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Chess Classic Mainz 2006

Copyright © 2006 Chess Tigers e. V. 1 Chess Classic Mainz 2006

Chess960 World Games

CLERICAL MEDICALWorld Championships

Pähtz - Kosteniuk (Frauen)

Hort - Portisch (Senioren)

Naiditsch - Harikrishna(Junioren)

Standard Simultan

Vishy Anand an 40 Brettern

Die Chess Classic 2006 inMainz beginnen - mit denChess960 World Games

Gestern leitete Hans-WalterSchmitt die CCM6 mit derersten Pressekonferenz ein,indem er - nach der Begrüßungder Stars, der Presse und derfinnischen Metal-Barden,Janne „Burton“ Puurtinen undMikko „Mige“ Paananen vonHIM - wiederholt deutlichmachte, dass Chess960 kei-nerlei Gefahr für das traditio-nelle Schach darstellt. Vielmehr sei diese „Mainzer Vari-ante“ eine fantastische Ergän-zung. Die Mainzer Chess Clas-sic versteht sich als Freund derSchachspieler und würde sichfreuen, wenn dies von denMeistern auch so gesehen wer-den würde.

Die Mainzer Mädels mit ihrenMainzelmännchen

Der versammelten Schach-presse wurden die Protagonis-ten der Clerical MedicalChess960 WM vorgestellt. DieNr. 3 der Frauenweltrangliste,Alexandra Kosteniuk, gilt alsbekennende Liebhaberin dervon Bobby Fischer erdachtenAlternative zum traditionellenSchach und auch ihre Gegnerinim Kampf um den WM-Titel

der Frauen, Elisabeth Pähtz,ließ deutlich erkennen, dass siesich für das neue Schach be-geistert. Sie spielte im Vorfeldsogar einige Blitzmatches indieser Disziplin, da eine kon-krete Vorbereitung imChess960 schlicht unmöglichist.

Ähnlich ist auch der O-Ton derSpieler der anderen beidenMatches. Weder Arkadij Nai-ditsch noch Pentala Ha-rikrishna wollen sich besondersvorbereitet haben auf ihr Duellund auch die reifere Fraktionim Senioren-Match – welcheBobby Fischer noch persönlichkennen und schon mehrfachspielten – gab zu, dass derSpaß im Vordergrund steht.Dennoch konnte man deutlichheraushören, dass alle sechsAusnahmekönner heiß daraufsind den ersten ausgespieltenWM-Titel in ihrer Kategorie zugewinnen. Und dass sich imSchach Rivalität und Freund-schaft nicht ausschließen müs-sen, beweisen Vlastimil Hortund Lajos Portisch im Beson-deren. Die beiden Seniorenunterhielten die anwesendenPressevertreter und Kollegenmit allerlei Anekdoten – wahl-weise in der deutschen undenglischen Sprache und beton-ten mehrfach ihre gute Bezie-hung zu einander. Portischerinnerte sich sogar, schon mitFischer selbst die Klingen inder einen oder anderenChess960-Partie gekreuzt zuhaben und was ihm im traditio-nellen Schach nicht vergönntwar, gelang ihm dort – er be-siegte den damals fast Unbe-siegbaren ab und zu.



Nicht nur die Spieler kamen zuWort, auch Falko König vomHauptsponsor des britischenVersicherer Clerical Medicalnutzte die Gelegenheit, seinerBegeisterung über denSchachsport Ausdruck zu ver-leihen. Ebenso hieß der OB derStadt Mainz und Schirmherrder Chess Classic, Jens Beutel,Hans-Walter Schmitt und seinTeam herzlich willkommenund erklärte überdies, dass erwieder an beiden Open-Turnie-ren teilnehmen werde.

Abschließend musste nochermittelt werden, wer in denMatches zuerst die weißenSteine führen durfte. Ein wei-ßes und ein schwarzes Schoko-Mainzelmännchen wurdenjeweils in eine Schachtel gelegtund dann durfte einer der Starswählen. Natürlich war die ersteFrage, ob man diese süßenWahrzeichen des ZDF und derStadt Mainz denn auch behal-ten und verspeisen dürfe, wasHans-Walter Schmitt – erfreutüber diese Reaktion – gernebestätigte.

Hort und Portisch bei derFarbauslosung

Die weißen Mainzelmännchenerwischten Alexandra Koste-niuk, Lajos Portisch und Arka-

dij Naiditsch. Damit war derVorbereitung Genüge getanund die Spiele konnten begin-nen. (Mike Rosa)

Naiditsch kurz vorTitelgewinn bei derChess960 WM

Der erste WM-Titel bei denChess Classic Mainz (CCM) istdem deutschen Schach kaummehr zu nehmen: Der Dort-munder Arkadij Naiditsch führtin der Clerical Medical U20-Weltmeisterschaft imChess960 3,5:0,5 gegen denInder Pentala Harikrishna.

Harikrishna gegen Naiditsch

Die deutsche Nummer einsbenötigt so am zweiten Tag nurnoch einen Punkt aus vierChess960-Partien, in denen dieStartaufstellung der Figurenstets aus 960 Möglichkeitenausgelost wird. „Im viertenDurchgang hatte ich etwasGlück. Ich stand zunächst ver-loren. Aber als Harikrishna dieZeit überschritt, besaß ichschon Vorteil“, berichtet derdeutsche Spitzenspieler. DasDuell zuvor hatte Naiditsch inleicht besserer Stellung fried-

lich beendet. In den zwei erstenVergleichen enteilte der Welt-ranglisten-46. der Nummer 25auf dem Globus. „Die zweiPartien spielte ich gut“, resü-mierte Naiditsch. Für Ha-rikrishna, der wenige Tage vorden CCM mit einem souverä-nen Turniersieg in Tschechienfür Aufsehen gesorgt hatte,wird es schwer, in den verblei-benden vier Begegnungen nochdas Ruder herumzuwerfen.„Ich konzentriere mich jetztauf das morgige FiNet Open,um nächstes Jahr Herausforde-rer zu werden und Revanche zunehmen“, hakte Pentala Ha-rikrishna die U20-WM bereitsab.

Noch völlig offen ist dagegendas Match der Damen: Äußerstachtbar schlägt sich bisher dieErfurterin Elisabeth Pähtz.

Elisabeth Pähtz gegenAlexandra Kosteniuk

Gegen die WeltranglistendritteAlexandra Kosteniuk vertei-digte die deutsche Spitzen-spielerin ein 2:2. Die Russinging zunächst in Front. Nacheinem Remis in einer mit vie-len Fehlern behafteten zweitenPartie glich die Weltranglisten-22. aus. Anschließend trenntensich die beiden Großmeisterin-



nen wieder mit einem Unent-schieden.

In der Senioren-WM führt derOberhausener Vlastimil Hortgegen den Ungarn Lajos Por-tisch mit 2,5:1,5. Beide Prota-gonisten haben eine besondereBeziehung zum „Fischer Ran-dom Chess“, wie das modifi-zierte Chess960 früher hieß.

Vlastimil Hort vs.Lajos Portisch

In Budapest spielten sowohlPortisch als auch Hort gegenErfinder Bobby Fischer dieseSchach-Variante. „In einernormalen Partie konnte ichFischer nie schlagen“, erzählteder mehrfache WM-KandidatPortisch und ergänzte stolz,„aber im Fischer RandomChess, das Fischer inzwischennur noch spielt, habe ich ihnauch mal bezwungen.“ FürOrganisator Hans-WalterSchmitt ginge ein Traum inErfüllung, könnte er den inzwi-schen in Island lebendenBobby Fischer zurück ans Brettholen.

Einstweilen boten Hort undPortisch, der die erste undvierte Begegnung verlor unddie dritte gewann, aber aucheine gute Show. Schließlich

sind beide Legenden, die schonanno 1963 in Kecskemet (Un-garn) zusammen ein Turniergewannen!

In der ersten von zwei Presse-konferenzen kündigte Schmittan, Chess960 weiter noch be-kannter und beliebter machenzu wollen. Die Sieger der Cle-rical Medical WM-Zwei-kämpfe seien für 2007 als Ti-telverteidiger gesetzt. Die Sie-ger im morgen beginnendenFiNet Chess960-Open bekom-men das Recht als Herausfor-derer. (Hartmut Metz)

Kosteniuk - PähtzCCM6 Clerical MedicalChess960 Wch Frauen (1)

SP 719

1.e4 e5 2.¤d3 g6 3.f4 exf44.¤xf4 ¤d6 5.¥c5 f5 6.¤c3¥xc3 7.dxc3 fxe4 8.£d1 ¦e89.¥xd6 cxd6 10.£xd6 £c711.0-0-0 £xd6 12.¦xd6 ¢c713.¦fd1 ¦e7 14.g3 ¤c615.¥g2 ¦d8 16.¦6d2 d617.¦e1 ¦de8 18.¤d5 ¥xd519.¦xd5 ¦7e6 20.b3 ¤e721.¦d4 e3 22.¦c4 ¢b8 23.¦b4b6 24.a4 ¢c7 25.a5 d526.axb6 axb6 27.¦f4 h5 28.c4dxc4 29.¦xc4 ¢b8 30.¦c8¦xc8 31.¥d5 ¦xe7 32.c4 ¦xe3

33.¦xe3 g5 34.b4 ¢c7 35.g41-0

Naiditsch - HarikrishnaCCM6 Clerical MedicalChess960 Wch Junior (1)

SP 719

1.f4 f5 2.¤c3 g6 3.g3 ¤f64.d3 ¤c6 5.¥xc6 bxc6 6.e4£b7 7.e5 ¤d5 8.¤xd5 ¥xd59.c4 ¥f7 10.¤f3 0-0 11.¥d4d6 12.£e3 c5 13.¥c3 d514.£xc5 dxc4 15.0-0-0 cxd316.¤g5 £g2 17.¦f2 £d518.£xe7 h6 19.¤xf7 ¦xf720.£a3 c5 21.£a6 c4 22.£xg6¥g7 23.g4 fxg4 24.f5 ¢h825.f6 ¥f8 26.£xg4 h5 27.£h3£e4 28.e6 ¥h6 29.¢b1 d230.¢a1 £c2 31.¦ff1 ¦b732.£xh5 ¢h7 33.¦xd2 £e434.¦e2 1-0



Portisch - HortCCM6 Clerical MedicalChess960 Wch Senior (1)

SP 719

1.d4 g6 2.¤f3 f5 3.g3 d64.¤c3 c5 5.£d2 ¤e6 6.e3 ¤f67.¤e1 cxd4 8.exd4 £c49.£e2 ¤c7 10.¤d3 ¦e8 11.f4¤fd5 12.¤xd5 ¥xd5 13.¥xd5¤xd5 14.¦d1 e6 15.a4 a516.¤c1 £c6 17.¦a3 ¦a618.£b5 ¤c7 19.£xc6 ¦xc620.¦ad3 ¤d5 21.¤b3 b622.¦e1 ¢c7 23.c3 ¢d724.¤d2 ¤f6 25.¤f3 ¦cc826.¦dd1 d5 27.¤e5 ¢e728.¢c2 ¤e4 29.¢d3 ¦c730.¦dc1 ¦ec8 31.¦c2 ¥xe532.dxe5 ¤c5 33.¥xc5 bxc534.h3 ¦b7 35.¦ee2 ¢d7 36.g4¦f8 37.g5 h6 38.h4 ¦h839.¦eg2 hxg5 40.¦xg5 ¦xh441.¦cg2 ¦xf4 42.¦5xg6 c443.¢c2 ¦e4 44.¦6g8 ¢c645.¦a8 ¦xe5 46.¦xa5 f447.¦a8 f3 48.¦f2 ¦e2 49.¦xe2fxe2 50.¢d2 ¦xb2 51.¢e1¦c2 52.¦a6 ¢d7 53.¦a7 ¢d60-1



„Schnellschach-Weltmeister Anand vs.

HIM“

Der erste Startschuss für dieChess Classic Mainz 2006wurde parallel zu denChess960 Matches für denTitelverteidiger ViswanathanAnand um 15:35 Uhr höchst-persönlich gegeben, allerdingswar sein Gegner hier nichtTeimour Radjabov, sondern 40sehr interessierte Schachama-teure, die es dem Seriensiegerschwer machen wollten.

„Mige“ und „Burton“ von HIM

Neben Vereinsspielern undTeilnehmern des Sponsors Li-vingston waren unter anderemJanne „Burton“ Puurtinen undMikko „Mige“ Paananen, diezur finnischen Rockband„HIM“ gehören, unter derProminenz, ebenso wie Ober-bürgermeister Jens Beutel, derseit langem unter den Profis alsgefürchteter Skalpjäger gilt.Keine leichte Aufgabe fürVishy, der aber wie gewohntschnell seine Züge präsentierteund „speedy“ seine Rundendrehte.

Während des Simultanesrauchten dann aber nicht, wieerwartet, die Schuhe Anands

vom Speedy-Tempo, sonderneher die Köpfe der einzelnenPartizipanten, die durch dieschnellen Antworten Vishysverblüfft erschienen.

Shakehands zwischen demWeltmeister und dem

Mainzer OB

Anand stimmte sich in achtPartien friedlich, die erfolgrei-chen Teilnehmer waren An-nette Busch, Rudolf Weinzierl,Franz Rudolf, Eric Zweschper,der Schiedsrichter vom OR-DIX- und FiNet-Open, VolkerKropp, Carsten Sausner, Ga-vin Greif und… HIM-VertreterJanne „Burton“ Puurtinen, dersich über diesen Erfolgbesonders freute.

Ganz besonders begeistert warjedoch Peter Backhaus, der alseinziger Teilnehmer den „Tigervon Madras“ bezwingenkonnte. Oberbürgermeistermusste, nachdem er gegenAnand Remis abgelehnt hatte,leider doch den Kürzeren zie-hen.

Am Ende, nach 4 Stunden und20 Minuten, hieß es dann 35:5Punkten für ViswanathanAnand.

Dass Rockmusiker auch kämp-ferische Schachspieler seinkönnen, beweist unter anderemfolgende Partie:

Anand,V. - “Burton” HIMCCM6 Standard Simultan

1.d4 d5 2.¤f3 ¤f6 3.¥g5¤bd7 4.¤bd2 b6 5.e3 ¥b76.c3 a6 7.¥e2 g6 8.0–0 ¥g79.b4 0–0 10.a4 ¦e8 11.b5 ¤e412.¤xe4 dxe4 13.¤d2 a514.¦c1 ¤f8 15.c4 ¤e6 16.¥h4¥f6 17.¥g3 ¦c8 18.¤b3 ¤g719.£c2 e6 20.¤d2 ¥e721.¤xe4 f5 22.¤d2 ¥d6 23.c5bxc5 24.dxc5 ¥xc5 25.£xc5£xd2 26.¥f3 ¥xf3 27.gxf3 g528.¦fd1 £e2 29.¢g2 h630.¦e1 £a2 31.¥e5 £xa432.¦a1 £b4 ½–½

Hier die Partie des einzigenGewinners gegen Anand:

Anand,V. - Backhaus, P.CCM6 Standard Simultan

1.¤f3 d6 2.d4 g6 3.e4 ¤f64.¤c3 ¥g7 5.¥e2 0–0 6.0–0¤c6 7.d5 ¤b8 8.¦e1 e5 9.¥f1h6 10.a4 ¤bd7 11.a5 ¤e812.a6 b6 13.¥b5 ¤b8 14.¤d2f5 15.¦a3 ¤f6 16.exf5 gxf517.f4 e4 18.¤f1 ¢h7 19.¤e3h5 20.¤e2 ¤g4 21.¤xg4hxg4 22.h3 £h4 23.hxg4 fxg424.¤g3 ¥xa6 25.¥xa6 ¤xa626.¤xe4 ¤c5 27.g3 £h528.¤g5+ ¢g6 29.b4 ¦h830.f5+ ¢xf5 31.¦f1+ ¢g6 0–1



Teilnehmer Standard Simultan



Herausgeber:

Chess Tigers

Redaktion:

Mike Rosa ([email protected])

Björn Weick ([email protected])

Bilder:

Eric van Reem

Désirée Weick

Grafiken:

Fränk Stiefel (www.fussball-art.de)

WWW.CHESSTIGERS.DE

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