bitte an die fachgenossen, die auf dem gebiete der luftelektrizität arbeiten

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49 ° Zoologische geworden, die sich Mlmihlich in unseren Vorstellungen fiber die ozeanischen Zirkulationen vollziehen. Far die Geschichte der Ozeanographie ist dieser Punkt, wie man voraussehen kann, yon aul3erordentlicher \¥ichtigkeit. Ich m6chte mich ffir diesen Standpunkt besonders auf das Urteil eines so hochgeschitzten and neutralen Ozeanographen wie Prof. O. PETTE~SSON, G6teborg, berufen, des Grfinders der internationalen Meeres- forschung, der als Nestor unseres Fachs 1924 im ,, Ymer" (Stockholm, H. 4, S. 4o5--422), einen langen Nachruf ft~r seinen soviel jfingeren Facbgenossen BRENNECKE ver6ffentlicht hat, den man nachlesen wolle. PETTErS- SON schitdert den groBen wesentlich horizontalen Was- seraustanseh zwischen S und N und N und S in den verschiedenen Etagen, stellt die Leistungen BREN- NECI~S in dieser Hinsicht im Sfiden in eine LiMe mit den entsprechenden Forschungen P. NANSENS im Norden und schreibt u. a., dab die neuen Ansichten sich seit I912 ([) allmihlich durchgesetzt haben auf Grund der Aufzeichnungen der dentschen Sfidmeer-Expedition, d.h. ebenBRxNNECI~EsBeobachtungen auf der,,Deutsch- land", ,,MBRz und WOsx haben dies iia den Diagram- men wiedergegeben" (1923), heil3t es bet PET~RSSOI~. MERZ bIeibt framer das groBe Verdienst, mit Energie und unter Heranziehung auch Xlterer Messungen des ,,Challenger" und der ,,Gazelle", die nun erst mit Sicherheit zu deuten waren (I~RONNEL, Ozeanographie, I, S. 341), der umw~lzenden Anschauung, die wit heute alle im Grundsatz teilen, zum Durchbruch verholfen zu haben. Neue Anschammgen setzen sieh fast stets nur nnter gewissen Schmerzen und K~mpfen durch, bei deren Austragung peinliche Gerechtigkeit angestrebt werden muB. Zur Zeit sind wit in dee Periode der Meeresforschung, die yon der frfiheren, damals allein m6glichen beschreibenden urid bestenfalls konstruk- riven Methode flberffihren wird zu einer mathematisch- physikalischen Behandlung der Probleme; der Vorgang Mitteilungen. f Die Natur- [wissenschaften ist ganz ihnlich zu bewerten wie auf dem Gebiete der Meteorotogie, die hierin schon ungemein viel wetter fortgeschritten ist. Die mannigfachen Spitzen, die Herr PENCK seinen 3 AufsXtzen eingeffigt hat, w~ren nur dann verstind- lich, wenn die neue ozeanographische Richtung yon der Seewarte oder mir bek~mpft wfirde, was natflrlich nieht der Fall ist; sie waren Mso dnrchaus fiberfl~ssig und unvorsichtig. Anch k6nnte die Liste der Irrtfimer Herrn PENcils vermehrt werden, z. t3. hinsichttich der Bewertung der ,,Valdivia"-Tiefsee-Expedition. Im fibrigen mSchte ich recht sehr zur Einigkeit und Einigung mahnen. Meine Bemfihnngen an verschiede- nen mal3gebenden Stellen seit vielen Monaten gehen nach dieser Richtung. Das letzte Ziel dieser Zeilen ist such, nach tunlichster Ansriumung der wesentlichen Irrt~imer und Mit3verstindnisse, eine Plattform zu schaffen ft~r einen neuen Anlauf aller ozeanographischen T~tigkeit in Deutschland. Ob Herr PENCK ft~r diesen Standpunkt zu haben ist, wird die Zukunft lehren. Die 3 Aufsitze A. PENCKS sind diesem Ziele teider nicht fSrderlich; er hat zuviel beweisen wolten und dadarch unvermeidbar die I{ritik herausgerufen. Hamburg, den 26. April I926. G. SCHOTT. Bitte an die Fachgenossen, die auf dem Gebiete der Luftetektrizif/it arbeiten. Wit arbeiten gegenw~rtig an einem gr613eren zusammenfassenden Werke fiber Luft- elektrizitit; unsere Arbeit ist aber dadurch sehr er- schwert, dab uns infolge der grol3en Notlage der 6ster- reichischen Universit~ten nur wenig Zeitschriften und fast keine auslindischen zur Verfflgung stehen. ~Vir w~en daher den Fachgenossen zu besonderem Danke verpfliehtet, wenn sie uns ihre Ver6ffentlichun- gen ant diesem Gebiete sowie auf den angrenzenden Nachbargebieten zusenden warden. Prof. H. BZN~DORF und Prof. V. F. HESS, Physika- lisches Institut der Un~versitit Graz (0sterreich). Zoologische Die l#V~rmeregulierung des fiberwinternden Bienen- volks hat L. ARMBRUSTERin seinem Buch ,,Der Wirme- haushalt im Bienenvolk" (Berlin : Verlag P~enningstorff !923) aui Grund jahrelanger mfihevoller Registrierun- gen des Imkers RA~ER~I " (Sondershausen) und der Beobachtungen anderer Autoren dargestellt und damit einen bisher geheimnisvollen Abschnitt des Bienen- lebens wesentlich gekIirt. Es ist eine allbekannte Tatsache, dab die Bienen im Winter nicht bet stillgelegtem Stoffwechsel erstarren, sondern der Nahrung bedfirfen nnd durch Flfigel- schwirren und gesteigerte Atmung eine erheblich fiber der AuBentemperatur liegende Wirme im Stock aufreeht erhalten. Dies ,,Heizen" der Bienen erfolgt nun nicht regellos, sondern rhythmisch, andererseits aber auch nicht in einfacher Abhingigkeit yon den Sehwankungen der AuBentemperatur, vietmehr treten die dutch das Heizen erzeugten Temperatursteigerungen in derTraubenmitte gerade bei einigermaBen konstanten AuBenbedingungen in bestimmten gleichmiBigen und selbst~ndigen Intervallen hervor. Die ant den Waben hlngende Traube ruht nicht in lebloser Erstarrung sondern ist in stindiger Bewegung begriffen. Die ,,Hautbienen", welche flberatl radiir mit nach innen gestellten K6pfen als iuBerste Schicht der Traube der zudringenden Kilte des Stockes mit ihren dicht behaarten Hinterleibern Trotz bieten, kSnnen ihren Platz nnr eine Zeitlang behaupten : sobald ihre iK0rpertemperatur sich auf etwa 13 ° abgekfihlt Mitteilungen. hat, mflssen sie tier drohenden lK~ltestarre ausweichen. Sie tun das, indem sie eine nach der andern in das Inhere der Traube vordringen, wo sie nun ihrerseits die bisher haupts~chlich yon ihnen allein gehfitete Wirme geniegen, w~hrend andere Bienen in die Haut- schicht versetzt werden nnd die Abwehrstellung gegen den kalten Raum einnehmen. Da durch die eindringenden Hautbienen der Wirmevorrat der Traube MlmiMich aufgebraucht wird, muB die Ab- 15sung immer schnetler und h~ufiger stattfinden, bis schtieBlich, wenn such die Traubenmitte bis auf nahe an 13 ° abgeki;lhlt ist, die Unruhe allgemein wird. Das Volk geht yon der Verteidigung gegen die 14ilte zum Angriff fiber: die Traube 10st sich nnd das Heizen beginnt. Der gr6Bte Teil der Tiere sitzt, heitig schwir- rend und atmend, aui den Waben, w~hrend die Futter- hohler ihnen bet dieser ersch6pfenden Arbeit ans den Vorratszellen Nahrung zutragen und sie ft~ttern. Im kurzen Verlauf ether halben bis ganzen Stunde haben die gesteigerte Atmung und Muskelt~tigkeit der schwer arbeitenden Tiere die Temperatur des gelockerten Bienenhaufens auf durchschnittlich etwa 25,2 ° geatei- gert, das Heizen wird abgebrochen und die Traube im Laufe der nichsten 3 Stunden geschlossen, um die errungene %¥Xrmelinie wieder im Abwehrkampf zu be- haupten, bis sie in den Stunden des ,,KfihtfalIes" abermals schrittweise verlorengeht und dutch einen neuen ,,Heizsprung" wieder erobert werden muB. Natflrlich muB die Dauer dieses IKfiMfalles yon

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Page 1: Bitte an die Fachgenossen, die auf dem Gebiete der Luftelektrizität arbeiten

49 ° Zoologische

geworden, die sich Mlmihlich in unseren Vorstellungen fiber die ozeanischen Zirkulationen vollziehen. Far die Geschichte der Ozeanographie ist dieser Punkt, wie man voraussehen kann, yon aul3erordentlicher \¥ichtigkeit .

Ich m6chte mich ffir diesen Standpunkt besonders auf das Urteil eines so hochgeschitzten and neutralen Ozeanographen wie Prof. O. PETTE~SSON, G6teborg, berufen, des Grfinders der internationalen Meeres- forschung, der als Nestor unseres Fachs 1924 im ,, Ymer" (Stockholm, H. 4, S. 4o5--422), einen langen Nachruf ft~r seinen soviel jfingeren Facbgenosse n BRENNECKE ver6ffentlicht hat, den man nachlesen wolle. PETTErS- SON schitdert den groBen wesentlich horizontalen Was- seraustanseh zwischen S und N und N und S in den verschiedenen Etagen, stellt die Leistungen BREN- NECI~S in dieser Hinsicht im Sfiden in eine LiMe mit den entsprechenden Forschungen P. NANSENS im Norden und schreibt u. a., dab die neuen Ansichten sich seit I912 ([) allmihlich durchgesetzt haben auf Grund der Aufzeichnungen der dentschen Sfidmeer-Expedition, d.h. ebenBRxNNECI~EsBeobachtungen auf der,,Deutsch- land", ,,MBRz und WOsx haben dies iia den Diagram- men wiedergegeben" (1923), heil3t es bet PET~RSSOI~.

MERZ bIeibt framer das groBe Verdienst, mit Energie und unter Heranziehung auch Xlterer Messungen des ,,Challenger" und der ,,Gazelle", die nun erst mit Sicherheit zu deuten waren (I~RONNEL, Ozeanographie, I, S. 341), der umw~lzenden Anschauung, die wit heute alle im Grundsatz teilen, zum Durchbruch verholfen zu haben. Neue Anschammgen setzen sieh fast stets nur nnter gewissen Schmerzen und K~mpfen durch, bei deren Austragung peinliche Gerechtigkeit angestrebt werden muB. Zur Zeit sind wit in dee Periode der Meeresforschung, die yon der frfiheren, damals allein m6glichen beschreibenden urid bestenfalls konstruk- riven Methode flberffihren wird zu einer mathematisch- physikalischen Behandlung der Probleme; der Vorgang

Mitteilungen. f Die Natur- [wissenschaften

ist ganz ihnlich zu bewerten wie auf dem Gebiete der Meteorotogie, die hierin schon ungemein viel wetter fortgeschritten ist.

Die mannigfachen Spitzen, die Herr PENCK seinen 3 AufsXtzen eingeffigt hat, w~ren nur dann vers t ind- lich, wenn die neue ozeanographische Richtung yon der Seewarte oder mir bek~mpft wfirde, was natflrlich nieht der Fall ist; sie waren Mso dnrchaus fiberfl~ssig und unvorsichtig. Anch k6nnte die Liste der Irrtfimer Herrn PENcils vermehrt werden, z. t3. hinsichttich der Bewertung der ,,Valdivia"-Tiefsee-Expedition.

Im fibrigen mSchte ich recht sehr zur Einigkeit und Einigung mahnen. Meine Bemfihnngen an verschiede- nen mal3gebenden Stellen seit vielen Monaten gehen nach dieser Richtung. Das letzte Ziel dieser Zeilen ist such, nach tunlichster Ansr iumung der wesentlichen Irrt~imer und Mit3verstindnisse, eine Plat t form zu schaffen ft~r einen neuen Anlauf aller ozeanographischen T~tigkeit in Deutschland. Ob Herr PENCK ft~r diesen Standpunkt zu haben ist, wird die Zukunft lehren. Die 3 Aufsitze A. PENCKS sind diesem Ziele teider nicht fSrderlich; er hat zuviel beweisen wolten und dadarch unvermeidbar die I{ritik herausgerufen.

Hamburg, den 26. April I926. G. SCHOTT.

Bitte an die Fachgenossen, die auf dem Gebiete der Luftetektrizif/it arbeiten. Wit arbeiten gegenw~rtig an einem gr613eren zusammenfassenden Werke fiber Luft- elektrizit i t ; unsere Arbeit ist aber dadurch sehr er- schwert, dab uns infolge der grol3en Notlage der 6ster- reichischen Universit~ten nur wenig Zeitschriften und fast keine auslindischen zur Verfflgung stehen.

~Vir w ~ e n daher den Fachgenossen zu besonderem Danke verpfliehtet, wenn sie uns ihre Ver6ffentlichun- gen ant diesem Gebiete sowie auf den angrenzenden Nachbargebieten zusenden warden.

Prof. H. BZN~DORF und Prof. V. F. HESS, Physika- lisches In s t i t u t der Un~versitit Graz (0sterreich).

Zoologische Die l#V~rmeregulierung des fiberwinternden Bienen-

volks hat L. ARMBRUSTER in seinem Buch ,,Der Wirme- haushalt im Bienenvolk" (Berlin : Verlag P~enningstorff !923) aui Grund jahrelanger mfihevoller Registrierun- gen des Imkers RA~ER~I " (Sondershausen) und der Beobachtungen anderer Autoren dargestellt und damit einen bisher geheimnisvollen Abschnitt des Bienen- lebens wesentlich gekIirt.

Es ist eine allbekannte Tatsache, dab die Bienen im Winter nicht bet stillgelegtem Stoffwechsel erstarren, sondern der Nahrung bedfirfen nnd durch Flfigel- schwirren und gesteigerte Atmung eine erheblich fiber der AuBentemperatur liegende Wi rme im Stock aufreeht erhalten. Dies ,,Heizen" der Bienen erfolgt nun nicht regellos, sondern rhythmisch, andererseits aber auch nicht in einfacher Abhingigkeit yon den Sehwankungen der AuBentemperatur, vietmehr treten die dutch das Heizen erzeugten Temperatursteigerungen in derTraubenmitte gerade bei einigermaBen konstanten AuBenbedingungen in best immten gleichmiBigen und selbst~ndigen Intervallen hervor.

Die ant den Waben h lngende Traube ruht nicht in lebloser Erstarrung sondern ist in s t indiger Bewegung begriffen. Die ,,Hautbienen", welche flberatl radi i r mit nach innen gestellten K6pfen als iuBerste Schicht der Traube der zudringenden Ki l t e des Stockes mit ihren dicht behaarten Hinterleibern Trotz bieten, kSnnen ihren Platz nnr eine Zeitlang behaupten : sobald ihre iK0rpertemperatur sich auf etwa 13 ° abgekfihlt

Mitteilungen. hat, mflssen sie tier drohenden lK~ltestarre ausweichen. Sie tun das, indem sie eine nach der andern in das Inhere der Traube vordringen, wo sie nun ihrerseits die bisher haupts~chlich yon ihnen allein gehfitete W i r m e geniegen, w~hrend andere Bienen in die Haut- schicht versetzt werden nnd die Abwehrstellung gegen den kalten Raum einnehmen. Da durch die eindringenden Hautbienen der Wirmevorra t der Traube MlmiMich aufgebraucht wird, muB die Ab- 15sung immer schnetler und h~ufiger stattfinden, bis schtieBlich, wenn such die Traubenmitte bis auf nahe an 13 ° abgeki;lhlt ist, die Unruhe allgemein wird. Das Volk geht yon der Verteidigung gegen die 14ilte zum Angriff fiber: die Traube 10st sich nnd das Heizen beginnt. Der gr6Bte Teil der Tiere sitzt, heitig schwir- rend und atmend, aui den Waben, w~hrend die Futter- hohler ihnen bet dieser ersch6pfenden Arbeit ans den Vorratszellen Nahrung zutragen und sie ft~ttern. Im kurzen Verlauf ether halben bis ganzen Stunde haben die gesteigerte Atmung und Muskelt~tigkeit der schwer arbeitenden Tiere die Temperatur des gelockerten Bienenhaufens auf durchschnittlich etwa 25,2 ° geatei- gert, das Heizen wird abgebrochen und die Traube im Laufe der n ichs ten 3 Stunden geschlossen, um die errungene %¥Xrmelinie wieder im Abwehrkampf zu be- haupten, bis sie in den Stunden des ,,KfihtfalIes" abermals schrittweise verlorengeht und dutch einen neuen ,,Heizsprung" wieder erobert werden muB.

Natflrlich muB die Dauer dieses IKfiMfalles yon