bemerkungen zu vorstehendem aufsatze des herrn dr. reich

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Herzog, Bemehngen ZIJ vorstehendem Aufsalae. 299 Bemerkungeu zu vorstehendem Aufsatze des ITerrn Dr. Reich; yon Dr. C. Herzog. - Wer sich nur ein einziges Ma1 in der Lase befand, sein Gutachten uber einen etwa verftilschten Syrup oder Zucker abgeben zu sollen, wird hinlanglich die Schwierig- keiten und Unsicherheiten, welclie sich in derarligen Fallen ihm entgcgenstellten, erksnnt hnbcn, ja er wird sogar offen bekennen miissen, dass sich wenig oder gar keine sichere Anhaltspuncte finden lassen. Beini Syrup war die Behandlung mit Alcohol wohl noch die beste Methode, urn durch den sich etwa aus- scheidenden Gyps oder Dextringumrni auf eine Yerunrei- nigung mit sogenanntern Fruchtsyrup (Starkesyrup) zu schliessen. Das vom Hofralh Ma rx zuerst construirto bei Gelegenheit der am 49 August 183’7 hier in Braunschweig gehaltenen General - Versamtnlung unseres Vereins, vorge- zeigte Polarisations- Instrument, welches spater von B i ot und V e n t z k e zur Unterscheidung der Zuckerarten em- pfohlen wurde, steht theils nur wenigen zu Gebote, theils ist aber dessen Anwendung nur berlingt. Ein Haupter- forderniss ist dabei, dass die zu untcrsuchenden Plussig- keiten vollig farblos angewandt werden, welches, wie auch Dr. Reich sehr richtig bemerkt, beim Syrup sehr schwer zu erreichen ist. Yon der verehrl. Redaction des Archivs ersucht, uni Wiederholung, evenlualiter Bestatigung der vorn Dr. Rei ch auf kritisch - experimentalern Wege gefundenen interessan- ten Untersuchungs- Methoden, erlaube ich rnir rneine er- halterien Resultate mitzutheilen. Die im Eingange seiner Miltheilungen erwiihnte Pru- fungs -Methode mitlelst Alcohols war, wie schon ohen be- merkt, bis jetzt die einzige, welche uns zu Gebote stand, und hat der Vcrfasser nur noch auf einige empfehlungs- werthe Caulelen aufmerksam gemacht.

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Herzog, Bemehngen ZIJ vorstehendem Aufsalae. 299

Bemerkungeu zu vorstehendem Aufsatze des ITerrn Dr. Reich;

yon

Dr. C. H e r z o g . -

Wer sich nur ein einziges Ma1 in der Lase befand, sein Gutachten uber einen etwa verftilschten Syrup oder Zucker abgeben zu sollen, wird hinlanglich die Schwierig- keiten und Unsicherheiten, welclie sich in derarligen Fallen ihm entgcgenstellten, erksnnt hnbcn, ja er wird sogar offen bekennen miissen, dass sich wenig oder gar keine sichere Anhaltspuncte finden lassen.

Beini Syrup war die Behandlung mit Alcohol wohl noch die beste Methode, urn durch den sich etwa aus- scheidenden Gyps oder Dextringumrni auf eine Yerunrei- nigung mit sogenanntern Fruchtsyrup (Starkesyrup) zu schliessen. Das vom Hofralh Ma rx zuerst construirto bei Gelegenheit der am 49 August 183’7 hier in Braunschweig gehaltenen General - Versamtnlung unseres Vereins, vorge- zeigte Polarisations- Instrument, welches spater von B i o t und V e n t z k e zur Unterscheidung der Zuckerarten em- pfohlen wurde, steht theils nur wenigen zu Gebote, theils ist aber dessen Anwendung nur berlingt. Ein Haupter- forderniss ist dabei, dass die zu untcrsuchenden Plussig- keiten vollig farblos angewandt werden, welches, wie auch Dr. Reich sehr richtig bemerkt, beim Syrup sehr schwer zu erreichen ist.

Yon der verehrl. Redaction des Archivs ersucht, uni Wiederholung, evenlualiter Bestatigung der vorn Dr. Rei ch auf kritisch - experimentalern Wege gefundenen interessan- ten Untersuchungs- Methoden, erlaube ich rnir rneine er- halterien Resultate mitzutheilen.

Die im Eingange seiner Miltheilungen erwiihnte Pru- fungs -Methode mitlelst Alcohols war, wie schon ohen be- merkt, bis jetzt die einzige, welche uns zu Gebote stand, und hat der Vcrfasser nur noch auf einige empfehlungs- werthe Caulelen aufmerksam gemacht.

300 Herzog,

Die 11ierauL empfohlene Priifung mitt elst Schwefelsaure Iiefert aber nach meinen Beobachtungen noch unsicherere Resultate, als die mit Alkohol ; denn ich bekam stets auch hei dem reinsten Syrup, nach dem Abfiltriren vom schwefel- sauren und kohlensnuren Baryt etc., Reactionen auf Baryt in der Flussigkcit; dieses Resultat war mir in so fern nicht uberraschend, als hei der Einwirkung der Schwefel- saure auf Rohrzuckersyrup ausser Ameisensaure, wohl noch Essigsiiure und Salzsaure (welche letzteren beide auch gebunden im Syrup vorkommen konnen) in Freiheit gesetzt werden, und mit dcm Baryt leicht losliche Ver- bindungen bilden. Durch die Erhitzung kann man hei dieser klebrigen Masse die fluchtigen SBuren nicht vollig entfernen.

Iss i s t aher diese etwas weitliiufige Prufung urn so weniger riothig, als Dr. Reich ein eben so einfaches, als sicheres Miltel in dem sauren chromsauren Kali zur Pru- rung des Rohrzuckersyrups Sefunden hat. Durch die Wiederholong dieser Versuche wurde ich auf das freu- digste uberrascht, und kann sie bei derartigen Untersu- chungen sehr empfehlen. Selbst der sechste bis achte Theil Fruchtsyrup verhintlerte die starke Reaction, wenio-

? stens trat nie die schiine ilunkelgrune, sondern stets dle braunlich gelbc oder briiunlich griine FBrbung beim Ver- dunnen mit Wasser hervor. 13s ist gut, wenn man immer von recht reinem Rohrzuckersyrup eine kleine Menge zur Hand hat, um einen vergleichcnden Versuch zu machen.

Ferner muss die heisae Losung des saurcn chrom- sauren Ihlis, wie auch Dr. Reich angiebt, recht concen- trirt sein, und schadet es nichts, wenn sich beim Auf- giessen der Liisung auf dcn Syrup anfanglich etwas Salz ausscheidet, da dieses hei weiterer Erhitziing sich wieder- auflost. Eimmt man den Versuch in einem unlen zu- sammengeblasenen Glasrolirchen vor, so muss man noch ein anderes Cefass in Bereitschaft haben, om sich beim etwaigcn Uebersteigen helfcn zu konnen ; dean die Haupt- reaction tritt ein, nachdem man die Flussigkeit einmal aufgekocht und schon aus cler Flamme entfernt hat.

Bemerkungen au vorsteheiidern Aufsatze. 301

Nach meinen Versuchen verhalt sich der Runkelruben- zuckersyrup hinsichtlich der energischen Einwirkung auf saures chromsaures Kali dem Rohrzuckersyrup mindestens vollkommen gleich, aber merkwurdiger Weise wird die Flussigkeit nicht grun, wie bei diesem, sondern ebenso als wenn Frurhtsyrup (Starkesyrup) zugegen ist. 1st aber der Rohrzuckersyrup gemengt mit Rubenzuckersyrup, so bedarf es einer grosseren Menge des letzteren, urn die gune Farhung des ersteren zu verhindern. Vielleicht werden spa- tere Versuche auch hieruber noch etwas Naheres feslslellen.

Ebenso interessant wie die Prufung des Rohrzucker- syrups mittelst sauren chromsauren Kalis, ist die nun auch vom Dr. Reich empfohlene Methode zur Prufung des Rohrzuckers auf Starkezucker (Krumelzucker, Trauben- zucker) mittelst Kalis und salpetersauren Kobaltoxyds.

Bei Wiederholung derselben fand ich die Versuche ebenfalls bestatigt und habe dieselben nur noch auf mehrere Zuckerarten ausgedehnt.

So gab ausser dem Rohrzucker und Runkelriiben- zucker noch der Mannazucker mit etwas Aetzkali gekocht dieselbe Reaction durch Kobaltsolution, d. h. einen biau- violetten Niederschlag. Der Mannazucker hat aber die Eigenschaft mit Kali und schwefelsaurem Kupferoxyd ge- kocht, letzteres sogleich zu reduciren, so dass man durch diese beiden Reactionen zusammengenommen, den Manna- zucker (Mannit) leicht entdecken kann. Ausserdem ist er bekanntlich nicht gahrungsfahig.

Starkezucker, Harnzucker und auch Milchzucker mit Kali gekocht, verhindern vollstandig .die Fallung der Kobalt- solution.

Noch unterscheiden sich diese beiden durch ihr Ver- halten gegen Kobaltlosung gebildeten Klassen von Zucker dadurch, dass die erstere beim Aufkochen mit Aetzkali nur weingelbe, die letztere aber braune Flussigkeiten liefert ; Beweise einer geringen und starken chemischen Reaction.

Die Tr o m m ersche Methode mittelst Aetzkalis und schwefelsauren Kupferoxyds ist im Allgemeinen nicht an- wendbar, da diese leicht zu Tauschungen Veranlassung giebt. --