bundmagazin bawü 3/2014: lebendige wälder

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Baden-Württemberg BUNDmagazin  3-2014 BUND  Landesverband Baden-Württemberg www.bund-bawue.de Editorial Guter Start | 2 | Intern Abschied Richard Landenberger | 2 | Aktuell TTIP – ohne uns | 3 | Windenergie und Natur | 4 | BUND-Meldungen | 5 | Aktiv Bäuerliche Landwirtschaft | 6 – 7 | Naturschutz Lichte Wälder | 8 – 9 | Jugend Preiswürdige Kinderprojekte, Manfred-Mistkäfer-Tipp | 10 | Der BUND wird jünger, MV, JAK in Stuttgart | 11 | Regionen Daimler-Teststrecke Immen- dingen, Fahrrad-Transporter, Regional- meldungen | 12 – 13 | Aktiv Umweltbildungstag 2014 | 14 | Neue AG’s, Lernort Streuobstwiese | 15 | Termine Interview McMöhre, Staatswald FSC-zertifiziert | 16 | Inhalt TTIP – ohne uns! Seit gut einem Jahr wird nun das Transatlantische Freihandels- und Investitionsabkommen (TTIP) im Geheimen verhandelt. Was nach außen dringt, lässt nichts Gutes ahnen. Mehr Macht für Kon- zerne, die Senkung von Umwelt- und Verbraucherstandards und das Unterlaufen demokratischer Spielregeln könnten uns mit TTIP bevorstehen. Zunehmend beschäftigt sich eine kritische Öffent- lichkeit mit der geplanten Vereinbarung zwischen den USA und der Europäischen Union. Zu Recht regt sich heftiger Widerstand, meint auch der BUND Baden-Württemberg, und ruft zu höchster Wachsamkeit auf. Fortsetzung auf Seite 3 Dieter Eidens-Holl

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BUNDmagazin des BUND Landesverband Baden-Württemberg.

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Page 1: BUNDmagazin BaWü 3/2014: Lebendige Wälder

[ 3- 14] BUNDmagazin Baden-Württemberg 1

Baden-WürttembergBUNDmagazin 3-2014

BUND Landesverband Baden-Württembergwww.bund-bawue.de

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Editorial Guter Start | 2 | Intern Abschied Richard Landenberger | 2 |

Aktuell TTIP – ohne uns | 3 | Windenergie und Natur | 4 |

BUND-Meldungen | 5 | Aktiv Bäuerliche Landwirtschaft | 6 – 7 | Naturschutz Lichte Wälder | 8 – 9 |Jugend Preiswürdige Kinderprojekte,Manfred-Mistkäfer-Tipp | 10 | Der BUND wird jünger, MV, JAK in Stuttgart | 11 | Regionen Daimler-Teststrecke Immen- dingen, Fahrrad-Transporter, Regional- meldungen | 12 – 13 | Aktiv Umweltbildungstag 2014 | 14 | Neue AG’s, Lernort Streuobstwiese | 15 |Termine Interview McMöhre, Staatswald FSC-zertifiziert | 16 |

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ltTTIP – ohne uns! Seit gut einem Jahr wird nun das Transatlantische Freihandels- und Investitionsabkommen (TTIP) im Geheimen verhandelt. Was nach außen dringt, lässt nichts Gutes ahnen. Mehr Macht für Kon-zerne, die Senkung von Umwelt- und Verbraucherstandards und das Unterlaufen demokratischer Spielregeln könnten uns mit TTIP bevorstehen. Zunehmend beschäftigt sich eine kritische Öffent-lichkeit mit der geplanten Vereinbarung zwischen den USA und der Europäischen Union. Zu Recht regt sich heftiger Widerstand, meint auch der BUND Baden-Württemberg, und ruft zu höchster Wachsamkeit auf.Fortsetzung auf Seite 3

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gionalverband Rhein-Neckar-Odenwald geprägt. Ihm ist es wesentlich zu verdanken, dass der Regionalverband heute so erfolgreich und vielfältig ist, auch weil es ihm gelungen ist, viele Begabungen in die Ver-bandsarbeit zu integrieren und auch junge Erwachsene für den BUND zu begeistern.

Neben all dieser konstrukti-ven Arbeit liebte er die Konfrontation und die De-monstration. Schon Anfang der 80-er Jahre beteiligte er sich an den Protesten zum Ausbau der Startbahn West des Frankfurter Flughafens. Seine Leidenschaft für den Mut zum offen bekundeten Widerstand zeigte sich auch in der Organisation und in der Teilnahme an zahlreichen Demonstrationen gegen die Nutzung der Atomenergie, insbesondere gegen das Atomkraftwerk Biblis.

Wir vermissen Richard Landenberger sehr!

Für den Landesvorstand und den Regionalvorstand,Brigitte Dahlbender, BUND-Landesvorsitzende

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Liebe Leserinnen und Leser, ich freue mich, heute erstmalig als Landesgeschäfts-führerin des BUND Baden-Württemberg dieses Edi-torial zu schreiben. Am 1. Juni habe ich meinen neu-en Arbeitsplatz in der Stuttgarter Landesgeschäfts- stelle bezogen. Umgeben von einem motivierten Mitarbeiterstab sehe ich meinen zukünftigen Aufga-ben sehr zuversichtlich entgegen. Ich bin aber auch häufig im Land unterwegs und durfte dabei bereits viele positive, vertrauensvolle und konstruktive Be-gegnungen erleben. Für diesen guten Start bedanke ich mich bei Euch und Ihnen ganz herzlich.

Eins der ersten Themen, die mich gerade beschäf-tigen, ist die geplante Novellierung des Landesjagd-gesetzes. Die AG Wald des BUND Baden-Württem-berg arbeitet seit rund zwei Jahren daran. Mittlerwei- le ist unsere umfangreiche Stellungnahme zum Ge-setzentwurf im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) abgegeben. Ohne die Fachkompetenz, den Ideenreichtum und zahllose Arbeitsstunden der Aktiven der AG Wald wäre eine solche Bandbreite an guten Vorschlägen niemals mög- lich gewesen. Ihnen gebührt ein großes Dankeschön!

Unsere Aktiven vor Ort sind immer häufiger mit den Planungen für neue Windkraftanlagen befasst.

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Richard Landenberger ist im Mai diesen Jahres gestor-ben – ein schmerzlicher Verlust für alle Menschen, die ihn gekannt haben und für den BUND.

Richard Landenberger war von 1995 an 18 Jahre Mitglied im Landesvorstand und über 19 Jahre bis 2014 im Regionalvorstand des BUND Rhein-Neckar-Odenwald. Er hat beide Gremien ganz wesentlich mit-geprägt. Er war ein brillanter intellektueller und kri-tischer Geist. Schon in den 90-er Jahren thematisierte er die Problematik neuer Technologien wie die Nano-technologie. Als Impulsgeber trug er ganz wesentlich zur Weiterentwicklung unserer Positionen bei. Die Aus- einandersetzung mit den Auswüchsen unserer Wohl-standsgesellschaft war ihm ein Anliegen. Die Umset-zung der BUND-Studien »Zukunftsfähiges Deutsch-land I und II« brachte er in die Vorstandsarbeit ein und hatte so wesentlichen Anteil an unserer politi-schen Arbeit zur Umsetzung unserer Nachhaltigkeits-ziele in Baden-Württemberg.

Richard Landenberger war dem BUND eng verbun-den und er hat auf allen Ebenen vom Ortsverband bis zum Bundesverband Spuren hinterlassen – sei es als Regionalvorstand, als Vertreter seiner Region im Landesvorstand und als Bundesdelegierter oder als Kassenprüfer des Bundesverbandes. Er hat den Re-

Abschied von Richard Landenberger

Da ist es gut, dass das Dialogforum Erneuerbare En-ergien und Naturschutz hilft, eine sachliche Diskus-sion rund um den naturverträglichen Ausbau der Windenergie zu ermöglichen. Denn oft gilt es, sich in schwierige Abwägungsprozesse einzubringen und manchmal ist es nötig, sich falscher Freunde zu er-wehren.

Die vielen kompetenten und engagierten BUND-Aktiven in den Regionen sind das Rückgrat unseres Landesverbandes. Gemeinsam sind wir erfolgreich und treiben unser Land in nachhaltiger Richtung vo-ran. Wir werden in der Landesgeschäftsstelle und den Regionen weiterhin gute Ansprechpartner bleiben und unsere Aktiven bei ihrer Arbeit tatkräftig unter-stützen. Ich wünsche uns allen noch einen schönen Sommer!

HerzlichIhre

Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesgeschäftsführerin

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Fortsetzung Seite 1

TTIP – ohne uns!Was die EU-Kommission uns verspricht, ist nicht we-nig. Weniger Handelshemmnisse und weniger Büro-kratie sollen mehr Wirtschaftswachstum und viele neue Arbeitsplätze auf beiden Seiten des Atlantiks bringen. An diesen Zielen ist ja grundsätzlich nichts zu kritisieren. Doch muss man sich die Frage stellen, ob und zu welchem Preis sie wirklich erreicht werden können und warum das Abkommen im Geheimen verhandelt wird. Nach allem, was wir bisher wissen, ist TTIP kein Versprechen, sondern ein Angriff auf Demo-kratie, Transparenz und Beteiligung.

Die Politik entmachtet sich selbstWenn TTIP kommt, müsste die europäische Gesetzge-bung vorab mit den USA abgestimmt werden. Rege-lungen zum CO2-Ausstoß von PKW zu verschärfen, wäre dann beispielsweise ein schwieriges oder sogar unmögliches Unterfangen. Höchst bedenklich sind auch die geplanten Investitionsschutzregelungen. Da-mit räumen die Staaten der EU international tätigen Konzernen mit Sitz in den USA oder einem EU-Staat größtmögliche Macht ein. Sie könnten künftig Staaten auf Schadensersatz verklagen, wenn Gesetzesände-rungen oder Verwaltungsentscheidungen ihre Pro-jekte behindern. Darüber sollen eigens eingerichtete Schiedsgerichte entscheiden, die nicht mit staatlichen Richtern, sondern mit Anwälten aus Wirtschaftskanz-leien besetzt wären. Berufungsmöglichkeiten sind nicht vorgesehen, Urteilsbegründungen sollen nicht veröffentlicht werden. Es bestünde keinerlei Transpa-renz und Kontrollmöglichkeit. Letztlich entmachtet die Politik sich dadurch selbst.

Welche Auswirkungen Freihandelsabkommen mit Investitionsschutzklauseln haben können, dafür ist die Klage des Tabakkonzerns Philip Morris gegen Uru-guay ein sinnfälliges Beispiel. Weil Uruguay harte Ge-setze zur Einschränkung des Tabakkonsums erlassen hat, sah Philip Morris seine unternehmerischen Inte-ressen beschnitten. Also verklagte der Konzern den Staat auf zwei Milliarden Dollar Schadensersatz. Das macht deutlich, was auf die EU zukommen könnte. Sollte Deutschland nach Zustandekommen von TTIP versuchen, seine Umweltstandards anzuheben, stren-gere CO2-Ausstoßwerte für PKWS einzuführen oder gar den Anbau gentechnisch veränderter Organismen zu verbieten, dann käme eine Klagewelle auf uns zu.

Umweltstandards bleiben auf der StreckeViele wichtige Themen wie etwa die Nahrungsmittel-sicherheit oder die Agrarpolitik sind betroffen. Denn TTIP eröffnet die Möglichkeit, in Zukunft Chlorhüh-ner, Hormonfleisch und gentechnisch veränderte Le-bensmittel aus den USA zu importieren. Ein großes Problem besteht darin, dass die USA das Vorsorge-prinzip nicht kennen und auch keine entsprechende Kennzeichnungspflicht bei diesen Produkten haben.

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In der EU muss ein Hersteller beweisen, dass ein Pro-dukt nicht schädlich ist. Kann er diesen Nachweis nicht führen, kann ein Produkt verboten werden. In den USA ist das genau umgekehrt. Hier kann im Grundsatz jedes Produkt auf den Markt gebracht wer-den. Nicht der Hersteller, sondern Behörden, Wissen-schaft oder sogar die Bürger selbst müssen die Schäd-lichkeit beweisen. Das ist auch der Grund, wieso es in den USA kaum verbotene Chemikalien gibt. Nicht nur Umweltstandards und Verbraucherschutz werden zu großen Teilen auf der Strecke bleiben. Ebenso betrof-fen ist die Klima- und Energiepolitik, denn das höchst umstrittene Fracking soll erleichtert werden. TTIP wird auch die Liberalisierung öffentlicher Dienstleis-tungen vorantreiben – mit problematischen Folgen für Abfall, Abwasser und Verkehr.

Breiter Widerstand tut notZwar behauptet die EU-Kommission, europäische Standards würden bei den Verhandlungen nicht in-frage gestellt, doch das ist wenig glaubhaft. Die Politik verschweigt uns, dass mit TTIP eine Verschärfung von Umweltstandards enorm erschwert und das Vorsorge-prinzip weitgehend ausgehebelt wird. Das werden wir nicht akzeptieren. Deshalb ist der BUND auf allen Ebenen und gemeinsam mit vielen anderen Partnern dabei, den breiten Widerstand gegen TTIP zu organi-sieren. Viele Gruppen vor Ort arbeiten bereits an die-sem Thema. Ein beachtlicher Erfolg war die Demons-tration, die der BUND in Konstanz anlässlich der Umweltministerkonferenz im Mai organisiert hat. Seien wir weiterhin wachsam gegenüber falschen Ver-sprechungen. Die prognostizierten 0,5 Prozent Wachs-tum in zehn Jahren, die TTIP bringen soll, sind ein viel zu hoher Preis für den Verlust an Umweltstandards, Verbraucherschutz und Demokratie. Dr. Brigitte Dahlbender, BUND-Landesvorsitzende

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Segler-Demons- tration des BUND gegen TTIP auf dem Bodensee. Mehr Aktionen baden-württembergischer BUND-Gruppen im Mantelteil auf Seite 36

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Die Windenergie hat in Baden-Württemberg neben der Son-

nenenergie das größte Ausbaupo- tenzial. So sieht es auch die grün-rote Landesregierung und hat die Messlatte hoch gelegt: Bis 2020 soll der Anteil der Windenergie an der Stromproduktion von heute etwa einem Prozent auf zehn Prozent

wachsen. Das bedeutet einen Zubau von knapp 1.200 Windrädern. Der BUND Baden-Württemberg unter-stützt diese Ziele, knüpft sie aber an die Bedingung, den Ausbau naturverträglich zu gestalten.

Wenn wir aus Atom- und Kohlekraft aussteigen wollen, brauchen wir Alternativen. Doch nicht überall sind Windkraftanlagen gern gesehen. Manche Wider-stände sind berechtigt, oft gilt es aber auch Vorurteile aus dem Weg zu räumen und festgefahrene Debatten zu versachlichen. Hier setzt das »Dialogforum Erneu-erbare Energien und Naturschutz« an. Die Beratung bei Konflikten vor Ort ist eine zentrale Aufgabe. Oft geht es darum, den Dialog aller Akteure wieder herzu-stellen und gemeinsame Lösungen zu ermöglichen. Gerade in den letzten Monaten verzeichnet das Dia-logforum hier eine steigende Nachfrage.

Wo läuft es gut, woran hakt es gerade?Schaut man sich die Entwicklung der letzten Jahre an, dann fällt die Bilanz beim Zubau neuer Anlagen eher verhalten aus. Trotz neuer Planungsvorgaben wurden nur knapp ein Dutzend Windräder pro Jahr gebaut. Eine Trendwende deuten die aktuellen Zahlen des Um- weltministeriums an. Momentan liegen den Behörden Genehmigungsanträge für knapp 250 Windenergiean-lagen mit einem Zubau-Volumen von 700 Megawatt vor. Allerdings ist durch einen Genehmigungsantrag noch kein einziges Windrad gebaut.

Zentrale Probleme sind nach wie vor die Abstim-mung mit militärischen Belangen, mit der Flugsiche-rung und dem Deutschen Wetterdienst. Viele gute Standorte fallen von vornherein aus der Planung he-raus, nicht immer ist die Begründung fachlich nach- vollziehbar. Zum Beispiel dürfen die neuen, höheren Windenergieanlagen in einem 15-Kilometer-Radius um ein Wetterradarsystem des Deutschen Wetterdienstes momentan nicht gebaut werden. Je mehr Flächen aber pauschal ausgeschlossen werden, desto mehr steigt der Druck auf andere potenzielle Vorrangflächen.

Windenergie + Natur = Möglich?!Auch die mangelnde Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger stellt konkrete Planungen vor Ort infrage. Vor allem die Veränderung des Landschaftsbilds sowie die Auswirkungen auf den Schutz der Natur beschäftigen viele Menschen. Die meisten würden wohl eine Land-schaft ohne jegliche sichtbare Infrastruktur bevorzu-gen. Nur: Was ist die Alternative? Umfragen belegen: Die Windenergie kommt im Vergleich zu den fossilen Energieerzeugungsformen gut weg. Auf die Frage, wel-che Stromerzeugung die Menschen in ihrer Nachbar-schaft gut finden, stimmt die überwältigende Mehr-heit für die Windenergie. Oft steigt auch die Akzeptanz, wenn das Windrad steht. Viele Ängste und Befürchtungen bewahrheiten sich also nicht.

Windkraft nutzen – Natur schützenUns als Bund für Umwelt und Naturschutz ist es ein zentrales Anliegen, dass Naturschutz und Windener-gie nicht gegeneinander ausgespielt werden. Zum Bei-spiel wenn es darum geht, den Abstand von Wind- energieanlagen zu einer Tierart, die darauf empfindlich reagiert, festzulegen. Denn nicht immer sind wind- energiesensible Tierarten in der Nähe von Windrädern gefährdet. Für einen Rotmilan, der am Waldrand brü-tet und im Offenland jagt, stellt ein Windrad im Wald unter Umständen keine Gefahr dar. Eine genaue Un-tersuchung vor Ort ist unabdingbar, um eine Gefähr-dung wirklich beurteilen zu können.Dr. Martin Köppel, Projektleiter Dialogforum

BUND-Projekt-leiter Dr. Martin Köppel (li.) im Gespräch mit dem Vertreter einer Bürgerinitiative

Dialogforum Erneuerbare Energien und Naturschutz2012 haben BUND und NABU in Baden-Württemberg das Dialogforum gemeinsam ins Leben gerufen. Die beiden Projektleiter Dr. Martin Köppel (BUND) und Heike Schmelter (NABU) sind Ansprechpartner für die verschie-densten Akteure rund um den Ausbau der Erneuerbaren Energien mit Schwerpunkt Windenergie. Ihre Bilanz kann sich sehen lassen: Innerhalb von knapp zwei Jahren konnten sie in über 60 Fällen beraten. Mit rund 35 Veran-staltungen, mit Vorträgen, Präsentationen und Ständen hat das Dialogforum über 3.000 Personen direkt erreicht. Gut angenommen werden auch der Beteiligungsleit-faden und der Faktencheck Windenergie. Das Ministeri-um für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg fördert das Projekt und bewilligte nun eine Verlängerung bis August 2016.

Rund 140 Akteure aus Wind-branche, Verwaltung und Naturschutz suchten auf einer Großveranstaltung am 28. Juni in Fellbach nach gemeinsamen Lösungen. Den Eröffnungsvor-trag hielt Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

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www.bund-bawue.de/dialogforum

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Der Zubau von Windenergieanlagen und der Schutz der Natur sind nicht immer leicht unter einen Hut zu bringen. Hier setzt das Dialogforum Erneuerbare Energien und Naturschutz von BUND Baden-Württemberg und Natur-schutzbund (NABU) an. Es bringt die Akteure an einen Tisch und sorgt für konstruktive Lösungen.

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Als großen Erfolg seiner »dageGEN-Kampagne« wertet der BUND Ba-den-Württemberg den Erlass der Landesregierung in Sachen Gen-technik vom Mai dieses Jahres. Er untersagt künftig die Verwendung von gentechnisch veränderten Or-ganismen (GVO) in einem Abstand von 3.000 Metern um die Außen-grenzen von Naturschutzgebieten sowie um die Kern- und Pflegezo-nen des Biosphärengebiets Schwä-bische Alb. Damit ist das Kabinett der zentralen Forderung des BUND gefolgt. Im vergangenen Jahr hatte

der BUND im Rahmen seiner Kam-pagne in kurzer Zeit rund 10.000 Unterschriften für die Forderung nach einem solchen Schutzgürtel gesammelt. Der Abstand von 3.000 Metern orientiert sich am Flugradi-us der Honigbiene. Dass diese For-derung juristisch machbar ist, hatte der BUND durch ein Rechtsgutach-ten bestätigen lassen. Er geht nun davon aus, dass die Regelung mit der anstehenden Novellierung des Naturschutzgesetzes in Baden-Württemberg Gesetzesrang erhält. Bleibt zu hoffen, dass der Erlass

Nachahmer in anderen Bundeslän-dern findet. Die Bundesregierung hatte im Koalitionsvertrag angekün-digt, der ablehnenden Haltung der Bevölkerung gegenüber der Agrar-Gentechnik endlich Rechnung zu tragen – Baden-Württemberg hat nun gezeigt, wie es praktisch gehen kann. Wenn mit der Gesetzesnovelle der Umfeldschutz konsequenter-weise auf Natura 2000-Gebiete aus-gedehnt wird, werden damit über 96 Prozent der Landesfläche frei von gentechnisch veränderten Organis-men bleiben.

Mit einem Spatenstich begannen offiziell die Arbeiten am ersten Wildtier-Trittstein bei Herrenberg und Nufringen. Er ist Bestandteil des ersten großen baden-württem-bergischen Wildkatzenkorridors, der auf einer Länge von drei Kilometern den Schwarzwald mit dem Schön-buch verbinden soll. Den Rahmen bildet das bundesweite BUND-Pro-jekt Wildkatzensprung. Auf dem 3.000 Quadratmeter großen Areal

pflanzten Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter des BUND Baden-Württem-berg sowie zahlreiche Unterstützer rund 120 Bäume und Büsche. Sie sollen der Wildkatze und anderen Wildtieren Schutz und Deckung ge-ben. Von den »Grünen Korridoren« profitieren neben der Wildkatze auch viele andere Tiere wie Luchs, Hasel-maus und Baummarder. Nur durch die enge Zusammenarbeit mit dem Landkreis, den Kommunen und be-sonders den Landeigentümern und Bewirtschaftern können solche Pro-jekte verwirklicht werden. Beim Ortstermin waren denn auch der Böblinger Landrat Roland Bernhard, der Umweltbeauftragte der Stadt Herrenberg Jürgen Baumer und die Nufringer Bürgermeisterin Ulrike

Landesregierung folgt BUND-Forderung gegen Gentechnik

Binninger gemeinsam mit von der Partie. Das BUND-Projekt läuft voraussichtlich noch bis Dezember 2015 – weitere Trittsteine in Zusam-menarbeit mit der Stadt Herrenberg, der Gemeinde Nufringen, der Flur-neuordnungsbehörde und Privat-personen sind in Planung. Um den Kauf der Flächen finanzieren zu können, benötigt der BUND Baden-Württemberg noch Unterstützung.

Spatenstich im Wildtierkorridor Herrenberg-Nufringen

Nach einer fast zweijährigen Beteili-gungsrunde liegt nun der offizielle Gesetzentwurf für das neue Landes-jagd- und Wildtiermanagement-Gesetz (JWMG) vor. An den rund 27 vorbereitenden Sitzungen nahm auch der BUND Baden-Württem-berg teil. Trotz des umfassenden Beteiligungsprozesses ist die öffent-liche Debatte um die Gesetzesnovel-

Neues Landesjagd- und Wildtiermanagement-Gesetz

le erneut aufgeflammt. Vor allem der Landesjagdverband übt sich wie schon zuvor in Opposition. Aber auch die Natur- und Tierschutzver-bände sind mit manchen geplanten Regelungen nicht einverstanden. Sie kritisieren die zu kurze winterliche Jagdruhe und den erlaubten Schrot-schuss auf Vogelgruppen. Auch beim Kernpunkt des Gesetzes, dem

sogenannten »Drei-Schalen-Mo-dell«, fordern sie Nachbesserungen. Das Modell regelt die Einordnung der Tierarten in die drei Schalen Nutzungs-, Entwicklungs- und Schutz-Management. Insgesamt wäre das neue Gesetz aus Sicht des BUND aber ein ordentlicher Kom-promiss und ein gewaltiger Schritt nach vorn.

Stichwort: Wildkatzensprung BUND-Spendenkonto-Nr. 4 088 100Sparkasse Singen-Radolfzell | BLZ 692 500 35IBAN DE64 6925 0035 0004 0881 00BIC: SOLADES1SNG Online-Spende: www.bund-bawue.de/spenden

Aktuell informieren und mitdiskutieren www. facebook.com/BUNDbawue

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Vielfalt und QualitätVielfalt und Qualität zeichnen die Arbeitsweise der Fa-milie Petrik aus. 50 Hektar bewirtschaftet die Familie mit ihrem Mitarbeiterstab im idyllischen Pfinztal-Berghausen östlich von Karlsruhe. Auf den Feldern wachsen Kartoffeln und verschiedenste Gemüsesor-ten wie Möhren, Pastinaken und Kürbis. Auch Weizen, Roggen, Dinkel und Hülsenfrüchte gedeihen hier. Nach Möglichkeit sind es samenfeste Sorten, aus de-nen sich wieder neuer Samen gewinnen lässt. Dazu gibt es Hühner, einige Rinder und Ziegen, die allesamt an der frischen Luft leben. Als die Petriks 1986 den el-terlichen Hof übernahmen, haben sie sofort auf öko-logischen Anbau umgestellt. Und der Erfolg gibt ihnen recht. Ihre Produkte vermarkten sie zum Teil ab Hof,

Bäuerliche Landwirtschaft

Wir leben von der Natur

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sie beliefern aber auch Bioläden und ein Restaurant im nahen Karlsruhe. Die Petriks sind Biobauern aus Überzeugung. Sie schätzen die vielseitige Arbeit, auch wenn sie manchmal anstrengend ist. Dieser Sommer-anfang war zu trocken, da heißt es wässern und noch mal wässern. Mit den natürlichen Bedingungen klar-zukommen, das gehört ganz wesentlich dazu. Manch-mal kommen Schulklassen oder Kindergartengruppen zu Besuch. Den Kindern zu zeigen, woher ihre Le-bensmittel kommen, das ist Helmut Petrik wichtig. Mehr Wertschätzung wünscht er sich von der Politik: »Sie sollte den großen gesellschaftlichen Nutzen des ökologischen Landbaus anerkennen und berücksich-tigen. Dazu gehört eine verlässliche Förderung und Unterstützung, auch der regionalen Vermarktungs- strukturen.«

Wir schreiben das Jahr der familienbetriebenen Landwirtschaft. Auch viele BUND-Mitglieder beackern dieses Feld. Als Öko-Bauern erzeugen sie gesunde Lebensmittel oder tragen als Schäfer zur Landschaftspflege bei. BUNDmagazin-Redakteurin Gisela Hüber stellt drei von ihnen vor.

Die Ernährung der Weltbevölkerung wird im We-sentlichen nicht von der Agrarindustrie, sondern

von vielen kleinen Familienbetrieben sichergestellt. Auf diesen Nenner lässt sich der Welternährungsbericht von 2009 bringen. Folgerichtig setzte die Generalver- sammlung der Vereinten Nationen hier einen Schwer-punkt und rief das Jahr 2014 zum »Internationalen Jahr der familienbetriebenen Landwirtschaft« aus.

Sehr gut, sagt der BUND. Wir wünschen uns eine Bewirtschaftungsweise, die gesunde Lebensmittel er-zeugt, die liebenswerte Landschaften pflegt und die Artenvielfalt erhält und fördert. Sie geht achtsam mit Tieren um, sorgt für sauberes Grundwasser und gute Böden. Außerdem hat sie auch noch positive Auswir-

kungen auf das Klima. Dazu braucht es viele Bäue-rinnen und Bauern – und viele Verbraucher, die für re-gionale Lebensmittel anständige Preise zahlen, damit diese Betriebe wirtschaftlich überleben können. Dazu braucht es aber auch eine Agrarpolitik, die mit dem Leitsatz »Öffentliche Gelder für öffentliche Leistun-gen« endlich ernstmacht und aufhört, Steuermittel nach dem Grundsatz zu verteilen, »Wer viel (Fläche) hat, bekommt viel«.

Es gibt immer mehr Kooperationen zwischen BUND-Gruppen und Bauern im Land. Nicht zuletzt der Einsatz gegen die Agrargentechnik und für gen-technikfreie Zonen hat zu neuen Bündnissen zwi-schen Naturschützern und Bauern geführt.

Die BUND-Positionen zum Thema unter: www.bund-bawue.de/landwirtschaft

Helmut Petrik schätzt die vielseitige Arbeit.

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Biolandwirt aus Leidenschaft»Hier ist es das halbe Jahr Winter und das halbe Jahr kalt.« Frank Sieferts Hof liegt in 800 Meter Höhe über dem Lautertal bei Münsingen. Dem Vollerwerbs-landwirt gehen noch seine Frau und die Mutter zur Hand. Die Witterung ist eine ständige Herausforde-rung, aus der Siefert das Beste macht. Seine Triebfeder ist, ständig etwas Neues auszuprobieren. Deshalb baut er trotz des rauen Klimas auf der Schwäbischen Alb neben Alblinsen, Getreide und Futterklee für seine 55 Milchkühe auch den wärmeliebenden Hartweizen an – für schwäbische Spätzle der besonderen Art. Das klappt auch deshalb, weil sein Abnehmer, ein regio-naler Teigwarenhersteller, mit an einem Strang zieht. Siefert setzt auf Nischenprodukte statt auf Massen-ware – und auf bewusste Konsumenten. Da gibt es

die, die mit dem Porsche beim Aldi vorfahren, beob-achtet Siefert. Und es gibt Leute mit kleinem Porte-monnaie, die sich ihr Bioweckle leisten. Als politischer Kopf, der er nunmal ist, treibt ihn diese Frage um:

»Was kann ein Bioweckle kosten, wenn es ökolo-gisch erzeugt wurde? Der Verbraucher kann das nicht wissen, aber er kann informiert werden. Vielleicht kann der BUND mal einen Leitfaden dazu machen.« Mit dem Bauernverband geht Siefert hart ins Gericht, in seinen Augen ist er ein Vertreter der Industrie. Von der Politik fordert er, sich stärker auf die kleinen bäu-erlichen Betriebe zu besinnen. Weniger Bürokratie, Regeln, die Sinn machen. Und faire Preise für eine Wirtschaftsweise, die nicht nur gute Produkte hervor-bringt, sondern auch unsere natürlichen Lebens-grundlagen erhält. Für diese Botschaft fährt Siefert auch schon mal nach Berlin.

Hüterin der HerdenAuf verschlungenen Pfaden kam Barbara Zeppenfeld zur Schäferei. Die gelernte Diplompädagogin machte eine Ausbildung zur Gemüsegärtnerin. Während ihrer Lehrjahre in der Landwirtschaft zog es sie immer wie-der zu den Tieren hin. Heute betreibt Zeppenfeld eine Erhaltungszucht für alte, einheimische Schafrassen wie das Waldschaf und das Krainer Steinschaf. Rund 100 Tiere, darunter eine Bockherde, hat sie zurzeit. Auf der Schwäbischen Alb gibt es noch viele Streu-obstwiesen in steilen Hanglagen. Deren Besitzer sind froh, wenn Zeppenfelds Tiere sie beweiden und ihnen so das Mähen ersparen. Eine klassische Win-Win-Situ-ation. Kritisch beurteilt die gebürtige Stuttgarterin

eine Landwirtschaft mit Hochleistungstieren, wie sie in der Milchviehwirtschaft oder in der Geflügelzucht gang und gäbe ist. Da setzt sie lieber auf die alten, an-gepassten und robusten Rassen. Genau das ist ihr Ding – und am Biosphärengebiet Schwäbische Alb auch mehr als stimmig. Neben dem Verkauf von Zuchttieren wird auch die Wolle vermarktet. Ein wich-tiges Standbein sind ihre Angebote zur Umweltbil-dung. Damit stößt sie bei den regionalen Bildungs-trägern auf offene Türen. Bei ihr lernen Kinder spielerisch den respektvollen Umgang mit den Tieren, sie werden mit der Vielfalt der Schafrassen und der Streuobstwiesen vertraut gemacht. Und beim Filzen der Wolle können sie so richtig rumpanschen – wo dürfen sie das sonst?

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Frank Siefert bei der Hart-weizenernte. Im Winter wird geprüft, wie der Hartweizen gekeimt ist.

Barbara Zeppenfeld bei ihrer Bockherde, Hütehündin Ronja passt auf.

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flusst hat, gab es solche Strukturen nur an größeren Flüssen und temporär nach Stürmen und Waldbrän-den. Mit dem Hochmittelalter brach im Zuge inten-siver Waldnutzung mit Weidetieren, Nieder- und Mit-telwaldwirtschaft die große Zeit der Lichtwaldarten an. Während beim einschichtigen Niederwald nur die Stockausschläge gefällter Bäume genutzt werden, blei-ben beim Mittelwald darüber noch große Bäume ste-hen, die Früchte für die Schweinemast und Bauholz liefern. Durch die zunehmend strikte Trennung von Wald und »Nichtwald« sowie die flächendeckende Einführung und Entwicklung reiner Hochwälder gin-gen diese Lebensräume in Deutschland weitgehend verloren. In gewissem Sinne haben naturnahe Wald-baukonzepte zu dieser Entwicklung sogar beigetra-gen, weil sie auf Kahlschlag verzichten und stattdes-sen die Nutzung von Einzelstämmen oder Gruppen propagieren.

Was tun?Das Rad der Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen. Es ist weder sinnvoll noch realistisch, die großflächige Wiedereinführung historischer Formen der Waldnut-zung zu fordern. Doch es sollte klare Vorgaben geben, lichte Waldstrukturen zu erhalten und damit den Lichtwaldarten ein dauerhaftes Überleben zu ermög-lichen. Moderne Nutzungsformen könnten den »alten Nieder- und Mittelwäldern« das ausschließlich Muse-ale nehmen. Der Bedarf ist da, denn die Nachfrage

Auerhuhn und Äskulapnatter, Gelbringfalter und Großer Eichenbock brauchen lichte Wälder als Lebensraum. Doch dieser Waldtypus wird immer seltener und mit ihm seine angestammten Bewohner. Ein Plädoyer des BUND für lichte Wald-strukturen im Waldland Baden-Württemberg.

Sie kommen aus einer anderen Zeit: Auerhuhn und Haselhuhn, Äskulapnatter und Großer Eichenbock.

Auch viele Wald-Tagfalterarten wie das Wald-Wiesen-vögelchen, der Große und der Blauschwarze Eisvogel, Gelbringfalter oder Schwarzer Apollo gehören in diese Lebensgemeinschaft. Allen Arten ist gemeinsam, dass sie in lichten Wäldern zu Hause sind. Und deshalb sind sie heute stark gefährdet, vom Aussterben be-droht, wenn sie nicht bereits ausgestorben sind. Für Restvorkommen mancher Arten wie den Blauschwar-zen Eisvogel trägt das Land Baden-Württemberg aus nationaler Sicht sogar besondere Verantwortung. Sie können derzeit – wenn überhaupt – nur durch spezi-elle Artenschutzprogramme gesichert werden.

Lichte Wälder auf dem RückzugWas Auerhuhn und Co. zum Überleben fehlt, sind lichte Wälder und halboffene Landschaften. Bevor der Mensch unsere Landschaft flächendeckend beein-

Mehr lichte Momente für den Wald!

Waldweide mit Schafen oder Kühen, wie hier im Schwarzwald, ist selten geworden (oben). Lichter Wald auf der Schwäbischen Alb (rechts)

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kräftige Lobby in der Fläche, die sich für die lichten Waldstrukturen und den Schutz der rar gewordenen Lichtwaldarten stark macht. Der BUND Baden-Würt-temberg wird sich hier nach Kräften einbringen.Christine Fabricius, Naturschutzreferentin und Kai-Steffen Frank, Ansprechpartner Wald beim BUND Baden-WürttembergGute Beispiele für die Förderung von Lichtwaldarten finden Sie auch in unserem Weißbuch Wald ab S. 73.

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nach Wärmeenergie aus nachwachsenden Rohstoffen wie Hackschnitzel und Pellets wird auf absehbare Zeit hoch bleiben.

Auch die Gestaltung der Waldinnen- und -außen-ränder mit viel Platz und abwechslungsreichen Struk-turen ist ein »altes« Anliegen des BUND an die Wald-wirtschaft. Fast überall fehlen unseren Waldrändern die breiten Saumstreifen aus Gräsern, Kräutern und Stauden, häufig auch Sträucher und kleinwüchsigere Bäume. Die großzügigen Übergänge vom Wald ins Of-fenland jedoch sind es, neben offenen Flächen nach Abholzung oder Sturmwurf, die die Lichtwaldarten benötigen. Hier könnten sich mit Waldweide-Pro-jekten auch BUND-Gruppen einbringen. Und schließ-lich müssen die Restvorkommen natürlich lichter Wäl-der unbedingt erhalten werden. Gezielte Schutz- und Pflegemaßnahmen für die kleinen Populationen der typischen Lichtwaldarten sind notwendig, damit sich diese Vorkommen im Idealfall wieder ausbreiten kön-nen (siehe auch Kasten rechts). Amtliche Lobby für lichte WaldstrukturenVor allem bei den Bediensteten der Forstverwaltung gilt es ein neues Bewusstsein für lichte Waldstrukturen und die selten gewordenen Lichtwaldarten zu schaf-fen. Das dazu notwendige waldökologische und wald-bauliche Wissen könnten die von der Forstverwaltung geplanten neuen Waldbautrainer und -trainerinnen vermitteln. Und nicht zuletzt: Wir brauchen eine tat-

Mehr lichte Momente für den Wald!

Rettung ist möglich Die Restvorkommen des Gelbringfalters (Lopinga achine) in Baden-Württemberg sind vom Aussterben bedroht. Die Art bevorzugt lichte Wälder mit Sauer-gräsern, die Futterpflanzen ihrer Raupen. Heutzutage existieren noch sehr wenige, isolierte Populationen in Oberschwaben, im Baar-Wutach-Gebiet und am süd-lichen Oberrhein. Gezielte Schutzmaßnahmen führten zu ersten Erfolgen.

Der Schwarze Apollofalter (Parnassius mnemosyne) war früher auf der gesamten Albhochfläche zu finden und gilt als stark gefährdet. Seine Lebensräume sind lichte Waldränder mit angrenzenden Talwiesen, Waldlichtungen und lichte Bereiche in Laubwäldern.

Erfolge brachten Projekte, bei denen Gehölze an Waldrändern regelmäßig ausgeschlagen wurden und sich der lichthungrige Lerchensporn als essenziell notwendige Wirtspflanze ausbreiten konnte. Heute existieren wieder einige Populationen im Oberen Donautal und auf der Mittleren Alb.

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Großer Eichenbock (oben), Auerhuhn (links), Äskulapnatter (rechts)

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Weißbuch-Wald zu bestellen bei der BUND-Service GmbH: (077 32) 150 70, [email protected] oder im Internet einzusehen: www.bund-bawue.de/themen-projekte/wald

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BUNDjugendBaden-WürttembergRotebühlstraße 86/170178 Stuttgartfon 0711-61970-20fax [email protected]

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Zum Verwechseln ähnlich! Das niedliche Fellknäuel, das über die Wiese hoppelt, ist ein Häschen. Oder doch ein Ka-ninchen? Der Körper eher klein und rundlich? Die Löffel zierlich, die Beine kurz? Da hoppelt eindeutig ein Kanin-chen. Und wahrscheinlich ist das gesellige Tier nicht alleine.Der Hase dagegen ist ein Ein-zelgänger. Du erkennst ihn an den langen Löffeln und der schmalen Figur. Mit langen Hinterbeinen macht er gewal-tige Sätze, beherrscht das flin-ke Hakenschlagen und ist ein ausgezeichneter Läufer.

Die gelb-schwarze Zeichnung tra-gen beide. Sie bedeutet: »Vorsicht! Ich steche!« Die Schwebfliege ahmt diese Warntracht allerdings nur nach, denn sie besitzt keinen Sta-chel und ist völlig ungefährlich. Sie liebt Nektar und Pollen – im Ge- gensatz zur Wespe, die meist andere Nahrung wie Insekten, Fleisch und Früchte frisst und im Spätsommer auch Kuchen und andere mensch-liche Speisen stibitzt.

Beobachtest du die zierliche Schwebfliege, so erkennst du deut-liche Unterschiede zur größeren Wespe: Mit ihrem Flügelpaar kann sie sehr schnell schlagen und in der Luft »stehen«. Bei Gefahr fliegt sie blitzschnell rückwärts oder seit-wärts. Und: Ihr fehlt die typische »Wespentaille«!

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ippDer Naturtagebuch-Wettbewerb

ist das erfolgreichste Projekt der BUNDjugend Baden-Württem-berg. Seit 20 Jahren animiert es Kinder, die Natur in ihrer Umge-bung wahrzunehmen und ihre Be-obachtungen in einem Tagebuch festzuhalten. Ob gemalt oder gebas-telt – der kindlichen Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Über 20.000

Kinder haben bei den Wettbewer-ben seit 1993 mitgemacht.

Jetzt hat die UNESCO den Wett-bewerb Naturtagebuch als »Deka-de-Projekt zur Bildung für nachhal-tige Entwicklung« ausgezeichnet. Was verbirgt sich hinter diesem sperrigen Namen?

Die Vollversammlung der Ver-einten Nationen (UN) stellte das Jahrzehnt bis 2014 weltweit unter das Motto »Bildung für nachhaltige Entwicklung«. Die für Bildung zu-ständige UN-Organisation UNESCO koordiniert die weltweiten Akti-vitäten. Das Ziel der Dekade be-schreibt sie so: Sie soll »allen Men-schen Bildungschancen eröffnen,

die es ermöglichen, sich Wissen und Werte anzueignen sowie Verhaltens-weisen und Lebensstile zu erlernen, die für eine lebenswerte Zukunft und eine positive gesellschaftliche Veränderung erforderlich sind.«

Projekten, die diese Ziele in greif-bare Praxis umsetzen, verleiht die UNESCO den Ehrentitel »Dekade-Projekt«. Auch eine ganze Reihe von

Bildungsansätzen des BUND Baden-Württem-berg hat die UNESCO schon ausgezeichnet. Zum Beispiel das Pro-jekt »Energiesprecher« der Ökostation Frei-burg: Schülerinnen und Schüler werden als Energiesprecher ihrer Schule ausgebildet und betreut und sind dann für energiebewusstes

Verhalten im Klassenzimmer zu-ständig. Oder das BUND-Kinder-gruppen-Regionalbetreuer-Projekt. Es schult pädagogisch und natur-interessierte Menschen, die rund 130 BUND-Kindergruppen im Land zu betreuen. Über 2.000 Kindern ermöglicht dieses Angebot, regel-mäßig kleine und große Wunder der Natur zu entdecken.

Die Würdigung der UNESCO ist für alle Beteiligten Lob und Ansporn zugleich. Es bestätigt sie, auf dem richtigen Weg zu sein und ermutigt sie, sich auch weiterhin für den Erhalt der Natur ins Zeug zu legen.Mehr zum Naturtagebuch erfahren Sie unter: www.naturtagebuch.de

Preiswürdig: Kinderprojekte des BUND

Auswahl von der UNESCO ausgezeichneter BUND-Projekte:

– TeenieAktionsCamp der BUNDjugend– Energiesprecherprojekt der Ökostation Freiburg– BUND-Kindergruppen-Regionalbetreuer-Projekt– »Lebensraum Wiese: heimische Arten –

weltweite Vielfalt« der Ökostation Freiburg– »Natur hautnah in einer Welt« des BUND Heilbronn– »McMöhre – Die Powerpause« der BUNDjugend

und des BUND-LandesverbandsMehr dazu: [email protected]

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Naturtagebuch-Projektleiterin Ladi Oblak (re.) mit ihrem Team

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Mit unseren Medien immer auf dem Laufenden BUNDjugend-Newsletter abonnieren: www.bundjugend-bw.de/aktiv-werden/klatschmohn BUNDjugend-Zeitschrift »kriZ« abonnieren: www.bundjugend-bw.de/aktiv-werden/kriz

Manchmal gilt es, die richtigen Fragen zu stellen, um Erfolg

zu haben: Vor vier Jahren engagier-ten BUNDjugend und BUND in Baden-Württemberg den Sozialwis-senschaftler Peter Martin Thomas. Er sollte erforschen, wie sich der BUND verjüngen kann. Thomas konzentrierte sich auf die Erfolgs-faktoren bei unseren aktiven Grup-pen. Das Ergebnis: Jugendliche zwischen 14 und 27 mit Interesse am BUND möchten in einer eige-nen und selbst organisierten Grup-

Der BUND wird jüngerAktion »BUNDjugend in der Fläche« trägt Früchte

pe sein. Sie brauchen die Hilfe der »Erwachsenen« bei der Raumsuche und bei der Kontaktvermittlung zu spannenden Fachleuten. Regionale oder landesweite Treffen der BUNDjugendlichen sind für ihre Motivation wichtig.

Gerüstet mit diesen Erkenntnis-sen gingen Vorstand und Geschäfts-führung der BUNDjugend 2010 mit neuem Konzept auf die jungen Mit-glieder, auf BUND-Geschäftsstellen und -Gruppen zu. Verstärkt wird seither bei landesweiten BUND-

jugend-Veranstaltungen für die Gründung örtlicher Gruppen ge-worben. Neu hinzugekommen sind auch »Aktiven-Treffen« der unter 27-jährigen BUND-Mitglieder. Die intensive Beratung der Ortsver-bände und Geschäftsstellen des Erwachsenenverbands liegt in der Hand von BUNDjugend-Geschäfts-führer Reiner Baur und Jugendbil-dungsreferent Max Kemmner.

2012 beschloss die Mitglieder-versammlung der BUNDjugend zusätzlich ein breiteres Konzept zur Aktivenförderung. Eine wichtige Rolle bei der Gründung und Stabili-sierung von BUNDjugend-Gruppen spielen unsere Absolvent/innen des Freiwilligen Ökologischen Jahres, unsere Bundesfreiwilligen, Prakti-kantinnen und Praktikanten.

Sowohl die konzeptionelle Neu- orientierung als auch die gemein-samen Anstrengungen aller Betei-ligten tragen nun Früchte. Seit Anfang 2013 sind wir um sechs neue BUNDjugend-Gruppen reicher: Vaihingen/Enz, Tübingen, Eber-stadt (Kreis Heilbronn), Reutlingen, Bruhrain (Graben Neudorf und Umgebung im Kreis Karlsruhe) und Radolfzell. Max Kemmner und Reiner Baur von der BUNDjugend stehen bei Fragen rund um die Jugendgruppe mit Rat und Tat zur Seite: (07 11) 619 70-20, [email protected]

Ich bin bei der BUNDjugend dabei ...

… weil ich es gut finde, etwas für die Natur zu tun.Nicklas Müller

Mitgliederversammlung der BUNDjugend Baden-Württemberg

am 30. 11. 2014, 9.30 bis 15.00 Uhr,Interessierte und Aktive sind herzlich eingeladen. Tagesordnung, Ort und weitere Infos unter: www.bundjugend-bw.de/ mitgliederversammlung-2014

Der Jugendaktionskongress (JAK) geht in diesem Jahr in den Herbstferien vom 25. bis 29. Oktober in Stuttgart über die Bühne. Die BUNDjugend ist bereits fleißig mit den Vorbereitungen beschäftigt. Alles wird sich um »Suffizienz und Klimaschutz« drehen, das Schwerpunktthema der BUND-jugend. Im Mittelpunkt steht die Frage, was man für ein gutes Leben braucht und wie viel eigentlich genug ist. In einer Vielzahl unterschiedlicher Work-shops wird dieser Themenschwerpunkt beleuchtet.

Der JAK bietet umweltinteressierten Jugendlichen die ideale Möglichkeit, Gleichgesinnte aus dem ganzen Land zu treffen, um gemeinsam zu disku-tieren und eine Menge Spaß zu haben. Dazu tragen nicht zuletzt auch ein buntes Rahmenprogramm und leckeres Essen bei. Weitere Informationen unter: www.bundjugend-bw.de/jak, www.jugendaktionskongress.de, www.facebook.com/Jugendaktionskongress

Kommt zum JAK nach Stuttgart!

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220 Hektar Straßen, Prüf- und Präsentationsflächen erfordern die Rodung von rund 150 Hektar Wald. Damit will Daimler be- reits in diesem Oktober beginnen. Die Oberfläche des Geländes wird im großen Stil mit Baggern und Sprengungen umgemodelt: Erdbewegungen von 3,4 Millionen Kubikmeter Oberboden und Gestein stehen an. Während der etwa dreijährigen Bauphase wird mit bis zu 300 LKW pro Tag gerechnet. Naheliegend, dass jetzt auch Rufe nach einer Umgehungsstraße für Immendingen laut werden, die noch mehr Flächen verbrauchen und sensible Schutzgebiete beein-trächtigen würde.

Dass sich das Mega-Projekt so schnell und geräuschlos realisieren lassen würde, hätte sich die Daimler AG noch vor drei Jahren sicher nicht träumen lassen. Tatsächlich gibt es in der ländlichen Region zwischen Baar und Hegaualb offensichtlich weit mehr Zustimmung zu dem Projekt als Widerstand. Rund 300 Arbeitsplätze soll das Prüfzen- trum bringen. Dieses Pfund wiegt offenbar schwerer als der immen-se Landschaftsverbrauch und die Verdrängung bedrohter und des-halb EU-weit geschützter Tierarten

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Region Schwarzwald-Baar-HeubergFortschritt oder Größenwahn?

Die geplante Daimler-Teststrecke in Immendingen ist in ihren Dimensionen verschwenderisch. Verschwinden werden allein 150 Hektar Wald, auch geschützte Tiere sind bedroht.

Auf einem Truppenübungsge-lände der Bundeswehr südlich

von Immendingen soll auf 540 Hektar Fläche das neue Daimler-Prüfzentrum entstehen. Dazu ge-hören Teststrecken und -gelände von gigantischen Ausmaßen. Hin-sichtlich Flächenverbrauch und Bodenversiegelung handelt es sich um das derzeit größte Einzelbau-projekt in Baden-Württemberg.

Rußarm über den BodenseePremiere am Bodensee: Der Fährbetrieb der Stadtwerke Kon-stanz hat – als erste Reederei in Baden-Württemberg über-haupt – seine fünf Großfähren auf der Linie zwischen Konstanz und Meersburg mit Rußpartikel-filtern ausgestattet. Über 900 Kilogramm Rußpartikel werden so zusätzlich pro Jahr aus der Abluft gefiltert. Für diese freiwil-lige Nachrüstung, die weit über die gesetzlichen Umweltauflagen hinausgeht, hat der BUND den Fähren eine Umweltplakette verliehen. Der BUND würdigt mit dieser Auszeichnung das Umweltengagement der Stadt-werke in einer Region, die von ihrer biologischen Vielfalt und den naturliebenden Touristen

lebt. Der Verband hofft, dass möglichst viele Reeder in Baden-Württemberg und im benachbar-ten Ausland diesem Beispiel folgen.

Auch bundesweit übernehmen die Stadtwerke Konstanz eine Vorreiterrolle. Denn in ganz Deutschland sind bis heute kaum mehr als ein Dutzend Binnen-schiffe mit Partikelfiltern ausge-rüstet. Die Verantwortlichen bei den Stadtwerken sehen die Aus-

zeichnung als Ansporn. Mittel-fristig soll die gesamte »Weiße Flotte« auf dem Bodensee ruß-arm verkehren. Stadtwildnis erlebenUnter dem Motto »Stadtwildnis« lädt der BUND am Hochrhein in diesem Sommer zu einem um-fangreichen Naturerlebnis-Pro-gramm ein. Der Titel ist nur scheinbar ein Widerspruch. Denn auch in unseren Städten und Siedlungen gibt es viele unent-deckte Ecken und Flächen, die den vermeintlichen Gegensatz zwischen Stadt und Natur aufhe-ben. Immer mehr einst wilde Arten erobern städtische Räume zurück. Hausfassaden dienen als Felsen für Dohlen und Alpenseg-ler, Speicher als Höhlen für Fle-

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dermäuse. »Naturkorridore« für Pflanzen und Tiere machen Sied-lungen durchgängiger und vernet-zen Biotope miteinander.

In der Ferienzeit von Juli bis Mitte September sind fünfzehn Veranstaltungen, Wanderungen, Besichtigungen und Führungen im Angebot. Interessante Ent-deckungen und praktische Infor-mationen erwarten die Teilneh-mer. Wöchentlich finden Veran-staltungen für Kinder, aber auch Erwachsene und Familien statt. www.bund.net/hochrhein

12 BUNDmagazin Baden-Württemberg [ 3 - 14 ]

wie Feldlerche, Baumpieper und Schlingnatter.

Immerhin haben die Natur-schutzverbände erreicht, dass ein wichtiges Element des Generalwild-wegeplans, ein Wildtierkorridor, der durch das Gelände führt, erhalten bleibt. Dazu wird das Areal, das mit einem 2,5 Meter hohen und circa 20 Kilometer langen Zaun umgrenzt wird, zweigeteilt. Mit der natur-schutzfachlichen Kompensation dieses Bauvorhabens sind die Ver-bände aber alles andere als zufrie-den. Die Daimler AG hatte zunächst eine vorbildliche Kompensation »mit Stern« in Aussicht gestellt. Davon ist allenfalls das für die be-hördliche Genehmigung erfor- derliche Minimum übrig geblie-ben. Hier sind deutliche Nachbes-serungen notwendig, für die der BUND weiter kämpft.Christine Fabricius,Naturschutzreferentin

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Geplante Test-strecke bei Immendingen, Schlingnatter und Feldlerche müssen weichen (oben rechts).

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Region StuttgartKofferraum ohne Auto

Durch ein gekipptes Bauvorha-ben wurde die BUND-Gruppe Blaustein auf die Winterhalde aufmerksam und sorgt nun dafür, dass diese Kulturlandschaft er-halten bleibt. Nachdem die Ge-meinde die groben Arbeiten einem Forstunternehmen über-tragen hatte, sorgte der BUND für die Nachpflege. Die Aktiven lich-teten Feldhecken und legten Steinmauern frei. So entstand neuer Lebensraum für Pflanzen wie verschiedene Wolfsmilchge-wächse und die seltene Küchen-schelle. Auch die sonnenhungrige Zauneidechse fühlt sich in den Steinmauern wohl. Den Einsatz der BUND-Gruppe würdigte in diesem Jahr der Zwiefalter Natur-fonds. Aus dem Wettbewerb, den die Zwiefalter Klosterbrauerei

auslobt, ging die Gruppe als einer von sechs Preisträgern hervor. »Bad Bank« in HeilbronnEine Bad Bank zu errichten, ist viel leichter als man denkt. Mit einer phantasievollen Straßenak-tion demonstrierten im Juni BUND und Aktionsbündnis Ener-giewende Heilbronn gegen aktu-elle Pläne der Atomkonzerne. Die nämlich wollen das Risiko für

Rückbau und Entsorgung der Atomkraftwerke und ihrer radio-aktiven Hinterlassenschaften auf dem Rücken der Steuerzahler abladen. Auf dem Kiliansplatz inmitten der Stadt installierten die Aktiven eine symbolische Bad Bank; eine alte Gartenbank und ein zerbeultes Atommüllfass mussten dafür herhalten. Das Motto der Aktion: »Wir zahlen nicht für euren Müll!«. Die Aktiven sammelten zahlreiche Unterschriften gegen die Pläne, das Atommüll-Risiko auf die öffentliche Hand abzuwälzen. Auch ein Reporter vom SWR und ein Team des Regionalfernsehens L-TV ließen sich das Spektakel nicht entgehen.

Kulturlandschaft erhaltenDie »Winterhalde« in Blaustein-Ehrenstein, gelegen im Verdich-tungsraum Ulm, gehört zu den letzten Relikten des historischen Terrassen-Feldbaus im Blautal. Schon im Mittelalter hatten die Bauern die sonnigen Südhänge für den Gemüseanbau genutzt. Für den maschinellen Ackerbau wurde das kleinteilige Gebiet dann uninteressant.

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Warum nicht zum täglichen Einkauf das Fahrrad nehmen? Für den gesparten Sprit ist noch ein kleines Extra drin. Und nach-haltig ist es obendrein. Der BUND zeigt praktische Hilfen, die den Transport noch komfor-tabler machen.

Immer mehr Menschen steigen auf das Fahrrad um. Auch für die

tägliche Einkaufstour eignet sich das Rad – zumal, wenn man die Transportfrage gut gelöst hat.

Der BUND-Regionalverband Stuttgart und die BUND-Gruppe Herrenberg haben sich deshalb zum diesjährigen Fahrradaktionstag im Mai dieses Themas angenom-men. Häufig reichen schon einfache Satteltaschen, um die alltäglichen Einkäufe nach Hause zu trans-portieren. Doch Anhänger mit Trolleyfunktion erweitern das Spek-trum; sie machen den Einkauf sehr bequem und helfen, auch größere Lasten zu bewältigen. Am BUND-Stand war zu bestaunen, wie man selbst Getränkekisten, Großeinkäufe oder Urlaubsgepäck per Fahrrad-anhänger bequem und zeitgemäß Huckepack nehmen kann. Eine große Auswahl aktueller Modelle

stand auch für eine kurze Probe-fahrt unter Last bereit.

Wer im Alltag einen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten möchte, ist mit dem Fahrrad gut be-dient. Entscheidend für die Klima-bilanz beim Einkauf ist die Wahl des Verkehrsmittels, die zurückgelegte Strecke und die Menge des Einkaufs. Für den größten Teil der alltäglichen Besorgungen hat daher das Fahrrad unschlagbare Vorteile gegenüber dem Auto.

Was gut ist für’s Klima, dürfte auch den innerstädtischen Handel freuen. Denn der klassische Peda-leur meidet eher das »Grüne-Wiese-Einkaufszentrum«. Als Stammkunde

bleibt er dafür aber der wohnortnahen Versorgung sehr treu, so das Ergeb-nis einer Unter-suchung des öster- reichischen Lebens- ministeriums aus dem Jahr 2005. Die Fahrt mit dem Auto macht in den meisten Fällen die Klimabilanz eines Einkaufs zunichte. Auch wer nach den Kriterien »regional,

saisonal und bio« einkauft, kann damit die schlechte Klimabilanz von PKW nicht ausgleichen.

Jürgen Merks, Referent beim BUND-Regional-verband und BUND-Kreis- geschäftsführerin Silvia Hämmerle präsentieren den »Kofferraum ohne Auto«.

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Kompetente Bera-tung rund ums Rad am Stand der BUND-Gruppe Herrenberg

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Umweltbildungstag 2014: Suffizienz als Lebensstil

Zukunft für die Natur, durch ein Vermächtnis an den BUND.

Danke für Ihre Unterstützung!

Wir haben gemeinsam viel erreicht. Und wir haben viel vor. Die Zukunft der Natur beginnt jetzt. Mit Ihnen?

Erbschaftsunterlagen unter www.bund-bawue.de/meine-erben ☎ 07732 1507-17

Am 15. November rückt in Stuttgart wieder die Umweltbildung ins Zentrum.

Der dritte landesweite Umweltbildungstag von BUND und BUNDjugend steht im Zeichen der

Suffizienz. Hinter dem sperrigen Begriff steht eine Zukunftsvision: ein Lebensstil, der die Grenzen unse- res Planeten respektiert. Die AG Umweltbildung des BUND hat sich ein spannendes Programm zu diesem anspruchsvollen Thema einfallen lassen, das in Kürze

auch im Internet veröffentlicht wird. So viel sei schon verraten: Auch in diesem Jahr wird das Vormittagspro-gramm durch Vorträge von Experten gestaltet. Ab dem Mittag bietet der »Markt der Möglichkeiten« vielen Ak-tiven Gelegenheit, gute Praxistipps vorzustellen. In verschiedenen Workshops werden sie interessierte Be-sucherinnen und Besucher durch das Programm be-

gleiten. Die Veranstalter rechnen mit rund 100 Interes-sierten aus der schulischen und außerschulischen Umweltbildung sowie einigen NeueinsteigerInnen. Veranstaltungsort ist wieder Stuttgart. Wer vorab Infos möchte, kann sich bei Thomas Giesinger erkundigen: [email protected], Tel. (077 32) 1507-26

Schon der Um- weltbildungstag 2013 zum Thema »Wie ticken Ju-gendliche heute und mit welchen Inhalten und Kommunikations-

formen erreichen wir sie?« war ein großer Erfolg. In ihren Vorträgen gaben Dr. Edgar Göll, Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung Berlin, sowie Axel Schreiner, Leiter des BN-Naturschutzzen-trums Wartaweil und Sprecher des bundesweiten BUND-AK Umweltbildung, eine fundierte Einführung. Beide Referenten wussten die Zuhörerinnen und Zu-hörer mit ihren Schilderungen aktueller Forschungs-ergebnisse und persönlicher Eindrücke aus der beruf-lichen Praxis zu begeistern. Was die Umweltbildung im BUND Baden-Württemberg alles zu bieten hat, zeigten der praxisorientierte Markt der Möglichkeiten und viele Workshops – ein beeindruckendes »Schau-fenster« vielfältigster Aktivitäten! Der begonnene Ideen- und Meinungsaustausch kann nun beim Um-weltbildungstag 2014 intensiv fortgesetzt werden. Simone Naumann, Referentin der Landesgeschäftsführerin

Freiwillige sind unverzichtbar Ohne Bufdis und FÖJler wäre der BUND um einiges ärmer. 30 AbsolventInnen des Freiwilligen Ökolo-gischen Jahres, Bundesfreiwillige, Praktikantinnen und Praktikanten arbeiten bei BUND und BUND- jugend in Baden-Württemberg. Ihre Arbeit ist unge-mein wichtig, ihre Ideen bringen Farbe in unsere Gruppen. Normalerweise sind sie an vielen verschie-denen Einsatzorten im ganzen Land aktiv – bei unse-rem landesweiten Workshop in Radolfzell am Boden-see kamen sie für dieses Gruppenfoto zusammen.

Infos, Anre-gungen und Gespräche bietet der Umwelt-bildungstag.

Jetzt abonnieren: www.bund-bawue.de/newsletter Der Newsletter des BUND Baden-Württemberg informiert Sie monatlich aktuell über unsere Projekte. Mit zwei Klicks sind Sie dabei.

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Page 15: BUNDmagazin BaWü 3/2014: Lebendige Wälder

Ortsverband des Jahres dank vorbildlicher Landschaftspflege Der BUND Dietenheim an der Iller ist Ortsverband des Jahres: Der stellvertretende BUND-Landesvorsit-zende Stefan Flaig (rechts) verlieh den Ehrentitel an Ulrich Müller (links) und sein ideenreiches, fleißiges Team. An dem Wettbewerb zum Thema »Landschafts-pflege« hatten elf Gruppen teilgenommen. Die Dieten- heimer machten das Rennen.

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Zwei neue Arbeitsgruppen hat der BUND Baden-Württemberg in diesem Frühjahr ins Leben geru-

fen. Die Delegiertenversammlung Ende April gab da-für grünes Licht.

Eine gemeinsame Arbeitsgruppe von BUND und BUNDjugend wird sich um das Thema »Suffizienz« kümmern. Geplant ist zunächst die Erarbeitung einer Broschüre mit guten lokalen Beispielen, um die ver-schiedenen Aspekte dieses schwierigen Themas greif- barer und anschaulicher zu machen. Die AG trifft sich erstmalig in den Sommermonaten. Wer teilneh-men möchte, kann sich bei Simone Naumann in der Landesgeschäftsstelle melden: [email protected], Tel. (07 11) 62 03 06-19

Die AG Marketing will »Ideen für die Vermarktung der BUND-Themen« entwickeln. Dieser AG haben sich bereits einige BUND-Aktive angeschlossen, die in ihrer Region Marketing- und Fundraising-Erfah-rungen haben und sie auf Landesebene einbringen wollen. Die AG wird von Barbara Amann koordiniert: [email protected], Tel. (077 32) 15 07-17

Neue landesweite Arbeitsgruppen

Lernen auf der Streuobstwiese

Streuobstwiesen sind ein idealer Ort, um mit Kin-dern, Jugendlichen und Erwachsenen die Natur zu

entdecken. Es lohnt sich, Bewusstsein für Wert und Schönheit dieses Lebensraums zu wecken. Für Baden-Württemberg sind Streuobstwiesen besonders typisch und man findet sie fast in jedem unserer Landkreise. BUND-Fachleute haben über die Jahre eine Vielzahl von umweltpädagogischen Angeboten und Aktions-ideen zum Streuobst entwickelt.

Allein in diesem Jahr veranstaltete der BUND-Lan-desverband drei Seminare, um diese Ideen an pädago-gisch Tätige zu vermitteln. Eins davon fand im Mai in Eppingen, Kreis Heilbronn, statt. Beate Holderied ist Streuobst-Pädagogin und BUND-Landesbeauftragte für Streuobst. Sie demonstrierte, welche Möglich-keiten sich bieten, auf spielerische Weise Wissen und Erfahrungen über Streuobstwiesen zu vermitteln: Da ging es um Apfelblütenfeste und Vogelstimmen-abende. Auch selber Saft mit einer Obstpresse her- zustellen oder Kleintiere im Laubstreu zu entde- cken sind einprägsame Erlebnisse. Christoph Schulz, BUND-Jugendbeauftragter der Region Heilbronn, be-richtete über sein Schulprojekt »Vom Saft zur Wiese, von der Wiese zum Saft«, in das 20 BUND-Kindergrup-pen und Schulklassen eingebunden sind. Danach pro-bierten die Gäste des Seminars auf der vom BUND Eppingen betreuten Streuobstwiese selbst viele der pädagogischen Ansätze aus. Zum Ausklang ließen sich die angehenden BUND-Aktiven die selbst hergestellte Wiesenkräuterbutter schmecken. Informationen: [email protected]

Gelungene PremiereDer erste Apfelblütentag des BUND-Kreisverbandes Biberach im Mai in Ingoldingen zog rund 200 Gäste an. Bei Köstlichkeiten rund um den Apfel, einer fach-kundigen Führung über die Streuobstwiese sowie einem Spiel- und Bastelprogramm für die Kinder ka-men alle auf ihre Kosten. Eine Wiederholung ist geplant.

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Page 16: BUNDmagazin BaWü 3/2014: Lebendige Wälder

ImpressumHerausgeber: BUND-Landesverband Baden-Württemberg e.V., Marienstraße 28, 70178 Stuttgart, Telefon (07 11) 62 03 06-0, Fax-77, [email protected], www.bund-bawue.deVerlag: BUND-Service GmbH, Mühlbachstraße 2, 78315 Radolfzell-Möggingen, Telefon (077 32) 15 07-0V.i.S.d.P.: Sylvia Pilarsky-GroschRedaktion: Gisela Hüber, [email protected]: Ruth Hansmann, Runze und Casper Werbeagentur GmbH, Telefon (030) 280 18-145, Fax: -400, [email protected]: Gorbach, Büro für Gestal-tung und Realisierung, Utting am Ammersee und AugsburgISSNO 722-3188 »BUNDmagazin« – E 3098 – Postvertriebsstück, Gebühr bezahlt.Das nächste BUNDmagazin erscheint am 15. 11. 2014

In vielen Schulen beherrscht immer noch Fast Food den Speiseplan. Um das zu ändern, rief der BUND Baden-Württemberg 2007 »McMöhre« ins Leben. Das Projekt leitet Jugendliche an, an ihrer Schule eine »Firma« zu gründen. Ihre Aufgabe ist es, den MitschülerInnen und Lehrkräften ein gesundes Pausenfrühstück anzubieten. Zugleich sammeln die Jugend-lichen dabei berufspraktische Erfahrungen. Nach kurzer Überzeugungs-arbeit wird das Projekt von den Schulen jetzt sehr gut angenommen. Finanzielle Unterstützung kommt von der Schwenninger Krankenkasse und der Stiftung »Die Gesundarbeiter«, die den teilnehmenden Schulen ein Startgeld bietet. Seit Juli 2011 liegt das Projekt in den Händen von Birgit Eschenlohr. Eileen Leistner, derzeit FÖJlerin in der BUND-Landes-geschäftsstelle, führte ein Interview mit ihr.

Wenn die Medien mal wieder über Fleischskandale berichten – steigt dann auch das Interesse der Schulen an deinem Projekt?Tatsächlich waren auf der didacta-Messe Ernährung und Klimaschutz die gefragtesten Themen. Ich gehe darauf ein, indem ich verstärkt Kon-takte zwischen Schulen und Land-wirten herstelle und versuche, re-gionale Produkte zu bewerben. Das Thema Fleisch ist eh sehr kniffelig, wenn es in der Schule streng gläubi-ge Muslime gibt. Daher sind Puten- und Hähnchenfleisch und vegeta-rische Produkte bei den Schüler-firmen recht beliebt. Die gängigsten Gerichte sind allerdings Obstsalate, Brötchen oder Pizzabrot. Schon aus Kostengründen achten die Schüler-firmen ja auch darauf, möglichst wenig Abfall zu produzieren.

Entwickelt sich McMöhre weiter? Und was sind deine Pläne für die Zukunft?Relativ neu dazugekommen ist das McMöhre kompakt-Konzept. Das sind ausgearbeitete Stunden-module über einen Zeitraum von drei Wochen, in denen die Schulen das Projekt testen können und dann entscheiden, ob sie es weiterführen möchten. Demnächst möchte ich gerne den Aspekt Bewegung integrieren. Die Schüler sollen – in Anlehnung an das Landesprojekt »Radschulwege- planer-BW« – animiert werden, mit dem Fahrrad zur Schule zu kom-men oder zum Beispiel den Schulgarten aktiv zu pflegen. Das würde das Thema Ernährung gut ergänzen.

Was macht eigentlich »McMöhre«?

Birgit, eine eigene Firma, das klingt nach viel Arbeit und Zeitaufwand. Wie können Schüler das in ihrem vollgepackten Stundenplan unter-kriegen?McMöhre lässt sich häufig in den Unterricht integrieren. Anknüp-fungspunkte bieten zum Beispiel das themenorientierte Projekt »Wirtschaft, Verwalten und Recht« (WVR) oder das Wahlpflichtfach Mensch und Umwelt (MuM) an Realschulen. Manchmal werden

dazu auch AG’s ins Leben geru-fen, die Sozialar-beiter oder Ju-gendbegleiter unterstützen.

Jede Schule ist anders, auch anders ausgestat-tet. Wie gehst du darauf ein?Zuerst schaue ich mir zusammen mit den Lehrkräf-ten die Örtlich-keiten genau an.

Ohne Küche geht’s ja nicht. In Bri-gach mietete eine Schule zum Bei-spiel eine Küche in der Nähe an, eine andere baute mit Schülern und Eltern gemeinsam das Hausmeister-häuschen um, viele nutzen aber die Schulküche oder einen Bistrobe-reich. Das Konzept wird also an die Bedürfnisse der Schule angepasst. Bestimmte Vorschriften sind aber immer einzuhalten, zum Beispiel in Sachen Hygiene.

Seltenes Jubiläum Seit 30 Jahren ist Ulfried Miller (6. v. re.), hier im Kreis seiner Mitstreiter, Geschäftsführer des Ravensburger BUND-Naturschutz-zentrums. Selbst für den BUND mit seiner treuen Mitgliederschaft ist das ein seltenes Jubiläum. Sein besonderes Engagement wollen wir auch an dieser Stelle würdigen.

FSC-Zertifikat für Baden-Württembergs Staatswald

Im Mai hat der Staatswald des Lan-des das Zertifikat für nachhaltige Waldbewirtschaftung erhalten. Da-mit ist die im Koalitionsvertrag fest-geschriebene FSC-Zertifizierung abgeschlossen, die der BUND von Anfang an begleitet hat. Mit seinen 320.000 Hektar Waldfläche ist der Staatswald Baden-Württemberg der größte FSC-zertifizierte Betrieb in Deutschland.

FSC (Forest Stewardship Coun-cil) ist das marktgängigste Label für nachhaltige Waldwirt schaft. Die ökologischen und sozialen Stan- dards werden zukünftig deutlich höher sein als bisher, die Vermark-tung von Holz aus baden-württem-bergischen Wäldern wird verbessert. Die Verwendung von Gift gegen Bor- kenkäferbefall bei Holzpoltern wird es nicht mehr geben, ebenso Be-stände mit einem hohen Anteil nichtheimischer Baumarten wie der Douglasie. Nach FSC-Kriterien be-wirtschaf tete Wälder sind mit Blick auf den Klimawandel zukunftswei-send, haben einen höheren Anteil an Alt- und Totholz und tragen zum Erhalt der Biodiversität bei.

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