blätter aus meinem ornithologischen tagebnche

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weise Unkunde in Belreff des Beisetzens yon Ptinktehen fiber u, y, i und e, we diese Voeale getrennt yon dem vorhergehenden ausgespro- ehen werden mUssen. Freilieh: ,non omnia possumus omnes." Doeh eben desshalb thue Jeder, so gut er kann, das, was er versteht; darUber~hinaus unterlasse man den Vorwitz. So wie aber die neuere Ornithologie alle Fehler, die jemalS irgendwo begangen worden sind, sear viel weiter treibt, als diess bisher irgendwo gesehehen ist: so zeiehnen ihre lautesten Wort" fuhrer unter den Ausl~indern sieh dureh eine Spraehbarbarei in der Namengebung aus, die man bei einiger klassiseher Gesammtbildung fi~r ganz unm0glieh halten wtirde. Bis jetzt gleiehen ihnen die deutsehen allerdings, gliieklieher Weise, noeh lange nieht; die Anf~inge dazu find abet da, sehon mehr als zu viel. Davon zeugt das erw~ihnte Verzeieh- hiss ,europ~iiseher VOgel." Wer jedoeh z. B. nieht weiss, dass alle grieehisehe W0rter, aueh die adjectiva eomposita, latinisirt werden mtis- sen; dass man daher nieht sagen dtirfe ,,Philerem o s , Philolimn o s etc., (im 6egensatze zu Thos, Eos, Athos, mit !angem o;)wer vielmehr in unz~ihligen Fallen solehe Fehler begeht, wie,Certhia brachyrhynchos", etc.; w~ihrend er doeh unmittelbar dahinter ganz riehtig sehreibt ,C. brachydactyla" und ,,C. paradoza", also nieht fiilsehlieh brachydacty- los und paradoxes: der erseheint wahrlieh sear wenig zum Verbes- serer berufen. Berlin, den 9. April 1856. Dr. Gloger. BlOtter aus meinem ornithologisehen Tagebuehe. Von Dr. A. E. Brehm. I. Reise yon Rairo naeh Charthum. lea weiss nieht, ob ich noeh Zeit haben werde, alle ornithologi- sehen Notizen meines Tagebuehs, welehe ieh auf meiner zweiten Reise naeh dem Sudahn sammelte, zu verarbeiten, und gebe sie desshalb kurz in derselben Form, in weleher ieh sie aufzeiehnete. Der Orni- tholog mag sieh das ibm Intel'essante herausnehmen und benutzen; ieh selbst werde diese nur skizzenartig gesammelten Beobaehtungen, so viel mir m0glieh, weiter verarbeiten. In der jetzt mitgetheilten Form haben sie vielleieht nur einen Nutzen: sie nennen die in den versehiedenen Gegenden zu bestimmten Zeiten vorkommenden VOgel und zeigen die Art und Weise, wie der Naturforseher, zumal wenn er wenig literarisehe HUlfsmittel besilzt, seine Beobaehtungen naeh und naeh maeht. Wenn

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Page 1: Blätter aus meinem ornithologischen Tagebnche

weise Unkunde in Belreff des Beisetzens yon Ptinktehen fiber u, y, i und e, we diese Voeale getrennt yon dem vorhergehenden ausgespro- ehen werden mUssen.

Freilieh: ,non omnia possumus omnes." Doeh eben desshalb thue Jeder, so gut er kann, das, was er versteht; darUber~hinaus unterlasse man den Vorwitz. So wie aber die neuere Ornithologie alle Fehler, die jemalS irgendwo begangen worden sind, sear viel weiter treibt, als diess bisher irgendwo gesehehen ist: so zeiehnen ihre lautesten Wort" fuhrer unter den Ausl~indern sieh dureh eine Spraehbarbarei in der Namengebung aus, die man bei einiger klassiseher Gesammtbildung fi~r ganz unm0glieh halten wtirde. Bis jetzt gleiehen ihnen die deutsehen allerdings, gliieklieher Weise, noeh lange nieht; die Anf~inge dazu find abet da, sehon mehr als zu viel. Davon zeugt das erw~ihnte Verzeieh- hiss ,europ~iiseher VOgel." Wer jedoeh z. B. nieht weiss, dass alle grieehisehe W0rter, aueh die adjectiva eomposita, latinisirt werden mtis- sen; dass man daher nieht sagen dtirfe ,,Philerem o s , Philolimn o s etc., (im 6egensatze zu Thos, Eos, Athos, mit !angem o ; ) w e r vielmehr in unz~ihligen Fallen solehe Fehler begeht, wie,Certhia brachyrhynchos", etc.; w~ihrend er doeh unmittelbar dahinter ganz riehtig sehreibt ,C. brachydactyla" und ,,C. paradoza", also nieht fiilsehlieh brachydacty- los und paradoxes: der erseheint wahrlieh sear wenig zum Verbes- serer berufen.

Berlin, den 9. April 1856. Dr. G l o g e r .

BlOtter aus meinem ornithologisehen Tagebuehe. Von

Dr. A. E. Brehm.

I. R e i s e yon R a i r o naeh C h a r t h u m . lea weiss nieht, ob ich noeh Zeit haben werde, alle ornithologi-

sehen Notizen meines Tagebuehs, welehe ieh auf meiner zweiten Reise naeh dem Sudahn sammelte, zu verarbeiten, und gebe sie desshalb kurz in derselben Form, in weleher ieh sie aufzeiehnete. Der Orni- tholog mag sieh das ibm Intel'essante herausnehmen und benutzen; ieh selbst werde diese nur skizzenartig gesammelten Beobaehtungen, so viel mir m0glieh, weiter verarbeiten. In der jetzt mitgetheilten Form haben sie vielleieht nur einen Nutzen: sie nennen die in den versehiedenen Gegenden zu bestimmten Zeiten vorkommenden VOgel und zeigen die Art und Weise, wie der Naturforseher, zumal wenn er wenig literarisehe HUlfsmittel besilzt, seine Beobaehtungen naeh und naeh maeht. Wenn

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3'29

ich da

chen Be n i - S u ~ f in O b e r i i g y p t e n

in diesen Bliittern etwas wiederholen sollte~ was ich schon hier oder gesagt habe, so m0ge man mir es verzeihen!

A m 28. F e b r u a r 1850. Man zieht das Schiff, yon dem Stiidt- eine Strecke stromaufw~irts. a n

tiacus und Circus pallidus. herzgewinnenden Variationen der Barke.

bis zu einer Biegung des Ufers~ wo man den nun gtinstigen Passatwind (Nord-) abwarten will. Wit gehen an!s Land, ktinnen uns aber nicht weir yore Strome entfernen. An diesem bemerken wir die gewiJhn- lichen Nilviigel, (Iloplopterus spinosus, Hy, as aegyptiaca, Charadrius minor, Totanus calidris, hypoleucus, Oedicnemus crepitans etc.), im Walde kleine K/i u z e (Athene nilotica,) W iJ r g e r (L. personatus,) in den F eldern Emberiza miliaria hiiufig, Corvus frugilegus in gros- sen Schaaren, T ha r m f a I k e n etc. Wir erlegen Falco aesalon, Ce- cropis Boissonneautii, Budytes etc.

Am 2. M firz. Gestern und heute weht guter Seewind. Desshalb gehen wit nut in der Morgenfrtihe auf die Jagd. Augus t (A. T i s c h e n - d o f f , mein Bedienter)s ieht zwei L u c h s e (Lynx Chaus,) ftirchtet sich aber vor den grfiulichen Thieren und schiesst sic nicht; wir be- merken Aquila naevia, Corvus umbrinus, Cypselus apus, Phalacro- corax Carbo? (Wird wohl Phalacrocorax brachyrhynchus nob. ge- wesen sein.) Ph. africanus, Platalea leucerodius, Chenalopex aegyp-

Abends grossartige Schakalmusik, mit ausgezeichneter Solosfinger in der Niihe

Am 4. Mfirz. Heute weht schwacher Wind. Phalacrocorax Carbo? umfiiegt in Schaaren unsere Barke; drei P el e ka n e weichen ihr in grossen Bogen aus. Diese Vtigel fiiegen herrlich; ihr Flug fihnelt dem der Geier. Er ist leicht~ schi)n~ minutenlang nut ein Schweben, ohne Fliige]schlag~ manchmal ein Kreisen, wie das der Raubvi)ge! oder Sti~r- che~ dann wieder einige ziemlich rasche Fltigelschlfige. Der lange Hals wird sehr zusammengezogen~ der Kopf mit dem riesigen Schnabel liegt fast auf dem Riicken. Die Pelekane fliegen mehrere Meilen weir in einem Zuge.

Gegen 10 Uhr V. M. steigen wir an's Land und erlegen, am rech- ten Ufer fortschweifend~ zehn Exemplare der Saxicola monacha Rtipp. und ein Exemplar yon Erythrothorax githaginea, welche also schon bier lebt. In der 5~fihe des Djebel A b u - F e h a ~ eines hohen Berges, hinter welchem die Krokodilhshle liegt~ haben wit ein gar sch0nes ornithologisches Schauspiel. Das ist ein Leben in der lieben Vogelwelt, dass uns das Herz aufgeht. Da kreisen hoch oben am Felsen ein Paar schmutziger Aasgeier herum und spiihen und suchen nach Nestliichern

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33O

umher; ein Falco biarmicus hat das Nestpliitzchen sehon gefunden und sehaut trotzig yon seinem Horste herab, den einige starke Reiser kennt-

lich machen; hoeh fiber ibm ziehen die grossen Herren unter dem

Volke der Viigel, G ei er und im fremden Lande fettgewordene A die r~

heimathliehe Bekannte~ ihre Kreise. Weiter unten am Felsen hoeken S c ha r b e n in langen Reihen auf schmalen Gesimsen; bestiindig fiiegen einige ab, andere zu, diese, um mit der im Strome sich tummelnden Sippsehaft um die Wette zu tauchen und rudern, jene , um das gliin- zende Gefieder yon dem Wasser~ welches perlengleich daran hfingt, zu sfiubern, oder sieh auch im Strahl der im Westen stehenden Sonne zu reeken und pflegen. Die haben gute Beute gemacht, da unten giebt's Fisehlein genug fiir ihre nimmersatten Magen. Eine Sehaar ihrer gross-

miiuligen Vettern, ungefiihr zehn oder zwiilf P e l i k a n e , segeln im

Phalanx stolz auf dem heiligen Strome dahin~ dann und wann sich ihre Federn fettend, gliittend und putzend.

b e n (Cotyle obsoleta spielend nach Miicken Wassers herumtanzen.

Cab.*) und deren dichte

Am anderen

F e l s e n - und H a u s s c h w a l -

Cecropis Boissonneautii) jagen Sehwiirme iiber dem Spiegel des Ufer schwimmt ein Piirchen der

G 1 ei ta a r e mit hoch iiber dem Kiirper emporgehobenen Fliigelspitzen

durch die Bliiue, ein Duzend d er bettelhaften, lungernden S c h m a r o t z e r - m i la n e balgt sich krfichzend von N e b e I k r ii h e n herum,

um das Geziink der gemeinen

der dahin gleitet, eine L e r c h e, s e n g i m p e l , einen S p e r l i n g

B l a u d r o s s e l n sitzen auf den

und wiihrend

Gesellen einen

bedrohend. Hebelstangen

scheltend mit einem ganzen Haufen

ein blasser W eih, sich wenig ktimmernd, dicht fiber die Fel- S t e i n s e h m i i t z e r , einen R o-

Der Heimath zuwandernde der S c h a t a t i f f (Hand-

schOpfmaschine,) und

schern ihren Abendgesang aus Aufh0ren urn die besten Plfitze alter Schalk yon R e i h e r , vor in so grosser Behagliehkeit, dass

Massen von S p e r li n g e n kreischen und zwit-

den Palmenwipfeln herab, sich ohne zankend Miten am Felsen

jeder Unbill sich geborgen wit aus reiner Bosheit diese

sitzt ein

wiihnend,

zu stiJren versuchen. Nattirlich klappt die Kugel weir unter ihm an den Felsen

an, abet die behiibige Lebensanschauung des Reihers ist gesttirt; kriich-

uns herabspriitzend, ver-

siissen Ruhe. Der Schuss Koth nach zend uns verwfinschend und seinen

liisst el" mit trfigen Fliigelschlfigen erweckt ein praehtvolles Echo.

Am 5. Miirz.

den Ort der

In einem kleinen Mimosenwalde fiel uns sogleich beim Eintreten ein tiefklingender Pfiff auf, welcher yon einem Geschnarr

begleitet wurde, wie es die S c h l e i e r e u l e htiren liisst. !ch vermuthete

~') Museum Heineanum, I, S. 50.

Page 4: Blätter aus meinem ornithologischen Tagebnche

daher diese anzutreffen, fand dagegen aber ein Pfirchen GI e itaa re, (Elanus melanopteros~) deren Stimme ich frtiher hie vernommen hatte. Sie wurden beide yon mir erlegt, ebenso auch einige Exemplare des Caprimulgus aegyptiacus s. isabellinus. Dagegen entging eine Kette yon Pterocles exustus und eine Aquila naevia? unseren Nachstellun- gen. Zwei Vultur fulvus, auf die wit im Fluge schossen, setzten, obgleich wir den Hagel an ihren Fltigeln anschlagen h0rten, ihren Weg so ruhig fort, als sei Nichts vorgefallen. Cypselus apus jagte sich in ungeheuern Schaaren uber den Feldern herum, wit schossen aber so erbfirmlich schlecht, dass wit nur zwei StOck erbeuteten. In einem zweiten Mimosenwfildchen fanden wit eine Gesellschaft S t r a u s s - ku cku k e~ deren Mfinnchen einander mit hef|igen~ lauten und miss- t0nenden, ungeffihr ,kikikerekerere ~' klingenden Geschrei verfelgten und dabei mit einer bewunderungswfirdigen Gewandheit und Schnelligkeit durch und um die Bfische herumflogen. Ich erlegte vier Stttck dieser wtisten Gesellschaft, die Anderen noch drei~ so dass also sieben Stiick erbeutet wurden. Leider zerschoss der Doctor (V ie r tha 1 er) ein Ei im Legkanale eines Weibchens; die Splitter waren hellgriin, dunkler gefleckt. Wir bewahren sie sorgsam auf.

Am 7. Mfir z. Si ut , die Hauptstadt Ober-Aegyptens; Tags dar- auf Jagd unweit des Stfidtchens A c ha ihm. Ein Rapsfeld in der N~he der Grenzfelsen des Stromthales wimmelt yon S y lv i en aller Art~ wel- che den die BItithen besuchenden Insecten eifl'ig nachstellen. Wit er- legen nut Petrocossyphus cyanus~ weft wit wegen des aufkommenden Windes keine Zeit zur Jagd haben. ~ Den Tag i|ber sahen wir wohl ein Duzend A d l e r und vieie G e i e r (V. fulvus~) ohne uns aufhalten zu k6nnen. Gegen Abend beobachten wit eine Gesellschaft yon P e l i - k anen beim Fischen. Sie thun diess~ wie ich schon am Menzaleh-See beobachtete, wirklich in geregelter Ordnung, d.h. sic bilden einen Kreis auf grOs-~ereu Wasserfliichen, einen Halbkreis in Lachen und Kan~ileu~ und suchen die Fische entweder in einen engeren Kreis~ oder in das Seichte zu treiben, wo dann einer nach dem auderen gefangen wird~ und den weiten Sch]und hinabwandert. Sie kiinnen mehrpfiindige Fische verschlingen, denn man kann ihnen die geballte Faust mit Leichtigkeit durch den Oesophagus bis in den Magen schieben.

Tauchen kOnnen sie gar nicht~ obgleich Kaup sie ~ S t o s s t a u c h e r ~ nennt. Selbst verwundete Pelikane machen~ wenn sie sich heftig verfolgt sehen~ niemals einen Versuch zum Tauchen~ wie diess so vielc Schwimm- vogel thun. Beim Abblilgen habe ich die F e t t g e w e b e s c h i c h t (Pa- niculus adiposus) ausserordentlich entwickelt gefunden. Sie besteht

Page 5: Blätter aus meinem ornithologischen Tagebnche

zu bringen. ftillen und sich gehen wird.

A m 9. i)Iiirz.

aus grossen Zellen, deren manche wohl einen halben gubikzoll und mehr Inhalt haben miigen, und die mit Luft gefiillt sind. Die Schicht hat eine Dicke yon beiliiufig einen Zoll und ftihlt sich yon Aussen wie ein elastisches Polster an. Durch ihren bedeutenden Gehalt an atmosphii- rischer Luft wird das specifische Gewicht des Vogels so vermindert, dass es ihm geradezu unmtiglig wird, seinen Ktirper unter das Wasser

Es ist m0glich, dass der Pelikan die Luftsiicke willktirlich entleeren kann; das Letztere muss aber sehr langsam vor und wohl nie so vollstiindig gelingen, dass er tauchf~ihig

Jagd bei D j i rd j e h. In der dem Stfidtchen ge-- geniiber ]iegenden H a I fa (Riedgras) bemerken wir S c h i I fs fi n g e r, F I u g h ii h n e r in kleinen Gesellschaften, S t e i n s c h m iit z e r und Z i e- g e n m e I k e r (Capr. isabel l inus.) August erlegt einige Exemplare der letzteren~ wir gehen einigen S ch ] a n g e n a d ler n nach, welche erst ihre Kreise tiber dem Riedgrase zogen, dann aber in heftigen Kampf geriethen, sich in einander verkrallten und schreiend zur Erde sttirzten. Wir bekamen sie trotz ihres Zankens nicht zu Schuss. Wiihrend dem schiesst August einen der armen Neophronen nach dem anderen herab.

Vultur fu lvus oder V. albicoll is ist wieder einmal sehr hiiufig~ wahrscheinlich liegt irgendwo in der Nfihe ein Aas. Auch die Heu- schrecken, welche in der Halfa zirpen~ haben ihre Feinde und Verfol- ger. Sechs bis acht R i i t h e l f a l k e n machen Jagd auf sie; ich glaube, sie fressen tiberhaupt nichts Anderes, als ]nsekten, wenigstens habe ich sie niemals auf Wirbelthiere jagen sehen, oder deren Reste in ihrem Magen gefunden. Ich konnte yon diesen htibschen Burschen~ welche im Fluge von den gemeinen Th urm fa lk e n (wenn auch schwer) zu unterscheiden sind, nur ein Mfinnchen erlegen, weil der Passatwind jetzt fortwfihrend bliist, dass der Jiiger gal" keine Zeit zur Jagd behiilt. Am Strande entdeckten wir 50 60 Lticher der iigyptischen U f e r s c h w a l b e (Cotyle minor Cab. ?) in niederen Schlammbiinken, welche gerade im Bau begriffen waren. Einige waren scho, vollendet und wurden mit Neststoff geftillt. 0bgleich die Halbinsel~ auf welcher die Thierchen ihre Colonie gegriindet hatten, bewohnt war~ hatten sie doch ihre Lii- cher so niedrig angelegt, dass man alle bequem mit der Hand erreichen konnte, gleichsam als wtissten sie~ dass die Araber Freude an den Vti- geln des Himmels haben und sie und ihre Brut nicht beliistigen oder quiilen. - - Die ersten Krokodile.

Am 10. M firz. In einem Binsenfelde finden wit viele B l a u - k e h l c h e n ~ yon denen ich sechs Sttick erlege. Sie sind noch stark

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in der Mauser und gehi~ren meines Vaters Species, Cyanecula leuco- cyana und C. orientalis, an. In einem Distelgebtisch bemerken wir mehrere M ti 11 e r c h e n (Cuvruca garrula,) sie fangen Insekten, klet- tern an den Distelkiipfen in die Hiihe-und suchen dann dort nach Kii- ferchen; ich erlege auch einige yon ihnen. Die Wa cht e ln scheinen schon auf dem Rtickzuge zu sein; sie sind ungemein hiiufig. Lanius personatus ist auch schon wieder da, (wenigstens viel hiiufiger, als im Winter, wesha]b ich glaube, dass er auch in Aegypten zieht,) und in Gesellschaft yon Lanius excubitov? ~) Bei einem Dorfe erlege ich den schiinen Buteo rufinus ~ Rtipp., den ich schon gestern gesehen hatte. Das Dorf schien in der That mehr der Tauben, als der 1)Ienschen we- fen erbaut zu sein. Die Hiiuser sind abgeschnittene vierseitige Pyra- miden und bestehen aus zwei Stockwerk. Der Fellah (Bauer)bewohnt den unteren Raum~ welcher aus unregehnfissig zusammengeklebten Luft- steinen oder getrockneten Lehmstticken erbaut wurde~ der obere Theil ist weir comfortabler. Er besteht aus reihenweis tibereinander liegen- den Kriigen, wie man sie zu den Paternosterziigen an den SchiJpfriidern braucht, welche dutch Lehm verbunden sind. Mehrere Reihen yon dicht aneinander eingemauerten, ungefiihr zwei Fuss langen Stiicken oder fistigen ReisigknUppeln laufen rings um das Gebiiude herum, und dienen den Tauben, welche in Aegypten gern und oft auf B~iumen sitzen~ zu bequemen Sonnplfitzen, die sic sehr lieben. Die Wand ist gegliittet und geweisst. Diess sind die Wohnungen der Tauben. In das Inhere ftihren mehrere Eingfinge, dutch welche man stets Tauben aus- und einfiiegen sieht. Das Taubenhaus ist ein Sammelpunkt des regsten Le- bens. Jedes Paar bewohnt einen der Kriige~ welcher gross genug ist, das Nest zu fassen, und dadurch, dass sein nach Aussen gerichteter Boden ein thalergrosses Loch enthfilt, zu einem gar freundlichen und luftigen 5[istplatze wird. Ein solches Dorf gewiihrt einen phantastischen Anblick. Inmitten der Felder sieht man hier zu Lande auch oft drei bis zehn hohe konische Gebfiude, welche ebenfalls aus Krtigen zusam- mengesetzt und yon fabelhaften Schaaren dieser beliebten Hausvtigel bewohnt sind. Ich fragte einen Fellah, ob ich unter einen Fluff dieser Tauben schiessen dtirfe: er bejahete ohne Bedenken. Es fielen zehn Stack auf einen einzigen Schuss f l i e g e n d e r Tauben.

Den Vultur fulvus sehen wir jetzt alle Tage; er ist wirklich ge- mein. Auf Neophron percnopterus schiessen wit gar nicht mehr, am unser Gepfick nicht unniithig zu beschweren. In

~) Wird Lanius assimilis oder L. leuconotos nob. thng~ S. 83.)

einem Kanale traf ich

gewesen sein. (Vogel-

Page 7: Blätter aus meinem ornithologischen Tagebnche

S84

auf eine zahlreiche Gesellschaft yon Sch a rb e n, wahrscheinlich Pha- lacrocorax a[ricanus, ohne Etwas ausrichten zu k0nnen. Sehr scheu

waren auch einige R e i h e r - E n t e n (Fuligula cristata.) Die M a u e r -

s e g l e r waren wieder in namhafter Menge da, hielten sich abet hoch. An einer Lache mit graslosen Uferriindern lief Telmatias gallinago so

frei herum, dass yon vier erlegten Exemplaren zwei im Sitzen ge-

schossen wurden. Wir erlegten wieder ein Exemplar des Petrocossy- phus cyanus, und beobachteten spiiter yore Schiffe aus dreizehn, auf

einer Sandbank ruhende Pelikane, grosse Massen yon Grus cinerea und

Platalea leucerodius und einzelne grosse Scharben ; ob Ph. Carbo? Am 11. Miirz. Auf einer Inset liegen wiederum zwei Krokodile,

denen ich mit der Biichse einen Morgengruss zusende; am Strande liiuft

Limosa spec.? und Telmatias gaUinago herum, letztere ebenso frei,

als gestern. Gesehen wurde Phoenicopterus antiquorum, welchen ich niemals so weit stidlich beobachtet hare, (und auch spfiter nicht wieder

in dieser Gegend bemerkte.) Am 12.

reren seiner

Erscheinung :

v o n

Liiften, grosse Ztige

math zu.

Am 14. Mfirz.

Miirz. Ich erlege einen Vultur fulvus, welcher mit meh-

Genossen yon einem Krokodil-Aase frisst; mir eine neue

ich habe die grossen G e i e r bisher nur auf dem Aase

Sfiugethieren versammelt gesehen. Mehrere Adle r kreisen ill den

yon K r a n i che n und S t 0 r che n ziehen der Hei-

Das Schiff wird bei der den ganzen Tag iiber

herrschenden Windstille gezogen, wir Der Zug ist schon im besten Gange.

und A. pennata, Ciconia alba und

haben gute Gelegenheit zur Jagd.

Wir bemerken Aquila naevia? Grus cinerea , n0rdlich ziehend;

Standv0geln beide Ge i e r , ( Vultur yon den

cnopte~s,) Buteo rufinus und _M)ends den iigyptischen t e n. Erlegt wurde Pierocles exustus, Ciconia alba, Cerchn~is tinnuncula und Circagtos brachydactylus. ":'~)

A m 15. M ii r z. Jagd in der •iihe der Ruinen yon Erlegt wurde Falco tanypterus, Cerchneis tinnuncula yon Pylonen des grossen

isabellinus, bemerkt

Am 16. Miirz.

sten Kampfe wegen

S c h r e i a d l e r und

guttatusO Erlegt : _ , J l ,

fulvus und Neophron per- N a c h t s c h a t -

und

Ardea cinerea,

sp., lichter, kleiner, als C. braehydaclylus, Vogelfang, S. 11.)

Tempels herab, Corvus umbrinus , Caprimulgus Phalacrocorax spec.? und Astur Nisus. Beobachtet: Zwei S c h I a n g e n a d I e r im heftig-

einer elenden Eidechse oder Schlange, mehrere

eine grosse Kette yon F 1 u g h tih n e r n (Pterocles Buteo rufinus, mehrere S c h i l f s i i n g e r , welche

*) War C. orienta/is nob. n. ohne Brustschild. (Brehm's

T h e b e n .

den hohen

Page 8: Blätter aus meinem ornithologischen Tagebnche

3S5

im trockenen Riedgrase ihr Wesen trieben, Cyanecula orientalis Brm. und Cypselus apus, welcher mir aber yon unserem Yl a u e r s e g 1 e r

verschieden zu sein scheint. A m 17. Yl fir z. Bemerkt einen Zw e r g a d I e r. Lange vergeb-

liehe, dutch einen nichtswUrdigen S c h m a r o t z e r m i l a n giinzlich ver- eitelte Jagd auf ihn. Diesen griff der Adler an, bemlichtigte sich seiner eben erhobenen Beute, balgte sich mit ihm lange herum und verjagte ihn sehliesslich. Ausserdem sahen wir S c h r e i a d l e r , Buteo rufinus und Astur Nisus. Erlegt wurde Platalea leucorodia, Circus cyanus,

ein sehi" selten vorkommender Gast im Lande, • i~Ielanocorypha brachydactyla, Elanus melanopterus, Cerchneis spec.?

Am 18. Miirz. Kein Wind, also gute Jagd. Die Zugv(igel meh- ren sicb. Melanocorypha brachydactyla hat sich in sehr zahlreiche FlUge zusammengeschlagen und zieht, ebenso Ciconia alba, welche in einer Menge yon Tausenden fiber uns kreist, Pelecanus spec.? geht, in einem m~ichtigen V vereint, ebenfalls nach Norden, in den Gebiischen giebt es mancherlei S y l v i e n . Buteo rufinus war sehr scheu, ebenso Vult~lr fulvus, Circus pallidus, Chenalopex aegyptiacus und die zie- henden S e h r e i a d l e r . Erlegt wurde: Circus rufus, jung, Athene ni- lotica, Lanius personatus, Pyrrhula githaginea, Melanocorypha bra- chydactyla, Saxicola stapa~ina, Sylvia curruca und Motacilla alba. Am anderen Tage fast dieselben.

(Fortsetzung folgt.)

~ o t | z z u r O r n i t h o l o g i e G r ~ n l a l l d ~ .

In der Uebersicht der in GrSnland vorgekommenen ~/(J~el-Aren, (II. Jahrg., S. 438 443 dieses Journales,) habe ich 3 Arten vermisst, welche mir schon yon dort zugekommen sind, niimlich:

Im Jahre 1846: Alca cirrhata. 185-1:: Totanus flavipes. 1852: Picus auratus.

In Bezug auf den Sommer-Aufenthalt yon Tringa pectoralis, yon weleher S. 430 die Rede ist, kann ich noch anfiihren, dass die 4 Biilge, welche ieh im vorigen Jahre im Hochzeitkleide aus Labrador erhielt,

" 0 unterm o7 nSrdlicher Breite erlegt worden sind. Herrnhut. M i) s c h I e r.