botanische erinnerungen an mondsee

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5~ zelhalse diesel' Kratzdistel. Diese Larve aus dem Fruchtboden des D. sil vestris ha/ ill manchen Gegenden einen grossen Werth als Speciticum gege~ den hohlen Zahnschmerz undes werden dazu die Larven im Maud~liile aufbewahrt. Beim Anwenden zerdrtiekt man zwischen dem D[aumen und dem geigefinger diese Larve, schmiert sic in den hohlen Zahu and gleieherzeit drackt man den Zahn sammt dem Zahnfleische ziemlich kriiftig. Nattlrlich darf die lei- dende Person die eklige Manipulation nicht seheu und der Ver- fasser aberzeugte sich selbst in vielen Fallen, we diese Cur half. So kommt in den Wurzeln von Centaurea panic~tlataL, und bei O•opordon Acanthittm L. der Apion Onopordi Kirby vet und meiner Ansicht auch bei der h~ufigeren C. maculosa Lain. uad hiichstwahrscheinlich attch bei C. Jacea, axillaris and Phrygia. Die Samenglocken yon lteseda lutea L. beherbergeu nicht selten den Urodort rufipes F., bei R. luteola kommt in dell Blti- then U. suturalis F. vor. Auf den nicht bliihenden Stiicken von Saponaria officinalisL. lebt Cassida margaritacea F., we die Larve das Parenchym der Bl~itter zur Nahrung hat. Ebenso muss die Anomalie bei der Asperula galioides M. B., die unter dem T. montaaum gefundea wurde, ebenfalls durch irgend einen Miether verursacht worddn sein. Dutch diese Beispiele ist es ersichtlich, class Botaniker, deneu dan ttickische finanzielle oder anderweitige Geschick nicht erlaubt, kostspielige oder weite Exkursionen zu machen, immerhin in ,ihrer Gegend genug Stoff zu derlei physiokratischen Studien finden. Was niitzen einem Botaniker voluminOse, die Zimmer tiherrallende Her- barien, die er nicht zeitweilig durchsehen kann, um sic vor'Ver- derben zu schiitzen. Man setze sich lieber eine Grenze vor und gewiss wird man mehr Vergniigen an dieser kleineren Pflanzen- monarehie finden. Mtinchengriitz, den 22. November 1869. 13otanische Erinnerungen an Mondsee, Yon G. C. Spreitzenhofer. Galegentlich einer kleinen Erholungsreise, die ich zu Ende des Juli t869 nach Oberi)sterreich macbte, besuchte ich auch Mondsee, besouder~ um Herra Rudolf I-Iinterhuber, den Ver- fasser des Prodromus yon Salzburg pers0nlieh kennen zu~ lernen. Da ich Hrn. Hinterhuber zuf~illig, als ich ihn yon Unterach aus besuchen woIltg, in Gesellschaft alldort land, so machten wir noch an demselben !Tage l'qachmittags vereittt, die Tour yon Un- terach naeh Mondsee. Auf diesem Wege beobachtete ich am Aus-

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zelhalse diesel' Kratzdistel. Diese Larve aus dem Fruchtboden des D. sil vestris ha/ ill manchen Gegenden einen grossen Werth als Speciticum gege~ den hohlen Zahnschmerz undes werden dazu die Larven im Maud~liile aufbewahrt. Beim Anwenden zerdrtiekt man zwischen dem D[aumen und dem geigefinger diese Larve, schmiert sic in den hohlen Zahu and gleieherzeit drackt man den Zahn sammt dem Zahnfleische ziemlich kriiftig. Nattlrlich darf die lei- dende Person die eklige Manipulation nicht seheu und der Ver- fasser aberzeugte sich selbst in vielen Fallen, we diese Cur half.

So kommt in den Wurzeln von Centaurea panic~tlataL, und bei O•opordon Acanthittm L. der Apion Onopordi Kirby vet und meiner Ansicht auch bei der h~ufigeren C. maculosa Lain. uad hiichstwahrscheinlich attch bei C. Jacea, axillaris and Phrygia.

Die Samenglocken yon lteseda lutea L. beherbergeu nicht selten den Urodort rufipes F., bei R. luteola kommt in dell Blti- then U. suturalis F. vor.

Auf den nicht bliihenden Stiicken von Saponaria officinalisL. lebt Cassida margaritacea F., we die Larve das Parenchym der Bl~itter zur Nahrung hat.

Ebenso muss die Anomalie bei der Asperula galioides M. B., die unter dem T. montaaum gefundea wurde, ebenfalls durch irgend einen Miether verursacht worddn sein.

Dutch diese Beispiele ist es ersichtlich, class Botaniker, deneu dan ttickische finanzielle oder anderweitige Geschick nicht erlaubt, kostspielige oder weite Exkursionen zu machen, immerhin in ,ihrer Gegend genug Stoff zu derlei physiokratischen Studien finden. Was niitzen einem Botaniker voluminOse, die Zimmer tiherrallende Her- barien, die er nicht zeitweilig durchsehen kann, um sic vor'Ver- derben zu schiitzen. Man setze sich lieber eine Grenze vor und gewiss wird man mehr Vergniigen an dieser kleineren Pflanzen- monarehie finden.

Mt incheng r i i t z , den 22. November 1869.

13otanische Erinnerungen an Mondsee, Yon G. C. Spreitzenhofer.

Galegentlich einer kleinen Erholungsreise, die ich zu Ende des Juli t869 nac h Oberi)sterreich macbte, besuchte ich auch Mondsee, besouder~ um Herra Rudolf I - I in te rhuber , den Ver- fasser des Prodromus yon Salzburg pers0nlieh kennen zu~ lernen.

Da ich Hrn. H i n t e r h u b e r zuf~illig, als ich ihn yon Unterach aus besuchen woIltg, in Gesellschaft alldort land, so machten wir noch an demselben !Tage l'qachmittags vereittt, die Tour yon Un- terach naeh Mondsee. Auf diesem Wege beobachtete ich am Aus-

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flusse des Sees bei lnnerschwand eine Wasserpilanze, in der ieh Potamogeton gramineus zu erkennen glaubte. Die Riinder des Sees l~ings tier Strasse yon [nnerscbwand nach Mondsee sind mit Wei- den und Erien oft dicht bes~iumt, in deren Schalten Tausende yon Spt:raea Ulmaria val'. discolor ~. ~oncolor und Lythrum Salicaria L. "prangen, ferner Tri[oliutn agrariun~ L. uud Centaurea.Scabiosa L.

Die seichten Seeufer bei ~Iondsee selbst, bergen an mehreren Stellen z. B. schon am Ausgange der Lindenallee, sowie beim Ki~nigsbade, desgleichen in tier Richtung gegen Sehiirfing haufig Nuphar luteum S m., sowie an mehreren Stellen Nyrnphaea alba L., welche sogar in einem Abzugsgraben, der in den See in tier Nahe des Gasthauses: Kaltenbrunner Keller ausmtindet, vorkommt, und z~'ar in der Form var. /~. minor. Bei diesem C, asthaase siad die Ufer sehr seicht, daher mit Rohr dicht bewachsen, die sic be- grenzenden Wiesen mehr oder weniger nass, der Boden moorerdig. hn Rohr daselbst massenhaft Ranunc~tlus Lingua L., auf der Wiese Ranunculus flamula vat. reptans, ein kleiner Entwiisserungsgraben ganz ausgeftillt mit Bl'~ttern yon 3lenyanthes trifoliala L. Auf einer zweiten Wiese, deren Vegetation ganz den Typus einer echten Moorwicse trug, sammelte ich Eriophorum latifolium, Aspidium

�9 Thelypteris, Epipactis palustri.r Gentiana asclepiadea, Cirsiuta ole- raceum. Salix repens etc. Auf minder moorh'altigen Wiesen am husgange der Lindenallee rechts massenhaft Angelica sylvestris, Polygonnm Bistorta, Epilobium parviflorum S c h r e b . und roseum S c h r e b . etc.

Anf den 26. und 27. wurde eine Pattie auf die Schafberg- gruppe yon Herrn H i n t e r h u b e r angeregt, und auch gliickiich in gr~sserer Gesellschaft ausgeftihrt. Yon Mondsee den 26. zeitlich Friih aufbrechend~ fuhren wir an der Drachenwand, dem klassischen Standorte der Primula spectabilis T r a t t . und des Thalictrum saxat i leScbeicb , voraber, nach Scharfling, yon dort begaben wit uns zu Fuss durch eine intposante Bergschlucht nach Htiltenstein, einem ftirstl. Vrede ' schen Schlosse; unweit dessert der tiefgrtine KriJlten-See liegt~ in dem ieh Nuphar luteum bltihend sah.

Alsbald erreichten wit Winkl, eine Ortschaft am n o r d w e s t - l i c h e n Ufer des Wolfgang-Sees, wo ein Kahn gemiethet wurde, und fr6hlich sieuerten wir gegen Set. Woifgang, ohne es zu ver- siiumen, bei der F a l k e n s t e i u w a n d alas herrliche Echo mit Rufen und Btichsenschuss zu wecken. Nach tier in Set. Wolfgang iibli- chert Besichtigung der Kirche und getroft'ener Verproviantirung ging es aufwiirls, jedoeh in der dem gewiJhniichen Schafbergwege e n t - g e g e n g e s e t z t e n Richtung, n~mlieh immer rechts ansteigend auf die S o m m e r a u e r - und successive V o r m a u e r a l p e .

Die hhher gelegencn Waldpartien hinter Sct. Wolfgang ber- gen in Menge Geutiana cruciata und germanica. In der Verfolgung des Weges begann Carduus defloratus schon seine Vorposten aus- zusenden, und wurde immer hlinfiger je mehr wir uns de r alpinen

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(~renze niiherten~ so auch Crepis paludosa, ltieraeium saxatile und Betoniea Alopec~tros.

Die intere~santeste Oertlichkeit, die wit an diesem Tage pas- sirten, sind abe~" jene Absttirze, welche zwischen der Sommer - au e r a lpe und der V o r m a u e r a l p e liegen und zwar gegen Nord- os ten bereits i'n der Krummholzregion. Loose FelsblOcke mit Krummf0hren und alpinen Weiden tiberwachsen~ bergen eine Fiille van Pllanzen, die setbst einen Nichtbotaniker entztickon warden. Alldort sammelte ieh nebst mehreren fraher schon angefahi'teu noch: Itieraeium villosum, 1t. murornm, alpine Formen, it/. saxatile, Crepis paludosa Miinch.~ Crepis alpestris Tau seh, Arabis alpina, 8axifraga Aizoon, Draba aizoides, Epilobium alpestre, Carapanula Seheueh~eri, Daphne ltlezereum, Salix myrsinites, reticulata, arbu- seula, Rhododendron hirsutum, Aspidium Lonehitis, A. aculeat.ttm, Cystopteris fragilis, SelaglneUa spinulosa.

Auf dem alsbold erreichten P l a t e a u der Vormauera lpe~ auf welchem mehrere Alpenhalten stehen, befinden sich mehrere trichterfOrmige Gruben, dieselben sind regelmiissig mit biiumchen- artigen Exemplaren van Daphne ~lezereum besetzt, sowie in deren Spalten Blechnum Spieant und Aspidium rigidum wucherten, dage- gen aber nur wenige Exemplare van Gentia~apannoniea ihr kthn- merliches Dasein fristeten.

Als eine Eigenthiimliehkeit der Vormaueralpe muss ieh er- wahnen, dass ieh all dart jenen Pflanzenschmuek, welcher for unsere 0sterr. Alpenwirthschaften so eharakteristiseh ist, giinzlieh vermisste, niimlieh das oft massenhafte Auftreten van Aeoniten, Veratram album~ Rumex alpinus u. a.~ welche unsere Sennhiitten oft wie mit Vorgiirten schon weithin umsii, umen, und gewiss bei pl0tzlieh eingetretenem starken Nebel manchem Wanderer schon die Anwesenheit dos heissersehnten Zieles verkandeten.

Da I~ald nach unserer Anknnft in der Alpenha~te tiegenwetter ein- trat, so musslen ~ir den Nachmittag auch daselbst zubringen. Nachts schliefen wir auf dem Heuboden. Zeitlieh frtih sehon durch tier miirri- schen Sennerin Schaffen und Walton aus unserer Ruhe geweckt, klet- torten wir wieder von unserererhabenen Schlafstelle, um nach ein- genommenem Friihstticke alsogleieh die nebellosen Memento be- niitzen zu ktinnen, welche uns nothwendig waren, um u n s e r ferneres Reiseziel bemerken zu kiinnen. Successive heiterte sich der gauze Horizont aus, der Attersee erglanzte bald hierauf wahl noeh theilweise in Wolken gehtillt, und frOhlich ging's in n o r d O s t- Iie her Richtung gegen das SchafbergthSrl, welches wir auch bota- nisirend in circa 2 St~nden erreichten. Der Weg dorthin birgt jene klassische Stelle, wo~Hieracium Hinterhuberi S chu l t z Bip. steht. Leider war wahl de~" abnorm warme Frtibling Schuld~ dass wir trotz eifrigstem Suc~en kein bliihendes Exemplar mehr finden konnten. Van jenem Standorte aufwiirts stets sich links immer am Absturze der Felsenwiinde haltend, gelangten wir den kraterfOrmigen ) l b n e h s e e r e c h t s in der Tiefe liegen lassend~ Zum Sehafbergthbrl

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(5240'.) Diese Strecke bildete diesmai (27. Juli 1869)die ioh- nendste Ausbeute~ ich sammelte alldort: Hieracium villosum, Aco- nitum Lycoctonum~ AchiUea millefolium flore rosea~ Carduus Personate, Cirsium eriophoram (noeh nicht aufgebliiht), Digitalis ambigua, Aster alpinus, Crepis blattarioides massenhaft, Epipactis rubiginosa~ Heracleum austriacum etc.

Beim Schafbergthiirl selbst, yon we man den tiefernsten MSnchsee g e g e n Siiden diesseits des Kammes aber den Grt inn- See g e g e n N o r d w e s t e n zu seinen Ftissen liegen sieht, sam- melte ich besonders und zwar auf der Seite gegen den Mi~nchsee zu: Sener Doronieum sehr h~iufig, jedoch ~meist schon verbltiht, ferner Gypsophila repens, Rhododendron hirsutura, auf der Seite gegen den Griinn-See zu massenhaft Rhododendron Chamaecistus, Saxifraga Aiz, oon, Dryas: octovetala Pyrola secunda, Selaginella spinulosa, Aehillea atrata u. m. A.

Veto Schafbergthiirl wendeten wir uns abwfirts stets rechts haltend, den lieblichen Griinn-See in der Tiefe zu unserer Linken liegen lassend, zur K a s p e r l l e i t e n - A l p e , auf dem Wen dorthin fund ich nebst Fruchtexemplaren yon Anemone alpina und herriich bltihendem Rhododendron hirsutunl~ aueh and zwar gar nicht selten Rhododendron intermedium.

Der Verlauf des weiteren Weges yon der Kasper la lpe , bei deren freundIichen Sennerin Mittagsmahl und Bast gehalten wurde, und yon we aus eine herrliche Fernsicht auf den Attersee sich dem Auge darbietet, bet wenig botanisch lnteressantes mehr ausser Formen yon Hieracium praealtum, welche ich am Wege durch die Eisenatt noch sammelte. Um circa 4 Uhr Nachmittags langten wir wieder in Scharfiing an.

W i e n , 1. November 1869.

Literaturberichte .

N i t s c h k e , Dr. Th., Pyrenomyeets germanici. Zweite Liefe- rung. Breslau. i870. S. 161--320.

Die neueste ira Jahre 1867 erschionene Lieferung ist in die- ser Zeitschrift, 1867, S. 187, yon mir angezeigt worden, tiler wird die Gattung Falsa mit 71 Arteu fortgesetzt uud beschlossen, wor- auf 64 Arten der neu aufgestellten yon Valsa vorztiglich durch mehrzellige Sporen (I. Lieferung, p. t i0 im Conspectus generum der Valseen) unterschiedenen Gattung Diaporthe folgen. Die erste Lieferung brachte unter 128 Arten 26 neue, also 20~ die zweite bringt unt~r 135 Arten 61 neue, also 45[ Perzent~ ein Steigen um 19 Perzent, was dem Verfasser selbst bedenklich erscheint~ indem el" bei Diaporthe bemerkt, dass die leichte Verganglichkeit des Stro- mas~ verbunden mit der Beschr~inkung der meisten Arten auf