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I n f o r m a t i o n s b l a t t Bronchiektasen Deutsche Atemwegsliga e. V. Stand: 2015 Titelbild © pix4U – fotolia.com 11 Informationsblatt der Deutschen Atemwegsliga e.V. Wo erhalten Sie weitere Informationen? Deutsche Atemwegsliga e. V. Raiffeisenstraße 38 • 33175 Bad Lippspringe Telefon (0 52 52) 93 36 15 Telefax (0 52 52) 93 36 16 eMail: [email protected] Internet: atemwegsliga.de facebook.com/atemwegsliga.de twitter.com/atemwegsliga youtube.com/user/atemwegsliga f Chirurgische Therapie: Eine operative Entfernung der betroffenen Lungen- abschnitte ist nur möglich, wenn die Bronchiektasen auf einen umschriebenen Lungenabschnitt begrenzt sind. Für die weitaus meisten Patienten kommt eine chirurgische Therapie nicht in Frage, weil die Bronchiektasen mehrere Lungenteile betreffen oder trotz Entfernung des betroffenen Lungenabschnittes wieder auftreten können. Erkrankung positiv beeinflusst. Speziell zu erlernen- de Atemtechniken mit besonderen Ein- und Ausatemmanövern (z. B. autogene Drainage) in Verbindung mit gezielter Lagerung und Druck auf den Brustkorb, aber auch der Einsatz von Hilfsmitteln erleichtern das Lösen und Entfernen des Sekretes aus den erweiterten Bronchien. Zu die- sen Hilfsmitteln zählen Geräte, die in den Atemwegen Schwingungen erzeugen, z. B. RCCornet ® , VRP1 ® , Gelomuc ® , acapella ® u. a. Auch einfache Hilfsmittel wie ein in Länge und Durchmesser angepasstes Strohhalmstück können die Entfernung des Sekretes unterstützen. Notwendig ist die kontinuierliche Fortsetzung der Therapie. Die Gefahr, im Laufe der Jahre und Jahrzehnte immer mehr an Lungenfunktion zu verlieren und zuletzt durch Rechtsherzbelastung und verminder- ten Sauerstoffgehalt im Blut immer weniger körper- lich belastbar zu werden, hat sich dank der konse- quenten medikamentösen und nicht-medikamen- tösen Therapie deutlich vermindert. Nicht zu unterschätzen: Körperliche Aktivität unterstützt den körpereigenen Reinigungs- mechanismus der Atemwege! Abb. 2: Cornet ® © D. Pfeiffer-Kascha

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Informationsblatt

Bronchiektasen

Deutsche Atemwegsliga e. V.Stand: 2015 Titelbild © pix4U – fotolia.com

11Informationsblatt der Deutschen Atemwegsliga e.V.

Wo erhalten Sie weitere Informationen?

Deutsche Atemwegsliga e. V.Raiffeisenstraße 38 • 33175 Bad LippspringeTelefon (0 52 52) 93 36 15Telefax (0 52 52) 93 36 16eMail: [email protected]: atemwegsliga.de

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Chirurgische Therapie:Eine operative Entfernung der betroffenen Lungen -abschnitte ist nur möglich, wenn die Bronchiektasenauf einen umschriebenen Lungenabschnitt begrenztsind. Für die weitaus meisten Patienten kommt einechirurgische Therapie nicht in Frage, weil dieBronchiektasen mehrere Lungenteile betreffen odertrotz Entfernung des betroffenen Lungenabschnitteswieder auftreten können.

Erkrankung positiv beeinflusst. Speziell zu erlernen-de Atemtechniken mit besonderen Ein- undAusatemmanövern (z. B. autogene Drainage) inVerbindung mit gezielter Lagerung und Druck aufden Brustkorb, aber auch der Einsatz vonHilfsmitteln erleichtern das Lösen und Entfernendes Sekretes aus den erweiterten Bron chien. Zu die-sen Hilfsmitteln zählen Geräte, die in denAtemwegen Schwingungen erzeugen, z. B.RCCornet®, VRP1®, Gelomuc®, acapella® u. a. Aucheinfache Hilfs mittel wie ein in Länge undDurchmesser angepasstes Strohhalmstück könnendie Entfernung des Sekretes unterstützen.

Notwendig ist die kontinuierliche Fortsetzung derTherapie.

Die Gefahr, im Laufe der Jahre und Jahrzehnteimmer mehr an Lungenfunktion zu verlieren undzuletzt durch Rechtsherzbelastung und verminder-ten Sauerstoffgehalt im Blut immer weniger körper-lich belastbar zu werden, hat sich dank der konse-quenten medikamentösen und nicht-medikamen -tösen Therapie deutlich vermindert.

Nicht zu unterschätzen: Körperliche Aktivitätunterstützt den körpereigenen Reinigungs -mechanismus der Atemwege!

Abb. 2: Cornet®

© D. Pfeiffer-Kascha

Informationsblatt der Deutschen Atemwegsliga e.V.

Was bedeutet der Begriff „Bronchiektasie?“Der Name leitet sich vom griechischen éktasis = Er -wei terung ab und bedeutet daher wörtlich „Bron chial -erweiterung“. Bronchiektasen können zylinderför-mig, sackförmig (zystisch) oder spindelförmig (vari-kös) sein, betroffen sind meist die mittleren und klei-nen Bronchien. (Abb. 1)

Mögliche Ursachen der Entstehung vonBronchiektasen:Bronchiektasen entstehen im Rahmen eines Teufels -kreises aus Infektion, Entzündung und herabgesetzemTransport des Bronchialsekrets in den Atemwegen,der dann zu teilweise „sackartig“ erweiterten undsekretgefüllten Atemwegen („Bronchiektasen“) führt.Hierdurch entstehen ständige Infektionsherde in die-sen dauerhaft geschädigten, kaum noch etwas zurLungenfunktion beitragenden Atemwegen.

Es gibt eine angeborene, sehr seltene Form, die aufeiner Entwicklungsstörung der Lunge beruht. Im letz-ten Jahrhundert entstanden Bronchiektasen meistinfolge von Tuberkulose, Keuchhusten-, Masern- undGrippeinfektionen im Kindesalter. Seit der flächen -

Bronchiektasen

durch Turbulenzen in den sekretgefüllten Atem -wegen. Die einfache Röntgenaufnahme der Lungezeigt nur in schweren Fällen Veränderungen. Um dieBronchiektasen exakt erfassen zu können, ist heutedie hoch auflösende Computertomographie derLunge (HRCT) die zuverlässigste und den Patientenam wenigsten beeinträchtigende diagnostischeMethode.

Häufig findet der Röntgenarzt als Zufallsbefund eineleichtgradige Erweiterung der Bronchien, die erebenfalls Bronchiektasen nennt. Die klinischeSymptomatik (Husten, viel Auswurf) kann dabei voll-ständig fehlen. Die Bedeutung solcher Befunde fürden Patienten bleibt unklar.

Wie können Bronchiektasen behandelt werden?Behandlung mit Medikamenten:Das Hauptproblem ist die zunehmende bakterielleHohlraumbesiedelung der Bronchien mit Bakterien,die oft schlecht auf Antibiotika ansprechen.

Regelmäßige Inhalationen mit isotoner bzw. hyper -toner Kochsalzlösung und/oder die Inhalation vonSekretolytika (schleimlösenden Medikamenten) ver-ringern die Gefahr einer Keimbesiedlung. Eine bakte-riologische Untersuchung des Auswurfs und einegezielte, ausreichend hoch dosierte Behandlung mitAntibiotika sind dann notwendig, wenn die Hohl -rauminfektion auf die umliegenden Lungen ab -schnitte übergreift und dort eine Art Lungen -entzündung erzeugt. Diese geht häufig mit Nacht -schweiß, vermehrtem Hustenreiz, mitunter Blut -husten (Hämoptysen), eventuell auch mit Fieber undUnwohlsein einher und führt zu einer allmählichenVerschlechterung der Lungen funktion. Oft hilft nureine intravenöse Behandlung mit Antibiotika übermindestens zwei Wochen. Auch inhalativ verabreich-te Antibiotika können wirksam sein.

Nicht-medikamentöse Therapie:Die Atemphysiotherapie ist ein wesentlicherBaustein in der Behandlung der Bronchiektasie, derden Umgang des Patienten mit seiner chronischen

deckenden Einführung potenter Antibiotika und regel-mäßiger Schutzimpfungen sind Bronchiektasen auf-grund schwerer Infektionen (auch Bronchiektasenpostinfektiöser Ursache genannt) in ihrer Häufigkeitdeutlich zurückgegangen. Bronchiektasen könnenauch in Folge von Erb krankheiten, wie der cystischenFibrose (CF, auch Mukoviszidose genannt), der primä-ren ciliären Dys kinesie (PCD) oder aufgrund vonDefekten des Immunsystems entstehen. Die chronischobstruktive Lungenkrankheit (COPD) und in sehr sel-tenen Fällen auch ein langjähriges schweres Asthmabronchiale können ebenfalls in fortgeschrittenenStadien zu Bronchiektasen führen. Allerdings bleibtdie Ursache der Bronchiektasen trotz intensiverAbklärungen bei ca. einem Drittel der Patientenunklar. Dies ist weltweit die häufigste Form vonBronchiektasen, die dann auch als „idiopathischeBronchiektasen“ bezeichnet werden.

Was sind die Folgen der Bronchialerweiterung?Die Bronchialerweiterung führt dazu, dass der physio-logische Sekrettransport durch die Flimmerhärchen inden Atemwegen gestört ist und das Bronchialsekretwie in einem Syphon an den tiefsten Stellen liegenbleibt. Das nicht abtransportierte Sekret kann vonBakterien besiedelt werden. Oft schwelt jahrelangeine lokale Entzündung vor sich hin, die sämtlicheWandschichten der Bronchien und später auch dasumliegende Lungengewebe erfasst. Am Ende kommtes um die Bronchien herum zur Bindegewebs -neubildung und zu narbigen Verziehungen derBronchien, die den Sekrettransport noch zusätzlichbehindern. Manche Patienten husten Tag für Taggroße Mengen eines gelb-grünen Sputums aus, dasmanchmal auch blutig sein kann. ZunehmenderHusten ist oft ein Zeichen der aufgeflackertenInfektion. Aber auch trockener Husten kann aufBronchiektasen hinweisen.

Was untersucht der Arzt?Wenn die Bronchiektasen ausgedehnt sind, hört derArzt Rasselgeräusche über der Lunge, verursacht

Abb. 1: © BREATH/DZL