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STIFTUNG FÜR TIERSCHUTZ UND ETHIK 2/2018 Billigwelpen – fatale Schnäppchenjagd Ein Lebenshof zieht um PRO

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Page 1: Billigwelpen – fatale Schnäppchenjagd Ein Lebenshof zieht um€¦ · • Die Werbung zeigt uns täglich glückliche Kühe auf saftigen Weiden und dass alle Tiere genug Platz haben

ST I F TUNG FÜR T I ERSCHUTZ UND E TH IK

2/2018

• Billigwelpen – fatale Schnäppchenjagd• Ein Lebenshof zieht um

PRO

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2 ProTier 2/ 18

ProTier ZeitschriftAusgabe Nr. 2, Juli 201847. JahrgangErscheint 4 x jährlich

Abonnement : Gönner, Paten und Spender erhalten die Zeitschrift kostenlos.Einzelnummer CHF 7.–

Redaktion : Barbara Kerkmeer (bk)Monika Wasenegger (mw)

Redaktionelle Mitarbeit : Joey Zijlstra (jz)Martina Futterlieb (mf)

Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Weiterverwendung der Artikel und Bilder nur mit ausdrücklicher, schrift­licher Genehmigung der Redak tion. Die Beiträge decken sich nicht zwingend mit der Meinung der Redaktion.

Titelbild : KuhFoto © ProTier

Typografie / Druckvorstufe : Anita Estermann Design aedesign.ch

Druck : Staffel Medien AG, 8045 Zürich

ProTier – Stiftung für Tierschutz und Ethik

Alfred­Escher­Strasse 17CH­8002 ZürichTelefon : 044 201 25 03Telefax : 044 201 26 23E­Mail : [email protected]: www.protier.ch www.facebook.com/ Stiftung.ProTierPC-Konto : 60-455782-5IBAN: CH41 0900 0000 6045 5782 5

Impressum Inhalt

Wieso soll ich Möhrli heissen? Voliere Zürich: Welcher Vogel passt zu mir?

Der Wert tierischer Gesellschaft in einer technisierten Welt

Billigwelpen – die fatale Schnäppchenjagd

Ohne Zuhause sind wir verloren – Umzug der Villa Kuhnterbunt

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Wer kommt ins Haus: Rassetier oder Tierheim hund?

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Wer kommt ins Haus: Rassetier oder Tierheim hund? 4Buchtipp: «Natur am Wegesrand»; Marc Giraud 6Tier-Ethik, Wilds Kolumne: Die Dachse 7Eine berührende Geschichte mit Happy End: Durch einen Schicksals schlag beinahe getrennt 8Ohne Zuhause sind wir verloren – Umzug der Villa Kuhnterbunt 10Serie Tiergesundheit: Atemlos – Qualzucht aus tiermedizinischer Sicht 13Rezept-Tipp: It’s VEGAN – by veganvelo.ch 15Wir und Katzen – oder Katzen und wir? 165. Lebenshof-Treffen Schweiz 17Der Wert tierischer Gesellschaft in einer technisierten Welt 18Billigwelpen – die fatale Schnäppchenjagd 20Aktion «Gib Pfötchen»: Ein grosser Batzen für wichtige Projekte 22Serie Tier und Recht: Aussetzen von Tieren gilt als Tierquälerei 23ProTier hilft! SOS Tier & Mensch 24ProTier aktiv! Wildtiere haben keinen Spass in der Manage 25Wieso soll ich Möhrli heissen? 26Voliere Zürich: Welcher Vogel passt zu mir? 27Werden Sie Gönnerin, Gönner von ProTier 28

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Editorial

Bei Einladungen zum Geburts-tagsfest oder in schwierigen Zeiten stehen wir immer wie-

der an einem Punkt, wo wir uns über-legen, wer uns am wichtigsten ist. Wer steht uns nahe und wen lassen wir ganz nah an unser Herz?

Die einfache Frage «Wen hast du gern?» kennt somit viele Antworten und ganz oft kommt hier auch ein Tier ganz zuvorderst. Die Freund-schaft zu einem Tier und die Ban-de, die wir hier knüpfen, sind dazu gedacht, ein Leben lang zu halten. Man ist füreinander da, man hilft ei-nander, man vermisst den anderen, und man bangt um ihn.

Für die meisten gehört also ein Tier zur Familie dazu, man zählt es wie ein Familienmitglied, man be-rücksichtigt seine Wünsche beim Entscheid, wohin man in die Ferien geht, und man richtet den Alltag so ein, dass auch das Tier nicht al-lein ist. Wer sich auf so eine Tier-Mensch-Beziehung einlässt, erlebt wunderbare Momente der Freund-schaft und der Liebe. Lesen Sie auf Seite 4, was es heisst, ein Haustier zu haben – ob aus dem Tierheim oder ein Zuchttier. Die die traurige Realität, Welpen via Internet aus dem Ausland zu impor-tieren, thematisieren wir auf Seite 20/21.

Eine wirklich bunte Familie ler-nen Sie ab Seite 10 beim Besuch der Villa Kuhnterbunt kennen – eines Lebenshofes, der mit Sack und Pack und allen Herausforderungen in ein neues Zuhause gezogen ist.

Geht es jemandem aus der Fami-lie schlecht, leiden alle mit, und wenn das Geld nicht reicht, um zu helfen, dann entstehen Geschichten, wie sie Katze Tirzan und ihre Familie erleben mussten (Seite 8/9) – dank grossem Miteinander zum Glück mit einem Happy End.

Immer unterwegs ohne ein Zu-hause, das einem guttut – dies ist das Schicksal von Wildtieren im Zir-kus. Die Petition ist übergeben, und wir sagen allen Danke, die mitgehol-

fen haben. Nun gilt es, den nächsten Schritt zu tun und in unserem Gesetz auch zu verankern, dass dieses Lei-den in Zukunft nicht mehr möglich ist (Seite 25).

Als ich gestern Abend unser Fa-milientreffen organisiert habe, das alle fünf Jahre stattfindet, habe ich plötzlich daran gedacht, wie es wäre, wenn keiner mehr kommen würde, weil eine lebenslange Freundschaft nicht möglich ist. Ein unmöglicher Gedanke, aber genau das, was die meisten Tiere erleben. Sie verlieren laufend ihre Freunde, weil wir Men-schen das so entscheiden. Was wä-re, wenn dies anders wäre? Es wäre ein grosser Schritt Richtung Sicher-heit und Freundschaft – ein Mitein-ander, bei dem man sich gern hat!

Geniessen Sie den und erzählen Sie die Geschichte, wen Sie gern ha-ben.

Herzlichst IhreMonika Wasenegger

Nachtrag: Und falls Sie eine Paten-schaft übernehmen möchten, weil Sie ein Tier besonders gern haben, melden Sie sich bei uns. Jederzeit sehr, sehr gerne!

Erzähl mir, wen du gern hast

Keine Massentierhaltung mehr in der Schweiz – Die Zeit ist reif für diese Initiative!

Am Dienstag, 12. Juni ist in Bern der Startschuss zur Unterschriftensammlung für die Massentierhaltungs-Initiative gefallen. Damit soll die Würde von Tieren in die Verfassung geschrieben und die indus trielle Tierhaltung in der Schweiz abgeschafft werden.

• Die Werbung zeigt uns täglich glückliche Kühe auf saftigen Weiden und dass alle Tiere genug Platz haben Dies soll nun endlich auch im Gesetz vorgeschrieben werden und die Bio-Richtlinien Standard sein. Wer sich mit

dem Thema beschäftigt, merkt schnell, dass auch die grossen Zusammenhänge wie der enorme Fleischkonsum, das Bienen sterben und die Umweltzerstörung wesentlich auch mit der zu dichten Tierhaltung zu tun haben.

• ProTier unterstützt die Initiative von Sentience Politics aktiv und hofft auch auf Ihre Mithilfe. In der Heftmitte finden Sie den Unterschriftenbogen. Füllen Sie ihn aus und retournieren ihn, oder kopieren

ihn und schicken gleich mehrere davon zurück. Jede Stimme zählt – wir alle sagen DANKE!

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jeweiligen Beschaffungsart? Darüber haben wir uns Gedanken gemacht.

Das grosse Abenteuer Hundekauf beginnt Wenn man sich in Hundeschulen und auf Spaziergängen umsieht, fällt auf, dass sehr viele sogenannte Rasse-hunde gehalten werden. Ziemlich hartnäckig hält sich bezüglich Hun-dekauf die Meinung, dass man beim Zuchthund von vornherein wisse, worauf man sich einlässt. Es wird er-wartet, dass sich Hunde so verhalten, wie es der spezifischen Rasse nach-gesagt wird. Labradore sind familien-tauglich, Chihuahuas unkompliziert und handlich und Yorkshireterrier nur süss. Dem widerspricht Brigitte Schärer entschieden. Seit 1981 züch-tet sie sehr erfolgreich Yorkshire Ter-riers, ausserdem ist sie Präsidentin

Wer kommt ins Haus:

Rassetier oder Tierheim hund?

Ein Thema, das polarisiert: Die einen schwören auf den Kauf des neuen Familienmitglieds beim Züchter, frei nach der Idee «Da weiss man, was man hat». Andere entscheiden sich für einen heimatlosen Hund aus dem Tierheim, und nochmal andere, ganz Schlaue, versuchen Hunde möglichst günstig einzukaufen.

Von Barbara Kerkmeer

Es ist ein grosser Moment, wenn man sich zum Kauf eines Hun-des entscheidet. Einiges muss

vor dem definitiven Entscheid abge-klärt werden: Ist der Vermieter mit der Anschaffung des Haustiers ein-verstanden? Habe ich genügend Platz und Zeit für einen Hund? Verfüge ich über genügend finanzielle Ressour-cen? Denn der Kaufpreis des Tieres ist erst der Anfang. Sind alle Fami-lienmitglieder einverstanden? Irgendwann sind alle Fragen ge-klärt, es spricht nichts dagegen, sich einen Hund anzuschaffen, und jetzt kommt sie, die Gretchenfrage: Kaufen wir den Hund beim Züchter, oder geben wir einem heimatlosen Tier den Vorrang? Welches sind die Vor- und welches die Nachteile der

des Yorkshire Terrier Clubs und im Vorstand des Schweizerischen Ras-sehunde Zuchtverbandes. «Jedes Tier ist ein Individuum mit seinen persön-lichen Eigenarten und Bedürfnissen», hält sie fest. «Natürlich gibt es zucht-spezifische Merkmale, die bei einigen Hunden vorhanden sind, aber ‹nur› über die Rasse kann man Verhaltens-merkmale kaum definieren.» Als leidenschaftliche Züchterin und Kennerin der Hundezuchtkriteri-en ist sie der Meinung, dass man den Hunden im Tierheim eine Chance ge-ben und sich beim Rassehundekauf nicht auf leere Versprechungen ein-lassen sollte. Ausserdem lehnt sie Hundeausstellungen ab und findet Zuchten mit mehr als zwei Hunde-rassen suspekt. Besonders verwerflich ist die Mas-senzucht von «billigen» Zuchtwel-

Foto: zvg

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pen in sogenannten Puppymills. Die Tiere leiden unendlich, werden den Müttern viel zu früh entrissen, sind krank und erleben vor dem Verkauf traumatische Transporte (lesen Sie mehr dazu in unserem Artikel «Billi-ge Hundeware» auf Seite 20/21).

Hunde haben in unserer Gesellschaft zu funktio­nierenDie Ansprüche an die Hunde in un-serer schnellen und lauten Welt steigen fast täglich. Als Hundehal-ter hat man oft das Gefühl, man sollte eine Maschine am anderen Ende der Leine führen. Der kleinste «Fehltritt» vor dem herannahenden Fahrrad, ein Bellen im falschen Mo-ment, sich nicht gern anfassen las-sen oder, schlimmer noch, ein kurzes Zuschnappen, nachdem alle anderen Warnungen ignoriert wurden – mit solchen Hunden will niemand et-was zu tun haben, und wer so einen

wieder öffnen und dem neuen Tier-halter unendlich viel Liebe, Vertrauen und Dankbarkeit entgegenbringen. Auf die Frage, ob die Haltung ei-nes Hundes aus dem Tierheim im Vergleich zur Haltung eines Rasse-hundes aufwendiger sei, meint Nadja Brodmann vom Zürcher Tier-schutz: «Nein, eigentlich nicht. Na-türlich betreuen wir zum Teil Tiere, die eine schwierige oder traurige Vergangenheit haben. Diese werden an besonders liebevolle Menschen vermittelt, die sich mit viel Engage-ment um die Tiere kümmern und letztlich auch bereit sind, Spätfolgen eines früheren Traumas in Kauf zu nehmen, aber», betont Brodmann, «bei uns im Tierheim gibt es auch unkomplizierte Tiere, die für fast jede Person geeignet sind.»

Das Gefühl, einem heimat­losen Tier ein Zuhause zu schenken, ist unbezahlbar.

Laut Brodmann werden vor der Ab-gabe eines Tieres aus dem Tierheim intensive Gespräche geführt. Fragen wie beispielsweise, ob alle Familien-mitglieder mit dem Hund einverstan-den sind, ob der Vermieter informiert ist etc., werden besprochen und die Menschen dezidiert auf die grosse Verantwortung als Hundehalter auf-merksam gemacht. Selbst Platzkon-trollen und eine Probezeit werden vereinbart. So kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen.Kleine Yorkshire Terrier ganz gross.

Brigitte Schärer und ihre Lieblinge.

Anzahl Hunde Schweiz/Liechtenstein Stichtag: 17.6.2018

• Total: 543’596

• Davon: 149’000 Mischlinge

• Bevorzugte Rassen: Chihuahua, Labrador, Yorkshire Terrier, Jack Russel Terrier

Foto © SRZ Rassehunde Zuchtverband

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Hund hat, wird schnell sozial isoliert. Wer sich also einen Hund anschafft, möchte schon im Vorhinein die Ga-rantie haben, dass es mit dem neu-en Familienmitglied keine Probleme geben wird. Hartnäckig hält sich der Mythos, dass mit Hunden aus dem Tierheim Probleme des oben be-schriebenen vorprogrammiert seien.

Hunde, die in einem seriösen Tierheim untergebracht sind,

werden gut beobachtet.

Wenn nötig, werden sie medizinisch versorgt, und falls sie psychische Defizite haben, wird schonend mit ihnen gearbeitet, damit sie für das neue Leben als Familienmitglied ge-wappnet sind.

Der Weg zum gemein­samen Glück Tierheime haben sehr konkrete Vor-stellungen von einer optimalen Hun-deplatzierung. Ihre Erfahrungen mit dem Tier ermöglichen ihnen eine ziemlich genaue Einschätzung, ob der Hund und der neue Halter zu-sammenpassen. Dies ist einer der vielen Vorteile, die es hat, wenn man sich bewusst für den Kauf eines Tier-heimhundes entscheidet. Auch traumatisierte Hunde, sol-che, die eingesperrt, sozial isoliert, ohne menschliche Kontakte leben mussten und im schlimmsten Fall sogar geschlagen wurden, können unter liebevoller Begleitung ihr Herz

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Adoption oder KaufAuch aus dem Ausland werden regel mässig Tierheimhunde in die Schweiz vermittelt. Teilweise kom-men sie über Institutionen, die im

Ausland tätig sind, und viele von ihnen haben Schreckliches erlebt. Trotzdem können auch diese Hun-de mit Geduld und Erfahrung an ein Leben in der Schweiz gewöhnt werden.

Es gibt sie nicht, die goldene Re-gel, auch kein Ja oder Nein, eher ein Sowohl-als-auch. Die Anschaf-fung eines Hundes ist ein sehr per-sönliches Erlebnis, das ein Vertrau-ensverhältnis zwischen Käufer und Verkäufer, sei es Tierheim, sei es Hundezucht, voraussetzt.

Tierschutzverein empfehlen in erster Linie die Adoption

eines Tierheimhundes.

Es gibt kein schöneres Geschenk, als einem geretteten Tier in die glück-lichen Augen zu schauen. Dafür lohnt sich jeder Aufwand. Wer aber unbedingt ein Tier einer speziellen Rasse haben möchte und dieses im Tierheim nicht zu finden ist, der tut gut daran, den Züchter seines neuen Mitbewohners sehr sorgfältig auszu-suchen. ■

«Wir wollen hier raus!»

Eine Sehschule für die einheimische Natur

Bucht ipp

In den europäischen Landschaften leben zwar beein-druckende Wildtiere wie Braunbären, Luchse oder Wölfe, diese bekommen jedoch nur die wenigsten zu Gesicht. Dass die Tiere und Pflanzen, auf die man bei alltäglichen Spaziergängen durch die heimischen Felder und Wälder trifft, aufregend sein können, zeigt Marc Giraud in «Na-tur am Wegesrand», und er schärft so den Blick für das Naheliegende. Das Buch ist wie ein Spaziergang aufgebaut, der quer durch Lebensräume und Jahreszeiten führt. Anhand von über 700 Abbildungen, die in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Fabrice Cahez entstanden sind, und vielen vertiefenden, spannenden Texten führt der französische Naturforscher Giraud den ungeahnten Reichtum der hei-mischen Natur vor Augen. Der Autor animiert dazu, am Wegesrand stehen zu bleiben und genau hinzuschauen: auf das heimliche Leben der Wildbienen, auf die raffi-nierten Fortpflanzungsstrategien von Pflanzen, auf das Spiel der jungen Füchse oder auf die Körpersprache von Pferden. Die wichtigsten Werkzeuge dabei sind die Sinne: Wer wachsam durch die Natur geht, dem öffnet sich eine beeindruckende Welt.«Natur am Wegesrand» ist ein bibliophiler Naturführer mit bestechendem Konzept, den man immer wieder

gerne in die Hand nimmt und der jeden Ausflug be-reichert. Denn wenn man sich nur die Mühe macht, genauer hinzuschauen, kann jeder Spaziergang zum Überraschungserlebnis werden!Marc Giraud (www.marcgiraud-nature.net) ist ein fran-zösischer Naturforscher und Exkursionsführer und hat viele Sachbücher verfasst, hauptsächlich zu zoologi-schen Themen. Als Fernseh- und Radiomoderator ist er bekannt für seinen spannenden und humorvollen Blick auf die Natur in nächster Nähe.

NATUR AM WEGESRANDMarc Giraud

Klappenbroschüre256 Seiten, durchgehend farbige AbbildungenHaupt VerlagISBN 978-3-258-08043-7

CHF 31.–

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beschönigend «begast»). Man ver-stopfte die Löcher und leitete die tödliche Wolke in die Dachs-Woh-nungen. Das hat die Tollwut nicht eliminiert, dafür aber beinahe die Dachse. Sie wurden in vielen Län-dern fast ausgerottet. Wie konnte man nur so unglaub-lich dumm sein? Würde man so eine Dummheit heute wieder begehen? Ich betone das Positive und den-ke, dass wir zum Glück dazugelernt haben. Doch jetzt fallen mir die Wild-schweine und die Schweinepest ein. Die Kinder wären sicher dagegen. «You’ve got to accentuate the po-sitive, eliminate the negative.» Ich mag nämlich auch Frechdachse. ■

Von Markus Wild

«Accentuate the Positive!», so heisst ein Song von Harold Ar-len und Johnny Mercer aus dem

Jahr 1944. Wer sich mit Tierwohl und Tierethik befasst, hat oft allen Grund, traurig, niedergeschlagen und ver-zweifelt zu sein. Umso bewunderns-werter, dass sich engagierte Frauen und Männer nicht unterkriegen las-sen, ja Heiterkeit, Zuversicht und Zu-kunftshoffnung ausstrahlen. Dafür muss man ihnen danken! Manchmal kommt beides – Zuversicht und Ver-zweiflung – zusammen, zum Beispiel wenn man mit Kindern zu tun hat. Ich hatte kürzlich das Glück, für die Universität Basel Vorträge für die Kinder-Uni zu halten. An drei Nach-mittagen fanden sich jeweils etwa 200 Kinder zwischen 8 und 12 Jah-ren ein und hörten sich an, was ich zur Frage «Warum müssen wir Tiere schützen?» zu sagen hatte. Meine Idee war einfach. Einigen Tieren geht es gut, wie meinem Hund Titus. Manche Tiere aber muss man schützen, weil es nur noch sehr wenige davon gibt und weil wir ihren Lebensraum zerstören. Mein Beispiel war der Orang-Utan und das Palmöl. Andere Tiere hingegen müssen wir schützen, weil es sehr viele davon gibt und wir ihnen ununterbrochen ans Leben wollen. Hier sprach ich über Mastschweine. Dabei sind Organ-Utans doch wunderbare Tiere, die sozusagen zu unserer Familie gehören! Und Schweine sind lustig, verspielt und genauso schlau wie Hunde! Ist es nicht unfair, wenn wir sie derart brutal behandeln? Das fanden vie-le der Kinder offenbar auch. Einige folgten meinen Tipps und schau-en sich nun jedes Lebensmittel an, ob es Palmöl oder Schweinefleisch enthält. Ein Mädchen hat deswegen sogar ihr Lieblingseis abgesetzt. Auch die Eltern wurden am Esstisch und beim Einkauf in diese Gedanken-gänge einbezogen. Die Reaktionen –

zumindest alle, von denen ich gehört habe – waren sehr positiv. Das hat mich gefreut. Im Song von Arlen und Mercer heisst es, dass wir das Positive her-vorheben, das Negative beseitigen sollen. Das darf man nicht so verste-hen, dass man vor negativen Dingen einfach die Augen verschliessen soll. Die Idee ist vielmehr, das Schlechte wirklich zu beseitigen, indem man das Bessere tut. Genau das haben einige der Kinder gemacht. Was hat das nun alles mit Dach-sen zu tun? Ich habe den Kindern ge-sagt, der Dachs sei mein Lieblings-tier. Das stimmt. Umso mehr habe ich mich über die Dachs-Aufnahmen gefreut, die das Schweizer Fernse-hen Ende Mai ausgestrahlt hat. Mit viel Geduld haben zwei passionierte Dachsfreunde Hunderte von Stun-den hinweg Filmaufnahmen gemacht und ausgewertet. Besonders das in-tensive Sozialleben der Dachse ist faszinierend. Das vermittelt ein er-freuliches und gutes Bild vom Dachs. Von wegen mürrischer Einzelgänger und Grimbart! Aber dann wurde ich daran er-innert, dass in der Schweiz im Zuge der Tollwutbekämpfung Tausende von Dachsen in ihrem Bau vergast worden sind (der Fachausdruck lautet

Tier-Ethik Wilds KolumneDie Dachse

Porträt Markus Wild

Markus Wild ist Philosophie- Professor an der Universität Basel und beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit dem Geist der Tiere. Zu seinen Haupt forschungsge-bieten gehört die Tierphiloso-phie, die sich mit Fragen des Mensch-Tier-Unterschieds, des Denkens und des Bewusstseins bei Tieren und der Tierethik beschäftigt.

Markus Wild mit Hund Titus.

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Eine berührende Geschichte mit Happy End:

Durch einen Schicksals­schlag beinahe getrennt

Tirzan und ihr Brüderchen wären aufgrund einer Verwechslung um ein Haar voneinander getrennt worden. ProTier konnte das im letzten Moment verhindern – eine geglückte und berührende Rettungsaktion!

Von Martina Futterlieb

T irzan hatte Glück im Unglück. Sie und ihr Bruder Tiago fan-den als kleine Kätzchen einen

guten und liebevollen Platz bei der Familie Z. Der 8-jährige Sohn der Familie leidet an Autismus, und die beiden Kätzchen, besonders Tirzan mit ihrer ruhigen, verschmusten Art, fanden sofort Zugang zu dem Jun-gen. Schon bald waren die beiden ein unzertrennliches Team. Nach ei-ner Eingewöhnungsphase durften die beiden Kätzchen auch nach draussen, was sie natürlich in vollen Zügen ge-nossen. Länger als ein paar Stunden dauer-ten ihre Ausflüge ins Freie jedoch nie, und als Tirzan Anfang März nach ei-nem Freigang nicht mehr nach Hau-se kam, machte sich die Familie so-fort auf die Suche nach ihr. Nach ein

paar Stunden fanden sie sie schwer verletzt und unter Schock in einem Gebüsch liegend. Schnell brachten sie Tirzan in die Tierklinik, wo sie untersucht und geröntgt wurde. Die Diagnose, ein sehr komplizierter Bruch des linken Hinterbeins, liess einen Autounfall vermuten. Der komplizierte Bruch müsste von einem Spezia­listen operiert werden Frau Z. wurde vor eine schwere Ent-scheidung gestellt: Entweder sollte Tirzans Hinterbein amputiert wer-den, oder ein externer Spezialist müsste es operieren, was sehr ho-he Kosten verursachen würde. Eine weitere Option wäre die Abtretung von Tirzan an ein Katzenheim, das zwar für die hohen Operationskosten aufkäme, aber Tirzan danach fremd-platzieren würde. Das – da war sich

Fotos © ProTier / zvg

«Wir verstehen uns ohne Worte.»

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Frau Z. absolut sicher – kam definitiv nicht in Frage, und obwohl sie nicht wusste, wie sie die Operation bezah-len sollte, entschied sie sich trotz der hohen Kosten für diese Variante. Tirzan bedeutete für ihren autis-tischen Sohn ausserordentlich viel, und ausserdem war Tirzan noch jung und hatte entsprechend gute Chan-cen auf Genesung. Die Tierklinik setzte sich gleich mit dem Spezialis-ten in Verbindung, und am Nachmit-tag wurde Tirzan operiert. Die Ope-ration verlief gut, und kurz darauf rief eine Mitarbeiterin der Tierklinik bei Frau Z.s Ehemann an, weil sie nach-träglich noch eine Unterschrift für die Operation benötigte. Nach Feierabend ging Herr Z. in die Klinik und bekam wegen ei-ner Verwechslung die Abtretungs-erklärung zur Unterschrift anstelle der Einwilligung zur Operation. Als er nach Hause ging und mit seiner Frau sprach, stellte sich das Ganze als grosses Missverständnis heraus. Frau Z. rief am folgenden Tag die Tier-klinik an, um die Sache richtigzustel-len, doch ihr wurde mitgeteilt, dass das Katzenheim bereits informiert worden sei und nach erfolgtem Spen-denaufruf schon viele Spenden für das vermeintlich herrenlose Kätzchen erhalten habe. Somit sei die Abtre-tung nicht mehr so leicht rückgängig zu machen. Für Frau Z. war die Vor-stellung, dass Tirzan nicht mehr zu-

rück nach Hause zu ihrem Sohn könn-te, ein echter Albtraum.

Zum zweiten Mal riskierten sie, Tirzan zu verlieren!In Ihrer Verzweiflung wandte sie sich an ProTier und bat um Hilfe. Sofort setzte sich ProTier mit der Tierkli-nik in Verbindung, und man suchte gemeinsam nach Lösungsmöglich-keiten. Auch das Katzenhaus wurde involviert, denn darin waren sich alle einig, der beste Platz für Tirzan war bei ihrer Familie!

Nach vielen Abklärungen und dem Rückruf der Abtretungserklärung fand ProTier zusammen mit dem Katzen-haus und dem Tierarzt eine gute Lö-sung für alle. Tirzan überstand die schwierige Operation zum Glück sehr gut, und schon ein paar Tage später konnte Familie Z. sie überglücklich wieder mit nach Hause nehmen. Nach 3-wöchiger Boxenruhe darf sie sich nun vollständig von ihrer schweren Operation erholen. Tirzan und der Sohn der Familie sind seit-her noch weniger zu trennen als vor-her. ■

Tirzan wacht über den Schlaf des 8-jährigen Jungen.

Aufmerksame Ruhe.

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Hochdruck neue Zäune gebaut. Mei-ne Hände sind jetzt noch ganz zer-schunden von den vielen Stunden Zaunbauen. An dieser Stelle allen, die mitgeholfen haben, ein riesiges Danke!Richten wir den Blick nach vorne, gibt es noch viel zu bauen, bis wir fertig eingerichtet sind. Ganz schnell müssen wir auch für den Winter pla-nen und entsprechende Ställe für al-le vorbereiten – das kostet nochmals viel Zeit und vor allem auch Geld.

Wieso bist du mit deinem ganzen Lebenshof umgezogen?In unserem alten Zuhause waren die Tiere gut aufgehoben, aber ein Le-benshof lebt mit der ständigen Her-ausforderung, dass er für die Öffent-lichkeit zugänglich sein muss. Wir können nur mit Patinnen und Paten sowie Spendengeldern überleben. Die Menschen interessieren sich für

Von Monika Wasenegger

ProTier: Liebe Bea, danke, dass wir dich hier inmitten deiner Kühe besu­chen dürfen. Es ist eine Riesenleis­tung, mit einem ganzen Hof umzuzie­hen. Wie geht es dir?Bea Gutzwiller: Ich bin froh, dass der ganze Umzug gut geklappt hat und dass alle Tiere heil angekommen sind. Ich hatte grossen Res pekt vor dem Umzug, und die Tiere einzula-den war für mich besonders schwer. Was, wenn sich eines verletzt? Wie re-agieren die Tiere auf den neuen Ort? Umso glücklicher bin ich heute, wenn ich sehe, dass alle wohlbehalten an-gekommen sind. Das Wichtigste ist, dass es den Tieren gut geht, alles an-dere kommt Schritt für Schritt.

Was steht denn aktuell bei euch am dringendsten an, was ist schon ge­schafft?

Wir haben für alle Tiere ein «Som-merzuhause» eingerichtet. Jedes hat draussen auf der Weide genü-gend Platz und einen Ort, wohin es sich zurückziehen kann. Dafür haben wir in den vergangenen Tagen mit

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Ohne Zuhause sind wir verlorenUmzug der Villa Kuhnterbunt

Was es heisst, mit einem ganzen Lebenshof umzuziehen und für knapp 100 Tiere ein Zuhause zu finden, das erzählt Bea Gutzwiller, Gründerin der Villa Kuhnterbunt, im Inter-view mit ProTier.

Fotos © ProTier

Hier fühle ich mich wohl.

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fest und bekam prompt auch Zu-schriften von Menschen, die auch eine Kuh besassen, und die Idee, «unsere» Kühe gemeinsam unterzu-bringen, nahm Gestalt an. Gesagt, getan, und so entstand die Herde für pensionierte Milchkühe und später der Verein Villa Kuhnterbunt.

Wie hast du denn das alles gemacht, du bist Mutter einer Tochter im Kinder­gartenalter, arbeitest als Ergothera­peutin und bist inzwischen auch aus­gebildete Tierpflegerin?Mein Traum ist es, dies alles eines Tages miteinander zu verbinden. Gerade die Arbeit als Ergotherapeu-tin eröffnet die Möglichkeit für tier-gestützte Therapien oder Begegnun-gen zwischen Mensch und Tier. Aber bis es so weit ist, bin ich unendlich dankbar für all die Hilfe, die ich be-komme. Viele der Tiere sind schon als Kälber zu mir gekommen, und ich

unseren Alltag und wollen auf den Hof kommen. Das ist nicht nur leicht für die Arbeit auf dem Hof. Einen Hof zu öffnen bedeutet auch Stress.

Wie kommt es, dass du einen Lebens­hof für Kühe gegründet hast?Ich bin selber mit vielen Tieren auf-gewachsen, da meine Eltern ein klei-nes privates Tierheim hatten, das ein Zuhause für ganz viele verschiedene Tiere war. Mein Traum war es immer, auch eine Kuh zu haben, doch dazu konnte ich meine Eltern nie überre-den. Im November 2014 erfuhr ich

dann von einer Hofschliessung, bei der sieben Kühe keinen neuen Platz fanden und um ihr Leben bangen mussten. Spontan kaufte ich die Kuh Odyssee frei und fand für sie zuerst einen Platz in der Ostschweiz. Dies war ein guter Anfang, aber mit der Zeit war sie mir zu weit weg, und so suchte ich einen Platz, an dem sie näher sein würde. Natürlich musste es auch ein Platz sein, an dem die anderen Kühe auf Lebzeiten bleiben konnten, damit Odyssee wirklich ein Zuhause hat und Freundschaften auf Lebenszeit schliessen konnte. Ich schaltete dafür eine Anzeige im Magazin «Tierwelt» und erlebte mein blaues Wunder. Auf das Inserat hin schlug mir eine Welle aus Un-verständnis und Vorwürfen entge-gen: «Eine Kuh ist zum Essen da», hiess es etwa. Auch in meiner Fami-lie waren die Positionen gespalten. Trotzdem hielt ich an meinem Ziel

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Zwei Powerfrauen im Gespräch.

…geniesst die Streicheleinheiten. Auch Pferde sind hier Zuhause. Gruppenkuscheln …

Die Leidenschaft für Kühe

Hinter der Villa Kuhnterbunt verbirgt sich eine grosse Leiden-schaft für Kühe. Die Villa Kuhn-terbunt ist ein Lebenshof für Kühe und eine Begegnungs- und Ausbildungsstätte für Mensch und Tier.

Im November 2014 hat Bea Gutz-willer die Kuh Odyssee freige-kauft. Heute ist die Villa Kuhnter-bunt ein statt licher Lebenshof mit rund 40 Rindern, 26 Schafen, 2 Ponys, 1 Pferd und 13 Schweinen.

Inzwischen ist die «kuhnterbunte» Familie ein richtiger Verein und immer auf der Suche nach Patin-nen und Paten, die durch ihren Beitrag mithelfen, die hungrigen Mäuler zu stopfen.

Machen Sie mit bei der ProTier-Hilfsaktion! Siehe nächste Seite.

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Und selbstverständlich träume ich davon, Menschen zu treffen, die mir dabei helfen. Ich habe das Pro-jekt Villa Kuhnterbunt vor erst vier Jahren gestartet und heute sind es schon fast 100 Tiere. Jeder, der hier mithilft, sei es mit einem Zuhause, durch Hilfe auf dem Hof oder mit ei-ner Spende, ist unendlich wichtig!

Wovor hast du Angst?Die heutige Zeit ist extrem schnellle-big, und so bin ich in ständiger Unru-he, ob genügend Geld da ist, damit ich für die Tiere sorgen kann. Ich ha-be viele Tiere aufgenommen wegen des Versprechens, dass man die Pa-tenschaft oder eine Teilpatenschaft übernimmt. Immer wieder hören die Zahlungen dann nach ein paar Mo-naten oder einem Jahr plötzlich auf. Und das macht mich traurig. ■

habe sie mit der Flasche grossgezo-gen. Das geht ohne Hilfe unmöglich. Zudem sind unter den Rindern vie-le männliche Tiere, die als «Abfall-produkte» der Milchindus trie keine Chance auf ein Leben haben. Wir haben auf dem Hof Villa Kuhnter-bunt nebst den Kühen auch Schafe, Schweine, zwei Ponys und ein Pferd. Auch die fünf Schweine kamen als Babys zu uns. Sie waren von einem Mädchen gerettet worden, das sie in einer Kartonschachtel auf einem Bauernhof entdeckt hatte. Der Bauer wollte die Ferkel entsorgen. Das Mädchen schnappte sich den Kar-ton und brachte ihn zu seiner Mutter nach Hause. Eine Freundin der Mut-ter half dann mit und zog die Kleinen mit der Flasche gross. Wenn man be-denkt, dass zu Anfang jedes Tier al-le 45 Minuten trinken muss, ist der Respekt für die «Schweine mama» grenzenlos – da konnte ich nicht Nein sagen und gab den Schweinchen ein Zuhause.

Solche Geschichten zeigen uns, dass es wirklich noch vieles gibt, das man verändern kann und muss. Was zeigt die Villa Kuhnterbunt uns allen, was soll sie bewegen?Die Villa Kuhnterbunt soll zeigen, dass wir hinschauen sollen – es gibt so vieles zu entdecken – und dass wir uns endlich von ein paar uralten Bildern verabschieden sollten. Das negative Bild der «dummen Kuh» ist längst überholt! Kühe sind wun-derbare Tiere: intelligent, neugierig,

witzig, verspielt, charakterstark und eigensinnig. Kulturgeschichtlich ist kein Tier so eng mit uns verbunden wie das Rind – und keines ist so in Verges-senheit geraten. Mit der Villa Kuhn-terbunt möchte ich diese vielseitigen Talente der Rinder wieder sichtbar machen. Ich möchte den Menschen zeigen, dass es anders sein kann.

Wovon träumst du mit deiner Villa Kuhnterbunt?Den Traum vom eigenen Zuhause träumen nicht nur wir Menschen, auch die Tiere träumen von einem Leben in Sicherheit. Dieses Verspre-chen habe ich den Tieren gegeben, und so träume ich natürlich davon, dass ich irgendwann ein «eigenes» Zuhause auf meinem eigenen Hof habe, wo ich selber Pächterin bin.

Monika Wasenegger (ProTier) freut sich: Hier fühlen sich die Tiere wohl.

Wer hilft mit? Der Lebenshof braucht dringend einen Startbeitrag für den Aufbau!

Die Familie des Lebenshofes «Villa Kuhnterbunt» ist in Oltingen im Kanton Basel-Landschaft angekommen. Jetzt gilt es, sich einzurichten und alles aufzubauen, damit sie hier ein richtiges Zuhause hat.

ProTier konnte dank Ihrer Hilfe ebenfalls helfen! Einiges ist schon geschafft. Aber es fehlt noch an vielem: Weitere Zäune müssen erstellt, der Platz im Stall vergrössert werden usw. – Kosten, die nebst dem Umzug anfallen und deswegen der Lebenshof dringend auf Hilfe angewiesen ist.

Unterstützen Sie die «bunte» Familie mit einem Startbeitrag für ihr neues Zuhause und vor allem für die dringend notwenige Vergrösserung der Ställe vor dem Winter! Spenden Sie einfach via Einzahlungsschein in der Heftmitte.

Die «kuhnterbunte» Familie sagt von Herzen DANKE!Die Villa Kuhnterbunt lädt auch gerne zu Hofbesuchen und Patentreffen ein. Alle News und Infos finden Sie online unter www.villakuhnterbunt.ch

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Serie Tiergesundheit

Formulierung: «Der Bundesrat kann die Zucht, das Erzeugen, das Halten, die Ein-, Durch- und Ausfuhr sowie das Inverkehrbringen von Tieren mit bestimmten Merkmalen, insbeson-dere Abnormitäten in Körperbau und Verhalten, verbieten.» Die Verantwortung für genetisch gesunde Tiere liegt also in erster Linie bei den Zuchtverbänden und der Käuferschaft. Die Nachfrage be-stimmt das Angebot. Es ist vorteil-hafter, aus einer guten inländischen Zucht ein gesundes Tier zu kaufen, als ein «billiges» Angebot aus einer dubiosen Quelle oder sogar übers Internet anzunehmen. Insgesamt darf man glücklicher-weise feststellen, dass in den Ras-seclubs in der Schweiz im letzten Jahrzehnt sehr viel gute Arbeit ge-leistet worden ist. Die Anpassung von Zuchtzielen braucht bis zur Um-setzung geraume Zeit. ■

Von Dr. Josef Föhn

Auch wir Menschen können nach-fühlen, wie quälend Atemnot ist. Wer es nicht kann, halte

sich bei geschlossenem Mund für ein paar Minuten die Nase zu etwa drei Vierteln zu und bewege sich in schnel-lem Schritt vorwärts. Ein Gefühl der Beklemmung und Brechreiz stellen sich bereits nach kürzester Zeit ein. So müssen sich auch die Tiere fühlen, bei denen der Mensch aus Gründen des Rassestandards die Nase stark zurückgezüchtet hat. Dieses Gefühl der Beklemmung begleitet kurzköp-fige Hunde im schlimmsten Fall ein Leben lang. Die Liste der Qualzuchten ist lang, und die Symptomatik beschränkt sich leider nicht auf die oben be-schriebene Tierart und die Atemnot. Weitere zuchtbedingte Abweichun-gen betreffen verschiedene Organ-systeme:• Bewegungsstörungen und Lahm-

heiten wegen Fehlstellungen von Gelenken und Knochen;

• Hautentzündungen bei Tieren mit starker Faltenbildung;

• Entzündungen der Lidbindehaut bzw. der Hornhaut, Blindheit, star-kes Hervorstehen der Augäpfel mit der Gefahr des Herausruts-chens aus der Augenhöhle;

• chronische Entzündungen bei en-gen Gehörgängen und Hängeoh-ren, Taubheit;

• offene Fontanellen (Loch im Schä-del, weil die Schädelknochen nicht zusammenwachsen), Missbildun-gen des Schädels, die zu erhöhtem Druck auf das Gehirn führen und so neurologische Symptome bzw. starke Schmerzen verursachen;

• Fehlbildungen des Gebisses, die zu einseitigem Zahnabrieb füh-

ren und infolge des lebenslangen Zahnwachstums immer wieder die Nahrungsaufnahme erschweren (Zwergkaninchen, Meerschwein-chen);

• enge Beckenringe, die eine natür-liche Geburt verunmöglichen.

Der Auslöser solcher Krankheiten ist meist in der züchterischen Auslese, gewünscht von Züchter und Käufer-schaft.

Aus der Sicht des Tierarztes: Verantwor­

tung übernehmen

Von tiermedizinischer Seite vermö-gen in vielen Fällen chirurgische In-terventionen Linderung zu verschaf-fen. Die Atemnot brachycephaler Hunde wird mit einer Kürzung des Gaumensegels und der Erweiterung der Nasenlöcher behandelt. Locke-re Lidbindehaut wird gestrafft. Für kleinrassige Tiere ist ein Kaiser-schnitt oft die einzige Möglichkeit, Junge auf die Welt zu bringen. Die Kosten solcher chirurgischen Interventionen sind meist nicht uner-heblich. Insgesamt stellen diese Ein-griffe bei einem Problem, das durch Zuchtauswahl entstanden ist, eine Symptombekämpfung dar. Ursäch-lich kann es selbstverständlich nur mit einer Anpassung des Zuchtziels und dessen konsequentem Nachle-ben in der Zuchtauslese angegangen werden.

Wer kann Verantwortung übernehmen?Die schweizerische Tierschutzge-setzgebung ist bedauerlicherweise nicht sehr klar, was das Unterbinden von Qualzuchten angeht. In Art. 10 Abs. 2 behilft sie sich mit einer Kann-

Viele von uns haben es schon beobachtet: Ein kurzköpfiger, hechelnder Hund wälzt sich auf dem sommer-lichen Spaziergang vorwärts, jeder Atemzug von einem laut schnarchenden Geräusch begleitet, die Augen angstvoll aufgerissen.

Atemlos – Qualzucht aus tiermedizinischer Sicht

Porträt

Dr. Josef Föhn (55 J.) ist seit 20 Jahren als Tierarzt in Kleinandel-fingen im Zürcher Weinland tätig.

ProTier unterstützt ihn und seine bäuerliche Kundschaft finanziell bei den Katzenkastrationsaktio-nen.

www.wyland-vets.ch

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12. Übergangsbestimmungen zu Art. 80a (Landwirtschaftliche Tierhaltung)1 Die Ausführungsbestimmungen zur landwirtschaftlichen Tierhaltung gemäss Artikel 80a können Übergangsfristen von maximal 25 Jahren vorsehen.2 Die Ausführungsgesetzgebung muss bezüglich Würde des Tiers Anforderungen festlegen, die mindestens den Anforderungen der Bio-Suisse-Richtlinien 2018[3] entsprechen.3 Ist die Ausführungsgesetzgebung zu Artikel 80a nach dessen Annahme nicht innert drei Jahren in Kraft getreten, so erlässt der Bundesrat die Ausführungsbestimmungen

vorübergehend auf den Verordnungsweg.

[1] SR 101[2] Die endgültige Ziffer dieser Übergangsbestimmungen wird nach der Volksabstimmung von der Bundeskanzlei festgelegt.[3] Richtlinien der Bio Suisse für die Erzeugung, Verarbeitung und den Handel von Knospe-Produkten, Fassung vom 1. Januar 2018, abrufbar unter www.bio-suisse.ch.

Eidgenössische Volksinitiative:

«Keine Massentierhaltung in der Schweiz (Massentierhaltungsinitiative)» Im Bundesblatt veröffentlicht am 12.06.2018

Die unterzeichneten stimmberechtigten Schweizer Bürgerinnen und Bürger stellen hiermit gestützt auf Art. 34, 136, 139 und 194 der Bundesverfassung und nach dem

Bundesgesetz vom 17. Dezember 1976 über die politischen Rechte, Art. 68ff., folgendes Begehren:

Die Bundesverfassung[1] wird wie folgt geändert:

Art. 80a Landwirtschaftliche Tierhaltung1 Der Bund schützt die Würde des Tieres in der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Die Tierwürde umfasst den Anspruch, nicht in Massentierhaltung zu leben.2 Massentierhaltung bezeichnet die industrielle Tierhaltung zur möglichst effizienten Gewinnung tierischer Erzeugnisse, bei der das Tierwohl systematisch verletzt wird.3 Der Bund legt Kriterien insbesondere für eine tierfreundliche Unterbringung und Pflege, den Zugang ins Freie, die Schlachtung und die maximale Gruppengrösse je Stall fest. 4 Er erlässt Vorschriften über die Einfuhr von Tieren und tierischen Erzeugnissen zu Ernährungszwecken, die diesem Artikel Rechnung tragen.

Art. 197 Ziff. 12[2]

Ablauf der Sammelfrist: 12.12.2019Das Initiativkomitee, bestehend aus nachstehenden Urheberinnen und Urhebern, ist berechtigt, diese Volksinitiative mit absoluter Mehrheit der noch stimmberechtigten Mit-glieder zurückzuziehen:Gabrielle Brunner, 4052, Basel, Luftmattstrasse 32; Noëmi Erig, 8004, Zürich, Hohlstrasse 204; Marcela Frei, 9205, Waldkirch, Ronwil 257; Bastien Girod, Nationalrat, 8005, Zürich, Ackerstrasse 44; Nadja Graber, 4052, Basel, Engelgasse 65; Thomas Gröbly, 5400, Baden, Burghaldenstrasse 5; Sarah Heiligtag, 8132, Egg, Güetlistrasse 45; Verena Hofer, 8309, Nürensdorf, Breitenloostrasse 6; Philipp Hoppen, 3007, Bern, Sulgenrain 22; Hans-Ulrich Huber, 8479, Altikon, Büelhüsli 1; Pablo Labhardt, 8052, Zürich, Felsenrainstrasse 82; Ivo Mändli, 8032, Zürich, Sempacherstrasse 33; Adrian Marmy, 4057, Basel, Oetlingerstrasse 47; Céline Müller 6004, Luzern, Fluhmattstrasse 52; Raphael Neuburger, 8006, Zürich, Huttenstrasse 22; Kim Rösner, 8037, Zürich, Breitensteinstrasse 82a ; Philipp Ryf, 8057, Zürich, Schaffhauserstrasse 133; Valentin Salzgeber, 4058, Basel, Grenzacherstrasse 82; Meret Schneider, 8610 Uster, Brunnenstrasse 1; Mike Stadelmann, 8037, Zürich, Breitensteinstrasse 82a; Katerina Stoykova, 8004, Zürich, Baslerstrasse 2; Fabien Truffer, 1800, Vevey, Rue du Jura 2; Reto Walther, 8050, Zürich, Tramstrasse 26; Vera Weber, 3011, Bern, Gerberngasse 5; Yasmine Wenk, 8716, Schmerikon, Mühlegraben 5; Markus Wild, 4495, Zeglingen, Wenslingerstrasse 7

Die Liste ist vollständig oder teilweise ausgefüllt zurückzusenden an das Initiativkomitee: Massentierhaltungsinitiative, Postfach 5534, 8050 Zürich, das für die Stimmrechtsbescheinigung besorgt sein wird. Weitere Unterschriftenlisten können bestellt werden unter info @sentience.ch.

Ort: _____________________________________ Eigenhändige Unterschrift: ______________________________________________

Auf dieser Liste können nur Stimmberechtigte unterzeichnen, die in der genannten politischen Gemeinde in eidgenössischen Angelegenheiten stimmberechtigt sind. Bürgerinnen und Bürger, die das Begehren unterstützen, mögen es handschriftlich unterzeichnen.Wer bei einer Unterschriftensammlung besticht oder sich bestechen lässt oder wer das Ergebnis einer Unterschriftensammlung für eine Volksinitiative fälscht, macht sich strafbar nach Art. 281 beziehungsweise nach Art. 282 des Strafgesetzbuches.

Amtsstempel:

Datum: __________________________________ Amtliche Eigenschaft: __________________________________________________

Die unterzeichnete Amtsperson bescheinigt hiermit, dass obenstehende ________ (Anzahl) Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der Volksinitiative

in eidgenössischen Angelegenheiten stimmberechtigt sind und ihre politischen Rechte in der erwähnten Gemeinde ausüben.

Kanton PLZ Politische Gemeinde

Nr. Name/Vornamen(eigenhändig und möglichst in Blockschrift)

Geburtsdatum(Tag/Monat/Jahr)

Wohnadresse(Strasse und Hausnummer)

Eigenhändige Unterschrift Kontrolle(leer lassen)

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It’s VEGAN – by veganvelo.ch

Rezept-Tipp:

Arancini mit Linsensalat

fläche flachdrücken. Einen Esslöf-fel Füllung daraufgeben und mit Risotto umwickeln. Zu einer Kugel formen, diese in Semmelbröseln wälzen und goldbraun frittieren.Zu Arancini passt ein Linsensalat mit Jungspinat und Kirschtoma-ten. Verwenden Sie dazu braune oder Puy-Linsen. Diese sollten in kaltem Wasser ab-gespült, ca. 20 Minuten gekocht und dann 20 Minuten in der Salat-sauce mariniert werden.

Zubereitung SalatsauceBasilikum und Petersilie vom Stän-gel zupfen. Alle Zutaten mit einem Stabmixer pürieren. Mit Salz ab-schmecken.

Geniessen Sie Ihren Arancini-Linsen-Salat!

Esslöffel Öl anbraten. Den Reis da-zugeben und einige Minuten mit-braten. Mit Weisswein ablöschen und umrühren. Den Spargel ha-cken und dazugeben. 0,5 l Gemüsebrühe dazugies sen, danach jeweils 1 dl nachgiessen, wenn die Flüssigkeit verdampft ist. Brühe zugeben, bis der Reis gar ist. Das fertige Risotto leicht überkochen oder über Nacht ru-hen lassen, damit es fest wird.

FüllungDie Pistazien 30 Minuten in sie-dendem Wasser einweichen. Pistazien, getrocknete Tomaten und Orange mischen und mit einem Stabmixer pürieren.

Zubereitung AranciniEine Handvoll Risotto in der Hand-

Ergibt 10 bis 15 Arancini

ZutatenRisotto für die Reisbällchen100 g Lauch200 g Spargel500 g Reis (Risotto-Reis wie

z.B. Carnaroli)2 l Gemüsebrühe2 dl Weisswein

Füllung100 g geschälte Pistazien100 g getrocknete Tomaten Schale (gerieben) und

Saft von einer halben Orange

Semmelbrösel Kokosöl zum Braten und

Frittieren

Salatsauce200 ml Olivenöl100 ml Essig nach Wahl (Menge

je nach Geschmack an-passen)

20 g Basilikum20 g Petersilie Salz

VorbereitungRisottoDas ist unsere Basisrezeptur, füh-len Sie sich jedoch frei, Ihrem Lieb-lings-Risottorezept zu folgen: Den Lauch fein hacken und in einem

www.veganvelo.chVeganes Mittagessen • Lieferservice • Catering Jeden Morgen wird ein Gericht frisch gekocht!

Online bestellen unter www.veganvelo.ch Bestellungen bis 10.00 Uhr werden zwischen 11.00 und 12.00 Uhr geliefert. Wir liefern innerhalb der Stadt Zürich und berechnen CHF 5.– pro Lieferadresse. Der Mindestbestellwert liegt bei CHF 20.–.

Kontakt+41 78 667 33 [email protected]

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Wir und Katzen – oder Katzen und wir?

hohen Blutdruck und Herz-Kreislauf-Krankheiten. Auch bei der Stressbe-wältigung und bei zunehmender Ver-einsamung spielen Katzen für viele Menschen eine positive Rolle. Durch die tägliche Pflege und Fürsorge und durch die Übernahme von Verant-wortung bekommt das Leben des Katzenbesitzers oder der Katzenbe-sitzerin mehr Sinn. Auch das Knüpfen von neuen Kontakten ist für Katzenbesitzer/-in-nen dank ihrer Samtpfoten leichter. Bei Kindern und auch bei alten Leu-ten sind die positiven Aspekte noch deutlicher zu beobachten.

Von Ivana Felder

Katzen faszinieren uns Menschen mit ihrer Schönheit, Persönlichkeit und Unabhängigkeit. Ihre Fähigkeit, das Herz der Menschen zu erobern, hat den Anstoss für viele literari-sche Werke gegeben. Kinder sehen in Katzen einen Spielkameraden, ein Kuscheltier, aber auch einen Seelen-verwandten, mit dem sie sich identi-fizieren können. Die Erwachsenen beeindruckt es, wie Katzen ihr Leben nach eigenem Gut-dünken einrichten und eigenes Inter-esse sanft, aber konsequent durch-setzen können. Es ist erstaunlich, wie Katzenbesitzer/-innen, die genau die-se Fähigkeiten loben und schätzen, sich von der eigenen Katze erziehen und manipulieren lassen.

Katzen wecken den Beschützer in unsWarum wurden Katzen bei uns so beliebt? Die wichtigste Rolle spie-len die oben beschriebenen Eigen-schaften, die für Katzen typisch sind. Unter den Favoriten wäre sicherlich der weit verbreitete Mythos, dass Katzen leicht zu pflegen sind. Es wur-de aber auch bewiesen, dass Katzen dank ihrem runden Kopf und ihren grossen Augen bei uns Assoziatio-nen wie «süss, niedlich und schutz-bedürftig» auslösen. Sie spiegelt in uns das sogenannte Kindchensche-ma wider. Dieses lässt uns eigene Kinder beschützen und für sie sor-gen.

Mit Katzen leben macht glücklicher Die Aufmerksamkeit und die Sympa-thien, die wir unseren Katzen entge-genbringen, kommen in viel Gutem zu uns zurück. Wie verschiedene wis-senschaftliche Studien nachweisen konnten, hat das Zusammenleben mit Katzen einen positiven Effekt auf

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Katzen und Kinder Kinder, die mit Katzen zusammen aufwachsen, profitieren auf verschie-denen Ebenen. Um das Vertrauen einer Katze zu gewinnen und mit ihr Freundschaft zu schliessen, müs-sen Kinder lernen, die Katze zu be-obachten, ihr Verhalten richtig zu in-terpretieren und ihre Bedürfnisse zu akzeptieren. Katzenhaltung fördert bei Kindern Empathie und die Bereit-schaft zur Rücksichtnahme und baut Aggressionen ab. Kinder, die eine Kat-ze als stillen Zuhörer haben und ihre Sorgen mit ihr teilen können, sind deutlich besser fähig, die Schwierig-keiten des Alltags zu bewältigen. Sie sind ruhiger und konzentrierter. Be-sonders bei Kindern, die in der Ag-glomeration leben, sind die Vorteile des Zusammenlebens mit einer Katze deutlich zu spüren. Stadtkinder haben weniger Möglichkeiten, mit Tieren un-terschiedlicher Art in Kontakt zu kom-men, und somit weniger Möglichkei-ten, ihre Tierliebe auszuleben. Die Frage, weshalb uns das Leben mit einer Katze so gut, hat der Me-dienpsychologe Frank Schwab von der Universität Würzburg mit diesen netten Worten beantwortet: «Wir fin-den Katzen ähnlich gut wie Süssigkei-ten.» ■

Wie haben sich Katzen als Heimtiere etabliert? Was bedeutet das Zusammenleben mit Katzen für unsere Kinder? Statistisch ist nachgewiesen, dass Katzen die beliebtesten und am häufigsten gehaltenen Heimtiere in unseren Haushalten sind. Warum ist das so? Warum sind Katzen bei uns Menschen so beliebt, und warum sind sie bei unseren Kindern noch beliebter?

Ivana Felder

Tierpsychologisches Zentrum Bastet

Katzenpsychologie, Verhaltens-beratung, Problemberatung, SeminareIvana Felder, dipl. tierpsycholo-gische Beraterin VIETA für Katzen und KleintiereBeckengässli 4, 8245 Feuerthalen, [email protected]

Mitglied Berufsverband Diplomierter tierpsychologischer Beraterinnen und Berater VIETA (www.vieta.ch) • Mitglied Schweizerischer Verband für Bildung in Tierpflege (www.tierpfleger.ch)

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Die Krönung der Lebenshof-Tref-fen sind weder die interessanten Ge-spräche noch das vielseitige Wissen, sondern das vegane Mittagsbuffet, das jedes Mal von Bea Mock gezau-bert wird. Verschiedene farbenfrohe Salate, eine Suppe, vegane Schnitzel und vieles mehr. Es war auch dieses Mal eine wahre Freude, das Buffet zu durchstöbern. Bei dem sonnigen Wetter konnten wir sogar draussen essen und genossen die gemeinsa-me Zeit sehr. Schon bald war der Tag vorbei, und nach einer herzlichen Umar-mung eilten alle zu ihren Tieren. Ge-blieben ist das Gefühl, wie wichtig die Arbeit der Lebenshöfe ist und welch wunderbares Beispiel sie für die Zukunft geben. Riesig ist denn auch unsere Bewunderung für die Betreiberinnen und Betreiber und ih-ren steten Einsatz für die Tiere. ■

Bereits zum 5. Mal organisierte Pro-Tier das Lebenshof-Treffen in Meilen. Wie jedes Mal war das Treffen rege besucht, denn die Gelegenheit zum Austausch haben die Lebenshof-Be-treiber nicht allzu oft. Nach Kaffee, Brötchen und herz-licher Begrüssung in der Runde ver-sammelten sich alle im Schulungs-raum. Bereits im Voraus waren die

anstehenden Themen festgelegt worden, die nun intensiv diskutiert wurden. Wie immer ging es heiss hin und her. Ihr Erfahrungsaustausch und ihre Tipps an diesen Treffen sind sehr wertvoll.

Lebenshofbetreiber sind äusserst engagierte Menschen

mit viel Erfahrung im Umgang mit Tieren.

Anita Hirschi, die Betreiberin eines Hofes im Jura, zu dem auch Wild-tiere gehören, erzählte viel Wis-senswertes über den Umgang mit verletzten Wildtieren. Zum Beispiel ging sie darauf ein, dass ein ange-fahrenes Reh nicht von einem «nor-malen» Tierarzt behandelt werden kann. Selbst wenn er wollte, er darf nicht. In so einem Fall muss der loka-le Wildhüter alarmiert werden! Viele Menschen scheuen diesen Schritt, weil der Wildhüter die Tiere oft «er-löst». Natürlich ist das traurig und kein schöner Anblick, aber laut Anita erspart man dem Wildtier, das mit dem Menschen nichts zu tun haben möchte, ausserordentlich viel Stress und eine unsichere Zukunft.

5. Lebenshof-Treffen SchweizAm Sonntag, 6. Mai, war es wieder so weit: ProTier lud die Betreiber verschiedener Schweizer Lebenshöfe zum jährlichen Treffen in Meilen ein. Das Ziel war wie immer der Erfahrungs- und Wissen-saustausch unter den Hofbetreibern, die Planung neuer gemeinsamer Aktionen, Zeit für Gespräche und natürlich last, but not least das Geniessen des feinen veganen Buffets am Mittag.

Verdiente Pause.

Das köstliche vegane Essen von Bea Mock kam gut an.

ProTier engagiert sich für Lebenshöfe

ProTier unterstützt Lebenshöfe nach Kräften und hilft mit, dass Tiere gerettet werden können und einen Platz auf einem Le-benshof bekommen.

Viele dieser Höfe können die lau-fenden Kosten nur mit Müh und Not decken. Alle Betreiber/-innen haben neben der Arbeit auf dem Hof eine bezahlte Arbeit, damit die Auslagen für die Tiere finan-ziert werden können. Neben die-sen beiden Vollzeitaufgaben wer-den Patinnen und Paten für die einzelnen Tiere gesucht.

Zu guter Letzt bieten sie regel-mässig die Möglichkeit, dass Menschen auf dem Hof Tieren in Freiheit begegnen können. Ein Erlebnis, das berührt und prägt – jeden von uns.

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Stadtfüchse und Tauben haben sich an menschliche Gesellschaft gewöhntEs ist problematisch, die Bedürfnisse des Tieres in den Grenzen menschli-cher Kategorien auszulesen respek-tive zuzulassen. Ein konkretes Bei-spiel können hier die Stadtfüchse sein. Wir verstehen sie als Wildtiere und definieren damit die Art der Be-ziehung, die wir mit ihnen aufbauen dürfen. Das Verhalten des Fuchses hingegen ist dieser Beziehung ge-genüber unvoreingenommen, wenn nicht pragmatisch oder gar opportu-nistisch. Er verliert seine Angst dem Menschen gegenüber schnell und legt viele seiner wilden Charakter-züge ab.

«Ein Fuchs ist pragmatisch oder gar opportunistisch.»

Ein ebenso erhellendes Beispiel sind die Tauben. Ehemals ein «Wildtier», wurden sie früh vom Menschen ans «Heim» gebunden und als «Nutztier» für verschiedene Zwecke eingesetzt.

Von Philippe Goeldin

Der Mensch ist ein Primat Gerade erst kürzlich wurde ich von einem Bekannten darauf angespro-chen, ob es mir wirklich ernst sei, den Menschen als Primaten zu be-trachten. Er selber fühle sich weit da-von entfernt, ein Affe zu sein. Natür-lich differenzieren wir uns von den eigentlichen «Affen». Jedoch gehö-ren wir, zusammen mit den Neuwelt-affen, zu den Herrentieren respektive den Primaten. Diese Begrifflichkeit ist vielleicht der Kompromiss zwischen dem An-liegen, innerhalb des Tierreichs eine überragende Position innezuhaben und der biologischen Tatsache, dass wir weder zu den Pilzen noch zu den Pflanzen, sondern zu den Tieren ge-hören.

«Menschen gehören biologisch zu den Tieren.»

Auch der Mensch sucht die Gesell-schaft von zahmen Tieren oder er schleicht sich als Beobachter unter die menschenscheuen Mitbewohner. Nicht immer ist dieses Zusammenle-ben auf beiden Seiten gleichermas-sen erwünscht. Rufen wir uns nur die lästige Zecke in der Kniekehle in Erin-nerung oder das nächtliche Miauen der räudigen Schmusekater. Die menschlichen Kategorien «Heimtiere», «Wildtiere» oder «Nutz-tiere» erkenne ich keineswegs in scharfer Abgrenzung, sondern mit fliessendem Übergang. Entschei-dend ist die Art der Beziehung, die der betroffene Mensch aufzubauen bereit ist, und nicht der zugewiesene Lebensraum.

Einhergehend mit dem technologi-schen Fortschritt ging das Interesse an ihnen zunehmend verloren. Den heutigen Stadttauben gegen-über empfinden viele Menschen die-selbe Distanz, die sie zu einem «Wild-tier» aufrechterhalten möchten. Aus dem Blickwinkel der Taube aber war die unfreiwillige Umsiedlung in die menschliche Gesellschaft durchaus eine gelungene Überlebensstrate-

Der Wert tierischer Gesellschaft in einer technisierten WeltDas runde Jubiläum der Tierethikschule Allschwil ist der Anlass für eine kurze gedankliche Exkursion zum Thema der gesellschaftlichen Bedeutung der «Heimtierhaltung» zum einen und zum anderen über den kommerziellen Handel mit Lebewesen. Christine Rüedi (Gründerin der Tierethikschule Allschwil) hat in der Nähe von Basel einen Ort der vorurteilsfreien Koexistenz von Mensch und Nicht-mensch aufgebaut.

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Starke Gefühle.

Unser Leben in Zukunft?

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gie. Sind doch ihre wilden Vorfahren unterdessen vom Aussterben be-droht. Wir suchen die Gesellschaft von nicht menschlichem Leben aus ego-istischen Gründen. Entweder weil wir die Dienste besser entwickelter Sinne brauchen, weil wir uns von ihm ernähren oder weil wir in ihm vielleicht einen Lebenssinn erfahren. Darin erkenne ich das Wesen aller Lebensgemeinschaften. Ernsthaft zu hinterfragen ist allerdings die Pfa-dabhängigkeit, zu der der Mensch die Beziehungsentwicklung drängt.

«Wir verwehren uns gegen­über einem Mastschwein Gefühle zu entwickeln.»

Wir verwehren uns zum Beispiel, ge-genüber einem Mastschwein Gefühle zu entwickeln, oder wir scheuen uns vor der Verantwortung, einem Wild-tier zu helfen, indem wir behaupten, in der Wildbahn würden andere Ge-setze gelten.

Junge Menschen sollen Tieren offen begegnenDie Ethikschule in Allschwil hat sich zum Ziel gesetzt, jungen Menschen einen philosophischeren Zugang zu anderen Lebewesen zu eröffnen. Kinder sollen lernen, im Umgang mit anderen Kreaturen keinen Typo-logien zu verfallen. Normalerweise werden schon Kinder dazu gedrängt, die Welt zu vereinfachen, indem ih-nen glaubhaft gemacht wird, dass sie ein Wildtier nicht anfassen dür-fen und ein Kuschelkaninchen allen-falls im Tierheim, nicht aber auf dem Schlachthof suchen sollen. Aus die-sen Überlegungen definiert sich die Schule auch nicht als Gnadenhof. Im-merhin sollen Legehennen, Fleisch-kälber und in die Jahre gekomme-ne Pferde auf dem Gelände einen sorgenlosen Lebensabend erfahren dürfen.

Allerdings ist dies keine Gnade, son-dern eine Selbstverständlichkeit, die der Mensch gegenüber allen Le-bewesen leisten müsste, argumen-tiert Christine Rüedi.

Wenn das Leben ein Preisschild bekommtMit der zunehmenden Technisierung unserer Gesellschaft – und natürlich durch das Internet – verändert sich die Einstellung des Menschen ge-genüber dem nicht menschlichen Leben spürbar.

«Das Leben droht zu einer messbaren Grösse zu ver­

kommen, die mit einem Preis gleichgesetzt werden kann.»

In einer Konsumgesellschaft ist das Leben zum Handelsgut pervertiert, und das einzelne Individuum hat seine Individualität vielerorts einge-büsst. Menschliche Grundbedürfnis-se werden per Suchbegriff im Inter-net lokalisiert und nach Möglichkeit in «Reinform» konsumiert.

20 Jahre Ethikschule AllschwilAls Christine Rüedi vor zwanzig Jahren die Ethikschule in Allschwil gründete, tat sie dies aus der Erfah-rung heraus, die sie zuvor während ihrer Zusammenarbeit mit Blinden-hunden gesammelt hatte. Sich von einem Hund durch die menschliche Lebenswelt führen zu lassen und da-bei den Fähigkeiten des Vierbeiners im wahrsten Sinne des Wortes blind vertrauen zu müssen, kann uns die Augen öffnen. Diese Erfahrung ver-sucht sie seither ihren Besuchern zu

vermitteln. Der Schulungshund Babu ist bei diesem Projekt der eigentliche Lehrmeister. Die grundlegendste Erfahrung aller Teilnehmenden ist es, sich sel-ber im Verhalten des Hundes zu er-kennen. Babu ignoriert keinen, und selbst ein Kleinkind erfährt die Ge-wissheit, dass sein Verhalten etwas bewirkt. Jenseits etablierter Typolo-gien, Hierarchien und Erwartungen begeben sich die Teilnehmenden auf Augenhöhe mit dem Schulungshund und erkennen sich selber. In dieser Selbsterkenntnis liegt meines Erach-tens die immense Bedeutung tieri-scher Gesellschaft. Leistungszüchtung, Ausbeutung oder den kommerziellen Handel mit Individuen mutet sich der Mensch gegenüber seinen Mitmenschen ebenso zu, wie er es gegenüber an-deren Lebensformen unreflektiert toleriert. Künstliche Intelligenz und das zu-nehmende Verwachsen von Mensch und Technik könnten künftig die Dis-tanz in der Gesellschaft des Men-schen zur nicht menschlichen We-senswelt hin verringern und einer «technisierten Welt» eine «Welt des Lebendigen» gegenüberstellen. Während wir im Internet chatten und Mails beantworten oder am Te-lefon musikalisch durch Programme geführt werden, tut es gut, den Hund zu streicheln oder die Zimmerpflanze zu giessen. ■

Statt immer aufs Handy zu schauen, tut es gut, den Hund zu streicheln.

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der Slowakei. Massenweise werden des Schweizers liebste Hunderassen Chihuahas, Mops, Yorkshire Ter riers, Labradore und Französische Bull-doggen produziert.

540’000 Hunde leben in der Schweiz.

Jeder zweite Hund kommt aus dem Ausland (STS-Report 2016). Selbst-verständlich gibt es auch im Ausland seriöse Züchter, die ihre Hunde ge-mäss Schweizer Standards züchten und halten. Dies widerspiegelt sich dann eindeutig im Preis, der für das Tier bezahlt werden muss. Auch gibt es seriöse Tierschutzor-ganisationen, die im Ausland mithel-fen, Strassen- oder Tierheimhunde

Billigwelpen – die fataleSchnäppchenjagd

Rassehunde zum Schnäppchenpreis? Kein Problem, ein Blick ins Internet genügt, und es lässt sich schnell feststellen, dass der süsse Mops mit dem Stupsnäschen und den treu blickenden Glubschaugen auch für die Hälfte des Preises erhältlich ist, gerad so, wie dies bei vielen «Produkten» möglich ist. Aber Hunde sind keine Produkte, und wenn sie dazu gemacht werden, bezahlen sie einen hohen Preis.

Von Barbara Kerkmeer

Immer wieder erreichen uns schreckliche Bilder von illega-len Welpentransporten. Kleine,

sehr kleine, viel zu früh von der Mut-ter getrennte Hundekinder schauen mit grossen Augen aus völlig ver- dreckten Käfigen, ihre Blicke schrei- en um Hilfe, sie verstehen überhaupt nicht, was mit ihnen geschieht.

Jeder Mensch mit Herz hat nur einen Wunsch: die Kleinen

in die Arme zu nehmen.

Genau auf diese Emotionen verlas-sen sich die verbrecherischen «Hun-devermehrer», hauptsächlich aus Ungarn, Rumänien, Tschechien und

medizinisch zu versorgen, um dann in der Schweiz oder im benachbar-ten Ausland einen Lebensplatz für sie zu finden. In diesem Fall spricht nichts gegen einen Hund aus dem Ausland, die An gaben auf dem Heimtierpass müssen allerdings sorgfältig geprüft werden.

Hundezucht ist kein Business.

Wer eine seriöse Hundezucht be-treibt, weiss, dass der Kosten- und Zeitaufwand für die Jungtiere enorm ist. Mit dem Verkauf wird letztlich kaum Gewinn erwirtschaftet. Seriöse Hundezucht ist eine Leidenschaft, die Herzblut verlangt. Es geht nicht ums Geschäft, son-dern darum, gesunde, fröhliche, ge-

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sell schaftstaugliche Jungtiere auf-zuziehen, die ihren späteren Haltern Freude bereiten. Anders sehen das «Hundever-mehrer», die sich im wahrsten Sinne des Wortes einen Dreck um die Tie-re und die zukünftigen Halter küm-mern und nur den finanziellen Ge-winn vor Augen haben. Und wann ist der Gewinn am höchsten? Richtig, wenn die «Produktionskosten» nied-rig sind, und viel produziert werden kann. Dieses Phänomen kennen wir ja schon von der Massentierhaltung: Viele Tiere auf engem Raum heisst Höchstgewinn. Den Preis zahlen die Tiere und die Konsumenten, die min-derwertige «Ware» geniessen.

«Puppymills», was für ein zynischer BegriffDass Hundewelpen natürlicherwei-se nicht aus einer Mühle kommen, wissen wir ja. Dieser Begriff klingt aber einigermassen sympathisch und täuscht damit über die schreck-liche Wahrheit in diesen Einrichtun-gen hinweg.

Zu Tausenden produziert man unter unvorstellbaren Bedingungen beliebte, moderne Hunderassen.

Die Hündinnen werden mehrmals jährlich gedeckt, damit sie möglichst viele Welpen zur Welt bringen. Wie es den Tieren dabei geht, ob sie ge-sund sind, ob sie die Kraft für eine weitere Schwangerschaft und Ge-burt haben, spielt überhaupt keine Rolle. Im Gegenteil, mit sogenannten Ausfällen wird gerechnet, verendete Tiere werden einfach ersetzt. Selbstverständlich sind Hunde, die von kranken Müttern stammen, unter furchtbaren Umständen gehal-ten werden, schlechtes Futter, aber keine medizinische Versorgung be-kommen, nicht gesund. Im Gegen-teil, ihr Immunsystem ist von Anfang an schwach, in den verdreckten Käfi-gen vermehren sich zahllose Keime und unter der stickigen Luft leidet ihr junges Atemsystem. Man würde sagen, mit diesem Lebensstart haben die Tiere bereits genug gelitten, nicht zu vergessen

die gebärenden Weibchen, welche diese Qual oft über Jahre ertragen müssen. Aber das Schlimmste steht den Tieren, die diese Zustände über-leben, noch bevor. Mit rund vier Wochen werden sie ihren Müttern, die ihnen ein Mini-mum an Geborgenheit bieten konn-ten, entrissen und in die eingangs erwähnten Transporter gesteckt. Oft steht ihnen eine tagelange Reise in westliche Länder wie die Schweiz, Deutschland, Österreich etc. bevor.

Kurzes Glück mit dem «Traumhund».

Via Internet, Zeitschriften und Platt- formen wird in Inseraten für die günstigen «Schnäppchen» gewor-ben, und manch ein «Tierfreund», der sich den teuren, aber doch ge-rade so hippen Hund nicht leisten kann, meint, er hätte das grosse Los gezogen, und verabredet sich mit ei-nem der Hundehändler. Vielfach werden die Welpen mit Privatautos aus osteuropäischen Ländern, in denen urbane Tollwut verbreitet ist, in die Schweiz ge-bracht und dem Käufer/-in irgend-wo auf einem Parkplatz übergeben. Dokumente der Tiere sind meist ge-fälscht oder mangelhaft ausgefüllt, der Mikrochip fehlt, und die «Ware» wurde illegal über die Grenze ge-schmuggelt. Aber der überglückliche Käufer hält seinen Traumhund in den Ar-

men, zahlt einen niedrigen Preis und kann den neuen Liebling gleich mit nach Hause nehmen. Wen kümmert da die leidige Administration? Die-se Denkweise ist fatal, verursacht unendliches Tierleid und erhöht die Gefahr, dass gefährliche Krankhei-ten wieder in die Schweiz importiert werden. Das grosse Erwachen kommt dann zu Hause. Viele der total ver-ängstigten Welpen sind so krank, dass sie eingeschläfert werden müs-sen. Andere sind Träger von gefährli-chen Viren, das heisst, monatelange Quarantäne, so wird natürlich ihr So-zialverhalten nicht gefördert. Falls es eines der Tiere in gesundheitlich un-versehrtem Zustand in die Schweiz schafft, bleiben die seelischen Schä-den, die oft unheilbar sind.

Wir alle sind die LösungDer Konsument entscheidet darüber, was produziert wird. Diese Wahrheit lässt sich in der Wirtschaft nicht um-gehen und bürdet uns, den Konsu-

Wissenswertes

Grundlagen für diesen Artikel stammen aus dem STS-Report (Schweizer Tierschutz):

«Auf den Hund gekommen:Illegaler Hundehandel und ­import fördern Tierleid und Kriminalität.» und Informationen der Susy Utzinger Stiftung.

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Team von Fressnapf unseren Dank aussprechen, aber vor allem auch al-len, die diese tolle Aktion ermöglicht haben. ■

Es war ein dankbarer Moment, als Thomas Steiger (Stiftungsratspräsi-dent) und Monika Wasenegger (Ge-schäftsleiterin) in der Filiale Wä-dens wil den riesigen Check von der Regionalverkaufsleiterin Wilma Holzer entgegennehmen durften. Er steht als grosses DANKE für die schweizweit mehr als 19’000 ver-kauften Freundschaftsarmbänder, mit denen ganz viele Menschen ihr Herz für Tiere bewiesen.

Diese vielen Armbänder sind für die Tiere ein Band

fürs Leben!

Diese Solidarität mit den Tieren er- möglicht uns, auch dieses Jahr wie-der vielen Tieren zu helfen, sie medi-zinisch zu versorgen, eine lebensnot-

wendige Operation zu ermöglichen oder ihnen einen neuen Lebensplatz in Sicherheit zu suchen. Im Namen all dieser Tiere möchten wir dem

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Mmh, viel Geld für Futter …

Bei der Aktion «Gib Pfötchen» von Fressnapf Schweiz im November/Dezember 2017, wurden total 90’000 Franken gesammelt. Als Projektpartner betreut ProTier mit der Hälfte dieser Summe wichtige Projekte gegen Missstände im Umgang mit Tieren und setzt das Geld gezielt dort ein, wo Tiere Hilfe brauchen.

menten, eine grosse Verantwortung auf. Nur wer umfassend informiert ist, kann sich bewusst für oder ge-gen ein Produkt entscheiden. Wer also weiss, wie Welpen fachgerecht aufgezogen werden müssen, wie viel Zeit und Kosten sie in Anspruch nehmen, der wird sich niemals auf den Deal mit «Billighunden» einlas-sen. In der westlichen Welt sind wir gewohnt, dass unsere Wünsche erfüllt werden. Wenn die eigenen Finanzen knapp sind, hilft ein Kre-dit oder eben ein Billigangebot. Grundsätzlich muss jeder selber entscheiden, wie er mit seinen Kon-

sumwünschen umgeht. Aber Tiere sind Lebewesen, sie fühlen Angst, Schmerzen, Einsamkeit, und wir alle müssen dafür sorgen, dass sie nicht missbraucht werden. Tiere sind KEINE Handelsware! Auf ihrem Rü-cken darf kein Gewinn erwirtschaftet werden! Also Finger weg von Hunde-schnäppchen. Muss denn das neue Familienmitglied genauso ausse-hen wie das «Accessoire» von Paris Hilton? Oder darf es etwas mehr sein? Viele Hunde warten in seriösen Schweizer Tierheimen sehnsüchtig auf ein Zuhause. Auch wenn dann der erträumte Chihuahua doch etwas grösser und sein Fell ziemlich struppig ist, ein Blick in seine dankbaren Augen wird ihr Herz immer wieder schmelzen lassen. ■

Die Welpen, die viel zu früh von ihrer Mutter getrennt werden, müssen in engen Käfigen ausharren.

Aktion «Gib Pfötchen» – Checkübergabe bei Fressnapf:

Ein grosser Batzen für wichtige Projekte

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Tier und Recht

stets die Absicht, das Tier loszuwer-den. Wer also einen Hund auf einem Autobahnrastplatz vergisst, dann aber umkehrt, um ihn zu holen, er-füllt den Tatbestand des Aussetzens nicht, weil er nicht in Entledigungs-absicht gehandelt hat.

Als Finder eines ausgesetzten oder zurückgelassenen Tieres,

sollte man bei der Polizei Strafanzeige erstatten.

In der Praxis werden Tiere auf ver-schiedenste Weise ausgesetzt. Zu denken ist etwa an das Anbinden ei-nes Hundes an einem Baum oder auf öffentlichen Plätzen, das Freilassen von Katzen, Nagern oder Ziervögeln in Pärken oder im Wald oder an das Einsetzen von Aqua rienfischen in Bä-che oder Seen. Dem Aussetzen gleichgestellt wird übrigens das Zurücklassen von Tieren in Räumlichkeiten (Wohnun-

gen, Büros, Ställe etc.), in die man nicht mehr zurückkehrt, was vor al-lem mit Katzen, aber auch mit Klein-tieren wie Nagern oder Kaninchen geschieht.

Aussetzen ist ein OffizialdeliktDas Aussetzen oder Zurücklassen von Tieren ist gemäss Tierschutzgesetz eine Tierquälerei, die mit einer Frei-heits- oder Geldstrafe bestraft wird. Der Gesetzgeber hat damit deutlich gemacht, dass es sich um ein schwer-wiegendes Tierschutzdelikt und nicht um eine Bagatelle handelt. Selbst wenn die Erfolgsaussichten oftmals gering sind, einen Täter ausfindig zu machen. Wer ein Tier findet, sollte dies unbedingt bei der kantonalen Meldestelle für Findeltiere melden. Einem Tier ist es in der Regel nicht anzusehen, ob es wirklich ausgesetzt wurde – und es wäre ja auch mög-lich, dass es entlaufen ist oder sei-nem Halter gestohlen wurde. ■

Gieri Bolliger / Michelle Richner, Tier im Recht (TIR)

Nicht selten kommt es vor, dass unbedacht angeschaff-te Heimtiere für ihre Halter

rasch einmal zu gross, zu hungrig, zu aktiv, zu teuer oder einfach zu läs-tig werden. Immer wieder bemühen sich Tierhaltende, die in den Urlaub fahren, auch einfach zu spät um eine Ferienunterbringung für ihre Tiere, sodass sie schliesslich keinen ent-sprechenden Pensions- oder Tier-heimplatz mehr finden. Oder sie sind schlicht nicht gewillt, die Kosten für einen solchen zu tragen. Es ist daher kein Zufall, dass in der Ferienzeit je-weils am meisten Tiere ausgesetzt werden.

Strafbarkeit, selbst wenn dem Tier nichts zustösstDas Aussetzen von Tieren ist klar verboten und gilt laut Schweizer Tierschutzgesetz als Tierquälerei. Im Rechtssinne bedeutet Aussetzen, dass man ein Tier aus seinem ge-schützten Umfeld an einen anderen Ort bringt und dort sich selbst über-lässt, um sich seiner zu entledigen. Der Täter nimmt damit in Kauf, dass das Tier in eine Situation gebracht wird, die sein Wohlergehen gefähr-den könnte. Dass ihm tatsächlich et-was zustösst, ist hingegen nicht er-forderlich. So ist es beispielsweise bereits strafbar, ein Tier vor einem Tierheim zu deponieren, selbst wenn es dort bald gefunden und aufge-nommen wird. Aus rechtlicher Sicht entschei-dend ist für das Aussetzen somit

Neu angeschaffte Heimtiere vermögen die Herzen ihrer Besitzer meist sofort zu erobern. Häufig verschwindet die Anfangsfreude aber ebenso schnell wieder, wenn die Tiere aus dem unwiderstehlichen Welpenalter herausgewachsen sind. Oftmals ist die Folge dann, dass sie bald schon in ein Tierheim abgeschoben werden. Unzählige nicht mehr erwünschte Hunde, Katzen, Nager, Ziervögel oder Fische werden jedes Jahr aber auch einfach ausgesetzt. Dieses Verhalten ist nicht nur äusserst verantwortungslos, sondern auch strafbar.

Aussetzen von Tieren gilt als Tierquälerei

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SOS Tier & Mensch

Neben der Angst, dass das Tier vielleicht nicht mehr gesund wird und man es verliert, ist da auch immer die finanzielle Sorge: Wer soll das bezahlen? Seinem Tier wegen Mangels an Geld nicht helfen lassen zu können, ist ein unerträg licher Gedanke.

Es war ein dunkler Novembertag, als Sissi nicht nach Hause kam. Ihre Familie war äusserst besorgt, denn es war so gar nicht Sissis Art, das

Essen zu verpassen. Nach einigem Suchen und Herumfragen stellte sich heraus, dass Sissi einem Autounfall zum Opfer gefallen war und bereits vom Tierarzt behandelt wurde. Die ganze Familie eilte in die Pra-xis und erschrak beim Anblick von Sissi, zwei Beine und der Schwanz waren schwer verletzt. Die Wun-den waren gross und offen, und der Tierarzt erklärte, dass er sich zuerst überlegt hatte, Sissi einzuschläfern. Doch die Kleine zeigte grossen Le-benswillen. Sissi wurde operiert, die Wun-den immer wieder desinfiziert und alle paar Tage war ein professionel-ler Verbandwechsel beim Tierarzt notwendig. Trotz aller Pflege, Liebe und dem persönlichen Engagement von vielen Menschen mussten eine

Pfote und ein Stück von Sissis Schwanz amputiert werden. Nach einer erneuten aufwendi-gen Pflegezeit erholte sich Sissi lang-sam. Zur grossen Freude der ganzen Familie fing das Kätzchen auch wie-der an herumzulaufen, noch etwas zögerlich und humpelnd, aber heute ist es auf dem besten Weg, sich ganz zu erholen. Bei aller Freude holt einen spätes-tens beim Anblick der Tierarztrech-nung die Realität wieder ein. Obwohl der Arzt versucht hatte, die Kosten niedrig zu halten, waren sie hoch. ProTier konnte mithelfen und übernahm einen Teil des Betrages, auch andere Tierschutzorganisa-tionen leisteten Hilfe, und so konnte Sissi gerettet werden.(Text & Foto: zvg) ■

Schnelle Hilfe für Katzenmädchen Sissi

hilft!PRO

Viele Retter für Kater Chicco

Chicco ist das ganze Glück einer kleinen Familie, die schon viel Schweres durchgemacht hat. Der Vater verstarb nach langer Krank-heit im Alter von nur 46 Jahren, die Mutter wird arbeitslos und das Fa-milienbudget schrumpft auf das ab-solute Minimum. Kater Chicco bietet Halt und Freude, er ist immer fröhlich und für Mutter und Tochter da. Genauso wie Chicco seine Menschen liebt, mag er auch die Freiheit und ist regel-mässig unterwegs. Anfang Jahr schleppte er sich nach Hause und die Familie stellte sofort fest, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Er war schwer verletzt und man ging davon aus, dass er von ei-nem Auto angefahren worden war.Sofort packten Mutter und Toch-ter das kleine Häufchen Elend ein

und gingen zum Tierarzt. Nachdem dieser Chicco untersucht hatte, war klar, dass er unter inneren Verlet-zungen leidet und eine Operation unumgänglich ist. Auch wer wenig Geld hat, ent-scheidet sich in so einer Situation für das Leben des Tieres und macht sich später Gedanken zur Finanzie-rung der OP. Chicco wurde operiert

und man stellte fest, dass er ge-brochene Rippen, einen Riss in der inneren Bauchwand und eine ge-quetschte Lunge hat. Er wurde kei-nen Moment zu früh operiert, denn sein Leben stand auf dem Spiel. Zum Glück verlief alles gut. Mit viel liebevoller Pflege erholte sich Chicco und geniesst jetzt sein Katzenleben wieder. Seine Halterin setzte sich mit ProTier in Verbin-dung und bat für die Bezahlung der Tierarztrechnung um finanzielle Un-terstützung. Wir waren gerne bereit, einen Teil der Kosten zu überneh-men, und dank der ProTier-Vermitt-lung halfen auch weitere Organisa-tionen mit, den Rechnungsbetrag zusammenzubringen. (Text & Bild: zvg) ■

‘ Ende gut alles gut. ‚

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ankern, um die nun jahrelang geleis-tete Aufklärungsarbeit zu sichern.

Europa lebt es vorBetrachtet es man international, ha-ben bereits viele Länder diesen Schritt vollzogen. So ist das Mitführen von Wildtieren in 17 europäischen Län-dern verboten, und weitere 9 Länder kennen eine Positiv- oder Negativliste. Die Weichen in der Schweiz sind gestellt, und uns ist es ein Anliegen, dass auch der letzte Schritt, die ge-setzliche Verankerung, getan wird, um dieses Kapitel für unsere Nach-kommen abzuschliessen. Zieht man den Vergleich mit dem Tragen von Pelz, so wurde in den 1970er und 1980er Jahren viel Überzeugungs-arbeit geleistet, und der Pelz schien aus der Mode verbannt. Heute sind wir leider(!) eines Besseren belehrt worden. Diese Erfahrung nehmen wir mit, und wir handeln hier anders. Erst mit den entsprechenden Ver-boten können wir sicher sein, dass auch die Zucht dieser vermensch-lichten Wildtiere aufhört. Tiernum-mern werden häufig aus dem Aus-land eingekauft und dort extra für diese «Nutzung» produziert. Fällt die Nutzung in allen Ländern weg, hört auch die Zucht (Inzucht) auf.

Die Zirkusse ziehen mitDass sich diese Entwicklung nicht negativ auf die Zirkusse auswirkt, hat sich bereits gezeigt. Fast alle Zirkusse verzichten heute freiwillig auf Wildtiere. So setzt zum Beispiel der Zirkus Knie vor allem auf Pferde, und der Zirkus Monti ist schon seit 2011 ganz ohne Tiere auf Tournee. Auch Beispiele wie Salto Natale oder Cirque du Soleil spiegeln Erfolgsge-schichten.

Jetzt heisst es «Ja zur Motion»Vor diesem Hintergrund drücken wir die Daumen, dass die von der Grü-nen Partei eingereichte Motion an-genommen wird, damit das Verbot von Wildtieren im Zirkus nun end-lich auch in unserem Gesetz veran-kert wird. Wir haben das Thema in die Bevölkerung getragen und ste-hen engagiert zur Verfügung, wenn es nun gilt, diese Forderung auch in Bern zu bekräftigen. ■

Wir bedanken uns bei allen, die mit-geholfen haben und mithelfen, dass auch die Schweiz sich bald auf der Liste der Länder mit einem Verbot findet.

Von Monika Wasenegger

Am Tag der Petitionsübergabe mach-te sich bereits am frühen Morgen un-ter allen Beteiligten erwartungsvolle Spannung breit. Die Organisationen Tier im Recht, Vier Pfoten und Pro-Tier hatten mit allen Unterstützern viel für dieses Anliegen getan. Bei der Pressekonferenz in Zü-rich wurde umfassend informiert. Es wurden viele Fragen beantwortet, un in Interviews auf das Thema einge-gangen. Das Anliegen der Bevölkerung ist offensichtlich und widerspiegelt die Entwicklung: Wildtiere gehören nicht in eine Zirkusmanege. Auch die Schweiz soll endlich die begrün-deten Bedenken gegen die Wildtier-haltung im Zirkus ernst nehmen und ein Verbot für Wildtiere in Schweizer Zirkussen aussprechen. Anschliessend ging die Reise per Zug weiter nach Bern, und am frü-hen Nachmittag wurde die Petition dem Bundesrat übergeben. Es war ein äusserst erfolgreicher und be-wegender Tag mit vielen Berichten in den Medien. Damit ist ein wichti-ger Schritt getan, aber das Problem noch nicht gelöst.

Der nächste Schritt ist ein Muss!Das heisst, jetzt gilt es, auch bewusst die nächsten Schritte zu machen. Be-trachtet man die aktuelle Entwick-lung, verändern die Zirkusse bereits seit einigen Jahren ihre Programme und verzichten auf Wildtiernum-mern. Dies begrüssen wir aus Tier-schutzsicht sehr, und wir freuen uns, dass dieses Jahr die Schweiz eine Zirkussaison ohne Wildtiere erlebt. Daraus den Schluss zu ziehen, dass sich das Problem offenbar von selber löst, wäre jedoch fatal. Gera-de jetzt ist die Zeit gekommen, diese Entwicklung auch gesetzlich zu ver-

Wildtiere haben in der Manegekeinen Spass Mit 70’676 Unterschriften wurde am 15. März 2018 die Petition «Keine Wildtiere im Zirkus» dem Bundesrat übergeben. Damit ist ein wichtiger Schritt getan, aber das Problem noch nicht gelöst.

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Gute Stimmung bei der Petitionsübergabe.

PRO aktiv!

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Wieso soll ich Möhrli heissen?

Von Dr. med. Richard Altorfer

Der Name wird mit den Jahren Teil der eigenen Identität. Wer den glei-chen Namen trägt, ist einem grund-sätzlich sympathisch. Wer diesen Na-men falsch ausspricht oder schreibt, wird schwerlich zu einem guten Freund. Im Namen findet man nicht selten seine eigene Persönlichkeit wieder. Bei der Namenswahl schwingt immer sehr viel Unbewusstes mit, das die Namensgeber dem Träger des Na-mens mitgeben – oder aufzwingen. Es mag Einbildung sein, schliess-lich wird nicht jeder Hannibal zu ei-nem Feldherrn und nicht jede Lola zur Diva. Und doch! Statistisch gesehen greifen Marshas eher zum Mars-Rie-gel, Corinnas zu Coca-Cola und Peter zu Pepsi. Kein Witz! Man nennt das «Name Letter Branding»: Alles, was dem eigenen Namen ähnelt, haben wir ein ganz klein wenig lieber. Wie gesagt: statistisch gesehen.

Wie steht es mit dem Namen Ihrer Katze?

Was bedeutet Ihnen der Name Ihrer Katze? Was Ihrer Katze? Was sagt er über die Katze aus – und was über Sie? Würde man Ihren Kater fragen, würde er vermutlich maunzen: «Mir egal. Hauptsache, das Essen steht parat, wenn ich reinkomme.» Auch wenn es uns manchmal anders vor-kommt, Katzen verstehen unsere Sprache nicht. Deutsch und Englisch sind ihnen fremd, Züritüütsch und Ämmitauer Dialäkt sowieso. Sie übersetzen die Laute, die wir von uns geben, in ih-re eigene Lautsprache und lernen, bestimmte wiederkehrende Laute mit typischen Handlungsabläufen zu verknüpfen. Wobei sie weniger Silben unterscheiden als Tonhöhen und Klänge, z.B. helle Vokale von

Wie heissen Sie? Sonja, Anna, Emma, Elisabeth? Werner, Luca, Matthias? Haben Sie sich schon einmal gefragt, was Ihr Name Ihnen bedeutet? Gut, einigen vielleicht gar nichts, dem einen oder andern mag sein Name sogar peinlich oder lästig sein, die meisten aber begleitet er ein Leben lang, und er ist ihnen viel wert.

Zischlauten. Und offenbar hören sie aufmerksamer hin, wenn am Ende einer Silbenkombination ein i steht. Warum das so ist, weiss niemand. Dann reagiert sie eher wie ge-wünscht: mit Köpfchendrehen, Öhrli-spitzen – und wenn sie grad Zeit und Lust hat, tappt sie gnädigst in unse-re Richtung. Smokey, Blacky, Happy, Minggi, Möhrli sind eben nicht zufäl-lig beliebte Katzennamen. Sie sind’s, weil sie besser «wirken».

Wenn man möchte, dass die Katze aufmerksam wird und sich uns

zuwendet, ergibt es Sinn, sie mit einem Wort zu rufen,

das auf ein i endet.

Namen wie «Tarzan» oder «Kraft-werk» (in Anlehnung an die gleichna-mige Elektropop-Gruppe der 1970er Jahre) stören die Katze zwar nicht, aber so richtig aufregend findet sie diese Lautfolgen auch nicht. Und Namensungetüme wie «Graupel Pagnol Adrenalino Pinkelbeiss» oder «Frau Sprinkel von Trampel und Kratz» (so hiess unser Abessinier-Pärchen vor 30 Jahren – wir haben uns längst dafür entschuldigt) sagen

mindestens so viel über uns aus wie über die Katzen (Graupel hat nur in jungen Jahren aufs Bett gepinkelt, und Trampeln und Kratzen sind schliesslich Selbstverständlichkei-ten). Zum Schluss: Noch besser als die gesprochene verstehen Tiere unsere Körper-Sprache. Sie verstehen nicht so sehr, was wir ihnen an Nettigkei-ten oder Tadel sprachlich vorsetzen, dafür umso besser, was sie sehen. Schnurrli, Shiva und Sweety reicht es, uns anzuschauen, um zu wissen, was wir ihnen – bewusst und unbe-wusst – mitteilen wollen. Wie wir sie dabei nennen, ist ihnen ziemlich egal. ■

Porträt

Dr. med. Richard AltorferVerleger, Präsident des Vereins zum Schutz heimatloser Katzen, Neuhausen am Rheinfall.Das Katzenhaus Schaffhausen ist seit über 30 Jahren für Katzen da. Hier wird jede Katze aufgenom-men – egal in welchem Zustand sie sich befindet.

www.khsh.ch

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Von Elisabeth Kehl, Voliere Gesellschaft Zürich

Vögel sind wunderbare, intelligen-te und anspruchsvolle Wesen, und man sollte sich genau überlegen, aus welchen Gründen man einen Vogel halten möchte. Leider stellen wir in der Voliere Zürich immer wieder fest, dass viele Vogelbesitzer sich nur wenig oder gar nicht informieren. Manchmal sind es Gründe wie der, dass man schon lange einen Vogel haben woll-te, er aber farblich zur Einrichtung passen muss, oder dass die Kinder sich für ein dreimonatiges Schulpro-jekt einen Papagei kaufen wollen.

«Ich möchte so gerne einen Papagei, der sprechen kann.»

Vor so einem Entscheid stellen wir gezielt folgende Fragen:> Warum wollen Sie überhaupt Vö-

gel?> Für welche Vogelart interessieren

Sie sich?> Was erwarten Sie von Ihren neuen

Mitbewohnern?> Wie viel Platz können Sie Ihren

neuen Haustieren bieten?> Was sagen Ihre Nachbarn und der

Vermieter dazu? (Vögel können sehr laut sein!)

> Wie viel Zeit haben Sie für Ihre ge-fiederten Gefährten?

> Haben Sie – je nach Vogelart – mindestens die nächsten 10 bis 50 Jahre Zeit für Ihre Haustiere?

Steht der Entscheid fest, steht man vor der Qual der Wahl. Es gibt so viele Vogelarten: die sogenannten Liebesvögel die Agaporniden –, den Kanarienvogel, der durch seinen schönen Gesang bekannt wurde, den meistgehaltenen «Anfängervogel» – der Wellensittich –, den Nymphen-sittich, die Schönsittiche, den Sper-

lingspapagei, den Halsbandsittich, die Gouldamadinen, die Finken in ihrer Vielfalt, Beos, Stare, die Grau-papageien, den Kakadu, die Amazo-nen, Aras, Loris, die Mohrenköpfe…

Deshalb die Frage: Welche Vogelart passt zu mir?Jede Vogelart hat ihre ganz eige-nen Bedürfnisse, und es stellt sich die Frage: Kann ich diesen wirklich gerecht werden? Sie kommen von den unterschiedlichsten Kontinenten und aus den unterschiedlichsten Ha-bitaten. Jede Art hat einen anderen Menüplan, andere Brutgewohnhei-ten sowie Lebensraumansprüche.

Nehmen wir den kleinen grünen Australier, den Wellensittich: Er ist der am häufigsten gehaltene «Stubenvogel». Schon 1840 brachte John Gould von seinen ausgedehn-ten Entdeckungsreisen in das Innere Australiens ein paar junge Wellensit-tiche mit nach England, und hundert Jahre später wurden überall auf der Welt Millionen dieser Vögel verschie-denster Farbschläge als Heimtiere gehalten. Den Vogelfängern Aus-traliens fiel es schwer, der enormen Nachfrage «gerecht» zu werden; al-lein Frankreich bestellte damals je-

des Jahr 100’000 Paare! Und so wird auch heute noch mit allen Arten von Vögeln bis zu ihrer Ausrottung die menschliche Gier nach HABENWOL-LEN befriedigt, obwohl die Gesetzes-lage eindeutig ist!

Alle sozial lebenden Tiere müssen mindestens zu zweit gehalten werden!

Das schreibt das Gesetz vor.

Klein heisst nicht kleiner Käfig, denn zum Beispiel der kleine, hübsche und leise Zebrafink ist enorm bewegungs-freudig und braucht viel Freiraum, um zu fliegen. Der Wellensittich, der sich in seiner Heimat in grossen Schwärmen wohlfühlt, braucht eine ganze Gruppe von Artgenossen, um gesund zu bleiben und sich sicher zu fühlen. Ein Kakadu, der in Menschen-hand meist unterfordert ist, kann zu einem «Killervogel» werden. Graupa-pageien, die früher oft als Anfänger-papagei gehandelt wurden, weil es auf dem «Markt» so viele gab, sind in Bezug auf Beschäftigung und Gesell-schaft enorm anspruchsvolle Vögel! Sie fristen leider oft als «Rupfer» ihr Dasein. Und das ist nicht die Schuld der Vögel. Wenn man all dies weiss, ist es ganz wichtig, sich zu hinterfragen und sich zu informieren, welchem Vogel ich gerecht werden kann und will! ■

Welcher Vogel passt zu mir?Schon immer faszinierte es den Menschen, einen Vogel zu besitzen. Ein Tier, das sich zwischen Himmel und Erde aufhält, das fliegen kann! Ein Symbol für Freiheit und Frieden!

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VOL IERE GesellschaftZ Ü R I C H

Wildvogel-Pflegestation

Augen auf beim Vogelkauf.

Die Kernbereiche der Voliere

• Vogelpflegestation• Vogelpension• Aufklärungsarbeit

Voliere Gesellschaft ZürichMythenquai 1, 8002 Zürich Telefon 044 201 05 [email protected], www.voliere.ch

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Alfred-Escher-Strasse 17

CH-8002 Zürich

Telefon 044 201 25 03

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Paar-Gönnerbeitrag (Minimalbetrag) CHF 70.–

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