bericht über die versammlung der astronomischen gesellschaft zu göttingen

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entstanden zu erklaren. Den Faktor 1;[(za - Y)/Y] bezeichnen wir mit )'(R,/r), d. h. wir setzen za - r= R, und bezeichnen R, als die Lange des Radiusvektors vom zweiten Brennpunkt der Ellipse nach dem Ende des Radiusvektors Y. Fur jeden Bahnpunkt bestimmt also die Quadratwurzel aus dem reinen Streckenverhaltnis der Radienvektoren R, und r die tatsachliche Bahngeschwindigkeit nach MaOgabe der Formel = v4)'(R0/y> . (7) Da R,/Y$I sein kann, ist auch v$vh, d. h. schwankt zwischen vp= vk V[(I +.)/(I - e)] als Maximal- und va4 = v4 V[(I -e)/(~ +e)] als Minimalgeschwindigkeit, dort aber, wo r = R, wird - am Endpunkt der kleinen Achse -, ist die tat- sachliche Bahngeschwindigkeit gleich der mittleren, ideellen Bahngeschwindigkeit . Unsere Uberlegungen haben wir nur auf Kepfersche Rechnung angestellt: Keplers 3. Gesetz fur ein und dieselbe Bahn lat sich also auch ausdrucken: Die jeweilige Bahn- geschwindigkeit ist der Wurzel aus dem Quotienten der nach den beiden Brennpunkten gezogenen Radienvektoren propor- tional, wobei der effektive Radiusvektor (r) im Nenner zu stehen kommt. Fur zwei Bahnpunkte gleichen, einseitigen Abstandes von dem groI3ten Durchmesser resultiert auch wiederum daraus das oben Gesagte. j. Tr. Bericht uber die Versammlung der Astronomischen Gesellschaft zu Gottingen. An der 30. Versammlung der Astronomischen Gesell- schaft, die vom 4. bis 8. August 1933 in Gottingen stattfand, nahmen rund IZO Mitglieder aus 12 LHndern teil. Der Vor- stand war vollzahlig erschienen bis auf den durch Krankheit verhinderten Prof. Tass. Nach Eroffnung der Versammlung am 4. Aug. durch den Vorsitzenden H. Ludendorff nimmt zu- erst das Wort der Kurator der Universitat Ministerialdirektor Yalentiner zur BegriiI3ung im Namen der Preuoischen Staats- regierung. Er weist hin auf die Zusammenarbeit der Astro- nomie mit der Physik und .Mathematik in Gottingen, die vor allem durch die Namen von Gaul, Wilh. Weber, Nernst, Felix Klein und Schwarzschild charakterisiert ist. Sachdem Prof. Kienle im Namen des verhinderten Rektors der Uni- versitat, der Oberburgermeister Dr. lung namens der Stadt und Prof. Weyl, der Direktor des Mathematischen Instituts, in dessen Raumen die Versammlung tagt, die Astronomische Gesellschaft begrul3t hatten, dankt der Vorsitzende H. Luden- dorff fur die Begriil3ungen. Er erwahnt, daI3 genau vor 31 Jahren die A. G. in Gottingen zuletzt getagt habe. Er ver- gleicht den Stand der Himmelsforschung von rgoz tnit dem der Jetztzeit, erwahnt den gewaltigen Fortschritt vor allem der Astrophysik und die Erweiterung des Sternsystems, halt es aber fur nicht unmoglich, daI3 in 30 Jahren wieder vieles uberholt sei. Dann gedenkt er des seit der letzten Ver- sammlung verstorbenen Vorsitzenden Max Wocf und wurdigt mit herzlichen Worten die hohen wissenschaftlichen Ver- dienste dieses unermudlichen Forschers. In den 3 Sitzungen, die am 4., 5. und 7. Aug. statt- fanden, war der erste Teil der Berichterstattung des Vor- standes uber seine Verwaltung der geschaftlichen Angelegen- heiten der Gesellschaft, uber den Fortgang der wissenschaft- lichen Unternehmungen und der Beratung und BeschluO- fassung uber die gestellten Antrage und den Wahlen der Vor- standsmitglieder gewidmet. Daran schlossen sich dann wissen- schaftliche Vortrage. Kach dem Bericht des Vorsitzenden uber die Entwick- lung der Gesellschaft seit der Budapester Versammlung be- tragt die jetzige Mitgliederzahl 51 2. Der Vorsitzende gedenkt der 23 verstorbenen Mitglieder, aul3er M. Wo/f vor allem K. A. R. Bosschas, der wertvolle Instrurnente gestiftet, A. F. Lindemanns, der Preise fur Kometenbahnberechnungen ge- stiftet und eine groOe Anzahl der 2. Auflage der B. D. verteilt habe und noch testamentarisch der A. G. 1000 Pfund Sterling vermacht habe, undj. C. Hagens, der immer ein treuer Freund der ,4. C. gewesen sei. Der Schriftfuhrer R. Prager berichtet uber die herausgegebenen Veroffentlichungen der A. G., und der Schatzmeister Hopmann legt den Kassenbericht vor. Der Kassenstand ist gunstig beeinflul3t durch das Vermachtnis von A. F. Lindemann. Der Jahresbeitrag wird wieder auf 16 RM. festgesetzt, und auf Antrag Kopff werden fur den A. J. B. bis zur nachsten Versammlung jahrlich 500 RM. bewilligt. Frau Dr. Dorothea Roberts-Klumpke hat den von ihr gestifteten Preis fur -4rbeiten uber die Hagenschen Dunkel- wolken noch einmal erneuert. Der Vorstand hat beschlossen, den diesjahrigen Preis Dr. RogiiMiiller fur seine Arbeiten uber Dunkelnebel am Sud-Himmel zuzusprechen, und dankt der anwesenden Frau Roberts fur die hochherzige Stiftung. Der Schriftfuhrer P. Cuthnick verliest den Bericht von Prof. H. Kobold uber die Herausgabe der A. N., der Prof. E. An- ding zu einigen Bemerkungen veranlaot. Ferner legt er vor den Bericht von Prof. Kobold uber Kometen und verliest ihn zum Teil. P. Guthnick berichtet iiber die Bearbeitung der Ver- anderlichen Sterne. Die benannten Veranderlichen haben sich seit der Fertigstellung der G. u. L. mehr als verdoppelt. Jetzt seien es 5826 Veranderliche, von ihnen seien durch R. Prager 151 2 druckfertig bearbeitet. Da eine Finanzierung des Druckes dieser Arbeit durch die Sternwarte Babelsberg erst 1934 mog- lich ist, wird von der Versammlung beschlossen, 5000 RM. fur ein Jahr zur Verfugung zu stellen, um den Druck schon jetzt zu ermoglichen. Die Mitglieder der A. G. sollen dafur auf Wunsch den Band gratis von der Sternwarte nabelsberg geliefert erhalten. Auf Antrag Xoff wird eine Kommission eingesetzt, die etwa an die A. G. herantretende Fragen des Kalenderwesens begutachten solle. Es werden gewahlt die Mitglieder: Kopff als Geschaftsfuhrer, Comrie, Hartmann, u. Kovesligethy, Ludendorff, Lundmark, Mauderli, Keuge- bauer, Peters, Przybyllok, Stein, E. Strompen und Tass. -4uf Antrag Boda wird beschlossen, eine Kornmission einzusetzen, die uber die zweckmaoigste Bearbeitung der GroBen Planeten berat, aus den Mitgliedern Boda (als Obmann), u. Brunn, Comrie, Kopf, Stracke, Sundman und Wilkens. E. Schoen- berg legt einen Aufsatz von H. I. Gramatzki vor uber Photo- graphische Beobachtungen des Planeten Jupiter, der in- zwischen in .4N Nr. 5970 erschienen ist. E. Stromgren be-

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Page 1: Bericht über die Versammlung der Astronomischen Gesellschaft zu Göttingen

entstanden zu erklaren. Den Faktor 1;[(za - Y ) / Y ] bezeichnen wir mit )'(R,/r), d. h. wir setzen za - r = R, und bezeichnen R, als die Lange des Radiusvektors vom zweiten Brennpunkt der Ellipse nach dem Ende des Radiusvektors Y .

Fur jeden Bahnpunkt bestimmt also die Quadratwurzel aus dem reinen Streckenverhaltnis der Radienvektoren R, und r die tatsachliche Bahngeschwindigkeit nach MaOgabe der Formel

= v4)'(R0/y> . (7)

Da R,/Y$I sein kann, ist auch v$vh, d. h. schwankt zwischen vp= vk V[(I +.)/(I - e)] als Maximal- und va4 = v4 V[(I - e ) / ( ~ +e)] als Minimalgeschwindigkeit, dort aber, wo

r = R, wird - am Endpunkt der kleinen Achse -, ist die tat- sachliche Bahngeschwindigkeit gleich der mittleren, ideellen Bahngeschwindigkeit .

Unsere Uberlegungen haben wir nur auf Kepfersche Rechnung angestellt: Keplers 3. Gesetz fur ein und dieselbe Bahn l a t sich also auch ausdrucken: Die jeweilige Bahn- geschwindigkeit ist der Wurzel aus dem Quotienten der nach den beiden Brennpunkten gezogenen Radienvektoren propor- tional, wobei der effektive Radiusvektor (r) im Nenner zu stehen kommt.

Fur zwei Bahnpunkte gleichen, einseitigen Abstandes von dem groI3ten Durchmesser resultiert auch wiederum daraus das oben Gesagte. j. Tr.

Bericht uber die Versammlung der Astronomischen Gesellschaft zu Gottingen. An der 30. Versammlung der Astronomischen Gesell-

schaft, die vom 4. bis 8. August 1933 in Gottingen stattfand, nahmen rund I Z O Mitglieder aus 1 2 LHndern teil. Der Vor- stand war vollzahlig erschienen bis auf den durch Krankheit verhinderten Prof. Tass. Nach Eroffnung der Versammlung am 4. Aug. durch den Vorsitzenden H. Ludendorff nimmt zu- erst das Wort der Kurator der Universitat Ministerialdirektor Yalentiner zur BegriiI3ung im Namen der Preuoischen Staats- regierung. Er weist hin auf die Zusammenarbeit der Astro- nomie mit der Physik und .Mathematik in Gottingen, die vor allem durch die Namen von Gaul, Wilh. Weber, Nernst, Felix Klein und Schwarzschild charakterisiert ist. Sachdem Prof. Kienle im Namen des verhinderten Rektors der Uni- versitat, der Oberburgermeister Dr. l u n g namens der Stadt und Prof. Weyl, der Direktor des Mathematischen Instituts, in dessen Raumen die Versammlung tagt, die Astronomische Gesellschaft begrul3t hatten, dankt der Vorsitzende H. Luden- dorff fur die Begriil3ungen. Er erwahnt, daI3 genau vor 31 Jahren die A. G. in Gottingen zuletzt getagt habe. Er ver- gleicht den Stand der Himmelsforschung von rgoz tnit dem der Jetztzeit, erwahnt den gewaltigen Fortschritt vor allem der Astrophysik und die Erweiterung des Sternsystems, halt es aber fur nicht unmoglich, daI3 in 30 Jahren wieder vieles uberholt sei. Dann gedenkt er des seit der letzten Ver- sammlung verstorbenen Vorsitzenden Max Wocf und wurdigt mit herzlichen Worten die hohen wissenschaftlichen Ver- dienste dieses unermudlichen Forschers.

In den 3 Sitzungen, die am 4., 5 . und 7 . Aug. statt- fanden, war der erste Teil der Berichterstattung des Vor- standes uber seine Verwaltung der geschaftlichen Angelegen- heiten der Gesellschaft, uber den Fortgang der wissenschaft- lichen Unternehmungen und der Beratung und BeschluO- fassung uber die gestellten Antrage und den Wahlen der Vor- standsmitglieder gewidmet. Daran schlossen sich dann wissen- schaftliche Vortrage.

Kach dem Bericht des Vorsitzenden uber die Entwick- lung der Gesellschaft seit der Budapester Versammlung be- tragt die jetzige Mitgliederzahl 51 2. Der Vorsitzende gedenkt der 23 verstorbenen Mitglieder, aul3er M . Wo/f vor allem K. A . R. Bosschas, der wertvolle Instrurnente gestiftet, A. F. Lindemanns, der Preise fur Kometenbahnberechnungen ge- stiftet und eine groOe Anzahl der 2. Auflage der B. D. verteilt

habe und noch testamentarisch der A. G. 1000 Pfund Sterling vermacht habe, u n d j . C. Hagens, der immer ein treuer Freund der ,4. C. gewesen sei. Der Schriftfuhrer R. Prager berichtet uber die herausgegebenen Veroffentlichungen der A. G., und der Schatzmeister Hopmann legt den Kassenbericht vor. Der Kassenstand ist gunstig beeinflul3t durch das Vermachtnis von A . F. Lindemann. Der Jahresbeitrag wird wieder auf 16 RM. festgesetzt, und auf Antrag Kopff werden fur den A. J. B. bis zur nachsten Versammlung jahrlich 500 RM. bewilligt. Frau Dr. Dorothea Roberts-Klumpke hat den von ihr gestifteten Preis fur -4rbeiten uber die Hagenschen Dunkel- wolken noch einmal erneuert. Der Vorstand hat beschlossen, den diesjahrigen Preis Dr. RogiiMiiller fur seine Arbeiten uber Dunkelnebel am Sud-Himmel zuzusprechen, und dankt der anwesenden Frau Roberts fur die hochherzige Stiftung. Der Schriftfuhrer P. Cuthnick verliest den Bericht von Prof. H. Kobold uber die Herausgabe der A. N., der Prof. E. A n - ding zu einigen Bemerkungen veranlaot. Ferner legt er vor den Bericht von Prof. Kobold uber Kometen und verliest ihn zum Teil.

P. Guthnick berichtet iiber die Bearbeitung der Ver- anderlichen Sterne. Die benannten Veranderlichen haben sich seit der Fertigstellung der G. u. L. mehr als verdoppelt. Jetzt seien es 5826 Veranderliche, von ihnen seien durch R. Prager 151 2 druckfertig bearbeitet. Da eine Finanzierung des Druckes dieser Arbeit durch die Sternwarte Babelsberg erst 1934 mog- lich ist, wird von der Versammlung beschlossen, 5000 RM. fur ein Jahr zur Verfugung zu stellen, um den Druck schon jetzt zu ermoglichen. Die Mitglieder der A. G. sollen dafur au f Wunsch den Band gratis von der Sternwarte nabelsberg geliefert erhalten. Auf Antrag X o f f wird eine Kommission eingesetzt, die etwa an die A. G. herantretende Fragen des Kalenderwesens begutachten solle. Es werden gewahlt die Mitglieder: Kopff als Geschaftsfuhrer, Comrie, Hartmann, u. Kovesligethy, Ludendorff, Lundmark, Mauderli, Keuge- bauer, Peters, Przybyllok, Stein, E. Strompen und Tass. -4uf Antrag Boda wird beschlossen, eine Kornmission einzusetzen, die uber die zweckmaoigste Bearbeitung der GroBen Planeten berat, aus den Mitgliedern Boda (als Obmann), u. Brunn, Comrie, Kopf, Stracke, Sundman und Wilkens. E . Schoen- berg legt einen Aufsatz von H. I. Gramatzki vor uber Photo- graphische Beobachtungen des Planeten Jupiter, der in- zwischen in .4N Nr. 5970 erschienen ist. E. Stromgren be-

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richtet! daB in den letzten Wochen Herr N . Mo/ler Nicolaisen bei Ausgrabungen auf der Insel Hven einen Wall gefunden habe, der rnit Tychos Papiermuhlenanlage zusammenhangt. Das Muhlenrad von 6 m Durchmesser sei schon gefunden. In einer Mitteilung uber die Ephemeriden veranderlicher Sterne erwahnt R. Prager die Schwierigkeiten, die die Mira- Sterne wegen der bei allen veranderlichen Periode bieten. Wihrend man fruher versucht habe, periodische Glieder ein- zufuhren, habe er jetzt bei den Vorausberechnungen empirisch mit instantanen Perioden gerechnet.

Die nachste Versammlung sol1 auf Einladung von Prof. Mauderlt' in z Jahren in B e r n stattfinden, rnit einer Besich- tigung der Beobachtungsstation auf dem Jungfraujoch. Der Vorstand besteht nach den Neuwahlen bis zur nachsten Ver- sarnmlung aus den Mitgliedern: H. Ludendorf Vorsitzender, Sir Arfhur Eddington stellvertretender Vorsitzender, R. Prager und A. Kopf Schriftfuhrer, J . Hopmann Schatzmeister, K. Lundmark, A. Tass und H. Vogt.

W i s s e n s c h a f t l i c h e V o r t r a g e . A. Kopf spricht uber die Verbesserung des N. F .K. von Auwers. Uber das Thema sind die Lcser der A. N. durch verschiedene AufsHtze au f dem L.aufenden gehalten. Es wird fur das Bcste gehalten, alle Beobachtungen vor I 850 auszuschlieBen. Auch in Zukunft seien moglichst viele Meridiankreise in den Dienst der Sache zu stellen. Im AnschluB daran berichtet KO,@' uber eine Arbeit yon i%'. Dnepme'sky ,)Uber die Korrektionen der Dekli- nationen von der Form AS,,((. - Dorothea Roberts-Kl'umpke spricht uber Dunkelnebel auf den Aufnahnien von Zsaac Roberfs irn Vergleich zu Herschefs Beobachtungen. - B. Stromgren halt einen Vortrag ,Zur Deutung des Hertzsprung- Russell-Diagramrnsa. Er behandelt die Frage des Wasser- stoffgehalts in den Sternen im Zusammenhang rnit der Ver- teilung im Russell- Diagramm. Die Berechnungen grunden sich auf das Masse-Leuchtkraft-Gesetz von Eddington. - A. Freih. u. Beadieu-Marconnay, der Leiter der Quarz- abteilung der Deutschen Ton- und Steinzeug-Werke, Akt.- Ges., spricht uber ))Astronomische Spiegel aus Quarzcc. Be- knnntlich seien trotz groBer aufgewendeter Kosten (uber

Millionen Doll.) Glasspiegel uber z m Durchmesser noch nicht gelungen. Da geschmolzener Quarz nur 'IG des Aus- dehnungskoeffizienten von dem des Glases habe, sei es eher mbglich, groBe Spiegel aus Quarz herzustellen als aus Glas. Seine Versuche gaben ihm die Hoffnung, einen Spiegel von 100 Zoll Durchmesser in z ' / ~ Jahren herzustellen, wenn die Finanzierung gesichert sei. Er legt zwei fur Spiegel geeignete, nach seiner hlethode hergestellte kleinere Quarz- Platten vor.- H. Weriier triigt vor uber die EB. von Grb 1830. Ristenpart habe 1902 ein quadratisches Glied in der E.B. dieses Sterns nachweisen wollen, allerdings ohne Erfolg, da der negative Wert des Resultates der Theorie widersprach. Eine Bearbei- tung der neueren Beobachtungen hat jetzt ein positives Er- gebnis geliefert, welches einer Parallaxe r = o:z entspreche, was mit Schlesingers Wert ol098 leidlich stirnme. - Eine neue Bewegungstheorie fur sehr enge Doppelsterne legt A'. WaZter vor. Seine Untersuchungen setzen an Stelle des alten Storungsproblems bei Bedeckungsveranderlichen, bei denen Urnlaufszeit und Umdrehungszeit ubereinstirnmen, ge- koppelte Schwingungen. Die Schwankungen der Helligkeit haben die Periode der Librationen und sind erzwungene

Pulsationen. - K. F. Bottfinger spricht uber eine Moglichkeit der Venvandlung einer hyperbolischen Kometenbahn in eine elliptische. Er kommt zu dem SchluB, daB bei h d e r u n g der physischen Beschaffenheit der Kometen sich der Strahlungs- druck, also auch die Gesamt- Attraktionskonstante, gndern konne. Es sei also prinzipiell rnoglich, da13 sich die Bahnen andern, wenn sich der Zustand der Kometen Hndere. - R. Hase berichtet uber Messung und Erzeugung hoher Temperaturen im Laboratorium. Er zeigt, rnit welchen Mitteln man von den schon festgelegten 'Ternperatur- Fixpunkten, wie z. B. Goldschmelzpunkt, weiter hinaufkommen konne zu rnoglichst hohen Ternperaturen. - C. Hofmeisfer spricht uber Flachenphotometrie. E r behandelt Helligkeitsmessungen am Nachthimmel. Das Wesentliche eines von ihm konstru- ierten neuen Photometers ist die Vergleichung eines Himrnels- ausschnittes von 105 Durchmesser mit einern gleichgrol3en .MeBfeld. Kontrast-Photornetrie kommt fur Stabchensehen nur bei sehr grol3en Flachen, etwa von 5" Durchmesser ab, in Betracht. Ein Mangel der bisher au f den Nachthimmel an- gewandten Photometer ergab sich aus der Unzuverlassigkeit der elektrischen Larnpchen. Er wird beseitigt durch die Ein- fuhrung von Kadiurn-Leuchtscheiben als Zwischennormen, die bei jeder Beobachtungsreihe mehrfach mitgemessen und aul3erdem von Zeit zu Zeit an die Hefnerlampe angeschlossen werden. Zum AnschluB der Flachenhelligkeiten an das Sterngrijflen-System gibt der Vortragende mehrere Moglich- keiten an. Er teilt femer mit, da13 er sein Verfahren auf einer Forschungsfahrt nach der Tropenzone und der Sudhalbkugel auf die Vermessung der sudlichen MilchstraBe, des Zodiakal- lichts und des dunklen Himmelsgrundes angewandt hat. Der mittlere Fehler einer einzelnen Einstellung betragt etwa * omo8. Die 1,euchtscheiben haben sich wahrend rnehrerer Monate als praktisch unveriindert erwiesen. - U ber die selektive Absorption des Lichtes in Dunkelwolken berichtet C. Scha/e'n. Da kurz- wellige Strahlen starker absorbiert werden als langwellige, mullten Sterne durch Dunkelnebel hindurch gesehen ro t e r erscheinen als andere. Er untersucht unter diesem Gesichts- punkt 300 R - und A-Sterne in 3 Gebieten der MilchstraBe und schlieBt daraus a u f die GroBe und Masse der absor- bierenden Teilchen. -- H. Kienl'e macht Mitteilung uber die Gottinger Sternwarte im Hinblick au f die Besichtigung der- selben. Es sei ein Problem gewesen, wie man die Erhaltung des historisch gewordenen rnit den Aufgaben der Gegenwart vereinige. Die Gaul-Bibliothek sei geschlossen in die Uni- versitats- Bibliothek ubergefuhrt worden. Einige historisch wert- volle Instrumente seien zuganglich aufgestellt. Neues sei auf- gebaut, vor allem fur das Ternperatur- Prograrnm. - M . Schul'er fuhrt in den RHumen der Sternwarte in langerern Vortrag seine Uhreneinrichtung vor, vor allem sein ))Aus- gleichspendelr, uber das schon rnehrfach in den A. N. berichtet ist. Er weist hin a u f die Wichtigkeit des Schncidenproblems. Leider zeige die Invar- Pendelstange nicht die notige Konstanz. Man rnusse also nach einem anderen Material suchen. - R. MzifZer spricht uber nAbzahlungen im Kohlensack irn Sudlichen Kreuzcc. Die Abzahlung einer 4.2 Quadratgrad groBen Fllche irn Kohlensack ergab einen Absorptionsbetrag von rund ~m gegen die helle Umgebung im Sternbild Crux; die Absorption ist schon bei den hellsten Stemen wirksam, so daB die absorbierende Wolke schon in einer Entfernung

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von 100-1 50 Parsec wirksam ist. Die Berechnung der Himmels- helligkeit dieses Dunkelgebietes zeigte, dal3 der Eindruck der tiefen Schwarze dieser Dunkelwolke durch Kontrast gegen die hellen Wolken in der Umgebung zu erklaren ist; im Vergleich rnit der mittleren Himmelshelligkeit der Milch- straBenebene ergibt sich nur ein geringer Intensitatsunter- schied. - 3. Hopmann berichtet iiber photometrische Ver- suche am Orionnebel, vor allem uber die Resultate, die rnit dem Leipziger Flachenphotometer erhalten sind. - L. Bier- mann spricht uber ))Die Temperaturen der Sternecc. Die In- tensitatsverteilung im kontinuierlichen Spektrum der Sterne entspricht nicht dem PZanckschen Gesetz. Die Beriicksich- tigung der Veranderlichkeit des Absorptionskoeffizienten ge- stattet den Gang der Abweichung qualitativ, wenn auch noch nicht quantitativ zu bestimmen. - B. Lindbhd tragt vor iiber Spektralphotometrische Untersuchungen an Riesen- und Zwergsternen. - Bengt Stromgren spricht uber photoelek- trische Registrierungen von Sterndurchgangen und iiber seine seit der Kopenhagener Versammlung erreichten Fortschntte. Bei Benutzung einer Lamellenscheibe und einer Auflade- methode gelingen ihm im 5-zolligen Meridiankreis der Kopen- hagener Sternwarte Registrierungen von Durchgangen bis zu Sternen der GroBe 9m. - W. B. Bernheimer tragt vor iiber die absolute Helligkeit der Kugelhaufen. Mit Hilfe neuer Be- obachtungsreihen von Totalhelligkeiten galaktischer Kugel- haufen gelingt u. a. die Uberfiihrung der Daten von ShapZey- Sawyer in ein Pogson-System. Die gewonnenen Ergebnisse werden durch eine Messungsreihe auf der McCormick-Stern- warte bestatigt. Nach Diskussion der Wirkung der galaktischen Absorption werden fur alle Kugelhaufen absolute Total- helligkeiten abgeleitet. Es ergibt sich das Frequenzmaximum bei -7M70 (90 Objekte), gegenuber -8Mo ( IS Objekte) nach den McCormick-Ergebnissen und - 6M95, dem Ergebnis einer vorlgufigen Reduktion von HubbZe. Eine Vergleichung rnit dem Frequenzmaximum der M der paragalaktischen Kugelhaufen im Andromedanebel bestatigt die von HubbZe festgestellte Abweichung. Die ermittelte Differenz der Haupt- maxima, 2.70, ist jedoch noch bedeutender als bei HubbZe, da- gegen von derselben GroBenordnung wie bei Vyssotsky und WiZZiams. Die von HubbZe als paragalaktische Kugelhaufen angesprochenen Objekte in M 31 sind demnach von den galaktischen Kugelhaufen hinsichtlich ihrer absoluten Leucht- kraft ganz wesentlich verschieden. - K. Lundmark spricht uber: The distance indicators in the inner galaxy. - Eine Be- arbeitung des gesamten Beobachtungsmaterials von SV Vul- peculae ergab A. V. NieZssn, daB der Stern trotz der aul3er- gewohnlichen Periode von 4 9 ein 8 Cephei-Stern ist, vielleicht rnit langsamer Zunahme der Periode. - B. Thnring spricht iiber die Dichteverteilung rotierender polytroper Gasmassen (elliptischer Nebel), die er theoretisch zu berechnen versucht. - E. ScAoenberg legt neue Untersuchungen iiber den Saturnring vor. Er erklart die Veranderlichkeit als eine Beugungser- scheinung; aus der Kurve der Helligkeit konne man auf die GroBen der Teilchen schlieoen. - K. Boda spricht iiber die Theorie der GroBen Planeten. Die Integration der auf der Heidelberger Versammlung vorgetragenen Entwicklungen der Storungsfunktion fuhrt auf die Auflosung eines unendlichen Gleichungssystems 5 . Grades, wenn die Storungen aller hoheren Ordnungen in bezug auf die storende Masse be-

Kiel, 1933 Aug.

rucksichtigt werden sollen. Die Auflosung ist nur moglich, wenn die Storungen I. Ordnung stark abfallende Reihen bilden. Bei den Grol3en Planeten kann man solche Reihen er- halten. Fur das System Jupiter-Saturn sind die Storungen I. Ordnung unter Berucksichtigung von Exzentrizitat und Neigung von BrendeZ und fur Merkur die durch Venus und Erde im Planeteninstitut auf ~'~OOOOOI genau berechnet und dabei alle Glieder bestimmt worden, welche O!OOOI uber- schreiten. Glieder rnit kleinen Divisoren stehen dabei an der Spitze. Spater konnen keine mehr auftreten. Kommensura- bilitaten bieten keine Schwierigkeiten. Die Zahl der Glieder ist gering. Damit ist die Moglichkeit gegeben, die Storungen der Grol3en Planeten vollstandig, auch einschlieBlich der hoheren Ordnungen, darzustellen, d. h. alle Glieder anzugeben, welche irgendwie merkbar werden. - CeciZia H, Payne behandelt in ihren Ausfiihrungen : Forbidden lines in astrophysical sources. - 0. Heckmann spricht : Zur Theorie stationarer Stern- systeme. Er behandelt das Thema der Dynamik der Milch- stral3e im Gebiet der klassischen Mechanik moglichst ohne Formeln. - H. Strasl tragt vor uber kurzfristige Anderungen der Empfindlichkeit photographischer Platten. Er rat zur auoersten Vorsicht bei der Photometrie von Aufnahmen bei stark sensibilisierten Platten. - R. WiZd macht Bemerkungen zur chemischen Konstitution der Planetenatmospharen. Er versucht mit Hilfe der Geochemie, welche das Vorkommen der chemischen Atome und ihre Wanderung zwischen den ver- schiedenen Schichten der Erde untersucht, aus der Erforschung des Erdkorpers etwas zur Atmosphare der Planeten beizu- tragen.

In einer Sitzung der Zonen-Kommission berichtet A. Kopx uber die Arbeiten fur die Neubeobachtung der AG-Kataloge. Der Fundamentalkatalog FK 3 ist fertig. Er wird von 1939 an im B. J. benutzt werden, bis dahin sind von 1934 ab die )>Korrektionencc anzuwenden. Die Meridianbeob- achtungen sind fertig bis auf kleine Ruckstande in den Dekli- nationen von Pulkowa, die photographischen Aufnahmen auf den 3 beteiligten Sternwarten fertiggestellt. Die Reduktionen im Rechen-Institut sind weit gefordert.

Besichtigt wurde aul3er der Sternwarte und dem neuen Observatorium auf dem Hainberg das Aerodynamische Institut sowie das Geophysikalische Institut, wobei Prof. G. Angenheister einen Vortrag uber DIOO Jahre Erdmagne- tismuscc hielt. Im Physikalischen Institut zeigte Prof. PohZ einen Vorlesungsversuch zur Messung der Lichtgeschwindig- keit rnit rotierendem Spiegel in der Anordnung von A . A. MicheZson.

In den unteren Raumen des Mathematischen Instituts hatte Dr. H. Strebel' seine vortrefflichen Sonnenphotographien ausgestellt und die Firma Carl ZeiB und die Gottinger fein- mechanische Industrie wissenschaftliche, vor allem astro- nornische und geodatische Instrumente.

Am Abend des 5. Aug. fand eine durch klassische Musik verschonte gesellige Zusammenkunft auf der Sternwarte statt, am 6. Aug. eine gemeinsame Weserfahrt rnit Besichtigung von Hannov. Miinden. Am 8. Aug. unternahm ein grol3er reil der Mitglieder noch einen Ausflug nach Kassel zum Besuch der dortigen astronomischen Sammlung, welche vor tllem die Instrumente des Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen :nthalt, und des Schlosses Wilhelmshohe.

M. EbelZ, A . Dose.