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Page 1: Bericht über die 12. Jahresversammlung der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft im September 1926 zu Duisburg

Tsehermaks Mineralogische u. Petrographisohe Mitteilungen, Bd. 37, H. 3-6, 1926.

XIV. Bericht Ober die 12. Jahresversammlung der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft

im September 1926 zu Duisburg. Das Programm der Tagung yon 1926 umfal]te die Exkursionen ins Gebiet

des Laacher Sees, anschliel]end die eigentlichen Sitzungstage in Duisburg un.d schliefllich die Veranstaltungen danach.

An den yon Herru Brauns in vorzfiglicher Weise organisierten und per- sSnlich geleiteten Wanderungen am 13, 14. und 15. September nahmen bereits fiber 40 Mitglieder teil, denen so unter berufermter Ffihrung die Kenatnis des jfingsteu deutschen Vulkangebietes vermittelt wurde. Neben Herrn Brauns ist die Gesellschaft Herrn Pater Dr. Michael Hopman v)n der Abtei Maria Lunch zu Dank verpflichtet.

Der Einladung des Herrn Aulich selbst wareu trotz der exzentrischen Lage yon Duisburg rund 75 Mitglieder und GSste gefolgt.

Die Tagung wurde am 16. September erSffnet durch Begrfiflungsworte des Vorsitzenden, Herrn Rinne, des Geschiiftsffihrers der Tagung, Herrn Aul[ch und des Leiters der die Versammlung in ihren RSumen beherbergenden Hfitten- schule, Herrn 0berstudiendirektors Meyer.

Sodann gedachte der Vorsitzende tier im letzten Jahr verstorbenen Mit- glieder, deren Andenken die Versammlung durch Erheben ehrte. E~ waren die Herren:

Dr. G u s t a v A d o l ~ S t e p h a n , Chemiker, Dahlhausen, Ruhr, Dr. M. v o n K 5 n i g s 1 5 w, Bergrat und Bergschuldirektor, Siegen, Dr. F. K r a n t z , Bonn a. Rh., Dr. H. B a u m h a u e r, Professor, Freiburg, Schweiz. Es folgten dann die wissenschaftlichen Sitzungen, fiber die im folgenden

in Autorreferaten der VortrSge berichtet wird. Die G e s c h i i f t s s i t z u n g land am 16. September, 3'25 Ubr nach-

mittags, unter Vorsitz yon Herrn Rinne in Anwe,senheit yon ca. 55 Mitgliedern statt. Nach der Feststellung der ordnungsmiil3igen Einberufung berickten:

1. Herr ,R a m d o h r fiber die Mitgliederbewegung. Es ,sind ausgeschie:len 15 Mitglieder (4 Todesfiille, 11 dutch Austritt), neu eingetreten 55 Mit- glieder, so dal3 der Mitgliederbestand jetzt 490 ist.

2. Herr T h o s t fiber die Kassenverh~iltnisse. Die Kosten der ForL~chritte werden nicht entfernt mehr durch die Mitgliedsbeitr~ige gedeckt; stets hat die Notgemeinschaft in dankenswerter Weise nicht unbedeutende Zuschiisse geleistet. Um die HShe dieses Zuschusses zu verringern und zugleich nm die Gesellschaft finanziell unabh~ingiger zu machen, schI~igt der 8chatzmeister eine ErhShung des Beitrages fiir 1927 auf 10 M. vor. Die Versammlung stimmt einstimmig zu.

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Bericht fiber die 12. Jahresversammlung der Deutsch. Min. Ges. usw. 237

3. Herr R i n n e fiber die Wahl des 0rtes der n~ichsten Tagung. Da vor der Festsetzung des Ortes dot n~ichsten Versammluag Deutsclmr Naturforscher und )[rzte eine Entscheidung untunlich ist, wird dieso Angelegenheit dem Vorstand fiberlassen.

4. Herr R i n n e berichtet fiber die Einladung der Mineralogical Society zu ihrer Jubiliiumstagung (dem Programm der Duisburger ITagung war ein Aus- zug aus der Einladung beigelegt) und wird yon der Versammlung beauftragt, dot Mineralogical Society daffir zu danken.

5. Herr J o h n s e n fiber seine T'~tigkeit im Damnu. 6. Herr L e h m a n n - Halle fiber das Ergebnis der Kassenpriifung, au[ Grand

dessen dem Schatzmeister Entlastung erteilt wird. Am SchluI~ spricbt der Vorsitzende dem Gescbiiftsffihrer der Tagung, dem

Scbatzmeister and dem Schriftffihrer den Dank der Gesellschaft aus. Am Freitag, 17. September nachmittags, besuchten 27 Mitglieder die

Kruppsche ,,Friedrich-Alfred-Hfitte" in Rheinhausen, gleichzeitig 19 weitere die ,,Rheinischen Stahlwerke Duisburg-Meiderich".

Am Sonnubend, 18. September vormittags, war 25 Herren Gelegenheit geboten, das Eisenforschungsinstitut-Dfisseldorf zu besichtigen.

Gleichzeitig konnten 19 Mitglieder in kleinen Gruppen Zechen der Gute- hoffnungshiitte-Oberhausen befahren.

Am Sonnabend Nachmittag ffihrte Herr Bergassessor Dr. Kukuk durch die Sammlungen der Berggewerkschaftskasse in Bochum und ~ b einen (?ber- blick fiber die Entstehung der Bergschule und der Summlungen.

Allen Werksleitungen und allen Herren, die die Besichtigungen fiihrten oder unterstiitzten, sei hierdurch nochmals der Dank der Gesellschaft ausge- sprochen. R a m d o h r.

Der Vorstand hat beschlossen, die 13. Jahreshauptversammlung in B r e s 1 a u abzuhalten. Die Geschliftsffihrung hat Herr L. M il c h iibernommem

Vortr ige. F. Rlnne, Leipzig: Uber klinstlieh und natiirl ich umgefornltes Steinsalz

und seine Rekristall isation.

Es handelt sich bei den in der ~berschrift erw~ihnten Verh~iltnissen um zwei besonders hervorstechende Eigenschaften des Steinsulzes, and, beiliiufig ge- sagt, auch des Sylvins; es stellen diese Salze in mechanischer Hinsicht in der Tat gewissermaflen Parallelf~ille zu den geschmeidigen Metallen vor.

L Was die k i i n s t l i c h e D e f o r m a t i o n des Steinsalzes anlangt, so ist wohl einem jeden Mineralogen der Versuch aus eigener F_a'fahrung vertraut, l~ingliche Spaltstiicke des Materials zu biegen .oder zu drillen, ein Vorgang, der, wie bekunnt, bei etwas l erhShter Temperatur oder bei A,asfiihrung in Wasser iiberraschend leicht vor sich geht bis zu dem Ergebnis des Milchschen kristallo- graphischen Scherzes, die chemische Formel NaC1 mls gebogenen Spaltstiicken von .Steinsalz zu formen. Das Material bleibt bei solchen starken Deformatio- nen klar durchsichtig, zum Zeichen, dab dabei keine, mit Hilfe gewShnlicher

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Optik wahrnehmbare Risse entstanden sind. Stellt man in solchen Pr~iparaten Spaltrisse kfinstlich her, so zeigen sie einen kontinuierlichen, den Umrissen an- gepafiten Verlaufi Das Lauediagramm erweist sich asteristisch und zwar, wie ich hinzuffigen kann, mit einer Strahlenl~inge and Bandformung, die sich vSllig durch den jeweiligen Biegungsgrad erklRrt, so dal] man sonstiger Erkl~irungen des in Rede stehenden Asterismus nicht bedarf.

Zu noch weitergehenden Umformungen gelangt man bei eiuer Einbettung der Steinsalzspaltstficke in Kupferhfilsen, die auBer dem Versuchsobjekt mit Pazaffin, Alaun oder Blei beschickt und einer Pressung ausgesetzt werden. Be- gnfigt man sich mit einer geringen Zusammendrfickung, so entnimmt man dem Druckgefiil~ nach dem Befreien des Steinsalzes yon seiner Umhfillung Cebilde, die, wechselnd mit der kristallographischen Lage tier Spaltstficke zur Prefl- richtung, als geometrisch trigonale, rhombische, monokline oder trikline KSrper erscheineu und dabei mehr oder minder verrandete Kanten und Fl~ichen auf- weisen. Die ganze Erscheimmg solcher DruckkSrper weist recht deutlieh den Charakter meclmnisch gequ~ilten Materials auf. Bei schaeller Ausffihrung des Versuche~ kommt es zu Riflbildungen im Steinsalz and damit zu einer mehr oder minder weitgehenden weifllichen Triibung.

Preflt man die Hiilsen noch st~irker zusammen, was bei Verwendung yon gegtiihtem Kupfer als Mantelmaterial und zugleich allm~ihlicher Beanspruchung in sehr weitgehendem Marie mSglich ist, so wird das Steinsalz ungemclu stark deformiert, ohne seinen Zusammenhalt zu verlieren. Die entstar~:lenen at~sge- pr~igt plattigen Erzeugnisse lassen gelegentlich einen sich spitz auskeilenden Rand erkenneu, der meif~elartig in die Umhiillung eindrang. Die OberflSche tier Platten ist wellig ausgestaltet, wohl entsprechend dem Helmhotzschert Prin- zip der Ausgestaltung yon Grenzfliichen sich aneiuander herbewegender KSrper, und zwar bier unter den besonderen l]edingungen einer radialen Wauderung der gepref~ten Massen. Die M~ichtigkeit der Pr~iparate wechselt; gelegentlich wird sie 5rtlich gleich null, d. h. die Platten sind l/Jcherig durchgequet.scht. Im allgemeinen bleibt die Durchsichtigkeit erhalten. Zudem zeigen die PrR- parate kcine irgend betr~ichtlichen optischen Anomalien, sehr im Gegensatz zu dem ohne Umhiillung bei gewShnlicher Temperatur gedriickten Steinsaiz, da{] sich aus Translationssystemen mit kr~iftiger Doppelbrechung zusammensetzt~

II. Ausgezeichnete k i i n s t l i c h e R e k r i s t a l l i s a t i o n e n an gebo- genen Steinsalzstiickea sind dutch Grof~ und Kindt beschrieben. Man kann die Erscheinung vielleicht als die .der Sammelkristallisation ei~er unendlichen Zahl gespannter, nicht ganz paralleler Kristalltei!e auffassen. OberflRchlich erschei- hen so!che rekristallisierten Partien etwas matt gegeniiber den glatten, noch nicht umgebauten Teilen tier PrRparate. Die vorher yon Stelle zu Steile ge- krtimmte Spaltbarkeit wird vSllig gleichm~ifJig und dam asteristische RSntgen- bild durch ein mehr oder minder normales ersetzt.

Einen weiteren Anhalt fiir trockene Sammelkristallisation gewinnt man durch den Vergleich yon Laueaufuahmen aa rein gepulvertem, also mechanisch kr~iftig beanspruchtem und danach plattenfSrmig gepref~tem Steinsalz vor und nach dem Tempern. Liefern die nicht erhitzten Proben auf der photographi- schen Platte lediglich eine diffuse optische Wirkung um den Einstich des

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Prin~rstahles, so zeigen sich in dem einige Stunden m~.13ig hocherhitztem Steinsalz die Einstiche der einzelnen Sekund~irstrab.len in wirrer Aggregierung mit allmiihlich wachsender Deutlichkeit. Der Sylvin liefert solche Anzeichen der Rekristallisation schon bei Zimmertemperatur, Steinsalz auch bereite bei 100 o C.

]II. Die n a t ii r I i c h e n D e f o r m a t i o n e n yon Steinsalzlagers~tten sind sehr bekannte und drastisehe Erseheiaungen; es gibt wolff kein Material, das die mechanischen Umstiinde der Lagerfaltung, Zerrung und Stauehung in mannigfaltigerer Art als das Steinsalz zeigt. Im Gegensatz dazu treten bei tier Betrachtung der einzelnen Kristalle solcher dislozierten Lagerteile die bei man- chert anderen Stoffe~ ~ibliehen Zeichea fiir natiirliche mechanische Beanspru- chung, wie Biegung, Stauchung, Zerrung, Translationen, optische Differenzierun- gen im allgemeinen beim Steinsalz nieht, oder wenigstens nieht in grol~er Ver- breitung heraus. Immerhia finder man solche Erscheinungen gelegentlich bei Steinsalz und auch Sylvia da, we diese irt tonigen .Mitteln lagern, so stellen- weise bei den m~iehtig dislozierten Hartsalzen des Vorkommens yon ,,Gliickauf" Sondershausen. Die betreffenden Proben, die Naumana geschi',dert hat, zeigen im mikroskopischen Bilde eine typische Durehbewegungstextur nach Art kri- stalliner Schiefer.

Ein wesentlieher Grund dieses Zurficktretens mechanischer Umst~nde an den einzelnen Kristallen auch bei offensiehttich tektonisch stark beanspruchten Lagerstiitten wird darin liegen, dag, gerade wie es bei den Metallen geschieht, die Deformationscharaktere durch eine naehtr~igliche Rekristallisation verwischt werden. Pei den Salzen wird im iibrigen hierbei eine humide Sammelkristallisation, also eia LSsungsumsatz, gewirkt haben. Es ist anzunebmen, dais z. B. (lie Ab- siitze in dem deutschen Zechsteinsalzsee sich in grusiger Form vollzogen und nicht in der Art der jetzt so eft vorliegenden grobkSrnigen, klaren Massen. Das spiitige Aussehen der in Rede stehenden Salzmassen ist wohl erst nach- triiglich durch KornvergrSberung im LSsungsumsatz zustandegekommen. Natiir- lich folgt die Spaltbarkeit dem jetzt vorliegenden kristallogmphischea Gefiige, und letzterem entsprechend sind auch die zarten Einsehliisse angeordnet.

Im selben Sinne mSehte ich die einzeln im Ton der Bohrk,.~rne v(m Cr~ifentonna in Thiiringen liegenden Steinsalzkristalle deuten, die in so unge- mein ausgepriigter Art die Formmerkmale einer mechanischen Deformation aaf- weisen. In der Hinsicht ~ihneln sie durchaus den erw~ihnten kiinstlich defor- mierten Steinsalzkristallen. Bei einer Beschreibung der Gebilde hob ich seiner- zeit bereits den eigenartigen Umstand heraus, dal3 die Spaltrisse nicht wie di~ Kristallform verbogen erscheinen, sondern an der ~iul]eren Begrenzung unter beliebigen Winkeln absetzen, dabei lades einheitlich dutch die ganze Masse des Kristalls hindurchgehen. Ebenso liegen die Verh~ltnisse beziiglich der zarten staubfSrmigen Einschliisse in den Gr~ifentonnaer Kristallen. Alle diese Um- stiinde lassen sich nunmehr sehr wohl bei Annahme einer naehtr~iglichen Ver- einheitlichung der durch den Gebirgsdruck deformierten Kristalle durch Re- kristallisation erkliiren.

In der Diskussion sprachen: Schiebold, Schmidt (Leoben), Ramdohr, Ber- nauer, Rinne.

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h. Johnsen, Berlin: Form and Brillanz der Brillanten.

Der Vortrag stellt eine geometrische Untersuehung dar und ist deshalb ohne Figur nieht wiederzugeben. Die ausfiihrliche Arbeit ~indet sieh ira XI([[I. Sitzungsbericht d. Preufl. Akad. d. Wissensch. Berlin, 1926, S. 322--330.

Diskussion: Rinne, RSseh, Johnsen, Sehlof$rnacher.

P. Niggli, Ziirich: Yergleichende Kristallmorphologie.

An Hand yon Lichtbildern und Figurenzusammenstellunge~ wurde iiber syste- matische, vergleichende, kristallmorphologisehe Studien berichtet, ~-ie sie in der Zeitschrift ffir Kristallographie Bd. 63, Heft 1/2, und in dora Lehrbuch der Mineralogie, Bd. II., 2. Auflage, n~iher dargelegt sind.

Diskussion: Rinno, Schiebold, John.sen, Valeton, Schlol~macher, Milch, Niggli.

K. Spangenberg, Kiel: Uber Alkylaminalaune und andere Substitutionen im Ammoniumaluminium-Alaun.

Die groi3e isomorphe Gruppe der Alaunv weist eino Reihe yon aaffallen- den Besonderheiten auf, yon denen zun~ichst die folgondon, einstweilen kurz, hier charakterisiert seien.

1. Die Difforenzen der Molekularrefraktionen von Alaunen mit verschie- denem einwertigen Kation seheinen sich, soweit sich bei den wenigen wirklich verl~ifllichen Daten sagen l~il~t, wenigstens im allgemeinen innerhalb des £iir die betreffenden Kationen in anderea Ionengittern auftretendoa Bereiches zu- halten 1). Abweichend hiervon erscheinen die Anderungen der Molekularvolumina in den gleichen l~llen, sicher auf~erhalb der Bestimmungsfehler, als zu gering. Dies zeigt sich in einer um etwa 50o/0 zu kleinen Ionenradiendifferenz (Dif- ferenz yon Ionenabst[inden), die, selbst wean man unter Annahme yon nut in den [11I]-Richtangen sich beriihrenden Beanspruchungsbereichea rechnet, fiir

/~ R~-K nur etwa 0.09 .~ und den relativ noch kleineren Wert 0.12 A fiir /k Cs-Rb ergibt. Anscheinend, abet wegen Unzuliinglichkeit der verfiigbaren Daten nicht ebenso sicher, ist auch der Volumeffekt beim Ersatz der drei- wertigen Kationen sowie der Anionen geriager, als sonst zu bevbachten ist.

Um eino Erkt~irung hierffir zu linden, kann man, /ihnlich wie es V, M. G o I d s c h m i d t 3) jiingst getan hat, :fiir alle .bekannten Kristallbausteine unter Zuhilfenahme optischer Daten Raumbeanspruehungsradion ermitteln and mit diesen

Zahlen, unter Annahme eines Wertes fiir H20 > OH > 0 3) die Dimensionen z. B. der Kalialaunstruktur auf Grund der Wyckoffschen Ermittlung4) yon Tl : nachrechnen. Es zeigt sich dabei, einerlei oh die totraederiihnliche Anordnung der 0--[-3 0 in den SOa-Gruppen mit den Spitzen oder mit der Basis aach einem K zugewendet gedacht werden, daft die beiden Gruppen H~O-Dipole hSchstwahr-

1) E. Widmer, Zeitschr. f. Krist. 60, 232, bzw., P. N i g g l i, ebenda, 255. ~) Geoehemische Verteilungsgesetze VII. Die Gesetze der Kristallochemie. 3) H. G. G r ira m, Zeitsehr. f. Elektrochem. 1925, 474. 4) R. W. G. W y c k o f f , Zeitschr. f. Krist. 57, 595.

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scheintich zu 3-~-3 nach jeder Seite der durch ein A1 geheaden dreiz~hligen Drehungsaclme angebracht werden miissen. Dies wiirde bewirken, dab jedes a ÷

A1 in einer Art yon trigonal deformierten kubischen dichten Kugelpackung yon 12 H~O-Molekiilen gelagert w~re. Dies diirfte auch chemisch wahrscheinlicher sein al~ eine Aufteilung voa 6 H20 urn Kalium und 6 HeO um Alumimum, wie sie Wyckof_f vorschlagen mSchte 1). Diese Packung der H~O-I)ipole muff aber, entsprechend den Kr~iften zweiten Grades, mit denen sie dean A1 angelagert sind, ziemlich locker angenommen werden, well sonst die gemessene Weite der Struktur in der trigonalen Diagonale mit den Beanspruchungsradien, wie sie sich flit die iibrigen beteiligten Ioneabausteine aus andeve,n Strukturen in der gekennzeichneten Weise herleiten liel]en, nicht vollkommen erkl[irt werden kann. Es erscheint daher wohl nicht unmSglich, da2 man in einer derartigen lockeren, bei Bedarf sich enger gestaltenden Packung der H20-Dipole um ihr Zentralatom die Ursache fiir den oben erw~ihnten auffiillig kleinea Volume[fekt bei isomorphem tonenersatz zu suchen hat. Ob Gleichartiges auch bei anderen isomorphen Gruppen mit viel Kristallwasser im Gitter auftritt, mull nachzu- priifen versucht werden.

2. Auf den gleichen Einflufl bei st~rkerer Raumbeanspruchung leicht nach- gebender HeO-Packung muf] es wohl auch zuriickgefiihrt werden, daft in der Alaungruppe die H-Atome des NH4-Radikals ziemlich ibeliebig durch andere orga- nische Radikale ersetzt werden kSnnen, ohne daft die Struktur hierdurch ver- Ioren geht. In anderen F~llen, wie beispielsweise bei NH~ Cl, abet auch bei den Komplexsalzen vom Ammonium-Platinchlorid-Typus findet bekanntlich eine Anlagerung yon ein bis vier Alkylgruppen sehr bald in einer Struktur~inderung des Gitters Ausdruck. Bei (N~-[4) e Sn Cl~ sind nur rmch die Trimethyl- und die Tetr~methylverbindung regul~ir und anscheinend aueh noch mit der flit Ammoniumzinnchlorid anzunehmenden Raumgruppe Th ;~ vertr[iglich. In tier Alaun- gruppe dagegen scheinen sich neben den bisher bereits bekannt gewesenen Bubstit~ltionen yon Monomethyl, -Sthyl, -propyl, Hydroxylamin, aktivem Amyl- amin, und anderen, wie z. B. Tribenzylamin, Cholin sowie Coniia auch alle ~brigen Alkylaminalaune sowie die dem Coniinalaun verwaadten Pyridin- und Pilceridimalaune mehr oder minder leicht darstellen zu lassen-~).

Wegen der unter 1 gekennzeichneten Erscheinung ist es leider nicht zu erwarten, dab die Volumeffekte dieser nmnnigfachen Substitutionen zu einer sehr er~inschten, absolut vergleichende~ Ausraessung der Raumbeanspruehung dieser Molekiile gebraucht werden kSnnen. Immerhin mul] sich die relative Ab- stufung daraus richtig ergeben, hber auch die Molrefraktion, z. B. fiir eine CH3-Gruppe erscheint in den Maunen mit einem Wert, der gegeaiiber dem in der Alkylzinnchloridgruppe etwas zu klein erscheint. Es betPAgt z. B. die Zu- nahmo tier Molrefraktion bei Ex~satz eines H im NH~ durch eiae CH3-Gruppe bei den Alaunen 4"1 bei den Alkylamiazinnchloriden etwa 4'6.

~) Derselbe, The Structure of Crystals 1924, S. 362. -~) Vergl. bei P. G r o t h, Chemische Kristallogr. II, ,554 ft. sowi~ F a b r e,

Compt. rend. 105, 114.

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3. Besonders bemerkenswert erscheint aber die kristallstrukturelle Be- sonderheit, die derartige substituierte AmmoniumIaune aufweisen. W y c k o f f 1) hat bereits beim NH4-Alaun auf die 8chwierigkeit tier Unterbringung der H- Atome des Ammoniums in einer den ~hligkeitsbedingungen entsprechenden und gleichzeitig chemisch befriedigenden Punktlage hingewiesen. Bereita beim NHx (CxH~NCHa-Alaun) t r i t t die Notwendigkeit ,ein, wegen der ira Elementar- parallelepiped nun vier~hlig vorhandenen C-Atoms yon Th ~ zu dessert Untergruppe T~ fiberzugehen-~). Wenn ma~ abar u B. ~kt. Amylaminalaua, odor Pyridin- alaun oder gar Coniinalaun betrachtet, so ergibt s':ch, daft

Pyridin: l[ l[

akt. Amylamin: H If

t t t / C - " - N - C - C \ , , " - \+ c -:t

I t I \-.. tt ,,a

I H

Coniin:

H H lI ll" ii \ / " . /

~ / C - - C \ / " - N \ C C / C - .

lhc It --it H li

,++%++ H - - C - - H

\ H

weder in T+ noch in einer der anderen R~umgruppen yon Tl~ odor 1' eine MSg- lichkeit besteht, die C-Atome in einer der Z~ihligkeits- und Symmetriebedingung entsprechenden und chemi~h einwandfreien Weise unterzubringen. Es sei aus- drficklich benaerkt, daft eine auch nur schwache Doppelbrechung bei dem neu dargestellten Pyridin- oder Coniinalaun nie bemerkt worden ist. (Vergh hierzu such I~. T r a u b e. N. Jb. f. Min. B. B. 9, 625.) Dagegen scheint fiir Coniin- alaun yon T r a u b e die ZugehSrigkeit zur Klasse T durch .~tafiguren nach- gewiesen.

Dies wiirde nun offenbar bedeuten, daft die yon W y c k o f f zuerst fiir die H-Atome des NH i im Ammoniumalaun diskutierte M5glichkeit, dab gewisse Atome im Gitter eine nicht durch die Symmetrie festgelegte Lage zu haben brauchen, hier nicht nut ffir eine Reihe yon tt-Atomen der angefiihrten Bei- spiele, sondern vor allem sogar ffir eine ganze Anz~hl yon C-Atomet~ gefordert

~) 1. z. c) Ein Nachweis der ZugehSrigkeit z'ar Klasse T ist zur Zeit noch nicht

gegliickt.

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Be.richt fiber die 12. Jahresversammlung der Deutsch. Min. Ges. usw. 243

werdeu mii~te. Ob solche F~ille vielleicht n u r in Gittern mSglieh sind, die, wie in 1 geschildert, eine grofle Unempfindlichkeit bei isomorphem Einbau auf- weisen, ist noeh Iraglich. Man miil]te in diesen Struktaren das gan~e Molekiil, ohne Riicksicht auf seine Einzelatome, als Kristallbaustein betracbten, dessert Sehwerpunkt dann natiirlich wieder der Ziihligkeitsbedingung und, wenn man lediglich die Auflenwirkung des Melekiilkraftfe',des betrachtet, auch tier Symme- trie, bedingung in der bisher nur ffir Einzelatame giiltig angenommermn Weise entspricht.

Die erwiihnten Schwierigkeiten werden nur scheinbar geringer, wenn man etwa wegen der der Symmetrie der Raumgrappe T~ nieht gehorchenden Atome als einen formal natiirlich mSglichen Ausweg annehmen wiirde, dai3 sie den An- forderungen yon dessen Untergruppe V5 (alle Punkte sind hier ohne Symmetrie- bedingung mit drei Freiheitsgraden vierz~ihlig) noch geniigen. Einer Auffas- sung des gesamten Gitters als zu V5 gehSrig steht meines Erachtens im Wege, dab optisch die ~. B. doch bei Coniinalaun nicht unbetr~ichtliche Anzahl yon aeht C-Atomen pro Molekfil keinerlei Doppelbrechung hervorbringt, was dafiir spricht, daI~ die Sym~etrie des umgebenden Kraftfeldes aicher hSher als rhom- bisch anzunelgnen ist. Es ist daher auch fraglich, ob die sehr wiinschens- werten rSntgenographischen Daten in solchen F/illen die Notwendigkeit einer Zuteilung zu V~ erweisen k5nnen, oder ob die Einerdnung in V5 lediglich einen formalen Ausweg zur Behebung der geschilderten Schwierigkeiten be~leuten wiirde. ebenso wie man beim NHa-Alaun formal der H-Atome wegen der Raumgruppe T~ h~itte wiihlen k6nnen, die aber yon den rSntgenographischen Daten nicht ge- fundeu werden konnte.

Diskussion: Niggli, Spangenberg, Johnsen, Schiebold, Htawatsch.

Boris Popoff, Riga: Die Erscheinung der Strahlungskrislallisation. E~ werden die Ergebnisse yon Untersuchungen wiedergegeben, (lie an

Sph~irokristallea vnit F~erdrillung, vet allem an Sphiirokristallen der verschie- ~lenea Modifikationert des Malonamids uad des Resorcius 1), zum Tell aber auch an denen anderer Substanzen, bei ihrer Entsteh'ung aas dem Schmelzflul~, 7,wi- schen 0bjekt- und Deckglas, ausgefiibrt wurdea. Es zeigte sich, dal3 die grof~e Regelm~ifligkeit .in der Anordnung analog orientierter Ein~elteile verschiedener SpE4rokrlstallfasern nur eine Folge ihrer gemeinsamen Abh;,ingigkeit yon einem orientierenden, urkeimartigen Zentralkern seir~ kann. Dies fiihrte zum genaueren Studium des Urkeimgebietes und es konnten bei den untersuchten Substanzen, ia entsprechend behandelten Pr~iparaten, eigentiimliche, gleichfalls sph~irokri- stallisch gebaute ZentralkSrper entdeckt ~,erden, deren Ausbildung nnd Form jedesmal der kristallographischea Symmetrie der angewandtea Sabstanz va ent- sprechen .schien. Die den ZentralkSrper aufbauenden Kfistallfasern waren dabei immer in kristallogruphisch anderen Richtungen gestreckt als die Fasern des umgebenden Auflenteil.es des betreffenden Sphiirokristalles. Durchschnitte parallel zu :den Symmetrieebenen, die sich durch diese ZentralkSrper leger~ liei~en, erga-

1) Vergl. Fred. Wailerant. Sur les enroulements h~licoidaux ect. Bull Soc. Franc. Min., XXX Bull 'Nr. 2.

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ben mei~t ~weiblattartige Figuren, derert Eatstehung sich dutch die Anrtahme erkl~iren liiflt, dal~ ein zu strahIigem Wachstum bef~ihigter Urkeim in mehreren bestiramten kristallographisch verschiedenert Richtungen kristallographisch ~ t - sprechend gestreckte Kristallf, Sxlen aussehieflen l~il~t, deren FAnzelteile die dem Urkeira eigenen Strahlungseigenscha$ten besitzen, und dab kristallographisch ver- sehieden gestreckto Kristallffiden auch versehiedene Wachstumsgesehwindigkeiten besitz~n. Die versehied.enen Gesckwindigkeitsverh~iltnisse entsprechenden kon- choideniihrtlichen Begegnungskurven sind graphiseh leicht zu konstruieren.

Um das Vorbandensein eines strahhmgsartigen Kristallisationsvorganges zu beweisen, wurden mehrere Versuehe angestellt. Einem waehsenden Sph~ro- kristall der optisch zweiaclmig-positiven Modifikation des Malonamids wurde ein yen aneir~ndemtoflenden IMmpfblasen gebildeter, kieine 0ffnuagea besitzeader Schirm entgegenge~tellt, trod es konnte gezeigt werden, daft jedes kleine Fas~r- bfindelchen m~eh dem Durehgang durch eine SehirmSffnung sich wieder zu oinem regetm~fligert Sph~rokristall entwickelt, dessert Zentrum mit der ent- sprechenden 0if_hung des Sehirmes zusammenf~illt. Ferner gelang es mit ttilfe eine~ zu diesem Zweeke g~bauten Kristallizationstisches, eine Ablenkung der Anwachsrichtung eine8 parallelen Yaserbiindels eines Sph~irokristaUes beim t~ber- gang in ein Gebiet anderer (grSflerer oder kleiner) Wachstumsgeschwindigkeit zu erhaltert, die als eine der Brechung analoge Erscheinung zu betrachten ist. Be- senders sch6n gestalteten sich Versuehe mit gartzen Sp~rokristallen, deren Zentren auf die Grenze z-reeler Cebiete verschiedener Waehst-umsgeschwindigkeit eingestellt wurden. Man erhielt auf diese Weise eine Ablenkung gleichzeitig, sowohl z um als aucl~ v o m Einfallslot auf die Grenzebene der Waehstumsge- schwindigkeitsgebiete, was eine sehr eharakteristische Verzerrung der normalen SphSrokriztallstruktur anit sich bmchte.

Ez lassen sich die Hauptergebnisse <let Untersuchung in folgendem zu- sammeaf,a.ssen:

Der Kristallisationsvorgang, der zur Bildung alIer echter Sp~irokristalle fiihrt, wird, wie aueh die gewShnliche Kristallbildung, dutch die Entsbehung yon Kristallkeimen eingeleitet, die infolge besonderer Wachst,amsbedingungen zu strah- ligem Wachstum bef~,higt sind, das sich in einer strahligen Anlagerung dem Urkeim ~hnlicher, gleichfalls zu strahligem Weiterwaehsen bef~igter Eiazel- teile bekundet. Das Wa~hstum findet in bestimmten, bevorzugten Richtungen start, die den Actmen der wichtigstea Zonen zu entsprechen scheinen. In diesen Rich- tungen geschieht die Faserentwicklung. Kristaltographisch v~rschiedene R~ch- tungen entsprechem verschiedenen Wachstumsgeschwindigkeiten, wobei infolge des strahligen Charakters der F, rscheinung die langsam anwachsenden Ausbil- dungsformen von den schneller anwachsenden umhfillt und ~ gleichsam crstickt werden, so dal3 zuletzt nur die Ausbildungsform mit der grSl3ten Wachstumsge- schwindigkeit zur alleinigen Auzbildung gelangt. Es bi~det sich auf dlese Weise ein anf~nglich ziemlieh kompliziert begrenzter, nabelartige Vertiefungen tragen- der K6rper, dessea Form bei weiterem Fortwaehsen sieb~ immer mehr and mehr der Kugelform n~hert. Der ideale EndkSrper der StmhlungskristallisaLion ist immer eine Kugel, deren 0berfl~iche immer eine Oborfl~iche der grSflten Wachstumsgeschwindigkeit ist, und hierin liegt vielleleht der grSf~te Unter-

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Bericht iiber die 12. Jabresversammluag der Deutsch. Min. Ges. usw. 245

schied zwisc, hen den Gestalten, welche die normale Kristallisatioa einersoits uad die Strahlungskristallisation anderseits zeitigt.

I)er Ausdruck Strahluagskristallisation soll nicht allzu wSrtlich genora- men werden. Er trif~t nur das $_uBere der Erscheinung. Wie letztere in ihren Einzelheiten vor sich geht und za deuten ist, wie sie mat uns~rea Vorstelluagen yon dem kristallinen Bau in Einklang zu bringen ist und was die Ursachen sind, die sie ins Leben rufen, sind Fragea, die nur ein weiteras Studinm der Erscheinung za be~ntworten im Stande sein wird.

Diskussion: RSsch, Popoff, Johnson.

J. J. P. Yaletou, Breslau: Uber eine neue Arbeitsmethode fiir Kristall- wachstums- und Aufl6sungsversuche.

Es wurde eine neue Ver~chsanordnung fiir Wachstums- trod Aufliisungs- versuche beschrieben, bei tier die LSsung sich in einer Ftasche befiadet, die in einem Thermostaten mit sehr genauer und beliebig variabler Temperaturregu- lierung untergetaucht ist.

Die Riihrung erfolgt in der Weise, dai] die Flasche daaernd um eine faste Achse rotiert wird. Der zu untersuchende Krista]l wird ungefiihr ia der Mitte der lflasche aufmontiert.

D~e Regulierung der Konzentration (~ber- odor Unters~ittigung) erfolgt durch Erniedrigung, reap. Erhiihung der Temperatur. Bei einer so schwierigen Substanz wie KC1 wurde ein einwandfreies Wachstum erzielt, namontlich bei Zusatz yon Na0H za tier LSsung.

Beim Ausheilen yon abgerundeten Kristallen bedingt ein ~ schaelles Wachstum sehr Ieicht Treppenbildung und :,ihaliche StSruagen. Fz, soll zuniichst besonders die tterstellung yon fl~ichenreichea KC1-Kristallen in Angri[~ ge- nommen werden zwecks einwandfreier Feststellung des Symmetriechamkters.

Diskussion: Spangenberg.

F. Bernauer, Charlottenburg: Einfliisse grob-mechanisch zerteilter Fremd- stoffe auf die Kristallisation.

Bel tier Untersuchung kolumbianischer sogenannter Smaragd-,,Dritliage", die wohl als Kontaktmineralien in kohligen Kreideschiefera (dem Nebengastein der smaragdfiihrenden gangartigen Ka]kspatmassen) gebildet wurden, ]assert sich mancherlei Stiirungen der Kristallisation erkennen.

1. Wirkungen relativ langsamer S t r ~ m u n g s- o d e r D i f f u s i o a s- b e w e g u a g e a sind angedeutet dutch bevorzugtes Wachstum in den Kaatea. Hier ist das Konzentrationsgef~ille am st~irksten; bei groBer 7;4higkeit b zw. hoher Konzentration erfolgt hier die Weiterkristallisatioa rascher als tier seitliche Diffusionsausgleich innerhalb der L6sung. Duher eingetiefte Fl~ichen, oft nach- tr~iglich ausge~itzt, weil die im Wachsea r~chhinkeade ,,Fiillmass~" nicht ganz so ,,massiv" aufgebaut ist wie d~ den Kanten entsprechende ,,Geriist".

2. Die A n z i e h ~ a n g s - bezw. R i c h t k r ~ i f t e des Kristalls selbst bringen as mit sich, dab die Kanteu 8frets ausgefurcht sind, anschliel3end an prira~re Einlagerungen yon Fremdsto~en in den Grenzen der ein~elnen Zuw~chs- pyramiden. An diesen Grenzen entstehen beim ~Wachsen ,,tote Winkel", denn

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2 4 6 Bericht fiber die 12. Jahresversammlung der Deutsch. Min. Ges. usw.

die genau ira Schnittpunkt zweier Fliichea einzufiigesde~ Kristallbaust~ine setzen das Vorhandensein der r. :und I. ,halb-riickw~ts liegenden Nachbarn ihrer e i g e - n e n Anwachsschicht voraus. IJberstiirztes Wachstum hinterliifSt bier Liicken, bzw. es erlaubt Ansammlung yea Fremdstoffen; die Verwitterung schafft hier Furchen. (Beist)iele: Smaragd, Fluorit, Piperonal.) Auch an des ,,Begegaunga- linien" strahliger Kristallisation ~u fen sich ,die Fremdstoffe (Vaailli~).

3. Die meisten in der Kristallisationsbahn li.egenden Fremdk~irper ver- halten sich anders. Die Adhiision der LSsung am Kristall schafft bei aicht zu raschen~ Wachstum zwischea die wachsende Kristalloberfl~iche und den Fr~md- kSrpern eine Fliissigkeitsschicht, die sieh dauernd eraeuert und so den Fremd- kSrper vet sieh herschiebt. Je rascher das Waehstum, je spitzer die Zuw~chs- pyramide, desto seltener kommt dies zur Auswirkung, d, esto zahlreicher sind die Einschliisse. (Beispiel: Smuragd, Chiastolith, Benzopheaon.)

4. Die vor der Kristallisationsfront hergeschobenea Stoffe hinterlassen S t 5 r u n g s I i n i e n, Kan~ile, zum Teil yon negativen Kristallfliichen begrenzt, Sie stehea im allgemeinem senkrecht zu don Kristallfl~ichen, k(innen abet dureh StrSmungen usw. flexurartig abgebogea sein. Die Zuwachst)yramide einer jeden Fl~icho zerfiillt so in eine Schar yon annRhernd parallelen Fasern oder Stengeln, die seitlich mit ihren Raumgittern n i c h t me h r in v o l l k o m m e n e r Wei~e aneinander Fassen.

5. Dies erkl~irt die eigenartigen PolarisationsersckeiRungen, paralle:e bunte Z i c k z a e k b ~i n d e r (sog. ,,Moiree"), die quer zur Faserrichtung verlaufen und beim Drehen des Mikroskoptisches sich v e r s c h i e b e n. Ein Schliff, der nicht genau zur Faserrichtung verl~iuft, ve r~ l t ,sich wie eine Kombination zweier Quarzkeile, die mit nicht genau parallelen Schwingungsrichtuagea iibereinaa- dergelegt sind und gemeinsam zwischen ~- Nick gedreht werden; man sieht wandernde bunte Streifem

6. :4hnliche Polaxisationsbilder liefern die , , o p t i s c k g e d r i l l t e n : ' Faseraggregate, :wie gewisser Chalcedon, Cholesterin u. a. Die auch bier er- kennbare Verschiebung der Zickzackb~inder beim Drelmn des Mikroskoptisches ist wiederum durch die {:r b e r 1 a g e r u n g optisch nicht genau paralleler tS!e- mento bedingt, die B~inderuag selbst abet durch w i r k 1 i c it e D r i 11 u a g verursacht, die sich aus den Achsenbildern ergibt. Die Faserung wird besonders deutlich dutch den sogenannten PseudopIeoehroismus bewiesen; wRhread wir abel" beim Smaragd noch eine zusammenh~ingende Kristallmasse hatten mit vielen annRhernd parallelea Karddlen, ist hier das Ganze in mehr selbstiindige, weniger zusammenE4ngende $tengel und Fasern aufgelSst, die eigeae Kristallumrisse auszubilden scheinen. Soweit bier enantiomorphe, einseitig verdrehte Formen auftreten, kSnnen die Elementarkristalle mit diesen Fl~ichea sick aneinander fiigen und so zu spiralig gerundeten Aggregaten Anlaf~ geben. Die CanghSke dieser Windungen hiingt yon der GrSl3e tier Teilkristalle ab und sinkt, w~nn zunehmende Unbeweglichkeit tier LSsung b~w. Schmelz~ (z'~.he Zusatzstoffe odor Unterkiihlung!) diese GrSl3e vermindert. Bis zu welchem Grade auch hier die fasrige Zerteilung der Kristallmasse durch FremdkSrper bedingt ist, bleibt nocll

fraglieh Diskussion: Valetea, Popoff.

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Bericht fiber die 12. Jahresvers~mmlung tier Deutsch. Min. Ges. usw. 2- tZ

G. Menzer~ Berlin: Uber die Krlstallstruktur yon Linneit~ einschliefllich Polydymit und Sychnodymit.

In der mineralogischen Literatur werden gew~hnlich drei verschiedene KobaIt-Nickel-Polysulfide angeffihrt:

1. der L i n n e i t oder Kobattnickelkies (Co, Ni)aS 4, 2. der P o l y d y m i t (Ni, Fe, Co)~S5 und 3. der S y c h n o d y m i t (Co, Cu, Ni)~Ss.

Vor zehn Jahrea sprach F. Z a m b o n i n i die Ansicht aus, dal] der Polydymit ein Nickel-Linneit, der Sychnodymit nichts anderes als der Carrollit CuCo2S~ sei.

Ein geeignetes Mittel, diese Behauptung zu prrifen, ist die Bestimmung der Kristallstrukturen der genannten Mineralien. Ich machte daher Pulverauf- nahmen yon folgenden Stricken:

1. Linneit yon der Schwabengrube bei Mfisen, 2. Polydymit yon der Grube Grfineau bei Sayn, Altenkirchen, 3. Sychnodymit yon der Grube Kohlenbach bei Eiserfeld;

auflerdem eine Aufnahme yon e~nem einzelnen Linneit-Krist~llchen, das in einer Debye-Kammer gedreht wurde. Carrollit stand mir bisher nicht zur Verffiguag.

Es zeigte sich, da~ der Li n n ei t ein kubisch-fliichenzentriertes Gitter hat mit einer Gitterkonstanten yon

9"398 + 0"00~ und 8 Molekiilen C%S~ im Elementarwiirfel. Das 13eugungsbild hat fiberaus grol3e Ahnlichkeit mit dem des Magnetits; nimmt man als Linneit-Formel daher

in Analogie mit der Magnetit-Formel Co Co.~S~ an, so ist nur eine einzige Raum- gruppe mSglich, n~imlich 0~, die zur Spinellstruktur ffihrt. Die 8 zweiwertigen

Co-Atome liegen in den Punkten der 8ziihligen Punktlage " 10, O, 0] , die 16 dreiwertigen

Co-Atome nehmen die 16 z~ihlige Punktlage IL/s, 3/~, 7/sl, und die 32 S-£tome die

32 z~,hlige Punktlage mit einem Freiheitsgrad Ira, m, m I ein. Befriedigende 0ber- einstimmung zwischen berechneten und geschii~zten Intensitiiten erh~ilt man nur, wenn man den Parameter" m ---- 0"375 _+ 0"015, d. h. ~ 3/8 der Wrirfelkantenl~inge setzt.

Die Aufnahmen yon P o l y d y m i t und S y c h n o d y m i t sind kaum von denen de~ Linneit zu unterscheiden. Die Polydymitaufnahmen zeigen ein paar mittelstarke Kurven, die dutch eine mechanische Beimengung yon Kupferkies bedingt sind.

Die Gitterkonstanten sind beim P o l y d y m i t . . . . . . 9'405±0"007 ~. S y c h n o d y m i t . . . . 9"434±0"007 ~..

Die Struktur ist die gleiche wie beim Linneit; auch ffir den Parameter der S-Atomo mull der gleiche Wert (3/~) angenommen werden, de~nn die, Intensi- t~ten der en~sprechenden Kurven stimmen ffir die drei Mineralien innerhalb der Sch~itzungsgenauigkeit vollkommen fiberein. , Es l i e g t a l s o k e i n G r u n c l vo r , d e n P o l y d y m i t u n d d e n S y c h n o d y m i t a l s s e l b s t ~ i n d l g e , v o m L i n n e i t w e s e n t l i c h v e r - s c h i e d e n e M i n e r a l i e n zu b e t r a e h t e n .

Diskussion: Rinne, Schneiderh5hn, Johnsen, Aulich, Schiebold, Niggli.

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248 Bericht fiber die 12. Jahresversammlung der Deut.sch. Min. Ges. usw.

W. Hartwig, Berlin: Die Kristallstruktur yon Berzelianit.

Die Untersuchung geschah auf r~ntgenographischem Wege nach der D~bye- Scherrer-Methode in einer Kamera von ungef~ihr 180 mm innerem Umfang. Die Strahlung wurde einer Siegbahn-~dding-P~hre mit Kupferantikathode entnommvn.

F~ wurde eine Stufe des 'bekanntesten Vorkommens yon S k r i k e r u m in S m a l a n d benutzt, in der das Selenkupfer in rein verteilter Form in grob- sp~tigem Kalkspat enthalten war. Der Kalkspat .wurde mit verdiinnter F~sig- siiure entfernt; das erhaltene Pulver konnte .ohne weiteres zur Aufnahme benutzt werden. Die chemische Analyse (durch Frl. Dr. Bendig yore Min. Inst. der Univ. Berlin) ergab neben Beimengungen yon Schwefel und Silber einen Kupfer- gehalt, der ungef~hr der Forme! Cu2Se entspricht.

Die Auswertung des Films liefl eine kubische Struktur sowie das vSllige Verschwinden der Reflexe yon Fliiehen "mit gemischten Indizes erkennen, also auf ein fl~ichenzentriertes Gitter schlieflen. Damit ist zugleich auch eine Atom- anordnung nach Art des Cuprits Cu..O ausgeschlossen, weil bei diesem ein raum- zentriertes Gitter vorliegt und deshalb auch gewisse Fl~iehen mit gemischten Indizes reflektieren. Die n~ichst wahrscheinliche Struktur ist die des Fluflspat-

also mit einer Atomanordnung Se _ {00 0} ,2 Cu (I/a 1/4 1/4, 3/. i :I/i 314 }. typus,

Die Untersuchung des Strukturfaktors ffir die ein~elnen Fl~ichenarten bei diesem Typus l~iflt erkennen, da$ die Reflexe mit der Z h k l = 4 p + 2 (p = ganze Zahl) stark geschw~icht werden, w~ihrend bei V h k l = 4 p maximale Verst~rkung eintritt. In der Tat ergibt nun die Aufnahme eine Verteilung der Reflexintensit~iten nach diesem Typus:

starke Linien fiir die Indexquadratsumme = 8, 16, 24, 32 . . . . . weniger starke fiir 3, 11, 19, 27 . . . . . schwache bis verschwindende fiir 12, 20, 36 . . . . .

mit guter t~bereinstimmung der gesch~itzten und der berechneten [ntensit~ten. Die KantenlRnge des Elementarwiirfels (mit vier Molekiilen CurSe) er-

gibt sich zu 5"731 ± 0"008 A.

Zum Vergleich wurde noch eine Aufnahme von k iin s t I i c h e m CurSe gemacht. Die Synthese geschah durch Erhitzen einer Mischung yon CuO und 8e im Wasserstoffstrom bis zur Gewichtskonstanz~ Die Analyse ergab eine sehr gute I)bereinstimmung des Kupfergehaltes mit dem theoretischen.

Der Film zeigt eine mit der des Berzelianits ganz fibereinstimmende Verteilung der Intensit~iten. Doch ergibt sich die Gitterkonstante e tw~ anders, n~imlich zu

5"748 ± 0"005 A.

Dies ist bei der Anwesenheit anderer ]~lemente in dem Misckkristall Berzelianit nicht weiter verwunderlich. Diese Aufnahme best~itigt zugleich oiae friihere Untersuchung yon W. P. Daveyl), der fiir kfinstliehes CurSe eben- falls Fluoritstruktur und eine El.-Wiirfelkante = 5'751 ~ 0'007 A gefunden hat.

l) Phys. Rev. (2) 21.380. 1923.

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Bericht fiber die 12. Jahresversammlung der Deutsch. Min. Ges. usw. 249

E. Sehiebold, Berlin: R6ntgenographisehe Untersuchungen yon Kristallen mit HUfe eines neuen Universal-RSntgengoniometers.

Unter den r~ntgenographischen Methoden, die heutzutago zur Kristall- strukturbestimmung benutzt werden, weist die Drehkristallmethode besondere Vorziige auf. Bei diesem Verfahren wird der Kristall w~.hrend der Bestrahlung mit monochromatischem RSntgenlicht um eine Achso kontinuierlich gedreht oder hin- und hergesehwenkt und die Interferenzen werden auf einer photogra- phischen Platte (bzw. auf einem Film) aufgefangen. Dabei werden auch die zur Drehachse schriigliegenden Interferenzen registriert, wodurch .man mit einem Schlage eine groi3e Zahl yon Daten erh~ilt, die in Verbindung mit der bekannten Wellenl~inge mit gro[~er Sieherheit eine Bestimmung ~der Netzebenenabst~inde und primitiven Translationen des Raumgitters ermSglichen. [,eider kann das gleiche nicht bei tier Indizesbestimmung tier reflektierenden Netzebenea aus dem Drehkristalldiagramm behauptet werden, vielmehr ergeben sieh hierbei grunds~tzliche Schwierigkeiten, die eine eindeutige Feststellung der Indizes und damit die Sicherheit der Raumgruppenbestimmung gef~hrden.

Es sei p der Winkel einer Netzebenenaormale (hkl) mit der Drehachse, ?o der Winkel (Azimut) der durch Drehachse und Netzvbenennormale gel~gten Meridianebene (E) mit tier durch Drehachse und Prim~rstrahl gelegten Meri- dianebene (Eo) (Nullmeridian) vor Beginn der Drehung (Ausgaagsstellung), so sind durch p und ~, die Indizes beziiglich der kristallographischen Achsen fest- gelegt. Bei der Drehung kommt die Reflexion mit dem Glanzwinkel ~ in dem Augenblick zustande, we die Meridianebene E m i t dem Nullmeridian E o den Azimut~Winkel p ~ To 4-'~ einschlie~t, wobei ,~ der Drehwinkel und cos (180°--'.~)

sin',~/sin,~ bei senkrechtem Einfall des Prim~irstrahles zur Drehachse. Sei ,oft die Polclistanz und ~l~ das Azimut des refiektierenden Strahles beziiglich des Nullmeridians, so l~i{~t sich aus den rechtwinkeligen Koordinaten der Inter- ferenzpunkte : x' = R tg PR, Z' = R cotg ~R / cos ?Rl) im iibliehen Falle der fest-

2,~ ° z' stehenden photographischen Platte bzw. x' = R ~ - ~ '~R, = R cotg 9R bei [est-

stehendem photographischen Film senkrecht zum Prim~irstrahl wohl der Winkel "? aus den Beziehungen : cos PR = 2 sin,~ cos ~, cos 2,z = sin Pl~ cos ~R und der obengenannten ermitteln, nicht aber der Winkel ?~, da der Drehwinkel ,~ fiir jede Netzebene je nach der Ausgangsstellung verschieden ist und aus dem Diagramm nicht direkt bestimmt werden kann. Wenn es auch meistens gelingt, aus dem ~- und ,z-Winkel (Quadratische Form) bei Beachtung der Konstanz des auf die Drehachse beziiglichen Index I~ings einer Schichtlinie erster Art die Indizes der Interferenzpunkte abzuleiten, so kSnnen doch infolge der Unkenntnis des Parameters ,~ vor allem in solchen F~illen Zweifel eutstehen, we ungleich- wertige Netzebenen gleiche oder nahezu gleiche ~- und ~/.-Werte haben, so dal~ die Interferenzpunkte g~inzlich oder nahezu zusammenfallen. Dies kommt besonders bei niedrig symmetrischen Kristallen h~iufig vor, da das Diagramm einer Zu- sammenklappung des reziproken Gitters in eine Meridianebene durch die Dreh- achse in gewisser Weise entsprieht.

~) R = Platten- bzw. Filmradius. Mineralogisch-Petrograph,sche Mitteilungen. 37. I~t26. 17

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'~50 Bericht iiber die 12. Jakresversammlung der D eutsch. Min. Ges. usw.

Diesem Ubelstand durch Verwendung von Pr~izisionsapparaturen abzu- helfen, welche auch sehr kleine Differenzen yon a und p aufzul6sen gestatten, fiihrt nicht immer zum Ziele, da die wenigsten Kristalle so einwandfrei auf- gebaut sind, dal~ spektroskopisch scharfe Interferenz, linien entstehen. Die Sieher- heit der Indizesbestimmung nimmt bedeutend zu, wenn man auf die voile Dre- hung um 360 Grad verziehtet und den Kristall nach dem Vorgange des Ver- fassers nur um kleine Winkel um die Ruhelage hin- und herschwenkt. Dadurch kommt nut ein kleiner Ausschnitt des rezip~'oken Gitters fiir die Reflexi~n in Betracht, so dab die Gefahr einer zuf~lligen 0berdeckung stark vermindert wird. Daneben ist die Benutzung der Schichtlinien zweiter Art und die weitgeheade Heranziehung graphi~cher Auswertungs- und Kontrollmethoden (Indiz, esfeld) yon grof~em Vorteil.

Eine vSllig zwangl~iufige Indizesbesttmmung ist dann gew~ihrleis~t, wenn der dritte Parameter @ unabh~ingig gemessen wird. Dazu ist u. a. eine Kom- bination zweier Drehkristallaufnahmen, die gleichzeitig auf einer ~eststehenden photographischen Platte (bzw. Film) und einer synchron mit dem Kristal] mitgedrehten Platte (bzw. Film) erzeugt werden, gut brauchbar. Im letzteren Falle (Anordnung nach H. Seemann) sind die rechtwinkligen Koordinaten eines Interferenzpunktes mit den Winkeln: ~l~, ~R, '~ durch die Beziehungen

x" = R tg ('~R - - ~), z" = R cotg ~R / COS (PR - - ',~) (Mitgedrehte Platte) bzw. 2~

x " = R ~ (~R-- ~b), Z" = R cotg PR (Mitgedrehter Film) verbunden. Dutch

Vermessung zusammengeh6riger Punktpaare auf beiden Aufnahmen, deren Er- kennung durch ihre Lage auf den Schichtlinien und ihre Intensitgt gesichert ist, wird aus x', y' zuniichst Pit, .~a und aus x", y" sodann .~ bestimmt und daraus das Anfangsazimut ~o == ? - - ~ . Die Kenntnis yon ~o ergibt dann auf Rhnliche Weise wie bei den Messungen mit dem zweikreisigen Goniometer die Indizes der Netz- ebenen, wobei die stereographische Projektiort weitgehende Anwendung finden kann.

Der Verfasser beschreibt ein zur praktischen Ausfiihrung dieser Methode geeignetes Instrument (RSntgengoniometer), das in Gemeinschaft mit C. Leil~ konstruiert wurde. Das Instrument ist nach Art eines zweikreisigen Genie- meters mit einem Horizontalkreis und zwei Vertikalkreisen konstruiert, welche mit einer festen und der beweglichen Filmtrommel (bzw. Platteuanordnang) verbunden sind. Der Kristall befindet sich auf einem besondereu Krista]Itr~igec, dessen Konstruktion eine mSglichst weitgehende VerstellungsmSglichkeit erlaubt. Eine Schneide aus einer Wismut-Zinnlegierung gestattet, die Vorziige der Schnei- denmethode zu verwenden. Die Hin- und Herbewegung des Kristalles wird (lurch eine Herzsteuerung besorgt, die fiir beliebige Drehwinkel eingerichtet ist.

Das Instrument ist sowohl fiir die Untersuchung yon Einzelkristallen wie yon kristallinen Aggregaten, insbesondere Metallen und Legierungen, g~ignet. Als gewShnliches zweikreisiges Goniometer mit optischem Kollimator und Be- ohachtungsfernrohr client es zur Vermeasung yon ]~inzelkristallen und ~ur opti- schen Orientierung der Prgparate (insbesondere in Verbindung mit dem Polari- sationsmikroskop), wobei der 0bergang zur RSntgenuntersuchung ohne ;inderung der Justierung des PrRparats leicht erfolgen kann. Das Instrument dient aul3er- dem auch zur Herstellung yon gewShnlichen Drehkristalldiagrammen, Debye-

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Berieht fiber die 12. Jahresver~mmiung der Deutsch. 'Min. Ges. usw. 251

Scherrer-Diagrammen und Laueaufnahmen, nachdem die bewegliche photographische Filmtrommel bzw. Platte entfernt und der Kristall oder das Pr~iparat durch besondere Hilfsvorrichtungen in der geeigneten Stellung justiert wurde. Die Ausbildung des Apparates gestattet dabei eine ,hohe Pr~izision der Messungen. In ~ihnlicher Weise ist die Untersuchung yon Wachstum.s- und Deformations- strukturen und die Orientierungsbestimmung yon Kristallen, insbesondere in ge- gossenen und kaltbearbeiteten Metallen und Legierungen mSglieh.

Die vielseitige Verwendungsmiigliehkeit des Instruments diirfte den Na- men Universal-RSntgengoniometer rechtfertigen 1).

Diskussion: Niggli, Sehiebold.

H. Seifert, Berlin: Uber Zwillingslamellen yon Nagnetit.

Gittergeometrische ~berlegungen und Beobachtungstatsaehen machen es sehr wahrscheinlich, da[~ am Magnetit folgende drei Schiebungeschemata ver- wirklicht sind:

(I) K~ = (111) K~ = (111)

(2) K~ = (111) K2 = (11~)

(3) K1 =- (331) K~ ---- (I13). Schema (1) ist das bereits yon A. G r ii h n experimentell ermittelte; (2) und (3) sind k e i n e Gitterschiebungen.

Diskussion: Niggli.

W. Fr. Eppler~ Hamburg: Uber das optisehe ¥erhalten uud Zu~tandsiinde- rungen des Zirkons.

Die bis jetzt bekannte Einteilung der Zirkone yon Stevaaovic unterscheidet drei Modifikationen, die als a-, b- und c-Zirkon bezeiehnet werden. Sie unter- scheiden sich im wesentlichen dutch ihre Dichte, die beim a-Zixkon etwa 4'0 be- tr~igt und sich bed der Erhitzung nicht ~indert. Die Dichte des b-Zirkons wird zu 4"7 angegeben, die ebenfalls bed einer Erhitzung konstant bledbt, w~ihrend der c-Zirkon eine solche besitzt, die zwischen derjenigen der beiden vorber- gehenden Modifikatioaen liegt und bei der Erhitzung den Weft des b-Zirkons (normalen Zirkons) annimmt. Weiterhin liegen noch :Angaben fiber die Lieht- brecbung der 3 Modifikationen vor, yon denen noch kurz zu erw~ihnen ist, dafJ diejenige des a-Zirkons bedeutend niedriger als die normale ist und bed der Er- hitzung sogar noch abnimmt. Der e-Zirkon 'geht mit den Werten seiner Licht- brechung entsprechend seinem Verhalten in de r Dichte nach einer Erhitzung in den normalen Zirkon fiber.

Als physikalische Konstante zur Festlegung der Unst~itigkelt in den Eigenschaften dieser 3 Modifikutionen wurde neben der Dichte die bichtbre- ehung benutzt. Ihre Ermittlung nach der Methode der Minimalablenkung konnte an folgenden Kristallen durchgeffihrt werden:

1) Beziiglich der Einzelheiten der Konstruktion und Anwendung des In- struments wird auf einen demn~ichst erscheinenden Artikel des Verfasse,rs (Fort- schritte der Mineralogie Bd. 11) verwiesen.

17"

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252 Bericht fiber die 12. Jahresversa.mmlung tier Deutsch. Min. Ges. ~lsw.

1. a m

2. am 3. am 4. am 5. am 6. am

blauen Zirkon yon Chantaboon, Siam, farblosen, und braanen Zirkon gleichen Vorkommens, Hyazinth yon Espaly, Hyazinth yon Ceylon, graubraunen Z!rkon yon Tasmanien und

7. am gelbbraunen Zirkon yon Miask.

Die Messungsergebnisse ergaben eine AbhRngigkeit der Lichtbrechung yon der Wetlenl~inge und tier Temperatur derart, daft sie naeh abnehmender Wellenlilnge und ansteigender Temperatur zunimmt. Da die Diehte aller dieter Zirkone etwa 4"7 war, gehbren sie dem normalen Zirkon an. Wie w~iterhia ge- zeigt wurde, ist der Anstieg der Lichtbrecbung mit der Temperatur linear.

Eine zweite Art des normalen Zirkons wurde in dem Hyazinth vom Laacher See gefunden, der eine Dichte yon etwa 4"64 aufwies. Seine etwas hbhere Lichtbrechung erfiihrt bei 1900 C eine sprunghafte Erhbhung um rund 30 Einheiten der vierten Dezimalen, der sich bei der Abkfihlung bei derselben Temperatur durch eine plbtzliche Abnahme der Lichtbrechung um den gleichen Betrag wiederhott. Bei diesem Zirkon tiegt demnach fiir die angegeb+ne Tem- peratur eine enantiotrope Modifikations~nderung vor.

Als weitere Modifikationsiinderung wurde der tJbergang.des c-Zirkons, der in der Gestalt eines griinen Zirkons yon Ceylon yon der Dichte d = 4"28 vor- lag, in den normalen b-Zirkon verfolgt. Die Messung der Lichtbrechung ergab bis zu der Temperatur yon etwa 300 o eine geringe Zunahme, bei weiterer Tem- peratursteigerung bis 562 o C eine geringe Abnahme und bei weiterer Erhitzung yon dieser Temperatur ab einen auBerordentlich ,starken Anstieg. Nach der &bkiihlung des auf 1200 ') C erhitzten Kristalles :ging die Lichtbrechuag nicht mehr auf ihre Ausgangswerte zuriick, sondern zeigte vielmehr eine erheblicho An- niiherung an den normalen Zirkon, so .dal] der Unterschied yon diesem nur noch einige Einheiten in der dritten Dezimale betrug. Demnach liegt in diesem Falle eine monotrope Modifikations~inderung vor, deren Beginn bei 5620 C liegt. Eine Erhitzung bis zu 1430oc l~il]t die Annakme berechtig~ erscheinen, da[3 der Obergang in den norma.len Zirkon bei etwa 1950 o C vollstiindig sein wird.

Bei den verschiedenen Erhitzungsversuchen konnte eine 5inderung der diluten F~rbung festgestellt werden, die keinen Einflul3 auf die Lichtbrechung besitzt. Au0er der Entfiirbung der braunroten Hyazintben zwischen den Tem- peraturen von 150 und 450 o C konnte ein Farbennmschlag am blauen Zirkon in ein Gelbbraun bei etwa 9500 C festgestellt werden. Wurde ein soleher gelb- brauner Kristall nachtrbglich im Wasserstoffstrom erhitzt, so trat die blaue Farbe wieder ein. Als unterste Temperaturgrenze fiir diese Wiederblauflirbung wurde die Temperatur yon etwa 400 o C ermittelt.

hnderungen in der diluten F~irbung der Zirkone erfolgen weiterhin noch bei der Einwirkung yon ultravioletten wie auch Radium-Strahlen. Diese lassen den Versuch za einer Erktiirung der diluten F~irbung des Zirkons in ~iknlicher Weise zu, wie sie vom Przibram und Belar am farblosen, braunen und blaaen Steinsalz wahrscheinlich gemacht worden sind. Nach noch nicht verbffentlichten Analysen yon H. Rose und W. Geilmann geht hervor, dal3 aul3er Si, Zr und

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Bericht fiber die 12. Jahresversummlung der Deutsch. Min. Ges. usw. 253

Hf noch Ti, Fe, Mn, Zn und Ca beim Aufbau des Zirkons beteiligt sind. Hierunter befinden sich eine Reihe yon Elementen, die in verschiedenen Oxydati,~nsstufen vorkommen und zur Bildung der diluten F~irbung und ihrer ~nderung verantwor¢- lich gemacht werden kSnnen. Es ist daher ohne Un~ersuchungen an synthetisch reinem Material und damit angestellten F'~rbungserscheinungen zur Zeit nicht m6glich, die Theorie yon Przibram und Belar am Zirkon nachzupriifen.

Diskussion: Niggli, Miiller (Hamburg), Philipsborn, Johnsen, Rinne, Eppler, Rose.

F. Becke, Wien: Systematik der 32 Symmetrieklassen der Kristalle.

Veranlassung zu dem Vortrag bot ein Bericht yon L. J. Spencer im Mineral. Magazine, Juni 1925: ,,International agreement in .mineralogical and crystallo- graphical nomenclature". Hier beklagt der Autor mit Recht den Mangel an 13bereinstimmung in der Beneanung und Bezeiehnung tier 32 Symmetrieklassea der Kristalle. In der Tat herrscht nicht einmal in der deutschen Lit~ratur t?bereinstimmung. Eine systematische Tabelle geht auf F e d o r o w zur~ck, wurde durch G r o t h in der 3. Aufiage der Physikalischen Kristallographie 1895 aufgenommen und stark verbreitet. Eine zweite Tabelle erscheint in S c h o e n f l i e s ' Buch: Kristallsysteme und Kristallstruktur 1891, S. 255, als eine dem Bediirfnis der Mineralogen entgegenkommende Systematik neben der streng mathematischen Ableitung. Diese Gruppierung wurde u. a. yon V o ig t im Lehrbuch dcr Kristullphysik 1910 benfitzt, auch H i I t o n und W y c k o f f sind ihr zum Tell gefolgt. Eine nur wenig abweichende findet sich bereits bei M i n n i g e r o d e 1884 und L i e b i s c h . Die beiden Tabellen unterscheidea sich haupt~chlich in der Binreihung der beiden Klassen: Trigonal-bipyramidal (ohne Vertreter) und Ditrigonal-blpyramidal (Benitoit), welche yon F e d o r o w - G r o t h ia das trigonale System eingereiht werden, w~,hreud S c h o e n [ I i e s- V o i g t sie ins Hexagonale stellen.

Aus guten piidagogischen Gr(inden hat G. Tsche rmak (Mineralogie 6. Aufl. 1904) diese letztere Systematik aufgenommen und in ansprechender Weise durch- gebildet. Er stellt fiinf einfachste Stufen der Symmetrie auf, welche I. dem Man- gel jeder Symmetrie, II. dem Symmetriezentrum, III. tier zweiziihligen Deck~chse. IV. tier Spiegelebene, V. der Kombination yon II, III, IV entsprechen. So er- h~ilt man ffinf Klassen, I und II dem triklinen, III--V dem monoklinen System zugehSrig. Durch Kombination dieser ,5 einfachsten F'~ile mit einer verti- kalen 2-, 3-, 4- und' ~6z:,ihligen Deckachse erh~ilt man 3 Klassen des rhombischen, je 5 Klassen des trigonalen, tetragonalen und hexagor~len Systems. Den 5 Klassen des trigonalen Systems entsprechen: die 5 Klass~n des Tesseralen Systems, wenn man die drei~hlige Achse vierma[ wiederholt ia die KSrperdiagonalen des W~irfels legt.

Es bleiben dann noch die 4 Klassen: tetragonal sphenoidisch und ska- lenoedrisch, trigonal und ditrigonal bipyramidal ~brig, welche leicht mit den Stufen tetragonal I und IV, hexagonal I u n d IV in Beziehung gebracht werdea kSnnen, indem man yon den monopolar angeordneten Fl~ichen der Stufen ][ und IV je die H~lfte durch die para[lelen Gegenfliichen ersetzt. Diese Klassen k~nnel~ abet auch charakterisiert werden dutch 4- und 6z~hlige Inversionsach.~en

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ohne weitero Symmetr~e, oder mit vertikalen Spiegelebenen in der Zahl 2 und 3 kombinierL

Durch die durchgreifende Gliederung in 5 bzw. 7 Vertikalreihen entspre- chend den einfachsten Symmetriestufen und in 6 Horizontalreihen, entspre- chend den 7 Kristallsystemen, entsteht eine sehr fibersiehtliche, leicht ein- priigbare zweidimensionale Anordnung, welche die wichtigsten (wenn auch nicht alle) Analogien der 32 Kristallklassen zur Ansehauung bringt, was der Vortra- gende an Hand ausgehRngter Tabellen des niiheren ausfiihrte.

Sie bringt auch die beiden trigonotypen Klassen in die einzig richtige Position, ins hexagonale System, wohin sie geh6ren naeh der alleia mSgliche.n Fundamentalform: hexagonales Prisma mit Endfl~iche, nach Spaltbarkeit, Bla- stizit~t, Symmetrie der Laueschen Interferenzmuster. Dagegen lassen die 5 Klas- sen des trigonalen, besser rhomboedrischen Systems als Fundamentalform auch ~das Rhomboeder zu, zeigen in Bezug auf Spaltbarkeit, Elastizit~it und Laue- bilder untereinander die innigsten Beziehungen. Auch bei tieferem Eingehen in die mSgliche Kristallstruktur zeigen die beiden trigonotypen Klassen ihre Zu- geh6rigkeit zum hexagonalen System.

Diskussion: Niggli, Johnsen, Valeton, SchneiderhShn, Christa.

F. f i n n o : Nach meinen Brfahrungen ist keiae Systematik der 32 Kri- stallklassen fiir die Einfiihrung in die Kristallformenlehre so geeignet, wie die Gruppierung der Klassen nach steigender Symmetrie auf Grund ihrer Ablei- tung aus den 5 Urformen Pedion, Pinakoid, Sphenoid, Doma, Prlsma, sowie deren 2-, 3-, 4-, 6~hliger, sowie oktan~enweise (naturgen~5 3r;ihllger) Wieder- holung in gyrischem (einfachem) und gyroidischem (Drehspiegelungs-)Rhythmus. Bezeichnet man zwecks Abkiirzung die 5 Urformen mit p, pi, s, d, m und kennzeichnet man den Rhythmus durch die Zahlen 2, 3, 4, 6 bzw. (ira Dreh- spiegetungsfall) durch 4 (gesprochen 4 Strich)und 2 . 3 (zweimal drei Strich). so ergibt sich das folgende, besonders einfache Schema 1).

Bei Verwendung der beim kristallographischen Unterricht unentbehrli- chen stereograpb~schen Frojektion stellt nebenseitiges Schema erfahrungsg~mSI3 c ine auf~erordentlich leicht faf~liche Methode dar.

Was die Bezeichnung zun~iehst der Kristallsysteme anlangt, so erscheint mir die vSllige Durchffihrung des Gebrauches der ja sehon fast vSllig einge- biirgerten ]~enennungen Triklin, Monoklin, Rhombisch, Trigonal, Tetragona], Hexa- gonal, Regul~ir das Gegebene. Hinsiehtlich der Untergruppen sind nach meinem Dafiirhalten ,Umst~nde hinsichtlich der zur Kennzeichnung zu verwendenden Ausdriicke gleich bedeutsam a) die Charakterisierung der HorleitungsweL-e, b) alas allgemeine Formenergebnis dieser Herleitung. In ersterer Hinsicht gibt das obige Schema bereits alas NStige in der gew~ihlten Abkiirzungsform, wie z. B. in der Reihe 3p, 3pi, 3s, 8d, 3m, in Worten:

~) A. Die Leerstellen erkl~iren sich dutch bere[ts votlzogene Ergebnisse, so ist 2 p = s und 2 pi = m. Entsprechendes gilt fiir die gyroid~schen Rhythmen. - - B. In der hexagonalen Reihe bedeutet 2 .3 , dal~ der gyroidische Rhythmus doppelten Umlauf mit sich bringt. Diese 2 . 3 = 6-F~ltigkeit spricht fiir Unterbringung yon 2 .8 p und 2 . 3 d i m hexagonalen System.

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Bericht iiber die 12. Jahresversammlung'der Deutsch. Min. Ges. usw. 255

P l a n d e P 3 2 K P i s t a l l k l a s s e n .

B a u s t u f e n

U r f o r m e n Triklines und monoklines

System . . . . . . .

Z w e i z a h l i g e r R h y t h m u s tier Urformen

Rhombisches System . . .

D r e i z a h l i g e r R h y t h m u s der Urformen

Trigonales System . . . .

V i e r z ~ h l i g e r R h y t h m u s der Urformen

Tetragonales System . . .

S e t h sz i th l ig . R h y t h m u s der Urformen

ttexagonales System . . .

0 k t a n t e n w e i s e d r e i - z i t h l i g e r R h y t h m u s

der Urfo2men Regulitres System . . . .

¢6 °~

I. Gyrische Herleitung

o

d

2 2d

3 3d

4 4d

6 6d

rpi rs rd

a¢2

m

m

4 m

6m

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I I . G y r o i d i a c h e

I t e r i e t t u n g

°~

4 p

2.__3p

w °~

O

£d

2 . 3 d

3p -~ trigyrisch pediale Klasse, 3pi = trigyrisch pinakoidale Klasse, 3s ~ trigyrisch sphenoidische K'.asse, 3d ~ trigyrisch domatische Klasse, 3m = trigyrisch prismatische Klasse.

Entsl~rechend wiirde es bei den sonstigen nicht regul~iren Klassen sein, bei letzteren w~ren die einschl~igigen einfachen Kennzeichnungen der tterleitung folgende: rp ~ reguliir pediale Klasse, rpi ~ reguliir pinakoidale Klass~ usw.

Die erzeugenden Symmetrieverh~iltnisse werdea dabei unmittelbar klar; der gewonnene voile Symmetriegehalt - - z. B. das Hinzutretea einer horizoutaleu

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Syrametrieebene bei der Klasse 6pi zu der erzeugenden Symmotrie (Symmetrie- zentrum and Hexagyre) ~ wird (bei Betraebtung der zugehSrigen stereogra- phischen Projektion) ohne weiteres ersiehtlich.

Hinsichtlieh der Klassenkennzeichnung auf Grum:l des Formenergebnisses liefert tier allgemeine Fall den zweekm~il3igen Anhalt, wie z. B. im trigonalen System 3p = trigonalpyramidale Klasse, 3pi = trigonalbipyramidale Klasse usw.

Ein Nutzen der Heraushebung des allgemeiaen ,Falles liegt im fibrigen darin, daI~ es auch ffir den Anfiinger unter Benutzung tier 7 charakteristischen Lagen im Urbauteil, also des ~entsprechenden sphiirisehen Dreiecks in der stere~- graphischen Projektion, ein leichtes ist, aus dem 7., allgemeinen Fail dutch Wandernlassen der figurativen Punkte in die sechs sonstigen Lagen (in die Ecken and auf die Seiten des spE4risehen Dreiecks) gem~iI~ der herrschenden vollen Symmetrie die speziellen Formen der Kristallklasse abzuleiten.

Ich gestatte mir den Antrag zu stellen, eine vom Vorstand unser~r Ge- sellschaft einzusetzende Kommission darait zu beauftragen, die Angelegenheit der kristallographischen Bezeichnungen zu beraten und fiber das Ergebais auf der n~iehsten Versaramlung der D. M. G. zu berichten. Das Ziel w~ire dabei zu- n~ichst, ia den deutsch geschriebenen Lehrbfichera und Abhandlungen eiae Ein- heitlichkeit zu erzielen.

John W. Gruner, l inneapolis: Gedanken tiber die Bildung der Yermilion- erze.

Die alto Hypothese, daft die Verrailionerze ira nSrdliehen Minnesota durch das Auslaugen des Quarzes aus der sediraentiiren Soudaneisenformation entstan- den sind, seheint auf G~nd neuer Entdeckungen hinfiillig. Die grSfltea l,ager komraen in der Ely-Mulde vet, die etwa 2 km lang und his auf 500,'~ au[ge- sehlossen ist. Die sediment~ire, geschichtete Eisenformation liegt als zteilein- fallendo Schiehten ira Archiiischen ,,Greenstone". Sie enthSlt gewShnlicb 20 I)i,~J 130O/o Eisen, yon dem die H~ilfte als Ylagnetit gebunden ist. 50 odor mehr Prozent in der Formation ist Kiesets~ure, die in den hS.raatitischen Erzlagern beinahv ganz ausgelaugt worden ist. Eisenerze komraen nur deft vor. we ba- sische (manchmal mit einigen saueren) Eruptivg~inge die Eisenformation durch- brechen. Die Erze kommen nur in sehr wenigen Stellen zu Tage und sind sonst iiberall mit zertrfimmerter Eisenforraation yon raehreren hundert Furl Dicke bedeckt. Manchmal reichen die Erzraassen als Finger odor kleine Bal- lens in die hangende Eisenforraation hinauf. Das Erz ist gewShnlich miirbe und sehr porSs, und besteht beinahe ganz aus Eisenglanz und Martit. Liraoait fehtt beinahe ganz. Am 5stlichen Ende der Mulde ist das Erz weniger porSs, und Karbonate zeraentieren es. Man sieht, daft der ursprfingliche Quarz von Kar- bonaten in Stellen verdHingt ist. Die ganze Paragenese, Stellung urn! andere Faktoren scheinen auf hydrothermale Ursachen in der Bildung tier ErT.e hin- zudeuten, die man sich dann so denken kSnnte:

Viele basiscbe Eruptivgesteinsg~inge zertrfimmerten die sprSde' Soudan- formation in der Ely-MuIde. Eraporsteigende heii~e LSsungen und Eraanationen oxydierten das Eisenoxydul und verwandetten Magnetit in Martit und in Eisen- glanz. Gleichzeitig wurde die Kiesels~iure ausgelaugt oder dutch Hiiraatit und

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Karbonate, besonders Kalkspat, verdriingt. Die Emanationen waren am wirk- samsten in der Tiefe, wo sie noch arm an Kiesels~ure waren. Dec sehr grob- kSrnige Gangquarz, den man hiiufig im Hangenden maneher Lager finder, scheint eine Wiederaus~,llung der Kiesels~iure, die in der Ti~e atffgelSst w'urde, darzustellen. Die Porosit~it des Erzes ist dem direkten Auslaugen der Kiesel- s~ure oder dem sp~iteren Fortschaffen tier Karbonate zuzuschreiben.

Diskussion: SchneiderhShn, Rinne, Ramdohr, Bosscha.

F. R i n n e : Die gelegentliche Umi4.nderung voa Quarz wird aufler den Pseudom<)rphosen, wie die bekannten GSpfersgrfiner und dureh den anaJogen tech- nischen Vorgang der Kalksandsteinfabrikationea ausQuarz und gelSschtem Kalk, z.B. in Pegmatiten. yon Hartmannsdorf i.S., vortrefflich gekennzeichnet. In dor- tigen einzigen Schriftgraniten erweist sieh der Fetdspat unversehrt, an Stelle des Quarzes sind Hohlr~iume getreten, deren charakteristische Schriftzeichen- form auf den ursprfinglichen Zustand hinweist.

H. Schneiderh~hn, Freibnrg i. Breisgan: Uber die ~nwendungen der mineralogiseh-petrographisehen ~fethodik in Bergbau, Aufbereitung mtd

Hiittenkunde. Ffir den B e r g b a u haben die neuen lagers~ttenkundlichen Erkenntnisse

der letzten Jahre, welche haupts~ichlich yon Mineralogen gewonnen wurden, grol]ea Wert: vor ailem die Einffihrung des Erzmikroskops, die Anwendung der chemischen Cleichgewichtslehre auf die lagerst~ttenbildenden Vorgiinge, insbe- sondere die klare Erkenntnis der ungeheuren Bedeutung, welche die Erstar- rungsvorg~inge des Magmas und seiner leichtflfissigen JBestandteile fiir das Zustandekommen tier magmatischen Lagerstiitten haben, und endiich die scharfe Betonung der iypomorphen Kennzeichen and paragenetischen Merkmale der ein- zelnen Lagers~ttengruppen. Einen noch weiterea Ausblick ffir die Lagerst~tten- wissenschaft erSffnen die Fortschritte in der Entwieklungsgeschichte der ein- zelnen groflen Magmeneinheiten der Erde mit ihren Metallprovinzen und Me- tallepochen, und endlich die Ceochemie. Eine stets grSfiere Anwendung gewinnt im praktischen Bergbaubetrieb heute schon die mineralogisch-mikroskopische Methodik. Eine fortlaufende Registratur des Mineralbestandes und Ceffiges dcr Lagerst~tten ist anzustreben und im Verein mit forttaufenden FSrderanalysen schaubildlich darzustellen. Besonders wichtig werden solehe mikroskopische Unter- sucbungen zur Beurteilung yon Oxydations- und Zementationszonen, ebenso zur Auffindung und Verfolgung geringer Edelmetallgehalte.

In der A u f b e r e i t u n g s t e c h n i k hat seit 1920 die mineralogisch- mikroskopische Untersuchung der Konzentrate, Zwischenprodukte und Abg~,nge grol~e Fortschritte gemacht. Nicht nur bei Aufbereitungsversuchen wird sie jetzt angewandt, sondern auch bereits in sehr vielen Aufbereitungsanlagen im laufenden Betrieb als Betriebskontrolle.

Ein engeres Zusammenarbeiten zwischen dem theoretisch und experimen- tell arbeitenden H fi t t e n m a n n und dem Mineralogen findet vielfach noch nicht in dem Marie statt, wie es zum Nutzen der Praxis zweifellos erwfinseht

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2,~8 Bericht fiber die 12. Jaba'esversammlung tier Deutsch. Min. Ges. usw.

wiire. Ans~itze sind hierzu gemacht in der Identifizierung der Einschliisse im Stahl mit Hilfe mineralogisch-mikroskopischer Methoden. Auf weiteren Ge- bieten, welche den Hiittenmann interessieren, haben besonders in der Unter- suchung feuerfester Rohstoffe und -produkte, sowie in der Formsanduntersu- chung Mineralogen grundlegende Arbeiten geleistet.

Sehliel31ieh wurdo auf die Wichtigkeit der neuesten kristallographischen Erkenntnisse fiir Hiittenkunde und Werkstoffbearbeitung hingewiesen. (Der Vortrag ist almfiihrlich verSffentlicht in der Berg- und hiittenmilnnischen Zeit- schrift ,,Gliickauf", Essen, Nr. 46, Jahrg. 1926.)

Diskussion: Becke, Ramdohr.

W. Kunltz, Halle: Chemische Untersuchungen an der Turmalin- und Gllmmergruppe.

Um das Lithiumproblem, das sich chemisch-optlscher Untersachung der Glimmergruppe aufdr~ingte, einer L~sung n~iher zu bringen, hat der Vortragende an Hand yon 20 neuausgeftihrten Turmalinanalysen und den dazugoh6rigen kri- stallographisch-optischen Messungen die IsomorphieverhRltnisse in der Turmalin- gruppe genauer studiert.

E~ zeigte sich hierbei eine recht konstante Zusammensetzung der Tur- maline verschiedenster Vorkommen und eine l~bereinstimmung insbesondere in den Verh~iltnissen SiO~: B.oOa:NaoO: H oO, was auch dutch zahlreiche, zuverl~issige Literaturanalysen weiter best~itigt werden konnte. Unter Hinzunahme der ge- nauen Wiilfingschen Bestimmungen ,liefien sich dann in der Turmalingruppe zwei Hauptmischungsreihen unterscheiden:

1. M a g n e s i a - E i s e n - T u r m a l i n e : HaNa(Mg, Fe)~AlsSiaBi04~. Aus dem gesetzm~i~igen Anwachsen des BrechungsvermSgens mit zunehmendem Eisen- gehalt folgt die Mischungsreihe:

Mischungskomponenten Brechungsexponenten Achsenverh~iltnis (nJ ~- a : O.

HsNaMgLAlsSisB4041 1"6351 1"6144 1 : 0"4523 HsNaFelAlsSisBaOal (1"698) (1"658) (] : 0"4402).

Abweichend yon Wulfing-Reiner wurde eine Abnahme des kristallographischea AchsenverhRltnisses mit dem Eisengehalt gefnnden, was auch den Literatur- daten gemiii] Iiir die Lithionturmaline anzunehmen ist.

Als Nebenmischungsreihe konnten auf chemisch-optisehem Wege noch die Magnesia-Kalk-Turmalino abgezweigt und n~iher bestimmt werden; mit dem iso- morphen Austausch tier Gruppen (Na AI) und (Ca Mg) ist ein steL]ges Ansteigen der Brechungsexponenten verbunden.

2. L i t h i o n - E i s e n - T u r m a l i n e : HsNa(LiAl).,AlsSisB4Ott. Im Ver- gleich zu den Magne~iaturmalinen hat bier, wie sich ebenfalls durch die chemisch-optische Untersuchung ergab, ein isomorpher Ersatz der Mg-Atome durch die iiquivalente Gruppe (LiA1) stattgefunden. Beruhend auf der £hnlich- keit der Atom- und Ionenradien der E:em~nte Li, Fe und Mn, erhiilt man eifie den Lithionglimmern analoge l~Iischungsreihe:

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Bericht fiber die 12. Jahresversammlung ,der I~utsch. Min. Ges. usw. 2 5 9

Mischungskomponenten Brechungsexponenten Achsenverhiiltnis m ~ a ; c

HsNa(LiA1)~AIsSisB~041 1"6401 1"6202 1 : 0"4508 HsNaFetAlsSiaB~041 (1'698) (1"658) 1 : 0"440.

Die neuaufgeiundene Reihe der reinen Lithion-Mangan-Turmaline ermSglicht es, den verschiedenen Einflufi yon Mangan und Eisen auf die optischen Eigen- scbaften auseinanderzuhalten.

In beiden Reihen werden nun die Mischungsverh~iltnisae dadurch etwas komplizierter, da[~ wie in den Glimmern noch Tonerde in alas Molekiil eintreten kann; auf die optischen Eigenschaften ist dieser Ersatz - - abgesehen yore isomorphobeigemengten Eisenoxyd - - kaum yon EinfluB. Wiihlt man als dritte Komponente HsNaMg.2Al~oSi~B,042, so lassen sick die Tumaline s~imtlich in ihrer chemischen Zusammensetzung und ihrem optischen Verhalten auf sin Dreistoffsystem beziehen. Reins Tonerdeturmaline analog den Muskoviten gibt es nicbt, und so iihneln auch die Turmaline in ihren Isomorphieverhiiltnissen (NaAI--CaMg; LiA1--2Mg) mehr den Augiten und Hornblenden als den Glimmern.

I)er Vortragende konnte auch an einzelnen Turmalinen Beziehungen, ins- besondere den Zusammenhang zwischen isomorphen Eintrltt und der Zusammen- setzung (Konzentration) des Nebengesteins auf chemisch-optischem ,Wege fest- stellen und genauer studieren.

Diskussion: v. Philipsborn, Kunitz.

IC Spangenberg (Ktel): Die beim Brennen yon Kaolin entstehenden Phasen,

Uber den Entwiisserungsvorgang des Kaolin well3 man nicht viel mohr, als dagl H a Al.o Si~ 09 .bed etwa 5500 sein Wasser verliert, .was sick au.f tier Er- hitzungskurve durck einen deutlichen endothermen Effekt ksnnzeichnet. (~ber die Natur des dabei entstehenden Entwiisserungsproduktes ist man aber bisher eben- sowenig unterrichtet, wie man genau weiI~, welcher Reaktion die starke exo- theme Ers¢heiaung auf ~ie~ Erhitzungskurve bei etwas fiber 9000 zuzuschreiben ist. Sowohl Polymerisation (d. i. Kristallisation) der nach dem Entw~sern ,,amorph" vorliegenden Tonerde wie auch Sillimanitbildung werden hi~rbei vermutet. Bis- her sind nur wenige Daten zu diesen Streitfragen an mineralogisch eindeutig charakterisiertem, noch seltenere an gut kristallisiertem Material erhalten wor- den. In Gemeinschaft mit Friiulein I. R h o d e warden daher an Pholerit yon Neurode in Schlesien, einem chemisch wohlbekannten reinen Material, dessea Nakritbl~ittchen eine mittlere GrS~e yon etwa 0"030 mm besitzen, die foigenden Versuche zur Aufkl~rung der noch offenen Fragen unternommem

1. E n t w ii s s e r u n g s v o r g a ng. In t?bereinstimmung mit einigen der ~lteren Autoren 1) wurde der Beginn tier Wasserabgabe tiefer, als tier Halte- punkt auf der Erhit~ungskurve angibt, bei etwa 430 ° ± 10 ° gefunden. Die Zer- setzungsgeschwindigkeit ist bei diesen Temperaturen aufierordentlick langsam, bei

1) j. V. S a m o i l o f - f bei T a m m a n n und P a p s , Z. L anorg. Chem. 127, 45, sowie H. S. H o u l d s w o r t h und J. W. Cobb, Transact. Ceramic. Soc. London, 22, 118.

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4400 werden in 48 Stunden erst etwa ein Viertel des Gesamtwassergehaltes ab- gegeben. Bei h6heren Temperaturen steigert sich die Geschwindigkeit betr~icht- lich; so wird bei 6500 bereits in einer Stunde so gut wie alles Wasser entbun- den; ein geringer Rest, etwa 0"5%, d. h. etwa 3% des gesamtea H,.,O bleibt jedoch such dann noch, selbst bei langer Dauer des :Gliihens, festgehalten und verliert sich erst, wenn der als Brennprodukt zuniichst entstehende ,,Metanakrit" bei fiber 8600 in einen anderen Zustand iibergeht. Die Zersetzungsgeschwindigkeit ist auch sehr stark yon der KorngrSfe abh~ingig; ob dies aueh mit der Zer- setzungstemperatur tier Fall ist, Ikonnte mit der biaherigen r o a n V~rguchsaaord- hung ~nicht bestimmt werden.

2. M e t a n a k r i t. /:)as bei, langsamer oder schneller Entwiissernng in dem angegebenen Temperaturbereiche aueh bel tageIanger Brenndauer entstehende Produkt hat folgende Eigenschaften:

a) O p t i s c h: Es liegt eine ~iuflerlieh unver~indert erscheinende Pseu~lom)r- phose wie etwa bei geglfihten Glimmern vor, nut ist das yon F. R in he1) als Metanakrit bezeichnete Produkt im Gegensatz zu diesen nach R in n e s rSntgenographischer t'riifung ein vSllig zusammengestiirztes Gitter. Die Lichtbrechung erniedrigt sieh mit steigendem Wasserverlust anfangs linear yon 1'568 bis zu 1"535, wenn der Gliihverlust etwa 10% betr~gt; yon da an sinkt die Lichtbrechung schneller bis zu 1"464. Die Doppelbrechung tier Bl~ittchen bleibt hierbei vollkommen erhalten. Die Bl~ttchen erschcinen bis- weilen parallel der Bl~itterung aufgerissen. Dai~ das Material optisch ein- achsig geworden ist, hat bereits F. R in n e hervorgehoben...

b) C h e m i s c h e r A b b a u . Die Metanakritphase ist dadurch besnnders ge- kennzeichnet, ~'ie insbesondere seit S o k o l o f f s :~) Untersuchun~en an ,,Kao- linen'; bekannt ist, da~ sic bei Behandlung mit heil~er Salzs~iure leicht in LSsung gehendes Al,,O.~ enthMt. Dieser unter vollkommener Erha:tung der ~ufleren Form sich vol[ziehende cbemische Abbau (12stfindige Behandlun~ mit 6%iger HCl im Wasserbade) fiihrt bei vollkommen entw~issertem Na- krit ein Mol Al~O 3 auf zweiMolH~O in L5sung. Niedriger entw~sserte Pro- dukte liefern scheinbar einen ~berschufl an Al,,Oo in der L5sung, tier sich daraus erkl~irt, dais das H:O, das dem 15slichen Al.,O~ entsprieht, z~m Tell yon dem Metanakrit sehr fest gehalten wird. Dutch Behandeln eines sol- cben nur teilweise entwiisserten und dana abgebauten Produktes mit Soda- 15sung (zweifach normal, 6 Stunden im Wasserbade) IEflt sich die vom Al~O3-Abbau fibriggebliebene, in der Form des Ausgangsmateriales erhal- tene SiO,, in LSsung bringen, so daft sich der im Innern noch vorhanden ge- wesene Kern unzersetzten, nicht entwiisserten Pholerits zeigt. Die Lang- samkeit der Entwiisserungsreaktion erscheint darin begriindet, daft dutch die mit ihren starken Restkriiften das HcO noch festhaltende ~[etanakrit- Hfille die yore unzersetzten Kern herkommenden H~O-Molekiile hindurch diffundieren mfissen.

Die Lichtbrechung des mit HC1 behandelten Al:O3 freien SiO,-Skel~ttes (Metanakrit-Kiesels~iure) is~ bis auf 1'440 heruntergegangen. Die Analogie

l) F. R i a n e , Z. f. Krist. 61, 120. ~) A. M. S o k o 1 o f f, Keramische Rundschau, 20, 365 (1912).

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Berich~ fiber die 12. Jahresversararalung.,der Deutsch. Min. Ges. usw. 26I

rait den Abbauprodukten, die F. R i a n e x) bei tier kfinstlichen Baueri- tisierung der G]iraraer erhalten hat, ist auffallend, nut lassen sich bei den Gliramern die Kiesels~iurereste anscheinend auch ohne vorheriges Gliihen er- zeugen. Die Metanakritkiesel~ure l~iflt sich leicht rait Methylenblau anf',ir- ben, sie hat eine deutliche ]2oppelbreehung, die aber beira Eiabetten in Fliissigkeiten ~ihnlicher Lichtbrechung je nach deren inneren Reibung schnell oder erst nach Tagen verschwindet, weil die Fliissigkeit in das raolekulare Ge- fiigo eindringt. Es liegt hier ganz deutlich eia Fall yon SohiohtendoppeI- brechung vor, die nach O. W i e n e r negativen Chamkter haben raul~ e).

c) Dan Existenzgebiet der Metanakritphase ist nach oben begrenzt durch einen bei etwa 8600 festgestellten allrallhlichen, bei hSherer Teraperatur schnell er- folgenden 0bergang in die n~ichste Stufe (Brennprodukt II).

3. I ra T e m p e r a t u r b e r e i c h y o n 8 5 0 o - - 1 2 0 0 o, Der (~bergang yon Metanakrit in das Brennprodukt I1 ist dutch folgende Erscheinungen deut- ]ich gekennzeichnet: a) bei schnellem Erhitzen erscheint auf

thermer Effekt. b) Eir bei 860 o :t=" 100 96 Stunden lang

ein solches, das 48 Stunden bei 920 ~ Pulver-RSntgenogramm.

der Erhitzungskurve ein ~tark exo-

gegliihtes Produkt ergab ebenso wie ± 10 o gegliiht war, ein schwaches

O Die vorher teicht 15sliche Tonerde ist unlSslich in ttCl geworden. Die bei- den unter b)erwiihnten Gliihprodukte lieflen sich iiberhaupt nicht raehr, ein bei 860 o nur 48 Stunden gegliihter Metanakrit liel~ sich nur aoch zum Teil abbauen.

d) Die Lichtbrechung der Bliittchen, die natiirlich der Form nach erhalten bleiben, steigt plStzlich his auf 1'530.

e) Bei einer Behandlung mit 10~'oiger NaOH ira Wasserbade unter Riihren bildet sich, indem ein erhebticher Teit SiO., und ein geriagerer Al~03 in LS- sung geht, ein Reaktionsprodukt, dan SiO~-iirmer als Metanakrit ist, und Na..,0 in permutitischer Weise angelagert enth~ilt. Es ist optisch isotrop, ziemlich hoch lichtbrechend (1"630 kann erreicht werden) und in HC1 leicht 15slich, auch nach dem Gliihen auf 1000% (Metanakrit verhiilt ~ich gegen NaOH-Behandlung ~ihnlich.)

f) Eine mehrstiindige Behandlung rait Na,C0j-LSsung vermochte im (]egensatz z-u Be.funden am gegliihten Talk s) keine wesentlichen M,~.nge~ yon SiO~ in LSsung zu bringen.

g) Bei raehrstiindigem Behandeln mit kaltem verdiinntem NH4HF.o wird SiO~ und Alo0.~ nahezu gleichm~il]ig schnell ge!Sst.

1) F. R i n n e , N. Jb. f. Min. B. B., 39, 410. ~) H K a u t s k y und G. H e r z b e r g , Z. f. anorg. Chem., 147, 81, haben

in ihren interessanten Untersucbnngen auf die Allgemeinheit derartiger Pha.'~en- zust~nde hingewiesen. Sie iibersahen bei der Annahme (S. 87), dal~ die Dop- pelbrechung, weil negativen Charakters, in der Anisotropie der Lamellen se!bst begriindet sein miisse, die Existenz yon Schichtendoppelbrechung, t~iir die die yon ihnen aufgefiihrten Beispie',e untersuchenswert sein dfirften.

2) F. M a 1 t, Dissert, Leipzig 1913.

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h) Durch mehrfaches Abrauchen mit H~SOa ist ein HerauslSsen yon Al:O~ nicht, wohl aber mit KHSOa-Schmelze zu erzielen. Ee hinterbleibt dana eine optisch isotrope (n .'~ 1"440) Pseudomorphose yon SiO~.

4. Im Temperaturbereich oberhalb 12000 . Gegeniiber dem vorigen ist dieses Brennprodukt Ill gekennzeichnet: a) Durch eine plStzlioh aui 1"56--1"57 steigende Liehtbrechung. b) Dadurch, daft bei einer NaOH-Behandlung, die der beim vorigen gleicht, keine

Na-Anlagerung mehr erfolgt, so da~ kein permutitisches Produkt entsteht. Es l(ist sich im wesentlichen SiO~, ohne daft in den einzeinen F~itlen ein chemiseh definierter Riickstand b'.eibt. Seine Zusammensetzung schwankt vielmehr zwischen Sillimanit und MuEit.

c) Bei einer Behandlung mit verdiinntem NHIHF2 ist das Produkt wesentlich schwerer angreifbar als II und gibt SiOo ab, so dab wieder ein zwischen Silli- manit und Mullit in der Zusammensetzung schwankender Riickstand or- halted wird.

d) Der Riickstand yon der NaOI-I-Behandlung verhRlt slch beim Gliihen anders al~ der yon Breanprodukt II; mit KHSO4-Schmelze zeigt sieh keia Unterschie,l gegenfiber II.

Die Untersuchungen ~iber die Natur der das Brennprodukt II und IlI aufbauenden Phasen sind noeh nicht abgesehlossen. Bs kann sich bei dem exo- thermen Vorgang, der Produkt II aus Metanakrit bildet, nicht um Sillimanit handeln, wean die yon W. ~Eit e l 1) aus mehrfachon tr[ftigea Grfinden gelt~n~t gemachte stark endotherme BiIdungsweise dieses Minerals zutrifft. Die Datea yon T s c h e r n o b a e f f und W o l o g d i n e -°) diirfen aber als Beweis fiir die endotherme Bildung yon Al~SiO.~ nur mit Vorsicht herangezogen werdea, well diese nicht mit Sillimanit, sondern mit ,,kaolin anhydre" gearbeitet habea und auch nur fiir die~en ~hre Aussage ge~t~nd rnaeht. Nach Vorstehendem ist es nicht miSglich zu entscheiden, welches Brennprodukt diesen Untersuchungen zu- grunde gelegen hat.

Wean abet der bei etwa 900~ beobachtete exotherme Effekt nicht der Sillimanit-Bildung zuzusehreiben ist, dann kann es sich hierbe[ nut um die Kri- stallisationsw~irme yon SiO~ (wohl Tridymit) und AI~O 3 (Korund) lmndeln, wean nieht die yon versehiedenen Seiten vertretene Ansieht der Bildung eines Sil[- kates AI..,Si~07 zu Recht bestehen sollte. Erst aberhalb 12000 w~ire dann eine Sillimanit-Bildung anzunehmen. Sollte dagegen diese doch schon bei 9000 be- ginnen, so miiflte tier Unterschied zwischen Brennprodukt II ,und [II nut ein durch plStzlich stark einsetzende Sammelkristallisation hervorgerufener Korn- grSfleneffekt se'n. Eine Entscheidung mii{]te zwischen beiden MSglichkeiten dutch genauo Vergleiehung yon RSntgenogrammen tier Brennprodukte [I und III sowio dutch den Versuch, oberhalb 12000 einen etwaigen endothermen Effekt der Si[li- manit-Bi:dung zu beobachten, herbeigefiihrt werden.

D~skussion: Rose, Salmang, Spangenberg, Bernauer, Rinne, Itlawatsch, Schlo~macher, Johnsen.

1) Keramische Rundschau 34, 633 (1926). 3) Compt. rend. I54, 206 (1912).

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S. R~sch~ Leipzig: Uber Toluyl-Enel. Die organische Chemic ist fiir den Kristalloptiker geradezu ein Kurio-

sitRten-Kabinett, eine Fundgrube seltsamer PhRnomene und rekordartiger opt. ~- scher Verlfiiltnisse. Leider ist erst eine verh~iltnisn~il3ig kleine Zahl organi- scher Substanzen eingehend optisch erforscht, t)ber eino Substanz, die kiirzlich yon Herrn Heinemann im Inst. f. angew. Chemie zu Leipsig dargesteUt wurde, soil hier berichtet werden. Die Unter~chung dtirfte interessieren wegen der auflergewShnlichen Resultate, vielleicht aber auch wegen der etwas weaig ge- I~iufigen Methoden der Untersuchung.

Toluyl - benzoylmethan - Enol CH~ ~ Cd H i -- C -- CH -- CO -- C H s bzw.

CH~ -- CsH 4 - CO - - CH ~ C - - C~H s ist ein Abk~mmling des Dibenzoylmethan.

Die Kristalle sind rhombisch mit tafeliger Ausbildung (001), Achsenverh. 1,2162: 1: 1,5343; goniometrisch konnte eine Reihe yon Fl~ichen gemess~u we rdezl, obwohl die Kristalle moist klein, die Oberfl~ichen uneben sind. Auf der Tafel tritt die 1. positive Mittellinie aus, Achsenebene ist 010. Pleochroismus sehr schwach, blal~geib, weW.

Be ide r Bestimmung der Brechungsverh~iltnisse versagten die Methode des Totalreflektometers und die Einbettungsmethode aus verschiedenen Grtinden vSlllg, irgendeine Form der Kompensation konnte wegen zu grol~er Dispersion der Doppelbrechung nicht angewandt, kiinstliche Fliichen :fiir die Prismenmethode konnten nicht angelegt werden. Doch gelaag an einem Kristall die Ermittlung yon a an nat~irlichen PrismenflSchen. Der Verlauf im Spektrum konnte yon k 760 bis ). 420 bestimmt werden. Ebenso gestattete eine Reihe yon Individuen die Messung des Winkels 2 F~ der optischen Achsen. Um nun wei- tore Resultate zu gewinnen, wurde die selten angewandte Methode der spek- tralen Interferenzen versucht, die sehr guto Resultate ergab, zumal es durch die Gtite yon Herrn Dr. L6we im Zeil3werk mSglich war, einige Spektrogramme yon Interferenzfarben herzustellen. Aus den Spektral-Interferenzen eider Reihe yon Kristallen bei Beobachtung 1_ 001 konnte die Doppelbrechung 1 3 - - er- halten werden; die Ermittlung der absoluten Ordnungszahl Z jedes Interferenz- streifens geschah dabei auf eine bisher wohl kaum bekannte Weise:

Es wurde die Anzahl tier Interferenzstreifen gezXhlt, die bei monochro- matischem Licht zwischen einer optischen Ac~se usd der 1. Mittellin~e iieg~n, was in der Gleichung d ( ~ - ,~) ~ ).. Z einer Variation yon ( ~ - a) entspricht, w~ihrend Verwendung verschieden dicker Kristalle Variierung der Dicke d be- deutet. So wurden geniigend viele Gleichungen zur Gewinnung aller Unbe- kannten erhalten. Aus ~--~, konnte, da "* bekannt war, ~ berechnet, daraus und aus 2 E der Winkel 2 V, und schlie~lich die Brechung ~" bestimmt werden.

Die Resultate, die tells in Kurvenform, tells in Darstellungen der opti- schen Bezugsfl~iche in wahren Dimensionen gezeigt wurden, sind nun folgende: es wachsen veto roten bis zum violetten Spektralende: ~ yon etwa 1"635 bis 1'690, ~ yon 1'644 bis 1"805, ~" yon 1"932 bis 2"359, 2E yon 300 bis 1300 , 2 V yon 220 bis 600; demgemiil~ sind die .Doppelbrechungen: 1 3 - , ~ 0"009 bis 0"15, - ( - - a ~ 0"297 bis 0"669, T - - ~ 0"288 bis 0"554. Die enorme Doppel-

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brechung bedingt sehr grol~e Abweichung zwischen optischer Achse und Strah. lenachse: fiir den Winkel S zwisehen ihnen wurde berechnet 3"4 o im [~ot, 15"6 0 im Violett.

Durch die aul~erordentlich starke Dispersion tier Doppelbrechung, sper, iell flit ~ - a, sind stark anormale Interferenzfarben bedingt; diese koanten in Pr~i- paraten demonstriert, und auf Grund yon Berechnungen im tIelmholtzschen Far- bendreieck eingezeichnet, und daraus abgeleitet in einer Zusammenstellung yon Pl~ittchen aus dem 0stwaldschen Farbenatlas vorgefiihrt werden. Die letztge- nannte Reihe bildet beim Vergleich mit dem Mikroskopbild eine gute Kontrolle auf nile Berechnungen und Messung~n, die auf andere Weise nicht kontrolliert werden konnten.

Infolge der aufgedeekten au~ergewShnlichen optischen Verhiiltnisse diirfte sich Taluyl-E~ol zur De~monstration einer Reihe interessanter /~'scheiaunge.n gut eignen, so Dispersion der Achsen, anormale Interferenzfarben, Dispersion der Doppelbrechung, konische Refraktion.

Diskussion: Rinne, Rose, RSsch.

H. v. Philipsborn~ Giessen: Beispiel einer Anwendung der quantitativen petrographischen Methode auf einige kristalline Sehiefer.

Bei meiner Untersuchung eklogitischer Gesteine des S~ichsischen Cra- nulitgebirges, des Fichtel- und des Erzgebirges zeig~e sich, da~ flit die Unter- suchungen der Erzkomponenten die B e o b a c h t u n g im A a s c h l i f f er- forder~ich ist. Die Identifizierung wird ia vielen F'~llen erleicb.tert, erst er- mSglicht wird im Anschliff die auch fiir den Petrographen wichtige Erkennung der Entmischungsstrukturen und der Entmiscbungskomponenten. Nur im An- schliff treten ferner die oft sehr charakteristischen Crenzen zwischen Erz und Silikat scharf hervor. Auch zeigte sich, dal~ die T r e n n u n g s m e t h o d in weitem Mal3e angewendet werden mui~te, vor allem um reines Mineral- material zu gewinnen, und um Komponenten, die nur in ~iu~erst geringerMenge sich vorfanden, anzureichern (zur Mikro- und Spektralanalyse). Das reins. Mi- neralpulver diente dann erstens zu exakten Dichtebestimmungen und zweiten3 zu chemischen Voll- und Teilanalysen. E x a k t e D i c h t e b e s t i m m u n g e n , wie sie allein an mit Hilfe tier Trennungsmethode gewonnenem reinstem Ma- terial mSglich sind, miissen gleichwertig neben die Bestimmung d~r Brechungs- exponenten treten. Nur im einfachsten seltenen Falle lassen sich die Kompo- nenten eines Mischkristalls altein aus der Lichtbrechung ermitte[n (PlagiokIas). In anderen F~illen ermSglicht erst die Kenntnis von Lichtbrechung u n d Dichte die Bestimmung der prozentualen Beteiligung der Komponenten (Beispiel ter- n~irer Cranat). Meistens aber ist sogar auger LichtbrechurLg und Dichte noch die Ermittlung eine~ Konstitueaten ~u£ chemisch a.nalytischem Wege erfor- derlich (Beispiel quatern~irer Graaat, At~O~ zum Tell durch F%O 3 ersetzt). Es diirfte sich empfehlen, auch den Schmelzpunkt diagnostisch zu verwerten. Die Diagramme, die die Beziehungen zwischen Lichtbrechung, Dichte, Schmelzpunkt und chemischem Komponenten festlegen, bediirfen eines immer weiteren Aus- baues, um die voile chemische Analyse schliel~Iich auf Ausnahmef';it~e zu be- ~chr~inken.

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Bei der Trennungsmethode wurde als schwere LSsung ausschlie{~lich C I e r i c i 15 s u n g angewendet, lhre Vorziige werden die friiher gebr~iuch- lichen L6sungen immer mehr in den Hintergrund treten lassen. Als Trennungs- gef£fie warden verwendet der Harada~richter und ein Gefd,~ iu Gestalt des Laspeyresschen, jedoch grSl3er und auf einer Seite mit Hahn versehen (Inhalt 150 cbcm zu beziehen durch Fa. Weil~, Leipzig, Liebigstr.). Zur Trennang klei- nerer Mengen wird mit Vorteil das kleine zwischen zwei Fingern zu haltende Laspeyressche Gefiil~ benutzt. Die Erfahrung zeigte, da~ erst eine sehr feine KSrnung (0.1 ram) es ermSglieht, die verscbiedenen Mineralkomponentea vStlig rein voneinander zu trennen und auch die homogenen KSrner yon denen zu scheiden, die noch aus zwei oder mehreren Mineralarten bestehen. Bei der Be- stimmung der spez. Gewichte yon Mineralpulvern ergah sich, daft sich in meh- reren Gesteinen das spez. Gewicht tier Komponenten fiber einen ziemlich gro- flen Bereich erstreckt, daft also ziemlich grof~e Mischungsreihen vorhanden sind. Man mu~ dana unterscheiden 1. das spez. Gewicht des leiehtesten und 2. d&~ des schwersten Anteils und 3. das mittlere sp~z. Gewicht. Das mittlere spez. Gewicht h~ingt yon der prozentualen Beteiligung der Misohungsglieder ab uml ist im allgemeinen nicht dae arithmetische Mittel des spe~. Gewichtes der Endglieder, es kann nur mit der Pyknometermethode erhalten werden. Das spez. Gewicht der Endglieder ergibt die Schwebemethode. Das spez. Gewieht kann unter Ber~icksichtigung des erstrebten Zieles auf folgende Arten bestimmt werden: 1. Pyknometermethode; 2. Schwimmermethode, eitl Glaszylinder, unten mit Seidengaze verschlossen, wird .in das Gefiil] getaucht, in diesen Glaszytinder, der nun schwere LSsung ohne Mineralpulver enth';ilt, kann der Schwimmer getaucht werden; 3. schwere L6sung wird herauspipet- tiert and gewogen, hier st5rt Mineralpulver nicht; 4. der Brechungsexponent

• der schweren L6sung wird bestimmt und die Dichte aus einer Kurve abge- lesen; 5. ist nut sehr wenig Mineralpulver vorhanden, so vert'~hrt man analog tier Einbettungsmethode. In einem kteinen zylindrischen Gefafi, durch Auf- kitten eines Glasrohres (3 mm hoch, 4 mm Durchmesser) auf eiaen Objekt- triiger hergestellt und mit Deckglas verschlossen, beobachtet man unter dem Mikroskop Steigen oder Fallen in einigen Tropfen verschiedener ClericilSsun- gen yon vorher bestimmter Dichte. Gewichtsn~l~ige Trennung, zu welcher naturgem~if~ das feinste Pulver nicht abgesiebt werden darL lieferte gute Ro- sultate. Schottische Glasfiltergefiif~e ermSglichen &uffange~, Wasohen und W~igea in e in e m Geffil3. Mit Hilfe der Trennangsmethode angereicherte Erzkompo- nenten werden zweckm~il3ig in Schleiflack eingebettet uad angeschliffen. Bei der Untersuchung des bekannten P y r o x e n g r a n u 1 i t e s yea H a r t m a n n s d o r f gelang es nach den skiz~iertea Methoden trotz seiner FeinkSrnigkeit Ilmenit, Granat, Hypersthen, Klinopyroxen und Plagioklas vollkommea rein zur Analyse zu trennen. Hypersthen und Pyroxen wurden fiberdies in schwere und leichte Fraktionen geteilt und jede Fraktion analysiert. Mit Hilfe der Brechungsexpo- nenten und durch Extrapolation konnten die ganzen Mischungsfelder diagram- matisch dargestellt werden. Welehe Konstituenten einander ersetzen und welche konstant bleiben, konnte auf diese Weise ermittelt werden. Zur Be~timmung tier quatern~iren Granaten wurden Dreiecksdiagramme ffir verschiedenera F.~O~-

Miueralogiseh-Petrographische Mitteilungen. 37. 1926. I~

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Gehalt entworfen. Aus diesen Diagrammen liiflt sich mit Hi[fe yon n, d und Fe~Oa-Gehalt die Beteiligung der Komponenten bis auf 3 oder 4 Molprozente genau ablesen. Auch ffir die Hypersthene mit R~O3 und fiir verschiedene Klino- pyroxene konnten neue Diagramme gezeiehnet werden.

Die Miigliehkeit, mit Hilfe schwerer LSsung vSllig reines Mineralpulver nach dem spez~ Gewicht in verschiedene Fraktionen getrennt zu erhalten, wird such in anderen ~ l l e n eine Aufkl~irung fiber den Ersatz der einzelnen Kom- ponenten bringen kSnnen. Es ist z~ B. beabsichtigt, einen isomorph geschich- teten Turmalin mit der Trennungsmethode in 4 oder 5 Fraktionen zu zerlegen und diese Fraktionen zu analysieren.

Diskussion: Becke, Ramdohr, Kunitz, v. Philipsborn.

Walier Schmidt, Leoben: Zur QuarzgefUgeregel. Nach der im Vorjahre auf der Tagung in Zfirich referierten ausfiihrlich

in Tsehermak~ Mitteilungen 38, 393 verSffentliehten Methode wurden eine grSflero Anzahl Gesteine untersucht. Sie stammten aus eiaem Profile, das vom Hatner im penninischen Zentralgneise der Ostalpen durch die penninische Schieferhiille, untere und obere Radst~idter Decken am Radst~idter Tauern bis ins Oberostalpin gezoge~. wurde.

Es zeigte sich eine ziemliche Mannigfaltigkeit der Regelungsformen, die aber recht wohl sich in eine Reihe einordnen liefl. Es erwies sich, daft ffir (tie Stellung eines Gefiiges in der Reihe nicht blol3 die Bedingungen der Umf.)rmung, sondern auch die im Gestein beteiligten anderen Mineralien yon Bedeutung sind.

Allen Regelungsformen gemeinsam ist, daft sicb stets in der Schieferungs- ebene eine Richtung findet (die Richtung der Durchbewegung), die eine au,~ge- aprochene Hiiufung der Quarzachsenlagen darstellt. (GammaregeI Sanders.~

An der Spitze der Reihe stehen Gefiige, in welchen dutch dies:) Rich- tung zwei Groflkreise der 0berbesetzung gehen, die mit der Schieferuugsebene gleiche aber yon Fall zu Fall weehselnde Wiakel bilden, yon 42 bi.~ 90 Grad (Zweigiirtelbilder). Solche yon 600 scheinen besonders bevorzugt zu sein. Vergl. S a n d e r ,,Zur petr. tektonisehen Analyse" Jb. Geol. Bundesanstalt. Wien 1926, 39-.,3 If.

Dutch das Zusammenklappen der beiden Grof~kreise entwickelt sicb daraus der Typns der Eingfirtelbilder (Typus Muglgneis der friiheren Darstellung), wobei abet immer noch das Maximum um den Schieferungspol deutlich quer auseinan- dergezogen bleibt.

Eine weitero Entwieklungsform, die gerne mit dem Dazutreten yon reich- lich Glimmer und besonders Calcit zur Ausbildung kommt, is( (lie der sog. Kreuzgiirtelregelung. Sie entsteht aus dem Eingiirtelbild dadurch, daft (tie [[~iu- fungsstelle im Schieferungspole quer zum ersten Giirtel auseinandergezogeu wird. Sie kann zu einem vollstiindigen meist liickenhaft beset~tea GrofJkreise wer~len, der senkrecht zum ersten und tier Schieferung steht (frfiher Typ Greine~'-Val Piora), his weiter herunter in der Reihe bleibt aber das Maximum der Gamma- regelung hochbesetzt und scharf.

Der Versueh einer theoretischen Erkliirung mul~te sich zun~izhst mit dem Zweigfirtelbild befassen. AIs Leitfaden der Erkl.~irung muff die Erfahrung der

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Bedcht fiber die 12. Jahresversammlung der De~ltscb. Min. Ges. usw. 267

~Icta!lographen dienen, daft die Regelung in einer Einordnung der ,lich~est be- setzten Raumgittergeraden und Ebenen in die Richtungen der Umformang be- steht, a[:~ welcbe bei uns Schieferungsebene und Richtung der Durchbewegung wirken.

.Nach den Untersuchungen Nigglis in ,,Beziehungen zwischen Struktur und iiuflerer Morphologie yon Quarz", Zeitschr. f. Krist. 63, 295 sind als dich-

teste Raumgitterrichtungen anzusehen [0001], [2110]p [2113]. Die Hiiufungsstelle der Gammaregelung entspricht unmittelbar der Ein-

stellung yon [0001J in die Durchbewegungsriehtung.

Beziiglich der beiden Grol~kreise mit ihren I{iiufungsstelten in der Quer- normalebene ist abet zuniicbst auszusagen, dalJ sie nicht rein durch Einstellang einer anderen Gitterebene in die Schieferungsebene entstehen kSnnen, da ja ibr Winkel nieht feststeht. Hier muff eine Konkurrenz zweier verschiedener Gitter- ebenen mitspielen, (lie je nach dem Gang der Reibungsverhiiltnisse mit den iiuOerer, Bedingungen zu verschiedenen Endlagen fiihren kann.

(1011) mit [211-0] als Gleitricbtung fiihrt zu einer Hiiu[ungsstelle im Querkreis, die 38" gegen die Schieferungsebene geneigt ist und die schriigsten der aufgefundenen Groflkreise mit der Neigung 420 scheinen im wesenflichen so entstanden zu sein. Ffir die anderen mul~ man aber nach einem Konkurrenten

suchen, und tier ergibt sich in der dritten GleitmSglichkeit [2113] in etwa (2112), die fiir sich eine [t~iufungsstelle im L~ingskreis unter 41 ° zur Schiefenmg er- geben wfirde. Die Konkurrenz beider fiihrt zu Zwischenlagen der besetzten Gro0kreise, wobei die Neigung 60 o als Symmetrale bevorzugt sein kann. IIin- gewiesen sei auf die ~l)ereinstimmuag dieser Anschauung mit den Erfahrungen der BShmschen Streifung, auch hier treten neben Lagen, die der Basis nahe stehen, solche auf, die nahe der Rhomboederfliiche liegen, abet a~cb ilachere Rhomboeder werden gemeldet. Sie hat also die Lagen, welche al.~ Normalfl';i- chert zu unseren besetzten GrolJkreisen gelordert werden, kann also recht wohl als Zerriittung des Raumgitters oder durch Translation gedeutet~ werden. ~I ii g g e, B e c k e, S a n d e r, F i s c h e r, vergl, des letzteren ,,Mechanisch beding~.e Strei- lung an Quarz". Zentralbl. f. Min. A. 1925, 210.

Die Eingfirtelregelung entsteht aus der Zweigiirtelregelung durcb Zusam- menklappen der beiden Groflkreise, was insbesondere auf erhiihte Beteiligung

der Translationsrichtung [2113] zuriickzufiihren ist.

Die weitere Entwicklung zu Kreuzgiirtelbild is~ aber auf einen anderen Einflul:~ zurfickzufiihren. Es wird die Anl~ufung im Schieferungspol in der Querrichtung auseinandergezogen, die Anhiiufung der Gammaregetung bleibt da- gegen scharf. Es liiflt sich dies unschwer dadurch erkliiren, daft wobl die E in- regelung der Gittergleitrichtung in die Groli~gleitriehtung noch in iihnlicher Schiirfe erfolgt wie frfiher, dagegen auf die Einregelung der Gittergleitfliiche in die Grol~gleitfliiche nicht mehr derselbe Wert gelegt wird. Das Korn darf daher um die Grol]gleitrichtnng pendeln. Ffir (lie Darstellung tier Gammaregel fiihrt dies zu keiner Beeintriichtigung der Schiirfe, da in diesem ~'alle die ein- geregelte Gitterrichtung mit tier vermessenen optisehea Aehse ~usammenfiillt, das Pendeln kann daher nicht zur Darstelhmg kommen. Al'.e anderen Einregelungen,

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bei denen die vermessene Richtung mit der sich einregelnden Fl~iche einen Winkel bildet, mfissen dieses Pendeln zeigen. Fiir reich bildet diese Erfahrung einen Beweis dafiir, daft bei der Schieferung eine in der Schieferuagsebeno liegende Gerade ausgezeichnet ist als Hauptbezugsrichtang der Regelung, was wohl mit der friiher vorausgenommenen Anschauung in Einklang zu bringen ist, daft es sich bei diesen Beispielen um eine Regelung nach Gleitung und nicht nach ttauptbeanspruchungsrich tungen handelt.

Hingewiesen wurde noch auf die tektonischen Ergebnisse dieser Gefiige- untersuchungen, die die unmittelbare Festlegung der Durchbewegungsrichtung ermSglicht, wie an zwei Beispielen gezeigt wurde.

Diskussion: Niggli.

F. K. Drescher: Uber dloritische lssimilatlonsgesteine.

Gelegentlich der Frage, ob bei der Bildung dioritischer Gesteine - - be- senders in den l~ndzonen granitischer Massive -- Differentiations- oder Assimi- lationsvorg~inge angenommen werden miissen, erscheint das Beispiel eine~ Ge- steinsvorkommens aus dem Granitmassiv yon Strehlen-Friedeberg yon Bedeutung.

Dieser Granit gehSrt der jfingeren, variskischen Generation an; er ist in einen bereits pr~igranitisch vergneisten Rahmen eingedrungen, der bei den InjektionsvorgRngen zum Tell zerbrach und dessen Reste nun als im kleinen dis- kordante Schollen in der jfingeren Schmelze eingebettet liegen. Die Tektonik dieses Massivs wurde ~ufgekliirt dutch H. C lo o s und seine Mitarbeiter.

Das Vorkommen, welches den folgenden Betrachtungen zu Grunde liegt, befindet sich nahe des Steinberges, sfidlich der alten schlesischen Stadt Neidse in dent sfidlichen Abschnitt des Massivs, und zwar hart am Ostkontakt de.~ Granit~ gegen metamorphe, :i: vergneiste Schiefer; diese bilden das Liegende der miichtigen und bunten Serie kristalliner Gesteine, welche sich mit NNO-Strei- chen an die fossilffihrenden Schichten des Ziegenhalser Unterdevons anschlieflen.

In der N~ihe tier genannten Erhebung des Steinberges verI~iuft die Mas- sivgrenze. Der Kontak~ ist unscharf. Auf einer Strecke yon einigen 100 Me- tern senkrecht zum Streichen der Schiefer lassen sich in der Grenzzone dis- kordante Glimmerschieferschollen a uffinden, die fiberall die Spuren einer iilteren Vergneisung in Form konkordanter Injektionen ,,lit par lit" zeigen. Lokal ist die Stoffzufuhr vers~rkt. Die lagenweise Anordnung der einer ehemaligen Schichtfl~iche ent.sprechenden feinen Glimmerb~,inder ist an solchen SteP.en fast verschwunden, tier Zusammenhang der Biotitlamellen zerstSrt, und oft deutet nur noch in Kontaktn~ihe eine schwache Parallelstellung der Biotite die ehe- malige Schichtfl~iche an. Der Charakter des durch vermehrte Stoffzufuhr aus den Schiefern entstehenden gneisgranitartigen Gesteins ist i. a. ziemlich massig.

Die injizierten Schiefer zeigen nun (Bruch Sanner, Naasdorf) etwa 10 bis 80 cm m~ichtige streng konkordante Einlagerungen, die sich in ihrem ma- kroskopischen Befund stark yon den Paraschiefern der engeren Umgebung onter- scheiden. Es sind blaugraue, sehr feinkSrnige Gesteine, die haupts~ichlich aus Quarz-FeldspatkSrnern und dunklem Biotit bestehen. Sie sind schwach schiefrig. Die Schieferungsfl[iche entspricht tier Schichtfl~iche der umgebenden injizierten Schiefer. Gelegentlich treten in den Einlagerungen grSflere, zusammenhiingende

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Bericht tiber die 12. Jahresversammlung der Deutsch. Min. Ges. usw. 269

Biotitflatschen auf, die mit den fe[nk5rnigen Partien wechsellagern. Auf Grund des Verbandes ist kein Zweifel darfiber mSglich, daf~ bier ein prim~rer Faziee- wechsel in einem hochmetamorphen Sediment -- der Wechsel yon tonig zu sandig -- erhalten geblieben ist.

Das Schliffbild lii~t die geringe Schiefrigkeit nur eben angedeutet er- kennen. Die Textur gleicht der eines metamorphen Sandsteins. Am stiirksten vertreten ist Quarz~ Er bildet isometrische, auch eckige K5rner, die nur selten schwach miteinander verzahnt sind. Die Anzeiehen flu" I)eformationen ,der Quarze sind ganz gering. Quarzgefiigeregelung (-~'// der Trasse der Schieferung) ist schwach. Kataklastische Erscheinungen iehlen ganz. Neben Quarz ist Biotit das herrschende Mineral. Er ist im Gegensatz zu ersterem regelm~i~ig ange- ordnet, und veranlafit die schwache Schiefrigkeit des Gesteins. Plagioklas tritt hinter Quarz und Biotit zuriick. Seine Individuen zeigen n~i,e besondere Gr5f~e. Zonarer Bau fehlt fast vSllig. Nach Lichtbrechung und ~AuslSschungsschiefe liegt ein basischer Oligoklas mit einem Anorthitgehalt yon ca. 320/0 vor.

Diese feink5rnigen Einlagerungen der injizierten Schiefer set~en nun an mehreren Stellen b a n dar tig in den benachbarten Gneisgranit fort, ohne daft dabei der urspriingliche Zu~ammenhang verloren geht, oder eine AuflSsung in einzelne Bruchstiicke, ein den Schieferlamellen ~ihRliches Zerfasern, eintritt. Die Ver~nderungen, die in diesen rings veto Gneisgranit umgebenen B~indern vor sich gehen, sind recht erheblich. Im mikroskopischen Bild iiberrascht das mas- senhafte Auftreten gro~er porphyroblastischer Plagioklase; zwischen uml in diesen sind die Reste der Einlagerung, vor allem Quarze, in mitunter zusammen- h~ingenden Pflastern grundgewebsartig erhalten. Die Schieferung ist fast voll- kommen verloren gegangen. Die Verteilung der Biotite ist ein~ andere; an Stelle der gleichm~Bigen Anordnung tritt oft eine putzenartige Anh~iuIung. Im Gegensatz zu den Kalknatronfeldsp~iten der Einlagerung mind die grof~en por- phyroblastischen Plagioklase fast framer zonar gebaut, und zwar herrscht in den untersuchten Schliffen (mit wenigen Ausnahmen gelegentlicher Rekurrenzen) nor- male Zonenfolge. Die Hfillen sind vorwiegend saurer als die Plagioklase der Einlagerung. Der Anorthitgehalt des Kerns betr~igt ca. 38~'~o, derjenige der Hfillen geht bis 23°/'0 herunter.

Die chemische Zusammensetzung ist in Nigglischen Projektionswert~n ffir die Einlagerung: si 324, al 36'5, fm 30, c 15, alk 18'5, k 0"25; ffir das sich aus ihr entwickelnde Band: si 276, al 37"5, fm 23, c 14"5, aik 25, k 0'25. Danach sind die Werte ffir al und c anniihernd gleich, fm ist im Band gegen- fiber der Einlagerung stark gefallen, die Alkalien erheblich gestiegen. Die ent- sprechenden Werte fiir den das Band nmgebenden Gneisgranit sind: si 324, al 40, ~m 18, c 18, alk 24, k 0"29, d. h. al ist bei gleicher si-Zahl h~her, [m ge- ringer, die Alkalien viel stRrker vertreten als in der E/nlagerung. Die hShere Alkalizufuhr darf unbedenklich auI die Niihe der aktiven sauren Schmel~e (Gneisgranitbildung) zuriickgeffihrt werden, deren Einwirkung auf die durcb die umgebenden Schiefer besser geschiitzten Einlagerungen nicht so zur Gel- tung kommen konnte.

Die Eintragung der Analysenpunkte in ein Beckesches Si-U-L-Dreieck zeigt den Projektionspunkt fiir die Einlagerung im oberen Tell des Sedimentfeldes;

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das sich aus ihr entwickelnde Band liegt aber bereits ziemlich hoch im Eruptiv- feld. Der iiltere Gneisgranit befindet sieh nahe der Grenz~ yon Erupt|v- und Sedimentfeld. Aus ihm sind im Band impr~ignativ hauptsiichlieh L-Basen auf- genommen worden, wodurch der Projektionspunkt des Bandes naeh oben ver- schoben wurde.

Die Erscheinungen, welche sich in der Einflul~sphii, re des gegeniiber dem Gneisgranit - - jiingeren Granits (8teinberggranit) beobachten lassen, zeigen mit den bisher geschilderten Verh~iltnissen manehes Gemeinsame. Dieser diskordante Granit enth:,ilt in der N~ihe der injizierten Schieferschollen h~iufig z, ahlreiche, blaugraue, feinkSrnige Einschliisse von wechselnder Begrenzung, die in der GrSl~e zwischen einer Faust and etwa 2 m 3 max. schwanken. Dieso Gebilde konnten zuniichst unbedenklich fiir Differentiationserscheinungen - - basische Konstitutions- ~azies, beim Aufsteigen der Schmelze abgesaigerte basische Anteile od. dergl.

gedeutet werden, umsomehr als die gleichen Gesteinstypen yon quarzdiori- tischem Habitus im ganzen Gebiet zahlreich au[treten und allgemein in diesem $inne aufgefai~t wurden. Be| fortsehreitendem Abbau liel~ sich nun eine H:,hJ- lung dieser Einschiiisse in der N~ihe der die feinkSrnigen Einlagerunge~ enthal- tenden Schieferschollen feststellen. Die Vermutung, in den Einsch',fissen de~ Steinberggranits assimilierte Restc diescr Einlagerungen vor sich za hahen, lag daher nahe.

Das Schliffbild zeigt eine sebr groiJe ~hnlichkcit mit den vorhergehenden Gesteinen. Grundgewebe, dunkle Gemengteile, Porphyroblasten, alles 1513t die gleichen Verh~iltnisse erkennen. Infolge der st!irkeren Umkristallisation fin- den sich gelegentlich typische Erstarrungsstrukturen. Eine Abweichung be- deutet die h~iufige Fiibrung yon Kalifehlspat, zum Tell in Form yon Mikroklin. Fiir die Bildung dieses Kalifeldspats scbeint durchaus der (lie Einschliissc um- gebende Steinberggranit verantwortlich zu sein, dessen Kaii[eldspatgehalt recht erheblicb |st. tP[agioklas : Kalifetdspat ~ t:0"9.)

Die Niggiischen I'rojektionswerte [iir den Steinberggranit sind folgende: si 427, al 47, fm 11, c 8, a|k 34, k 0 4 t ; die.ienige fiir (lie Analyse de.~ Ein- sch[usses: si 340, al 42, [m 18, c 12'5. alk 27'5, k 0'39.

Der Vergleich mit den Zablen fiir (lie [einkiirnige Einiagerung der inji- zierten Schiefer ergibt, da f t d i e W e r t e d e r E i n s c h l i i s s e s i c h d e n - j e n i g e n d e s s i e u m g e b e n d e n S t e i n b e r g g r a n i t s zu n S h e r n s u c h e n u n d | m i n e r z w i s c h e n t i e r E i n l a g e r u n g und d e m l e t z - t e r en l i e g e n ! Diese T-atsache erlaub~ den wohl sicheren Schlul3, daiJ als Ausgangsmaterial fiir die Einschliisse jene feinkSrnigen Einlagerangen der Sehie- fer in Betracht kommen. Infolge der Erh6hung atler der Werte, die Feldspat- substanz bedingen, mul~ impriignative Zufubr yon Feldspatmaterial sicher ange- nommen werden.

Aus all dem geht bervor, daf~ in den Einschliissen des Steinberggranits keine Differentiationsprodukte vorliegen, sondern dai~ ausgesprochene Assimila- tionsvorgiinge das urspriinglich sedimentogene Ausgangsmaterial einem diori- tischen Typus anglichen.

In diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen, daft siid6s~:lieh des Stein- berge,~ be| Friedeberg ein Gestein ansteht, das makroskopiseh mit den Ein-

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Bericht fiber die 12. Jahresversammlung tier Deutsch. Min. Ges. usw. 271

schliissen des Steinberggranits identisch erscheint. Dies Gestein, tier Grano- diorit yon Sorge, befindet sich im gleich,en geologischea Verband and ist dem Granit nur in grii~erer Masse als m~,chtige Linse eingelagert. (Eine Beschrei- bung dieses Gesteins erfolgte durch P. S c h a r f f, Diss. Greifswald 1920). Der Mineralbestand ist im wesentlichen der gleiche wie derjenige der Steinberg- graniteinschlfisse. Das Strukturbild zeigt nieht mehr so deutlich den Unter- schied zwischen Grundgewebe und Porphyroblasten. Der Chemismus ist fast ident mit dem der Einschlfisse des Steinberggranits. Die Nigg'lischen Projektions- werte ergeben: si 323, al 41"5, fm 19"5, c 13, alk 26, k 0"38., Auf Grund dieser Gleichheit im Chemismus, l)bereinstimmung in Mineralbestand und Struktur, schliel~- lich der Identit~t der geologischen Stellung nach, ist eine ~ihn:iche Genese wie diejenige der Steinberggraniteinschliisse fiir den Granodiorit yon Sorge wohl zu vermuten. MSglicherweise l~iflt sich auf Grund neuer Aufschliisse eine geo- logische Entscheidung herbeifiihren.

Diskussion: Johnsen, Niggli, Milch.

S. R~sch, Leipzig.: Uber Analyse und Darstellung. yon Interferenzfarben.

Die Analyse der Interferenzfarben ist bereits yon einer Reihe yon For- schern gefiirdert worden, so daft hierfiber wenig priazipiell Neues gesagt wet- den kann. Anders steht es mit ihrer Darstellung. Die exakte Bestimmung einer Interferenzlarbe ist nur mSglich auf Grund der Joung-Hetmholtzschen Theorie der Drei-Farbenempfindung des Auges. Man hat,~die betreffende Farbe in ihr Spektrum aufzulSsen, dag bei Interferenzfarben stets einen wellenfSrmigen Verlaui mit Intensitiitsmaximis und -minimis hat; dabei ist die Einheit der Intensitiit Iiir alle Farben gleich anzusetzen, im Gegensatz zum Spektrum der physiologischen Empfindung den Auges bei S~mnenlicht; die Maxima hubert somit im ganzen sichtbaren Gebiet gleiche HShe. KSnig und Dieterici haben zuerst fiir jed,' Stelle des Spektrums weifJen Lichtes die Griii)e jeder der drei Grun,i- empfindungen bestimmt, Franz Exner hat die Messungen verbessert; die Kurven der 3 Grundempfindungen R, G und V sind im Weif~-Spektrum so eingetragen, daf~ ihre Fliicheninhalte gleich sind. Man hat nun im Spektrum der zu prii- fenden Farbe jeden Wert mit den entsprechenden Werten der 3 Gr.-Kurven zu multiplizieren, und erh~ilt 3 neue Kurven, die ihre Minima an den gleichen Stetlen haben wie das urspriingliche Interferenzspektrum. Planimetriert man diese Kurven aus, so erh~ilt man Iiir die Fliicheninhalte 3 Zahlen, die Kom- ponenter, der Interferenzfarbe fiir R, G und V. Diese Komponenten kSnnen nach den bekannten S~itzen der Schwerpunktkonstruktion in ein ]?arbendreieck eingezeichnet werden, das als Ecken die 3 C, rundempfindungen, als Mittelpunkt den Oft f~ir Weit~ enth~ilt.

In dieser Darstellungsart wurden iln Dreieck die Orte der Spektral- farben, der Newtonschen Farben und der Interferenzfarben-Skala J~iir Toluyl-Enol (i3--a) gezeigt; sie stellen Kurven dar yon charakteristischem Aussehen.

Zur Veranschaulichung ist es weiterhin angenehm, und envies es sieh als niitzlieh, die errechneten Farben mit Hilfe des Ostwaldschen Farbnormen-Atlas zu realisieren. Dazu ist nStig, fiir jede l~arbe aller Ostwaldschen Farbenkreis~

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2 7 2 Bericht fiber die 12. Jahresver~ummlung der Deutsch. Min. Ges. usw.

den Ort im Farbendreieck zu wissen. Eine dahingehende Untersuckung, ffir die 2. Auflage des Faxbenatlas yon K. W r. F. Kohlrausch vorgenoramen, ist abet fiir den neuen wesentlicb modffizierten Atlas noch nicht durehgeffihrt. Es ist geplant, diese Bestirnmung in der niichsten Zeit za unternehmen.

Wichtig ist noch bei einer Farbe die Angabe ihrer Helligkeit; diese steht in gewisser Beziehung zu Ostwalds Schwarz-Weil~-Gehatt. Nach neueren Dar- legungen yon Fr. Exner kann die Helligkeit auch aus dern Spektrurn der Farbe errechnet werden. Diese 3. Dimension, die zu Farbton and Siittigung im Farb- dreieck hinzukornmt, kann in einern 2. Diagramm zum Ausdruck gebracht wer- den, die das Dreieck erg4nzt, z. B. bei den New~onschen Faxben in rechtwinkli- gen Koordinaten mit Keildicke als Abszisse, Helligkeit sis Ordinate. Die bei- den Bilder entsprechen dann dem Grundrifl und Aufrifl eines Raummodells, and ermSglichen die Auswahl entsprechender 0stwaldseher Atlasfarben.

W. Eitel~ Berlin, Charlottenburg: Die Natur dcr Aluminiumsilikate.

Nach den friJheren Untersuchungen yon B o w e n und G r e i~g fiber die Gleicbgewichte im System SiO,--AI~0~ liegen die Ver~Itnisse der Bildungs- bedingungen der natfirlichen und synthetischen Aluminiumsilikate bei weitern verwickelter, sis man ehedem nach ~,iteren Arbeitea angenornmen hatte. E~ ergab sicb nach den Untersuchungen der genannten Autoren das eigentfimliche Bild, dab die als Mullit bezeichnete Kristallphase zwar dem natiirlichen Sillima- nit fiberaus ~ihnlich sich verhiilt, yon diesem aber doch naeh Zusammensetzung und thermischem Verhalten sehr verschieden sein soil. Das Problem des gegen- seitigen Verbaltens yon Mullit und Sillimanit veranlaflte eine eingehende rSnt- genographische Untersuchung derselben, welche H. M a r k and P. R o s b a u d ausgefiihrt haben, und zwar mit dem Ergebnis, daft die tats~ichlicb besteilenden Unterschiede der genannten Kristallarten nicht auf einern erheblichen Unter* schied der Kristallstruktur beruben kSnnen, sondern, dab sie wohl nach der Vein- struktur miteinander wesensgleicb sind, die erwiihnten Verschiedenbeiten abet auf eine fiberaus rein-disperse Natur der Mullitphase zuriick~ufiihxen Mnd. Es ergibt sict~ alas iiberaus eigenartige Bild, da[~ eine chernisch und pbysikalisch homogen erscheinende Kristallart wie Mullit in Wirkliehkeit eine sehr feine Einlagerung yon Tonerde in einem Jieinstfaserigen Gerfist yon AloSi0:,-Kristallen darstellt, woraus sich auch die gegeniiber den reinen Kristallarten AI~SiO; und AlcOa so wesentlich ver~inderten Eigenschaften erkliiren.

Eine derartige feindisperse Natur des Mullits muB naturgemiiB ihre Ur- sache in einem komp.lizierteren t.herrnischen Verhalten der Tcm~rde-reichea Gemische des Systems Si0~--AI,.0.~ haben, als dies in dem bekanaten Z~mtands- diagramm nacil Bow e n und G r e i g zum Ausdruck kommt. Direkte Unter- suchungen fiber die vermuteten Zerfallserscheinungen des reinen Aluminiumsili- kats AloSi0:-, muBten vielmehr yon der Tatsache ausgehen, dab dieses Silikat eine ausgepr~igt endotherme Verbindung ist, wie dies bereits.deutlich aus ~iltoren Untersuchungen yon T s c h e r n o b a j e f f und W o l o g d i n e hervorgeht. E. K o r d e s gerneinsam mit dem Vortragenden ist es naeh schwierigen Vor- versuchen gelungen, den Nachweis zu ffihren, daft das nach dem statischen Vet'-

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fahren der Abschreckungsversuche von 1~ o w e n und G r e i g erhaltene Zustands- diagramm SiO~--Als03 verschieden ist yon einem solchen, welches man bel schnellem Arbeiten erh~ilt. Es ergibt sich die iiberaus bemerkenswerto Tatsache, daft unter letzteren Verhiiltnissen sich alas Aluminiumsilikat Al~SiO~ erst in tier Schmelze aus den Oxyden bildet, und da0 bei wiederholtem Erhitzen eines be- stimmten Gemenges sich die molekularen Gleichgewichte immer mehr den Ver- h~,ltnissen nRhern, we|che man bei statischem Arbeiten wiederfindet. Unter den letztgenannten Arbeitsbedingungen ist aber stets bereits wie:ler ein Tell der in der Schmelze entstandenen Aluminiumsilikat-Molekfi:e exotherm zerfallen, unt man erh~ilt also fiir gewShnlich ein heterogenes Gemenge mit einer tiberaus feinfaserigen Kristallphase, die dutch eingelagertes Aluminiumoxyd einon ausge- sprochenen t~berschufi an AI~O~ analytisch aufweist. Diese Kristallphase ent- spricht bei den gewShnlich eingehaltenen Schmelz- und Kristallisationsbedtngun- gen einem Optimum, welches als Mullit bezeichnet worden ist und such zweck- m~ifligerweise weiterhin besonders in der techno!ogischen Literatur genannt werden mug.

Die Existenz des Mullits als selbst~indiges Mineral wird darch die er- wiihnten Befunde allerdings betroffen; er ist yore mineralogischen Standpunkte aus wohl nicht mehr sis eigene Spezies aufrechtzuerhalten. Es kann nut die Frage sein, ob die Natur des eingelagerten Aluminiumoxydes als die einer Iesten LSsung verstanden werden soil, oder ob die Dispersit~it geringer ist, vielleicht auch eine gewisse Analogie zu der zeoIithischen Einlagerung des Wassers in die hekannten 8ilikate der Zeoiithgruppe angenommen werden k{~nnte. Es ist aul]erordentlich schwierig, darauf schon jetzt eine klare LSsung des Problems zu verheifien; nach der Ansicht des Vortragenden ist eine Art kolloidfeinev Einlagerung die wahrscheinlichste, wofiir das RSntgenstrahlen-Verhalten der Mullite und auch mikroskopische Untersuchungen bei st~irksten Immersionssyste- men zu sprechen scheinen. Es liegt im Mullit eben ein disperses System aus zwei Kristallarten vor, welche beide durch eine au0erordentlich grofle Keimzahl tier Kristallisation ausgezeichnet sind, in dem aber das Aluminiumsilikat A|~SiO:, durch seine ausgesprochen fadenartige Molekularkonfiguration einen starken Vor- sprung der Kristallisationsgeschwindigkeit in der Faserachse erhielt, .~o daft zwischen den ~iufierst schnell anschiel]endea Faserkristallen die kleinen Kormld- krist~illchen schon in frfiheu Kristatlisationsstadie~a eingeschlossen werde~.

Die thermischeu Konsequenzen dieser zun~ichst nut als eine Arbeitsl~yp~- these entwickelten Gedanken werden in n~ichster Zukunft yon uns nachgeprfift werden. Es mull vor allen Dingen eine genaue Uatersuchung tier endothermea Bildung des Aluminiumsilikats vorgenommen werden, sowie eine ins einzelne gehende Nachpriifung der oben ausgefiihrten Zerfallserscheinungen.

Als eine mineralogisch besonders wichtige Erkenntnis zufolge tier Uuter- suchung yon H. M a r k und P. R o s b a utt fiber die Feinstruktur such der natiirlichen Aluminiumsilikate ergibt sich, dal3 die als total instabil yon F. N e u- m a n n (1924) erkannte Klistallart Di~then eiue ungewShnlich dichte 8truktur besitzt, der Andalusit wesentlich weniger dicht gefiigt ist, und der Sillimanit alas weiteste Gefiige hat. Wenn letzterer in Bezug auf dam Molekiil AleSiOa einfach polymer ist, so erscheint der Andalusit doppelt und der Disthen vierfach polymer.

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Diese Tatsache ist Ifir die in der Natur gegebenen Bildungsbedingungen der ge- nannten Aluminiumsi}ikate in verscbiedenen Tiefen der Erdkruste yon erhebli- chem Interesse.

Diskussion :

F. R i an e: Ein Al~O~-Gehalt fiber den Rahmen einer einfachen Formel hinaus, im vorliegenden Falle also ein Befund yon mehr AI~03 als die Sillimanit- formel At~O:~. SlOe erfordert, besteht, wie bekannt, 5fter bei Augitmineralien. Vielleicht liegt im Mullit' eine Analogie dazu vet, die es, wie bei den Pyroxeneu, tmn6tig erseheinen l~iflt, eine neue Mineralart aufzustellen. Ich mSchte in der Hinsieht auf Bemerkungen hinweisen, die ich bei einer einsehliigigen ErSrterung in der Z. f. Kristall. Bd. 61, 'S. I13, fiber das VerE41tnis yon Mullit zu Silli~nanit gemacht babe.

Herr J o h n s e n- Berlin: Die Experimenta[untersuchungen fiber AI,SiO:, gew~ihren auch petrologische Perspektiven. Freilich ist das natfiriiche Auftr,~- ten yon A n d a l u s i t , S i l l i m a n i t und D i s t h e n sehr verwickelt; in der Meso-Zone linden sich alle drei, in der I(ata-Znne (sowie im Eruptivkontakt) nur Andalusit und Sillimanit, obwohl die grSflte Dichte dem Disthen zukommt. Die B ec k e sche ,,V o lu m e n r e g e l" ist eben, wie schon ihr Name sagt. kein Gesetz, sondern eine Regel, deren Geltung z. B. durch folg~nde~ [)rinzip einge- schriink~ wird. Diejenige yon zwei Kristallarten einer cbemischen V'erbindung, die sich gegenfiber der anderen endotberm verhiilt, ist bei bSheren Temperature a stabil und danach in einer tieferen Tiefenzone zu erwarten als die andere: (liese endotherme Kristallart besitzt abet oft eine kleinere Dichte als (tie exotherme (a- und ~-Quarz, ,~.- und ~-Schwefel) ;danach w~ire d i e w e n i g e r , l i c h t e K r i s t a l l a r t i n g r S f l e r e r T i e f e s t a b i l a l s d i e d i c h t e r e . Da.~ genannte Prinzip und das Be c k e sche wirken also vielfacb einander cnLgeg~n und schr~nken sich gegenseitig ein; das erstere gilt nut fiir konstanten I)cuck und das letztere nut ffir '(lie konstante Temperatur in aller S'tre'nge.

Auflerdem ergriffen'(las "~'ort: S('hiebol,1, Spangenl)erg, Bernauer, .~chmidt (Leoben), Eitel.

F. Rinne, Leipzig: Uber Spannungen und ihre Ausliisung dutch Brnch und Gleitung,

1. Die mit zahh'eicben Lichtbildern verbundenenDarlegungen ~les Vortra- genden gingen vonder Unterscheidung primiirer und s_~kundSrer Spannungen au~. Erstero linden sich bei allen Verknfipfungen von.Teilen zu einer hSheren Ein- heit, wobei sich der zwangsweise Zusammenha',t yon astronomischen Ausmaflen ab his zu feinbaulichen Teildistanzen vol[ziehen kann. Letzteres ist der Fall beim Atom und Molekfil, bei parakristaliinen Stoffen und bei Kristallen. Die am Schlufl tier Reihe genannten beiden Gruppierungsformen ermSglichen eine Untersuchung der Spannungsverteilung mittelst polarisierten Lichtes, sofern nicht wie bei den reguliiren Kristallen die Aggregierung der Feinbauteile eine ()rieu- tierung gleicher primiirer Hauptspannungen in drei senkrecht aufeinander ste- henden Richtungen mit sich bringt. Die AuslSschungsrichtungen einer doppel- brechenden Platte sind in bekannter Art Funktionen der Verteilung der optischen Hauptrichtungen und damit der inneren Hauptspannungsvektoren.

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Sekund~ire Spannungen sind Zus~tze zu den prim~iren Spannungen und in feinbaulichem Sinne durch Atornverlagerung und daraus sich ergebende Atom- umformungen bedingt. Erstrecken sieh die Areale solcher Umformungen auf Dimensionen, die denen der Licbtwellen angepaf~t sind, so werden die sekun- diiren Spannungen dem optischen Studium zug~inglich. Durch Feststellung der Anslbschungsrichtungen gelangt man zu einem S p a n n u n g s n e t z rnit sich jeweils rechtwinklig schneidenden Linien. Die Kurven gleicher Auslbschung er- geben die S p a n n u n g s i s o k 1 i n e n und die optischen Isochromen vermitteln die Lage der I s o t o n e n .

Hervorgerufen werden solche Erscheintmgen der sekundiiren Spaunung vielfach im stofflichen Felde (z. B. bei isomorphen Mischungen), bei topochemi- schen Abbauvorgiingen und bei Imbibitionen, durch magnetis~he und elektrische Kriifte (z. B. Kerreffekt) sowie durch mechanische Beanspruchung (Zug, Druck, Temperatureinfliisse). Den Demonstrationen des Vortragenden lagen Erscheinun- g e n d e r letzteren Art zu Grunde; es handelte sich dabei aui3er um qualitative Erbrterungen um zahlenm~ifige Festlegung der Beziehungen zwischen den opti- schen UmstRnden und der jeweils aufgewendeten Kraft. Die einschlRgigen Dia- gramme yon gleichm~ifig und auch lokalisiert gepreften Glaspr',iparaten zeigten einen glatten Verlauf der solche Zahlen wiedergebenden Kurven. In einer Ver- iiffentlichung im Zentralblatt fiir Mineralogie so'.len |etztere wiedergegebenwer- den. Das gleiche gilt fiir die zahlenn~'ifige Auswertung der Diagramme gebo- gener, auch gekerbter Glasstreifen sowie abgekiihlter Glaskugeln.

2. Wird die Spannung iibermRfig, so 15st sie sich durch Brueb bz~: Gleitungsvorgiinge aus. Ersteres zeigten Glaspr~iparate mit wandernden Spriin- geu sehr schbn, gleichwie die Beobacbtung der Operation einer Kugeldruckprobe sowie des Glasschneidens.

Hinsichtlich der Gleiterscheinungen, insbesondere der Form der sicb hierbei einstellenden Grenz/liichen wurde der Versammlung dutch den Vortra- genden die These unterbreitet, daft die Helmholtzsche Wellung nicht nur bei aneinander hergleitenden Paketen tier Atmosph~ire und yon Fttissigkeiten bzw. zwischen Gasen und Fiiissigkeiten zustande kommen kann, sondern eine verbreitete Erscbeinung bei der Durchbewegung fester.Kbrper ist. In mechanischer Hin- sicht bietet ja die Materialienkunde vielfach t2berg~inge dar.

Nach Ansicht des Vortragenden sind die nach mannigfaeher Beobachtung und dutch pr~chtige photographische Aufnahmen bekannt gewordenen Erschei- nungen an den Grenzfl~ichen der atmosphiirischen Luftpakete typisch ffir viele Verh~iltnisse der Durchbewegung fester Materialien. Das gilt nicht nut fiir kleinere Mafstiibe, sondern bis zu grof~en geologisehen Erscheinungen.

Wie etwa eine an der Wand eines GefiifJes entlang strbmende Fliissigkeit entsprechend den Darlegungen von Prandtl sich zufolge Stauung von tier Be- grenzungsfl~iche abhebt und weiterhin eine wellige Grenzfl~iche der entstandenen Fliissigkeit.~pakete sich ausbildet, um sehlieflieh in eine Wirbelbewegung auszu- laufen, oder wie die Erseheinungen der Atmosphiirenschichtung es entsprechend an den ,,Kurs- und Bbenlinien" dutch Wolkenbildungen vortrefflich kennzeichnen, so findet man deren Anal~)gie~ im kleinen bei Translations- und~ bei Zwilllngsglei- tungen im grofen Mal]stabe 5fter an Grenzfliichen verschiedener Salze in den

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276 Bericht fiber die Exkursionen.

Salzlagern. Bei kristallinen Schisfern zeigt sich entsprechendes in der Heraus- bildung yon Gesteinspakete~ mit welliger Grenzfliicbs. Dabei kana d~es, ganz wie bei den Abschleifformen der sogenannteu Zeppeliawolken, ~a klsinon und groflen Gesto'msli~sen f-Rhren, wie man d ~ in typiscber Form z. B. bei Amphibo- liten in Gneisea vorfindet. Auch dis Flasertextur der kristallinen Schiefsr dfirft~ als Helmholtz~ches Wellengefiige hierhergehSren, gleichwie die helizitischen Tex- turen als Wirbelerscheinungen.

In groOgeologischem Mal~tabe finden sich analog aufzufassende Wellun- gen vielfach bei ~berschiebungen, wobei als Beisl)iel der Sutan sowie dis groflen und kleinen ,,Thrusts" des Schottischen Hochlandes demonstriert wurden und schliefllich als gewaltiges Beispiel der geosynklinalen Gleitung und Stauwirbelung ein Heimsches Profil des Alpenbaues. Der Miiandervertauf der Gebirgsziige boi einer Grundriflbetraehtung der Erdoberfliiehe im groflen erweekt die Anschauung, daft auch solche Erseheinungen der bandfSrmigen Aufstauung fester Materialien unter dent Gesichtspunkt der Wellengleitung und Wirbelung betracbtet wet- den kSnnen.

Bericht Uber die Exkursionen. Am Sonntag Abend hatto sich bereits eine stattliche Anzahl der Teil-

nehmer in den R~umeu tier Lese- und Erholungsgesellscbaft ,eingefunden. und konnten hier die letzteu Mitteilungea fiber die Ausfiihrung der ~xkursionon entgegennehmen. Die Zahl der Teilnebmer an der Exkursioa bstrug 43.

13. September. Am Montug, 6 h 05, ffihrte uns der Zug fiber Brohl bis zur Haltestetlo Bad TSnnisstein; bier gab der Exkursionsleiter einen kurzen ~berblick fiber die geologische Entwicklung des Gebietes, dessen Untergrund durch das gefaltete und von zahllosen Quer- und LRngsverwerfungen durchsetzte Unterdevsn gebildet wird. An der Einm~indung des Tales wurde der anste- hende Trail besichtigt und die MSglichkei.ten seiner Entstshung erSrtert.

In Burgbrohl konnten wit auf /reundliche Einladung yon Hsrra Josef Lfirges dessert KohlensRurewerk besiebtigen yon den auf Spalten im Devon auf- stsigenden und dutch BohrlScher ersehlossenen Quelleu aa bis zu dem gro~en Lager der mit fliissiger Kohlens~iure geffillten Schwefe:bomben. Die sieh auf, driingenden Fragea nach der Herkunft der ungeheuren Meng~n yon KohlensRuro - - bringt doch ein einzlges Bohrloch fiber 900 Tonnen im Jahr - - , ihre chemischs Reinheit kSnnen zum Teil nicht anders beantwortet werden als mit der allge- meinen Auskunft: Entgasung des Erdinnern bei erstaunIieh vollst~ndiger frak- tionierter Destillation. Ein von Herrn Lfiges gebotenes und ,mit Dank ange- nommenes Frfihstfick kam besonders denen zu statten, die wogen der friihen Stunde mit leerem Magen yon Bonn abgefahren waren.

Die Wanderung ffihrte zun~iehst zu den KunkskSpfen; auf dem Wege dahin wurde auf Vorkommen yon terti~irem Basalt bei Burgbrohl und die T~rra~senbil- dung hingewiesen. Ein dem L6B eingelagerte Schicht schwarzer vulkanischer Asche ist nach ihrem Inhalt hock zu untersuchen. Wurfsc~lackeu i s jeder Form, Schweiflscblacken, Lavakrotzen konnten in den guten Aufschlfissen betra~htet

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Bericht iiber die Exkursionen. 277

werden. Sie werden benutzt als Bausteine, Grotten in G~irteu, Beton und zur Wasserreinigung.

Auf dem Wege nach Wassenach ~ritt wieder alas Unterdevon zu Tage, um bald unter der ~berschiittung der grauen Trachytsande, dem ~jfingsten Aus- wurfsmaterial des Laacher Sees, zugedeckt zu werden.

Nachdem yon dem Lydiaturm der erste t*berblick fiber den Laacher-See gewonnelt war, gab der Exkursionsffihrer an der Aussichtsstelle bei Gasthaus Waldfrieden Erl~iuterungert iiber die Entstehung des Sees und ~seiner vulkanischen Umgebung. Er vertritt die Ansicht, da2 eine Einsenkung bereits vorhanden war, als die Ausbriiche der trachytiscben Bimssteine erfolgten, da LavastrSme 7. B. die veto Veitskopf, an dem wir danach vorfiberwanderten, nach dem See hin und bis za dessert eheraaligen Spiegel geflossen sind; daf~ die Einsonkung i~ ihrer Anlage dutch die Tektonik des unmittelbar aa dem ~ b r o c h der Neu- wieder Bucht gelegenen Gebietes bedingt, nicht dutch vulkani~he Explosi)n entstanden sei; da~ die Ausbruchsstellen der wei0en Bimssteine in Randgebie- ten aut~erhalb der Umwallung gelegen haben, w~ihrend die jiingeren grauen Tra- chytsande an mehreren Stellen innerhalb des Seebeckens ausgebrochen seien und der See vertieft wurde. In einer Abhandlung ,,Die Entstehung des Laacher Sees, auf einer Tageswanderung besprochen"l), hat er diese Ansicht niiher begrfindet.

In den grauen Trachytsanden, die in der gro0en Hauptmaase ~tas hauyn- ffihrenden ,,Laacher Trachyt" bestehen, linden sich zerstreut die Auswiirflinge aller Art, durch die das Laacher Seegebiet als Fandstelle seltener Minemlie~ Gesteine berfihmt geworden ist. Eine solche tiegt an dem Straf~eneinschaitt des Weges nach Glees, we wit u. a. injizierte Schiefer gesammelt haben; eine andere auf den Feldern am Waldrand oberhalb Glees, we ]nsbesondere ,,Laacher Trachyt" mit ungewShnlich gro0en Biotittafeln, Auglt- und Olivinkristallen, aber auch kristalline Schiefer, Cancriuitsyen~t u. dergl, ztt linden sind. An unserer verhRltnism~i0ig geringen Ausbeute sind die schuld, welche die Felder so griind- lich abgesucht haben. Zum Besuch des Hfittenberges bei Wehr, we kristalline Schiefer neben vielen anderen Auswiirflingen immer mit Sicherheit zu linden sind, fehlte die Zeit.

Nach kurzer S~rkung im Bierstall des Hotels Maria Laacb wurde unter Fiihrung von Pater Dr. Michael Hopmann das Kloster besichtigt, dessert grol3- ziigige, moderne Einrichtung und kfinstlerische Ausgestaltung allgemeine Be- wunderung fand.

Bei fortgesetzter Wanderung hatten wir das Gliick, in der Grube am Weg nach Bell aut3er Cordierit-, Fleckschiefern und manchen ~nderen, einen Ausw~irfling za linden, der ganz ungewShnlich reich war an Kristallen yon rosa Zirkon, farblosem Nosean (nach einer trigonalen Achse ges~;reckter~ Durchkren- zungszwillinge), Augit, anscheinend auch Orthit und so graft, dal$ fast jeder Teilnebmer einen Anteil erhalten konnte. Solche Auswfirflinge geh6ren zu den grSl~ten Seltenheiten, und wir kSnnen dent Finder nachfiihlen, d~i3 es ihm schwer angekommen sein mag, sictt darer zu trenaen.

1) Rheinische Heimatbficher, 1922, Verlag v. Fr. Cohen in Bonn.

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278 Berieht fiber die Exkursionen.

Mit einem letzten Blick auf den See und seine waldbedeckte Umwallung nahmen w/r Abechied yon diesem einzigartigen Landsehaftsbild und wanderten an dem kiinstlichen Abflul~ des Sees vorbei darch die Lavafelder zu dem Tage- bau Miehels. W.:ihrend an den meisten Stellen die Niedermendiger I~va unter- irdisch abgebaut wird, geschieht hier der Abbau in einem Tagebau, indem die fiberlagernden Bimssteine abgeriiumt werden. Vide Scl~chte mit altertfimlichen G~pelwerken und modernen, elektrisch betriebenen Kranen gestatteton unter- wegs schon einen Einblick. Hier lagern ~ber den Lavastrom, yon diesem dureh geringm~ehtigen L613 getrennt, in dicker M~iehtigkeit wei~e Bimssteine, in die grol3e Bomben von Basalt und Devoruschiefer eingeeehlagen waren, gesehichtet, wie sie aus der Luft niedergefallen sind, vor~ diehtea Britz- (feine Asche-) Biindern unterbrochen. Alles dies, das Fehlen so miiehtiger Lagen yon w e i g h Bimsstein innerhalb der Seeumwallung, die zum Tell mehrere Kubilkmeter g r o ~ Bomben sprechen daffir, dal3 in dieser Gegend, aul~erhalb der Seeumwallung, Aasbruch- stellen der weil3en Bimssteine liegen. Herr Herbert Miebels, Inhaber der Firms, hat uns hierbei begleitet.

Nach der Ankunft in Niedermendig suehte zuerst jeder das ihm zuge- wiesene Quartier in einem der 6 Gastl~user auf, danaeh vereinigte,n wir uns im Gasthaus ,,Zur Erholung" zu gerneinsamen Abendessen, das der Wirt gut und reiehlieh bereitet hatte. (Abendessen, Zimmer mit Friihstiiek M. 5"50.)

14. September. Am anderen Morgen ffihrte uns der Zug 7 h 04 naeh Mayen, yon bier dureh die ausgedehnten Lavafelder, unter ausgiebiger Gelegen- belt zum Sammeln von Einsehlfissen auf den Gipfel des lgttringer Bellerberges, we der Exkursionsffihrer bei klarer Aussieht einea 0berbliek fiber die geolo- gisehe Entwieklung des weiten Gebietes geben konnte, w~ihrend ohne besoadere Eri~iuterung zu sehen war, dab der Gipfel einen Tell des Kraterrandes bildet, der an zwei Stellen dureh ausgeflos~ene LavastrSme zerrissen .war. Der Hoeh- simmer dagegea ist das Modell eines Vulkanberges, tier dutch Ausbrueh yon nur einem Lavastrom hufeisenfSrmige Gestalt erhaltea hat, wie yon unser~m Aussiehtspunkt aus gut zu sehen war. Alle diese Lavagesteine gehiirert zur Gruppe der Leueit-Nephelinbasanite und -Tephrite.

Der Weg ffihrte nun welter dutch Ettringen an den Hohestein (aueh Forst- berg genannt) vorbei, an deusen ~113 aus vulkanisehem Sehlaekeasand AugiLkri- smile und Biotittafeln gesammelt wurden, zu den Taffsteinbriiehen der R~tlder- h6fe. Der TuHstein ist reieh an Broeken von leueitreiehem Phonolith, daher Leueitphonolithtuff genannt; er ist das besondere Pundgebiet fiir Alkalisyenite, Caleitsyenit and Caleitpegmatit, zu deren erfolgreiehem Sammeln abet mehr Zest gehSrt, a!s uns zur Verfiigung stand, besonders da wegen der sehleehten Zeit- verMltnisso die Abbaut~tigkeit fast ganz ruhte. Vet dem Krieg waren bier und in den Steinbriiehen bei Mayen und Niedermenzlig ebeaso viel 1000 Arbeiter beseMftigt wie jetzt 100. Der Ettringer~:uffstein izt einer unserer b~ten Bau- steine; bei dem Bau der geologischen I_~nde~natalt ist er znm erstenmal i~ Berlin im grol]en verwendet worden, seitdem bei nmnchem der Bier- und Wein- pa la te und vielen anderen Gebiiuden, insbesoadere in den Rheinlanden.

Das n,~chste Ziel war Rieden. Auf dem Wege dorthin war Riedenit in vielen BlScken zu finden, am Ful]e des Burgberges wurde der hier anstehende

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Bericht fiber die Exkursionen. 279

Noseanphonolith geschlagen, am Schorenberg der gangartig auftretende noseaa- reiche Schorenbergit.

Nach kurzer Mittagsrast im Gasthaus Leich (ein Teller Erbsensulape mit Wurst Mk.-- '70) wurde der in einem Steinbruch jetzt gut ,aufgeschlosseae sch/ine ,,Leucitophyr" oder Selbergit gesammelt, darunter ein Handstiick mit dem griiBten bisher hier gefundenem Noseankristall, mit einem Durcbmesser yea vielleicht 10cm. Hiernach fiihrte Pater Dr. Hopmann zu dem gangfSrmig ira Tuff auf- tretendert dichten Leucit-Nephelintinguait, der auch auf den benachbarten Fel- dern in Menge herumliegt.

In strammem Marsch wurde das Endziel des heutigen Tages, der Schell- kopf bei Brenk, noch zeitlich genug erreicht, daf] der Durchbruch des Nosean- phonolith.~ durch de~ devonischea Schiefer gesehen und yon diesem schfiael~ aikali- reichsten Gestein hack Beliebea gesammelt werden konnte. Dabei wurden auch Handstiicke mit Krusten yon Phillipsit und schSnen Kalkspatkristal:en gefunden.

Urn 6 Uhr ffihrte uns der Zug fiber Brohl nach B~nn; hier au ~q h 39. 15. September. Dieser Tag war dicht besetzt, es gait mit ,ler Zeit

haushalten. 8 h 36 brachte uns der Zug nach Rolandseck, yon we aus der Rodderberg bestiegen wurde, dessert vulkanischer Ausbruch in die Zei~ mvi- schen Ablagerung des ~ilteren und jiingeren L/if] fiillt ~uncl tier hiernach, wie nach seinem Gestein, Leucit-Nephelinbasalt, zum Laacher Seegebiet gehSrt. Die Gesteinc des gegeniiberliegenden Siebengebirges e nthalten kein Kern Leucit. Von dem Gipfel gab der Exkursionsfiihrer einen 0berblick fiber die geologischo Entwicklung der weiten Gegend, Bildung der Niederrheinischen Bucht, Entste- hung des Siebengebirges, des Rkeintals, des Rodderbergs.

Mit der Elektrischen yon Mehlem nach Bonn zuriickgekehrt, vereinigte uns urn ~/22 Uhr ein gemeinsames Mittagessen an blumengeschmiickter Tafel im Gartensaal der Lese, wobei such die Damen teilnahmen und die Herren Geheimrat Steinmann, Professor Cloos und Pfeiffer uns durch ihre ,Gegenwart erfreuten. Herr Professor Milch dankte in herzlichen Worten dem'Exkursionsfiihrer, worauf dieser in seiner Antwort, unter Begriiflung der Giiste, den Wunsch aussprach, daf], wie die Exkursionen einen starken geologischen Einschlag gehabt babe, so such die Mineralogie und Geologic wie mit Chemie und iPhysik immer in enger Fiihlung bleiben m/ige. Im Namen des Naturhistorischen Vereins iiberreichte Herr Oberbergrat Dr. Arlt allen Anwesenden die eben erschienene Schrift ,,Die :,Laacher Landschaft", worin u. a. R. Brauns (lie Bedeutung des Laacher Sees in mineralogischer und geologischer Hinsicht behandett hat. Vieles yon dem, was w~ihrend der Exkursion gesagt und nicht gesagt werden konnte, ist hier in aller Kiirze zusammengefal~t.

Nach dem Essen reichte die Zeit zur Abfahrt .des Zuges nach Duisburg (6 h 38~ noch z ~ Besuch des Mineralogischen Institutes und Besichtigung tier zu dieser Tagung besorgten Laacher Ausstetlung yon Gesteinen und Miners- lien, die iibrigens in dieser Form bis auf wei~res zusammeableiben und Fach- genossen zug~nglich sein sell.

Das gute Gelingen aller geplanten Unternehmungen war durch das herr- lithe Wetter wesentlich begiinstigt.

R. B r a u n s .