billiard um halb zehn seminar 2

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Page 1: Billiard Um Halb Zehn Seminar 2

PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT RIJEKAABTEILUNG FÜR GERMANISTIK

Die Nachkriegszeitliteratur II

Heinrich Böll: „Billard um halb zehn“ -

Angst und Hass die Hauptfigur Robert Fähmel

und sein Vater: der Vaterkomplex

(Seminararbeit)

Studentin: Loreta Palmić

Germanistik/Kunstgeschichte

Studienjahr : 2007/08

Mentor: dr. sc. Boris Dudaš

Rijeka, 20. April 2008

Page 2: Billiard Um Halb Zehn Seminar 2

Inhaltverzeichnis

1. Einleitung .................................................................................................... 3

2. Über den Autor: Heinrich Böll ..................................................................... 4

3. Über das Buch: „Billard um halb zehn“ ....................................................... 6

3.1. Inhalt des Romans ............................................................................... 6

3.2. Die Hauptfiguren – Charakterisierung .................................................. 7

4. Angst und Hass die Hauptfigur Robert Fähmel und sein Vater:

Der Vaterkomplex ....................................................................................... 9

5. Schlusswort ............................................................................................... 12

6. Literaturverzeichnis .................................................................................... 13

1. Einleitung

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Der Roman „Billiard um halb zehn“ erschien im Jahre 1959. Heinrich Böll war schon damals der

wichtigste Räpresentant der deutschen Nachkriegsliteratur. In diesem Roman nimmt er dass

großesThema - Krieg und Zusammenbruch der bürgerlichen Gesellschaft wieder auf. Als Ankläger über

den Krieg und Warnendar vor dem Krieg war er schon früher bekannt. Er wandte sich in seiner

Erzählweise der Nachkriegszeit zu, der Trümmerwirklichkeit und dem Nachkriegselend, den

restaurativen Tendenzen in der jungen Bundesrepublik Deutschland, den Hoffnungen und

Widersprüchen das deutsche Wirtschaftswunder. In dieser Zeit hatte er eine Tendenz zu

avantgardistisch inspirierten Erzähltechniken, was schließlich in Billard um halb zehn triumphierte.

„Böll prägte „die politische Kultur in der Bundesrepublik Deutschland entscheidend mit“, nachdem er

aus der Krieg zurückgekehrt war, verschiedene Kurzgeschichten veröffentlicht hatte und damit „Kritik an

der westdeutschen Wohlstandsideologie und am konformistischen Denken“ ausübte. „1

Billard um halb zehn beinhaltet wahrscheinlich einige autobiographische Auszüge des Autors, z. B.

seine Kriegserfahrungen werden durch Reflexionen deutlich gemacht. In diesem Roman wird das

Verhältnis zwischen– Heinrich – Robert – Joseph im Mittelpunkt gestellt. Besonders was das Verhältnis

von Robert zu seinem Vater betrifft, wird klar gemacht, dass es hier um einen Komplex geht, das wir

vielleicht als Vaterkomplex bezeichnen können. Die Geschichte dreier Generationen einer rheinischen

Architektenfamilie symbolisiert das deutsche Schicksal der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

2. Über den Autor: Heinrich Böll

1 http://www.schulebw.de/unterricht/faecher/deutsch/fachdidaktik/gfss/gfs/boell/ausarbeitung.pdf

(30.3.2008)

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Page 4: Billiard Um Halb Zehn Seminar 2

Bild 1. Heinrich Böll 2

Heinrich Theodor Böll (21. Dezember 1917 in Köln; 16. Juli 1985 in Kreuzau-Langenbroich) war ein

deutscher Schriftsteller und Übersetzer. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der

Nachkriegszeit. Im Jahr 1972 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Er wurde am 21. Dezember 1917 als achtes Kind des katholischen Kölner Schreiners und

Holzbildhauers Viktor Böll und dessen zweiter Ehefrau Maria geboren. Ab 1924 besuchte er die

Volksschule und ging vier Jahre später zu dem staatlich humanistischen Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in

Köln. Nach Ablegung des Abiturs begann er eine Lehre als Buchhändler in Bonn. Doch diese

Ausbildung brach er wieder ab. Im Alter von 17 Jahren fing er an, erste Gedichte zu schreiben. Im

Sommer 1939 nahm er an der Universität zu Köln ein Studium der Germanistik und der klassischen

Philologie auf. Im Dezember 1938 wurde Böll zum Kriegssdienst eingezogen. Hier kämpfte er in

Frankreich, der Sowjetunion, Rumänien, Ungarn und in Deutschland. Im März 1943 heiratete er die

Lehrerin Annemarie Cech. Im Jahr darauf erlag seine Mutter nach einem Fliegerangriff auf Köln einem

Herzinfarkt. 1945 geriet er vorübergehend in amerikanische und britische Kriegsgefangenschaft.

Nach dem Krieg nahm Heinrich Böll das Studium wieder auf und verdiente den Lebensunterhalt

zunächst mit Gelegenheitsarbeiten. Mit der Veröffentlichung seiner Kurzgeschichte Der Zug war

pünktlich begann er 1947 eine Karriere als Schriftsteller. 1951 bekam Böll den Preis der Gruppe 47 für

seine satirische Geschichte Die schwarzen Schafe. Danach folgte Wanderer kommst du nach Spa…

Dieses Werk war ein Sammelband mit 25 Kurzgeschichten. Die Jahre nach 1950 bildeten die

schöpferischste Phase im Leben Heinrich Bölls. Dies beweisen die vielen Werke, die er hervorbrachte,

unter anderem Wo warst du, Adam? (1951), Und sagte kein einziges Wort (1953), Haus ohne Hüter

(1954), Irisches Tagebuch (1957), Doktor Murkes gesammeltes Schweigen und andere Satiren (1958),

Billard um halbzehn (1959), Ansichten eines Clowns (1963) und Ende einer Dienstfahrt (1966).

Im Nobelpreis-Jahr 1972, ein Jahr nach Erscheinen seines Romans Gruppenbild mit Dame, sorgte

Böll für einen innenpolitischen Skandal, als er in einem Essay für den Spiegel unter dem Titel Will Ulrike

Gnade oder freies Geleit? für einen menschlichen Umgang mit den Terroristen der RAF plädierte und

sich insbesondere mit der Person und dem Werdegang von Ulrike Meinhof beschäftigte. Erst 1974

erschien sein bis heute wohl bekanntestes Werk, Die verlorene Ehre der Katharina Blum, das einen

2 Übernommen von Webseite: http://www.macht-der-worte.de/html/biografie1.html

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Beitrag zur Gewaltdebatte der 1970er Jahre darstellt und sich besonders kritisch mit der Springer-

Presse auseinandersetzt. In den folgenden Jahren beschäftigte sich Heinrich Böll zunehmend mit den

politischen Problemen seiner Heimat und anderer Länder wie Polen oder der Sowjetunion und setzte

sich sehr kritisch mit ihnen auseinander. Sein letztes Werk Frauen vor Flusslandschaft, ein Bonn-

Roman, entstand und erschien im Jahr 1985. Heute ist dieser Roman, wie auch Das Treibhaus von

Wolfgang Koeppen, ein - keineswegs schmeichelhaftes - literarisches Denkmal für die

Bundeshauptstadt von 1949 bis 1989.

Viele seiner Geschichten handeln von Außenseitern, die den Krieg nicht vergessen können, während

die Konformisten um sie herum nicht daran erinnert werden wollen und die Gesellschaft das

Wirtschaftswunder feiert. Damit wurde Heinrich Böll nicht nur zu einem der wichtigsten Vertreter der

deutschen Nachkriegs- und Trümmerliteratur, sondern auch zu einem der meistgelesenen Autoren der

Bundesrepublik Deutschland.

3. Über das Buch: „Billiard um halb zehn“

3.1. Inhalt des Romans

Billard um halb zehn beschreibt, das Leben der Familie Fähmel über drei Generationen in der

Zeitspanne von 1907 bis 1958. Die äußere Handlung beschreibt einen einzigen Tag im Jahr 1958. Drei

Generationen einer rheinischen Architektenfamilie wird sich an diesem 6. September 1958 versammeln,

um den achtzigsten Geburtstag ihres Großvaters Heinrich zu feiern.

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Robert Fähmel, der ein Architekt ist und ein Architektenbüro besitzt, wird von seinem Vater Heinrich

als liebenswürdig, höflich, intelligent, und korrekt charakterisiert. Die ganze Handlung wird meist aus der

Sicht von Robert Fähmel bertrachtet. Auf dieser Tatsache ist der eigentlich wichtige Teil des Romans

aufgebaut. So erfährt man nämlich, dass es zu seinen Gewohnheiten gehört , täglich von halb zehn bis

elf im Hotel Prinz Heinrich mit dem Hotelboy namens Hugo Billard spielt. Eine Gewohnheit ist es auch,

dass sich die zwei immer Geschichten aus ihrer Vergangenheit erzählen. In den Gesprächen Roberts

mit dem Hotelboy, in Rückblenden und Erinnerungen seines Vaters verknüpfen sich Vergangenheit und

Gegenwart, werden die Situationen der einzelnen Zeitabschnitte deutlich. Tko na kraju igra s

njime biljar: sin ili Heinrich, nije jasno

Zuerst berichtet uns Robert über seinen Vater der als junger Architekt den Auftrag bekam die Abtei

St. Anton zu entwerfen und zu bauen. Man erfährt wie sein Vater sich gefreut hatte solch eine grosse

Aufgabe zu bekommen, da es sich um seine erste Arbeit als Architekt handelte. Später erzählt Robert,

von seiner Zeit im Krieg, als er Sprengmeister war (Sprengmeister deshalb, weil er die Statik

beherrschte die man zum Sprengen auch braucht und im Krieg ja keine Architekten gebraucht werden)

und wie er am letzten Tag des 2.Weltkrieges, also im Jahre 1945 die Abtei, die sein Vater gebaut hatte

auf Befehl eines verrückten Generals sprengen musste. Zuletzt erfährt man noch von seinem Sohn

Joseph, der ebenfalls die Tradition der Familie fortsetzt, da er auch Architekt ist. Dieser ist am

Wiederaufbau der Abtei beteiligt. Doch er gerät dabei in einen Konflikt mit seiner Vergangenheit und

sich selbst, da er bei der Besichtigung der Überreste der Abtei die Zeichen seines Vaters findet die er

bei der Sprengung benutzt hat.

Deshalb kündigt er seinen Auftrag und will den Architektenberuf aufgeben. Der Roman endet mit der

Geburtstagsfeier des Heinrich Fähmel.

3.2. Die Hauptfiguren – Charakterisierung

Dr. Robert Fähmel ist Chef eines Büros für statische Berechnungen. Er hat 2 Kinder, Joseph und

Ruth. Seine Frau, Edith, ist im Krieg gestorben. Sein Vater, Heinrich, feiert am beschriebenen Tag sein

80. Geburtstag. Die Frau von Heinrich, Johanna, hat das Zeitgefühl verloren und lebt in der Heilanstalt.

Liftboy Hugo ist ein Angestellter des Hotels Prinz Heinrich, mit dem Robert jeden Tag um halb zehn

Billiard spielt. Die Nebenpersonen sind noch Schrella, Roberts Freund aus der Schulzeit, Leonore,

Roberts Sekretärin und Dr. Nettlinger, Mitschüler von Robert.

Die Personen in diesen Roman handeln nicht direkt, sondern errinern sich an die vergangenen

Gescheheniße. Die Charakterisierung der Hauptfiguren lässt sich meistens durch ihre Errinerungen

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ableiten. Heinrich hat das Kloster St. Anton erbaut, das sein Sohn Robert im Zweiten Weltkrieg

zerstörte. Der Großvater Heinrich hatte in seinem Leben noch einen Sohn, Otto, der ein

Nationalsozialist war und er kostete sozusagen „Sakrament des Büffels“ Ne kužim što želiš reći . Heinrich ist die einzige Hauptperson, deren Äußeres genau beschrieben wird. Ähnlich, wie sein Sohn

Robert, pflegt er einige Gewohnheiten. Jeden Morgen geht er ins Café „Croner“ , um dort Paprikakäse

zu frühstücken. Robert spielt, nämlich, jeden Morgen von halb zehn bis halb elf im Hotel „Prinz Heinrich“

Billard, zusammen mit dem Hotelboy Hugo. Dort, zusammen mit Hugo, führt er Gespräche oder längere

Monologe, in denen er sich an seinen Gedanken aus der Vergangenheit errinert. Der Portier berichtet

die Leser verschiedene Fakten über Robert Fähmel, durch seine Nachfrage bei einem Auskunftsbüro.

Robert war im Krieg ein Sprengmeister und sprengte auf der Befehl eines verrückten Offiziers hin die

Abtei, die sein Vater mit großer Stolz aufgebaut hatte.

Joseph Fähmel pflegt auch ähnliche Rituale. Er ist 22 Jahre alt und ebenfalls ein Architekt. Joeph ist

zum Zeitpunkt am Wiederaufbau des Klosters St. Anton beteiligt, das sein Großvater einst geplannt und

errichtet hatte. Joseph weiss zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht, dass sein Vater während des

Zweiten Weltkriges das Kloster zersörte. Bei einem Besichtigung der Abtei findet er auf den Überresten

die Zeichen seines Vaters. Joseph ist sehr enttäuscht von seinem Vater und weiss zunächst nicht, wie

er mit dieser Neuigkeit umgehen soll. Dann will Joseph den Beruf des Architekten aufgeben. Er kommt

in den Konflikt mit sich slebst und spielt sich mit seinem Leben, kommt dabei der Tod schon sehr nahe,

weil er nicht mehr weiter weiss.

Noch eine wichtige Person ist Johanna Fähmel, die gehört zu den Personen, an denen sich Heinrich

und Robert erinnern, die die Vergangenheit reflektieren. Johanna lebt isoliert von der Gesellschaft in

einer Heilanstalt in Denklingen, sie lehnt den Krieg und nationalsozialistisches Regim strikt ab, so macht

ihren Kampf durch ihr Handeln sichtbar. Sie gehört zum „Sakrament des Lammes“, weil sie die Gewalt

ablehnte. Die Tatsache, drei Söhne zu verloren (der dritte Sohn ist kleiner Heinrich, der gestorben ist) ,

lässt sie verzweifeln. Ihr ständiges „wozuwozuwozu“ macht das sichtbar.

Schrella,ein Jugendfreund von Robert, bringt diese Geschichte des Romans als erster ins Rollen.

Nettlinger ist noch ein Schulfreund von Robert und Schrella war von ihm und den anderen Nazi-

Anhängern schon als Schüler misshandelt. Auch er gehört zu den erinnerden Personen und zu dem

„Sakrament des Lammes“. Er erinnert sich an seine schlimme Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg

und seine Flucht aus Deutschland.

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4. Angst und Hass die Hauptfigur Robert Fähmel und sein Vater:

Der Vaterkomplex

Heinrich Böll baut diesen Roman an Erinnerungen, inneren Monologen und Rückblenden der

Vergangenheit der Hauptfiguren auf. Es gibt verschiedene Formen von Erinnerungen, wie z. B.

Selbstgespräche, Erinnerungsmonologe oder inforrmierende Briefe. Die Zeit wird zum Gegenstand der

Darstellung und die diese Reflexionen werden als eine Abkehr von der Gegenwart verstanden. Der

Roman bezieht sich auf die Vergangenhiets- und Gegenwartsebene. Durch diese zwei Ebene erfahren

wir fast alles, was uns um ein volles Familienbild zu bekommen hilft.

Dieser Roman berichtet auch von einigen Beziehungen und Verhältnissen. Die Motive des

„Sakraments des Büffels“ und des „Sakraments des Lammes“ verdeutlichen die gegensätzliche

Kriegsmächte: die „Lämmer“ ist die ganze familie Fähmel, sie lehnen Gewalt ab, als auch das

nationalsozialistische Regime, das durch das „Sakrament des Büffels“ symbolisiert wird. Mit dem

Lamm stellt er den autonom denkenden Einzelnen, und mit dem Büffel die opportunistische Mehrheit

dar. So erkennt man im Roman deutlich, dass Robert Fähmel zur opportunistischen Mehrheit gehört,

weil er einfach, unüberlegt und auf den Befehl des verrückten Generals die Abtei seines Vaters sprengt.

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Ne razumijem što si htjela reći s time

Die Personen leben in Billard um halb zehn nicht aus sich selbst heraus, sondern aus ihrer

Funktion innerhalb des Romans. In einem Roman, in dem es mehr um die Beschreibung der

Gesamtlage geht, kann man auch keine psychologische Charakterisierung erwarten. Individuelles

Leben von Personen zeigt sich zwar kaum in ihren Gefühlen und Seelenregungen, wohl aber in ihren

Handlungen und Gewohnheiten. Es wird dem Leser überlassen, sich selbst eine eigene Meinung davon

zu bilden. Eben deshalb wird es manchmal schwer etwas mehr über die Personen zu sagen.

Die Personen die sich an ihre erfahrene Zeit erinnern, begeben sich oftmals in bestimmte Räume

oder Situationen. Robert trennt sehr streng seine Privat- und Arbietssphäre, er isoliert sich von der

Gesellschaft. Er spielt jeden Morgen Blliard, ohne mit jemandem davon zu sprechen, ausgenommen

seiner Familie. Auf den ersten Blick hat er ein gutes Verhalten, so schafft er seinen eigenen

Lebensraum (der sich aber auf seiner Verwundbarkeit und Angreifbarkeit basiert). Er hat Angst sich mit

den Personen auseinander zu setzen, die in ihn in seiner Erinnerung beschäftigen. Robert ist von seiner

Vater sehr distanziert:

„nur Hofflichkeit schien eine verbindliche Fähmelssche Familieneigenschaft zu sein; bei dem Alten war

sie umständlicher, verziert, war Höflichkeit des alten Schlages.“3

Das heitere, großzügige, vertrauensselige Wesen des alten Fähmel steht im Gegensatz zu Roberts

strenger, verschlossener Art. Sein Vater sagt selbst von seinem Sohn:

„Er liebt es nicht, wenn man seine Kreise stört, mein Sohn Robert: Der war schon als Junge so:

liebenswürdig, höflich, intelligent, korrekt, aber wenn es über bestimmte Grenzen ging, kannte er kein

Pardon.“ 4

Die Hauptfiguren des Romans bewegen nichts, sie trauern. Großvater Fähmel ist noch rüstig und

könnte sein Lebenswerk rückblickend genießen, wenn es nicht zerstört wäre, aber es bedeutet ihm

auch nicht mehr viel. Der Wiederaufbau des Klosters St. Anton interessiert ihn nur, weil sein Enkel den

Auftrag ausführen darf. Sein Sohn Robert arbeitet wenig und ohne Interesse, er verfolgt keine Ziele

mehr, und sein Enkel Joseph beschließt, seine Karriere zu beenden, noch bevor sie begonnen hat.

Ihnnen ist etwas gemeinsam: sie alle pflegen einige verschieden Rituale.

Robert schieb eine Maske zwischen sich und die Wirklichkeit. Er liebt „makellose Ordnung“,

Geomathrie und Mathematik, will nicht bei „intimen menschlichen Verrichtungen“ gesehen werden.

Beim alten Heinrich fällt das Verständnis seines Lebens als eines von ihm aufgeführten Spiels mit der 3 Böll, H. Billiard um halb zehn (1959). Kiepenheuer & Witsch: Köln, 4 Böll, H. Billiard um halb zehn (1959). Kiepenheuer & Witsch: Köln, S. 17

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Übersiedlung vom Land in die Stadt zusammen. Robert lebt ebenfalls außerhalb der Zeit und damit

auch der Realität. Dies zeigt sich durch die immer wiederkehrenden Handlungen und Erinnerungen.

Die Basis dieses Romans, als auch dieses Verhältnis zwischen Vater und Sohn ist genau diese

Geschichte dreier Generationen der Architektenfamilie, die mit der Bau, der Zerstörung und der

Wiederaufbau eines Klosters ng verbunden ist. Nämlich lässt sich aus dieser Tatsache schliessen, dass

das Verhältnis Vater –Sohn damit auch auf eine Art und Weise zerstört wurde. Dieses Verhältnis ist

manchmal beim Lesen schwer zu verstehen, doch aus der Kontext des Romans, kommen wir langsam

auf den Gedanken der Vaterkomplex. Eine merkwürdige Beziehung und höffliches Benehmen herrscht

zwischen den beiden, aber unter diesen Vorhang steckt sich Angst, und sogar Hass in der Relation

Vater- Sohn. Vielleicht sollten wir es unter dem Aspekt der Vergangenheit verstehen. Ich habe das

Gefühl bekommen, dass die Protagonisten dieses Romans nichts machen, sie gehen nicht weiter, weil

ihre Vergangenheit sie eine Art und Wiese gefangen fhält. Dieses Problem spiegelt sich in der

Beziehung von Vater und Sohn, Heinrich und Robert. Außerdem, Robert hat keine Frau (Edith ist im

Krieg ums Leben gekommen) und keine richtige Mutter (Johanna lebt in einer Nervenheilanstalt) in

seinem Leben, ihm fehlt eine Frau, allgemein, um Gefühle zu entwickeln und zu zeigen. Er gratuliert

seinem Vater sein 80es Geburstag so formäll, als kenne er ihn kaum:

„Als sein Vater in den Gastraum trat, errötete er, ging auf den Alten zu, nahm ihm den schweren Hut

aus der Hand und sagte: „ ich habe vergessen, Dir zum Geburstag zu gratulieren, Vater. Verzeih. Bier

habe ich schon für dich bestellt, ich hoffe, es ist noch frisch genug, sonst...?“

„Danke“, sagte der Vater, „Dank für die Glückwünsche, und laß das Bier nur, ich mag es gar nicht gren

kalt.“ Der Vater legte ihm die Hand auf den Oberarm, Rbert errötete und dachte an die intime Gaeste,

die sich in der Alee vor der Heilanstalt getauschthatten; dort hatte er plötzlich das Bedürfnis gespürt,

seinem Vaterden Arm auf die Schulter zu legen, und der vaterhatte diese Geste erwidert, während sie

die Verabredung trafen, sich im Debklinger Bahnhof zu treffen.“5

5 Böll, H. Billiard um halb zehn (1959). Kiepenheuer & Witsch: Köln, S. 136

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5. Schlusswort

Die Schuld, Erinnerung und Trauer sind in diesen Roman die Begriffe, die im Kern des Romans und

der erzählten Geschichte der Architektenfamilie Fähmel stehen. Im Roman wird die Tatsache erklärt,

dass die Familie Fähmel Erbauer und Zerstörer zugleich ist.

Meiner Meinung nach ist der Roman lesenwert, obwohl die eigentliche Problematik für mich nicht

sofort erkennbar war. Nach einer etwas ausführlicheren Beschäftigung kam ich dann auf den

eigentlichen Konflikt, der sehr gut die Lage der Menschen in den Nachkriegsjahren schildert. Bölls

persönlicher Schreibstil ist sehr interessant, obwohl manche Passagen doch monoton wirken und man

verliert ab und zu den Überblick, wovon der Autor spricht. Einige Satzteile oder Zitate kehren sich immer

wieder. Ich glaube dass Böll das Thema aufs Papier bringt, weil er selber den Zweiten Weltkrieg

miterlebte und wollte uns mithilfe verschiedener „modernen“ Erzähltechniken die Lage der Menschen

erklären.

„Als ein Panorama der neueren deutschen Geschichte und eine Abrechnung mit der faschistischen

vergangenheit eines Teils der bürgerlichen Schichten ist der drei Generationen umspannende Roman

Billard um halb zehn (1959) konzipiert. Seine Schwäche liegt in der ausgeklügelten Symbolik, der

geradezu allegorischen Konstruktion von Gut und Böse. „6

6 Žmegač, V., Škreb, Z., Sekulić, Lj. (1997). Kleine Geschichte der deutschen Literatur, Von den Anfängen bis zur

Gegenwart. Cornlesen Verlag: Berlin, S. 354

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6.Literaturverzeichnis

• Böll, H. Billiard um halb zehn (1959). Kiepenheuer & Witsch: Köln

• Hinton Thomas, R., van der Will, W. (1979). Der deutsche Roman und die Wohlstandsgesellschaft:

Gaiser/Koeppen/ Böll/Grass/Walser/Johnson. W. Kohlhammer Verlag: Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz

• Durzak, M. (1979). Der deutsche Roman der Gegenwart. Entwicklungsvoraussetzungen und

Tendenzen: Heinrich Böll,Günter Grass, Uwe Johnson, Christa Wolf, Hermann Kant. Verlag

W.Kohlhammer: Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz

• Žmegač, V., Škreb, Z., Sekulić, Lj. (1997). Kleine Geschichte der deutschen Literatur, Von den

Anfängen bis zur Gegenwart. Cornlesen Verlag: Berlin

• Internet:

http://www.macht-der-worte.de/html/biografie1.html ( 30.3.2008)

http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_B%C3%B6ll (30. 3. 2008)

http://de.wikipedia.org/wiki/Billard_um_halbzehn (30. 3. 2008)

http://www.schulebw.de/unterricht/faecher/deutsch/fachdidaktik/gfss/gfs/

boell/ausarbeitung.pdf (30.3.2008)

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