cd-besprechung instruments de la poésie

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»Hörmusik« lautet das »klei- ne feine Harfenlabel« der Silke Aichhorn. Pardon: Was ist Mu- sik anderes als etwas zum - ren? Natürlich: Musik >,macht man«. Undhört sie zugleich. Silke Aichhorn macht, dass aus der Harfe Töne,' Klänge, Far- ben, Wogen gleiten, die dem Ohr schmeicheln. Sanft ist die Harfe, ihre Saiten können aber auch die Emotionen hoch schla~ gen lassen. Im Orchester ist die Harfe - sind die Harfen - links außen. Sind also Außen'seiter. Passen sich aber ein in den Or- chestersound, geben ihm Fun- dus und Fülle. Lassen ihn schwingen. Ins Melancholische hinüber. Ins Festliche. Rausch- haftesogar. David .mitder Harfe, Or- pheus mit der Harfe - dieses In- strument wird eigentlich von alters her mit einem Mann ver- bunden. Schauen wir uns heute um: Wenige Männer, viel mehr Frauen sitzen an'der (heute ge- bräuchlichen) »Doppelpedal- harfe«. Vor gerade mal 200 Jah- ren hat sie S. Erard entwickelt. So ist Silke Aichhorn, eine der { . In Synagogen, Klöstern, Schlössern ... ... ist sie 2012 unterwegs: die Traunsteiner Harfenistin Silke Aichhorn Harfenistinnen, deren Name wie Harfenklang anmutet, also keine Ausnahme? Doch. Ist sie. Nicht nur, weil sie mit Charme und Sanftmut und fast immer mit einem leisen Lächeln auf- tritt, sondern weil sie es zu ei- ner respektablen Meisterschaft brachte und - trotz ihrer fami- liären Verpflichtungen - diese Meisterschaft auch regelmäßig einem Publikum zeigt, das sich gerne von Harfenklängen in eine meditative oder rausch- haft-lustvolle, sinnenfrohe Sphäre entführen lässt. In Schlössern spielt Silke Aichhorn - man schaue sich auf ihrer Websitenur mal die nächsten Termine bis in den diesjährigen Dezember an! - in Synagogen und Konservato- rien, in Kirchen und Aulen, Fest- und Konzertsälen, in Ho- tels und Klöstern, sogar im Eu- ropäischen Patentamt. Sie trägt die Botschaft der Kompositio- nen fü.rHarfe Solo oder mit ei- ner Partnerin, einem Partner, auch mit einem Rezitator, in alle vier Winde. Reist vom Chiemgau in den Taunus, an den Rhein, an die Donau. Mit Professor Dejan Gavric kommt Silke Aichhorn im Juni zu den »Bergedorfer Musikta- gen« ins Bismarck-Mausoleum von Aumühle bei Hamburg. Die beiden haben vor knapp ei- nem Jahr die CD »Instruments de la Poesie« eingespielt, im Saal der Hochschule für Musik zu Mainz. »Ein anstrengendes Stück Arbeit«, so Silke Aich- horn, liegt längst hinter dem Meisterflötisten aus Belgrad und der Meisterharfenistin aus Traunstein. Das Ergebnis: »Hörmusik« für besondere An- lässe. Lauter Franzosen wur- den ausgesucht, ein exzellentes Programm. Wann war es je in dieser :Zusammenstellung und Abfolge zu erleben? Mit Marin Marais wird begonnen, mit Ca- mille Saint-Saens aufgehört. Also spannt sich der Bogen der Flöte-Harfe-Duos vom 17. ins 20.Jahrhundert. Die Eck-Werke dauern etwa zehn, alles andere nur wenige Minuten, insge- samt ist man eine Stunde gefan- gen in allerschönster, entrü- Durch die Harfegesagt: Silke Aichhorn bei einem ihrer letzten Auf- tritte in Oberbrunn. (Foto: Hans Gärtner) ckender französischer Musik, die selten zu hören ist und gut in einen feierlich-festlichen Rahmen passt. Dieneue Aichhorn-CD (Hör- . musik 112, mit Dejan Gavric, Flöte, Musik von Marais, Na- derman/Tulou, Donjon, Proust, Saint-Saens, Debussy, Bertho- mieu und Faun~,61.35Min. Ge- samtdauer, beziehbar im Fach- handel und bei S. Aichhorn, Theresienstraße 1,83278Traun- stein) wurde realisiert mit Un- terstützung durch die interne Forschungsförderung der Jo~ hannes Gutenberg-Universität Mainz. Es erübrigt sich zu sagen, dass sie ein ideales musikali- sches Einlege-Präsent ins Osternest ist. Hans Gärtner I \

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Page 1: CD-Besprechung Instruments de la poésie

»Hörmusik« lautet das »klei-ne feine Harfenlabel« der SilkeAichhorn. Pardon: Was ist Mu-sik anderes als etwas zum Hö-ren? Natürlich: Musik >,machtman«. Und hört sie zugleich.Silke Aichhorn macht, dass ausder Harfe Töne,' Klänge, Far-ben, Wogen gleiten, die demOhr schmeicheln. Sanft ist dieHarfe, ihre Saiten können aberauch die Emotionen hoch schla~gen lassen. Im Orchester ist dieHarfe - sind die Harfen - linksaußen. Sind also Außen'seiter.Passen sich aber ein in den Or-chestersound, geben ihm Fun-dus und Fülle. Lassen ihnschwingen. Ins Melancholischehinüber. Ins Festliche. Rausch-haftesogar.

David .mit der Harfe, Or-pheus mit der Harfe - dieses In-strument wird eigentlich vonalters her mit einem Mann ver-bunden. Schauen wir uns heuteum: Wenige Männer, viel mehrFrauen sitzen an'der (heute ge-bräuchlichen) »Doppelpedal-harfe«. Vor gerade mal 200Jah-ren hat sie S. Erard entwickelt.So ist Silke Aichhorn, eine der

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In Synagogen, Klöstern, Schlössern ...... ist sie 2012 unterwegs: die Traunsteiner Harfenistin Silke Aichhorn

Harfenistinnen, deren Namewie Harfenklang anmutet, alsokeine Ausnahme? Doch. Ist sie.Nicht nur, weil sie mit Charmeund Sanftmut und fast immermit einem leisen Lächeln auf-tritt, sondern weil sie es zu ei-ner respektablen Meisterschaftbrachte und - trotz ihrer fami-liären Verpflichtungen - dieseMeisterschaft auch regelmäßigeinem Publikum zeigt, das sichgerne von Harfenklängen ineine meditative oder rausch-haft-lustvolle, sinnenfroheSphäre entführen lässt.

In Schlössern spielt SilkeAichhorn - man schaue sich aufihrer Website nur mal dienächsten Termine bis in dendiesjährigen Dezember an! - inSynagogen und Konservato-rien, in Kirchen und Aulen,Fest- und Konzertsälen, in Ho-tels und Klöstern, sogar im Eu-ropäischen Patentamt. Sie trägtdie Botschaft der Kompositio-nen fü.rHarfe Solo oder mit ei-ner Partnerin, einem Partner,auch mit einem Rezitator, inalle vier Winde. Reist vom

Chiemgau in den Taunus, anden Rhein, an die Donau.

Mit Professor Dejan Gavrickommt Silke Aichhorn im Junizu den »Bergedorfer Musikta-gen« ins Bismarck-Mausoleumvon Aumühle bei Hamburg.Die beiden haben vor knapp ei-nem Jahr die CD »Instrumentsde la Poesie« eingespielt, imSaal der Hochschule für Musikzu Mainz. »Ein anstrengendesStück Arbeit«, so Silke Aich-horn, liegt längst hinter demMeisterflötisten aus Belgradund der Meisterharfenistin ausTraunstein. Das Ergebnis:»Hörmusik« für besondere An-lässe. Lauter Franzosen wur-den ausgesucht, ein exzellentesProgramm. Wann war es je indieser :Zusammenstellung undAbfolge zu erleben? Mit MarinMarais wird begonnen, mit Ca-mille Saint-Saens aufgehört.Also spannt sich der Bogen derFlöte-Harfe-Duos vom 17. ins20.Jahrhundert. Die Eck-Werkedauern etwa zehn, alles anderenur wenige Minuten, insge-samt ist man eine Stunde gefan-gen in allerschönster, entrü-

Durch die Harfe gesagt: Silke Aichhorn bei einem ihrer letzten Auf-tritte in Oberbrunn. (Foto: Hans Gärtner)

ckender französischer Musik,die selten zu hören ist und gutin einen feierlich-festlichenRahmen passt.Die neue Aichhorn-CD (Hör- .

musik 112, mit Dejan Gavric,Flöte, Musik von Marais, Na-derman/Tulou, Donjon, Proust,Saint-Saens, Debussy, Bertho-mieu und Faun~,61.35Min. Ge-samtdauer, beziehbar im Fach-

handel und bei S. Aichhorn,Theresienstraße 1,83278Traun-stein) wurde realisiert mit Un-terstützung durch die interneForschungsförderung der Jo~hannes Gutenberg-UniversitätMainz.Es erübrigt sich zu sagen,

dass sie ein ideales musikali-sches Einlege-Präsent insOsternest ist. Hans Gärtner

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