestandteil

Gemeinsames Gespräch im Rahmen des Besuchsdiens-tes mit allen Beteiligten von links: Frau Landsiedel (Leiterin des Sozialdienstes Kliniken Dr. Erler), Herr Savic, Frau Linser (Reha-Managerin BGHM), Herr Dr. Lauterwald (Oberarzt Kliniken Dr. Erler)

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behandelt dieses spezialisierte Fachkrankenhaus insbesondere mit den Kliniken für Orthopädie, Un-fallchirurgie, Wirbelsäulentherapie, Handchirurgie sowie einer Belegabteilung für Orthopädie. Ein an-gegliedertes stationäres REHA-Zentrum kombiniert am gleichen Standort die akutstationäre Versorgung und die Reha-Medizin.

Persönlich betreutSowohl in der stationären Rehabilitation als auch in der ambulanten Versorgung durch die „Kliniken Dr. Erler“ erhält Igor Savic wie auch die anderen statio-nären und ambulanten Versicherten eine umfassen-de persönliche Betreuung. Jeden Dienstag kommt die Reha-Managerin der Berufsgenossenschaft Holz und Metall, Carla Linser, für mehrere Stunden in das Fachkrankenhaus. Immer um 10 Uhr spricht sie mit dem Oberarzt Dr. Lauterwald über aktuelle medizini-sche Befunde und die daraus resultierenden Fragen zur weiteren Rehabilitation. Anschließend besucht Carla Linser die Versicherten am Krankenbett, um sie persönlich zu informieren. Gemeinsam mit dem Sozialdienst der „Kliniken Dr. Erler“ organisiert die Reha-Managerin auch die erforderlichen Maßnah-men nach der Entlassung aus der Klinik. Das kann eine Verlegung in eine Reha-Einrichtung sein oder auch die Organisation von häuslicher Pflege. Egal bei welchem Unfallversicherungsträger der Patient gesetzlich versichert ist, Carla Linser hält mit dem zuständigen Träger Kontakt. Sie informiert ihn schrift-lich über die aktuellen Befunde und die geführten Gespräche. Durch die zeitnahe Informationsweiterga-be sichert die Reha-Managerin die nahtlose Planung und Organisation der gesamten medizinischen und beruflichen Rehabilitation.

Hoffnung gegebenIgor Savic hat sich nach eigenen Angaben von Anfang an durch den Besuchsdienst frühzeitig informiert und während seiner ambulanten Versorgung per-sönlich betreut gefühlt. Das habe ihm sehr geholfen: „Die Gespräche waren unkompliziert und zielorien-tiert. Insbesondere meine Fragen an einen festen Ansprechpartner vor Ort zu stellen und gemeinsam meine Rehabilitation zu planen, habe ich schätzen gelernt.“ Heute findet Igor Savic, dass alles optimal gelaufen ist. Aktuell führt er eine stufenweise Arbeits- und Belastungserprobung durch. Er hat ein klares Ziel vor Augen: Er will an seinen alten Arbeitsplatz zurückkehren.

Carla Linser/Manja Treue, BGHM

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Ideal bei den Kliniken Dr. Erler: Die Verbin-dung von stationärer Versorgung und an-schließender Reha.

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Präventionskampagne „Denk an mich. Dein Rücken“

Ausgleichsübungen am Arbeitsplatz – folge 2von Susanne Petry

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Liebe Leserinnen und Leser,

unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt verändern sich kontinuierlich und damit auch unser Bewe-gungsverhalten. Noch nie zuvor haben sich Menschen weniger bewegt als heute im modernen Industrie-zeitalter. Bis vor 100 Jahren legte der Mensch täglich knapp 20 Kilometer zu Fuß zurück. Durch Bus, Bahn und Auto sind davon bis heute gerade noch rund 600 Meter übrig. Diese Veränderungen beobachten wir zunehmend schon bei unseren Kindern. Studien belegen, dass sich die motorische Leistungsfähigkeit von in Deutschland lebenden Kindern in den vergangenen Jahren um etwa 10 Prozent verringert hat. Be-wegungsmangel stellt damit eines der größten Gesundheitsprobleme der modernen Industriegesellschaf-ten des 21. Jahrhunderts dar. Ein körperlich inaktiver Lebensstil zählt zu den primären Risikofaktoren für die Entstehung von Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht und Rücken-schmerzen und wirkt sich besonders negativ auf das Altern aus.

Es gibt Körperpartien, die auf Fehlbelastung und Bewegungsmangel besonders empfindlich reagieren: Schulter- und Nackenbereich, die Partie um Lendenwirbelsäule, Becken und Hüfte oder auch Knie und Sprunggelenke.

Um Folgeschäden zu verhindern, müssen Sie (wieder) aktiv werden, Ihre Bewegungskoordination fördern sowie Ihre Muskulatur kräftigen und dehnen. Sorgen Sie für einen Ausgleich und beanspruchen Sie gezielt jene Muskelpartien, die Sie in Ihrem gewohnten Alltag nicht oder kaum noch einsetzen. Entscheidend für den Start in Ihre „Bewegungskarriere“ ist es, mehr körperliche Aktivität in Ihren Alltag zu integrieren und nach Feierabend eine Sportart für sich zu finden, die Ihnen Spaß macht und Sie gleichzeitig nicht über-fordert. Schon tägliches flottes Gehen von 20 Minuten lässt Sie bald spürbar fitter werden. Aber auch so einfache Dinge wie Treppensteigen und kleine Ausgleichsübungen wirken sich positiv aus. Und auch die Psyche profitiert: Körperliche Aktivität hilft, besser mit Stress umzugehen und diesen schneller abzubau-en. Der Schlaf wird erholsamer, das Gehirn leistungsfähiger und das Wohlbefinden verbessert.

In der nächsten Ausgabe der BGHM-Aktuell lernen Sie nicht nur weitere Ausgleichsübungen kennen, son-dern erfahren auch mehr über Ihre Tiefenmuskulatur.

IhreSusanne Petry, BGHM

weitere informationen:

Im Rahmen der aktuellen Präventionskampagne „Denk an mich. Dein Rücken.“ hat die BGHM Medien gezielt für die Arbeitswelt er-stellt. Diese erleichtern es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, einfache und gleichzeitig sehr effektive Ausgleichsübungen ohne großen zeitlichen oder organisatorischen Aufwand selbständig am Arbeitsplatz durchzuführen. Die Medien können im Webshop der BGHM bestellt oder heruntergeladen werden. Auch Ihre zuständige Aufsichtsperson unterstützt Sie gern!

•www.bghm.de - Webcode: 193•BG 10.6.4: Pause - Deine Zeitoase. Mit Mobilisationsübungen•BG 10.6.4.1 Dehnen Sie sich fit!

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Die Hände auf die Hüften stützen. Becken im Wechsel nach vorne und hinten kippen. Zehnmal durchführen. Danach im Wechsel nach rechts und links schieben. Zehnmal wiederholen. Dann die Bewegungen zu einer fließenden Kreisbewegung verbinden und fünfmal nach rechts und fünfmal nach links kreisen.• mobilisiert die Lendenwirbelsäule• aktiviert die Bauchmuskulatur• dehnt die untere Rückenmuskulatur

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Machen Sie sich locker!

Unser kleines Übungsprogramm macht Ihren Schultergürtel und Ihre Wirbelsäule beweglich; es dehnt Ihre seitliche Rumpfmuskulatur und Ihre Rückenmuskulatur. Viel Spaß beim Bewegen!

Übung „Schulterkreisen“ Übung „Hüftschwung“

Übung „Tänzer“ Übung „Katzenbuckel“

Die Arme hängen locker neben dem Körper. Die Schul-tern im größtmöglichen Bewegungsspielraum rückwärts kreisen. Zehnmal durchführen. Kurze Pause, auslockern und die Übung wiederholen.• mobilisiert den Schultergürtel• aktiviert die Schulter- und Nackenmuskulatur

Im Stand den linken Fuß über den rechten kreuzen, dabei die rechte Hand in die Seite stützen, linken Arm nach oben strecken, Arm und Oberkörper nach oben strecken und zur rechten Seite neigen, Po-sition 30 Sekunden halten und dabei gleichmäßig weiteratmen, langsam aufrichten, kurze Pause, auslockern und Übung zur ande-ren Seite wiederholen.• dehnt die Rückenmuskulatur• mobilisiert die Wirbelsäule

Die Füße schließen und Beine leicht beugen, mit dem Kopf be-ginnend langsam den Oberkör-per Wirbel für Wirbel nach vorne abrollen, Beine in Kniehöhe mit den Armen fassen, Kopf den Kni-en behutsam annähern, Rücken rund nach oben schieben, Positi-on 30 Sekunden halten und dabei gleichmäßig weiteratmen, lang-sam den Oberkörper Wirbel für Wirbel aufrollen, kurze Pause, aus-lockern und Übung wiederholen.• dehnt die Rückenmuskulatur• mobilisiert die Wirbelsäule

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Ja, es gibt nicht die eine Maßnahme, mit der alle Probleme gelöst werden können. Auch das „Risiko Null“ ist nicht erreichbar. Und doch kann jeder von uns die Verkehrssicherheit beeinflussen! Senken Sie die Risiken für sich selbst und andere!

Gut sehen und gesehen werdenDie schlechteren Sichtverhältnisse im Herbst und Winter erhöhen die Risiken ganz erheblich. Gerade schwächere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Zweiradfahrer müssen dafür sorgen, dass sie gut gesehen werden. Hier ist die richtige Kleidung gefordert. Warum muss die Kleidung Grau in Grau sein, wenn es das Wetter ohnehin schon ist?

Autofahrer und Motorradfahrer können viel für die Sicherheit der Fußgänger tun. Gerade bei schlechten Lichtverhältnissen kann die passende Brille das Sehvermögen verbessern. Aber auch beschlagene oder vereiste Scheiben, Wachs auf den Scheiben oder auch schlechte Wischerblätter schränken die Sichtver-hältnisse ein.

Ist die Scheibenwaschanlage mit Wasser/Frostschutz befüllt? Ein kratzerfreies Visier am Helm, ebenso Antibeschlagmittel verbessern die Sicht für den Motorradfahrer. Tipp: Bei einer Panne wird auch der Auto-/Motoradfahrer schnell zum Fußgänger, deshalb immer Warnwesten mitführen!

Glauben Sie auch, für mehr Sicherheit im Straßenverkehr wenig tun zu können?

VerkehrssicherheitSchwerpunktthema Dezember

„Jetzt kommt bestimmt wieder so ein belehrender Artikel, wie wir uns richtig

verhalten sollen!“

„Als Betrieb haben wir doch ohnehin keinen

Einfluss auf das, was auf der Straße passiert!“

„Sicher, da passiert schon ab und an etwas, aber

die Autos sind ja heute so sicher…“

„Meist sind die Leute selber schuld, weil sie

sich verkehrt verhalten …“

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Nach wie vielen Gläsern Bier (0,3 l) würden Sie noch mit dem Rad nach Hause fahren? Bei einer repräsen-tativen Befragung von 2.000 Personen ab 16 Jahren im Auftrag des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) gaben zunächst 58 Prozent der Befragten an, zumindest gelegentlich mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. 20,2 Prozent der befragten Radfahrer gaben an, dass sie nach drei oder mehr Gläsern Bier noch mit dem Fahrrad nach Hause fahren würden. Das Auto lassen viele stehen, weil ja dann gegebenen-falls der Führerschein weg ist. Beim Fahrrad ist der zulässige Alkoholgrenzwert höher, also wird beden-kenlos das Fahrrad genutzt.

Und die Risiken selbst zu verunglücken? Sie steigen ganz gewaltig an, weil Alkohol vermeintlich stark macht und man denkt: „Ich hab es im Griff! Ich be-herrsche das Risiko! Mir passiert nichts!“

Und beim Auto? Hier steht das Risiko des „erwischt Werdens“ häufig im Vordergrund, nicht die Einsicht,

dass die eigenen Fähigkeiten nachlas-sen und das Unfallrisiko um ein Viel-faches steigt. Andere Verkehrsteilneh-mer wie Beifahrer oder Fußgänger sind dann oft die Opfer. Fußgänger mit Al-kohol? Selbst hier steigt das Risiko!

Abgelenkt Abgelenkt ist das Schwerpunkt-thema der diesjährigen Aktion des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR), verbunden mit einen attrakti-ven Gewinnspiel.

Die Teilnahme am Verkehr lastet uns häufig nicht aus. Wir tun gleichzei-tig andere Dinge – telefonieren, Navi

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Bequemlichkeit darf nie siegen! Freie Sicht ist wichtig, besonders im Winter.

einstellen, über etwas Anderes nachdenken, uns Ärgern, … – und sind überzeugt, alles im Griff zu ha-ben. Wir glauben, dass wir multitaskingfähig sind!

Multitasking – kann das gutgehen?Mit Multitasking ist die Fähigkeit gemeint, mehrere Tätigkeiten (Tasks) zur gleichen Zeit oder in schnel-lem Wechsel ausführen zu können. Doch weshalb neigen wir dazu, mehrere Aufgaben gleichzeitig be-wältigen zu wollen? Menschen bevorzugen im Allge-meinen ein mittleres Anforderungsniveau: nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Dieses Niveau liegt bei jedem Menschen anders. Offenbar empfinden wir die routinierte Fahrtätigkeit, also Lenken, Schalten oder Bremsen, als zu einfach. Sind wir also scheinbar unterfordert, suchen wir – ob bewusst oder unbe-wusst – neue Herausforderungen und wollen dann weitere Aufgaben gleichzeitig erledigen.

Doch wir sind eben nur in geringem Maße zum Mul-titasking geeignet. Auch dass Frauen das Multitas-

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king besser beherrschen, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Oft bleibt dann etwas auf der Strecke und man merkt es erst, wenn es zu spät ist. Weitere In-fos zum Thema „abgelenkt“ und zum Gewinnspiel: www.abgelenkt.info

wie kann der Betrieb das risiko im Verkehr für seine Mitarbeiter senken? Dienstwegeunfälle sind durch den Betrieb unmittel-bar veranlasst und somit Arbeitsunfälle. Hier gilt die Weisungsbefugnis des Unternehmers und er kann da-mit unmittelbar Einfluss auf die Sicherheit nehmen:• Ist ein Führerschein vorhanden?• Ist das verwendete Fahrzeug verkehrssicher?• Ist die Ladung vorschriftsmäßig gesichert?• Kann der Weg sicher zurückgelegt werden?• Ist die vorgesehene Routenzeitplanung realis-

tisch?• Werden die zulässigen Arbeitszeiten eingehalten?• Welches Verhalten ist im Störungsfall angebracht?• Kann der Fahrer durch ein Fahrsicherheitstrai-

ning oder ein Training „Fahr und Spar“ besser für die Aufgabe ausgebildet werden? Auf Antrag kann ein Zuschuss durch die BGHM gewährt werden.

Wegeunfälle sind Unfälle, die sich auf dem Weg zum Betrieb und zurück ereignen. Hier gilt die Weisungs-befugnis des Unternehmers nicht und er trägt auch in der Regel keine Verantwortung für die Sicherheit seiner Mitarbeiter. Trotzdem sollte ihm die Vermei-dung von Verkehrsunfällen ein wichtiges Ziel sein, da sie zu Ausfallzeiten im Unternehmen führen und häufig mit dauerhaften Folgen verbunden sind. Si-cheres Verhalten ist auch nicht teilbar in den Weg von und zur Arbeit und dem restlichen Verkehr. So-fern der Wert des sicheren Verhaltens verinnerlicht wird, gilt dies in der Regel für alle (Lebens-)Bereiche. Doch wie kann das Unternehmen auf das Verhalten im Verkehr einwirken? Geht das überhaupt ohne Wei-sungsbefugnis? Natürlich sind die Möglichkeiten nicht so weitgehend wie bei der Arbeit selbst. Aber es gibt sie. Nachfolgend einige Möglichkeiten:

•Als Vorgesetzter oder Unternehmer Vorbild sein: Es nützt wenig, wenn der Chef regelmäßig mit „Powerslide“ auf dem Firmenparkplatz einläuft.

• Im Unternehmen, auf dem Firmenparkplatz für sichere Wege sorgen.

•Bei der Unterweisung auf die Frage eingehen: „Wie kommen Sie sicher zur Arbeit und wieder zurück?“

•Mitarbeitern die Möglichkeit geben, im Betrieb die Schuhe zu wechseln, damit für den Weg von und zur Arbeit geeignetes Schuhwerk getragen wird. Das gilt besonders im Winter.

• Förderung sicherer Verkehrsmittel durch den Betrieb, z. B. Jobticket

• Einführung von Gleitzeit, Telearbeit, Einrichten eines Betriebskindergartens. Insbesondere für Frauen ergibt sich durch diese Maßnahmen ein Mehr an Sicherheit

Bei den folgenden Aktivitäten kann Sie die BGHM unterstützen:•die Teilnahme an Fahrsicherheitstrainings bzw.

am Training „Fahr und Spar“ fördern. Auf Antrag kann ein Zuschuss durch die BGHM erfolgen.

•Betriebliche Aktionen zum Thema Verkehrssi-cherheit durchführen. Die zuständige Aufsichts-person kann Sie dabei unterstützen.

•Verkehrssicherheit – von Frauen für Frauen.

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Das Seminar richtet sich an Multiplikatorinnen, die sich im Betrieb dafür einsetzen möchten, dass Frau-en an Fahrsicherheitstrainings teilnehmen.

Hoch gefährdet: Junge VerkehrsteilnehmerDie Gesellschaft hat bei dieser Zielgruppe das sehr hohe Risiko erkannt und versucht diesem mit einer Reihe von Maßnahmen wie dem Führerschein auf Probe, dem begleiteten Fahren oder besonderen Auf-klärungsmaßnahmen entgegenzuwirken. Auch die Betriebe können bei dieser Aufgabe aktiv mitwirken. Speziell für Auszubildende einige Möglichkeiten:•Ausbilder einsetzen, die in Gesprächen und

Diskussionen den Wert des sicheren Fahrens vertreten, die z.B. über schwere Unfälle in der Region diskutieren und so Betroffenheit erzeu-gen.

•Angebote zur technischen Prüfung der Fahrzeu-ge organisieren

Bei den folgenden Aktivitäten kann Sie die BGHM unterstützen:•Gemeinsame Durchführung von Azubi-Semina-

ren, in denen Verkehrssicherheit Bestandteil ist. Für die Planung sprechen Sie bitte Ihre zuständi-ge Aufsichtsperson an!

• Fahrsicherheitstrainings, auch speziell für Azubis. Auf Antrag kann ein Zuschuss durch die BGHM erfolgen.

• Training für Kraftgetriebene Zweiräder, Zielgrup-pe Azubis, junge Fahrer. Dies ist ein neues Angebot, es umfasst etwa acht Stunden und wird in der Nähe des Betrie-bes durchgeführt. Es werden Fahrsituationen auf einem freien Platz sowie auch im Straßen-verkehr trainiert. Die Ergebnisse werden in einem moderierten Gruppengespräch aufgear-beitet.

•Alles im Griff? – Workshop: Verkehrssicherheit mit Jugendlichen / Jungen Erwachsenen zwi-schen Rücksicht und Risiko (VKAZUBI) Dieses Angebot richtet sich an Auszubilden-de und junge Fahrer. Der Workshop wird vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat im Auftrag der BGHM durchgeführt. Er findet in der Regel vor Ort statt.

Manfred Stoll, BGHM

fazit: Verkehrssicherheit geht uns alle an! Jeder Einzelne kann viel für seine Sicherheit wie auch die Sicher-heit der Anderen tun. Die Betriebe können diesen Prozess aktiv unterstützen. Im Internet finden Sie unser Unterstützungsangebot unter: www.bghm.de – Webcode: 499

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Herausforderungen des Herbstes: Nas-se Fahrbahnen, rutschiges Laub, schlechte Sicht bei Nebel oder Regen. Schützen Sie sich und andere durch situationsgerechtes Verhalten!

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Neues Angebot

fahrsicherheitstraining für rollstuhlfahrer

keiten. Wir möchten mit dieser Aktion den Menschen helfen, mobil zu bleiben, um ihnen damit auf Dau-er die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft zu erhalten“, sagt Andreas Stute, der das Pilotprojekt für die BGHM leitet.

lernen durch PraxisDen Teilnehmern machte der Unterricht nicht nur sichtlich Spaß; sie lernten auch jede Menge: über die Kurvendynamik auf unterschiedlichen Fahrbahn-verhältnissen, über verschiedene Fahrerassistenz-systeme, aber auch Ausgleichsübungen gegen akute Verspannungen oder Schmerzen auf längeren Fahr-ten. Die Teilnehmer testeten verschiedene Pkws mit Spezialausstattungen, übten aber auch mit ihren eigenen Fahrzeugen – und das alles unter professi-oneller Anleitung. Gert Schleichert, Verkehrssicher-heitsexperte des ACE ist überzeugt: „Nicht nur die richtige Technik, vor allem die richtige Fahrtechnik verhilft Menschen aktiv und sicher am Straßenver-kehr teilzunehmen – körperliche Beeinträchtigung darf dabei keine Rolle spielen.“

Manja Treue, BGHM

Über 500 Versicherte unterstützt die Berufsgenos-senschaft Holz und Metall derzeit mit Leistungen zum Kfz-Umbau. „Finanzielle Unterstützung ist nur ein Teil unseres Reha-Managements für Versicherte, die einen Arbeits- oder Wegeunfall erlitten haben. Wir setzen uns dafür ein, dass medizinische, beruf-liche und soziale Maßnahmen ineinander greifen“, erklärt Dr. Albert Platz, Vorsitzender der BGHM-Ge-schäftsführung.

Mobil? Aber klar!Daher hat die BGHM das Pilotprojekt „Mobil? Aber klar!“, ein Fahrsicherheitstraining für Rollstuhlfahrer gestartet, das sie gemeinsam mit dem ACE Auto-club Europa umsetzt. „Jeder Mensch ist anders und auch jede Unfallfolge ist individuell. Das Fahrtraining dient dazu, unsere Reha-Maßnahmen künftig noch genauer auf die persönlichen Bedürfnisse unserer Versicherten auszurichten, die im Rollstuhl sitzen“, macht Dr. Wolfgang Römer, Mitglied der BGHM-Ge-schäftsführung, deutlich. „Die Betroffenen sollen Vertrauen fassen in ihr Fahrzeug, seine technischen Möglichkeiten, aber vor allem in ihre eigenen Fähig-

Ob individuelle Sitzposition, vollelektronisches Cockpit oder gesetzliche Änderungen zur Hand-habung von Sonderausstattungen – Menschen, die nach einem schweren Unfall wieder hinter dem Steuer sitzen, sehen sich vielseitigen Herausforderungen gegenüber.

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Projektleiter Andreas Stute im Dialog mit den Teilnehmern Alfons Geiger, Georg Dietrich und Anton Engelhard.

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Büroarbeitsplätze

Bewegung wichtiger als teure Büroausstattung Tatort: Büroarbeitsplatz. Indiz: Rückenschmerzen. Die Frage, die bleibt: Hätte man diese verhindern können? Die Antwortet lautet: Ja, durch Bewegung, Bewegung, Bewegung.

Das heißt: Auch noch so komfortable Bürostühle lö-sen das Problem nicht. Denn reines Sitzen ist nicht vereinbar mit der Evolution des Menschen, in der Sitzen kaum vorgesehen ist. Von Natur aus sind wir immer noch Laufwesen. Und wenn sich der Mitar-beiter nicht genügend bewegt, nützt der beste Stuhl nichts. Außerdem sind viele Stühle nicht richtig ein-gestellt: Experten gehen zum Teil von über 60 bis 80 Prozent aus. Für eine optimale Einstellung sollten die Vorgesetzten zusammen mit dem Betriebsarzt und der Fachkraft für Arbeitssicherheit regelmäßig die Arbeitsplätze im Bürobereich begutachten. Denn gut eingestellte „relativ einfache“ Stühle erfüllen häufig schon die Grundanforderungen an Komfort und Sicherheit.

Mancher Hersteller von Bürostühlen verspricht durch schöne Werbung vieles. Doch achten Sie vor allem darauf, dass der Stuhl ein „GS-Zeichen“ oder bes-ser noch das Zeichen „Quality Office“ trägt oder von den Berufsgenossenschaften geprüft wurde; letz-teres erkennen Sie am „DGUV-TEST-Zeichen“. Die Aufgabe die bleibt: Motivieren Sie Ihre Mitarbeiter systematisch zu mehr Bewegung!

Abwechslung statt MonotonieMitarbeiter können beispielsweise Stehpulte für eine stehende Arbeitsweise nutzen. Ist hierfür nicht ge-nug Platz, können verschiedene Modelle auch an der Schreibtischplatte befestigt werden. Kostengünstig sind auch höhenverstellbare Beistelltische, um z. B. Zeitschriften zu lesen, Post zu erledigen oder auch kurze Besprechungen zu halten. Eine sehr gute Lö-sung sind elektrisch höhenverstellbare Tische. Mit geringem Aufwand wird direkt am Arbeitsplatz im Stehen weitergearbeitet. Der elektrische Antrieb für höhenverstellbare Tische ist meist wesentlich güns-tiger als von vielen vermutet.

Warum muss es ein Arbeitsplatzdrucker sein? Man kann auch einen kurzen Weg zum Zentraldrucker lau-fen. Selbst kurze Unterbrechungen vom Sitzen haben einen großen Nutzen. Der Gang zu einem Kollegen, um sich abzustimmen, bringt ebenfalls Bewegung in das Arbeitsleben. Außerdem fördert er die Kom-munikation; es muss nicht immer eine E-Mail sein.

Denn wichtiger als teure Büroausstattung bleibt: Bewegung, Bewegung, Bewegung.

Prof. Peter Hartung, BGHM

Es muss nicht immer eine E-Mail sein. Der Gang zu einem Kolle-gen bringt Bewegungin das Arbeitsleben.

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Prävention bei Schweißern

freiwillige Probanden für Studie gesucht

Schweißern ein spezielles Krafttraining durchführt und eine dritte Vergleichsgruppe kein Training ab-solviert. Jeder Proband investiert am Anfang und am Ende der Studie etwa einen halben Tag für eine umfangreiche arbeits- und sportmedizinische Unter-suchung. Wer dann einer der trainierenden Teilgrup-pen angehört, absolviert seine Kraft- oder Ausdauer-Trainingseinheiten an zwei bis drei Tagen pro Woche im Fitness-Studio oder zu Hause.

Die Redaktion

kontaktAn der Studie ist ein interdisziplinares Team aus Ärz-ten, Biologen, Ernährungs- und Sportwissenschaft-lern beteiligt. Interessenten können sich direkt bei Dr. Christian Pilat melden, der die Studie hauptver-antwortlich durchführt.

Dr. Christian PilatTelefon: 0641 / 99 25 -352 oder -211E-Mail: [email protected]:www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb06/sport/ArbBer/SpoMed

Schweißarbeiter gehören in Deutschland den Berufs-gruppen mit überdurchschnittlich hohen Kranken-ständen an, wobei lange Arbeitsunfähigkeitszeiten insbesondere auf verschiedene Erkrankungen des Bewegungsapparats zurückgeführt werden können. Eigene Vorarbeiten haben gezeigt, dass ein syste-matisch durchgeführtes körperliches Training die akuten Belastungen des Bewegungsapparates bei Schweißarbeiten zu verringern vermögen.1

ZieleZiel der Studie ist die Weiterentwicklung eines Trai-nings- und Präventionsprogramms, um spezifische muskuläre Fehl- und Überbelastungen bei Schwei-ßern zu reduzieren und somit langfristig Erkrankun-gen vorzubeugen.

MethodenInsgesamt 90 Schweißer im Alter von 20 bis 50 Jah-ren werden ein halbes Jahr lang wissenschaftlich untersucht und betreut. Voraussetzung ist, dass sie pro Tag mindestens vier Stunden schweißen. Es ist vorgesehen, dass eine Teilgruppe von 30 Personen sechs Monate lang ein genau vorgegebenes Ausdau-ertraining absolviert, eine zweite Teilgruppe von 30

1 Schubert et al. 2011: Runter mit dem Krankenstand – Fitnesspro-gramme für Schweißer: Zukunftsvision oder konkreter Bedarf zur Gesunderhaltung? Der Praktiker.10:422-426.

Die sportmedizinische Abteilung der Justus-Liebig-Universität Gießen führt eine durch die Berufsgenossenschaft Holz und Metall geförderte wissenschaftliche Studie zum Thema „Präventionstrainingsprogramm für Schweißer“ durch und sucht zu diesem Zweck erfahrene Schweißarbeiter als Versuchsteilnehmer.

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Die Teilnehmer absol-vieren das Ausdau-ertraining auf Fahr-radergometern oder als Lauf-, Geh- und Nordic Walking-Trai-nings, in der Gruppe oder allein.

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Bis Ende 2013 sind Holz-Betriebe in ihren Pflichten bei der arbeitsmedizinischen Betreuung vom SAMD, dem überbetrieblichen arbeitsmedizinischen Dienst für die Holz-Branche, unterstützt worden. Ab Januar 2014 wird der SAMD eingestellt. Damit sind Holz-Betriebe verpflichtet, sich selbst um die arbeitsmedizinische Be-treuung zu kümmern. Die Beitragspflicht zum umlagefinanzierten SAMD entfällt.

Die arbeitsmedizinische Vorsorge stellt einen wichtigen Baustein des Gesund-heitsschutzes im Unternehmen dar. Um den Übergang zu erleichtern unterstützt die Berufsgenossenschaft Holz und Metall Holzbetriebe mit bis zu 50 Mitarbei-tern bei der Vermittlung eines Dienstleisters zur Vorsorge. Diese Vermittlung ist freiwillig und nicht mit weiteren Kosten verbunden.

Auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen haben sich verändert: Das Arbeits-schutzgesetz (ArbSchG) fordert von jedem Unternehmer (unabhängig von der Zahl der Beschäftigten), dass er seine Gefährdungsbeurteilung schriftlich dokumentiert (§ 6 ArbSchG) und daraus den arbeitsmedizinischen Betreuungsbedarf ableitet.

Dr. Wolfgang Marschner, BGHM

Einstellung des arbeitsmedizinischen überbetrieblichen Dienstes der Branche Holz (SAMD)

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Analyse der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM)

Gute organisation senkt unfallzahlen Es gibt Zusammenhänge zwischen gut organisierten Betrieben und niedrigen Unfallzahlen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Analyse der BGHM.

Aufsichtspersonen bewerten Betriebe bei Betriebs-begehungen nach dem TOP-Prinzip (technische, or-ganisatorische und personenbezogene Maßnahmen) anhand von zwölf Leitfragen. Aus den Werten der jeweils neunstufigen Skala ergibt sich im Mittel der Präventionsindex eines Unternehmens. Je höher der Wert, desto besser die Arbeitssicherheit im Unterneh-men. Eine Analyse der Betriebe der Gefahrtarifstelle „Metallbau“ hinsichtlich Präventionsindex und der Anzahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle pro 1000 Vollarbeitern (1000-Mann-Quote) ergab folgendes Ergebnis: Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen höher bewerteten Betrieben und niedrige-ren Unfallzahlen sowie schwächer bewerteten Betrie-ben und höheren Unfallzahlen (obere Grafik).

Das zeigt sich auch am Beispiel der Unternehmen mit dem Gütesiegel „Sicher mit System“. Dieses erhalten Unternehmen bis 250 Mitarbeiter von der BGHM für ein funktionierendes Arbeitsschutzmanagementsys-tem, das auf dem Nationalen Leitfaden für Arbeits-schutzmanagementsysteme beruht. Im Vergleich zu Betrieben ohne Gütesiegel weisen die zertifizierten Firmen erheblich geringere Unfallzahlen auf (untere Grafik). Nach erfolgreicher Begutachtung wird das Gütesiegel für jeweils drei Jahre verliehen.

Gerhard Kuntzemann, BGHMinfowww.bghm.de – Webcode 492

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Gefahr für Tischler, Schreiner und Verarbeiter von Eichen- und Buchenholz

Nasenkrebs durch Holzstaub

Die Erkrankung kann sich zunächst durch behinder-te Nasenatmung bemerkbar machen. Hinzu können blutiger Schnupfen, Nasenbluten, Kopfschmerzen und Sehstörungen (Sehen von Doppelbildern) kom-men. Durch frühzeitige Vorsorgeuntersuchungen kann der Krebs erkannt und durch eine Operation mit anschließender Therapie geheilt werden.

Die BGHM hilft vorzubeugenDer Gesetzgeber schreibt vor, die Holzstaubbelas-tung am Arbeitsplatz so gering wie möglich zu halten (Minimierungsgebot für Gefahrenstoffe). Die Techni-sche Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 553 „Holzstaub“ und die BGHM-Information BGI 739-1 enthalten Emp-fehlungen, mit denen das Minimierungsgebot erfüllt werden kann. Darin werden technische, organisato-rische und personenbezogene Schutzmaßnahmen beim Betreiben, Instandhalten und Reinigen von Holzbearbeitungsmaschinen und Absauganlagen empfohlen.

Dr. Johannes Schulze, BGHM

Holzstaub entsteht zum Beispiel bei der Verarbeitung von Massivhölzern und Holzwerkstoffen wie Span- und Tischlerplatten. Dadurch ist das Risiko, an dieser Krebsart zu erkranken, für Tischler, Schreiner sowie Verarbeiter von Eichen- und Buchenholz gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöht.

Jährlich bis zu 50 NeuerkrankungenNasenkrebs entwickelt sich langsam. Die Latenzzeit, also die Zeit zwischen erster Einwirkung und Aus-bruch der Erkrankung, liegt im Durchschnitt bei 40 Jahren. Da der berufliche Erstkontakt mit Eichen- und Buchenholzstaub bis in die 60er Jahre zurückreicht, werden heute noch jährlich bis zu 50 Neuerkrankun-gen von Versicherten als Berufskrankheit anerkannt.

Entstehung, Symptome, HeilungschancenAls hinreichende Einwirkung für die Entstehung ei-nes Nasenkrebses gilt ein mindestens mehrjähriger nachgewiesener Kontakt mit Buchen- und Eichen-holzstaub. Allerdings werden nur Krebserkrankungen mit einem bestimmten Gewebeaufbau als Berufs-krankheit anerkannt: die Adenokarzinome.

Staub von Harthölzern wie Eiche und Buche können eine seltene Nasenkrebserkrankung verursachen, das sogenannte Adenokarzinom der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhle.

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Egal ob Hart- oder Weichholz: Anders als hier dargestellt gehören Holzstäube abgesaugt!

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Gesunde Mitarbeiter für zufriedene Kunden

Die Organisation des Aktionstags beim Automobil-zulieferer in Alfdorf war Teamarbeit: Initiiert vom Be-triebsrat, greift die Geschäftsführung die Idee sofort auf. Es beteiligt sich die Abteilung Arbeitssicherheit, der Betriebsarzt, die Aufsichtsperson der Berufsge-nossenschaft Holz und Metall (BGHM) und Vertreter verschiedener Krankenkassen.

Gemeinsam Bewusstsein schaffenIngeborg Ambs, Aufsichtsperson der BGHM, erklärte: „Die Ursachen für Erkrankungen unseres Muskel-Skelett-Systems sind vielschichtig. Entweder wir be-wegen uns zu wenig oder wir überlasten unseren Rücken und unsere Gelenke, weil wir regelmäßig schwere Lasten tragen und heben oder in ergono-misch ungünstigen Haltungen arbeiten.“ Die Aus-führungen der Expertin veranschaulichten drei Akti-onsmodule. Besonders großes Interesse erregte das PC-Wirbelsäulen-Modul, das darstellt, welche Kräfte beim Anheben einer Last auf die Lendenwirbelsäule wirken. Es demonstriert, dass beim Anheben eines Gewichtes von 15 Kilogramm an der Wirbelsäule eine Kraft angreift, die einem Gewicht von bis zu 440 Ki-logramm entspricht und, dass andererseits, durch das „richtige“ Anheben der Last eine Reduzierung der Kraft um mehr als 100 Kilogramm erreicht wer-den kann. Betriebsarzt Dr. Tiedemann informierte die Belegschaft über die arbeitsmedizinischen As-pekte von Muskel-Skelett-Erkrankungen und Vertre-ter verschiedener Krankenkassen gaben Tipps, um Rückenbeschwerden und -erkrankungen gar nicht erst entstehen zu lassen.

Vielfältige ursachenNeben physischen Anstrengungen können auch psy-chosoziale Faktoren wie eine zu hohe Arbeitsanfor-derung, Zeitdruck oder Monotonie den Rücken belas-ten. Welche betrieblichen Präventionsmaßnahmen notwendig sind, sollte durch eine Gefährdungsbe-urteilung zu physischen und psychischen Belastun-gen mit dem Schwerpunkt Rücken ermittelt werden.

Lesen Sie dazu unsere Serie „Ausgleichsübungen am Arbeitsplatz – Folge 2“ von Susanne Petry auf Seite 16 in dieser Ausgabe!

Ingeborg Ambs/Manja Treue, BGHM

Betriebsrat und Arbeitgeber - gemeinsam für gesunden rückenRund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TRW Automotive GmbH nahmen an einer zwei-tägigen Betriebsaktion zum Thema „Heben und Tragen - Gesunder Rücken“ teil.

Bild links:Informationsmate-rial der BGHM beim Aktionstag der TRW Automotive GmbH

Bild unten:Den Rücken mög-lichst schonen – Übungen zum richtigen Heben beim Aktionstag

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Gesetzliche Neuerungen

Psychische Belastung im Arbeitschutzgesetz

beitsbedingte psychische Belastungen rechtzeitig zu erkennen und zu minimieren sowie längere Fehlzei-ten auf Dauer zu vermeiden. Im Anhang der Erklärung werden einige Merkmale benannt die in „kritischer“ Ausprägung zu Beeinträchtigungen führen können.

BGHM hilft und berätDie BGHM bietet ihren Mitgliedsbetrieben für die Umsetzung menschengerechter Arbeitsgestaltung unter anderem Seminare und Beratungen an. Ein konkretes Hilfsmittel ist zum Beispiel der „PsyCheck“ zur Gefährdungsermittlung und -bewertung.

Nadine Mölling/Martin Prüße, BGHM

infoAnsprechpartner:www.bghm.de - Webcode: 749 Fachliche Informationen:www.bghm.de - Webcode: 234

Der Bundestag hat durch die Verabschiedung des Bundesunfallkassen-Neuorganisationsgesetzes un-ter anderem auch die Gefährdungsbeurteilung, wie sie im Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)gefordert wird, konkretisiert:• Paragraf 4 Nr. 1 ArbSchG definiert die [arbeitsbe-

dingte] Gesundheitsgefährdung klarstellend als „physische und psychische“.

• Paragraf 5 Abs. 3 ArbSchG erweitert die Aufzäh-lung der Gefährdungsfaktoren, die im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung zu berücksichtigen sind, um „psychische Belastungen“.

Positiver Einfluss der Arbeit kann kippenDes Weiteren haben Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-vertreter die „Gemeinsame Erklärung der Sozialpart-ner“ zu diesem Thema veröffentlicht. Darin stellen sie klar: Arbeit hat einen positiven Einfluss auf die Gesundheit, kann jedoch ins Negative umkippen, wenn arbeitsbedingter Stress dauerhaft auf die Be-schäftigten einwirkt und Folgen der Beanspruchung nicht ausreichend kompensiert werden können. Aus ethischen und wirtschaftlichen Gründen ist damit ein Schutz vor gesundheitlichen Risiken obligato-risch, um mögliche Beeinträchtigungen durch ar-

www.bghm.de

BeratungsangeboteIhrer Berufsgenossenscha�

Prävention psychischer Belastung – ein T.O.P.-Thema der ArbeitssicherheitArbeitsunfälle verhüten – Verhaltensbezogene Unfallursachen vermeiden

Ungünstig gestaltete psychische Belastungen, in deren Folge sich Beschäf-

tigte sicherheitswidrig verhielten, waren mitverantwortlich für 95% aller

tödlichen Arbeitsunfälle. (Quelle: BGHM)

Deshalb: Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung hil� auch Unfälle zu vermeiden.

Ungenügend gestaltete Arbeitsaufgabe:

Ungenügend gestaltete Arbeitsorganisation:

Ungenügend gestaltete soziale Beziehungen:

Ungenügend gestaltete Umgebung:

• unspezi� scher „Mach‘-mal“- Arbeitsau� rag• eingeschli­ ene „Schon-immer-so“- Verfahren

• Hohe Arbeitsdichte• Ungeklärte Zuständigkeiten• Prekäre Arbeitsverhältnisse

• Mangelnde soziale Unterstützung• Fehlende Konflikt- bewältigungs- möglichkeit

• Reizüberflutung• Räumliche Enge• Unzureichende Fehlertoleranz

StressMonotonie erleben

psychische Sättigungpsychische Ermüdung

Improvisation

Vorschnelligkeit

Missverständnisse

Unaufmerksamkeit

Hilflosigkeit

Gedankenlosigkeit

Vertuschung

Unsicherheit

Leichtsinn

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Stressfaktoren können Sie aus der Balance bringen.

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Zahl von Arbeitsausfällen steigt

Wie eng Gesundheitsschutz mit der Zukunftsfähig-keit von Unternehmen zusammenhängt, zeigt jetzt auch eine aktuelle Veröffentlichung der Bertelsmann-Stiftung. Das 70-seitige Papier stellt Konzepte und Tipps für das Trainieren der sogenannten Resilienz-fähigkeit vor. Bei den Resilienztrainings handelt es sich um Maßnahmen, die im Rahmen des betrieb-lichen Gesundheitsmanagements, die psychische Widerstandsfähigkeit der Beschäftigten stärken sol-len. Sie ergänzen körperbezogene Maßnahmen, wie Sportangebote, Rückenschulungen und Entspan-nungskurse. Mit effektivem Resilienztraining können psychische Beeinträchtigungen nachhaltig verringert und wachsenden Fehltagen am Arbeitsplatz vorge-beugt werden. Die Stiftung empfiehlt mit ihrer um-fassenden Broschüre eine Integration des Trainings in das betriebliche Gesundheitsmanagement jedes Unternehmens.

Elif Urel, BGHM

infoDie Broschüre des Verlags der Bertelsmann Stiftung mit dem Titel „Ressourcenförderung in Zeiten stän-digen Wandels“ ist online unter www. bertelsmann-stiftung.de erhältlich.

Psyche von Beschäftigten stärkenDie Zahl von Arbeitsausfällen und Berufsunfä-higkeiten aufgrund psychischer Störungen und Verhaltensstörungen nimmt den Krankenkas-senberichten zufolge zu.

Wie steht es um die arbeitsbedingte psychische Belastung von Hufbeschlagschmieden? Das hat die Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) mit Hilfe eines Fragebogens ermittelt. Insgesamt erhielt die BGHM 166 Fragebögen zurück, davon 107 aus Deutschland und 59 aus der Schweiz.

Die Auswertung ergibt ein überraschend positi-ves Bild. In keiner der Rubriken wie Organisation und Lärm fühlten sich mehr als fünf Prozent häufig psychisch belastet und nur in in der Rubrik Hitze und/oder Kälte über zwanzig Prozent manchmal bzw. häufig. Negative Äußerungen kamen inter-essanterweise in Deutschland ausschließlich von

Psychische Belastungen im Hufbeschlag

Unternehmern und nicht von Mitarbeitern. Auch in der Schweiz gab nur ein Auszubildender an, „manch-mal“ belastet zu sein.

Arbeit und freizeit in BalanceDie Umfrage ergibt, dass Hufschmiede in der Regel mit einem positiven Eindruck aus ihrem Arbeitstag nach Hause kommen. So geben nur 10,8 Prozent an, dass häufig bzw. regelmäßig „die Tätigkeitsbe-dingungen zu Problemen im privaten Alltag führen“. Dies zeigt, dass Hufschmiede grundsätzlich über eine ausgewogene „Work-Live-Balance“ verfügen.

Reik Weber, BGHM

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Für Beschäftigte, die bei ihrer Tätigkeit Gefährdungen ausgesetzt sind, hat sich arbeitsmedizinische Vorsorge als wirksames Präventionsinstrument seit langem bewährt. Deshalb wurde die arbeitsmedizinische Vorsorge bereits frühzeitig in den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaften verankert.

Neues zur arbeitsmedizinischen Vorsorge

die Information, aus welchem Anlass der Vorsor-getermin stattgefunden hat und wann eine weitere arbeitsmedizinische Vorsorge aus ärztlicher Sicht angezeigt ist.

kritikInformationen des Arztes über gesundheitliche Bedenken bzw. über deren Nichtbestehen bei der Pflichtvorsorge erhält – im Gegensatz zur alten Re-gelung – nur noch der Beschäftigte. Es liegt in sei-ner Entscheidung, ob sein Arbeitgeber überhaupt die Möglichkeit hat, Maßnahmen zur Individualprä-vention oder einen Tätigkeitswechsel zu initiieren. Damit fehlt dem Arbeitgeber die Grundlage, zeitnah Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssituation durchzuführen.

Auf Grundlage eines Vorschlages des Präventions-ausschuss der BGHM an den Vorstand hat dieser die Gremien der Deutschen Gesetzlichen Unfallversi-cherung (DGUV) aufgefordert, die Zusammenarbeit von Unternehmern und Betriebsärzten bei der Fest-stellung der tätigkeitsbezogenen Eignung bzw. Be-fähigung der Beschäftigten in der DGUV Vorschrift 1 zu konkretisieren. Hierauf aufbauend sollten spe-zifische Regelungen zu diesem Sachverhalt in den anstehenden Neufassungen und Überarbeitungen von Unfallverhütungsvorschriften – allen voran UVV Bauarbeiten – sowie in Branchenregeln in Angriff genommen werden.

Klaus Ponto, BGHM

Beschäftigte allein erhalten Ergebnis

Inzwischen ist sie vollständig in die staatliche Verord-nung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) übernommen worden. Mit der letzten Änderung der ArbMedVV vom 23. Oktober 2013 haben sich Neu-erungen ergeben.

Ziele der arbeitsmedizinischen Vorsorge sind nun • Früherkennung und Verhütung von arbeitsbe-

dingten Erkrankungen einschließlich Berufs-krankheiten,

•Beitrag zur Erhaltung der Beschäftigungsfähig-keit,

•Beitrag zur Fortentwicklung des betrieblichen Gesundheitsschutzes,

•Nutzung von Erkenntnissen aus der arbeits-medizinischen Vorsorge für die Gefährdungs-beurteilung und für sonstige Maßnahmen des Arbeitsschutzes.

Arbeitsmedizinische Vorsorge als Teil der arbeitsme-dizinischen Prävention umfasst jetzt die Elemente •Beratungsgespräch mit dem Beschäftigten, •Anamnese und Arbeitsanamnese,• Körperliche oder klinische Untersuchung, so-

weit diese für die Aufklärung und Beratung des Beschäftigten erforderlich sind.

In der Folge sind begriffliche Anpassungen erforder-lich geworden. So umfasst die arbeitsmedizinische Vorsorge nun die Angebotsvorsorge, die Pflichtvor-sorge und die Wunschvorsorge. Die ärztliche Be-scheinigung für den Arbeitgeber enthält nur noch

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Eine Klägerin war in psychotherapeutischer Behand-lung und oft arbeitsunfähig, weil Kollegen Gerüchte über sie verbreitet und sie ausgegrenzt hatten. Die Berufsgenossenschaft lehnte eine Entschädigung ab; Klage und Berufung der Versicherten blieben ohne Erfolg.

Berufskrankheit oder Arbeitsunfall?Als Berufskrankheit würde Mobbing nur gelten, wenn die Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) Mobbing als Ursache für Erkrankungen oder konkret bestimm-te psychische Erkrankungen in der sogenannten BK-Liste aufführen würde. Dies ist aber nicht der Fall. Auch eine Anerkennung „wie“ eine Berufskrankheit nach Paragraf 9 Abs. 2 Sozialgesetzbuch VII scheitert an den fehlenden gesetzlichen Voraussetzungen: Es gibt nach derzeitigen Erkenntnissen keine Berufs-gruppe, die stärker Mobbing ausgesetzt ist als die übrige Bevölkerung.

Auch ein Arbeitsunfall scheidet aus. Kennzeichnend für diesen ist, dass es sich um ein zeitlich begrenz-tes Ereignis handelt. Die Besonderheit von Mobbing liege jedoch darin, dass nicht einzelne, abgrenzbare

Gesellschaftliches Problem

Mobbing am Arbeitsplatz

Handlungen, sondern die Folge mehrerer Einzelakte zu einer Verletzung des Persönlichkeitsrechts oder der Gesundheit des Betroffenen führen (Hessisches LSG vom 23.10.2012, Az.: L 2 U 12/07).

Mobbing nach ArbeitsunfallIn einem anderen Fall machte der Kläger geltend, nach einem Arbeitsunfall von Kollegen wegen seiner eingeschränkten Leistungen gemobbt zu werden. Das hessische LSG entschied: Ein solches Verhalten von Kollegen kann als „selbständige Zwischenursa-che“ nicht dem ursprünglichen Arbeitsunfall zuge-rechnet werden (Hessisches LSG vom 01.12.2009, Az.: L 3 U 157/07).

In einem anderen Fall hat das Arbeitsgericht Sie-gen am 23. Oktober 2012 (Az.: 1 Ca 1310/12) einem Kläger 7.000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen, weil der Arbeitgeber seinen Mitarbeiter systema-tisch ausgegrenzt und ihm suggeriert habe, fachlich und persönlich ungeeignet sowie minderwertig zu sein. Das habe den Kläger in seiner persönlichen Würde verletzt.

Karl Heinz Schwirz, BGHM

Mobbing ist nicht nur Thema für Betroffene sondern auch für deutsche Gerichte. Die systematische Schädigung von Kollegen kann wegen der Rechtslage nicht als Berufskrankheit oder Arbeitsunfall anerkannt werden. Dies zeigen zwei Entscheidungen des hessischen Landessozialgerichts.

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Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für 2014!

Ihr Redaktionsteam