blickpunkt auge

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NEWS GESUNDHEIT TIPPS FITNESS ERNÄHRUNG AKTUELLE GESUNDHEITS-INFORMATIONEN FÜR KUNDEN DER MEDICOM PHARMA AG . 37. Ausgabe, Oktober 2005 TITELBILD: IMAGEN, DPNY DIABETES DIABETES VOLKSKRANKHEIT NUMMER EINS Alles über den aktuellsten Stand der Forschung lesen Sie ab Seite 10.

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In dieser Ausgabe geht es unter anderem um die folgenden Themen:Atmosphäre heizt sich aufMedikamente für KinderFruchtzucker macht dickGesundheitsmeldungenGehirnstoffwechsel immerbesser erforscht

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Page 1: Blickpunkt Auge

NEWS GESUNDHEIT TIPPS FITNESS ERNÄHRUNG

AKTUELLE GESUNDHEITS-INFORMATIONEN FÜR KUNDEN DER MEDICOM PHARMA AG . 37. Ausgabe, Oktober 2005

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Page 2: Blickpunkt Auge

EditorialEditorial

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihre

Petra WonsVorstand der Medicom Pharma AG

eder sieht die Welt mit anderen Augen, hat einen anderen Blick-

winkel, eine andere „Ansicht“ von denDingen. Unsere Augen sind unser Torzur Welt, sie liefern uns die Eindrücke,mit denen wir uns ein Bild von unserer Umwelt machen. Die Augensind unser wichtigster Sinn. Im Titel-thema lesen Sie wie das Sehen funktio-niert, wie es zu Sehstörungen kommenkann und was sich von medizinischerSeite her dagegen unternehmen lässt.Sie finden Informatives zu Brillen und

Kontaktlinsen und zur Vorbeugungund Behandlung von Augenerkrankun-gen. Zudem können Sie einen Blick auf alternative Heilmethoden werfen underfahren, warum Marktforscher sich fürdie Pupillengröße interessieren. DieAugen sind auch von den Folgeschä-den des Diabetes mellitus – der Volks-krankheit Nummer eins – betroffen. Die hohe Zuckerkonzentration im Blutkann mit der Zeit zu erheblichen Seh-schäden führen. Diese Folgekrankheitdes Diabetes nennt man diabetische Retinopathie. Der Diabetes mellitus isteine schleichende Krankheit und des-halb so tückisch. Erst nach und nach

treten infolge der erhöhten Blutzucker-konzentration über Jahre hinweg immermehr Veränderungen an den Blut-gefäßen im ganzen Körper auf. DieseGefäßschäden sind die Ursache fürNieren- und Nervenschäden oder Herz-Kreislauf-Probleme, an denen im Lang-zeitverlauf der Erkrankung viele Diabe-tiker leiden. Da immer mehr Menschenam Diabetes mellitus erkranken, habenwir die aktuellsten Forschungsergeb-nisse über die Zuckerkrankheit für Sie zusammengetragen. Denn je besserman über die Stoffwechselerkrankunginformiert ist, desto besser lässt es sichmit ihr leben.

Um Information im medizinischen Bereich geht es auch in der Rubrik „Gesundheit & Recht“. Die elektronischeGesundheitskarte soll 2006 die her-kömmliche Krankenkassenkarte ablö-sen. Wir haben für Sie einen Blick auf die neue Karte geworfen.

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Page 3: Blickpunkt Auge

Inhalt

Neues aus der Forschung:

Diabetes –Volkskrankheit Nummer eins

Der Diabetes ist eine der am meisten unterschätzten Volkskrankheiten. Rund sechs MillionenDeutsche leiden am so genanntenTyp-2-Diabetes. Man rechnet damit, dass die Zahl der Typ-2-Diabetiker bis 2010 sogar auf zehn Millionen ansteigen wird.Mit der Prävention muss mög-lichst früh angefangen werden –bereits bei Kindern, die über dieBedeutung gesunder Ernährungaufgeklärt werden müssen.Doch auch dann, wenn dieZuckerkrankheit bereits besteht,ist gute Information von größterWichtigkeit. Alles über den aktuellsten Stand der Forschunglesen Sie in der Rubrik Neues aus der Forschung.

hilfreich ist. Aber auch die Risikeneines Lasereingriffs sollen nichtunerwähnt bleiben. Begleiten Sieuns auf dem Weg des Lichtesdurch die Pupille in das Seh-zentrum des Gehirns, und lesenSie, wie schließlich das Bild ent-steht, das wir sehen. Sie erfahren Erstaunliches über den Sinn, der

den meisten Menschen derwichtigste ist. Denn nicht von ungefähr hüten wir das, was unsam liebsten ist, „wie unseren Augapfel“. Letztlich sehen wir abernur, was wir sehen wollen, denneine wichtige Funktion kommtbeim Sehen unserer Aufmerksam-keit zu. Nicht alles, was wir sehen,dringt in unser Bewusstsein.

Ab Seite

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Titelthema:

Blickpunkt Auge

61 Prozent der Deutschen über 16 Jahre haben eine Brille auf derNase, etwa zwei Millionen Bun-desbürger tragen Kontaktlinsenund immer mehr Menschen lassensich ihre Fehlsichtigkeit mit einemLasereingriff korrigieren. Wir informieren Sie darüber, welcheFehlsichtigkeit man wie behandelnkann und wann eine Laseroperation

2020

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Kurzmeldungen:Atmosphäre heizt sich aufMedikamente für KinderFruchtzucker macht dick GesundheitsmeldungenGehirnstoffwechsel immer besser erforscht

Gesundheit & Recht:Gerichtsurteile Reform des Gesundheitssystems,Teil 8

Neues aus der Forschung:Diabetes – Volkskrankheit Nummer eins

Mental-Serie:Bewusstsein: Wiedererlangen? Fördern?

Titelthema:Blickpunkt Auge

Essen & Trinken:Vitalstoff-Rezept

Rubriken:EditorialImpressumRätselseite

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Medikamente für Kinder

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Die Wirkungsweise vieler Medikamente ist an Kindern nicht erforscht. Dennoch müssen Ärzte sie oft mangelsAlternativen verordnen. Neue Medikamente müssen in Zukunft auch für Kinder zugelassen werden.

Atmosphäre heizt sich durch große Dürreweiter aufVerstärkter Treibhauseffektdurch Waldbrände in Spanienund Portugal

xperten befürchten, dass die durchdie anhaltende Dürre in Spanien und

Portugal auftretenden Waldbrände denTreibhauseffekt noch weiter anheizen.

Bei den Bränden in Südwesteuropa imJuli und August vor zwei Jahren waren500 Millionen Tonnen Kohlendioxydentwichen, das ist etwa die doppelteMenge der Treibhausgase, die im glei-chen Zeitraum aus der Verbrennungvon fossilen Brennstoffen wie Erdöl,Erdgas, Braun- und Steinkohle entstan-den sind. Das bedeutet, dass die Wald-brände den Treibhauseffekt – zusätzlichzu den „normalen“ Schadstoffen – nocherheblich verstärkten. Die Experten von „Carbo Europe Cluster“, einer der größten Initiativen in der weltweiten Kohlenstoffforschung, befürchten einenähnlichen Anstieg des Schadstoff-ausstoßes wie vor zwei Jahren, wenndie Dürre und die damit verbundenenWaldbrände in Spanien und Portugalanhalten – und dass damit weitereBrände provoziert werden.

Vor der großen Dürre im Jahre 2003konnte das Ökosystem die Schad-stoffbelastungen durch die fossilenBrennstoffe noch kompensieren. Nunscheinen die überstrapazierten Öko-systeme selbst zur Erhöhung des Treib-hausgases beizutragen. Ein Teufels-kreis – denn je mehr Treibhausgaswir in die Atmosphäre entweichen

lassen, desto mehr heizt sich dieAtmosphäre auf. Die globale

Erwärmung wiederum führtdazu, dass mehr Brände

entstehen.

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Waldbrände stellen eine große Gefahr für

eine weitere Klima-erwärmung dar

Frühgeborenen und zwölfjährigen Kin-dern sowie auch in Risikogruppen getestet werden müssen. Da gleichzeitigviele „Erwachsenenkrankheiten“ bei Kin-dern nur selten auftreten, ist die Durch-führung der Tests für die Hersteller der Medikamente wenig interessant.Die EU-Kommission will Pharmafirmenkünftig jedoch zu entsprechenden Arz-neimitteltests verpflichten, die Auswir-kungen eines Medikaments auf Kinderüberprüfen. Für bereits auf dem Marktbefindliche Medikamente würde dies jedoch nicht gelten.

Bei Medikamenten gegen Fieber und Erkältungen gibt es bereits für Kinderspezielle zugelassene Arzneimittel.

Besonders wichtig wäre eine Zulassungvon speziellen Medikamenten für Kinderjedoch bei Erkrankungen wie Bluthoch-druck, Krebs oder Aids, von denen dieKleinen relativ selten betroffen sind,dann aber komplizierter zu behandelnsind als die Erwachsenen.

ie Mehrzahl aller Medikamente istnicht für Kinder zugelassen. Das

bringt für die kleinen Patienten und diebehandelnden Ärzte Probleme mit sich,denn die Wirksamkeit und die möglichenNebenwirkungen der Arzneimittel sindbei Kindern nicht erprobt und die Ärztehandeln bei deren Verordnung „aufeigene Gefahr“. Medikamente können beiKindern jedoch anders wirken als bei Erwachsenen.

Warum werden die meisten Medikamentedann nicht auf ihre Tauglichkeit für dieVerwendung bei Kindern hin geprüft?

Es gilt als ethisch heikel, Medikamentean Kindern zu testen, und viele Elternwollen dazu keine Zustimmung geben.Für die Arzneimittelhersteller ist dieErforschung sinnvoller Dosierungen undmöglicher Nebenwirkungen von Medika-

menten bei Kindern aber auch sehr teuer und aufwändig, da die Medi-

kamente in mindestens fünf Altersgruppen zwischen

DArzneimittel sollen auch für Kinder in Studien geprüft werden

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GesundheitsmeldungenGANZ KURZ

Kleine WundenSchnittwunden heilen schneller, wenn einPflaster quer zur Wundrichtung geklebtwird, weil sich die Wundränder dabei besseraufeinander legen. Kleine Verletzungensollte man vor dem Aufkleben ein wenigausbluten zu lassen, damit sie sich dabeiselbst reinigen. Ist jedoch Schmutz in dieWunde gedrungen, trägt man vorher ambesten Desinfektionsmittel auf, z. B. mit demWirkstoff Povidon-Jod. Kann ein Pflasterdie verletzte Haut nicht abdecken, kannman ein Sprühpflaster verwenden, das sichnach mehreren Tagen von selbst auflöst.

Dunkle Schokolade: gut fürs HerzDas haben italienische Forscher in einerStudie mit Bluthochdruckpatienten nach-gewiesen. 14 Tage lang täglich 100 Grammdunkle Schokolade und der Blutdruck sinktdeutlich messbar. Doch nur dunkle Schoko-lade hat den herzschützenden Effekt, dennsie enthält mehr Bioflavonoide aus demKakao. Aber aufgepasst: Die zusätzlichenKalorien müssen bei der Gesamternährungberücksichtigt werden.

Training: Für den Rücken ist jedes gutBei leichten chronischen Rückenschmerzenhelfen sowohl das allgemeine Training imFitnessstudio als auch Wirbelsäulengym-nastik oder eine medizinische Trainings-therapie. 102 Personen, die seit mindestenszwei Jahren Rückenschmerzen hatten, nah-men an einer Studie teil. Fazit: Nach einemhalben Jahr hatten alle Teilnehmer, die aktivtrainierten, weniger Schmerzen.

Kalte Güsse gegen GrippeDie Wirksamkeit der kneippschen Wechsel-güsse hat jetzt eine Studie wissenschaftlichbewiesen. Patienten mit chronischer Bron-chitis, die als Folge eingeschränkter Lungen-funktion unter häufigen Infekten litten, hat-ten über zehn Wochen dreimal wöchentlichkalte Güsse und zweimal wöchentlich kalteWaschungen des Oberkörpers vorgenommen.Danach war die Zahl der Lymphozytenim Blut um 13 Prozent angestiegen und die Patienten waren weniger infektanfällig.

Hunde doch kein AllergierisikoDer Kontakt mit Hunden kann das Allergie-risiko von Kindern nicht erhöhen, sondernvielleicht sogar reduzieren. Katzen und Nagetiere wie Hamster oder Kaninchen soll-ten sich Menschen mit einem Allergierisikojedoch besser nicht anschaffen. Auf der Basis von 323 Studien hat das Aktions-bündnis Allergieprävention Leitlinien für die Allergieprävention erarbeitet. Dieser zufolgebeugen der Verzicht aufs Rauchen in derSchwangerschaft, eine Stillzeit von mindes-tens vier Monaten und eine rauchfreie Um-gebung Allergien bei Kindern am besten vor.Außerdem sollte die Wohnung regelmäßiggelüftet werden, um die Bildung von Schim-mel zu vermeiden.

Fruchtzucker macht dickWenn es um das Körpergewicht geht, ist Zucker nicht gleich Zucker.Deutsche und amerikanische Forscher haben entdeckt, dass Frucht-zucker (Fructose) die Körperfett- und Gewichtszunahme bei Mäusendeutlich steigert. Auch wenn die Nager insgesamt nicht mehr Kalo-rien aufnehmen als die Vergleichstiere.

ie Forscher liefern damit neue Daten,die einen Zusammenhang zwischen

dem weltweit angestiegenen Fructose-konsum und der stetig steigenden Zahlübergewichtiger Menschen aufweisen.Die Wissenschaftler fanden heraus, dassMäuse, die eine Fruchtzuckerlösung(Fructoselösung) zu sich nahmen, zwarinsgesamt die wenigsten Kalorien auf-nahmen, denn sie aßen weniger festeNahrung als die anderen Tiere – dennochnahmen sie im Vergleich zu den anderenMäusen stärker an Gewicht und Körper-fett zu und zeigten zudem einen Anstiegder Leberfettwerte. Die Vergleichstierenahmen mit gewöhnlichem Haushalts-zucker gesüßte Getränke oder Wasser zu sich, was keinen Einfluss auf die Gewichtsentwicklung der Mäuse hatte.

„Da die Gewichts- und Fettzunahme derTiere, die die Fructoselösung tranken,nicht auf eine gesteigerte Kalorienaufnah-me zurückzuführen ist, ist anzunehmen,dass Fructose die Stoffwechseltätigkeitbeeinflusst und auf diese Weise die Anrei-cherung von Körperfett begünstigt”, sagtHella Jürgens vom Deutschen Institutfür Ernährungsforschung. Eine zu einemfrüheren Zeitpunkt durchgeführte Studie

D liefert eine mögliche Erklärung für dieses Ergebnis. Die für die Nahrungs-aufnahme in die Zellen zuständigenHormone wie Insulin könnten auf Fruc-tose anders reagieren als beispielsweiseauf gewöhnlichen Haushaltszucker.Auch in der Leber wird Fructose wohlanders verarbeitet. Insgesamt scheinendiese Effekte dazu zu führen, dass Fructose eine verstärkte Bildung vonKörperfett begünstigt.

In den letzten zwei bis drei Jahrzehntenhat der Konsum von mit Fruchtzuckergesüßten Erfrischungsgetränken weltweitstark zugenommen. Parallel dazu nahmdie Anzahl übergewichtiger Menschendramatisch zu, so dass Wissenschaftlerseit einiger Zeit einen Zusammenhangzwischen gestiegenem Fructosekonsumund zunehmender Fettleibigkeit vermu-ten. Die Studie liefert nun Erkenntnisse,die dies, zumindest bei Versuchen mitMäusen, bestätigen. Es werden jedochnoch weitere Untersuchungen notwendigsein, um die Erkenntnisse auch in Bezugauf Menschen zu bestätigen, so dieExperten. Welcher Zucker bei der Süßungeines Lebensmittels verwendet wurde,können Sie der Zutatenliste entnehmen.

Entgegen landläufi-gen Annahmen führtFruchtzucker vermut-lich eher zur Gewichts-zunahme als normalerHaushaltszucker

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MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005

ei psychischen Erkrankungen wie derSchizophrenie, bei neurologischen

Krankheiten wie Morbus Parkinson oderauch bei Suchterkrankungen ist derStoffwechsel des Gehirns gestört. Die Be-troffenen leiden unter einem Mangel odereiner zu großen Menge an bestimmtenBotenstoffen – den so genannten Neuro-transmittern. Diese Botenstoffe übertra-gen Informationen von Nervenzelle zuNervenzelle. Unter normalen Umständenist das Verhältnis dieser Botenstoffe zueinander genau abgestimmt. So kanndie Informationsübermittlung von Ner-venzelle zu Nervenzelle schnell und feh-lerfrei erfolgen. Ist die Menge bestimmter

Botenstoffe jedoch zu groß oder zu klein,kommt es durch falsche Informations-übertragung auf biochemischer Ebene zu Fehlfunktionen, die psychische oderneurologische Krankheiten sowie Sucht-erkrankungen zur Folge haben können.Dopamin ist einer dieser Botenstoffe. EinWirkungsmechanismus des Dopamins,bei dem die Wirkung des Botenstoffesnur kurz anhält, ist schon länger bekanntund wurde bereits in zahlreichen Studienuntersucht. Jetzt entdeckten US Forschereinen anderen Wirkungsmechanismus,bei dem die Wirkung des Dopamins imGehirn über Stunden oder sogar unbe-grenzt anhält.

Der Gehirnbotenstoff Dopamin wird mit positiver Stimmung undgroßer Motivation in Verbindung gebracht. In zu hoher Konzentra-tion soll er jedoch zu psychischen Krankheiten wie Schizophrenieoder Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung bei Kindernund Jugendlichen führen. Jetzt wurde ein neuer Wirkungsmecha-nismus des Botenstoffes entdeckt.

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Gehirnstoffwechselstörungenimmer besser erforschtGehirnstoffwechselstörungenimmer besser erforscht

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Die Entdeckung der US-Biowissenschaft-ler ist deshalb so wichtig, weil gerade dielang anhaltende Wirkung von Dopaminbei vielen psychischen Erkrankungen die Krankheit aufrechterhält. Auch dieWirkung von Drogen auf das Gehirnkann mithilfe dieser Entdeckung besserverstanden werden, denn Dopamin spielt eine große Rolle bei der Entwicklung vonAbhängigkeiten. Nun kann auch über-prüft werden, wie sich der neu entdeckteWirkungsmechanismus von Medikamen-ten beeinflussen lässt, um dann späterpsychische Erkrankungen besser behan-deln zu können. In weiteren Studien mussaußerdem noch untersucht werden, ob diebeiden Wirkungsmechanismen unabhän-gig voneinander beeinflussbar sind. Wäredies der Fall, könnte man die Nebenwir-kung von Medikamenten zur Behandlungvon psychischen Krankheiten verbessern,die dadurch verursacht werden, dass die Medikamente auch Einfluss auf Stoffwechselvorgänge nehmen, die nochunbekannt sind oder sich noch nicht kontrollieren lassen.

Psychische Erkrankungen nehmen pro-zentual zu, doch Psychopharmaka habeneinen schlechten Ruf. Man sollte siejedoch nicht gänzlich verdammen. Wohlkaum eine andere Arzneimittelgruppe hatso immense therapeutische Möglichkeiteneröffnet wie die Psychopharmaka. Siesind kaum noch aus der Therapie psychi-scher Erkrankungen wegzudenken. DieWeltgesundheitsorganisation hat sogarsechs Substanzen dieser Gruppe in die Liste der unentbehrlichen Medikamenteaufgenommen. Die heute zur Verfügungstehenden Psychopharmaka sind unent-behrliche Hilfsmittel bei der Behandlungschwerer psychischer Störungen wie Schi-zophrenie, manisch-depressiven Erkran-kungen, akuten Ängsten oder depressivenStörungen. Natürlich beseitigen Psycho-pharmaka die Krankheit nicht. Sie könnenaber helfen, die quälenden, lebensbehin-dernden Beschwerden zu beseitigen oderzu lindern. Doch sie haben leider auchunerwünschte Wirkungen. Deshalb ist eswichtig, die Vorteile des Medikaments gegen dessen Nachteile abzuwägen.

Neue Erkenntnisse über psychische ErkrankungenNeue Erkenntnisse über psychische Erkrankungen

BotenstoffDopamin

SynaptischerSpalt

Rezeptoren

Nervenzelle

Reiz-weiter-leitung

Nervenzelle

Bei psychischen Erkrankungenwie Schizophrenie, beiDepressionen oder bei

Suchterkrankungen ist häufigder Gehirnstoffwechsel

gestört. Informationen werdenvon den Nervenzellen im

Gehirn nicht richtig weiter-geleitet, weil Botenstoffe

wie Serotonin oder Dopaminnicht in der richtigen Menge

vorhanden sind. So entstehenFehlinformationen, die eine

psychsische Krankheit auslösen können.

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Page 7: Blickpunkt Auge

§GERICHTSURTEILE

GERICHTSURTEILE IN SACHEN GESUNDHEIT • GERICHTSURTEILE IN SACHEN GESUNDHEIT • GERICHTSURTEILE IN SACHEN GESUNDHEIT

GERICHTSURTEILE IN SACHEN GESUNDHEIT • • GERICHTSURTEILE IN SACHEN GEIN SACHEN GESUNDHEIT§

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Eine Haftung für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität können wir nicht übernehmen.

möglichen Folgen wie Herzinfarkt oderSchlaganfall kommen. Raucherinnenüber 30 Jahre sollten das Mittel dahernicht einnehmen. Die Patientin hattebei der Verschreibung des Präparatesder Ärztin gegenüber selbst Bedenkengeäußert, da sie das Präparat in derVergangenheit nicht vertragen habe.Die Ärztin wusste auch, dass die Pati-entin rauchte. Nach zwei Einnahme-monaten erlitt die Patientin im Altervon 29 Jahren einen Schlaganfall. Indem Streit um eine Entschädigunghätte die Ärztin auch mündlich auf dieRisiken hinweisen müssen. Nur dannhätte die Patientin sich entscheidenkönnen, ob sie mit dem Rauchen auf-hören, auf die Behandlung verzichtenoder die damit verbundenen Risiken inKauf nehmen wolle.

BGH,AZ: VI ZR 289/03

sehr auf ihn verließen, werde durcheine Erlaubnis oder Ausbildung desHeilers nicht geringer. Arzt und Heilpraktiker stünden einander imBehandlungsansatz sogar sehr vielnäher als die Heiler. Wer also einenHeilpraktiker aufsuche, halte einenArzt viel eher für entbehrlich.BVerfG,AZ: 2 BvR 1802/02

Arzt hat Aufklärungs-pflichtEin Arzt muss seine Patienten münd-lich auf mögliche schwerwiegende Nebenwirkungen eines Medikaments hinweisen. Nach dem Urteil des Bun-desgerichtshofes (BGH) dürfen Ärztesich nicht mehr darauf verlassen, dassihre Patienten die Beipackzettel lesen,sondern müssen sie über Risiken inKenntnis setzen. In dem entschiedenenFall litt eine Raucherin an starkenMenstruationsbeschwerden. Ihre Gy-näkologin verschrieb ihr deshalb eine„Pille“ der so genannten dritten Ge-neration, das Antikonzeptionsmittel „Cyclosa“. Auf dem Beipackzettel desHormonpräparates wird auf ein Risikobei der Einnahme für Raucherinnenhingewiesen. So könne es zu Gefäß-veränderungen mit schwerwiegenden

Versicherung: im Antrag alles angebenAuch „normale Wehwehchen“ müssenbeim Abschluss einer Berufsunfähig-keitsversicherung im Antrag ange-geben werden. Beim Ausfüllen eines solchen Antrages gemeinsam mit demVersicherungsvertreter hatte eine Antragstellerin auf die Frage nachRückenschmerzen in den letzen zehnJahren wahrheitswidrig mit „Nein“ ge-antwortet. Bestärkt worden sei sie vonder Bemerkung des Vertreters, dass es sich bei so etwas um „normaleWehwehchen“ handle, die man bessernicht erwähnen sollte. Als die Ver-sicherte Jahre später ihre Versicherungin Anspruch nehmen wollte, kam heraus, dass es sich um eine falscheAussage gehandelt hatte. Die Versiche-rung kündigte den Vertrag aus diesemGrund und die Betroffene bekam keineEntschädigung. Das OberlandesgerichtZweibrücken gab der VersicherungRecht. Die Versicherungsnehmerin habe im Antrag eindeutig gelogen und somit die Versicherung arglistiggetäuscht. Dass der Vertreter sie zu der Falschangabe ermutigt habe, könne nicht entlastend wirken.

OLG Zweibrücken,AZ: 1 U 66/02

Wunderheiler darfpraktizierenEin Wunderheiler braucht fürs Hand-auflegen keine Heilpraktikererlaubnis.Das Bundesverfassungsgericht hobein Urteil des OberlandesgerichtsFrankfurt auf, in dem ein Wunderhei-ler zu einer hohen Geldstrafe verur-teilt wurde, weil er keine Ausbildungzum Heilpraktiker hatte. Das Urteilder Landesrichter basierte auf der Argumentation, dass Kranke an dieFähigkeiten des Heilers glaubten unddann zu spät oder gar nicht zum Arztgingen. Das Bundesverfassungsge-richt hob das Urteil mit der Begrün-dung auf, dass der Heiler nur dieHand auflege und daher keine medi-zinischen Kenntnisse benötige. DieGefahr, dass sich kranke Menschen zu

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Handauflegen ist auch ohneHeilpraktikerausbildung weiterhin erlaubt

7MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005

Page 8: Blickpunkt Auge

on den einen hoch gelobt, währendandere mahnend den Finger heben:

Wie alle anderen Neuerungen im Ge-sundheitsbereich trifft auch die elektroni-sche Gesundheitskarte, die ab 2006 nachersten Testphasen schrittweise eingeführtwerden und die herkömmliche Kranken-kassenkarte ersetzen soll, auf ein breitesFeld von Kritik.

Worum geht es dabei? Die neue Karte soll die Krankengeschich-te eines Patienten speichern können. Medikamente, Befunde, Therapien, Aller-gien oder chronische Erkrankungen sollenfür autorisierte Personen, wie Ärzte oderden Patienten selbst, abrufbar sein. So sollzum Beispiel vermieden werden, dass

Untersuchungen doppelt vorgenommenwerden oder der Patient Medikamente erhält, auf die er allergisch reagiert.

Auf diese Weise kann beispielsweise derHausarzt sehen, welche Behandlungensein Facharztkollege bereits veranlasstund welche Medikamente er verschriebenhat. Dadurch kann er seine weitereBehandlung besser auf die Bedürfnissedes Patienten abstimmen. Oft wissen diePatienten nicht, welche Medikamente siebereits in welcher Dosis eingenommenhaben, und vielen Patienten ist es zu um-ständlich und zu zeitaufwändig, Unter-suchungsresultate von einem Arzt zumanderen zu tragen. Dann werden Unter-suchungen – wie zum Beispiel Blutana-lysen oder Röntgenaufnahmen – einfach

doppelt vorgenommen. Das ist nicht nurteuer, sondern zum Beispiel bei häufigemRöntgen auch gesundheitlich belastend.

Bestimmte Notfalldaten, wie zum Beispieldas Vorliegen von Allergien oder Hin-weise auf chronische Erkrankungen wieDiabetes oder Epilepsie, sollen ebenfallsgespeichert werden und können soNotärzten sofort wichtige Informationenvermitteln und möglicherweise Lebenretten. Das Foto des Karteninhabers auf der neuen Karte erschwert einen Missbrauch, wie er in der Vergangenheit häufig stattfand und leider immer nochstattfindet. Denn kaum ein Arzt kann sicher sein, dass der Patient, den er vorsich hat, auch tatsächlich mit dem Namen auf der Karte identisch ist – es sei

Die elektronische Gesundheitskarte

Teil 8des Gesundheitssystems

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8 MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005ILLUSTRATIONEN AUF DEN SEITEN 8 UND 9: NILS WASSERMANN

Zankapfel Gesundheitskarte. Datenschutz kontra Gesundheitsschutz?

Hier lesen Sie, was wirklich auf der Kartegespeichert werden wird.

Moderne Technik zugunsten der Gesundheit oder der Weg zum „gläsernen Patienten“?

Reform

Page 9: Blickpunkt Auge

denn, er hat dessen Ausweis kontrolliert.Das kann aber wiederum vom Patientenals Unterstellung interpretiert werden.Das elektronische Rezept schließlich wirdden Verwaltungsaufwand für Ärzte, Apo-theker und Kassen verringern und Fehlerdurch nicht entzifferbare Verordnungenverhindern.

Insgesamt erscheint die elektronische Gesundheitskarte als ein Projekt, das auchfür die Ärzte begrüßenswert sein sollte.Doch gerade die Ärzteschaft wehrt sichzusammen mit den Apothekern vehementgegen die elektronische Gesundheitskartein der vorgesehenen Form. Sie warnenvor Datenmissbrauch und einer allwissen-den Staatsmedizin. Doch droht durch dieneue Gesundheitskarte eher der „gläserneArzt“ als ein „gläserner Patient“, dennjede Diagnose und jede Medikamenten-verordnung kann – sofern der Patient dieswünscht – genau nachvollzogen werden.

Welche Informationen enthält die Karte?

Neben den obligatorischen Daten, wieName, Geburtsdatum, Geschlecht, Adres-se, Krankenversicherung, Versicherungs-nummer, Versichertenstatus und Zuzah-lungsstatus, die auch auf der bisherigenKrankenversicherungskarte gespeichertsind, soll die Karte vor allem die Über-mittlung von elektronischen Rezeptenermöglichen. Die Rückseite der Kartedient als europäische Krankenversiche-rungskarte und ersetzt so den Auslands-krankenschein.

Neben den Pflichtangaben können frei-willig zusätzliche medizinische Datengespeichert werden. Ob Notfalldaten (wiez.B. Angaben zur Blutgruppe, Vorerkran-kungen, Allergien), die Arzneimitteldo-kumentation, der elektronische Arztbrief,die elektronische Patientenakte oder

Patientenquittungen gespeichert werden,entscheidet allein der Versicherte. Auchder Patient selbst kann persönliche Daten, wie zum Beispiel Blutdruck- undBlutzuckermesswerte für die Notfall-versorgung, auf die Karte bringen undermöglicht so eine gute Erfolgskontrolleseiner Therapie.

Der Zugriff auf die elektronischen Datenerfordert – neben dem Einverständnisdes Versicherten für die Nutzung derfreiwilligen Daten – einen elektronischenHeilberufsausweis. Es muss gewährleistetsein, dass die Daten geschützt sind, undmindestens die letzten 50 Zugriffe aufdie Daten werden elektronisch proto-kolliert. Der Versicherte hat jederzeit das Recht, auf die erhobenen Daten zu-zugreifen und sie zu löschen.

Der Arzt wählt ein Arzneimittel ausund erstellt für den Patienten einelektronisches Rezept. Dafür nutzter wie bisher seinen Computer. DerArzt „unterschreibt“ das Rezept mitseiner qualifizierten elektronischenSignatur, die mithilfe seines Heil-berufsausweises erzeugt wird. Dieelektronische Arztsignatur ist eineArt Siegel für digitale Daten. Mit-hilfe eines dazugehörigen Schlüsselskann die Signatur überprüft unddamit der Signaturschlüsselinhaberund die Unverfälschtheit der Datenfestgestellt werden.

Der Arzt übergibt das elektronischeRezept samt Signatur dem Ver-sicherten. Dazu speichert er das Re-zept entweder direkt auf der Karteab oder auf einem durch die Kartezugänglichen „E-Rezept-Server“. EinServer ist ein Rechner, der eine Artzentrale Stelle im Netzwerk mit anderen Rechnern einnimmt undüber spezielle Funktionen verfügt.Unter dem „E-Rezept-Server“ kannman sich also einen externen Zentralrechner vorstellen, an dendie Daten von der Gesundheitskarteübermittelt werden und von demdiese Informationen wieder abge-rufen werden können.

Zur Information des Versichertenkann ihm der Arzt zusätzlich einenPapierbeleg mitgeben, der den Na-men des Medikaments, Angaben zurDosierung und Einnahmehinweiseenthält. Dieser Beleg dient allein derInformation des Versicherten; er istkein gültiges Rezept. Der Versicher-te kann mit seiner Karte nun dasRezept in einer Apotheke einlösen.

Beim Arzt

Der Versicherte übergibt dieKarte dem Apotheker, derdas elektronische Rezeptentweder direkt von derKarte oder vom „E-Rezept-Server“ abruft. Bevor derApotheker auf das elektro-nische Rezept zugreifenkann, muss er ebenfalls seine Zugangsberechtigungdurch einen digitalen Apo-thekerschlüssel nachwei-sen. Der Apotheker prüftdie elektronische Signaturdes Arztes, übergibt danachdem Versicherten das Arz-neimittel und löscht dasRezept auf der elektroni-schen Gesundheitskartebzw. auf dem „E-Rezept-Server“, sodass es nicht erneut eingelöst werdenkann.

9MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005

In der Apotheke

Wie funktioniert das elektronische Rezept?

Page 10: Blickpunkt Auge

Rund sechs Millionen Deutsche leiden am so genannten Typ-2-Diabetes. Fachleuterechnen damit, dass die Zahl der Typ-2-Diabetiker bis 2010 sogar auf zehnMillionen ansteigen wird. Der Typ-2-Diabetes wurde früher auch als „Altersdia-betes“ oder „nicht insulinabhängiger Diabetes“ bezeichnet, da er in der Regel nur bei älteren Menschen auftrat. Heute findet sich diese Form des Diabetes mellitus zunehmend auch bei übergewichtigen Kindern und Jugendlichen.

rofessor Dr. Hans Hauner, Direktoram Zentrum für Ernährungsmedizin

der TU München und Vorstandsmitgliedder Deutschen Diabetes-Gesellschaft:„Wir wissen, dass der Typ-2-Diabetesvor allem eine Folge eines ungesundenLebensstils ist – besonders das Überge-wicht ist ein sehr wichtiger Risikofaktor.Und es gibt Schätzungen und auch Studien, die darauf hinweisen, dass,wenn man das Übergewicht erfolgreichbekämpfen könnte, sich auch der Typ-2-Diabetes um bis zu 70 Prozent verhin-

Jugendlichen, im Kindergarten und inSchulen muss über die Bedeutung gesun-der Ernährung aufgeklärt werden. Dabeigeht es auch um ein gesamtgesellschaft-liches Umdenken – so Professor Hauner.Solange in den Medien beispielsweisemassiv Werbung für ungesunde Kinder-lebensmittel gemacht werden kann,werden solche Maßnahmen allein keinen Erfolg haben. Auch die Eltern sind hiergefragt, Verantwortung zu übernehmen,wenn es um die Ernährung ihrer Spröss-linge geht. Nicht Bonbons und Schokola-

10 MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005

P dern ließe“. Übergewicht resultiert auszwei Faktoren – falscher Ernährung undmangelnder Bewegung. Das heißt, wiressen zu viel, zu fett und zu süß. Diezwangsläufige Folge: Wir werden zudick. Das Übergewicht resultiert aberauch aus Bewegungsmangel – noch niehaben sich die Deutschen so wenig be-wegt wie heute. Groß angelegte Präventi-onskampagnen der Deutschen Diabetes-Gesellschaft sollen hier Abhilfe schaffen.Mit der Prävention muss möglichst frühbegonnen werden. Bereits bei Kindern,

VOLKSKRANKHEIT NUMMER EINS

NEUESTE STUDIENERGEBNISSE ZUM THEMA DIABETES MELLITUS

DIABETESDIABETESFO

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Page 11: Blickpunkt Auge

de, sondern Obst und Gemüse lautet dieDevise. Um auf die Gefahren von Diabetesmellitus aufmerksam zu machen, Auf-klärung und Prävention zu leisten, wurde1985 die Deutsche Diabetes-Stiftung(DDS) gegründet. Ihre primäre Aufgabe istdie Bekämpfung des Diabetes mellitusdurch Aufklärungs- und Präventionsmaß-nahmen. Hinzu kommen die Schulungvon Betroffenen und Fachpersonal sowiedie Förderung von Forschungsprojekten.Die DDS hat inzwischen bereits über 75Projekte mit einer Fördersumme von etwa2,5 Millionen Euro initiiert oder gefördert.

Wer viel frisches Obst isst und gleichzei-tig wenig Fleisch, Hülsenfrüchte, hellesBrot, Bier sowie kalorienreiche Erfri-schungsgetränke konsumiert, hat ein um70 Prozent niedrigeres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Dies zeigen neueErgebnisse der EPIC-(European-Prospec-tive-Investigation-into-Cancer-and-Nutri-tion-)Potsdam-Studie, die ein Forscher-

team unter der Leitung von Professor Dr. Heiner Boeing vom Deutschen Institutfür Ernährungsforschung Potsdam-Reh-brücke (DIfE) veröffentlichte.

In der vorliegenden Untersuchung werte-ten die Wissenschaftler die Ernährungs-gewohnheiten und medizinischen Datenvon 192 neu erkrankten Typ-2-Diabeti-kern und 382 Kontrollpersonen aus. Sieuntersuchten zunächst, welche Lebens-mittelkombinationen mit den Blutwertenvon Biomarkern, die das Typ-2-Diabetes-risiko vorhersagen, verbunden waren.Dabei konnte ein Lebensmittelmusteridentifiziert werden, das mit hohen HDL-Cholesterin- und Adiponectinwerten undniedrigen HbA1c- und CRP-Konzentra-tionen im Blut der Personen in Zusam-menhang stand.

Zur Erklärung: So genannte Biomarkersind in biologischen Proben gemesseneMerkmale, die ein Erkrankungsrisiko vor-aussagen können. Adiponectin ist ein vomFettgewebe produziertes Protein, das dieWirkung von Insulin verstärkt. NiedrigeSerumkonzentrationen von Adiponectinsind ein Risikofaktor für die spätere Ent-stehung des Diabetes mellitus. ErhöhteBlutwerte des Entzündungsmarkers C-reaktives Protein (CRP) weisen sowohl

Seit den 50igerJahren steigt die

Anzahl der Diabetes-patienten in

Deutschland konti-nuierlich an.

Experten rechnenmit einer Zunahme

um weitere vierMillionen bis zum

Jahr 2010 mit danninsgesamt zehn

MillionenDiabetikern.

Angabenin Millionen

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Menschen mit Diabetes mellitusin Deutschland

Wie hoch ist der ideale Blutzuckerwert?Als Definition gilt: Zuckerkrank ist,wer nüchtern mehrfach einen Blut-zuckerwert von größer oder gleich126 mg/dl hat. Auch wer bei einerGelegenheitsmessung einen Blut-zuckerwert über 200 mg/dl hat, gilt als zuckerkrank. Ein „gesunder“Blutzucker liegt zwischen unter 100 mg/dl vor dem Essen und etwa140 mg/dl nach dem Essen.

Zusätzlich kann man einen Diabetesauch am Urin feststellen, denn derUrin eines schlecht eingestellten Dia-betikers enthält größere Mengen vonZucker, der Urin eines Gesunden we-niger als 20 mg/dl. Mit Teststäbchenaus der Apotheke kann Zucker im Urin nachgewiesen werden.

Falsche Ernährung und Übergewichtsind die häufigsten Ursachen des Typ-2-Diabetes. Schon Kinder solltenauf die Wichtigkeit von gesundenNahrungsmitteln und ausreichenderBewegung hingewiesen werden.

OBSTREICHEERNÄHRUNG SENKT

TYP-2-DIABETES-RISIKOUM 70 PROZENT

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Wer viel frisches Obst isst, hat ein geringeres Risiko, an Diabtetes-Typ-2 zu erkranken

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12 MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005

auf ein erhöhtes Risiko für die Entwick-lung eines Diabetes als auch auf einerhöhtes Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung hin. HDL-Cholesterin ist einBiomarker mit Bezug auf den Fettstoff-wechsel. Niedrige HDL-Cholesterin-Wer-te werden mit einem erhöhten Risiko,an Typ-2-Diabetes zu erkranken, in Ver-bindung gebracht. Anhand des HbA1c-Wertes kann der mittlere Blutzuckerwertfür die letzten zwei bis drei Monate abgeschätzt werden. Hohe Werte deutenauf eine beginnende oder bereits be-stehende Diabeteserkrankung hin.

Die Form der Ernährung, die mit wenigHinweisen auf eine mögliche Diabeteser-krankung verbunden ist, ist besondersdurch den Verzehr von acht Lebensmit-telgruppen charakterisiert. Sie umfasstdie Kombination von viel frischem Obstund wenig kalorienhaltigen Erfrischungs-getränken, Bier, rotem Fleisch, Geflügel,Wurstwaren, Hülsenfrüchten und hellemBrot. Der beobachtete Zusammenhangzwischen den Ernährungsgewohnheitenund dem verringerten Diabetesrisiko warunabhängig von Körpergewicht, Rau-cherstatus, Freizeitaktivitäten, Energie-aufnahme, Bildungsstand, Alter und Geschlecht.

Ist jemand in Ihrer Familie(Geschwister, Eltern, Groß-eltern) Diabetiker?

Spüren Sie in letzter Zeitmehr Durst als sonst?

Fühlen Sie sich oft schlappund müde?

Heilen bei Ihnen selbst kleine Wunden schlecht ab?

Wurde bei Ihnen schon ein-mal ein erhöhter Blut-zuckerwert festgestellt?

Leiden Sie ab und zu unterstarkem Juckreiz und/odertrockener Haut?

Haben Sie in letzter Zeitunbeabsichtigt deutlich ab-oder zugenommen?

Haben Sie Übergewicht?

Für Frauen: Wenn Sie schoneinmal schwanger waren,wog Ihr Kind bei der Geburtmehr als 4.000 Grammbzw. wurde ein Schwanger-schaftsdiabetes festgestellt?

Wie zeigt sich die Zuckerkrankheit?Wie lässt sich ein Diabetes Typ-2 erkennen, wenn es jahrelangkeine körperlichen Anzeichen gibt? Testen Sie Ihr generelles Diabetesrisiko mithilfe der folgenden Fragen.

(Test des Deutschen Forschungsinstituts Düsseldorf)

Wenn Sie einmal oder mehrmals mit „Ja“ geantwortet haben, kann das unter Um-ständen ein Hinweis darauf sein, dass für Sie ein erhöhtes Diabetesrisiko besteht. In diesem Fall sprechen Sie bitte mit einem Arzt über das Ergebnis dieses Tests.

JA JA

Das Insulin bindet sichan spezielle Proteine an der Oberfläche derZielzellen (Rezeptoren).Auf diese Weise kanndie Zelle Glucose auf-nehmen. Ist dieserVorgang gestört, weilzu wenig Insulin zurVerfügung steht, verbleibt die Glucose im Blut.

Die Bauchspeicheldrüseschüttet Insulin in die

Blutbahn aus

Wie Glucose in die Zelle gelangt

Bauch-speicheldrüse

Gallengang

Zwölf-fingerdarm

(Duodenum)Leerdarm(Jejunum)

Zielzelle

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13MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005

Bei Menschen, die unter einer chroni-scher Pankreasinsuffizienz (Störung derSpeicheldrüsenfunktion) und Diabetesmellitus leiden, besteht ein erhöhtes Risiko für Arteriosklerose, berichtetDiplomökotrophologin Karima Jung vonder Gesellschaft für Ernährungsmedizinund Diätetik e.V. in Aachen. Der Bedarfan Antioxidantien ist bei Diabetikern er-höht, stellten französische Wissenschaft-ler jetzt in einer Studie fest. Hintergrundder Studie war, dass eine chronischePankreatitis zu Diabetes mellitus führenkann, was wiederum den oxidativenStress verschlimmert, also zu einemMangel an Antioxidantien führt. Dieser

Mangel resultiert in einer Oxidation desLDL-Cholesterins, also des schlechtenCholesterins, was wiederum als Haupt-ursache für Arteriosklerose gilt. DieWissenschaftler verglichen Patienten mitchronischer Pankreasinsuffizienz (CP),die zum Teil auch Diabetiker waren, mitTyp-1 Diabetikern und einer gesundenKontrollgruppe. Die CP-Patienten undTyp-1-Diabetiker hatten eine verringertePlasmakonzentration an Vitamin A, Vitamin E und Carotinoiden. Bei CP-Patienten lag ebenfalls eine geringe Plasmakonzentration an Selen und Zink sowie eine niedrigere Katalaseaktivitätvor. Die Katalase ist ein Enzym, das

Wasserstoffperoxid – eine Vorstufe vonFreien Radikalen – durch Aufspaltung inWasser und Sauerstoff entgiftet. Der Cho-lesterinspiegel der CP-Patienten mit undohne Diabetes mellitus war höher als inden Kontrollgruppen, wohingegen es kei-ne wesentlichen Unterschiede bei Typ-1-Diabetikern und Gesunden gab. Patientenmit chronischer Pankreasinsuffizienz ha-ben also einen Mangel an Antioxidantien,besonders jene mit Diabetes mellitus.Eine Substitution mit Antioxidantien wieZink, Vitamin E und Selen kann bei die-sen Patienten daher sinnvoll sein. AuchCoenzym Q10, Lycopin, OPC und Luteinsind empfehlenswerte Antioxidantien.

Spezielle diätetische Lebensmittel fürDiabetiker sollten Zimtpulver enthalten

Zimt ist ein sehr starkes Gewürz. Es in großen Mengen zu sich zu nehmen, ist sicher mehr als nur eine gewöhnungs-bedürftige „Geschmackssache“.

ZIMT GEGEN DIABETESEs ist eines der ältesten Gewürze derWelt und wurde von den Ägyptern, Indern und Chinesen schon vor 4.000Jahren als Heilmittel verwendet. Seiteinigen Jahren ist das von Zimt-bäumen gewonnene Cinnamomumwieder in den Fokus der Wissenschaftgerückt: als pflanzliches Mittel zurdiabetischen Unterstützung. Im Rah-men einer Studie untersuchten pakis-tanische Forscher insgesamt dreißigFrauen und dreißig Männer mit

Typ-2-Diabetes. Sie ergänzten derenNahrung mit einem, drei oder sechsGramm Zimt pro Tag oder verab-reichten den Patienten ein zimtfreies Placebopulver. Nach zwanzig undnach vierzig Tagen der Einnahme und zusätzliche zwanzig Tage nach Abset-zen der erhöhten Zimteinnahme unter-suchten sie den Effekt auf Zucker- und Fettstoffwechsel der Probanden. Das Studienergebnis: Bereits nach 40 Tagen reduzierten sich bei den Teilnehmern, die Zimt einnahmen, dieNüchternglucosespiegel um 18–29 %.

Außerdem senkten sich bei den Ver-suchspersonen auch die Triglycerin-werte (23–30 %), das LDL-Cholesterin(7–27 %) sowie das Gesamt-Choles-terin (12–26 %). Gesundheitliche Probleme, die durch den Verzehr der-artig hoher Mengen Zimt verursacht werden, wurden in der Studie nichtgenannt. Da Zimt ein recht kräftigesGewürz ist, dürfte es schwer fallen,Zimt in den erforderlichen Mengen zuverzehren. Für Diabetespatienten gibtes jedoch bereits spezielle diätische Le-bensmittel, die das Gewürz enthalten.

DIABETIKER BRAUCHEN MEHR ANTIOXIDANTIEN

Zimt senkt den Blutzuckerspiegel

Regelmäßige Zimt-einnahme ist gut fürTyp-2-Diabetiker

Blutzuckerspiegel sinkt um 18–29 %

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WEITERE NEWS IN KÜRZEInsulin aus der eigenen LeberDiabetiker könnten in Zukunft mögli-cherweise das für sie lebenswichtige Insu-lin in ihrer eigenen Leber produzieren.

Israelischen Forschern ist es gelungen,menschliche Leberzellen gentechnisch zuInsulinproduzenten umzuwandeln. DenWissenschaftlern gelang es, Mäuse sechzig Tage lang erfolgreich damit zubehandeln.

Wenn diese Methode auch beim Men-schen erfolgreich wäre, könnte sie Diabe-tes-Typ-1-Patienten helfen. Beim Typ-1-Diabetes zerstört das eigene fehlgeleiteteImmunsystem die InsulinproduzierendenZellen der Bauchspeicheldrüse. Der Typ-1-Diabetes ist zwar gut mit Medikamen-ten zu behandeln, dennoch besteht dabeistets das Risiko einer Unter- oder Über-zuckerung.

Sport und Bewegung sind besonders wichtig für Diabetiker. Doch sollten sie solche Sportarten betreiben, die den Blutdruck nicht zu stark ansteigen lassen.Ein sanfter Ausdauersport wie das Joggen oder Nordicwalking sind für Typ-1- und Typ-2-Diabetiker zu empfehlen.

BODYBUILDING – NICHT BEI

TYP-1-DIABETES

Typ-1-Diabetiker sollten kein Body-building betreiben, weil durch dasTraining der Blutdruck enorm ansteigt,was zur drastischen Verstärkung vonSchäden an Blutgefäßen von Nierenund Augen führen kann.

Bei der so genannten Mikroangiopa-thie – einer der häufigsten Folge-erkrankungen des Diabetes Typ-1 – verändern sich durch den andauernd erhöhten Blutzuckerspiegel die Wändeder haarfeinen kleinen Blutgefäße undwerden immer dicker. Mit der Zeitkommt es so in den kleinsten Gefäßen– vor allem denen der Augen und der

Nieren – zu Durchblutungsstörungen.Die diabetische Retinopathie an denAugen und die diabetische Nephropa-thie der Nieren sind Folgeerkrankun-gen, die daraus entstehen können.

Bei der Retinopathie kommt es infolgeder Verdickung der Wände in denBlutgefäßen der Netzhaut zu einer Unterversorgung der Netzhaut mitNährstoffen und Sauerstoffen, was zuSehbeeinträchtigungen bis hin zurBlindheit führen kann. Bei der Ne-phropathie kann es infolge verdickterBlutgefäße und Durchblutungsstörun-gen in den Nieren zu Funktionsein-schränkungen bis hin zu völligem Nierenversagen kommen. Beim Dia-beteskongress in Berlin warnte der Diabetologe Professor Rolf RennerDiabetiker vom Typ 1 vor der Aus-übung dieses Sports, weil er die Mikro-angiopathie gefährlich fördern kann.

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15MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005

Knoten in der Brust – bei Diabetikerinnen oft harmlos Manchmal entwickeln langjährige Dia-betikerinnen Knoten in der Brust, die beigängigen Untersuchungen wie Krebs-geschwüre aussehen, bei denen es sich jedoch zumeist um harmlose Wuche-rungen handelt. Bei den so genanntendiabetischen Mastopathien handelt essich um gutartige Veränderungen desBrustdrüsengewebes, die hauptsächlichbei Frauen zwischen 35 und 55 Jahrenauftreten. Anhand einer feingeweblichenProbe können die Knoten mit hoher Sicherheit von Krebs unterschieden wer-den. Ist die Diagnose Mastopathie sicher,dann sollte nach Meinung von Uwe Güthvom Universitätsspital in Basel, einemExperten für die Erkrankungen, nichtoperiert werden. Bei keiner dokumentier-ten diabetischen Mastopathie sei bisherdie Entwicklung von Brustkrebs beo-bachtet worden. An Diabetes leidendeFrauen, die einen Knoten bei sich ertas-ten, sollten aber dennoch unbedingt einen Arzt zurate ziehen.

Walnüsse schützen Typ-2-DiabetikerWalnüsse können Patienten mit Typ-2-Diabetes helfen, die empfohlenen Mengenvon mehrfach ungesättigten Fettsäuren,wie Omega-3-Fettsäuren, aufzunehmen,um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor-zubeugen. Das hat eine neue Studie der Universität von Wollongong in Australienergeben.

Gerade für Patienten mit Typ-2-Diabetesist es besonders wichtig, die richtigen Fette in einem ausgewogenen Verhältniszu essen. Typ-2-Diabetikern wird daherempfohlen, Walnüsse in den Diätplan

aufzunehmen. Dadurch kann ein optima-les Verhältnis der unterschiedlichen Fett-säuren erreicht werden – ohne negativeAuswirkungen auf die Gesamtfettmengeoder die Energieaufnahme von Patientenmit Typ-2-Diabetes. Der Verzehr von 30Gramm Walnüssen am Tag in Verbindungmit 350 Gramm fettem Fisch pro Wocheermöglicht es, die Empfehlungen zur Fettaufnahme in einer Diabetesdiät mitEnergiebeschränkung einzuhalten.

Das Studienergebnis zeigte, dass die Kom-bination von Walnüssen und fettem Fischeffektiver und länger wirksam ist als ein höherer Fischverzehr allein. Trotz des täglichen Verzehrs von Walnüssen,die viel Fett enthalten, wurde eine aus-gewogene Energiebilanz erzielt.

Neue Erkenntnisse in der StammzellentherapieEine individuelle Therapie für Diabetes-patienten könnte in Zukunft durch um-programmierte Körperzellen ermöglichtwerden, die mit menschlichen embryona-len Stammzellen verschmolzen werden.

Dass Stammzellen eine Grundlage bilden,um in Zukunft chronische Krankheiten zuheilen, ist bekannt. Doch die Gewinnungvon Stammzellen aus Embryonen istethisch umstritten. Jetzt ist es Forscherngelungen, andere Zellen in einen embryo-nalen Zustand zu versetzen, ohne dafürEmbryonen zerstören zu müssen. Dieembryonalen Stammzellen werden dabei mit gewöhnlichen Körperzellen fusioniert.Gelänge es, nach der Verschmelzung derZellen das Erbgut der Körperzellen wiederzu entfernen, könnten die in den embryo-nalen Zustand zurückversetzten Zellenmedizinisch zum Beispiel zur Behandlungvon Diabetes verwendet werden.

Walnüsse – insbesondere in Kombination mitFisch – sind für Diabetiker sehr zu empfehlen

Tastbare Knoten in der Brust könnenauch harmlos sein. Trotzdem sollte ein Arzt zurate gezogen werden.

In Zukunft wird das Insulinspritzen fürDiabetiker möglicherweise nicht mehr not-wendig sein

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16 MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005

schung, beschreiben Dr. Bart Janssen undseine Kollegen das so genannte „CNDP1-Gen“ auf Chromosom 18, das für die Bil-dung des Enzyms Carnosinase zuständigist. Dieses Enzym spaltet das MinieiweißCarnosin. Als Antioxidans neutralisiertCarnosin schädliche Freie Radikale. InVersuchen mit Nierenzellen konnte dieForschergruppe zeigen, dass ein hoherAnteil von Carnosin im Blut Nierenzell-schäden verhindern kann.

„Viel Carnosin findet sich immer dann,wenn entsprechend wenig aufspaltendeCarnosinase vorhanden ist“, erklärt Dr.Janssen, der im Institut für Humangene-tik des Universitätsklinikums Heidelbergarbeitet. In welchem Umfang das EnzymCarnosinase produziert und freigesetztwird, hängt wiederum von der Anzahlund Kombination bestimmter Bausteineder Erbsubstanz, der DNA-Basen im GenCNDP1, ab.

Bis zu 40 Prozent aller Diabetiker leiden unter NierenschädenFast 40 Prozent aller Diabetiker ent-wickeln als Spätfolge ihrer Erkrankungchronische Nierenschäden. Warum bleibtdie Mehrheit der Diabetiker von diesemSchicksal verschont? Bereits vor drei Jah-ren hatte Dr. Janssen zusammen mit den

GENETISCHE URSACHE DESNIERENVERSAGENS BEI

DIABETES ENTSCHLÜSSELT

Minieiweiß Carnosin schützt die Niere/Gentests für Erkrankungs-risiko in VorbereitungGenetiker des Universitätsklinikums Hei-delberg haben in Zusammenarbeit mitDiabetesexperten aus Mannheim, den Niederlanden und der TschechischenRepublik ein Gen entschlüsselt, dessen unterschiedliche Varianten bei Zucker-kranken das Entstehen von Nierenver-sagen begünstigen oder davor schützen.

Rund 40 Prozent aller Diabetiker entwi-ckeln ein chronisches Nierenleiden, eineso genannte diabetische Nephropathie,die oft eine Dialyse oder Nierentrans-plantation erforderlich macht. Nun kön-nen voraussichtlich Gentests entwickeltwerden, mit deren Hilfe sich das Risikovon Nierenschäden ermitteln lässt.

In vielen Fällen dürften genetische Faktoren eine wichtige Rolle bei der Er-krankung spielen. In der Augustausgabevon „Diabetes“, der international wich-tigsten Fachzeitschrift für Diabetesfor-Ein hoher Anteil von Carnosin im Blut kann

Nierenzellenschäden verhindern

Die Nieren sind die Filterorgane des Körpers. Das Bild zeigt ein Ausgusspräparat einer ganzen Niere aus Epoxydharz.

Forscher entwickeln Gentests, mit denen sichdas Risiko für Nierenschäden bei Diabetesermitteln lässt

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17MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005

Nierenfachärzten Dr. Irfan Vardarli undProfessor Dr. Fokko van der Woude gezeigt, dass die Resistenz gegen Nieren-schäden bei Diabetes erblich und auf demChromosom 18 lokalisiert ist. Die Heidel-berger Genetiker haben nun in Untersu-chungen an Patienten festgestellt, dass esdrei verschiedene Varianten dieses Gensgibt. Die längste Variante hat 2.191 DNA-Basenpaare und ist wahrscheinlich dieaktivste, das heißt, sie produziert viel Enzym. Die kürzeste Variante besitzt nur2.185 Basen.

Diese Variante wird als Mannheim-Variante bezeichnet, da sie erstmals beieinem Patienten aus Mannheim gefunden wurde. Diese Kurzform des Gens ist mit geringer Enzymproduktion assoziiert. Wiezu erwarten war, wurde bei Trägern die-ser Variante vergleichsweise viel Carnosinim Blut gemessen, das die Nieren schützt.Die Wissenschaftler stellten gleichzeitigin einer klinischen Studie fest: Diabetikerohne Nierenschäden haben überwiegenddie Kurzform (Mannheim-Variante) desGens; die längeren Gene finden sichhauptsächlich bei Patienten, die an diabe-tischer Nephropathie leiden. Künftig wirdes voraussichtlich möglich sein, mit einemGentest das individuelle Risiko einerdrohenden Nierenschädigung bei Diabe-tikern besser abzuschätzen. Forschungs-arbeiten zur Vorbereitung eines Gentestsdurch die Wissenschaftlergruppe unterHeidelberger Führung werden derzeitdurch die Europäische Union mit 1,8 Mil-lionen Euro unterstützt.

Insulin ist ein Hormon, das aus zwei Ketten vonEiweißen besteht

Schwangere Frauen solltenauf das Risiko hin untersuchtwerden, einen Schwanger-schaftsdiabetes zu entwickeln

Diabetes in der Schwangerschaftgehört zu den häufigsten Schwanger-schaftskomplikationen. Das Risiko fürBehinderungen, Fehl- und Totgebur-ten steigt beträchtlich. „Bleibt derSchwangerschaftsdiabetes unerkanntund unbehandelt, leiden viele Kinderspäter selbst an Diabetes und Über-gewicht“, so Professor Dr. Gudrun Neises von der Europa FachhochschuleFresenius (EFF). Dennoch lehnen dieKrankenkassen bisher die Kostenüber-nahme für eine generelle Vorsorgeun-tersuchung ab.

Auch die Mütter müssen mit erheb-lichen Komplikationen während undnach der Schwangerschaft rechnen.„Rund 40 bis 50 Prozent der betroffe-nen Frauen erkranken innerhalb von zehn Jahren nach der Geburt aneinem behandlungsbedürftigen Dia-betes mellitus.“

Im Gegensatz zu den chronisch verlaufenden Formen des Diabetesmellitus verschwindet der Schwan-gerschaftsdiabetes meist unmittelbarnach der Geburt. Neises warnt jedochdavor, ihn deshalb zu verharmlosen:„Es ist entscheidend, den Schwanger-schaftsdiabetes rechtzeitig zu diagnos-

tizieren, denn dann können die Risiken schwerwiegender Folgen fürMutter und Kind minimiert werden“,erklärt die Medizinerin. Besondersproblematisch: Typische Symptomeeiner Zuckerkrankheit wie häufigesWasserlassen und Durst treten beimSchwangerschaftsdiabetes oft nichtauf. So merken viele Schwangere garnicht, dass sie zuckerkrank sind. Frauen mit Kinderwunsch solltendaher intensiv über das Krankheitsbildaufgeklärt werden, so Neises.

VORSORGEUNTERSUCHUNGEN VONSCHWANGERSCHAFTSDIABETES GEFORDERT

Von „Diabetes selbst handhaben“ übergesunde Ernährung und leckere Re-zepte bis hin zum Entspannen und Urlaub machen. Sinnvolle Tipps nichtnur für Diabetiker.

Sebastian Dickhaut,Sabine Sälzer: Leben!

Das Hausbuch von GU. 1013 Ratschläge, die

man wirklich braucht. GU-Verlag, 624 Seiten

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Page 18: Blickpunkt Auge

„Bewusstsein“ ist ein Wort, das wir häufig gebrauchen und dasganz selbstverständlich zu unserem Wortschatz zu gehören

scheint. Doch was ist das Bewusstsein eigentlich? Das ist keine leicht zu beantwortende Frage.

enn man es genau nimmt, ist dieseFrage eigentlich gar nicht zu beant-

worten. Schon seit Jahrhunderten streitensich Philosophen darüber, wie das Be-wusstsein des Menschen entsteht undwas es letztendlich ist. Sie bezeichnen das als das so genannte „Leib-Seele-Problem“. Eine Fraktion der Philosophen vertritt die Ansicht, dass der Mensch aus zwei Bau-steinen besteht. Zum einen dem Körper ausFleisch und Blut und zum anderen seinemimmateriellen Geist als zweitem Baustein.Demgegenüber argumentieren Philoso-phen mit einem naturwissenschaftlichenAnsatz, dass das Bewusstsein wie auch derKörper materiell sind – das Bewusstseinsei ein Resultat chemischer Vorgänge imKörper, die wir bisher zwar nicht kennen,die wir aber in einer unbestimmten Zukunft erklären werden können.

Es gibt bisher noch keine Region des Gehirns, die zweifelsfrei als Sitz des Be-wusstseins definiert werden kann. Strengmedizinisch betrachtet, scheint die Er-klärung des Begriffs recht einfach zu sein:Ein Mensch ist entweder bei Bewusstseinund ansprechbar oder er ist bewusstlos –ohnmächtig oder im Koma. Auf der psy-chologischen Ebene umschreibt das WortBewusstsein die Fähigkeit des Menschen,verschiedene „Bewusstseinszustände“ zuerleben. Und was uns zu dieser Fähigkeitverhilft, ist Gegenstand des Streites derGelehrten. Und die Hypothese des außer-körperlichen Geistes, der zusammen mitunserem Körper das „Selbst“ bildet, istauch in unserer rationell geprägten Weltnoch aktuell. Bewusstsein ist keine kons-tante Größe – es ist veränderbar. Jeder

Mensch kann an sich verschiedeneBewusstseinszustände wahr-

nehmen – positive wie auch negative. Erinnerungen, Erwartungen, Hoffnungen,Gefühle oder Stimmungen beeinflussenseinen Bewusstseinszustand ebenso wieMeinungen, Ansichten oder moralischeWerte. Während ein Mensch heran-wächst, entwickelt sich in seinem Gehirnnach und nach all das, was das mensch-liche Bewusstsein auszeichnet. Ab einemgewissen Zeitpunkt seiner Entwicklungwird sich unser Gehirn seiner selbst mit-hilfe seiner Wahrnehmungen gewahr.Das „Selbst“ manifestiert sich aus den Erfahrungen und den Erlebnissen, die einMensch gemacht hat, die ihn geprägt haben und zu dem gemacht haben, was erin der Gegenwart ist – sowohl körperlichals auch geistig. Beispielsweise bestimmtdie Aufmerksamkeit, die ein Mensch in der Vergangenheit seiner Gesundheit ge-schenkt hat, seinen Gesundheitszustand,den er in der Gegenwart erfährt. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, seinSelbst zu gestalten und seine Einzigartig-keit zu erleben – sein Selbstbewusstseinzu erfahren.

Dass unser Gehirn – unser Geist – sichselbst betrachten kann, sich selbst infragestellen kann, macht den Menschen zumMenschen und verleiht ihm eine eigenePersönlichkeit. Unser Gehirn kann Datenspeichern, vergleichen und sie gegenein-ander abwägen. Dank seines Bewusstseinsist der Mensch in der Lage, sich gedank-lich Dinge vorzustellen, die er im Momentnicht sehen kann, er kann sie dennochanalysieren und daraus wiederum Schluss-folgerungen ziehen. Wir können unsereAktionen mit unserem Bewusstsein virtu-ell erproben, bevor wir sie in die Tat um-setzen – ja unser Bewusstsein kann sogarEreignisse vorausahnen. Das Bewusstseinversetzt den Menschen in die Lage, sichselbst, seine Stellung und seine Rolle inder Welt zu begreifen. Er kann über sichnachdenken und auch daraus Schlüsseziehen und seine Reaktionen undsein Verhalten entsprechend ändern. Die letztgenannte Fähigkeit ist bei jedem Men-schen unterschiedlich stark ausgeprägt.Bewusstsein ist allerdings nicht etwas,das man hat oder nicht hat – das Be-

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WIEDERERLANGEN? FÖRDERN?BEWUSSTSEIN

5.TEIL

MENTAL–MENTAL–MENTAL–MENTAL–SERIE

Wir können uns nur der Dinge bewusst sein,auf die wir unsere Aufmerksamkeit lenken18 MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005

Page 19: Blickpunkt Auge

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Stellen Sie sich eine alltägliche Situation vor, die Sie ärgert. Das kannvieles sein: eine lange Warteschlange vor der Supermarktkasse, Regen kurz vor einem Spaziergang oder lärmende Kinder beim

Mittagsschlaf. Sie kennen sicher Ihre übliche Reaktion bei Dingen, die Sie als ärgerlich empfinden. Auch wenn es schwer fällt, versuchen Sie diesen Umständen etwas Positivesabzugewinnen. Sie könnten die Zeit in der Warteschlange beispielsweise zur Entspannungnutzen, Sie könnten am verregneten Nachmittag ein gutes Buch lesen und Sie könnten sichvon den lärmenden Kindern an Ihre eigene Jugend erinnern lassen. Alles, was man als negativ empfindet, können Sie mit Ihrem Willen auch aus anderem Blickwinkel betrachten.Ihr Bewusstsein kann immer auf mehr als nur eine Weise reagieren. Versuchen Sie es, undwenn es nicht beim ersten Mal gelingt, dann versuchen Sie es weiter. Wenn Sie beharrlichüben, wird es Ihnen gelingen, „die Augen zu öffnen“.

Eckhart Tolle:Jetzt! Die Kraft der

Gegenwart, J. Kamphausen Verlag,

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Harry Palmer: Avatar. Die Kunst befreit

zu leben, J. Kamphausen Verlag

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Harry Palmer:ReSurfacing,

J. Kamphausen Verlag148 Seiten

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Ein Buch, das eine hervorragendeAnleitung zur Erforschung des Be-wusstseins gibt. Eigene Überzeugun-gen und unbewusste Muster werdenanhand vieler Übungen aufgedeckt.Bei konsequenter Übung kann dasBuch die Rückkehr zu bewusstenEntscheidungen ermöglichen.

Der Autor Harry Palmer schildert sei-nen Lebensweg, der ihn zur Entwick-lung der Avatartechniken führte. DerLeser erhält einen Einblick in die Kraftdieser Techniken, die auch in einemdreistufigen Kurs vermittelt werden,der auf den von Harry Palmer umris-senen Bewusstseinsprinzipien beruht.

Mit diesem Buch kann der Leser dieKraft des Augenblickes entdecken. DerLeser erschließt sich so eine neueKraftquelle, die ihm die bewussteGestaltung seines Lebens er-möglicht und ihm hilft,seine Ziele zu errei-chen.

wusstsein ist keine unveränder-liche Fähigkeit, vielmehr sind wir es,

die sein Potenzial mithilfe unseres Willensbeeinflussen. Unsere Aufmerksamkeit bestimmt die Ausdehnung unseres Be-wusstseins. Was können wir uns bewusst machen? Je fortgeschrittener ein Menschin dieser Fertigkeit ist, desto größer ist seine Kenntnis von der Möglichkeit oderFähigkeit eines oder im Besonderen seinesGeistes zum Erreichen fortgeschrittenerBewusstseinszustände.

Die Ausdehnung unseres Bewusstseinshängt von unserer Aufmerksamkeit ab.Aufmerksamkeit ist die Fähigkeit, unserBewusstsein zu konzentrieren, es wie eineTaschenlampe auf einen bestimmtenPunkt auszurichten – und diesen ins Zentrum unserer Aufnahmefähigkeit zurücken. Unser Bewusstsein ist aber ebensoin der Lage, diese gezielte Ausrichtungwieder aufzuheben, das heißt nichtkrampfhaft festzuhalten, sondern loszu-lassen und mit einer weiteren Einstellung seiner „Taschenlampe“ wieder mehr des

Gesamtbildes zu erfassen oder ein weiteresDetail davon zu betrachten. Eine ständigeFokussierung würde unser Gesichtsfeld –unsere Sicht der Welt – einschränken. Das geschieht häufig dann, wenn unsereÜberzeugungen unser Leben gestalten.

Der Verstand erstellt Überzeugungen zuSituationen, mit denen wir besonders häu-fig konfrontiert werden, um schneller aufdiese Umstände reagieren zu können. Dasist eigentlich sehr sinnvoll, kann aber zurFolge haben, dass sich diese Überzeugungmanifestiert und infolgedessen unsere Reaktionen unbewusst ablaufen – ohnedie Kontrolle durch unser Bewusstsein. Diein der Überzeugung festgelegte Meinungoder das Schema, wie wir auf eine bestimmte Situation reagieren, bestimmendann unsere Handlungen. Wir geben dieautonome Kontrolle über unsere Handlun-gen an den Verstand ab und stellen sie damit auf eine ähnliche unbewusste Stufewie den Herzschlag, Darmbewegungenoder die Atmung. Nur das aufmerksameBetrachten der eigenen Handlungen kann

wieder bewusste Reaktionen ermöglichen.Das aufmerksame Bewusstsein ist in derLage, seine Reaktion auf eine Situation freizu steuern – ohne sich von bisher Erlebtemund möglicherweise dazu entstandenenÜberzeugungen beeinflussen zu lassen. Es gilt, Überzeugungen aufzudecken undmithilfe des Bewusstseins aufzuheben. Andernfalls läuft man Gefahr, zum „Skla-ven“ seiner Überzeugungen zu werden.

Nur unser Bewusstsein verleiht uns dieFähigkeit, unser Leben selbst zu gestalten.Unser Bewusstsein ist – anders als unsereÜberzeugungen – nicht auf eine Reaktionfestgelegt, sondern kann in einer Situationaus einer Palette möglicher Reaktionendiejenige auswählen, für die wir uns ent-scheiden. Wie können wir Bewusstseinwiedererlangen oder es ausdehnen? Wirkönnen uns nur der Dinge bewusst sein,auf die wir unsere Aufmerksamkeit len-ken. Es hängt von unserem Willen ab, obwir dies tun können, ob wir die Kraft besitzen, unserer Überzeugung entgegen-zutreten und „anders“ zu sein.

Zum Bewusstsein kommen heißt: ein Gewissen bekommen, heißt wissen,

was gut und böse ist. (Thomas Mann) “

ÜBUNG

ZUM AUSSCHNEIDEN UND SAMMELNILLUSTRATIONEN AUF DEN SEITEN 18 UND 19: NILS WASSERMANN

Page 20: Blickpunkt Auge

enn Sie das Zitat von ChristianMorgenstern und den weiteren

Text ohne Brille oder Kontaktlinsenbequem lesen können, können Sie sichglücklich schätzen – Sie gehören einerMinderheit an. 61 Prozent der Deutschenüber 16 Jahre haben eine Brille auf derNase, etwa zwei Millionen Bundesbürgertragen Kontaktlinsen und immer mehrMenschen lassen sich ihre Fehlsichtigkeitmit einem Lasereingriff korrigieren. Darüber hinaus sind etwa eine halbeMillion Deutsche von anderen Sehbehin-

derungen betroffen, die nicht mit Brillenoder Kontaktlinsen korrigiert werdenkönnen und teilweise auch nicht zu operieren sind. In der Schulmedizinüberwiegt die Überzeugung, dass manFehlsichtigkeit nur korrigieren, nichtaber heilen kann. Vertreter alternativerHeilmethoden sind dagegen der Ansicht,dass Fehlsichtigkeit mehr von einem„Nicht-sehen-Wollen“ als einem „Nicht-sehen-Können“ verursacht wird und vondaher beeinflussbar ist. Begleiten Sie uns „offenen Auges“ in das Reich des

Sehens, und erfahren Sie Erstaunlichesüber den Sinn, der den meisten Men-schen der wichtigste ist. Denn nicht vonungefähr hüten wir das, was uns amliebsten ist, „wie unseren Augapfel“.

Im ersten Teil dieses Artikels lesen Sie,wie wir sehen, wie es zu Sehstörungenkommen kann und was sich von medizi-nischer Seite her dagegen unternehmenlässt. Im zweiten Teil betrachten wir auchdie alternativen Sichtweisen zum Thema„Sehen“.

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Ist das Sehvermögen eingeschränkt,hat das weit reichende Aus-

wirkungen auf unsere Lebens-qualität. Der Verlust des

Augenlichtes wird von den meisten Menschen als

schlimmer empfundenals der Verlust anderer

Sinne, denn das Sehen hat sehr viel

mehr mit Kom-munikation zu tunals andere Sinne.

Erst das Auge erschafft die Welt.

(Christian Morgenstern)

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Page 21: Blickpunkt Auge

60 % aller Deutschen ab 16 Jahren tragen eine Brille. Weitere 3 % davontragen Kontaktlinsen. Der Grafik könnenSie entnehmen, wie viel Prozent in denjeweiligen Altersgruppen von Fehl-sichtigkeit betroffen sind.

Nach der Kurz- und Weitsichtigkeitist der graue Star die zweit-

häufigste Augenschädigung. Rund 600.000 Patienten werden jährlichdeswegen Kunstlinsen eingesetzt.

Chronische Augenentzündung

Grüner Star

Makuladegeneration

Netzhautablösung

Fehlsichtigkeit in Deutschland

Diabetische Augenschäden

Grauer Star

Kurz- und Weitsichtigkeit

Alter

Die häufigsten Augen-erkrankungen in Deutschland

0,3

0,5

0,8

2

2,5

52921-29

4030-44

7645-59

94über 60

35

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Angaben in Prozent

Angaben in Millionen

21MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005

Page 22: Blickpunkt Auge

AugeBlickpunkt

Die Augäpfel liegen in den Augen-höhlen des Gesichts. Im Inneren derAugen befinden sich Photorezeptor-zellen, die empfindlich auf Licht rea-gieren. Werden sie durch Licht gereizt,senden sie Impulse an das Gehirn, dasdann diese Impulse deutet. Im Gehirnwird das Bild, das wir sehen, mit ge-speicherten Eindrücken, Erfahrungenund Gefühlen verglichen. So sieht einjeder die Welt tatsächlich mit seinenganz eigenen Augen.

Das Auge

Sehnerv

Glaskörper

Netzhaut

Unterer geraderAugenmuskel

Oberer geraderAugenmuskel

GelberFleck(Makula)

Hornhaut

Linse

Pupille

Vordere Augenkammer

Ziliarmuskel

Bindehaut

Iris/Regenbogenhaut

Lederhaut

vom Gegenstand reflektier-ten Lichtstrahlen in die Augen, wer-

den dort gebündelt und an die Netzhautweitergeleitet. Hier werden sie in elek-trische Impulse umgewandelt und andas Sehzentrum in der Großhirnrindegesandt. Dort erst erschafft das Gehirn dasBild, das wir sehen, und verknüpft es mitgespeicherten Gefühlen und Erfahrungen.Letztlich sehen wir also nicht mit den Augen, sondern mit dem Gehirn.

Der Weg des LichtesDamit wir überhaupt sehen können, brau-chen wir Licht, denn wenn wir etwas anschauen, sehen wir nur das von seinerOberfläche zurückgeworfene Licht. Be-trachten wir ein Bergpanorama, erreichtdas Gehirn die Summe seiner Lichtre-flexionen. Wipfel und Wiesen absorbierenbestimmte Wellenlängen des Lichtes,

Ultraviolett Spektrum des sichtbaren Lichtes

400 nm 780 nm315 nm280 nm100 nm

UV-C (100 nm–280 nm) UV-B (280 nm–315 nm) UV-A (315 nm–400 nm)

Wir sehen mit dem GehirnDas Sehen ist für uns so selbstverständ-lich, dass wir kaum einmal darüber nach-denken. Die meisten Menschen nehmenan, sie hätten eine Art Filmkamera imKopf – mit den Augen als Linsen. Dochdas Bild, das wir sehen, kommt anders zustande als bei einer Filmprojektion. Eine Filmkamera liefert ein flächenhaft scharfes Bild, während das Auge nur im Zentrum des Bildes scharf sieht. Und: Eine Kamera liefert zudem lediglich ein Abbildder aufgenommenen sichtbaren Umwelt,während beim Sehvorgang vom Gehirndas visuelle Bild mit verknüpften Erfah-rungen und Gefühlen „kommentiert“ wird.Wenn wir etwas anschauen, dringen die

GRAF

IK: D

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Page 23: Blickpunkt Auge

Ein Kind erblickt die Welt. Durch die Pupilledringen die Lichtstrahlen, nachdem sie vorhervon der Hornhaut gebündelt wurden, insInnere des Auges.

während sie andere Wellenlängen reflek-tieren. Das menschliche Auge kann jedochnur einen begrenzten Teil des Lichtstrah-lenspektrums erkennen (Wellenlängenzwischen 400 Nanometer [= blaues Licht]und 700 Nanometer [= rotes Licht]). UV-Strahlen und Infrarotstrahlen (= Wärme-strahlen) können wir nicht sehen.

Die IrisDie Pupillengröße und die Stärke des einfallenden Lichtes werden durch die Iris reguliert, die auch Regenbogenhautgenannt wird. Die Regenbogenhaut trägtihren Namen wegen der zahlreichen pig-mentierten Zellen, die in ihr eingelagertsind. Sie verleiht den Augen eines jedenMenschen eine andere Farbe. Je mehrFarbpigmente sie enthält, desto dunklersind die Augen. Hellblaue Augen habenwenig Farbpigmente und dunkelbraunehaben die meisten. Aus diesem Grundkann die Farbe der Iris, ähnlich wieein Fingerabdruck, zur Personenidentifi-zierung eingesetzt werden. Die Funktionder Iris ist mit der Verschlussblende einesFotoapparates vergleichbar. Die Iris ver-fügt über zwei Muskeln zur Einstellung

der Pupillenweite, die den Lichtverhältnis-sen angepasst wird. Bei Helligkeit verengtdie Iris die Pupille, während sie sich beiDunkelheit weit öffnet.

Die HornhautDas von Oberflächen reflektierte Lichtdringt zunächst durch die durchsichtigeHornhaut des Auges. Die Hornhaut(medizinisch: Cornea) formt vor der Re-genbogenhaut und der Pupille eine klare Kuppel. Die Krümmung der Hornhautbricht die einfallenden Lichtstrahlen – zusammen mit der Linse – genau so, dasssie am anderen Ende des Auges auf dieNetzhaut auftreffen, wo das ankommendeBild aufgenommen und zum Gehirngesandt wird. Die Brechkraft der Hornhautbeträgt normalerweise etwa 49 Dioptrien,die Brechkraft der Linse ungefähr 16Dioptrien. Weil sie für die richtige Licht-brechung so wichtig ist, wirkt sich bereitseine leichte Verformung der Hornhautstark auf die Sehkraft des Auges aus.

Die LinseDas durch die Pupille eintretende Lichttrifft nun auf die Linse. Die Linse ist keinstarres Gebilde aus Glas, sondern ein elas-

tischer, transparenter Körper, der sowohlan der Vorderseite als auch an der Rück-seite gekrümmt ist. Die Linse sorgt für einscharfes Bild, indem sie das eintreffendeLicht bündelt. Durch die Veränderung ihrer Krümmung kann die Linse die Seh-schärfe auf „nah“ oder „fern“ einstellen.Schweift der Blick in die Ferne, bewirktder Zug bestimmter Muskelgruppen, derso genannten Zonulafasern, dass die Linseflach wird und dass das Auge auf die Fer-ne eingestellt wird. Zur Naheinstellung er-schlaffen dagegen die Zonulafasern, dafürziehen sich die Ziliarmuskeln zusammen.Dadurch krümmt sich die Linse stärker.Durch die Krümmung wird das Auge auf ein Objekt in der Nähe scharfgestellt.Fachsprachlich wird dieser Vorgang alsAkkomodation bezeichnet. Die Linse wirdmit zunehmendem Alter weniger flexibel,was zu Sehstörungen führen kann.

Nachdem das Lichtstrahlenbündel dieLinse passiert hat, geht es ohne weitereBrechung oder Veränderung des Strahlen-gangs durch den Glaskörper, der aus einem wasserklaren Gel besteht und dasgesamte hintere Auge ausfüllt. Der Glas-körper hält den Augapfel in Form, indemer den Druck der Augenmuskeln abstützt.Außerdem dient er als Puffer bei Druckund Stoß von außen.

Infrarot

1.400 nm 3.000 nm 10.000 nm

IR-A (780 nm–1.400 nm) IR-B (1.400 nm–3.000 nm) IR-C (3.000 nm–10.000 nm)

Lemuren sind nacht-aktive Baumbewohnerund besitzen – ähnlich

den Katzen – große,nach vorn gerichtete

Augen mit einer re-flektierenden Schicht,

um nachts bessersehen zu können

1. Monat

Entwicklung der Sehkraft

Das Neugeborene kann Helligkeit erkennen

2. MonatDas Baby nimmt grobe Strukturen eines Gesichtsoder grobe Muster wahr

3./4. MonatDas Kind nimmt Blickkontakt auf

5./6. MonatDas gezielte Greifen nach Gegenständen beginnt

7./9. MonatDas Baby kann fremde und bekannte Gesichterunterscheiden

11./12. MonatDas Kind sucht mit den Augen Personen gezielt im Raum

5 JahreDas Kind hat fast die Sehschärfe eines Erwachsenen erreicht

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Page 24: Blickpunkt Auge

Die Netzhaut (Retina). Siebesteht aus einer Schicht von

lichtempfindlichen Nervenzellen,die die Lichtsignale verarbeiten undan das Gehirn weitergeben.

Sehens, also am gelben Fleck, der Maculalutea. Zum Rand der Netzhaut hin nimmtihre Anzahl ab. Im Gegenzug nimmt dieDichte der Stäbchen vom Rand zur Makula hin ab. Jeder Zapfen ist mit einer Nervenfaser verbunden, deshalb zeichnetsich das durch diese Sehzellen vermittelteFarbsehen durch eine extreme Schärfeund hohen Kontrast aus.

Im Gegensatz zu den Zapfen liefern dieStäbchen – vereinfacht erklärt – eine„grobe“ Variante der Bildinformation. Siesind hauptsächlich für das Sehen verant-wortlich, wenn nur wenig Licht vorhan-den ist, denn diese Sehzellen können auchmit geringer Lichtintensität auskommen.Nimmt die Helligkeit ab, unterscheidet dasstäbchenvermittelte Sehen nur noch zwischen hell und dunkel, weswegenfür uns „nachts alle Katzen grau“ sind.Beim „Stäbchensehen“ im Dunkeln leidetallerdings auch die Schärfe der Abbil-dung. Denn anders als die Zapfen ist nicht jedes Stäbchen mit einer Nerven-faser verbunden, sondern eine Nervenfa-ser ist mit einer Vielzahl von Stäbchenverschaltet. Dadurch sind die Stäbchenweniger lichtempfindlich und weisenauch eine geringere räumliche Auflösungauf als die Zapfen.

Aus dem Auge ins GehirnÜber den Sehnerv gelangen die Nerven-impulse zunächst zum Thalamus (Sehhü-gel), einer zentralen „Verwaltungsstation“für Sinnesinformationen, und danachweiter zur primären Sehrinde, dem Groß-hirnrindenbereich im Gehirn, der für dasSehen zuständig ist. Er wird auch primärervisueller Cortex genannt. Dieser Teil desGehirns besteht aus zirka 250 MillionenGehirnzellen und ist in mehrere Schichtengegliedert. Von der primären Sehrinde aus werden die visuellen Informationen an verschiedene andere Hirnbereiche wei-tergegeben, die in ihrer Gesamtheit als sekundäre Sehrinde bezeichnet werdenund die die Informationen der primärenSehrinde weiterverarbeiten.

Für die Entstehung des letztlich wahr-genommenen Bildes spielen hier zwei Informationsverarbeitungszentren einebesonders wichtige Rolle. Diese sind derScheitellappen (Parietallappen), in demdie Objekterkennung stattfindet und dieendgültige Form und Farbe des betrach-teten Objektes bestimmt wird, sowie derSchläfenlappen (Temporallappen), der für

Die NetzhautDie Strahlen erreichen jetzt die Netzhaut– einen zum Gehirn gehörenden Teil des Auges. Hier trifft das gesehene Bildverkleinert, auf dem Kopf stehend undseitenverkehrt auf und wird in Nerven-signale umgewandelt, die im Gehirn das Bild erzeugen, das wir wahrnehmen. Die Netzhaut ist eine Schicht aus überaus feinen lichtempfindlichen Sehzellen – denStäbchen und Zapfen – die ihre Informa-tion an Millionen andere Nervenzellenweitergeben. Diese sind zum Sehnerv gebündelt und leiten die aufgenommeneInformation an das Sehzentrum im Gehirn weiter.

Stäbchen und ZapfenDie Stäbchen und Zapfen der Netzhautsetzen die Strahlungsenergie des einfal-lenden Lichtes über einen biochemischenProzess in Nervenimpulse um, die an denSehnerv weitergegeben werden. Die Zap-fen ermöglichen das Sehen von Farben,allerdings sind sie wenig lichtempfindlich.Mithilfe der Stäbchen können wir dagegennur hell und dunkel sehen. Dafür sind sieextrem lichtempfindlich und somit auf dasSehen bei schlechten Lichtverhältnissenspezialisiert. (Eselsbrücke: StÄbchen =DÄmmerungssehen, ZApfen = FArb-sehen). Die höchste Dichte an Zapfen befindet sich an der Stelle des schärfsten

MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 200524

Die menschliche Netzhaut. Die 6,5 Millionen Zapfen

nehmen Farbunterschiede wahr.120 Millionen Stäbchen sorgen

für das Hell-Dunkel-Sehen.

Ausschnitt aus der Netzhaut

Zapfen Stäbchen

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AugeBlickpunkt

GRAF

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Page 25: Blickpunkt Auge

die Objektlokalisationund die Bewegungswahrneh-mung zuständig ist. Die unterschied-lichen Gehirnareale arbeiten jedoch nichtstreng voneinander getrennt, sondern ineinem Netzwerk, in dem die unterschied-lichen Verarbeitungsschritte gleichzeitigablaufen, während die Areale ständigInformationen untereinander austauschen.Gleichzeitig vergleicht das Gehirn das gewonnene Bild mit Eindrücken, die imLangzeitgedächtnis gespeichert sind.Haben wir ein Objekt schon einmal gese-hen, reichen schon wenige Informationenaus, um es wiederzuerkennen. Bei Din-gen, die wir noch nie gesehen haben,benötigt das Gehirn mehr Informationen,um das Objekt zu erkennen. Wie und woder Gesamteindruck des Bildes kombi-niert wird, ist bis heute noch unbekannt.Man nimmt an, dass es keine übergeord-nete Instanz gibt, die das Bild zusam-menfügt, sondern dass es in „Teamarbeit“in mehreren Hirnregionen gleichzeitigentsteht.

Um ein Gesicht frontal zu erkennen, sind andereHirnareale aktiv als solche, die es uns im Profilsehen lassen

Unterschiedliche Farben erzeugen unterschied-liche Nervensignale

Bestimmte Hirnareale sind auf das Erkennen vonRichtung und Geschwindigkeit von Bewegungenspezialisiert

Durch den Vergleich mit anderen bekanntenObjekten erkennen wir eine Frau, die isst

Die Seheindrücke beider Gesichtshälften werden inder Netzhaut in elektrische Impulse umgewandelt.Über die Sehnervenkreuzungen gelangen sie zu denSchaltstellen im Gehirn. Dort werden sie verstärktund an die Sehrinde weitergeleitet. Hier werden dieImpulse zu einem plastischen Bild umgewandelt.

Wir sehen nur, was wir sehen wollenEine wichtige Funktion kommt beimSehen unserer Aufmerksamkeit zu, dennnicht alles, was wir sehen, dringt in unserBewusstsein, sondern nur das, was wir sehen wollen. Lesen wir zum Beispiel vertieft in einem Buch, sehen wir die Weltdarum herum gar nicht mehr. Das Phäno-men, dass wir etwas sehen, aber dochnicht sehen, nennen Psychologen „Inat-tentional Blindness“, zu deutsch: Blindheitdurch Unaufmerksamkeit. Diese Fähigkeitdes Gehirns ist ungeheuer wichtig.Würden alle Informationen, die uns überdas Auge zugänglich sind, ungefiltert indas Bewusstsein dringen, würden wir im Chaos der optischen Datenflut „ertrinken“.Der optische Filter erlaubt es uns, mit voller Aufmerksamkeit dem nachzugehen,worauf wir uns konzentrieren wollen.

25MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005

Eine Szene, die wir sehen, wirdin unterschiedliche Informatio-

nen aufgeteilt und in verschiede-nen Gehirnarealen verarbeitet

Ungefähr eine Million Nervenfasernwerden in jedem Auge zum Sehnerv hingebündelt. An der Stelle, an der sichdie beiden Stränge kreuzen, werdendie Fasern neu gruppiert. Eindrücke

des linken Auges werden an dierechte Gehirnhälfte weitergeleitet

und die des rechten Auges an dielinke Gehirnhälfte.

Sehrinde

Linkes Auge Rechtes Auge

Kreuzung der Sehnerven

Diese Schaltstellen bestehen aus unterschiedlichen Zell-

schichten, die auf Formen,Farben, Bewegungen und

die Lage des gesehenenObjektes spezialisiert

sind

Seitliche Kniehöcker des Thalamus

Auf der Netzhaut wird das gesehene Bild seitenverkehrt, verkleinert und auf dem Kopfstehend abgebildet. Die Sehzellen analysierendas Bild auf Hell-Dunkel-Kontraste oder aufBewegungen hin.

Netzhaut (Retina)

Erkennen

Farben

Bewegung

Formen

Die Sehrinde enthält eine graue und eine weißeHirnsubstanz. Die graue Hirnsubstanz ist einewenige Millimeter dicke Schicht, in der dieZellkörper liegen. Die weiße Hirnsubstanz enthältNervenfasern für den Signalaustausch.

Sehrinde

Sehrinde

GRAF

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Page 26: Blickpunkt Auge

MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 200526

Die häufigsten Sehstörungen

Wer kurzsichtig ist, sieht in der Nähe allesscharf, in der Ferne aber unscharf. DerGrund: Der Lichtstrahl wird bereits vorder Netzhaut gebündelt und trifft nichtam richtigen Punkt auf der Netzhaut auf.Die häufigsten Ursachen für die Kurz-sichtigkeit (Myopie) sind entweder ein zu

Um in unserer sehr an der visuellenWahrnehmung orientierten Welt am normalen Leben teilhaben zu können,müssen wir gut sehen können.

Damit wir im Alltag bestehen können, istes bei Sehschwächen unabdingbar, ent-weder eine Brille zu tragen, sich Kontakt-linsen einzusetzen oder die Fehlsichtigkeitper Laser korrigieren zu lassen.

langer Augapfel oder aber eine zu hoheBrechkraft der Hornhaut oder der Linse.Diese Faktoren gelten als ererbt und ent-wickeln sich zumeist in den ersten dreiLebensjahrzehnten.

Ob äußere Faktoren, wie Arbeit am Bild-schirm oder Lesen bei schlechtem Licht,die Entwicklung einer Kurzsichtigkeit fördern, ist bislang nicht bewiesen. Dieeinfachsten Möglichkeiten der Korrekturvon Kurzsichtigkeit sind Brillen oderKontaktlinsen. Die oft verbreitete These,dass kurzsichtige Menschen, die ständigeine Brille oder Kontaktlinsen tragen, dadurch noch kurzsichtiger werden, istlaut dem Berufsverband für Augenärzte(BVA) nicht richtig. Wer eine Brille oderLinsen braucht, sollte sie auch tragen,wenn es notwendig ist.

Aber auch mit einer Laseroperation lassensich die meisten Fehlsichtigkeiten korri-gieren. LASIK heißt eine der Methoden,mit der sich eine Kurzsichtigkeit bis zu -10 Dioptrien behandeln lässt. Lesen Sieauf Seite 28 mehr darüber, wie ein solcherEingriff abläuft und was Sie beachten sollten, wenn Sie sich dazu entschließen,Ihre Fehlsichtigkeit korrigieren zu lassen.

Wie sie entstehen und was sich gegen sie unternehmen lässt

Kurzsichtigkeit

AugeBlickpunkt

0,4Sehschärfe

0,5Sehschärfe

0,6Sehschärfe

0,7Sehschärfe

0,8Sehschärfe

1,0Sehschärfe

Sehstörungen

Sehtest links: Schauen Sie mit 4 Meter Abstand auf die Ringe.Decken Sie dabei ein Auge abund schauen Sie sich die Ringevon oben nach unten hin an. Bis zu welcher Größe können Siedie Öffnung des Rings noch klarerkennen? Folgendes Ergebnislässt sich ableiten:

Sehschärfe bis 0,6: Sie solltendringend einen Augenarzt auf-suchen! Und Tragen Sie beimAutofahren unbedingt eine Brille.

Sehschärfe 0.7: Lassen Sie IhreAugen besser vom Arzt checken.Beim Autofahren und im Kinohaben Sie eine bessere Sicht miteiner Sehhilfe.

Sehschärfe 0,8: Sie benötigennicht unbedingt eine Brille, siekönnte Ihnen aber bei DunkelheitSicherheit geben.

Sehschärfe 1,0: Sie sehen sehrgut! Um sicher zu gehen, dassdas auch weiterhin so bleibt,sollten Sie den Test in ca. 1 Jahrwiederholen.

Page 27: Blickpunkt Auge

Vor dem Aussuchen einer Sehhilfe ist es wichtig,die Augen genau untersuchen zu lassen, damit

die richtige Diagnose gestellt wird

27MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005

Weitsichtigkeit wird in der medizinischenFachsprache als Übersichtigkeit, Hyperopieoder Hypermetropie bezeichnet. Weit-sichtigkeit bedeutet, dass der Betroffenegut in die Ferne sehen kann, die naheSicht aber unscharf ist. Der Grund hierfür:Der Brennpunkt, also das scharfe Bild, er-scheint erst hinter der Netzhaut. Die Strah-len treffen zwar auf der Netzhaut auf, siesind jedoch zu diesem Zeitpunkt nochnicht vollständig gebündelt. Daher wirddas Bild verschwommen und unscharfwahrgenommen. Die Ursache der Weit-sichtigkeit liegt zumeist in einem zu kur-zen Augapfel. Sie kann aber auch in einerzu schwachen Brechkraft von Hornhautund Linse begründet sein. Weitsichtigkeitist meistens angeboren und sollte nichtmit der Alterssichtigkeit verwechselt wer-den. Wie die Kurzsichtigkeit kann auchdie Weitsichtigkeit mit Brille oder Kon- taktlinsen korrigiert werden. Außerdem istauch hier eine Laserkorrektur möglich. Daes sich um die gleichen Verfahren handelt,die auch bei Kurzsichtigkeit zum Einsatzkommen, berichten wir auf der nächstenSeite ausführlich über diese Methoden undihre Vor- und Nachteile.

Mit zunehmendem Alter fällt das Lesen im Nahbereich schwerer. Die meisten Be-troffenen merken das daran, dass sie die Zeitung gar nicht weit genug vom Augeweg halten können, damit die Buchstabennicht mehr verschwimmen. Bei der Alters-sichtigkeit (Presbyopie) können näher liegende Objekte vom Auge nicht mehrrichtig scharf gestellt werden. Die Ursacheliegt in einem Elastizitätsverlust der Linse,die sich nicht mehr so stark wölben kann.In der Regel treten ab dem 40. bis 50. Le-bensjahr Schwierigkeiten bei der Nahein-stellung des Auges auf. Der Lehrmeinungnach handelt es sich hierbei um einennatürlichen Alterungsprozess des Auges.

Alterssichtigkeit ist mit einer Lesebrille zu korrigieren. Ob „Augentraining“ denProzess verzögern kann, ist umstritten. Alterssichtigkeit kann durch eine Laser-operation nicht behoben werden.

Die Hornhautverkrümmung wird vonFachleuten Stabsichtigkeit oder Astigma-tismus genannt. Astigmatismus (stigma =Punkt) heißt wörtlich übersetzt: „nicht

Weitsichtigkeit Alterssichtigkeit

Hornhautverkrümmung

Bei der Kurzsichtigkeit ist der Augapfel zu lang. Diegebrochenen Lichtstrahlen - und damit der Punktdes schärfsten Sehens - werden vor der Netzhautgebündelt (roter Punkt).

Bei der Weitsichtigkeit ist der Augapfel zu kurz.Der Punkt des schärfsten Sehens (roter Punkt)liegt hinter der Netzhaut.

Kurzsichtigkeit (Myopie)

Weitsichtigkeit (Hyperopie)

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punktförmiges Sehen“. Der Betroffenesieht einen kreisrunden Punkt nicht alssolchen, sondern sieht ihn verschoben alsEllipse oder Stab. Die Stabsichtigkeit ist eine Fehlsichtigkeit, die zumeist gemein-sam mit der Kurz- oder Weitsichtigkeitauftritt. Die Bezeichnung „Hornhautver-krümmung“ ist zwar sehr verbreitet, abernicht richtig, weil die Ursache für denAstigmatismus oft gar keine Verkrüm-mung der Hornhaut ist, sondern eher eineVerformung. Die Oberfläche der Hornhautist bei der Stabsichtigkeit nicht glattgerundet wie die Oberfläche einer Kugel,sondern verformt. Sie ist an verschiedenenStellen unterschiedlich stark gewölbt. Dasführt zu einem verzerrten Bild auf derNetzhaut und damit zu unscharfem Sehen.Die Sehstörung ist meistens angeboren,kann aber auch durch Narben nach Horn-hautverletzungen oder Entzündungenentstehen. Die Stabsichtigkeit ist häufigbesser mit Kontaktlinsen zu korrigieren alsmit einer Brille. Wie Kurz- und Weitsich-tigkeit lässt sich auch die Stabsichtigkeitmit Laserverfahren korrigieren.

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Page 28: Blickpunkt Auge

MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 200528

(Laser-in-situ-Keratomileusis = Form-veränderung der Hornhaut durch Laser-anwendung im Inneren der Hornhaut)

Bei Kurzsichtigkeit bis zu –10 Dioptrienund Weitsichtigkeit bis +3 Dioptrien istdas LASIK-Verfahren derzeit die häufigsteund mit den größten Erfolgen ange-wandte Laserbehandlung. Auch Horn-hautverkrümmungen bis –3 Dioptrienlassen sich damit behandeln. Ziel ist es,die Fernbrille überflüssig zu machen. Eine Lesebrille kann die LASIK-Behand-lung allerdings nicht ersetzen.

Für diese ambulante Behandlung wirddas Auge zunächst mit Tropfen betäubt.Während der nur wenige Minuten dau-ernden Operation trennt ein computer-gesteuerter „Hobel“ (Mikrokeratom ge-nannt) eine etwa 160 Mikrometer dünneScheibe von der obersten Hornhaut-schicht ab, die wie ein Deckel zur Seitegeklappt werden kann. Ein so genannterExcimerlaser (Kaltlichtlaser) schleift an-

schließend eine im Voraus berechneteMenge des inneren Gewebes der Horn-haut ab. Diese Genauigkeit kann erreichtwerden, weil Lasersysteme so präzise ar-beiten, dass damit sogar ein Muster in einHaar eingraviert werden könnte. Danachwird der „Deckel“ wieder zurückgeklapptund leicht angedrückt, sodass er sich vonselbst festsaugen kann und nicht genähtwerden muss. Er passt sich der Hornhaut-oberfläche von allein wieder an. Bereitsam Tag nach der Operation wird zumeistein annähernd normales Sehvermögen er-reicht. Eine Stabilität der Sehkraft hat derPatient meist nach sechs bis acht Wochen.Die Chance, anschließend keine Brillemehr tragen zu müssen, ist umso größer,je geringer die Fehlsichtigkeit ist. 95 Pro-zent der schwach kurzsichtigen Patientengeben an, mit dem Ergebnis der LASIK-Behandlung sehr zufrieden zu sein. Auchdrei von vier ursprünglich stark Kurzsich-tigen (bis –10 Dioptrien) kommen nach derOperation ohne Sehhilfe aus.

LASIK-VerfahrenDas

Laseroperationen bei SehstörungenViele Menschen, die unter einer Fehl-sichtigkeit leiden, würden gern ohne eineoptische Sehhilfe klar sehen können.Lange Zeit waren Brillen oder Kontakt-linsen die einzigen Möglichkeiten zurKorrektur. Doch in den letzten Jahren hatdie Laserchirurgie am Auge an Bedeu-tung gewonnen. 2004 gab es bundes-weit rund 120.000 Lasereingriffe am Auge und die Tendenz steigt.

Für diejenigen, die sich ihrer Brille entle-digen möchten oder die Kontaktlinsenleid sind, bieten Laserverfahren großeChancen. Teilweise können die Patientennach dem Eingriff wieder 100-prozentiggut sehen und Linsen und Brille für immer den Rücken kehren. Bei starkerKurzsichtigkeit bieten einige Ärzte auchden Einsatz einer Kunstlinse an. Die Methode ist aber noch verhältnismäßigneu und wenig erprobt.

LASIK-OPs im Vergleich. 2004 ließen sich in Deutschland 120.000 Menschen mit LASIK operieren. Tendenz steigend.

LASIK-OPs im Vergleich

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Angaben in Millionen

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Danach wird für denPatienten alles anders aus-sehen: der Eingriff mit dem

Excimerlaser. Wichtig ist,dass vor und nach der

Laserkorrektur das Augemit genauen Verfahren

untersucht wird.

AugeBlickpunkt

Page 29: Blickpunkt Auge

29MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005

Das Auge jedes Menschen ist so individuell wie sein Fingerabdruck. Mithilfe eines Wellenfront-

systems wird jedes Auge in seiner Gesamtheitgemessen. Hierbei erhaltene Daten, wie z. B.

Brechkraftfehler und Unregelmäßigkei-ten des Auges werden dann in einer

landkartenähnlichen Reliefansichtdargestellt. Diese erfassten Daten

werden dem Computer desExcimerlasers übermittelt, der

sie individuell auf die Laser-behandlung jedes zu behan-

delnden Auges abgestimmtberechnet.u

LASIK ist für den Patienten besondersschonend, weil die Behandlung schmerz-frei ist. Die Oberfläche der Hornhautwird nicht zerstört, sodass nur eine geringe Narbenbildung stattfindet. Die Kosten für die Operation: etwa 2.000 Europro Auge. Nicht unerwähnt soll bleiben,dass durchaus Nebenwirkungen auftre-ten können. So können sich im An-schluss eventuell Unverträglichkeit vonKontaktlinsen, Blendungsempfindlich-keit und Überempfindlichkeit einstellen.

Die neue „Nur-Laser-Methode“Seit Ende 2004 gibt es eine neue Methode,die sich Femto-LASIK-Methode nenntund auch als „Laser-LASIK-Methode“bezeichnet wird. Bei dieser Methode er-folgt der Eingriff ausschließlich mit demLaser und ohne mechanischen Schnittmittels Mikrokeratom. Statt mit diesem„Hobel“ wird der Hornhautdeckel mithil-fe eines weiteren Lasers, dem so genann-ten Femtosekundenlaser, aufgeschnitten.Dies geht Befürwortern der Methodezufolge präziser als mit dem Mikrokera-tom. Zudem kann die oberste Hornhaut-schicht noch dünner eingeschnitten wer-den, sodass mehr Hornhautgewebe für

die Bearbeitung mit dem Excimerlaser,der auch hier die eigentliche Korrekturder Fehlsichtigkeit vornimmt, übrigbleibt. Mit rund 2.600 Euro pro Auge istder Eingriff teurer als die herkömmlicheLASIK-Methode. Kritiker der Methodebemängeln allerdings, sie sei noch nichtausgereift.

PRK (bzw. LASEK, Epi-LASIK) für geringe Kurzsichtigkeit(Photoablative refraktive Keratektomie =Wegschneiden von Hornhaut mittelsLicht, um die Brechkraft zu ändern)

PRK ist das älteste Laserverfahren undwird in den USA seit gut 15 Jahren, inDeutschland seit etwa acht Jahren einge-setzt. Aufgrund dieser Erfahrungen gilt dieBehandlung als sehr sicher. Infrage kommtsie für leicht kurzsichtige Menschen mitbis zu –4 Dioptrien und bei Hornhaut-verkrümmungen bis etwa –4 Dioptrien. Bei Weitsichtigkeit ist PRK mittlerweile komplett durch LASIK ersetzt worden. Nachdem der Patient für die ambulante Behandlung betäubende Augentropfen er-halten hat, entfernt der Arzt bei der PRKmit einem mechanischen Minispatel die

Mit einem Femtolaser wird die obersteHornhautschicht aufgeschnitten

Femto-LASIK (auch als Intra-LASIK, Laser-Lasik, Premium-LASIK oder Intralase-LASIKbezeichnet), ist eine neue Form der LASIK

Die danach folgende Korrektur der Hornhauterfolgt wie bisher mit dem Excimerlaser

Femto-LASIK

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Page 30: Blickpunkt Auge

Die PRK-OP gilt als „Mutter“ aller Lasermethoden und wird schon seit 1987 als Behandlungs-methode zur Korrektur von Fehlsichtigkeit angewandt. Es wurden weltweit zirka 3 MillionenAugenlaserbehandlungen mit dieser Methode durchgeführt. Die Operationen sind - auchwenn es nicht so erscheinen mag - mit wenig bis keinen Schmerzen verbunden.

MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 200530

PRK (photoablative refraktive Keratektomie).Das Deckhäutchen (Epithel) der Hornhaut wirdmechanisch oder mit Alkohol entfernt.Anschließend wird gelasert.

Die gelaserte Zone wird mit einer Kontaktlinsebedeckt, bis sich das Epithel wieder geschlos-sen hat

Deckschicht (das Epithel) der Hornhaut.Bei der LASEK (Laser Epithelial Keratomi-leusis), einer Weiterentwicklung der PRK,löst der Arzt das Epithel dagegen nurvorübergehend vorsichtig mit Alkohol ab.Dann modelliert er mit dem Laser dieHornhaut, sodass die Krümmung und damit die Brechkraft korrigiert wird. Nachder PRK-Behandlung bildet sich dasEpithel von den Rändern her in 3–4 Tagenneu; während dieser Zeit müssen Patien-ten mit Wundschmerzen rechnen. Bei derLASEK wird das zuvor durch Alkohol ab-gelöste Epithel nach der Operation wiederüber die Wunde gelegt. Das Epithel wächstzwar nicht wieder an und muss auch hiernachwachsen, durch dieses Vorgehen wer-den aber die postoperativen Beschwerdengemildert. Durch eine ausgeprägte Nar-benreaktion kann die Sehschärfe für einegewisse Zeit eingeschränkt sein. Die Me-thode gilt als verhältnismäßig sicher, istaber mit stärkeren Schmerzen verbundenals die LASIK-Methode. Daher entscheidensich weniger als zehn Prozent derPatienten für diese Form der Korrektur. Bei Patienten mit einer sehr dünnen Horn-haut ist sie jedoch oft die einzig möglicheForm der Lasertherapie. Die Kosten be-laufen sich beim PRK auf etwa 2.000 bis4.000 Euro für beide Augen.

Ein Lasereingriff ist nicht völlig risi-kofrei. Wer sich für eine Laseroperationgegen Fehlsichtigkeit entscheidet, solltebedenken, dass es sich dabei um einenEingriff in ein gesundes Organ handelt,der letztendlich aus kosmetischenGründen geschieht. Der Berufsverbandder Augenärzte Deutschlands (BVA) rätPatienten, die solch einen Eingriff erwägen, folgende Fakten abzuwägen:

Bei der OP wird nur das Symptom der Fehlsichtigkeit behandelt und nicht die UrsacheEine Operation kommt nur bei einerstabilen Fehlsichtigkeit in FrageEs kann keine Gewähr dafür übernom-men werden, dass Brille oder Kontakt-linsen vollständig überflüssig werdenEine erneute Operation kann erforder-lich sein, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen

Ein Fortschreiten der Grunderkrankungkann nicht verhindert werden

Das Sehvermögen ohne Brille oder Lin-sen wird verbessert, die bestmöglicheSehschärfe mit Brille oder Linsen kannjedoch mitunter schlechter werden

Einmal eingetretene Nebenwirkungenund Komplikationen können, auch wenn sie selten sind, nicht mehr behoben werden

Die Operation ersetzt nicht die Lesebril-le bei einsetzender Alterssichtigkeit, dieab dem 40. Lebensjahr durch die nach-lassende Verformbarkeit der Augenlinseauftreten kann

Ein gesichertes Wissen über Langzeit-stabilität der Behandlungen besteht nicht

Ohne triftige medizinische Indikationwerden die anfallenden Behandlungs-kosten nicht von der Krankenkasseübernommen

Risiken bei Laseroperationen

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AugeBlickpunkt

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31MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005

Die Erfindung der Brille war eingroßer Fortschritt für die Mensch-

heit. Mit ihrer Hilfe konntenalterssichtig gewordene

Gelehrte weiterhin lesen und schreiben. Anfangs

konnten nur Sehhilfen zurKompensation der

Alterssichtigkeit herge-stellt werden – heute

kann man fast jedeForm der Fehlsichtig-

keit korrigieren.

Brillen und Kontaktlinsen können Fehl-sichtigkeit fast immer ausgleichen.Wichtig ist hierbei die Berechnung derDioptrien.

Eine Dioptrie (dpt) ist eine Maßeinheit fürdie Brechkraft der Augenlinse. Sie berech-net die Entfernung, bis zu der ein Fehl-sichtiger gerade noch scharf sehen kann,mithilfe einer mathematischen Formel.Ein Beispiel: Ein kurzsichtiger Mensch mit–4 Diopthrin kann ohne Brille nur bis zu25 Zentimeter vor dem Auge richtigscharf sehen. Weiter entfernte Objektewerden unscharf wahrgenommen. Der Di-optrienwert beschreibt dabei sowohl denGrad der Fehlsichtigkeit als auch die Stär-ke des korrigierenden Brillenglases oderder Kontaktlinsen.

Brille Kurzsichtige Menschen benötigen zumAusgleich Gläser mit einer negativen Di-optrienzahl (Konkav- oder Streulinsen),Weit- oder Alterssichtige brauchen dage-gen Sammellinsen (Konvexlinsen) miteiner positiven Dioptrienzahl.

Kontaktlinsen Kontaktlinsen werden immer beliebter.Man sieht sie nicht, sie schränken das Gesichtsfeld nicht ein, sie beschlagennicht und werden bei Regen nicht be-spritzt. Oft korrigieren sie die Sehleistungauch besser, als eine Brille dies kann. Beistarker Sehschwäche verhindern sie zu-dem den unschönen „Glasbausteineffekt“dicker Brillengläser. Auch schränken siedadurch, dass sie nicht verrutschen, dieBewegungslust ihrer Träger nicht ein undsind deshalb für sportliche Menschenbesonders geeignet. Aber sie haben auchNachteile gegenüber der Brille. Die Hand-habung von Kontaktlinsen muss zunächstgeübt werden, und es braucht etwas Zeit,bis man richtig gut mit ihnen zurecht-kommt. Auch wird sich mancher zunächstscheuen, mit den Händen so direkten Au-genkontakt aufzunehmen. Kontaktlinsensind pflegeintensiv, und sowohl die Linsenselbst als auch die speziellen Pflegemittelsind nicht billig und kommen den Träger

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Übung macht den Meister –das gilt auch beim

Einsetzen und Her-ausnehmen von

Kontaktlinsen

Der größte Unterschied besteht zwischenharten und weichen Kontaktlinsen. HarteLinsen aus Kunststoff bedürfen einer län-geren Eingewöhnungszeit, zeichnen sichaber dadurch aus, dass sie meist über sehrlange Zeit gut vertragen werden. Sie sindkleiner als die Hornhaut und auch hochsauerstoffdurchlässig. Zudem sind sie relativ einfach in Pflege und Handhabungund trotz des höheren Preises durch ihrelange Lebensdauer insgesamt möglicher-weise günstiger als weiche Linsen. Vor-und Nachteil: Sie schwimmen auf demTränenfilm des Auges, was sie für dasAuge verträglicher macht als die festersitzenden weichen Linsen, aber dadurchfallen sie leichter aus dem Auge als weiche Linsen. Wegen der längeren Ein-gewöhnungszeiten und manchmal auchwegen eines Fremdkörpergefühls im Augeentscheiden sich heute nur noch 22 Pro-zent der Kontaktlinsenträger für harteLinsen. 1990 waren es noch 65 Prozent.

Weiche Linsen sind aus einem elastische-ren Material hergestellt als harte Linsen

insgesamtteurer zu ste-hen als eine Brille,zumal die Linsen auch inbestimmten Abständen durch neueausgetauscht werden müssen. Kontakt-linsenträger müssen besonders streng da-rauf achten, ihre Augen auch regelmäßigvom Augenarzt kontrollieren zu lassen.Am besten lassen Sie sich von Ihrem Au-genarzt beraten, wenn Sie sich für Linseninteressieren, denn nicht jeder kann sietragen, und es gibt ein großes Spektrumunterschiedlicher Linsen. Grundsätzlichhandelt es sich bei Kontaktlinsen, die auchHaftschalen genannt werden, um dünne,uhrglasförmige Linsen, die man sich direktauf die Hornhaut des Auges setzt. Sie bestehen aus starrem oder flexiblem, neu-erdings auch aus quellfähigem Kunststoff.Man unterscheidet zwischen weichen undharten Kontaktlinsen sowie je nach Trage-zeit zwischen Einweglinsen, 14 Tage-Kon-taktlinsen, Monatskontaktlinsen, Lang-zeitlinsen und Dauertragelinsen. Letzterekönnen über Nacht im Auge belassen werden und müssen nur einmal im Monatausgetauscht werden. Als Besonderheitwerden auch farbige Kontaktlinsen an-geboten sowie Linsen mit UV-Schutz.

und haben einen größeren Durchmesserals die Hornhaut. Sie können sofort imAuge bleiben, weil sie spontan verträglichsind. Nachts müssen sie – wie andere Lin-sen mit Ausnahme von Dauertragelinsenauch – jedoch unbedingt wieder aus demAuge genommen werden. Weiche Linsensitzen auch durch ihre Anhaftung sichererim Auge, was zum Beispiel beim Sportvon Vorteil ist. Dafür beanspruchenweiche Linsen mehr Pflege als harte Kon-taktlinsen. Es gibt sie als Jahres-, Monats-und als Tageslinsen. Tages- und Monats-linsen sind deutlich dünner und luft-durchlässiger als Jahreslinsen und durchihre kurze Tragedauer bergen sie auchweniger Risiken zu verschmutzen undsind von daher verträglicher. Insgesamtsind besonders Tageslinsen jedoch deut-lich teurer als zum Beispiel Jahreslinsen.Welche Linsen am besten geeignet sind,hängt von der persönlichen Lebensweiseab. Die Art der beruflichen Tätigkeit istfür die Entscheidung, welche Linsen mantragen will, ebenso wichtig wie die Frage,ob man die Linsen täglich oder nur in derFreizeit oder beim Sport tragen will.

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AugeBlickpunkt

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Bei Kontaktlinsen muss unbedingt auf die richtige Pflege geach-tet werden – sonst können sie Schäden am Auge verursachen.Werden die Augen zu trocken, helfen spezielle Augentropfen.

Wer kann Kontaktlinsen tragen?Für fast jeden ist heute die Anfertigungvon Kontaktlinsen möglich. Einige wenigeselten vorkommende Sehschwächen oderanatomische Besonderheiten des Augessind für das Kontaktlinsentragen ungeeig-net. Sprechen Sie mit Ihrem Augenarztdarüber, wenn Sie daran interessiert sind.Auf keinen Fall sollten Sie einfach auf eigene Faust „Selbstversuche“ starten.

Wie lange dürfen Kontaktlinsen im Auge bleiben?Das hängt vom verwendeten Kontakt-linsentyp ab. Die tägliche Tragezeit mussfür jeden Linsenträger in Abhängigkeitvom Linsentyp individuell festgelegtwerden. Harte Linsen können bis unge-fähr 14 Stunden im Auge getragen wer-den. Herkömmliche weiche Jahreslinsen,Monatslinsen und Tageslinsen solltenspätestens nach zwölf Stunden heraus-genommen werden. Weiche Linsen ausneuesten Materialien können bis zu 16 Stunden im Auge bleiben. Haben Sie

jedoch Probleme beim Tragen, sollten Siedie Linsen nicht einsetzen bzw. heraus-nehmen und zur Brille greifen.

Wie pflege und reinige ich die Linsen?Halten Sie sich genau an die auf oder inder Packung der Linsen angegebenenDesinfektions- und Reinigungsvorschrif-ten, denn durch mangelnde oder falscheReinigung können sehr leicht Beschwer-den oder Schädigungen am und im Augeentstehen. Wenn diese erst einmal ein-getreten sind, ist das Linsentragen für eine ganze Zeit oder, im schlimmsten Fall,sogar für immer unmöglich.

Kann man mit Kontaktlinsen dieAugenfarbe verändern?Ja. Doch bringen farbige Linsen Ein-schränkungen mit sich, denn um eineechte Farbveränderung zu erreichen,muss die Linse eine sehr deckende Farb-schicht aufweisen. Trotz der transparen-ten Stelle vor der Pupille gelangt durcheine solche farbige Kontaktlinse weniger

Licht ins Auge. Dies führt unter Umstän-den zu einer beeinträchtigten Sehfähig-keit. Auch passt sich das Loch in der Mitte der Linse der Öffnung der Pupillenicht immer vollständig an, was zu Ein-schränkungen beim Sehen führt. FarbigeKontaktlinsen sollten – wenn überhaupt –nur zu besonderen Anlässen und nichtdauerhaft getragen werden.

Wie setze ich Kontaktlinsen ein?Hier gilt die alte Weisheit „Übung machtden Meister“. Grundsätzlich sollte sich je-der vom Augenarzt das richtige Einsetzenund Entfernen der Linsen zeigen lassen.

Wann sollte man keine Kontaktlinsen tragen?Wer Fieber hat, sollte lieber keine Kon-taktlinsen tragen. Bei einem fieberhaftenInfekt steigt die Temperatur auch imAuge an. Das fördert das Wachstum vonBakterien und Pilzen. Dies kann dazuführen, dass erkältete Kontaktlinsenträ-ger eher an Bindehaut- oder Hornhaut-entzündungen erkranken.

Tipps für Kontaktlinsenträger

Welche der Linien ist länger? Die untere? Nein,beide sind gleich lang. Die schrägen Linien anden Ecken lassen die Linien länger oder kürzererscheinen.

Die horizontalen und vertikalen Linien sindschief? Nein, alle Linien sind exakt senkrecht oderwaagerecht.

Optische Täuschungen. Wenn Informationenunklar sind, muss das Gehirn raten. Dabei irrt essich manchmal. Welcher der mittleren Punkte istkleiner? Der rechte? Nein, beide sind gleich groß.

Optische Täuschungen

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Grauer Star. Ein Patient mit einem fortgeschritte-nen grauen Star sieht wie durch eine fleckigeFensterscheibe. Das kann insbesondere imStraßenverkehr sehr gefährlich werden.

Um den Folgen eines Glaukoms vorzubeugen, sollteman ab einem Alter von 40 Jahren alle zwei Jahreeinen Sehnervtest beim Augenarzt durchführen lassen

MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 200534

Wenn diewerdenAugen krank

Grauer Star /KataraktVerantwortlich für das Entstehen desgrauen Stars ist eine zunehmende Eintrü-bung der normalerweise klaren Augen-linse. Dadurch kann das Licht die Linseimmer weniger durchdringen, und mansieht nur noch verschwommen, wie durchein beschlagenes Fenster oder ein Milch-glasfenster. Oft kommt auch eine erhöhteBlendungsempfindlichkeit hinzu. DerName der Augenerkrankung hat übrigensnichts mit dem gleichnamigen Vogel zu tun. „Star“ leitet sich von „starren“ ab,einer typischen Augenhaltung, die sichauch beim grünen Star einstellen kann.

Der graue Star ist, besonders bei altenMenschen, ein häufiger Grund fürschlechtes Sehen, der jedoch behandeltwerden kann. Rund die Hälfte der 52- bis64-Jährigen ist davon betroffen, nicht alle leiden jedoch unter Sehstörungen.

Die Ursachen des grauen Stars sind oftnicht leicht zu bestimmen, zumeist ist er aber altersbedingt. Zudem könnenVeranlagung, Augenverletzungen, man-gelnder Sonnenschutz und häufige Rönt-genbestrahlung, die dauerhafte Einnah-me bestimmter Medikamente (Cortison)oder medizinische Probleme wie einschlecht eingestellter Diabetes mellitusdie Entwicklung begünstigen. Wenn dieSymptome nur leicht sind, kann die Anpassung der Gläserstärke oder derKontaktlinsen zunächst noch ausreichen,um das Sehvermögen zu verbessern

Auch der Schutz gegen übermäßig starkesSonnenlicht durch eine Sonnenbrille, diegegen ultraviolettes Licht schützt, oder eine normale Brille mit einem speziellenSchutzüberzug kann die Entstehungdes grauen Stars verhüten oder das Fort-schreiten der Krankheit verlangsamen.

Eine Beseitigung des grauen Stars ist abernur durch eine Operation möglich. Dabeiwird die Linse operativ entfernt unddurch eine Kunststofflinse ersetzt.

Grüner Star/GlaukomEtwa ein Prozent der deutschen Bevölke-rung leidet am grünen Star, wobei das Risiko, daran zu erkranken, mit dem Alterdeutlich zunimmt. Grüner Star oder Glau-kom ist genau genommen ein Sammel-begriff für verschiedene Erkrankungendes Auges, die jedoch eins gemeinsam haben: Sie zerstören den Sehnerv undführen damit im schlimmsten Fall zur Erblindung.

Die meisten Glaukomerkrankungen wer-den durch einen erhöhten Augeninnen-druck (> 22 mm Hg) verursacht. Je stärkerdiese Grenze überschritten ist, um sogrößer ist die Wahrscheinlichkeit für einen Sehnervschaden. Der Sehnerv wirddurch die mechanische Beanspruchunggeschädigt, außerdem stört der erhöhteAugeninnendruck auch die Durchblu-tung. Der Druck im Auge steigt an, wenndas zwischen Hornhaut und Linse befind-liche Kammerwasser, das auch Augen-

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AugeBlickpunkt

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35MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005

Der Augeninnendruck steigt an, weil das

Kammerwasser desAuges (blaue Pfeile)

nicht richtigabfließen kann

kammerflüssigkeit genannt wird, nichtrichtig abfließt und sich deshalb anstaut.Das Kammerwasser sorgt durch die Auf-rechterhaltung des Augeninnendrucksdafür, dass der Augapfel seine Formbehält. Zudem versorgt es Hornhaut undLinse mit wichtigen Nährstoffen undSauerstoff. Das Kammerwasser wird vom Ziliarkörper produziert und fließt von derhinteren Augenkammer durch die Pupillehindurch in die vordere Augenkammer.

Der Abfluss des Kammerwassers aus dervorderen Augenkammer erfolgt im Kam-merwinkel, der zwischen Iris und Horn-haut liegt. Das Kammerwasser fließt dabeidurch das so genannte Trabekelmaschen-werk ab und gelangt von dort in das venöse System, von wo es in die allge-meine Blutbahn aufgenommen wird.

Produktion und Abfluss des Kammerwas-sers halten sich im gesunden Auge dieWaage. Ein Glaukom entsteht immerdann, wenn der Abfluss gestört ist. Unter-schieden werden das Weitwinkelglaukom(oder Offenwinkelglaukom) und das Engwinkelglaukom. Beim Engwinkel-glaukom kommt es zu einem plötzlichenVerschluss der Abflusswege des Kammer-

wassers. Akuttherapie ist notwendig, dader Augeninnendruck innerhalb kürzesterZeit stark ansteigt. Das Engwinkelglau-kom tritt nur bei Menschen auf, die vonNatur aus einen engen Kammerwinkelaufweisen, zum Beispiel im Zuge vonWeitsichtigkeit.

Das Weitwinkel- oder Offenwinkel-glaukom ist die häufigste Glaukomer-krankung. Im Gegensatz zum Engwinkel-glaukom ist beim Weitwinkelglaukom derKammerwinkel nicht von Natur aus ver-engt. Der Abfluss wird vielmehr nach undnach durch altersbedingte Veränderungenim Kammerwinkel eingeschränkt, so dassder Augeninnendruck immer höher steigt.Das Weitwinkelglaukom bereitet langeZeit keine Beschwerden, deshalb wird eshäufig erst zu spät diagnostiziert.

Wenn der Betroffene auffällige Gesichts-feldschäden selbst bemerkt, kann dieGlaukomerkrankung schon sehr weit fort-geschritten sein. Regelmäßige Glaukom-untersuchungen beim Augenarzt sinddeshalb für die Früherkennung von größ-ter Bedeutung. Dabei wird nicht nur der Augeninnendruck gemessen und eineGesichtsfelduntersuchung (Perimetrie)

durchgeführt, sondern es kann auch beieiner Augenhintergrunduntersuchungüberprüft werden, ob Sehnervschädenvorliegen. Dies kann von großer Bedeu-tung sein, da man heute auch Normal-druckglaukome kennt, also Glaukomer-krankungen, die ohne Erhöhung des Augeninnendrucks entstehen. Die genaueUrsache dafür ist noch unklar. Man vermutet aber, dass sie durch eine un-zureichende Blutversorgung der Nerven-faserzellen ausgelöst werden.

Rechtzeitig erkannt, kann eine Glaukom-erkrankung mithilfe von Augentropfen(Antiglaukomatosa) behandelt werden.Die medikamentöse Behandlung muss derBetroffene jedoch diszipliniert ein Leben

Beim grünen Star oder auch Glaukom steigt derAugeninnendruck. Dadurch wird der Sehnerv eingequetscht und geschädigt.

Vordere Augenkammer

Linse

Linsenfasern

Ziliarmuskel

Kammerwasserabfluss

Kammerwasserbildung

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MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 200536

lang anwenden. Nur dannkann ein Fortschreiten der Erkrankunggestoppt werden. Der Kammerwasser-abfluss kann auch durch eine Laser-behandlung oder eine Operation wieder-hergestellt werden. Damit wird das nochvorhandene Sehvermögen bewahrt. Einebereits erlittene Schädigung des Sehnervsoder Einschränkung des Gesichtsfeldeskann durch die Behandlung aber nichtrückgängig gemacht werden.

Der Lasereingriff (Argonlaser-Trabekulo-plastik) wird unter örtlicher Betäubungdurchgeführt und ist für den Patientenweitestgehend schmerzfrei. Einzig dieausgesandten grellen Lichtstrahlen desLasers werden als unangenehm empfun-den. Aber da der Eingriff nur wenige Minuten dauert, ist dies schnell über-standen. Der Laser bewirkt eine Öffnungdes Trabekelmaschenwerks, dadurchwird der Abfluss des Kammerwassersverbessert. Leider ist der Effekt des Ein-griffs nicht immer von Dauer. Die Medi-kamente müssen außerdem nach dem

Eingriff in einigenFällen weiterhin eingenom-

men werden, da auch das zweite Augegefährdet sein kann und über 90 Prozentaller Patienten im Laufe des folgendenJahres auch dort erkranken.

Beim Weitwinkelglaukom kann die Senkung des erhöhten Augeninnen-drucks auch durch eine so genannte „fistulierende“ Operation (Trabekulekto-mie) erreicht werden. Dabei wird einneuer Abfluss für das Kammerwasser geschaffen, indem in das Trabekelwerkein kleines Loch geschnitten wird, durchdas das Augenwasser bis unter die Bin-dehaut abgeleitet wird. Bei Patienten mitEngwinkelglaukom wird bei Verdachtauf Winkelverschluss eine „periphere Iridektomie“ durchgeführt. Dabei wirdein winziges Loch in die Iris gestanzt, sodass der Abfluss des Kammerwassersverbessert wird. Dieser Eingriff kannoperativ oder laserchirurgisch durchge-führt werden. Um den Folgen einesGlaukoms vorzubeugen, sollte man abeinem Alter von 40 Jahren alle zwei

Jahre einen Sehnervtest beim Augenarztdurchführen lassen. Wer an Diabetesoder Bluthochdruck leidet oder Glau-komfälle in der Familie hat, sollte einmaljährlich zum Augenarzt gehen.

Netzhautablösung Die Netzhaut kann bei einem Unfall, einer Entzündung oder in der Folge einerOperation stellenweise einreißen oder sich ablösen, sodass die Sehzellen an den betroffenen Stellen durch den Verlust dessie ernährenden Gewebes absterben oder nur noch eingeschränkt funktionieren.Bemerkbar macht sich die Netzhautab-lösung anfangs durch Lichtblitze und danach dadurch, dass man „Rußflocken“sieht. Eine plötzlich einsetzende Sehver-schlechterung und ein grauer Schleiervor dem Auge sind weitere Anzeichen füreine Netzhautablösung. Eine Netzhaut-ablösung kann zumeist mit Lasertechnikgut behandelt werden. Dabei wird mitdem Laser der Rand des Netzhautlochsoder des Risses wieder angeheftet. Im Be-reich der Narben verwächst die Netzhautfest mit der darunterliegenden Schicht,was eine spätere Ablösung verhindert.

Die Netzhaut besteht aus zwei Schichten, der neurosensorischenNetzhaut und dem darunterliegenden Pigmentepithel. Lösen sich

diese beiden Schichten voneinander, spricht man von einerNetzhautablösung.

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Augenquerschnitt mit Einwuchs krankhaf-ter Gefäße in die Netzhaut (feuchte AMD).

Lutein und Zeaxantin können vor einerprogressiven Verschlechterung des

Sehvermögens im Netzhautzentrum –der Makuladegeneration – schützen.

Grüner Salat ist reich an Lutein

MakuladegenerationIn Deutschland leiden ein bis zwei Millionen Menschen an einer Form derMakuladegeneration, wobei die Mehrheitvon der altersabhängigen Makulade-generation (AMD) betroffen ist. Die Bezeichnung „altersabhängige Makula-degeneration“ (AMD) kommt daher, dassdie ersten Symptome erst ab dem 45. bis50. Lebensjahr auftreten und die Wahr-scheinlichkeit der Erkrankung mit zuneh-mendem Alter wächst. Die „juvenile“ Ma-kuladegeneration kann dagegen bereitsim 10. bis 20. Lebensjahr auftreten und ist der Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen mit ähnlichen Merkmalenwie die AMD. Sie alle können zu einer progressiven Verschlechterung desSehvermögens im Netzhautzentrum – derMakula – führen. Die Makula wird auchals „gelber Fleck“ bezeichnet und ist der

zentrale Sehbereich der Netzhaut. Patien-ten mit Makuladegeneration sehen in derMitte ihres Blickfelds nur verschwommenoder wie durch einen Schleier. Man unterscheidet zwei Formen: die häufigereund langsam fortschreitende „trockene“Makuladegeneration und die dramatischverlaufende „feuchte“ Form. Mit zirka 85Prozent weitaus häufiger ist die trockeneAMD. Bei dieser Form kommt es überJahre hinweg zum Verlust von lichtemp-findlichen Sehzellen der Netzhaut. DerBetroffene sieht dadurch einen grauen„Fleck“ in der Mitte des Blickfeldes,der zunehmend größer wird. WirksameBehandlungsmöglichkeiten sind derzeitnoch nicht bekannt.

Bei der selteneren, aber wesentlich ag-gressiveren „feuchten“ Form der Makula-degeneration wachsen im Bereich derMakula krankhafte, undichte Blutgefäße

in die Netzhaut ein. Aus diesen tritt Flüs-sigkeit aus, die die Netzhaut anschwellenlässt. Dies führt wiederum zu einer Ver-zerrung des auf die Netzhaut geworfenenBildes. Gerade Linien erscheinen dem Patienten dadurch gebogen.

Eine Erfolg versprechende Therapie istfür die feuchte Form der AMD bisherauch nur mit Einschränkungen möglich.In sehr frühen Stadien der „feuchten“Makuladegeneration kann eine Laser-behandlung, die so genannte Laserkoa-gulation sinnvoll sein. Mittels Laser-strahl werden hier die krankhaften undundichten Blutgefäße, die die Makulaschädigen, verschlossen. Es ist aber nichtausgeschlossen, dass im weiteren Verlaufder Erkrankung weitere abnormale Blut-gefäße neu entstehen können. Rauchenund Bluthochdruck sind die größten Risikofaktoren für die Makuladegene-ration. Beides sollte daher unbedingtvermieden werden.

Lutein

Wirkung des Luteins

Netzhaut

AMDMakuladegeneration

Antioxidantien wie das Luteinschützen die Netzhaut im Augevor Freien Radikalen, die sieschädigen

AMD

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– altersbedingte

FreieRadikale

Page 38: Blickpunkt Auge

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Einer Makuladegeneration lässt sichaußerdem mit den Carotinoiden Luteinund Zeaxanthin vorbeugen. Lutein undZeaxanthin finden sich im menschlichenAuge. Da der Mensch die beiden Sub-stanzen nicht selbst herstellen kann,müssen sie über die Nahrung aufgenom-men werden. Lutein und Zeaxanthinsind verstärkt in der Macula lutea ent-halten, dem „gelben Fleck“ des Auges,dem Bereich des schärfsten Sehens. Diese beiden Carotinoide haben dieFähigkeit, das schädliche UV-Licht zuabsorbieren und gleichzeitig als Antioxi-dantien schädliche Freie Radikale zuneutralisieren. Sie wirken wie eine Art„chemische Sonnenbrille“. ZahlreicheForschungsergebnisse beweisen, dassLutein und Zeaxanthin das Risiko vonAugenkrankheiten wie der Makuladege-neration und des grauen Stars reduzierenkönnen. Gemüse, die viel Lutein undZeaxanthin enthalten, sind: Grünkohl,Petersilie, Spinat, Brokkoli und Blattsalat.

Da die Makuladegeneration zumeist mitzunehmendem Alter auftritt, ist es wich-tig, schon früh auf eine lutein- und zea-xanthinreiche Ernährung zu achten. Auchdie Vitamine C und E sowie Zink und Selen haben in Studien eine vorbeugendeWirkung gegen die Makuladegenerationbewiesen. Diese Vitalstoffkombinationfindet sich auch in hochwertigen Nah-rungsergänzungen, die speziell für dieBedürfnisse der Augen zusammengestelltwurden.

Diabetische Retinopathie Die diabetische Retinopathie ist einehäufige Spätfolge des Diabetes mellitus.Dabei erkranken die Blutgefäße, die dieVersorgung der Netzhaut sicherstellen.Ein schlecht eingestellter Blutzuckerspie-gel führt zu Gefäßveränderungen, die dieBlutgefäße durchlässig werden lassenund somit zu Blutungen in die Netzhautund zu krankhaften Gefäßwucherungenführen. Die Veränderungen beeinträchti-

gen die Sehkraft und können zur Erblin-dung führen. Im Frühstadium lässt sichdie Erkrankung jedoch oft mit Erfolg behandeln. Zuckerkranke sollten deshalbregelmäßig ihre Augen untersuchen lassen. Ist es bereits zu einer Schädigungdes Auges gekommen, kann das weitereFortschreiten der Gefäßveränderungenmithilfe einer Laserbehandlung gestopptwerden. Dabei werden mit dem Laser diekrankhaften Blutgefäßwucherungen zer-stört. So kann durch den Lasereingriff in vielen Fällen das Fortschreiten der Erkrankung unterbunden und die beste-hende Sehschärfe erhalten werden.

Wichtig zu wissenEin dauerhaft erhöhter Blutdruck kanndie Sehkraft nachhaltig schädigen. DieSenkung des Blutdrucks dient deshalbebenso wie die Kontrolle des Blutzucker-spiegels der Vorbeugung von Augen-schäden.

AMSLER-TESTDer Amsler-Test dient zur Erkennung einer feuchten Makuladegeneration

Abb. 1

Abb. 2

Der Netzhaut-Test. Tragen Sie Ihre Lesebrille und halten Sie einen Abstand von zirka 30 cm ein. Fixieren Sie im linken großen Bild den Punkt in der Mitte. Bei normalem Befund erscheinen die Linien am Rande unschärfer.Wenn Sie beim Betrachten des Gitters die Linien gebogen sehen (Abb. 1) oder ein grauer Fleck in der Mittedes Gesichtsfeldes zu erkennen ist (Abb. 2), kann dies ein Hinweis auf AMD sein. Sie sollten dann einenAugenarzt aufsuchen.

AugeBlickpunkt

Page 39: Blickpunkt Auge

Bei der Augenakupunktur wird in spezielleAkupunkturpunkte, die mit dem Auge in Verbindung

stehen, gestochen. Diese befinden sich am ganzenKörper. Alternativ dazu kann

auch an Punkte imOhr gestochen

werden.

Akupunktur, Augentraining, VitalstofftherapieDie Naturheilkunde ist auf dem Vor-marsch. Viele Menschen suchen bei gesundheitlichen Beschwerden zunächstnach naturheilkundlichen Behandlungs-möglichkeiten. Dass auch Augenerkran-kungen oder Fehlsichtigkeit mit alter-nativen Heilmethoden behandelt werdenkönnen, schloss die klassische Augen-heilkunde bislang aus, und so ist diesauch zahlreichen Patienten gar nicht bekannt.

Zumeist ist es die Kombination mehrererVerfahren zusätzlich zur Schulmedizin,die zu einer Besserung der Beschwerdenoder der Sehfähigkeit führen kann.

Zahlreiche Augenärzte führen heute inihren Praxen daher zusätzlich zu schul-medizinischen Behandlungsmethodenauch Akupunkturbehandlungen durch.Für andere Mediziner gilt diese Methodeweiterhin als ungeeignet. Es gibt unter-schiedliche Akupunktursysteme, bei denen die Nadeln an unterschiedlichenStellen des Kopfes und des Körpers – nieaber am Auge – gestochen werden. Studien, die die Wirksamkeit gegen zahl-reiche Augenerkrankungen bescheinigen,sind wissenschaftlich nicht anerkannt,dennoch erscheinen die Ergebnisse über-zeugend.

Als hilfreich gilt die Augenakupunktur beiAugenerkrankungen wie der Makuladege-neration, dem Glaukom, der diabetischen

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Trinkt, o Augen, was die Wimper hält,

vom goldenen Überfluss der Welt!

(Gottfried Keller, österreichischer Dichter)

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Alternative Methoden fürgutes Sehen

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Page 40: Blickpunkt Auge

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Gerade bei Menschen, die lange am Computerarbeiten oder spielen, kommt es vor, dass

sie zu wenig blinzeln und die Augendadurch zu trocken werden.

Daher sollte man beiBildschirmarbeit öfter

einmal bewusst dieAugen schließen.

dass die geistigeAnspannung, unterder ein Menschsteht, sich auf dieMuskeln, die dieAugen umschließen, überträgt und derAugapfel dadurch seine Form verändert.Bei Nachlassen der Anspannung würdendie Augen seiner These zufolge ihrenatürliche Sehfähigkeit zurückerlangen.Vor diesem Hintergrund entwickelte Bates entsprechende geistige und kör-perliche Übungen. In der Augenmedizinwerden diese Thesen jedoch als falschangesehen. Besonders bei Kurzsichtig-keit sehen die Augenärzte keine Mög-lichkeit, diesen Mangel durch Übungenauszugleichen.

VitalstofftherapieVitamin A gilt als „Augenvitamin“schlechthin. Es ist wichtiger Funktions-bestandteil der „Stäbchen“ in der Netz-haut (siehe S. 24). Schon lange essenviele Menschen Möhren, weil sie damit

Retinopathie und bei der Netzhautab-lösung. Auch bei Alterssichtigkeit sollsie zu einer Besserung führen können.

Ähnlich wie mit der Augenakupunkturverhält es sich in puncto Akzeptanz inder Schulmedizin mit Augentraining.Die Technik geht auf den amerikani-schen Augenarzt Dr. William Bateszurück.

Bates stellte am Anfang des 20. Jahr-hunderts als Erster die gängige Auffas-sung infrage, dass es sich beim Sehenum einen rein physikalischen Prozesshandelt. Auch dass Sehschwächen in er-ster Linie von der Vererbung abhängen,bestritt er. Bates behauptete dagegen,dass klares Sehen aus einem mühelosen,entspannten Zusammenspiel aus Körper,Seele und Geist zustande kommt.

Er stellte fest, dass es sich beim Sehenum einen Vorgang handelt, der sich un-ter verschiedenen Umständen manchmaldrastisch verändert und sehr von Stim-mungen beeinflusst wird. Er nahm an,

ihre Nachtsicht verbessern wollen, dennMöhren enthalten viel Beta-Carotin, einechemische Vorstufe von Vitamin A. Vi-tamin-A-Mangel kann zu Nachtblindheitführen. Aber auch die Vitamine C und Esowie andere Carotinoide, vor allem Lutein, unterstützen die Sehfunktion.

Die Augen und die SeeleAugen lügen nichtMit den Augen nehmen wir nicht nurEindrücke auf, die wir sehen, mit denAugen zeigen wir auch nach außen, was wir im Inneren fühlen. Künstler beschreiben und besingen den Ausdruckder Augen, Liebende sehen sich immer-zu tief in die Augen, um keine Gefühls-regung des anderen zu versäumen.

Beta-Carotin als Vorstufevon Vitamin A, das in

Möhren enthalten ist, ist gut für die „Nachtsicht“.

Das Auge, welches man auch

das Fenster der Seele nennt.(Leonardo da Vinci)

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AugeBlickpunkt

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„Die Augen sind der Liebe Tür“, schriebWilliam Shakespeare. Für den deutschen Dichter Christian Friedrich Hebbel wardas Auge der Punkt, in dem sich Seeleund Körper vermischen. Auch heute sindviele Menschen der Ansicht, dass dieWahrheit über einen anderen Menschenin seinen Augen zu sehen ist. „Augen lü-gen nicht“, lautet eine verbreitete Weis-heit. Da ist viel Wahres dran, denn auchwenn ein Mensch äußerlich keine Reak-tionen zeigt, verändern sich seine Pupil-len, wenn ihn etwas gefühlsmäßig bewegt.Anspannung zum Beispiel erzeugt großePupillen, Entspannung kleine. Dies kannein aufmerksamer Mensch bei seinemGegenüber durchaus wahrnehmen, nochbesser geht dies jedoch mit einem spezi-ellen Computerprogramm. Das Wissenum die Veränderung der Pupillenweitedurch Emotionen und deren Messbarkeitdurch spezielle Programme wird heutezum Beispiel in der Marktforschungverwendet. Um zu wissen, wie bestimmteMedieninhalte den Zuschauer emotionalansprechen, wird bei Versuchspersonendie Weitung oder Verengung der Pu-pillen gemessen.

Trinken Sie viel Wasser. Studienhaben gezeigt, dass eine ausrei-chende Flüssigkeitszufuhr die Netz-haut schützen kann.

Decken Sie Ihren Vitalstoffbedarf.Denn ein Mangel an Vitaminen &Co. kann sich gerade auf die Augennegativ auswirken.

Tragen Sie bei Sonnenlicht einehochwertige Sonnenbrille mit 100-prozentigem UV-Schutz. Ach-ten Sie beim Kauf auf geprüfteUV-Filter (CE-Zeichen).

Lassen Sie regelmäßige Kontrollenbeim Augenarzt durchführen, umetwa einen grauen oder grünen Star frühzeitig feststellen zu lassen.

Achten Sie bei Bluthochdruck aufeine sorgsame Medikamentenein-nahme und bei Diabetes mellitusauf einen gut eingestellten Blut-zuckerspiegel, um Folgeerkrankun-gen am Auge zu vermeiden.

Tipps für gesunde Augen

MEDICOM 37. Ausgabe, Oktober 2005 41

Augenyoga gegen müde Augen. 1. Blicken Sie zuerst zur einer Seite, dann schräg nach oben. 2. Anschließend schräg zur ande-ren Seite und mit derselben Blickführung über den unteren Augenrand zurück. So trainieren unddehnen Sie die Augenmuskeln. 3. Anschließend sollten Sie die Augen schließen und entspannen.

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Zutaten§ §

250 g Möhren250 g Kartoffeln200 ml Kokosmilch400 ml Gemüsebrühe80 g Zuckererbsenschoten

4 EL grob gehacktes Korian-dergrün (oder Petersilie)

3 EL Olivenöl1 EL Zitronensaft1 getrocknete Chilischote1 Zwiebel1 durchgepresste

Knoblauchzehe2 Hähnchenbrustfilets

Salz, Pfeffer

Nährwertangaben§ §

(Pro Portion)Energie 505 kcalEiweiß 45 gFett 18 gKohlenhydrate 39 gBallaststoffe 11 g

Vitamin B6 1 mgVitamin C 48 mgVitamin E 4 mgBeta-Carotin 9 mgKalium 1.653 mgFolsäure 25 µgMagnesium 127 mgZink 4 mgCholesterin 90 mg

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Hähnchenbrust heraus-nehmen, kurz ruhen lassen.Zuckererbsenschoten in die Suppegeben und die Chilischote dazubröseln.Zwei bis drei Minuten kochen lassen.Fleisch in Scheiben schneiden, wiederin der Suppe erwärmen.

Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft ab-schmecken. Koriandergrün oder Peter-silie hinzugeben und servieren.

Guten Appetit!

ZubereitungMöhren und Kartoffeln schälen und in 1,5 Zentimeter große Würfelschneiden. Zwiebel fein würfeln.Alles mit der durchgepresstenKnoblauchzehe in Öl anbraten.Mit Gemüsebrühe und Kokos-milch aufkochen, Pfeffer undSalz je nach Geschmack hin-zugeben. Hähnchenbrustfiletsdarauflegen und alles zuge-deckt bei milder bis mittlererHitze zwölf Minuten garen. Die Zuckererbsenschoten put-zen und quer halbieren.

Vitalstoff-Rezept

ImpressumHerausgeber: Medicom Pharma AG

Sedemünder 2 , Altenhagen I31832 SpringeTel. 05041 78-0Fax 05041 78-1169

Verlag,Redaktion,Gestaltung: DPNY communicationsDruck: Westermann-Druck„MEDICOM“ ist eine Kundenzeitschrift der Medicom Pharma AG; sie erscheint fünfmaljährlich. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mitschriftlicher Genehmigung des Herausgebers.

FOTO: DPNY

(Für 2 Personen)Zubereitungszeit

Möhren-Kokos–Suppe

Minuten25

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Lösung:

Kreuzworträtsel Liebe Rätselfreunde, diesmal geht es umetwas, was uns schärfer sehen lässt. Tragen Sie die Buchstaben in der richti-gen Reihenfolge in die nummeriertenFelder ein.

1. Preis: ein Reisegutschein im Wert von1.000 Euro2. bis 4. Preis: je ein Exemplar„Leben! Das Hausbuch vonGU”.

S C H O N G E W U S S T ?

Und so können Sie gewinnenHaben Sie das richtige Lösungswort? Dann schreiben Sie es auf eine Postkarte, undschicken Sie diese an: MEDICOM-Redaktion, Stichwort „Preisrätsel“, Sedemünder 2,Altenhagen I, 31832 Springe. Einsendeschluss ist der 31.12.2005 (Datum des Post-stempels). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der Medicom Pharma AG undderen Angehörige dürfen nicht teilnehmen.

Warum wir die Stubenfliege nurselten erwischenKlatsch! Daneben! Was hat das raffinier-te Biest, dass es uns fast immer ent-kommt? Fassettenaugen. Die Augen derFliege bestehen aus Tausenden von einzelnen Augen, besser: einzelnen Fas-setten. Jede der 3.000 Fassetten liefertdabei nur einen kleinen Ausschnitt desgesehenen Bildes. Damit hat die Stuben-fliege einen Rundumblick von fast 360Grad. Zwischen den Fasset-tenaugen befinden sich nochzwei Einzelaugen, mit denendie Fliege Bewegungen be-sonders gut erkennen kann.Fliegenaugen können 300Einzelbilder pro Sekunde un-

Lösung aus dem Mai-HeftLösungswort: Glucose

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terscheiden, der Mensch dagegen nur 30.Eine nahende Fliegenklatsche kommt ihnen daher so langsam vor, dass sievor ihrem Aufschlagen oft problem-los den Abflug machen können.

Das Fliegenauge hat ein hochentwickeltes Fassettenauge, mit dem sie die Fliegenklatschein „Zeitlupe“ auf sich zukommen sieht

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„Ihre Gesundheit ist unsere Aufgabe“ – das ist unser Motto. Die MEDICOM steht Ihnen mit sinnvollen Produkten in Ihrem Alltag zur Seite. Wir wollen, dass Sie IhrenTag mit der Gewissheit erleben, Ihre Gesundheit aktiv zu unterstüt-zen. Mit den Produkten von MEDICOM können Sie Ihre Gesundheitsinnvoll unterstützen. Haben Sie Fragen zum Thema „Gesundheit undVitalstoffe“? Die Mitarbeiter unserer wissenschaftlichen Abteilungwerden Ihnen gern all Ihre Fragen in einem persönlichen Gesprächam Telefon beantworten. Auch unser Kundendienst gibt Ihnen gernAuskunft zu unseren Produkten. Sie erreichen beide unter unserer ge-bührenfreien Telefonnummer. Ihre Zufriedenheit und Ihre Gesundheitstehen bei der Medicom Pharma AG an erster Stelle. Unser Bestrebenist es, Ihrem Vertrauen, das Sie uns als Kunde entgegenbringen, in je-der Form gerecht zu werden – sowohl mit unseren hochwertigenProdukten als auch mit sinnvollen Serviceleistungen. Bei der Herstellung unserer

Produkte verwenden wir nur die hochwertigsten Rohstoffe. Die Herstellung erfolgtnach dem strengen GMP-Standard. Wenn Sie ein Produkt der MEDICOM erwerben,

dann entscheiden Sie sich für Qualität. Bei der MEDICOM endet dieBeziehung zum Kunden nicht mit der bezahlten Rechnung. Mit unseren Serviceleistungen – die weit über das Übliche hinausgehen –wollen wir Ihr Partner in Sachen Gesundheit sein: Sie bekommen alsKunde fünfmal im Jahr das Kundenmagazin MEDICOM. Sie erhalten auf all unsere Produkte eine zweimonatige Geld-zurück-Garantie. Sie erhalten Ihre Produkte innerhalb von zwei Werktagen frei Haus gegenRechnung. Sie können unsere Produkte per Post, per Fax, am Telefonund im Internet anfordern. Und als Sammelbesteller erhalten Sie einen interessanten Preisnachlass. Wir wollen alle Ihre Bedürfnisse inSachen Gesundheit befriedigen und Ihnen in Ihrem täglichen Leben

zur Seite stehen. Wir sind für Sie da. Wir sind Ihr Partner in Sachen Gesundheit.

MEDICOM – weil Lebensqualität kein Zufall ist

Im Internet: www.medicom.de • Kostenlose Ernährungsberatung: 0800-7377730

EINS IST SICHER!EINS IST SICHER!Der Körper braucht Vitalstoffe für seine Gesunderhaltung!

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