bericht über die 10. versammlung der deutschen otologischen gesellschaft am 24. und 25. mai 1901 zu...

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XVI, Bericht fiber die lO.Versammlung derDeutschen otologischen fiesellsehaft am 24. und 25. Mai 1901 zu Breslau. ~on Dr. Edmund Wertheim in Breslau. Erste Sitzung, Freitag 24. Mai Vormittag's 10 Uhr. Der Vorsitzende, Herr Habermann-Graz, ertiffnet die Sitzung mit einer Begrtissungsansprache, ia der er an die Bedeutung Breslaus ftir die Ent- wicklung der 0 tologie unter Hinweis auf M i d d e 1 d o r p f, V o 1t o 1 i n i , J a c o b y and G o t t s t ei n erinnert. Es folgt die Begrtissung tier Versammlung Namens der Stadt Breslau durch Herrn Oberbtirgermeister Dr. Ben d e r und Herrn Stadt- rath Dr. Steuer, welch' letzterer seines alten Freundes Dr. Ludwig Jaeoby gedenkt, der, ein hochherziger Menschenfreund, sein ganzes, mtihevoll er- worbenes Verm6gen tier Stadt Breslau zur Errichtung einer Klinik ftir un- bemittelte Ohrenkranke vermacht habe. Breslau sei die erste Stadt gewesen, die unter Zuhilfenahme communaler Mittel ein solches Institut geschaffen babe. Vor 10 Jahren, ats dasselbe ins Leben trat, hhtten in Deutschland nur 2 Universithten ein solches besessen. Nachdem dann der Vorsitzende des Localcomit6s, Herr Kfimmel, den sthdtischen Beh6rden ffir ihr Entgegen- kommen und den.Mitgliedern der Gesellschaft fiir ihr zahlreiches Erscheinen in Breslau gedankt hatte, constatirte der Vorsitzende mit Genugthuung die Jm verflossenen Gesehhftsjahre erfolgte Ernennung des Herrn K6rner zum Professor ordinarius an der Universiti~t Restock. Auf Vorschlag yon Herrn Zaufal-Prag beschliesst die Versammlung dem Herzog Johann A lb r e c h t yon Meckleaburg-Schwerin durch den Ausschuss eine Dankadresse zu iibermitteln.- Der Vorsitzende gedenkt sodann des Ablebens Kuhn's- Strassburg, des bei seinen Fachgenossen allgemein beliebten und angesehenen Mitbegriinders der Gesellschaft, deren Ausschusse er bis zu seiner Erkrankung angeh6rt babe. Die ¥ersammlung ehrt sein Andenken durch Erheben yon den Pl~tzen. D er Seeret~r verliest die Namen der 29 n e u a u fg e n o m m e n e n M i t- glieder, darch deren Eintritt die Mitgliederzahl der Gesellschaft auf 267 gestiegen ist. Nach erfolgtem Cassenberichte wurde dem Schatzmeister Ent- lastung ertheilt. Sodann beschliesst die Versammlung Herrn K e s s e l- Jena, der seinen Austritt auk dem Ausschusse schriftlich mitgetheilt hat, telegraphisch am Zurtickziehung seiner Austrittserkl~rung zu ersuchen. Hierauf beginnt die wissenschaftliehe 5itzung. I. Herr Jansen-Berlin, Referat tiber: Der gegenwhrtige Stand der Lehre yon der otogenen Py~mie. Trotz reichen Zuwachses zur Casuistik sind die Meinungsverschieden- heiten fiber die Pathologie der Sinusthrombose noch nicht beseitigt (KS r ner, Zaufal, v. Bergmann, Leutert). Zu unterseheiden sind 1)die ob- turirende septisch zerfallende Thrombose, 2) die wandst~ndige Thrombose, 3) die Compressionsthrombose, die zur pyhmisehen Thrombose nicht fiihren kann, wenn der anliegende Herd operativ beseitigt wird. Ob extradurale Ab- scesse py~mische Metastasen hervorrufen k0nnen, ist fraglich. Eine viel- umstrittene Frage ist ferner, ob pyhmische Stoffe aus den Mittelohrr~umen direct in die Cirkulatioa autgenommen werden k6nnen. Der eitrige Process entfaltet dtlrch die di~nne vordere Sinuswand hindurch schneller seine Ein-

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Page 1: Bericht über die 10. Versammlung der Deutschen otologischen Gesellschaft am 24. und 25. Mai 1901 zu Breslau

XVI,

Bericht fiber die lO.Versammlung derDeutschen otologischen fiesellsehaft am 24. und 25. Mai 1901 zu Breslau.

~on

Dr. E d m u n d W e r t h e i m in Breslau.

E r s t e S i t z u n g , F r e i t a g 24. Ma i V o r m i t t a g ' s 10 U h r .

Der Vorsitzende, Herr H a b e r m a n n - G r a z , ertiffnet die Sitzung mit einer Begrtissungsansprache, ia der er an die Bedeutung Breslaus ftir die Ent- wicklung der 0 tologie unter Hinweis auf M i d d e 1 d o r p f, V o 1 t o 1 i n i , J a c o b y and G o t t s t ei n erinnert. Es folgt die Begrtissung tier Versammlung Namens der Stadt Breslau durch Herrn Oberbtirgermeister Dr. B e n d e r und Herrn Stadt- ra th Dr. S t e u e r , welch' letzterer seines alten Freundes Dr. L u d w i g J a e o b y gedenkt, der, ein hochherziger Menschenfreund, sein ganzes, mtihevoll er- worbenes Verm6gen tier Stadt Breslau zur Errichtung einer Klinik ftir un- bemittelte Ohrenkranke vermacht habe. Breslau se i die erste Stadt gewesen, die unter Zuhilfenahme communaler Mittel ein solches Insti tut geschaffen babe. Vor 10 Jahren, ats dasselbe ins Leben trat, hhtten in Deutschland nur 2 Universithten ein solches besessen. Nachdem dann der Vorsitzende des Localcomit6s, Herr K f i m m e l , den sthdtischen Beh6rden ffir ihr Entgegen- kommen und den.Mitgliedern der Gesellschaft fiir ihr zahlreiches Erscheinen in Breslau gedankt hatte, constatirte der Vorsitzende mit Genugthuung die Jm verflossenen Gesehhftsjahre erfolgte Ernennung des Herrn K 6 r n e r zum Professor ordinarius an der Universiti~t Restock. Auf Vorschlag yon Herrn Z a u f a l - P r a g beschliesst die Versammlung dem Herzog J o h a n n A lb r e c h t yon Meckleaburg-Schwerin durch den Ausschuss eine Dankadresse zu iibermitteln.- Der Vorsitzende gedenkt sodann des Ablebens K u h n ' s - Strassburg, des bei seinen Fachgenossen allgemein beliebten und angesehenen Mitbegriinders der Gesellschaft, deren Ausschusse er bis zu seiner Erkrankung angeh6rt babe. Die ¥ersammlung ehrt sein Andenken durch Erheben yon den Pl~tzen. D er Seeret~r verliest die Namen der 29 n e u a u fg e n o m m e n e n M i t - g l i e d e r , darch deren Eintrit t die M i t g l i e d e r z a h l der Gesellschaft auf 267 gestiegen ist. Nach erfolgtem Cassenberichte wurde dem Schatzmeister Ent- lastung ertheilt. Sodann beschliesst die Versammlung Herrn K e s s e l - Jena, der seinen Austri t t auk dem Ausschusse schriftlich mitgetheilt hat, telegraphisch a m Zurtickziehung seiner Austrittserkl~rung zu ersuchen.

Hierauf beginnt die wissenschaftliehe 5itzung. I. Herr J a n s e n - B e r l i n , Referat tiber: D e r g e g e n w h r t i g e S t a n d

d e r L e h r e yon d e r o t o g e n e n P y ~ m i e . Trotz reichen Zuwachses zur Casuistik sind die Meinungsverschieden-

heiten fiber die Pathologie der Sinusthrombose noch nicht beseitigt (KS r n e r , Z a u f a l , v. B e r g m a n n , L e u t e r t ) . Zu unterseheiden sind 1 )d i e ob- turirende septisch zerfallende Thrombose, 2) die wandst~ndige Thrombose, 3) die Compressionsthrombose, die zur pyhmisehen Thrombose nicht fiihren kann, wenn der anliegende Herd operativ beseitigt wird. Ob extradurale Ab- scesse py~mische Metastasen hervorrufen k0nnen, ist fraglich. Eine viel- umstrittene Frage ist ferner, ob pyhmische Stoffe aus den Mittelohrr~umen direct in die Cirkulatioa autgenommen werden k6nnen. Der eitrige Process entfaltet dtlrch die di~nne vordere Sinuswand hindurch schneller seine Ein-

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wirkung, als dutch die gesammte Dicke der Dura hindurch aufs Cerebrum. Man sieht deshalb bei extraduralen Abscessen, da sie nut auf das aussere Blatt der Dura einwirken, bei der Obduction innen intaete Dura das Him umhtillen in Fallen, wo man annahm, dass die gauze Dura an jener Stelle gangranSs sei. Bei Periphlebitisdagegen, besonders bei grossen, abgescblossenen periphlebitischen Abscessen, findet eine Li~sion des Endothe]s dureh septisches Material mit naehfo]gender Thrombose statt. Die wandstandige Thrombose kann ausheilen, wenn der aussere Herd beseitiot wird. Ein solider Tbrombus yon geringer Infeetiositat wird ausbeilen nach frt~hzeitigem Ansheilen des Grundprocesses. Die Compressionsthrombose op e r a t i v anzugehe~, ist eiu F e h l e r ; sogar die Ber~hrung mit der Punctionsnadel kann eine Infectio~ hineintragen. All' das Gesagte trifft auch ftir den Bu l bus j u g u t a r i s zu. Be- sonders bei P y a m i e e n dnrch a c u t e Mittelohreiterung spielt die B u I b u s - t h r o m b o s e eine g r o s s e g u i l e . In allen Fallen, wo bei Annahme von Sinusthrombose sich der Sinus normal erweist, muss man an Bulbusthrombose denken. Ausser Sinusphlebitis und Bulbusthrombose wird die im Innern des Warzenfortsatzes localisirte Eiterusg selbst als Ursacbe der Pyamie besehuldigt. Yon tier Osteophlebitis darf man kaum einen anderen Effect erwarten, als you der Erkrankung des Knochens selber. Die osteophlebitische Py~mie ist aber yon einigen Autoren, besonders K S r n e r ats ein besonderes Krankheitsbild aufgestellt worden. Beztiglich der Frage tier Spontanheilung yon Sinusthrombose erklart J a n s e n , dass er fr~her die geheilten Fglle vielfach als vom Processus mast. aus entstanden betrachtet habe, dass er aber, seitdem er systematiseh den Sinus aufsuehe and event, punctire, zu anderer Auffassusg gekommen sei, und in ihr durch L e u t e r t ' s ErSrterungeu best~rktwfirde. J a n s e n b a t b e i P y a m i e s t e t s S i n u s p h l e b i t i s c o n s t a t i r t . Er ftihrt aus, dass das Weiterbestehen py~mischer Erscheinungen (hobeI1 Fiebers, SchflttelfrSste etc.) nach Ablauf des Anfaugsstadiums der Otitis media acuta purulenta flie Annabme einer Sinusphlebitis nahelege. Bei Sgtuglingen kann zwar, wie P o n f i c k and B r ie ge r festgestellt haben, dureh Aufnahme yon Toxinen ins Blut Pyamie entstehen, bei Erwachsenen scheint das indes kaum vorznkommen. J a n s e n leugnet zwar nicbt die MSg]ichkeit der Ent- stehung [eiehter pyii, mischer Zustande yore Eiterungsproeesse im Warzen- fortsatze aus, b e s t r e i t e t abet deren 5fteres Vorkommen, practische Be- dentung and vor allem F a h i g k e i t der M e t a s t a s e n b i l d u n g . Ffir die Beurtheilung der Frage sind nur die Ergebnisse solcher Obductionen ver- werthbar, bei denen alle Sinus und der Bulbus jogularis untersucht warden. Kleine Thromben werden sogar manchmal erst nach Herausnahme des Pra- parates aus dem Sehadel entdeckt. £11e Fhile yon Osteophlebitis uad perisi- nuSsem Abscess haben ft'lr die Beurtheilung auszuseheiden. J a n s e n hat 60 Fhlle yon angeblicher Pyamie obne Sinusthrombose aus der Literatur gesammelt. Ohne Operatien sind 16 dieser Falle geheilt, bei denen dot Speculation freier Spielraum gelassen sei. Unter den 26 operirten F~llen ist die Operation in 15 Fi~llen ungentigend beschrieben oder ausgeftihrt; in sechs dieser operirten Falle fund sich ~esunder sklerosirter Knochen. Woher soll in letzteren.Fallen die Osteophlebitis kommen ? Periphlebitis da~egea kommt n aeh J a n s e n bei negativem Befunde im Warzenfortsatze vor. Das ¥erhalten des Bulbus jugu]aris ist in keinem der 60 Falle ausdriicklich erwhhnt. Es bleibt also ffir die Betrachtung nur ein sehr kIeiner Rest yon Fallen, der seinerseits auch keine allzustrenge Kritik vertrage. In 25 % dieser F~lle bestand chronische Mittelohreiterung, 25% sind gestorben, in ca. 25 % bestanden Lungen- metastasen, Unter 63 yon J a n s e n operirten Pyamiefhllen fand er 4 real keine Sinus- oder Bulbusthrombose, wohl aber perisinuSse Herde, die in 2 Fallen allerdings so gering waren, dass ihre ursaehliche Bedeutung zweifei- haft erscheint. In dem einen dieser Falle ist wohl doch eine Bulbusphlebitis anzunehmen, wahrend bei dem anderen Falle, einer schweren Scharlachotitis, die operativ gefundene Nekrose des kniichernen Sulcus sigmoideus - - also eine Nekrose dicht am Sinus - - die Entstehung der Pyamie mit Metastasea genfigend erklart, t~ezilglich der Diagnose der Osteophlebitis mcint J a n s e n , dass die bekannte Gegeniiberstellung tier 0 s t e o p h l e b i t i s durch K S r n e r , die sieh gewShnlich an a c u t e Eiterungen anschliesse und zur Bildung yon

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Bericht tiber d. 10.Versamml. der Deutsch. otol. Gesellsch. zu Breslau. 261

Gel enk- und l~Iusk elme/astasen ffihre, und der S i n u s p h l e b i t i s , die meist durch c h r o n i s c h e Eiterungen bedingt, zu L u n g e n metastasen ftihre, weder nach den Zusammenstellungen aus der Litteratur noch nach seinen eigenen Erfahrungen zu Recht bestehe: Handelte es sieh doch in den erwi~hnten~ aus der Litteratur zusamme~gestellten 60 F~llen in 25% um c h r o n i s c h e Falle, bestanden doeh in 25 % Lungenmetastasen. Bei 13 F~llen J a n s e n s ~ yon denen 10 das Bild der Osteophlebitis-Pyamie, 3 uoeh geringere Symptone darboten, wurde durch die Operation s t e t s S i n u s - oder B u l b u s t h r o m b o s e f e s t g e s t e l l t . W e n n a l so d ie O s t e o p h l e b i t i s - P y ~ m i e f i b e r h a u p t v o r k o m m t ~ so ist sie e x t r e m s e l t e n und daher o h n e p r a c t i s c h e Be - d e u t u n g . DasAuftreten yon Getenk- und Muskelmetastasen gew~hrleistet nach J a n s e n ' s Erfabrungen gerade das Bestehen einer Sinus- oder Bulbus- erkrankung. Die Peripbleb~tis des Bulbus entzieht sich fast immer uuserer Wahrnehmung. DieEntstehung der Bulbusthrombose wird durch Dehiseenzeu am Paukenboden~ hochgelegenen Bulbus etc. begiinstigt.

Betreffs der B e h a n d l u n g der otitischen Pyamie herrscbt in dem Punkte Uebereinstimmung, dass der s e p t i s e h e Thrombus e n t f e r n t werden muss~ wahrend die Frage der Jugularisunterbindung noch strittig ist, ebenso wie die Frage der Bebandlung wandst~ndiger Thrombosen. Leichte Pyhmien k6nnen schon durch Freilegung des Sinus* zur Heilung gelangen. Die Sinus- er6ffnung mit Jugularisunterbindung ergiebt nach der Litteraturzusammen- stellung bessere Resultate, als die Sinuser6ffnung allein. Das beweist die V i e r e c k ' s c h e Statistik: Unter 94 Fallen war in 40 unterbunden, in 54 nur am Sinus operirt worden. Von den 40 Fhllen sind 6 gestorben. 34 geheilt, yon den 54 sind 13 gestorben, 41 geheilt. Von den 41 Geheilten hatten aber 16 noch lauge pyhmisches Fieber~ i l Metastasen. Z a u f a l verlangt immer die Unterbindung vor der Operation. K b r n e r halt die Unterbindung immer ftir gerechtfertigt, v. B er g m an n stellt sie jetzt in seinem Lehrbuch als empfehlenswerth hin, nachdem er sich friiher viel bestimmter daffir aus- gesprochen. H e s s l e r und B r i e g e r wollen sie nicht in allen Fallen aus- geftihrt wissen. B r i e g e r hi~lt die prophylaktische Unterbindung fiir unnt~tz, ja schadlich. L e u t e r t will, dass sie erst nach der Sinuserbffnung und nut unter bestimmten Voraussetzungen ausgefiihrt werde. M a c e w e n scheint - - aus seinen Verbffentlichungen ist darfiber keine Klarheit zu g e w i n n e n - in seinen Fi~llen nur die Sinusoperation ausgeftihrt zu haben, jedoch kein principieller Gegner der Unterbindung zu sein. Nach J. ist in allen Fallen yon Sepsis oder schwerer 2yamie mit schlechtem Allgemeinbefinden und Lungenmestasen die Jugularisunterbindung vor der Operation wiinschenswerth. In allen anderen Fallen ist nach der Knochenerbffnung tier Sinus freizulegen, und wenn sich jaucbige Flfissigkeit in ibm zeigt und die Annahme besteht, dass die Infection bis zum Bulbus heruntergeht, sofort zu unterbinden. Bei solidem Thrombus im Sinus ist die Unterbindung fiberfltissig. Ist der Sinus mit fltissigem Blur geftillt, also entwedcr gesund oder mit wandstandiger Thrombose erfiillt, so kann man den Effect der Operation abwarten, ohne den Sinns zu incidiren. Ist wandstandige Thrombose nachgewiesen, so ist entscheidend ffir das Vorgeben das Aligemeinbefinden: bei sehwerer Py~imie ist zu unterbinden. Bei wandstandiger Thrombose ist die Unterbindung m6glichst hoch oben - - fiber der Vena facialis - , in den anderen Fallen am besten recht tier, besonders wenn Jugularisphlebitis vermuthet oder ge- funden wird, auszuffihren.

Der Sinus soil n u r dann i u c i d i r t welden, wenn sich s e p t i s c h e Thrombose zeigt, n i e m a l s zu d i a g n o s t i s c h e n Zwecken. Hierffir gentigt die Punction mit der Nadel. Das Verfahren zur Erkennung der Bulbus- betheiligung (Druck auf die Jugularis nach Er(iffnung der Sinus und Beob- achtung, ob dabei yon unten Blut oder Eiter nachfliesst) verwirft J. und empfiehlt danu noch eher die ungef~hrlichere Jugularisunterbindung. Auch das W h i t l i n g ' s c h e Verfahren halt J. ffir eine nicht ungefahrliehe Maass- nahme. J. 's eigene Erfahrungen erstrecken sich auf 50 Falle, yon denen 30 nur am Sinus, 20 auch an der Jugularis operirt sind. Yon t0 am Sinus operirten F~tllen sind aUe geheilt, yon 12 mit Unterbindung Operirten sind 3 gestorben. Unter letzteren 3 :F~i.llen war bei 1, unter den geheilten Fii, llen

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war bei 2 der Sinus nieht incidirt worden. Im Ganzen waren J. 's Resultate in den letzten Jahren gfinstigere:

bei Sinusoperation in 100 Proc. Heilung bei Jugularisoperation -- 75 ~ - bei allen Operationen -- 86,4 ~

H e r r B r i e g e r - B r e s l a u ( C o r r e f e r a t : , ,Uebe r d e n g e g e n w h r t i g e n S t a n d d e r L e h r e y o n d e r o t o g e n e n P y a m i e . " ) Die otogene Pyamie hat keine absolut einheitliche Genese. In der fib e r w ieg e n d e n Z a h I der Fi~lle ist sie durch t h r o m b 0 p h 1 e b i t i s c h e P r o z e s s e - - in einem Hirnblutleiter oder im Bu!bus jugularis - - b e d i n g t. Es kommen aber auch F~lle zur Beobachtung mit dem a u s g e s p r o c h e n e n B i l d e der P y a m i e , bei denen auch a n a t o m i s c h n o r m a l e s Y e r h a l t e n in a l l e n zum Obre in Beziehung stehenden V e n e n b e - z i r k e n gefunden wird. Der Einwand, dass in solchen Fallen der primare thrombophlebitisehe Prozess schon zur Heilung gelangt sel, trifft at]gemein nicht zu und hat am allerwenigsten ftir solehe F~lle Bedeutung, in denen so frische Metastasen nachgewiesen werden, dass man an der Stelle, die das Material ffir die Embolie geliefer~ haben soll, zu mindesten noch Spuren der Throm- bophlebitis treffen mfisste. B. berichtet fiber zwe i derartige yon ibm erhobene B e f u n d e v o n P y a m i e o h n e denBefund d e r S i n u s t h r o m b o s e - - Allge- meininfectionen, welehe klinisch anger dem Bilde der Pyamie verlaufen und mit Metastasenbildung einhergehen, kommen veto Ohr aus direct ohne die Vermitt- lung yon Sinusthrombose d u r c h r e i n b a c t e r i e l l e E m b o l i e n zu Stande. Die A n n a h m e , d a s s 0 s t e o p h l e b i t i d e n in den Venen des Warzenfortsa~zes alas S u b s t r a t f f i r d i e an acute Mittelohreiterungen sich anschliessenden, won K 6 r n e r als O s t e o p h l e b i t i s - P y h m i e c h a r a k t e r i s i r t e n F o r m e n der P y h m i e abgeben, ist u n b e w i e s e n . Di e S o n d e r s t e l l u n g dieser Fi~lle ist ni c h t a u f r e c h t z u e r h a 1 t e n; auch Sinusthrombosen mit Vollst~.ndigem Ver- schlusse des Blutleiters nach acuten Eiterungen zeigen den gleiehen Verlauf. insbesoudere die gleiche Localisation der Metastasen. - - Ein grosser Theft tier Fhlle, in denen normales Verhalten des Sinus bei Pyamie klinisch eruirt wird, ist durch den I/achweis des Vorkommens wandst~ndig bleibender Thromben erkl~rt. Wandstandige Thromben kommen, ohne dos Bild der Py~mie her- vorzurufen, im Sinus transversus, yon benaehbarten Entziindungsberden - - bei Hirnabscessen, Meningitis, cari6sen Proeessen der Pyramide - - ausgehend vor. Die obturirende Thrombose des Sinus transversus, die sieh noeh im Stadium des Zerfalls durch das Fortbestehen eines Abschlusses am peripheren wie centralen Ende als solche oft characterisiert, ist entweder - - gew6hnlich - - durch das Wachsthum wandst~ndiger Thromben oder durch die Fortsetzung einer Throm- bose yon in den Sinus mi~ndenden Venen in diesen hinein bedingt: - - Bei tier Ents tehung der otogenen Pyi~mie sind am h i ~ u f i g s t e n S t r e p t o c o c c e n - - aber nicht a u s s c h l i e s s l i c h - wirksam. Auch Staphylococcen, Pneumococ- een, Bacillus Friedlander sind als Erreger der Sinusthrombose nachgewiesen. Die Virulenz der Erreger ist sehr variabel und nicht immer des Schwere des Krankheitsbildes correspondirend. Die Mikroorganismen sind innerhalb tier Thrombusmassen nicht gleichmhssig vertheilt. Je nacb Menge und Virulenz der in den einzelnen Abschnitten verbreiteten Erreger kommt es bei embolischer Aussaat nur zu einfacher Infarcierung oder zur Bildung me- tastatischer Abscesse. Einmaliges Ueberstehen einer Pyamie-Attake schiltzt ouch auf kurze Zeit bin nicht gegen Recidive der Pyamie, welche sich bei unvollkommener oder ganz ausbleibender Heilung des Primarherdes einstellen kbnnen. - - Die Diagnose der otogenen Py~mie kann nicht ohne Weiteres auf den Nachweis graduell fixierter Temperaturen aufgebaut werden. Auch bei uncomplicirten Eiterungen finden sich gelegentlich selbst h6here Fieberbewe- gungen auf Tage hinaus. N u r d i e c h a r a k t e r i s t i s c h e C u r v e i s t e i n - w a n d s f r e i b e w e i s e n d . Sie kann aber bei otogenerPyamie erhebtich ver- hndert sein: das Fieber kann bei Sinusthrombose vollsti~ndig fehlen. VerIauf in den metastatischen Herden uad dem primaren Prozess im Sinus eorrespondiren einander nichtimmer. Z w i s c h e n den e i n z e l n e n M e t a s t a s e n k ( i n n e n mo- n a t e l a n g e I n t e r v a [ l e l i e g e n . - - Aus tier Inspection des freigelegten Sinus ergeben sich sowohl bei Betraehtung der ~usserenWand, als nach der Incision auch der medialen Wand wichtige Anhaltspunkte. Das Verhalten der pulsatorischen

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Bericht tiber d. ]0.Versamml. der Deutsch. otoI. Gesellsch. zu Breslau. 263

Bewegungen am Sinus, die Herstelluug der Blutleere ia dem zu explorirenden Sinusabschnitte fiaden ausft~hrlichere Er0rterung. - - Die operative Behaad- lung findet ihre Contraindicatioaeu nur in denjenigen a[lgemeinen Momentea, die als die Prognose jedes Eingriffs fiberhaupt ungfiastig gestaltend gelten (Diabetes). Auch bet ausgesprochener Meningitis, beam Vorhaudeasein meta- statischer Lungenabscesse, bet Fallen mit schwer toxischem Verlaufe ist opera- tive Heilung beobs.chtet. AIs Endziel der operativen Behandluug ist der Ab- schluss des Sinus in beiden Richtungen anzustreben. Deswegen ist die p r i n c i - p i e l l e A u s r h u m u n g a u c h de r s o l i d e n T h r o m b u s m a s s e n an den E n d e n des T h r o m b u s zu w i d e r r a t e n . DerzurHei lung wandsti~.ndiger Thrombosen eingeschlagene Weg: aus der wandst~udigen, an sich direct nicht angreifbarea Thrombose durch Unterbindung der Jugularis eine obturirende zu machen and dana den Sinus direct anzugreifen, hat seine ernsten Ge- fahrea. Bet der ErSffaung des nicht vollst~ndig verstopften Sinus besteht die Gefahr der Luftaspiration unter gewissen ~usseren, den Druek im Sch~delinneren beeinflussenden Bedingungen. Ffir den Eintritt der Luft in die Venenbahn stellt die Jugularis den einzigen Weg dar; ihre Compression oder Unteroindung schtitzt sicher gegen diese Gefahr. Zur Verh~tung der Ver- breitung mobil gewordener Thrombusabschnitte ist die J u g u l a r i s u n t e r - b i n d u n g thefts entbehrlich, weii in dem durch die Sinusthrombose aus der Circulation ausgeschalteten Abschnitt der Jugularis eine feste Verklebung ihrer W~ude oft eintritt, theils s c h a d l i c h , well damit d ie T h r o m b o s e a u f b is d a h i n f r e i g e b l i e b e n e S t r e c k e n de r l~ahn s i c h a u s d e h n e n k a n n . Die L i g a t u r giebt einen a b s o l u t s i c h e r e n S c h u t z g e g e n d ie A n s - b r e i t u n g d e r P h l e b i t i s in d e r C o n t i n u i t i ~ t d e r V e n e . DieGefahren tier Ligatur vermindern sich erheblich, wo man der Unterbinduag die Spaltung des ligirten Abschnittes folgen lassea kann.

D i s c u s s i o n : Herr KSrne r -Ros tock : Das Krankheitsbild der Osteo- phlebitis-Py~mie ist thats~chlich seltener, ats K. frtiher annahm. Die ±ViSglichkeit der Entstehung yon py~mischem Fieber mit peripherea Me- ~astasen dutch Erkrankung des Kaochens ohue Sinusbetheiligung ist ~aber doch vorhanden. Es miissen gen~ue anatomische Uatersaehungen und kli- nische Beobachtuugen in Zukuutt erst die Frage der 0steophlebitis-Py~mie entscheiden. Ganz sicher wird man in absehbarer Zeit zu ether Klarheit aber diese Frage gelangen.

Herr L e u t e r t - KSnigsberg: Die praktische B edeutuag der Osteophlebitis- Py~mie komm~ nicht mehr in Frage, hSchstens die MSglichkcit ihres Vor- kommens. Allen otogenen Py~mieen liege Sinus- 0der Balbusthrombose zu Gr uude. Bet negativem Sinusbefuad obducirter Falle set die mikroskopische Siuuswaad- untersuchung n0thig. Wean nach Ablauf des Initialstadiams tiber ;~ Tage eta Fieber yon fiber 39 o anhalte, so set Sinusthrombose wahrscheinlieh. Dieses Schema masse man den weniger erfahrenen Collegea an die Hand geben. Die nach J a n s e n diagnostiscae Sehwierigkeiten bereitenden F-~lle ~nit continuirlichem Fieber sind gerade die gef~hrlicnen. Eine nicht inifieirte Tl~rombosenform k6une er nicht anerkennen. Nach den Untersuchungen yon Ev e r s and S c h i m m e l b u s c h entsteh.en Thrombosen nicht dutch Ver- letzung, sondern dutch chemische Blutiafection. Im Gegeusatz zu J a n s e n meint er, dass bei P y h m i e s t e t s and zwar mSglichst bald die v(illig u n - g e f ~ h r l i c h e S i n u s i n c i s i o n vorzunehmen set. Geringer Knochenbefund set keiu Grund, eine 8inusphlebitis auszuschliessen. Die Bulbusthrombose geht wohl nur selten yon der Paukenh0hle aus. Nach L.'s jetzigem ver- auderten Standpunkt set die U n t e r b i n d u n g i m m e r und zwar als e r s t e r Operatiousact auszufahren. Die Gefahr, dass nach Unterbindung die Throm- bose auf den Sinus petrosus tibergeheu kSuae, sei theoretisch constrairt= dutch keinen Fall bisher praktisch nachgewiesen. Wenn auzuuehmen ist~ class die Thrombose bis in die Jugularis heruntergeht, so set mSglichst welt un~en zu unterbinden, sonst immer oben. Die Probepuuctioa des Sinus kSane er nicht emplehien. Wenn nach der Incision sehr starke Biatung nut, fete, brauche man n u r i bis 2 Tage zu warten. Das W h i t l i n g ' s c h e VerIahren ist nicht immer anweadbar. Ers~ vor 2 Tagen set ibm bei seiner Anwendung der Sinus eingerissen.

Archly f. Ohrenheilkunde. LII. Bd. 18

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Herr P a n s e- Dresden : P. nimmt das Whitling'sehe Verfahren in Sehutz. Die Ostcophlebitis-Pyfimie kann dutch Bulbusthrombose vorgefituscht werden. Bet der Entstehung der letzteren kann der hohe Druck in der Pauke keine Rolle spielen, da Bulbusthrombose auch in Fhllen mit grosser Trommelfell- perforation beobachtet worden set.

Herr H a b e r m a n n - G r a z : H. erw~hnt einen letal verlanfenen Fail seiner Beobachtung, in dem trotz Bestehens einer grossen Perforation des Trommelfells der Bulbus jugu]aris veto Boden der Pauke aus inticirt wurde. Der Thrombus im Bulbus juguIarls wurde erst bet der Untersuchung des herausgen~mmenen Schliifenbeines aufgefunden.

I-lerr E r e n f r i e d- Berlin : E. berichtet (iber einen 20j~hrigen Patienten mit langj~hriger Atticuseiterung und Kn6chelchenearies, bet dem nach Atticussondirung schwerer Schwindel auftrat. Am n~ehsten Tage Fieber mit Schtittelfrost. Ueberft~hrnng des Patie~ten in die K6r te ' sche I/liuik. Dort wird ein Ellbogenabscess erSffnet. Schwindel sistirt am 11. Tage. ,Nach 4 Wochen Heilung ohne Operation.

Herr D e n k e r - H a g e n : 0b die Osteophlebitis-Pyii.mie m6glich ist, muss durch eine gr6ssere Zahl yon Sectionen entschieden werden. Das wird aber bet der Seltenheit dieser Falle noch lunge dauern. D. berichtet einen Fall yon Influer~za-Otitis mit Gelen~metastasen nnd v611iger Einschmelzung des kranken Warzenfmtsatzes. Der Umstand, dass das Fieber naeh operativer Beseitiguug der Metastasen am Oberarm und Danmengdenk sistirte, maeht es wahrseheinlieb, dass bier eine 0steophlebitis-Py~mie ~orlag.

Herr S ch wab a c h- Berlin: Dass pyfimische Erscheinungen durch Bacterii~mie, wie Herr Brieger elwhhnt, bedingt sein k6nnen, belegt Sch. durch fo]genden Fal l : 22j~thriges IVlhdchen mit doppelseitiger chro~ischer Eiterung. Py~tmie. Jugularis empfindlich. Radicaloperation. Sinus incidirt; enthhlt fliissiges Blnt. Nach 2 Tagen Exitus. Bet der Obduction (Benda) in keinem Sinus eine Spur yon Thrombose zn finden. Metastasen nur in den-±Nieren, die last ganz aus Streptoeoccen bcstehende Infarcte in den Papillen aufwiesen.

Herr H o f m a n n - D r e s d e n : In mein(m yon Herrn J a n s e n erwi~hnten Falle war die Diagnose auf Sinusthrombose gestellt, die Unterbindu~g abet wegen schlechter :Narkose erst sphter ausgefilhrt worden. In meinem yon Herrn L e u t e r t erwhhnten Falle sehloss ~ich an die Verletzung des Sinus ansgedehute Thrombose des Sinus trans~erus uud cavernosus an. Die ¥er - letzung muss ihr Entstehen veranlasst haben.

Herr A l t - W i e n : A. sti~.mt Herrn Jar, sen darin bei, class man bei tier Jugularisunterbindnng radical vorgehen, das ligi~te Venenstfick reseciren solle. A. erwhhnt 2 Fhl]e yon ~andst~ndiger Thrcmbose, bet denen er die Unterbindu~g vornaLm. 3el de m einen trat perisinu6ser Abscess u~d Pert- phlebitis mit Balsphlegmone, bet dem zweiten sceundhrer eitriger Zerfall im unterbundenen Ju~ularisstumpfe auf.

Herr S c h e i b e - hlfinchcn: I)ie besonders bet acuten Fhllen auftretel~de i s o t i r t e B u l b u s t h r o m b o s e sehe]nt sich b e s o n d e r s gem an I n i l u e n z a - eiterungen anzusehliessen. Sch. erw~hnt ellen Fall yon l~flue~za mit grosser Perforation, ehne Eiterung, in d(m es zu Bulbusthrombose kam. Hier konnte also Druck yon Eiter als ~tiologisehcs Moment nicht im Spiele seth. Der Influenzabacillus beialle gern Biutgef~sse und rule nicht selten Nekrosen hervor. In der Literatur finden sich eine Anzahl Fi~lle yon i~olirter Bulbus- thrornbose bet hJflueLza, z. B. 3 FMle aus der Hallenser Klinik.

Die weitere Discussion wird auf ~orgen verschobem Schluss der Sitzung V~ 1 Uhr.i

S i t z u n g am 24. Mai , ~Naehmit tags ~/~3 Ul~r. lI. Herr A l t - W i e n : E i n B e i t r a g z u den m u s i k a l i s c h e n H 6 r -

s t 6 r u n g e n : ~qachdem A. ~ber einen sehr interessanten Fall yon naeh seiner A n s i e h t p e r i p h e r e n t s t a n d e n e r e o n ~ p l e t e r T o n t a u b h e i t b e r i e h t e t h a t , sehi]dert er seine expeEmentellen ULtersuchungen behufs Ei mitt]m~g der Frage, ob und inwiefern dtJrch Schallleitungshindernisse St6~ungen des musikalisehen GehSrs auftreten k6nnen. A. exzcugte an normalen 0hren ein Ei~whrts-

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Berieht tiber d. 10.Versamml. der Deutsch. otol. Gesellsch. zu Breslau. 265

dr~ngen des Trommelfells und der Ossicula, indem er mit 2 mit Schlauch und Ballon ~-ersehenen Siegleschen Trichtern die GehOrgi~nge hermetisch verschloss und dann einen oder beide Ballons so stark comprimiren liess, class der durch Aufsetzen einer Stimmgabel auf den Scheitel im Ohr erzeugte Ton nut abgeschwhcht, nicht aufgehoben wurde. Da sich hierbei belastete und unbelastete Stimmgabeln wegen zu kurzer Schwingungszeit als unver- wendbar erwiesen, benutzte A. KOnig'sche Stimmgabeln mit elektromotorischem Antrieb. Zur Ton0.bertragung wurde Knochenleitung verwendet (Proc. mastoid, bzw. Stirn bei doppelseitiger Priffung). Schon durch den leisesten Druck des Ballons wurde der Grnndton bei doppelseitiger Compression zum Yerschwinden gebracht; bei weiterer Drucksteigerung verschwanden auch die ObertOne. Bei einer zweiten Versuchsanordnung~ bei der 2 Stimmgabeln (eine c-Gabel mit 32 und eine mit 256 Schwingungen) eingespannt wurden~ verschwand der Ton tier tieferen Gabel schon bei massigem Fingerdruck in die GehOrgfi,nge, whhrend der Ton der hOheren Gabel abgeschw~cht wurde. Viet eclatanter war dieses Ph~nomen bei Anwendung des Com- pressionsballons an den Siegle'sehen Trichtern. Weniger sinnffi, llig fielen diese Yersuche bei Anwendung yon Pfeifen aus. Es trat bier eine Ab- schw~ehung beider TOne, aber eine ungleich grOssere far die tiefen TOne ein. Die Versuche zeigen, dass sehon ein m~ssiges Einwi~rtsdr~ngen des Trommel- fells und der Ossicula die Tonempfindung wesentlieh beeinfiussen kann. (vgl. den Gell4'schen ¥ersuch, - - d. Ref.). Es fragt sich nun~ ob die Ab- schw~tehung oder Aufhebung der Perception fiir tiefe TOne auf der straffen Anspannung der Ossicula oder auf Steigerung des Labyrinthdrucks beruht. Zweifellos stellt letztere die Ursache dar. Es handelt sich um eine durch Compression bewirkte Belastung der far die tiefen TOne bestimmten Fasern der Membrana basilaris. Beztiglich der Function der Ossicula nebst ihren Muskeln schliesst sich A. der bekannten Zimmermaun'schen Auffassung an. Bei Mittelohrprocessen wird die druckregulatorische Wirkung der Ossicula auf die Labyrinthfltissigkeit durch die straffe Spannung der KnOchel gestOrt oder (lurch Belastung des runden Fensters durch Exsudat bei Mittelohr- katarrhen, die ja am h~ufigsten Diplacusis erzeugen. Zu bertieksichtigen ist auch, dass naeh K i e s s e l b a c h durch die Contractionen des bei gespannter Kette durch mhssige Schallreize zu reflectorischer Innervation gelangenden Muse. tensor tympani bei tiefen Stimmgabeln ein Schw~cher- werden und HOherwerden des Tones, bei mittleren nur ein Schwii.cherwerden und bei hOheren T0nen keine Yer~nderung erzeugt wird. Durch den Weg- fall der tiefen TOne kOnnen die ObertOne so hervortrete% dass sie yore kranken Ohre allein geh(irt werden und Patient einen hOheren Ton zu hiiren glaubt. Bei den meisten Diplacusisfi~llen war ein HOherhOren zu beobaehten. Solche Diplacusisfhlle~ die nur bei gesonderter Untersuchung beider Ohren nachweisbar sind, manifestiren sich gewOhnlich nicht als FalschhOren. Zum Falschl~Oren kommt es~ wenn 1. das andere Ohr fiir den Hiiract yon fraher her wenig geeignet ist, :2_ bei neurasthenischen, sensibleu Musikern die StOrung der Klangform Doppelth0ren erzeugt, 3. mit der Mittelohraffection eine Labyrintherkrankung combinirt ist. Die meisten Diplacusisfi~lle be- treffen acute oder chronische Mitte]ohrkatarrhe oder Residuen derselben. Die Aetiologie des FalschhOrens bei diesen Prozessen glaubt A. dutch seine Ausfi~hrungen erkl~rt zu haben. Auch die beiden yon G ~ u n e r t und D e n n e r t beobachteten Diplacusisfg~lle bei fehlendem Trommelfelle lassen sich in gleicher Weise erkl~ren. Eine grosse Rolle fiir das Verst~ndniss dieser Erscheinungen spielen auch Hysterie, bIeurasthenie, Erm0Aung des" Ohres und geistige Abspannung. Ein feinhOriger Musiker kann~ zumal wenn er nervOs ist, dutch Sausen oder Autophonie eine wesentliche Beeintrhchtigung seines musikalischen GehOrs erleiden. Ueber eine zweite Versuchsreihe zur Exklhrung der Diplacusis echotica und iiber FalschhOren durch Laby- rintherkrankung wird A. an anderer Stelle berichten.

D i s c u s s i o n : Herr D e n n e r t - Berlin : ~icht selten beobachtet man bei Patienten die

Unf~higkeit, die Differenz verschiedener TOne wahrzunehmen, Ein Patient z. B. konnte nur TOne unterscheiden~ die um 20c taven different waren;

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aufeinanderfolgende T6ne erweckten be[ ihm keineu dysh~rmonischen Ein- druck. Bei starken Mittelohrkatarrhen und oEntztindungen wird Musik yon Patienten 6fters als eine Kette unangenehmer Dysharmonteen empfunden.

Herr A l t - W i e n : Der yon A~ erwhbnte Patient h0rte nur den Bhythmus der Musik, die ibm im Uebrigen nut als ein unangenehmes Ger~usch impo- nitre. Cerebrale Sthrungen, Hysterie waren hier auszuschliesseuo Es bestand demnach complete periphere Tontaubheit. Es haben bier beide 0hren falsch gehhrt. Das linke Ohr h6rte jeden Ton um ~/2 Ton h6her, das rechte um 2 T~)ne hhher. Ein solcher Fall ist in der Litteratur noch nicht beschrieben.

Herr B e r th old-K6nigsberg : .13. berichtet fiber einen Musiker mit per- forativer 0tills media, bei dem die viel seltenere Diplacusis m o n u u r a l i s im Bereich yon c l - -c3 auftrat.

Herr P a n s e- Dresden: P. halt es nicht ffir erwiesen, dass im Falle des Herrn A l t die Tontaubheit nicht central bedingt war. Denn wenn Patient Musikpartituren mit Genuss lesen konnte, so beweist das zwar, dass die cor- ticale Empfindung intact war, sehliesst aber s u b c o r t i c a l e Sthrungen keines- wegs aus.

Herr E h r e n f r i e d - B e r l i n : Wenn die Tontgubheit in dem yon Herrn A l l angefiihrten Falle darauf beruht, dass rechts urn 2 Thne, links um J/2 Ton h6her gehOrt wird, so muss bei Ausschaltung clues Ohres die Tontaubheit verschwinden.

Herr A l t - W i e n : Bei Anwendung yon Musik, yon starken Klangen, wie sie f~r Schwerhhrige bei der Prt~f'u~g n6thig sind, kann man nicht ein Ohr ausschalten. Eiu Centrum ffir die musikalische Empfiadung ist im mittleren Theil der zweiten linken Sehl~tfenwindung angenommen worden. {Gegen die Richtigkeit dieser Annahme spricht ein Fall yon erworbener Amnesie aus der Beobaehtung yon Mann-Bres l au ; bei dem autoptisch sich eine Herderkran- kung im rechten Stirnhiru fund. D. Ref.)

III. Herr D e u t s c h l h n d e r - B r e s l a u : Demonstration eines im Mai 1899 an Mittelohrentz(indung erkrankten Pat., bei dem schliesslich durch Herrn K fim m e I die Radicaloperation ausgeffihrt werden musste. D e u t s c h 1 ~ n d e r entschloss sich als Vertreter des Herrn Kf immel bald darauf wegen ent- sprechender Erscheinungen das Labyrinth zu er6ffnen, das sich indess intact erwies. Bei der erforderlichen nAchsten Operation wurde unter Schonung des Facialis, der vtillig wie im anatomischen Pr~tparat freigelegt wurde, tier ganze Warzenfortsatz bis zum Processus styloides abgetragen. Es fund sich Eiter in der Tiefe. Entleerung eines perisinu6sen Abscesses. Pat. fieberte be- st~,ndig welter und zeigte eine Schwellung in der Jugularis- und Iqackengegend. Da ein Senkungsabscess in der Jugularisscheide vermuthet wurde, well durch Druck auf die Jugularisschwellung sich Eiter nach oben entleerte, wurde die Jugularis freigelegt. Dieselbe erwies sich indess als intact. Bei einem Druck auf die 0ccipitalgegend zeigte es sich, dass sich Eiter, der sich nach dem Atlanto- occipitalgelenk einen Weg gebahnt hatte, nach der Wundh6hle entleerte. D e u ts chl ~n d er ver]~ngerte nun den bberen und unteren Operationsschnitt, verband beide, 16ste den Sternocleidomasto~deus los, bahnte sich eiuen Weg zur Fossa pterygemaxiilaris, wobei der Facialis geopfert werden musste, und drang dann stampf mit dem Finger gegen das erw~hnte @etenk vor, ~us dem Mler Eiter entleert wurde. Sofort nach dieser Operation sist~rte das Fieber nnd war tier Krankheitsprocess wie abgeschnitten.

IV. Herr W. S t e r n (Dec., Dr. phil. als Gastj Breslau: S t e r n demonstrirt seinen T o n v a r i a t o r , eine c o n t i n u i r l i e b e F l a s c h e n - T o n r e i h % be- stehend aus 4 Flaschen, die das Tongebiet der kleinen, tier ein- und zweigestri- chenen Octave umfassen. Der Ton wird erzeugt durch Anblasen der in tier Flasche befindlichen Lufts~ule mittels Blasebalgs. Die Tonver~.nderung wird dadurch erzeugt, dass aus einem mit Wasser geffillten Cylinder dureh Vorwfi, rts- bezw. Riickw~rtsbewegung eines Kolbens Wasser in die Flasche hineingefahrt bezw. aus ihr in den Cylinder zurfickgeleitet wird, d.h. also durch Verkleine- rung bezw.Vergr6sserung der in Schwingung versetzten Luftshule in der F]asche. I~ie GeschwindJgkeit tier Tonver~nderung ist eine gleichm~ssige, der @eschwin- digkeit der Kolbenversehiebung proportionale. Die Gleichmhssigkeit der Ver- hnderung wird dureh die mit den Flaschen verbundenen Regulirtrichter erzielt, durch deren Einschaltung dus W~sser mit abuehmender Geschwindigkelt in die

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Bericht aber d. 10.¥ersamml. der Deutsch. etel. Geseilseh. zu Breslau. 267

Flaschen aufsteigt. Diese genau in ihrer Form berechneten Trichter miissen des- balb ei~gescbaltet werden, weil in den oberen Regionen der Flasche - - d. b. bei grhsserer Filllung derselben - - derTon sich schneller hndert, als in den unteren. Die VorzOge des Apparates gegen~lber den StimmgabeM stud folgende: 1. Die erzeugbaren Thne bilden eine ~ i r k l i c h e c o n t i n u i r l i c h e Reihe, d. h. sie khnnen ohne Unterbrechnng hinter einander erzeugt werden, wodurch bet H6rprfi- fungen eine grosse Zeitersparnis gegent'~ber den anderen Velfahren bedingt wird. 2. Man kann jeden Ton b e l i e b i g ] ange und mit c o n s t a n t e r I n t e n s i t h t erthnen lassen. 3. Man beherseht mit dem A.pparat die f e i n s t e n T e n - d i f i e r e n z e n ~ Unterschiede yon einer oder wemgen Schwingungen, ja ev. yon Bruchtheilen ether Schwiugung. Der Nachtheil des Apparates liegt in seinem beschr~kten Tonumfang. Gerade diefiir das Sprachverst~ndniss erforderliehen Thne (b~--g~ ~aeh B ez old) enth~lt aber der Aploarat (Letzter Punkt wiehtig far die ¥erwendung des Apparntes bet Taubstammenuntersuchungen. d. Ref.)

D i s c u s s i o n : Herr B e r t h o l d- K6nigsberg : Bet belasteten Stimmgabeln sind die T(ine,

wenn die Gewichte an den Enden der Gabeln sich befinden, lauter, wenn die Gewichte heruntergeschraubt werden, schwiicher. Also bet diesen Stimm- gabeln trltt eine Ver~nderung der Intensitiit des Tones mit der wechselnden H(ihe desselben - - bet ein und derselben Gabel - - ein.

Herr D e n k e r - H ~ g e n : Der Apparat wird erst dann eine praetische Wichtigkeit filr Hhrlorti/ungen erlangen k~Jnnen, wenn die untere und obere To~grenze in sein Bereich fallen. Die T~ne scheinen D e n k e r nicht ganz obertenfrei zu seth. Herr D enk er fragt an, ob sie auf 0berthne geprfift stud.

Herr S t e rn -Bres l au : St. verneint die Frage, betont aber, dass schon H e l m h o l t z und S t u m p f diese Flaschent6ne far den Stimmgabelt6nen fast gleiehwerthige, nahezu obertonfreie Thne erkliirt haben.

Herr Panse -Dresden : Mit dem S t e r n ' s c h e n Apparat wird man nach- weisen k~nnen, ob hohe oder tiefe T6ne ftir das menschliche 0hr stlirker wahrnehmbar sin&

Herr D e n n e r t - M a g d e b u r g : Mit Sirenen kann man wohl dasselbe erreichen wie mit dem interessanten S t e rn ' schen Apparate.

Herr S t e r n : Die durch Sirenen erzengten Thne sind sehr obertonreicb, also mit den Flaschent~Jnen nicht in Parallele zu stellen. Herr S t e r n be. tent noch als einen weiteren Vorzug seines Apparates, dass, wiihrend der Uebergang yon den hhchsten Stimmgabelthnen zu den tiefsten Pfeifent(inen der B e z o l d - E d e l m a n n ' s c h e n continuirlicheu Tonreihe ein bez~iglich der Ton-lntensit~t sehr abrupter set, bet seinem Apparat die Toniibergiinge ~iel homogener seien.

V. Die Herren P e t e r s und I - I insberg-Bres lau : Demonstration yon Plattenmodellen fiber die Entwicklung der Nase bet Wirbelthieren und Menschen.

VI. Herr B e r t h o l d - K h n i g s b e r g : W e i t e r e M i t t h e i l u n g e n z u r i n t r a n a s a l e n V a p o r i s a t i o n . B e r t h o l d demonstrlrt einen modificirten P i n e u s s 'sehen Apparat mit Ansatzstticken ffir die Nase, Kieferhhhle u. s. w., dutch dessen Anwendung eine fibrin(ise Entziindung der betreffenden Schleim- haut mit darauffolgender Neubildung normal functionirender Schieimhaut er- zeugt werde.

VII. Herr S c he i b e - Mfinchen : S c h e ib e demonstrirt ein vorn gekn6pftes Messer mit kurzer, schwach gebogener Schneide zur Abtragung der Lateral- str~inge des Pharynx. Wiihrend ein Assistent die Zunge niederdrtickt, wird der Strung mit tier linken Hand mittels eines Z~.ngelehens nach vorn gezogen~ mit der rechten Hand yon oben nach unten abgeschnitten.

¥III . Herr Kayse r -Bre s l au : 1) Demonstration eines yon einem 12j~hrigen Knaben stammenden N a s e n s t e i n e s veto P f l a u m e n g r h s s e . 2) Demonstration eines Pat. mit einem t u b e r c u l ( i s e n U l c u s im h u s s e r e n G e h h r g a n g . Dasselbe hat seinen Sitz an der hinteren Wand und zwar im hintersten Theil des knorpligen Abschnittes, zei~ot wallartige Rgtnder und ist mit einem gelblichen, eitrigen Secret bedeckt, in d e m - schon im ersten Prgtparate - - sich spitrliche Tuberkelbacillen fanden.

IX. Herr B r i e g e r - B r e s h u : l) Demonstration eines Falles yon p r i - m ~ r e r S c h l ~ f e n b e i n t u b e r c u l o s e bet einem 8jiihrigen M~dchen~ bet dem

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es zum Durehhruch naeh der hinterell Seh~delgrube und aasgedehnter Paehymeningitis tubereulosa gekommen war. Der Fall ist operativ v5llig geheilt worden, Die Pat. zeigt normales Trommelfell. 2) Demonstration des Schl'~fenbeines yon einem 7j~hrigen Madehen, das mit sehwerer Otitis media purulenta, vielen Ohr-Polypen und Taubheit in B.'s Behandlung kam. Die mikroskopisehe Untersuchung ergab T u b e r e u l o s e der P a u k e n s c h ! e i m - h a u t . lm L a b y r i n t h zeigten sieh b i n d e g e w e b i g a u s g e h e i l t e E n t - z i i n d u n g s p r o z e s s e . Dass die Paukentubereulose seeund[tr die Labyrinth- vergnderungen ausgel6st habe, ist m6glieh, aber unwahrscheinlich, well fflr Tubereulose eharaeteristische Erscheinungen im Labyrinth fehlen. Wahr- scheinlich stellte sich erst acute Entzfindung in der Pauke, dann im Labyrinth ein, und die Tuberkclbacillen wandertcn erst secund~r in das eiternde Mittel- ohr hinein.

X. D e m o n s t r a t i o n e n m i k r o s k o p i s e h e r P r ~ p a r a t e am S k i - o p t i e o n .

a) Herr G ~ r k e- Breslau: G. demonstrirt 1) mikroskopisehe Pr~parate zweier F~lle yon F i b r o s a r e o m des A c u s t i c u s . In dem ersten dieser Fhlle fund sieh partie]le Atrophie des intralabyrinth~ren INervea und der Ganglienzellen, im zweiten vollsthndige Atrophie derselbeu und Schwund des Cortischen 0rganes.

2) Schnitte durch O h r p o l y p e n . Die histologisehen Befunde dieser Fhlle sind ausffihrlich in diesem Archly Bd. 52 ver~ffentlieht.

Discussion zu 2)- Herr Kf immel -Bres l au : K. hhlt die als solche an- gesproehenen Gebilde nicht fftr Drfisen. Herr H a b e r m a n n - G r a z fragt an, ob in dem ersten Falle es sich um allgemeine Lymphomatose handelte. Herr G ~ r k e : Sobald die Schleimhaut Epitheleinsenkungen in die Tiefe zeigt, die seeernierende Zellen entbalten, die also anatomiseh und physiologisch den Character yon Dr~sen aufweisen, sind dieselben aueh a[s Drfisen zu bezeichnen, In dem fragliehen Falle bestand keine allgemeine Lymphomatose. Die Polypen stammen dort yon der Paukenschleimhaut oberhatb des Trommel- fells her, wo auch normaler Weise Follikel gefunden worden sind.

3) Sehnitte durch das ausgeheilte, bindegewebige Processe aufweisende L a b y r i n t h des zweiten yon Herrn B r i e g e r soeben besprochenen Falles.

b) Herr K iim m e l- Breslau demonstrirt ein Pr~parat you U e ber g a n g d e r E i t e r u n g aus der P a u k e naeh dem S i n u s e a r o t i e u s { P h l e b i t i s des S i n u s c a r o t i c u s ) .

Schluss der Sitzuag um 5 Uhr ~Nachmittags.

Zweiter Sitzungst~g~ Sonn~bend den 25. Mat. Morgens 8 Uhr folgten die Versammhmgstheilnehmer einer Einladung

der stadfischen Verwaltung zur Besichtigung der Abtheilung f~r Ohren-, Nasen- und Halskranke am Allerbeiligen-Hospital. Die Abtheilung - - be- kanntlich eine Stiftung J a e o b y s , an den eine Gedenktafel im ¥orraum der Poliklinik erinnert - - bat im letzten Jahre eine weitere Vermehrung ihrer Bettenzahl erfahren und kann jetzt 50 Kranke aufnebmen. Im Erdgeschoss befinden sich die Raume tier Poliklinik - - Wartezimmer, Behandlungszimmer, Dunkelr~ume --, ausserdem die Laboratorien, das Operationszimmer, Inhala- torture und Nebenr~.ume. Im ersten Stockwerk befinden sich die Kranken- s~le, Einzetzimmer, Baderaum mit Schwitzbett, Zimmer ffir die Schwestern und andere Nebenr~ume. Die Einrichtungen tier Abtheilung fanden den voIlen Beifall der Besueher. Herr Dr. B r i e g e r demonstrirte ausser verschiedene~l Apparaten und ]nstrumenten insbesondere einen you G. H ~ r t e l hergestellten Apparat ffir Heissluftbehandlung, sowie mehrere interessante Krankheits- ffille - - Hirnabscess, Sinusthrombosen, Taubheit bet Leuk~tmie~ Tuberculose der ~'ase etc.

Um 9'/2 Uhr wurde die wissenschaftlicbe Sitzung mit der Fortsetzung (ler Discussion fiber das Referat der tierren J a n s e n und B r i e g e r er6ffuet.

D i s c u s s i o n : Herr v. W i l d - F r a n k f u r t a/M.: Man sollte yon otogener Altgemein-

infection spreehen, in die man die relativ seltene Py~mie, Septic~mie, Bacte-

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ri~mie und Toxic~mie eiuzarechaeu h~.tte. Wenn Herr L e u t e r t Sinus- ~hrombose und Py~mie identificiren wolie, so erianere er daran, class All- gemeininfeetionen aueh ohne prim'~rea Eiterherd oder Thrombose entstehen kOnnen. Beim Menschen ist z. B. Septicemic nach Angina beobaehtet worden. I)ureh K o c h ist nachgewiesen worden, dass ohue Erzeugung yon Eiterherden dutch Injection yon Baeterien wahre Py~mie entstehen kann. Wir d~rfen uns ffir die Otologie keine eigene Pathologic constrairen. Es ist nicht erwiesen, dass kleine wandstr~ndige Thromben der Ausgangspunkt einer Py~mie sein k6nnen; dagegen kann die Allgemeininfection sicher direct ~ibertragen werden. Bei frtthz"eitig in Behand[ang kommendea Allgemein- infectionen solle man sich also damit begnttgen, den primS, ren Herd aus- zur~umen, was keine Gefahr bringe~ and nut wenn die Infection weitergehe, den Sinus a, afsuchen und event, operiren.

Herr P r eys ing -Le ipz ig : L e u t e r t ' s Behauptung, dass die Bulbus- thrombose selten sei, ist ialsch. Far die Forderung L e u t e r t ' s , dass die Unterbindung der Sinusoperation voranzugehen babe, ist der angefiihrte Fall yon Vereiterung im Venenstumpf nieht beweiskr~iftig; denu bei jeder Unter- bindung eines thrombosirten Gefassstiickes komme es zur Vereiterung des Stumpfes. Es ist ein tibertriebener Schematismus, zu sagen - - wie es L e u t e r t t h a t - - dass eine Sinusthrombose vorliege, wenn l~nger als 3 Tage das Fieber einen willkfirlich angenommenen Grad t~berschreitet (39°). Das Fieber fehlt j a bei Sinusthrombose 6fters ganz. Solange nicht klare Symptome bestehen, soll man bei Behandlung der Sinusthrombose nur langsam, zSgernd vorgehen. P. unterscheidet 3 Formen yon Sinusthrombose: 11 Die organisirte Throm- bose. In diesen ~neist fieberlosen Fhllen ist die Unterbindung iiberfl~lssig~ angezeigt hSchstens, wenn nachtr/~glich Fieber auftritt. 2) Formen, bei dene~l der beiderseits solide, obturirende Thrombus nur in der 3[itte eitrig zerfallen ist. 0b man hier unterbindeu sol[ oder nicht, dariiber werden immer zwei Meinungen herrschen. Bei fehlendem Fieber kann man nach P. in diesen Fhllen mit der Unterbindung warten. 3) Formen, bei deuen schon vor tier Knochenolaeration eine bis zur Jugularis reichende Sinusthrombose zu er- kennen ist. Hier muss die Unterbindung den ersten Operationsact darstellen. In seinen letzten Fhllen hat P. in tier Mitte des Halses, wo die Carotis communis unterbunden wird, unterhunden. P. taster sich hierbei bis zur Vena facialis herauf und unterbindet auch sie.

Herr W a l l i c z e k - B r e s l a u : W. ft~hrt einen yon ihm beobaehteten Fall yon Bulbusthrombose bei Inflnenza-0titis an, tier die Behauptung J a n s e n s betreffs der diagnostischen Sehwierigkeiten jener Affection besthtigt. Es bestand in W.'s Falle kein Fieber, keine Sch~ittelfr6ste. ±mnestisehe und motorische Aphasic. L~,hmung des rechten Armes and Beines. Stauungspapille. Es fand sich operativ ein kleiner Hirnabscess in der mittleren Sch~.delgrube and nach hinten unten yon ihm ein zweiter, gr6sserer Abscess. Patient starb ia den n/ichsten Tagen. Die Section ergab ausser den beiden Hirnabscessen eine isolirte Bulbusthrombose. Der Thrombus war nach dem Sinus zu locker, der Sinus eiterfrei. Naeh uaten war der Thrombus solid obturirend. In tier Jugularis fi~ssiges Blut.

Herr D e u t s c h l / i n d e r - B r e s l a u : D. berichtet fiber einen Fall yon Septicopyfi, mie mit Schfittelfr6sten und Ellbogengelenkmetastase, bei dem erst die/tusserlich normal erscheinende Jngularis unterbunden, dann der sklerosirte Warzenfortsatz er6ffnet wurde, in] Antrum nur ein kleiner Granulationsknopf and etwas Eiter. Am Sinus alles normal. Wunde heilte schnell, lgach tier Operation noeh ein Schtittelfrost. dann Erkrankung mit einem Sehlage zu Ende.

Herr Leu te r t -K6n igsbe rg : bemerkt Herrn P r e y s ing gegent~ber, dass er selbst gerade auf die H h u f i g k e i t der Bulbusthrombose hingewiesen habe.

Herr J a n s e n - Berlin (Sehlusswort) : J. freat sich, dass die Beseitigung tier GegensgLtze zum Theil eingetreten ist. Er habe sagen wollen, dass wir bei den F~llen mit continuirlichem Fieber, die nach unserer abereinstimm- enden Auffassung gerade die sehwereren sind, die Diagnose der Meningitis zchwer auszuschliessen verm6gen. Der Nachweis yon Coccen oder Eiter- k6rperchen in dem dutch die Lumbalpunction gewonnenen Liquor cerehro-

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270 XVI, WEI%THEIM

spina]is beweist nicht das Bestehen einer unheilbaren, diffusen Meningitis~ denn J. sah Falle n~it derartigem Befund heilen. J. str~tubt sich nicht gegen die Jugularisunterbindung in s i c h e r e n F~llen. Die Ungefi~hrlichkeit der Sinusverletzung kann er nicht zugeben. Als Beleg ffihrt J. einen eigeneu Fall an yon operativer Sinus]asion mit Blutung und normalem Wundverlauf. Nach 3--4 Wochen Magenkatarrh, Erbrechen, Kopfschmerzen, Fieber. Die jetzt ausgefiihrte zweite Operation ergab eine eitrige Sinusthrombose. Der Fall endete letal. In diesen Fallen ist der durch die Lasion erzeugte Thrembus zuerst nicht infecti6s, kann aber inficirt werden, well die Wunde nicht ganz rein zu halten ist. Leutert's Forderung, aueh bei solidem Throm- bus immer zu unterbinden, gehe entsehieden zu welt. Nur infieirte Herde seien aus dem K6rper auszuschaltem Erstaunt war J. tiber die Ansicht Lentert 's, dass die Bulbusthrombose, deren Haufigkeit - - and zwar besonder~ bei acuten Fallen - - e r zugiebt, yore Sinus aus entstehen mt~sse. Eine Eiterung am Paukenboden~ dem der Bulbus, oft nur durch eine papierdi~nne Knochenwand getrennt, anliege, kSnne doch sehr leicht auf den Bulbus fibergehen. Die Sinusineision ist kein ungefahrlicher Eingriff. Ungeiibten kSnnen bei ibr Entgleisungen vorkommen: sie k6nnen statt des Sinus die Dura ineidiren, bei zu welt hinten ausgeffihrter Incision ins Cerebellum ge- raten etc. J. behalt die Probepunction des Sinus bei, die nach seiner Ueberzeugung nicht zu diagnostischen Irrthfimern Veranlassung geben kann. Auch J. halt wie P r e y s i n g die Unterbindung in der HShe tier Car- tilago cricoidea ffir gut. In 1)'allen aber, wo allein oder vorwiegend Bulbus- thrombose besteht, ist die welter oben ausgeffihrte Unterbindung rathsamer. Bezfiglich der Unterbindung pracisirt J. schliesslich seinen Standpunkt noch- reals folgendermaassen: Die Unterbindung hat den ersten Operationsact zu bilden bei allen Fallen zweifelloser Sinusphlebitis und bei allen schweren Pyamien. Sie ist erst nach der ErOffnung des Sinus vorzunehmen, wenn der gefundene Thrombus fiber den Bulbus nach unten reicht oder wenn nach Er6ffnung des Sinus Fieber und Schilttelfr6ste nach 2--3 Tagen nicht sistiren ; sie ist naeh der Freiiegung des Sinus auszuffibren, wenn der Sinus gesund erscheint~ keine Periphlebitis besteht und trotzdem wiederholte Schfittelfr6ste auftreten, ebenso bei wandstandiger Thrombose unter den letztgenannten Bedingungen (Schfittelfr6ste). In allen fibrigen Fi~llen ist zuni~chst nicht zu unterbinden.

Herr B r i e g e r - Breslau (Schlusswort) : B. glaubt, dass Herr L e u t e r t an seiner principiellen Gegnerschaft gegen die Py~mie ohne Sinustbrombose nieht gut festhalten kann. So gut wie yon anderen Stellen im K6rper, kSnnen auch yore Sinus Bacterien in den Kreislau[ gelangen und Py~mien erzeugen. Wir wissen, dass Bacterien, in Venen hineingebracht, manchmal schon nach Minuten in die entlegensten I~16rperstellen verbraeht werden. Auch bei v61]ig abgelaufener Entzfindung in Pauke und Antrum kann ansgesprochene Sinus- thrombose bestehen. Die Bedeutung yon Dehiscenzen am Paukenboden ffir die Entstehung der Bulbusthrombose kann B. nicht anerkennen; dean die hierbei in der llegel bestehenden bindegewebigen Yerschliisse bieten vielleieht einen besseren Schutz dar, als der dtinne Knoehen. Die klinische Diagnostik bedarf eines weiteren Ansbaues um so mehr, als yon bacteriologischer Seite in diesen Fragen kaum etwas zu erwarten ist. Den L e u t e r t ' s c h e ~ S c h e m a t i s m u s halt B. far eine G e f a h r , da die unnfitze S i n u s e r S f f n u n g n i c h t u n g e f a h r l i e h ist. Wenn man Falle sieht, bei denen die zur Unterbindung kommende Jugularis wegsam ist, dagegen nach 2 Tagen throm- bosirt erscheint, und schon theilweisen Zerfall des Thrombus aufweist, so muss man zngeben, dass wobl die L i g a t u r p l u s I n f e c t i o n s g e l e g e n h e i t d. i. event, eine wandstandige Thrombose, schliesslieh zur o b t u r i r e n d e n T h r o m b o s e ftihren l~ann. Die V e r l e t z u n g des Sinus f t th r t n i c h t z u r T h r o m b o s e , wohl aber u n b e d i n g t die E i n f f i h r u n g eines T a m p o n s in das S i n u s i n n e r e . Erzeugen doch a]le Fremdk6rper, in Venen ein- geffihrt, daselbst Thrombose.

Es wird nun eine kurze geschaftliche Sitzung eingeschoben: Zunachst wird ein Danktelegramm des I-/erzogs J o h a n n A l b r e c h t

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Berieht aber d. 10.Versamml. der Deutsch. otol. Gesellsch. zu Breslau. 2 7 I

v. M e k l e n b u r g - S c h w e r i n verlesen. Der yore Ausschuss ffir die nhchste Versammlung zum ¥orsitzenden erw~hlte Herr S i e b e n m a n n - B a s e l hat die Wahl telegraphisch dankend angenommen. Zu seinem Stellvertreter ist Herr B t i r k n e r - G S t t i n g e n erw~thlt worden. An Stelle des Herrn K e s s e l - J e n a , der telegraphiseh mittheilte, dass er auf seinem Ausscheiden aus dem Aus- schuss beharre, Mrd Herr K r e t s c h m a n n - Magdeburg yon der Yersammlung in den Ausschuss gewhhlt. Sodann werden 3 Antrhge des Herrn H a r t m a n n - Berlin yon der Versammlung angenommen. Der erste derselben bestimmt, dass ffir die inzwischen auf iiber 4000 M. angewachsene v. T r 6 1 t s e h - S t i f t u n g ~veitere 1000 M. aus dem VermSgen der Gesellschaft b e i g e s t e u e r t werden. Dem zweiten zufolge wird der Ausschuss mit einem Statutenentwurf behufs E i n t r a g u n g tier Oesellschaft in das V e r e i n s r e g i s t e r beauftragt. Dem drit ten Antrag gem~ss wird die G r t ~ n d u n g einer g e r e i n s b i b t i o t h e k he- schlossen. Als Ort de r nhehstjShrigen Versammlung wird T r i e r gew~hlt.

Hierauf wird die wissenschaftliehe Sitzung fortgesetzt. X1. Herr P a u s e - D r e s d e n : Referat fiber H 6 r p r a f u n g e n . P. erkl~rt das beifo]gend wiedergegebene Schema ftir die HSrprtifung,

das yon der vor 5 Jahren ernannten Commission zur Berathung einer ein- heitlichen Form der H6rpr•fung (bestehend aus den Herren B a r t h , B e zo 1 d , D e n n e r t , P a u s e , S c h w a b a c h ) aufgestellt worden ist.

c S R L

v 4 f_, c I, v W

F l S t

C2 61 C c C2 C1 C c ~;1 62 63 ~)4 C1 C~ (,3 64 C 5 C 6 C 7 CS C 5 C 6 C 7 C 8

F1 = Fli]stern, St = Stimme, c S = c yore Scheitel, eiu Strich yon C S nach R oder L bedeutet: e wird vom Scheitel nach rechts oder links lateralisirt, c 4 L = c 4 in Luftleitung, e W = e yon der Warze. Die rechts oder links nicht geh6rten C (C 2 - - e s) werden gestrichen. Also schreibt man auch nicht mehr : Galtonpfeife, sondern die Tonh6he in entsprechendem c. Von den 5 Herren der Commission waren 4 daftir, dass beim Fliistern mit Z a h l e n geprt~ft werde. Die HSrdauer ist m i t c und e 4 zu priifen (an- zugeben, ob normal oder :~ x Sekunden). Der R i n n e s c h e Versueh wird yon 4 der 5 Herren fiJr ilberflilssig gehalten. Die Prafung mit der conti- nuirlichen Tonreihe wird nur ft~r besondere FMle als nothwendig erachtet° Die Entfernung, in der die Spraehe verstanden wird, ist in Metern anzugeben. Es empflehlt sich far Ohrenhrzte die Anschaffung eines Cliches mit obigem Schema.

XII. Herr D e n k e r - H a g e n : D a s l V i o n o t r e m e n o h r in p h y l o g e n e - t i s c h e r B e z i e h u n g .

Die yore Prager Zoo~ogen S i x t a aufgestellte Behauptang, dass den Mo- notremen ein Os quadrature zukomme, ist nach D e n k e r ' s Untersuchungen un- richtig. D e n k er hMt in Uebereinstimmung mit v a n B h u m e l en bei Ornithor- rhynchus die Gelenkfl~che des Unterkiefers, die S i x t a als Os quadratum in Anspruch nimmt, far die untere Fl~che des Os squamosum, und das bei Echidna a]s Os quadratum yon S i x t a aufgefasste, hinter dem Cavum tym- pani gelegene Knochenst•ck ffir einen Theil des Os mastoideum. Weiterhin fund D e n k e r im Gegensatz zu S i x t a , dass das Vorhofsfenster der Cloaken- thiere aussehliesslich vom Os petrosum umgrenzt wird. Eine Naht zwisehen Petrosum und Oceipitale laterale hat D e n k e r nicht gefunden. Im Gegensatz zu den Sauriern ist die kn6cherne Labyrinthkapsel der Monotremen yon eiuem einheitliehen Knoehen, dem OS petrosum, umschlossen. Die Monotremen- Cochlea ist die am wenigsten aufgewundene uuter allen S~ugethierschnecken ; sie ahneit in ihrer husseren Gestalt der Saurier-Cochlea. Die Monotremen be- sitzen eine allen anderen S~ugethieren fehlende Papilla lagenae. Dureh die nach P r i t c h a r d ' s Untersuchungen mit Cortischen Pfeilern und Tunneln

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272 X¥l . WERTHEIM

versehene Macula acustica wird eine gewisse Aehnlichkeit ,nit der Satlger- schneeke erzeugt. Eine Lamina spiralis secundaria fand D e n k e r nut bei Echidna, nicht beiOrnithorrhynchus. Bei diesen beiden Monotremen-gepr~- sentanten fehlt der kn6cherne ~ussere Geh6rgang. Ihre Ohrmuscheln, deren Vorhandensein friiher geleugnet wurde, haben die denkbar einfachste Form. Das Trommelfell besteht im Gegensatz zu dem Sauriertrommelfell, dem die Membrana propria fehlt, aus den bekannten 3 Schichten. Die Pars fiaccida, die bei Echidna aus muscul~ren Elementen besteht, ist yon der Pars tensa getrennt. Es besteht ein mit de.n Os petrosum verbundener~ bindegewebiger Annulus tympanicus. Hammer and Amboss sind dutch Syndes.nose so lest verbunden, dass sie nur ais ein G~nzes functienirea k6nnen. Stapes fehlt. Dafiir findet sich eine Colu.nella, die bindegewebig, resp. knorpelig im ¥orhof- feaster befestigt ist. Statt des Hohlraumes der Pauke finder sich bei Echidna nur eine fiache, grubige Yertiefung. Bei Ornithorrhynchus fehlt in der Pauke selbst die kn6cherne Umrandung der media!en Paukenwand. Beiden Ver- tretern der Monotre.nen fehlt dot Muse. stapedius, dagegen besitzen beide wohlausgebildete Muse. tensores tympani, die als ein Attribut des Shugethier- ohres anzusehen sind. Bei Ornithorrhynchus besteht start der ]?uba eine breite Communication zwischen Rachen und Pauke, bei Echidna dagegen existirt eine knorpelig-hi~utige R6hre. Eine Crista vestibuli fund D e n k e r nut hei Echidna. I.n Vorhof fund D e n k e r nur 4 Fern.ulna i~v die Aufnahme der Bogenggtnge. Letztere erinnern im B,%u an die Bogeng~nge der Ma.nmaria. Eine Fossa subarcuata fund sich nur bei Ornithorrhynchus, ein Meatus aeusticus internus nur bei Echidna. l~ach alledem zeigt das Monotremenohr bei makro- skopischer Betraehtung mancherlei Anklltnge an das Ohr der Snarler, steht aber bei niiherer Betrachtung de.n Si~ugethierohre niiher als dem geptilohr. Es stellt eine Uebergangsfor.n zwischen beiden dar.

D i s c u s s i o n : Herr Ber thold-KOnigsberg. XIIL Herr B 6 n n i n g h a u s - B r e s l a u : Z u r A n a t o m i e und P h y s i o -

l o g i e des W a l o h r e s . Da die Entwicklungsgeschichte eine kurze Wiederbolung der Stammes-

geschiehte ist~ ist anzunehmen, dass die Vorfahren der Wale LandsEugethiere waren. Die daraus sich ergebende Frage, wetche Verhnderungen das Walohr durch Anpassung an das Wasserleben anato.nisch und physiologisch erlitten hat, hat B 6 n n in g h a u s durch Ohruntersuchungen eines Zahnwnles, Phocaena communis, des Braunfisches, studirt. Die Resultate der B 6 n n in g h a u s 'schen Untersuchangen, die durch eine Reihe guter Zeiehnungen wEhrend des Vortrages anschaulich ge.nacht und nach dem Vortrage ni~heren Intere~senten am Pr~- parate demonstrirt warden, sind foigende: Die Ohr.nuschel fehtt bei Phocaen~ wie bei allen Walen. Der Geh6rgang ist fast obliterirt, die Geh6rgangsmuskeln sind rudiment~,r und homolog denen des Seehundes. Der hintere Iqasenrau.n ge- h6rt nicht zur ,Nase (i. e. Spritzsack), sondern ist der I,~asenrachenraum ; denn in ibm liegt die Rachen6ffnung der Tube mit der Tubenmusculatur, deren Existenz bisher geleugnet wurde. Die letztere besteht wie bei den Laud- s~.ugern aus dem Levator yell palatini und Dilatator tuhae. Letzterer 6finer nur die Rachen6ffnung der Tube, whhrend die ubrige Tuba auch in der Ruhe durch Wandspannung seitens der I~achbartheile klafft. Die Paukenventilatioa finder nicht beim Schiucken, sondern bei.n Inspirationsact statt, wie die ana- tomische Anordnung des Dilatator beweist. Die Zweck.nhssigkeit dieser An- erdnung wird klar, wean man bedenkt, dass das Thier beim Herunterschluckeu seiner Nahrung sich .neist Beute suchend mit der l~ase unter Wasser be- findet. Vo.n Mittelohre aus baben sich an der Schi~delbasis welt ausgedehnte Luffr~ume entwickelt, die ihre Wandspannung auch durch die ~achbartheile erhalten. Sie haben nach B 6 n n i n g h a u s den Zweck, den Kopf des Thieres gegentiber dem ~brigen K6rper derart zu erleichtern, dass das Thier in Ruhe- lage schriig *nit dem Kepf nach oben liegt, wohei das Spritzloch sich fiber Wasser befindet, und dadurch ungehindert ath.nend, der n6tigen ttuhe pflegen kann. Das ansgedehnte, merkwiirdig angeordnete Venensyste*n des Mitten ohres hat keine specifische Bedeutung flit das Ohr. Es ist nur als Theil des ganzen Yenensyste.ns zu betrachten~ das dazu dient, die grosse Menge Blut

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Bericht fiber d. i0.Versamml, der Deutseh. otol. Gesellsoh. zu Breslau. 273

zu beberbergen~ fiber das die Wassers~uger offenbar zu dem Zwecke ver- ffigen, dass sie an tier Oberfihche des Wassers liegend durch wenige Atem- zfige mittels der grossen Lungen m6gliohst viel Blut oxydiren kSnnen. Dadurch kann das quasi in den Zustand der Apno~ versetzte Thief lunge Zeit tauchen. Da das Thier mit dem Ohre unterhaIb der Wasserlinie schwimmt, verzichtet es auf die Schalltibertragung durch Luftleitung Dieser Weg whre auch ffir das H6ren wenig brauchbar, da der Stapes ankylotisch ist. Da das Thier ein gut ausgearbeitetes Labyrinth aufweist und~ wie die Walfischjager wohl wissen, ein feines Geh6r besitzt, muss der Schall dem Thiere durch Knochen- leitung zugefahrt werden. Der Hamulus laminae spiralis, dessen Existenz geleugnet wurde~ ist bei dem Thiere vorhanden, also auoh das Heiicotrema, dessert angebliches Fehlen ffir die ¥orstellung yon der Fortbewegung der Perilymphe yon Bedeutung war. Naeh alledem ergiebt sich~ dass nut das innere Ohr beim Wale seine alte physiologische Bestimmung behalten hat. Dass hnssere Ohr ist v611ig rudimenthr, das weithin ausgebaute mittlere Ohr hat einen Functionswechsel erlitteu: es dient theils der Unterbringung ven6sen Blutes, tbeils - - haupts~ehlich - - einem statisehen Momente.

D i s c u s s i o n : Herr D e n k e r - Magdeburg: D e n k e r hat sich aueh mit der Anatomie

tier Wale und speciell des Braunfisches eingehend befasst. Das Corpus ca- vernosum ist ihm auch beim Seehund bekaunt.

Hierauf tritt eine halbst•ndige Friihstfickspause ein. XIV. Herr B i e h l - W i e n : D e r V e r l a u f d e s V o r h o f n e r v e n im

H i r n s t a m m e . Der Schnecken- und der Vorhofsast sind anatomisch und physiologisch

v611ig yon einander gesonderte Gebilde. Deshalb ist die Ewa ld ' s che Be- zeichnung des Nervus acusticus als Nervus octavus eine berechtigte. Ffir die Behauptung, dass dem Schneckenast die medialen, dem Vorhofsast die late- ralen Fasern zukommen, fehlen noch die Beweise. Experimentelle Verletzungen betrafen meist beide Aeste. B i e h l hat an Schafen und Pferden Yersuehe gemacht, deren Ergebnisse er im vorigen Jahre der Wiener Akademie der Wissenschaften vorgelegt hat. Die Vorsuche an Schafen wurden fortgesetzt, die Versuche au Pferden als zu schwierig aufgegeben. Es folgt eine genaue Schilderung der Methodik der B i e h l 'schen Versuehe und deren Ergebnisse.

Die demon strirten M a r c h i- Pr~parate liessen erkennen: derbe, schwarze Schollen zwf~ngen sich zwischen spinale Trigeminuswurzel und Corpus recti- forme. Sie ziehen zum dreieckigen und grosszelligen Kern. Unter letzterem ist die spiaale Aeusticuswurzel, der Deiters'sche und Beehterew'sche Kern zu verstehen. An den Prhparaten des Falles ¥ I I I war die Kleiahirnbahn an der medialen Seite des Pedunculus cerebelli - - lateral yore Bindearm -- sch6n zu sehen.

Durch B i e h l ' s Befunde ist es z u r T h a t s a che e r h o b e n , dass tier m e - d i a l e A n t h e i l des b~ervus o c t a v u s die F a s e r n dos R a m u s v e s t i - b u l a r i s d a r s t e l l t .

XV. Herr D e n n e r t - B e r l i n : A c u s t i s c h e U n t e r s u e h u n g e n a b e r M i t t 6 n e n u n d d ie H e l m h o l t z ' s e h e L e h r e yon den T o n e m p f i n - d u n g e n .

D. hat den Worth der Helmholtz'schen Resouanztheorie einer experi- mentellen Prfifung unterzogen. D. prhcisirt zunhchst den Unterschied in tier Erregung zum Mitt6nen bei K6rpern yon gleicher odor nahezu gleicher Abstimmung, also yon gleicber oder nahezu gleicher specifischer Erregbarkeit und bei K6rpern, denen solche Beziehung fehlt. Die ersteren K6rper er- regen sich durch relativ geringe Schallkr~.fte zu sehr intensivem MittSnen und fibertragen leichter, intensiver als die anderen K6rper und vor allem in demselben Sinne die Erregung auf K6rper yon gleicher specifischer Erreg- barkeit, die mit ihnen ein Ganzes bilden oder als Ganzes mit ihnen schwiagen. Dieser experimentell leicht festzustellende Unterschied ist b e i d e r Naeh- pr~fung der ttelmholtz'schen Lehre strong zu beachten. Wichtig ist ferner bei der Frage des MittOnens, ob die betreffenden K6rper in demselben oder in verschiedenen Medien sich befinden. In gleichen Medien erregen sich die

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274: XVI. WERTHEIM

Kbrper, wof~rn sie nut yon gleicher oder nahezu gleicher Abstimmung sin~t, sehr leicht znm Mitt~inen. Sehr schwer gelingt aber die Erregung zum Mit- tiinen, wenn sich die Kbrper in nngleichen Medien befinden. Die Angaben fiber den Einfluss des Wassers auf die Schwingungsverhaltnisse in ihm schwingender K~rper sind bisher sehr rage und welt auseinandergehende ge- wesen. Danach wird z. B. der Ton einer Stimmgabel im Wasser um L1/2 bis 2 Tonstufen ~ieier. Es ergab sich das G e s e t z , dass K~rper ceteris paribus sich in g l e i c h e n M e d i e n am b o s t o n zum M i t t b n e n erregen, wenn sie ~'on g l e i c h e r Abstimmung, in v e r s c h i e d e n e n M e d i e n , wenn sie yon a d h q u a t e r Abstimmung sind, d. h. wenn der erregende, unter dem Einfluss des einen Mediums stehende K(irper mit derselben Schwingungszahl schwingt, wie der andere, zu erregende, unter der Einwirkung des anderen Mediums stehende Kbrper. Die Erregung einer in Fliissigkeit befindliehen Stimmgabel dutch eine in tier Luft befindllche konnte objectiv iiberzeugend naehgewiesen werden uad zwar bei fester Leitung (analog der Knochenleitung}. Die Versuche ergaben, dass zur Erregung yon Resonatoren in f e s t e r Lei tungein ~ u s s e r e r H i l f s a p p a r a t nieht e r f o r d e r l i c h is t . Sehr viol schwerer ist eine Erregung in Flfissigkeit befindticher Resonatoren bei Luft- leitung, weil die Schaltbewegungen der Luft sehr sehwer auf Fltissigkeiten iibergehen. Es musste also eine Versuchsanordnung gefunden werden, bei der die Sehallwellen tier Luft besser auf Fliissigkeiten und in ihnen ent- haltene Resonatoren iibertragen wurden, um eiue Analogie mit dem 0hre zu schaffen. Dureh die Verwerthung der oben angegebenen, yon D. gefundenen physikalischen Thatsachen gelang es eine einfache, dem P a u k en h 5 h ie ri- m e c h a n i s m u s a n a 1 o g e Yersuchsanordnung herzustellen. Diese Thatsache spricht nach D. ffir den Worth der Helmholtz'sehen Hypothese, zumal die Resonatoren dutch geringe Schallkri~fte erregbar seieu und durch erstere die Erregung leieht, intensiv und in demselben Sinne auf KOrper yon gleicher specifischer Erregbarkeit fibertragen wiirde, was far die Frage tier qualitativen Schalltibertragung auf die Endausbreitung des Acusticus im Labyrinth voniWichtigkeit sei. Die acustischen Untersuehungen D.'s ergaben ferner, dass zur besseren S c h a l l f i b e r t r a g u n g auf in F l i i s s i g k e i t e u befindliche R e s o n a t o r e n in L u f t l e i t u u g analog der Hbrprtifung in L u f t - l e i t u n g und dem H b r e n tiberhaupt ein husserer H i l f s a p p a r a t sehr z w e e k - m h s s i g ist, wi~hrend or, wie erw~bnt, bei U e b e r t r a g u n g in K n o e h e n - l e i t l u n g n i e h t e r f o r d e r l i e h erseheint.

D i s c u s s i o n : Herr K a y s e r - B r e s l a u : Die Dennert'sehen Yersuche hubert uns in der

L6sung des Problems, wie in der Luft erregte Schallschwingungen sich auf einen im Wasser befindlichen Resonator tibertragen, einen Sehritt welter gefiihrt. Abet in ihrem Kernpunkt ist diese Frage dutch die D'schen Ver- suehe noch nicht gelbst worden. B e i d e r D.'schen Versuchsanordnung werden nhmlich die Sehwingungen der in der Luft befindliehen Stimmgabel, nachdem sie indirect in Mitschwingungen versetzt ist, auf die im Wasser befindliche Gabel durch directe~ fe s t e Verbindung i;~bertragen (yon Stiel zu Stiel odor dureh dazwischengeschaltete Coiumella). Es fehit also bei tier Versuchsanordnung die Analogie mit dem Ohre, bei dem sieh doch zwischen Stapesplatte und Membrana basilaris eia fl ~ s s iges Medium, die Perilymphe~ befindet. Gerade b e i d e r Uebertragung yon 8ehallschwingungen aug der Luft oder aus einem festen auf ein flfissiges Medium finder nun aber, wio wir wissen, eine starke Abschwiichung der Schallschwingungen statt und die Frage ist, wieso alas Ohr tretz dieser Schallabschwhchung so leistungs- fhhig ist.

Herr S e h m i e d t - Leipzig-Plagwitz : Die Dennert's che ¥ersuchsanordnung entspreche wohl doch den Verh~ltnissen im Ohre.

Herr Z i m m e r m a n n - D r e s d e n : Entsprechend Job. Mfillers Versuchen wird die Knbchelchenkette noch immer als Celumella auigefasst. Z. erinnert an eine Arbeit aus Exners Institute. Die Kette tier Ossicula kann den 8chall nicht fibertragen: sie dient nur zur Dhmpfung des Schalls.

Herr Panse -Dresden : Die Versuehe, auf die Herr Z i m m e r m a n n auf- merksam machte, sind mit Vorsicht aufzunehmen.

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Berieht fiber d. 10.Versamml. der Deutsch. otol. Gesellsch. zu Breslau. 275

Herr D e n n e r t - B e r l i n : D. giebt zu, vom Ziele noch entfernt zu sein, freut sich aber, in der LSsung der Frage schon so welt gekomvaen zu sein.

XVI. Herr Panse-Dresden . W e e n t s t e h t d e r 0 h r s c h w i n d e l ? P. setzt auseinander, auf welchen Nervenbahnen wir fiber unser ¥erhMtniss ira Raume unterrichtet, wie wir darfiber get~uscht und schwindlig werden. Der Vortrag wird anderweitig verSffentlicht werden.

D i s c u s s i o n . Herr Be r tho ld -KSn igsbe rg , B. berichtet fiber einen Patienten mit

nach seiner Meinung wohl operativ entstandenem Schwindel, der ihn auf der Strasse, als ihn B. ansprach, beschimpfte.

Herr T h o s t - H a m b u r g : Das Thema des Ohrschwindels sei auf die Tagesordnung fiir die diesj~hrige Naturforscherversammlung in Hamburg gesetzt worden, bei der die otologische und die laryngologische Section ver- einigt sein wt~rden. Th. ladet zu zahlreicheva Besuch in Hamburg ein.

X¥1I. Herr Ber tho ld -KSnigsberg : U e b e r e n t o t i s c h e T S n e . Ent- otische Ger~usche setzen gewShnlich einen pathologischen Zustand ira Ohre voraus. B. selbst, dessert Ohren bis i884 gesund waren, acquirirte damals einen Rachen- und Tubenkatarrh vait Autophonie. Darauf stellte sich links 1. ein hohes Klingen ( = f3) ein, das indes auoh bei Ohrgesunden vorkomvat, 2. ein in der Stille auftretendes Ger~usch yon siedendeva Wasser, 3. ein glockenhelles c3, das our bei schfittelnden Kopfbewegungen auftrat, mit Auf- hSren derselben sofort sistirte. Bei theilweiseva Verschluss des GehSrganges gelangt der Ton ca dureh kleine Tromvaelfellerschfitterungen nicht zur Wahr- nehmung, woht aber bei vollst~,ndigem Verschluss. Beim Gehen nach an- gestrengter Arbeit trot auch der Ton c3 auf und zwar synchron vait dem Pulse. Diese Tonerscheinung bernht wohl nach B. darauf, dass die Ossieula dureh geringe Lockerang ihrer Gelenkverbindung in Bewegung geraten. Bei s t a r k e r Lockerung wfirde ein Ger~usch statt des Tones auftreten. Das Auftreten yon ca bei geistiger Arbeit glaubt B. auf die Hyper~mie beziehen zu sellel~, die naeh angestrengter Geistesarbeit im Kopfe sich einstellt.

D i s c u s s i o n . Herr S chmeden-01denburg : Wenn das TSnen im 0hre theilweise auf

Hyperhvaie beruhe, so k~nne therapeutisch versucht werden, einen Eisbeutel aut den Hals zu legen, tier die Temperatur iva Geh5rgang herabsetze.

Herr B e r t h o l d : B. will diesen therapeutischen Vorschiag wegen ge- wisser Bedenken an sich nicht erproben.

XVIlI. Herr H a b e r m a n n - G r a z - Z u r E n t s t e h u n g de r T a u b - s t u m v a h e i t . Herr It. begnfigt sich vait Demonstrationen yon Mikrophoto- gramvaen der btr. Pr~parate. ]m ersten Falle handel~ es sieh uva einen ~3j~hrigen Taubstummen, der links Perforation und Verkalkung, rechts Residuen aufwies. Stapes durch Hyperostose des Knochens und binde- gewebig fixirt. Rundes Fenster knSchern verschlossen. Ambos mit Hammer- kopf bindegewebig an der lateralen Atticuswand fixirt. Die Taubstummheit ist wohl hier a l s o - soweit cerebrale Ursachen auszuschliessen s i n d - wesentlich durch Verwachsung des randen Fensters und Fixation des Steig- biigels ira ovalen Fenster bedingt gewesen. Im Falle 2 handelte es sieh um ttyperostose der Labyrinthkapsel bei eineva erwachsenen Patienten. Reste des Gehiirs waren bei deva Patienten noch vorhanden. Das ovule Fenster war frei, dos runde durch YerknScherung verwachsen. Der zweito Fall beweist, dass, wenn auch dos runde Fenster kn(ichern verschlossen ist, GehSr vorhanden sein kann, wenn nur das ovale Fens~er ffir dos Aus- weichen der Schwingungen der Labyrinthfiassigkeit zug~ngig ist.

XIX. Herr Sche ibe-Mt inchen: Z u r O s t i t i s d e r L a b y r i n t h k a p s e l . Die die Grundlage der S k l e r o s e bildende O s t i t i s der L a b y r i n t h k a p s e l ist abgesehen yon kleinen isolirten Stellen fiber der Knochenerkrankung ge- wShnlich n i c h t mit nachweisbaren ¥ e r h n d e r u n g e n der M i t t e l o h r - s c h l e i v a h a u t vergesellschaftet. Daria decken sich Sch's Untersuchungs- resultate mit denen yon P o l i t z e r und S i e b e n m a n n . Nur H a b e r m a n n vertritt auf Grund seiner Untersuchuogsergebnisse die Ansicht, dass in dieseu

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276 XV1. WERTHEIM

Fhllen die nur anscheinend normal gewordene Schieimhaut ia einem frtlherea Stadium entzfindet war. Sch. berichtet fiber 2 eigene neue Untersuchungen: Im ersten Falle handelt es sich um einen 3 Wochen ante exitum pl6tz!ich ertaubten 20jahrigen Mann mit ehronischer Mittelohreiterung und Chole- steatom, das vermittelst einer Bogengangsfistel dem Eiter den Eingaag ins innere Ohr vermitteit hatte. Die Schl~fenbeinuntersuchung ergab am Bogen- gangswulst im Aditus, an der Aussenfl~iche der Labyrinthkapsel, an den ~chenkeln and der Fusspla~te des Stapes und im ovalen Fenster neugebildete Knoehenbalken. In der Paukenwand unterhalb des Facialis land sich ein grosser mit Narbengewebe erffillter Defect im Knochen. Die weiteren ¥er- ~nderungen werden an vergr6sserten Zeichnungen demonstrirt, iu der Labyrinthkapsel fund sich oberhalb des ovalen Fensters ein stecknadelkopf- grosser Kncchenherd mit osteoidem, unverkalktem Gewebe zwischen den Knochenb~lkchen. Die OberflSche dieses KnocheDkerns ist caries ausge- fressen. Der Knorpelbelag zeigt sich am ovalen Fenster ganz geschwunden, am Stapes vorhanden. Es besteht also hier 1. Osteosklerose, bei der der Knochen auf Kosten des Ma~kes zugenemmen hat und nebenbei 2. ein Herd, bei dem das Markgewebe auf Kosten des Knochens zugenommen hat. Der letz- tere Herd stellt einen bei chronischer Ostitis, bei der in der Regel Osteosklerose besteht, ungew6hn]ichen Vorgang dar. Die Localisation entspricht bier der Angabe S i e b e n m a n a ' s , nach dem die Spongiosirung der Labyrinthkapsel ihren Lieblingssitz oberhalb des ovalen Fensters hat. H a b e r m a n n fund solche Knochenherde bei chronischen Mittelohreiterungen and Residuen. Auch hier in Sch.'s Fall ist wohl die chronische Otitis media purulenta htiologisch in A~spruch zu nehmen. Vielleicht ist in einem Theil der Fhlle yon abgelaufener chronischer Mittelohreiterung an der nachtragiich ein- tretenden bedeutenden H~rverschlechterung das Auftreten solcher Knochen- herde in der Labyrinthkapsel schuld.

Der zweite, bereits in der Zeitschr. f. Ohrheilk. ]~d. 27 verOffentlichte Fail betrifft einen 81/ej~hrigen, an Schariachdiphtherie verstorbenen T~ub- stummen. Residuen yon Otitis interna: viel neugebildetes Bindegewebe am Knochen. In der Labyrinthkapsel ist offenbar Knechen neu gebildet und wieder zerstSrt worden. Im Promontnrium unterhalb des ovalen Fensters eia Herd mit Knochenauftreibung nach der Pauke hin und mit erweiterten Markr~umen. Der neugebildete, gr6sstentheils schon verkalkte Knochen zei~t nur ~n ein- zelnen Stellen noch osteoide Substanz. Der Knorpelbelag des Verhoffensters ist intact. Durch die frische Scharlachotitis kann die Knochenerkrankung im gromontorium nicht bedingt sein. Ob die Ostitis in der Schneckenkapsel mit Gefhssver~.nderungen in der Pauke crier mit der Otitis interna zusammen- hangt, steht dahin. S c h e i b e ' s 2 FMle best~tigen die Behauptung H a b e r - m a n n ' s , dass d i e s e l b e K n o e h e n e r k r a n k u n g wie bei S k l e r o s e des Mit- telohres, auch b e i c h r o n i a c h e r M i t t e I o h r e i t e r u n g [vielleieht auch bei O t i t i s i n t e r n a ] eintreten kann.

D i s c u s s i o n : Herr H a b e r m a n n - G r a z : H a b e r m a n n freut sich fiber die Bestiitigung

seiner vet lO Jahren verOffentlichten und bisher stets todtgeschwiegenen Be- funde. H a b e r m u n n berichtet fiber die Schl~fenbeinbefunde bei einer 28jah- rigen, seit der Jugend an eclamptischen Kr~tmpfen leidenden Idiotin. Er fund rechts einen Knochenherd unterhalb der runden Fenstermembran, links einen in die Fensternische und in die hussere Wand der Schneckenkapsel hinein- gehenden Herd, Periostitis und Hyperhmie am Promontorium sewie neben den Knochenverhnderungen deutliche chronisch-entzfindliche Sehleimhautver~ade- rungen. H a b e r m a n n glaubt, dass die Ostitis Chronica yon einer Entzfindung der Pauke ausgeht. H a b e r m a n n fund die Knochenheerde fast regelmiissig unmittelbar am ovalen Fenster, meist dicht vor dem Steigbfigel. Auch um die Bogenghnge herum and im inneren GehSrgange kommen solche Herde vor. H a b e r m a n n demonstrirt entspreehende Pr~parate.

Herr Scheibe-Mfinchen: Die Ostitis bei Sklerose kann man nicht mit 8chleimhautentziindung in genetischen Zusammenhang bringen. Denn ein- real bestehe die Sklerose meist doppelseitig und zweitens fehlten dabei ent- zfindliche Erscheinungen an tier Schleimhaut.

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Pericht aber d. 10.Versamml. der Deutsch. otol. Gesellsch. zu Breslau. 277

Herr P an s e-Dresden: Das constitutionelle Moment ist bei diesen Fg~llen yon Spongiosirung nicht zu vernachlassigen, da ja die letztere Aehnliehkeit mit der Osteomalacie habe und diese Fhlle sieh gerade nieht selten an das Puerperium ansehliessen.

Herr H a b e r m a n n - G r a z : I q a b e r m a n n versteht hier unter Mittelohr- entztindung h i s t el ogis c h entzilndlich verhnderte Schleimhaut. Hab er m an n ~laubt bestimmt, dass die Erkrankung veto Mittelohr ausgeht. Wenn frfihere Untersucher, wie Herr S c h e i b e erw~hnte, die Mittelohrschleimhaut normal fanden, so mug das far manche Falle stimmen. In der Umgebung des Herdes aber werden ~mmer histologische Ver~mderungen gefunden.

XX. Herr G ~ r k e - B r e s l a u : U e b e r die C a r i e s d e r G e h 6 r - k n 6 c h e l c h e n .

Pathologisch-anatomi~che Untersuchungen fiber Caries der 0ssicala warden bisher nur wenig gemaeht. Die mei~t nur operativ gewonnenen Er- fahrungen sind zu einseitig, um fiber das Wesen der Erkrankung einen sieheren Aut~chluss zu geben. Bei den operativen Beobachtungen handelt es sich moist um fortgeschrittene Falle, nur sehr selten um Anfangsformen, deren Studium zur Aufkl£iung der Genese gerade wichtig erscheint. Auch fiber die reparativen Vorgtnge und Spontanheilungen bei Kn~chelchencaries k6nnen klinische Erfahrungen wenig oder keinen Aafschluss geben, ebensowenig fiber die Beziehungen tier Erkrankung zu den Erkrankungen der fibrigen Theile des Ohres, namentlich der Mittelohrw~nde und fiber ihr gegenseitTges Ab- h~gJgkeitsverh£ltniss. Die yon G 6 r k e gefundenen Ergebnisse yon 800 Ob- ductionen im Breslauer Allerheiligen-Hospital sind folgende: (G 6 r k e bemerkt vorher, dass stets auch mikroskopisch u~tersucht wurde, da bei makro- skopischer Betrachtung allein durch Rinnen, Zerklfiftungen an der 0berfl~che der Ossieul~, die die Fo]ge obelfl£chlicher Ein~rocknung darstellen, cari6se Usuren u. s. w. vorgethuscht werden kSnnen. Bei tier am boston an Ser~en- schnitten auszuf~brenden mikroskopischen Untersuchung ist zu beaehten, dass der Befund lacun£rer Resorption al]ein die Diagnose der Caries nieht ge- stattet, well besonders ~m jugendlichen K~ochen aueh physiologisch sich fortw~thrende Knecl~enauf]Ssungs- und Appositionsprocesse abspielen). Die cari6se KnSchelchenerkrankung begi~nt gewShnlich mit einer Periostitis. Dureh Fortpflanzung des Processes durch die Have r s ' s chen CanMe kommt es dann secundhr zur Erkrankuug des Endosts and des Marks. Allein das umgekehrte Verhalten ist nicht so selten, wie allgcmein angenommen wird; denn es wurde bei frischer Mittelohrentzfindung wiederholt eine Betheiligung des Marks con- statirt, ohne dass das Periost fiberhaupt oder wesentlich befallen war. In solchen FMlen, bei deneu die Entzfindung offenbar dir(ct auf dem Lymph- wege sich ins Mark fo~tpflanzt, kann es sogar zur Nekrose des Markes, zur Bildu~g centraler Abscesse bei intaetem Periost kommen, welch' letzteres hierbei hfiufig dutch stark sklerotisch verdickte Knochenmasse veto medull~ren Horde getrennt ist. Diese ost¢omyelitiscben Herde kSnnen ihrerseits an die Oberflache durchbrechen und zur Fistelbitdung ffihren. Die Periostitis kann sich entweder dutch die Have r s ' s chen CanMe nach innen fortpflanzen oder es kann bei heftiger Periostentzfindung und fortbestehender Mittelohreiterung die Knocheneinschme]zu~g direkt nach dem Centrum fortschreiten, his das Mark - - l~hufig in grosser Ausdehnung - - freiliegt. Was die Frage der Spontanheilung, deren MSglfchkeit durch klinische Beobachtungen yon G o m- p e r t z , S c h e i b e , K r e t s c h m a n n , H e s s l e r sichergestellt ist, anlangt, so sind bisweilen schon, makroskopisch an gewissen, m~t g[atter Schleimhaut fiberzogenen Defo~mit~ten abgeheilte Krankheitsproeesse zu erkennen. Bei der Ausheilung zeigt sich entweder ein glalter, yon gesunder Schleimhaut fiberzogener Defekt oder ein durch ~'arbengewebe erffillter Defect oder hyperostotisehe Verdicku~gen oder Exostosenbildung durch Knochenneubildung am Ort der Heilung. Spielt sich gleichzeitig derselbe Process an den be- nachbarten Paukenw~nden ab, so kommt es leicht zur Fixirung der Ossicula, am h£ufigsten zur Verwachsung des Hamme~kopfes mit dem Tegmen tympani. Auch die meduit~.ren Horde k0nneD, wenn es nicht zur Sequesterbildung ge- kommen ist odor wenn der gebiidete Sequester bereits ausgestossen wurde, ausheilen und zwar unter Bfldu~g yon Narbe~gewebe und unter Knochen-

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278 XVI. WERTHEIM

aeubildang yore Endost aus, woraus eine partielle oder totale Sklerosirung des KnSchelchens mit v6lligem Verschwinden des Markraumes resultirt. Be- zt~glich der Localisation der Caries warden die alten Angaben bestiitigt ge- funden, dass der Ambos hgufiger, als der Hammer, am hhufigsten der lange Amhosschenkel, der Kopf des Hammers haufiger ats der Griff erkranken. Aber aueh Theile, deren Ergriffensein als selten gilt, fanden sich oft mit- betheiligt, ja bisweilen a lma befallen z. B. tier Hammerhals and die aller- dings am widerstandsfghigsten Gelenkfl~ehen. Auch isolirte Caries des Ambos- k6rpers wurde wiederholt constatirt. Bezt~glich des Rficksehlusses, den der otoskopische Befund anf den Sitz der Erkrankung gestattet, hat in letzter Zeit L e u t e r t ein Schema aufgestellt, in dem der Lage der Perforation eiae hohe diagaostische, bisweilen pathognomonische Bedeutung zugeschrieben ist. Es zeigte sieh nun bei den Obductionsergebnissen, dass eine Reihe yon F~llen in dieses Schema nicht hineinpassen. Am constantesten zeigte sich noch der Zusammenhang yon Perforation der S h r a p n e l l ' s c h e n Membran mit Er- krankung des Hammerkopfes uud yon Perforation hinten oben mit Amboscaries. Aber in Fgl]en, wo sogar mikroskopiseh Amboscaries nachgewiesen war, fehlte bisweilen jede Perforation. (Diese Fglle betrafen stets tubercul6se Kinder.) Andrerseits war in manchen Fgl]en mit gr0ssem, mitunter rand- stgadigem Defect ausser geringer Verdickung der periostalen Befleckungsschicht niehts Pathologisches an den KaSehelchen nachzuweisen. Ein constanter Befund war der, dass, wean der Knochen am Tegmen, an der gusseren htticus- odor hinterea Geh0rgangswand cariSs war, KnSchelchencaries ale vermisst wurde. Die Ossicula scheinen also, wean es tiberhaupt zu einer Betheiligung des Knochens kommt, als die am wenigsten widerstandsfi~higen Theile zuerst ergriffen zu werden. Jedenfalls geht aus diesen Sectionsbefunden hervor~ dass man die Diagnose auf dem otoskopischen Befunde allein nicht immer aufbauen daft and dass die Erfahrungen der pathologischea Anatomie die- jenigen der Klinik bier zu erggnzen haben.

D i s c u s s i o n : Herr Kr et s c h m ann - Magdeburg: K. freut sich iiber die Bestatigung

seiner Ansicht~ dass Ort und Lage der Perforation keinen erheblichen Rt~ck- schluss auf Art und Ausdehnung der KnSehelchenerkrankung gestatten. K. fragt aa~ ob bei den Fhllen mit seltener Localisation {am Hammerhals etc.), die nach seinen Erfahrungen auf Tuberculose hinweisen, letztere vorlag.

Herr E h r e n f r i e d - B e r l i n : E. freut sieh fiber die gefundenen Resnl- rate, die einen Fortschritt flit die Wt~rdiguag tier consorvativen Behandlang ehronischer 5Iittelohreiterungea involviren.

Herr B i e h l - W i e n : Die Bestimmung in Oesterreich, dass das Bestehen yon Perforationen Dieastuntauglichkeit bedinge, soll in diesem Jahre beseitigt werden und B. ist yon der 5sterreichischen Regierung mit der Bearbeitung dieser Frage betraut worden. Es war ibm interessant und wichtig zu hSren, dass er sich auf das Leutert'sche Schema aicht ohne Weiteres verlassen kSnne.

Herr G 6 r k e : Da das Seetionsmaterial zum grossen Theil yon Phthisi- kern stammt, so lag wahrscheinlich in jenen Fallen mit seltener Localisation der Caries haufig Tuberculose vor. Herrn Ehreafried sind seine therapeuti- schen Folgerungen zuzugeben, denn die Heilbarkeit der cariSsen Erkran- kungen ist hier anatomisch festgestellt worden.

XXI. Herr D e u t s c h l ~ n d e r . Demonstration yon 4 F a l l e n yon typi- schem R h i n o s k l e r o m . In 2 Fgllen war besonders die Nase, in 2 F~llen be- sonders der Larynx (starke subglottische Wtilste) befallen.

XXII. Herr H insbe rg -Bres l au : U e b e r den I n f e e t i o n s m e c h a n i s - mus be i M e n i n g i t i s n a c h S t i r n h 6 h l e n e i t e r u n g .

Whhrend bei c h r o n i s c h e n 8tirnhShleneiterungen, die zur intracraniellen .Complication ffthren~ gewShniich ein D e f e c t der h i n t e r e n StirnhShlen- wand besteht, f e h l t in a c u t e n Fgllen gew5hnlich jede K n o c h e n v e r h n - de rung . Manchmal wird eine solche auch bei chronisehen Fallen vermisst. Als der lnfectionsweg werden in solchen Fhllen die Va sa p e r f o r a n t i a an- gesehen. H. berichtet tiber einen Fall mit Eieeraag in fast s~mmtlichen

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Bericht fiber d. 10.Versamml. der Deutseh. otol. GeselIsch. zu Breslau. 279

NebenhShlen. Es wurde zun~chst die rechte Kieferh6hle, bald darauf die rechte StirnhShle erSftnet. Letztere enthielt viel Eiter. Die usurirte orbitale Wand wurde resecirt. Cerebrale Wand intact. Exitus 36 Stunden post operat. Die Section ergab Meningitis, besonders rechts. Dura mit Fibrin- schicht belegt, zeigt t~ber dem StirnhShlendache einige minimale Kn5tchen. Knochen dfinn, abet makreskopisch nicht verfi.ndert. Die genaue Knochen- untersuchung ergab das Vorhandensein zahlreicher Vasa perforantia. In einigen Gefi~.ssen air% zam Theil organisirte Thromben. Die Duraherde be- stehen aus abgekapselten Rundzellen mit massenhaften Baeterien. Dura selbst an diesen Stellen stark verdickt.

D i s c u s s i o n : Herr H a b e r m a n n- Graz : H. berichtet fiber einen sehr merkwfirdigen

Fall yon Stirnh(ihlenempyem~ der zur Autopsie kam. Durch dieselbe wurde festgestellt, dasses sieh um einen yon einer Perityphlitis ausgehenden, em- bolischen Hirnabscess rechts gehandelt hatte, der secund~r eine rechtsseitige StirnhOhleneiterung ausgelOst hatte. Letztere hatte infolge Durchbruchs nach tier linken StirnhShle in der linken Nase manifeste Empyemsymptome erzeugt.

XXIII. Herr Mann-Dresden: U e b e r M u c o c e l e des S i e b b e i n s . Ein 39j~briger Schlosser, der in tier Jugend ein Kopftrauma erlitten

und vor 20 Jahren Lues acquirirt hatte, bemerkte vor 2 Jahren ein Her- austreten des rechten Auges und Verschlechterung des SehvermSgens mit wechselnden Beschwerden. Der Augenarzt constatirte anfangs normalen Au- genhintergrund~ allm~hlich stellte sich aber Stauungspupille ein und Herab-

6 sinken der Sehschg.rfe auf S ~ 24" M a n n constatirte im April d. J. bet

dem Pat. Folgendes: Rechter Bulbus stark nach aussen und vorn getrieben~ im inneren Augenwinkel ein kirschgrosser, prall elastischer Tumor. In der l~ase nach Abhebung der mittleren Muschel mit dem Killian'schen Speculum Siebbeinboden stark naeh unten und medialwiirts erweitert zu sehen. 8chleim- haut blass. Knochen wird erst mit Sonde durchstossen, dann mit Hart- :mann'scher Zange gefenstert. Der Inhalt ist chocoladenfarbig, syrupdick, enthhlt keine Bacterien, aber soviel Cholestearin, dass dessert Reindarstellung leicht gelingt. Die Cyste sondert weiterhin kein Secret ab. Bet der Opera- .tion sinkt der Bulbus tief in die Orbita zurfick, schnappt aber in den nhchsten Tagen beim Schnauben in die alte Lage zuriick. Das SehvermSgen bessert sich rasch zur normalen Sehschhrfe. Die Stauungspapille verschwin- det, aber Neuritis ist noch vorhandeo. Trotz tier Annahme scheint auch bier eine angeborene Anlage far die Cyste vorhanden gewesen zu sein. In der Literatur sind nur 8 solche Fglle beschrieben; vor kurzer Zeit einer yon Avellis im Arch. f. Lar. Dies ist der einzige Fall, bet dem ein rhino- ]ogiseher Befund erhoben ist. Derselbe ~hnelt in vieler Hinsicht dem vor- liegenden. Der Fall geh6rt in das Grenzgebiet yon Rhinologie und Ophthal- ~nologie. Er beweist, wie nothwendig bet Tumoren der Orbita eine specialis- tische Untersuchung der Nase ist.

XXIV. Herr We r t h e i m- Breslau: W. demonstrirt einen 25jahrigen Patten- ten mit d o p p e l s e i t i g e m S t i r n h ( i h l e n e m p y e m . Im Januar 1899 war yon G e r b e r die linke StirnhShle naeh K u h n t , die linke KieferhShle nach Coo- p e r er6ffnet worden. Naeh 5Monaten musste die 3Monate p. op. zugeheilte ~tirnhOhle, da es sich um eine Scheinheilung gehandelt hatte, wieder yon Gerber er6ffnet werden und blieb ca. ein Vierteljahr often. Im Oktober 1899 wurde wegen entsprechender Beschwerden in Elbing die rechte StirnhOhle, die sich als intact erwiesen und nach 3 Wochen geschlossen haben soll, sowie die rechte KieferhShle erSffnet, in der sich nur wenig Schleim land. Im December 1900 musste yon W. die linke StirnhShle zum 3. Mal breit erSffnet werden. Es handelte sich wieder um eine Scheinheilung mit Eiter- stagnation in ether durch Granulationen abgeschiedenen Kammer. Die er- 5ftneten vorderen Siebbeinzellen intact. Hautwunde nicht vernaht. Nach 8 Wochen HShle fast secretfrei. Im M~rz 1900 schwere Influenza mit Ver- schlimmerung in der linken StirnhShle und schwerem Empyem der rechten Stirn- und KieferhSble. Die rechte StirnhShle musste~ da die unertrhgliehen

Archly f. Ohrenheilkunde. LII. Bd. 19

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Beschwerden und das hohe Fieber anders nicht zu beseitigen waren, brei t nach K u h n t er6ffnet werden. In derselben Narkose noch einmal griindliche Ausr~umung der linken Stirnh6hte. Nach einigen Tagen musste auch die rechte KieferhShle, die vor einiger Zeit bei Anbohrung yon der Alveole stinkenden Eiter ergeben hatte, breit naeh K ~ i s t e r erSffnet werden. Ers t jetzt liessen die excessiven Schmerzen und das hohe Fieber nach. In der rechten Stirn- und Kieferh6hle war massenhaft fStider Eiter und so sehwere Schleimhautveranderungen gefunden worden, dass es sich hier zweifelles um latente chronische Eiterungen handelte, die dutch das Hinzutreten der In- fluenzainfection exacerbirt und manifest geworden waren. Ende April d. J. mussten noch die rechten vorderen Siebbeinzellen und die rechte Keilbein- h6hle endonasal wegen excessiver Schmerzen an der Nasenwurzel und wegen Nasenraehenbeschwerden er6ffnet werdem Beide H6hten waren auch eitrig erkrankt. Jetzt sondert die rechte Stirnh6hle nur wenig schleimig eitriges Secret ab, ebenso die tinke, die bis auf die Gegend am Ostium nasofrontate in ihrer ganzen Ausdehnung ver6det ist. Das kosmetische Resultat ist ein relativ gutes. Augen intact bis auf geringe Parese beider Musc. recti su- periores. W. meint, es empfehle sich bei der Kuhnt 'schen Operation dis Wunde gar nicht zu vernahen, um bei tier Nachbehandlung alle Stellen der H6hle gentigend tibersehen zu k6nnen. Als Endziel der Operation sei die Ver6dung der StirnhSble ins Auge zu fassen, und wenn diese erreichbar scheine, event, zu versuchen, die Stirnh6hle gegen die Nase durch Lappenauf* pflanzung oder Aetzungen am Ostium nasofrontale abzuschliessen, um Re- infectionen yon der I~ase her auszuschalten.

XXV. Herr E h r e n f r i e d - B e r l i n : U e b e r c o n s e r v a t i v e u n d o p e r a - t i v e B e h a n d t u n g d e r M i t t e l o h r e i t e r u n g e n .

E. wendet sich gegen das viele Operiren bei acuten und chronischen Mittelohreiterungen, indem er auf die Gefahrlichkeit der Operation, die Un~ sicherheit der Heilung und die Ungewissheit beziiglich des functionellen Resultates hinweist. E. verwirft alle prophylactischen Indicationen fiir die Operation und erkennt nur curative an - - und zwar unter ihnen nut das Bestehen absoluter Lebensgefahr (Meningitis und Pyamie), sowie eine so hoch- gradige Geh6rgangsverengerung, dass eine Behandlung yore Meatus externus aus unm6glich ist. Jede Mittelohreiterung aber, die 4 Wochen lung zweck- entsprechend conservativ behandelt wurde, ist nach E. bereits d e r a r t ge- bessert, dass gefShrliehe Complicationen ausgeschlossen sind. Caries und Cholesteatom berechtigen somit nach E. nicht zur Totalaufmeisslung, ebenso- wenig Labyrinth- und Facialissymptone. E. berichtet nun fiber die Erfoige seiner conservativen Behandlung bei schweren acuten und chronischen F~llen etc. Schliesslich schiidert E. die Art seines conservativen Verfahrens: E. tr~tufelt mittels eines Augentropfglases eine schwache LysollSsung in das kranke 0hr, aspirirt nach 10 Minuten die Fiiissigkeit aus dem GehSrgang und wiederholt dieses Verfahren n6thigenfalls 10--20 real und 6fter, um allen in der Tiefe verborgenen Eiter zu Tage zu fOrdern.

D i s c u s s i o n : Herr P r e y s i n g - L e i p z i g . Ein grosser Theil der E. 'schen Behauptungen

erscheine ihm unhaltbar. Den als Sttitze fiir seine Anschauungen angefiihrten Griinden fehle die zwingende Beweiskr~ft. Eine eingehende Er6rterung ver- diene ~tlerdings die Frage, ob und wann die Totalaufmeisselung bei un- complicirten chronischen Mittelohreiterungen iudicirt ist.

Die Herren K 6 r n e r- Rostock und K tim m e 1 - Breslau verzichten wegen vorgertickter Stunde auf die Abhaltung der yon ihnen angekiindigten Vortr~geo

Nachdem somit die Tagesordnung ersch6pf~ ist, wird die ~ersammiung am 4 Uhr dutch den Vorsitzenden geschlossen.

Mit dem Congress verbunden war eine reich beschickte und - - dank den Bemiihungen der Herren K i i m m e l und H i n s b e r g - - wohl gelungene Aus- stellung you Prhparaten, Modellen, Apparaten~ Tafe]n, Abgtissen, Zeichnungen, Instrumenten etc. Bei der grossen Fiille von Objecten kann hier begreiflicher- weise nur ein Theil derselben Erwhhnung finden:

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Bericht fiber d. 10,Versamml, der Deutsch, otol. Gesellsch. zu Breslau. 281

R o s t o c k e r O h r e n k l i n i k : Pathologisch-anatomische Prgtparate. Eine Sammlung kranker Ossicula. Zeichnungen und Tafeln betreffend die Anatomie bezw. Pathologie der Nasa

Herr S c h e ib e- Mtinchen: Zeichnungen und Wandtafeln betr. Ankylose des Steigbtigels bei Mittelohr-gklerose.

Herr D e n k e r - Hagen: Corrosionspraparate (nach S ie b e n m a n n) von GehSrorganen des Menschen, Affen, der Monotremen. Tafeln fiber vergleichende Anatomie des S~ugethierohres, tiber die makroskopische Anatomie des Mono- tremenohres. Sch~.del vom Varanus salvator, Ornithorrhynchus paradoxus und Pteropus edulis.

Herr H a b e r m a n n - G r a z : Bilder aus der pathologischen Anatomie des 0hres.

Herr B i e h l - Wien : Anatomische Trockenprhparate des menschlichen Felsenbeins. - - Spirituspr~parat eines Schhdeis mit ausgedehnter Sinus- thrombose (Retrograder Transport, ausgehend yon eiaem Thrombus im Sin. sigm. Cholesteatom). - - Zeichnungen mikroskopischer Pri~parate und Spirittls- pri~parate yon Felsenbeinen des Schafes, die den getrennten Ver]auf des Schnecken- und Vorhofastes des Acusticus beim Sehafe demonstriren.

Herr Br f ih l -Ber l in : 39 Tafeln betr. die normale und pathologische Anatomie des Ohres (aus B r f i h l s ,,Handatlas der Ohrenheilkunde"). - - 4 durchsichtige Schhdel in Xylol zur Demonstration der Topographie und der Dimensionen der ~asennebenhShlen. - - Ein Diapositiv, enthaltend 4 Radio- gramme betr. NasennebenhShlen, kn6chernes Labyrinth yore Menschen and Affen, gesammten Mittelohrtractus. - - 4 Tafeln betr. die Topographie des menschlichen GehSrorgans.

O h r e n a b t h e i l u n g am A l l e r h e i l i g e n - H o s p i t a l - B r e s l a u : Trockenpraparate betr. Nebenverletzungen bei 0 p e r a t i o n e n . - Trocken- prhparate betr. Entwicklung des Annulus tympanicus in den verschiedenen Altersstafen.

3 KlStze mit Lupenpriiparaten betr. die normale und pathologische Anatomie des Mittelohres.

Stereoskopisehe Photogramme betr. Caries ossiculorum, Arrosion der Bogenghnge des Facialis etc., Dehiscenzen am Facialcanal und am Pauken- bodeD, Felsenbeinfractur, Schlii, ienbeintuberculose etc. - - Zeichnungen mikro- skopischer Pri~parate betr. Ohrpolypen, Veri~nderungen in Rachenmandeln~ Caries ossiculorum etc.

Ein Ohrmikroskop (yon Z e i s s - J e n a gefertigt). RSntgenbilder. - - Eine stereoskopische Camera, mit der die ausge-

steilten stereoskopischen Photographieu gefertigt sind. Herr Panse -Dresden : 12 Bleistiftzeichnungen naeh mikroskopischen

Priiparaten betr. Labyrintheiterung. - - Mikroskopisehe Pri~parate yore Laby- rinth der Hausmaus und Tanzmaus, nach welchen zwischen beiden kein Unterschied sicbtbar ist.

O h r e n k l i n i k - B r e s l a u : Corrosionspr~,parate yon Schlhfenbeinen. - - Semper-Riehm'sche Schl~.fenbeinprhparate.

Herr H i n s b e r g - B r e s l a u : Plattenmodelle betr. die Entwicklung der Nase bei Shugethieren und Mensehen.

Herr H a r t m a n n - Berlin : Serien von Diapositiven (Nasenanatomie). Herr A l e x a n d e r - W i e n : Modell des Mittelohres. Herr B e r l i n e r - B e r l i n : Gypsmodell yore 0hre eines Neugeborenen

mit Atresie des husseren GehSrganges und Aplasie der 0 h r m u s c h e l . - Gypsmodell bert. Microtie und Aplasia meat. auditor, ext. bei einem 44ji~hr. Manne. - - Colorirte Wachsabgiisse betr. 0thii, matom.

Herr Kay s e r - Breslau : Physiologiseher Apparat zur Untersuchung der Schallschwingungen in flfissigen Medien mittels eigenartigen Telephons.

Herr S t e r n-Breslau : Tonvariator (Flaschenapparat ffir continuirliche Tonreihe).

Herr Winkel -G( i t t ingen: Apparat ffir Mikrophotographie. Herr K a t z - Berlin : Mikroskopische Prhparate betr. hernienartige Zapfen-

bildung bei Otitis reed. aeut. pur. - - Mikrosk. Prap. betr. die Epithelgebilde des Vorhofs (spez. der Crista acustica mit Cupula terminalis) und des

19"

Page 24: Bericht über die 10. Versammlung der Deutschen otologischen Gesellschaft am 24. und 25. Mai 1901 zu Breslau

282 XVL WEI~THEIM, Bericht tiber die i0.Versammlung zu Breslau.

Cortischen Organes (die Deiters'schen Zellen und ihre Verbriiderung mit den ~usseren Corti'schen Zellen), - - Mikrosk. Pr~,p. betr. die Spongiosiruag des Schl~fenbeins. - - Makroskopisches Prhparat (durchsiehtig) dos Labyrinths (Osmiums~ure-Injeetion!)~ den spiraligen Verlauf des Nervus cochleae durch die Schneckenwindungen yon der Radix cochleae an demonstrirend. - - Stereoskopische durchsichtige Pri~parate des mRtteren und inneren 0hres (Diapositive).

Herr B e t z- Heilbronn (Firma Dr. Determaun, Heilbronn): Gypsmodelle tier Nase und ihrer NebenhShlen.

Herren B e n n i n g h o v e u und Sommer -Ber l in : 6 Modelle aus Papier- mach~ nach Angaben yon Profi Trautmann bert. Operationea am Ohre in ihren verschiedenen Stadien. - - Ohrmodelle, modellirt you Dr. Frohse-BerIiu, Modell des Corti'schen Organes~ aus Papiermaeh~.

Herr E d e l m a n n - M f i n e h e n : Die Bezold'sche Tonreihe mit Galton- pfeifen. - - Laryngostroboscop nach Prof. Oertel. - - I Satz Bezold'scher un- belasteter Gabeln.

An der tiberaus reichhaltigen und interessanten Instrumenten- und Appa- rateausstellung waren das Berliner Medicinisehe Waarenhaus sowie dis Firmen Pfau und Ddtert-Berlin~ Katsch.Mfinehea, Elektrotechn. Institut Frank- furt a. M., Georg Hiirtel-Breslau betheiligt.