berufsstart naturwissenschaft wintersemester 2014/15

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Naturwissenschaftler • Wintersemester 2014/2015 Grundlagen · Studiengangsperspektiven · Karrierechancen Erfahrungsberichte · Zahlreiche Stellenangebote · berufsstart.de Berufsstart Naturwissenschaft

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„Berufsstart Naturwissenschaft“ ist der Allrounder unter den Ausgaben. Hier finden Studenten und Absolventen Karrieretipps sowie Angaben rund um die Bewerbung, aber auch Informationen zum Thema Gehalt. Die Ausgabe richtiet sich speziell an Naturwissenschaftler.

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Naturwissenschaftler • Wintersemester 2014/2015Grundlagen · Studiengangsperspektiven · KarrierechancenErfahrungsberichte · Zahlreiche Stellenangebote · berufsstart.de

BerufsstartNaturwissenschaft

»Anfangen im Kleinen, Ausharren in Schwierigkeiten, Streben zum Großen.«

Alfred Krupp

Liebe Studenten und Absolventen,

mit einer gewissen Leichtigkeit unter dem Motto »Eben mal durchstarten!« erscheint die aktuelle Ausgabe »Berufsstart Natur-wissenschaften« zum Wintersemester 2014. Auch wenn die wirt-schaftlichen Rahmenbedingungen für Hochschulabsolventen deutlich schwieriger geworden sind – der ifo Geschäftsklimaindex fällt seit Monaten, die Börse stürzt um 1000 Punkte im Dax – besteht an gut ausgebildeten Studenten und Absolventen nach wie vor hoher Bedarf. Ob die hohen Einstellungszahlen so bleiben, mag ich bezweifeln und möchte Studenten auffordern, sich intensiv mit der eigenen Karriere zu beschäftigen.

Die Berufsstart Publikationen bieten hierfür zahlreiche redaktionelle Beiträge, die speziell auf euren Studiengang zugeschnitten sind. Die Grundlagen, geschrieben von Fachleuten aus verschiedenen Branchen, bilden hier die Basis und zeigen euch mögliche Karrierechancen auf. Professoren berichten über die vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten der jeweiligen Fachrichtung, Studenten wie auch Absolventen erzählen von ihren Praxiserfahrungen im Unternehmen.

Alle Ausgaben von Berufsstart könnt ihr zukünftig auch als e-book erhalten. Zusätzlich bietet die neue Homepage weitere interessante Artikel und Informationen rund um deine Karriere.

Ich wünsche euch alles Gute für den Start in eine spannende Karriere - Inspiration, Ausdauer und Erfolg!

EuerHans-Thilo SommerHerausgeber

Grundlagen

Naturwissenschaft

Branchen

Inserentenverzeichnis

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1 Grundlagen Karriereplanung und Berufseinstieg 8 Richtig bewerben = Bewerben 14 Einstiegsgehalt 36 Finanzplanung für Akademiker 40 Auf der Suche nach dem richtigen Praktikum? 44 Erfolgreich im Team arbeiten 52 Erfolg ist eine Frage der Einstellung, im Studium genauso wie im Berufsleben 56 Relevanz von Sprachkenntnissen für die Karriere 60 Mein Praktikum am anderen Ende der Welt 64 Berufspraxis im Ausland 66 Mein Arbeitsalltag in Singapur 68 Verantwortung übernehmen 72 Bologna quo vadis? 74 Weichenstellungen – ohne Reflexion und Konsequenz ein Produkt des Zufalls 78 Mut und Motivation sind die Basis für beruflichen Erfolg 82

2 Naturwissenschaft Naturwissenschaften 90 Einstiegsgehalt Naturwissenschaften 93 Mathematik 94 Erfahrungsbericht Mathematik 96 Wie man mit Mathestudium durchstarten kann 98 Ohne Umwege aus dem Praktikum direkt in den Job 100 »Bauphysik« Was ist das? Wofür braucht man das? 102 Weltraumschrott im Fokus 106

Inhaltsverzeichnis

4 InhaltsverzeIchnIs

Vom Physiker zum Projektleiter und IT-Berater 108 Technische Chemie – das Navigationssystem für Chemiker und Ingenieure 110 Pharmatechnik – sichere Medikamente für alle. 116 Pharmaziepraktikum in der Industrie – willkommene Abwechslung zur Apotheke 124 Pimp my Windrad – Vom Praktikum zum Traumjob im Bereich regenerative Energien 126 Trends und Entwicklungen in der Biologie / den Biowissenschaften 130 Bioinformatik 134 Beim ersten Praktikum überzeugt 136 Mein Weg zu Cargill 138

3 Branchen Chemische Industrie xx Branchenüberblick durch den VCI 144 Vorteile eines Kleinunternehmens, wie NABU-Oberflächentechnik 148 Pharmazeutische Industrie xx Branchenüberblick durch den BPI 152 Vorteile eines Großunternehmens, wie Sartorius 158

4 Inserentenverzeichnis 162

5InhaltsverzeIchnIs

Grundlagen

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»Grundlagen bilden das Fundament, auf dem etwas aufbaut. In diesem Bereich handelt es sich dabei um die Basis für den Berufsstart, beginnend mit der Bewerbung, dem einfluss der Persönlichkeit, soft skills und weiteren aspekten.«

Karriereplanung und Berufseinstieg: Worauf es für Studierende wirklich ankommtEin Beitrag von Dr. Irina Kummert, geschäftsführende Gesellschafterin bei IKP Executive Search

Als Personalberaterin führe ich im

Durchschnitt pro Jahr im gesamten

Bundesgebiet, aber auch an inter-

nationalen Finanzplätzen wie

London, New York oder Zürich, rund

650 Vorstellungsgespräche mit

Bewerberinnen und Bewerbern.

Dabei geht es in erster Linie darum, ob der jeweilige Mensch, mit dem ich mich unterhalte, die passende Persönlichkeit für die zu besetzende Position hat und ob die Person die entsprechenden Fähigkeiten und Fertigkeiten mitbringt, die gefordert werden, bzw. wo es Abweichungen vom Anforderungsprofil gibt. Regelmäßig wird im Rahmen dieser Gespräche auch über den bisherigen beruflichen Werdegang gesprochen. Zwangsläufig kommt immer auch die Frage, warum die betreffende Person sich für ein Studium der Rechtswissenschaften, der Betriebswirtschaftslehre oder der Philosophie entschieden und was er oder sie sich seinerzeit

bei der Studienfachwahl überlegt hat. In vielen Fällen hat sich die Wahl des Studiums aus persönlichen Neigungen ergeben. Gelegentlich wird mir aber auch gesagt, dass man sich bei der Wahl des Studienfachs am Arbeitsmarkt orientiert oder dass man einfach das studiert hat, was die meisten Freunde auch gemacht haben. Ein aus meiner Sicht Worst-Case-Szenario ist, wenn sich die Eltern einmischen, indem sie Druck ausüben und auf diese Art und Weise vielleicht sogar ihre eigenen Jugendträume verwirklichen bzw. ihren Sohn oder ihre Tochter vor »schwerwiegenden Fehlentscheidungen, die das ganze Leben zerstören können« bewahren wollen.

Es ist zwar sinnvoll, Rat einzuholen, am Ende sollte man aber seinen eigenen Weg gehen.Im Folgenden will ich versuchen, aus meiner

Erfahrung, aber auch aus meinen Gesprächen mit Studierenden im Zusammenhang mit meinen Lehraufträgen an der Humboldt-Universität zu Berlin einige Hinweise zu geben, die bezogen auf

Karriereplanung und Berufseinstieg hilfreich sein können. Dabei ist mir vollkommen bewusst, dass jeder, der zu diesen Themen befragt wird, etwas anderes erzählt. Das funktioniert genauso wie mit der Frage »Was ist gerecht?«. Bittet man fünf Menschen um ein entsprechendes Statement, bekommt man drei bis fünf unterschiedliche Antworten. Der Grund dafür ist, dass jeder seine individuelle Situation, seine eigenen Erfahrungen und die aus seinem direkten Umfeld in seine Antwort einfließen lässt. Es ist gut und wichtig, sich auszutauschen, um zu einer persönlichen Haltung zu kommen. Am Ende sollte man aber seinen eigenen Weg gehen und sich für das Vorgehen entscheiden, das am besten zu einem selbst passt.

Der Arbeitsmarkt ist volatil und schwer vorherzusehen – Trendbarometer geben OrientierungWenn ich mich für einen Studiengang

entscheide, weil ich damit bezogen auf meine spätere berufliche Tätigkeit eine derzeitige Lücke auf dem Arbeitsmarkt schließen möchte,

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8 KarrIerePlanunG und BeruFseInstIeG

ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich der Arbeitsmarkt deutlich gewandelt, sich die Lücke bereits geschlossen hat oder sich ganz andere Berufsbilder herauskristallisiert haben, wenn ich mit meinem Studium fertig bin. Sicher gibt es auch Berufe, in denen seit Jahrzehnten händeringend Nachwuchs gesucht wird, aber nicht jeder kann und möchte Mathematik, Verfahrenstechnik, Physik oder Maschinenbau studieren. Der ungebrochene Trend zur Globalisierung etwa weist darauf hin, dass es mit Sicherheit auch in Zukunft eine gute Idee ist, Auslandserfahrung zu sammeln und Sprachen zu lernen. Seriöse Organisationen wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung e.V. veröffentlichen regelmäßig und frei zugänglich Studien zu gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Trends, deren Ergebnisse man in seine Entscheidung hinsichtlich der Studiengangs- und der späteren Berufswahl einfließen lassen kann.

Woher weiß ich, was zu mir passt?Erfahrungsgemäß sind die Ergebnisse bei

allem was man tut, insbesondere da besonders

gut, wo man mit Freude und Spaß dabei ist. Alles, was langweilig ist, dauert länger und der Aufwand, den man betreiben muss, um sich zu motivieren ist gelegentlich zu groß, was sich letztlich nicht nur auf die Stimmung, sondern auch auf die Ergebnisse auswirkt. Aber woher weiß ich, was zu mir passt? Hier hilft eine möglichst ehrliche Analyse der eigenen Stärken: Was kann ich besonders gut? In welchen Bereichen habe ich besondere Erfolge erzielt? Idealerweise sprechen Sie darüber auch mit Menschen aus Ihrem direkten Umfeld, von denen Sie wissen, dass sie Ihnen gegenüber ehrlich sind. Aus Ihrer Selbsteinschätzung und dem Abgleich mit dem Fremdbild ergibt sich eine Skizze, die schon recht viel darüber sagt, welcher Weg für Sie Sinn machen könnte. Diese Vorbereitung hilft Ihnen, im Gespräch mit Berufsberatungen oder Hochschulen gezielter zu fragen und besser einzugrenzen, welche Option für Sie in Frage kommt. Der Besuch der einen oder anderen Informationsveranstaltung, um sich zu orientieren ist zusätzlich hilfreich.

Das falsche Studienfach gewählt oder die Abschlussprüfung nicht bestanden. Was nun?Wenn man nach einigen Semestern feststellt,

dass man die falsche Wahl getroffen hat, gibt es zum einen die Möglichkeit, sich durchzu-kämpfen und gegen die eigene Neigung das zu Ende zu bringen, was man angefangen hat. Wer in den letzten Zügen seines Studiums ist, sollte diese Variante ernsthaft in Erwägung ziehen und versuchen, beim Berufseinstieg zu korrigieren, indem man sich bei den Bewerbungen auf Angebote konzentriert, die einen wirklich interessieren. In diesen Fällen kann es er-forderlich sein, im Bewerbungsanschreiben zu erklären, dass man das Studium als akademische Grundlage absolviert hat, im Verlauf des Studiums jedoch sein besonderes Interesse für das jeweilige Berufsfeld entdeckt hat. Wer glaubwürdig darstellen kann, dass er sich für eine Aufgabe begeistert und den Willen hat, in dem betreffenden Bereich zu arbeiten, dem gelingt es in vielen Fällen auch, einen potenziellen Arbeitgeber von sich zu überzeugen. Wer am Anfang eines Studiums feststellt, dass

9KarrIerePlanunG und BeruFseInstIeG

er sich falsch entschieden hat, sollte sich schnell darüber klar werden, wie viel Widerstand die Vorstellung, dieses Studium noch bis zum Ende durchziehen zu müssen, hervorruft. Im Zweifel ist es besser, schnell das Studienfach zu wechseln und mit mehr Motivation letztlich auch bessere Ergebnisse zu erzielen. Besonderes Augenmerk verdient die Variante, dass einem das gewählte Studium überhaupt nicht zusagt, man sich durchquält, aber man auch keine Alternative im Kopf hat, die verspricht, die bessere Wahl zu sein. In diesem Fall kann es Sinn machen, sich an eine Berufsberatungsstelle zu wenden und statt eines Studiums eine Berufsausbildung zu wählen. Es ist beispielsweise nicht unge-wöhnlich, dass zuerst eine Ausbildung zum Bankkaufmann bzw. zur Bankkauffrau oder im Tischlerhandwerk absolviert und im Anschluss noch Betriebswirtschaftslehre oder Architektur studiert wird. Wer nicht nur die erste, sondern auch die Wiederholungsprüfung in seinem Studienfach nicht bestanden hat, muss sich zwangsläufig damit abfinden, einen wesent-lichen Meilenstein, nämlich den akademischen Abschluss, nicht geschafft zu haben. Damit

sollte man im Bewerbungsprozess offensiv umgehen, indem man schon im Anschreiben darauf hinweist, dass man die Prüfung und damit den formalen Abschluss nicht vorweisen kann, dass man sich jedoch mit dem Fachwissen unabhängig davon auseinandergesetzt hat und beweisen möchte, dass es einem gelingt, in der Praxis den fehlenden Abschluss durch besonderes Engagement und ein hohes Maß an Motivation wettzumachen.

Reicht der Bachelor oder sollte ich den Master anschließen?Erfahrungsgemäß fällt es schwer, wieder

in den Hochschulbetrieb zurück zu gehen, nachdem man bereits den Berufseinstieg geschafft hat. Hier spielt nicht nur die Fähigkeit, sich nochmals für den Lehrbetrieb zu motivieren, eine Rolle. Zusätzlich hat man sich schon daran gewöhnt, sein eigenes Geld zu verdienen, steigt aus einem laufenden Arbeitsverhältnis aus und verzichtet damit auf mögliche Karrierechancen. Wer macht in dieser Situation ohne dass er muss noch den Master? Angenommen, man erhält unmittelbar nach dem Bachelorabschluss,

vielleicht über ein Praktikum, ein attraktives Jobangebot. Wie auch immer die Entscheidung für oder gegen den Master dann ausfällt: Die oben aufgeführten Argumente gelten immer noch und: mittel- bis langfristig kann ein höherer akademischer Abschluss wesentlichen Einfluss auf die spätere Berufslaufbahn haben – etwa wenn es um die Übernahme von mehr Verantwortung geht. Man könnte dem Unternehmen, von dem man das Jobangebot erhalten hat, mitteilen, dass man sich sehr über das Angebot freut, sich aber aus Gründen der langfristigen besseren Positionierung dazu entschieden hat, den Master anzuschließen. Es ist durchaus vorgekommen, dass diese Aussage beeindruckt und die Aufrechterhaltung des Kontakts zum Unternehmen dazu geführt hat, dass man nach Abschluss des Masters ein noch besseres Angebot erhält.

Wer heute sagt, dass ihm oder ihr Karriere nicht so wichtig ist, sollte bedenken, dass nicht wenige 68er, die in ihrer Jugend für damalige Verhältnisse unangepasst waren und auf Karriere nicht viel gegeben haben, später erfolgreich in exponierten Positionen gearbeitet haben. Es

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10 KarrIerePlanunG und BeruFseInstIeG

besteht zumindest die Möglichkeit, dass sich Bedürfnisse im Verlauf eines Lebens verändern. Wer später die Wahl haben möchte, der sollte frühzeitig die Weichen dafür stellen, dass man sich idealerweise aussuchen kann, wie das eigene Leben aussehen soll. Wer sich direkt nach dem Bachelor bewirbt und noch kein konkretes Angebot hat, der sollte bedenken, dass es auf ein attraktives Stellenangebot für Absolventen und Absolventinnen teilweise mehrere hundert Bewerbungen gibt. Bei ansonsten gleicher Eignung tendieren die Arbeitgeber dazu, sich für die Bewerber und Bewerberinnen zu ent-scheiden, die akademisch höher qualifiziert sind. Aus meiner beruflichen Praxis kann ich sagen, dass es durchaus vorkommt, dass jemand sich sogar ohne oder nicht mit dem höchsten akademischen Abschluss sehr erfolgreich positionieren kann. Problematisch wird es dann, wenn aufgrund äußerer Einflüsse, etwa durch einen Unternehmensverkauf, der Arbeitsplatz nicht mehr zur Verfügung steht und man sich wieder bewerben muss. In dieser Situation kann es existenzbedrohend sein, dass man mit anderen Bewerbern und Bewerberinnen

in den Wettbewerb um eine vakante Position treten muss, die ebenfalls ein hohes Maß an Berufserfahrung und eben auch einen höheren akademischen Abschluss vorweisen können. Aus den genannten Gründen empfehle ich, das eigene Profil aufzuwerten und sich möglichst viele Optionen offen zu halten, indem zusätzlich zum Bachelor auch der Master abgeschlossen wird. Damit wird gleichzeitig auch die Befähigung für den höheren öffentlichen Dienst erlangt.

Wie bereite ich mich am besten auf den Berufseinstieg vor?Wer sich für eine Position in der freien

Wirtschaft interessiert, dem sei empfohlen, sich frühzeitig mit den Mechanismen in der Wirtschaft auseinanderzusetzen und regel-mäßig eine der großen überregionalen Zeitungen mit Wirtschafts- und Stellenanzeigenteil zu lesen. Das hilft zu verstehen, worauf es den Unternehmen jeweils ankommt und vor allem auch welche Berufsbilder es auf dem Arbeitsmarkt gibt. Nicht erst im letzten Semester empfehle ich zusätzlich den regelmäßigen Besuch von Karrieremessen, die an fast allen Hochschulen

angeboten werden. Dort sollte man das Gespräch mit den Unternehmensvertretern suchen, um zu erfahren, welche Berufsbilder es jeweils gibt und was derzeit besonders gesucht wird. Auch die Möglichkeit, an so genannten Case Studies teilzunehmen, die gelegentlich von Unternehmen an den Hochschulen angeboten werden, sollte ausgiebig genutzt werden. Je öfter man sich derartigen Situationen zu Übungszwecken aussetzt, desto besser ist man auf den Ernstfall vorbereitet. Auch die Veranstaltungen des Career Service an den Hochschulen sollte man ausgiebig zu seinem Vorteil nutzen. Um heraus zu finden, in welchem Beruf man sein Potenzial am besten einbringen kann, empfehle ich wie auch bei der Wahl des Studienfachs zunächst eine Analyse der eigenen Stärken und Neigungen sowie einen ernsthaften Abgleich zwischen Selbst- und Fremdbild im Gespräch mit Freunden und/ oder der Familie. Das Ergebnis kann man zu den Jobmessen mitnehmen und die anwesenden Unternehmensvertreter und Unternehmensvertreterinnen gezielt danach fragen, welche Berufsbilder dazu am ehesten passen.

11KarrIerePlanunG und BeruFseInstIeG

Wie erkenne ich, dass ein Unternehmen zu mir passt?Um sich einen ersten, oberflächlichen

Eindruck zu verschaffen, sollte man sich intensiv mit dem öffentlichen Auftritt des Unternehmens befassen. Kann man dem Internetauftritt entnehmen, für welche Werte das Unternehmen steht? Was sagt die Presse über das Unternehmen? Wenn man diese Quellen ausgeschöpft hat, bleibt nur noch das eigentliche Vorstellungsgespräch, um sich einen tiefergehenden Eindruck zu verschaffen. Darauf sollte man sich sehr gut vorbereiten, indem man sich entsprechende Fragen überlegt: »Für welche Werte steht Ihr Unternehmen?« »Mit welchen drei Werten sollte sich ein Mitarbeiter bei Ihnen unbedingt identifizieren können?« »Wie würden Sie Ihre Unternehmenskultur beschreiben?« »Wie definieren Sie bezogen auf Ihr Unternehmen einen Begriff wie Fairness?« Die Antworten auf Fragen wie diese ermöglichen einen weitgehend authentischen Eindruck von der Kultur eines Unternehmens.

Wie gelingt es mir, beim Unternehmen den Eindruck zu machen, den ich machen will?Der erste Eindruck entsteht binnen Sekunden.

Sie haben also nicht viel Zeit, so zu wirken wie Sie wirken möchten und zu überzeugen.

Diese Situation können Sie im Vorfeld von Vorstellungsgesprächen üben, indem Sie am besten in einem größeren Personenkreis eine Art Speed-Dating simulieren. Ziel ist es dabei, sich für ein Praktikum in einem Unternehmen Ihrer Wahl zu empfehlen. Sie haben fünf Minuten Zeit, sich Ihrem Nachbarn zur Linken vorzustellen und zu begründen warum Sie das Praktikum bekommen sollten. Achten Sie dabei auch darauf, dass der jeweils andere Sie positiv in Erinnerung behält. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, sich zu überlegen, wie Sie Ihre Präsentation aufbauen wollen. Nachdem sich alle präsentiert haben, gibt jeder wieder, was er vom jeweils anderen behalten hat und gibt ein Votum ab, ob er den jeweils anderen einstellen würde und wenn ja warum, wenn nein warum nicht. Dann sollte jeder sagen, ob er oder sie sich mit der Beschreibung gut getroffen gefühlt hat und ob er oder sie die Argumentation nachvollziehen kann. Diese Übung, die ich regelmäßig mit meinen Studierenden an der Humboldt-Universität in Berlin durchführe, macht deutlich: Nicht alle Aussagen kommen bei einem Gesprächspartner so an, wie man es erwartet hat und vor allem wie man es gern möchte (Sender-Empfänger-Problem) und nicht selten weicht das Selbstbild vom Fremdbild ab. Man übt sich darin, sich aufs Wesentliche und auf die Informationen zu beschränken, die

KURZVITAFrau Dr. Kummert rekrutiert seit 17 Jahren im Auftrag von Unternehmen Führungskräfte. Sie hat seit 2009 Lehraufträge an der Humboldt-Universität zu Berlin und engagiert sich seit 2013 ehrenamtlich als Präsidentin des Ethikverbands der Deutschen Wirtschaft e.V. Sie hat ein Staatsexamen in Germanistik und Anglistik und ist promovierte Philosophin.Kontakt: [email protected]

zielführend sind und sich im Vorfeld zu fragen, was das Gegenüber braucht, um entscheiden zu können.

› Dr. Irina Kummert

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12 KarrIerePlanunG und BeruFseInstIeG

LÖSUNGEN FÜR DIE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG DER WELT

Unilever Future Leaders ProgrammeWillkommen bei Unilever! Wir sind das Weltunternehmen hinter bekannten Marken wie Axe, Dove, Langnese und Knorr. Unser ehrgeiziges Ziel: Wir wollen unsere Größe ver-doppeln und unseren ökologischen Fußabdruck halbieren. Um dieses Ziel zu erreichen, suchen wir Talente wie Sulyiman. Als Future Leader arbeitet er täglich mit Herzblut an einer besseren Zukunft: indem er einen erheblichen Beitrag dazu leistete, Unilevers CO²-Emissionen zu verringern. So schaffte er es, den Weg zwischen Produktionswerk und Logistikzentren nachhaltig zu gestalten. Er arbeitete an einem Projekt, das zum Ziel hatte, Transporte von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Das Ergebnis? Weniger Emission, weil die eingesetzten Züge mit Ökostrom angetrieben werden.

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Sulyiman, Customer Service & Logistics Manager

Richtig bewerben = Bewerbenals Karriereberaterin liegen ähnlich wie bei den Personalverant-wortlichen täglich Bewerbungsunterlagen in meinem e-Mail- account. Öffne ich eine Bewerbung stelle ich nur eine Frage: Was möchte der Bewerber mit dieser Bewerbung erreichen?

Gut, im Lebenslauf werden Fakten zusammen-getragen und meist chronologisch wieder-gegeben. Doch oft wühle ich mich durch unstrukturierte Datenhaufen und verliere bereits in Kürze die Motivation. Bei einem Bewerbungscheck erwartet der Bewerber eine fundierte Antwort und Korrektur und ich begebe mich, wenn auch mühsam, an die Arbeit. Doch was macht der Personaler? Macht er sich die Mühe? Oder klickt er so lange durch die Bewerbungen, bis ein Kandidat mit gut strukturierten, schnell erfassbaren und aussagekräftigen Unterlagen auf dem Bildschirm erscheint? Wenn mehr Bewerbungen auf eine Stellenausschreibung eingehen, ist Übersicht, Struktur und schnelle Erfassung der relevanten Fakten das erste Auswahlkriterium. Auch ich freue mich, wenn ich gut strukturierte Unterlagen bekomme.

Denn dann bin ich mir sicher, dieser Bewerber ist auf dem richtigen Weg. Somit sollten Sie sich, bevor Sie Ihre Bewerbungsunterlagen zusammenstellen, erst einmal fragen: Was will ich damit überhaupt erreichen? Wen will ich wie ansprechen? Was erwarten die Unternehmen von einem Bewerber?

Die Analyse der Stellenanzeige und des eigenen Profils steht also ganz am Anfang des Bewerbungsprozesses. Wer gute Vorarbeit leistet hat später weniger Arbeit. Blicken wir im folgenden Abschnitt einmal auf die Selbstanalyse, um den Prozess zu verdeutlichen:

DIE SELBSTANALYSEBei der Selbstanalyse gilt es Stärken

herauszuarbeiten. Neben den fachlichen Kompetenzen sollte Ihr Augenmerk bei der

Analyse besonders auf fachübergreifende Kompetenzen, Soft Skills und praktische Er-fahrung gelegt werden.

Im nächsten Schritt bringen Sie Selbst-einschätzung, eigene Vorstellungen und Ziele in Einklang. Das gehört zum wichtigsten Teil im Bewerbungsprozess. Denn wer nicht über sich selbst Bescheid weiß, kann auch nicht über sich selbst Auskunft geben.

Egal ob in den Bewerbungsunterlagen oder im Vorstellungsgespräch: Ihre Person ist immer gefragt.

Im Rahmen der Selbstanalyse sollten Sie sich folgende Fragen stellen:

› Was kann ich? › Was will ich? › Was zeichnet meine Person aus? › Wie sehen mich Freunde, Bekannte?

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14 rIchtIG BeWerBen

› Wie sehen mich meine Professoren? › Was ist möglich?

Grund: Wer seine Stärken, Schwächen und Ziele kennt, kann seine Bewerbung fundiert und zielorientiert verfassen.

Nicht nur im stillen Kämmerlein sollten Sie die Antworten auf diese Fragen suchen, sondern auch im Gespräch mit Freunden, Verwandten, Professoren und mit Unternehmensvertretern.

»BEI DEM ENTWICKELN IHRER MARKETINGSTRATEGIE HILFT IHNEN DAS AIDA PRINZIP.«

Hier eine kleine Starthilfe: Stellen Sie sich vor, Sie treffen sich mit einem Bekannten, den Sie schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen haben. Er oder sie fragt: Was hast du denn so alles gemacht, seitdem wir die Schule verlassen haben? Um dem Gegenüber einen spannenden und abwechslungsreichen Bericht zu geben, werden Sie versuchen, interessante Punkte hervorzuheben, um so einen einnehmenden und spannenden Werdegang zu präsentieren.

Sie sollten sich nicht nur auf die Universität konzentrieren. Jobs, mit denen Sie das Studium finanziert haben, Praktika und auch das Hobby bilden wichtige Bausteine für einen interessanten und abwechslungsreichen Vortrag über erlerntes Fachwissen und die eigene Persönlichkeit. Genau diese Strategie wird Ihnen auch die Türen der Unternehmen öffnen. Im Gespräch mit Freunden, Eltern und Professoren erfahren Sie, wie andere Ihre Fähigkeiten sehen, und Sie werden lernen, Ihre Fähigkeiten besser einzuschätzen.

SICH BEWERBEN HEISST SICH VERKAUFEN ...... ist vielleicht eine gewagte Aussage, aber

sie trifft den Nagel auf den Kopf. Das Produkt, welches »verkauft« werden soll, ist Ihre Person und Ihre Arbeitskraft. Dafür müssen Sie eine Marketingstrategie entwickeln. Denken Sie einmal darüber nach, wie viel Energie ein Unternehmen entwickelt, um ein neues Produkt auf dem Markt zu platzieren, es zu etablieren und sich gegenüber der Konkurrenz einen Marktvorteil zu verschaffen. Diese

Energie lässt sich an den Werbestrategien für einige Produkte in Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehen eindrucksvoll verfolgen. Wenn Sie diese Maßstäbe auf Ihre Person ansetzen, werden Sie begreifen, welche Anstrengungen Sie auf sich nehmen müssen, um gegenüber Ihren Mitbewerbern bestehen zu können und einen interessanten Arbeitsplatz zu bekommen. Bei dem Entwickeln Ihrer Marketingstrategie hilft Ihnen das AIDA Prinzip.

»WIE KÖNNEN SIE GEGEN 99 POTEN- TIELLE BEWERBER BESTEHEN?«

Beispiel: Auf eine Stellenanzeige eines bekannten Markenartikelherstellers – ausge-schrieben wird ein Traineeprogramm für Wirtschaftsingenieure im Bereich Produktion – bewerben sich zum Beispiel 100 Absolventen. Ein Horrorszenario für Stellensuchende, aber eine interessante Auswahlmöglichkeit für das Unternehmen. 100 Arbeitsuchende, die glauben, dem Anforderungsprofil des Unternehmens zu entsprechen, 100 Wirtschaftsingenieure mit entsprechenden Fachkenntnissen, 100

15rIchtIG BeWerBen

Individuen mit unterschiedlicher Persönlichkeit. Sie interessiert diese Stelle natürlich auch. Doch wie können Sie gegen 99 potentielle Bewerber bestehen? Zunächst sollten Sie das Anforderungsprofil der Stellenausschreibung studieren und die eigenen Stärken in Bezug zu diesem Profil setzen. Gut 60 % sollten passen. Damit entwickeln Sie eine Marketingstrategie für Ihre Person. Stellen Sie Ihre Stärken und Persönlichkeitsmerkmale für diese Position ins rechte Licht. Arbeiten Sie nicht mit den 40 %, die Sie nicht mitbringen, sondern mit dem positiven Kapital, welches Sie in die Waagschale werfen können.

»FALLS SIE Z.B. DIE GEWÜNSCHTE AUS-LANDSERFAHRUNG NICHT MITBRINGEN, HEISST DAS NOCH LANGE NICHT, DASS SIE KEIN INTERESSANTER KANDIDAT SEIN KÖNNEN.«

Achtung: Lügen haben kurze Beine. Erfinden Sie keine Kompetenzen. Sie haben es bei der Bewerberauswahl mit Profis zu tun. Falls Sie z.B. die gewünschte Auslandserfahrung nicht

mitbringen, heißt das noch lange nicht, dass Sie kein interessanter Kandidat sein können. In diesem Fall ist es ein guter Schachzug, diesen Punkt offen anzusprechen: »Es lag mir viel daran, in meinem Studium zielstrebig die notwendigen Fachkenntnisse zu erlangen. Bei Praktika habe ich deshalb bewusst auf interessante und fundierte Projekte wert gelegt. Leider hat es sich deshalb nicht ergeben, Auslandserfahrung zu erlangen. Gerade deshalb suche ich diese Erfahrung im Berufseinstieg. Durch private Reisen und Sprachstudium sehe ich mich hierfür gut gerüstet.« Mit dieser Umwandlung kann aus einem vermeintlichen Mangel ein Vorteil werden, da Sie sich als zielorientierten und motivierten Kandidat darstellen.

INFORMATIONEN SAMMELNIm stillen Kämmerlein machen Sie sich

Gedanken über Ihre Wünsche. Mit Freunden und Professoren sprechen Sie über Ihre fachlichen und persönlichen Fähigkeiten. Über die Arbeitsmarktsituation, Branchen, Unternehmen und Einstiegsmöglichkeiten erfahren Sie etwas im Internet, in Fachzeitschriften, der

Tagespresse, auf Job- und Industriemessen, aber auch durch direkten Kontakt in sozialen Netzwerken, Telefon oder E-Mail.

Um sich ein Bild über Unternehmen zu machen, ist das Internet Informationsquelle Nummer eins. Viele Firmen bieten spezielle Informationsseiten für Arbeitsuchende an. Auf Job- und Industriemessen können Sie persönlich mit den Unternehmen Kontakt aufnehmen. Viele Unternehmen bieten über Studentenorganisationen oder Fachschaften Workshops und Firmenbesichtigungen an. Ähnlich wie bei den Messen können Sie dort persönlich mit Firmenvertretern Kontakt aufnehmen. Nutzen Sie diese Chancen, denn jede Information ist zur Karrierefindung wichtig.

Mittelständische und Kleinunternehmen präsentieren sich leider selten direkt an der Hochschule. Um an Informationen zu gelangen, sollten Sie zunächst einmal Branchen oder bestimmte Regionen mit entsprechenden Schlagworten googeln. Im Anschluss können Sie Telefon oder Email zur Kontaktaufnahme nutzen. Achtung: Bereiten Sie sich gründlich vor, bevor Sie den Telefonhörer zur Hand nehmen.

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16 rIchtIG BeWerBen

IM HÖRSAAL GIBT’S THEORIE. BEI HERAEUS INSPIRATION.

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FABIAN GEIST hat als Praktikant, Werkstudent und während seiner Bachelorarbeit in Wirtschaftsinformatik viele Chancen genutzt, die Heraeus für Studierende bietet. Von Anfang an übernahm er verant-wortungsvolle Aufgaben in der IT des international agierenden Kon-zerns. Studenten wie Fabian profi tieren bei uns von der Erfahrung der Kollegen und nutzen den Freiraum, den Heraeus ihnen bietet – beispielsweise, um schon vor dem eigentlichen Start ins Berufsleben ihr berufl iches Netzwerk auf- und auszubauen.

Heraeus zählt in Deutschland zu den Top 100 Arbeitgebern des Universum Student Survey und ist Partner der Initiative Fair Company.www.heraeus.de/karriere

Notieren Sie sich Ihre Fragen und erarbeiten Sie ein Entree, in dem Sie sich vorstellen und Ihre Vorzüge herausarbeiten.

Denken Sie an Ihre Marketingstrategie. Ein Tipp: Um die Sekretärin zu umgehen, die Sie nur vertröstet, sollten Sie azyklisch telefonieren: Die Sekretärin arbeitet zum Beispiel von 9 Uhr bis 17 Uhr. Der Personalleiter bzw. die Personalleiterin sitzt bereits ab 8 Uhr am Arbeitsplatz oder verlässt diesen erst nach 19 Uhr. Beginnen Sie Ihr Gespräch mit der Frage: »Guten Tag, mein Name ist ... Haben Sie ein paar Minuten Zeit

»HABEN SIE IN DER SELBSTANALYSE IHRE PERSÖNLICHEN UND FACHLICHEN STÄRKEN ERARBEITET, MÜSSEN SIE DIESE STÄRKEN MIT DEM INDIVIDUELLEN ANFORDERUNGSPROFIL DES UNTER- NEHMENS VERKNÜPFEN.«

für mich?«. Wird die Frage bejaht, können Sie sicher sein, dass Ihr Gesprächspartner positiv eingestellt ist und sich mit Ihrer Präsentation und Ihren Fragen beschäftigen wird. Wird die Frage negativ beantwortet, versuchen Sie

gleich einen Termin für einen nächsten Anruf zu vereinbaren: »Wann darf ich mich nochmals melden?«. Eine gute Alternative zum Telefon kann die E-Mail sein. Finden Sie eine E-Mail-Adresse in Stellenanzeigen, Firmenbroschüren oder im Internet, dann nutzen Sie diese.

Wo Sie Informationen über den Arbeitsmarkt, die Branche oder Unternehmen finden:

› Karriereseiten der Unternehmen › Jobmessen und Recruitingveranstaltungen › Exkursionen (veranstaltet von der Univer-

sität, dem Career Service, Studenteninitiati-ven an Ihrer Hochschule)

› Fachzeitschriften / Magazine › Vereine, Verbände und Organisationen › Netzwerke

ANFORDERUNGSPROFILDas Anforderungsprofil der Unternehmen an

Sie ist der Schlüssel zur individuellen Bewerbung. Ein Blick in die Stellenanzeigen verdeutlicht Ihnen, dass die Unternehmen neben Ihrem an der Hochschule erlernten Fachwissen noch eine Menge Zusatzqualifikationen und Kompetenzen von ihrem zukünftigen akademischen

Nachwuchs erwarten. Die Zusatzqualifikationen unterteilt man in persönliche, Methoden- und soziale Kompetenzen. Ein Thema Ihrer Selbstanalyse ist es nun, Ihre Kompetenzen einzuschätzen. Haben Sie in der Selbstanalyse Ihre persönlichen und fachlichen Stärken erarbeitet, müssen Sie diese Stärken mit dem individuellen Anforderungsprofil des Unternehmens verknüpfen. Dann ergibt sich daraus Ihr individuelles Bewerberprofil für die Position.

Beispiel: Unternehmen A, ein internationales Großunternehmen, sucht teamfähige, mobile Mitarbeiter mit Organisationstalent und Aus- landserfahrung. Unternehmen B, ein Forschungs- institut, sucht teamfähiges, motiviertes Fach- personal mit speziellen EDV-Kenntnissen sowie Transfer- und Innovationskompetenz. Beide Stellen interessieren Sie. Jedoch müssen Sie sich für beide Positionen völlig anders präsentieren und den Schwerpunkt auf verschiedene Ihrer Vorzüge legen. Sie haben ein Semester im Ausland studiert, nach diesem Semester beim Aufbau einer hochschuleigenen Auslandspraktikavermittlung mitgearbeitet

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18 rIchtIG BeWerBen

und Ihre Abschlussarbeit deckt sich mit den gewünschten EDV-Kenntnissen und Sie konnten sich Innovationskompetenz aneignen, die Unternehmen B so wichtig ist. Alles klar? In der Präsentation für Unternehmen A werden Sie natürlich schwerpunktmäßig Ihren Auslandsaufenthalt und die Mitarbeit bei der Praktikavermittlung in den Vordergrund stellen, während bei Ihrer Vorstellung bei Unternehmen B Ihre Abschlussarbeit im Mittelpunkt stehen wird.

»JEDES UNTERNEHMEN MÖCHTE VON IHNEN INDIVIDUELL ANGESPROCHEN WERDEN.«

Wichtig: Diese individuelle Präsentation gilt immer. Sowohl bei der persönlichen oder telefonischen Vorstellung, als auch bei der schriftlichen Bewerbung. Jedes Unternehmen möchte von Ihnen individuell angesprochen werden (siehe auch das Kapitel »Die individuelle Bewerbung«). Ein zweiter wichtiger Punkt sind die Schlagworte wie z.B. »teamfähig«. Zur Beantwortung reicht nicht eine reine

Aufzählung nach dem Motto »ich bin teamfähig, motiviert, etc.«.

Beispiel: Frage: Sind Sie teamfähig? Antwort: Ja, in einem Seminar konnten Sie dies unter Beweis stellen oder beim Praktikum haben Sie erfolgreich im Team gearbeitet. Frage: Sind Sie engagiert? Wie schätzen Sie Ihre Innovationskompetenz ein? In einem Praktikum in der Forschungsabteilung waren Sie maß-geblich an der erfolgreichen Entwicklung (...) beteiligt. Lassen Sie sich auch von Ihrer Familie oder Freunden anhand der Schlagworte charakterisieren. Sie werden Erstaunliches über Ihre Person erfahren.

Tipps zum Anforderungsprofil: › Je besser Ihre Qualifikationen und das An-

forderungsprofil zusammenpassen, um so höher sind Ihre Chancen auf Einstellung.

› Ohne Selbstanalyse kann das Anforde-rungsprofil nicht erfasst werden (siehe Selbstanalyse).

DIE SCHRIFTLICHE BEWERBUNGSie haben nun Informationen gesammelt,

informative Gespräche geführt und sind sich über Ihre Berufswünsche im Klaren. Jetzt können Sie gut gerüstet Ihre schriftliche Bewerbung formulieren. Sie werden sehen: Je mehr Vorarbeit Sie geleistet haben, desto leichter wird Ihnen das Formulieren von der Hand gehen. Denn Sie kennen Ihre Qualitäten, Sie wissen worauf es dem Unternehmen ankommt und Sie haben gelernt, sich zu

19rIchtIG BeWerBen

präsentieren. Im Kampf des Auswahlverfahrens wird auf jede Kleinigkeit geachtet. So können bereits drei Rechtschreibfehler im Anschreiben das »Aus« bedeuten. Negativ bewertet werden zum Beispiel eine Online-Bewerbung, die 5 MB umfasst, mehrere Dateien im E-Mail Anhang,

»[email protected] IST SICHER NICHT DIE RICHTIGE ADRESSE FÜR DIE BEWERBUNG.«

Ansprechpartner oder Unternehmen falsch geschrieben, unleserliche Scans der Zeugnisse, unübersichtliche Gestaltung, unvollständiger Lebenslauf, ein langes unstrukturiertes Anschreiben usw. Doch sehen Sie es einmal von der positiven Seite. Sie müssen nur auf diese »Kleinigkeiten« achten und schon können Sie einen positiven Eindruck hinterlassen und Pluspunkte im Bewerbungsmarathon sammeln. In Deutschland sind elektronisch versandte bzw. im Internet hinterlegte Bewerbungen (E-Mail, Online-Formulare) mittlerweile Standard. Trotzdem ist die Bewerbung per Post noch nicht ganz ausgestorben.

Versende ich die Bewerbungen per Post, werden alle Unterlagen in einen Klemmhefter gelegt, wobei das Anschreiben lose oben drauf liegt. Bei der Bewerbung per E-Mail ist es wichtig, alle Dokumente einschließlich Anschreiben in einem PDF zu bündeln, das möglichst 3 MB nicht überschreiten sollte. Gegebenenfalls muss man hier die Anlagen (Zeugnisse) reduzieren, um die Datenmenge nicht zu sprengen. In die E-Mail, welche den Anhang begleitet, kommt neben einem aussagekräftigen Header ein motivierter Zweizeiler, der auf den Anhang verweist.

Einschub: Ihre E-Mail Adresse sollte seriös sein. [email protected] ist sicher nicht die richtige Adresse für die Bewerbung. Ihr Motto für die grafische und textliche Gestaltung Ihrer Bewerbung sollte übersichtlich, aussagefähig und individuell sein.

Die schriftliche Bewerbung und worauf Sie achten sollten:

› Strukturiertes Anschreiben › Vollständiger Lebenslauf › Korrekte Rechtschreibung › Übersichtliche Gestaltung › Versand als PDF

› Ein bis max. zwei Dateien im E-Mail-Anhang › Max. 3 MB Datenmenge › Leserliche Scans der Zeugnisse etc.

DIE INDIVIDUELLE BEWERBUNGStatt 100 Bewerbungen an Adressen aus

dem Branchenbuch an »Sehr geehrte Damen und Herren« von Firmen, die Ihnen eigentlich kein Begriff sind, zu verschicken, sollten Sie lieber 20 Bewerbungen an ausgewählte Unternehmen schicken, deren Produkt- bzw. Dienstleistungspalette Sie kennen und bei denen Ihnen die Unternehmensstruktur bekannt ist. Diese Frage kann nur fundiert beantwortet werden, wenn Sie sich mit dem Unternehmen beschäftigt haben. Natürlich, Sie bewerben sich bei mehreren Firmen. Trotzdem sollten Sie es schaffen, jedem Unternehmen den Platz eins in den Augen der Personalverantwortlichen zu geben. Was interessiert und fasziniert Sie an gerade diesem Unternehmen: die ausgeschriebene Position, die Produktpalette, das Dienstleistungsangebot, die Unternehmensstruktur, die Unternehmens-kultur (innovative Arbeitszeitregelungen,

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20 rIchtIG BeWerBen

RAUM FÜR GESTALTUNGStellen Sie sich vor, Sie könnten einfach alles machen, was Ihnen wichtig ist. Stellen Sie sich vor, man ließe Ihren Ideen Raum.

Stellen Sie sich vor, Ihre private Planung ließe sich perfekt integrieren. Und Kollegen und Vorgesetzte würden Sie schätzen und

unterstützen.

Stellen Sie sich vor bei Unternehmen der TÜV NORD GROUP

wenn Sie einen Abschluss in einem technischen oder naturwissenschaftlichen Studium haben – oder erste Berufserfahrungen.

Wir würden Sie gern kennenlernen.

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Das könnte Ihr Platz sein

(Passbild)Dies könnteIhr Platz sein

(Passbild)

Home-Office, Work-Life-Balance oder sozi-ales Engagement, Umweltbewusstsein etc.),

»SIE SOLLTEN ES SCHAFFEN, JEDEM UNTERNEHMEN DEN PLATZ EINS IN DEN AUGEN DER PERSONALVERANTWORT- LICHEN ZU GEBEN.«

die Internationalität, die Innovation, die Marktposition, die Dynamik, das Trainee-programm, die Karriereperspektiven usw. Je mehr Informationen Sie haben, desto einfacher und fundierter können Sie argumentieren. Die erste Durchsicht der Bewerbungsunterlagen dauert nach einer Befragung bei Personal-verantwortlichen zwischen 60 Sekunden bis maximal fünf Minuten. Besonders große Firmen gehen nach einem Auswahlschema vor. Diese Schemen beinhalten Punkte wie zum Beispiel strukturierte und aussagekräftige Unterlagen, Note, Studiendauer, Alter usw. Wichtig ist bei dieser ersten Durchsicht, viele Pluspunkte zu sammeln.

Schwieriger gestaltet sich eine individuelle Bewerbung bei Bewerbungsbögen im Internet.

Hier wird häufig nach Fakten wie Note etc. beurteilt. Entsprechen Sie mit Ihrem Profil so gar nicht dem gewünschten Bewerbungsmuster, sollten Sie versuchen, individuellen Kontakt per E-Mail oder Telefon herzustellen. Denn es macht wenig Sinn einen Bewerbungsbogen auszufüllen, der nicht passt.

Wichtig: Im Internet finden Sie viele Gestaltungsbeispiele. Übernehmen Sie diese nicht blind, sondern nutzen Sie sie als Anregung für Ihre eigene persönliche Gestaltung.

DAS ANSCHREIBENDas Anschreiben sollte eine Seite nicht

überschreiten. Das erscheint schwer, da Sie gerne alle Ihre Vorzüge unterbringen möchten. Aber bedenken Sie das Sprichwort: In der Kürze liegt die Würze.

Ein Tipp: Am besten schreiben Sie alle Punkte, die Ihnen wichtig sind, auf und versuchen dann, den Text auf die richtige Länge zu kürzen. Lassen Sie ruhig Freunde oder die Familie das Anschreiben lesen, um neue Anregungen zu erhalten. Denken Sie daran, dass ins Anschreiben Ihre persönlichen Highlights im Hinblick auf das

Anforderungsprofil des Unternehmens gehören. Für Ihren gesamten, lückenlosen Werdegang ist der Lebenslauf da.

»DIE ERSTE DURCHSICHT DER BEWER-BUNGSUNTERLAGEN DAUERT NACH EINER BEFRAGUNG BEI PERSONALVER-ANTWORTLICHEN ZWISCHEN 60 SEKUN-DEN BIS MAXIMAL FÜNF MINUTEN.«

Achtung: Sollte in einer Stellenanzeige vermerkt sein, dass Sie Ihre Gehaltsvorstellungen angeben sollen, ist die Beantwortung ein Muss. Haben Sie Angst über das heikle Thema Geld zu sprechen? Man will Sie mit dieser Stressfrage testen. Womöglich ist es sogar ein Auswahlkriterium. Mit der Beantwortung der Frage legen Sie sich nicht auf Ihr zukünftiges Gehalt fest. Denn das ist vom Unternehmen im Voraus schon eingestuft worden. Das bestätigte auch die letzte Umfrage von Berufsstart.de zu diesem Thema. Das Unternehmen will Sie mit dieser Frage in eine Stresssituation versetzen, denn die meisten Absolventen haben Angst, über Geld zu reden. Sie müssen sich lediglich

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22 rIchtIG BeWerBen

informieren, was die Branche bzw. das Unternehmen Berufseinsteigern bezahlt. Bei vielen Firmen ist das kein Geheimnis. Z.B. im Internet u.a. bei Berufsstart.de oder in vielen Karrierezeitschriften können Sie sich über die aktuellen Gehaltsstrukturen informieren.

»FÜR IHREN GESAMTEN, LÜCKENLOSEN WERDEGANG IST DER LEBENSLAUF DA.«

Beispiel: Als Berufseinsteiger könnte Ihre Antwort auf die Frage lauten: Das nach meinen Informationen branchenübliche Gehalt zwischen 42.000 - 46.000 Euro pro Jahr (p.a.) kann ich mir gut vorstellen. Oder: Die von Ihrem Unternehmen im Internet angegebene Gehaltsspanne von 42.000 - 46.000 Euro liegt innerhalb meiner Vorstellungen.

Wichtig: Zurück zum Formalen: Verwenden Sie bei der Bewerbung per Post hochwertiges Papier. Grafische Elemente sollten sparsam eingesetzt werden. Bei Online-Bewerbungen sollten Sie darauf achten, dass grafische Elemente nicht auf Kosten der Übersichtlichkeit gehen. Ihr Absender sollte Telefonnummer und E-Mail-

Adresse beinhalten, denn die Unternehmen schreiben nur noch selten Briefe.

Ein Tipp: Sie werden nach einer positiven Bewertung Ihrer Unterlagen meist telefonisch kontaktiert. Sollten Sie über einen Anrufbeantworter oder Mailbox verfügen, versehen Sie diese mit einem »seriösen« Spruch, um den Anrufer nicht zu irritieren. Personaler sind eher konservativ.

Beim Anschreiben gilt: Stark beginnen, schwach schließen. Denn manche Firmen-vertreter lesen nur die ersten zwei Absätze. Sie müssen also schnell überzeugen. Eine langatmige Einleitung zum tollen Unternehmen oder uninteressante Formalitäten kann das Aus bedeuten. Fallen Sie mit der Tür ins Haus. Beginnen Sie mit Ihrer Motivation oder mit relevanten Kompetenzen.

Wichtig: Versuchen Sie, Ihre positiven Eigenschaften zu belegen. Eine reine Aufzäh-lung – Ich bin flexibel, mobil und teamorientiert – sagt wenig aus.

Beispiel: »Mobilität zeichnet mein Leben schon seit frühester Kindheit aus, da ich mich durch häufige Umzüge ständig mit neuen

Städten konfrontiert sah und gelernt habe, mich immer wieder in neue Umgebungen einzuleben. Auch in meiner beruflichen Zukunft möchte ich diese mittlerweile liebgewonnene und reizvolle Lebensweise fortsetzen. Hierbei interessiert mich besonders das in Ihrer Anzeige angesprochene Tätigkeitsfeld im gesamten europäischen Ausland.« Oder: »Meine Teamfähigkeit konnte ich schon in den vielen Seminaren an der Hochschule unter Beweis stellen. Besonders möchte ich meine mit Prädikat abgeschlossene Arbeit über ... bei Professor X hervorheben, die entscheidend für

»BEIM ANSCHREIBEN GILT: STARK BE-GINNEN, SCHWACH SCHLIESSEN. DENN MANCHE FIRMENVERTRETER LESEN NUR DIE ERSTEN ZWEI ABSÄTZE. SIE MÜSSEN ALSO SCHNELL ÜBERZEUGEN.«

meinen angestrebten Berufseinstieg wurde.« Im letzten Absatz Ihres Anschreibens können Sie, falls gefordert, die Stressfrage Gehalt abklären oder das mögliche Einstiegsdatum benennen und zum Ausdruck bringen, dass Sie sich über

23rIchtIG BeWerBen

ein persönliches Gespräch sehr freuen würden. »Freundliche Grüße« und Ihre Unterschrift (je nachdem, wie Sie es verschicken handschriftlich oder eingescannt) beschließen das Anschreiben.

Wichtig: Bei der Online-Bewerbung sollte die gesamte Bewerbung möglichst in einem PDF gespeichert werden. Das PDF hat sich als Dateiformat durchgesetzt. Andere Dateiformate sollten Sie nur nach vorheriger Absprache versenden.

Anschreiben: Was gehört hinein?Formal:

› Adresse und Absender › Datum › Betreffzeile › Anrede › Abschliessender Gruss › Unterschrift bei Papierbewerbung

Inhaltlich: › Wo haben Sie die Stelle gefunden? › Wo stehen Sie gerade? › Welche fachlichen Anforderungen der

Stelle erfüllen Sie besonders gut?

(Begründung, Beispiele) › Welche persönlichen Qualifikationen er-

füllen Sie besonders gut? (Begründung, Beispiele)

› Welche relevanten Zusatzqualifikationen bringen Sie darüber hinaus mit?

› Organisatorisches › Gehaltsvorstellungen nur wenn danach

gefragt wird Anschreiben:

Worauf Sie achten sollten? › Max- 1 Seite Länge › Absätze nutzen › Keine Rechtschreibfehler › Kurze aussagekräftige Sätze › Begründungen › Beispielhaft formulieren

DAS LICHTBILDMittlerweile gewöhnen sich die Unternehmen

an Bewerbungen ohne Lichtbild. Trotzdem kann es immer noch als positiver Verstärker gesehen werden. Es ist ein Auswahlmedium, bei dem Sie auf den Sympathiefaktor setzen können. Beim Lichtbild sollten Sie folgende Punkte beachten:

Bilder aus dem Automaten oder Urlaub dürfen nicht verwendet werden. »Businesslook« ist angesagt. Das Bild, egal ob farbig oder schwarzweiß, sollte über Ausstrahlung verfügen. Denken Sie an Ihre Verkaufsargumente. Versuchen Sie, Ihre Motivation, Ihre Dynamik, Ihre Lern- und Leistungsbereitschaft, Ihre Kreativität und Ihre positive Einstellung in dieses Bild hineinzulegen. Mit der korrekten Kleidung signalisieren Sie, dass Sie das Unternehmen nach außen hin repräsentieren können und wollen. Gescante Bewerbungsfotos werden auch bei der Papierbewerbung akzeptiert. Wird die Bewerbung online verschickt, sollte die Qualität des Bildes so sein, dass auch beim Ausdrucken Qualität erreicht wird. Denn häufiger als gedacht, wird die online verschickte Bewerbung im Unternehmen ausgedruckt.

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24 rIchtIG BeWerBen

Lichtbild: Worauf Sie achten sollten › Aktuelles Bild vom Profi › Businesslook › Ausstrahlung › Natürlicher Gesichtsausdruck

DIE BEWERBUNGSMAPPE MIT GESTALTETEM DECKBLATTWenn Sie Ihrer Bewerbungsmappe zum

Sprung aus dem grauen Einerlei verhelfen wollen, gestalten Sie noch ein Deckblatt zusammen mit Ihrem Lichtbild. Dieses Deckblatt könnte die erste Seite sein, die beim Öffnen des PDF erscheint. Ein sympathisches Gesicht stimmt positiv. Auf einem gestalteten Deckblatt haben Sie die Möglichkeit, Ihr Bild in einem größeren Format zu präsentieren oder statt des Hochformates ein quadratisches oder gar ein Querformat zu wählen. Wenn Sie etwas aus dem Rahmen fallen, kann das den Aufmerksamkeitswert erhöhen. Das Deckblatt kann neben Bild und Kontaktdaten auch noch ein Kurzprofil mit dem Motto »Meine Kernkompetenzen« oder »Ich biete Ihnen« enthalten. Hier können Sie in Stichpunkten

relevante Fachkenntnisse, Soft Skills und Erfahrungen listen. Es sollten circa sechs Punkte sein, also nicht lückenlose Informationen bieten, sondern neugierig machen.

Achtung: Dosieren Sie grafische Elemente richtig. »Klasse statt Masse« ist gefragt.

DER LEBENSLAUFDoch nun zum Herz Ihrer Bewerbungsmappe,

dem Lebenslauf. Ihm gilt mittlerweile die größte Aufmerksamkeit. Mit dem Lebenslauf soll das Unternehmen »lückenlos« alle Informationen über Ihren Werdegang erhalten. Wichtig ist, dass Sie hier alle Informationen in Stichpunkten erwähnen. Die Anlagen (Zeugnis etc.) werden immer weniger, in der ersten Durchsicht manchmal gar nicht, durchgeschaut. Deshalb ist es wichtig, zu Praktika oder Studium im Lebenslauf ausreichend Informationen zu geben. Der Lebenslauf wird in der Regel tabellarisch angeordnet. Er sollte übersichtlich chronologisch oder reverse chronologisch aufgebaut sein. Auch unterliegt der Lebenslauf keiner Längenbeschränkung. In der Regel dürfte er circa zwei bis drei Seiten lang sein. Lücken von

mehr als drei Monaten sind im Lebenslauf nicht erlaubt. Spätestens im Vorstellungsgespräch werden Lücken 100-prozentig angesprochen. Der chronologische Lebenslauf beginnt mit den

»MIT DEM LEBENSLAUF SOLL DAS UNTERNEHMEN ›LÜCKENLOS‹ ALLE INFORMATIONEN ÜBER IHREN WERDEGANG ERHALTEN.«

Daten zu Ihrer Person und geht dann über die Schulausbildung usw. bis zum Studienabschluss. Reverse chronologisch beginnen Sie mit dem Studium oder der Berufserfahrung und gehen dann zurück bis zur Schule. Im Anschluss folgen die weiteren Qualifikationen sowie Engagement und/oder Interessen. Ordnen Sie die einzelnen Daten in Rubriken wie zum Beispiel Studium, Praktika, Weiterbildung usw. Auch wenn sich dadurch zeitliche Überschneidungen ergeben, ist eine solche Einteilung übersichtlich und er-möglicht dem Leser, problemlos zum Beispiel Ihre praktische Erfahrung herauszulesen. Inhaltlich sollte Ihr Lebenslauf auch ohne langes Blättern in Ihren Zeugnissen und Praktikumsnachweisen

25rIchtIG BeWerBen

ein ausführliches Bild von Ihren Leistungen vermitteln. Also sollten Sie auch Informationen zum Studieninhalt sowie Tätigkeits- und Verantwortungsbereich der Praktika nennen.

»INHALTLICH SOLLTE IHR LEBENSLAUF AUCH OHNE LANGES BLÄTTERN IN IHREN ZEUGNISSEN UND PRAKTIKUMSNACH-WEISEN EIN AUSFÜHRLICHES BILD VON IHREN LEISTUNGEN VERMITTELN.«

Beispiel: 02.2014 - 04.2014 – Praktikum bei der Musterfirma, Abteilung xy, Bearbeitung

des Projektes z.B. im sechsköpfigen Team. Aufgabenbereich: Als rechte Hand des Projekt-leiters, Organisation, Vor- und Nachbereitung der Meetings sowie Erarbeitung und Versand von Infomaterial an teamübergreifende Projekt-gruppen.

Vergessen Sie auch nicht Ihre »Jobs«, die Sie zur Finanzierung Ihres Studiums nebenbei getätigt haben. Sie werden von vielen Firmenvertretern gerne gesehen. Viele Soft Skills wie zum Beispiel Leistungsbereitschaft, Teamfähigkeit, soziale Kompetenz, Kontakt-fähigkeit, Schlagfertigkeit, Rhetorik usw. können Sie damit gut belegen. Unter einer Rubrik »Studienbegleitende Nebentätigkeiten« könnten Sie diese auflisten. Bei Ihren weiteren Kenntnissen, wie zum Beispiel Fremdsprachen oder EDV-Kenntnisse, sollten Sie auf alle Fälle den Leistungsstand angeben.

Beispiel: Ihre Englischkenntnisse: fließend in Wort und Schrift oder verhandlungssicher oder Schulstandard. Seien Sie ehrlich mit Ihrem Leistungsstand. Es ist peinlich, wenn Ihr Vorstellungsgespräch in englischer Sprache geführt werden soll und »fließend« sich

dann als »holprig« herausstellt. Mittlerweile können Sie Sprachkenntnisse auch gerne über die Bezeichnungen des Europäischen Referenzrahmens für Sprachen einschätzen.

»ES IST PEINLICH, WENN IHR VOR-STELLUNGSGESPRÄCH IN ENGLISCHER SPRACHE GEFÜHRT WERDEN SOLL UND ›FLIESSEND‹ SICH DANN ALS »HOLPRIG« HERAUSSTELLT.«

Bei Ihren EDV-Kenntnissen sollten Sie nicht nur fachspezifische Kenntnisse angeben, sondern auch die allgemeinen Anwenderprogramme wie Windows-Office etc. In der Tabelle zum Lebenslauf sind als letzter Punkt die privaten Interessen genannt. Diese Angabe ist freiwillig. Aber wie mir ein Personalverantwortlicher sagte: »Die Hobbys sind für uns sehr wichtig, da wir bestrebt sind, das ganze Individuum kennen zu lernen«. Ihre Hobbys sagen viel über Ihre Person aus. Sind Sie sportlich oder eine Leseratte, interessiert an Kultur oder künstlerisch begabt, sind Sie in Ihrer Freizeit gerne mit anderen Menschen beisammen oder bevorzugen Sie die Einsamkeit?

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26 rIchtIG BeWerBen

Lebenslauf – Was gehört hinein? › 1. Persönliche Daten (siehe AGG) › 2. Ausbildung (Studium, Ausbildung, Schule) › 3. Praktische Erfahrungen › 4. Nebentätigkeiten › 5. Sprachkenntnisse › 6. EDV-Kenntnisse

Mögliche Extrapunkte: › Projekte & Seminare › Ehrenamt › Weiterbildung › Stipendien › Veröffentlichungen › Private Interessen

Lebenslauf – Worauf Sie achten sollten? › Max. 3 Seiten › Keine Rechtschreibfehler › Übersichtliche Struktur (Absätze, Fett-

druck, ...) › Stichpunkte, keine ganzen Sätze › Details (Abschlüsse, Schwerpunkte, Tätig-

keiten,...) › Keine Lücken über 3 Monate

DAS MOTIVATIONSSCHREIBENEin Motivationsschreiben oder dritte Seite,

wie es auch genannt wird, ist nicht unbedingt Bestandteil der Bewerbung. Es gibt Unternehmen, die legen auf diese dritte Seite wert. In diesem Fall ist es in der Stellenausschreibung vermerkt. Sie können ein Motivationsschreiben aber auch von

»IN EINEM MOTIVATIONSSCHREIBEN SOLLTEN SIE NEUE ASPEKTE BELEUCH-TEN UND NICHT ETWAS WIEDERHOLEN, WAS BEREITS IM ANSCHREIBEN VERMERKT WURDE.«

sich aus beifügen, wenn Sie das Gefühl haben, dass mit Anschreiben und Lebenslauf Aspekte Ihrer Motivation auf die ausgeschrieben Stelle oder den Bereich, für den Sie sich bewerben wollen, noch nicht hinreichend Platz gefunden haben. Ein Motivationsschreiben sollte maximal eine Seite lang sein, kann aber auch gerne nur zwei bis drei aussagekräftige Sätze umfassen. Es wird mit dem eigenen Namen und Adresse versehen und startet gerne mit einer markigen Überschrift »Was Sie noch über mich wissen

sollten« oder »Meine Kernkompetenzen für den Aufgabenbereich…«.

Unternehmen, die auf ein Motivations-schreiben Wert legen, möchten Sie damit zwingen, sich über Ihre eigene Motivation und auch Ihre Ziele bzw. Visionen Gedanken zu machen. Man kann ein Motivationsschreiben in diesem Fall auch mit einer längeren Variante des »Objective« im amerikanischen »Resume« vergleichen.

Wichtig: In einem Motivationsschreiben sollten Sie neue Aspekte beleuchten und nicht etwas wiederholen, was bereits im Anschreiben vermerkt wurde. Somit macht das Motivationsschreiben als freiwilliger Zusatz nur Sinn, wenn etwas Neues darin steht.

DIE ANLAGENAnschreiben und Lebenslauf sind erfasst und

gelayoutet. Zur kompletten Bewerbungsmappe fehlen Ihnen jetzt noch Ihre Anlagen. Dazu gehören Ihre Zeugnisse in Kopien. Diese Kopien müssen nicht beglaubigt werden, außer Sie bewerben sich im Öffentlichen Dienst. Wichtig ist, dass alle Kopien bzw. Scans sauber und

27rIchtIG BeWerBen

ordentlich sind. Der erste Eindruck zählt. Ist in der Stellenanzeige nichts anderes vermerkt, legen Sie als Bachelorabsolvent alle Zeugnisse bis zum Abiturzeugnis bei. Als Masterabsolvent können Sie auf das Abiturzeugnis verzichten. Sollten Sie Zeugnisse in Fremdsprachen haben, müssen Sie diese nur übersetzen, wenn es sich um eine im Unternehmen nicht gängige Sprache handelt. Wenn das Unternehmen im Anforderungsprofil zum Beispiel Englisch und Französisch voraussetzt, können Sie Zeugnisse in dieser Sprache auf alle Fälle ohne Übersetzung beilegen. Wenn Ihre Zeugnisse oder Praktikanachweise übersetzt werden sollen und Sie diese Fremdsprache fließend beherrschen, dann können Sie die Unterlagen erst einmal selbst übersetzen. Übersetzungsbüros sind teuer, diese Investition sollte gründlich überlegt sein.

Einschub: Generell werden Ihre Unterlagen, sei es Lebenslauf oder übersetzte Zeugnisse, als echt und wahrheitsgemäß angesehen. Das Sprichwort: »Lügen haben kurze Beine« würde sich spätestens beim Vorstellungsgespräch, wenn Sie auf Herz und Nieren geprüft werden, als richtig erweisen. Unliebsame

Lücken im Lebenslauf oder eine nicht so gute Beurteilung beim Praktikum sind ärgerlich, aber Sie sollten dazu stehen. Es gibt immer eine plausible Erklärung. Achten Sie darauf, dass Ihre Praktikums- und Arbeitsnachweise aussagefähig sind. Ein Schreiben mit dem Inhalt: »Frau Müller hat vom 17.07.13 bis zum 31.09.13 bei uns als Praktikantin gearbeitet« sagt im Grunde genommen nichts aus.

»UNLIEBSAME LÜCKEN IM LEBENS- LAUF ODER EINE NICHT SO GUTE BEURTEILUNG BEIM PRAKTIKUM SIND ÄRGERLICH, ABER SIE SOLLTEN DAZU STEHEN.«

Ein Tipp: Im Nachhinein ist es oft schwer, einen aussagefähigen Praktikanachweis zu be- kommen. Wenn Ihnen noch Praktika bevor- stehen, bemühen Sie sich also um aussagefähige Nachweise. Sie sind für Ihre spätere Bewerbung von unschätzbarem Wert. Interessant ist, wenn Sie Ihrer Bewerbungsmappe eine Referenzadresse beilegen können. Sollte aus beruflichen Tätigkeiten während des Studiums

ein Arbeitgeber positiv Auskunft über Sie geben können und wollen, dann geben Sie diese Adresse inklusive Telefonnummer und E-Mail Adresse nach Absprache mit dem Betroffenen auf alle Fälle an. Alle Unterlagen liegen jetzt sauber ausgedruckt bzw. kopiert vor Ihnen bzw. alle Unterlagen sind gescant bzw. ansprechend layoutet. Jetzt geht es darum, diese auch entsprechend zu präsentieren.

Postversand: Das Anschreiben wird Ihren Bewerbungsunterlagen lose beigefügt. Es übernimmt die Rolle des Geschäftsbriefes. Ihre Bewerbungsmappe ist die Anlage dazu. Haben Sie Ihre Bewerbungsmappe mit einem Deckblatt inklusive Inhaltsangabe versehen, sollten Sie darauf achten, dass alle Unterlagen, wie im Inhaltsverzeichnis angegeben, in der Mappe sortiert erscheinen. Prüfen Sie, ob auf allen Unterlagen Ihr Name vermerkt ist, falls die Unterlagen auseinander sortiert werden. Alle Blätter sollten in einen Klemmhefter Ihrer Wahl eingelegt werden. In diesem Punkt ist ganz besonders Ihre persönliche Kreativität gefragt. Wählen Sie Plastik oder Pappe? In Knallfarben oder eher in gedeckten Tönen? Alle diese

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persönlichen Entscheidungen sagen etwas über Ihr Naturell aus. Immer wichtig ist der grafisch logische und übersichtliche Aufbau.

Bei kreativen Studienzweigen wird die Gestaltung der Bewerbungsmappe allerdings bewertet. Um lästige Knicke durch den Versand der Unterlagen zu vermeiden, sollten Sie einen festen Umschlag wählen. Er sollte auch groß genug sein, um die Mappe nicht quetschen zu müssen. Achten Sie beim Versand unbedingt auf genügend Porto. Kein Unternehmen bezahlt Nachporto! Bewerben Sie sich auf eine Stellenanzeige in der Tageszeitung, können Sie die Unterlagen ein bis zwei Wochen nach Schaltung der Anzeige zusenden. Die meisten Unternehmen schicken Ihnen nach Erhalt der Sendung eine Empfangsbestätigung. Zumeist einen Zweizeiler, in dem Ihnen der Erhalt bestätigt und eventuell

»BEI KREATIVEN STUDIENZWEIGEN WIRD DIE GESTALTUNG DER BEWERBUNGS-MAPPE ALLERDINGS BEWERTET.«

auch der Prüfungszeitraum genannt wird. Sollten Sie keinen Brief, E-Mail oder Anruf

erhalten, können Sie getrost nach spätestens 8 Tagen beim Unternehmen freundlich anfragen, ob Ihre Unterlagen angekommen sind und wann mit einer Prüfung bzw. Entscheidung gerechnet werden kann. Zeigen Sie auch hier Eigen-initiative. Sie werden mehrere Bewerbungen verschicken, schon alleine darum müssen Sie planen können. Vielleicht haben Sie auch schon eine Einladung zum Vorstellungsgespräch in der Tasche, möchten aber trotzdem die Entscheidung des zweiten Unternehmens rechtzeitig erfahren, um entsprechend agieren zu können.

»WICHTIG IST, DASS MAN SICH BEIM ONLINE-VERSAND AUF WENIGE WICHTIGE ZEUGNISSE BESCHRÄNKT. KEIN UNTER-NEHMENSVERTRETER SCROLLT SICH DURCH 20 SEITEN.«

Versand per E-Mail: Wichtig ist hier in Erfahrung zu bringen, in welchem Dateiformat das Unternehmen die Daten wünscht. Als Standard durchgesetzt, auch wegen der geringen Datenintensität, hat sich das PDF. Es ermöglicht eine ansprechende Gestaltung.

Es sollten sich alle Dokumente in einer Datei befinden. Beginnend mit dem Deckblatt oder Anschreiben folgt der Lebenslauf, eine Übersicht der Anlagen, gefolgt von den Zeugnissen etc. Wichtig ist, dass man sich beim Online-Versand auf wenige wichtige Zeugnisse beschränkt. Kein Unternehmensvertreter scrollt sich durch 20 Seiten. Wichtig ist auch, dass die Dokumente so eingescannt werden, dass sie zwar möglichst nicht so datenintensiv, aber auch lesbar sind.

Anlagen – Worauf Sie achten sollten? › Lesbare Scans bzw. Kopien › Das Wichtigste auswählen › Die Anlagen sollen das Gesamtbild sinnvoll

unterstützen.

DAS VORSTELLUNGSGESPRÄCHMit dem Versand der schriftlichen

Bewerbungsunterlagen ist Ihre Arbeit zunächst erledigt. Jetzt beginnt für Sie die Zeit des Wartens und Hoffens. Im Falle einer Einladung, z.B. Dienstag, dem 22. Mai 2014 um 8 Uhr nach München, können Sie sich freuen. Die erste Hürde ist geschafft. Als erstes sollten Sie den Termin bestätigen. Dies geschieht in der

29rIchtIG BeWerBen

Regel telefonisch und sollte unverzüglich nach Erhalt der Einladung erfolgen. Sie studieren allerdings z.B. in Hamburg und sollen Dienstag früh in München erscheinen! Das bedeutet, um ausgeschlafen und gut gerüstet in das Vorstellungsgespräch zu gehen, müssen Sie einen Tag zuvor anreisen. Damit sind wir beim Thema Fahrtkosten. Die Fahrtkosten zum Vorstellungstermin werden Ihnen vom Unternehmen in der Regel erstattet. Leider gibt

es schwarze Schafe, die diese Regelung außer Acht lassen. Handelt es sich, wie bei dem von mir gewählten Beispiel um eine längere Anreise mit Übernachtung, sollten Sie die Frage der Erstattung von sich aus ansprechen, denn die Kosten für die Übernachtung zum Beispiel werden nicht automatisch übernommen. Um unliebsame Überraschungen zu vermeiden, sollten Sie das Thema bei der Bestätigung des Termins klären. Bei kürzeren Anfahrten und damit geringeren

Auslagen für Bus, Bahn oder Auto können Sie diese Angelegenheit entweder am Tag des Vorstellungsgespräches oder auch zu einem späteren Zeitpunkt regeln. Bis zu dem Tag Ihres Vorstellungsgespräches gibt es für Sie noch eine Menge zu tun. Ihr Fachwissen und Ihre weiteren Zusatzqualifikationen haben die Zustimmung der Personal- und Fachabteilung gefunden. Jetzt geht es darum, ob Ihre Persönlichkeit in das Unternehmen und in das Team passt. Entspricht Ihr Profil aus der schriftlichen Bewerbung dem Bild, welches man sich im Unternehmen aus Ihren Unterlagen gemacht hat? Um wohl gerüstet in das Vorstellungsgespräch zu gehen, müssen Sie sich wieder vorbereiten.

DIE VORBEREITUNG ZUM VORSTELLUNGSGESPRÄCHWaren Informationen zum Unternehmen bei

der schriftlichen Bewerbung wünschenswert, so sind sie zum Vorstellungsgespräch Pflicht. Studieren Sie die Unternehmenswebseiten und googeln Sie das Unternehmen, um sich breiter über das Unternehmen zu informieren und even-tuell auch kritische Fragen stellen zu können.

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30 rIchtIG BeWerBen

Falls Sie wenig im Internet finden, können Sie um die Zusendung von Informationsmaterial bitten.

Beispiel: »Mit welchen Mitteln würden Sie eine Marketingstrategie für das Produkt xy im osteuropäischen Raum starten?« Wenn Ihnen das Produkt ein Begriff ist und Sie auch wissen, dass das Unternehmen im osteuropäischen Raum mit drei Standorten vertreten ist, sammeln Sie Pluspunkte, erscheinen interessiert und beschlagen.

»NICHT NUR DAS UNTERNEHMEN STELLT IHNEN FRAGEN, SONDERN AUCH SIE SOLLTEN FRAGEN ZUM VORSTELLUNGS-GESPRÄCH PARAT HABEN.«

Ein weiterer, wichtiger Punkt Ihrer Vorbereitung ist der Vortrag zu Ihrer Person. Zum Vorstellungsgespräch sollten Sie fähig sein, bis zu fünf Minuten anschaulich und interessant über sich zu reden. Wichtig ist, dass Sie nicht chronologisch Ihren Lebenslauf herunterbeten, sondern mit den »Highlights«, Ihren persönlichen und fachlichen Vorzügen beginnen. Wie viel Zeit Sie letztendlich für

diesen Vortrag haben, wissen Sie nie genau. Beim Assessment-Center (AC) ist dieser Zeitraum minuziös festgelegt. Sie müssen sich z.B. exakt zwei Minuten vorstellen, nicht weniger und nicht mehr. Greifen Sie auf Ihre Selbsteinschätzung zurück, um einen spannenden Vortrag zu Ihrer Person zu gestalten.

Nicht nur das Unternehmen stellt Ihnen Fragen, sondern auch Sie sollten Fragen zum Vorstellungsgespräch parat haben. Diese werden Sie natürlich je nach Gesprächsverlauf dosieren. Keine Fragen zu haben, bedeutet auf jeden Fall einen Minuspunkt. Mögliche Fragen sind: Welche Aufgaben liegen in meiner Verantwortung? Wie erfolgt meine Einarbeitung? Wer arbeitet mich ein? Habe ich einen Mentor? Wie ist die Abteilung aufgebaut, in der Sie arbeiten würden? Sind Sie der einzige Akademiker? Ist Ihr Vorgesetzter oder Betreuer auch wie Sie Ingenieur, Wirtschaftswissenschaftler...? Wie sehen die Stationen Ihres Traineeprogrammes im Detail aus? Welche Weiterbildungsmaßnahmen bietet Ihnen das Unternehmen? In welchem Zeitraum ist diese Weiterbildung geplant? Wann startet der im Stellenangebot angekündigte Auslands-

einsatz? Wie steht es mit Ihren Aufstiegschancen? Hat man Ihnen Ihren Arbeitsplatz gezeigt? Wenn nicht, dann sollten Sie darum bitten. Beobachten Sie die Unternehmensvertreter untereinander. Wie ist der Umgangston? Wie verfährt der Vorgesetzte mit seinem Team? Wie werden Sie behandelt?

Ein Tipp: Berufsstart.de veröffentlicht jedes Frühjahr das praktische Handbuch »Unternehmen stellen sich vor«. Mit seiner Hilfe können Sie sich über die Geschichte und aktuelle Entwicklung von zahlreichen Unternehmen verschiedener Größen und Branchen informieren. Im Internet gibt es auch Bewertungsportale wie kununu.com, in denen Mitarbeiter Auskunft über Unternehmen geben.

Kritische und persönliche Fragen sind im Zuge der Veränderungen durch das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG) weniger zu erwarten, da die Unternehmen zukünftig alle Fragen vermeiden müssen, die zu persönlich sind und die Fragestellung eine Mitarbeitergruppe ausschließen könnte. So darf die Frage nach der Familienplanung, die meist Frauen betraf, nicht mehr gestellt werden. Das gilt auch für

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Fragen nach der Weltanschauung, Religion etc.. Sollte der Bewerber bei einer Absage Indizien haben, dass er nicht aufgrund seiner fachlichen Qualifikation abgelehnt wurde, sondern aus Gründen, die im AGG verankert sind, könnte er klagen. Um sich hier abzusichern, werden

»DA SICH SOFT SKILLS AUCH GUT MIT HOBBYS ODER PRIVATEM ENGAGEMENT AUSDRÜCKEN LASSEN, SOLLTEN SIE VON SICH AUS ABWÄGEN, WELCHE INFORMA-TIONEN SIE GEBEN.«

Sie in Vorstellungsgesprächen immer mit zwei Mitarbeitern des Unternehmens konfrontiert sein und die Gespräche werden protokolliert. Vorteil ist, dass sich die Gespräche vornehmlich mit der fachlichen Eignung des Bewerbers beschäftigen. Hierzu gehören aber auch Fragen zu den für die Tätigkeit wichtigen Soft Skills. Da sich Soft Skills auch gut mit Hobbys oder privatem Engagement ausdrücken lassen, sollten Sie von sich aus abwägen, welche Informationen Sie geben. Hobbys können ja auch schon im Lebenslauf erwähnt werden.

Achtung: Eine Frage sollten Sie dem Unternehmen auf alle Fälle überlassen: das Gehalt. Die Gehaltsfrage kann, wie schon besprochen, in der schriftlichen Bewerbung auftauchen, besonders dann, wenn Sie sich auf eine Anzeige bewerben, in der Berufserfahrung erwünscht ist. Manche Unternehmen stellen die Frage nach dem Gehalt, wie schon gesagt, gerne als Stressfrage auch im Vorstellungsgespräch. Die Frage nach Ihren Gehaltswünschen bedeutet also nicht unbedingt, dass Sie schon kurz vor der Einstellung stehen, sondern kann wiederum nur ein Test sein. Ihre Antwort sollte wie in der schriftlichen Bewerbung nur eine Gehaltsspanne sein. Informieren Sie sich! Die eigentlichen Gehaltsverhandlungen beginnen erst, nachdem das Unternehmen Ihnen signalisiert hat, dass es an Ihnen ernstlich als Mitarbeiter interessiert ist.

Vorstellungsgespräch: Worauf Sie achten sollten?

› Fundierte Recherche zum Unternehmen › Eigene Präsentation üben › Fragen vorbereiten › Unklarheiten im Vorfeld klären:

Was erwartet mich…?

› Businesslook › Knigge › Planung der Anfahrt

DAS ASSESSMENT-CENTERUnternehmen laden immer häufiger nicht

zum klassischen Vorstellungsgespräch, sondern zum Assessment-Center (AC) ein. Ein AC oder Gruppenauswahlverfahren bedeutet für Sie nicht zwei Stunden Einzelgespräch mit Personal- und Fachabteilung, sondern ein bis zwei Tage Diskussionen, Vorträge, Problemstellungen im Team zu lösen, Aufgaben eines aktiven Büroall-tags alleine und in Gruppen zu bewältigen. Zu

»HANDELN SIE IHRER PERSÖNLICH- KEIT ENTSPRECHEND UND AUCH EIN BISSCHEN AUS DEM BAUCH HERAUS.«

einem Assessment-Center werden bis zu 12 Kandidaten eingeladen, die sich eventuell auch für unterschiedliche Positionen beworben haben. Psychologen und Firmenvertreter erarbeiten ein auf das Unternehmen abgestimmtes AC-Programm. Sie werden dabei von einem

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32 rIchtIG BeWerBen

Beobachterteam unter die Lupe genommen. Diese Beobachter kennen Ihre Bewerbung nicht und gehen deshalb neutral an Ihre Person heran. Zum Thema AC gibt es eine Menge Literatur, die Ihnen nützliche Tipps vermittelt. Sehen Sie die Rat- und Vorschläge in diesen Büchern nicht zu engstirnig. Handeln Sie Ihrer Persönlichkeit ent-sprechend und auch ein bisschen aus dem Bauch

»BEDENKEN SIE, DASS SIE BEI GROSSEN UNTERNEHMEN ZEIT BENÖTIGEN, BIS SIE VOR DEM PERSONALBÜRO STEHEN.«

heraus. Standardübungen im AC sind Diskussionsrunden zu gesellschaftspolitischen Themen (es empfiehlt sich also, auf dem Laufenden zu sein). Oder Sie müssen Vorträge innerhalb kürzester Zeit erarbeiten und halten. Dabei geht es weniger um das Thema, sondern darum, wie Sie das Thema angehen. In Rollenspielen mit anderen Teilnehmern müssen Sie zum Beispiel ein Verkaufsgespräch führen oder als Abteilungsleiter einen dem Alkohol verfallenen Mitarbeiter Ihres Teams zur Rede stellen. Wiederum ist das »Wie« gefragt. Eine

Aufgabe, die Sie alleine lösen müssen, ist der Postkorb: Sie kehren nach einer Geschäftsreise an Ihren Arbeitsplatz zurück und sollen nach 30 Minuten diesen schon wieder zu der nächsten Reise verlassen. Ein riesiger Berg unerledigter Post ziert Ihren Schreibtisch. Ihre Aufgabe ist es zu entscheiden, welche Dinge Sie selbst erledigen müssen, welche Sie delegieren können und welche zunächst unerledigt bleiben könnten.

Ein Tipp: Auch wenn man Ihnen signalisiert, dass das Unternehmen nach dem AC nicht an Ihnen interessiert ist, sollten Sie auf ein ausführliches Feedback und einer

Begründung bestehen. Es kann für Ihr weiteres Bewerbungsverfahren sehr interessant sein zu erfahren, wie neutrale Beobachter Ihre Person beurteilen.

AM TAG DES VORSTELLUNGS- GESPRÄCHESFür den Tag des Vorstellungsgespräches

sollten Sie sich einen Zeitplan aufstellen. Rechnen Sie auf alle Fälle genügend Zeit für die Anfahrt ein. Kalkulieren Sie Stau oder Zugverspätungen ein. Zuspätkommen ist ein absolutes Tabu. Bedenken Sie, dass Sie bei großen Unternehmen Zeit benötigen, bis Sie vor dem Personalbüro stehen. Es ist daher besser, fünf Minuten zu früh als eine Minute zu spät da zu sein. Beim Vorstellungsgespräch gilt Business Look. Auch schadet ein Blick in den »Knigge« nichts, denn die Unternehmen achten wieder verstärkt auf Benimmregeln. Die Rekrutierung von Personal ist für ein Unternehmen eine wichtige und teure Investition. Fehler möchte man hier vermeiden. Der erste Eindruck, den Sie in der Begrüßungsphase hinterlassen, ist oftmals der Entscheidende.

33rIchtIG BeWerBen

Entsprechen Sie den Erwartungen, die Ihre schriftliche Bewerbung hinterlassen hat? Passen Sie ins Unternehmen? Ist für den Personal- und Fachabteilungsleiter die lange Suche nach dem richtigen Kandidaten nun endlich vorbei? Nach der Begrüßungsphase befragt man Sie nach einer kurzen Firmen-präsentation zu Ihrer Person, Ihren fachlichen und persönlichen Kenntnissen. Man hakt quasi Ihren Lebenslauf mit Ihnen ab. »Erzählen Sie doch einmal etwas über sich?« ist eine beliebte Einladung für den Vortrag zu Ihrer Person.

Legen Sie darauf Wert, dass man Ihnen Ihre zukünftige Arbeitsposition und Ihr Aufgabengebiet klar aufzeigt. Hier können Sie auch mit Fragen Ihrerseits ansetzen. Bis Sie mit einer eventuellen Zusage rechnen können, werden Sie wohl zwei Gesprächstermine haben. Das erste Gespräch dient dem ersten Kennenlernen. Hat man Sie dann in die enge Auswahl gezogen, wird man in konkrete Verhandlungen mit Ihnen treten, in denen dann auch zum Beispiel der Punkt des Gehalts oder weiterer Zusätze besprochen wird. Wie schon bemerkt, ist Ihre Persönlichkeit gefragt.

Also werden die Unternehmensvertreter versuchen, Persönliches von Ihnen zu erfahren. Da die familiären Hintergründe eigentlich nicht abgefragt werden dürfen und sich diese Tatsache durch das AGG noch verschärft hat, können Sie hier auch einmal flunkern, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen.

»LEGEN SIE DARAUF WERT, DASS MAN IHNEN IHRE ZUKÜNFTIGE ARBEITSPOSI-TION UND IHR AUFGABENGEBIET KLAR AUFZEIGT.«

Beispiel: Sie haben sich nach München beworben, weil Ihr/e Lebenspartner/in dort lebt. München oder Bayern empfinden Sie persönlich eigentlich als nicht so erstrebenswert. Das sollten Sie aber auf keinen Fall erwähnen, da das Unternehmen davon ausgeht, dass Sie München sofort wieder verlassen würden, falls Sie sich von Ihrem Freund/Ihrer Freundin trennen. Die Frage nach der Familienplanung dürfte durch das AGG endlich ad acta gelegt werden. Sollten Sie mit dieser Frage trotzdem konfrontiert werden, können Sie getrost ohne

mit der Wimper zu zucken, die karrierebewusste Frau an den Tag legen. Denn hätten Sie all die Jahre studiert, um dann den Kinderwagen durch die Gegend zu schieben? Oder Sie verweisen darauf, dass Sie diese Frage eigentlich nicht beantworten müssen. Leider dürfen Sie bei der Verabschiedung nach gestressten zwei Stunden nicht fragen: »Und, wie war ich?« Sie müssen sich wieder in Geduld üben, bis das Unternehmen Ihnen die Entscheidung mitteilt.

Aber auch hier gilt: wenn ein vereinbarter Termin überschritten wird, sollten Sie Eigeninitiative zeigen und anrufen. Bekommen Sie eine Absage, hat es zukünftig wenig Sinn anzurufen und nach dem Grund zu fragen. Denn hier wird sich ein Unternehmen aufgrund der neuen Regelungen durch das AGG kaum noch aus dem Fenster lehnen.

Bei einer mündlichen Zusage sollten Sie besonders bei großen Unternehmen noch solange abwarten, bis der Arbeitsvertrag vor Ihnen liegt. Denn z.B. hat der Betriebsrat auch ein Wörtchen mitzureden und könnte die externe Besetzung der Stelle noch anzweifeln. Erst wenn Sie den Vertrag in Händen halten,

1

34 rIchtIG BeWerBen

liegt die Entscheidung allein bei Ihnen, diesen durch Ihre Unterschrift anzunehmen. Sollten Sie mehrere Eisen im Feuer haben, liegt die Qual der Wahl auf Ihrer Seite. Wenn Sie einen Vertrag unterschrieben haben, sollten Sie diesen auch einhalten. Es macht einen sehr schlechten Eindruck, wenn Sie nicht zu Ihrem Wort stehen.

VORSTELLUNGSGESPRÄCH – DER ABLAUF › Pünktlich erscheinen! › Mit Small Talk eine lockere und positive Stimmung

erzeugen › Unternehmenspräsentation aufmerksam folgen › Auf Beobachtungsposten gehen › Sich positiv ins rechte Licht rücken und seine

Fähigkeiten selbstbewusst darstellen › Eigene Fragen formulieren › Wichtige Punkte ggf. auch notieren

Mehr zum Thema Bewerbung?Detailliertere Informationen zum Thema Bewerbung

finden Sie unter www.berufsstart.de.

»Richtig bewerben = Bewerben mit Erfolg« – Praktische Tipps für die schriftliche Bewerbung und das Vorstellungsgespräch – Ein Beitrag von Dipl.-Ing.(FH) M.A. Angela Schütte, Karriereberaterin

35rIchtIG BeWerBen

Bewegten sich die Einstiegsgehälter 1999 um die 33.000 bis 36.000 Euro (umgerechnet), so bewegen sie sich heute zwischen 36.000 und 40.000 Euro.

Bei Unternehmensberatungen kann von höheren Gehältern ausgegangen werden, jedoch sollte jedem bewusst sein, je höher das Gehalt, desto höher auch die Erwartungen des Unternehmens an den künftigen Arbeitnehmer. Neben einem hervorragenden Abschluss sind Zusatzqualifikationen notwendig, um ein möglichst hohes Einstiegsgehalt zu erzielen. Hierzu gehören jedoch auch weitergehende Qualifikationen, Promotion, Fremdsprachen-kenntnisse, Auslandsaufenthalte, aber auch Einsatzfreude und Persönlichkeit.

Bei Gehaltsverhandlungen ist der Blick auf das Gesamtpaket entscheidend. Neben dem Bruttogehalt können Unternehmen weitere Leistungen bereitstellen, die das Gehalt nach

Einstiegsgehalttrotz konjunktureller stabilität in deutschland, steigender anzahl von rentnern, vielzitiertem Fachkräftemangel und höheren ansprüchen an die Qualifikation der arbeitnehmer, kann nicht beobachtet werden, dass sich die einstiegsgehälter in den letzten 15 Jahr signifikant verändert haben.

EINSTIEGSGEHALT WIRTSCHAFT- in Tausend Euro -

Branche 1999 2014Bank 34-39 42-46Dienstleistung 30-32 32-37Handel 32-35 35-38Unternehmens-beratungen 38-40 43-46Versicherungen 35-37 37-40Wirtschaftsprüfer 32-35 40-43

EINSTIEGSGEHALT TECHNIK- in Tausend Euro -

Branche 1999 2014Automobil 36-39 41-44Chemie 39-40 41-43Elektro 38-39 40-42IT/Kommunikation 35-39 36-41Lebens- Genussmittel 36-38 39-42Konsumgüter 40-42 41-44Maschinenbau 36-38 42-44

1

36 eInstIeGsGehalt

oben führen. Hierzu gehören Zusatz- und Sozialleistungen, Weihnachts- und Urlaubsgeld, Firmenwagen, Zusatzversicherungen oder sonstige Leistungen – die sogenannten Benefits – wie beispielsweise die Nutzung eines Fitness-Studios, Fahrtkostenzuschuss oder kostenloses bzw. bezuschusstes Kantinenessen. Alle diese Faktoren beeinflussen das Gehalt, daher ist es ratsam diese Faktoren abzuklären und nicht nur das Bruttogehalt als alleinige Messlatte zu sehen. Ferner sollte darauf geachtet werden, ob das Unternehmen einer tariflichen Vereinbarung unterliegt. Bei diesen Unternehmen steigt das Gehalt automatisch, bei Unternehmen ohne Tarifbindung ist man gezwungen das Gehalt auch zukünftig selber zu verhandeln.

»BEI EINEM GEHALTSGESPRÄCH IST ES IMMER VORTEILHAFT VON EINER GEHALTSSPANNE ZU REDEN, DAS ZEUGT VON FLEXIBILITÄT UND OFFENHEIT.«

Zwangsläufig wird im Bewerbungsgespräch der Punkt kommen, an dem gefragt wird »Was stellen Sie sich als Gehalt vor«. In vielen

Fällen ist dies nur eine Stressfrage mit der der Personalverantwortliche sehen möchte, wie man mit einer unangenehmen Frage umgehen kann. Besonders bei Großunternehmen ist das Gehalt in einer Spannbreite bereits festgelegt, sodass die Frage dem Personalverantwortlichen auch

»PUNKTE, DIE AUF JEDEN FALL EINEN EIN-FLUSS AUF DAS GEHALT HABEN, SIND DIE KONJUNKTURELLE LAGE DER BRANCHE UND DES UNTERNEHMENS SELBER.«

dazu dient herauszufinden, ob man in der Lage ist, das eigene Gesamtpaket monetär ausdrücken, rechtfertigen und verteidigen zu können. Der Gesprächspartner wird außerdem darauf achten, ob der Wert zu gering oder zu hoch ist. Da nun diese Frage aber unausweichlich gestellt werden wird, ist eine Vorbereitung grundsätzlich ratsam und eine eigene Gehaltsstrategie notwendig.

Du solltest dich daher über die üblichen Einstiegsgehälter in der Branche, aber wenn möglich auch vom Unternehmen selber, sofern diese veröffentlicht werden, informieren.

Bei einem Gehaltsgespräch ist es immer vorteilhaft von einer Gehaltsspanne zu reden, das zeugt von Flexibilität und Offenheit. Unterliegt das Unternehmen einer Tarifvereinbarung, sind Gehaltsspielräume eher gering. Aber auch bei außertariflichen Angestellten liegen die Gehälter in einem bestimmten Rahmen, damit das gesamte Lohngefüge im Unternehmen nicht auseinander gerät.

HÖHE DES GEHALTES

Unt

erne

hmen

sgrö

ße

klein

groß

Standort

Ländlich Ballungs- raum

Gehalt

37eInstIeGsGehalt

Weitere Punkte, die auf jeden Fall einen Ein-fluss auf das Gehalt haben, sind die konjunkturelle Lage der Branche und des Unternehmens selber. Eine Faustregel besagt, je mehr Mitarbeiter in einem Unternehmen beschäftigt sind, desto höher ist das Einstiegsgehalt – und je ländlicher der Unternehmenssitz des Unternehmens, desto geringer ist das Einstiegsgehalt.

Für das Unternehmen wichtige Zusatz-qualifikationen sind entscheidende Pluspunkte in der Gehaltsverhandlung und sollten bekannt sein und bewusst im Gespräch eingebaut werden. Subtil solltest du im Bewerbungsgespräch

»JE STÄRKER DEIN PROFIL ZU DEM WUNSCHPROFIL DES UNTERNEHMENS PASST, DESTO GRÖSSER IST AUCH DER SPIELRAUM FÜR EINE GEHALTS- VERHANDLUNG.«

herausfinden, wie und in welchem Umfang dein Profil und deine Qualifikation sich mit den Vorstellungen des Unternehmens decken. Je stärker dein Profil zu dem Wunschprofil des Unternehmens passt, desto größer ist auch der

Spielraum für eine Gehaltsverhandlung. Im Optimalfall decken sich die Ansprüche an dich als Bewerber zu 100% mit deiner erworbenen Qualifikation und Persönlichkeit, sodass das Unternehmen eine größere Bereitschaft hat auch ein höheres Gehalt zu bezahlen.

Hierzu gehören eventuell auch Faktoren wie die Studiendauer, die Fächerkombination, Sprachkenntnisse, EDV-Kenntnisse, das Thema der Abschlussarbeit und Kommunikations-fähigkeit.

CHECKLISTE DER EINFLUSSFAKTORENPersonenbezogene Faktoren

› Studienrichtung › Abschlussarbeit › Promotion › Zusatzqualifikationen › Spezielle Kenntnisse › Hochschule › Praktika/Erfahrung › Sprachkenntnisse

Firmenbezogene Faktoren › Branche › Unternehmensgrösse › Region

Allerdings sollte das Einstiegsgehalt auch nicht überbewertet werden, viel interessanter ist der Blick auf die künftige Entwicklung mit steigender Berufserfahrung. Auch hier ist es ratsam zu recherchieren, wie sich die Gehälter nach drei, fünf oder zehn Jahren Unternehmenszugehörigkeit entwickeln oder ob es überhaupt eine Entwicklung gibt.

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38 eInstIeGsGehalt

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Finanzplanung für AkademikerEin Beitrag von Miro Hinkel, selbstständiger Finanzberater für HORBACH

Nach erfolgreichem Abschluss meines

Studiums kam neben der Berufswahl

mit dem Thema Finanzplanung die

erste große Hürde auf mich zu. Denn

trotz meines Studiums der Betriebs-

wirtschaftslehre wusste ich nicht

genau, welche Finanz- und Vorsorge-

lösungen tatsächlich wichtig für

meine neue Situation, den Einstieg

ins Berufsleben, sein sollten. Bisher

hatten sich meine Eltern um alle

finanziellen Fragen gekümmert, was

für mich bequem war: Ich konnte

mich auf mein Studium konzentrieren,

ohne mir Gedanken um andere Grund-

satzthemen zu machen. Doch mit

meiner neuen Eigenständigkeit war

klar, dass ich aus einigen Familien-

versicherungen herausfallen würde.

So stand ich da, frisch von der Uni, mit meinem ersten Arbeitsvertrag – damals von einer Unternehmensberatung. Was tun? Mein erster Blick galt einer grundlegenden Online-Recherche im Internet. Und genau hier stellte sich das Problem: Unzählige Anbieter in den Bereichen Versicherungen, Banken, Bau-sparkassen und Fondsgesellschaften priesen ihre Produkte und verunsicherten mich mit den unterschiedlichsten Aussagen. So gelangte ich zu der Entscheidung: Nur eine ganzheitliche und auf meine persönlichen Ziele und Wünsche zugeschnittene Finanz- und Vorsorgeberatung von einem lizenzierten Fachberater kann mir einen maßgeschneiderten Schutz bieten. Mein auf dieser Basis entwickeltes individuelles Finanzkonzept war darauf ausgerichtet, nicht nur vorhandene Lücken in meiner Absicherung zu schließen, sondern auch staatliche Zulagen und Steuervorteile zu nutzen sowie gleichzeitig auch eine kleinere Summe für die Zukunft anzulegen. Somit war meine Ausgangssituation, der Start ins Berufsleben, anhand von in-dividuell passenden und bedarfsgerechten Vorsorgelösungen abgesichert.

Spätestens seit dieser Erfahrung weiß ich, dass die richtigen Versicherungslösungen eine Frage der jeweiligen Lebensumstände sind. Denn obgleich jeder Versicherte ganz eigene Anforderungen an seinen Versicherungsschutz stellt, gibt es allgemeingültige Regeln, um in jeder Lebensphase gut abgesichert zu sein. In der Lebensphase »Berufseinstieg« entsteht ein neuer Vorsorgebedarf bzw. ganz neue Vorsorgemöglichkeiten, weil zum Beispiel För-dermöglichkeiten in Form von betrieblicher Altersvorsorge (bAV) durch den Arbeitgeber genutzt werden können oder ein erster eigener Haushalt bezogen wird.

»BISHER HATTEN SICH MEINE ELTERN UM ALLE FINANZIELLEN FRAGEN GEKÜMMERT.«

PRIVATE HAFTPFLICHTVERSICHERUNGDie Privathaftpflicht zählt zur Grund-

ausstattung eines jeden Bundesbürgers, ist aber trotz des Begriffes »Haftpflicht« keine Pflicht-versicherung: Sie leitet sich aus Paragraf 823 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) ab und

40 FInanzPlanunG Für aKadeMIKer

beinhaltet die gesetzliche Verpflichtung, im Privatbereich für Schäden, die durch eigenes Verschulden verursacht werden, zu haften. Aus einem solchen Schaden können schnell Forderungen entstehen, die in die Millionen-höhe gehen, insbesondere bei gesundheitlichen Schäden, in deren Folge der Geschädigte beispielsweise nicht mehr erwerbsfähig ist.

»EIN VERURSACHTER FAHRRADUNFALL KANN FÜR DEN SCHÄDIGER WEITREICHEN- DERE FOLGEN HABEN, ALS MAN IM ERSTEN MOMENT VIELLEICHT ANNIMMT.«

Die Privathaftpflicht kann dabei je nach Leistungsfähigkeit sowohl die Reparatur- bzw. Instandsetzungskosten der beschädigten Sache als auch eventuelle Behandlungskosten oder Lohnfortzahlungen des Geschädigten im Krank-heits- bzw. Berufsunfähigkeitsfall übernehmen. Beispielsweise kann ein verursachter Fahr-radunfall für den Schädiger weitreichendere Folgen haben, als man im ersten Moment vielleicht annimmt. Da besonders Personenschäden sehr hohe Schadenssummen mit sich bringen

können, sollte man als Versicherter darauf achten, dass für Sach- und Personenschäden ausreichende Deckungssummen vereinbart werden – mindestens in einer Höhe von fünf Millionen Euro.

BERUFSUNFÄHIGKEIT (BU)Die Berufsunfähigkeitsabsicherung ist eine

existenzielle Absicherung und gilt als MUSS in der Finanzplanung eines jeden Berufs- starters. Ohne diesen Basisschutz und bei tatsächlichem Eintritt einer Berufsunfähigkeit droht das Abrutschen in Hartz IV. Im Rahmen des Erwerbslebens den Beruf krank- heits- oder unfallbedingt nicht mehr aus-üben zu können, trifft laut Statistik der Deutschen Rentenversicherung jeden vierten Arbeitnehmer. Allein im Jahr 2013 gab es bei der deutschen Rentenversicherung ca. 175.000 Rentenzugänge wegen verminderter Er-werbsfähigkeit, die jährlich eintretenden Fälle von Berufsunfähigkeit über alle Erwerbstätigen ist noch um einiges höher. Dabei sind Krankheiten der Psyche, von Skelett/ Muskeln/Bindegewebe, des Kreislaufsystems oder auch

Krebserkrankungen die häufigsten Ursachen. Eine Berufsunfähigkeitsabsicherung sollte im Optimalfall bis zum 67. Lebensjahr laufen. Kürzere Laufzeiten sind preislich günstiger, erhöhen jedoch das Armutsrisiko wenn tatsächlich eine Berufsunfähigkeit eintritt. Da die Regelaltersgrenze (für Jahrgänge ab 1964) bei 67 Jahren liegt, müssen Sie für jeden Monat, welchen Sie früher in Rente gehen, Einbußen in Höhe von 3,6 Prozent im Jahr (0,3 Prozent monatlich) von Ihrer gesetzlichen Rente hinnehmen. Je nachdem, welche Rente man in Anspruch nimmt, gibt es dabei unterschiedliche Höchstgrenzen. Bildlich gesprochen ist die Berufsunfähigkeits-Absicherung das Fundament, welches Ihr Vermögenshaus vor dem Einstürzen schützt und Sie langfristig vor dem finanziellen Absturz bewahrt.

HAUSRATVERSICHERUNGDiese Versicherung ist ratsam, wenn

ein eigener Hausstand gegründet wird bzw. sich der Inventarwert eines Haushaltes erhöht. Studenten können sich über die Hausratversicherung der Eltern mitversichern,

41FInanzPlanunG Für aKadeMIKer

1

solange noch kein eigener Haushalt vorhanden ist, beispielsweise bei Nutzung eines WG-Zimmers. Die Hausratversicherung beinhaltet den Schutz von Einrichtungs-, Verbrauchs- und Gebrauchsgegenständen eines Haushaltes vor Feuer, Leitungswasser, Sturm, Hagel, Raub und Vandalismus. Zusätzlich zu den reinen Sachkosten, die zum Neuwert wiederbeschafft werden können, sind anfallende Aufräumungs- oder Hotelkosten abgedeckt. Weitere Einschlüsse, wie beispielsweise der Diebstahl von Fahrrädern oder die Abdeckung von Elementarschäden, sind möglich.

»DURCH DIE HOHE STAATLICHE FÖRDERUNG UND DIE STEUERLICHE ABSETZBARKEIT IST DIE RIESTER-RENTE BESONDERS INTERESSANT.«

RIESTER-RENTEWer seinen Lebensstandard auch im Alter

beibehalten möchte, muss privat vorsorgen – das ist heute eine allgemein akzeptierte Tatsache. Durch die hohe staatliche Förderung und die steuerliche Absetzbarkeit ist die Riester-

Rente für viele sozialversicherungspflichtige Angestellte besonders interessant und kann somit einen wichtigen Baustein in der Finanz-planung darstellen. Die Riester-Rente wurde im Jahre 2002 als Ersatz für durchgeführte Kürzungen der gesetzlichen Rente eingeführt. Sie soll als kapitalgedeckte Vorsorgeform dabei helfen, die Vorsorgelücken in der privaten Ruhestandsplanung zu decken und Altersarmut als Generationenproblem abzu-wenden. Die staatlich geförderte Riester-Rente bietet eine lebenslange Rente mit der Möglichkeit, sich bei Renteneintritt 30 Prozent des angesparten Kapitals einmalig aus-zahlen zu lassen. Die monatliche Investition ist hierbei flexibel und sollte an die eigene Lebenssituation angepasst werden. Wenn man als Angestellter mindestens 4 Prozent von seinem sozialversicherungspflichtigen Brutto-vorjahreseinkommen spart, erhält man die Grundzulage in Höhe von 154 Euro pro Jahr. Wer später Kinder bekommt, erhält pro Kind zusätzlich 300 Euro Kinderzulage (für nach 2008 geborene Kinder) jährlich, maximal bis zum 25. Lebensjahr des Kindes. Junge Berufseinsteiger

erhalten eine einmalige Zusatzförderung von 200 Euro, solange sie bei Abschluss des Ver-trages nicht älter als 25 Jahre sind. Neben der Förderung durch Zulagen können die Beiträge steuerlich geltend gemacht werden, und mit der Steuererklärung kann so ein Teil der Beiträge erstattet werden. Darüber hinaus bietet Ihnen die staatlich geförderte Riester-Rente einen Hartz IV- und Insolvenzschutz.

»FÜR DIE UMGEWANDELTEN ENTGELTE FALLEN IN BESTIMMTEN GRENZEN KEINE STEUERN UND SOZIALABGABEN AN.«

BETRIEBLICHE ALTERSVORSORGE (BAV)Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) wurde

2002 modernisiert und beinhaltet seither für alle rentenversicherungspflichtigen Arbeit-nehmer (inkl. Teilzeitkräften) das Recht, Bestandteile ihres Bruttoverdienstes in eine betriebliche Altersvorsorge umzuwandeln. Für die umgewandelten Entgelte fallen in bestimmten Grenzen keine Steuern und Sozialabgaben an. In der Direktver-sicherung zum Beispiel sind bis zu 4 Prozent

42 FInanzPlanunG Für aKadeMIKer

der Beitragsbemessungsgrenze (2014 = 2.856 Euro) steuer- und sozialabgabenfrei. Dadurch ist der Einschnitt beim Nettogehalt entsprechend geringer als der tatsächlich umgewandelte Betrag. Die Vorteile für den Arbeitnehmer liegen auf der Hand: Er erhält eine angemessene eigene Versorgung im Alter bei ggf. minimaler finanzieller Belastung in den Beschäftigungsjahren. Zusätzlich kann auch der Arbeitgeber Beiträge in die betriebliche Alters-vorsorge seiner Arbeitnehmer investieren, auch sogenannte Mischfinanzierungen sind möglich. Obgleich die bAV sowohl für Arbeit-geber als auch für Arbeitnehmer vielfältige Vorteile beinhaltet, ist diese Vorsorgeform in Deutschland bisher noch zu wenig angewandt.

KURZVITAMiro Hinkel (24) studierte Betriebswirt-schaftslehre an der Universität Mannheim und kam über die Unternehmensberatung in 2013 zu HORBACH. Hier ist er heute als selbstständiger, staatlich lizenzierter Berater in der ganzheitlichen Finanz- und Vorsorgeplanung erfolgreich tätig.

› Miro Hinkel

43FInanzPlanunG Für aKadeMIKer

Auf der Suche nach dem richtigen Praktikum? – Was Prak-tikanten sich wünschen und was Unternehmen bieten …Ein Beitrag von Kristina Bierer, Senior Consultant bei CLEVIS

Der Durchschnittspraktikant im

Jahr 2014 ist zwischen 24 und 26

Jahre alt, Bachelorstudent und

konnte meist bereits zuvor in einem

anderen Praktikum erste praktische

Erfahrungen sammeln. Soweit

sind diese Fakten sicherlich für die

meisten weder eine bahnbrechende

Neuigkeit noch von besonderem

Interesse. Doch gehen wir einen

Schritt weiter und fragen, wie viel

der Durchschnittspraktikant monat-

lich verdient, welche Unternehmen

sich besonders für ein Praktikum

eignen oder welche Leistungen ein

Praktikant erwarten kann, dann wird

es schon spannender. Sie wissen die

Antwort nicht?

Der CLEVIS Praktikantenspiegel hat 7.585 Praktikanten befragt und kann neben der Gehaltsfrage viele weitere Fragen, sowohl zur Zufriedenheit der Praktikanten und damit der Qualität der Arbeitgeber, wie auch zu den bestehenden Praktikumsprozessen und was ein gutes Praktikum eigentlich ausmacht, beantworten.

DIE DAUER DES PRAKTIKUMSPraktika in Deutschland dauern in der Regel

zwischen drei und sechs Monaten. Allerdings gibt es unterschiedliche Vorstellungen über die optimale Länge eines Praktikums zwischen Unternehmen und Praktikanten. Die meisten Unternehmen bevorzugen Praktikanten, die sechs Monate lang bei ihnen arbeiten können. Denn der Arbeitgeber sieht sich der Problematik gegenüber, dass der Praktikant erst nach einer langen Einarbeitungsphase in der Lage ist, wirklich produktiv zu sein. Viele Praktikanten hingegen bevorzugen kürzere Praktika, da sich diese besser in die vorlesungsfreien Zeiten

eines Studiums integrieren lassen. Welche Länge optimal ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wirklich selbstständiges Arbeiten mit eigenen Verantwortungsbereichen ist aber eher bei einem Praktikum möglich, das länger als drei Monate dauert. Da diese Arbeitsweise die größten Lerneffekte produziert, empfiehlt es sich für den Praktikanten genug Zeit für sein Praktikum zu nehmen. Die Arbeitgeber versuchen außerdem mittlerweile Lösungen anzubieten, mit denen beide Seiten gut zurecht-kommen können. So bietet die Deutsche Telekom bspw. das sogenannte »Flexikum« an, welches mehrmonatige Ausflüge in die Praxis ermöglicht, sich aber durch ein flexibles Stundenkontin-gent pro Woche an die Semesterferien und die Vorlesungszeiten anpassen lässt.

MOBILITÄTArbeitgeber beklagen sich immer

häufiger über die mangelnde Mobilität von Arbeitnehmern und die fehlende Bereitschaft für einen Arbeitsplatz den Wohnort zu wechseln.

1

44 auF der suche nach deM rIchtIGen PraKtIKuM?

Für Praktikanten gilt dies allerdings nicht. Mehr als die Hälfte der befragten Personen war bereit für das Praktikum umzuziehen und sich auf eine neue Umgebung einzulassen. Die meisten Praktika in Deutschland wurden dabei an wirtschaftsstarken Standorten wie in Bayern, Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen absolviert.

Zwar gaben 49% der Teilnehmer an, min-destens ein halbes Jahr im Ausland gelebt zu haben, allerdings wurden nur 8% der Praktika im Ausland absolviert. Wesentlich attraktiver als eine Arbeitserfahrung im Ausland scheint für die aktuelle Praktikantengeneration also ein Auslandssemester zu sein. Wird sich doch für ein Praktikum im Ausland entschieden, sind besonders Europa (62%), Asien (19%) und Nordamerika (14%) interessant, wobei im europäischen Ausland besonders Österreich, die Schweiz und Großbritannien beliebt sind. Die Zufriedenheit der Praktikanten mit ihrem Arbeitgeber unterscheidet sich zwischen Praktika im Ausland und im Inland nicht. Die Angst vor sprachlichen oder kulturellen Herausforderungen bei einem Praktikum im

Ausland sollte also kein Hindernis sein, diese Chance wahrzunehmen. Im Gegenteil – mit 78% sind fast ebenso viele Praktikanten, die den Schritt in ein fremdes Land gewagt haben, mit ihrem Praktikum zufrieden wie in Deutschland (82%).

DIE VERGÜTUNGOb die Vergütung eines Praktikums an-

gemessen ist, kann nicht allein an der ab-soluten Höhe des Gehalts festgemacht werden, sondern hängt von weiteren Faktoren, wie dem Bundesland, der Branche und dem Unter-nehmensbereich, in dem das Praktikum absolviert wird, ab.

So kann zum Beispiel ein Praktikant in einer Unternehmensberatung in Bayern mit einem deutlich höheren Gehalt rechnen, als ein Praktikant im Öffentlichen Dienst in Thüringen.

Im Durchschnitt verdienen Praktikanten in Deutschland 748 € im Monat. Betrachtet man die einzelnen Bundesländer für sich, zeigt sich aber, dass man in Hamburg, Bremen, Bayern oder Baden-Württemberg überdurchschnittlich gut verdient, während

DURCHSCHITTLICHES PRAKTIKANTENGEHALT/MONAT- Angaben in Euro -

832,53

790,60

765,02

749,36

748,25

722,17

718,75

709,54

695,36

682,86

650,79

631,97

602,50

576,31

545,77 543,92

504,63

200 400 600

(1)(2)(3)(4)(5)(6)(7)(8)(9)(10)(11)(12)(13)(14)(15)(16)(17)

(1) Hamburg

(2) Bremen

(3) Bayern

(4) Baden-Württemberg

(5) Deutschland

(6) NRW

(7) Brandenburg

(8) Hessen

(9) Niedersachsen

(10) Saarland

(11) Rheinland-Pfalz

(12) Berlin

(13) Mecklenburg-Vorp.

(14) Schleswig-Holstein

(15) Sachsen-Anhalt

(16) Sachsen

(17) Thüringen

45auF der suche nach deM rIchtIGen PraKtIKuM?

Praktikanten in Schleswig-Holstein, Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen mit weniger als 600 € vergütet werden. Die Abweichung zwischen den unterschiedlichen Branchen ist jedoch noch ausgeprägter. Beratungen sind die Spitzenreiter mit einem Praktikumsgehalt von durchschnittlich 932 €. Am anderen Ende sind Verwaltung, Forschung & Lehre zu finden. Hier bekommt ein Praktikant gerade einmal ein Gehalt von 543 €. Ähnlich groß ist die Kluft zwischen den Durchschnittsgehälter in den verschiedenen Unternehmensbereichen. In den Bereichen Strategie / Consulting / M&A be-kommt ein Praktikant durchschnittlich 919 €

im Monat. Im Personalbereich sind es nur noch 718 €, in der Produktion sind es gerade mal noch 674 €.

Als Praktikant muss man sich dieser Varianzen bewusst sein und darf sich nicht zu sehr am deutschen Durchschnitt von 748 € pro Monat orientieren. Im Vertrieb eines sächsischen Unternehmens ist eine Praktikumsvergütung von 650 € zum Beispiel bereits als sehr gut einzustufen. Der Bundesdurchschnitt in Vertriebsabteilungen liegt zwar bei 707 €, allerdings ist Sachsen mit einem Landesdurchschnitt von 543 € fast das Schlusslicht der Statistik. In der Finanzab-teilung eines bayerischen Unternehmens wäre man mit dem gleichen Gehalt von 748 € im Monat hingegen unterbezahlt, da der bayerische Durchschnitt bei 765 € liegt.

Bei der Beurteilung der Vergütung sollte man demnach immer das Bundesland, die Branche und den Unternehmensbereich be-rücksichtigen. Die Gehälter können durchaus zwischen 400 € und 1.000 € schwanken. Zuletzt spielt auch die eigene Qualifikationsstufe und die Studienrichtung eine Rolle. Master-

studenten können im Vergleich zu ihren Bachelor-Kollegen auf 100 € mehr pro Monat hoffen. Während MINT-Studierende (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) und Wirtschaftswissenschaftler auf einem vergleichbaren Niveau liegen, unter-scheiden sich die Gehälter von Studenten der Bereiche Medizin und Gesundheit und Sprach- und Kulturwissenschaften entscheidend von-einander. Mediziner können mit einem durch-schnittlichen Gehalt von 850 € rechnen, während sich Sprach- und Kulturwissenschaftler mit 661 € im Mittel zufrieden geben müssen.

Grundsätzlich konnte in den vergangenen Jahren eine stetige Steigerung der Praktikanten-gehälter beobachtet werden, was auch die gesteigerte Wertschätzung von Praktikanten als Mitarbeiter widerspiegelt.

Insgesamt ist gut die Hälfte der Praktikanten mit ihrem Gehalt zufrieden. Das Gehalt ist jedoch nicht ausschlaggebend dafür, ob der Praktikant sein gesamtes Praktikum als gewinnbringend empfindet. Das verhält sich ähnlich wie mit unserem Grundbedürfnis Hunger. Wir brauchen etwas zu essen, damit wir nicht hungrig und

Zustimmung Neutral Ablehnung

18,37

27,85

53,77

19,97

28,86

51,17

Bach

elor

Mas

ter

ZUFRIEDENHEIT VERGÜTUNG NACH ABSCHLUSS - Angaben in Prozent -

1

46 auF der suche nach deM rIchtIGen PraKtIKuM?

damit unzufrieden sind. Haben wir aber etwas gegessen und empfinden somit keinen Hunger, bedeutet dies noch lange nicht, dass wir auch zufrieden sind, wir befinden uns sozusagen in einem neutralen Modus. Das Gehalt bildet analog dazu also eine Art Grundbasis, auf der Zufriedenheit aufbauen kann. Diese resultiert jedoch erst, wenn weitere Faktoren, sogenannte Motivatoren hinzukommen. Diese spielen eine zentrale Rolle in der Bewertung der Praktikums-qualität.

DIE FAKTOREN DER ARBEITGEBER- QUALITÄTDer CLEVIS Praktikantenspiegel hat drei

besonders wichtige Motivatoren identifiziert: Die Unternehmenskultur, das Teamklima und die Aufgabenvielfalt. Erst wenn diese Faktoren stark ausgeprägt sind, führt es zu einer guten Bewertung der Arbeitgeberqualität.

Dabei hat die Unternehmenskultur den stärksten Einfluss auf die Zufriedenheit des Praktikanten. Der Begriff »Unternehmenskultur« umfasst dabei die Werte und Normen des Unternehmens, sowie die Themen: Vertrauen, Respekt, Work-Life-Balance und Diversity.

Ein Praktikum wird also vor allem dann als zufriedenstellend bewertet, wenn das tägliche Arbeiten von Vertrauen und Respekt geprägt ist. Positiv zu vermerken ist hierbei, dass der Großteil der Praktikanten (89%) mit der Unternehmenskultur zufrieden war. Das heißt, es kann davon ausgegangen werden, dass es Unternehmen durchaus bewusst ist, welche entscheidende Rolle die Unternehmenskultur für die Zufriedenheit der Mitarbeiter spielt. Daher legen sie grundsätzlich großen Wert darauf, diese entsprechend zu gestalten und zu vermitteln.

Bedenkt man die Bedeutung der Unter-nehmenskultur in Bezug auf die Zufriedenheit, ist es nicht überraschend, dass das Teamklima einen ähnlich hohen Einfluss darauf hat. Das Teamklima fasst die Themen Arbeitsatmosphäre, gegenseitige Wertschätzung und Interaktion zwischen Kollegen zusammen und bildet damit den zweiten nennenswerten Motivator. Dem heutigen Praktikanten ist es demnach wichtig, sich bei der Arbeit wohl zu fühlen, in Teams zusammenzuarbeiten und respektiert zu werden.

919,22 810,75

798,32 787,77

758,29 745,35 741,72 737,77 736,77 727,19 718,18

707,69 702,01

673,81

400 600200 800

(1)(2)(3)(4)(5)(6)(7)(8)(9)(10)(11)(12)(13)(14)

(1) Strategie/Consulting/

M&A

(2) CRM

(3) Controling/Finanz/

RW

(4) Rechtsabteilung

(5) IT

(6) Logistik

(7) Forschung/

Entwicklung

(8) Marketing/PR

(9) Qualitätsmanagement

(10) Verwaltung/

Administration

(11) HR/Personal

(12) Verkauf/Vertrieb

(13) Beschaffung/Einkauf

(14) Produktion

DURCHSCHITTLICHES PRAKTIKANTENGEHALT/MONAT- Angaben in Euro -

47auF der suche nach deM rIchtIGen PraKtIKuM?

Bei der Arbeit selbst stellt die Aufgabenviel-falt hingegen einen nicht zu vernachlässigenden Aspekt dar. Die Aufgabenvielfalt beschreibt den Abwechslungsreichtum und das Anforderungs-niveau von Aufgaben. Das heißt, entscheidend für die Qualität eines Praktikums ist die Kombination aus einer guten Arbeitsatmos- phäre und herausfordernden, abwechslungs-reichen Aufgaben.

WELCHE LEISTUNGEN SOLLTE EIN ARBEITGEBER SEINEN PRAKTIKANTEN BIETEN?Um die oben genannten Faktoren zu fördern

gehen immer mehr Unternehmen dazu über Praktikanten in Prozesse einzubinden, die die Entwicklung, Lernkurve und Einbindung der Praktikanten im Unternehmen erleichtern und unterstützen soll. Dies geschieht entweder durch Prozesse, die denen von Festangestellten entsprechen, oder extra Prozesse im Rahmen eines Praktikantenprogramms. Die Umsetzung unterscheidet sich aber zwischen den einzelnen Unternehmen.

Am häufigsten werden Networking- und Teambuilding-Aktivitäten angeboten, an welchen Praktikanten teilnehmen können, um untereinander, aber auch mit festangestellten Kollegen netzwerken zu können. Diese gibt es in den unterschiedlichsten Formen: Die Angebote reichen von einfachen gemeinsamen Lunchs über Afterwork-Abendveranstaltungen bis hin zu großen mehrtägigen Ausflügen. 72% aller Arbeitgeber bieten ihren Praktikanten solche oder ähnliche Teambuilding-Maßnahmen.

Ebenfalls integrieren mehr als die Hälfte aller Arbeitgeber ihre Praktikanten durch On-boarding-Maßnahmen mit Vorstellungsrunden oder Welcome-Paketen in das Unternehmen. Ebenso viele Unternehmen haben strukturierte Feedbackprozesse, die für die Praktikanten Zwischen- sowie Abschluss-feedback-Runden einschließen und so die Lernkurve der Prak-tikanten steigern sollen. Wenn ein Praktikum all das bietet, ist es bereits »gut«.

Ein Praktikum ist aber erst dann »sehr gut«, wenn der Arbeitgeber seinen Praktikanten Leistungen bietet, die nur wenige andere Unternehmen erbringen. Mentoring-Prozesse

sind noch relativ häufig: 47% aller Unter-nehmen stellen ihren Praktikanten einen Festangestellten als Mentor zur Seite. Dieser soll als Vertrauensperson während des Praktikums dienen. Die Teilnahme an Lern- und Weiterbildung wird Praktikanten selten ermöglicht. Dies wird nur 30% der Praktikanten angeboten.

Einige Unternehmen versuchen, den Kontakt zu den Praktikanten auch nach dem Ende der Beschäftigung aufrecht zu erhalten, indem sie entweder Folgepraktika in anderen Abteilungen sowie im Ausland anbieten, oder die Beschäftigung in Form einer Werkstudententätigkeit verlängern. In den großen Beratungen, wie McKinsey und BCG und Konzernen, wie BMW ist es mittlerweile auch weit verbreitet, Praktikanten, die im Rahmen ihrer Tätigkeit überzeugen konnten, in ein Alumni-Programm aufzunehmen. Die Ausarbeitung dieser Programme unterscheidet sich dabei vielfach nach Branche und Unter-nehmensgröße. So werden oftmals Fachvorträge organisiert, in Workshops und Seminaren Soft Skills weiterentwickelt, Mentoren zur

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48 auF der suche nach deM rIchtIGen PraKtIKuM?

Karriereberatung vermittelt oder einfach Networking-Events angeboten.

All diese möglichen Leistungen werden gerne bei der Praktikumswahl übersehen. Man muss sich im Vorhinein gut informieren, was der Arbeitgeber zu bieten hat. Denn es kann durchaus vorkommen, dass das Unternehmen, das etwas weniger bezahlt, aufgrund der vielen Sonderleistungen, trotzdem die bessere Wahl ist. Erfahrungsberichte, der CLEVIS Praktikantenspiegel oder der Bewerbungs-prozess sind dafür gut geeignet. Man sollte sich als Bewerber im Vorstellungsgespräch also nicht nur selbst präsentieren, sondern auch

dem Unternehmen die Möglichkeit geben sich vorzustellen und zu überzeugen.

DER WERT VON PRAKTIKA IN ZEITEN VON FACHKRÄFTEMANGEL UND DEMO-GRAFISCHEM WANDELBedingt durch den fortschreitenden demo-

grafischen Wandel und die zunehmende Globalisierung, rücken die Bedürfnisse junger Nachwuchstalente immer stärker in den Fokus. Denn die Unternehmen müssen Mittel und Wege finden, um als Arbeitgeber gewählt zu werden, wobei Praktika ein äußerst effizientes Mittel darstellen, um sich frühzeitig zu

profilieren. Denn Unternehmen haben so die Möglichkeit potenziellen Mitarbeitern eine berufliche Orientierungs- und persönliche Entwicklungshilfe zu bieten. Gleichzeitig rücken sie dadurch in den Kreis möglicher zukünftiger Arbeitgeber, vorausgesetzt das Praktikum wird positiv wahrgenommen. Unternehmen ver-suchen somit aus Sorge vor einem Fachkräfte-engpass immer früher, junge Talente an sich zu binden. Diese Tatsache wird dadurch verdeutlicht, dass 77% der Unternehmen nach dem Praktikum Kontakt mit ihren ehemaligen Praktikanten halten, sei es über private Kontakte, Werk-studententätigkeiten oder Alumni-Netzwerke.

DIE TOP-UNTERNEHMENDer CLEVIS Praktikantenspiegel unter-

scheidet sich von anderen Befragungen, die die Attraktivität von Unternehmen als Arbeitgeber messen, in einem wichtigen Punkt. Während andere Befragungen das Image der Unternehmen als Arbeitgeber misst, vergleicht die Befragung die internen Erfahrungen von Praktikanten im Unternehmen mit der Außenwahrnehmung von Studierenden, die das Unternehmen nur als Marke kennen.

11,03

22,79

66,17

79,84

73,37

16,15

76,59

11,97

82,57

8,71

88,85

19,62

28,44

51,94

9,27

31,21

59,53

9,95

18,13

71,92

Aut

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Zustimmung Neutral Ablehnung

ZUFRIEDENHEIT ARBEITGEBERFAKTOREN - Angaben in Prozent -

49auF der suche nach deM rIchtIGen PraKtIKuM?

Betrachten wir also zunächst die Bewer-tungen des Markenimages, sehen wir ein ähnliches Bild, wie bei den Rankings, die Deutschlands attraktivste Arbeitgebermarken messen. Große, deutsche Konzerne aus der Automobilbranche wie Audi, Volkswagen und BMW sind dort ebenso zu finden, wie andere bekannte Unternehmen, wie Bosch, Lufthansa und Coca Cola, deren Marken überdurchschnittlich positiv bewertet werden.

Wirft man ausschließlich einen Blick auf die Arbeitgeberqualität, findet man im CLEVIS Praktikantenspiegel aber Unternehmen, die im ersten Moment nicht als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden. Ein eindeutiger, aber vielleicht auch überraschender Sieger war im CLEVIS Praktikantenspiegel 2014 DELL Deutschland. Der Computerhersteller mit einer durchschnittlichen Bewertung von 4,68 auf einer Skala von 1 bis 5 steht ganz klar an der Spitze, dicht gefolgt von Südzucker und Wacker Chemie. Im Gegensatz zu Südzucker wird die Marke von DELL Deutschland und Wacker Chemie aber unterdurchschnittlich bewertet. Aufgrund dessen werden bei einigen Studierenden

Hidden Champions wie DELL Deutschland und Wacker Chemie gar nicht erst auf dem Radar der potentiellen Arbeitgeber erscheinen, während Unternehmen wie Volkswagen, Bosch und BMW, die zwar eine positive Wahrnehmung haben, aber vergleichsweise unterdurchschnittliche Bewertungen der Arbeitgeberqualität, bei einem Blick hinter die Kulissen vielleicht ihre Versprechen nicht halten können.

WAS BEDEUTET DAS FÜR MEINE PRAKTIKUMSWAHL?Der CLEVIS Praktikantenspiegel zeigt, dass

sich bei der Wahl des Arbeitgebers ein Blick über den Tellerrand der bekannten und beliebten Marken lohnt. Zwar gibt es auch zahlreiche Unternehmen wie Coca Cola, Südzucker und Porsche, die die Erwartungen an die beliebten Marken auch intern mit interessanten Aufgaben, einer hohen Lernkurve und einer interessanten Unternehmenskultur halten können.

Oftmals sind aber Unternehmen wie Wacker Chemie, DELL Deutschland oder Philips, deren Markenimage unterdurchschnittlich bewertet

wird, ebenfalls attraktive Arbeitgeber. DELL Deutschland bspw. konnte sich gleich in drei Kategorien als bester Arbeitgeber durchsetzen: Allgemeine Arbeitgeberqualität, Work-Life-Balance und Arbeitsatmosphäre. Wacker Chemie gewann in der Kategorie Coaching.

Das heißt aber trotzdem nicht, dass ein Praktikum bei einem Unternehmen mit unterdurchschnittlichen Bewertungen nicht angenommen werden sollte. Auch hier können der fachliche Aspekt, die erworbenen Branchenkenntnisse oder die Lernkurve wichtige Impulse für die weitere berufliche Laufbahn geben.

Haben auch Sie ein Praktikum absolviert und möchten Ihre Erfahrungen teilen?

Schreiben Sie an [email protected] und wir benachrichtigen Sie rechtzeitig zu Beginn der nächsten Befragungsrunde des CLEVIS Praktikantenspiegel.

Als Dankeschön bekommt jeder Teilnehmer nach Abschluss der Befragung einen Gutschein und kann an der Verlosung von tollen Preisen teilnehmen.

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50 auF der suche nach deM rIchtIGen PraKtIKuM?

Die Welt im Blick

Der Bundesnachrichtendienst (BND) ist der Auslandsnachrichtendienst der Bundesrepublik Deutschland mit Dienstsitzen in Berlin und Pullach bei München. Im Auftrag der Bundesregierung gewinnt und analysiert der BND Informationen über das Ausland.

In Zeiten der schnellen Kommunikation müssen modernste Technik und innovative Methoden zum Einsatz kommen, um eine präzise und schnelle Lagebeurteilung gewährleisten zu können. Dazu bedarf es einer ständigen Anpassung der eingesetzten technischen Möglichkeiten und des unermüdlichen Einsatzes kompetenter und engagierter Fachkräfte.

Für unsere technischen Fachbereiche suchen wir vorrangig

Ingenieure/innen der Elektro- und Informationstechnik Informatiker/innen Mathematiker/innen Physiker/innenmit den Abschlüssen Master/Diplom/FH/Bachelor

Darüber hinaus bestehen für sprachbegabte und auslandserfahrene Volljuristinnen und Volljuristen unterschiedliche Einstiegsmöglichkeiten im Bereich der Zentralabteilung (ZY) des Bundesnachrichtendienstes.

Sollten wir Ihr Interesse geweckt haben, dann freuen wir uns auf Ihre Bewerbung!

Weitere Informationen zum Bundesnachrichtendienst, den aktuellen Stellenangeboten sowie zur Bewerbung erhalten Sie unter www.bundesnachrichtendienst.de.

Erfolgreich im Team arbeitenEin Beitrag von Dipl.-Ing (FH) M.A. Angela Schütte, Karriereberatung und Personalentwicklung, www.career-vision.eu

Das miteinander Arbeiten bestimmt

den heutigen Berufsalltag. Teams

werden bewusst für Projekte gebildet

oder Arbeiten sind so komplex, dass

sie nur im Team mit dem Wissen aller

bewältigt werden können. Teams

bilden sich wegen der Komplexität

der Aufgaben dann spontan. Die

Komplexität der Aufgaben, die

unterschiedliches Wissen, aber

auch unterschiedliche Erfahrungen

zur Lösung bedürfen, erklären die

deutliche Verstärkung der Team-

arbeit. Doch damit die Arbeit im Team

auch den gewünschten Erfolg bringt,

müssen alle Teammitglieder etwas

dafür tun.

AUFGABE UND ZIELDEFINITIONErfolgreiche Teamarbeit beginnt mit einer

klaren Definition der Aufgabe. Ohne Aufgabe benötige ich kein Team. Ohne Aufgabe bleibt ist eine Ansammlung von Menschen übrig, die sich vielleicht nett unterhalten. Zu einem Team entwickeln sie sich erst, wenn Sie eine Aufgabe und ein gemeinsames Ziel haben. Wichtig für die erfolgreiche Teamarbeit ist es, dass die Aufgabe und das Ziel von allen Teammitgliedern verstanden wird, also eine gemeinsame Ziel-definition erreicht wird. Die Vermittlung der Zieldefinition ist Aufgabe des Teamleiters, der auch darauf achten muss, dass das Team das Ziel nicht aus den Augen verliert. Wichtige Fragen zur Zieldefinition sind:

› Welches Ergebnis soll bis … erreicht werden? › Für wen tun wir das? › Wozu soll das Endergebnis dienen? › Woran wird das Endergebnis gemessen?

ANFORDERUNGEN AN DAS TEAMDie Bewältigung der Arbeitsaufgabe steht

vermeintlich im Vordergrund, denn deshalb wurde das Team gebildet. Für den Erfolg der

Teamarbeit müssen aber noch zwei andere Aspekte berücksichtigt werden. Um sich aktiv in der Teamarbeit einzubringen, muss jedes einzelne Teammitglied für sich einen Sinn in der Aufgabe sehen. Durch den persönlichen Nutzen wird das Teammitglied zufriedengestellt und arbeitet aktiv mit. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Beziehungen zwischen den Teammitgliedern passen. Das System »Team« muss sich beständig erhalten. Dieser Prozess ist nie abgeschlossen und bedarf immer wieder einer Korrektur. Gut lässt sich die Verknüpfung von Aufgabe (Thema), Teammitgliedern (Ich) und ihrer Beziehung zueinander (Wir) mit dem Dreieck aus der themenzentrierten Interaktion von Ruth Cohn darstellen (Abbildung: Die Gruppe und ihr Umfeld). Hier wird sofort deutlich, dass allen Bereichen die gleiche Aufmerksamkeit gezollt werden muss, um das Ziel zu erreichen. Neben der inneren Umwelt wird auch die äußere Umwelt, also der Rahmen, in dem das Team agiert (Unternehmen, Projekt, aber auch Raum oder Equipment), die Arbeit beeinflussen.

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52 erFolGreIch IM teaM arBeIten

ROLLEN IM TEAMDie Rolle des Teamleiters ist schon kurz

angesprochen worden. Sie ist aber nur eine Rolle, die für die erfolgreiche Teamarbeit wichtig ist. Im Team sind alle Rollen in einer hierarchiefreien Ebene zu sehen, somit ist der Teamleiter in der Hierarchie nicht höher anzusetzen. Seine Aufgabe definiert sich darin den Überblick zu behalten und das Team nach außen zu repräsentieren, also die Arbeitsfortschritte und Ergebnisse mitzuteilen. Seine Aufgabe ist es auch, dafür zu sorgen, dass alle Teammitglieder optimal arbeiten können und nach Ihren

Kenntnissen und Erfahrungen richtig eingesetzt sind. Deshalb stellt der Teamleiter nicht selten das Team zusammen. Wichtig für ein gut arbeitendes Team ist die Vielfalt. Dr. Matthias Meifert stellte in der Ausgabe vom August 2014 des Fachmagazins Personalführung seine Studie vor, in der er feststellt, dass Age Diversity und Gender Diversity wenig Einfluss auf den Erfolg der Teamarbeit haben. Dafür erhöht sich die Teamleistung klar, wenn die Teammitglieder über unterschiedliche Erfahrungen und Fach-kenntnisse verfügen. Die Diversity an Wissen trägt also zur erfolgreichen Teamarbeit bei.

Neben unterschiedlichem Wissen sollten die Teammitglieder auch unterschiedliche Typen sein, um den Rollen im Team gerecht zu werden. Im Team gibt es außenorientierte Rollen, wie den Teamleiter, den kreativen Ideengeber und den Vernetzer. Der kreative Ideengeber gibt dem Team neue Impulse und hinterfragt Analysen und Handlungsschritte. Er ist der Kopf, der im Team durch seine Ideen öfter mal Unruhe hineinbringt, aber auch für neue kreative Lösungsvorschläge zuständig ist. Der Vernetzer kümmert sich um Wissen von außen.

Er recherchiert, kennt Quellen und Menschen, die dem Team notwendiges Wissen verschaffen.

Innenorientierte Rollen im Team sind die des Umsetzers oder Koordinators, des Detailarbeiters und des Teamarbeiters. Der Umsetzer und Koordinator behält im inneren des Teams den Überblick, prüft Ideen und Wissen der außenorientierten Teammitglieder und sorgt für Entscheidungen und die Durchführung von gesetzten Aufgaben. Ihm zur Seite steht der Detailarbeiter. Der Teammitarbeiter ist für das »Wir« verantwortlich und sorgt dafür, dass sich die Teammitglieder gemeinsam dem Ziel nähern.

(Innere Umwelt)

GLOBE(Äußere Umwelt)

DIE GRUPPE UND IHR UMFELD

ICH WIR

THEMA

ROLLEN FÜR DIE TEAMARBEIT

Außenorientiert Innenorientiert

Leiter / Umsetzer / Moderator Koordinator

kreativer Detailarbeiter / Ideengeber Vollender

Vernetzer Teamarbeiter

53erFolGreIch IM teaM arBeIten

Er wird auch bei Meinungsverschiedenheiten oder Kommunikationsproblemen aktiv.

Die optimale Teamgröße liegt zwischen drei und acht Personen. Somit werden die unterschiedlichen Rollen durchaus auch einmal von einem Teammitglied belegt oder es gibt zwei Teammitglieder, die eine Rolle verkörpern. So kann durchaus die Rolle des Teamleiters auch vom Umsetzer/Koordinator ausgefüllt werden oder der kreative Ideengeber ist eventuell auch ein Vernetzer.

Am Beispiel des kreativen Ideengebers kann auch gut verdeutlicht werden, das erfolgreiche Teamarbeit schwierig wird, wenn ein Team nur aus kreativen Köpfen besteht. Diese werden sicherlich tolle Ideen und Lösungsansätze finden, aber ihnen fehlt das Durchhaltevermögen, diese Ideen zu prüfen und umzusetzen. In ihrer kreativen Unruhe fällt es ihnen oft schwer sich kritisch mit ihren Ideen auseinanderzusetzen. Hier hilft der Koordinator und Detailarbeiter.

Um »bunte« Teams zu finden, bedienen sich einige Unternehmen Persönlichkeitsmodellen, wir DiSG, Insights oder dem Riemann-Thomann Kreuz. Mit diesen Modellen, die

wissenschaftlich nicht untermauert sind, wird mittels Fragebögen versucht herauszufinden, welche Rolle das Teammitglied gerne ausfüllen möchte. Für den Erfolg der eigenen Teamarbeit kann so ein Modell durchaus interessant sein. Herausfinden, in welcher Rolle man sich wohl fühlt und seine eigenen Potentiale entwickelt, kann man durch Selbstreflexion und Einholen von Feedback.

WAS ZEICHNET EIN SPITZENTEAM AUS?Kurz könnte man sagen, dass ein Spitzen-

team alle Ziele aus dem TZI Dreieck erreicht und im Gleichgewicht stehen. Beim Thema werden die gesteckten Ziele erreicht und die Aufgabe erfolgreich erledigt.

Im »Wir« herrscht Hierarchiefreiheit und wenig Rivalität. Das Motto des Teams lautet » Dein Erfolg ist unser Erfolg«. Das Team steht fürein-ander ein und es besteht gegenseitige Loyalität, Vertrauen, Akzeptanz und Wertschätzung. Es werden konstruktive Kompromisse beim Aus-tragen von Konflikten gesucht. Im »Ich« werden die Potentiale der Teammitglieder genutzt

und sie können sich selbst organisieren und weiterentwickeln.

So ein Spitzenteam fällt nicht vom Himmel. Es bedeutet harte Arbeit und auch Zeit, um sich zu so einem Team zu entwickeln. Wird ein Team neu gebildet beginnt in der Regel erst einmal die Orientierungsphase auch Forming genannt. Der Umgang miteinander ist noch unpersönlich, höflich, gespannt und vorsichtig. Haben sich die Teammitglieder eingeschätzt und kommt es zur Rollenverteilung geht das Team in die zweite Phase, die Positionsfindung oder das Storming. Mit der Aufgabe kommt man in dieser Phase schlecht voran, da sie geprägt ist von Diskussion und unterschwelligen Konflikten. Es ist aber immens wichtig diese Phase zuzulassen und einzuplanen. In der dritten Phase, der Organisationsphase oder auch Norming genannt, wird das Team seine eigene Kultur und Umgangsform finden und ein Wir-Gefühl entwickeln. Unterdrückt man das vorangegangene Storming, kann es zu einer widerwillig angenommenen Kultur bei den Teammitgliedern führen, welches sich in der für die Sache wichtigen vierten Arbeitsphase

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54 erFolGreIch IM teaM arBeIten

oder Performing negativ auswirken kann. Denn in dieser vierten Phase steht die Aufgabe im Vordergrund und das Team arbeitet offen, leistungsfähig, ideenreich und solidarisch miteinander.

Auch ein Team, das langfristig zusammen-arbeitet, wird immer einmal wieder in die Storming- und Normingphase rutschen, um das »Wir« und »Ich« neu zu justieren. Dies ist besonders dann der Fall, wenn z.B. ein neues Teammitglied hinzukommt. Um diesen Phasen immer wieder Raum zu geben, veranstalten Unternehmen gerne Teambuilding Maßnahmen. Hier kann zum einen beobachtet werden, wo das Team steht, ob Veränderungen nötig sind oder ob die Potentiale richtig verteilt sind.

AUF DEM WEG ZUM SPITZENTEAM – FAZITDer Weg zum Spitzenteam ist eigentlich nie

zu Ende. Ein Team kann sich aber immer besser entwickeln, wenn es auch die Möglichkeit und Raum bekommt, sich neben dem Thema auch mit dem »Wir« und dem »Ich« zu beschäftigen. Regeln sind hilfreiche erste Maßnahme zur

Teamentwicklung. Regeln erleichtern den Umgang miteinander. Die einzelnen Team-mitglieder sollten Interesse daran haben, sich zu entwickeln und Feedback zulassen. Eine stetige Selbstreflexion der eigenen Person, aber auch des Teams untereinander fördert die Entwicklung. Notwendig hierfür ist eine offene Kommunikation und Wertschätzung untereinander. Der Weg zum Spitzenteam mag nicht immer geradlinig verlaufen. Das ist auch nicht tragisch, denn jeder Schritt ist ein Lern- und Entwicklungsprozess, der das Team insgesamt und seine einzelnen Teammitglieder weiterbringen wird. Auch vermeintliche Rückschritte werden so zum Fortschritt.

55erFolGreIch IM teaM arBeIten

Erfolg ist eine Frage der Einstellung, im Studium genauso wie im BerufslebenEin Beitrag von Prof. Dr. Kira Klenke, Hochschule Hannover

Dieser Artikel hilft Ihnen zu entdecken,

wo Sie sich eventuell selber beim

Lernen und Arbeiten im Wege stehen.

Er zeigt auf, wie Sie lediglich durch

etwas Umdenken leichter und

effektiver zum Ziel kommen können.

WARUM LESEN SIE DIESEN ARTIKEL?Vielleicht studieren Sie und suchen

Anregungen, um effektiver zu lernen? Oder vielleicht haben Sie Ihr Studium schon abgeschlossen und suchen einen Hinweis, der Ihnen den Einstieg ins Berufsleben erleichtert? Oder Sie erhoffen sich hier einen Tipp, einen Trick zu finden, der Ihnen hilft ein bestimmtes Ziel zu erreichen oder eine anstehende Herausforderung zu meistern? Was auch immer Ihre persönliche Absicht sein mag, formulieren Sie jetzt bitte ein Mini-Ziel für die nächsten Lese-Minuten: Was könnte für Sie ein gutes Motiv sein, diesen Artikel zu lesen?

WAS BEDEUTET »EINSTELLUNG«?Mit ›Einstellung‹ sind in diesem Artikel

innere Überzeugungen und Angewohnheiten gemeint. Diese bestimmen vielfach und ganz ohne unser bewusstes Zutun unsere Interpretation von Geschehnissen, weshalb dann auch häufig unsere Reaktionen auf bestimmte Lebensereignisse immer wieder nach dem gleichen Schema ablaufen.

In diesem Zusammenhang wurde in den 1970er Jahren von dem Psychologen Albert Bandura das Konzept der Selbstwirksamkeitserwartung entwickelt. Er sagt: »Motivation, Gefühle und Handlungen von Menschen resultieren in stärkerem Maße daraus, woran sie glauben oder wovon sie überzeugt sind, und weniger daraus, was objektiv der Fall ist.« Die Selbstwirksamkeit von Studierenden oder Berufstätigen resultiert also aus deren Überzeugung, ob sie über aus-reichend viele Ressourcen verfügen, um aus eigener Kraft ein bestimmtes Ziel erreichen oder schwierige Anforderungen meistern zu können.

Erstaunlich ist, dass der Zusammenhang zwischen innerer Einstellung und Lern-Erfolg bisher kaum in den Schulen oder an den Hoch-schulen thematisiert wird. Denn Erfolg im Studium und auch im Berufsleben ist eine Frage der inneren Einstellung. Bei Selbstzweifeln oder geringer Selbstwirksamkeitserwartung nutzen selbst Fleiß oder hohe Intelligenz wenig. Das wurde in den letzten Jahren in internationalen

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56 erFolG Ist eIne FraGe der eInstellunG

Untersuchungen1, 4 über den Unterschied von erfolgreichen versus wenig(er) erfolgreichen Studierenden belegt. Eine positiv-zuversicht-liche Einstellung beeinflusst studentischen und auch beruflichen Erfolg stärker als fachliches Wissen. Natürlich sind auch all diese Faktoren, wie Fleiß, Klugheit, Fachwissen und Berufserfahrung wichtig, ja unbedingt erforderlich. Sie werden jedoch blockiert, wenn der Kopf nicht mitspielt. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, wie die eigenen Denkmuster und die über Jahrzehnte hinweg unbewusst entwickelte innere Einstellung unser Verhalten, die Motivation und letztlich auch unseren Erfolg beeinflussen. Dabei ist es durchaus möglich, eingefahrenes Denken und alte Angewohnheiten, die den eigenen Erfolg blockieren, loszuwerden und durch neue, kraftvollere zu ersetzen.

»SO KÖNNEN SIE IHRE GEDANKENKRAFT NUTZEN, UM KRAFTVOLLER UND EFFEK-TIVER ZU LERNEN UND ZU ARBEITEN.«

Bei einer Klausur-Vorbesprechung habe ich meine Studierenden gefragt: »Was wäre

ein Motto oder ein Gedanke, mit dem Sie sich vor und auch während der Klausur beruhigen oder selber ermutigen könnten?« Über vierzig Augenpaare schauten mich daraufhin völlig sprach- und ratlos an. Nonverbal wollten sie mir wohl auch signalisieren: »Oh nein, lass uns jetzt bloß damit in Ruhe. Wir wollen lieber konkrete Hinweise, welche Themen in der Prüfung dran kommen!« Nachdem klar wurde, dass ich nicht locker lasse, haben die Studierenden schließlich mit etwas Mühe die folgenden Sätze gefunden:

› »Prüfungen sind generell Scheisse, aber da muss ich halt durch.«

› »Nur keine Panik!« › »Alles wird gut!« › »Es gibt immer ganz viele verschiedene

Lösungswege zu einem Problem. Einen davon werde ich sicher finden!«

Das machte mir klar, dass viele dieser Studierenden sich nie mit Selbstmanagement-Techniken befasst hatten. Deshalb habe ich ein bisschen ausgeholt: Jeder Rennfahrer weiß, dass es gefährlich ist, wenn er – sollte er einmal von der Fahrbahn abkommen – den einzigen Baum auf der Wiese anschaut. Womöglich noch mit dem Gedanken im Kopf: »Jetzt bloß nicht auch noch gegen diesen Baum knallen!« Rennfahrer werden deshalb darauf trainiert, dass sie in kritischen Momenten stets dahin schauen, wo das Gelände frei ist. Denn die Lenkbewegung folgt immer dem Blick. Sich anzugewöhnen, den Blick dorthin zu richten, wohin man gelangen will, hilft nicht nur beim Autofahren, sondern auch im Studium und im Beruf.

Wenn jemand zu Ihnen sagt: »Denken Sie jetzt auf gar keinen Fall an einen grünen Pudel!«, was

57erFolG Ist eIne FraGe der eInstellunG

passiert dann? Innerlich haben Sie sofort das Bild eines grünen Pudels vor Augen. Denn das ist die einzige Möglichkeit, wie Sie sich diesen Gedanken mental vorstellen, ihn nachvollziehen und damit verstehen können. Deshalb bringen Sätze mit ungeschickten Verneinungs-Formu-lierungen, so wie die ersten beiden in der obigen Liste, den inneren Schweinehund erst so richtig auf dumme Gedanken. Darum sollte ein Student beispielsweise einen Vorsatz wie: »Morgen werde ich aber nicht wieder bis 11 Uhr im Bett liegen bleiben und den halben Tag verplempern!« stattdessen besser konstruktiv und positiv formulieren: »Morgen werde ich spätestens um 7 Uhr gut ausgeschlafen aufstehen und spätestens um 8 Uhr fange ich an für die Klausur zu lernen!«

Es mag vielleicht sogar die Selbstdisziplin eines Studenten unterstützen, wenn er sich sagt: »Prüfungen sind generell Scheiße, aber da muss ich halt durch.« Aber »Prüfungen sind Scheiße!« ist dabei ebenso im Hinterkopf präsent, was garantiert zu Unlust führt und Mühe beim Lernen mit sich bringt. Unwillig oder gestresst fällt es schwer(er), Fakten logisch miteinander zu verknüpfen oder die einer Aufgabenstellung

zugrunde liegende Struktur zu erkennen. Auch das kreative Denken, was man für die Lösung von Klausuraufgaben definitiv ebenso braucht wie fürs Texten der Abschlussarbeit, ist dann tendenziell blockiert. Dabei ließe sich hier schnell und relativ leicht Abhilfe schaffen! Mit dem richtigen Wissen, zum Beispiel über positive Zielformulierung. Allein das Thema »Der Einfluss von Glaubenssätzen beim Lernen« füllt in entsprechenden Ratgebern2, 3 etliche Seiten.

»OB DU DENKST, DU KANNST ES ODER DENKST, DU KANNST ES NICHT: DU WIRST IN BEIDEN FÄLLEN RECHT BEHALTEN.«Henry Ford (1863 - 1947)

Betrachten wir dazu noch ein Beispiel aus meinem Lehrgebiet, der Statistik. Es gibt Studenten, die glauben Statistik lernen sei (zu) schwierig für sie! Andere Studenten denken: »Das macht zwar keinen Spaß, aber ich bekomme das schon irgendwie hin!« Wieder andere glauben, dass dieses Fach interessant

sei oder gar, dass sie ein Talent für die Statistik haben! Jeder von all denen wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit durch entsprechende Lern- und Prüfungserfahrungen in seinem Glauben immer wieder bestätigt finden.

Egal wie viel ein Student büffelt und sich abmüht, wenn die innere Einstellung nicht passt, wird er oder sie den Stoff selbst unter großer Anstrengung nur mäßig verstehen und behalten. Natürlich gilt auch das Umgekehrte: Eine positiv eingestellte, zuversichtliche und motivierte Studentin lernt dasselbe viel leichter, schneller und auch nachhaltiger. Wie effektiv und wie leicht (bzw. wie schlecht oder langsam) jemand neues Fach-Knowhow aufnehmen kann, wird eben nicht zuletzt durch seine innere Erwartungshaltung und seine Einstellung bestimmt.

Es macht Spaß, alte Denkmuster und Lernangewohnheiten zu entlarven, sie umzu-programmieren und stattdessen neue, effektive, konstruktive zu installieren. Sie können sich dazu zum Beispiel zu fragen: »Was kann ich selber tun, damit es mir besser geht in dieser Situation? Was könnte ich anders machen

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58 erFolG Ist eIne FraGe der eInstellunG

oder neu ausprobieren? Wie könnte ich mich selber unterstützen, damit ich mich in der Lehrveranstaltung oder im Büro wohler oder sicherer fühle?« Denken Sie dabei auch an kleine, einfache Lösungsansätze: Verändern Sie Ihren Sitzplatz oder das verwendete Lehrbuch. Nehmen Sie sich eine Flasche Mineralwasser mit. Schon alleine eine Veränderung Ihrer üblichen Körperhaltung kann kleine Wunder bewirken.

Es hilft, wenn Sie sich ganz bewusst zu Beginn einer Lehrveranstaltung oder wenn Sie beginnen etwas zu bearbeiten, ein eigenes Mini-Ziel setzen. Überlegen Sie sich vorher ganz bewusst: »Was will ich in der nächsten Stunde erreichen?« Verbunden mit einer entsprechenden Reflektion am Ende der Stunde hilft Ihnen dieser Coaching-Trick jeden Kraftaufwand oder Arbeitseinsatz deutlich effektiver zu nutzen.

WAS HAT IHNEN DIESER ARTIKEL GEBRACHT?Die Wirkung des letzten, oben genannten

Coaching-Tricks haben Sie, als Leserin oder Leser dieses Artikels, gerade selber erfahren – sofern

Sie sich tatsächlich zu Beginn ein eigenes Mini-Leseziel gesetzt hatten. Hat der Text Ihnen weiter geholfen? Oder vielleicht sind Ihnen mittler-weile weitere, neue Ideen gekommen? Was wollen Sie jetzt für sich persönlich aus diesem Artikel mitnehmen? Welcher Hinweis war wichtig für Sie? Wie könnten Sie diesen Hinweis ab sofort ganz praktisch für sich nutzen?

LITERATURHINWEISE › 1Beilock, S.: Choke - What the Secrets of the

Brain Reveal About Getting It Right When You Have To. New York: Free Press, 2010.

› 2Klenke, K.: Studieren kann man lernen – Mit weniger Mühe zu mehr Erfolg. Wiesbaden: Springer-Gabler, 2013.

› 3Mortan, G., Mortan, F.: Bestanden wird im Kopf! Von Spitzensportlern lernen und jede Prüfung erfolgreich bestehen. Wiesbaden: Gabler, 2009.

› 4Wiarda, J. M.: . Viel hilft nicht viel – Wer im Studium besonders fleißig ist, erzielt nicht unbedingt die besten Noten. In: DIE ZEIT vom 12.01.2012 (online: www.zeit.de/2012/03/C-Studium-Fleiss)

KURZVITAProf. Dr. Kira Klenke ist Professorin für Statistik an der Hochschule Hannover. Sie ist auch zertifizierte NLP-Trainerin. Ihr ist es wichtig, Studierenden beim Lernen Mut zu machen. In ihrem Studentenratgeber »Studieren kann man lernen: Mit weniger Mühe zu mehr Erfolg« (Springer-Gabler 2013) sowie dem wöchentlich erscheinenden Podcast »Studium mit Rückenwind« (bei iTunes oder unter Kira-Klenke.podomatic.com) präsentiert sie Tipps fürs Lernen lernen und Anstöße, die beim Lernen zum Gewinner machen.

› Prof. Dr.Kira Klenke

59erFolG Ist eIne FraGe der eInstellunG

Relevanz von Sprachkenntnissen für die Karriere

Immer wieder hört man, dass Fremdsprachenkenntnisse für eine erfolgreiche Karriere eine wichtige Grundvoraussetzung sind. doch wie wichtig sind sie tatsächlich und muss wirklich jeder arbeitnehmer fließend englisch sprechen?

Da in vielen westlichen Ländern das Wirt-schaftswachstum inzwischen stagniert, suchen Unternehmen vermehrt in neuen Märkten nach Kunden und Talenten. Auch in Deutschland, wo die Wirtschaft sehr gut da steht, sind Firmen kontinuierlich auf der Suche nach neuen Wachstumsmöglichkeiten und finden diese inzwischen vor allem im Ausland. Entstanden ist eine Arbeitswelt, in der Mitarbeiter mit Kunden, Kollegen, Partnern oder Dienstleistern aus allen Teilen der Welt zusammenarbeiten. In diesem internationalen Arbeitsumfeld sind Fremdsprachen wichtiger denn je.

Im Rahmen der 2012 erschienen Studie »Competing across borders – How cultural and communication barriers affect business« befragte die Economist Intelligenice Unit 572 Führungskräfte von Unternehmen weltweit, welche Auswirkungen ihrer Meinung nach kulturelle und sprachliche Barrieren auf den Firmenerfolg hätten. 89% waren der Ansicht, dass unterschiedliche Sprachen und Sitten die internationalen Pläne der Unternehmen deutlich einschränken würden. Zudem gaben 40% der Befragten an, dass sie von Bewerbern erwarten, mindestens eine Fremdsprache zu sprechen.

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60 relevanz von sPrachKenntnIssen Für dIe KarrIere

47% der Führungskräfte zeigten sich zudem mit den bisherigen Investitionen in die sprachliche Weiterbildung der Mitarbeiter unzufrieden und sahen hier Verbesserungspotential für die Zukunft.

FÜR WELCHE BERUFE SIND FREMD- SPRACHEN BESONDERS WICHTIG?Wie wichtig Sprachkenntnisse für den

Beruf sind, hängt von mehreren Faktoren ab: Position, Branche oder Ausrichtung des Unternehmens. In der Tourismus-Branche sind sehr gute Englischkenntnisse unumgänglich und auch IT- und Marketing-Spezialisten kommen um Englisch nicht herum. Das gleiche gilt für viele wissenschaftliche Berufe. Hier ist Englisch eine Notwendigkeit, da es die Sprache der Wissenschaft ist. Ein Zahnarzthelferin, ein Postbote oder ein Dachdecker wird hingegen mit Basis-Englischkenntnissen auskommen.

Auch die Ausrichtung des Unternehmens spielt eine wichtige Rolle. Bei einem internationalen Konzern oder einem global agierenden Mittelständler sind Fremdsprachenkenntnisse weitaus wichtiger als bei einem Unternehmen,

dass ausschließlich mit deutschen Kunden zu tun hat. Allerdings kann man auch in einem internationalen Unternehmen arbeiten und ohne Fremdsprachen auskommen – je nachdem, in welcher Position man tätig ist. Ein Mitarbeiter in der Montage-Abteilung eines Automobilherstellers wird weniger Fremd-sprachenkenntnisse benötigen, als seine Kollegen im Einkauf oder in der Entwicklungsabteilung.

RELEVANTE FREMDSPRACHENUnternehmen weltweit erwarten von ihren

Mitarbeitern vor allem gute Englischkenntnisse, mit großem Abstand folgen Mandarin, Spanisch und Russisch. In Deutschland ist Englisch ebenfalls sehr wichtig, allerdings gelten hier sehr gute Englischkenntnisse oft als Grundvoraussetzung. In vielen Stellenanzeigen liest man inzwischen, dass neben Englisch noch eine weitere Fremdsprache gefordert wird. Wer also mehrere Fremd- sprachen spricht, hat einen klaren Vorteil.

Insbesondere Französisch, Spanisch sowie zunehmend Chinesisch und Russisch sind gefragt.

Der Grund dafür ist einfach: Deutschland ist das größte Exportland weltweit und selbst deutsche Mittelständler sind international tätig. Frankreich ist Deutschlands wichtigster Handelspartner, daher sind Französischkennt-nisse sehr gefragt. Zudem holen Spanisch und Chinesisch international als Verkehrssprachen auf, auch wenn Englisch zunächst weiterhin die wichtigste Handelssprache bleiben wird. Da man nicht immer davon ausgehen kann, dass die Verhandlungspartner fließend Englisch sprechen, ist es für Unternehmen umso wichtiger, sich auf Mitarbeiter verlassen zu können, die Fremdsprachen sprechen.

SPRACHZERTIFIKATE: DAS PLUS FÜR JEDE BEWERBUNGSMAPPEFast jeder Bewerber behauptet in seinem

Lebenslauf »fließend Englisch« zu sprechen. Kommt der Kandidat dann zum Interview, stellen die Personalverantwortlichen oft fest, dass dies nicht der Fall ist. Da ist es von

61relevanz von sPrachKenntnIssen Für dIe KarrIere

Vorteil, wenn man schon im Lebenslauf seine Fremdsprachenkennnisse belegen und sich so aus der Masse an Bewerbern hervorheben kann. Möglich ist dies durch international anerkannte Sprachzertifikate.

Folgende Sprachexamen sind für Berufsein-steiger und Arbeitnehmer empfehlenswert:

TOEFL & TOEICDas TOEIC-Zertifikat gilt als anerkannter

Nachweis der Englischkenntnisse und ist bei Unternehmen weltweit, vor allem aber in den USA, gerne gesehen. Während TOEIC einen wirtschaftlichen Fokus hat, liegt der Schwerpunkt

bei TOEFL eher im akademischen Bereich. Daher wird TOEFL auch von vielen Universitäten in den USA für die Zulassung verlangt. Das Testresultat wird bei beiden Tests in Punkten angegeben. Je höher die Punktzahl, desto besser ist das Englisch-Sprachniveau. Die Examen können in Testzentren (meist in größeren Städten) mehrmals pro Monat abgelegt werden, kosten circa 180 EUR und sind 2 Jahre gültig.

CAMBRIDGE ENGLISH EXAMSDas Cambridge-Examen gilt als Türöffner

für die Karriere und macht sich hervorragend im Lebenslauf. Vor allem im Europäischen

Raum genießt das Examen einen guten Ruf. Das Zertifikat ist in verschiedene Sprachniveaus (z.B. Preliminary English Test, Certificate in Advanced English oder Business English Certificate) unterteilt. Zunächst entscheidet man sich für ein Level und schließt dieses dann mit einer Schulnote ab. Das Sprachzertifikat ist lebenslang gültig und kostet circa 150 EUR.

BULATSDas Sprachzertifikat BULATS (Business

Language Testing Service) hat einen Business-Schwerpunkt und eignet sich gut für Berufs-einsteiger und Arbeitnehmer.

IELTSIELTS (International English Language

Testing System) hat den Vorteil, dass es weltweit als Nachweis der Sprachkenntnisse anerkannt wird und nicht nur in einer bestimmten Region.

DELF & DALFDie Sprachzertifikate DELF (Diplôme d‘Études

en Langue Française) und DALF (Diplôme Approfondi en Langue Française) gelten

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62 relevanz von sPrachKenntnIssen Für dIe KarrIere

als anerkannter Nachweis der Französisch-Sprachkenntnisse.

DELE, DIEN & DSENDie drei Spanisch-Sprachzertifikate DELE

(Diploma de Español como Lengua Extranjera), DIEN (Diploma Intermedio de Español de los Negocios) und DSEN (Diploma Superior de Español de los Negocios) sind international anerkannt und unterscheiden sich nur im Schwierigkeitsgrad: Anfänger, Fortgeschritten, Profi.

HSKDas Sprachzertifikat HSK (Hanyu Shuiping

Kaoshi) gilt als anerkannter Nachweis der Chinesisch-Sprachkenntnisse.

CELI & CILSMit den Sprachzertifikaten CELI (Certificato

di Conoscenza della Lingua Italiana) und CILS (Certificazione di Italiano come Lingua Straniera) können Bewerber ihre Italienischkenntnisse belegen. CELI ist das Zertifikat der Universität von Perugia und CILS das der Universität von Siena.

INVESTITION IN DIE ZUKUNFTFremdsprachenkenntnisse werden bereits

heute in vielen Berufen verlangt und aufgrund der zunehmenden Internationalisierung von Unternehmen wird sich dies in Zukunft sogar noch verstärken. Selbst wer heute in einem Beruf arbeitet, in dem er keine Fremdsprachen benötigt, sollte bedenken, dass sich dies schnell ändern kann. Bei einem Stellenwechsel kann es durchaus vorkommen, dass auf einmal das Thema Fremdsprachen aufkommt. Eventuell sind die Fremdsprachenkenntnisse sogar ausschlaggebend für die Vergabe der Stelle.

Es lohnt sich also Zeit in die eigenen Fremdsprachenkenntnisse zu investieren. Die Möglichkeiten dazu sind vielfältig: Abendkurse, Online-Sprachkurse, Apps, Sprachlern-Software oder Sprachreisen. Der Vorteil von Sprachreisen ist, dass sie sich sehr gut mit einem Urlaub verbinden lassen. So können Sprachschüler beispielsweise am Vormittag einen Sprachkurs besuchen und ihr Business-Englisch auffrischen und am Nachmittag ihren Urlaub bei Sightseeing oder am Strand genießen. Zudem besteht die Möglichkeit, Bildungsurlaub zu beantragen

KURZVITAIsabel Grämer ist Online Marketing Managerin bei EF Education First, dem welt-weit führenden Anbieter von Sprachreisen und Kulturaustauschprogrammen. Weitere Informationen zu Sprachreisen mit EF fin-den Interessierte unter: www.ef.de/pg/sprachreisen/

oder von der Bildungsprämie zu profitieren. So verlieren Arbeitnehmer keine wertvollen Urlaubstage, sondern erhalten zusätzliche Zeit sowie finanzielle Unterstützung vom Staat und ihrem Unternehmen für die sprachliche Weiterbildung.

› Isabel Grämer

63relevanz von sPrachKenntnIssen Für dIe KarrIere

Mein Praktikum am anderen Ende der WeltErfahrungsbericht von Julia Marie Schmidt, Praktikum bei Study Nelson Ltd. in Nelson, Neuseeland

Wann bekommt man schon mal die

Chance, mehrere Monate in einem

der schönsten Länder der Welt zu

verbringen? Study Nelson hat mir

dies ermöglicht. Ich absolviere bei

dieser Firma aktuell ein 6-monatiges

Praktikum in der Abteilung »Auszeit

Neuseeland«:

Das Auszeit Neuseeland-Programm richtet sich an junge Erwachsene und bietet Work &Travel, Au pair, Demi pair, Praktika, Freiwilligen-dienst, Gap Year, Sprachkurse und Studium in Neuseeland an. Das Auszeit Neuseeland-Team kümmert sich dabei um die komplette Vorbereitung, von der Buchung der Flüge über die Beantragung des Visums bis hin zur Packliste, sowie die Betreuung vor Ort inklusive Einführungsseminar, Unterbringung bei Gast-familien, 24-Stunden-Notfalltelefon und vielem mehr.

Als deutschsprachige Agentur vor Ort in Neuseeland wird die Verantwortung bei

Study Nelson dabei nicht an Partneragenturen abgegeben – man schickt Teilnehmer also nicht nach Neuseeland, das Team ist bereits da und empfängt sie!

Zurück zu mir: Ich studiere in Deutschland Leisure & Tourism Management an der Fach-hochschule Stralsund. Grundlegend befasst sich das Studium mit der Basis der klassischen Betriebs-wirtschaftslehre. Der Hauptschwerpunkt des Studiums liegt allerdings im Tourismusbereich. Der Vollzeit-Studiengang geht über 8 Semester und viele Fächer werden in englischer Sprache unterrichtet, was es den Studenten erleichtert, später in den internationalen Arbeitsmarkt einzusteigen. Ich studiere momentan im 7. Semester und verbringe dieses nun in Neusee-land, als Auslandspraktikum bei Study Nelson.

Das Praktikum ist ein fester Bestandteil meines Studiums, es muss im Ausland absolviert werden. Es ist eine gute Gelegenheit, das theoretisch Erlernte im beruflichen Alltag anzu-wenden und Neues dazuzulernen. Die Zeit im Ausland ist nicht nur für die Karriere förderlich, sondern dient auch dazu, mich persönlich weiter zu entwickeln.

Ich habe mich bewusst für ein deutsches Unternehmen im Ausland entschieden und die Praktikumsbeschreibung von Study Nelson hat mich gleich angesprochen, besonders die Zusammenarbeit mit jungen Menschen und die Arbeitsatmosphäre im internationalen Team.

Der Bewerbungsprozess verlief online, schnell und unproblematisch. Ich habe mich auf den Internetseiten von Study Nelson bzw. Auszeit Neuseeland über Praktikumsangebote informiert und mich anschließend beworben. Nach nur wenigen Tagen bekam ich schon die

› Julia Marie Schmidt Bachelor-Studium Leisure & Tourism Management an der Fachhochschule Stralsund Praktikum bei Study Nelson Ltd. in Nelson, Neuseeland

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64 PraKtIKuM IM ausland - erFahrunGsBerIcht

Einladung zu einem Skype-Gespräch, in dessen Verlauf alle wichtigen Details zum Praktikum besprochen wurden. Meine Erwartungen: Ich wollte ein Praktikum in einer kleinen Firma machen, bei dem ich möglichst in alle Unter-nehmensbereiche einen Einblick bekomme.

In der Praktikumsbeschreibung waren meine Aufgabenbereiche übersichtlich aufgelistet: Zum einem erledige ich administrative Tätigkeiten, die im Tagesgeschäft anfallen. Des weiteren kümmere ich mich um die Unternehmensprofile

in sozialen Online-Netzwerken wie Facebook, Twitter und Google+.

Meine Tätigkeitsbereiche lehnen an meine Studieninhalte an. Ich besuchte Marketingkurse in der Universität und kann das Erlernte nun in der Praxis umsetzen.

Durch das kleine Team ist man – bei ange-nehmer Arbeitsatmosphäre – immer mitten im Geschehen, und durch die enge Zusammenarbeit bekommt man einen guten Einblick in die anderen Abteilungen.

Das Praktikum bei Study Nelson wird leider nicht vergütet, aber meiner Erfahrung nach ist es prinzipiell sehr schwer, ein bezahltes Auslandspraktikum zu finden. Es wird bei Study Nelson trotzdem versucht, den Praktikanten etwas zurück zu geben und den Neuseeland-aufenthalt spannend zu gestalten. So erhalten wir Mitarbeiterrabatte auf Touren und Aktivitäten, die wir über die Reiseabteilung der Firma buchen und haben darüber hinaus die Möglichkeit, Schülertouren kostenlos durch ganz Neuseeland zu begleiten.

Meine Erwartungen an das Praktikum haben sich bis jetzt vollkommen bestätigt. Die angenehme Atmosphäre im Team und die guten Arbeitsbedingungen sprechen definitiv für das Praktikum. Und natürlich befindet sich der Arbeitsplatz an einem der schönsten Orte der Welt. An den Wochenenden kann ich Touren in die umliegenden drei Nationalparks unternehmen und die atemberaubende Land-schaft von Neuseeland genießen.

Nutze auch du deine Chance auf eine Auszeit am anderen Ende der Welt!

65PraKtIKuM IM ausland - erFahrunGsBerIcht

Berufspraxis im AuslandErfahrungsbericht von Johannes Heer, Praktikant bei Continental in Thailand

Während meines Bachelor-Studiums

Tourism & Event Management an der

International School of Management

(ISM) in Dortmund hatte ich bereits

Praktika in der Eventbranche und im

Tourismus- und Hotelmanagement

absolviert. Danach hatte ich den

Wunsch, mich breiter aufzustellen

und mir alle Türen offen zu halten. Mit

meinem Praktikum bei Continental in

Thailand ist mir das gelungen.

Auf Continental hat mich ein Dozent der ISM gebracht. Bei Promotion-Aktionen habe ich das Unternehmen kennengelernt und konnte mir gleich vorstellen, dort zu arbeiten. Um praktische und internationale Erfahrungen zu verknüpfen, habe ich mich mit einer Initiativbewerbung für ein Praktikum in Thailand beworben. Über vier Monate hatte ich die Chance, den relativ jungen Standort in Rayong am Golf von Thailand

kennenzulernen und Erfahrungen im Bereich Kostenreduzierung zu sammeln.

Continental ist mit rund 175.000 Mitarbei-tern der größte Automobilzulieferer weltweit. Am Standort in Rayong werden Pumpen und Injektoren produziert, die hauptsächlich nach Indien und Argentinien geliefert werden. Meine Aufgabe war es, gemeinsam mit der Administrations- und Produktionsabteilung die Kosten für Material, das nicht direkt am Produkt verbraucht wird, zu analysieren und Einsparmaßnahmen zu entwickeln. Dafür ging es zunächst in die Produktionshallen. Ich fand es wichtig, ein Gefühl für die Produkte und Rohstoffe zu bekommen und die Vorarbeiter kennenzulernen, mit denen ich mich später kurzschließen sollte. Besonders gefallen hat mir, dass ich sehr früh verantwortungsvolle Projekte übernehmen und selbstständig arbeiten konnte. Dabei haben mir vor allem mein Uni-Wissen aus den Fächern Kosten- und Leistungsrechnung, Investition und Finanzierung sowie Statistik sehr weitergeholfen. Aber auch die Vertrautheit mit den Programmen Excel, SAP und PowerPoint ist mir zugutegekommen.

»IM UNTERNEHMEN WURDE ICH ZU JEDER ZEIT UNTERSTÜTZT UND HABE VOR ALLEM DIE FEEDBACKKULTUR SCHÄTZEN GELERNT.«

Continental hat mir im Gegenzug Zugang zu unternehmensinternen Informationen ver-schafft, mir eine neue Software bereitgestellt und mir Freiheiten gelassen, um Lösungswege auszuprobieren. Ein Praktikum auf hohem Niveau, so würde ich meine Zeit in Thailand beschreiben. Denn der Welpenschutz war irgendwann vorbei und ich musste mich

› Johannes Heer Bachelor-Studium Tourism & Event Ma-nagement an der International School of Management (ISM) in Dortmund Praktikant bei Continental in Thailand

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66 PraKtIKuM IM ausland - erFahrunGsBerIcht

wie alle Mitarbeiter an Fristen halten und Anforderungen erfüllen. Von meinen Vorgesetzten habe ich regelmäßig Feedback zu meiner Arbeit und zu meinen Fortschritten bekommen, so dass ich mich in der kurzen Zeit schnell weiterentwickeln konnte. Abseits der fachlichen Kompetenzen habe ich während meines Praktikums gelernt, wie wichtig es ist, Arbeitsschritte zu strukturieren und sich Gedanken über das eigene Zeitmanagement zu machen.

In einem so großen Unternehmen wie Continental war es für meine Arbeit wichtig, mir einen Stand unter den Mitarbeitern zu verschaffen und ernst genommen zu werden. Es kommt der Punkt, da lassen sich Fragen nicht mehr über den Tisch hinweg klären, sondern Termine mit Führungskräften müssen geplant und offene Punkte genau durchdacht werden. Viele Prozesse laufen damit weniger spontan und flexibel ab als in kleinen oder mittelständischen Unternehmen. Doch der Standort in Rayong ist jung. Viele Abläufe sind noch nicht festgeschrieben und können optimiert werden. Ich habe das als Chance

begriffen und versucht, eigene Akzente zu setzen. Dazu hat auch die Unternehmenskultur beigetragen. Gerade innerhalb der Abteilungen ist der Zusammenhalt sehr stark und dank des tollen Teams habe ich mich schnell wohl gefühlt. Der Vorteil bei einem großen Unternehmen wie Continental ist aus meiner Sicht noch ein anderer. Hier erlebt man Konkurrenz in all seinen Facetten und ich konnte mir schnell ein Bild davon machen, wie der Wettbewerb in der Automobilbranche aussieht.

»PRAKTIKA IM AUSLAND SIND EINE GROSSE HERAUSFORDERUNG – EIN UNBEKANNTES LAND, EINE FREMDE SPRACHE UND NEUE BEKANNT- SCHAFTEN ZUGLEICH.«

Vor meinem Start bei Continental war ich schon aufgeregt. Flüge buchen, Wohnung suchen, sich neu orientieren – in einer fremden Kultur und in einem großen Unternehmen. Bei Continental arbeiten auf allen Hierarchieebenen Fachkräfte verschiedener Nationalitäten zu-sammen, die Sprachbarrieren überwinden

und Verständnis für kulturelle Eigenheiten aufbringen müssen. An der ISM habe ich viel über internationales Management gelernt. Jetzt habe ich verstanden, was interkulturelle Kompetenz in der Praxis bedeutet.

Das Auslandspraktikum bei Continental hat mir persönlich weitergeholfen, Entscheidungen für meine berufliche Zukunft zu treffen. Die Erfahrung, eigenverantwortlich zu arbeiten und mich in Sachen Teamfähigkeit weiter-zuentwickeln, möchte ich nicht missen. Um mir die Türen in die Automobilbranche weiter offen zu halten, werde ich mich mit meinem Master-Studium jetzt breiter aufstellen.

67PraKtIKuM IM ausland - erFahrunGsBerIcht

Mein Arbeitsalltag in SingapurErfahrungsbericht von Stefanie Joham, Praktikantin bei ROHDE & SCHWARZ

Montag Morgen, erster Arbeitstag,

der Weg von der MRT-Station zum

Rohde & Schwarz Gebäude ist schnell

gefunden, eine nette Dame empfängt

mich in der Besucherlobby. Zunächst

gibt es mit den anderen neuen Mit-

arbeitern eine Einführungsveran-

staltung, in der eine Kollegin aus der

Personalabteilung eine Präsentation

über R&S Asia hält.

Dann werden alle an ihre Betreuer aus der Fachabteilung übergeben. Meine Betreuerin stellt mir die Kollegen vor und bringt mich zu meinem Arbeitsplatz für die nächsten 3 Monate. Dort fühle ich mich sofort bei den Kollegen will-kommen. Einige sind sogar aus Deutschland, an-dere aus Indien, Philippinen, China, Indonesien, Myanmar, Malaysia und noch aus ganz vielen anderen Ländern.

Beim Mittagessen bin ich das erste Mal in einem der für Singapur typischen Foodcourts,

es gibt sehr viel Auswahl an verschiedenster asiatischer Kochkunst. In das indische Essen habe ich mich sofort verliebt. Aber auch im Allgemeinen kann man sagen, dass es in diesem kleinen Land eine riesige Auswahl an ver-schiedenen Küchen gibt. Von chinesisch, thai, indonesisch, mongolisch bis eben zu süd- bzw. nordindisch ist alles für den kleinen Geldbeutel zu haben. Ich kann jedem nur empfehlen, so viel wie möglich davon zu probieren.

Wie schon das Angebot an Essen widerspie-gelt, gibt es eine große Vielfalt an Kulturen in Singapur, was mir an dem Land persönlich am besten gefallen hat. Man lernt so viele verschie-dene Leute und deren Ansichten, Religionen und eben deren Kultur ein Stück weit kennen, wie man dies in vermutlich keinem anderen Land erfahren kann.

Ich persönlich habe bei einer muslimischen Familie gewohnt, in welcher die Mutter aus den Philippinen stammt und der Vater in Singapur geboren ist, aber malaysische Abstammung hatte. Gleich am ersten Tag meines Einzugs haben sie mich eingeladen, mit auf das Hari Raya Fest bei ihren Eltern zu kommen, zu dem

die ganze Familie erscheinen wird. Gerne habe ich diese Einladung angenommen und mich ein Stück weit integriert, indem ich die traditionelle Kleidung für dieses Fest angezogen habe. Die Großeltern haben mich sehr freundlich empfangen und auch der Rest der Familie war interessiert an mir und an dem Leben in Deutschland. So stellten wir zum Beispiel fest, dass es große Unterschiede im Sozialsystem der beiden Länder gibt. In Singapur müssen die Eltern für ihre Kinder Schulgeld bezahlen und auch die Universitäten sind sehr teuer, weshalb

› Stefanie Joham Duales Studium der Elektrotechnik an der Hochschule München Praktikantin im Produktmanagement Empfänger in der R&S Niederlassung in Singapur

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68 PraKtIKuM IM ausland - erFahrunGsBerIcht

»meine« Familie schon jetzt für die Ausbildung ihrer 2 und 4 Jahre alten Kinder spart.

Für mich persönlich ein großer Kontrast war auch die sogenannte Maid-Politik in Singapur. So hat fast jede Familie, auch die, bei der ich gewohnt habe, eine Maid, also eine Haushaltshilfe, die auch auf die Kinder aufpasst. Die Maid, die bei uns gewohnt hat, Asti, hatte die Speisekammer, ca. 3 qm groß und ohne Fenster, zum Schlafen zur Verfügung. Sie arbeitet 7 Tage die Woche den ganzen Tag, also ca. von 7 Uhr bis 22 Uhr. Sie ist 22 Jahre alt, stammt aus Indonesien und arbeitet seit 2 Jahren bei einem Monatslohn von ca. 400 SGD (ca. 250 Euro) für

die Familie, um Geld für ein Studium zu sparen. Da viele Singapurer das als normal ansehen, reagieren sie eher mit Unverständnis, wenn man dieses Thema anspricht. Zumindest lernt man seine eigenen Lebensumstände und Möglich-keiten dadurch noch mehr schätzen und nicht alles als selbstverständlich anzusehen.

Man muss dabei auch beachten, dass in den meisten Familien beide Elternteile Voll-zeit arbeiten gehen müssen, um die teuren Lebenshaltungskosten zu finanzieren und es deshalb im Gesamten wohl billiger ist, eine Maid zu bezahlen, als auf ein komplettes Gehalt zu verzichten. Ich habe mit 7 Leuten in einer

3 Zimmer Wohnung gelebt, was eben nicht ungewöhnlich war, wegen der hohen Mieten in diesem Land.

Beim Thema Religionen sind die Singapurer sehr offen, hatte ich den Eindruck, solange man eine hat. Es gibt wohl kein anderes Land, in dem man eine christliche Kirche, neben einer Moschee, neben einem hinduistischen oder buddhistischen Tempel findet und alle friedlich zusammenleben. Ich konnte vor allem Einblick in den muslimischen Glauben erhalten, was sehr interessant war. Aber auch die Besuche in den verschiedenen sehr farbenfrohen Tempeln waren beeindruckend.

Die Arbeitswoche beträgt 42,5 Stunden, also 7,5 mehr als in München. Es gibt auch keine Gleitzeit sondern feste Arbeitszeiten von 8:30 bis 18:00 Uhr mit einer Mittagspause von 1 Stunde. Das ist natürlich vor allem am Anfang eine große Umgewöhnung, zumal noch der Jetlag hinzukommt. Auch wenn ich einen relativ kurzen Weg zur Arbeit hatte, bleibt da unter der Woche nicht mehr viel Freizeit.

Dadurch, dass am Standort Singapur viel weniger Mitarbeiter sind, als in München,

› Buddhistischer Tempel in Chinatown

69PraKtIKuM IM ausland - erFahrunGsBerIcht

ließ sich die Struktur der Firma relativ schnell erfassen. Man lernt die meisten der Kollegen, auch Geschäftsbereich- und Abteilungsübergreifend kennen, was in München eher selten der Fall ist. Faszinierend fand ich auch hier, wie gut es klappt, dass Kollegen aus vielen verschiedenen Ländern in einem Team zusammenarbeiten, denn die Kulturen gehen ja doch weit auseinander.

So würde ich zum Beispiel sagen, dass Singapur eine relativ hohe Machtdistanz hat. So kann es schon mal passieren, dass der Chef einem Mitarbeiter gegenüber lauter wird, was für asiatische Länder typisch ist, im Gegensatz zu Deutschland, wo die Führungskraft versucht,

ihrem Mitarbeiter auf einer Augenhöhe zu begegnen und Entscheidungen im Team zu besprechen. Darüber hatte ich auch ein sehr interessantes Gespräch mit meinen asiatischen Kollegen. Ein autoritärer Führungsstil ist für sie normal und auch akzeptiert. Sie finden es sogar angenehm, denn einer trifft einfach die Entscheidung und trägt somit die komplette Verantwortung, wohingegen es für mich als Deutsche seltsam ist, einfach die mir aufgetragenen Aufgaben auszuführen, ohne darüber groß nachzudenken, obwohl ich diese vielleicht nicht logisch finde. So war es bestimmt auch für meine Betreuerin seltsam,

als ich, obwohl ich »nur« Praktikantin bin, für mein Projekt noch mit anderen Lösungs-ansätzen und Vorschlägen zu ihr kam, bzw. die ganze Gliederung umändern wollte. Jedoch war ich mir dessen, aufgrund meiner schon vorherigen Befassung mit anderen Kulturen im Rahmen der Zusatzqualifikation interkulturelle Kommunikation und Kooperation an der Hoch-schule München, bewusst und habe deshalb probiert, meine Änderungsvorschläge indirekt als positive Verbesserungsvorschläge und nicht als direkte Kritik einfließen zu lassen.

Als Arbeitsaufgabe hatte ich ein eigen-ständiges Projekt, das Verfassen einer Pro-grammieranleitung für die Empfänger R&S PR100 und R&S EM100. Als Orientierung habe ich schon fertigen Code bekommen und ein Computer basiertes Training mit den Empfängern. Anschließend konnte ich diese Aufgabe sehr eigenständig bearbeiten, aber zugleich waren auch immer Ansprechpartner vorhanden, wenn ich Probleme oder Fragen bei der Programmierung hatte.

Ich hatte mich schließlich entschlossen, nicht den fertigen Code auszukommentieren,

› Hari Raya Fest

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70 PraKtIKuM IM ausland - erFahrunGsBerIcht

da dieser sehr komplex und aus meiner Sicht schwer verständlich war, sondern einen eigenen, leichter nachvollziehbaren, in einzelne Abläufe gegliederten Code zu entwickeln. Dafür programmierte ich in der Sprache C, um Schritt für Schritt den Verbindungsaufbau mit dem Gerät, die Kommunikation, die Einstellungen und die Speicherung der aufgenommenen Daten zu veranschaulichen. Sehr hilfreich war dafür auch die Unterstützung der Entwicklungs-abteilungen, so konnte ich unter anderem mit Kollegen aus dem Hardware- und Softwareteam zusammenarbeiten und lernte dadurch die Zusammenhänge der Firma noch besser kennen.

Da das Projekt nicht nur auf R&S Asia bezogen war, sondern übergreifend, hatte ich auch immer Kontakt zum Produktmanagement in München. Dort wurde ich von Peter Kronseder betreut. Da er die Aufgabe definiert hatte, hielt ich stetig Rücksprache mit ihm, vor allem in Bezug auf die Anwendungsfälle der Kunden, denn dafür habe ich noch zu geringe Erfahrung mit Kunden.

Als ich zurück nach München gekommen bin, habe ich mein Projekt vor dem Produkt-

management und einigen Kollegen aus der Entwicklung präsentiert. Herausgekommen ist nun eine ca. 50 seitige Anleitung, welche nach der Überprüfung durch meinen Betreuer vor allem an Kunden ausgehändigt werden soll.

Für Reisen in andere ostasiatische Länder ist Singapur der perfekte Ausgangspunkt. Mit Billig-Airlines wie AirAsia oder Tiger kann man für wenig Geld in alle umliegenden Länder reisen. So machte ich unter anderem an den Wochenenden Ausflüge nach Malaysia, Myanmar, Indonesien und Thailand. Mit am besten gefallen hat mir dabei Tioman, eine kleine malaysische Insel im Süden von Singapur, welche ein echter Geheimtipp ist. Am schnellsten kommt man mit einer alten Propellermaschine hin, welche einmal am Tag von Singapur abfliegt. Alleine das ist schon ein Abenteuer. Auf der Insel gelandet merkt man schnell, dass der Tourismus zwar vorhanden ist, aber zum Glück noch nicht überhandgenommen hat. Zum Hotel wird man mit einem Schnellboot gebracht, weil keine Straße dort hinführt. Man übernachtet quasi direkt am Strand und zugleich mitten im Dschungel, dort kann einem schon mal ein Affe

oder ein Waran über den Weg laufen. Auch das Schnorcheln ist ein Traum, sofort sieht man viele verschiedene bunte Fische und wenn man Glück hat sogar Schildkröten oder Riff Haie. So ein Wochenendausflug ist auf jeden Fall ein super Ausgleich zum Alltag.

Als Fazit kann ich nur sagen, dass ich es jederzeit wieder machen würde. Man bekommt so viele neue Eindrücke und lernt ein Land ganz anders kennen, wenn man eine Zeit lang dort lebt und arbeitet. Es schadet nie, über den Tellerrand hinaus zu schauen und sich auf etwas Neues, Fremdes einzulassen, auch weil man dadurch seinen eigenen Lebensstandard wieder neu zu schätzen lernt.

QUELLENANGABEN › 1 Machtdistanz ist eine von vier Kulturdi-

mensionen, definiert durch Geert Hofstede. › 2 Die Zusatzqualifikation erlangt man

durch die Belegung von 5 Fächern, welche sich mit Interkulturalität und Länderstu-dien befassen. Im Moment habe ich 4 von 5 Fächern abgelegt, es fehlt also noch 1 Fach zum Zertifikat.

71PraKtIKuM IM ausland - erFahrunGsBerIcht

Verantwortung übernehmenEin Beitrag von Josef Müller, Projektleiter der HOKO® – HOCHSCHULKONTAKTMESSE 2014

In Zeiten des demografischen Wan-

dels und des Fachkräftemangels

müssen Unternehmen immer

stärker das Augenmerk auf die

Rekrutierung der Fachkräfte von

morgen legen. Genau aus diesem

Grund wurde vor 18 Jahren die

HOKO® – HOCHSCHULKONTAKTMESSE

ins Leben gerufen. Die Leitung

dieses Großprojekts erfordert viel

Engagement, bringt aber auch

viele positive Aspekte mit sich. Ein

Erfahrungsbericht des Projektleiters

Josef Müller.

Was ist die HOKO eigentlich? Die HOKO findet jährlich ab dem ersten Mittwoch im November in München statt und bietet Studenten und Unternehmen die Möglichkeit aktiv miteinander in Kontakt zu treten. Dabei

werden Werkstudentenstellen vermittelt, Praktikumsplätze angeboten, Abschlussarbeiten beworben und auch Festanstellungen gehören zum Portfolio, dass die Unternehmen mit auf die HOKO bringen. So nutzen in diesem Jahr 207 Unternehmen am 05.11.2014 und 06.11.2014 die Möglichkeit sich in den Räumlichkeiten der Hochschule für angewandte Wissenschaften München zu präsentieren. Dabei ist nahezu für jeden Studiengang etwas dabei.

»ES IST DURCHAUS EIN PRIVILEG IN DAS KERNTEAM DER HOKO BERUFEN ZU WERDEN.«

Aufgrund dieser Ausmaße wird klar, welcher Aufwand dahinter steckt, um diese Groß-veranstaltung zum Erfolg für alle Beteiligten zu machen. Deshalb arbeiten wir nun schon seit November 2013 an der Planung und Vor-bereitung für die HOKO 2014. Wir, das sind meine Kollegin Sandra Kutschka und ich. Aber natürlich können wir zu zweit dieses Groß-projekt keineswegs stemmen. Im März diesen Jahres stellten wir unser Kernteam zusammen.

Die Mitglieder wurden von uns ausgewählt und sind in der Regel in den letzten Jahren durch gute Leistungen aufgefallen. Es ist also durchaus als Privileg anzusehen, bei der Organisation HOKO® – HOCHSCHULKONTAKTMESSE im Kernteam mitarbeiten zu dürfen.

In sieben Ressorts kümmern sich neben uns als Projektleitung insgesamt 20 andere Studenten um das Gelingen der HOKO 2014. Jeder Bereich übernimmt dabei eigenständig Aufgaben. Ein hohes Maß an Selbstständigkeit,

› Sandra Kutschka und Josef Müller leiten zusammen die Organisation der HOKO 2014. Unterstützt werden sie dabei von einem 20 köpfigen Kernteam. Beide studieren Wirtschaftsingenieurwesen mit Vertiefung industrielle Technik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München.

1

72 verantWortunG üBernehMen

Engagement und gegenseitiges Vertrauen sind Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Projektabschluss.

Wie jedes Jahr steht man erneut vor der Herausforderung, ein über Jahre bewährtes Konzept weiter zu verbessern und eigene neue Ideen einfließen zu lassen. Dabei wird von vornherein allen Ideen freien Lauf gelassen, um die Kreativität nicht einzuschränken. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele neue An-sätze gefunden werden. Eine Erfahrung, die leider in einem Praktikum oder oftmals auch beim Berufseinstieg nicht gesammelt werden kann. Es ist klar, dass nicht alle Ideen zur Umsetzung gelangen, aber dennoch wartet die HOKO seit Jahren immer wieder mit neuen Lösungen auf.

Nun, warum machst du das eigentlich? Dies war wohl die gängigste Frage, die mir gestellt wurde, als ich anfing von meinem Engagement bei der HOKO zu erzählen. Zugegeben, es klingt schon etwas komisch, wenn man erklärt, dass man neben dem Studium viel Zeit investiert, viele Kompromisse eingeht und das alles auch noch sozusagen zum Nulltarif, die Mitarbeit bei der HOKO ist nämlich vollständig ehren-

amtlich. Nach kurzer Erklärung wird es aber dann doch meist klar. Die vielen Erfahrungen, die man bei einem studentischen Großprojekt, wie der HOKO® – HOCHSCHULKONTAKTMESSE sammeln kann, stehen in keinem Vergleich. Der Studienstoff wird meist nur theoretisch gelehrt und es gibt nur wenig Möglichkeiten sich in der Praxis zu bewähren. Genau deshalb habe ich die Projektleitung der HOKO in diesem Jahr übernommen. Die Aufgabe könnte nicht vielfältiger sein. Neben dem ständigen Firmenkontakt, steht die Führung des Teams im Vordergrund. Eine ideale Möglichkeit, um erste Einblicke in eine Führungsaufgabe zu erhalten. Dazu kommen aber auch Aufgaben wie z.B. Vertragsverhandlungen, Budgetplanung, Aus-tausch mit anderen Karriereforen etc.

»WARUM SOLLTE MAN SICH ALSO NEBEN DEM STUDIUM ENGAGIEREN?«

Generell will ich niemanden zu Engagement neben dem Studium drängen. Es sollte klar sein, dass das Studium im Vordergrund stehen sollte und man sich nur weitere Aufgaben aufbürden

sollte, wenn man im Studium sicher unterwegs ist. Generell vertrete ich aber die Meinung, dass sich jedes Engagement, so klein es auch scheinen mag, positiv auf den Erfahrungsschatz und somit auch auf den weiteren Studienweg auswirkt. Aktiv an einem Projekt mitzuwirken, ist aus meiner Sicht die beste Möglichkeit, seinen eigenen Horizont zu erweitern. Zudem knüpft man innerhalb der Hochschule viele neue Kontakte und kann so neue Leute kennenlernen.

› Weitere Informationen zur HOKO unter www.HOKO-online.de

73verantWortunG üBernehMen

Bologna quo vadis?Ein Beitrag von Prof. Harald Dallmann, Professur für Materialprüfung, Bekleidungstechnologie, Qualitätsmanagement & Statistik, Hochschule Reutlingen

»Mehr als zehn Jahre ist es mittler-

weile her, dass mit Bachelor- und

Masterstudiengängen in der

deutschen Hochschullandschaft

eine neue Studienordnung einge-

führt wurde. Die Hochschulen

haben seither Anpassungen und

Umgestaltungen erlebt, wie in

den gesamten Jahrzehnten davor

nicht. Für viele junge Menschen,

die gerade das Abitur in der Tasche

haben, bedeutet das einen Schritt

ins Ungewisse. Der Weg, der vor

ihnen liegt, ist noch nicht sonderlich

erprobt. Wie es sich auf ihm geht,

müssen sie selbst herausfinden.

Eltern können damit ihren Er-

fahrungen wenig beitragen.«

Die Studienzeit bis zum ersten berufs-qualifizierenden Abschluss zu verkürzen, Abschlüsse international vergleichbar machen, die Mobilität der Studierenden zu fördern, Einführung eines Leistungspunktesystems, des European Credit Transfer System (ECTS), Förderung der europäischen Zusammenarbeit bei der Qualitätsentwicklung, Förderung der europäischen Dimension in der Hochschul-ausbildung waren die Kerngedanken des Bologna-Prozesses, der die Umstrukturierung eingeläutet hat und der seither Gegenstand so manch kritischer Diskussion ist.

Insbesondere die Möglichkeiten der inter-nationalen Mobilität und die über 30-jährigen Erfahrungen mit unseren ausländischen Partnern in Doppelabschlüssen haben die Hochschule Reutlingen bereits 2003/2004 dazu bewogen das Bachelor- und Mastersystem hochschulweit einzuführen. Viele unserer Partner im Ausland konnten eben lange nichts mit dem Diplombegriff etwas anfangen. Unter dem »Diploma« haben sie oftmals eher ein minderwertiges Zertifikat verstanden. Einigkeit bestand auch, dass mit der Umstellung vom

Diplom- zum Bachelorabschluss immer ein Masterprogramm mit angeboten werden muss.

Es war von Anfang an klar, dass beim Ent-wurf der Studienordnungen auch ein Bachelor-absolvent alle notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen für den erfolgreichen Berufs-einstieg erlangen muss. Es zeigte sich sehr schnell, dass dies in einigen Studiengängen in der Regelstudienzeit von sechs Semestern zu schaffen war, in anderen aber auf jeden Fall sieben notwendig waren.

Um die Frage nach den Regelstudienzeiten zu verstehen, lohnt sich ein Blick in die Landes-hochschulgesetze. So sagt zum Beispiel das aktuelle LHG des Landes Baden-Württemberg:

»Erster Abschluss eines Hochschulstudiums ist der Bachelor als Regelabschluss. Bachelor-abschlüsse schließen grundständige Studiengänge ab, die wissenschaftliche Grundlagen, Methoden- kompetenz und berufsfeldbezogene Qualifika- tionen vermitteln. Sie verleihen dieselben Berechtigungen, wie die bisherigen Diplomab-schlüsse der Fachhochschulen. Masterabschlüsse schließen als weitere Abschlüsse Studiengänge ab, die erste Hochschulabschlüsse vertiefen, ver-

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74 BoloGna Quo vadIs?

reitern, fachübergreifend erweitern oder um andere Fächer ergänzen (konsekutive Master-studiengänge). Masterabschlüsse verleihen dieselben Berechtigungen, wie die bisherigen Diplom- und Magisterabschlüsse der Univer-sitäten und gleichgestellter Hochschulen.«

Weiter heißt es: »Die Regelstudienzeit beträgt bei Studiengängen mit dem Hochschul-abschluss Bachelor mindestens drei und höchstens vier Jahre, Master mindestens ein Jahr und höchstens zwei Jahre. Bei gestuften Studiengängen, die zu einem Bachelorabschluss und einem konsekutiven Masterabschluss führen, beträgt die Gesamtregelstudienzeit höchstens fünf Jahre«.

Vor diesem Hintergrund wird sehr schnell klar wieso bei den Universitäten derzeit nur 3,8 % der Studiengänge 7-semestrig sind und bei den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften dagegen rund 48 %. [1] Die Universitäten haben sich fast ausnahmslos auf das Modell 6 Semester Bachelor und 4 Semester Master im konsekutiven Studium entschieden, da hier immer der Masterabschluss als Regel-abschluss im Fokus stand.

KURZVITAProf. Harald Dallmann wurde im Jahr 2000 nach beruflichen Stationen an einem renommierten Textilforschungsinstitut und einem international tätigen Maschinenbaukonzern auf eine Professur für Materialprüfung, Bekleidungstechnologie, Qualitätsmanagement und Statistik an die Fakultät Textil & Design in Reutlingen berufen. Neben der Leitung und Mitarbeit in verschiedenen Fachgremien ist er auch als zugelassener Auditor für QM-Systeme nach DIN EN ISO 9001 tätig.In der Fakultät bekleidete er verschiedene Funktionen als Studiendekan, Prodekan, sowie Verantwortlicher für die Akkreditierung. Im Oktober 2007 wurde Prof. Dallmann Vizepräsident und stv. Präsident der Hochschule Reutlingen. Er ist zuständig für Studium und Lehre, sowie das hochschulweite Qualitätsmanagement. Seine umfassenden Erfahrungen des Qualitätsmanagements in der Wirtschaft und den Erfordernissen

der Akkreditierungsprozesse, sind ideale Voraussetzungen für die Entwicklung eines Qualitätsmanagementsystems, welches den speziellen Erfordernissen und Möglichkeiten einer Hochschule gerecht wird.

Die Hochschule Reutlingen hat in einem hochschulübergreifenden Prozess im Jahre 2011 alle Programme einem umfangreichen Überarbeitungsprozess unterzogen. Bei diesen Überlegungen war klar, dass das Ziel einen Bachelorabschluss anzubieten, der für den Beruf qualifiziert, nicht aufgegeben werden darf und konsekutive Master auf diese Bachelorstudiengänge auch weiterhin mit

› Prof. Harald Dallmann

75BoloGna Quo vadIs?

angeboten werden sollen. In der Fakultäts-übergreifenden Studienkommission waren die wichtigsten Eckpunkte schnell abgesteckt: Jede Studienordnung muss die Elemente zum Erwerb der wissenschaftlichen Methoden der Methodenkompetenz, berufsfeldbezogene Kom-petenzen und Qualifikationen, Praxisanteile und Vertiefungen im wissenschaftlichen Ar-beiten beinhalten. Zudem soll jedem Reutlinger Studierenden die Möglichkeit gegeben werden, mindestens ein Semester im Ausland ohne Zeitverlust zu verbringen.

Bedenkt man, dass die angehenden Studierenden bedingt durch den Wegfall von Wehr- oder Ersatzdienst und die breite Ein-führung von G 8, im Schnitt jünger sind, war schnell klar, dass dies in sechs Semestern nicht zu machen ist.

Die Konsequenz daraus ist, dass es keine 6-semestrigen Bachelor-Abschlüsse an der Hochschule Reutlingen mehr gibt, der Trend sogar noch eher in 8-semestrige Abschlüsse geht, was im Übrigen von der Wirtschaft als sehr positiv beurteilt wird!

Insofern stellt sich sofort die Frage, wie konsekutive Masterstudiengänge gestaltet werden müssen. Da die Regelstudienzeit von insgesamt 10 Semestern nicht über-schritten darf, ergibt sich die Anzahl der Semester in Abhängigkeit der Dauer des Bachelorstudienganges automatisch, so dass 4-semestrige Masterstudiengänge nicht die Regel sein können. Somit stellt sich die Frage nach der Qualität des Masterstudienganges, wenn diese kürzer werden. Für Studierende, die nicht die erforderliche Credit-Punkte-Anzahl mitbringen, werden spezielle Module angeboten, die erbracht werden müssen und somit die fehlenden Kompetenzen und Credit-Punkte nachweisen. Hier sei angemerkt, dass die persönliche Regel-Studienzeit von der 10 Semester als Obergrenze nicht betroffen ist. Ein Studierender, der einen 7-semstrigen Bachelorabschluss hat, kann ohne Weiteres einen 4-semstrigen Masterstudiengang absol-vieren.

Mit der Gründung des Robert-Bosch-Zentrums in Reutlingen hat die Hochschule einen neuen Weg der Masterstudiengänge

entwickelt. Dieses Zentrum ist ein 2010 geründeter Lehr-Forschungsverbund, in dem sich die Robert-Bosch-Gruppe, die Hochschule Reutlingen und die Universität Stuttgart zu-sammengeschlossen haben.

Das Herzstück der sogenannten Lehr-Forschungszentren ist ein projektorientierter Masterstudiengang, der im Forschungsumfeld eingebettet ist und in Kooperation mit einer Universität und forschungsstarken Unter-nehmen durchgeführt wird. Durch diese Kombination von Lehre und Forschung mit Einbindung einer Universität, steht den Absolventen der Zugang zu Promotionen offen, die in Kooperation durchgeführt werden können.

Eingerichtet sind mittlerweile das Robert-Bosch-Zentrum für Leistungs- und Mikroelek- tronik, das Hermann-Hollerith-Zentrum für Services Computing, das Zentrum für Prozess-analytik und Technologie mit dem Studiengang Process Analysis & Technology – Management. In 2015 folgen noch Zentren für Dezentrale Energiesysteme, Interaktive Materialien und Wertschöpfungs- und Logistiksysteme.

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76 BoloGna Quo vadIs?

Wird auch nach wie vor am Bologna-System vieles kritisiert, so zeigt doch die Erfahrung, dass es in den meisten Punkten gar nicht um das Bologna-System als solches, sondern um die Umsetzung geht. Insbesondere durch die Einführung der Akkreditierung der Studienprogramme ist das ein oder andere über das Ziel hinaus geschossen. Festzustellen ist aber dennoch, dass sowohl Politik, Akkreditierungs-agenturen und Hochschulen eine enorme Lern-kurve hinter sich gebracht haben und alles daran setzen, dieses System zum endgültigen Erfolg zu führen.

› [1] Hochschulrektorenkonferenz (HRK): Statistische Daten zu Studienangeboten an Hochschulen in Deutschland Studiengänge, Studierende, Absolventen Wintersemester 2013/2014

FÜR DIE WISSENSCHAFT LEBEN UND GLEICHZEITIG DIE WIRTSCHAFT ANKURBELN GEHT NICHT.

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F R A U N H O F E R - I N S T I T U T F Ü R P R O D U K T I O N S T E C H N I K

U N D A U T O M AT I S I E R U N G I PA

Weichenstellungen – ohne Reflexion und Konsequenz ein Produkt des ZufallsEin Beitrag von Prof. Dr. Fred G. Becker, Lehrstuhl für BWL, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Universität Bielefeld

Seit Einführung der Bachelor/Master-

Studiengänge sind die Zeiten für

Studierende und Absolventen nicht

unbedingt einfacher geworden.

Zum Ersten fordern einen quasi die

vielen spezifischen Studiengänge

bereits vor Wahl des Studiengangs

auf, sich für eine berufliche Richtung

zu entscheiden. Zum anderen steht

man unter Umständen zu zwei

verschiedenen Zeitpunkten vor der

Entscheidung: Was mache ich nun?

Doch der Reihe nach: Mit Beginn eines Studiums ist noch Verschiedenes für die einzelnen Studierenden unklar: (1) Passt der Studiengang zu mir? Komme ich mit ihm zurecht? Macht es mir Spaß? (2) Worauf legen potenzielle Arbeitgeber Wert? Reicht ein Bachelor-Abschluss? Ist es für mein berufliches

Ziel sinnvoller, einen Master mitzubringen? (3) Welcher Master-Abschluss liegt mir? Welcher bietet mir gute Arbeitsmarktchancen? Wo werde ich angenommen?

Alle drei Fragenkomplexe sind nicht leicht zu klären. Die empirischen Studien zu Karrierechancen der Bachelor- und Master-Absolvierenden sind in ihren Ergebnissen sehr heterogen. Die einen ergeben, dass es keine unter-schiedlichen Karrierewege (und Vergütungen) von Bachelor- und Master-Absolventen (Uni- wie FH-Absolventen) gibt. Die anderen geben Hinweise darauf, dass für Karrieren ein Master-Abschluss die zentrale Voraussetzung darstellt. Entsprechend unsicher sind viele Studierende bei der Klärung der Fragen.

Die Berufsfelder, die mit einem Abschluss erreicht werden können, sind sehr heterogen. Allerdings: Je spezifischer ein Studiengang ist, desto enger wird das mögliche Berufsfeld sein. Dennoch gibt es auch hier in aller Regel Flexibilitäten, die nicht nur dem zufälligen Zeitpunkt der Arbeitsplatzsuche geschuldet

sind. Je breiter der Studiengang orientiert ist, desto weniger legt man sich mit ihm und den gewählten Studienschwerpunkten vorzeitig fest. Sie lassen zudem eher zu, seine Neigungen und Qualifikationen während des Studierens kennenzulernen und sich entsprechend zu orientierten.

Berufsqualifizierende Bachelor-Studiengän-ge können natürlich nicht die Breite und Tiefe an Qualifizierung liefern wie ein Master-Abschluss. Schließlich bieten Letztere zwei Jahre zusätzlich gezielte Lernmöglichkeiten an. Wenn einem ein solches Studium zu »theoretisch« ist, dann ist der Abgang in die Arbeitswelt voll und ganz der richtige Weg. Auch wenn die Noten einen Zugang zum gewünschten Master-Studium ver-wehren, sollte man sich nicht grämen. Prinzipi-ell bieten sich da zwei sinnvolle Alternativen: der Direkteinstieg auf eine konkrete Stelle oder der Einstieg als Trainee (quasi ein unternehmens-spezifisches Praktikum zwischen sechs und 18 Monaten).

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78 WeIchenstellunGen

»Seit Ende meines Bachelor-Studiums der Wirtschaftswissenschaften (Schwerpunkte Marketing, Innovation und Personal-/Management) an der Universität Bielefeld vor eineinhalb Jahren arbeite ich als Personaldisponentin bei einem der größten Personaldienstleister Deutschlands mit rund 6.000 externen und circa 400 internen Mitarbeitern. Zu meinen Aufgaben zählen die Kundenakquisition und -betreuung, Personalbeschaffung und -führung, Disposition sowie Verwaltungsaufgaben.Meinen aktuellen Arbeitgeber lernte ich während meines Studiums im Rahmen eines Vortrages innerhalb der Vorlesung »Human Resources« kennen. Diese Veranstaltung zur gesamten Palette der betrieblichen Personalarbeit wie auch der Vortrag zu Personaldienstleistungen bestärkte mich seinerzeit in meiner Absicht, im Bereich Personal beruflich Fuß fassen zu wollen.Nach meiner Anstellung als Personal-disponentin erfolgte die Einarbeitungsphase, unter anderem mit zwei Seminaren. Viele Themen waren mir durch das

Studium geläufig. Lehrveranstaltungen wie Strategisches Management, Human Resources sowie Organisationspsychologie beschäftigten sich im Grunde mit all den heute für die Ausübung meiner Tätigkeit relevanten Aufgaben. Praktische Übungen im Studium, zur Personalauswahl, zur Wahl von Rekrutierungsinstrumenten und zur Mitarbeiterführung,erlaubten mir bereits frühzeitig einen ersten Einblick in die Arbeit als Personalerin.Abschließend kann ich sagen, dass mir mein Studium mit dem Schwerpunkt »Personal« nicht nur einen interessanten Berufseinstieg ermöglichte, sondern mich auch auf meinen Alltag im Berufsleben recht gut vorbereitete.«Helena Boldt, B. Sc.

»Soll ich noch ein Master-Studium ansetzen – und ggf. welches und wo?« Das Umfeld in einem Master-Studium ist anders als im Bachelor-Studium: Es sind kleinere Gruppen. Man ist mit ausschließlich studieninteressierten Kommilitonen zusammen. Die Leistungsbreite liegt enger beieinander. Die Nähe zu den

Professorinnen und Professoren wie auch zum wissenschaftlichen Mittelbau ist enger. Und: Man hat zwei Jahre mehr Zeit, sich Gedanken zu sowie Praktika in interessanten Berufsfeldern zumachen.

Tipps dazu: Im Studium sollte man nicht in erster Linie solche Fächer auswählen, die den einfacheren Weg zum Examen bieten oder als besonders arbeitsmarktorientiert gelten. Indem, was einen interessiert, ist man immer besser, als in dem, was andere interessiert. Zudem ändern sich Arbeitsmärkte laufend. Es ist zwar nachvollziehbar, dass ein Interesse an guten Noten vorliegt. Wichtiger ist, dass man während des Studiums (ebenso wie in den ersten beruflichen Positionen) etwas lernt und die eigenen Stärken ausbaut. Und dieses Lernen funktioniert um so besser, wenn man Interesse am Fach hat. Nur so schafft man sich eine gute Grundlage für den weiteren Karriereweg.

Mit der Entscheidung für den Einstieg ins Berufsleben wird es nicht unbedingt einfacher: Gehe ich ins Marketing, die Logistik oder ...? Werde ich Richter, Strafverteidiger, Unternehmensanwalt ...? Heuere ich bei einem

79WeIchenstellunGen

Großunternehmen an, gehe ich zu einem Mittelständler ...? Starte ich als Trainee oder Direkteinsteiger? Die Entscheidung für das eine ist ja immer auch eine Entscheidung gegen etwas anderes, durchaus Interessantes – und dies oft mit nachhaltigen Wirkungen. Es sollte in diesem Dilemma entlasten, dass es – wie die Erfahrung zeigt – durchaus verschiedene interessante Wege gibt, seine Kompetenz zu entwickeln, sie einzusetzen sowie selbst zufrieden zu werden. Es gibt verschiedene Wege zur zufrieden-stellenden Berufsentwicklung. Die Studienzeit sollte genutzt werden: Praktika, Anhören von Praktikervorträgen, frühzeitige Besuche von Berufsinformationsmessen, Austausch mit Kommilitonen und anderen Bekannten darüber, wie es in einer bestimmten Branche, wie es auf einer bestimmten Position läuft. Zudem: Es sind nicht nur das Berufsfeld, die Branche, die Größe eines Unternehmens u. a., was zu klären ist. Auch die private Situation, die Familienplanung – für Frauen wie für Männer – sind entscheidende Determinanten für einen befriedigenden weite-ren Werdegang. Durch all diese Aktivitäten wird man zwar nicht unbedingt herausfinden,

was »gut« für einen ist. Man hat aber sehr gute Chancen herauszufinden, was nicht zu einem passt. Und dies ist viel entscheidender.

»Da ich schon während des Studiums der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bielefeld als Chefkorrespondent für eine englische Nachrichtenagentur gearbeitet hatte, war für mich klar, dass ich nach Studienende im November 2005 den Sprung in die Selbstständigkeit wagen würde – zumindest bis zur Fußball-Heim-WM im Sommer 2006, für die ich als Berichterstatter vorgesehen war. Mit den betriebswirtschaftlichen Kenntnissen aus dem Studium war der Auf- und Ausbau der Selbstständigkeit kein Problem. Meine Tätigkeit war eine Mischung aus Journalismus und Organisation. Als Reporter einer Nachrichtenagentur spielen Genauigkeit, Gewissenhaftigkeit und sachliche Korrektheit eine ähnlich wichtige Rolle wie beim wissenschaftlichen Arbeiten. Bei dem Aufbau eines Netzwerks von 40 Korrespondenten halfen mir

zudem die Kenntnisse aus meinem Wahl-pflichtfach Personal, Organisation und Unternehmungsführung.Nach der WM blieb ich meiner Nische (Sportkommunikation in englischer Sprache) treu und hatte das Glück, dass die Kommerzialisierung, Internationalisierung und Digitalisierung des Sportsektors immer neue Möglichkeiten bot. So verschob sich mein Schwerpunkt in Richtung PR-/Öffentlichkeitsarbeit. Hier halfen einmal mehr die im Studium erlernten Fähig-keiten, strukturiert zu arbeiten und Probleme logisch-analytisch anzugehen. Unter anderem war ich für die NBA, eine Sportrechteagentur und einen bekannten Boxstall tätig. Für letzteren verantwortete ich als Mediendirektor von 2009 bis 2013 die Pressearbeit von mehr als 20 WM-Kämpfen im In- und Ausland.Nach acht Jahren in der Praxis reifte der Wunsch, mich intensiver mit meinem Spezialgebiet, dem Sportbusiness, aus-einanderzusetzen. Zum Wintersemester 2013 begann ich als Lehrkraft für besondere

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80 WeIchenstellunGen

Aufgaben am Institut für Sportökonomie und Sportmanagement der Sporthochschule Köln. Ich halte u.a. Übungen zu Themen, die mir aus dem Studium noch bestens vertraut sind und mir auch in meinem Berufsleben sehr geholfen haben. Ich hoffe, in meiner Doktorarbeit das ein oder andere Phänomen, das ich im Berufsalltag erlebt habe, wissenschaftlich erklären zu können und möchte versuchen, das Verhalten von Sportkonsumenten genauer zu ergründen.«Dipl.-Kfm. Johannes Berendt

Und denken Sie auch an Folgendes: Wenn der erste Arbeitgeber sich nicht als besonders befriedigend für Sie herausstellt, dann wechseln Sie. Vergeuden Sie nicht Ihre kostbare berufliche Lebenszeit damit, bei einem Arbeitgeber zu bleiben, der Ihnen vielleicht im Auswahlgespräch deutlich mehr versprochen hat als er Ihnen jetzt bietet. Er wird auch in Zukunft sich nicht besser verhalten. Sollten Sie vorher andere Angebote gehabt haben, fragen Sie dort nach, oder suchen Sie erneut.

KURZVITAProfessor Dr. Fred Becker, verheiratet, zwei Kinder, geboren 1955, nach Mittlerer Reife 1971-74 Ausbildung zum Bankkaufmann mit nachfolgender Tätigkeit als Firmenkunden-berater (Kredit), danach 1974/75 Fachober-schule der Wirtschaft, 1975/76 Bundeswehr, 1976-78 Studium der Wirtschaftswissenschaf-ten an der Universität-Gesamthochschule Wuppertal mit Qualifizierungskursen, 1978-1981 Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln, Examen als Dip-lom-Kaufmann (1981), 1982-91 Wissenschaft-licher Mitarbeiter und Hochschulassistent an der Universität – GH – Siegen, während dieser Zeit Promotion zum Dr. rer. pol. (1985)

und Habilitation (1991); 1991 Lehrstuhlver-treter an der Universität der Bundeswehr, München, 1992-96 Lehrstuhlinhaber an der Universität Jena, seit 1996 Inhaber des Lehr-stuhls für BWL, insb. Personal, Organisation und Unternehmungsführung, an der Univer-sität Bielefeld; vielfältige Publikationen so-wie sonstige Tätigkeiten, u. a. Gastprofessor Universität Wien, Vorstand des Verbandes der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft (2007-08), seit 2012 Senatsvorsitzender der Universität Bielefeld, Beratungstätigkeiten.

› Weiteres unter: http://phoenix.wiwi.uni-bie-lefeld.de/lehrbereiche/bwl/pou/

› Prof. Dr. Fred Becker

81WeIchenstellunGen

Mut und Motivation sind die Basis für beruflichen ErfolgEin Beitrag von Experten des Ingenieurdienstleisters Brunel über die Relevanz permanenter Weiterbildungen

Auch nach der Uni geht das Lernen

weiter: Warum Weiterbildungen

während des Berufslebens immer

wichtiger werden, berichten Mandy

Bremse, André Helbig und Hans

Hofmann von der Brunel GmbH,

einem der führenden Personal- und

Ingenieurdienstleister Deutschlands.

Schneller, höher, weiter: Die Anforderungen an Produkte und damit auch an Mitarbeiter in technischen Branchen sind vom Automobilbau über den Anlagen- und Maschinenbau bis hin zur Schienenverkehrstechnik in den vergangenen Jahren enorm gestiegen.

Hans Hofmann, seit 2002 Senior Account Manager beim Ingenieurdienstleister Brunel in Nürnberg, war in seinen rund 30 Berufsjahren schon in führenden Positionen im Einkauf, in der Logistik, sowie in der Materialwirtschaft tätig und weiß: »Es hat ein enormer Wandel

stattgefunden, die Produktlebenszyklen werden immer kürzer, die Produkte komplexer, der Wettbewerb internationaler. Entsprechend steigt der Druck sowohl auf Ingenieure, Techniker und Informatiker, wie auch auf Wirtschaftswissenschaftler oder Kaufleute, die im technischen Bereich arbeiten.« Hofmanns Aufgabe bei Brunel ist es, innerhalb kürzester Zeit die passenden Spezialisten für die Projekte der Brunel Kunden zu finden. Hierfür muss der Diplom-Ingenieur alle aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen und damit den Bedarf der Unternehmen kennen. Als eine der bedeutendsten Veränderungen nennt er unter anderem die immer engere Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen: Während die unterschiedlichen Unternehmensbereiche vor zehn Jahren beinahe unabhängig voneinander gearbeitet haben, findet heute eine permanente Verknüpfung statt. Hofmann führt das Beispiel Automobilbau an: »Hier haben die Kollegen aus der Mechanik und der Elektronik früher weitgehend für sich gearbeitet und ihre Ergebnisse anschließend zusammengeführt. Das wäre heute überhaupt nicht mehr denkbar.«

Das zeigt: Teamwork, der Blick über den Teller-rand und der Wille, die Schnelllebigkeit der Wirtschaft mitzugestalten sind gefragter denn je – und zwar branchenübergreifend.

ENGLISCH – DIE SPRACHE DER MODERNEN TECHNIKSoft-Skills wie interkulturelles Know-how,

eine gute Auffassungsgabe, Disziplin und Kommunikationsfähigkeit sind also Quali-fikationen, die Ingenieure, Informatiker oder Techniker heutzutage mitbringen müssen. Das bestätigt auch André Helbig, Leiter der Brunel Niederlassung in Dresden und verantwortlich für die Geschäfte und Abläufe dieses Standortes. Der Diplom-Kaufmann sagt sogar: »Soziale Kompetenz hat heute einen deutlich höheren Stellenwert als noch vor einigen Jahren – die Entscheidung für oder gegen einen Kandidaten wird mittlerweile zu 50 Prozent danach gefällt, ob er oder sie ins Team passt und es auch menschlich perfekt ergänzt.« Besonders augenfällig sei dies beispielsweise im Maschinenbau: »Vor fünf Jahren wurden ›nur‹ gute Konstrukteure gesucht«, so der Personalexperte, »heute müssen

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82 Mut und MotIvatIon sInd dIe BasIs Für BeruFlIchen erFolG

die Ingenieure mit Kunden kommunizieren, kostenoptimiert arbeiten und konkurrenzfähige Produkte entwerfen.« Neben den klassischen Soft-Skills nennt Mandy Bremse, Leiterin der Brunel Niederlassung in Rostock, auch sehr gute Englischkenntnisse und idealerweise Aus-landserfahrung als unabdingbar für die heutige Zeit: »Sprachkenntnisse und eine gewisse Souveränität im Umgang mit Menschen anderer Nationalitäten sind im technischen Bereich zu einem wichtigen Einstellungskriterium geworden – das gilt besonders für internationale Branchen wie dem Schiffbau, wo Kunden, Zulieferer und Geschäftspartner aus aller Herren Länder kommen.«

»SIE MÜSSEN AM BALL BLEIBEN!«

DER EXPERTEN-TIPP: WÄHREND DER ARBEIT FÜR DIE ARBEIT LERNENWas bedeuten diese Veränderungen für

Mitarbeiter in technischen Branchen? Klare Antwort von Mandy Bremse: »Sie müssen am Ball bleiben!« Sie selbst hat seit 1999 bei Brunel eine beeindruckende Karriere von der Vertriebs-

assistentin zur Niederlassungsleiterin gemacht und unter anderem berufsbegleitend eine IHK-Ausbildung zur Personalfachwirtin, sowie interne Vertriebsschulungen bei Brunel absolviert. Da-neben informiert sie sich permanent »on the job« über neue Entwicklungen im technischem Bereich – ebenso wie es auch ihr Kollege André Helbig empfiehlt, der selbst bereits technische Weiterbildungen, Sprachkurse, sowie Seminare im Kommunikationsbereich absolviert hat:

»NIEMAND KANN UNENTWEGT NEBEN DER ARBEIT FORTBILDUNGS-MASSNAHMEN BEWÄLTIGEN.«

»Niemand kann unentwegt neben der Arbeit Fortbildungsmaßnahmen bewältigen. Daher ist es unheimlich wichtig, am Arbeitsplatz selbst stets die Augen und Ohren offen zu halten, von Kollegen zu lernen, sich nicht vor neuen Aufgaben zu scheuen und so quasi die Arbeits-zeit zum fortwährenden Lernen zu nutzen.«

REIN FACHLICHES KNOW-HOW REICHT FÜR EINE KARRIERE NICHT MEHR AUSNichtsdestotrotz sind sich alle drei Brunel

Experten einig: Neben dem Lesen von Fach-literatur nach Feierabend sind auch Weiter-bildungen jenseits des Arbeitsplatzes zwingend notwendig. Das gilt zum einen für den eigenen Fachbereich. Um hier stets auf dem aktuellen Stand zu sein, empfehlen die Experten etwa einmal jährlich ein intensives fachliches Update, wobei die Regelmäßigkeit der Fortbildungen sehr von der fachlichen Tiefe und Dauer der Seminare, sowie von der persönlichen Ziel-setzung abhängt: Zur kurzfristigen Vorbereitung auf ein neues Projekt reicht unter Umständen auch ein eintägiger Workshop aus. Zudem räumt Mandy Bremse mit der Idee auf, dass es zwingend notwendig sei, (kostenintensive) Fortbildungen bei externen Dienstleistern zu buchen – häufig kann das Wissen auch Inhouse gebündelt und weitergegeben werden. Die Brunel GmbH setzt beispielsweise Seminare für die eigenen Ver-triebsmitarbeiter intern um und schult diese Kollegen in Bereichen wie Mitarbeiterführung, Arbeitsrecht, Präsentationstechniken oder Ge-

83Mut und MotIvatIon sInd dIe BasIs Für BeruFlIchen erFolG

sprächsführung. Aber auch die Mitarbeiter, die die Projekte der Kunden vor Ort unterstützen, werden zum Teil intern geschult, vor allem in dem unternehmenseigenen Entwicklungszentrum für Embedded Systems, Brunel Communications. Ähnliche Weiterbildungen oder Know-how- Auffrischungen bieten viele Betriebe an, »schließlich sind sie selbst am dichtesten dran an ihrer Technik und an ihren Themen«, erläutert Hans Hofmann, der in seiner Karriere vor allem Weiterbildungen im kaufmännischen Bereich absolviert hat und dies auch dem technischen Nachwuchs empfiehlt: »Wer als Ingenieur die Karriereleiter hinauf will, kommt an BWL-Fortbildungen nicht mehr vorbei.« Denn die Unternehmen seien heutzutage sehr zahlengetrieben und so müssten Ingenieure stets auch die Kosten im Blick haben, eine gewisse Marketingaffinität besitzen und entsprechende Optimierungsideen zu Produkten oder Abläufen einbringen können. Darüber hinaus empfehlen Hofmann, Bremse und Helbig unisono, unab-hängig von der fachlichen Richtung, die regel- mäßige Teilnahme an Seminaren, die die Arbeitsorganisation betreffen und die Teil-

nehmer persönlich weiterbringen: Projekt-management-, Führungs-, Präsentations- oder Konfliktlösungsseminare beispielsweise. »Gerade Absolventen verfügen naturgemäß noch nicht über die Lebens- und Arbeitserfahrung wie Kollegen, die schon zehn Jahre im Job sind. Für sie kann eine Fortbildung, die der Persönlich-keitsbildung dient, sehr hilfreich sein«, so Hans Hofmann.

»GEMEINSAM KÖNNEN STÄRKEN UND SCHWÄCHEN HERAUSGEARBEITET WERDEN.«

DER IDEALFALL: DER ARBEITGEBER WEISS BESCHEIDWelche Maßnahme zu wem passt, müsse dabei

jeder für sich entscheiden, aber idealerweise trotzdem das Gespräch mit einem Vorgesetzten suchen, rät Mandy Bremse: »Gemeinsam können so Stärken und Schwächen herausgearbeitet, mögliche Weiterbildungsoptionen und auch langfristige Karriereziele benannt werden.« Darüber hinaus hilft ein solcher Austausch dabei, die berufsbegleitende Fortbildung

besser mit der Arbeit zu vereinen. Denn die Teilnahme an Seminaren neben der Arbeit bedeuten eine weitere Belastung, sowie eine zeitliche Einschränkung, die mit dem Arbeitgeber abgesprochen sein sollte, selbst wenn die Fortbildung nicht in die Arbeitszeit fällt: Überstunden sind an Seminar-Tagen beispielsweise nicht möglich, in Lernphasen müssen möglicherweise kurzfristig Urlaubs-tage genommen werden – weiß der Arbeitgeber bescheid, kommt es nicht zu Missverständnissen. Zudem sind viele Vorgesetzte bereit, auch finan- zielle Unterstützung zu leisten, wenn die Weiter-bildung dem Unternehmenserfolg zuträglich ist.

»VON DER VERTRIEBSASSISTENTIN ZUR CHEFIN«

WENN DIE MOTIVATION VERSAGT ...»Veränderungen sind heute Teil der Arbeits-

welt – wer sich nicht weiterentwickelt, wird beruflich nicht erfolgreich sein.« Eine klare Aussage, die Hans Hofmann auf Basis seiner langjährigen beruflichen Erfahrung trifft, und die André Helbig bestätigt: »Natürlich

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84 Mut und MotIvatIon sInd dIe BasIs Für BeruFlIchen erFolG

gibt es branchenspezifische Unterschiede, so ist die Verweildauer an einem Arbeitsplatz im Automotive-Bereich meist kürzer als im Maschinenbau. Im Schnitt findet heute jedoch alle fünf Jahre ein Aufgabenwechsel statt.« Dies, so betont Hofmann, müsse jedoch nicht unbedingt mit dem Verlassen des Unternehmens einhergehen: »Es ist auch möglich, sich innerhalb eines Betriebes zu verändern.« Bestes Beispiel hierfür ist die Karriere von Mandy Bremse bei Brunel: Von der Vertriebsassistentin zur Chefin. So oder so gehören jedoch Mut und Motivation dazu, einen neuen Karriereschritt in Angriff zu nehmen. Sollte letztere versagen, kann zum einen der Vorgesetzte motivierend einwirken, zum anderen kann der Austausch mit Kollegen und Mitstreitern über Lernziele und etwaige Hürden helfen. Wichtig ist zudem ein Rückhalt in der Familie und im Freundeskreis. Entscheidend aber ist zu wissen, wofür man sich nach der Arbeitszeit an den Schreibtisch setzt, so Hans Hofmann:

»Für sich selbst und für die eigene persönliche wie auch berufliche Weiterentwicklung.«

DAS UNTERNEHMEN BRUNEL › Mit über 40 Standorten ist die Brunel GmbH

einer der führenden Ingenieurdienstleister in Deutschland. Rund 3.000 hoch qualifizierte Mitarbeiter im deutschsprachigen Raum lösen komplexe Aufgaben entlang der gesamten Prozesskette, von der Entwicklung über Konstruktion, Verifikation, Prototyping und Testing bis hin zum Management Support. Das Leistungsspektrum geht dabei über die rein technische Umsetzung hinaus und umfasst auch Aufgaben im Qualitäts- und Projektmanagement, im Controlling, in der Dokumentation und Tätig-keiten im kaufmännischen, administrativen Bereich. Das Unternehmen verfügt des Weiteren über Prüf-, Test- und Entwicklungskompetenzen in Embedded Systems, Prüfstandbau,

Anlagenbau, maritimer und Offshore-Industrie sowie Stahlbau. Die Brunel GmbH ist Teil der Unternehmensgruppe Brunel International N.V., die mit über 13.000 Mitarbeitern an rund 100 Standorten in 40 Ländern aktiv ist. Die Brunel GmbH trägt den Titel »Top-Arbeitgeber für Ingenieure«. Diese Auszeichnung wird jährlich vom international tätigen Top-Employers Institute vergeben.

BEI FRAGEN WENDEN SIE SICH BITTE AN › Doreen Paschke › Brunel Service GmbH & Co. KG, Marketing &

Kommunikation › Hermann-Köhl-Str. 1 › 28199 Bremen › T +49 421 169 41-10 › [email protected]

Ein Beitrag von Stine Behrens, DIALOG Public Relations, im Auftrag der Brunel GmbH

85Mut und MotIvatIon sInd dIe BasIs Für BeruFlIchen erFolG

KURZVITA Mandy Bremse (36) leitet seit fünf Jahren die Brunel Niederlassung in Rostock. Die gelernte Bürokauffrau startete 1999 als Vertriebsassistentin bei der Niederlassung in Braunschweig, wurde 2006 Projektassistentin und ein Jahr darauf Account Managerin. Sie hat berufsbegleitend eine IHK-Ausbildung zur Personalfachwirtin absolviert und findet: »Jeder Arbeitnehmer hat eine Holschuld und sollte Weiterbildungsmöglichkeiten einfordern.«

KURZVITAAndré Helbig (36) ist seit 2011 in der Funktion des Niederlassungsleiters bei Brunel. Der Diplom-Kaufmann hat an der HTW Dresden Betriebswirtschaft studiert sich hierbei auf die Bereiche Produktionslogistik, Personal und Arbeitsrecht spezialisiert. Vor rund sechs Jahren kam er zu Brunel und war maßgeblich für den Aufbau des neuen Standortes in Leipzig verantwortlich und leitet aktuell die Niederlassung in Dresden. Sein Credo: »Learning on the Job ist das A und O«.

KURZVITAHans Hofmann (62) ist seit 2002 als Senior Account Manager bei Brunel in Nürnberg tätig. Der Diplom-Ingenieur des Maschinenbaus arbeitete zuvor 25 Jahre in unterschiedlichen Positionen in der Schienenfahrzeugtechnik und hat sich in diesem Bereich regelmäßig weitergebildet und sagt: »Stillstand ist Rückschritt«.

› André Helbig › Mandy Bremse

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86 Mut und MotIvatIon sInd dIe BasIs Für BeruFlIchen erFolG

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Naturwissen- schaft

»oberbegriff für die einzelnen empirischen Wissenschaften, die sich mit der erforschung der natur und dem erkennen von naturgesetzen befassen.«

Brockhaus

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NaturwissenschaftenInsgesamt hat sich der arbeitsmarkt für naturwissenschaftler in den letzten Jahren positiv entwickelt. die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung blieb im Bereich Physik, Mathematik und chemie stabil, in der Biologie und den Geowissenschaften ist sie in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen.

Die Kompetenzen der naturwissenschaft- lichen Experten sind in vielen Feldern gefragt. Jedoch ist die Zahl der gemeldeten Stellen, die sich explizit an Naturwissenschaftler richtet, eher überschaubar. Verglichen mit dem Vorjahr zeigten 2012 die Fachkräftenachfrage und die Arbeitslosigkeit wenig Veränderung.

MATHEDer wirtschaftliche Aufschwung spiegelte

sich 2011 am Arbeitsmarkt für Mathematiker in einer deutlich sinkenden Arbeitslosigkeit. Allerdings blieb die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen hinter der des Vorjahres zurück.

Laut Mikrozensus waren 2010 rund 75.000 Menschen mit einem Hochschulabschluss der

Hauptfachrichtung Mathematik in Deutschland erwerbstätig1. Die interdisziplinäre Natur der Mathematik bringt es mit sich, dass mit rund

»SOLIDE FACHKENNTNISSE SIND EINE GRUNDBEDINGUNG, WENN EIN MATHE-MATIKER SICH AUF EIN STELLENANGEBOT BEWIRBT.«

12.000 Erwerbstätigen nur gut jeder sechste ausgebildete Mathematiker seine ausgeübte Tätigkeit fachlich einem vorrangig mathe-matisch geprägten Aufgabenbereich zuordnet. Etwa 43 Prozent arbeiteten in Büro-, Verwaltungs- und Organisationsberufen. Hierzu zählen insbesondere Aufgaben im kaufmännischen

Bereich, in der Softwareentwicklung sowie in der Unternehmensberatung, -leitung und -prüfung. Gut jeder vierte Mathematiker war als Forschender oder Lehrender im Bildungssektor, insbesondere an Hochschulen, beschäftigt. Solide Fachkenntnisse sind eine Grundbedingung, wenn ein Mathematiker

»DIE KOMPETENZEN DER NATURWISSEN- SCHAFTLICHEN EXPERTEN SIND IN VIELEN FELDERN GEFRAGT.«

sich auf ein Stellenangebot bewirbt. Neben Statistik, Analysis und angewandter Mathe-matik waren auch speziellere Bereiche wie Finanzmathematik, Versicherungsmathematik,

90 naturWIssenschaFten

Wirtschaftsmathematik, Risikomanagement und -controlling, Stochastik, Biometrie oder digitale Simulation gesuchte Tätigkeitsschwerpunkte.

PHYSIKEin exakt definierbares Einsatzfeld, das sich

spezifisch an Physiker richtet, gibt es nicht. Physiker finden in sehr unterschiedlichen Wirt-schaftsbereichen auch jenseits der Forschung ihren Arbeitsplatz. Ihr Fachwissen ist in der Elektronikbranche, dem IT-Sektor oder in der Automobilwirtschaft ebenso gefragt wie in der Versicherungsbranche, in der Luft- und Raumfahrt oder in der Medizintechnik. Demzufolge hängt die Entwicklung ihrer Arbeitsmarktchancen auch immer von der Wirtschaftslage in diesen Branchen ab.

»PHYSIKER FINDEN IN SEHR UNTER-SCHIEDLICHEN WIRTSCHAFTSBEREICHEN AUCH JENSEITS DER FORSCHUNG IHREN ARBEITSPLATZ.«

Der größte Teil der Arbeitsangebote für Physiker und Physikingenieure kam 2011 mit

22 Prozent aus der Forschung und Entwicklung. Hoher Bedarf bestand ebenfalls in der Herstellung von IT-Produkten, elektrischen und optischen Anlagen und Geräten (15 Prozent) sowie bei Bildungseinrichtungen und hier insbesondere den Hochschulen (12 Prozent). Außerdem suchten Ingenieurbüros und Labore (7 Prozent), Behörden und Institutionen des Öffentlichen Dienstes (5 Prozent) sowie das Gesundheitswesen (4 Prozent) gezielt nach Physikern.

CHEMIE UND CHEMIEINGENIEURWESENMit rund 415.000 Mitarbeitern und einem

Jahresumsatz von rund 170 Mrd. ist die chemisch-pharmazeutische Industrie in Deutschland der sechstgrößte industrielle Arbeitgeber2. Die wirtschaftliche Lage ist gut; in den letzten Jahren wuchs die Chemieproduktion jährlich um 1,7 Prozent und hatte sich damit laut dem Verband der Chemischen Industrie besser entwickelt als das Verarbeitende Gewerbe insgesamt. Die Be-schäftigtenzahl in der Branche ist zwar insgesamt rückläufig, dennoch bieten sich insbesondere hochqualifizierten naturwissenschaftlich-tech- nischen Fachkräften gute Perspektiven.

Das Beschäftigungsvolumen für Chemie-experten ist weitaus größer als die Zahl der knapp 42.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Chemiker und Chemieingenieure. So gab es laut den Erhebungen des Mikrozensus 2010

»DIE CHEMISCH-PHARMAZEUTISCHE INDUSTRIE IST IN DEUTSCHLAND DER SECHSTGRÖSSTE INDUSTRIELLE ARBEITGEBER.«

rund 84.000 Personen, die mit einem Fach- oder Hochschulabschluss in der Hauptfachrichtung Chemie einschließlich der Lebensmittelchemie3

in Deutschland erwerbstätig waren.

BIOLOGIE, GEOGRAFIE UND GEOWISSENSCHAFTENGrundsätzlich ist die Situation am Biologie-

Arbeitsmarkt verhaltener einzuschätzen als bei anderen naturwissenschaftlichen Fach-richtungen. Es gibt relativ wenig Stellenangebote, die sich direkt an Biologen wenden. Zudem ist die Berufsgruppe vergleichsweise häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen. Positiv hervorzuheben

91naturWIssenschaFten

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ist allerdings die in den letzten Jahren starke Zunahme der sozialversicherungspflichtigen

»FACHKENNTNISSE IN DER MOLEKULAR-BIOLOGIE, DER MIKROBIOLOGIE ODER DER ZELLBIOLOGIE WAREN SEHR GEFRAGT.«

Arbeitsplätze für naturwissenschaftliche Fach-kräfte in der Biologie und den Geowissen-schaften.

Es waren Fachkenntnisse in der Mole-kularbiologie, der Mikrobiologie oder der Zellbiologie sehr gefragt. Aber auch mit anwendungsorientierten Kenntnissen boten sich unterschiedliche Beschäftigungsmöglichkeiten. So wurden zum Beispiel Bewerber mit Kompetenzen in der Biotechnologie, der Biover-fahrenstechnik, der Gentechnologie oder der Pharmakologie gesucht. Ebenso waren fach-übergreifende Kenntnisse in Bereichen der Chemie oder der Physik oftmals gewünscht.

QUELLENANGABEN › 1 Quelle: Mikrozensus, Statistisches

Bundesamt, Angaben ohne Absolventen mit Lehramtsstudium

› 2 Quelle: Branchenreport VCI, 2011, Angaben beziehen sich auf das Jahr 2010

› 3 Quelle: Mikrozensus, Statistisches Bundesamt, Angaben ohne Absolventen mit Lehramtsstudium

› Bundesagentur für Arbeit: Der Arbeitsmarkt für Akademikerinnen und Akademiker in Deutschland - Naturwissen-schaften/Informatik, Nürnberg 2012.

92 naturWIssenschaFten

Die Gruppe der Naturwissenschaftler

zeigt sich sehr heterogen in den

einzelnen Tätigkeitsgebieten der

Absolventen. Finden sich Physiker

eher in Hochschulen, im öffentlichen

Dienst, in der Elektro- oder IT-Branche

wieder, so werden Mathematiker eher

noch von Banken, Versicherungen oder

Unternehmensberatungen gesucht.

Für Chemiker, Pharmazeuten und Biologen liegt ein Tätigkeitsbereich in Instituten und im öffentlichen Dienst, wie beispielsweise an der Hochschule. Hauptsächlich sind Naturwissen-schaftler aber in der Forschung und Entwicklung sowie im Vertrieb in der chemischen- und pharmazeutischen Industrie tätig.

Mit nebenstehender Tabelle liefert Berufsstart euch Richtwerte. Bitte vergesst nicht, dass erhebliche Ausschläge nach oben und unten aufgrund der Unternehmensgröße und des Unternehmensstandortes vorkommen können. › Ein Beitrag von Hans-Thilo Sommer,

Berufsstart

Einstiegsgehalt Naturwissenschaften

Branchen Banken Versicherung öffentl. Dienst

Bachelor 41.100 43.550 39.300

Master 47.100 46.300 41.650

EINSTIEGSGEHÄLTER DER MATHEMATIKER (IN EURO)

Branchen Automobil Energie E-Technik IT

Bachelor 42.550 41.500 41.900 38.320

Master 46.300 43.300 42.450 40.650

EINSTIEGSGEHÄLTER DER PHYSIKER (IN EURO)

Branchen Chemie Phamazie

Bachelor 41.150 39.050

Master 43.500 41.900

EINSTIEGSGEHÄLTER DER CHEMIKER / PHARMAZEUTEN / BIOLOGEN (IN EURO)

93naturWIssenschaFten

2

MathematikEin Beitrag von Prof. Dr. Axel Voigt, Professor für Wissenschaftliches Rechnen und Angewandte Mathematik an der Technischen Universität Dresden

Im Unterschied zu vielen anderen

Studienrichtungen, wie etwa Betriebs-

wirtschaftslehre, Maschinenbau oder

Medizin, ist es auf den ersten Blick

nicht offensichtlich, auf welchen

Berufszweig das Mathematikstudium

seine Studierenden vorbereitet.

Eine bestenfalls vage Vorstellung vom Arbeits-alltag eines Mathematikers oder einer Mathematikerin hält viele Studieninteressierte von der Aufnahme eines Mathematikstudiums ab. Dabei sind in kaum einem anderen Fach die Berufschancen so vielfältig und so gut wie in der Mathematik. Ich kenne keinen unserer Studenten der Fachrichtung Mathematik an der TU Dresden, der nicht bereits kurz nach Abschluss des Diplom- oder Masterstudiums einen spannenden und durchaus gut bezahlten Job bekommen hat. Unter den Arbeitgebern unserer Alumni der letzten Jahre finden sich namhafte Unternehmen wie KPMG, SAP, Siemens, Deutsche Bundesbank, Munich Re und

Robotron, aber auch verschiedene Forschungs-institute und Universitäten im In- und Ausland.

Vor allem in den technisch-naturwissen-schaftlichen Bereichen, aber auch in der Medizin sowie in den Wirtschafts- und Sozial-wissenschaften gibt es einen rasant wachsenden Bedarf an anwendungsorientierten Aufgaben und Projekten, für deren Lösung Mathematik benötigt wird, und die Tätigkeitsfelder für Mathematikerinnen und Mathematiker werden in Zukunft noch vielfältiger werden.

Ein Studium der Mathematik bereitet Sie hierauf vor. Sie besuchen Vorlesungen aus verschiedenen mathematischen Gebieten. Einige von diesen sind abstrakt, andere anwendungs-orientiert. Die Studierenden lernen diese Gebiete zumeist dadurch kennen, dass sie neben den Vorlesungen direkt mit Übungsaufgaben konfrontiert werden und somit sofort Probleme in diesen Themengebieten lösen. Neben der Vermittlung spezieller mathematischer Theorien lernen die Studierenden hierdurch analytisch zu denken. Das Durchhaltevermögen und der Biss, den sie beim Lösen von hochabstrakten, komplexen Problemen gezeigt haben, sind

Qualifikationen, die sie auf dem Arbeitsmarkt zu hochgefragten, flexibel einsetzbaren Mit-arbeitern, oft in Führungspositionen, machen. Mathematikerinnen und Mathematikern wird – berechtigterweise – zugetraut, dass sie sich schnell in neue Aufgabenfelder einarbeiten können, keine Probleme scheuen, komplizierte Sachverhalte sinnvoll strukturieren können und alle notwendigen Informationen berück-sichtigen.

Ein abgeschlossenes Mathematikstudium attestiert dem Absolventen die Fähigkeit

› sich schnell in komplexe Zusammenhänge einarbeiten zu können

› den Kern eines Problems zu identifizieren und Unwichtiges abzutrennen und

› kreative Lösungsansätze zu finden.

Diese Fähigkeiten, sowie das Fachwissen durch eine mögliche Spezialisierung des ent-sprechenden Anwendungsbereiches, welcher an der TU Dresden beispielsweise in den Masterstudiengängen Technomathematik für Anwendungen in den Natur- und Ingenieur-wissenschaften oder Wirtschaftsmathematik für

94 MatheMatIK - studIenGanGsPersPeKtIve

die Bereiche Wirtschaft und Finanzen vermittelt wird, ist der Garant für einen sicheren und gut bezahlten Arbeitsplatz.

Kommunikationsfähigkeit und Teamfähig-keit sind weitere wichtige Qualifikationen, denn häufig werden Sie sich als einziger Mathematiker in einem interdisziplinären Team wiederfinden. Sie werden Anlaufstelle für alle Probleme sein, die auch nur im Entferntesten nach Mathematik riechen. In vielen Fällen werden Sie erst einmal das eigentliche Problem herausschälen müssen, um es dann möglichst zu lösen und anschließend die Lösung Ihren nichtmathematischen Kollegen in brauchbarer Form weiterzureichen. Auch hierauf bereitet Sie das Mathematikstudium vor, an der TU Dresden beispielsweise durch Modellierungs-seminare, wo diese Situation anhand von Problemstellungen lokaler Unternehmen geübt wird, oder durch die Vermittlung von Praktika.

KURZVITAHerr Prof. Dr. Axel Voigt ist seit dem 01.03.2007 als Professor für Wissenschaftli-ches Rechnen und Angewandte Mathematik an der Technischen Universität Dresden tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind:

› Numerik partieller Differentialgleichungen › Softwareentwicklung für adaptive Finite

Elemente › Anwendungen im Bereich der

Materialwissenschaften, insbesondere Kristallwachstum und Kristalldefekte

› Anwendungen im Bereich der Biologie, insbesondere Zell- und Entwicklungsbiologie

› Schnittstelle zwischen Mathematik und KunstVor der Berufung war er von 1999 – 2007 am Forschungszentrum caesar in Bonn tätig und hier nach seiner Promotion 2001 als Arbeits-gruppenleiter für Forschungsprojekte an der Schnittstelle von Mathematik und Material-

wissenschaften verantwortlich. Nach seinem Studium der Mathematik arbei-tete er zunächst bei der Robert Bosch GmbH im Controlling.Zurzeit ist Axel Voigt zusätzlich in folgenden Funktionen tätig:

› Sprecher des Wissenschaftlichen Beirates des Zentrums für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen der TU Dresden

› Mitglied des Beirates der IMPRS »Dynamical Processes in Atoms, Molecules and Solids«

› Mitglied des Exzellenzclusters »Center for Advancing Electronics Dresden« (cfaed)

› Mitglied der Graduiertenschule »Dresden International Graduate School for Biomedicine and Bioengineering« (DIGS-BB)

› Prof. Dr. Axel Voigt

95MatheMatIK - studIenGanGsPersPeKtIve

2

MathematikErfahrungsbericht von Jan Nikolas Jansen, Berufsstart bei PITERION

»Um praktische Erfahrungen

sammeln zu können, habe ich den

an der Technischen Universität

Dortmund begonnenen Studiengang

Mathematik mit Abschluss Bachelor

of Science an der Fernuniversität

Hagen absolviert.«

Da ich bereits in der Schule großen Spaß an dem Fach Mathematik hatte, habe ich mich nach dem Abitur für diesen Studiengang entschieden. Da ich mathematische Probleme immer gerne am Computer gelöst habe, habe ich mich früh in Richtung Software orientiert.

In welchem Bereich arbeiten Sie heute und was sind Ihre Aufgaben?Heute arbeite ich im Bereich der Luftfahrt

an der Entwicklung eines Flugsimulators zum Pilotentraining. Meine Aufgaben umfassen die Implementierung der Videoübertragung und -bearbeitung eines virtuellen Cockpits.

Wie haben Sie Ihre Karriere geplant?Als ich mein Studium begann, war mir nicht

klar, wie gut sich die doch sehr theoretische Mathematik mit praktischer Anwendung ver-binden lassen würde. Ich habe daher Ausschau nach einer Tätigkeit als Werkstudent gehalten. Als ich jene gefunden hatte, bereitete mir die Arbeit so viel Freude, dass ich auf ein Fernstudium umstieg, um mehr praktische Erfahrungen sammeln zu können. Nach Abschluss meines Studiums war ich dann sehr froh, gleich so ein spannendes Projekt zu erwischen, auch wenn dieses mit einem Umzug verbunden war.

Wie waren die ersten 100 Tage im Job?Der Einstieg in die Tätigkeit bei der PITERION

GmbH und in das Unternehmen wurde mir von sehr hilfsbereiten Kollegen leicht gemacht. Der Sprung in ein komplexes Gerüst von Software wurde mir auch dadurch erleichtert, dass meine ersten Aufgaben sehr punktuell darauf ausgelegt waren, mir das System näher zu bringen. Unklarheiten und Fragen wurden bei persönlichen Gesprächen mit Kollegen schnell beigelegt.

Wann und wodurch beeinflusst fiel die Entscheidung für Ihren Tätigkeitsbereich?Die Arbeit als Werkstudent sollte hier zur

Orientierung dienen. Da diese meine Erwar-tungen noch weit übertraf, war mir schnell klar, dass sich mein Tätigkeitsbereich um Software drehen sollte. Das ließ sich dann auch bei PITERION sehr gut umsetzen.

Verlief Ihr Berufseinstieg so, wie Sie es sich vorgestellt haben?Zu großen Teilen stimmte hier meine

Erwartung mit der praktischen Erfahrung

› Jan Nikolas Jansen Bachelor-Studium Mathematik an der Fernuniversiät Hagen Software Engineer bei PITERION

96 MatheMatIK - erFahrunGsBerIcht

überein. Wichtig ist jedoch gerade im Bereich der Softwareentwicklung im Betrieb nicht ständig das Rad neu zu erfinden, auch wenn das Studium dies oftmals suggeriert.

Was würden Sie Studenten für die berufliche Orientierung raten?Da Studiengänge tendenziell immer kürzer

werden, kommt meiner Erfahrung nach oft die Praxis erheblich zu kurz. Ich halte es für wichtig, sich früh nach möglichen Perspektiven umzusehen und in diesen Bereichen praktische Erfahrungen zu sammeln. Hierbei lässt sich schnell herausfinden, ob die Arbeit den eigenen Erwartungen gerecht wird und wo persönliche Stärken und Schwächen liegen.

Auf welche Faktoren sollte ein Berufseinsteiger bei der Auswahl des ersten Jobs achten?Die Antwort auf diese Frage ergibt sich

aus sehr individuellen Faktoren und ist pauschalisiert nicht zu beantworten. Als oberstes Gebot würde ich halten, dass eine Identifikation mit der eigenen Tätigkeit mühelos

ist. Ein größerer Radius bei der Suche der ersten Tätigkeit erleichtert natürlich das Finden einer optimalen Position, sofern ein Umzug persön-lich vereinbar ist.

Wie geht man mit der Gehaltsfrage um?Man muss beachten, dass Gehälter

durch viele Faktoren beeinflusst werden. Es gibt Regionen in denen die Gehälter erheb-lich höher sind; dies geht jedoch oft mit höheren Lebensunterhaltungskosten einher. Auch spielt die Unternehmensgröße und Fachrichtung eine große Rolle. Ebenso sollten Weiterbildungsmöglichkeiten durch das Unter-nehmen nicht außer Acht gelassen werden.

97MatheMatIK - erFahrunGsBerIcht

2

Wie man mit Mathestudium durchstarten kannErfahrungsbericht von Andreas Gundrum, Berufsstart bei Acando

Nach meinem Abitur stand für mich

fest, dass ich Mathematik studieren

möchte, da mich besonders das

logische Denken fasziniert. Zudem

gibt es in der Welt der Mathematik

nur schwarze oder weiße, aber keine

unzähligen grauen Aussagen, die

Interpretationssache sind. Schnell

hat mich die reine Mathematik

in ihren Bann gezogen und mein

Entschluss, nach dem Studium in

die Forschung zu gehen, stand fest.

Bis zum Bachelorabschluss. Denn

langsam hatten sich die Prioritäten

in meinem Leben anders verteilt und

ein ständiges Hinterherlaufen hinter

den Postdoc-Stellen quer durch

Deutschland kam für mich gar nicht

mehr in Frage.

Als Mathematiker stehen einem viele Wege offen. Für mich war die Frage nach dem Beruf schnell geklärt, denn neben der Mathematik hat mir die Informatik als mein Nebenfach sehr viel Spaß bereitet. Ein Jahr vor meinem Masterabschluss habe ich daher ein zehnwöchiges Praktikum in der Softwareentwicklung gemacht, was meinen Entschluss, in dem Bereich zu arbeiten, gefestigt hat.

Im Zuge des Masterabschlusses begann die Stellensuche. Leider werden Mathematiker selten explizit gesucht, sodass ich schnell lernte, die Studienrichtung »Informatik« mit meiner zu substituieren und nicht weiter darauf zu achten. Doch bei Anblick der weiteren Anforderungen bereute ich jedes Mal, nur ein einziges Praktikum gemacht zu haben. Daher kann ich jedem nur dazu raten mehrere Praktika zu absolvieren oder eine Werkstudententätigkeit in Betracht zu ziehen.

In der Bewerbungsphase wurde ich unter anderem von der Acando GmbH für eine Stelle als IT-Consultant im Bereich Java zum Gespräch eingeladen. Dabei hat sich schnell

herauskristallisiert, dass ich mich fachlich vergleichsweise wenig mit der Programmier-sprache und gängigen Frameworks auskannte. Dennoch wurde mir mit einer Einladung zu den Acando Recruiting Days die Möglichkeit geboten meine Qualitäten unter Beweis zu stellen.

Die Recruiting Days sind eine zweitägige Veranstaltung, bei der man das Unternehmen näher kennenlernt und gruppenweise Aufgaben bearbeitet um zu zeigen, was man kann. Im Pair-Programming sollten diverse Fehler in einer Anwendung lokalisiert und behoben

› Andreas Gundrum Bachelor- und Master-Studium der Mathematik, Nebenfach Informatik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel IT-Consultant bei Acando

98 MatheMatIK - erFahrunGsBerIcht

werden. Dabei haben mir mein analytisches Denkvermögen und meine Abstraktionsfähig-keit sehr geholfen. Ich konnte zeigen, dass ich mich in neuen Themengebieten schnell zurechtfinde. Zum Abschluss sollte in kurzer Zeit eine Präsentation über die zu bearbeitenden Fehler, deren Ursache und ihre Lösung erstellt werden. Auch hier kam mir der mathematische Blick fürs Ganze zugute. Zwei Tage später hatte ich bei Acando meinen ersten Arbeitstag.

In den ersten Monaten habe ich meine Kenntnisse in Java – ich konnte mein Wissen bereits zweimal zertifizieren und bereite gerade meine dritte Zertifizierung vor – und den gängigen Frameworks enorm erweitert. Zudem hieß es Konzepte sowie Webtechnologien zu ver-stehen und zu lernen, sie einzusetzen. Parallel dazu begann meine Ausbildung zum Berater. Bei diesen Schritten wurde ich sowohl mit internen Schulungen als auch mit umfangreichem Schulungs- und Fortbildungsmaterial unterstützt.

Bei Gesprächen mit Kollegen merkte ich anfangs, dass mir viele Fachbegriffe fehlen, die Informatiker aus dem Studium mitbringen. Das hat sich aber nach den ersten Wochen gelegt.

Zudem musste ich als reiner Mathematiker lernen, nicht nur auf eine Lösung des Problems, sondern auf eine effiziente und produktionsreife Lösung hinzuarbeiten und die damit ver-bundenen Kriterien richtig zu gewichten.

»BIS JETZT FÜHLTE ICH MICH NIE ALLEIN GELASSEN UND WURDE STETS GUT AUF NEUE AUFGABEN VORBEREITET.«

Mittlerweile bin ich seit neun Monaten in der IT-Beratung bei Acando tätig. Neben der Konzeption und Entwicklung von Weban-wendungen gehört zu meinen Aufgaben die Kommunikation mit Kunden, aber auch die Unterstützung bei der Angebotserstellung. Momentan vertrete ich sogar in meinem aktuellen Projekt den Projektleiter während seines Urlaubs. Bis jetzt fühlte ich mich nie allein gelassen und wurde stets gut auf neue Aufgaben vorbereitet. Ferner habe ich ein Colloquium über das Thema Kartenrendering gehalten und einen Artikel dazu verfasst, der kurz vor der Veröffentlichung steht.

Der Beruf macht mir viel Spaß und ich bin sehr zufrieden mit meiner Entwicklung. Das lange Suchen und Finden von Lösungen für Probleme erinnert mich immer wieder an das Erarbeiten von Beweisen für mathematische Aussagen. Es bereitet mir wie im Studium schon viel Freude. Dass ich eigentlich Mathematiker bin, kann man vielleicht noch an meiner Herangehensweise an Problemstellungen erahnen. Viele Kollegen merken es aber gar nicht.

99MatheMatIK - erFahrunGsBerIcht

2

Ohne Umwege aus dem Praktikum direkt in den JobErfahrungsbericht von Ehemaliger Praktikanten der neue Leben Lebensversicherung, ein Unternehmen der TALANX-GRUPPE

Ein besonderes Faible für Mathematik

und Programmierung hatten wir

eigentlich alle schon immer. Da

lag es nahe, auch Mathematik zu

studieren. Im Anschluss gelang jedem

von uns durch ein Praktikum bei

der neue leben Lebensversicherung

AG der Direkteinstieg in das

Berufsleben. Heute arbeiten

wir alle in der mathematischen

Anwendungsentwicklung.

Auf unser Mathematikstudium blicken wir allerdings mit eher gemischten Gefühlen zurück. Denn bereits zu Beginn stellte sich ziemlich schnell ein allzu grauer Alltag ein, geprägt allein von mal mehr, mal weniger komplexen theoretischen Konstrukten. Daher empfanden wir die Idee, praktische Erfahrungen zu sammeln,

als äußerst willkommene Abwechslung. Auf der Suche nach einem passenden Praktikum stießen wir auf der Homepage der neue leben Lebensversicherung AG in Hamburg auf eine ansprechende Stellenausschreibung: Ein Praktikum bei einem mittelständischen Unter-nehmen, das zugleich Teil des im MDAX ge- führten Talanx-Konzerns ist – das hatte was!

In der Abteilung »Mathematik« der neue leben sind eigentlich immer bis zu fünf Praktikanten gleichzeitig beschäftigt. Das liegt daran, dass nicht immer reine Mathematik-Kenntnisse notwendig sind. Denn die Abteilung setzt sich aus verschiedenen Fachbereichen zusammen, die mit unterschiedlichen Kom- petenzen besetzt sind: In der Produktent-wicklung arbeiten Mathematiker und Juristen, in der Anwendungsentwicklung IT-affine Mathematiker, die Themen »Rating und Projekt-management« bearbeiten Mathematiker und Betriebswirtschaftler.

Vom ersten Tag an hatten wir alle das Gefühl, zum Team der 25 Mitarbeiter dazu zu gehören.

Das außergewöhnlich gute Betriebsklima so-wie die gute und schnelle Einbindung in die tägliche Arbeit, die Berechnung mathematischer Einzelfälle, Ratinganfragen und Marktanalysen trugen dazu bei, dass wir äußerst schnell eingearbeitet waren. Es folgten daher recht bald anspruchsvollere Projektaufgaben mit größerer Verantwortung. Deutlich über die Anwendung rein mathematischer Kenntnisse hinaus gingen zum Beispiel auch die Pro-grammierarbeiten an Modulen und Batchen, die zum versicherungsmathematischen Rechen- kern gehören. Dazu kam auch die Mitarbeit

› v.r.n.l Dirk Sydow, Thomas Günzel, Mirko Eckardt

100 MatheMatIK - erFahrunGsBerIcht

an Branchen-Projekten wie Unisex oder Rechnungszins. Wir konnten daher wertvolle Erfahrungen sammeln und uns praxis-orientiertes Wissen aneignen. Die Anerkennung und Wertschätzung der geleisteten Arbeit und die Möglichkeit jederzeit jemanden fragen zu können, hat uns alle von dem Unternehmen überzeugt. Aber auch das monatliche Prak-tikumsgehalt von 750 Euro.

Nicht selten schreiben die Praktikanten der neue leben auch ihre Abschlussarbeit bei dem Unternehmen, zum Beispiel zu den Themen »Solvency II« oder »Kundenorientierte Ratingansätze für Lebensversicherungsgesell-schaften«. Hierbei ist das Zusammenspiel von Hochschule und Unternehmen enorm wichtig. Die neue leben Lebensversicherung unterstützt zudem die zusätzliche Ausbildung zum Aktuar (DAV).

Wir möchten allen Studierenden empfehlen, so viele Praktika wie möglich zu absolvieren. Für angehende Mathematiker gibt es zahlreiche Möglichkeiten, bereits zu Beginn des Studiums über die Theorie hinaus in der Praxis tätig zu sein. Natürlich bekommt nicht jeder nach einem

Praktikum auch eine Festanstellung angeboten, dennoch sollte man natürlich »da« sein, wenn sich so eine Möglichkeit ergibt. Das gelingt nur durch die entsprechende Motivation, das nötige Engagement und das fachliche Know-How, was man sich im Studium erarbeitet.

Ein Beitrag von Mirko Eckardt, Thomas Günzel, Dirk Sydow

101MatheMatIK - erFahrunGsBerIcht

2

»Bauphysik« Was ist das? Wofür braucht man das?Ein Beitrag von Prof. Dr. Andreas Beck, Studiendekan, Hochschule für Technik Stuttgart, Fakultät Bauingenieurwesen, Bauphysik und Wirtschaft

Wenn man Jemanden auf der Straße

nach Bauphysik fragt, bekommt man

in der Regel folgende Antwort: »Das

hat doch nur was mit Statik zu tun!«

Leider ist diese Antwort völlig falsch.

Die Bauphysik stellt eine eigenständige Fachdiszi-plin im Bauwesen dar, mit den Kernkompetenzen im Wärme-, Schall- und Feuchtigkeitsschutz der Gebäude. Dabei ist die Bauphysik nicht nur eine reine Anwendung der Physik auf Bauwerke und Gebäude, sondern umfasst auch Bereiche der tech-nischen Akustik in der Industrie, die Einbindung regenerativer Energiekonzepte zum Schutz der Umwelt sowie den Schallimmissionsschutz in der städtebaulichen Planung.

Die Umsetzung der Klimaschutzziele, steigende Energiekosten, zunehmende Anforderungen an den Schallschutz, erhöhte Behaglichkeitsanfor-derungen sowie das zunehmende Nachhaltig-keitsbestreben im Bauwesen führen zu immer mehr Komplexität am Bau und neuen Herausfor-derungen an die Gebäude- und Anlagenplanung.

Deshalb nimmt die Bauphysik, innerhalb des Bauwesens, einen immer höheren Stellenwert ein und die Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften insbesondere beim Wärme-, Schall- und Feuchteschutz nimmt zu. Um dieser Nachfra-ge gerecht zu werden, bietet die Hochschule für Technik Stuttgart seit 1978 bundesweit einzigartig einen komplett eigenständigen Studiengang Bauphysik an. Dabei werden die angehenden Bauphysikerinnen und Bauphysiker praxisnah, interdisziplinär und mit einem fundierten, naturwissenschaftlichen Know-how ausgebildet.

Welche Lehrschwerpunkte verfolgt die Fachdisziplin Bauphysik?Die Lehrschwerpunkte zur Umsetzung der

Bauphysik betreffen neben den Grundlagen in Mathematik und Physik vor allem die Kern-fächer der Bauphysik mit Wärme-, Feuchte-, Schallschutz und Baustoffkunde. Aber auch zahlreiche Praktika innerhalb des Studiums z.B. Physiklabor, Bauphysiklabor, integrierte Übung … sind innerhalb des Studiums zu absol-vieren, um den zahlreichen Messaufgaben des Bauphysikers in der Praxis gerecht zu werden.

Die Vertiefung findet nach dem Praxissemester, das im 5. Semester absolviert wird, im 6. und 7. Semester statt. Neben den Pflichtvertiefungsfä-chern z.B. Theoretische Bauphysik Schall und Wärme, Bauschadensanalyse, Raum- und Psy-choakustik, Licht- und Tageslichttechnik u.v.m. können die Studierenden zwischen zahlreichen Wahlvertiefungsfächern z.B. Thermische Ge-bäudesimulation, Solares Heizen und Kühlen, Akustische Messtechnik, Körperschall etc. ihren Neigungen entsprechend wählen.

› Gebäudebeitrag home+ der Hochschule für Technik Stuttgart beim Solar Decathlon 2010 in Madrid – 3. Platz.

102 BauPhysIK - studIenGanGsPersPeKtIve

Welche Trends und neue Entwicklungen gibt es in der Bauphysik?Neben den weiterhin steigenden Anforde-

rungen beim Schall- und Wärmeschutz ist eine eindeutige Entwicklung zu einem größeren Nachhaltigkeitsbestreben im Bauwesen zu er-kennen. Dabei geht es nicht nur um eine ganz-heitliche Betrachtung und Bilanzierung von Gebäuden nach dem Motto »von der Wiege bis zur Bahre«, sondern auch um die optimale Ab-stimmung und Vernetzung des Gebäudes mit der Anlagentechnik, der Energieerzeugung, der Infrastruktur und der Mobilität. Zudem wer-den zukünftig Ressourcenverknappung, Baus-toffrecycling und -entsorgung eine zunehmende Rolle in der Planung und Beratung spielen. Natürlich kommt der Sanierung des Bestands nach wie vor eine tragende Rolle bei der Ener-giewende zu, bei der die Fachkenntnisse des Bauphysikers aufgrund der oftmals schwierigen Problemfälle besonders gefragt sind.Um diese interdisziplinären Aufgaben zu erfüllen, muss der zukünftige Berater ein breit gefächertes Grundlagenwissen besitzen. Dabei wird der Bauphysiker verstärkt mit einbezogen, da er als

beratender Ingenieur eine reine Dienstleistung anbietet und daher produkt- sowie systemneutral agieren kann.

Welche Fähigkeiten und persönliche Kompetenzen sollten Studierende in diesem Studienfach insbesondere mitbringen oder erwerben?Aufgrund der komplexen Aufgaben im Bau-

wesen und der beratenden Tätigkeit des Bau-physikers sollte man teamfähig und kontaktfreudig sein. Durch die vielen Gruppenarbeiten im Studium ergeben sich genügend Gelegenheiten diese Kompetenzen zu trainieren. Weiter ist ein ausgeprägtes Maß an analytischem Denken notwendig, um die gestellten Aufgaben zu lösen. Die ingenieurmäßige und wissenschaftliche Arbeits-

»INSGESAMT WERDEN IM STUDIUM VOR ALLEM ZWEI FÄHIGKEITEN GEFÖRDERT, EIGENINITIATIVE UND SELBSTÄNDIGKEIT IM LERNEN UND BEI DER PROBLEMANALYSE.«

und Präsentationsweise wird in den zahlreichen Praktika und bei Studienarbeiten vermittelt.

Auch eine Abneigung gegen Mathematik und Physik sollte nicht vorhanden sein. Insgesamt werden im Studium vor allem zwei Fähigkeiten gefördert, Eigeninitiative und Selbständigkeit im Lernen und bei der Problemanalyse.

Wie steht es um die Karrieremöglichkeiten mit dem Bachelor- oder einem Masterabschluss?Für die bauphysikalische Beratung und Tätig-

keit ist ein Bachelorabschluss völlig ausreichend. Ein Master bringt hier nicht zwingend weitere Vorteile, da in der Regel die Einsatzbereitschaft und die Effektivität in der Praxis ausschlaggebend für das weitere Vorwärtskommen sind. Sollte man nach dem Bachelorstudium Lust auf eine Vertiefung der Fachkenntnisse haben, bietet sich einer der zahlreichen vertiefenden Masterstudiengänge an. Ein Master Bauphysik wird bisher nur an Universitäten angeboten. In der Regel vertieft man sich aber ohnehin in einer Fachrichtung, z.B. Master Sence (nachhaltiges Energiemanagement) an der HFT Stuttgart. Mit dem Masterabschluss ergeben sich dann auch Perspektiven in Richtung Promotion.

103BauPhysIK - studIenGanGsPersPeKtIve

2

Welche Perspektiven, Berufsbilder und Jobchancen ergeben sich mit der Bauphysik?Der Großteil der Absolventen geht nach

dem Studium in eines der zahlreichen Bau-physikbüros oder entsprechende Ingenieur- und Architekturbüros. Auch in vielen Bauunternehmen gibt es eine eigene bau-physikalische Abteilung. Dort kann man zum Projekt- oder Abteilungsleiter aufsteigen. Zudem besteht die Möglichkeit sich selbständig zu machen oder ein bestehendes Bauphysik-Büro zu übernehmen. Mit einigen Jahren Berufstätigkeit ist es möglich sich zum staatlich anerkannten Bausachverständigen vereidigen zu lassen. Auch Kommunen, Hochbauverwaltungen und Prüfbehörden suchen Bauphysiker/innen. Ein nicht unerheblicher Anteil der Absolventen geht in die Forschung und Entwicklung an Institute (Fraunhofer Bundesinstitute, Landes-institute) oder in die Industrie. Dort ist man als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Ent-wicklungs- und Prüfingenieur tätig. Dabei ist es nicht nur die Baustoffindustrie, die Absolventen der Bauphysik nachfragt. Vor allem der Auto-mobilsektor mit zahlreichen Zulieferfirmen

benötigt Fachkräfte, die sich z.B. in der Akustik, im Sound Design, in der Elektromobilität und der Schwingungstechnik auskennen.

Wie wichtig ist die Weiterqualifikation?Für die Bauphysik gilt das Gleiche wie für die

meisten anderen Bereiche. Lebenslanges Lernen ist notwendig, was ja auch für Abwechslung sorgt. Das Studium vermittelt einem »nur« ein breit gefächertes Grundwissen, um die anstehenden Aufgaben angehen zu können. Je nach Aufgabe ist eine Vertiefung des Fachwissens zwingend erforderlich. Dies geschieht über Eigeninitiative oder über Fortbildungskurse. Ohnehin verändern sich die gesetzlichen Vorschriften aktuell im Zweijahrestakt und die Aufgabengebiete erweitern sich auf neue Bereiche. Allerdings verbindet man nach dem Studium die Weiterqualifikation am besten mit einer konkreten Aufgabe aus dem Arbeitsbereich. Die Notwendigkeit der praktischen Anwendung des Wissens führt in der Regel zu einer deutlich gesteigerten Effektivität beim Lernen. Mit zahlreichen Weiterqualifikationen macht man sich auch besonders wertvoll, wenn es um einen Arbeitsplatzwechsel geht.

Wie wichtig ist die praktische Erfahrung und auf welche Weise erreicht man diese bestenfalls?Wie nach einem Gesellen- oder Meister-

abschluss benötigt man auch nach einem Studium in der Regel ein bis zwei Jahre Berufserfahrung, um alle Facetten des Berufsalltags kennenzulernen. Erst nach dieser Zeit ist man in der Lage selbst-ständig größere Projekte durchzuführen und zu leiten. Ohne diese praktische Erfahrung sollte man sich nach dem Studium nicht gleich selbstständig machen. Eine bautechnische Berufserfahrung bringt hier natürlich Vorteile, ist aber

»NACH DEM STUDIUM ALLE BEREICHE DER BAUPHYSIK NOCHMALS PRAKTISCH KENNENLERNEN UND ERST ZU EINEM SPÄTEREN ZEITPUNKT EINE SPEZIALISIERUNG VORNEHMEN.«

nicht zwingend erforderlich. Sehr hilfreich ist die Mitarbeit in einem Büro während des Studiums. Dies führt in der Regel zu einem besseren Einstieg in das spätere Berufsleben. Nach dem Studium sollte man in einer ersten Anstellung darauf hinarbeiten alle Bereiche der

104 BauPhysIK - studIenGanGsPersPeKtIve

Bauphysik nochmals praktisch kennenzulernen und erst zu einem späteren Zeitpunkt eine Spezialisierung vorzunehmen. Ein Wechsel nach einigen Jahren bringt in der Regel einen weiteren Erkenntnisgewinn, da man so unterschiedliche Büroabläufe und Büroarbeitsweisen kennenlernt.

Welche Wege gibt es in den Berufs-einstieg? Was ist wichtig für die Karriereplanung und den Berufseinstieg?Ein Großteil unserer Absolventen beginnt

nicht selten dort, wo schon ein intensiver Kontakt im Studium hergestellt wurde. Diese Kontaktmöglichkeiten ergeben sich aus Patenschaften, Stipendien, im Praxissemester oder während der externen Bachelorarbeit. Sehr sinnvoll ist die Mitarbeit während des Studiums in Bauphysikbüros, Instituten oder der Industrie. Die praktische Anwendung des Gelernten erhöht deutlich den Lernerfolg während des Studiums. Zudem bietet es eine weitere Möglichkeit einen späteren Arbeitgeber kennenzulernen und vergleichen zu können. Darüber hinaus lässt sich hierdurch das Studium finanzieren. Nicht unwesentlich ist auch die deutliche Aufwertung des Lebenslaufes, wenn man während des Studiums

zusätzliche Initiative gezeigt hat. Dies gilt natürlich auch für soziales Engagement in einem Verein oder anderen Einrichtungen. Auch sollte schon vor Beginn der Bachelorarbeit mit der Suche nach einem späteren Arbeitgeber begonnen werden, um sich die Rosinen herauszupicken.

KURZVITADr. Andreas Beck studierte Physik an der Universität Würzburg. Nach seinem Diplom promovierte er, ebenfalls in Würzburg, im Bereich schaltbarer Materialien zur Steuerung des Solarenergieeintrags in Gebäuden. Anschließend war er 10 Jahre am Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung e.V. in Würzburg – zuletzt als geschäftsführender Abteilungsleiter – tätig. Seit 2003 ist Dr. Andreas Beck an der Hochschule für Technik Stuttgart im Studiengang Bauphysik aktiv. 2006 hat er die Leitung des Studiengangs übernommen und seit 2010 ist er zusätzlich als Prodekan der Fakultät Bauingenieurwesen, Bauphysik und Wirtschaft tätig. Nebenbei widmet

er sich der angewandten Forschung im Energiebereich und leitet eine Arbeitsgruppe an der Hochschule, die mit vielfältigen Firmen aus der Industrie kooperiert.

› Dr. Andreas Beck

105BauPhysIK - studIenGanGsPersPeKtIve

2

Weltraumschrott im FokusErfahrungsbericht von Dr. Daniel Kolbe, Berufsstart am Institut für Technische Physik, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

Anwendungsnah zu forschen und die

Welt von morgen mitzugestalten –

das war mein Ziel nach dem Studium.

Im Institut für Technische Physik des

Deutschen Zentrums für Luft- und

Raumfahrt (DLR) kann ich genau das

verwirklichen:

Ich arbeite an Hochleistungslasern, mit denen sich die Umlaufbahnen von Weltraumschrott bestimmen lassen. Selbst Schrottteilchen von nur einem Zentimeter Größe können zur völligen Zerstörung von Satelliten führen. Wenn es gelingt, diese Partikel mit hoch-energetischem Laserlicht anzustrahlen, können wir anhand der Ausrichtung des Lasers und der Laufzeit des rückreflektierten Lichts ihre Bahndaten auf wenige Meter genau vermessen. Diese Informationen ermöglichen Satelliten oder auch der Internationalen Raumstation ISS, rechtzeitig Ausweichmanöver zu fliegen und Kollisionen zu vermeiden. Um Trümmerteile

in 1.000 Kilometern Entfernung erfassen zu können, optimiere ich in einem dreiköpfigen Team das Konzept des Scheibenlasers.

PROMOVIEREN ALS PRAKTISCHE BERUFSVORBEREITUNGZur Laserentwicklung habe ich schon für

meine Diplomarbeit in Physik und für meine Promotion an der Universität Mainz geforscht. Dass ich promovieren will, habe ich erst nach dem Diplom entschieden. Wer später in der Forschung arbeiten will, hat mit einer Promotion wahrscheinlich bessere Startchancen, für unbe-dingt erforderlich halte ich sie für Physikerinnen aber nicht. Wichtiger finde ich, sich bereits vor der Abschlussarbeit Gedanken über die eigene berufliche Orientierung zu machen. Manche Forschungszentren wie das DLR schreiben interessante Themen für Praktika, Abschluss- und Doktorarbeiten aus, so dass man frühzeitig Erfahrungen in dem Bereich sammeln kann, in dem man später arbeiten möchte. Die Promotionsphase habe ich als gute Vorbereitung auf den Beruf erlebt: Ich habe viele Fähigkeiten

erlernt, die auch im Job wichtig sind – bei der Diplomandenbetreuung und Projektführung sind schließlich vielfältige soziale Kompetenzen gefordert.

FORSCHEN, UM ETWAS ZU BEWEGENNach der intensiven Grundlagenforschung

an der Universität wollte ich unbedingt anwen-dungsorientiert arbeiten! Deshalb habe ich mich beim DLR beworben. Hier, wo interdisziplinäre Teams an den wichtigsten wissenschaftlichen

› Dr. Daniel Kolbe Bachelor-Studium an der Universität Mainz Wissenschaftler am Institut für Tech-nische Physik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)

106 PhysIK - erFahrunGsBerIcht

Fragen unserer Zeit forschen, konnte ich direkt in die Projektarbeit einsteigen.

»DIE FORSCHUNGSBEDINGUNGEN SIND EBENFALLS SEHR GUT.«

Bei der Entscheidung für meine erste Stelle war mir besonders wichtig, dass ich mich persönlich und fachlich weiterentwickeln kann. Internationale Vernetzung, kollegialer Wissensaustausch, große Gestaltungsfreiräume und attraktive Weiterbildungsangebote, wie ich sie beim DLR vorfinde, sind wichtige Voraus-setzungen dafür. Die Forschungsbedingungen sind ebenfalls sehr gut: Unsere konzeptionellen Ergebnisse validieren wir mit leistungsfähigen Vakuumapparaturen; für Energie- und Wellen-längenmessungen nutzen wir modernste Laserlabore. In anderen Instituten des DLR, das bundesweit 16 Standorte betreibt, gehören zum Beispiel Windkanäle, Fahrsimulatoren und Raketenprüfstände, ein Sonnenofen, eine Tunnel-simulationsanlage und ein Mikrowellenautoklav zur technischen Infrastruktur.

KLEINSTE TEILCHEN ALS GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG

Um mit Laserlicht auf kleinste Schrottteilchen in großer Entfernung zu fokussieren, ist eine enorme Energiedichte nötig – nur dann reflektieren die Partikel noch genügend Licht zurück zur Erde. Die größte Herausforderung für mein Team ist daher, Laser mit sehr hoher Pulsenergie und guter Strahlqualität zu entwickeln. Meine Aufgaben bestehen derzeit darin, verschiedene Resonatordesigns auszuprobieren, den Aufbau der Strahlführung zu verbessern und die Laserstrahlung hinsichtlich Leistung und Fokussierbarkeit zu vermessen. Schon 2015 wollen wir einen Prototyp unseres

Hochleistungslasers vorstellen. Das ist aber nur ein Etappenziel: In einem zweiten Schritt planen wir, die Schrottteilchen im All durch Bestrahlung mit Laserlicht so stark abzubremsen, dass sie in die Erdatmosphäre eintauchen und verglühen.

BILDQUELLE › Institut für Techniksche Physik (DLR)

› Dr. Daniel Kolbe, DLR Institut für Technische Physik

107PhysIK - erFahrunGsBerIcht

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Vom Physiker zum Projektleiter und IT-BeraterErfahrungsbericht von Guido Matern, Berufsstart im Rückblick bei Proventa

Mein Physikstudium schloss ich

mit einer Diplomarbeit im Bereich

regenerativer Energien ab. Aber

schon 1990 hatte ich meiner erste

Email-Adresse und war im Netz

unterwegs.

Bereits als Kind habe ich immer wissen wollen, wie technische Dinge im Inneren aussehen, habe alte Radios zerlegt (manchmal auch wieder zusammengesetzt) und die einzelnen Bauteile ausgelötet. An der Schule besuchte ich die Informatik-AG (wo ich den Apple Grafiken produzieren ließ) und die Digitalelektronik-AG – war aber auch in der Theater-AG und hatte keinen C64, würde mich also nicht als Nerd bezeichnen.

In welchem Bereich arbeiten Sie heute und was sind Ihre Aufgaben?Ich arbeite heute als Senior Consultant

bei der Proventa AG. Momentan berate ich ein mittelständisches Unternehmen bei der

Umsetzung und Verbesserung ihrer Projekt-management-Prozesse. Auf dem Papier ist dort schon viel vorhanden, manchmal fehlt aber die Erfahrung oder vielleicht auch die Bereitschaft, die Methoden zur Planung und Steuerung von Projekten auch wirklich in der Praxis anzuwenden. Dabei berate ich auf beiden Seiten: sowohl die Abteilung, die Vorgaben erstellt, als auch die Projektleiter.

Davor habe ich mich mit so unterschied-lichen Themen wie IPTV, Telefondiensten, Cloud Computing und Mobile Payment beschäftigt.

Wie haben Sie Ihre Karriere/berufliche Laufbahn geplant?Begonnen habe ich mit einem Studium der

Elektrotechnik, merkte aber irgendwann, dass mich vieles in dem Umfeld nicht interessierte, mir dafür die Vorlesungen in Physik /Elektrophysik am meisten Spaß machten. Daher wechselte ich mein Studienfach. Dort fand ich theoretische Physik spannend, vor allem die Quantenmechanik, sah aber keine berufliche Perspektive darin. Noch etwas stiefmütterlich behandelt wurden die regenerativen Energien,

denen ich mich dann zuwandte. Meine Diplom-arbeit zu Solarmodulen erstellte ich dann in einer interfakultativen Gruppe an einem elektrotechnischen Institut (wo ich einige meiner ehemaligen Kommilitonen wiedertraf), worauf ich seitens des Dekans darauf hingewiesen wurde, dass eine Promotion in der Physik nun nicht mehr erwünscht sei.

Leider war die Situation in der Solarbranche (vor dem Energie-Einspeise-Gesetz) zum Zeit-punkt meines Abschlusses (1997) nicht besonders rosig.

› Guido Matern Diplom-Studium in Physik an der TU Karlsruhe Senior Consultant bei Proventa

108 PhysIK - erFahrunGsBerIcht

Während meines Studiums arbeitete ich als wissenschaftliche Hilfskraft an einem Institut des Rechenzentrums. Auf dieses zweite Stand-bein wechselte ich dann, um meine berufliche Laufbahn zu starten.

Verlief Ihr Berufseinstieg so, wie Sie es sich vorgestellt haben und fühlten Sie sich in allen Bereichen gut durch das Studium vorbereitet?Ich begann als Software – Systemanalyst

in einem großen Telekommunikations-Unternehmen und hatte dabei das Glück, in einem gerade neu gegründeten, kleinen Bereich zu landen, der gleichzeitig sehr innovativ war. Wir beschäftigten uns z.B. mit Internettelefonie (Voice over IP), als viele Leute noch überhaupt keinen Begriff hatten, was das Internet war und wozu man es nutzen konnte. Und wir tauschten uns dazu mit internationalen Geschäftspartnern und auf Konferenzen aus, weshalb ich bereits ein paar Monate nach meinem Start im Flieger in die USA saß.

Wie haben Sie den Einstieg in das Unternehmen gefunden und wie waren die ersten 100 Tage im Job?Wir hatten in unserem Team neben

Berufseinsteigern wie mir zwei ältere Herren, die kurz vor der Rente noch einmal etwas Neues machen wollten. Abgesehen davon, dass mir diese Haltung sehr imponierte, gab es dadurch auch eine Art Staffelübergabe, wir als Neue konnten sehr viel lernen, über das Unternehmen, über bewährte Methoden, und natürlich auch zu den technischen Systemen, die wir analysierten und in manchen Aspekten weiterentwickelten.

Da der Bereich noch relativ klein war, unternahmen wir viel zusammen, von Geburtstagsfeiern im Büro bis zu Kartfahren und Grillen.

Und mir wurde von Anfang an viel zugetraut; so meinte mein Chef, ich solle auf seine Wochenberichte, die vom Vorstand kommentiert wurden, doch gleich direkt antworten – es wäre schließlich mein Thema.

Was würden Sie Studenten für die Planung der beruflichen Orientierung raten?Zum einen sollte man sich grundsätzlich

entscheiden, ob man als Physiker in der Forschung und entsprechenden Einrichtungen arbeiten möchte, oder in der »freien Wirtschaft« sich vielleicht wohler fühlt. Praktika sind in der Physik vielleicht nicht so üblich, wären aber natürlich sehr hilfreich. Und »den Physiker« als Beruf gibt es eigentlich nicht; von daher: was in der Physik macht Euch Spaß? Und wo kann man mit diesem Profil dann arbeiten? Physiker werden durch ihren »Systemblick« und ihre Flexibilität auch als Generalisten sehr geschätzt – vielleicht ist das Berufsfeld dadurch größer, als Ihr denkt.

Auf welche Faktoren haben Sie beim Berufseinstieg und bei der Auswahl des ersten Jobs geachtet?Neben interessanten Themen war es mir

auch immer wichtig, mit interessanten Leuten zu arbeiten. Mit beidem beschäftigt man sich einen guten Teil des Tages; und man braucht

109PhysIK - erFahrunGsBerIcht

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Technische Chemie – das Navigationssystem für Chemiker und IngenieureEin Beitrag von Prof. Prof. h.c. Dr. Wladimir Reschetilowski, Technische Universität Dresden, Fachrichtung Chemie und Lebensmittelchemie, Professur für Technische Chemie

Die Technische Chemie stellt als

Wissenschaftsdisziplin und Lehrfach

eine Einheit aus reaktions-, verfah-

rens-, regelungs-, sicherheits- und

umwelttechnischen Sachverhalten

dar, die in ihrer Gesamtheit als

Navigationssystem für Chemiker und

Ingenieure auf dem komplexen Weg

von der Ideenfindung im Labor bis zum

Bau chemischer, biotechnologischer

oder elektrochemischer Produktions-

anlagen unerlässlich ist. Daher kann

keine Chemiewirtschaft der Welt auf

die lebenswichtige Funktion der

Technischen Chemie innerhalb der

stoffwandelnden Industrie verzichten.

RELEVANZAlle Analysen, die bisher zum Berufsfeld

von Chemikern und Chemieingenieuren durch-geführt wurden, sprechen eine deutliche Sprache: der Technischen Chemie, deren Kernfunktion es ist, Grundlagenerkenntnisse in praktische Anwendungen des industriellen Maßstabs zu übertragen, kommt in der beruflichen Praxis eine außerordentlich wichtige Rolle zu. Zum Arbeitsbereich von Industriechemikern, die insbesondere bei der Verfahrensentwicklung oder -verbesserung sehr eng mit Ingenieuren und Betriebswirten interdisziplinär zusammen-arbeiten müssen, gehören die Behandlung verschiedenster Aspekte wie die Rohstoff- und Energieverfügbarkeit, die Wahl optimaler Syntheserouten, die Reaktions- und Produkt-analyse, die Produktionskapazität, die Aus-wahl geeigneter Apparate sowie der Mess-, Regel- und Prozessleittechnik, die Sicherheit der Produktionsanlagen, der Umwelt- und Arbeitsschutz, die wirtschaftlichen Bewertungen u.v.a.m. Die Entwicklung neuer Prozesse

und Produkte wird weiterhin erforderlich sein, um Wachstum zu gewährleisten und im globalen Wettbewerb zu bestehen. Deshalb werden die großen Herausforderungen der Zukunft im Bereich der Elektronik und Informationstechnik, der Energie-, Verkehrs- und Transporttechnik, der Textilerzeugung und -veredelung, der Lebensmitteltechnik, der Landwirtschaft und Ernährung, des Gesund-heitswesens und des Umweltschutzes sowie der heterogenen, homogenen, Bio- und Elektro-katalyse nur mit Hilfe der Technischen Chemie als methoden- und anwendungsorientiertes Forschungsgebiet und Lehrfach an den wissen-schaftlichen Hochschulen, Universitäten und Fachhochschulen zu meistern sein.

TECHNISCHE CHEMIE STUDIERENAn vielen deutschen Hochschulen und

Universitäten werden die erforderlichen berufs-qualifizierenden und praxisrelevanten Fähig-keiten und Fachkenntnisse in Technischer Chemie in Bachelor- oder Master-Studiengängen durch

110 technIsche cheMIe - studIenGanGsPersPeKtIve

Vorlesungen, vorlesungsbegleitende Rechen-übungen bzw. Seminare und ein stark methodisch ausgerichtetes technisch-chemisches Grund-praktikum vermittelt. Der wissenschaftliche Praxisbezug der technisch-chemischen Aus-bildung stellt eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Akkreditierung von Studiengängen dar. Im Folgenden sei das Dresdner Aus-bildungskonzept in Technischer Chemie, das sich weitgehend an den vom DECHEMA-Unterrichtsausschuss für Technische Chemie an wissenschaftlichen Hochschulen und Uni-versitäten herausgegebenen Empfehlungen orientiert und drei wichtige Kompetenzfelder umfasst, kurz vorgestellt:

› Die CHEMISCHE REAKTIONSTECHNIK vermittelt zunächst, ausgehend von soliden Grundlagen der Stöchiometrie, Thermo-dynamik und Kinetik, die Kenntnisse über die praxisrelevante Analyse und Modellie-rung chemischer, biotechnologischer und elektrochemischer Reaktionen. Darauf auf-bauend befasst sie sich mit verschiedenen Reaktorgrundtypen sowie deren Auswahl, Dimensionierung und Optimierung unter

Berücksichtigung der Stoff- und Wärme- transportvorgänge. Im Anschluss daran sind die Studierenden befähigt, für die technische Realisierung von Stoffwandlungsreaktionen den geeigneten Reaktortyp auszuwählen, die Reaktionsbedingungen festzulegen und mit experimentell ermittelten oder vorgegebenen thermodynamischen und kinetischen Daten das Reaktorvolumen für eine bestimmte Produktionskapazität zu bestimmen.

› Die THERMISCHEN UND MECHANISCHEN GRUNDOPERATIONEN behandeln die ver-fahrenstechnischen Prinzipien der Stoffmi-schung und -trennung sowie die Einbindung dieser Verfahrensschritte in chemische, biotechnologische und elektrochemische Prozesstechnologien. Die Studierenden erlernen bewährte Methoden, verfahrens-technische Aufgaben im Bereich der Rektifi-kation, Extraktion, Absorption, Adsorption etc. zu bearbeiten. Das wird ihnen später im Berufsleben erleichtern, die ingenieurtechni-sche Denkweise nachzuvollziehen und damit die Voraussetzungen für eine gute Zusam-menarbeit mit Ingenieuren und Ökonomen

in einem Unternehmen zu schaffen. › Die CHEMISCHE PROZESSKUNDE vermit-

telt die stofflichen und technologischen Grundlagen sowie die Struktur von Produk-tionsanlagen und behandelt das Zusammen-spiel technisch-chemischer, wirtschaftlicher und umweltrelevanter Aspekte, um zu einem vertieften Verständnis zahlreicher Ein-flussfaktoren im Produktionsprozess (Roh-stoff-Energie-Produkt-Verbund) zu gelangen. Dabei wird der Schwerpunkt auf moderne Prozesstechnologien gelegt, die jetzt und in der Zukunft für den beruflichen Alltag eines in der Industrie tätigen Chemikers und Che-mieingenieurs relevant sind. Unter ökono-mischen und ökologischen Gesichtspunkten sind die neuen Synthesewege, alternative Rohstoffe und Reaktionsmedien, neuartige Katalysatoren sowie die Mikroreaktionstech-nik zur Herstellung von Feinchemikalien, Wirkstoffen oder Nanopartikeln von beson-derem Interesse.

111technIsche cheMIe - studIenGanGsPersPeKtIve

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Die Vermittlung der Kompetenz auf diesen Gebieten wird durch die vorlesungsbegleiten-den RECHENÜBUNGEN bzw. SEMINARE unter-mauert, in denen für die künftigen Absolventen Methoden und Fertigkeiten zur fehlerfreien Ausführung technisch-chemischer Berechnun-gen vermittelt werden. Denn die Entwicklung von neuen und die Verbesserung von laufenden Produktionsverfahren sind nur möglich, wenn diese durch die quantitative Beschreibung der Prozessabläufe oder von stationären Zuständen in der chemischen, elektrochemischen und der Bio-Reaktionstechnik sowie für thermische oder mechanische Grundoperationen vorbereitet bzw. unterstützt werden.

Schließlich rundet das TECHNISCH-CHEMISCHE PRAKTIKUM als ein unverzicht-barer Bestandteil die moderne und vollwertige Ausbildung in Technischer Chemie ab. Dadurch werden die Studierenden in die Lage versetzt, das erlernte stofflich-chemische Wissen am Beispiel von reaktionstechnischen, verfahrenstechnischen sowie mess- und rege-lungstechnischen Praktikumsaufgaben mit technologischer Problemstellung zu vertiefen.

Eine geschlossene Darstellung der Theorie und Praxis dieser Praktikumsaufgaben liegt in Form eines an den Erfordernissen der chemischen Industrie orientierten Praktikumsbuches vor (W. Reschetilowski, »Technisch-chemisches Praktikum«, Wiley-VCH, Weinheim, 2002). Mit den darin enthaltenen reaktionstechnischen Praktikumsaufgaben erlernen die Studierenden die bewährten experimentellen Methoden zur Ermittlung des Verweilzeitverhaltens von Reaktorgrundtypen, zur Bestimmung kinetischer und thermodynamischer Daten für Flüssigphasen- und heterogen katalysierte Gasphasenreaktionen sowie für praktisch

wichtige biotechnologische und elektro-chemische Prozesse und deren Optimierung. Mit den verfahrenstechnischen Praktikumsauf-gaben werden die Studierenden dazu befähigt, mit Hilfe typischer experimenteller Techniken zur Untersuchung von Stofftrennproblemen, die für die Auslegung von Grundoperationen (Rektifikation, Extraktion, Absorption oder Adsorption) benötigten Daten festzulegen sowie technologisch geeignete Prozesseinheiten auszuwählen. Mit den Praktikumsaufgaben zur Mess- und Regelungstechnik werden grund-legende Kenntnisse zum Messen und Regeln von Prozessgrößen wie Temperatur, Druck oder Durchfluss erworben. In Verbindung mit moderner Rechentechnik wird dieses Wissen im Praktikum insbesondere bei der Online-Erfassung und Auswertung von Messdaten sowie bei der Prozesssteuerung angewandt.

Eine wesentliche Komponente der technisch-chemischen Ausbildung stellt die einwöchige EXKURSION in die chemische und chemisch-phamazeutische Industrie dar. Mit dieser Exkursion wird die Praxisrelevanz der in den Vorlesungen, Rechenübungen

112 technIsche cheMIe - studIenGanGsPersPeKtIve

und Praktika vermittelten Lehrinhalte sichtbar gemacht. Darüber hinaus dient die Exkursion dazu, die enge Verflechtung von Prozesstechnologien hinsichtlich der Reaktions- und Verfahrenstechnik, Sicherheitstechnik, Ökologie und Ökonomie zu verdeutlichen.

FAZITDie im Lehrfach Technische Chemie

behandelnden Inhalte sind nicht an den Industriemaßstab gebunden, sondern vom Labormaßstab an aufwärts anwendbar. Damit verfügen die künftigen Absolventen nach erfolgreichem Abschluss der Grundausbildung in Technischer Chemie im Bachelor-Studiengang über Kenntnisse, die sie im Masterstudium und Graduiertenarbeiten (präparative Arbeiten, kinetische Untersuchungen, Katalysator- und Verfahrensentwicklung etc.) qualitätsfördernd einsetzen können.

KURZVITA › 1967 Beginn des Chemiestudiums an der

Kiewer Schewtschenko-Universität › 1969-1972 Chemiestudium an der Techni-

schen Hochschule Leuna-Merseburg (Diplom unter Prof. Taube im Bereich der Homogenen Katalyse und Koordinationschemie)

› 1978 Promotion an der TH Leuna-Merseburg (Dissertation unter Prof. Bremer im Bereich der Heterogenen Katalyse)

› 1987 Habilitation an der TH Leuna-Merseburg › 1988-1990 Hochschuldozent für Technische

Chemie an der Universität Leipzig › 1991-1996 Abteilungsleiter »Technische

Chemie« am Karl-Winnacker-Institut der DECHEMA e.V., Frankfurt am Main

› 1994 Honorarprofessor für Technische Chemie an der Universität Leipzig

› seit 1996 C4-Professor für Technische Chemie an der Technischen Universität Dresden

› 2009 Ehrenprofessur an der St. Petersburger Staatlichen Technologischen Hochschule (Technische Universität)

Forschungsschwerpunkte: › Säurekatalysierte und bifunktionell kataly-

sierte Umwandlungen von Kohlenwasser-stoffen an Zeolith-Katalysatoren

› Asymmetrische katalytische Synthesen an chiral modifizierten Katalysatorsystemen auf Basis poröser Feststoffe

› Katalysatoren und Adsorbentien für die Lösung von Umweltproblemen

› Einsatz von Mikrostrukturreaktoren in der präparativen Chemie

› Heterogen-katalysierte Umwandlung von biobasierten Rohstoffen zu organisch-techni-schen Grundchemikalien und Kraftstoffkom-ponenten

› Prof. Prof. h.c. Dr. Wladimir Reschetilowski

113technIsche cheMIe - studIenGanGsPersPeKtIve

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Lehraktivitäten:Vorlesungen/Rechenübungen (z.T. eLearning)

› Chemische Reaktionstechnik; › Chemische Prozesskunde; › Grundlagen des Chemieingenieurwesens › Einführung in die Heterogene Katalyse; › Zeolithchemie und -katalyse; › Verfahrensentwicklung; › Produktionsintegrierter Umweltschutz; › Messmethoden in der chemischen Technik; › Geschichte der Technischen Chemie; › Mitwirkung im Katalyselehrverbund Mit-

teldeutschlands.Technisch-chemisches Praktikum und Exkursionen in die chemische und che-misch-pharmazeutische Industrie

Akademische Ämter/Mitarbeit in wissen-schaftlichen Gremien:

› 2000-2002 Prodekan der Fachrichtung Che-mie der TU Dresden

› Langjähriges Mitglied der Fachkommission und der Studienkommission der Fachrich-tung Chemie und Lebensmittelchemie der TU Dresden

› Gründungsmitglied und Vorsitzender bzw. stellv. Vorsitzender der Studienkommission des Studienganges »Chemieingenieurwesen« an der TU Dresden

› Mitglied des Kleinen Kreises des Unter-richtsausschusses »Technische Chemie« der DECHEMA (Federführender Autor von »Lehr-profil Technische Chemie« an Wissenschaft- lichen Hochschulen)

› Berufener Gutachter der Akkreditierungs-agentur für Studiengänge der Ingenieurwis-senschaften, der Informatik, der Naturwis-senschaften und der Mathematik e.V. (ASIIN)

› 2005-2006 1. Vorsitzender der Wilhelm-Ost-wald-Gesellschaft e.V., langjähriges Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates

› Vorsitzender der Bezirksgruppe Mittel-deutschland der DGMK

› Mitglied der DECHEMA, der GDCh, der DGMK, des DHV, der Internationalen Zeo-lith-Assoziation, der Wilhelm-Ostwald-Ge-sellschaft e.V., der Gesellschaft von Freunden und Förderern der TU Dresden und des Fördervereins der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig e.V.

114 technIsche cheMIe - studIenGanGsPersPeKtIve

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Pharmatechnik – sichere Medikamente für alle.Ein Beitrag von Prof Dr. Dieter Stoll, Hochschule Albstadt-Sigmaringen, Fachbereich 3 Life Sciences

Wer krank ist geht zum Arzt und holt

die Medikamente, die er benötigt, in

der Apotheke. – Was für uns heute

ganz selbstverständlich ist, hat sich

erst im frühen Mittelalter entwickelt.

IN KÜRZEPharmatechnik-Ingenieure /-innen:

› tragen Verantwortung für die Herstellung sicherer Medikamente

› arbeiten in einem hochinnovativen High-Tech Umfeld mit sehr guten Zukunfts- aussichten

› stellen Produkte her, die sehr viele Menschen gesund machen, ihnen das Überleben und bessere Lebensbedingungen im Alltag sichern

› arbeiten an neuen Medikamenten gegen Krankheiten, wie z.B. Krebs oder HIV

› haben eine hohe Arbeitsplatzsicherheit bei überdurchschnittlichem Einkommen und sehr guter sozialer Absicherung

› haben interessante Aufstiegsmöglichkeiten und sind weltweit gefragt

Voraussetzungen: › persönliche Zuverlässigkeit und Qualitäts-

bewusstsein › Interesse an Naturwissenschaften und

Freude am Umgang mit technischen Anlagen › Offenheit für lebenslanges Lernen

ARBEITSFELDER / BRANCHENPharmazeutische Industrie, Medizintechnik,

Kosmetikindustrie, Planungsfirmen, Beratungs- firmen, Spezialmaschinenbau, Verpackungs- industrie, Reinraumfirmen.

HERSTELLUNG SICHERER ARZNEIMITTEL – EINE GESCHICHTE MIT TRADITIONWer krank ist geht zum Arzt und holt die

Medikamente, die er benötigt, in der Apotheke. – Was für uns heute ganz selbstverständlich ist, hat sich erst im frühen Mittelalter entwickelt. Der Staufferkaiser Friedrich II regelte im Jahr 1231 zum ersten Mal in Europa, wie Apotheken organisiert sein sollten. Dieses »Apothekerhand-werk« war dann viele Jahrhunderte für die Ver-sorgung der Bevölkerung mit Medikamenten verantwortlich. Erst 1827 begründete Emanuel

Merck mit seinem »Pharmazeutisch-Chemi-schen Novitäten Kabinett«, einer Sammlung ver-schiedener Alkaloide mit einem Begleitheft für Ärzte, Apotheker und Chemiker, die Tradition der pharmazeutischen Industrie. Die Methoden und das Know-How, das erforderlich war, um die neuen Wirkstoffe zu isolieren und in einer phar-mazeutischen Qualität bereitzustellen, erforder-ten eine Ausstattung und ein Expertenwissen, das eine normale Apotheke nicht bereitstellen konnte.

116 PharMazIe - studIenGanGsPersPeKtIve

SICHERE ARZNEIMITTEL HEUTE – GESETZLICH GEREGELT!Heute stellen weltweit unzählige große

und kleine pharmazeutische Unternehmen Fertigarzneimittel her, die wir verpackt in Apotheken kaufen können. Wer heute eine Tablette schluckt, eine Salbe aufträgt, eine Medikamentenkapsel zu sich nimmt oder vom Arzt ein Medikament gespritzt oder als Infusion verabreicht bekommt, geht selbstverständlich davon aus, dass er dabei keinen Schaden davonträgt und dass ihm die Therapie schnell hilft. Kaum einer dieser Patienten ist sich aber darüber bewusst, dass die Tablette, die Kapsel

oder die Injektionslösung Hightech-Produkte sind, deren Entwicklung, Produktion und Verpackung viel Expertenwissen und eine aufwändige Infrastruktur voraussetzen. Dass die Suche nach neuen Wirkstoffen und die für eine Marktzulassung erforderlichen Tests an Zellkulturen, in Tiermodellen und schließlich am Menschen viel Zeit und Geld kosten, ist heute den meisten Menschen bekannt. Ein sicheres Medikament benötigt aber zusätzlich geeignete Hilfsstoffe, eine passende Darreichungsform und nicht zuletzt auch die Entwicklung sicherer Herstellungs- und Verpackungsprozesse. Nur die Zusammenarbeit vieler verschiedener

Spezialisten, ausgeklügelte und geprüfte Herstellungsprozesse und eine genaue und zuverlässige Dokumentation können letztlich den hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandard garantieren, den Patienten bei ihren Medikamenten erwarten. Auch der Gesetzgeber sieht die Versorgung der Bevölkerung mit sicheren Medikamenten als besonders wichtige Aufgabe an. Während die Qualität eines Autos oder Mobiltelefons vom Hersteller festgelegt werden kann, sind die Regeln für die Qualität von Arzneimitteln weltweit in Gesetzen geregelt. Jeder Pharmahersteller muss diese Regeln einhalten und die Einhaltung 30 Jahre lang jederzeit vor Gericht dokumentieren können. Er muss die Wirksamkeit, die Sicherheit und die Qualität seiner Produkte jederzeit sicherstellen können.

Nationale Behörden, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) oder das Paul-Ehrlich Institut (PEI) in Deutsch-land oder supranationale Behörden, wie die Food and Drug Administration (FDA) in den USA oder die Europäische Arzneimittel Agen-tur (EMA) überwachen die Einhaltung dieser

› Vorbereiten der Kapselfüllmaschine im Reinraum des Pharmatechnikums der Hochschule Albstadt-Sigmaringen

› Bildquelle: Hochschule Albstadt-Sigmaringen117PharMazIe - studIenGanGsPersPeKtIve

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Standards sehr genau. Dort müssen die Pharma-firmen auch die Zulassung ihrer Medikamente beantragen und dort werden auch Daten zu Ne-benwirkungen von Medikamenten oder Qualitäts-problemen gesammelt. Beim kleinsten Zweifel an der Sicherheit eines Medikamentes, darf es nicht mehr verkauft werden.

In Deutschland können Pharmahersteller außerdem nur produzieren, wenn sie eine Her-stellungserlaubnis ihres zuständigen Regie-rungspräsidiums besitzen. Diese Herstellungs-erlaubnis ist mit ständigen Prüfungen durch Inspektoren, sog. Auditoren verbunden, bei de-nen Dokumente, Personal und Räumlichkeiten geprüft werden. Da bereits kleinste Fehler bei der Herstellung von Medikamenten schlimme Folgen für Patienten haben können und die Hersteller der Medikamente für diese Folgen

haften, gelten in der pharmazeutischen Pro-duktion sehr strenge Qualitätsanforderungen. Die Einhaltung der Guten Herstellungspraxis (GMP = Good Manufacturing Practice), die die FDA 1962 zum ersten Mal in einer Richtlinie verbindlich für pharmazeutische Produkte in den USA forderte, ist heute weltweit als Stan-dard für jeden Pharmahersteller verpflichtend. GMP-Richtlinien werden von den verschiedenen Staaten, der EU-Kommission oder global von der International Conference on Harmonisation of Technical Requirements for Registration of Pharmaceuticals for Human Use (ICH) oder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegt und immer wieder an neue Anforderungen an-gepasst.

SICHERE ARZNEIMITTEL ERFORDERN MITARBEITER MIT KOMPETENZ UND SPEZIALWISSEN!In Deutschland ist der Inhaber einer Phar-

mafirma für die Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität seiner Pharmaprodukte verantwort-lich. Während die Wirksamkeit von Arznei-mitteln bei der Entwicklung und klinischen

Prüfung über viele Jahre geprüft und dokumen-tiert wurde, bevor ein Medikament verkauft werden darf, muss die Sicherheit und Qualität dieses Medikamentes für jede neue Produk-tionscharge jederzeit sichergestellt werden. Nach europäischem Arzneimittelrecht muss dafür eine sogenannte Sachkundige Person (Qualified Person QP) in einem pharmazeuti-schen Unternehmen arbeiten, die persönlich die Einhaltung aller arzneimittelrechtlichen Vorschriften bei Herstellung, Prüfung, und Freigabe vor Inverkehrbringen eines Arznei-mittels verantwortet. Sie verantwortet auch die lückenlose Dokumentation und Einhaltung aller gesetzlichen Vorschriften. Die Sachkundige Person ist damit neben der Geschäftsführung der zentrale Ansprechpartner für die Überwa-chungsbehörden.

Die Sachkundige Person stellt die Medikamente aber natürlich nicht her. Sie muss sich jederzeit auf sehr gut ausgebildete, verantwortungsvolle und zuverlässige Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Bereichen der pharmazeutischen Produktion verlassen können. Pharmatechnik-Ingenieure/-

› Anlage zum sterilen Abfüllen von Injektionslösungen

› Bildquelle: E. Grothe

118 PharMazIe - studIenGanGsPersPeKtIve

innen sind für die vielen Aufgaben, die dort anfallen, optimal ausgebildet und deshalb die Spezialisten, die die Qualität einer pharma-zeutischen Produktion sicherstellen müssen.

»AUFGRUND IHRER AUSBILDUNG KENNEN SIE DAS ARZNEIMITTELRECHT UND DIE GMP-RICHTLINIEN GENAUSO GUT, WIE DIE HERSTELLUNGSPROZESSE ODER IHRE PRODUKTIONSANLAGEN.«

Sie sind die Spezialisten, die bei Anliefe-rung von Ausgangsstoffen Lieferdokumente prüfen, Proben entnehmen oder Analysen der angelieferten Produkte durchführen, auf deren Basis diese Produkte für die Produktion freige-geben werden. Pharmatechnik-Ingenieure/-in-nen bedienen die verschiedenen Geräte in der Produktion. Sie kennen die pharmazeutischen Technologien, die für die Herstellung von Salben, Tabletten, Kapseln oder Injektionslö-sungen erforderlich sind und sie bedienen die technischen Systeme, mit denen diese Her-stellungsprozesse im industriellen Maßstab durchgeführt werden. Die Arbeit im Reinraum

und Prozesse zur sterilen Herstellung von Medikamenten lernen Pharmatechnik-Ingeni-eure bereits im Studium kennen. Schließlich darf kein Patient aufgrund von verunreinigten Medikamenten, z.B. durch eine Infektion, geschädigt werden.

Pharmatechnik-Ingenieure kennen auch die Tricks, mit denen Wirkstoffe so mit Hilfsstoffen vermischt werden können, dass sie unversehrt am Ort ihrer Wirkung im Körper ankommen, immer dieselbe Wirkung zeigen und im Körper über längere Zeiträume freigesetzt werden.Patienten freuen sich, wenn sie z.B. nur eine Tablette am Tag schlucken müssen oder ein wirkstoffhaltiges Pflaster das Medikament gleichmäßig über mehrere Tage in der richtigen Dosis im Körper zur Verfügung stellt. Solche patienten-freundlichen Arzneimittel sind High-Tech Produkte. Dafür müssen empfindliche Wirkstoffe in Mikrokapseln sicher eingeschlossen, durch Hilfsstoffe stabilisiert und von Kapseln oder Schutzschichten geschützt werden. Nur so können sie unversehrt durch die sehr saure Umgebung im Magen in den Dünndarm transportiert werden, dort

kontrolliert freigesetzt und vom Körper so aufgenommen werden, dass die Patienten von der erwarteten therapeutischen Wirkung profitieren können. Für die Herstellung solcher Produkte sind unterschiedliche Arbeitsschritte erforderlich, die Pharmatechnik-Ingenieure beherrschen müssen. Nicht vergessen darf die Pharmatechnik natürlich auch die High-Tech Verpackungen, in denen die Medikamente an die Apotheken ausgeliefert werden und die die Patienten in der Regel achtlos wegwerfen. Diese Verpackungen müssen ein Arzneimittel idealerweise im Hochsommer bei brütender Hitze, in der Urlaubssonne der Karibik, bei Frost im Winter oder vor Feuchtigkeit im Regen oder Badezimmer schützen. Wenn ein Patient die Verpackung öffnet und seine Tablette entnimmt, will er sich außerdem darauf verlassen können, dass die Verpackung keine gefälschten Medikamente enthält und vorher nicht unbefugt geöffnet wurde. Deshalb kümmern sich am Ende der Medikamentenherstellung Pharmatechnik-Ingenieure auch um Verpackungsprozesse, die von komplexen, reinraumtauglichen Ver-packungsmaschinen übernommen werden.

119PharMazIe - studIenGanGsPersPeKtIve

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PHARMATECHNIK-INGENIEURE/INNEN – HIGH TECH EXPERTEN – NICHT NUR FÜR DIE PHARMAINDUSTRIEViele verantwortliche Aufgaben, ein High-

Tech Umfeld mit immer neuen innovativen Technologien zeichnen den Arbeitsalltag von Pharmatechnik-Ingenieuren aus. Das Studium der Pharmatechnik bereitet unsere Absolventen auf diese Aufgaben und die Herausforderungen der Zukunft vor. Deshalb sind Absolventinnen und Absolventen der Pharmatechnik nicht nur in der Pharmaindustrie sehr gefragt. Das Studium bietet aber auch Perspektiven in vielen anderen Branchen im Umfeld der Pharma- und Medizintechnik.

Unsere Absolventen arbeiten selbstverständ-lich als Mitarbeiter oder Produktionsleiter bei allen renommierten Pharmafirmen weltweit in der Herstellung von Fertigarzneimitteln. Sie überwachen Produktionsprozesse als Qualitätsmanager, verantworten die Be-schaffung von Produktionsanlagen oder konzipieren solche Anlagen zusammen mit Fachingenieuren aus dem Maschinenbau und der Automatisierungstechnik. Unsere

Absolventen arbeiten auch in Planungsbüros, konzipieren und bauen Pharmafabriken oder organisieren Umzüge und Umbaumaßnahmen in Pharmafirmen. Sie unterstützen Entwickler und arbeiten als zentrale Koordinatoren in Maschinenbauunternehmen, die Auto-matisierungslösungen, Produktions- oder Verpackungsmaschinen für die pharma-zeutische Industrie herstellen. Ihr Know-How der Steril- und Reinraumtechnik und der GMP konformen Dokumentation ist Firmen aus

dem Spezialmaschinenbau unverzichtbar. Medizinproduktehersteller schätzen das Know-How unserer Absolventen im Bereich Hygiene, Reinraumtechnik und GMP. Zunehmend werden Medizinprodukte auch mit pharmazeutischen Wirkstoffen kombiniert. Wirkstoffe auf Gefäßimplantaten (Stents) reduzieren z.B. das Risiko für einen erneuten Verschluss von Blut-gefäßen. Antibiotika auf Metallimplantaten verhindern Primärinfektionen, um nur wenige Beispiele moderner Medizinprodukte

› Partikelanalyse am Mikroskop im Reinraum des Pharmatechnikums der Hochschule in Albstadt- Sigmaringen

› Bildquelle: Hochschule in Albstadt-Sigmaringen

120 PharMazIe - studIenGanGsPersPeKtIve

zu nennen, bei denen das Wissen gut aus-gebildeter Pharmatechnik-Ingenieure in besonderer Weise gefragt ist. Im Studium werden natürlich auch aktuelle Entwicklungen moderner Pharmaprodukte thematisiert. Die Handhabung, Formulierung und Verpackung biotechnologisch hergestellter Wirkstoffe, wie Antikörper, EPO, Insulin usw. sind ein wichtiges Thema im Studium. Mikrobiologie und Zellbiologie sind ebenfalls Kompetenzen, die Pharmatechnik-Ingenieure in Zukunft noch stärker als heute benötigen werden, wenn zellbasierte pharmazeutische Produkte für die Regenerative Medizin in Zukunft revolutio-näre Therapien ermöglichen werden. Heute schon verfügbare Knorpelzellimplantate zur Regeneration defekter Knieknorpel oder Bandscheiben, Hauttransplantate aus dem Zellkulturlabor, aber auch zukünftige Stamm-zelltransplantate sind pharmazeutische Produkte, die nach pharmazeutischen Standards hergestellt werden müssen.

Pharmatechnik-Ingenieure haben heute schon vielfältige Möglichkeiten, ihre Interessen in verschiedenen Branchen zu entfalten. Für

Menschen mit planerischen Fähigkeiten, Managementkompetenzen, Interesse an technischen Systemen oder an Biotechnologie und Zellbiologie bietet die Pharmatechnik Möglichkeiten, sich beruflich zu verwirklichen. In Zukunft werden neue High-Tech Produkte der Pharma- und Medizintechnikindustrie die therapeutischen Möglichkeiten der Medizin revolutionieren. Die Pharmatechnik wird an dieser Zukunft einen starken Anteil haben.

PHARMATECHNIK – DAS STUDIUMDie Hochschule Albstadt-Sigmaringen startete

1987 als erste Hochschule in Deutschland mit einem Bachelorstudiengang Pharmatechnik. Die langjährige Erfahrung und das Feedback von Firmen, Absolventen und Absolventinnen liefern wichtige Impulse für die Ausbildungs-module, in die über die Jahre alle wichtigen Ent-wicklungen in der pharmazeutischen Produktion eingeflossen sind.

Nach 2 Semestern Grundstudium, in dem die naturwissenschaftlichen Grundlagen gefes-tigt werden, besteht die Möglichkeit die eigenen Interessen in zwei Wahlrichtungen optimal

auszubauen. Die Module der Betriebstechnik sind stärker auf die technischen Verfahren der pharmazeutischen Produktion, auf die Betriebs-technik und Betriebsplanung ausgerichtet. Pflichtmodule wie Pharmazeutische Technolo-gie, Automatisierungstechnik, Verfahren und Anlagen, Betriebsplanung, Prozessautomation und Biotechnologie decken diese betriebstech-nischen Schwerpunkte ab. Die Wahlrichtung Bioengineering hat eine stärkere Ausrichtung in die Life Sciences und thematisiert deshalb stärker die Herstellung von Arzneimitteln mit biotech-nologisch hergestellten Wirkstoffen. Dies drückt sich durch Pflichtmodule wie Biochemie, Mikro- und Molekularbiologie, Immunologie, Zellbiologie, Biopharmazeutische Technologie, Biotechno-logie und Technische Biologie aus. Durch die Wahlpflichtmodule können die Studierenden aber ihre Kompetenzen gezielt mit Modulen der jeweils anderen Wahlrichtung ergänzen und individuell anpassen. Ein Studiensemester in einem Unternehmen und eine Abschluss-arbeit ermöglichen es, eigene Erfahrungen in Betrieben zu sammeln. Durch Kooperation mit Hochschulen weltweit können auch Auslandser-

121PharMazIe - studIenGanGsPersPeKtIve

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fahrungen gesammelt werden, die für die Arbeit in einer international agierenden Branche von großem Nutzen sind und die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit unterstützen.

Einige unserer Absolventen legen mit dem Studium der Pharmatechnik die Grundlage für die Masterstudiengänge Biomedical Sciences oder Facility Design und Management oder für Masterstudiengänge an anderen Hochschulen. Nach dem Masterstudiengang besteht dann auch die Möglichkeit für eine Promotion und den Einstieg in eine wissenschaftliche Karriere.

INFOSInformationen zum Studium gibt es auf der Homepage der Hochschule unterhttp://www.hs-albsig.de/studium/pharmatech-nik/Seiten/HomepagePharmatechnik.aspx Außerdem stehen die Studiendekanin Prof. Dr. Christa Schröder ([email protected]) und die an der Lehre beteiligten Kolleginnen und Kollegen (gerne für Fragen zum Studium und zum Berufsumfeld zur Verfügung.

KURZVITA 1986 – 1992 Studium Chemie Diplom, Eberhard-Karls-Universität Tübingen1993 Diplomarbeit »Synthese und Analyse von Phosphopeptiden« (Prof. Dr. G. Jung, Eberhard-Karls-Universität Tübingen)1993 – 1996 Experimentelle Arbeiten zur Promotion1996 – 1997 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am NMI (Naturwissenschaftliches und Me-dizinisches Institut an der Universität Tübin-gen, Reutlingen), Aufbau der Oligosaccharid und Glykoproteinanalytik1998 Promotion »Einsatz mikroanalytischer Methoden zum Nachweis und zur Struktur-aufklärung biologisch relevanter Moleküle in Organextrakten« ( Prof. Dr. G. Jung,Eberhard-Karls-Universität Tübingen)2009 Berufung an die Hochschule Sigmarin-gen. Lehre in den Studiengängen Pharma-technik (B.Sc) und Biomedical Sciences (M.Sc)

Forschung: › Biomarker (Proteomics, Metabolomics) › Bioanalytik › Biomaterialien für die regenerative Medizin › Allergenanalytik

Laufende Forschungsprojekte: › Plasma Q Baby – Massenspektrometrische

Quantifizierung von Proteinbiomarkern bei Neu- und Frühgeborenen in Plasma (KMU innovativ, FKZ 0316073D)

› 3D-TuMiMo- Standardisiertes 3D-in vitro Tumor-Stroma-Modell für Brustkarzinome in biomimetischen Hydrogelen zur Testung von Tumortherapeutika (FHprofUNT, FKZ 03FH026PB3).

› Prof Dr. Dieter Stoll

122 PharMazIe - studIenGanGsPersPeKtIve

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Pharmaziepraktikum in der Industrie – willkommene Abwechslung zur ApothekeErfahrungsbericht von Isabel Krossner, Praktikantin bei Bayer

Ich habe von 2009 bis 2013 Pharmazie

an der Julius-Maximilians-Uni-

versität in Würzburg studiert. Den

universitären Teil meines Studiums

habe ich bereits abgeschlossen.

Dieser umfasst insgesamt acht

Fachsemester und beinhaltet zwei

Staatsexamina, die man nach dem

vierten bzw. achten Semester ablegt.

Nach dem zweiten Staatsexamen

darf man sich dann »Pharmazeut«

nennen, deshalb auch »Pharmazeut

im Praktikum«.

Aus welchen Gründen absolvierst du das Praktikum?Die Approbationsordnung für Apotheker

sieht nach dem Studium ein Jahr zum Sammeln praktischer Erfahrung vor. Von diesem kann ein halbes Jahr frei gestaltet werden, das andere halbe Jahr muss in einer öffentlichen

Apotheke erfolgen. Frei gestaltbar bedeutet: Pharmazeutische Industrie, Krankenhaus-apotheke, Universität – zum Beispiel in Kombination mit einer Promotion – oder auch weiter in der Apotheke, das bleibt jedem selbst überlassen. Ich habe mich für ein halbes Jahr in der pharmazeutischen Industrie bei der Bayer Pharma AG in Berlin entschieden.

Was für ein Praktikum machst du?Ich absolviere ein Halbjahr als Pharmazeutin

im Praktikum bei der Bayer Pharma AG am Standort Berlin in der Abteilung Packaging Solids. Das andere Halbjahr habe ich bereits in einer öffentlichen Apotheke in Berlin verbracht.

Wie bist du auf die Praktikumsstelle gestoßen?Da ich ursprünglich nicht aus Berlin komme,

konnte ich nicht an Informationsveranstaltungen teilnehmen, die das Unternehmen regelmäßig anbietet und schon einen ersten Einblick geben. Ein Kommilitone, der selbst ein halbes Jahr bei Bayer als Pharmazeut im Praktikum war,

erzählte mir von den Möglichkeiten bei Bayer in Berlin. Ich bewarb mich und wurde genommen – ein neuer Lebensabschnitt in Berlin begann.

Warum hast du dich für dieses Unternehmen und diesen Bereich entschieden?Die Bayer Pharma AG ist eines der größten

und bekanntesten Pharmaunternehmen der Welt. Es agiert weltweit, entwickelt selbst neue Medikamente und Therapien und produziert auch hier in Deutschland. Außerdem kann Bayer auf eine lange Firmengeschichte zurückblicken.

› Isabel Krossner Studium der Pharmazie an der Julius- Maximilians-Universität in Würzburg Pharmazeutin im Praktikum bei Bayer

124 PharMazIe - erFahrunGsBerIcht

All diese Punkte sprachen für das Unternehmen und bewogen mich, meine bayerische Heimat zu verlassen. Für den Bereich Pharmazeutische Produktion für feste Arzneiformen habe ich mich nicht nur aufgrund positiver Erfahrungen früherer Praktikanten entschieden, sondern es reizte mich auch, mit Mitarbeitern aus der Produktion, der Technik und anderen Bereichen zusammenzuarbeiten. Im Bewerbungsgespräch erfuhr ich, dass nur wenige Apotheker in diesem Bereich tätig sind. Es handle sich hier um die Produktion, genauer gesagt um die Verpackung von festen Arzneiformen, da gebe es nur wenige Akademiker. Doch gerade dies schien mir sehr interessant und abwechslungsreich.

Wie sieht dein Tätigkeitsbereich aus?Die Tätigkeit unterscheidet sich grundlegend

von der in einer öffentlichen Apotheke. Beschäftigt man sich dort hauptsächlich mit den Abgaberegularien für die Medikamente an die Patienten und mit der Herstellung von Individualrezepturen, so geht es in der pharmazeutischen Industrie um die inter-nationalen Regularien für die Herstellung von

Fertigarzneimitteln in riesigem Maßstab. Ein wichtiger Begriff in meiner täglichen Arbeit ist »GMP«, die »gute Herstellungspraxis«. Er umfasst alle Bereiche in der Herstellung von Arzneimitteln in der pharmazeutischen Industrie. Im Prinzip unterstütze ich die zuständige Apothekerin in meinem Bereich dabei, diese GMP-Regularien einzuhalten und zu dokumentieren. Dazu erhalte ich viele Daten und werte sie aus. Das bedeutet strukturierte Arbeit am PC, aber auch mal eine Stippvisite in der Produktion und Gespräche mit den dortigen Mitarbeitern. Besonders interessant und herausfordernd sind Führungen oder Vorträge für interne und externe Besucher, die ich selbstständig ausarbeiten und präsentieren kann. Gerade mit solchen Tätigkeiten wächst man schnell über sich hinaus und bringt Dinge zustande, die man sich vorher nicht zugetraut hätte. Das ist im Übrigen ein durchgängiges Merkmal dieses Praktikums, dass man viele der übernommenen Aufgaben und Tätigkeiten nie zuvor im Studium gelernt hatte.

Wie stark lehnen sich deine jetzigen Tätigkeiten an das im Studium erlernte an?Das Pharmaziestudium ist in seiner

Ausrichtung zwar sehr analytisch und wissen-schaftlich, bereitet aber nur bedingt auf die Aufgaben in der pharmazeutischen Industrie vor, abgesehen von Forschung und Entwicklung. Man lernt zwar im Fach Pharmazeutische Technologie grundlegende Regularien kennen, das Hauptaugenmerk liegt aber auf der Tätigkeit in einer öffentlichen Apotheke. Somit eignet man sich in diesem halben Jahr eine große Menge neuen Wissens an, das im Berufsleben vorteilhaft sein wird. Für mich persönlich machen gerade die vielen neuen Aspekte den großen Reiz an einem solchem Praktikum in der pharmazeutischen Industrie aus.

Entspricht das Praktikum dem, was du erwartet hast?Eigentlich hat das Praktikum meine

Erwartungen sogar übertroffen. Besonders lehrreich ist, dass alle Bereiche dieses riesigen Unternehmens beispielsweise über Führungen zugänglich sind. Es wird immer wieder ein

125PharMazIe - erFahrunGsBerIcht

2

Pimp my Windrad – Vom Praktikum zum Traumjob im Bereich regenerative EnergienErfahrungsbericht von Julian Bergmann, Berufsstart bei GE Power & Water

Noch bevor ich mein Studium im Fach-

bereich Georessourcenmanagement

an der RWTH Aachen begonnen habe,

stand für mich fest, dass ich eine

Karriere im Energiebereich anstreben

wollte. Eine konkrete Vorstellung dar-

über, was ich mit dem Studium genau

anfangen würde, hatte ich zu diesem

Zeitpunkt jedoch nicht. Durch das

Praktikum bei GE habe ich nicht nur

meine Begeisterung für die regenera-

tiven Energien entdeckt, sondern auch

meinen Traumjob gefunden.

Was haben Sie studiert und warum haben Sie sich für dieses Studium entschieden?Nach dem Abitur habe ich begonnen, Geores-

sourcenmanagement an der RWTH Aachen zu studieren. Georessourcen sind unsere Lebens-

grundlage und umfassen fast alle Ressourcen, die sich Menschen heutzutage nutzbar machen. Dabei wird angesichts zunehmender Ressour-cenknappheit ein nachhaltiger Umgang immer wichtiger. Hierin lag auch die Motivation mei-ner Studienwahl begründet, denn ich hatte mir vorgenommen, dass, wenn ich schon nicht die Welt rette, sie zumindest verbessere. Während des Studiums hat mich besonders die Praxis-nähe und Interdisziplinarität des Studiengangs begeistert, da mir neben naturwissenschaftlichem und ökonomischem Wissen auch die wesentlichen Grundlagen im Maschinenbau vermittelt wur-den. Meinen Master im Fach Energy Science habe ich nach einem eingeschobenen Praxisjahr begonnen. Damals kamen für mich eigentlich nur die Universitäten in London und Utrecht in Frage. Schlussendlich habe ich mich für Utrecht entschieden, da die Reputation der Universität und ihr internationales Programm mich über-zeugen konnten.

In welchem Bereich arbeiten Sie heute und was sind Ihre Aufgaben?Nachdem ich GE durch ein Praktikum

kennengelernt habe, bin ich bis heute im Unternehmen geblieben und im Service für Windenergieanlagen, in GE´s größtem Geschäfts-bereich Energy, tätig. Gerade die erneuerbaren Energien sind ein zunehmend wichtiger Markt, und hier schließt sich der Kreis zu meiner Studienentscheidung. »Pimp my Windrad« ist eine ziemlich zutreffende Beschreibung meines Aufgabenbereiches. Hierbei geht es vor allem

› Julian Bergmann, Bachelor- und Master-Studium Geo-ressourcenmanagement an der RWTH Aachen Global Customer Fulfillment Specia-list bei GE Power & Water

126 GeoressourcenManaGeMent - erFahrunGsBerIcht

um die Entwicklung und Marktplatzierung von Upgrades sowie deren Kommerzialisierung.

Wie haben Sie Ihre Karriere / berufliche Laufbahn geplant?Einen ausgearbeiteten Plan hatte ich

nie. Mir war von Beginn an klar, dass ich »irgendwas mit Energie« machen wollte, hatte aber wenig Vorstellung darüber, wo es für mich genau hingehen sollte. Also habe ich zunächst mehr oder weniger alle Unternehmen, die im Energiebereich Rang und Namen haben, unter die Lupe genommen und nach interessanten und vielversprechend klingenden Praktika gesucht. Darunter war auch eine bei GE. Dann ging alles ziemlich schnell: am Tag der Ausschreibung lag meine Bewerbung bei GE vor und, zwei Wochen später hatte ich den Job. Ich war der neue Vorstandsassistent von Stephan Reimelt, dem CEO GE Energy Germany …

Wie waren die ersten 100 Tage im Job?Natürlich nicht einfach! Es kam schlagartig

sehr viel Neues auf mich zu, und meine Lern-kurve ging in kürzester Zeit ziemlich steil

bergauf. Es war eine äußert lehrreiche Zeit mit interessanten Menschen, die aber auch viel von mir verlangt haben. Auch wenn die Zeit damals oftmals stressig und anstrengend war, habe ich sie in sehr guter Erinnerung behalten und einiges für meine weitere Karriere gelernt. Die für mich wichtigste Erkenntnis ist, dass es gerade zu Beginn einer Karriere in großem Maße auf seine Förderer und Forderer ankommt!

»GERADE ZU BEGINN EINER KARRIERE KOMMT ES IN GROSSEM MASSE AUF DEINE FÖRDERER UND FORDERER AN«

Wann und wodurch beeinflusst fiel die Entscheidung für Ihren Tätigkeitsbereich?Im Energiebereich zu arbeiten konnte ich mir

von Beginn an gut vorstellen. Im Studium habe ich also verschiedene Praktika in der Branche absolviert, beispielsweise in der Öl- und Gas-, aber auch in der Windindustrie. Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, dass es unheimlich wichtig ist Offenheit für Neues zu zeigen und keine Angst davor zu haben, etwas einfach mal

auszuprobieren. Denn nach meinem kurzen Ausflug in die Öl- und Gasindustrie war ich mir in meiner Entscheidung, die regenerativen Energien vorzuziehen, umso sicherer.

Verlief Ihr Berufseinstieg so, wie Sie es sich vorgestellt haben und fühlten Sie sich in allen Bereichen gut durch das Studium vorbereitet?Ich glaube, dass es immer anders verläuft,

als man denkt. Während des Bachelors habe ich vor allem die technische und fachliche Seite meines Jobs kennen gelernt. Ein umfassendes Verständnis meines Jobs, also den Blick auf das »große Ganze«, wurde mir erst im Masterstudium vermittelt. Im Endeffekt fühlte ich mich aber durch mein Studium besser auf meine Aufgaben vorbereitet, als ich mir das während meines Studiums vorgestellt hatte. Hilfreich waren an dieser Stelle aber mit Sicherheit auch die praktischen Erfahrungen, die ich bis zu diesem Zeitpunkt schon gesammelt hatte. Durch das Praktikum bei GE habe ich nicht nur viel über die Energiebranche, über den Konzern und meinen Aufgabenbereich gelernt, sondern bin

127GeoressourcenManaGeMent - erFahrunGsBerIcht

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letztendlich über dieses Praktikum auch an meinen heutigen Job gekommen.

Was würden Sie Studenten für die Planung der beruflichen Orientierung raten?Nehmt euch die Zeit und habt den Mut, Dinge

auszuprobieren! Ich denke es geht in der Phase der Berufsfindung nicht darum, gleich zu Beginn einen perfekten Plan zu haben und diesen 1:1 umzusetzen. Meiner Meinung nach sollte man die »Orientierungsphase« ganz bewusst als solche verstehen und nutzen. Informiert euch über die gesamte Bandbreite der Möglichkeiten, die sich euch bieten und sammelt so viel praktische Erfahrung, wie es euch möglich ist!

Auf welche Faktoren sollte ein Berufs-einsteiger bei der Auswahl eines Jobs achten?Ich hoffe für euch, dass ihr einen Job finden

und machen werdet, den ihr auch wirklich gerne machen wollt. Reine Vernunfts- und Sicherheitsentscheidungen bringen niemanden langfristig weiter.

Wie geht man mit der Gehaltsfrage um?Gehaltsverhandlungen sind gerade zu Beginn

einer beruflichen Laufbahn ein schwieriges Thema. Entscheidend ist an dieser Stelle, dass ihr ein Gefühl dafür habt, was ihr bzw. eure Arbeit, die ihr dem Unternehmen zur Verfügung stellt, wirklich wert ist. Hierüber kann man sich informieren. Grundsätzlich verschafft euch jedes Praktikum und jede Kompetenz, die ihr zusätzlich anführen könnt, eine bessere Verhandlungsbasis. Was die anderen Faktoren angeht, bleibe ich bei meiner Aussage und behaupte, dass das A&O eines guten Jobs der Spaßfaktor ist, den euch dieser bringt. Denn über Geld kann man reden, Spaß hat man oder eben nicht.

Was sind Karrieretreiber, was sind Karrierekiller?An erster Stelle der Karrieretreiber stehen

meiner Ansicht nach deine Förderer und Forderer. Sie bringen dich dazu, Topleistungen abzuliefern und haben die Möglichkeit, dir neue Türen für deinen weiteren Berufsweg

zu öffnen. Zweitens solltest du dir zu Beginn deiner Karriere nicht zu schade sein, die »Ärmel hochzukrempeln«. Initiative, Motivation und Leistungsbereitschaft sind zwar abgegriffene, aber trotzdem passende Stichworte. An dritter Stelle kommt für mich Offenheit für Neues und Veränderung.

Der größte Karrierekiller ist meiner Meinung nach, wenn man sich und seine Fähigkeiten nicht richtig einschätzen kann, denn gerade zu Beginn läuft man schnell Gefahr, sich »unter Wert« zu verkaufen. Zweitens braucht man Mut, Entscheidungen zu treffen und auch für diese Entscheidungen einzustehen. Passivität und mangelnde Verantwortungsbereitschaft bremsen eine Karriere aus.

128 GeoressourcenManaGeMent - erFahrunGsBerIcht

„Damals habe ich meine Schwester mit einer selbst zusammengestellten HARIBO-Geburtstagstüte beglückt. Heute setze ich meine eigenen Produkt- ideen als Produktmanagerin im Bereich Neuproduktentwicklung um.“

Sonja SachlevniJunior-ProduktmanagerinEhem. Trainee im Marketing

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Trends und Entwicklungen in der Biologie / den BiowissenschaftenEin Beitrag von PD Dr. Alois Palmetshofer, Privatdozent am Biozentrum der Universität Würzburg

Die Biologie beschäftigt sich mit der

belebten Natur, also mit Bakterien,

Pflanzen und Tieren und deren

Beziehungen zueinander. Es geht

dabei um die molekularen Bausteine,

einzelne Zellen, aber auch um Höhere

Lebewesen mit vielen Milliarden

Zellen, sowie um sozial lebende

Organismen und die Gesetzmäßig-

keiten von Ökosystemen. Die Biowissen-

schaften sind in einer turbulenten

Entwicklungsphase vor allem in den

Bereichen der Biotechnologie, ebenso

in der Biomedizin.

Die Liste der aufstrebenden Sparten ist lang, beispielhaft sind die Synthetische Biologie, neue Ansätze zur Krebsbekämpfung, regenerative Medizin, die rekombinante Erzeugung von

Wirkstoffen und Enzymen, die Nutzung biologischer Prinzipien für die Technik (Bionik), Energiegewinnung und industrielle Umsetzung innovativer Konzepte zur Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen, saubere und effiziente chemische Syntheseverfahren, oder auch die Abwassertechnologie. Neben all den

neuen Trendbereichen erfreuen sich jedoch auch weiterhin die klassischen Disziplinen der Biologie (wieder) besonderer Aufmerksamkeit. Die Biodiversitätsforschung erweist sich als schier unerschöpfliche Quelle nicht nur für das Grundverständnis der Natur, sondern auch für die Suche nach neuen Wirkstoffen und

130 BIoloGIe - studIenGanGsPersPeKtIve

Biokatalysatoren für die chemische Industrie. Mit Hilfe neuer Hochdurchsatzsequenzierung in Kombination mit Bioinformatik können aus komplexen Habitaten viele bislang unbekannte Organismen identifiziert und deren Genom auf interessante Varianten analysiert werden.

FÄHIGKEITEN UND PERSÖNLICHE KOM-PETENZENCharakteristisch für die Biowissenschaften

ist ein hoher praktisch-experimenteller Anteil. Steriles Arbeiten, genaue Beobachtungsgabe, detaillierte Planung, Messung und Protokollierung sind wesentlich. Um ein Gefühl für Zellen, Gewebe und Organe zu bekommen, untersuchen die Biologen pflanzliches und tierisches Gewebe, machen Gewebsschnitte und färben diese mit Farbstoffen bzw. mit bestimmten Markern. Ebenso stellen sie Untersuchungen zu den biochemischen Vorgängen in Organismen bei Temperaturänderungen, Hunger oder Stress oder auch zum Verhalten der Tiere an. Vieles wird in der Natur bei Exkursionen beobachtet, anderes am Mikroskop im Labor. Wichtig für die Biologie sind in jedem Fall solide allgemeine

naturwissenschaftliche Kenntnisse, die am Anfang des Studiums erworben werden. Nur

so können die komplexen Vorgänge des Lebens erschlossen werden.

KARRIEREMÖGLICHKEITEN BA, MA ODER DRDer Großteil der Biowissenschaftler macht

nach wie vor erst Bachelor- und Masterstudium und schließt daran auch gleich noch eine Promotion an. Vereinzelt gibt es auch bereits für Ba-Absolventen Einstiegsmöglichkeiten in den Beruf, beispielsweise für Bestandsaufnahmen zur Verbreitung von Tier- und Pflanzenarten durch öffentliche Stellen, wenn Kulturflächen umgewidmet werden sollen.

BERUFLICHE PERSPEKTIVEN, BERUFS-BILDER, JOBCHANCEN, WEGE IN DEN BERUFSEINSTIEGJe nach ausgewähltem Spezialgebiet im

Studium oder während der Promotion bieten sich recht unterschiedliche Betätigungsfelder im Beruf. Ein großer Teil der Absolventen findet sich für eine gewisse Zeit in Forschungseinheiten an der Hochschule oder auch in Unternehmen wieder. Forschungsaufenthalte im Ausland z. B.

Erziehung und Unterricht Forschung und Entwicklung Gesundheitswesen sonstige Labore öffentliche Verwaltung Interessenverbände und Vereinigungen pharmazeutische Erzeugnisse sonstige

BESCHÄFTIGUNG VON BIOLOGEN & GEOWISSENSCHAFTLERN - Angaben in Prozent -

10,029,0

28,015,0

5,0

5,0

4,0

4,0

› Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Stand 2011

131BIoloGIe - studIenGanGsPersPeKtIve

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bei Kooperationspartnern der Arbeitsgruppen an der eigenen Universität können dabei schon im Studium von Nutzen sein. Viele finden ihre Stelle im Grenzbereich zur Medizin und den Gesundheitswissenschaften. Weitere Möglichkeiten sind öffentliche Stellen bei Umweltämtern, Naturschutzbehörden oder auch bei den Berufsgenossenschaften. Ebenso sind Stellen für die Koordination von Studiengängen, im Wissenschaftsmanagement und bei Wissenschaftsverlagen vorhanden. Ein kleiner Teil wagt den Schritt in die Selbstständigkeit. Dabei dauert es oft lang, bis eine Idee sich aus dem Labor bis zur Vermarktung entwickelt, fünf bis zehn Jahre sind typisch und erfordern einen langen Atem und ausreichende Geldmittel. Die wenigsten tun das unmittelbar nach dem Studium. Praktikumsaufenthalte in Unternehmen schon während des Studiums, wie z.B. die vorübergehende Mitarbeit an einem Entwicklungsprojekt für einige Monate, erleichtern den späteren Berufseinstieg erheblich. Die meisten Unternehmen stellen nur die Praktikanten ein, von denen sie sich eine spätere Anstellung auch konkret

vorstellen können. Die Biotech-Branche ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und befindet sich in einem grundlegenden Wandel, zunehmend erobern viele der vor etwa fünf bis zehn Jahren gegründeten Unternehmen mit ihren innovativen Produkten den Markt. Die Biotechnologie hat sich zu einer Schlüsseltechnologie des Jahrhunderts entwickelt, mit mannigfaltigen Möglichkeiten und Ausprägungen. Die Zahl der Beschäftigten in der Biologie (und Geologie) ist seit 2001 um etwa 60% angewachsen, und von diesen waren (Stand 2011) knapp 30% in Forschung und Entwicklung beschäftigt, ebenfalls knapp 30% in Erziehung und Unterricht, und weitere 15% im Gesundheitswesen. Das restliche Viertel ist verteilt auf sonstige Labore, öffentliche Verwaltung, Interessensvertretungen, Verbände und Sonstige.

RATSCHLÄGE FÜR STUDIERENDEWer Interesse an den Biowissenschaften hat,

sollte sich so bald wie möglich fragen, in welchem Umfeld die berufliche Betätigung erfolgen soll. Wer ganz besonders und fast ausschließlich

am wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn interessiert ist, wird am ehesten in der Grundlagenforschung an der Universität oder an außeruniversitären Forschungseinrichtungen landen. Wer auch an der Umsetzung der Ideen bis hin zur erfolgreichen Vermarktung etwas abgewinnen kann, tut gut daran, sich bereits im Studium mit den möglichen künftigen Arbeitgebern auseinanderzusetzen. Je früher die Studierenden sich über ihre besonderen Neigungen und Karrierevorstellungen klar werden, desto besser können sie ihren Ausbildungsweg darauf hin abstimmen. Auch wenn letztendlich nicht immer das ursprünglich angepeilte Ziel erreicht wird, ergeben sich oft über unerwartete Nebenpfade Karriereperspektiven, die den eigenen Wunschvorstellungen sehr nahe kommen und u.U. sogar noch besser passen. Der Nutzen der stetigen und selbstkritischen Auseinandersetzung mit sich selbst und den eigenen Zielen ist nicht zu unterschätzen.

132 BIoloGIe - studIenGanGsPersPeKtIve

KURZVITADr. Alois PalmetshoferIch bin derzeit als Privatdozent am Biozentrum der Universität Würzburg tätig und lehre im Bereich Schlüsselqualifikationen. Nach Studium und Promotion im Fach Biochemie an der Universität Wien folgten mehrere postdoktorale Forschungsaufenthalte erst in Münster, dann an der Harvard Medical School in Boston und anschließend in Würzburg. An der Universität Würzburg habilitierte ich erst im Fach Pathobiochemie, und später im Fach Zellbiologie. Insgesamt verbrachte ich fast zwei Jahrzehnte in der molekularbiologischen Forschung. Der Universität, nicht aber der projektgebundenen Grundlagenforschung bin ich treu geblieben. Mit einem berufsbegleitenden Fernstudiengang »Management« und eine weiterführende Ausbildung zum Trainer und Berater (AFW Bad Harzburg GmbH) hatte ich beste Voraussetzungen, um als Karrierekoordinator für die Biologie-

Studierenden tätig zu werden. Die wichtigsten Aufgaben liegen dabei in der Beratung und Betreuung der Studierenden bei Auslandsaufenthalten und bei Praktika in Unternehmen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Im Zuge der Bologna-Reform und der Modularisierung der Studiengänge bekam ich Gelegenheit, neue Lehrangebote zur Verbesserung der Berufsvorbereitung und der Vermittlung fachübergreifender Kompetenzen aufzubauen. Meine Tätigkeit hat Schnittstellenfunktion in mehrfacher Weise: Förderung der Mobilität der Studierenden, Kontakte zu Unternehmen, Beratung der Studierenden und Absolventen hinsichtlich beruflicher Perspektiven. Weitere Themen sind Qualitätsmanagement und Studiengangentwicklung, Kontakte zu Partneruniversitäten, Verbänden und wissenschaftspolitischen Gremien.Als Sprecher der Konferenz Biologischer Fachbereiche (KBF) agiere ich als Interessensvertreter der Professoren und Dozenten an den deutschen Universitäten

in den Biologischen Fachbereichen. Zusammen mit dem Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO) haben wir zuletzt den sogenannten »Fachkanon Biologie« entwickelt und im Konsens der Universitäten, diverser Berufsverbände und Studierenden verabschiedet. Wir wollen damit sicherstellen, dass biowissenschaftliche Studiengänge ein gewisses Mindestmaß an allgemeinen naturwissenschaftlichen Grundlagen sowie die wichtigsten biologischen Disziplinen abdecken.

› PD Dr. Alois Palmetshofer

133BIoloGIe - studIenGanGsPersPeKtIve

2

BioinformatikEin Beitrag von Prof. Sören Perrey, Westfälische Hochschule

Bioinformatiker arbeiten an

der Schnittstelle zwischen

Biologen, Chemikern, Medizinern

und Pharmazeuten. Forschung

im Bereich der so genannten

Lebenswissenschaften findet nicht

mehr nur im Labor statt.

Die riesigen Datenmengen, die z.B. beim Entschlüsseln von menschlichem, tierischem oder pflanzlichem Erbgut entstehen, müssen verarbeitet und interpretiert werden, damit man sie nutzen kann. Eine klassische Aufgabe der Bioinformatiker, die dabei Anwendungen entwickeln, mit denen sich Analysen des Erbguts und seiner Struktur durchführen lassen oder mit denen sie biologische Prozesse darstellen und simulieren können. Die Daten können Informationen eines Gens, eines Organismus oder eines ganzen Ökosystems sein. Bioinformatiker arbeiten auch auf dem Gebiet neuronaler Netze, die über die Funktionsweise des Gehirns aufklären und wiederum in intelligenten

Computern zum Einsatz kommen können. Ziel all ihrer komplizierten Bemühungen ist der wissenschaftliche und medizinische Fortschritt. So wirken Bioinformatiker zum Beispiel an der Entwicklung von neuen Diagnoseverfahren, von Arzneimitteln und Therapien gegen Hepatitis, Aids und Krebs mit.

Das Arbeitsgebiet von Bioinformatikern sind Software- oder Datenbankanbieter für naturwissenschaftliche Anwendungen, bei Chemie-, Pharma- oder Biotech-Unternehmen sowie in der naturwissenschaftlichen Forschung und Entwicklung.

› Westfälischen Hochschule, Campus Recklinghausen

134 BIoInForMatIK - studIenGanGsPersPeKtIve

Voraussetzungen sind Interesse für Daten-verarbeitung und der Umgang mit Zahlen, Spaß am Programmieren, Neigung zu analytischem und systematischem Denken, gute Leistungen in den Fächern Biologie, Chemie, Informatik, Mathematik und Physik.

Häufig realisieren Studierende erst während des dreijährigen Bachelor-Studiums der Molekularen Biologie ihre Freude an der Bioinformatik als eigenständiger Schwerpunkt innerhalb des Studiums an der Westfälischen Hochschule und nutzen die Möglichkeit, den anschließenden Masterstudiengang ebenfalls zu besuchen.

KURZVITAProf. Sören Perrey

› 1991-1994 DFG Stipendiat Promotion Mathematik Universität Bielefeld

› 1994-1995 wiss. Mitarbeiter BMBF Bioinformatik-Projekt »Sequenz, Struktur, Alignment«

› 1995-1996 research fellow Massey University Palmerston North, Neuseeland

› 1997 research fellow Canterbury University Christchurch, Neuseeland

› 1997-2001 Systemprogrammierer Finanz-Informatik und LVM Münster

› seit 10/2001 Professur für Informatik und Mathematik an der Westfälischen Hochschule, Campus Recklinghausen

Master-ThesisResearch-Project

Wahlmodule gemäß den Studienrichtungen- Medizinische Biologie und Biochemie

- Bioinformatik- Bionanotechnologie und Bioengineering

Bachelor-Projekt

Praxisphase

Klinische Chemie

LabormedizinPathophysiologie

Mikrobiologie Enzymologie

Entwicklungs-biologie

BioinformatikSystembiologie

ScientificComputing

Chemie

MikrobiologieBiotechnologie

PhysiologieImmunologie

BioinformatikBioanalytik

Chemie

Molekulare Biologie

BiochemieMolekular-

genetik

InformatikMathematik

PhysikEnglisch

5

4

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1

MOLEKULARE BIOLOGIE MASTER

MOLEKULARE BIOLOGIE BACHELOR › Prof. Sören Perrey

135BIoInForMatIK - studIenGanGsPersPeKtIve

2

Beim ersten Praktikum überzeugtErfahrungsbericht von Isabell Schmitt, Praktikantin bei Analytik Jena

Ich bin Master-Studentin und

studiere im 4. Semester Pharma-

Biotechnologie an der Ernst-

Abbe-Fachhochschule Jena. Mein

Bachelorstudium in Biologie habe

ich zuvor an der Friedrich-Schiller-

Universität in Jena erfolgreich

abgeschlossen. Für den positiven

Abschluss meines Masterstudiums

führe ich zurzeit ein neunmonatiges

Praktikum im Bereich Life Science im

weltweit agierenden Konzern Analytik

Jena AG durch.

Es ist bereits mein zweites Praktikum bei der Analytik Jena AG. Hier habe ich meine Bachelorarbeit geschrieben und wurde dabei vom Tätigkeitsfeld und der Arbeitsphilosophie über-zeugt. Aufgrund dessen bewarb ich mich erneut initiativ an gleicher Stelle für die Erstellung meiner Masterarbeit. In einem aufgeschlossenen und jederzeit fairen Vorstellungsgespräch

wurde mir die zu behandelnde Thematik näher-gebracht. Aufkommende Fragen konnten von beiden Seiten schnell geklärt werden, sodass ich mich im Anschluss über ein positives Signal von der Analytik Jena AG freuen konnte.

Ein Praktikum im Ausland kam für mich nicht infrage, da die Vereinbarkeit mit meiner Familie, insbesondere mit meiner zweijährigen Tochter, nicht gegeben gewesen wäre. Diesen täglichen Spagat kann ich bei der Analytik Jena AG durch flexible Arbeitszeiten und ein hohes Maß an Verständnis optimal meistern.

»VON DER ERSTEN ZEICHNUNG BIS ZUM AUFBAU EINES PROTOTYPS KÖNNEN HIER EIGENE VORSTELLUNGEN, ERFAHRUNGEN UND IDEEN EINGEBRACHT WERDEN.«

Für das letzte Praktikum meines Studiums habe ich mich für den Bereich Forschung und Entwicklung beworben, weil ich es sehr reizvoll und interessant finde, wie aus einer Idee ein neues, innovatives Gerät entsteht. Von der ersten Zeichnung bis zum Aufbau eines Prototyps können hier eigene Vorstellungen, Erfahrungen

und Ideen eingebracht werden. Bei einer direkten Umsetzung kann man im Anschluss unmittelbar sehen, wie sich die resultierenden Ergebnisse auf den Entwicklungsprozess anwenden lassen.

Während meiner Zeit bei der Analytik Jena AG beschäftige ich mich mit der Detektion von krankheitserregenden Keimen aus Wasser-proben. Dabei soll mithilfe eines Geräteaufbaus, der noch nicht auf dem Markt verfügbar ist, die aufwendige Standard-Laborprozedur durch eine schnelle und kostengünstige Vor-Ort-Analyse ersetzt werden.

› Isabell Schmitt Bachelor-Studium in Biologie an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena Master-Studium in Pharma-Bio- technologie an der Ernst-Abbe-Fach-hochschule Jena Praktikantin bei Analytik Jena

136 BIoloGIe - erFahrunGsBerIcht

Zu Beginn meiner Arbeit wurde ich fachkundig an meine Aufgabenbereiche herangeführt. So konnte ich schnell zum selbstständigen Arbeiten übergehen und mich intensiv mit der Thematik auseinandersetzen. Während der gesamten Praktikumszeit werde ich von einem festen Projektleiter betreut, mit dem ich mich regelmäßig treffe, um den Projektfortschritt und mein weiteres Vorgehen

zu besprechen. Natürlich kann ich auch außer-halb dieser Treffen auf hilfreiche Unterstützung seitens meines Betreuers oder durch andere Kollegen bauen. Des Weiteren schätze ich bei meiner Arbeit besonders das professionelle Arbeitsumfeld, den freundschaftlichen Umgang miteinander und die persönlichen Entfaltungs-möglichkeiten. Man wird angeregt, innovativ zu denken, und hat gleichzeitig das Gefühl, in

einem Traditionsunternehmen zu sein. Mein theoretisch erlerntes Wissen kann ich sehr gut in die Praxis einfließen lassen, merke jedoch auch, welche Grenzen die Theorie der Praxis setzt.

»MAN WIRD ANGEREGT, INNOVATIV ZU DENKEN, UND HAT GLEICHZEITIG DAS GEFÜHL, IN EINEM TRADITIONSUNTER-NEHMEN ZU SEIN.«

Alles in allem kann ich sagen, dass meine Erwartungen an das Praktikum bisher erfüllt wurden. Ich lerne sowohl auf fachlicher als auch auf persönlicher Ebene viel und fühle mich gut betreut. Die Vergütung des Praktikums ermöglicht mir eine Unabhängig-keit von meinen Eltern. Wünschenswert wäre bei erfolgreichem Abschluss des Praktikums und des Studiums eine Übernahmegarantie in ein Beschäftigungsverhältnis durch das Unternehmen. Dies würde zum einen die Attraktivität des Unternehmens für potenzielle Bewerber erhöhen und einen weiteren Ansporn für das Erreichen der Unternehmens- sowie der persönlichen Ziele darstellen.

137BIoloGIe - erFahrunGsBerIcht

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Mein Weg zu CargillErfahrungsbericht von Birte Tabke, Berufsstart bei Cargill

Während meines Studiums des Bio-

ingenieurwesens an der TU Dortmund

war mir die Firma Cargill noch nicht

bekannt. Erst im Rahmen meiner

Diplomabschlussfeier habe ich das

Unternehmen, einen großtechnischen

Produzenten von Lebensmitteln

kennengelernt, da sogar das Fest-

essen von dem Konzern ausgerichtet

wurde.

Cargill beschäftigt in allen Disziplinen der Verfahrenstechnik Ingenieure in den Bereichen der Produktion von Lebensmitteln, der Prozessoptimierung, der Instandhaltung und dem Anlagenbau. Da mich sowohl die verschiedenen Arbeitsfelder als auch die groß-technische Herstellung von Lebensmitteln interessieren, bewarb ich mich für das Technical Management Traineeprogramm, in welchem man all diese Bereiche kennenlernt und dort an eigenständigen Projekten arbeitet. Kurz

nach meiner Bewerbung wurde ich zu einem Assessment Center Auswahltag eingeladen. Dort durfte ich neben Kollegen aus der Personal-abteilung auch Werksleiter verschiedener Cargill-Standorte kennenlernen und konnte mich für den Geschäftsbereich Stärke und Süßungsmittel am Standort in Krefeld qualifizieren.

MEIN EINSTIEG ALS TMTDas Technical Management Trainee (TMT)

Programm bei Cargill sieht vor, verschiedene Bereiche des Unternehmens kennenzulernen. Dazu gehört auch, während der Schicht in der Produktion mitzuarbeiten. Die Schichtarbeit war für mich auf Grund der ungewöhnlichen Arbeitszeiten anstrengend. Letztlich stützt diese Erfahrung jedoch bis heute meine täglichen Entscheidungen im Produktionsalltag. Das Programm sieht weiterhin Bausteine in den Bereichen der Prozessentwicklung, Instandhaltung und Anlagenplanung vor. Ich konnte bereits erste Verantwortung für kleinere Projekte übernehmen, wodurch ich schnell meine Fähigkeiten und mein Wissen verbessern

konnte, um auf die zukünftige Übernahme von Führungsaufgaben vorbereitet zu sein. Neben der täglichen Arbeit im Werk Krefeld bekam ich die Möglichkeit ebenfalls Erfahrungen in anderen Cargill-Werken zu sammeln. Hier lag der Fokus auf der Vertiefung von technischen Details, dem Aufbau eines weltweiten Netz-werkes innerhalb des Unternehmens und der Weiterentwicklung sozialer Kompetenzen.

MEINE NÄCHSTEN KARRIERESCHRITTENach meinem Traineeprogramm habe ich

zunächst im Bereich der Prozessoptimierung

› Birte Tabke Studium Bioingenieurwesen an der TU Dortmund Produktionsleiterin zur fermentativen Herstellung von Ketogulonsäure bei Cargill

138 BIoloGIe - erFahrunGsBerIcht

gearbeitet. Hier konnte ich viele spannende Projekte rund um die Verfügbarkeit der Anlagen, Kostenoptimierung und der Vergrößerung von Anlagenkapazitäten verwirklichen. Mein nächster Schritt war die Übernahme der Produktionsleitung zur fermentativen Her-stellung von Ketogulonsäure, einer Vorstufe

von Vitamin C. Hier fühle ich mich in der Kombination aus Management und Technik sehr wohl. Sowohl im täglichen »Training on the job« als auch im Rahmen von Seminaren und Weiterbildungen lerne ich auch heute noch täglich dazu. So bleibt es stets aufregend wohin auch immer der nächste Schritt mich führt.

MEIN TIPP FÜR BERUFSANFÄNGERSeid aufgeschlossen, freundlich, respektvoll

und neugierig – dann steht Euch eine spannende Welt offen, die Ihr selber mitgestalten könnt!

139BIoloGIe - erFahrunGsBerIcht

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nik, Versorgungsketten, IC-Design und Entwurfsauto-

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ve Forschungs- und Industrieprojekte zur Gestaltung

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141naturWIssenschaFten - eInstIeGsProFIle

Chemische Industrie

»Ich beschäftige mich nicht mit dem, was getan worden ist. Mich interessiert, was getan werden muss.«

Marie curie

3

Chemische IndustrieIn der eu erwirtschaftet die deutsche chemie gut ein viertel des chemieumsatzes und ist damit mit abstand die nummer eins. Welt-weit belegt sie hinter china, den usa und Japan rang vier.

In Deutschland ist die Chemie einer der wichtigsten Wirtschaftszweige:

› rund 190 Milliarden Euro Umsatz (Platz drei nach Autoindustrie und Maschinenbau)

› Knapp 438.00 Mitarbeiter (Platz sechs nach Maschinenbau, Auto- und Elektroindustrie, Metall und Ernährung)

› mehr als 6 Milliarden Euro Investitionen in Deutschland (Platz zwei nach der Autoindustrie)

VIELFÄLTIG UND IMMER DABEIDie chemische Industrie stellt ein breites

Produktsortiment her: Von Kosmetika über Hustensaft, Textilfasern und Klebstoffe bis hin zu Düngemitteln – chemische Produkte kommen in allen Lebensbereichen zum Einsatz. Nur etwa 17 Prozent der Chemieprodukte gehen direkt an

den Endverbraucher. Knapp 80 Prozent werden innerhalb der Industrie im In- und Ausland weiterverarbeitet. Größte Kunden sind: Kunst-stoffverarbeiter, Auto-, Verpackungs- und Bau-industrie.

Die Chemiebranche ist auch ein wichtiger Abnehmer von Industriegütern und Dienst-leistungen. Über die Hälfte ihrer Vorprodukte stammen aus dem deutschen produzierenden Gewerbe. Neben Mineralölerzeugnissen sind dies zum Beispiel Strom, Gas und Maschinen. 20 Prozent ihrer Vorleistungen bezieht die Chemie

von Dienstleistern im Inland. Dazu gehören Entsorgung, Transport und Dienstleistungen der Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung.

STARKER MITTELSTANDRund 2.000 Unternehmen gehören in

Deutschland zur chemischen Industrie, davon sind mehr als 90 Prozent kleine und mittlere Unternehmen (KMU) – also Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten. Die KMU der chemischen Industrie erwirtschaften knapp ein Drittel des Umsatzes und beschäftigen über ein Drittel der Mitarbeiter der gesamten Branche.

In der Chemie sind die Mittelständler nicht die Zulieferer, sondern die Kunden der Großunternehmen. Damit unterscheiden sie sich von anderen Branchen. Große Chemie-unternehmen liefern oft die Vorprodukte, die

3

144 cheMIsche IndustrIe - verBand

in KMU zu Endprodukten weiterverarbeitet werden. Zum Produktportfolio der KMU ge-hören ganz unterschiedliche Artikel wie Lacke, Farben, Klebstoffe, Möbel- und Schuhpolituren, Arzneimittel oder Wasch- und Reinigungsmittel.

AUF DEM WELTMARKT ZU HAUSEDie deutsche Chemieindustrie erwirt-

schaftete 2012 einen Auslandsumsatz von knapp 113 Milliarden Euro, bei einem Gesamtumsatz von rund 187 Milliarden Euro. Außerdem produzierten deutsche Chemieunternehmen 2012 im Ausland in 1.427 Betrieben mit rund 390.00 Mitarbeitern Chemikalien im Wert von mehr als 191 Milliarden Euro. Damit sind die dortigen Tochterunternehmen fast genauso bedeutend wie die in Deutschland ansässigen Firmen.

› Europa bleibt aber Heimatmarkt der deutschen Chemie.

› Europäische Märkte werden hauptsächlich über den Export erschlossen.

› In Nordamerika und Asien produziert die deutsche Chemie besonders viel vor Ort.

QUELLE DER INNOVATION10 Prozent aller Chemiemitarbeiter in

Deutschland arbeiten daran, neue Produkte zu erforschen und zu entwickeln. Chemie und Pharma investieren pro Jahr über 10 Mrd. Euro in die Forschung und Entwicklung (FuE). Das sind gut 17 Prozent aller FuE-Aufwendungen der deutschen Industrie – Platz drei nach der Auto- und der Elektroindustrie.

Neue Materialien, Ideen und das Anwen-dungs-Know-how der chemischen Industrie werden in vielen anderen Wirtschaftszweigen benötigt. Innovationen aus der Chemie ermöglichen bei den Kunden neue oder

GRÖSSTE CHEMIENATIONEN DER WELT- Weltmarktanteile am Chemieumsatz in Prozent, 2013 -

(1) China (2) USA (3) Japan (4)Deutschland (5) Südkorea (6) Frankreich

(1) (2) (3) (5) (6)(4)

31

16

5 5 43

› Quellen: Chemdata International, VCI, 2013

30

20

10

145cheMIsche IndustrIe - verBand

leistungsfähigere Produkte. Ein Vorsprung, der einen entscheidenden Vorteil im Wettbewerb auf den globalen Märkten bedeutet. Jedes fünfte Patent mit branchen- übergreifender Bedeutung steuert die Chemie bei. Damit ist sie vor dem Maschinenbau Technologie-Impulsgeber Nummer eins in Deutschland.

KERN DES INDUSTRIELANDS DEUTSCHLANDIn Deutschland ist der Anteil der Industrie

an allen produzierten Gütern und Dienst-leistungen mit 22 Prozent im Vergleich zu anderen Ländern sehr hoch. Die Industrie trägt damit hierzulande maßgeblich zur Sicherung des Wohlstandes bei.

Die chemische Industrie ist der drittgrößte Industriezweig. Sie stellt überwiegend Produkte her, die andere Industrien weiterverarbeiten, etwa zu Flachbildschirmen, Motoren, Sonnen-schutzmitteln oder Bekleidung. So ist die Chemie mit nahezu allen Branchen – von der Automobil- oder Elektroindustrie über Wind-parks bis zur Bau-, Textil- oder Solarindustrie – über Lieferbeziehungen eng verbunden.

Gemessen am Verarbeitenden Gewerbe, er-wirtschaftete die chemische Industrie 2013 fast 11 Prozent der Umsätze, beschäftigte mehr als 7 Prozent der Mitarbeiter, hatte einen Anteil von 11 Prozent (2012) an den Investitionen in Anlagen und einen Anteil von über 17 Prozent an den gesamten Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen.

ARBEITSPLATZ MIT PERSPEKTIVERund 438.000 Menschen arbeiten in der

chemischen Industrie. Hinzu kommen etwa eine halbe Million Arbeitsplätze bei Zulieferern und Dienstleistern.

Für die technisch anspruchsvollen Arbeits-plätze braucht die Chemie qualifizierte und kompetente Mitarbeiter. Deshalb bildet sie

3

146 cheMIsche IndustrIe - verBand

selbst aus. Zurzeit haben rund 20.000 Menschen einen Ausbildungsplatz in den Chemie- und Pharmaunternehmen.

Mit guten Verdienstaussichten: Mit durch-schnittlich 55.400 Euro brutto im Jahr liegen die Gehälter in der Branche um rund 25 Prozent über dem Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes.

AUF EINEN BLICK

ANZAHL DER BESCHÄFTIGTEN IN DER

BRANCHE

Knapp 438.000 Mitarbeiter

DURCHSCHNITTSGEHALT

über 55.000 Euro/Jahr

EINSTIEGSGEHALT DER HOCHSCHUL-

ABSOLVENTEN

40.000 bis 50.000 Euro/Jahr je nach Abschlussart und Fachrichtung

ANZAHL DER ABSOLVENTEN IN DER

BRANCHE

mehrere Hundert

ANZAHL PRAKTIKANTEN IN DER

BRANCHE

mehrere Hundert

BEREICHE MIT HOHEM BEDARF AN

ABSOLVENTEN

MINT, Kaufleute

MINDESTABSCHLUSS

Das hängt vom Studiengang und Hochschul-typ ab.

UMSATZ (IMPORT/EXPORT)

Rund 190 Milliarden Euro

INVESTITIONEN (F&E)

10,5 Milliarden Euro

PRODUKTIONSGEBIETE

Anorganische und organische Grundchemi-kalien, Bauchemie, Pharmazeutika, Industrie-gase, Agrar, Körperpflege- und Waschmittel, Chemiefasern, Kunststoffe, Lacke und Far-ben, Klebstoffe

UNTERNEHMENSANZAHL

2.000

TOP-10 DER UNTERNEHMEN:

BASF SE, Bayer AG, Fresenius SE & Co. KGaA, Linde AG, Henkel AG & Co. KGaA, Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Evonik Industries AG, Merck KGaA, Lanxess AG, Beiersdorf AG

SCHWERPUNKTLAND IN DER BUNDES-

REPUBLIK

Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nieder-sachsen, NRW

147cheMIsche IndustrIe - verBand

Einstiegsmöglichkeiten im KleinunternehmenEin Beitrag von NABU-Oberflächentechnik, Kleinunternehmen, Branche Chemische Industrie

Die NABU-Oberflächentechnik GmbH

aus dem ostbayerischen Stulln

ist einer der führenden deutschen

Hersteller von Chemikalien zur

chromfreien Vorbehandlung von

Metalloberflächen. Gegründet

1993, beliefern die Oberpfälzer

mit 30 Mitarbeitern mittlerweile

Unternehmen in ganz Europa. Der

Schwerpunkt liegt auf innovativen

umweltfreundlichen Technologien

– von NABU selbst entwickelt,

hergestellt und vertrieben.

Im Kleinunternehmen geht es familiär zu. Die Wege sind kurz und der Austausch unter-einander ist schnell und direkt. Umso wichtiger ist es uns deshalb, dass ein neuer Mitarbeiter zum Team passt. Um das festzustellen, bieten sich ein Praktikum oder eine Abschlussarbeit an. Gerade in kleinen Unternehmen wie dem

unsrigen wird der studentische Praktikant von Anfang an direkt in anspruchsvolle Projekte eingebunden und kann selbst Ergebnisse erarbeiten. Im Rahmen des Praktikums können beide Seiten die Arbeitsweise des jeweils anderen kennenlernen und schnell feststellen, ob eine spätere Zusammenarbeit in Frage kommt. Der Eindruck, den ein Student bei der praktischen Arbeit hinterlässt, ist für uns eine wichtige Ergänzung der Studienergebnisse und neben guten Noten letztlich ausschlaggebend für eine Einstellung.

Eigeninitiative und die Fähigkeit zur Selbstorganisation sind von entscheidender Bedeutung, soll der Einstieg im Kleinunter-

nehmen erfolgreich verlaufen. Klassischer-weise gibt es relativ wenig Vorschriften und Regelungen und einen großen Spielraum für eigene gute Ideen. Dieser Spielraum muss aber auch aktiv genutzt werden. Wer damit umgehen kann, wird mit kreativen Ideen oft auf offene Ohren stoßen und ehe er sich versieht mit der Umsetzung seines Vorschlags beauftragt sein. Der Erfolg oder Misserfolg der eigenen Arbeit wird dann schnell sichtbar – ein Verstecken hinter Hierarchien ist hier nicht möglich.

Grundsätzlich ist ein Einstieg bei uns bereits mit einem Bachelorabschluss möglich. Die für das komplexe Gebiet der Oberflächentechnik notwendige Erfahrung kann ohnehin nur durch

3

148 cheMIsche IndustrIe - unternehMensBeItraG

Praxis erworben werden. Bei Mitarbeitern ohne Branchenerfahrung gehen wir von einer Einarbeitungszeit von ca. zwei Jahren aus.

Der Anonymität des Konzerns setzt eine kleine Firma den intensiven Kontakt aller Mit-arbeiter untereinander entgegen. Respektvolle Zusammenarbeit ist da unbedingt notwendig. Die sozialen Kompetenzen sind daher bei NABU für den Erfolg ebenso unabdingbar wie fachliche Fähigkeiten. Da die Arbeitsteilung viel geringer als bei größeren Unternehmen ist, ist es wichtig, stets über den eigenen Tätigkeitsbereich hin-auszublicken und sich breite Fachkenntnisse anzueignen. Im Kleinunternehmen wird eher ein kreativer, zupackender Generalist als ein detailversessener Spezialist seine Erfüllung finden. Gerade die Vielfalt an Aufgaben und Verantwortungen sorgt aber auch dafür, dass es nie eintönig wird.

Unseren Ruf, hervorragenden Service zu bieten, verdanken wir unseren technisch versierten Mitarbeitern und ihre kreativen Ideen. Umso wichtiger ist es uns, gute Mitarbeiter langfristig an uns zu binden und ihnen eine Perspektive zu bieten. Naturgemäß

ist die Zahl der Führungspositionen bei kleineren Unternehmen begrenzt. Neben der Führungskarriere bietet sich daher verstärkt die Möglichkeit einer Fachkarriere an. Auf seinem Arbeitsgebiet gefragter Experte und angesehener Ansprechpartner für Kunden und Kollegen zu werden bietet in puncto Vergütung und Anerkennung eine ernstzunehmende Alternative.

FAZITWer etwas bewegen will und gerne den

ganzen Prozess von der Idee bis zur Umsetzung begleitet, der ist in einem Kleinunternehmen richtig!

149cheMIsche IndustrIe - unternehMensBeItraG

Pharmazeutische Industrie

»Für die Welt sorgen … beim einzelnen beginnen.«statement of caring, Johnson & Johnson

3

Die pharmazeutische Industriedie pharmazeutische Industrie ist ein wichtiger Wirtschaftsmotor für deutschland. Mit ihrer exportstärke und ihren arbeitsplätzen trägt sie entscheidend zum anhaltenden wirtschaftlichen aufschwung in diesem land bei. Gleichzeitig stehen die Produkte der pharmazeutischen Industrie für hohe Innovationskraft und medizinischen Fortschritt.

Die Produkte der pharmazeutischen Industrie bedeuten Hoffnung für Patientinnen und Patienten und sind zugleich auch volkswirtschaftlich relevante Güter. Durch Arzneimittel können Krankheitstage verringert und Krankenhausaufenthalte vermieden werden. Und nicht zuletzt können Menschen geheilt oder zumindest ihr Leben in wesentlichem Maße verbessert werden.

BRANCHENSTRUKTURIn der Bundesrepublik Deutschland sind

laut Unternehmensregister des Statistischen Bundesamtes 854 pharmazeutische Unter-nehmen für das Jahr 2011 gemeldet. Dabei handelt es sich sowohl um mittelständische

und eigentümergeführte Unternehmen als auch um deutsche Niederlassungen multinationaler Konzerne. Ferner gibt es Unternehmen, die mit biotechnologischen Verfahren arbeiten. Diese Unternehmen entwickeln bzw. produzieren hauptsächlich Arzneimittel und Diagnostika und sind teilweise in den genannten 854 Unternehmen enthalten. Nach wie vor gilt, dass fast 95 % der Arzneimittel herstellenden Unternehmen in Deutschland weniger als 500 Mitarbeiter beschäftigen. Im Jahr 2012 waren insgesamt 110.006 Personen in Betrieben beschäftigt, die pharmazeutische Erzeugnisse herstellen.

PRODUKTION UND AUSSENHANDELDie pharmazeutische Industrie in Deutsch-

land stellte 2012 pharmazeutische Erzeugnisse im Wert von 27,7 Mrd. Euro her. Die Produktion der Branche ist um 2,8 % gegenüber dem Wert

3

152 PharMazeutIsche IndustrIe - verBand

des Jahres 2011 gewachsen. Die inländische Produktion hängt dabei maßgeblich von den Preisen, den Arzneimittelimporten sowie der Exportnachfrage ab. Aus der Bundes-

republik Deutschland wurden im Jahr 2012 Pharmazeutika im Wert von 54,2 Mrd. Euro ausgeführt. Dies entspricht einem Zuwachs um 7,5 % gegenüber dem Vorjahr. Zur gleichen Zeit wurden pharmazeutische Erzeugnisse im Wert von 38,2 Mrd. Euro in die Bundesrepublik Deutschland eingeführt. Dies stellt einen An-stieg um 1,5 % gegenüber 2011 dar. Haupt-lieferant pharmazeutischer Erzeugnisse nach Deutschland sind die USA, gefolgt von der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien und Irland.

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG2011 wurden 2,9 % des Bruttoinlandproduktes

in Forschung und Entwicklung (F&E) investiert, das Lissabon-Ziel von 3 % ist damit für Deutschland in greifbare Nähe gerückt. Davon entfielen auf den Wirtschaftssektor etwa 1,9 %. Den Rest teilen sich staatliche Forschungs-einrichtungen und Hochschulen. Nach Angaben des jüngsten Berichtes der Expertenkommission für Forschung und Innovation (EFI) trug die Pharmaindustrie mit 14 % ihres Umsatzes aus eigenen Erzeugnissen für interne F&E-Projekte maßgeblich dazu bei. Sie ist damit deutlich vor

dem Automobil- und Maschinenbau sowie der chemischen Industrie auf Platz 1 und somit die forschungsintensivste Branche Deutschlands.

ARZNEIMITTELINNOVATIONENDie hohen F&E-Ausgaben der pharma-

zeutischen Industrie liegen in der zum Teil sehr komplexen, langen, höchst sensiblen und stark regulierten Arzneimittelentwicklung begründet. Je nach Medikament können laut Berechnungen verschiedener Wissenschaftler – beispielsweise Donald W. Light, Rebecca Warburton, Matthew Herper oder Joseph DiMasi – Kosten in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro entstehen. Im Jahr 2010 wurde mit dem Arzneimittelmarkt-neuordnungsgesetz (AMNOG) für innovative Arzneimittel eine frühe Nutzenbewertung ein-geführt. Für Hersteller von Neuentwicklungen für den deutschen Markt bedeutet das, dass sie trotz jahrelanger Tests und trotz behördlicher Zulassung noch einmal aufwendig nachweisen müssen, dass ihre Innovation eine Verbesserung der bisherigen Therapiemöglichkeiten ist. Erst wenn im komplexen Verfahren der frühen Nutzen- bewertung über einen möglichen Zusatznutzen

unter 100 Mitarbeiter 100 bis 499 Mitarbeiter 500 und mehr Mitarbeiter

UNTERNEHMEN NACH GRÖSSENKLASSEN 2011- Angaben in Prozent -

74,8

6,5

18,7

› Grafik: Eigene Berechnung des BPI basierend auf Daten des VCI 2013 und des Statistischen Bundesamtes 2013

153PharMazeutIsche IndustrIe - verBand

entschieden wurde, kann der Hersteller mit dem Spitzenverband der Gesetzlichen Kranken-versicherungen über einen Erstattungsbetrag verhandeln. Wie groß der Zusatznutzen ist, wird durch Einordnung in die Kategorien »gering«, »beträchtlich« oder »erheblich« ausgedrückt. Je größer der Zusatznutzen ist, desto besser die Verhandlungsposition des Herstellers und umso höher sollte in der Regel auch der Erstattungs-betrag sein, auf den man sich einigt. Aufgrund methodischer Mängel und überbordender bürokratischen Anforderungen bedeutet die frühe Nutzenbewertung für die Hersteller von Innovationen mehr Kosten und weniger Planungs-sicherheit.

BIOTECHNOLOGIE UND BIOPHARMAZEUTIKA IN DEUTSCHLANDDeutschland ist einer der dynamischsten

Biotech-Standorte weltweit: Anfang des zweiten Quartals 2013 veröffentlichte das Bundes-forschungsministerium (BMBF) die Ergebnisse einer Umfrage zum Status quo der deutschen Biotechnologie-Branche. Die deutsche Bio-technologie-Branche hat 2012 laut dem BMBF-

Bericht ihren Wachstumskurs fortgesetzt. Dedizierte Biotechnologie-Unternehmen haben einen Rekordumsatz von 2,9 Mrd. Euro (+ 11 %) erwirtschaftet, sowie mit rund 17.430 Mit-arbeitern (+ 7 %) eine deutlich gestiegene Zahl an Arbeitsplätzen vorweisen können. Zudem ist die Zahl der hauptsächlich mit Biotechnologie beschäftigten Firmen von 552 auf 565 gestiegen. Darunter sind 20 Neugründungen – so viele Start-Ups hat es seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gegeben. Die Ausgaben für F&E sind hingegen gesunken. Mit 934 Mio. Euro liegen sie nun deutlich unter der Milliardengrenze (2011: 975 Mio. Euro). Das entspricht jedoch einer F&E-Quote von mehr als 30 Prozent. Diese liegt deutlich über den Investitionsvolumina der traditionell innovativsten Branchen.

WELTPHARMAMARKTDer Umsatz mit Arzneimitteln lag 2012

weltweit mit insgesamt etwa 736 Mrd. Euro (962 Mrd. US-Dollar) rund 0,3 % unter dem Vorjahres- niveau. Ungefähr 70 % des Gesamtumsatzes auf dem Weltpharmamarkt wird von Nordamerika, Europa und Japan erzielt. Der Umsatz von Nordamerika ist um 1,4 % auf 267,1 Mrd. Euro gesunken. Dieser Teil- markt stellt in 2012 allein rund 33 % des weltweiten Pharmamarkt-Umsatzes dar. Der Pharmamarkt in Europa ist sogar um 6,5 % auf 186,4 Mrd. Euro gesunken. In Lateinamerika dagegen ist der Umsatz im Jahr 2012 um 3,0 % auf 55,9 Mrd. Euro angestiegen.

3

154 PharMazeutIsche IndustrIe - verBand

ARZNEIMITTELPREISE IM INTERNATIONALEN VERGLEICHEin Medikament ist allein schon aufgrund

verschiedener Mehrwertsteuersätze von Land zu Land unterschiedlich teuer. Daneben wirken sich auf die Preise von Arzneimitteln teilweise die direkte staatliche Einflussnahme sowie die unterschiedlich gesetzlich festgelegten Margen für die Handelsstufen (Apotheker und Großhändler) aus. Somit ergeben sich Preisdifferenzen innerhalb Europas. Bei der praktischen Umsetzung von allgemeinen inter-nationalen Arzneimittelpreisvergleichen ist zu beachten, dass diese nur auf der Ebene der Handelsformen vorgenommen werden können. Bei einer Auswahl der führenden Handelsformen in Deutschland ist zu prüfen, ob diese auch in den anderen Ländern führend sind bzw. aus- reichende Marktrelevanz haben. Ferner sind nicht in allen Ländern die Daten auf Basis des ApU verfügbar, so dass die Preise eventuell umge-rechnet werden müssen. Ungeachtet dessen haben teilweise die politischen Rahmenbedingungen (Erstattungs- und Preisbildungssysteme), so-wie Therapiegewohnheiten Auswirkungen auf

die jeweiligen Arzneimittelpreise. Bei einem Gesamtmarktvergleich muss in jedem Fall eine Mengengewichtung vorgenommen werden. Bei einem Vergleich der angewendeten Mehrwert-steuersätze auf Arzneimittel lässt sich feststellen, dass nur Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island und Norwegen für alle Arzneimittel den vollen Mehrwertsteuersatz erheben.

GKV-ARZNEIMITTELAUSGABENDie GKV-Arzneimittelausgabenentwicklung

ist regelmäßig Gegenstand der gesundheits-politischen Diskussion. Seit vielen Jahren liegen die Leistungsausgaben der GKV als Anteil am BIP bei rund 7,0 % (2011: 6,7 %). Die GKV-Arzneimittelausgaben als Anteil am BIP lagen in 2011 bei 1,13 % (2010: 1,21 %) und sind somit in 2011 erneut gesunken. Sie sind unter Berücksichtigung der Auswirkungen der Wirt-schaftskrise nicht schneller gestiegen als die gesamtwirtschaftliche Leistung. Angesichts dieser Entwicklung gibt es keinen Hinweis auf eine »Kostenexplosion« im Gesundheitswesen. Die Krankenhausbehandlung ist mit 61,66 Mrd. Euro im Jahr 2012 der ausgabenintensivste

Bereich der GKV. Die Ausgaben für Arzneimittel (29,20 Mrd. Euro) und für die ärztliche Be- handlung (28,25 Mrd. Euro) liegen zusammen bei 57,45 Mrd. Euro und somit unter dem Ausgabenumfang des stationären Bereichs. Der Ausgabenanteil für Arzneimittel allein, der die Handelsstufen und die Mehrwertsteuer umfasst, lag bei rund 15,9 % der Gesamtausgaben der GKV. Bei der Analyse der GKV-Arzneimittelausgaben wird häufig der Anteil der Handelsstufen vernachlässigt, d. h. der Anteil der Großhandels sowie die Apothekenzuschläge und die Mehrwertsteuer. Kostet ein Arzneimittel zum Abgabepreis des pharmazeutischen Unter-nehmers einen Euro, muss man darauf die Großhandelsmarge, die Apothekenmarge sowie 19 % Mehrwertsteuer addieren. Als Apotheken-verkaufspreis ergeben sich so fast 12 Euro. Dieser Preis gilt aber nur als Rechengröße, da

155PharMazeutIsche IndustrIe - verBand

Zwangsabschläge, Apothekenabschläge und Patientenzuzahlungen von diesem Betrag abgezogen werden und somit die reale Belastung der GKV deutlich niedriger ausfällt.

ZWANGSABSCHLÄGEIn der Öffentlichkeit wird zudem selten

wahrgenommen, dass sowohl die Hersteller als auch die Apotheker und die Großhändler wie nachstehend gezeigt Zwangsabschläge zur Stabilisierung der GKV-Ausgaben leisten müssen. Außerdem hat im Jahr 2011 der Großhandel einen Zwangsabschlag in Höhe von 0,85 % auf Basis des Abgabepreises der pharmazeutischen Unternehmer leisten müssen. Anfang des Jahres 2012 wurde die Großhandelsspanne neu festgelegt. Der Großhandelsabschlag ist seit diesem Zeitpunkt entfallen, da die angestrebten Einsparungen der GKV nun durch die neue Ausgestaltung der Großhandelsspanne erreicht werden sollen. Neben den bereits beschriebenen Zwangsabschlägen leisten die Patienten durch ihre Zuzahlungen einen weiteren Beitrag zur Stabilisierung der GKV.

AUF EINEN BLICK

ANZAHL DER BESCHÄFTIGTEN IN DER

BRANCHE

125.924

DURCHSCHNITTSGEHALT

60.681 Euro

EINSTIEGSGEHALT DER HOCHSCHUL-

ABSOLVENTEN

50.233 Euro

ANZAHL DER ABSOLVENTEN IN DER

BRANCHE

2.456

BEREICHE MIT HOHEM BEDARF AN

ABSOLVENTEN

Pharmakologie

MINDESTABSCHLUSS

Ein Master oder die Promotion bieten bessere Möglichkeiten

UMSATZ (IMPORT/EXPORT)

Import: 27,7 Mrd. Euro; Export: 54,2 Mrd. Euro

INVESTITIONEN (F&E)

210 Mio. Euro

PRODUKTIONSGEBIETE

Europa, USA, Japan, ChinaUnternehmensanzahl 898

TOP-10 DER UNTERNEHMEN

BASF, Bayer, Henkel, Linde, Evonik, Fresenius, Boehringer Ingelheim, Lanxess, Merck, Beiersdorf

SCHWERPUNKTLAND IN DER BUNDES-

REPUBLIK

Baden-Württemberg

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3

156 PharMazeutIsche IndustrIe - verBand

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Sartorius ist ein international führen-

der Labor- und Pharmazulieferer mit

über 6.000 Mitarbeitern weltweit.

Rund 2.500 von ihnen arbeiten in

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bei Sartorius reichen von Positionen

in der Forschung & Entwicklung über

Produktmanagement, Marketing und

Vertrieb hin zu Personalmanagement

und IT.

Interessenten können sich online über das Jobportal bewerben, Sartorius nimmt Bewerbungen mittlerweile ausschließlich über diesen Weg entgegen. Der Vorteil für Bewerber: Ist gerade keine passende Stelle ausgeschrieben,

können sie sich im Jobportal von Sartorius ein eigenes Profil anlegen und werden so automatisch über neue Stellenangebote benachrichtigt.

FRÜH PRAXISERFAHRUNG SAMMELNBei der Einstellung von Absolventen unter-

scheidet Sartorius nicht zwischen Bachelor- oder Masterabschluss. Wichtiger als der Abschluss ist für das Unternehmen, dass die Bewerber erste Erfahrung in der Praxis gesammelt haben und ein nachgewiesenes Interesse für das jeweilige Fachgebiet mitbringen. Die Chancen für einen Direkteinstieg erhöhen sich häufig, wenn sich Unternehmen und Bewerber bereits kennen. Studierende sollten deshalb die Möglich-keit nutzen und frühzeitig Praxiserfahrung sammeln, zum Beispiel im Rahmen eines Praktikums oder als Werkstudent neben dem Studium. Unternehmen wie Sartorius bieten in einer Vielzahl an Bereichen Praktika an und können diese zeitlich und fachlich meist individueller gestalten als kleine Firmen. Bei Sartorius arbeiten Praktikanten und Werk-studenten von Anfang an aktiv im Tagesgeschäft mit und bekommen anspruchsvolle Aufgaben,

die sie eigenverantwortlich umsetzen. So können Studierende ihr theoretisches Wissen in der Praxis anwenden und nebenbei auch das eigene Netzwerk ausbauen. Sartorius lernt auf diesem Weg frühzeitig talentierte junge Menschen kennen und profitiert bei einer späteren Einstellung davon, dass die Mitarbeiter die Produkte, Abläufe und Ansprechpartner im Unternehmen bereits kennen und nicht bei null anfangen.

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158 PharMazeutIsche IndustrIe - unternehMensBeItraG

ZAHLREICHE KARRIEREWEGEIm Job angekommen, bieten große Unter-

nehmen wie Sartorius vielfältige Entwicklungs- und Karrierewege. Schon vor 15 Jahren hat Sartorius beispielsweise ein eigenes Weiter-bildungszentrum etabliert, das Sartorius College, das internationale Schulungen und Coachings für seine Mitarbeiter anbietet. Personalent-wicklung findet bei Sartorius aber nicht nur über Trainings statt. Das Unternehmen besetzt Führungspositionen bevorzugt aus den eigenen Reihen und ermutigt seine Mitarbeiter auch,

Karriere außerhalb des eigenen Bereichs oder Standorts zu machen. So wechseln Mitarbeiter aus der Strategieabteilung in den Vertrieb oder von der Produktion ins Marketing.

»SARTORIUS BIETET NEBEN DER KLAS- SISCHEN MANAGERKARRIERE IM BEREICH FORSCHUNG & ENTWICKLUNG AUCH FACHLAUFBAHNEN, DIE IN ANSEHEN UND GEHALT DER FÜHRUNGS-LAUFBAHN GLEICHGESTELLT SIND.«

SCHWERPUNKTE BEI DER EINSTELLUNGVor allem Natur- und Wirtschaftswissen-

schaftler, Ingenieure und Informatiker finden bei Sartorius vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Das Unternehmen sucht Mitarbeiter, die Experten in ihrem Fachgebiet sind, gerne Verantwortung übernehmen und das eigene Arbeitsgebiet aktiv voranbringen möchten. Gute Englischkenntnisse, interkulturelle Kompetenz sowie hohe Eigenmotivation sind weitere Ein-stellungskriterien. Seinen Mitarbeitern bietet Sartorius alle Vorteile eines großen Konzerns: ein internationales Umfeld, vielfältige Ent-wicklungs‐ und Karrierechancen und die Flexi-bilität, Arbeitszeiten individuell zu gestalten. Gleichzeitig hat sich das Unternehmen die Vorzüge eines mittelständischen Unternehmens bewahrt: Kurze Entscheidungswege, trans-parente Kommunikation und eine zugewandte, persönliche Unternehmenskultur.

159PharMazeutIsche IndustrIe - unternehMensBeItraG

Inserenten-verzeichnis

»Gewusst wo: diese unternehmen sind mit ihrer anzeige und ihrem einstiegsprofil in der Publikation vertreten.«

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Bundesnachrichtendienst 51 Diehl 87 Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen – IIS 39 Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung – IPA 77 HARIBO 129 Heraeus Holding 17 PTV Planung Transport Verkehr 115 TÜV Nord Group 21 Unilever 13 Vetter Pharma 123

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162 InserentenverzeIchnIs

Berufsstart – das Jobportal mit zahlreichen Angeboten für Studenten und Absolventen! Praktika · AbschlussarbeitenBerufseinstieg · Jobmessen · Karrieretipps.Starte jetzt auf berufsstart.de

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Nicht warten – durch- starten!

ImpressumBerufsstart Naturwissenschaften erscheint halbjährlich im Mai und im November.Die Verteilung erfolgt kostenlos an Studierende und Hochschulabsolventenan allen Universitäten und Fachhochschulen.Einzelexemplare können direkt beim Verlag oder über das Internet unterwww.berufsstart.de bezogen werden.

Herausgeber/Verlag:Klaus Resch Verlag KGMoorbeker Str. 3126197 GroßenknetenTelefon: 04435 / 9612 (0)eMail: [email protected]

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