betrachtungen über den mineralstoffwechsel

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KLI NIS CHE WOCHENSCH RIIaT 18. JAHRGANG Nr. 23 Io. JUNI 1939 UBERSICHTEN. BETRACHTUNGEN UBER DEN MINERAL- STOFFWECHSEL*. Von H. W. BANSl. Aus der Inneren Abteilung des Erwin Liek-t{rankenhauses Berlin-Reiniekendorf. Betrachtungen fiber den Mineralstoffwechsel unter dem Gesichtspunkt funktioneller Pathologie und Therapie be- dfirfen gewisser theoretischer Grnndlagen, bevor praktische Gesichtspunkte aufgerollt werden k6nnen. Die groBe Bedeutung der physikalischen Chemie ffir die ]?;rkl~trung vitaler Vorgfinge hat anfangs zu einer gewissen ~rberwerfung yon Beobachtungen geffihrt, die an reinen Z,Ssungen erzielt worden sind. Wghrend hier in einer homo- genen Phase die Gesetze der Osmose, der Dissoziation der Elektrolyte voile Geltung besitzen, ist im lebenden Organis- mus bereits das Blur schon nicht als eine homogene Phase, als eine reine Fltissigkeit anzusprechen, sondern bei der Durchmischung corpusculgrer Elemente mit dem Plasma befinden wir uns schon den vie] komplizierteren Verh~ltnissen gegenfiber, die sich durch die Trennung zweier, in ihrem physi- kalischen Zustande verschiedener Phasen ergeben, dem Blur- plasma und den Blutk6rperchen. Die kolloid-chemischen Eigenschaften der Eiweil3k6rper sind auf v611ig anderen Grundlagen aufgebaut als die der reinen L6sungen. Die die beiden Phasen trennenden semipermeablen Membranen besitzen neben dem durch die Gesetze der Ionenlehre gegebenen Ver- halten Eigenschaften, die yon der Elektrostatik abgeleitet werden mfissen und die erst in den letzten Jahren durch das Eindringen kolloidchemischer ~rberlegungen in die physio- logische ]3etrachtung der Medizin, in erster Linie durch die Arbeiten KELLERS~ and seiner Schule aus Prag, auch den Arzt in seinem pathologisch-physiologischen Denken beeinfluBt haben. Es ist nattirlich unm6glich, auf den Grundregeln der Kolloidchemie aufbauend, auch nur in kurzen Zfigen das ver- wickelte Gebiet des Mineralstoffwechsels in einem Vortrage zu durchwandern. Ich m6chte reich daher auf einige wenige, abet, wie mir scheint, praktisch wichtige Punkte beschr~nken, ngmlich Beziehungen des Na• zum Kalium in bezug auf die Flfissigkeitsbewegung yore Saftstrom (Blur, Lymphe) zur Zelte. Die Minerale, die sich in L6sungen fast stets in ionisiertem Zustande vorfinden, werden v0n den ampholyten Eiweil3k6rpern (worunter wit nach BREI)IG K6rper verstehen, die sowohl als S~turen als auch als Basen anzusehen sind) h~ufig angelagert, wobei sie ihre elektrischen Ladungseigen- schaften aufgeben k6nnen. Eine weitere sehr bedeutungsvolle Eigenschaft der lebenden Zelle isL da[~ sie durch Membranen, die nut semipermeabel sind, gegen die sie umsptilende Gewebe- Ilfissigkeit abgetrennt ist. Wghrend die Anionen in beiden Richtungen ungest6rt hindurchtreten, bestehen ftir die Wan- derung der Kationen v611ig andere Gesetze. Im Blutserum sind 335 rag% Natrium, dagegen nur 18--22 nag % IZalium enthalten, w~thrend in den roten t31ut- k6rperchen des Menschen nach KRA~R und TISDALL 2 42O mg % Kalium and fiberhaupt kein Natrium (nach STREE~ 36--41 rag) vorhanden ist. Im Hundeblutk6rperchen sind dagegen Natrium und Kalium in annghernd gleichen Teilen enthalten (zitiert nach P~r und VAN Hu Auch die Chloride verteilen sich ungleich in dem roten Blutk6rperchen und dem Plasma. Das Verhgltnis der Chloride in den Blutk6rperchen zu den Chloriden im Plasma, das normalerweise um o,5o (H~FcXl~ * Vortrag, gehalten w~ihrend des Fortbildungskurses fiber das Gebiet der ~unktionellen Pathologie und Therapie. Berlin, M~rz I939. Klinische Wochenschrift, i8. Jahrg. und SIEB:ECK 8) liegt, verschiebt sich bei Ver/~nderungen des S~.uregrades des Blutes nach dem yon DONNAN angegebenen Gesetz in dem Sinne, dab bei Blutsauerung, z. ]3. schwerer Nephritis, Chloride aus d6m Plasma in die Blutk6rperchen auswandern und dadurch der Index a nsteigt (-- 0,65). KEL- LER bezeichnet Natriumionen und die Chloride als Sa/tesatz, w~thrend Kalium und Phosphat sowie Calcium als Gewebesalze bezeiehnet werden, da sie sich in h6herer Konzentration in den Zellen durch die Membranen geschiitzt, vorfinden. Die gegenseitigen Austauschbewegungen der einzelnen Ionen zwischen den Zellen und dem Plasma spielen auch bei der Ermtidung eine sehr grol3e Rolle. Schon BLI5~ hat darauf aufmerksam gemacht, dab Natrium ffir die Wasserretention bei der Odembildung yon gr6/3erer Bedeutung ist als das Chlor. Auch zwischen dem Bindegewebe und dem eigent- lichen Parenchym lgBt sich nach KELLE~ und KLEI'ACA ein deutlicher Unterschied im Gehalt der einzelnen Mineral- bestandteile feststetlen, wodurch auch elektrostatische Unter- schiede entstehen, die ftir den Stoffaustausch yon ausschlag- gebender Bedeutung sind. Neben den dektrischea Kr~ften, die in der Ladung der einzelnen Elektrolyte als Ionen gegeben sind, bestehen Potentialdi//erenzen zwischen den durch Mere- branen voneinander getrennten einzelnen Geweben bzw. dem Sgftestrom. Vor allem EPPINGE~ hat bei seinen Untersuchun- gen fiber die serSse Entzi~ndung, die er auf eine Steigerung der Durchl~Lssigkeit der Gef~tl3membranen zurfickffihrt, auf Ver- ~nderungen in dem Mineralgehalt der Gewebe unter krank- haften Bedingungen hingewiesen. Unter dem Begriff der Transmineralisation fal3t er die physiologischen und patho- logischen Mineralbewegungen zusammen und, wie im fol- genden aus den einer Arbeit yon L. R. M~3LLER 4 entnommenen Schemata zu ersehen ist, wandern z. B. bei der Ermfidung die einzelnen MineraIbestandteile zwischen Blutwasser bzw. Bindegewebe und dem aktiven Parenchym. Das Blut, das elektrostatisch betrachtet bei der Messung yon Potential- differenzen negativ geladen ist im Gegensatz zu den positiv aufgeladenen Parenchymzellen, zeigt unter zahlreichen krankhaften Vergnderungen eine Abnahme seiner Negativi- tat, ebenso wie die Gewebe eine Abnahme der Positivitgt aufweisen. Dadurch wird die zwischen den beiden ffir Transmineralisation beg der ~rmi~dung. ]3indegewebe ~- Na~ c1 Nervenzellen Leberzellen Transmineralisatlon be;, der Erholung. Blutwasser | Na C1 ] MuskelfaserI1 Bindegewebe { * / Parenchymzellen Nfarkscheiden [ O2" K Pea. Ca Nervenzellen den Stoffaustausch maBgebenden Grenzfl~chen bestehende Potentialdifferenz, sozusagen das Gefglle ffir den Stoffaus- tausch und damit die Lebensvorggnge, vermindert. In einer Untersuchungsreihe fiber den Mineralgehalt normaler und durch Laufen ermfideter Ratten wird diese I3ewegung der Minerale zur Darstellung gebracht (KAUNITZS). Kalium hat im ermfideten Muskel abgenommen, wghrend Natrium ein- gewandert ist. Auch im Herzmuskel yon Kranken, die an einem Herzleiden gestorben waren, land sich (DxNN- SCEDT) eine deutliche Verminderung des Kaliumgehaltes. Eine besonders wichtige Aufgabe der Regulierung des Mineral- stoffwechsels wird dem reticuloendothelialen System zu- gesprochen, Wahrscheinlich beruhen seine Fghigkeiten, corpus- cul~re Elemente aufzunehmen, in erster Linie auf seinen elektrostatischen Eigenschaften. Ich m6chte es einer ,,Reuse" vergleichen, die auf Grund ihrer elektrischen Ladungseigen- schaften corpusculgre, im Fltissigkeitsstrom schwebende Rle- 56

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KLI NIS CHE WOCHENSCH RIIaT 18. J A H R G A N G Nr. 23 Io. J U N I 1939

UBERSICHTEN. BETRACHTUNGEN UBER DEN MINERAL-

STOFFWECHSEL*. Von

H. W. BANSl. Aus der Inneren Abteilung des Erwin Liek-t{rankenhauses Berlin-Reiniekendorf.

Betrachtungen fiber den Mineralstoffwechsel unter dem Gesichtspunkt funktioneller Pathologie und Therapie be- dfirfen gewisser theoretischer Grnndlagen, bevor praktische Gesichtspunkte aufgerollt werden k6nnen.

Die groBe Bedeutung der physikalischen Chemie ffir die ]?;rkl~trung vitaler Vorgfinge hat anfangs zu einer gewissen ~rberwerfung yon Beobachtungen geffihrt, die an reinen Z, Ssungen erzielt worden sind. Wghrend hier in einer homo- genen Phase die Gesetze der Osmose, der Dissoziation der Elektrolyte voile Geltung besitzen, ist im lebenden Organis- mus bereits das Blur schon nicht als eine homogene Phase, als eine reine Fltissigkeit anzusprechen, sondern bei der Durchmischung corpusculgrer Elemente mit dem Plasma befinden wir uns schon den vie] komplizierteren Verh~ltnissen gegenfiber, die sich durch die Trennung zweier, in ihrem physi- kalischen Zustande verschiedener Phasen ergeben, dem Blur- plasma und den Blutk6rperchen. Die kolloid-chemischen Eigenschaften der Eiweil3k6rper sind auf v611ig anderen G rundlagen aufgebaut als die der reinen L6sungen. Die die beiden Phasen trennenden semipermeablen Membranen besitzen neben dem durch die Gesetze der Ionenlehre gegebenen Ver- halten Eigenschaften, die yon der Elektrostatik abgeleitet werden mfissen und die erst in den letzten Jahren durch das Eindringen kolloidchemischer ~rberlegungen in die physio- logische ]3etrachtung der Medizin, in erster Linie durch die Arbeiten KELLERS ~ and seiner Schule aus Prag, auch den Arzt in seinem pathologisch-physiologischen Denken beeinfluBt haben.

Es ist nattirlich unm6glich, a u f den Grundregeln der Kolloidchemie aufbauend, auch nur in kurzen Zfigen das ver- wickelte Gebiet des Mineralstoffwechsels in einem Vortrage zu durchwandern. Ich m6chte reich daher auf einige wenige, abet, wie mir scheint, praktisch wichtige Punkte beschr~nken, ngmlich Beziehungen des Na• zum Kalium in bezug auf die Flfissigkeitsbewegung yore Saftstrom (Blur, Lymphe) zur Zelte. Die Minerale, die sich in L6sungen fast stets in ionisiertem Zustande vorfinden, werden v0n den ampholyten Eiweil3k6rpern (worunter wit nach BREI)IG K6rper verstehen, die sowohl als S~turen als auch als Basen anzusehen sind) h~ufig angelagert, wobei sie ihre elektrischen Ladungseigen- schaften aufgeben k6nnen. Eine weitere sehr bedeutungsvolle Eigenschaft der lebenden Zelle isL da[~ sie durch Membranen, die nu t semipermeabel sind, gegen die sie umsptilende Gewebe- Ilfissigkeit abgetrennt ist. Wghrend die Anionen in beiden Richtungen ungest6rt hindurchtreten, bestehen ftir die Wan- derung der Kationen v611ig andere Gesetze.

I m Blutserum sind 335 rag% Natrium, dagegen nur 18--22 nag % IZalium enthalten, w~thrend in den roten t31ut- k6rperchen des Menschen nach K R A ~ R und TISDALL 2 42O mg % Kalium and fiberhaupt kein Natr ium (nach STREE~ 36--41 rag) vorhanden ist. Im Hundeblutk6rperchen sind dagegen Natr ium und Kalium in annghernd gleichen Teilen enthalten (zitiert nach P~r und VAN Hu Auch die Chloride verteilen sich ungleich in dem roten Blutk6rperchen und dem Plasma.

Das Verhgltnis der Chloride in den Blutk6rperchen zu den Chloriden im Plasma, das normalerweise um o,5o (H~FcXl~

* Vortrag, gehalten w~ihrend des Fortbildungskurses fiber das Gebiet der ~unktionellen Pathologie und Therapie. Berlin, M~rz I939.

Klinische Wochenschrift, i8. Jahrg.

und SIEB:ECK 8) liegt, verschiebt sich bei Ver/~nderungen des S~.uregrades des Blutes nach dem yon DONNAN angegebenen Gesetz in dem Sinne, dab bei Blutsauerung , z. ]3. schwerer Nephritis, Chloride aus d6m Plasma in die Blutk6rperchen auswandern und dadurch der Index a nsteigt (-- 0,65). KEL- LER bezeichnet Natriumionen und die Chloride als Sa/tesatz, w~thrend Kalium und Phosphat sowie Calcium als Gewebesalze bezeiehnet werden, da sie sich in h6herer Konzentration in den Zellen durch die Membranen geschiitzt, vorfinden. Die gegenseitigen Austauschbewegungen der einzelnen Ionen zwischen den Zellen und dem Plasma spielen auch bei der Ermtidung eine sehr grol3e Rolle. Schon BLI5~ hat darauf aufmerksam gemacht, dab Natr ium ffir die Wasserretention bei der Odembildung yon gr6/3erer Bedeutung ist als das Chlor. Auch zwischen dem Bindegewebe und dem eigent- lichen Parenchym lgBt sich nach KELLE~ und KLEI'ACA ein deutlicher Unterschied im Gehalt der einzelnen Mineral- bestandteile feststetlen, wodurch auch elektrostatische Unter- schiede entstehen, die ftir den Stoffaustausch yon ausschlag- gebender Bedeutung sind. Neben den dektrischea Kr~ften, die in der Ladung der einzelnen Elektrolyte als Ionen gegeben sind, bestehen Potentialdi//erenzen zwischen den durch Mere- branen voneinander getrennten einzelnen Geweben bzw. dem Sgftestrom. Vor allem EPPINGE~ hat bei seinen Untersuchun- gen fiber die serSse Entzi~ndung, die er auf eine Steigerung der Durchl~Lssigkeit der Gef~tl3membranen zurfickffihrt, auf Ver- ~nderungen in dem Mineralgehalt der Gewebe unter krank- haften Bedingungen hingewiesen. Unter dem Begriff der Transmineralisation fal3t er die physiologischen und patho- logischen Mineralbewegungen zusammen und, wie im fol- genden aus den einer Arbeit yon L. R. M~3LLER 4 entnommenen Schemata zu ersehen ist, wandern z. B. bei der Ermfidung die einzelnen MineraIbestandteile zwischen Blutwasser bzw. Bindegewebe u n d dem aktiven Parenchym. Das Blut, das elektrostatisch betrachtet bei der Messung yon Potential- differenzen negativ geladen ist im Gegensatz zu den positiv aufgeladenen Parenchymzellen, z e i g t unter zahlreichen krankhaften Vergnderungen eine Abnahme seiner Negativi- tat, ebenso wie die Gewebe eine Abnahme der Positivitgt aufweisen. Dadurch wird die zwischen den beiden ffir

Transmineralisation beg der ~rmi~dung.

]3indegewebe ~- Na~ c1 Nervenzellen Leberzellen

Transmineralisatlon be;, der Erholung. Blutwasser | Na �9 C1 ] MuskelfaserI1

Bindegewebe { * / Parenchymzellen Nfarkscheiden [ O2" K �9 Pea. Ca Nervenzellen

den Stoffaustausch maBgebenden Grenzfl~chen bestehende Potentialdifferenz, sozusagen das Gefglle ffir den Stoffaus- tausch und damit die Lebensvorggnge, vermindert. In einer Untersuchungsreihe fiber den Mineralgehalt normaler und durch Laufen ermfideter Rat ten wird diese I3ewegung der Minerale zur Darstellung gebracht (KAUNITZS). Kalium hat im ermfideten Muskel abgenommen, wghrend Natr ium ein- gewandert ist. Auch im Herzmuskel yon Kranken, die an einem Herzleiden gestorben waren, land sich (DxNN- SCEDT) eine deutliche Verminderung des Kaliumgehaltes. Eine besonders wichtige Aufgabe der Regulierung des Mineral- stoffwechsels wird dem reticuloendothelialen System zu- gesprochen, Wahrscheinlich beruhen seine Fghigkeiten, corpus- cul~re Elemente aufzunehmen, in erster Linie auf seinen elektrostatischen Eigenschaften. Ich m6chte es einer ,,Reuse" vergleichen, die auf Grund ihrer elektrischen Ladungseigen- schaften corpusculgre, im Fltissigkeitsstrom schwebende Rle-

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798 Tabellel. M i n e r a l g e h a l t n o r m a l e r u n d d n r c h L a u f e n

e r m f i d e t e r R a t t e n (nach EPPINGER).

Organe

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 18. J A H R G A N G . Nr. 23

Normal Ermfidet

~ ~ ~ K/Na

Dauer des

Laufens

Std.

~0 ~0 ~ K/Na ~ 5

29 I 40 2,38 31 12 35 2,o9 18 41411 9 60 1'64 18

Muskel 29 439 lO91 I I 1' 7 Herz 29 411J125! 11 - 1,94131 394 421 IO -

1,76 18 Leber 1438 99 8 69 2,55~3I 35o/117

mente herausfischt. (Abfangen gealterter, kolloidchemisch saner gewordener E r y t h r o c y t e n - GROSCURT~ und GLASS%)

Durch Untersuchungen yon KArJNITZ 1. e.) konnte gezeigt werden, dab durch Schgdigung der Gewebe, z. B. der Leber, durch Allylformiatvergiftung, eine Verminderung der Poten- tialdifferenz im Lebergewebe sich einstellte, die der Sch~digung entsprach.

Ffir die Klinik sind die zahlreichen Ergebnisse der koll0id- chemischen Untersuchungen bisher noch recht wenig praktisch ansgenntzt worden, wenn auch andererseits tastende Ver- suche schon lange in der Therapie vorliegen, z. B. in Form der Mineralsalzbehandlungen (z. ]3. der Trinkkuren), vor allem aber natfirlich auch eigentlich in den digtetischen Ver- /ahren zahlreicher Schulen. Es sind nach unseren Erfahrungen die Erkmnkur~Jen der Leber, des chemischen Laboratoriums unseres Organismus, die mit einer recht erheblichen St6rung des Mineralstoffwechsels einhergehen und die sich andererseits auch ffir eine Mineraltherapie besonders zu eignen scheinen. Nach gemeinsamen Untersuchungen mit STRECKEI~ fanden wir, entsprechend Befunden der Eppingerschen Schule

lO. JUNI 1939

(SIEDECK und ZUCKERKANDL s) sowie des bekannten franz6- sischen Leberforschers ]~RULE 9, dab bei zahlreichen St6rungen der Leberfunktion das Verh~tltnis des im H a m ausgeschiedenen NaC1 nicht gquimolar ist, d. h. mit anderen Worten, dab auf I Atom Natr ium nicht I Atom Chlor, wie dieses auch im Kochsalz vorhanden ist, ausgeschieden wird. In zahlreichen Untersuchnngen am normalen H a m bei einer vorwiegend lactovegetabilen, also kalireichen Dfiit finder sieh ein Ver- h~ltnis yon Na/C1 yon 85/lOO bis 95/lOO. Es werden also un- gef~hr auf je ioo Atome Chlor, die sich als Chloride leicht im H a m bestimmen lassen, 85--95 Atome Natr ium ausgeschie- den. Bei St6rungen der Leberfunktion, vor allem bei der Lebere@rhose, kommt es nun neben einer Verminderung der Elektrolytkonzentration im H a m zu einer auffallend starken Retentionsneigung /i~r Natrium, das wahrscheinlich in erster Linie im Aseites, andererseits abet auch wohl in der Leber selbst zurfickgehalten wird. Jedes 0dem ist rdcher an Natrium als an Chlor. Das Verh~Itn~s entspricht ungef~hr 14o Na/ioo C1. Es ist verst~ndlich, dab groBe Mengen yon Natrium aufgespeichert werden k6nnen, vor allem im Ascites, zumal sich dieser bei der Lebercirrhose schnell ansammelt bzw. wieder nachffillt. Man begegnet aber bei nichthepatogenen StauungszustXnden dieser hochgradigen Natriumzurfickhal- tung nicht (z. B. bei Staumlgslebern und der ,,Cirrhose cardiaque"). Wit fanden bei wesentlichen Verschlechterungen der ja bekanntlich schubweise verlaufenden Lebercirrhose, wie der Index, d . h . das Verhgltnis Na/C1, auf eine ganz enorme Vermindernng der Na-Ausscheidung hinwies, w~hrend in Phasen der 0dem- bzw. Ascitesausschwemmung und klini- schen ]3esserung als Ausdruck des nun erfolgenden fiberm~Big starken Na-Angebots die Na-Ausscheidung fiber die C1-Aus- seheidung fiberwog, so dab ein Index fiber I resultierte. Aueh

Tabelle 2. I n d i c e s - , N a - u n d C 1 - W e r t e i m H a m L e b e r k r a n k e r .

Nr. I amo n, oNa jlO Cl L eo'oa *no oo t Oala *o e *ob I i* 0r

[

E. Ga.

E. Pe.

M. Id.

Ja.

Kau.

2 Schmi

3 Grun.

Wie.

Pile.

Lins.

0,55

0,011 O,Ol 7 0,oi 7

0,06 0,011 o,oo6

0,12 0,28 0,29

O, IO 0,13 0,097

0,23 0,52

1,49 I,O 4

O,8I 1,I 4 1,o2

0,28 o,14 O, IO

0,92 0,56

o,o5

0,47

0,25 0,33 0,23

0,73 I O , 7 5

0,58 O,51 0,72

0~19 0,08 0,22

0,70 o,98 1,o 4

0,38 0,46 0,46

0,56 1,28

1,37 1,26

0,27 0,38 0,63

0,48 o,44 o,44 0,92 o,74

o,16

o,I 4

0,039 o,56 0,22

0,02 0,03 o,o2

0,03 o,I 4 o,o2

o,I7 %29 0,28

0,26 0,28 o,2I

O,41 O,4I 1,O9 0,83

3,00 3,00 1,62

0,58 0,32 0,23 1,00 0,76

o,32

3,36

3,36 0,59 I,O5

I. Normal/alle (1--5). (N@drigster Index.)

- I

I I . Lebereirrhosen. Nach 1/2j~hriger Dekompensa t ion ohne Erho lungsschub + . I~onstant

niedrige Wer te

Nach zweimonat iger Dekompensa- t ion + . W e r t e in dieser Zeit schnell

yon der Norm abfal lend

Harnzncker : Spur. Blutzucker : auf- t + + fallend hoher Gipfel, p ro t rah ie r te r ]

Abfall

Harnzucker : 3,43 g. Blu tzucker : auf- p + + + + fallend hoher Gipfel, rechtzei t iger

Abfall zur Norm

Nach zweimonat iger Dekompensa- Harnzucker : 1,94 g. Blutzucker : t ion Erholungsschub . Wer te abfaI- hoher Gipfel, p ro t rah ie r te r Abfall lend, dann un te r Liqu. kal. acet. zur

N o r m anste igend

Nach zweimonat iger Dekompensa- i Harnzucker : 2,65 g. Blutzucker : t ion + . WerteabfallendSChnell yon der N o r m leicht erh6hterAbfallGipfel, p ro t rah ie r te r

I I I . Ieterus. a) Ieterus catarrhalis. } Beff i rchtung einer subakuten , gelben

Lebera t roph ie ,[ 14 Tage sp~ter Ansteigen der Wer t e | z u r Norm bei kl inischer Besserung

Abkl ingend - -

Auf der H6he des Ik te rus

Abkl ingender Ik te rus

b) Akute ge~be Leberatrophie. Kurz vor Ex i tu s

(Erbrechen)

E rb rechen

+

;+-I-++

I+++ + +

+

o

+

i + + + + +

+

3,84

1,37

5,I3

1,86

1,46

5,44

3,84

8,2

7,3

+

+

+

IO. JUNI 1939 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 18. J A H R G A N G . N r . 23

be im Ic t e rus c a t a r r h a l i s i s t im S t a d i u m de r schweren Leber - s chgd igung ein n iedr ige r I n d e x fes tzus te l len , v o r a l l em be im Ic t e rus gravis , w~ihrend zur Zei t de r B e s s e r u n g de r I n d e x s ich t iber den W e f t i e r h e b t (s. Tabe l le 2).

Bei allen Untersuchungen des Elektrolytstoffwechsels ist neben einer kons tanten Di~t besollders darauf zu achten, dab nicht dutch Zufuhr salinischer Mittel oder anderer salzhaltiger Arzneien bzw. durch extra-renale Ausscheidung yon Salzen Fehler entstehen, da ja letzten Endes der Harn nu t einen der Orte der Ansscheidung der Elektrolyte darstell t (SchweiB, DurchfMle). Besonders bei Kranken, die an sehr heftigem Erbrechen leiden, finder man eine Verminderung der Chloride im Harn, da diese in dem erbrochenen I~[agensaft den K6rper veraassen (Hypochlorlimie mit Neigung zur Rest-N-Erh6hung).

Zu e iner a u s g e s p r o c h e n e n V e r m i n d e r u n g der Na- u n d C1- A u s s c h e i d u n g m i t be sonde r s s t a r k e r Z u r t i e k h a l t u n g des Na k o m m t es f e rne r bei de r e e h t e n L o b ~ r p n e u m o n i e , v o r a l l em in den e r s t en Tagen , wXhrend die e x s u d a t i v e Pleur i t i s , die ] 3 r o n c h o p n e u m o n i e n und a u c h das A s t h m a n o r m a l e bzw. n u r ger inge V e r s c h i e b u n g e n im W e r t e de r Na/C1-Ausscheidungs- v e r h ~ l t n i s s e zeigen (t3A~SI 1~ (S. Tabe l l e 3 - -5 ) .

~/J[a x . - Temp.

I

~ n, o An~y~e~d~

Menge spez. I Na" I CI" . . . . / Gewiehtl r

Index Na/C1

(Na)C1 bereehnet

% gesamt g

K:rank- heits- tag

72o 300 620 73 ~ 840 74 ~ 800 580

lO2O 138o

820

T a b e l l e lO26 o,o91 lO28 0,08 lO26 0,046 lO24 o,I 5 lO23 o,71 lO23 1,66 lO22 1,69 lO23 1,23 lO19 1,53 IOli 1,4o lO18 0,98

3. 0,27 O,15 0,79 0,23 0,5,2 1,59 1,80 1,35 1,71 1,7I 0,96

~ 0,53 0,058 0,65 1,34 I,O3 0,94 O,9I

i 0,89 0 , 8 2 i 1,O2

o,I6 0,09 o,47 o,135 o,3o 0,93 1,o5 0,79 IjO0 I,OO 0,56

6. 40,2 7- 39,6 8. 37,0 9. 36,9

IO. 37,i I I . 36,8 12. 36,7 13. 36,8 14. 36, 7 15. 36, 7 16. 36,2

1,15 0,27 2,91 0,86 2,52 6,88 8,40 4,58

lO,2O 13,8o

4,59 Pneu-

T a b e l l e 4. lO29 1,76 1,74 lO24 o,87 1,43 IO22 i I,O6 o,75 lO22 i o,94 o,91 io23 E, 0,42 0,72 lO22 0,33 0,60 lO24 o,77 i,o

1,o3 / 5'46 0,84 / 3 ' I I 0,44 [ 5 ,28 0,53 15,35 0'42 i 2,52 0,35 2,42 0,585 4,80

Schwer toxisch. Inf i l t ra t s tark ausgesprochen. Bili6se monie des rechten Oberlappens (Bilirubin 2,56 rag).

36 ahre alt.

6. 39 53o i ,o i 7. 39,8 37o o,61 8. 39,5 12oo 1,42 9. 39,2 iOlO 1,o 3

io. 38,7 6o0 0,58 i i . 38,4 69o o,55 12. 38, 5 82o o,77

Anfangs Pneumonieverdacht . Man beachte die hohe IZOllzentration

39,2 71o 38,8 5oo 38 7oo 37,2 IlOO 36,6 lO8O 36, 5 126o

T a b e l l e

IoI5 0,35 lO17 0,44 IOl 4 0,69 lOO8 o,41 iOlO o,5o iOlO 0,58

LungenabsceB am linken Hilus. der Elektrolyte !

5. 0,72 0,49 0,42 0,72 o,61 0,42 0,96 0,72 0,56 0,48 0,85 0,28 o,6o 0,83 0,35 o,84 o,69 o,49

5. 6. 7. 8. 9.

io.

2,98 2,IO 3,92 3,08 3,78 6,I7

Exs. Pleuritis lllit bronchopneum. Infi l trat .

Seit langem ist die Verminderung der Chloridausscheidung als diagnostisch wichtiges Symptom zur Erkennung vor allem der zentralen Pneumonie bekannt . Die von GERHARDT allgegebene Silbernitratprobe im anges~uerten Harn ist als einfaches diagnosti- sches Hilfsmittel zu verwerten, um eine Verminderung der Koch- salzausscheidung in groben Zfigen zur Darstellung zu bringen. W~hrend normalerweise nach Zusatz yon Silberni trat im anges~uer- ten Harn ein grober Niederschlag yon Silberchlorid elltsteht, ist bei den lob~r-pneumonischen Prozessen dieser Niederschlag nur sehr spArlieh. Verfolgt man die Na- und C1-Ausscheidung bei Infektions- krankheiten, so beobachte t man zwar immer gelegentlich ein flfichtiges Herabgehen des Na/Cl-Indexes, so dab zur Heranziehung einer exakten Diagnose wie f iberhaupt im Elektrolytstoffweehsel im allgemeinen nur Untersuchungen tiber mehrere Tage hin yon gr6Berer Bedeutung sein k6nnen. Die Untersuchung der im Harn auftretenden Na-Ionen und Chloride er laubt differentialdiagnosti- sche Hinweise: i . zur Diagnose einer Lebercirrhose, gegenfiber eirmr ,,Cirrhose eardiaque" oder unspezifischen Lebervergr6Berung; 2. zur Best immung der Phase, in der ein Ikterus verliiuft, sowie der

799

Toxizit~t. (Niedriger Index bei schwerer Toxikose -- wenn nicht extrarenal durch Erbrechen C1 eliminiert wird.) 3. Zur Differential- diagnose der Lob~rpneumonie gegen die Bronchopneumonie. (Gleiehzeitig bei Lob~rpneumonie auch niedrige Chlorwerte!) SehlieBlieh sei auch darauf hingewiesen, dab oft bei der eehten Nephrose, vor allem der Lipoidnephrose, umgekehrt eine auffallend niedrige Chloridkonzentration besteht .

A u c h therapeutiseh h a t s ich uns die V e r w e n d u n g y o n N a t r i u m s a l z e n bei L e b e r e r k r a n k u n g e n bew~hr t , zwar o h n e d a b wir b i she r daf t i r e inen expe r imen t e l l en Beleg aus de r Be- wegung des E lek t ro ly t s to f fwechse l s se lbs t h/~,tten f inden k6nnen . Mein O b e r a r z t Dr. VOGT xl h a t in e iner e i ngehenden k l in i schen ~3berprfifung bei E r k r a n k u n g e n de r Gal lenwege, v o r a h e m bei de r Cholangi t i s u n d bei Ga l l ens te ine rk rankunger I , ein N a t r i u m - S a l z g e m i s c h (Sepdelen Nr. 3 u n d Sepde len Nr. 7) ver- w e n d e t und d a r a u f n e b e n e inem deu t l i chen Ans t e igen des Gal len- flusses k l in isch f ibe r raschende Besse rungen gesehen (s. Abb . i ) . Die P a t i e n t e n b e d u r f t e n bei vo r s i ch t ige r Gabe dieses N a t r i u m - gemisches , das an f angs n i c h t ab f f ih r end wi rken d u r f t e (daher an f angs Sepde len Nr . 3, das n i e h t l ax ie rend wirkt ) , n u t f iber viel kfirzere Zei t k r a m p f l 6 s e n d e r Mit te] , u n d v o r a l l em w u r d e bei den i m m e r wieder zu Ga l lenko l iken ne igenden K r a n k e n die An]allsbereitscha]t herabgesetzt. Natf i r l i ch e ignen sich n u r F~lle,

cc~

5O

19 2Y 2: 22 23 d~ nachj~ 6' 8 II 9 77 7011/n.

Abb. i. Steigerung der Gallensekretlon durch Natriumsalzgemische (nach VOGT). = Gallenabsonderung vor Sepdelendarreichung.

[ ] = ,, nach ,,

de r en Gal lenwege n i c h t d u r c h S te ine ve r sch lossen sind. Wi r g lauben, m i t de r N a t r i u m - S a l z g e m i s c h b e h a n d l u n g we i tgehend die in den B a d e o r t e n gef ibte T r i n k b e h a n d l u n g n a c h a h m e n zu k6nnen . A u c h h i e r k o m m t es d a r a u f an, die v e r s c h i e d e n e n Salzgemisehe, d i e s ich in den e inze lnen Quel len vo r f inden , so zu dosieren, d a b die Ne igung zu K r a m p f z u s t ~ n d e n zurf ick- t r i t t , w~hrend ande re r s e i t s de r Gal lenfluB ge f6 rde r t wird. Zu d ras t i sches Abf f ih ren 16st eine ges te iger te P e r i s t a l t i k aus n n d re i z t die bere i t s f ibe rempf ind l i chen Gal lenwege. (Bad M e r g e n t h e i m ! ) Auf de r a n d e r e n Sei te i s t die F 6 r d e r u n g des Gal lenf lusses m i t se iner zwar r e l a t i v ge r ingen A u s t r e i b u n g s - k r a f t y o n groBer ]3edeutung, u m S t a s e n in den ab f f i h r enden Gal lenwegen zu bese i t igen . I nwiewe i t die E l e k t r o l y t e fe rner - h in die Leberze l le se lbs t in i h r e r F u n k t i o n bee inf lussen , muB t r o t z ih re r e rwiesenen cho le re t i s chen W i r k u n g d a h i n g e s t e l l t b le iben . W i r b e f i n d e n uns h ie r s icher l ich e r s t i m A n f a n g e iner wis senschaf t l i chen E r k e n n t n i s y o n Dingen , die in de r p r ak - t i schen Medizin d u r c h die gu t e ~rz t l iche B e o b a c h t u n g s g a b e und die E r f a h r u n g empi r i sch wesen t l i ch we i t e rge t r i eben wor- den s ind. A u c h ffir die desa l le rg is ie rende W i r k u n g v o n Na - Salzen, au f die y o n BAUER 1~' h ingewiesen w o r d e n ist , i eh len uns b i she r n o c h exper imen te l l u n d wissenschaf t l i ch begr f inde te U n t e r l a g e n .

Schlief~lich i s t n e b e n d e m N a t r i u m , y o n d e m b i e r n u r in k u r z e n S t i c h w o r t e n einige k l in ische I n d i k a t i o n e n de r T h e r a p i e gezeigt werden k o n n t e n , d e m Kalium u n s e r e A u f m e r k s a m k e i t zu schenken . Die Er fo lge de r re in vege ta r i s chen , v o r a l l em r o h k 6 s t l e r i s c h e n und Sa f td i~ ten bei H e r z k r a n k e n u. ~. be- r u h e n n e b e n de r ge r ingen N a t r i u m z u f u h r s icher l ich z u m groBen Teil ah f i h r e m K a l i u m r e i c h t u m (EIMERI~). Sei t ] angem schon e r f r eu t s ich de r Liqu . Kal . acet ic , als d iu re se f6 rde rndes Mi t t e l groBer t3el iebthei t . W e n n er in a u s r e i c h e n d e n Mengen

56*

800 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 18. J A H R G A N G . Nr. 23 IO. JUNI z939

verabfolgt wird, sieht man oft ein deutliches Ansteigen der Wasserallsscheidung, wobei meist gleichzeitig allch Na und C1 im ~lberschul3 ausgeschieden werden. Auch Kal. tartar., der Tartarus depuratus der alten ~rzte, eignet sich z. I3. zur Ascitesausschwemmuug ulld Steigerung der Wasserausschei- dung. Vorliegendes Rezept :

Rp. Tartar. depur, io,o Manna canella 8,0 Traganth 2,0 Aqua dest. q. s. Pill Nr. C 3 real tgl. 2 Stiick.

ftihrt gelegentlich zu recht erheblicher Zunahme der Ham- menge. Leider wirkt das Kalium nur in einer relativ geringen Zahl yon HerzfgHen diuresef6rderlld. Es scheinen mir ge- wisse Typen zu sein, die auf die Kaliumtherapie ansprechen, w~ihrend wiederum andere Kranke, ulld das ist die Mehrzahl, durch Zufuhr yon Sgure eille Verbesserung der Harnausschei- dung zeigell. Bekannt ist die Unterstti tzung der Quecksilber- diurese durch Zufuhr yon Mixt. solven, ]orte, indem durch das Ammoniumchlorid eine Verschiebung der Harnreaktion nach der sauren Seite hin ausgelSst wird. Die Quecksilber- diurese durch die beliebten Hg-Prgparate Salyrgan, Novurit

ccrg 7000

80O

20O

' . l I 75 ~ -

6 -~K

z ~4

6 ZgH JZ 28. /.M. Z ~ g 5. s

Abb. 2. Anstieg der Wasser- und Salzausscheidung naeh Kalizufuhr.

und Novasurol zeigt die Eigenttimlichkeit, dab sie nicht nur Wasser, sonderll vor allem auch Kochsalz ausschwemmt, das ja bekanntlich in groBen Mengen im ~dem zurtickgehalten wird. DaB das Quecksilber nicht primi~r ein Wasserdiure- ticum ist, geht meines Erachtens auch daraus hervor , dab beim Diabetes insipidus, bei dem infolge der Unfghigkeit Kochsalz auszuscheiden, eine enorme Harnflut besteht, sich die gesteigerte Wasserausscheidung ganz erheblich durch Salyrganzufuhr zurfickdr~tngen l~Bt. Durch das Queeksilber wird die Niere in die Lage versetzt, den Kochsalzgehalt des Hams zu erh6hen, so dab trotz vermehrter Gesamt-Kochsalz- ausscheidung eine Verminderung der Gesamtharnmenge beob- achtet wird. Die Quecksilberdiurese an llnd ftir sich ist meiner Auffassullg nach nicht immer ganz harmlos. Eine allzu starke, ruckartige drastische Entsalzung fiihrt oft zu Belastung der Leber und erheblichen dyspeptischen Beschwerden, ~hnlich wie wir dies nach starken Schweigverlustell feststelten k6nnen, die ja bekanntlich selbst leistungsfghige Sportler vollkommen aus ihrer Form bringen kSnnell.

Neben Herzkranken eigllen sich Patienten mit hypophys~rer Eettsucht besonders zur Entw~isserung mittels Kalizufuhr. Der hypophysgr Fettsfichtige neigt auBerordentlich zu Kochsalz- retentionen, wobei er Na und C1 in ungefithr gleichen Mengen retiniert. Zulagen voll KochsaIz ffihrell stets zu starken Steigerullgen des K6rpergewichts bei Fettsucht , indem NaCI llicht trocken, sondern gemeinsam mit Wasser ill den Fet t - geweben retiniert wird. Durch Verabfolgung yon Liqu. kM.

acetic, lgBt sich oft eille deutliche Gewichtsabllahme erzielen, vor allem anfangs, wenll die Fliissigkeits- und Salzdepots noch aufgeftillt sind. Noch besser eignen sich Kalisalzgemische. In Untersuchullgen gemeinsam mit meinem Mitarbeiter Dr. SCHWARTZ haben wir die Elektrolytausscheidung bei Fet t - stichtigen verfolgt, denen wit ein Kalium-Salzgemisch, be- stehend aus organischen Kalisalzen, das uns yon den Sep- delell-Werken Bad I~2reuzllach auf unserell Vorschlag lain zur Verftigung gestellt wurde, verabfolgt haben. Auf Kali um- gerechnet, wurden etwa 5 g dieses Gemisches in L6sung den Patienten dargereicht. In Abb. 2 sehen wir, wie gleichzeitig neben der prompten Ausscheidung des Kaliums die Diurese ansteigt und die Kochsalzmengen sich erh6hen. Dabei n immt das Gewicht, das bisher bei dieser Kranken recht stabil ge- wesen war, schneI1 und konstant ab. ~hllliche Befullde sind voll DIENST ~4 mit einem yon der Firma Nordmark-Werke hergestellten Kaliumgluconat (Diukal) ver6ffentlicht worden. DIENST betont mit Recht, dab nur Kalisalze mit organischem Siiurerest, also verbrennbaren Aniollen, zugefiihrt werden k6nnen. Die vor allem bei Herzkranken bestehende Neigung zur Acidose wdrd durch die Zufuhr yon Alkali wahrscheinlich aus- geglichen und dadurch die Wasserausscheidung mit gefSrdert.

Die Kaliumtherapie wird in ihrer reinsten Form durch Di~itbehandlung, die Zufuhr yon SMten und eine vegetarische Digit dargestellt. Trotzdem wird es oft zweckm~iBig sein, mittels Zufuhr yon Mineralsalzgemischen auf die digtetischen Magnahmen verzichten zu k6nnell; vor allem gilt dies, wie gesagt, ftir die Fettsucht , bei der bekanntlich besondere Erfolge dutch S~ifte und Obsttage u. 5, erzielt werden k6nnen. Quellung und Entquellung, Mischungsverhgltnis der EiweiB- k6rper, Wanderung der Minerale yon der Zellfliissigkeit in die Gewebe, Parenchymzelle, spielen ftir die Wasserbewegung, wie wir gesehen haben, eine ausschlaggebende Rolle. W~ihrend das Na und das C1 sicherlich dissoziiert in der Gewebsfliissig- keit vorliegen, ist fiir das Kalium wahrscheinlich eine Bin- dung in Komplexsalzen anzunehmen, wie wit es Ms einfachstes Modell in den Cyankalisalzen vor uns haben. Auch dadurch ergibt sich schon eine gewisse Neigung des Kaliums zur Auf- ladung mit elektrischen, negativen Valenzen. Auch dem Calcium ist im Elektrolytstoffwechsel bzw. ill der Bewegung der Mineralsalze eine wichtige Rolle zuzuschreiben. Wir finden ionisiertes Calcium neben dem an die EiweiB- komplexe gebundenen Mineral (TAKOHASHI). Vor allem bei EiweiBmangelzustgnden (dem Hunger6dem, der Nephrose, dell Mehln~ihrsch/iden der Kinder, ferner bei schwerer Pan- kreasinsuffizienz [hypoalbumin~re Hypocaldimie], nach LIN- NEWEH ~5) sehen wir ein Absinken des Calciumgehaltes des Blutes. Die EiweiBk6rper, deren ,,Vehikel" oder Transport- funktion nach den Untersuchungen BENNHOLDS 16 fiir zahl- reiehe Stoffwechselvorg~inge yon Bedeutung ist, beeinflussen ihrerseits die Mineralzusammensetzung des Blutes. Neben St6rungell ill der Resorption, z. Bi infolge starker Durchf~ille, spielen mangelhaftes Calciumbindungsverm6gen und ver- mehrte Ausscheidung des Calciums sowie Verschiebungen im Ausscheidungsort eine Rolle im Kalkstoffwechsel (erh6hte Ausseheidung durch die Niere: dadurch Nierensteinbildung, z.B. bei Nebenschilddriisentumoren).

Hier sei llochmals auf die Befunde DENNIGS I~ ulld seiner Mitarbeiter hingewiesen, dab durch Zufuhr alkalisierender Sa]zgemische die k6rperliche Leistungsf~higkeit wesentlich gehoben werden kann. DENNIG stellte ferner eine Umstellung der Psyche seiner Versuchspersonell nach der heiteren Seite fest, wghrend andererseits gerade eine s/iuernde I(ost die Menschen traurig stimmen soil. Diese Befunde er6ffnen einell weiten Ausblick in die psychische und physische Umstimmung vieler Vorggnge durch die Milleralstoffwechse]]age, wobei bier in erster Linie die physikalisch-ehemischen Eigenschaften der Milleralsalze, je nach der elektrolytischen Dissoziation ihres Anions bzw. Kafions, nnd damit ihr sguernder oder alkalisieren- der Effekt, yon Wichtigkeit ist. Wer denkt nicht bei den Be- funden DENNIGS an die tr/ige Stimmung der Menschen nach eiller reichlichen Fleischmahlzeit. Nattirlich sind diese Be- funde nicht allein vom Gesichtspunkte der Mineralsalze zu betrachten. Der den Mineralsalzgemischen anhaftende Sgure-

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r e s t i s t v ie l l e ich t h i e rbe i n o c h wich t ige r als die W a h l des Ka t ions . Ganz a l lgemein i s t a u c h h ie r wieder in de r T h e r a p i e du rch d ie , ,S to f fwechse l sa lzgemische" , w ieUr i ced in , Ur~Lmonal, Sa l -Urem, die P r a x i s u n s e r e n e x p e r i m e n t e l l e n V e r s u c h e n vor - ausgeei l t . Die d iu r e s e f 6 r de r nde u n d le ich t ab f f i h r ende Wir - k u n g dieser Sa lzgemische h a t au I den A l l g e m e i n z u s t a n d l e i ch t s to f fwechse lges tS r t e r P e r s o n e n eine k l in i sch r e c h t gf ins t ige V~'irkung. E x a k t e A n a l y s e n fiber diese Umste l lu i lg liegeil meines Wissens a b e t n o c h n i c h t vor .

SchlieBlich m S c h t e ich n o c h e i n m a l au f den Kalks to f f - wechsel z u r f i c k k o m m e n . Da bei VersehluB de r Gal lenausf t ih - rungswege , v o r a l l em w e n n n o c h die Galle d u r c h eine F i s t e l n a c h auBen abfliel3t, s chwere S t 6 r u n g e n i m Ka lks to f fwechse l e n t s t e h e n , e i n m a l d a d u r c h , d a b die Ka lksa lze infolge i h r e r B i n d u n g a n die F e t t s ~ u r e n n i c h t r e s o r b i e r t werden, und a n d e - rerse i t s m i t de r Gal le (durch die Fistet) Ka lksa lze ausgeschie- den werden , so k a n n es bei c h r o n i s c h e m G a l l e n m a n g e l i m D a r m k a n a l zu s t a r k n e g a t i v e n K a l k b i l a n z e n k o m m e n , so d a b schlieBlich sugar die K a l k d e p o t s de r K n o c h e n in A n s p r u c h g e n o m m e n werden . L e i c h t o s t eoma lac i sche bzw. os t eoporo- t i s che Vorg~nge m i t IZnochenschmerzen bei chron ische i l Durchf/~llen (vor a l l em m i t Achyl ie) so l l t en de s ha l b yon d iesem Ges ich t swinke l aus b e t r a c h t e t werden . D u t c h Z u f u h r yon K a l k i n t r a m u s k u l X r oder i n t r a v e n 6 s k a n n h ie r schnel l Abhi l fe geschaf fen werden .

Es i s t v e r s u c h t worden , in k u r z e n Zfigen S t re i f l i ch te r an f einige de r ve rw i cke l t en P r o b l e m e des Minera l s to f fwech-

sels zu werfen , wobe i ab s i ch t l i ch n u r e wenige Minera le fiber- h a u p t zu unse re r B e t r a c h t u n g h e r a n g e z o g e n w o r d e n sind. De r Minera l s to f fwechse l i s t b i she r n o c h ein S t ie fk ind de r wis senschaf t l i chen Mediz in gewesen, o b w o h l er in de r p r ak - t i s chen H e i l k u n d e e i n m a l in de r B~ ide r -Tr inkk i l rbehand lung , ande re r s e i t s in de r Digit se ine H a u p t v e r t r e t e r ge funden ha t . Die S to f fbewegungen , d ie s ich bei Mine ra l s t o f fwechse lun t e r - s u c h u n g e n infolge i h r e r v e r w i c k e l t e n gegel lsei t igen ]3eziehun- gen (Zelle zu r Gewebsflf issigkei t) n u t schwer g re i fba r m a c h e n lassen, s ind m e t h o d i s c h , a u c h i m Bi l anzve r such , infolge de r Vie lhe i t de r in de r N a h r u n g v o r h a n d e n e n Mine ra l i en sowie de r A u s s c h e i d u n g s o r g a n e k a u m Mar da r s t e l l ba r . Dies is t woh l de r G r u n d daffir , d a b die e x a k t e n G r u n d l a g e n ffir den Minera i s to f fwechse l I loch r e c h t sp~irlich s ind . Dagegen sehen w i t in bezug au f u n s e r t h e r a p e u t i s c h e s V e r h a l t e n s c h o n r e c h t b r a u e h b a r e Ans~itze, d ie a u c h a u B e r h a l b d e r K u r o r t e eine Mine ra l s t o f fweehse l -The rap i e e rmSgl ichen .

L i t e r a t u r : t Klin. Wschr. I934 I, I o41 -- Zbl. inn. Med. 57, 409 (I936). -- 2 j . of biol. Chem. 53, 241 (1923). - - a Jber. Tierchem. i914, 426. - - 4 Klin. Wschr. i939, 113. - - s Z. klin. Med. I3I, 219 (1937). - - 6 Z. exper. Med. 85, 736, 768 (1932). - - ~ Z. klin. Mecl. I34, 41o (1938). - - s Klin. Wschr. 1935 I, 567; 1935 II, !I37. -- 9 C. r. Soc. Biol. Paris x26, 307 (1937). - - 10 Klin. Wschr. I936 II, 1592. - - ~ Fortschr. Ther. 1938, 571. - - ~2 Wien. med. Wschr. I934 II, 131o. -- 13 Klin. Wschr. i932 I, 2o 5 -- Z. klin. Med. II2, 477 (193o) �9 -- 14 Klin. Wschr. 1938 I, 655. - - 15 Klin. Wschr. 1939 I, 35o. _ ~6 Die EiweiBkSrper des Blutplasmas. Dresden u. Leipzig 1938 . _ 17 Dtsch. med. Wschr. i937 I, 733.

O R I G I N A L I E N . ZUR .~TIOLOGIE D E R TUMOREN*.

V o n

P r o f . FRITZ KOGL, U t r e c h t ( H o l l a n d ) .

Der E i n l a d u n g , v o r d e m , ,ReichsausschuB fiir K r e b s - b e k ~ m p f u n g " e inen V o r t r a g f iber uuse re neue Geschwuls t - t h e o r i e zu h a l t e n , h a b e ich sehr ge rne Folge gele is te t . Sei t l a n g e m is t m a n d a v o n d i l r chd r ungen , d a b das K r e b s p r o b l e m n u r d u r c h enge Z u s a m m e n a r b e i t y o n Mediz in u n d N a t u r - w i s s e n s c h a f t e n ge f6 rde r t w e r d e n k a n n . In de r T a t h a t die c h e m i s c h e F o r s c h u n g s r i c h t u n g , z. t3. d u r c h die E n t d e c k u n g de r zah l r e i chen k r e b s e r z e u g e n d e n S u b s t a n z e n , be re i t s wich- t ige F o r t s c h r i t t e zu b u c h e n . I m Gegensa t z zu den du/Jeren U r s a c h e n des e n t a r t e t e n W a c h s t u m s schien die Auf ld~ rung d e r inneren Ursachen , a lso das R~ t se l de r Malignit/~t, n u r in we l t e r F e r n e ein chemisches P r o b l e m zu se in ; w e n n h i e rbe i f i b e r h a u p t ein t i e fe re r E i n b l i c k zu e r re i chen sein wfirde, so h a t m a n d iesen woh l z u m e i s t yon se i t en de r G e n e t i k er- w a r t e t .

E n d e 1933 h a t t e ieh die Eh re , I h n e n yon u n s e r e n A r b e i t e n f iber p f lanz l iche Wi lchss to f fe b e r i c h t e n zu dfirfen. Meine da - ma l igen Aus f f ih rungen l agen s ieher l ich n u r a n de r P e r i p h e r i e Ih res In t e r e s sengeb ie t e s . W i t wuBten bere i ts , d a b diese Re- g u l a t o r e n de r p f lanz l i chen O r g a n i s m e n n i ch t s m i t d e m W a c h s - t i lm de r t i e r i s chen T u m o r e n zu t u n h a t t e n . Se i the r h a b e ich mich g e d a n k l i c h v ie l m i t d e m Gegensa tz zwischen sinnvollem u n d sinnlosem W a c h s t u m besch~iftigt. K o n n t e wirk l ich ein Oberschul3 a n n o r m a l e n W u c h s s t o f f e n ode r eine chemische Ve rXnde rung ih r e r Molekfile U r s a c h e de r ma l ignen E n t a r t u n g sein? Ffir m ich war i m m e r fo lgendes sehr e ind rucksvo l t : Es k o m m t n i c h t se l t en vor , d a b sich in e inem weib l i chen Organis - mus ein E m b r y o u n d a n e iner a n d e r e n Stelle - - z. B. a n de r M a m m a - - gleichzei t ig ein T u m o r eu twicke l t , de r verh~il tnis- mXBig viel weniger Ileues Gewebe p r o d u z i e i t . Auf den Organis - mus bezogen, s ind in d i e sem Fal le die E r n / i h r u n g s f a k t o r e n , a b e t a u c h die m i t den K6rper f l f i s s igke i ten z i rku l i e r enden Wirks tof fe , vSllig gleich. Wen i l im S inne des a l t e n Bi ldes die , ,Sehlfissel" iden t i sch , de r E f f e k t abe r vSllig v e r s c h i e d e n ist, d a n n mul3 de r f u n d a m e n t a l e U n t e r s c h i e d im ,,Schlol3" ge- * Vortrag vor dem ,,Reichsausschug ftir Krebsbek~impfung", Mtinchen, am 13. Mai 1939. Vgl. i. Mitteilung, Z. f. physiol. Chem. 258, 57 (I939): dase]bst ausftihrliche LiLeraturangaben.

s u c h t werden . [Leider wisseil wir f iber den c h e m i s c b e n Bau ]ener Ste l len des Organ i smus , a n d e n e n die v e r s c h i e d e n e n R e g u l a t o r e n eingreifen, ~iuBerst wenig. M a n k o n n t e n u t sagen, d a b es sich h ie rbe i in e r s t e r Lin ie u m Proteine h a n d e l n wird, also u m V e r b i n d u n g e n , d e r e n F e i n b a u das a m Welligsten be- k a n n t e Geb ie t de r N a t u r s t 0 f f c h e m i e da r s t e l l t . Grobe Ver- ~inderungen - - n a c h de i len m a n viel g e s u e h t h a t - - w a r e n bis- he r im T u m o r g e w e b e jedenfa l l s n i c h t fes tzus te l len . A n d e r e Ver , inde ru i lgen s ind of fens ich t l ich Folge und nicht Ursache der m a l i g n e n E n t a r t u n g . Dies gi l t ja a u c h voil d e m b e d e u t s a m - s t en Un te r sch i ed , de r y o n WARBURG e n t d e c k t e n a e r o b e n Milchs~iureg/irung de r Tumorze l l en .

Wei t e rge f f ih r t habeI1 uns schl iegl ich s t e r e o c h e m i s c h e E r - f a h r u n g e n . B e k a n n t l i c h s ind bei a l len V e r b i n d u n g e n , die ein a s y m m e t r i s c h e s K o h l e n s t o f f a t o m bes i tzen , d u r c h v e r s c h i e d e n e A n o r d n u n g de r 4 S u b s t i t u e n t e n 2 spiegelbi ld l iche F Q r m e n mSglich, die m a n m i t l i nke r u n d r e c h t e r H a n d oder m i t ei i lem Links - u n d e inem R e c h t s g e w i n d e ve rg l e i ehen k a n n . Diese A n t i p o d e n s ind e x p e r i m e n t e l l d a d u r c h zu u n t e r s c h e i d e n , d a b sie die E b e n e des po la r i s i e r t en L ich tes n a c h l inks oder n a c h r ech t s d rehen . W i c h t i g e r als dieses phys ika l i s che M e r k m a l is t ffir uns a b e r die Ta t sache , d a b a u c h de r O r g a n i s m u s d u r c h se inen e igenen A u f b a u aus so lehen a s y m m e t r i s c h e n Ve rb in - d u n g e n au f e inen , , l inks -Wirks to f f " a n d e r s r e a g i e r t als au f die b e t r e f f e n d e R e c h t s f o r m . Dieses P r inz ip h a t zilr Konse - quenz , d a b ein d e r a r t i g e r W i r k s t o f f sehr v e r s c h i e d e n funk - t i o n i e r e n wfirde, w e n n a n de r Er fo lgss te l l e - - also i m , ,SchloB" - - in e inem Fa l l eiu L inks - u n d im a n d e r e n ein 1Rechtsgewinde vorl~ige. Von d i e sem G e d a n k e n g a n g aus- gehend , wol len wir uns n u n m i t d e m B a u d e r P r o t e i n e be- sch~f t igen.

Die d u r c h H y d r o l y s e de r E iwe iBk6rpe r des Tier - Ilnd P f l anzen re i chs erh~il t l ichen Aminos~iuren zeigen jeweils d e n g le ichen D r e h u n g s s i n n ; so I and m a n z. I3. bei Glu tamins~iure s t e t s die r e c h t s d r e h e n d e , bei T y r o s i n dagegen i m m e r die l i n k s d r e h e n d e F o r m . H i e r a u s da r f m a n j e d o c h n i c h t den SchluB ziehen, d a b die r~umI iche A n o r d n u n g a n den a s y m - m e t r i s c h e n K o h l e n s t o f f a t o m e n in b e i d e n F~illen en tgegen- gese t z t sei. Die op t i sche D r e h n n g is t v i e l m e h r die R e s u l t a i l t e v e r s c h i e d e n e r phys ika l i s che r F a k t o r e n , u n d in de r T a t h a t s ich a u c h bei den E i w e i B b a u s t e i n e n de r Nachweis e r b r i n g e n lassen, d a b sie - - u n a b h i i n g i g yore D r e h u n g s s i n n - - alle