bemerkung zu den meteorologischen notizen des herrn budde

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474 VII. Bemerkung #r den mkteopologischen Notixen des Serrrr Becdde; von k. Clausius. Herr Bud d e hat in einem ,,Meteorologische NotizenU uberschriebenen Aufsatze '> auch eine friihere Arbeit von mir ') besprochen, in welcher ich durch theoretische Be- trachtungen zu dem Schlusse gelangt war, dafs die Lichb reflexion in der Atmosphare durch Dampf bliischen bewirkt werde. Schon i. J. 1853, nachdem B r u c k e gegen meine An- sicht den Einwand erhoben hatte, dafs auch andere triibe Medien, in welchen sehr kleine reflectirende Korperchen vorkommen, im reflectirten Lichte blliulioh und im durch- gehenden Lichte roth erscheinen, habe ich unter bereit- williger Anerkennung des Gewichtes, welches diesem Ein- wande zukam, erklSirt *), meine mathematischen Betrach- tungen beruhten auf der Voraussetzung, dab die reflec- tirenden Kbrperchen in der Atmosphlire grol's genug seien, um nach den gewohnlichen Gesetzen der Reflexion und Brechung zu wirken; sollten aber die Korperchen so klein sein, dafs diese Gesetse auf sie keine Anwendung mehr fanden, so wiiren fiir diesen Fall auch meine Schliisse un- giiltig. Nach dieser Erklarung hatte ich kein personliches Interesse mehr mich an der Discussion dieser Frage zu betheiligen, und ich wiirde daher such jetzt in dem Um- stande, dals Herr Budde sich gegen das Vorhandensein von Dampf bllischen ausspricht, keinen Grund zu einer Er- widernng erblicken; da aber die Art, wie er meine Arbkit bespricht , zu dem Schlusse Veranlassung geben konnte, als ob meine mathematischen Entwickelungen falsch wsren, so sehe ich mich doch genothigt, einige Worte zur Er- liiuterung zu sagen. 1) Diese Ann. Bd. 150, S. 576. 2) Diese Ann. Bd. 76, S. 161. 3) Diese Ann. Bd. 88, S. 556.

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VII. Bemerkung #r den mkteopologischen Notixen des Serrrr Becdde; von k. Clausius.

H e r r B u d d e hat in einem ,,Meteorologische NotizenU uberschriebenen Aufsatze '> auch eine friihere Arbeit von mir ') besprochen, in welcher ich durch theoretische Be- trachtungen zu dem Schlusse gelangt war, dafs die Lichb reflexion in der Atmosphare durch Dampf bliischen bewirkt werde.

Schon i. J. 1853, nachdem B r u c k e gegen meine An- sicht den Einwand erhoben hatte, dafs auch andere triibe Medien, in welchen sehr kleine reflectirende Korperchen vorkommen, im reflectirten Lichte blliulioh und im durch- gehenden Lichte roth erscheinen, habe ich unter bereit- williger Anerkennung des Gewichtes, welches diesem Ein- wande zukam, erklSirt *), meine mathematischen Betrach- tungen beruhten auf der Voraussetzung, d a b die reflec- tirenden Kbrperchen in der Atmosphlire grol's genug seien, um nach den gewohnlichen Gesetzen der Reflexion und Brechung zu wirken; sollten aber die Korperchen so klein sein, dafs diese Gesetse auf sie keine Anwendung mehr fanden, so wiiren fiir diesen Fall auch meine Schliisse un- giiltig. Nach dieser Erklarung hatte ich kein personliches Interesse mehr mich an der Discussion dieser Frage zu betheiligen, und ich wiirde daher such jetzt in dem Um- stande, dals Herr B u d d e sich gegen das Vorhandensein von Dampf bllischen ausspricht, keinen Grund zu einer Er- widernng erblicken; da aber die Art, wie er meine Arbkit bespricht , zu dem Schlusse Veranlassung geben konnte, als ob meine mathematischen Entwickelungen falsch wsren, so sehe ich mich doch genothigt, einige Worte zur Er- liiuterung zu sagen.

1) Diese Ann. Bd. 150, S. 576. 2) Diese Ann. Bd. 76, S. 161. 3) Diese Ann. Bd. 88, S. 556.

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Herr B u d d e sagt, duroh den Druck, welchen das Wasserhliutohen eines Dunstbllischens durch seine Cohiision auf die eingeschlossene Luft ausiibe , werde diese letztere erheblich verdichtet, und das Blaschen k6nne daher in1 Be- treff seiner Wirkung auf das Licht nicht mit einer dlinnen Platte vergliohen werden. Dann ftthrt er fort: ,,Das ganze Gebilde stelltl eine Kugel dar , deren Brechungsindex von dem seiner Bmgebung merklich abweicht. Es gehiirt dem- nach zu den ILiirpern, far welche C l a u s i u s berechnet, dare sie in der Atmosphare nioht existiren konnen. (Man erinnert sich, dafs C l a u s i u s seinen Beweis im zweiten Theile der Abhandlung ausdruclulich auch Air solche Korper fiihrt , deren Brechungsexponent von 1 aufaerordentlich wenig abweicht.)"

In dieser letden Beziehung hat HR B u d d e mich mih- verstanden.

Nimmt man an, die Reflexion des Lichtes in der Akmo- sphiire werde durch Dampf bliisehen bewirkt, so erhalt man von jedem Bllischen, welchea von einem Strahle durch- drungen wird, eine bedeubende Menge retlectirten Lichtes, weil der Strahl viermd aus Luft in Wasser und aw Wasser in Luft libergehen mufs, und aomit vier Reflexionen von solcher Stiirke erleidet, wie sie dem Uebergange zwi- schen zwei Medien von so verschiedener Dichtigkeit, wie Luft und Wasser, entspricht. Man braucht daher, urn die game in der Atmosphare stattfindende Lichtreflexion zu er- halten, nur eine geringel Anzahl von DampEbliischen als vorhanden anzunehmen, nlimlich bei heiterem Wetter etwa so viele, dafs Lichtstrahlen, welche die Atmosphare senk- recht durchdringen, auf diesem ganzen Wege nur je Ein Blaschen treffen.

Nimmt man dagegen statt der Bliischen solide Kugeln an, so finden beim Durchdringen einer solchen nur zwei Reflexionen statt, uud setzt man ferner an die Stelle des Wassers einen Stoff , dessen Brechungsexponent weniger von 1 abweioht, so wepden auch die einzelnen Reflexionen schdcher . Man mufs &her die Anzahl der vorhsndesen

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Kugeln in entsprechendem Maafse ale grijfser annehmen, urn doch wieder im Ganzen eine eben so starke Lioht- reflexion zu erhalten.

In diesem Sinne habe ich den Gegenstand behandelt. Ich habe Kugeln von verschiedenern Reflexions- und Brechungsvermogen in Bezug auf ihre Wirkung auf das die Atmosphare durchdringende Licht unter sich ver- glichen , babe dabei aber als selbstverstandlich voraus- geaetzt, dafs bei Kugeln von geringerem Reflexionsvermogen dieser Mange1 durch eine grofsere Anzahl der vorhandenen Kugeln compensirt wird, so dafs die Gesammtreflexion aller vorhandenen Kugeln ungeandert bleibt. Unter dieser Vor- aussetzung habe ich berechnet, dafs selbst solche Kugeln, deren Brechungsexponent von 1 aufserordentlich wenig abweicht, doch eine Lichtzerstreuung geben wiirden, welche in der Wirklichkeit in der Atmosphare nicht vorkommt.

Herr B u d de dagegen Iafst jene zwiscben Reflexions- vermogen und Anzahl vorausgesetzte Beziehung aufser Aoht. E r spricht von den in den Dampfblaschen einge- schlossenen verdichteten Luftmassen, also von kugelfdrmigen Kiirpern, die gegen die aufsere Luft nur ein kleines Re- flexions- und Brechungsvermbgen besitzen, und dabei doch in eben so geringer Anzahl vorkommen, wie die Dampf- bliischen. Diese Lnftmassen ktinnen auf das die Atmo- sphiire durchdringende Licht nur eine sehr nnbedeutende Wirkung ausiiben, welche mit derjenigen, die ich berechnet habe, gar nicht zu vergleichen ist.

VIIL. Ueber l'hulhillung d u d Gletsclrer. C. 'on Jit? e .1: a n cl e m- .N ii 1 l e r.

H e r r Dr. P fa f f neigt sich, im Anschlufs an seine dan- kenswerthen Mittheilungen iiber Gletscherbewegung (diese Annal., Februarheft), entschieden zu der Ansicht Riiti-