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Beiträge zum Raps- und Weizenanbau Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft 53

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Beiträge zum Raps- und Weizenanbau Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei

Heft 53

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Impressum Herausgeber: Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Dorfplatz 1/OT Gülzow 18276 Gülzow-Prüzen Telefon: (03843) 789-0 ● Fax (03843) 789 111 Internet: http://www.lfamv.de E-Mail: [email protected]. Redaktionskollegium: Dr. P. Sanftleben, Dr. H. Heilmann, Dr. K.-U. Katroschan,

C. Kühn Die Verantwortung für die Beiträge liegt bei den Autoren.

Titelfoto: Institut für Pflanzenproduktion und Betriebswirtschaft Herstellung: Landesamt für Innere Verwaltung MV, Schwerin Gülzow im Februar 2014

ISSN 1618-7938

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Landesforschungsan-stalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern unentgeltlich abgege-ben. Sie ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen/Wahlwerbern oder Wahlhelferinnen/Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zweck der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Bun-destags-, Landtags- und Kommunalwahlen sowie für Wahlen zum Europäischen Parla-ment. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben par-teipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfängerin/dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner poli-tischer Gruppen verstanden werden könnte.

Die Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei sind auch über die Internetseiten http://www.lfamv.de) abrufbar.

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III

Inhaltsverzeichnis Stagniert der Züchtungsfortschritt beim Winterweizen? ........................................... 5 

Volker Michel 

Erfolgreich Winterweizen anbauen – Stellschrauben in der Produktionstechnik ..................................................................................................... 10 

Eckhard Lehmann, Andrea Ziesemer 

Gestaltung des Anbauverfahrens von Hybrid-Wintergerste unter den natürlichen Bedingungen in MV ................................................................................. 29 

Eckhard Lehmann, Birgit Burmann 

Der Einfluss des Saattermins auf die Ertragsbildung von Winterraps – Ergebnisse aus Versuchen und Praxis ..................................................................... 39 

Ralf-Rainer Schulz, Andrea Ziesemer 

Stickstoffdüngung von Raps nach N-Herbstaufnahme (Biomassemodell) ............ 47 Ralf-Rainer Schulz 

Ergebnisse von Blattdüngungsversuchen in Winterraps ........................................ 54 Ralf-Rainer Schulz 

Auswirkungen von Ernteverzögerungen auf den Ertrag und die Qualität von Winterraps .................................................................................................................... 58 

Ralf-Rainer Schulz 

Ergebnisse aus einem langjährig stationären Versuch zur Düngung mit Phosphor und Kali am Standort Gülzow ................................................................... 65 

Eckhard Lehmann; Petra Karsunke 

Ertrags- und Qualitätswirkung der N-Düngung in Abhängigkeit vom Grunddüngungssystem .............................................................................................. 76 

Eckhard Lehmann 

Ackerbauliche und betriebswirtschaftliche Untersuchungen differenzierter Bodenbearbeitung unter Praxisbedingungen ........................................................... 88 

Eckhard Lehmann, Klaus Parr 

Bodenbearbeitungsversuch mit verschiedenen Fruchtarten auf Sand .................. 96 Ralf-Rainer Schulz 

Durchwuchsvermeidung und richtige Sortenwahl garantieren Qualität von HOLLi-Raps ................................................................................................................ 103 

Ralf-Rainer Schulz, Andrea Richter 

Bewertung einer Stickstoffdüngung zu Winterraps im Herbst .............................. 110 Ralf-Rainer Schulz, Andrea Ziesemer 

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Stagniert der Züchtungsfortschritt beim Winterweizen?

Volker Michel

Abstract: During the first years after 1990, wheat yield increased considerably in the region of Mecklenburg-Western Pomerania. However, since around the turn of the century, the yield level remained approximately constant varying around an ordinary level. Many involved persons la-ment a loss of breeding progress as major cause for yield stagnation. Data of long term variety trials were analysed to separate the special breeding effect from the sum of all other effects (environmental effects as well as effects of the intensity of production). The present investiga-tion shows a significant breeding progress during the whole period. Development of farm yields would be more disadvantageous without a continuously ongoing genetic improvement of wheat.

Ertragsentwicklung und Züchtungsfortschritt Wird Züchtungsfortschritt hinterfragt, so reduziert sich die Diskussion sehr schnell zu einseitig auf die Durchschnittserträge in der Praxis. Hierzu muss einiges vorweg geschickt werden:

(I) Züchtung zielt auf den Gesamtkomplex der Wert bestimmenden Eigenschaften ab - also ne-ben dem Kornertrag auch auf Qualitätseigenschaften, Resistenzen, Standfestigkeit, Winterfes-tigkeit, Reifestaffelung u.v.m. (natürlich mit differenzierter Gewichtung). Die massive Ausdeh-nung des Weizenanbaus setzte die Flankierung durch Sorten mit verbesserten ertragssichern-den Eigenschaften voraus. Je mehr Zuchtziele aber gleichzeitig beachtet werden müssen, des-to geringer fällt bei gleichem Züchtungsaufwand der Züchtungsfortschritt für eines dieser Merk-male je Zeiteinheit aus. Dieser Zusammenhang ist in der Selektionsphase der Züchtung unauf-lösbar. Die häufige Aussage, dass z. B. Resistenzen o. ä. ursächlich Ertrag kosten, ist daher so nicht allgemeingültig. Vielmehr gilt: wenn in der Selektion verstärkt auf Resistenz o. ä. geachtet werden muss, so kann dies nicht mit unverminderter Selektionsschärfe und damit Zuchtfort-schritt beim Ertrag einhergehen - wenn am Ende eine Sorte zur Zulassung übrig bleiben soll.

Trotz dieser Vorabdiskussion wird im Folgenden vorrangig die Ertragsentwicklung diskutiert!

(II) Die Ertragsentwicklung in der Praxis basiert auf einem vielfältigen Wechselspiel von Um-welteffekten, Intensitätsniveau u.v.m. Die Züchtung ist zwar einer der wesentlichen Faktoren, aber eben doch nur ein Faktor von vielen. Es ist nicht ohne weiteres möglich, aus Praxiserträ-gen die Frage des reinen Züchtungsfortschrittes von der allgemeinen Ertragsentwicklung zu isolieren. Die nachfolgende Analyse versucht trotzdem, diese Frage zu beantworten: Gibt es - ungeachtet der scheinbar stagnierenden, von starken Schwankungen begleiteten Erträge -Züchtungsfortschritt beim Ertrag oder stagniert auch der Züchtungsfortschritt?

Die Auswertung bezieht allerdings zu diesem Zeitpunkt nur Ertragsdaten bis 2011 und Sorten-zulassungen bis 2010 ein!

Abbildung 1 zeigt die Ertragsentwicklung von Winterweizen in Mecklenburg-Vorpommern seit 1991. Entsprechend dem häufig zu beobachtenden Ansatz, lineare oder quadratische Trend-funktionen durch solche Punktewolken zu legen, sind auch hier diese beiden Ansätze enthalten und werden hinterfragt. Die Funktion für den linearen Trend ist ausgewiesen. Der quadratische Trend suggeriert, dass das Ertragsmaximum bereits überschritten ist. Der Autor ist allerdings der Ansicht, dass in diese Kurzzeittrends zu viel Aussage hineingelegt wird. Die Überschreitung eines Maximums ist hier in keiner Weise abzusichern. Insbesondere kommt es regelmäßig zu Überinterpretationen, wenn ein Extremjahr Veranlassung gibt, Trendrechnungen zu aktualisie-ren (Ursache: bei einem linearen Trend haben das erste und das letzte Jahr den größten Ein-fluss auf den Anstieg). So führten Trendrechnungen nach den Ernten 1999 und 2001 zu völlig überzogenen Ertragsprognosen, während die Diskussion z. B. nach 2007 ebenso überzogen pessimistisch war.

Mit Augenmaß lässt sich eigentlich nur feststellen: In der ersten Pentade der 90er Jahre gab es einen Ertragsanstieg unter den neuen Bedingungen auf das jetzige Niveau. Seit Mitte der 90er gibt es eine Seitwärtsbewegung im Wesentlichen auf gleichem Niveau - in „Normaljahren“ zwi-schen 70 und 80 dt/ha im Landesdurchschnitt. In Vorzugsjahren können die 80 dt/ha „geknackt“

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werden. Deutliche Unterschreitungen der 70 dt/ha sind ausnahmslos mit Witterungsunbilden zu erklären (Trockenheit, Auswinterungsjahre, Schlechtwetterperioden zur Ernte). Diese „Nega-tivjahre“ erschweren einerseits die Herleitung eines Trends, andererseits ist in diesem Zeitab-schnitt nicht zu belegen, dass Witterungsextreme dieser Art klar zunehmen.

Abbildung 1: Entwicklung der Praxiserträge von Winterweizen in Mecklenburg-

Vorpommern (Quelle: BEE)

An dieser Stelle muss aber noch einmal betont werden, dass diese Praxiserträge nicht mit der Entwicklung des Züchtungsfortschrittes zu verwechseln sind. Es stellt sich die Frage, welchen Anteil folgende Entwicklungen - unabhängig von der Züchtung - auf den durchschnittlichen Er-trag gehabt haben können:

– Intensitätsrücknahme,

Wirtschaftlichkeit,

Sortenresistenzen (vgl. anfällige Sorten wie Ritmo und Contur zu aktuellen, deutlich re-sistenteren Sorten),

– Weizenausdehnung (seit 1991 fast Verdopplung!),

Ausweitung auf Grenzstandorte,

Fruchtfolgestellung (um 17 % Selbstfolge; zunehmend Weizen nach Mais),

Erhöhung des allgemeinen Befalls-Potenzials,

Saatzeitspanne größer als pflanzenbaulich optimal,

– Bodenfruchtbarkeit (Bodendruck/Gefüge, Humus, P, K …),

– Klimatendenzen und Zunahme von Wetterextremen(?),

– Verschiebung zu Qualitäts-Weizen, u.v.m.

Bei einigen Punkten wird auch deutlich, dass die Frage nach dem Naturalertrag die nach der Wirtschaftlichkeit verschleiern kann: Intensitätsrücknahme bedeutet auch Kostenersparnis, Wechsel zu hohen Qualitäten bedeutet Erlöszunahme je dt - obwohl beides vordergründig zu Lasten des Ertrages geht. Welche dieser Effekte tatsächlich maßgeblich zur Ertragsstagnation beigetragen haben, wie dies zu quantifizieren wäre und ob weitere wesentliche Einflüsse uner-wähnt blieben, kann an dieser Stelle nicht vertieft werden, sondern es wird zur Ausgangsfrage nach dem Züchtungsfortschritt zurückgekehrt!

65

50

6359

6863

74 7577

69

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72

64

7975 74

61

80 80

7167

y = 0,65x - 1223

0

10

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40

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60

70

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90

1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010

dt/

ha

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Landessortenversuche, in denen maßgebliche Sorten über einen längeren Zeitraum geprüft und in denen zeitlich versetzt stetig neue Sorten aufgenommen werden, ermöglichen es dank mo-derner Rechenalgorithmen, zwei Ursachenkomplexe der Ertragsentwicklung voneinander zu isolieren:

(1) Züchtung = reiner Ertragstrend in Abhängigkeit vom Jahr der Sortenzulassung (als Maß des Alters einer Sorte), also genetisch bedingt.

(2) Jahresschwankungen durch die Summe aus Umwelt- und Intensitäts- Effekten, ohne diese Komplexe näher untersetzen zu können, also nicht genetisch bedingt.

Ad (1) Züchtungsfortschritt

Abbildung 2 zeigt die Entwicklung des genetisch bedingten Ertragsniveaus in Beziehung zum Zulassungsjahrgang der Sorten bis 2010. Dargestellt sind nur Sorten, die in Deutschland zuge-lassen wurden und mindestens ein Jahr die Empfehlung der Landesforschungsanstalt erhalten haben. Ausgewählte Sorten sind benannt.

Abbildung 2: Züchterischer Fortschritt über den Zulassungszeitraum 1990 bis

2010; A-, E-, B- und C-Weizen in Nordostdeutschland

Besonders gut interpretierbar ist der Zuchtfortschritt beim A-Weizen, dem Segment mit der größten Anbaubedeutung in MV und entsprechend der höchsten Zahl empfohlener Sorten über den gesamten Zeitraum. Das Ertragsniveau unter LSV-Bedingungen (ca. 15 % über Praxiser-trägen unter vergleichbaren Bedingungen) entwickelte sich von etwa 94 dt/ha (Sorte Toronto) über etwa 100 dt/ha (Tommi-Generation) auf jetzt über 103 dt/ha bei jungen Sorten (Potenzial und JB Asano). Die jüngste Empfehlung Meister ist ein typisches Beispiel dafür, dass die Emp-fehlung wie auch die Praxisakzeptanz nicht nur vom Ertrag abhängen: Meister erreichte nicht völlig die Erträge der o.g. Sorten, erlangt aber aufgrund einer sehr ausgewogenen Eigen-schaftspalette Anbaubedeutung. Im Mittel wurde allein im Merkmal Ertrag ein Fortschritt von ca. 0,5 dt/ha je Jahr erzielt. Dies kann beim A-Weizen kontinuierlich über den gesamten Zeitraum beobachtet werden (s.a. hohes Bestimmtheitsmaß), wenn es natürlich auch nicht in jedem ein-zelnen Jahr zu einer Steigerung kam. Jüngere Sorten wie Linus (nicht fallzahlstabil!) und Pio-nier deuten einen weiteren Ertragsfortschritt an.

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Beim E-Weizen hat es über 10 Jahre gedauert, bevor das Bussard - Niveau durch Akteur mar-kant durch eine etablierte Sorte übertroffen wurde. Dieser seltene Sortenwechsel im Hochquali-tätssegment hängt einerseits mit den hier sehr restriktiven Marktanforderungen zusammen, andererseits mit einer relativen „Treue“ gegenüber einmal in Verarbeitung und Export etablier-ten Sorten. Durch Akteur hat der E-Weizenanbau in MV einen deutlichen Schub bekommen. Mit den jungen E-Weizen Genius und Florian gelang ein weiterer kleiner Sprung - es wird interes-sant, wie sich diese Generation im E-Weizenmarkt etablieren kann.

Einen sehr geringen Fortschritt zeigte in diesem Zeitraum der B-Weizen. Mit Ritmo wurde sehr früh ein damals außerordentliches Ertragsniveau vorgelegt, das lange Zeit nur durch Sorten mit ebenfalls erhöhter Fusariumanfälligkeit (die hier nicht dargestellt sind) wieder erreicht werden konnte. Der Ertragsvorteil zum A-Weizen ist hier im Gegensatz zu im Niederschlag begünstig-ten westlichen Anbaugebieten zu gering, um stabil mit A-Weizen zu konkurrieren. In Folge ging der B-Weizenanbau in MV kontinuierlich zugunsten des A-Weizens zurück. Eine markante Sor-te mit großer Beliebtheit, weniger aufgrund des Ertragspotenzials als aufgrund ihrer Ausgewo-genheit und unkomplizierten Bestandesführung, war Dekan. Einen deutlichen Ertragsschub brachte inzwischen die hier noch nicht dargestellte Sorte Tobak, bei der aber die deutlich erhöh-te Anfälligkeit gegenüber Ährenfusarium beachtet werden muss. Auch weitere Neuzulassungen deuten Ertragsfortschritte an, wodurch der Anbau von B-Weizen wieder leicht zunimmt.

C-Weizen spielte in den letzten Jahren in MV eine völlig untergeordnete Rolle - zum einen we-gen dem geringen Regionalabsatz, vor allem aber aufgrund zu geringer Ertragsvorteile gegen-über A- und B-Weizen.

Ad (2) Jahresschwankungen

In Abbildung 3, also bei Ausschaltung des „Sortenfaktors“, ist gegenüber Abbildung 1 tendenzi-ell nicht mehr (nur) eine Stagnation, sondern ein Rückgang um immerhin etwa 10 dt/ha bzw. um 10 % (!) zu verzeichnen (allerdings nicht signifikant). Damit kann die Frage beantwortet werden: Wie wäre die Situation ohne Züchtungsfortschritt? Ohne den Züchtungsfortschritt von ca. 0,5 dt/ha je Jahr (A-Weizen) hätten wir keine Stagnation, sondern sogar einen spürbaren Ertrags-rückgang verzeichnet! Bei den Praxiserträgen und dem Züchtungsfortschritt handelt es sich also nicht um gleichlaufende, sondern um gegenläufige Prozesse!

Abbildung 3: Entwicklung der Durchschnittserträge in LSV in den Anbaujahren

1996-2011, die sich rechnerisch ergeben hätten, wenn in allen Jah-ren das gleiche Sortiment geprüft worden wäre

P

P

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Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es bis dato einen relativ kontinuierlichen, wenn auch nicht jährlichen Züchtungsfortschritt auch im Merkmal Ertrag gegeben hat - besonders im Segment A-Weizen. Ohne diesen Züchtungsfortschritt hätten wir in der Praxis nicht nur eine relative Stagnation, sondern einen Ertragsrückgang zu verzeichnen. Auch unter diesen stagnie-renden Bedingungen kommt es für den Landwirt immer wieder darauf an, den Züchtungsfort-schritt zu nutzen und eine ausreichende Risikoabsicherung durch Sortenvielfalt und gezielte Positionierung von Sorten für unterschiedliche Produktionsbedingungen (Frühsaat, Selbstfolge, Maisvorfrucht, Grenzstandort …) im Betrieb zu betreiben. Hierzu liefert die Landesforschungs-anstalt kontinuierlich neutrale Praxisempfehlungen (www.lfamv.de).

Inwieweit es der Pflanzenzüchtung auch unter künftigen Bedingungen, insbesondere bei sin-kendem Rückfluss aus dem Saatgutverkauf (Nachbau, Nachbauregelung …) noch gelingen kann, den Züchtungsfortschritt in diesem Maße zu gewährleisten, ist nicht sicher. Bei kleinen Kulturarten wurden Zuchtprogramme oft bereits eingestellt! Für die landwirtschaftliche Praxis ist aber die Stabilisierung einer leistungsfähigen Züchtung und der unabhängigen Sortenprüfung von herausragender Bedeutung. Die Ereignisse zur Ernte 2011 (Fallzahlstabilität der Sorten war gefragt) und im Winter 2012 (Winterfestigkeit) zeigen aktuell, wie wichtig es ist, das Sortenge-schehen (nicht nur aus Ertragssicht!) nicht dem Selbstlauf zu überlassen.

Acker- und pflanzenbauliche Probleme, die zur Ertragsstagnation oder gar zu -rückgang führ-ten, sollten intensiv analysiert und diskutiert werden.

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Erfolgreich Winterweizen anbauen – Stellschrauben in der Produktionstechnik

Eckhard Lehmann, Andrea Ziesemer

Abstract: Wheat is one of the most important agricultural crops in Mecklenburg-Western Pom-erania. In a long-term experiment, the highest yield was achieved with a regular supply of phos-phorus and potassium. Wheat is very suitable for non-ploughing tillage. Seeding rate must be appropriate to location and variety. A late N fertilization is of particular importance for achieving the desired grain protein content. Results demonstrate that quality fertilization of up to 80 kg N per ha clearly increased crude protein content in grain. Compared to use of mineral N fertilizers, digestate application as first N fertilization in spring did not cause yield reductions. Techniques like shallow injection or acidification can decrease nitrogen losses.

Zusammenfassung Winterweizen nimmt unter den Marktfrüchten in Mecklenburg-Vorpommern eine führende Stel-lung ein. Mehr als 30 Prozent der Ackerfläche werden mit Weizen bestellt. Um den hohen An-forderungen dieser Fruchtart gerecht zu werden, sind die Fruchtfolge, Nährstoffversorgung und Produktionstechnik unbedingt optimal auf den Weizen auszurichten. Regelmäßige Versorgung mit Phosphor und Kali hat in einer langjährigen Versuchsreihe zum höchsten Ertrag geführt.

Weizen eignet sich sehr gut für Verfahren der konservierenden Bodenbearbeitung. Der hohe Anteil nach Vorfrucht Raps ist geradezu prädestiniert für eine pfluglose Bestellung. Nach Vor-frucht Mais und in Selbstfolge ist ein Pflugverzicht schwieriger. Hauptsächlich wegen der Infek-tion mit pilzlichen Schaderregern wurden mehrjährig Mindererträge nach nichtwendender Bear-beitung bei Stoppelweizen gemessen. Bei der Vorfrucht Mais kommt es meistens gerade we-gen der späten Ernte auf eine hohe Schlagkraft an. Das Mulchen der Stoppeln und ein intensi-ves Mischen mit entsprechenden Werkzeugkombinationen können aber auch ohne Pflug zu-friedenstellende Bedingungen schaffen.

Die Saatstärke ist dem Standort und Sortentyp anzupassen. Die Sorte Jenga als Bestandestyp entwickelte unter allen Bedingungen höhere Trieb- und Ährenzahlen als der Ährentyp Türkis. Auf besseren Böden war Jenga in der Lage, auch nach dünneren Aussaaten hohe Erträge zu erzielen, Türkis fiel mit Verringerung der Saatstärke im Ertrag ab. Auf Weizengrenzstandorten wirkte sich dagegen eine Saatstärkenreduzierung beim Bestandestyp negativ auf den Ertrag aus. Der Rohproteingehalt im Korn war in beiden Sorten und auf beiden Standorten nach der geringen Saatstärke am höchsten.

Für die Sicherung eines hohen Eiweißgehaltes im Korn ist vor allem eine späte N-Düngung von außerordentlicher Wichtigkeit. Bei Düngungshöhen von 180 bis 200 kg N/ha wurde am Standort Gülzow das Ertragsoptimum erreicht. Mit einer Spätdüngung zur Qualitätssicherung konnte noch bei Gaben bis 80 kg N/ha eine deutliche Zunahme im Rohproteingehalt im Korn gemes-sen werden. Durch eine Spätdüngung mit schwefelhaltigen Düngemitteln und durch Blattdün-gung mit Mikronährstoffen wurden keine gesicherten Mehrerträge und keine Verbesserung der Qualität nachgewiesen.

Der Einsatz von Gärresten zur ersten N-Düngung zu Vegetationsbeginn im Frühjahr hat mehr-jährig nicht zu Ertragsminderungen geführt. Mit neuen Verfahren, wie Schlitztechnik oder An-säuerung, können dabei Stickstoffverluste durch Ammoniakausgasung vermindert werden.

Weizen hat wirtschaftlich die größte Bedeutung im Ackerbau. Wegen seiner relativen Vorzüg-lichkeit und der Nutzung des guten Vorfruchtwertes des Rapses steht sein Anteil am betriebli-chen Einkommen an erster Stelle bei den Ackerbaubetrieben.

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Anbaubedeutung und Ansprüche Winterweizen ist in Mecklenburg-Vorpommern die Fruchtart mit der größten Anbauausdehnung. Gut 30 Prozent des Ackerlandes werden jährlich damit bestellt (Tabelle 1). Während die Rapsanbaufläche sehr von den Witterungseinflüssen im August und Anfang September be-stimmt wird, ist bei Wintergerste, Roggen und Silomais vorrangig die unzureichende Wirtschaft-lichkeit eine Ursache für die Schwankung im Anbauumfang. Winterweizen steht oft mit Raps im direkten Wettbewerb um die Fläche, so dass bei rückläufigem Rapsanbau meistens mehr Wei-zen gesät wird.

Tabelle 1: Anbauumfang ausgewählter Fruchtarten auf dem Ackerland in Meck-lenburg-Vorpommern

Der Winterweizen stellt unter den Getreidearten die ertragsstärkste dar. Aus Sicht der Verwer-tung nimmt er eine hervorragende Stellung ein. So ist Weizen aufgrund seiner Inhaltsstoffe als Backweizen für die menschliche Ernährung sowie als Futtergetreide in der Tierproduktion gleichermaßen gut geeignet.

Die Züchtung leistungsfähiger Sorten und die Intensivierung der Produktionstechnik haben dazu geführt, dass die Kornerträge des Weizens ständig angestiegen sind. So lag der Durchschnitts-ertrag in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Gebiet des heutigen Mecklen-burg-Vorpommerns lediglich bei ca. 25 bis 30 dt/ha (Abbildung 1). Noch Anfang der sechziger Jahre wurden kaum mehr als 30 dt/ha geerntet. Die Steigerung der Stickstoffdüngung in Ver-bindung mit dem Einsatz von halmstabilisierenden Pflanzenschutzmitteln führte dann zu einem deutlichen Anstieg der Erträge. Bis zu dieser Zeit lag das Ertragsvermögen von Wintergerste und Weizen dicht beieinander. Erst durch die Umstrukturierung der Landwirtschaft in den Jah-ren nach 1989 erhielt der Weizen wegen seiner Vorzüglichkeit am Markt auch eine Vorrangstel-lung auf der Ackerfläche. Im Ergebnis der immer ausgefeilteren Produktionstechnik in Verbin-dung mit leistungsfähigen Sorten konnte das hohe Ertragspotential des Winterweizens auch besser ausgeschöpft werden. Gegenwärtig liegt der Ertragsvorteil des Winterweizens etwa bei 6 dt/ha gegenüber Wintergerste (Tabelle 2), wobei man natürlich die bevorzugte Stellung des Weizens in der Fruchtfolge berücksichtigen muss.

Fruchtart 2009 2010 2011 2012

Anteil an AF

 Winterweizen  322 350 349 360 299 28

 Roggen  90 63 71 83 92 9

 Wintergerste 138 115 100 116 118 11

 Sommergerste 5 5 18 11 6 1

 Hafer 7 6 8 8 7 1

 Triticale 18 15 15 11 10 1

 Brot‐ und Futtergetreide 583 554 571 598 542 51

 Winterraps 245 252 205 198 263 25

 Körnermais + CCM 5 5 6 6 6 1

 Futtererbsen 1 2 3 1 2 0

 Lupinen 3 4 3 3 2 0

 Kartoffeln 14 14 14 13 12 1

 Zuckerrüben 23 25 28 26 25 2

 Silomais (einschl. LKS) 119 132 155 146 135 13

 Brache, Stilllegung 27 25 20 19 17 2

 Ackerland insgesamt  1088 1081 1078 1078 1064 100

Statistisches Amt Mecklenburg‐Vorpommern. Statistische Berichte, Bodennutzung der Betriebe in MV 2013

2013 vorläufig

Fläche in Tha

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Abbildung 1: Entwicklung der Getreide- und Rapserträge in Mecklenburg-

Vorpommern

Tabelle 2: Erträge in dt/ha ausgewählter Fruchtarten in Mecklenburg-Vorpommern

Fruchtart 2006 - 2011 2011 2012 2013 vorläufig Winterweizen 72,2 66,9 74,6 84,5 Roggen 46,4 42,8 54,9 66,5 Wintergerste 66,5 56,6 69,9 79,1 Sommergerste 41,8 42,9 42,1 49,2 Hafer 38,1 34,5 42,1 48,8 Triticale 51,0 40,7 40,6 61,8 Brot- u. Futtergetreide 65,8 60,0 69,5 77,6 Winterraps 37,6 26,6 39,2 41,4

Statistisches Amt MV, Statistische Berichte, Bodennutzung und Ernte 2012; Statistisches Amt MV, Landwirtschaft 2012/13, Zahlen und Fakten.

Winterweizen stellt die höchsten Ansprüche an die Nährstoff- und Wasserversorgung des Bo-dens. Er hat von den Getreidearten die längste Vegetationszeit. Die Anforderungen an die Bo-denqualität stehen in enger Wechselwirkung mit der Menge und Verteilung der Niederschläge. Je schwächer der Standort ist, auf dem Weizen angebaut wird, desto empfindlicher reagiert der Weizen auf Wassermangel in den kritischen Wachstumsstadien um den Zeitpunkt der Blüte. Ältere Empfehlungen gingen von einer Anbauwürdigkeit ab D4-Standorten, also etwa ab Acker-zahlen von 40 aus. Heute wird Winterweizen in Mecklenburg-Vorpommern auch auf den soge-nannten Grenzstandorten ausgesät. Der Grund dafür ist vor allem die hohe relative Vorzüglich-keit im wirtschaftlichen Vergleich mit den anderen Getreidearten. Analysen aus der „Besonde-ren Ernte- und Qualitätsermittlung in MV“ (BEE) zeigen den Zusammenhang zwischen Standortgüte und Ertrag sehr deutlich (Abbildung 2). Auf Böden mit Ackerzahlen um 35 lagen die Erträge von Weizen, Gerste und Hybridroggen bei etwa 60 bis 65 dt/ha dicht beieinander. Bei Weizen ist mit Zunahme der Ackerzahl ein deutlicher Ertragsanstieg zu beobachten. Bereits bei Ackerzahlen ab 40 beträgt der Mehrertrag gegenüber Gerste etwa 5 dt/ha.

In Mecklenburg-Vorpommern herrschen wegen der durch die Eiszeit beeinflussten Bodenbil-dung sehr heterogene Bedingungen vor. Das führt zu kleinräumig wechselnden Anbaubedin-gungen. In Verbindung mit immer häufiger auftretenden Extremwetterereignissen steigen die Anforderungen an die Produktionstechnik und Bestandesführung erheblich an.

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20

30

40

50

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1934-1938 1954/56*-1960 1961-1970 1971-1980 1981-1990 1991-2000 2001-2008

dt/ha

* WW + WG ab 1956, WR + WRa ab 1954Quelle: Statistisches Amt MV

Winterweizen

Wintergerste

Winterroggen

Winterraps

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Abbildung 2: Mittlere Ertragserwartung in Abhängigkeit von der Ackerzahl in

MV, (GOLISCH, MICHEL 2008)

Fruchtfolge und Grundnährstoffversorgung Aus pflanzenbaulicher Sicht ist Weizen nicht selbstverträglich. Grund dafür sind Ertragsdepres-sionen, die durch das vermehrte Auftreten von Krankheiten und Schädlingen, aber auch durch Zunahme von Problemverunkrautung hervorgerufen werden. Als günstige Vorfrüchte werden Mais, Raps, Zuckerrüben, Körnerleguminosen, Kartoffeln und Ackerfutter beschrieben. Wegen der hohen relativen Vorzüglichkeit des Weizens und der begrenzten Absatzmöglichkeit einzel-ner Fruchtarten steht Weizen allerdings häufig sehr eng in den Fruchtfolgen. Nachbau von Wei-zen nach Weizen, sogenannter Stoppelweizen, ist in Marktfruchtbetrieben in MV keine Selten-heit.

Untersuchungen von Schlagkarteidaten aus Referenzbetrieben der LFA belegen eine heraus-ragende Vorfruchtstellung des Rapses für den Winterweizen (Abbildung 3). Im zehnjährigen Mittel wurden unter Praxisbedingungen Mehrerträge von Rapsweizen gegenüber Stoppelwei-zen von 8 dt/ha nachgewiesen. Die Spätsaat nach Silomais oder Zuckerrüben ist gegenüber der Rapsvorfrucht ebenfalls benachteiligt. Hierbei wurden Mindererträge des Weizens bis zu 15 dt/ha ermittelt. Im wirtschaftlichen Ergebnis fällt besonders die Selbstfolge ab. Während Weizen nach Silomais trotz eines um fast 10 dt/ha geringeren Ertrages nur etwa 75 €/ha weni-ger an direktkostenfreier Leistung erbrachte, ist der Unterschied beim Stoppelweizen mit 134 €/ha beträchtlich. Hinzu kommt noch, dass durch hohen Weizenanteil dieser dann als Rapsvorfrucht in späten Erntejahren zu erheblichen Arbeitsspitzen in der zweiten Augusthälfte führen kann. Der Anbau von Wintergerste kann trotz der etwas geringeren relativen Vorzüglich-keit dabei zur Entlastung beitragen.

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Ackerzahl

dt/

ha

W intergerste

W interweizen

Winterroggen (P)

Winterroggen (H)

Wintertriticale

W interrapsP PopulationsroggenH Hybridroggen

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Abbildung 3: Weizenerträge nach unterschiedlichen Vorfrüchten, Schlagkartei-

auswertungen aus Referenzbetrieben der LFA 2003 bis 2012

Phosphor und Kalium erfüllen als Hauptnährstoffe wichtige Funktionen in der Weizenpflanze. Phosphor ist als Baustein der Nukleinsäuren bei zahlreichen Stoffwechselprozessen wie Syn-these von Kohlenhydraten, Eiweißen, Fetten und Vitaminen als Energieträger beteiligt. Kalium hat vor allem Einfluss auf den Wasserhaushalt, fördert aber auch die Synthese von Proteinen, Fetten und höhermolekularen Kohlenhydraten.

Eine ausgeglichene Bodenversorgung ist deshalb wichtige Voraussetzung, um die hohen An-sprüche des Weizens zu bedienen.

In einem statischen Düngungsversuch mit Phosphor und Kalium wird an der Landesfor-schungsanstalt die Wirkung der Phosphor- und Kalidüngung auf den Kornertrag und die In-haltsstoffe von Winterweizen geprüft (siehe gesonderten Beitrag). Nach 15 Jahren Versuchs-dauer konnten gesicherte Ergebnisse abgeleitet werden. In einer Fruchtfolge mit Raps - Wei-zen - Kartoffeln - Wintergerste reagiert der Weizen mit deutlichen Mehrerträgen auf die Dün-gung mit P und K (Abbildung 4). Am höchsten waren die Kornerträge, wenn die Düngung nach Empfehlung der Offizialberatung durchgeführt wurde. In der dritten Fruchtfolgerotation wurden in dieser Variante 18 Prozent Mehrertrag erzielt. Bei Düngung nach Abfuhr war der Mehrertrag geringer. Die Wirkung der Düngung war nicht in allen Einzeljahren messbar. So wurden z. B. unter den Jahresbedingungen von 2002 und 2006 keine Ertragseffekte und in den Jahren 2010 und 2012 nur geringe Unterschiede gemessen (Abbildung 5).

Sehr auffällig verhielten sich die Nährstoffgehalte im Korn. Mit 0,30 bis 0,33 kg P/dt TM im Ern-tegut wurde der Tabellenwert der LUFA-Richtwerte von 0,41 kg P/dt TM bei Phosphor deutlich unterschritten. Die gemessenen Werte für Kali erreichten lediglich 0,39 bis 0,41 kg K/dt TM, im Vergleich zum Tabellenwert von 0,58 kg K/dt TM. Das zeigt, dass Kalkulationsrichtwerte für die Bilanzierung von Nährstoffen standortspezifisch Differenzen aufweisen können. Für eine qualifi-zierte Beurteilung sind sowohl Boden- als auch Inhaltsstoffuntersuchungen durchaus zu emp-fehlen.

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Abbildung 4: Wirkung der Düngung mit Phosphor und Kalium auf den Ertrag

(1998 – 2012), Dauerdüngungsversuch Gülzow

Abbildung 5: Relativertrag von Winterweizen nach Düngung mit Phosphor und

Kalium (1998 – 2012), Dauerdüngungsversuch Gülzow

Bodenbearbeitung und Aussaat Nach einer Erhebung der Statistischen Amtes MV werden mehr als 50 Prozent des Ackerlandes in Mecklenburg-Vorpommern pfluglos bewirtschaftet. Daran hat die Winterweizenfläche einen großen Anteil. Nichtwendende Bodenbearbeitung hat viele Vorteile gegenüber traditionellem Pflügen. So ist der Eingriff in die Bodenstruktur wesentlich gemindert, organische Masse bleibt an der Oberfläche bzw. in der oberen Schicht und führt so zu einer Verringerung der Erosions-gefährdung, zur besseren Tragfähigkeit des Bodens und Verbesserung des Wasserhaushaltes. Nicht zuletzt wird die Schlagkraft der Arbeitserledigung gesteigert und es werden Energie- und Maschinenkosten eingespart.

Winterweizen nach Rapsvorfrucht ist prädestiniert für eine pfluglose Bestellung. Der Raps hin-terlässt in der Regel eine gute Bodengare. Die relativ lange Zeitspanne zwischen Ernte und

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Wiederbestellung bietet sich für eine intensive Stoppelbearbeitung an und die Bodenbedingun-gen sind meistens im September optimal für eine konservierende Bearbeitung. Schwieriger wird die pfluglose Weizenbestellung bei Selbstfolge oder nach Silomais. Große Mengen an Stroh aus der Vorfrucht müssen möglichst gleichmäßig in den Boden eingearbeitet werden, um einen ausreichenden Bodenschluss zu gewährleisten und günstige Bedingungen für die Strohrotte zu schaffen. Gelingt dies nicht, steigt das Infektionspotential für pilzliche Schaderreger an. So wer-den besonders DTR-Blattdürre (Drechslera tritici-repentis) und Fusarium übertragen.

Ergebnisse eines langjährigen Bodenbearbeitungsversuches am Standort Gülzow machen die Probleme deutlich. In der Fruchtfolge Raps – Weizen – Weizen waren die Erträge nach pfluglo-ser Bestellung des Weizens nach Raps im Mittel um zwei Prozent höher als nach Pflugfurche. In der darauf folgenden Aussaat des Stoppelweizens schnitten die pfluglosen Varianten um 5 Prozent schlechter als die Pflugvariante ab. Vor allem nach der flachen Grubberbearbeitung wurde in den letzten Versuchsjahren ein extrem hoher Befall mit DTR-Blattdürre beobachtet, der von der ortsüblichen Fungizidbehandlung nicht erfasst wurde. In einer zweiten Fruchtfolge, Silomais – Weizen – Wintergerste wurden keine oder geringe Ertragsunterschiede gemessen. Die Belastung mit Fusarien war jedoch am Standort Gülzow in den letzten Jahren sehr gering, so dass in den pfluglosen Prüfgliedern kein erhöhter Befall festgestellt wurde. Aus diesen Ver-suchsergebnissen kann die Empfehlung abgeleitet werden, dass dem Stroh- bzw. Stoppelma-nagement bei konservierender Bodenbearbeitung ein besonderes Augenmerk geschenkt wer-den muss. Ausreichende Zerkleinerung, gleichmäßige Verteilung und Einmischung in die obere Bodenschicht fördern eine schnelle Rotte und verhindern Infektionsbrücken.

Tabelle 3: Relativerträge von Winterweizen nach verschiedenen Vorfrüchten und unterschiedlicher Bodenbearbeitung, Bodenbearbeitungsver-such Gülzow 1998 bis 2012

Winterweizen hat ein sehr langes Aussaatfenster. Während früher alte Weizensorten haupt-sächlich im Oktober gesät wurden und sich fast ausschließlich im Frühjahr bestockten, liegt die optimale Saatzeit gegenwärtig in Mecklenburg-Vorpommern zwischen dem 15. und 30. Sep-tember. Schlagkarteidaten aus den Referenzbetrieben der LFA belegen, dass im Mittel der Jah-re 2005 bis 2010 75 Prozent des Weizens im September gesät wurden und davon die Hälfte bereits vor dem 15. des Monats (Abbildung 6). Nach dem nassen Jahr 2011 wurde die Tendenz auch 2012 fortgesetzt. An der Graphik ist aber auch eine geringe Zunahme von Aussaaten En-de Oktober bis in den November zu erkennen. Gerade nach Silomais und Zuckerrüben wurde in den letzten Jahren auch noch im November Weizen mit Erfolg ausgesät. Die Auswertung der ökonomischen Ergebnisse rechtfertigt solche Entscheidungen. Auch wenn der Ertrag und die direktkostenfreie Leistung mit der Aussaatverspätung erheblich zurückgehen, so ist die relative Vorzüglichkeit des Weizens dem Sommergetreide weit überlegen (Abbildung 7). Im Mittel der Jahre 2007 bis 2012 erreichten Sommergerste und Hafer in den Referenzbetrieben der LFA eine Direktkostenfreie Leistung von 652 €/ha bzw. 482 €/ha. Das sind ca. 80 bzw. 60 Prozent im Vergleich zu im November gesätem Weizen.

Vorvorfrucht Wi‐Weizen Wi‐Raps Wi‐Gerste

Vorfrucht Wi‐Raps Wi‐Weizen Silomais

Prüfglied Ertrag (rel.) Ertrag (rel.) Ertrag (rel.)

Pflug tief 100 100 100

Grubber tief  102 95 100

Grubber flach  102 95 102

kombiniert Grubber/Pflug  102 94 102Anzahl (n) 11 8 10

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Abbildung 6: Saattermine von Winterweizen, Schlagkarteiauswertungen aus Re-

ferenzbetrieben der LFA

Abbildung 7: Ertrag und Wirtschaftlichkeit von Winterweizen nach Saatzeiten im

Mittel der Jahre 2007-2012, Schlagkarteiauswertungen aus Refe-renzbetrieben der LFA

Nicht nur die große Spanne in der Saatzeit, auch der Sortentyp und die Standortbedingungen erfordern eine angepasste Saatstärke. Die optimale Aussaatstärke des Winterweizens liegt auf mittleren Böden in MV bei etwa 220 bis 280 keimfähigen Körnern je Quadratmeter (kfK/m2). Mit der Möglichkeit, durch Precision Farming-Technik die Saatstärke teilflächenspezifisch zu variie-ren, entwickelte sich dazu die Fragestellung nach neuen Empfehlungswerten. In einer dreijähri-gen Versuchsserie wurden auf zwei Standorten des Versuchsfeldes Gülzow Saatstärkenversu-

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che mit zwei Sortentypen angelegt. Bei dem D5-Standort handelt es sich um die umlaufende Versuchsfruchtfolge mit Böden der Ackerzahl zwischen 45 und 55. Der D3-Standort ist eine als Grenzstandort ausgegliederte eigenständige Fruchtfolge mit weniger als 30 Bodenpunkten. Ausgesät wurden die beiden Sorten Jenga als Bestandestyp und Türkis als Ährentyp mit je 150, 225 und 300 kfK/m2. Im Mittel wurde die Eigenschaft der Sorte bestätigt. Jenga entwickelte un-abhängig vom Standort über 1.000 Triebe pro Quadratmeter und bildete mehr als 500 Ähren pro Quadratmeter. Türkis hatte eine wesentlich geringere Triebdichte und bildete etwa 100 Äh-ren weniger als Jenga (Abbildung 8). Im Kornertrag war Jenga der Sorte Türkis überlegen. Die Unterschiede in der Saatstärke führten bei Jenga auf dem D5-Standort nicht zu einer Wirkung auf den Ertrag. Auf dem Sandboden kam es durch die Erhöhung der Saatstärke zu geringen, statistisch nicht gesicherten Mehrerträgen (Abbildung 9). Bei Türkis wurde genau das Gegenteil beobachtet. Auf dem besseren Standort führte die höhere Saatstärke sogar zu gesicherten Mehrerträgen, auf dem Sandboden dagegen zu keinem Einfluss. In beiden Sorten und auf bei-den Standorten wurden mit Verringerung der Saatstärke höhere Rohproteinwerte im Korn ge-messen.

Abbildung 8: Einfluss der Saatstärke auf Bestandsparameter von Winterweizen,

Saatstärkenversuch Gülzow 2009 bis 2011

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Abbildung 9: Einfluss der Saatstärke auf den Ertrag von Winterweizen, Saat-stärkenversuch Gülzow 2009 bis 2011

Stickstoff- und Blattdüngung In Mecklenburg-Vorpommern werden gegenwärtig etwa 80 Prozent des Weizens als Qualitäts-weizen angebaut. Eines der wichtigsten Kriterien für den Handel ist dabei der Rohproteingehalt im Korn. Der Stickstoffdüngung wird deshalb in Produktionsverfahren eine besondere Rolle zu-gewiesen. Durch die Höhe und zeitliche Verteilung kann sowohl gezielt auf den Kornertrag, aber auch auf die Eiweißeinlagerung im Korn Einfluss genommen werden. Andererseits sind Stickstoffdüngemittel relativ teuer und wirken sich unmittelbar auf das ökonomische Ergebnis aus. Hohe Bilanzsalden führen zu einer erheblichen Gefahr des N-Austrages in die Oberflä-chengewässer und ins Grundwasser. Nicht erst durch die Anforderungen der EG Wasserrah-menrichtlinie sollte gezielt auf eine effektive Verwertung dieses Nährstoffs geachtet werden. Dass es dafür noch Handlungsbedarf gibt, beweist eine einfache Gegenüberstellung aus Pra-xisdaten (Abbildung 10).

Das Optimum der N-Düngung ist standort- und witterungsabhängig. Eine Ertragsfunktion kann nur durch exakte N-Steigerungsversuche ermittelt werden. Unter den Bedingungen, wie sie am Standort Gülzow vorherrschen, liegt das Ertragsoptimum bei 180 bis 200 kg N/ha (Abbildung 11). Rechnet man einen Qualitätszuschlag für A- bzw. E-Sorten hinzu, sind Düngungshöhen über 240 kg N/ha auf keine Weise gerechtfertigt.

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Abbildung 10: Einfluss der N-Düngung auf den Kornertrag von Winterweizen,

Schlagkarteiauswertungen aus Referenzbetrieben der LFA

Abbildung 11: Ertragsfunktion von Winterweizen, N-Steigerungsversuch Gülzow

2011, 2012

In einer speziellen Versuchsfrage wurde von 2010 bis 2012 gezielt die Wirkung unterschiedli-cher Düngestrategien auf den Rohproteingehalt im Korn am Standort Gülzow geprüft.

Zum Bestandsaufbau wurden 160 kg N/ha in unterschiedlicher Verteilung gedüngt (Abbildung 12). Die höchsten Kornerträge wurden bei etwa 200 kg N/ha in drei Gaben geerntet. Eine hohe erste und etwas verringerte zweite Gabe waren der verhaltenen Andüngung gegenüber leicht im Vorteil. Die Steigerung der Gesamtmenge auf 240 kg N/ha wirkte sich kaum auf den Ertrag aus und bestätigt die Ertragsfunktion für diesen Standort. Varianten der Düngung mit stabilisier-tem N-Dünger, ALZON oder eine Zweigabenstrategie konnten im Ertrag auch nicht überzeugen.

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Abbildung 12: Kornertrag von Winterweizen nach unterschiedlicher Düngestrate-

gie, N-Spätdüngungsversuch Gülzow 2010 bis 2012

Im Vordergrund der Untersuchungen stand aber die Frage nach der Sicherung hoher Eiweiß-gehalte im Korn. Dabei wurde die Wirkung der Steigerung der Qualitätsdüngung anschaulich bewiesen (Abbildung 13). Gegenüber der fehlenden dritten Gabe stieg der RP-Gehalt im Korn um ca. einen Prozentpunkt, wenn 40 kg N/ha als Qualitätsgabe gedüngt wurden (Vergleich der ersten und zweiten Säule der Graphik). Auch bei gleicher Höhe der Düngung in der Zweigaben-verteilung (Säule 100 + 100 KAS) wurde 0,5 Prozent RP weniger im Korn gemessen als bei der Düngung 100 + 60 + 40 kg N/ha als KAS.

Die Erhöhung der Spätdüngung auf 80 kg N/ha hatte in allen vergleichbaren Varianten noch-mals eine Steigerung des Rohproteingehaltes um ca. einen Prozentpunkt zur Folge. Unter den Versuchsbedingungen wirkte sich die Düngung mit schwefelhaltigem Düngemittel zur Qualitäts-gabe nicht auf den Ertrag oder den Eiweißgehalt aus.

Aus den Ergebnissen kann geschlussfolgert werden, dass unter den Gülzower Standortbedin-gungen durch eine betonte erste N-Gabe leichte Ertragsvorteile gegenüber einer verhaltenen Andüngung erzielt wurden. Der Rohproteingehalt im Korn unterscheidet sich nicht. Darauf wirkt erst die Qualitätsdüngung. Die Höhe muss den Einflüssen des Standortes und Jahres ange-passt werden. Unter Versuchsbedingungen wurde bei der Steigerung bis auf 80 kg N/ha eine Wirkung auf den Rohproteingehalt im Korn nachgewiesen. Schwefelspätdüngung hatte demge-genüber keinen Einfluss. Die Anwendung von stabilisiertem Dünger brachte keine Vorteile.

Die Blattdüngung mit verschiedenen Mikronährstoffen wird als Maßnahme verstanden, die bei guten Voraussetzungen des Bestandes dazu beitragen kann, die Pflanzen in ihrer Vitalität zu fördern und ein hohes Ertragspotential zu sichern. Es ist keine Maßnahme, um Fehler in der Bestandesführung zu reparieren. Im Mittel einer vierjährigen Versuchsanstellung mit zufällig ausgewählten Handelsprodukten und nach Anwendungsempfehlungen der Hersteller wurden durch Blattbehandlungsmaßnahmen keine signifikanten Ertragsunterschiede gemessen (Abbil-dung 14). Eine Wirkung auf den Rohproteingehalt im Korn konnte ebenfalls nicht festgestellt werden. Aus Beratungsempfehlungen und vielen Diskussionen in der Praxis wurde die Schwe-felversorgung in der Einlagerungsphase durch Blattdüngungsmaßnahmen besonders geprüft. Auch hierbei wurden keine Wirkungen auf den RP-Gehalt im Korn ermittelt. Die geprüften Mittel erfassen natürlich nicht die gesamte Angebotsbreite. Die ausgeglichene Versorgung mit Grund-nährstoffen und eine standortangepasste Bestandesführung sollten aber immer im Vordergrund stehen.

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Abbildung 13: Rohproteingehalt im Winterweizen nach unterschiedlicher Dünge-

strategie, N-Spätdüngungsversuch Gülzow 2010 bis 2012

Abbildung 14: Kornertrag von Winterweizen nach Blattdüngung mit Mikronähr-

stoffen, Blattdüngungsversuch Gülzow 2009 bis 2011

Düngung mit Biogasgärresten Durch den Umstieg auf alternative Energiegewinnung kam es in den vergangenen Jahren zu einem rasanten Ausbau der Biogaswirtschaft. Infolgedessen stieg auch der Anfall von Gärres-ten besonders in Gebieten mit einer hohen Anlagendichte erheblich an. Biogasgärreste sind ähnlich wie Gülle oder Stalldung bei richtiger Anwendung hochwertige organische Düngemittel und wichtige Nährstofflieferanten im landwirtschaftlichen Kreislauf. Probleme bereiten allerdings eine optimale Einordnung der Ausbringung auf die landwirtschaftlichen Flächen und die genaue Beurteilung der Düngewirkung der einzelnen Nährstoffe. Im Vordergrund steht dabei der Stick-stoff. Durchschnittliche Gärreste enthalten bei etwa 4 bis 7 Prozent Trockensubstanz 4 bis 5 kg

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Stickstoff je Kubikmeter Substrat. Der Stickstoff liegt zum einen in Ammoniumform relativ leicht verfügbar vor, zum anderen aber muss organisch gebundener Stickstoff erst mineralisiert wer-den. Je nach Ausgangsstoffen der Vergärung kann der Ammoniumanteil zwischen 40 und fast 80 Prozent betragen. Übermäßige Gülle- oder Gärrestausbringung auf beispielsweise Maisflä-chen oder die Applikation im Herbst, um Lagerraum in der Sperrfrist vorzuhalten, gibt Anlass zu immer stärkerer Kritik wegen zu hoher N-Verluste und Austräge in Gewässer. Die Düngung der Wintergetreide- und Rapsflächen im zeitigen Frühjahr mit Gärresten bieten sich förmlich als Alternative an. Diese Fruchtarten haben ab Vegetationsbeginn eine hohe Nährstoffaufnahme und müssen kontinuierlich versorgt werden. Unter den Bedingungen von Mecklenburg-Vorpommern ist in den Frühjahrs- und Vorsommermonaten nicht mit einer nennenswerten Wasserversickerung zu rechnen, so dass N-Verluste auch nach der Nitratbildung nicht zu er-warten sind.

In der Landesforschungsanstalt MV wurden ab 2009 Fragen des Gärresteinsatzes im Winter-weizen in die Versuchsanstellung aufgenommen und im Rahmen eines Projektes zur Umset-zung der Wasserrahmenrichtlinie verstärkt. Der Versuch zur Bodenbearbeitung wurde bereits beschrieben. Seit 2010 erfolgt der Einsatz von Gärresten zu allen Fruchtarten als erste N-Düngung zu Vegetationsbeginn in praxisrelevantem Ansatz. Zu den Fruchtarten Raps, Winter-weizen und Wintergerste werden jeweils ca. 25 Kubikmeter Substrat pro Hektar ausgebracht. Der Gärrest wird aus einer Biogasanlage geliefert, die Rindergülle und Kosubstrate vergärt und hat eine recht konstante Zusammensetzung. Der Ammoniumanteil beträgt ca. 60 Prozent am Gesamtstickstoff. Das Mineraldüngeäquivalent wird nach Düngeverordnung wie Rindergülle berechnet. Im Ausbringungsjahr werden danach 60 Prozent des Gesamtstickstoffs berücksich-tigt, im folgenden Jahr nochmals 20 Prozent und die restlichen 20 Prozent wurden als unver-meidbare Verluste eingestuft. Die Bemessung des Düngebedarfs erfolgte nach Stickstoffbe-darfsanalyse unter Berücksichtigung der Nmin-Gehalte im Frühjahr.

Der Ertragsvergleich über den Versuchszeitraum zeigt keine gesicherten Unterschiede zwi-schen der Düngung mit Gärresten und der rein mineralischen Düngung (Abbildung 15). Auch in den Vegetationsbeobachtungen in der Schossphase und während der Ertragsbildung waren die Gärrestvarianten optisch nicht von den ausschließlich mineralisch gedüngten Versuchsgliedern zu unterscheiden. Um bei dem Verfahren gasförmige Stickstoffverluste zu verringern, wird seit 2011 der Gärrest mit entsprechender Technik eingeschlitzt (Abbildung 16). In ersten speziellen Versuchen zum Vergleich der Ausbringung im Schleppschlauch- oder Schlitzverfahren bzw. der pH-Wertabsenkung durch Säurezusatz am Standort Gülzow sind einjährig durch das Einschlit-zen Ertragsvorteile und durch die Ansäuerung eine Erhöhung des Rohproteingehaltes im Korn gemessen worden.

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Abbildung 15: Kornertrag von Winterweizen nach Gärrest- und Strohdüngung,

Bodenbearbeitungsversuch Gülzow 2010 bis 2013

Abbildung 16: Gärrestdüngung im Winterweizen mit Schlitztechnik, Bodenbear-

beitungsversuch Gülzow 2013

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Wirtschaftlichkeit Der Winterweizen hat eine überragende Bedeutung im Marktfruchtbau Mecklenburg-Vorpom-merns. Nahezu ein Viertel der betrieblichen Erträge der Ackerbaubetriebe im Land werden mit Weizen erzielt. Der Ertrag des übrigen Pflanzenbaus liegt mit 37 Prozent genauso hoch wie die Einkünfte aus der Tierproduktion, Zuschüssen und sonstiger Produktionszweige zusammen (Abbildung 17). Eine Ursache für die hohe Attraktivität des Weizens ist die gute Qualität, die in Mecklenburg-Vorpommern erzeugt wird. Der Preisvorteil von Qualitätsweizen und der hohe Erfahrungsschatz der Landwirte in der Produktionstechnik führen dazu, dass E- und A-Sorten einen Anteil von mehr als 80 Prozent am Weizenanbau des Landes haben (Abbildung 18). Da-bei kam es nach der Markteinführung der damals überragenden Sorte Akteur in den Jahren 2007 bis 2010 zu einem Anteil des E-Weizens bis zu 30 Prozent. Seit 2009 wird wieder eine rückläufige Tendenz beobachtet. Neue ertragsstarke Sorten und geringere Preisunterschiede begünstigten die Ausdehnung des A-Weizenanbaus.

Ein Vergleich der direktkostenfreien Leistungen der Mähdruschfrüchte in den Referenzbetrieben der LFA MV zeigt deutlich die Überlegenheit von Winterweizen und Winterraps (Abbildung 19). Weizen und Raps liegen in der Wirtschaftlichkeit auf einem vergleichbaren Niveau. In einzelnen Jahren wie z. B. 2007 und 2009 beeinflussten stark unterschiedliche Erzeugerpreise die relative Vorzüglichkeit beider Fruchtarten, so dass sich große Differenzen ergaben. Die Einbeziehung der Vorfruchtwerte verdeutlicht die ökonomischen Vorteile des Rapses für den umfangreichen Qualitätsweizenanbau in MV (Abbildung 3). Der Raps- und Qualitätsweizenanbau sind eng mit-einander verbunden. Nach Raps werden im Weizen die höchsten Erträge und Rentabilität er-zielt.

Abbildung 17: Zusammensetzung der betrieblichen Erträge von Ackerbaubetrie-

ben in MV (Testbetriebsergebnisse 2011)

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Abbildung 18: Anbauanteil von Winterweizen nach Qualitätsklassen, Schlagkar-

teiauswertungen aus Referenzbetrieben der LFA MV

Abbildung 19: Direktkostenfreie Leistung von Mähdruschfrüchten in Referenzbe-

trieben der LFA MV

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Fazit Winterweizen nimmt unter den Marktfrüchten in Mecklenburg-Vorpommern eine führende Stel-lung ein. Mehr als 30 Prozent der Ackerfläche werden mit Weizen bestellt. Das bedeutet, dass auch auf Standorten, die von ihren physikalischen und klimatischen Bedingungen nicht günstige Voraussetzungen bieten, Weizen angebaut wird. Um den hohen Anforderungen dieser Fruchtart gerecht zu werden, sind die Fruchtfolge und Nährstoffversorgung unbedingt optimal auf den Weizen auszurichten. Regelmäßige Versorgung mit Phosphor und Kali nach Empfeh-lungen der Offizialberatung hat in einer langjährigen Versuchsreihe zum höchsten Ertrag ge-führt. In die Berechnung des Nährstoffbedarfs für die Düngung sollten durch regelmäßige Ana-lysen der Bodenvorräte und der Inhaltsstoffe in den Ernteprodukten die spezifischen Bedingun-gen des Betriebes einbezogen werden. Die langjährigen Untersuchungsreihen haben auf dem Standort Gülzow regelmäßig geringere P- und K-Gehalte im Weizen nachgewiesen als in den Richtwerttabellen angegeben waren.

Weizen eignet sich sehr gut für Verfahren der konservierenden Bodenbearbeitung. Der hohe Anteil nach Vorfrucht Raps ist geradezu prädestiniert für eine pfluglose Bestellung. Aus der Sicht einer Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes, speziell der Verringerung von Gly-phosatspritzungen, sollte ein relativ langer Zeitraum zwischen der Rapsernte und der Weizen-bestellung für mechanische Maßnahmen genutzt werden. Nach Vorfrucht Mais und in Selbstfol-ge ist ein Pflugverzicht schwieriger. Durch gezielte Bearbeitung muss eine möglichst vollständi-ge Einarbeitung der Ernterückstände gesichert werden. Stoppelweizen darf wegen der Infekti-onsgefahr mit pilzlichen Schaderregern nicht zu früh gesät werden. Beim Mais kommt es meis-tens gerade wegen der späten Ernte auf eine hohe Schlagkraft an. Das Mulchen der Stoppeln und ein intensives Mischen mit entsprechenden Werkzeugkombinationen können aber auch ohne Pflug zufriedenstellende Bedingungen schaffen.

Die Saatstärke ist dem Standort und Sortentyp anzupassen. Während Bestandestypen beson-ders auf besseren Böden in der Lage sind, auch nach dünneren Aussaaten Trieb- und Ähren-zahlen auszugleichen und hohe Erträge zu erzielen, brauchen Einzelährentypen ein Mindest-maß an Pflanzen. Auf Weizengrenzstandorten wirkte sich dagegen eine Saatstärkenreduzie-rung bei dem Bestandestyp negativ auf den Ertrag aus. Der Rohproteingehalt im Korn war in beiden Sorten und auf beiden Standorten nach der geringen Saatstärke am höchsten.

Weizen steht oft auch zu Recht in der Kritik, dass besonders die Stickstoffsalden nach seinem Anbau zu hoch sind. Für die Sicherung eines hohen Eiweißgehaltes im Korn, eines der grund-legenden Qualitätskriterien, ist vor allem eine späte N-Düngung von außerordentlicher Wichtig-keit. Durch eine realistische standortbezogene Ertragseinschätzung und eine vorausschauende Gabenteilung besteht aber vielerorts noch Einsparpotential. Wichtig sind die Berücksichtigung der organischen Düngung auch aus dem Vorjahr, die Einbeziehung des Nachlieferungspotenti-als des Standortes und die aktuelle Bestandsentwicklung zum Zeitpunkt der Düngeentschei-dung. Durch eine Spätdüngung mit schwefelhaltigen Düngemitteln und durch Blattdüngung mit Mikronährstoffen wurden keine gesicherten Mehrerträge und keine Verbesserung der Qualität nachgewiesen.

Gülle und Gärreste aus der Biogaserzeugung sollten zukünftig viel stärker im Frühjahr in den Mähdruschfrüchten eingesetzt werden. Sie enthalten neben Stickstoff eine Vielzahl von Nähr-stoffen und können als organische Düngung einen Beitrag zur Verbesserung der Bodenfrucht-barkeit leisten. Der Einsatz von Gärresten zur ersten N-Düngung zu Vegetationsbeginn im Frühjahr hat mehrjährig nicht zu Ertragsminderungen geführt. Mit neuen Verfahren, wie Schlitztechnik oder Ansäuerung, können dabei Stickstoffverluste durch Ammoniakausgasung vermindert werden.

Nicht durch Untersuchungen belegt, aber im Ergebnis vieler Beobachtungen in Landwirt-schaftsbetrieben ist aufgefallen, dass die Arbeitsorganisation im Betrieb einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg im Anbauverfahren ausübt. Landwirte mit einer hohen Schlagkraft und einer guten Logistik im Betrieb sind besser in der Lage, agrotechnische Maßnahmen terminge-rechter auszuführen. Frühe Aussaat im September in optimal vorbereiteten Boden sind beste Ausgangsbedingungen für gleichmäßige Bestandsentwicklung in Herbst. Hohe Schlagkraft bei der Stickstoffdüngung trägt dazu bei, die Düngetermine dem Pflanzenbedarf anzupassen und

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nicht der Technikverfügbarkeit. Ähnliches gilt für den Pflanzenschutz. Flexibilität bei der Ernte entscheidet oft über die Sicherung einer hohen Qualität des Weizens. Und nicht zuletzt ist die Strohbergung und Stoppelbearbeitung als Maßnahme der Feldhygiene wieder Voraussetzung für den erfolgreichen Anbau der Nachfrucht.

Literaturverzeichnis GOLISCH, MICHEL (2008), Sekundäranalyse regionaler Zusammenhänge aus der Besonderen

Ernteermittlung (BEE). http://www.landwirtschaft-mv.de

StatA MV (2012): Statistische Berichte, Bodennutzung und Ernte in Mecklenburg-Vorpommern 2012“ Statistisches Amt MV, http://service.mvnet.de/statmv/daten_stam_berichte/e-bibointerth05/landwirtschaft/c-i__/c103__/daten/c103-2012-00.pdf

StatA MV (2013): Statistische Berichte, Bodennutzung der Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern. http://www.statistik-mv.de/cms2/STAM_prod/STAM/de/la/Veroeffentlich-ungen /index.jsp?para=e-BiboInterTh05&linkid=060102&head=0601

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Gestaltung des Anbauverfahrens von Hybrid-Wintergerste unter den natürlichen Bedingungen in MV

Eckhard Lehmann, Birgit Burmann

Abstract: Winter barley for feed production is often the last crop in a crop rotation. It has high demands on production technology and due to its early harvest date, it is indispensable as a previous crop before oilseed rape. In addition to yield advantages of hybrids compared to line varieties, differences in vegetative growth and rate of development have been reported. Be-cause of a lower sowing density, stocking and differentiation of ears in hybrids was much stronger affected by weather than in line varieties. Hybrid varieties should be moderately ferti-lized at the beginning of the vegetation period. On better soils, however, an insufficient initial N supply can lead to reduced yields. On sandy soils, a reduction of the total quantity of N caused yield losses. The use of stabilized N fertilizers applied as a single high dose did not have yield advantages compared to split N rates. The cropping system of line and hybrid varieties for feed production differs only marginally. Higher seed costs were compensated in all trial years by yield increments.

Zusammenfassung Die Wintergerste steht als Futtergetreide meistens als abtragende Frucht am Ende der Frucht-folge und wird überwiegend nach Getreide angebaut. Wegen ihrer frühen Reife ist sie unter den Bedingungen Mecklenburg-Vorpommerns als Rapsvorfrucht unverzichtbar. Sie stellt hohe An-sprüche an die Produktionstechnik.

Mit der Zulassung und Etablierung von Hybridsorten wurde es notwendig, Besonderheiten der Produktionstechnik dieser Typen gegenüber den bekannten Liniensorten zu prüfen und Anbau-empfehlungen zu erarbeiten. Neben Ertragsvorteilen wurden Unterschiede zu den Liniensorten im vegetativen Wachstum und in der Entwicklungsgeschwindigkeit beschrieben. Welche Mög-lichkeiten bestehen, um auf diese Faktoren Einfluss zu nehmen und welche Auswirkungen auf den Ertrag zu erwarten sind, sollte näher untersucht werden.

2008 wurde an der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern am Standort Gülzow eine Versuchsserie begonnen. Geprüft wurden Linien-, Hyb-rid- und Winterbraugerstensorten mit variierter Saatstärke und N-Düngung auf zwei Standortbe-reichen.

Bei gleichen Ausgangsbedingungen wurden Unterschiede bei der Anzahl der Triebe nach der Bestockung und der Ährenzahl im Mittel der Sortentypen nachgewiesen. Wegen der geringeren Saatstärke der Hybriden hat die Witterung bei ihnen einen wesentlich stärkeren Einfluss auf die Bestockung und Differenzierung der Ährenanlagen. Die Möglichkeit, bereits mit der Saatstärke einen gezielten Einfluss auf die Bestandsentwicklung zu nehmen, ist sehr gering. Optimale Saatstärken für Liniensorten liegen bei 250 bis 200 kfK/m2 auf besseren Böden und um ca. 200 kfK/m2 auf Sandböden. Für Hybridsorten sind 140 bis 160 kfK/m2 für alle Standorte zu empfeh-len.

Mit einer gezielten Stickstoffdüngung ist es möglich, in gewissem Rahmen Einfluss auf die Be-standsentwicklung, den Ertrag und die Qualität des Erntegutes zu nehmen. Hybridsorten sollten zu Vegetationsbeginn verhalten angedüngt werden. Zu geringe N-Startgaben auf besseren Standorten können allerdings zur Verringerung der Bestandesdichte und zu Mindererträgen führen. Auf Sandböden führt eine Reduzierung der N-Gesamtmenge zu Mindererträgen. Auch bei einer schlechteren Effizienz ist eine bedarfsgerechte Düngung erforderlich. Die Einmaldün-gung mit stabilisiertem Stickstoffdünger brachte in den Untersuchungen keine Ertragsvorteile gegenüber geteilten N-Gaben. Betriebliche Erfahrungen, arbeitswirtschaftliche Gesichtspunkte und standörtliche Besonderheiten sind von ausschlaggebender Bedeutung.

Linien- und Hybridsorten zur Futtergerstenproduktion unterscheiden sich im Anbauverfahren unwesentlich. Die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit beschränkt sich deshalb auf einen Ver-

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gleich der Saatgutkosten. Der zur Deckung erforderliche Mehrertrag von 2,8 dt/ha wurde in al-len Versuchsjahren auf beiden Standorten erreicht.

Wissensstand und Problemstellung Wintergerste hat im Ackerbau Mecklenburg-Vorpommerns nach wie vor einen wichtigen Platz. Auch wenn sie in der einfachen Betrachtung der Wirtschaftlichkeit nicht mit der relativen Vor-züglichkeit des Winterweizens und Winterrapses vergleichbar ist, spielen Faktoren wie Vor-fruchteignung für Raps, arbeitswirtschaftliche Unterschiede, Standortansprüche, Nutzung des Strohs u. a. eine große Rolle. Gerste wird in der Regel als abtragende Frucht nach Getreide angebaut und kann in intensiven Marktfruchtfolgen zu einem gewissen Risikoausgleich beitra-gen. Im Zuge des sich ausdehnenden Anbauumfanges von Silomais für die Energieerzeugung bekommt die Gerste weitere Konkurrenz um die Anbaufläche.

Der Zuchtfortschritt wurde in den vergangenen Jahren bei allen Getreidearten kritisch diskutiert. Auch bei der Gerste stehen neben hohen und stabilen Erträgen Merkmale für Standfestigkeit, Halm- und Ährenknicken, Krankheitsresistenz und Kornqualität auf der Agenda.

Im Jahr 2008 wurde mit der Sorte Zzoom erstmalig eine Hybridsorte bei der Wintergerste in Deutschland zugelassen. Damit wird ein größeres Potential bezüglich des Ertragsvermögens, aber auch verschiedener agrotechnischer Eigenschaften erwartet. Nach Angaben des Züchters sollen Hybriden über ein höheres Nährstoffaneignungsvermögen gegenüber Liniensorten verfü-gen. Es wird bei simulierter Extremsituation von einer um ca. 10 % höheren Stickstoff-Effizienz ausgegangen (Syngenta Informationsmaterial 2012).

Die veränderten Eigenschaften erfordern aber auch eine angepasste Produktionstechnik. Vom Züchter wird besonders mit verringerter Saatstärke und differenzierter N-Düngeempfehlung auf den vitaleren Wuchstyp der Hybriden reagiert. Ob diese Empfehlungen aber auch unter den spezifischen Standortbedingungen in Mecklenburg-Vorpommern zum Erfolg führen, muss wei-ter untersucht werden.

Zur Untersuchung der Besonderheiten in der Anbautechnik von Hybridwintergerste wurden ab 2008 zwei komplexe Versuche mit verschiedenen Sortentypen angelegt. Es sollten der Einfluss des Standortes, der Saatstärke, der N-Düngermenge, der N-Verteilung der Einzelgaben und der Düngerform auf den Ertrag von mehrzeiligen und zweizeiligen Liniensorten und Hybriden auf den Ertrag und ausgewählte Qualitätsparameter ermittelt werden.

Standort Ein Versuch wurde in die ortsübliche Fruchtfolge der rotierenden Versuche eingeordnet (besse-rer Boden). Die Standortbonität wird mit Ackerzahlen zwischen 45 bis 50 eingestuft. Der zweite Versuch wurde auf einem als Grenzstandort ausgewiesenen Teil des Versuchsfeldes angelegt (Sandboden). Die durchschnittliche Ackerzahl dieser Fläche liegt zwischen 25 und 35.

Gülzow befindet sich im Landkreis Rostock. Vorherrschender Bodentyp des Versuchsfeldes ist eine Pseudogley-Parabraunerde mit den dominierenden Bodenarten lehmiger Sand bis stark sandiger Lehm mit Ackerzahlen zwischen <30 bis 56. Zeitweise wird der Boden durch Staunäs-se beeinflusst. Der Standort wird durch ein maritim beeinflusstes Binnentieflandklima mit einer mittleren Jahrestemperatur von 8,6 °C und einem durchschnittlichen Jahresniederschlag von 569 mm charakterisiert.

Versuchsanlage Die Versuchsanlage „Komplexversuch Wintergerste“ wurde als einfaktorielle Blockanlage A-Bl. mit 4 oder 5 Wiederholungen entwickelt (Tabelle 1).

Dabei hatte der Versuch in der ortsüblichen Fruchtfolge 16 Prüfglieder und der auf dem Grenz-standort 12 Prüfglieder, da die Untersuchung des Anbaus zweizeiliger Sorten mit dem Ziel der Erzeugung von Winterbraugerste nur auf dem besseren Boden erfolgte.

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Tabelle 1: WG Komplexversuch 2009 bis 2011 - besserer Boden / Sandboden Prüffaktoren (Anzahl der Stufen)

PG Typ Sorte Saatstärke N-Düngung N-Verteilung N-Form

Anzahl der Stufen (besserer Boden / Sandboden)

1 mz Lomerit 2 / 3 1 / 1 1 / 1 1 / 1

2 mz Fridericus 1 / 3 1 / 1 1 / 1 1 / 1

3 Hy Zzoom 2 / 2 1 / 2 3 / 3 2 / 2

4 Hy Yoole 2 / 2 1 / 2 3 / 1 2 / 1

5 zz Wintmalt 1 / - 2 / - 3 / - 2 / -

6 zz Malwinta 1 / - 1 / - 1 / - 1 / -

Als Bezugsbasis und zum indirekten Vergleich mit dem Landessortenversuch (LSV) wurden die mehrzeiligen Sorten Lomerit und Fridericus mit ortsüblicher Intensität angebaut. Für die Unter-suchung der Hybridsorten kamen die Sorten Zzoom und Yoole zur Auswahl. In den Prüfgliedern 3 und 4 wurden die Parameter Saatstärke und N-Düngung entsprechend der Empfehlung des Züchters festgelegt. Abweichend davon erfolgte in weiteren Prüfgliedern eine Variation der Ga-benteilung und der Düngerform bei der N-Düngung. Damit sollten ein differenziertes Stickstoff-angebot zum Vegetationsbeginn und ein variierter Bestandsaufbau provoziert werden. Für die Diskussion zur weiteren Reduzierung der Saatgutkosten durch Verringerung der Saatmenge wurde die Saatstärke beider Sorten um 30 Prozent verringert. Zum Vergleich erfolgte diese Re-duzierung auch in der Sorte Lomerit.

Auf dem Grenzstandort richteten sich die Untersuchungen auf die Reduzierung der Saatstärke und die N-Düngermenge. Ausgehend von einem schlechteren Wasserhaltevermögen der leich-ten Böden sollte geprüft werden, ob bei den Liniensorten durch geringere Saatstärke auch eine Verringerung der Triebzahl im Frühjahr und die Reduzierung unproduktiver Triebe erreicht und dadurch das begrenzte Wasserangebot besser ausgeschöpft werden kann. Bei den Hybridsor-ten ging es darum, das auf diesem Standort geringere Ertragsvermögen auch mit einer redu-zierten N-Düngermenge zu erreichen.

Witterung und Wachstum 2009 führte Trockenheit im April und teilweise auch im Mai zu relativ geringen Bestandesdich-ten. Die Wirksamkeit der zweiten Stickstoffgabe war wegen fehlender Bodenfeuchte einge-schränkt. Im Versuch konnte bereits Ende April leichter Trockenstress beobachtet werden, der sich bis zur Reifephase fortsetzte. Besonders auf dem Grenzstandort traten Zwiewuchs und Ährenknicken auf.

2010 setzte eine deutliche Frühjahrsentwicklung erst mit ansteigenden Temperaturen im April ein. Der kühle und feuchte Mai begünstigte die Entwicklung einer noch ausreichenden Bestan-desdichte mit durchschnittlich 720 Ähren/m2 auf dem besseren Boden und 520 Ähren/m2 auf dem Sandboden. Die Hitze und Trockenheit im Juli führten zu einer schnellen Reife.

Die anhaltenden Kahlfröste im Februar bewirkten eine deutliche Frühjahrsentwicklung auch 2011 erst mit ansteigenden Temperaturen im April. Die lange Trockenheit von März bis zum Mai wurde durch die Gerste auf dem besseren Boden relativ gut toleriert. Auf dem Sandboden kam es dagegen zu erheblichem Stress. Es wurden lediglich 380 Ähren/m2 gezählt, das war die geringste Bestandesdichte während der Versuchsreihe.

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Einfluss des Sortentyps auf ausgewählte Bestandsparameter Die Aussaat der Versuche erfolgte in allen Jahren im optimalen Zeitraum. Die Bestockung wird maßgeblich von der Jahreswitterung beeinflusst. 2009 wurden auf dem besseren Standort im Mittel der beiden Liniensorten weniger als 900 Triebe/m2 gezählt. 2010 waren es in beiden Sor-ten knapp über 1.000 Triebe/m2 und 2011 bildete die Sorte Fridericus sogar 1.250 Trieb/m2. Auf dem Sandboden war der Bestandsaufbau wesentlich differenzierter. 2009 und 2010 entwickelte Lomerit um die 850 Triebe/m2 und Fridericus etwa 1.040 Triebe/m2. In dem durch Trockenheit beeinflussten Frühjahr 2011 wurden in Lomerit nur 560 und in Fridericus 820 Triebe/m2 gezählt.

Eine Beziehung zwischen der Anzahl der Triebe und der Anzahl der Ähren ist allerdings nicht zu beobachten. Auf dem besseren Boden wurden immer zwischen 500 und 600 Ähren/m2 ge-zählt. Auf dem Sandboden erreichte Lomerit nur 350 bis knapp 400 Ähren/m2, während bei Fri-dericus die Zahlen zwischen 400 und 500 differierten.

Die Hybridsorten Zzoom und Yoole reagierten im Bestandsaufbau deutlich unausgeglichener als die Liniensorten Lomerit und Fridericus. Der Feldaufgang war in allen Jahren problemlos. Die als positive Sorteneigenschaft der Hybriden beschriebene Wüchsigkeit wird durch die Un-tersuchungen bestätigt (Tabelle 2). Auf dem besseren Boden konnten nahezu in allen Zählun-gen mehr als 1.000 Triebe/m2 nach der Bestockung ermittelt werden und das bei einer deutlich verringerten Saatstärke von 140 bzw. 160 kfK/m2. Die Anzahl der Ähren lag im Durchschnitt der drei Jahre bei beiden Sorten exakt gleich bei 553 Ähren/m2. Dieser Wert ist mit dem der Li-niensorten vergleichbar. Die jährlichen Schwankungen waren allerdings größer als bei den Ver-gleichssorten.

Ähnlich wie bei den Liniensorten wurde auf dem Sandboden eine wesentlich geringere Bestan-desdichte aufgebaut als auf dem besseren Standort. 2010 wurden im Durchschnitt beider Sor-ten etwa 1.000 Triebe/m2 und im Folgejahr lediglich 750 Triebe/m2 gebildet. Auch die Ährenzah-len schwankten zwischen 400 und 600 Ähren/m2. Damit entwickelten die Hybridsorten trotz deutlich verringerter Saatstärke mit den Liniensorten vergleichbare Feldbestände.

Tabelle 2: Bestandsparameter von Hybridgerste auf besserem Boden

Prüfglied Jahr Keimpflanzenzahl Triebdichte Bestandesdichte

Zzoom Mittel 09 bis11 139 1.041 553

Yoole Mittel 09 bis11 163 1.136 553

Zzoom/Yoole Mittel 2009 138 989 552

Zzoom/Yoole Mittel 2010 161 1.179 638

Zzoom/Yoole Mittel 2011 155 1.098 469

Zzoom/Yoole Mittel alle 151 1.089 553

Einfluss der Saatstärke auf ausgewählte Bestandsparameter Die Reduzierung der Aussaatstärke bei der Liniensorte Lomerit um 80 kfK/m2 auf dem besseren Boden hatte im Frühjahr eine Verringerung der Triebzahl um etwa 100 Triebe/m2 zur Folge. Dies wurde in jedem Jahr festgestellt. Die Anzahl der Ähren tragenden Halme verringerte sich nach Reduzierung der Saatmenge allerdings nur 2009 um 80 Ähren/m2. In den Folgejahren konnten keine Unterschiede festgestellt werden.

Auf dem Sandboden war der Jahreseinfluss deutlich stärker. Im Mittel der Versuchsdauer war die Anzahl der Triebe bei allen Saatstärken nahezu gleich. Die Ährenzahl lag nach der gerings-ten Saatstärke von nur 150 kfK/m2 um 50 Ähren/m2 höher als bei den anderen Prüfgliedern.

Im Mittel der Versuchsjahre führte die Verringerung der Saatstärke bei der Hybridgerstensorte Zzoom auf dem besseren Standort zu einer etwas verringerten Triebzahl, wirkte sich jedoch nicht auf die Anzahl der Ähren aus. Auf dem Sandboden wurden sowohl deutlich weniger Trie-be als auch weniger Ähren gezählt.

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Einfluss der N-Düngung auf ausgewählte Bestandsparameter Auf dem besseren Boden wurden drei Düngestufen mit beiden Hybridsorten geprüft. Die Basis für die Berechnung der N-Menge war die Stickstoffbedarfsanalyse. Für den Standort Gülzow wird langjährig von einem Düngebedarf für Wintergerste von 150 kg/ha N ausgegangen. Die allgemeine Empfehlung für die Stickstoffdüngung von Hybridgerste lautete, zum Zeitpunkt des Versuchsbeginns eine Gabenteilung der N-Menge in zwei Teilmengen vorzunehmen und dabei ca. ein Drittel zur ersten, zum Vegetationsbeginn, und zwei Drittel der Menge in der zweiten Gabe, zum Schossen, zu applizieren. Im Gegensatz zu Liniensorten, bei denen die erste Gabe betont wurde, sollte nicht zusätzlich übermäßiges Wachstum im Frühjahr gefördert werden.

Im Vergleich zur Standarddüngung (60 + 90 kg N/ha) führte die Verringerung der N-Menge zur ersten Gabe auf 30 kg N/ha bei beiden Sorten im Mittel der Jahre zu einer geringeren Anzahl Triebe/m2 und Ähren tragender Halme im Gesamtmittel um mehr als 20 %.

Die Anwendung eines stabilisierten N-Düngers in einer Gabe zu Vegetationsbeginn bewirkte bei der Sorte Zzoom im Mittel einen Anstieg der Triebzahlen und eine Erhöhung der Ährenzahlen. Bei der Sorte Yoole wurde die Anzahl Ähren tragender Halme gegenüber der geteilten Düngung etwas verringert.

Auf dem Sandboden stand die Verringerung der N-Menge im Focus der Untersuchungen. So-wohl bei der geteilten als auch bei der Einmaldüngung konnten im Mittel der Jahre keine auffäl-ligen Wirkungen auf die Anzahl der Bestockungstriebe abgeleitet werden. Die Ährenzahlen la-gen jedoch in den beiden Varianten mit um 40 kg N/ha geringerem Stickstoffaufwand deutlich unter dem Vergleich.

Einfluss des Sortentyps auf den Ertrag 2009 wurde auf dem besseren Boden im Durchschnitt des Versuches ein Kornertrag von 78,7 dt/ha erzielt. Das war deutlich geringer als das Ertragsniveau des Landessortenversuches auf dem Standort Gülzow (MICHEL et al., 2013). Die Ursachen sind in einer Benachteiligung des Versuches gegenüber dem LSV durch die kleinräumig wechselnden Bodenbedingungen des Standortes in Verbindung mit der Jahreswitterung zu suchen. 2010 lag der Durchschnittser-trag bei 88,0 dt/ha und entsprach dem Ertragsvermögen des LSV. Auch im Jahr 2011 wurde trotz der extremen Frühjahrstrockenheit mit 86,4 dt/ha ein ansprechender Ertrag erzielt.

Die Hybridsorten Zoom und Yoole wurden vom BSA mit der höchsten Ertragsleistung der Sor-ten eingestuft. Die unter den Versuchsbedingungen nachgewiesenen Ertragsunterschiede zu den Liniensorten lagen deutlich höher als in den Landessortenversuchen (Abbildung 1). Mit der Sorte Zzoom wurde im Mittel der drei Jahre ein Ertrag von 98,1 dt/ha geerntet. Das waren 21 % mehr gegenüber dem Sortenmittel von Lomerit und Fridericus. Yoole erreichte 11 % Mehrertrag im Vergleich zu den beiden Liniensorten. Die Ursachen könnten in dem angepassten N-Düngungsregime zu finden sein. Während in den Landessortenversuchen die Gabenteilung für alle Sorten einheitlich erfolgt, wurde in dem hier beschriebenen Versuch die erste Gabe verhal-tener verabreicht.

Auf dem Sandboden wurde im Mittel der Sorten Lomerit und Fridericus und der drei Prüfjahre ein Kornertrag von 60,3 dt/ha geerntet. Das waren knapp 21 dt/ha weniger als auf dem besse-ren Boden.

Vor allem die Sorte Zzoom stellte auch auf dem Sandboden ihr hohes Ertragsvermögen unter Beweis. Mit 67,4 dt/ha hatte sie einen signifikanten Mehrertrag von 12 % gegenüber Lomerit und Fridericus (Abbildung 2).

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Abbildung 1: Kornertrag unterschiedlicher Sortentypen bei Wintergerste

Komplexversuch Wintergerste besserer Boden Gülzow 2009 bis 2011

Abbildung 2: Kornertrag unterschiedlicher Sortentypen bei Wintergerste Komplexversuch Wintergerste Sandboden Gülzow 2009 bis 2011

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Einfluss der Saatstärke auf den Ertrag Die Ertragsauswertung am Beispiel der Sorte Lomerit belegt, dass bei optimaler Saatzeit auf dem besseren Boden eine relativ breite Spanne der Saatstärke von der Gerste kompensiert wird (Tabelle 3). In dem ertragsschwachen Jahr 2009 lag der Kornertrag bei reduzierter Saat-stärke etwas unter dem bei hoher Saatstärke. Im Jahr 2010 mit dem höchsten Ertrag schnitt die reduzierte Saatstärke dafür nicht signifikant besser ab. Auf dem Sandboden war eine Saatstär-ke von 280 kfK/m2 für die Sorte Lomerit deutlich zu hoch. Auch wenn für den höheren Ertrag bei den geringeren Saatstärken keine Signifikanz nachgewiesen werden konnte, so waren die Un-terschiede doch in jedem Versuchsjahr zu beobachten.

Bei der Hybridgerste Zzoom lag die vom Züchter empfohlene Aussaatstärke ertraglich auch an der Spitze. Sowohl auf dem besseren als auch auf dem Sandboden verursachte eine Reduzie-rung in allen Versuchsjahren Mindererträge.

Tabelle 3: Einfluss der Saatstärke auf den Ertrag von Wintergerste

Standort Sorte Saatstärke KfK/m2

Kornertrag dt/ha

Kornertrag rel. zu xx

GD (5 %)

besserer Boden

Lomerit mz 280 84,2 xx

6,9

200 84,0 100

Zzoom hy 140 98,1 xx

90 94,5 96

Sandboden

Lomerit mz

280 61,9 xx

8,1

200 64,4 104

150 64,2 104

Zzoom hy 140 67,4 xx

90 63,9 95

Die Möglichkeit, bereits mit der Saatstärke einen gezielten Einfluss auf die Bestandsentwicklung zu nehmen, ist sehr gering. Wie bei allen Maßnahmen zur Bestandesführung sind die Pflanzen auf dem besseren Standort durch die kontinuierliche Wasser- und Nährstoffversorgung eher noch in der Lage, geringere Saatstärken durch höhere Bestockungsleistung auszugleichen. Die im Versuchsansatz gewählten 280 kfK/m² enthalten einen gewissen Sicherheitszuschlag, der vor allem für die Sortenversuche festgelegt wurde. Praxisrelevante Saatstärken von etwa 200 bis 250 kfK/m² können aus den Versuchsergebnissen als günstig empfohlen werden. Bei den Hybridsorten wächst das Ertragsrisiko bei Saatstärken deutlich unter 140 kfK/m². Eine Unter-schreitung kann nicht empfohlen werden.

Auf den Sandböden hat die Jahreswitterung einen viel größeren Einfluss. Die Empfehlung für die Saatstärke der Liniensorten liegt hier um 200 kfK/m². Eine weitere Verringerung ist bei aus-reichend betrieblichen Erfahrungen möglich. Allerdings wächst bei sehr geringen Saatstärken das Risiko von Bestandslücken und dadurch Mindererträgen. Für die Hybridgersten trifft diese Aussage nicht zu. Hier wird ähnlich wie auf den besseren Böden eine Saatstärke von ca. 140 kfK/m² empfohlen.

Einfluss der N-Düngung auf den Ertrag Die Hybridsorten bestocken sehr stark und sind im Frühjahr vitaler und wüchsiger als die Li-niensorten. Eine hohe Anfangsgabe zu Vegetationsbeginn würde diese Eigenschaft noch för-dern und zu massigen, unproduktiven Beständen führen. Deshalb wurde die erste N-Gabe im Versuch um 30 % reduziert und dafür die zweite Gabe um die gleiche Menge erhöht. Als unmit-telbarer Vergleich diente der Landessortenversuch (LSV), der in räumlicher Nähe mit gleicher Intensität durchgeführt wurde. Während im LSV die Sorte Zzoom gegenüber Lomerit und Fride-ricus einen Mehrertrag von 8 % erreichte, lag dieser bei der modifizierten Gabenteilung im Komplexversuch bei 21 %. Auf dem besseren Boden stand die Frage, zum Vegetationsbeginn lediglich eine Startdüngung von 30 kg N/ha zu verabreichen und die restliche Düngung auf den

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Zeitpunkt des größten Bedarfes zu verteilen. Dadurch wurde die Triebzahl im Frühjahr merklich von durchschnittlich etwa 1.050 auf ca. 900 reduziert. Jedoch waren dies nicht ausschließlich „unproduktive“ Triebe. Die Ährenzahl verringerte sich bei dieser Strategie wesentlich um mehr als 100 Ähren/m2 und der Ertrag sank um 12 % bei Zzoom und 5 % bei Yoole (Tabelle 4). Zwar stieg der Rohproteingehalt im Korn in allen drei Versuchsjahren um ca. 1 % bis 1,5 % an, aber das wird beim Verkauf der Gerste nicht honoriert. Aus arbeitswirtschaftlichen Erwägungen und um eine kontinuierliche Nährstoffversorgung in Trockenphasen zu verbessern, wird zunehmend die Anwendung ammoniumhaltiger stabilisierter Dünger empfohlen. Damit kann zu Vegetati-onsbeginn ein Depot im Boden angelegt werden, welches nur sehr langsam in leichtbewegli-ches Nitrat umgesetzt und somit nicht ausgewaschen wird, aber dennoch der Pflanze zur Ver-fügung steht. Im Versuch wurde eine Einmaldüngung geprüft, allerdings nicht mit einem reinen Ammoniumdünger. Zur Anwendung kam das Produkt ENTEC 26 mit 26 % N Gesamtstickstoff, davon 7,5 % NO3 (Nitratstickstoff), 18,5 % NH4 (Ammoniumstickstoff) und 13 % wasserlösli-chem Schwefel mit einem Anteil des Ammoniumstabilisators DMPP. Der Nitratanteil sollte zu Vegetationsbeginn das Wachstum fördern und der stabilisierte Ammoniumanteil eine kontinuier-liche Nachlieferung sichern. Im Mittel der Jahre wurde in dieser Variante die höchste Trieb- und Ährendichte ermittelt. Allerdings lagen die Kornerträge in den ersten beiden Versuchsjahren unter denen nach geteilter Düngung, so dass im Mittel über alle drei Jahre ein Minderertrag von ca. 5 % gemessen wurde. Im Rohproteingehalt wurden auch keine Unterschiede gemessen. Da die Wirkung dieser Düngestrategie sehr von den Standorteinflüssen und den Witterungsbedin-gungen des Jahres beeinflusst wird, sind für eine Entscheidung betriebliche Erfahrungen unver-zichtbar.

Auf dem Sandboden ging es im Wesentlichen um die Verringerung des Nährstoffsaldos. Für ein geringeres Ertragsvermögen sollte die Düngeempfehlung herabgesetzt werden. Dieses Ziel ließ sich nicht begründen. Bekannt ist, dass auf den ertragsschwachen Sandböden wegen der schlechten Wasserversorgung und des geringen Nährstoffnachlieferungsvermögens die Effizi-enz der Stickstoffdüngung bei nahezu allen Fruchtarten ungünstiger ist als auf den besseren Standorten. Die Untersuchungen bestätigen, dass dies auch für die Hybridgerste zutrifft. Die Wirkung der Einmaldüngung mit dem ENTEC 26 war im Mittel mit der geteilten Düngung in der Höhe 110 kg N/ha vergleichbar. Hier trifft ähnlich wie auf dem besseren Boden die Empfehlung zu, betriebliche Erfahrungen unter konkreten Standortbedingungen in die Entscheidungsfindung einfließen zu lassen.

Tabelle 4: Einfluss der N-Düngung auf den Ertrag von Hybrid-Wintergerste

Standort Sorte N-Düngung kg/ha Kornertrag dt/ha

Kornertrag rel. zu xx

GD (5 %)

besserer Boden

Zzoom Hy

150 (60+90) 98,1 xx 150 (30+50+70) 88,6 90 6,9 150 (150 Entec) 94,9 97

Yoole Hy

150 (60+90) 89,8 xx 150 (30+50+70) 85,6 95 6,9 150 (150 Entec) 84,5 94

Sandboden Zzoom Hy

150 (60+90) 67,4 xx 110 (40+70) 60,8 90 7,1 110 (110 Entec) 60,2 89

Einschätzung der Wirtschaftlichkeit des Hybridgerstenanbaus Auf eine umfangreiche Kalkulation der Wirtschaftlichkeit des Anbaus von Hybridwintergerste soll verzichtet werden. Die Untersuchungen zur Produktionstechnik beschränkten sich auf un-terschiedliche Saatstärken und N-Düngung auf zwei Standorten. Die Eignung der Hybridsorten für spätere Saatzeit beispielsweise nach Maisvorfrucht war nicht Gegenstand der Arbeiten.

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Es wurde unterstellt, dass sich die Produktionstechnik bezüglich Bodenbearbeitung, Saat, Pflanzenschutz, Grunddüngung und Ernte sowie Vermarktung nicht voneinander unterscheidet. Besonderheiten der Stickstoffdüng begrenzen sich lediglich auf die Gabenverteilung und wer-den nicht kostenwirksam.

Die Anwendung stabilisierter N-Dünger und die Reduzierung der N-Menge auf Sandboden ha-ben sich nicht als grundsätzlich besser als die Vergleichsverfahren und nicht als besondere Eigenschaft der Hybridgerste dargestellt. Deshalb kann bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung allein von den Unterschieden in den Saatgutkosten ausgegangen werden.

In der Praxis wird für den Futtergerstenanbau ein Mix aus Z-Saatgut und betriebseigenem Nachbau eingesetzt. Hybridsaatgut muss generell zugekauft werden, da durch Nachbau der Heterosiseffekt und damit der Ertragsvorteil verloren gehen würde. In Schlagkarteiauswertun-gen der LFA wurde deshalb ein Wirtschaftlichkeitsvergleich zwischen den Sortentypen ange-stellt (ZIESEMER, 2013). Der Unterschied in den Saatgutkosten beträgt in diesen Auswertun-gen 45 €/ha. Bei einem Erlös von 160 € pro Tonne für Futtergerste müsste ein Mehrertrag von 2,8 dt/ha erzielt werden. In den Versuchen wurde mit den beiden Hybridsorten auf dem besse-ren Boden fast 13 dt/ha mehr geerntet und auf dem Sandboden 4,7 dt/ha. Damit wird in jedem Fall eine relative Vorzüglichkeit der Hybridsorten gegenüber den Liniensorten erreicht.

Empfehlungen zum Hybridgerstenanbau Hybridsorten sind den Liniensorten im Ertrag deutlich überlegen, ihr Anbau kann so-

wohl für bessere als auch auf Sandböden empfohlen werden.

Optimale Saatstärken für Liniensorten liegen bei 250 bis 200 kfK/m2 auf besseren Bö-den und um ca. 200 kfK/m2 auf Sandböden. Für Hybridsorten sind 140 – 160 kfK/m2 für alle Standorte zu empfehlen.

Hybridsorten sollten zu Vegetationsbeginn verhalten angedüngt werden. Zu geringe N-Startgaben auf besseren Standorten können allerdings zur Verringerung der Bestan-desdichte und zu Mindererträgen führen.

Auf Sandböden führt eine Reduzierung der N-Gesamtmenge zu Mindererträgen. Auch bei einer schlechteren Effizienz ist eine bedarfsgerechte Düngung erforderlich.

Die Einmaldüngung mit stabilisiertem Stickstoffdünger brachte in den Untersuchungen keine Ertragsvorteile gegenüber geteilten N-Gaben. Betriebliche Erfahrungen, arbeits-wirtschaftliche Gesichtspunkte und standörtliche Besonderheiten sind von ausschlag-gebender Bedeutung.

Die Erzeugung von Winterbraugerste mit ausreichender Qualität ist unter den Bedin-gungen von Mecklenburg-Vorpommern möglich. Die N-Düngung sollte an dem Ertrags-vermögen orientiert werden. Zu verhaltene Düngung hat Ertragseinbußen zur Folge.

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Abbildung 3: Versuchsanlage 2010 Komplexversuch Wintergerste besserer Bo-

den

Literaturverzeichnis SYNGENTA INFORMATIONSMATERIAL 2012:

http://www3.syngenta.com/country/de/de/Kulturen/Getreide/Hyvido/Seiten/Hyvido-Effekt.aspx

MICHEL, V.; ZENK, A.; PIENZ, G.(2013): Ertragsniveau der LSV Wintergerste.- Internet http://www.lfamv.de/

PROPLANTA 2013 - Das Informationszentrum für die Landwirtschaft: Internet http://www.proplanta.de/Pflanzenbauberater/Sorten/Wintergerste/

ZIESEMER, A. (2013): mündliche Mitteilung

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Der Einfluss des Saattermins auf die Ertragsbildung von Win-terraps – Ergebnisse aus Versuchen und Praxis

Ralf-Rainer Schulz, Andrea Ziesemer

Abstract: Sowing date is one of the most important factors influencing crop yield of winter oilseed rape. Field trials at the site Gülzow and production surveys were conducted in reference farms of the State Research Centre (LFA). In field trials, several varieties with different demands on sowing time were tested. A reduction in the amount of seeds down to 35 germinable seeds/m2 (early seeding date, before August, 15th) and 45 germinable seeds/m2 (late seeding date, beginning of September) is recommended. Deviations from the optimal sowing time (Au-gust, 15th-31st) may be required in individual years due to weather conditions. Sowing was car-ried out at reference farms to 84 percent in the period between August, 16th and September, 4th. In terms of grain yield and contribution margin, best results were achieved between August, 16th and 25th. Sowing dates before August, 6th and after September, 4th were associated with yield losses.

Optimale Pflanzenentwicklung im Herbst anstreben Die optimale Entwicklung der Rapsbestände im Herbst ist die Voraussetzung für hohe Erträge. Ein optimaler Pflanzenbestand vor Winter sollte 40 bis 60 gleichmäßig verteilte Pflanzen/m2

aufweisen, 8 bis 10 Blätter gebildet haben und über einen Wurzelhalsdurchmesser von 8 bis 12 mm verfügen. Ganz entscheidend für die Überwinterungsfähigkeit sind ungestreckte Sprossachsen (< 2 cm). Bei einer Rapsaussaat innerhalb der optimalen Saatzeitspanne werden diese Zielvorgaben der Einzelpflanzenentwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit erreicht. Gleichzeitig bestehen so hinsichtlich der Sortenwahl die größte Flexibilität sowie eine hohe Er-tragssicherheit. Die Entwicklung der Einzelpflanzen hängt sehr stark von der Witterung, insbe-sondere von der Temperatur und den Niederschlagsverhältnissen, ab. Eine günstige Pflanzen-entwicklung im Herbst ist im Temperatursummenbereich zwischen 350 bis 600 Grad (Basis-temperatur 5 °C) möglich. Liegt sie darüber, steigt die Gefahr des Überwachsens; unterhalb von 350 Grad ist mit Ertragsverlusten zu rechnen, da die Pflanzen dann zu wenig Blätter und Anla-gen für Seitentriebe ausbilden. Eine Einflussnahme auf die Pflanzenentwicklung im Rahmen der Bestandesführung ist neben der Saatzeit auch über die Saatmenge, verschiedene Düngungs-maßnahmen und Wachstumsregler möglich. Auch die Saatgutbeizung, die Saattiefe und ver-schiedene Pflegemaßnahmen (z. B. Walzen nach der Saat) können sowohl Auflauf als auch Jungpflanzenentwicklung beeinflussen.

Saattermin, Saatstärke und Sorte müssen passen Je nach Saatzeit und Sortentyp sollten die Saatmengen differenziert werden. Bei Hybridsorten sind die höheren Saatgutkosten zu berücksichtigen. Bei früher Aussaat kann es eher zu einer vorzeitigen Streckung des Epicotyls kommen, die vorwiegend durch Lichtkonkurrenz im Pflan-zenbestand bedingt ist. Diese entsteht z. B. durch eine zu üppige Pflanzenentwicklung bei Frühsaaten (vor dem 15. August) oder zu hohe Bestandesdichten. Daher sind Abschläge in der Saatmenge bei Frühsaat angebracht. Spätsaaten (ab September) weisen oft schlechtere Feld-aufgänge auf als Früh- und Normalsaat (Tabelle 1). Daher sind Saatmengenzuschläge bei spä-ten Saatterminen insbesondere bei ungünstigen Saatbettbedingungen angebracht.

In den Landessortenversuchen wurde beginnend mit dem Erntejahr 2008 die Wüchsigkeit aus-gewählter Winterrapssorten untersucht. Bei dieser Methode wurden von allen Versuchsparzel-len mehrerer LSV-Standorte Ende September/Anfang Oktober Digitalfotos angefertigt. Die er-fasste Fläche betrug jeweils 1 m². Wichtig ist, dass der Rapsbestand noch nicht geschlossen ist, weil sonst keine Unterschiede im Deckungsgrad feststellbar sind. Dieser wurde mittels eines Bildauswertungsprogramms bestimmt (Bild 1). Das Programm wurde uns dankenswerterweise von Herrn Dr. Böttcher (CAU Kiel) zur Verfügung gestellt.

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Tabelle 1: Feldaufgänge nach Saatzeit und Sortentyp Parzellenversuche 1998-2007

Saatzeit Feldaufgang (%)

Frühsaat (04.08.-15.08.) 87

Normalsaat (16.08.-25.08.) 92

Spätsaat (01.09.-12.09.) 76

Sortentyp

Liniensorten 85

Hybridsorten 89

Gesamt (n=392) 88

Bild 1: Bestimmung des Raps-Deckungsgrades von Sorten mittels Bild-

auswertungsprogramm

Winterrapssorten mit einer langsamen Jugendentwicklung sind in der Regel besser für eine Frühsaat geeignet. Das waren in den vergangenen Jahren überwiegend Liniensorten, deren Anbaubedeutung aber stark rückläufig ist. Von den heute dominierenden Hybridsorten zeichnen sich auch einige durch ein verhaltenes Wachstum aus (z. B. PT206). Die meisten Hybridsorten sind aber nach wie vor im Herbst sehr wüchsig (Abbildung 1). Daraus lässt sich ihre gute Spätsaateignung ableiten (z. B. Visby, Sherpa). Einige Hybridsorten verfügen sowohl über eine gute Früh- als auch Spätsaateignung wie z. B. PR46W20 oder Genie. Diese Sorten zeigen häu-fig eine mittlere bis starke Pflanzenentwicklung im Herbst, verbunden mit einer guten Schoss-festigkeit.

Fotoausschnitt vor der Bildanalyse Fotoausschnitt nach der Bildanalyse

grüne Blattfläche = 79,06 %

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Abbildung 1: Rapsdeckungsgrade von Winterrapssorten vom 25.9. - 28.9.2012,

Bildauswertung LSV Gülzow, Vipperow, Tützpatz, Veelböken

Ergebnisse mehrfaktorieller Saatterminversuche Mit geeigneten Winterrapssorten wurden langjährig Früh- und Spätsaatversuche am Standort Gülzow durchgeführt. Vor 2010 wurden diese mit einem ausgewählten Sortiment so wie die Landessortenversuche zweifaktoriell (ohne und mit Fungizideinsatz) angelegt. Ab dem Ver-suchsjahr 2010 sind die Versuche dreifaktoriell konzipiert worden mit den Prüffaktoren N-Düngungssystem, Sorte und Saatmenge (Tabelle 2).

Tabelle 2: Aufbau der Saatterminversuche 2010 - 2013, Standort Gülzow

Prüffaktor/Stufen Frühsaat Spätsaat N-Düngungssystem (kg N/ha) ortsüblich Biomassemodell

200

nach N-Aufnahme Herbst

200

nach N-Aufnahme Herbst Sorten (Anzahl)* 5 5 Saatmenge (keimf. Kö./m2) ortsüblich reduziert

55 35

65 45

* 2011 nur jeweils 4 Sorten

In Tabelle 3 sind die konkreten Aussaattermine in den Versuchen dargestellt. Als Normalsaat sind die Aussaattermine der jeweiligen Landessortenversuche ausgewiesen.

0 %

5 %

10 %

15 %

20 %

25 %

30 %

35 %

40 %

45 %

50 %

Dec

kun

gsg

rad

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Tabelle 3: Aussaattermine in den Saatzeitversuchen

Erntejahr Frühsaat Normalsaat Spätsaat 2008 07.08.* 27.08. 07.09. 2009 13.08. 21.08. 10.09. 2010 11.08. 25.08. 07.09. 2011 12.08. 25.08. 06.09. 2012 17.08. 25.08. 06.09. 2013 14.08. 22.08. 06.09. * Frühsaatversuch am Standort Tützpatz

Spätsaaten waren in den Versuchsjahren 2010 und 2011 mit deutlichen Mindererträgen ver-bunden, weil ungünstige Witterungsbedingungen im Herbst vorherrschten (Abbildung 2). Frühsaaten schnitten dagegen im Vergleich zur Normalsaat besser ab. In den beiden Folgejah-ren zeigten sich dagegen geringere Abweichungen zur Normalsaat. 2013 wiesen die Frühsaat-versuche deutlich höhere Blattverluste nach Winter auf, was zu Mindererträgen geführt hat. Die Bestandsüberwachung von Frühsaaten sollte besonders sorgfältig erfolgen, da einige tierische Schaderreger (Rapserdfloh, Kohlfliege) bevorzugt die zuerst gesäten Bestände befallen. Auch der im Frühjahr 2012 auffällige Botrytisbefall trat besonders stark bei den üppigen Beständen der Frühsaat auf.

Abbildung 2: Ertragsabweichungen von Früh- und Spätsaat zur ‚Normalsaat‘

(LSV), Mittelwertvergleich identischer Winterrapssorten

Eine Reduzierung der Saatmenge um 20 Körner/m2 hat in den vierjährigen Früh- und Spätsaat-versuchen nicht zu einem Rückgang der Ertragsleistungen geführt und kann daher empfohlen werden (Tabellen 4 u. 5). Zu beachten ist hierbei, dass die Saatmengen der Spätsaat gegen-über der Frühsaat in beiden Stufen um 10 Körner/m2 heraufgesetzt wurden.

-10,0

-8,0

-6,0

-4,0

-2,0

0,0

2,0

4,0

6,0

8,0

2010 2011 2012 2013

Ab

wei

chu

ng

zu

r N

orm

alsa

at (

in d

t/h

a)

Spätsaat Frühsaat

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Tabelle 4: Einfluss unterschiedlicher Saatmengen bei Frühsaat auf den Ertrag von Winterraps (Parzellenversuche Gülzow)

Jahr (Anz. Sorten) Kornertrag (dt/ha)

GD 5 % 55 kf. Kö./m² 35 kf. Kö./m²

2010 (n = 5) 61,0 60,9 1,3 n. sign. 2011 (n = 4) 55,7 54,6 1,0 sign. 2012 (n = 5) nicht auswertbar 2013 (n = 5) 56,4 55,9 1,3 n. sign. Mittelwert 57,7 57,1  

Tabelle 5: Einfluss unterschiedlicher Saatmengen bei Spätsaat auf den Ertrag von Winterraps (Parzellenversuche Gülzow)

Jahr (Anz. Sorten) Kornertrag (dt/ha)

GD 5 % 65 kf. Kö./m² 45 kf. Kö./m²

2010 (n = 5) 58,2 57,7 2,0 n. sign. 2011 (n = 4) 45,9 46,4 1,6 n. sign. 2012 (n = 5) 57,4 58,5 1,3 n. sign. 2013 (n = 5) 60,5 59,2 1,6 n. sign. Mittelwert 55,5 55,4  

Eine gute Frühsaateignung zeigten die Liniensorte Galileo sowie die Hybridsorten PR46W20, Xenon, Genie und Avatar. Die ebenfalls frühsaatverträgliche Sorte Uluru hat keine Anbaube-deutung mehr (Abbildung 3).

Je später der Saattermin, desto mehr kommt es auf die Stresstoleranz, Regenerationsfähigkeit und Wüchsigkeit einer Sorte an. Hier weisen Hybridsorten gegenüber Liniensorten deutliche Vorteile auf. Empfehlungen für die Spätsaat sind die mehrjährig geprüften Hybridsorten Visby, PR46W20, Sherpa und Avatar (Abbildung 4).

Durch eine richtige Sortenwahl lässt sich das Saatzeitfenster erweitern, ohne dass gravierende Ertragsbeeinträchtigungen zu erwarten sind.

Auf eine Darstellung des Prüffaktors N-Düngungssystem wurde verzichtet, da zwischen den beiden Stufen (ortsüblich, Biomassemodell) keine signifikanten Ertragsunterschiede nachweis-bar waren.

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Abbildung 3: Sortenleistungen in Frühsaatversuchen 2011 und 2013

Abbildung 4: Sortenleistungen in Spätsaatversuchen 2010 - 2013

57,857,2

56,656,2

52,9

56,9 56,7

55,4

51,4

40

42

44

46

48

50

52

54

56

58

60

Uluru PR46W20 Avatar Genie Vitara Xenon PR46W20 Galileo King 10

Ko

rner

trag

(d

t/h

a)GD 5 % = 3,2 dt/ha GD 5 % = 2,1 dt/ha

2013

2011

90

95

100

105

110

Vis

by

Dim

ensi

on

PR

46

W 2

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Sh

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a

Ava

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46

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5

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Ale

gri

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100

%=

55,

3 d

t/h

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Kornertrag 2010-2013 mit Intervallen für den paarweisen Vergleich (90 %)

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Stärkere Abweichungen von der optimalen Saatzeit nur in Extrem-jahren Die Schlagkarteianalysen der Referenzbetriebe der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern haben ergeben, dass im sechsjährigen Mittel 84 Pro-zent des Rapses in der Zeit zwischen dem 15.08. und 4.09. bestellt wurden (Tabelle 6). Jahres-bedingte Verschiebungen dieser Relationen sind auf Besonderheiten der Witterung zurückzu-führen. Der Anteil von Frühsaaten bis 15.08. lag im Durchschnitt der betrachteten Jahre bei nur 10 %. Der trockene Sommer 2012 mit frühzeitiger Räumung der Vorfrüchte ermöglichte höhere Anteile von Frühsaaten. Der vergleichsweise hohe Spätsaatanteil 2011 ist auf den nassen Au-gust 2010 zurückzuführen, verbunden mit Ernteverzögerungen und Problemen bei der Rapsbe-stellung. In den Jahren 2009 und 2010 wurde die Rapsaussaat dagegen bereits vor dem 4. September abgeschlossen.

Tabelle 6: Prozentuale Verteilung der Aussaattermine von Winterraps in Referenzbetrieben der LFA MV

Erntejahr Aussaattermine in Prozent

bis 15.08. 16.-25.08. 26.08.-4.09. nach dem 4.09. 2008 5 52 41 2 2009 14 63 23 - 2010 16 69 15 - 2011 1 51 22 26 2012 2 47 44 7 20131) 21 53 25 1 2008-2013 10 56 28 6 1)vorläufig

Hinsichtlich des Kornertrages und der direktkostenfreien Leistung wurden die besten Ergebnis-se im Saatzeitbereich zwischen dem 16. und dem 25. August erzielt (Tabelle 7). Frühsaaten fielen geringfügig, Spätsaaten stärker ab. Die Zunahme der Saatgutkosten bei späterer Aussaat ist auf den verstärkten Einsatz von Hybridsaatgut, weniger auf eine Erhöhung der Saatmenge, zurückzuführen.

Tabelle 7: Kornertrag und direktkostenfreie Leistung (€/ha) von Winterraps in Referenzbetrieben der LFA MV (Mittel 2008 - 2013)

Erntejahr Aussaattermine bis 15.08. 16.-25.08. 26.08.-4.09. nach dem 4.09.1)

Kornertrag (dt/ha)

41,2 41,6 39,9 (37,2)

Saatgutkosten (€/ha)

52 62 70 (68)

Saatmenge (kf. Kö/m²)

42 45 43 (42)

Direktkostenfreie Leistung (€/ha)2)

1.024 1.034 984 (1.053)

1)2009 und 2010 mit generell niedrigen direktkostenfreien Leistungen nicht vorhanden; 2)kalkuliert mit einheitlichem Jahrespreis

Fazit

Der Aussaattermin gehört zu den wichtigsten Einflussgrößen auf die Ertragsbildung des Winter-rapses. Hierzu wurden umfangreiche Feldversuche und Praxiserhebungen in Referenzbetrie-ben der LFA durchgeführt. In Feldversuchen wurden früh- und spätsaattolerante Sorten getes-tet. Deren Anbau ermöglicht eine Erweiterung der Saatzeitspanne ohne gravierende Ertragsbe-

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einträchtigungen. Eine Reduzierung der Saatmengen auf 35 keimfähige Körner/m2 (Frühsaat) und 45 keimfähige Körner/m2 (Spätsaat) wird empfohlen. Abweichungen von der optimalen Saatzeitspanne 15. - 31.8. (4.9.) können witterungsbedingt in einzelnen Jahren erforderlich werden. Im sechsjährigen Durchschnitt erfolgte die Rapsaussaat in Referenzbetrieben zu 84 Prozent in der Zeit zwischen dem 16. August und 4. September. Hinsichtlich des Kornertrages und der direktkostenfreien Leistung wurden die besten Ergebnisse im Saatzeitbereich zwischen dem 16. und dem 25. August erzielt. Frühsaaten vor dem 16.8. fielen im Ertrag geringfügig, Spätsaaten nach dem 4.9. stärker ab.

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Stickstoffdüngung von Raps nach N-Herbstaufnahme (Biomassemodell)

Ralf-Rainer Schulz

Abstract: The use of a biomass model allows for a reasonable increase or reduction in the ni-trogen fertilization of winter rape as a function of plant development. The model algorithm was successfully tested in various plot trials and farms. The implementation of the biomass model in to nitrogen need assessment is desirable. Another potential use arises from the sensor-based site-specific N fertilization (precision farming). When applying the biomass model, nitrogen ferti-lizer inputs can be reduced at constant seed yields.

Einleitung Zahlreiche innovative Entwicklungen der letzten Jahre haben die Einführung von Elementen von ´precision farming´ erleichtert und für viele Landwirtschaftsbetriebe zunehmend attraktiv gemacht. Dazu gehören die zivile Nutzbarkeit des Globalen Positionierungssystems GPS ab Mitte der neunziger Jahre und die Entwicklungsfortschritte in der Sensortechnik und Software-entwicklung. Die Anwendungsmöglichkeiten der verfügbaren Systeme wachsen ständig und führen so schneller zu den gewünschten betriebswirtschaftlichen Vorteilen.

Von einer teilflächenspezifischen Stickstoffdüngung wird eine bessere Anpassung der N-Mengen zu Winterraps, insbesondere in heterogenen Beständen, erwartet. Aus Umweltge-sichtspunkten ist eine bedarfsgerechte Nährstoffversorgung unbedingt erforderlich. Eine mög-lichst treffsichere Ermittlung des Düngebedarfs ist daher eine unabdingbare Voraussetzung für eine hohe N-Effizienz.

Die pflanzenbaulichen Grundlagen für Algorithmen bildeten Erkenntnisse, die im Rahmen eines bundesweiten Projektes gewonnen wurden. Dabei ging es um die „Optimierung der Stickstoff-düngung zu Winterraps durch schlagspezifische Berücksichtigung von Bestandsparametern und Ertragspotenzial“ (SIELING et al., 2009). Dieser Ansatz wurde bereits in Frankreich zur gezielten Bemessung der Stickstoffdüngung im Winterraps genutzt (französisches Modell). Die Aufgabe bestand darin, dieses Modell zu überprüfen und an die Boden- und Witterungsbedin-gungen in Deutschland anzupassen. An diesen Versuchen war die LFA Mecklenburg-Vorpommern mit dem Standort Gülzow beteiligt.

In vierjährigen Parzellenversuchen im Rahmen des Projektes wurde eine signifikante Bezie-hung zwischen der optimalen Düngermenge und der N-Aufnahme eines Rapsbestandes im Herbst (vor Vegetationsende) nachgewiesen. Die aufgenommene Stickstoffmenge des Bestan-des in kg N/ha kann näherungsweise durch die Wägung der oberirdischen Frischmasse/m2 und der Multiplikation mit dem Faktor 45 ermittelt werden. Abweichungen von einem Basiswert von 50 kg N/ha führen zu einer Korrektur der vorgesehenen Stickstoffmenge im Frühjahr. Bei N-Aufnahmen von mehr als 50 kg N/ha sind Abschläge, von weniger als 50 kg N/ha dagegen Zu-schläge zur vorgesehenen Düngermenge vorzunehmen. Die ermittelten Abweichungen vom Basiswert sind dabei mit dem Faktor 0,7 zu bewerten.

Die Bestimmung der N-Aufnahme kann entweder durch Entnahme repräsentativer Pflanzen-proben und/oder das Überfahren des Schlages mit dem N-Sensor zu Vegetationsende im Herbst erfolgen (Bild 1). Eine Datenerfassung per Satellit, Flugzeug oder Drohne wäre ebenfalls möglich. In den letzten Jahren wurde das Biomassemodell in verschiedenen Parzellenversu-chen am Standort Gülzow und in Praxisexperimenten überprüft.

Nach Untersuchungen von HENKE et al. (2009) ist der kommerziell verbreitete Online-Ansatz beim Winterraps, die N-Aufnahme eines Bestandes zu Vegetationsbeginn zur Bemessung der N-Düngermenge zu berücksichtigen, nur bedingt geeignet. Problematisch ist diese Methode insbesondere in Jahren mit starken Blattverlusten über Winter.

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Bild 1: Ermittlung der N-Aufnahme eines Rapsbestandes mit dem

N-Sensor

Stickstoffaufnahme hängt von der Witterung und den Anbaubedingun-gen ab Hohe Temperaturen im Herbst fördern in der Regel das Wachstum des Winterrapses und damit die Aufnahme von Stickstoff. Bei Anwendung des Biomassemodells resultieren daraus Empfeh-lungen für Abschläge bei der N-Frühjahrsdüngung. Besonders milde Temperaturen herrschten im Herbst der Jahre 2008 und 2011 (Tabelle 1). Mitunter ist, wie 2009, ein nennenswertes Pflanzenwachstum auch noch bis zur ersten Dezemberhälfte möglich.

Tabelle 1: Temperatursummen >5 Grad im Herbst, Wetterstation Gülzow

Temp. ∑ > 5 Grad vom: 2007 2008 2009 2010 2011 2012

01.09. - 15.11. 392 461 420 408 489 446

16.11. - 15.12. 19 14 60 2 31 11

Neben den Boden- und Witterungsbedingungen hängen die N-Aufnahmeraten in erheblichem Maße auch von den Maßnahmen der Bestandesführung im Herbst ab (Tabelle 2). So kann be-kanntlich bereits die Art der Bodenbearbeitung das Pflanzenwachstum hinsichtlich Feldaufgang, Durchwurzelung und Nährstoffverfügbarkeit beeinflussen. Bei pfluglosen Verfahren befindet sich in der Regel mehr Stroh in den oberen Bodenschichten, was zu einer erhöhten Konkurrenz um Stickstoff zwischen Pflanze und Bodenbakterien führt. In Bodenbearbeitungsversuchen auf Sandböden am Standort Gülzow entwickelten sich daher die Pflanzenbestände nach Pflugsaat im Herbst geringfügig besser als bei Mulchsaat.

Eine höhere Stickstoffaufnahme erfolgt erwartungsgemäß auch bei Frühsaat, wüchsigen Sorten oder bei einer Stickstoffdüngung im Herbst. Eine N-Startdüngung von 40 kg N/ha bewirkte so-wohl die Bildung von mehr Biomasse als auch einen Anstieg der N-Konzentration in den Pflan-zen. Von weiteren Steigerungen der N-Gaben im Herbst ist abzuraten, da ein Zuviel an Stick-stoff insbesondere zu Spätsaaten kaum noch vor Winter verwertet werden kann und die Gefahr der N-Auswaschung ansteigt.

Wachstumsregler (Azol-Fungizide) im Herbst sollen vorrangig eine bessere Überwinterung der Bestände garantieren. Bei Früh- und Normalsaaten oder bei Sorten mit Schossneigung lässt sich damit die vorzeitige Streckung der Sprossachse verhindern. Gleichzeitig reduziert sich durch diese Mittel in der Regel die übermäßige Biomassebildung und damit die N-Aufnahme. Ein deutlicher Einfluss von Wachstumsreglern auf den N-Gehalt der Wurzeln konnte in den Versuchen nicht festgestellt werden.

Der Faktor 45 in der genannten Schätzformel (oberirdische Frischmasse in kg/m² x Faktor 45 = aufgenommene N-Menge des Bestandes in kg N/ha) basiert auf der Annahme eines TS-Gehaltes von 10 % sowie einer N-Konzentration von 4,5 % in der Trockenmasse. In den aus

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Praxisschlägen und Parzellen entnommenen Pflanzenproben (mit Analyse N-Gehalt und Ermitt-lung der Trockensubstanz) konnte dieser Faktor bestätigt werden (Abbildung 1). In den ver-schiedenen Versuchen wurden allerdings erhebliche Schwankungen in der N-Konzentration festgestellt. So waren die N-Gehalte beispielsweise in üppig entwickelten Pflanzen (Frühsaaten) deutlich niedriger als in schwach entwickelten Pflanzen (z. B. Spätsaaten). Daher kann die An-wendung des Faktors bei hohen Frischmassewerten zu einer Überschätzung der N-Aufnahme führen. Auffällig waren auch die vergleichsweisen niedrigen N-Konzentrationen in den Pflanzen im Herbst 2012, die möglicherweise auf den witterungsbedingten Wachstumsschub Ende Sep-tember bis Anfang Oktober zurückzuführen sind (Tabelle 2). Auch in den einzelnen Pflanzenor-ganen sind unterschiedlich hohe N-Konzentrationen enthalten. So sind die ermittelten Werte in den Wurzeln deutlich niedriger als im Spross. Der Anteil der Pfahlwurzel an der Frischmasse einer Pflanze betrug ca. 14 %. Wegen ihres höheren Trockenmassegehaltes enthielten die Wurzeln aber noch knapp ein Viertel der N-Menge des Sprosses. Im Verlauf der Frühjahrsent-wicklung verschiebt sich die Biomassebildung und N-Aufnahme weiter zugunsten der oberirdi-schen Pflanzenorgane.

Tabelle 2: Untersuchungen zur N-Aufnahme von Rapsbeständen zu Vegeta-tionsende im Herbst (Feldversuche Gülzow, oberirdische Biomasse)

Einflussfaktor/ Pflanzenorgan

Bepro-bungsjahr (Herbst)

FM kg/m²

TM %

% N TM

N-Aufnahme (kg N/ha)

berechnet kalkuliert1)

Bodenbearbeitung2)

Mulchsaat o. Lockerung 2008-12 1,09 13,1 49

Mulchsaat m. Lockerung 2008-12 1,00 13,9 45

Pflugsaat 2008-12 1,27 14,2 57

Saatzeit

Frühsaat 2011-12 1,90 11,6 3,1 66 86

Spätsaat 2011-12 0,94 9,7 4,9 44 42

N-Herbst-Düngung

0 kg N/ha 2011-12 1,45 11,4 3,3 54 65

40 kg N/ha 2011-12 2,21 10,1 3,9 86 100

Wachstumsregler

unbehandelt 2011-12 1,96 11,7 3,0 69 89

0,5 l/ha Carax 2011-12 1,52 12,1 3,0 56 69

Pflanzenorgan (Frühsaat)

Spross 2011-12 2,17 12,1 3,1 82 98

Wurzel 2011-12 0,35 21,4 2,5 19 16 1) kg FM/m² x 45; 2) Werte aus Gesamtpflanze (Spross + Wurzel); FM=Frischmasse, TM=Trockenmasse

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Abbildung 1: Beziehung zwischen oberirdischer Frischmasse und N-Aufnahme (Parzellen- und Praxisversuche 2007- 2010)

In abgestorbenen oder geschädigten Blättern wurden deutlich niedrigere N-Gehalte in der Tro-ckenmasse ermittelt (Abbildung 2). Daraus lässt sich schließen, dass innerhalb der Pflanze eine Translokation des Stickstoffs hin zu den jüngeren Blättern oder Speicherorganen (Wurzeln) stattfindet.

* beginnende Vergilbung oder glasig

Abbildung 2: Stickstoffgehalt von Rapsblättern nach Schädigungsgrad (Proben vom 26.02.2009)

y = 48,426x + 1,527R² = 0,9773

0

20

40

60

80

100

120

140

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0

N-A

ufn

ahm

e in

kg

N/h

a

Frischmasse im Herbst (kg/m²)

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

4,5

intakt, grün geschädigt * abgestorben

% N

in d

er T

rock

enm

asse

Zustand der Blätter

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Der Stickstoff aus abgestorbenen Blättern kann nach der Mineralisierung zum großen Teil im Frühjahr wieder von den Pflanzen aufgenommen werden.

In den mehrjährigen bundesweiten Versuchen war die Beziehung zwischen der optimalen N-Düngermenge zur N-Menge in der oberirdischen Biomasse bei einer Messung im Herbst präzi-ser als bei einer Messung im Frühjahr. Nach der Überwinterung gestaltet sich die Schätzung der N-Aufnahme zudem schwieriger, da ein Teil der Biomasse, insbesondere nach Frostschä-den, abgestorben ist (Bild 2).

Bild 2: Rapsbestand mit Blattverlusten nach der Kälteperiode im Februar

2012

Biomassemodell ermöglicht Stickstoffeinsparung ohne Ertragsverlust Am Beispiel von Frühsaatversuchen mit verschiedenen Rapssorten lässt sich belegen, dass eine Düngung nach Biomassemodell, d. h. nach N-Aufnahme im Herbst erfolgreich war. Ge-genüber dem ortsüblichen Vorgehen betrugen die Stickstoffeinsparungen durchschnittlich 5 bis 30 kg N/ha bei Ertragsgleichheit (Tabelle 3). Die erste N-Teilgabe betrug in beiden Versuchsva-rianten einheitlich 100 kg N/ha, während die Zu- oder Abschläge zweckmäßigerweise bei der zweiten Frühjahrsteilgabe Berücksichtigung fanden. Dieses Vorgehen kann auch für die Praxis empfohlen werden.

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Tabelle 3: Frühsaatversuch mit Winterraps bei unterschiedlicher N-Düngungs-strategie, Gülzow 2010 und 2013 im Mittel von 5 Sorten und 2 Saat-stärken

Versuchsjahr N-Düngung ortsüblich

kg N/ha

Ertrag* dt/ha

N-Düngung n. N-Aufn. Herbst

kg N/ha

Ertrag* dt/ha

2010 200 60,8 170 61,2

2013 200 56,0 195 56,3 *keine gesicherten Ertragsunterschiede zwischen den N-Düngungsstrategien

Auch in verschiedenen Praxisversuchen kam das Biomassemodell zur Anwendung, indem die N-Aufnahme der Rapsschläge durch Überfahrten mit Yara-N-Sensor ermittelt und mit den Er-gebnissen mehrerer Pflanzenproben abgeglichen wurde (SCHULZ u. LEHMANN, 2010). Bei einer Düngung nach Biomassemodell konnten die N-Überhänge gegenüber der betriebsübli-chen Düngung um durchschnittlich 22 kg N/ha verringert werden (Tabelle 4). Ein negativer Ein-fluss auf den Kornertrag wurde nicht festgestellt. Ähnliche Versuche von PAHLMANN et al. (2010) in Schleswig-Holstein haben ergeben, dass im Vergleich zur schlageinheitlichen N-Applikation (Betriebsvariante) bei der teilflächenspezifischen Düngung nach einem Offline-Algorithmus Einsparungen von 30 kg N/ha ohne Minderertrag möglich wurden.

Tabelle 4: Praxisversuche zur Überprüfung des Biomassemodells in Mecklen-burg-Vorpommern

Erntejahr Anz. Vers.

N-Aufn. Herbst kg N/ha

Einheit Var. 1

(Betriebs-variante)

Var. 2 n. Biomasse einheitlich

Var. 3 n. Biomasse

teilflächenspez.

2008 n = 6

92 kg N/ha 176 142 142 dt/ha 54,4 55,7 53,9

2009 n = 5

58 kg N/ha 185 177 185 dt/ha 47,3 48,8 48,1

2010 n = 2

97 kg N/ha 183 150 145 dt/ha 50,1 50,2 49,6

Schlussfolgerungen für die Stickstoffbedarfsermittlung Die Stickstoffaufnahme eines Rapsbestandes im Herbst hängt neben den Witterungs- und Bo-denverhältnissen maßgeblich von den jeweiligen Anbaumaßnahmen ab. Bei einer Stickstoff-düngung nach dem Biomassemodell können so in Abhängigkeit von der Pflanzenentwicklung Zu- oder Abschläge bei der N-Frühjahrsdüngung vorgenommen werden. Der dafür zugrunde liegende Algorithmus wurde in verschiedenen Praxis- und Parzellenversuchen erfolgreich über-prüft. Bei Anwendung der gebräuchlichen Schätzformel (N-Aufnahme in kg N/ha = kg Frisch-masse/m² x Faktor 45) kann es jedoch im Bereich hoher Frischmassewerte zu einer Überschät-zung der N-Aufnahme kommen. Die Ursache hierfür ist der abnehmende N-Gehalt in den Pflanzen bei zunehmender Biomasse.

Grundsätzlich ist eine Implementierung des Biomassemodells in die Stickstoffbedarfsanalyse (SBA) anzustreben. Die dort ohnehin vorgesehene Variation der N-Düngung im Frühjahr in Ab-hängigkeit von der Pflanzenentwicklung könnte so exakter vorgenommen werden. Eine weitere Nutzung des Biomassemodells ergibt sich bei der sensorgestützten teilflächenspezifischen N-Düngung. Dabei hat sich folgendes Vorgehen bewährt:

Überfahren der Rapsschläge mit dem N-Sensor zu Vegetationsende im Herbst zur Be-stimmung der Biomasse (N-Aufnahmen) im Bestand.

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Zur Validierung dieser Werte empfiehlt sich eine zeitgleiche Entnahme von repräsenta-tiven Pflanzenproben (jeweils 1 m² von der oberirdischen Biomasse) an mehreren Stel-len des Schlages.

Entschlüsselung der Daten des im Herbst gescannten Rapsschlages. Ausweisung des Biomasseindex. Korrektur des Biomasseindex bei starken Abweichungen zu den ma-nuell ermittelten N-Aufnahmeraten.

Erstellung einer Applikationskarte für die zweite N-Teilgabe. Die erste N-Teilgabe kann einheitlich ausgebracht werden.

Literaturverzeichnis HENKE, J.; SIELING, K.; SAUERMANN, W. u. H. KAGE: Analysing soil and canopy factors

affecting optimum nitrogen fertilisation rates of oilseed rape (Brassica napus). Journal of Agricultural Science 147 (2009), 1-8

PAHLMANN, I.; BÖTTCHER, U. u. H. KAGE: Entwicklung eines teilflächenspezifischen N-Düngealgorithmus auf Basis der N-Aufnahme von Winterrapsbeständen im Herbst.- Mitt. Ges. Pflanzenbauwiss. 19(2010), S. 87-88

SIELING, K.; SAUERMANN, W. u. H. KAGE : Optimierung der Stickstoffdüngung zu Winterraps durch schlagspezifische Berücksichtigung von Bestandesparametern und Ertragspotenzial. Abschlussbericht UFOP-Projekt. Dez. 2009, 30 S.

SCHULZ, R.-R. u. E. LEHMANN: Teilflächenspezifische N-Düngung von Winterraps durch Nutzung des N-Sensors. Abschlussbericht LFA MV 10/06, 2010, 20 S.

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Ergebnisse von Blattdüngungsversuchen in Winterraps

Ralf-Rainer Schulz

Abstract: Multiple applications of foliar fertilizers are commonly used in oilseed rape cultivation in Mecklenburg-Western Pomerania to eliminate nutrient deficiencies and to realize high yield potentials. For example, the requirement of rape for the micronutrient boron (B) is 5 to 10 times higher than of cereals. Therefore, doses of 200 to 250 g B/ha are recommended for rape at the beginning of flowering. Foliar fertilization has the advantage that possible problems of nutrient availability in the soil are bypassed. A targeted fertilization is only possible with knowledge about supply condition of the soil or the plant. An adequate supply of nutrients is generally as-sumed to be available for the plant present at soil content class C or plant nutrient levels within the recommended range. In addition, site quality, soil pH, weather and other fertilizer applica-tions provide valuable information on nutrient availability. When selecting the most appropriate foliar fertilizer, attention has to be paid to its composition and application properties. Experi-ments with different leaf fertilizers showed no significant yield increase.

Nährstoffverfügbarkeit und -bedarf Bekanntlich hat Raps einen vergleichsweise hohen Bedarf an den Spurennährstoffen Bor, Mangan und Molybdän. Dabei sorgt Bor für ausgewogene und gesunde Wachstumsprozesse insbesondere im Bereich des Vegetationskegels und der Wurzel, Mangan verbessert die Stresstoleranz gegenüber Trockenheit und Kälte und Molybdän ist für eine optimale Stickstoff-ausnutzung erforderlich. Daten von Praxisschlägen aus Betrieben in Mecklenburg-Vorpommern haben ergeben, dass ein- und mehrmalige Applikationen von Blattdüngern zu Raps, meist in Tankmischung mit Pflanzenschutzmitteln, üblich sind.

Oftmals ist trotz guter Gehaltswerte im Boden die Verfügbarkeit der Mikronährstoffe nicht gege-ben. Das kann unterschiedliche Ursachen haben (Tabelle 1). So hemmen beispielsweise im Gegensatz zu Bor und Mangan niedrige pH-Werte die Molybdänaufnahme. Daher verbessern sehr hohe Kalkgaben die Aufnahme von Molybdän und hemmen wiederum die von Bor und Mangan. Da der Nährstoff Bor wasserlöslich ist, kann er insbesondere auf sandigen Standorten und bei hohen Niederschlagsmengen ausgewaschen werden.

Tabelle 1: Einflüsse auf die Verfügbarkeit verschiedener Mikronährstoffe

Einflussgröße Bor Mangan Molybdän

Trockenheit - - - niedrige pH-Werte + + - sehr hohe Kalkversorgung (Überkalkung) - - + zu lockerer Boden ohne Bodenschluss - - negativ für Verfügbarkeit; + günstig für Verfügbarkeit

Die Düngeverordnung schreibt vor, dass die Kulturen bedarfsgerecht mit Nährstoffen zu versor-gen sind. Daher sind Boden- und/oder Pflanzenanalysen auch bei Spurennährstoffen zu emp-fehlen. Im Zuge der turnusmäßigen Bodenuntersuchungen auf Grundnährstoffe bietet sich an, von ausgewählten Proben auch den Gehalt an Spurennährstoffen ermitteln zu lassen. Zu be-sonders bedürftigen Fruchtarten wie Raps und auf bekannten Problemschlägen (trockene, leichte, alkalische Böden) empfiehlt sich eine intensivere Beprobung.

Die Messwerte für Mikronährstoffe werden bis auf Molybdän in mg/kg Boden angegeben. Bei Molybdän erfolgt die Einstufung der Gehaltsklassen anhand der sogenannten Molybdän-Bodenzahl (pH-Wert + 10 x mg Mo/kg lufttrockenen Boden). Das Bewertungsschema für Mikro-nährstoffe umfasst drei Gehaltsklassen (A, C oder E). Düngungsmaßnahmen sind vorwiegend bei niedriger Versorgung (Gehaltsklasse A) und in mikronährstoffintensiven Kulturen effektiv. Auf trockenen Standorten und bei hohem Ertragsniveau kann dies auch noch in der Gehalts-

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klasse C der Fall sein. Bei Bodenwerten in der Gehaltsklasse E sind durch eine Mikronährstoff-düngung keine wirtschaftlichen Mehrerträge zu erwarten. Ergänzende Pflanzenanalysen wäh-rend der Knospenentwicklung geben Aufschluss über den aktuellen Versorgungszustand, der durchaus von den ermittelten Bodenwerten abweichen kann. Für eine Pflanzenanalyse ist eine Probe von den jüngsten, vollentwickelten Blättern zu entnehmen.

Am Markt sind eine große Anzahl verschiedener Blattdünger mit einzelnen oder mehreren Nährstoffen erhältlich. Blattdünger werden in fester oder flüssiger Form, aber auch als Suspen-sion angeboten. Die Eigenschaften hinsichtlich Aufnahme, Mischbarkeit und Zusammensetzung können variieren. Neben Salzen und Chelaten gibt es sogenannte formulierte Blattdünger, die Netz-, Haft- und Absorptionsmittel enthalten können, welche die Verteilung, Aufnahme und die Regenfestigkeit verbessern. Formulierte Blattdünger gibt es als Soloprodukte oder kulturspezifi-sche Produkte. Häufig finden sich auch Anteile von Makronährstoffen in den Blattdüngern. Beim Bittersalz sind das z. B. Magnesium und Schwefel.

Ergebnisse von Blattdüngungsversuchen In einer Versuchsserie von 2008 bis 2012 am Standort Gülzow wurden verschiedene Blattdün-gungsvarianten geprüft (Tabelle 2). Die Versuche standen auf Sand oder schwach lehmigem Sand im Ackerzahlbereich zwischen 25 und 40. Der Versuch 2011 musste aufgrund mangeln-den Feldaufgangs und Auswinterung umgebrochen werden.

Die Versorgung der Versuchsstandorte mit Makro- und Mikronährstoffen lag überwiegend im Bereich der Gehaltsklassen C bis E. Lediglich bei Bor wurden bis auf das Versuchsjahr 2009 niedrige Werte (Gehaltsklasse A) ermittelt, so dass bei diesem Nährstoff vorwiegend von einer Mangelsituation auszugehen war.

Tabelle 2: Zusammensetzung der in Versuchen verwendeten Blattdünger

Düngemittel Zusammensetzung nach

Herstellerangaben Zusatzinformationen

Nutri-Phite Magnum S 5 % N, 15 % K2O (wasserlöslich), 38 % P2O5 als Phosphit (PO3)

formuliert

Fertileader Alpha 4,2 % B (wasserlöslich), 6 % N (Carbamidstickstoff), 12 % P2O5 (wasserlöslich)

NP-Düngerlösung mit Bor

YaraVita Raps FL 79 g/l N; 133 g/l MgO; 103 g/l Ca; 50 g/l B; 70 g/l Mn, 4 g/l Mo

Suspension mit Formulie-rungshilfsstoffen

YaraVita Bor 150 g/l B (wasserlöslich) formuliert mit Haft- und Absorptionsmittel

YaraVita Kartoffel 440 g/l P2O5; 75 g/l K2O; 67 g/l MgO; 10 g/l Ca; 10 g/l Mn, 5 g/l Zn

Lösung mit Formulie-rungshilfsstoffen

N-G-K Plus 9 Mg, Na, Fe, Cu, Zn, Mn, S, Si, Mo Acetate/Chelate N-G-K Blatt Mg, Na, Fe, Cu, Zn, Mn, S Sulfate AHL 28 % N Lösung aus Ammonium-

nitrat, Harnstoff u. Wasser EPSO Microtop 15 % MgO; 12 % S; 0,9 % B; 1 % Mn

(alle wasserlöslich) Salz (MgSO4) mit Spuren-nährstoffen

NU-Phos38 38 % P2O5 plus Mg, Fe, Cu, Mn, B u. Mo

Formulierung aus Ammoni-um- u. Kaliumphosphit mit Dimethylsulphon

Vittafos 3 % Ammonium-N, 27 % P2O5, 18 % K2O, 0,01 % B, 0,02 % Cu, Fe, Mn u. Zn, 0,001 % Mo

wasserlöslich, Cu, Fe, Mn u. Zn als Chelat

Die Anwendung der Blattdünger (Aufwandmengen, Termine) richtete sich nach den Empfehlun-gen der Hersteller. Bei der Stickstoffdüngung wurde einheitlich verfahren. Zur Sicherstellung der Schwefelversorgung kam als erste N-Gabe Ammonsulfatsalpeter (100 kg N/ha) zum Einsatz.

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Zur zweiten N-Gabe wurden 80 - 100 kg N/ha in Form von Kalkammonsalpeter ausgebracht. Um auszuschließen, dass möglicherweise fungizide Nebeneffekte der Blattdünger das Ergebnis verfälschen, wurden in den Versuchen drei Fungizidbehandlungen (Herbst, Frühjahr, Vollblüte) entsprechend Stufe 2 des Landessortenversuches durchgeführt.

Mehrerträge durch Blattdünger waren in vorangegangenen Versuchsserien stark jahresabhän-gig und traten vor allem auf sandigen Böden, Mangelstandorten, bei Trockenheit und bei über-durchschnittlichen Entzügen auf.

In den Einzelversuchen und in der verrechneten Versuchsserie konnten zwischen den Varian-ten jedoch keine gesicherten Ertragsunterschiede festgestellt werden (Tabelle 3).

Tabelle 3: Blattdüngungsversuche Gülzow 2008-20121), adjustierte Mittelwerte für Kornertrag u. Rohfettgehalt, 2008-2011 Sorte Taurus, 2012 Sorte Visby, AZ 25-40

Nr. Aufwandmenge Blattdünger Termin Kornertrag Rohfett

Markt-leist. zu unbeh.

BBCH dt/ha % % €/ha2) 1 unbehandelt 42,8 100 43,1

2 0,5 l/ha Nutri-Phite Magnum S 53 45,1 105 43,6 +115

3 0,5 l/ha Nutri-Phite Magnum S 59 43,2 101 43,7 +24

4 2,0 l/ha Fertileader Alpha 2,0 l/ha Fertileader Alpha

14-16 59

43,5 102 43,6 -2

5 2,0 l/ha Fertileader Alpha 1,0 l/ha Fertileader Alpha 1,0 l/ha Fertileader Gold B Mo

14-16 59 59

44,4 104 43,6 +43

6 3,0 l/ha YaraVita Raps FL 3,0 l/ha YaraVita Raps FL 1,0 l/ha YaraVita Bor

14-16 53 59

42,6 100 43,7 -23

7 TM 3,0l/ha YaraVita Raps FL + 3,0 l/ha Yara Vita Kart. TM 3,0l/ha YaraVita Raps FL + 3,0 l/ha Yara Vita Kart. 1,0 l/ha YaraVita Bor

14-16 53 59

43,4 101 43,8 -7

8 TM 0,5 l/ha NGK Plus 9 + 2,0 l/ha NGK Blatt + 18 l/ha AHL TM 0,5 l/ha NGK Plus 9 + 2,0 l/ha NGK Blatt + 0,5 l/ha NGK-Bakterien + 0,5 l/ha Li 700

14-16

53

44,1 103 43,4 +35

9 18 l/ha AHL 14-16 42,9 100 43,1 +1

10 12,5 kg/ha EPSO Microtop 12,5 kg/ha EPSO Microtop

53 59

43,4 101 43,4 +28

113) 0,5 l/ha NU-Phos38 0,5 l/ha NU-Phos38 0,5 l/ha NU-Phos38

14-16 53 59

43,3 101 43,5 +8

123) 1,0 l/ha Vittafos 1,0 l/ha Vittafos

14-16 53

42,7 100 43,0 -24

GD 5 % in dt/ha 4,2 0,8 1)Versuch 2011 ausgewintert 2)für Rapspreis von 47 €/dt unter Berücksichtigung Ölgehalt, abzüglich Kosten für Blattdünger, ohne

Ausbringungskosten 3)nur einjährig (2012) geprüft

Der vergleichsweise höchste, wenn auch nicht signifikante Mehrertrag wurde in den Varianten 2 (Nutri-Phite Magnum S) und 5 (Spritzfolgen mit Fertileader-Produkten) erzielt. Im Versuchs-durchschnitt wurde eine geringfügige Erhöhung des Rohfettgehaltes ermittelt, die aber aus-schließlich auf das Versuchsjahr 2011/12 zurückzuführen ist. Auffällige Einflüsse der Blattdün-

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gung auf weitere Qualitäts- und Bestandsmerkmale konnten nicht festgestellt werden. Eine Blattdüngung ist meist schon bei Mehrerträgen unter 1 dt/ha wirtschaftlich, zumal die Ausbrin-gung in der Regel in Tankmischung mit Pflanzenschutzmaßnahmen erfolgt, so dass keine zu-sätzlichen Kosten für die Überfahrt(en) entstehen. Die Kosten für die geprüften Blattdüngervari-anten lagen im Bereich zwischen 4 und 58 €/ha. Die vergleichsweise höchsten spezialkosten-freien Markleistungen wurden analog zu den Ertragsrelationen in den Prüfgliedern 2 und 5 er-zielt.

In einem zusätzlichen Versuch auf einem sandigen Standort (AZ 25) wurden drei verschiedene Formen der N-Applikation, jeweils ohne und mit Blattdüngung, getestet (Tabelle 4). Die Nähr-stoffzufuhr betrug jeweils 170 kg N/ha und 51 kg S/ha. Als Blattdünger wurden 3,0 l/ha YaraVita Raps FL zu BBCH 53 ausgebracht. Bei den N-Formen zeigte sich eine signifikante Ertragsüber-legenheit der Einmaldüngung mit Schleppschläuchen gegenüber der Einmaldüngung mit Fest-düngern. Die Blattdüngung mit YaraVita Raps FL führte bei allen N-Düngeverfahren zu Mehrer-trägen, die sich auch statistisch absichern ließen. Bei der Interpretation des Versuches ist je-doch zu beachten, dass es sich um ein einjähriges Ergebnis handelt und Jahreseffekte bei der Blattdüngung oft stark ausgeprägt sind.

Tabelle 4: Kombinierter N-Formen-/Blattdüngungsversuch mit Winterraps auf Sandboden (AZ 25, Sorte Visby) Kornerträge, Gülzow 2010

Dünge-verfahren

Dünger-form (kg N/ha)

Ertrag (dt/ha) Rohfettgehalt (%) Mehr-erlös Blatt-dün-gung

ohne Blatt-

düngung

mit Blatt-dün-

gung1)

ohne Blatt-

düngung

mit Blatt-dün-

gung1)

€/ha2)

Einmaldüngung fest

ASS/KAS (102/68)

40,6 42,4 41,6 42,5 +99

Einmaldüngung flüssig

Domamon

L263)

(170) 45,0 46,2 40,0 40,5 +58

2 Teilgaben fest

ASS + KAS (102+68)

42,6 44,6 40,7 40,7 +81

Mittelwerte (Ertrag GD 5 % = 1,3) 42,7 44,4 40,8 41,2 +79 1)

3,0 l/ha YaraVita Raps FL zu BBCH 53; 2)für Rapspreis von 47 €/dt unter Berücksichtigung des Ölgehaltes, abzüglich Kosten für Blattdünger,

ohne Ausbringungskosten 3)Ammoniumsulfat-Harnstofflösung (20 N, 6 S) mit Schleppschlauchausbringung

Fazit

Mehrfache Anwendungen von Blattdüngern sind im Rapsanbau von Mecklenburg-Vorpommern üblich. Damit soll Nährstoffmangel beseitigt oder ein hohes Ertragspotenzial abgesichert wer-den. So ist z. B. der Bedarf des Rapses am Mikronährstoff Bor 5 bis 10mal höher als bei Ge-treide. Daher sind zu Raps Gaben von 200 - 250 g B/ha bis Blühbeginn zu empfehlen. Die Blattdüngung hat den Vorteil, dass mögliche Probleme einer Nährstofffestlegung im Boden um-gangen werden. Versuche zur Wirkung verschiedener Blattdünger haben jedoch zu keinen ge-sicherten Mehrerträgen geführt. Von Routinemaßnahmen ist daher abzuraten. Eine gezielte Düngung ist nur bei Kenntnis des Versorgungszustandes des Bodens oder der Pflanze möglich. Eine ausreichende Nährstoffversorgung ist vorhanden bei Gehaltsklasse C (Boden) oder Nähr-stoff-Pflanzengehalten innerhalb der Richtwertspanne. Darüber hinaus geben Standortgüte, pH-Wert, Witterung und sonstige Düngungsmaßnahmen wertvolle Informationen über Verfügbarkeit oder Festlegung von Nährstoffen. Bei der Auswahl der Blattdünger ist auf eine fruchtartenspezi-fische Nährstoffzusammensetzung und günstige Anwendungseigenschaften zu achten.

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Auswirkungen von Ernteverzögerungen auf den Ertrag und die Qualität von Winterraps

Ralf-Rainer Schulz, Birgit Burmann

Abstract: In recent years, adverse weather conditions led to a harvest delay of winter oilseed rape. Late harvest trials with different rape varieties at the site Gülzow should analyze effects on yield and quality. Results of these trials were compared with national variety trials with normal harvest date. It was found that on average of all experiments a harvest delay of two to three weeks had no adverse effects on grain yield and content of crude fat. In trials with harvest de-lay, seed losses were quantified by placing special bowls on the soil surface. Seed losses reached a comparatively low level of 4 to 65 kg per ha up to full maturity (normal harvest date) and increased to a maximum of 157 kg per ha (2011). These seed losses lead to problems with unwanted volunteer rape. However, seed losses do not only depend on date of harvest but also on pod shattering of varieties. Oilseed rape crops with high pod shattering resistance are robust to harvest delays and bad weather conditions. To evaluate pod shattering resistance of varieties a laboratory method was developed and successfully applied. In experiments it was shown that harvest delay can also have negative effects on quality parameters. The proportion of sprouted seeds in pods and free fatty acids in the oil increased significantly. Rapeseed with these proper-ties is not suitable for storage. Cultivation of rapeseed varieties with low pod shattering and low tendency of premature germination of seeds in pods allows an extension of the harvest period.

Einleitung In Mecklenburg-Vorpommern nehmen Raps und Getreide etwa drei Viertel der Ackerfläche ein. Das führt in den Monaten Juli und August zu einer enormen Arbeitsspitze, die auf die Ernte von Mähdruschfrüchten und die Aussaat des Rapses zurückzuführen ist. Witterungsbedingte Stö-rungen in diesem Arbeitszeitraum führen schnell zu suboptimalen Erntebedingungen, verbun-den mit erhöhten Verlusten und Qualitätsbeeinträchtigungen. Im Jahr 2011 führten beispiels-weise extreme Niederschläge und die daraus resultierende Unbefahrbarkeit der Flächen zu massiven Erntebehinderungen, so dass die letzten Rapsschläge erst Ende September gedro-schen werden konnten. Nach Angaben der Ölmühle Rostock zeigten die spät geernteten Raps-partien erhöhte Gehalte an freien Fettsäuren in einer Größenordnung von 1 - 3 % (Grenzwert 2 %) sowie stark verringerte Ölgehalte. Bei diesen Partien ist die Lagerfähigkeit stark einge-schränkt und sie müssen schnell verarbeitet werden. Um Ertrags- und Qualitätsbeeinträchti-gungen bei ungünstigen Erntebedingungen zu minimieren, sind Kenntnisse über Abreifeverhal-ten und Druscheigenschaften von Sorten erforderlich. Die Verringerung von Ernteverlusten ist gleichzeitig ein Beitrag zur Verminderung von unerwünschtem Ausfallraps in nachfolgenden Kulturen.

Material und Methoden In den Jahren 2010 bis 2013 (Erntejahre) wurden am Standort Gülzow sogenannte Spätdrusch-versuche angelegt. Die Ernte dieser Versuche erfolgte 2 - 3 Wochen später als ortsüblich. Der Versuch beinhaltete die Prüffaktoren Sorte und Fungizidbehandlung. Bei der Auswahl der Sor-ten (9 - 10 Sorten) wurde darauf geachtet, dass sie sich auch im Sortiment der jeweiligen Lan-dessortenversuche befanden. Dadurch ließen sich vergleichende Untersuchungen zum ortsüb-lichen Erntetermin vornehmen. Die Behandlung bestand aus zwei Fungizidstufen mit unter-schiedlichen Wirkstoffen (Vollblütenbehandlung mit 0,5 l/ha Cantus Gold bzw. 1,0 l/ha Ortiva). Die Spritzungen erfolgten in jeweils 2 Versuchsblöcken mit praxisüblicher Technik. In den Spätdruschversuchen wurden Vorernteverluste vom Stadium BBCH 85 bis ca. zwei Wo-chen nach dem Erreichen der Vollreife (BBCH 89) ermittelt. Dazu wurden flexible Rinnen aus aufgetrennten Tubolit-Rohrisolierungen (7,5 cm breit und 100 cm lang) verwendet, die sich gut zwischen den Rapsreihen platzieren ließen (Bild 1). In jedem Teilstück wurden zwei Verlust-schalen in den Bestand gelegt und alle 2 - 3 Tage ausgewertet. Um Beziehungen zur jeweiligen Jahreswitterung herstellen zu können, wurden die gemessenen Vorernteverluste mit Daten der Wetterstation Gülzow verglichen (Niederschläge, Windgeschwindigkeiten im Messzeitraum).

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Ergänzend zu den Verlustmessungen im Feldbestand wurden in den Versuchsjahren 2010 bis 2012 von den Sorten des jeweiligen Spätdruschversuches Laboruntersuchungen zur Platzfes-tigkeit durchgeführt. Dazu erfolgte zu BBCH 87 - 89, d. h. ca. eine Woche bis unmittelbar vor der Ernte von verschiedenen Einzelpflanzen eine Entnahme von Schoten des Haupttriebes (von oben bis zum ersten Seitentriebansatz). Pro Sorte und Standort bestand eine Probe aus min-destens 100 Schoten. Anschließend wurde im Labor die Schotenplatzfestigkeit mit einer neu entwickelten Methode bestimmt. Diese beruht auf einer Messung der Kraft, die zum Öffnen ei-ner Schote erforderlich ist. Es kam ein Kraftmessgerät der Fa. Sauter zum Einsatz (Modell FH 5). Der maximale Messbereich des Kraftmessgerätes erstreckt sich bis zu 5 N (Bild 2).

Bild 1: Verlustmessungen im Feldbestand Bild 2: Ermittlung der Schotenplatzfestigkeit im Labor

Die Auswuchsfestigkeit wurde anhand von Samenproben des Erntegutes von verschiedenen Landessortenversuchen und Spätdruschversuchen bestimmt. Für die Auszählungen wurde je-weils eine Stichprobe von 200 Samen pro Sorte und Standort unter einem Stereomikroskop untersucht. Als ausgewachsener Samen wurden solche mit geplatzter Samenschale oder mit Keimlingen unterschiedlicher Ausprägung angesprochen (Bild 3).

Bild 3: Rapssamen mit Auswuchs

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Ergebnisse Eine Ernteverzögerung von 2 - 3 Wochen nach Vollreife hat sich im Mittel der Sorten und Jahre kaum auf den Ertrag und Rohfettgehalt ausgewirkt (Tabelle 1). Beim Glucosinolatgehalt konnte in drei von vier Versuchsjahren eine leichte Erhöhung festgestellt werden. Ungünstig zu bewer-ten sind die Zunahme der freien Fettsäuren und der Auswuchsneigung im überständigen Raps.

Tabelle 1: Ertrag und Qualität von Raps in Abhängigkeit vom Erntetermin im Mittel von 9 bis 10 Sorten (Gülzow 2010 - 2013)

Merkmal

2010 2011 2012 2013 Mittelwert1)

Erntetermine

T1 10.08.

T2 24.08.

T1 28.07.

T2 12.08.

T1 25.07.

T2 17.08.

T1 05.08.

T2 27.08.

T1 T2

Kornertr. (dt/ha)

63,0 60,6 52,0 54,9 58,8 58,1 59,9 60,7 58,4 58,6

Rohfett (%)

42,7 42,6 44,1 44,4 45,2 44,7 43,1 42,4 43,8 43,5

GSL-Gehalt (µmol/g)

12,7 14,3 15,8 14,5 12,9 15,7 12,3 12,6 13,4 14,3

TKM (g)

5,39 5,66 5,22 5,03 4,53 4,54 5,33 5,61 5,12 5,21

freie Fett-säur. (%)

0,19 0,29 0,15 0,24 0,35 0,46 0,13 0,15 0,21 0,29

Auswuchs (%)

- 6,7 5,5 8,4 3,4 2,7 - - 4,5 5,6

1) bei Auswuchs nur 2011 u. 2012, T1- Termin Ernte LSV (Auswertung Stufe 2 mit Fungizideinsatz) T2- Termin Ernte Spätdruschversuch

Die gemessenen Vorernteverluste waren nur im Versuchsjahr 2011 auffällig hoch (Tabelle 2). In dem Jahr herrschte im Auswertungszeitraum eine extreme Witterung mit Starkniederschlägen und hohen Windgeschwindigkeiten. In den anderen Versuchsjahren blieben die Vorernteverlus-te auch bei später Ernte unter 0,5 dt/ha. Das ist aber immer noch ein Vielfaches der Aussaat-menge und kann neben anderen Verlustarten am Mähdrescher (Schneidwerk, Schüttler) Prob-leme mit unerwünschtem Ausfallraps verursachen. In allen Versuchsjahren war erwartungsge-mäß eine deutliche Zunahme der Vorernteverluste bei längeren Standzeiten des Rapses nach-weisbar. Wie der Tabelle 1 zu entnehmen, führten die stärkeren Vorernteverluste beim Spät-drusch nicht zwangsläufig zu einem Ertragsabfall. Hierbei spielt sicherlich die Wechselwirkung zwischen Verlusten und geringen Ertragszuwächsen durch Nachreife spät gebildeter Schoten eine Rolle.

Tabelle 2: Vorernteverluste bei Winterraps in den Spätdruschversuchen Gülzow

Messzeitraum Vorernteverluste (kg/ha)

1)

2010 2011 2012 2013

von BBCH 85 bis Vollreife (BBCH 89) 15 65 8 4

von BBCH 85 bis 2-3 Wochen nach Voll-reife 41 157 21 19

1)2010 Mittelwerte aus Versuch mit 9 Sorten und 2 Fungizidstufen (Vollblüte) 2011 und 2012 Mittelwerte aus Versuch mit 10 Sorten und 2 Fungizidstufen (Vollblüte) 2013 Mittelwerte aus Versuch mit 10 Sorten (Fungizidbehandlung zur Vollblüte einheitlich)

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In vorangegangenen Versuchsserien ließ sich ein Einfluss von Fungizidbehandlungen in der Vollblüte auf das Verlustgeschehen nicht eindeutig nachweisen (SCHULZ, 2010). Effekte sind möglich, wenn durch die Behandlungen der Anteil der zum Ausfall neigenden kranken Pflanzen reduziert wird. Der nur geringe Sklerotiniabefall in den Versuchen gestattete diesen Nachweis nicht. FEIFFER et al. (2011a, b) erzielten mit einer verzögerten Azoxystrobin-Behandlung mit Ortiva zu Blühende (BBCH 69) positive Effekte auf den Kornertrag und den Ölgehalt. Das wird auf eine längere Assimilation und geringere Ausfallneigung zurückgeführt. Für eine optimale Wirkung der Behandlung gegen Sklerotinia wäre dieser Termin jedoch in der Regel zu spät. In unseren Versuchen traten zwischen den beiden Behandlungsstufen insbesondere im Spät-druschversuch 2011 stärkere Unterschiede auf (Tabelle 3). In dem Jahr führte die Behandlung mit Ortiva im Vergleich zu Cantus Gold bis zum Abschluss der Messperiode zu geringeren Vor-ernteverlusten.

In den Jahren 2010 und 2012 wurden bis zum Ende der Messperiode etwas höhere Verluste bei der Ortiva-Behandlung festgestellt bei allerdings sehr niedrigem Verlustniveau. Aus den Ergebnissen lässt sich somit kein eindeutiger Vorteil für eine der beiden Behandlungsstufen ableiten.

Tabelle 3: Vorernteverluste bei Winterraps (kumulativ) nach unterschiedlichen Fungizidbehandlungen in der Vollblüte, Spätdruschversuche Gülzow

Erntejahr Vorernteverluste (kg/ha) bis zum Spätdruschtermin 0,5 l/ha Cantus Gold 1,0 l/ha Ortiva

2010 40 41

2011 190 130

2012 20 22

Die Labormessungen zur Schotenplatzfestigkeit haben ergeben, dass in den meisten Fällen Sorten mit geringen Vorernteverlusten auch entsprechend höhere Zugkräfte zum Öffnen der Schoten erforderlich waren (Abbildungen 1 - 3). Vergleichsweise hohe Kraftaufwendungen wur-den bei den Sorten Visby, NK Petrol, Artoga, Xenon, ES Alegria und Sherpa gemessen. Hohe Werte sind mit einer entsprechend hohen Schotenfestigkeit verbunden. Bei der Halbzwerghyb-ridsorte PR45D04 zeigte sich 2010 diese negative Korrelation zwischen Vorernteverlust und Kraft nicht (Abbildung 1). Hier kann sich die geringere Windexposition der kurzen Sorte ver-lustmindernd ausgewirkt haben. Vor allem bei den Sorten Dimension, King 10 und Uluru zeigte sich, dass hohe Vorernteverluste mit geringer Schotenfestigkeit verbunden waren.

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* Vorernteverluste im Spätdruschversuch Gülzow ** Messergebnis von 5 Standorten (Gülzow, Tützpatz, Vipperow, Malchow, Veelböken)

Abbildung 1: Vorernteverluste in Relation zu Schotenstabilitätsmessungen 2010

* Vorernteverluste im Spätdruschversuch Gülzow ** Messergebnis von 4 Standorten (Gülzow 2x, Tützpatz, Veelböken)

Abbildung 2: Vorernteverluste in Relation zu Schotenstabilitätsmessungen 2011

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aVorernteverluste * Zugkraft (Peakmessung) bis zur Schotenöffnung **

GD 5 % = 14,0

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90

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a

Vorernteverluste * Zugkraft (Peakmessung) bis zur Schotenöffnung**

GD 5 % = 13,6

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* Vorernteverluste im Spätdruschversuch Gülzow ** Messergebnis von 4 Standorten (Biestow, Tützpatz, Veelböken, Vipperow)

Abbildung 3: Vorernteverluste in Relation zu Schotenstabilitätsmessungen 2012

Schlussfolgerungen Der richtige Erntezeitpunkt ist für einen verlustarmen Drusch sowie eine gute Qualität

und Lagereignung der Rapspartien von entscheidender Bedeutung. Eine zu frühe Ernte ist zu vermeiden, um möglichst eine vollständige Abreife der später angelegten Schoten an den unteren Seitentrieben zu gewährleisten. Ein zu später Erntetermin ebenso, um das Risiko von Vorernteverlusten zu begrenzen.

Raps reagierte im Mittel von vierjährigen Versuchen noch nicht mit einem Ertragsabfall bei einer zwei bis dreiwöchigen Ernteverspätung. Der Anbau unterschiedlich abreifen-der Sorten vermindert jedoch das Ernterisiko und trägt zur Erweiterung des Erntefens-ters bei.

Bei „normalen“ Ernteterminen und Witterungsverhältnissen bis zur Vollreife ist bei allen Rapssorten nur mit geringen Vorernteverlusten zu rechnen. Sie erhöhen sich jedoch bereits zwei Wochen nach der Vollreífe beträchtlich. Damit wächst der Samenvorrat im Boden weiter an, woraus sich eine Verschärfung der Durchwuchsrapsproblematik ergibt.

Auswuchs- und ausfallgefährdete Rapssorten sind möglichst zuerst zu dreschen. Für die dreijährig geprüften Sorten kann eine Einstufung vorgenommen werden (Tabelle 4). Die ermittelten Unterschiede in der Platzfestigkeit der untersuchten Sorten geben vor allem einen Hinweis darauf, wie robust eine Sorte gegenüber Ernteverzögerungen und Auswuchs einzustufen ist. Platzfestigkeit und Auswuchsfestigkeit korrelieren nicht mit-einander, so dass beide Merkmale getrennt voneinander zu betrachten sind.

Sorten mit einer stärkeren Auswuchsneigung wiesen in der Regel auch höhere Werte bei den freien Fettsäuren auf. In diesen Fällen sind Rapspartien nicht oder nur einge-schränkt lagerfähig und müssen schnell verarbeitet werden.

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aVorernteverluste * Zugkraft (Peakmessung) bis zur Schotenöffnung**

GD 5 % = 21,0

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Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen ist es von Vorteil, den Raps vor dem Weizen zu dreschen. Bei feuchten Erntebedingungen kann es aber sinnvoll sein, frühe Weizensor-ten vorzuziehen, insbesondere wenn sie nicht fallzahlstabil sind. Die ökonomischen Nachteile bei einer Rückstufung von Qualitäts- auf Futterweizen fielen beispielsweise im Jahr 2011 stärker ins Gewicht als die Ertragsbeeinträchtigungen beim Raps.

Verlustmindernde Effekte können auch durch Fungizide und Wachstumsregler, etwa durch Lagervermeidung oder gleichmäßigere Abreife, erzielt werden.

Tabelle 4: Platz- und Auswuchsfestigkeit ausgewählter Winterrapssorten

Sorte Platzfestigkeit Auswuchsfestigkeit Visby + - PR46W20 0 0 + Dimension - 0 Treffer 0 + 0 + + gut, 0 mittel, - schlecht

Literatur FEIFFER, A.; U. ERL u. R. SCHLÜCKE (2011a): Die Ernte absichern. Raps 2(2011), 35-38

FEIFFER, A. WICKENHAGEN, M. u. U. BRIESNER (2011b): Das Erntefenster von Winterraps verlängern. Raps 2(2011), 30-34

SCHULZ, R.-R.: (2010): Erschließung von Ertragsreserven bei spät reifenden Winterrapssorten durch Anpassung des Erntezeitpunktes. Abschlussbericht LFA, 27 S.

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Ergebnisse aus einem langjährig stationären Versuch zur Düngung mit Phosphor und Kali am Standort Gülzow

Eckhard Lehmann, Petra Karsunke

Abstracts: Despite adequate soil nutrient contents, long-time omission of phosphorus (P) and potassium (K) fertilization resulted in yield loss. After 16 years without P and K fertilization in a static fertilization experiment including rape, wheat, potato and barley, soil nutrient contents decreased by one content class for phosphate and approximately two classes for potassium. However, nutrient supply based on LUFA recommendations as well as based on nutrient re-moval increased nutrient soil contents. Potatoes showed the greatest yield effect of a combined P/K fertilization. Higher yields were also measured in wheat and barley. The lowest response to fertilization was found for rape. For potatoes and winter barley, spring fertilization had a distinct yield advantage. A combined P/K fertilization had a greater effect than fertilization with a single nutrient.

Zusammenfassung In einem statischen Düngungsversuch wird am Standort Gülzow die Wirkung der Phosphat- und Kalidüngung in der Fruchtfolge Raps – Weizen – Kartoffeln – Wintergerste geprüft.

Nach 16 Versuchsjahren ohne Düngung hat sich der Bodennährstoffgehalt bei P um etwa eine Gehaltsklasse verringert. Bei K ging der Bodengehalt von der Klasse C bis D in die Gehalts-klasse A zurück. Die Düngung nach LUFA-Empfehlung und nach Nährstoffabfuhr führte zu ei-ner Erhöhung der Bodengehalte.

Kartoffeln haben am stärksten mit Mehrerträgen auf die P-/K-Düngung reagiert. In Weizen und Gerste wurden ebenfalls Mehrerträge gemessen. Raps profitierte vermutlich aus der Nachliefe-rung der Vorfrucht. Die Frühjahrsdüngung hatte bei Kartoffeln und Wintergerste deutliche Er-tragsvorteile. Eine kombinierte P- und K-Düngung hat eine bessere Wirkung als die Düngung mit einem einzelnen Nährstoff.

Schlussfolgernd wird abgeleitet, dass für die Beurteilung der Bodenversorgung mit Phosphor und Kalium regelmäßige Bodenanalysen wichtig sind. Mehrjähriger Verzicht auf P-/K-Düngung führte trotz ausreichendem Bodenvorrat zu Ertragsverlust.

Einleitung und Problemstellung Die Grundsätze für die Anwendung von Düngemitteln sind in der Düngeverordnung so geregelt, dass die Düngung nach Art, Menge und Zeit auf den Bedarf der Pflanzen und des Bodens unter Berücksichtigung der im Boden verfügbaren Nährstoffe und organischen Substanz sowie der Standort- und Anbaubedingungen ausgerichtet werden soll. Erfordernisse für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit sind zusätzlich zu berücksichtigen (DüV 2007). Der Nährstoffbedarf der Pflanzen richtet sich nach ihrer Ertragsfähigkeit unter den jeweiligen Standorten und Anbaube-dingungen sowie den Qualitätsanforderungen an die Erzeugnisse (DÜNGEGESETZ, 2009).

In Mecklenburg-Vorpommern sind ca. 65 Prozent der Böden ausreichend oder gut mit Phosphat (P) und ca. 80 Prozent ausreichend mit Kalium (K) versorgt. Um ein hohes Ertragsniveau zu erhalten, ist bei der Versorgung im Boden mit P und K die Gehaltsklasse C anzustreben. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn andere Intensivierungsfaktoren wie Stickstoffdüngung oder Pflanzenschutzmaßnahmen optimal ausgeschöpft werden sollen, aber auch wenn Trocken-stress für die Kulturen im Frühjahr zunimmt.

Die Notwendigkeit, ökonomische Zwänge mit den Erfordernissen einer nachhaltigen Landbe-wirtschaftung in Einklang zu bringen, war bereits 1997 Veranlassung, zum Problem der Grund-nährstoffversorgung der Ackerböden in Mecklenburg-Vorpommern Forschungsarbeit aufzu-nehmen. Für qualifizierte Empfehlungen in der Frage der Grunddüngungsstrategie sollten Er-gebnisse aus einem Dauerversuch abgeleitet werden. Ziel des Forschungsthemas ist es auch weiterhin, aus den Ergebnissen Hinweise zur praktischen Handhabung der Grunddüngung ab-

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zuleiten (BOELCKE 2008). Der anzustrebende Bodennährstoffgehalt (Gehaltsklasse C) wird in den Richtwerten zur Umsetzung der Düngeverordnung in Mecklenburg-Vorpommern definiert (MLUV 2009).

Die Tatsache, dass die Ertragswirkung der Düngung mit Grundnährstoffen nicht in jedem Jahr nachgewiesen werden kann sowie neue Beratungsansätze bzw. innovative technische Entwick-lungen wie Precision Farming oder Strip Till, geben der Diskussion über die Bedeutung einer ausgeglichenen Bodenversorgung mit P und K immer wieder neuen Nährboden.

Aus den Ergebnissen von 16 Jahren Versuchsdauer soll nachfolgend die Wirkung der Phos-phor- und Kalidüngung auf den Ertrag und die Veränderung des Bodenvorrates dargestellt wer-den.

Material und Methoden In einem statischen Düngungsversuch mit Phosphor und Kalium wird an der Landesfor-schungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern die Wirkung der mineralischen Herbst- und Frühjahrsdüngung seit 1998 geprüft. Der Versuch wurde als vierfeld-rige Fruchtfolge mit den Fruchtarten Winterraps – Winterweizen – Kartoffeln – Wintergerste auf vier Schlägen angelegt. Dadurch war es möglich, in jedem Jahr von jeder Fruchtart Ergebnisse zu erzielen. Nach Ablauf der dritten Rotation wurde eine Versuchsfläche aus der Versuchsan-stellung gestrichen. Der räumlich etwas getrennt liegende Schlag wies kleinräumig erhebliche Bodenunterschiede auf, die sich in Verbindung mit Frühjahrs- und Vorsommertrockenheit re-gelmäßig auf die Auswertbarkeit der Einzelergebnisse durch hohe Streuungen auswirkten. Die nachfolgend beschriebenen Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf die drei aktuellen Ver-suchsflächen. Die vierfeldrige Fruchtfolge wurde beibehalten, so dass jährlich eine Fruchtart nicht angebaut werden konnte.

Die Untersuchungen sollen Bedingungen des Markfruchtbaus widerspiegeln, indem das Stroh grundsätzlich auf der Fläche verbleibt. Der Kartoffel kommt die Rolle der stark Nährstoff abtra-genden Frucht zu. Der Versuchsstandort Gülzow bei Güstrow ist repräsentativ für den Hauptteil des Ackerlandes in Mecklenburg-Vorpommern (Klima und Bonität des Bodens).

Je Fruchtart werden 11 Düngungsvarianten geprüft, wobei die Variante ohne mineralische P/K-Düngung als Standard dient. Verglichen werden damit: Düngung nach Empfehlung der LUFA Rostock (Beachtung eines Zielertrages, der Gehaltsklasse des Bodens und der Nährstoffliefe-rung aus den Ernterückständen), Düngung nach Nährstoffabfuhr mit den Ernteprodukten auf dem Niveau 100 % und 50 %, Düngung im Herbst und Düngung im Frühjahr (Tabelle 1). Im Prüfglied 4 werden handelsübliche NPK-Dünger eingesetzt, so dass wegen des vorgegebenen Verhältnisses der Nährstoffanteile nicht immer genau die berechnete Nährstoffmenge verab-reicht werden kann.

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Tabelle 1: Prüfglieder des statischen Dauerversuchs zur P/K-Düngung der LFA, Standort Gülzow

Die Intensität der Produktionstechnik entspricht dem ortsüblichen Niveau und wird an den Lan-dessortenversuchen orientiert. Für die einzelnen Fruchtarten werden zum Anbau empfohlene und in der Praxis verbreitete Sorten ausgewählt. Veränderungen erfolgen grundsätzlich nach Ablauf einer Fruchtfolgerotation, sodass durch den Einfluss der Sortenleistung Versuchsfehler ausgeschlossen werden können.

Die Berechnung der Düngungshöhe nach Entzug erfolgt auf der Grundlage eines Zielertrages in der Variante Düngung nach LUFA-Empfehlung, der je Fruchtart für die Rotation festgelegt wird. Für Raps lag der Zielertrag in allen vier Rotationen bei 45 dt/ha. Bei Winterweizen wurde der anfangs angestrebte Kornertrag von 90 dt/ha nach der zweiten Rotation auf 85 dt/ha korrigiert. Für die Kartoffeln wurden durchgängig 450 dt/ha angestrebt und der kalkulierte Wintergersten-ertrag lag zu Beginn bei 80 dt/ha, in der zweiten Rotation bei 90 dt/ha und ab drittem Umlauf bei 85 dt/ha.

Im Mittel der ersten 3 Fruchtfolgerotationen wurde 47,9 dt/ha Raps geerntet. 2010 wurde kein Raps angebaut, 2011 war der Versuch ertraglich nicht auswertbar und in den beiden letzten Jahren wurde mit fast 55 dt/ha ein überdurchschnittlicher Ertrag erzielt. Dadurch liegt im Durch-schnitt der Versuchsdauer die erreichte Flächenleistung deutlich über der geplanten (Tabelle 2). Bei Winterweizen und Kartoffeln wurde im Mittel der Versuchsdauer nahezu eine Punktlandung gegenüber den geplanten Erträgen erzielt. Allerding sind bei beiden Fruchtarten die Jahresun-terschiede enorm. Der mit Wintergerste erzielte Durchschnittsertrag lag etwa um 3,5 dt/ha nied-riger als der für die Düngeberechnung angestrebte. Vor allem in der zweiten und dritten Rotati-on konnten die Ertragsziele nicht erreicht werden. Schwankungen zwischen 54,3 dt/ ha als ge-ringster und 104,6 dt/ha als höchster Ertrag belegen auch für die Gerste den enormen Jahres-einfluss.

Prüfglied‐Nr. Strategie

P K

1,3,5,7,9,11,12,

14,16,18,20,22

LUFA (Rostock) – 

Düngungsempfehlung

4 Düngung nach Entzug 50* 50* NPK Frühjahr

P  Herbst

K  Frühjahr

8 Düngung nach Entzug 50 100 Herbst

10 Düngung nach Entzug 100 50 Herbst

13 Düngung nach Entzug 100 100 Herbst

15 Düngung nach Entzug 100 100 Frühjahr

P  Frühjahr

K  Herbst

19 Düngung nach Entzug 0 100 Herbst

21 Düngung nach Entzug 100 0 Herbst

17 Düngung nach Entzug 50 100

* tatsächliche Menge kann wegen Verwendung handelsüblicher Düngersorten abweichen

2 100 100 Herbst

6 Düngung nach Entzug 100 50

P/K‐Düngungsniveau 

(entspr. Strategie in %)

Zeitpunkt der 

Düngung

ohne Düngung 0 0

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Tabelle 2: Mittlere jährliche Düngermengen 2002 – 2013, Dauerdüngungsver-such Gülzow

Ergebnisse

Nährstoffgehalt im Boden Das Ziel der Untersuchungen ist eine Abschätzung der Wirkung einer Phosphor- und Kalidün-gung auf den Ertrag in Abhängigkeit vom Bodenvorrat. Zu Versuchsbeginn war der Boden gut bzw. sehr gut mit den beiden Grundnährstoffen versorgt. Auf dem Schlag 1 wurde bei Phosphor mit 16,8 mg P2O5/100 g Boden die Gehaltsklasse (GK) C und auf den Schlägen 2 und 3 mit über 20 mg P2O5/100 g Boden die GK D nachgewiesen. Der Kaliumgehalt der Schläge 1 und 3 lag mit 14,2 und 14,5 mg K2O/100 g Boden in der GK D, der Schlag 2 erreichte mit 11,9 mg K2O/100 g Boden die GK C.

Mit der Düngeplanung in der Variante nach LUFA sollte die Gehaltsklasse C für Phosphor und Kalium und damit die Sicherung der für den Standort optimalen Bodenversorgung nachhaltig gewährleistet werden. Den Veränderungen der Bodengehalte in Abhängigkeit von der Dünge-strategie kommt daher eine besondere Bedeutung zu.

Die Berechnung der Höhe der Phosphor- und Kalidüngung erfolgte auf der Grundlage der Ziel-erträge und der Nährstoffgehalte der Ernteprodukte aus den Tabellen der Richtwerte für die Umsetzung der Düngeverordnung. Im Prüfglied nach „LUFA Empfehlung“ erfolgte gleichzeitig ein Zu- bzw. Abschlag entsprechend des Bodenvorrates. Abweichungen der Abfuhr aus der Differenz der tatsächlich geernteten und der Zielerträge wurden nicht korrigiert.

In dem Versuch wurde jährlich nach der Ernte eine Ermittlung des Bodennährstoffgehaltes durchgeführt. Dabei wurde besonders auf möglichst vergleichbare Bedingungen bezüglich Pro-benahme, Bodenfeuchte und Analytik geachtet. Die Einzelwerte weisen dennoch eine hohe Varianz auf.

Abstrahiert in einer linearen Funktion kommt es ohne Düngung im Durchschnitt der untersuch-ten Schläge und der vier Rotationen zu einer jährlichen Verringerung des Bodengehaltes von etwa 0,13 bis 0,26 mg P2O5/100 g Boden und 0,33 bis 0,40 mg K2O/100 g Boden(Abbildung 1, Abbildung 2).

Fruchtart

Ertrag geplant

dt/ha erreicht

Variante P2O5 K2O P2O6 K2O P2O5 K2O P2O6 K2O P2O6 K2O

LUFA 87 133 72 89 48 208 79 152 71 145

Abfuhr 100% 81 45 70 53 63 259 69 51 71 102

Abfuhr 50%, (NPK) 39 35 34 28 34 112 32 27 35 50

Raps Winterweizen Kartoffeln Wintergerste

49,6 86,6 443 81,4

Düngung in kg/ha 

Mittel

45 87 450 85

P2O5 P2O5 P2O5

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Abbildung 1: Entwicklung des Bodengehaltes an P2O5, Dauerdüngungsversuch Gülzow

Abbildung 2: Entwicklung des Bodengehaltes an K2O, Dauerdüngungsversuch Gülzow

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Die unterlassene Nährstoffzufuhr führte zu einem Absinken des Phosphatgehaltes im Boden um etwa 2 bis 4 mg P2O5/100 g. Wegen der hohen Ausgangsversorgung zu Versuchsbeginn befinden sich die Flächen immer noch in der Gehaltsklasse C, also noch in einem Bereich der anzustrebenden optimalen Bodenversorgung. Auffällig ist eine stärkere Abnahme des Boden-gehaltes in der Variante, in der keine Phosphor-, jedoch eine Kalidüngung in Höhe der Abfuhr ausgebracht wurde gegenüber der Variante ganz ohne P- und K-Düngung (Abbildung 1). Die alleinige Kalidüngung führt zu einem deutlichen Ertragsanstieg gegenüber dem ungedüngten Prüfglied und damit zu einer höheren Abfuhr in dieser Variante. Alle P-Düngungsvarianten hat-ten einen Anstieg der Bodengehalte zur Folge. Erwartungsgemäß nahm dieser Anstieg mit der Höhe der Düngermenge zu. Eine Ausnahme wurde bei der Variante 50 % P- und 100 % K-Düngung beobachtet. Hier war die Veränderung im Bodengehalt nur gering.

Die Unterlassung der Kalidüngung führte im Versuchszeitraum zu einer Abnahme des Boden-gehaltes um 5 bis 6 mg K2O/100 g Boden. Damit wurde nach 16 Jahren die Bodenversorgung aus der Gehaltsklasse C bis D in die Gehaltsklasse A verschlechtert. Im Gegensatz zum Phos-phat führte aber auch die reduzierte Kalidüngung zu einem deutlichen Rückgang des Boden-gehaltes (Abbildung 2). Mit ca. 8 mg K2O/100 g Boden wird nur noch die Gehaltsklasse B er-reicht. Die Düngung nach Entzug und nach LUFA-Empfehlung hatte eine geringe Zunahme der Analysewerte zur Folge, wobei der Anstieg in der LUFA-Variante erwartungsgemäß am größten war.

Erträge Die wichtigste Frage des Versuches besteht natürlich darin, wie sich die Düngung mit Phosphor und Kali langfristig auf den Ertrag auswirkt.

Im Durchschnitt über alle Jahre und Fruchtarten konnte durch Düngung mit Phosphor und Kali eine Wirkung auf den Ertrag gemessen werden. Die Relativerträge erhöhten sich durch die Düngung nach „LUFA Empfehlung“ um 15 Prozent. Die Düngung nach Nährstoffabfuhr und nach 50 % Abfuhr hatten durchschnittlich 10 und 9 Prozent Ertragszuwachs zur Folge.

Abbildung 3: Ertragsvergleich nach Düngung mit Phosphor und Kalium (1998 – 2013), Dauerdüngungsversuch Gülzow

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Bekanntlich reagieren die Fruchtarten sehr unterschiedlich auf die Düngung. So besitzt die Kar-toffel einen hohen Düngebedarf. Dies wurde mit den Versuchsergebnissen auch bestätigt (Ab-bildung 3). Mit zunehmender Dauer des Versuches nimmt die Ertragsdifferenz gegenüber der ungedüngten Variante zu. Aber auch die Differenzierung zu den anderen Düngungsvarianten ist bei dieser Fruchtart am anschaulichsten. Obwohl in der Variante 100 % Abfuhr die gedüngte Kali- und Phosphormenge höher war als in der Variante nach LUFA, wurden doch in letzterer die höchsten Erträge gemessen. Ursache dafür ist die Gesamtdüngermenge in der Fruchtfolge, die wiederum im Prüfglied LUFA am höchsten war (Tabelle 2). Die Varianten 100 % Abfuhr und 50 % Abfuhr NPK unterscheiden sich nur geringfügig. Dafür kann die kombinierte P-, K- und Stickstoffdüngung verantwortlich sein, die als Frühjahrsdüngung bei Kartoffeln besonders vor-teilhaft wirkt. Ausschließliche Kali- oder Phosphatdüngung führen in Kartoffeln gegenüber un-gedüngt ebenfalls zu Mehrerträgen, haben jedoch eine schlechtere Wirkung als die Kombinati-on beider Nährstoffe. Kalidüngung hat dabei noch den größeren Einfluss auf den Kartoffeler-trag, allerdings müssen dabei auch der hohe Kalibedarf der Kartoffel und der Rückgang des Bodenvorrates berücksichtigt werden.

In der Wintergerste und im Winterweizen wurden vergleichbare Wirkungen der Düngung ge-messen. Wegen ihres relativ schwachen Aneignungsvermögens wird besonders der Gerste ein hoher Düngebedarf zugesprochen. Nach den Kartoffeln kann die Gerste auch von keiner hohen Fracht aus der Vorfrucht profitieren, so dass die Düngung beider Nährstoffe zusammen hier einen größeren Einfluss hatte als die Höhe der Düngung. Weizen profitiert stark von der Liefe-rung aus der Vorfrucht. Trotzdem ist eine gute Abstufung der Erträge entsprechend der Dün-gungsvarianten zu erkennen. Im Vergleich zur Wintergerste hatte die Frühjahrsdüngung mit NPK einen geringeren Effekt, dafür wurde durch eine reine Phosphatgabe ein Mehrertrag ge-messen.

Raps ist mit seiner Pfahlwurzel in der Lage, Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten zu er-schließen. Außerdem steht ihm in der Fruchtfolge die hohe Kaliumhinterlassenschaft aus dem Gerstenstroh zur Verfügung. Dies sind vermutlich die wichtigsten Ursachen für die geringe Düngewirkung.

Abbildung 4: Ertragsvergleich nach Herbst- und Frühjahrsdüngung mit P und K

(1998 – 2013), Dauerdüngungsversuch Gülzow

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Bei der Variante 50 % Abfuhr NPK im Frühjahr wurde bereits geschlussfolgert, dass nicht allein die Nährstoffmenge, sondern auch der Zeitpunkt der Applikation einen Einfluss auf die Wirkung ausüben. Die Gegenüberstellung direkt vergleichbarer Varianten zeigt dies sehr anschaulich. In Raps und Weizen wurden keine Unterschiede im Ertrag nach Herbst- oder Frühjahrsdüngung festgestellt. Im Gegensatz dazu wirkte sich die Frühjahrsdüngung bei Kartoffeln und bei Winter-gerste sehr deutlich aus. Mit 10 Prozent Mehrertrag ist der Effekt besonders bei Wintergerste deutlich größer als der Unterschied zwischen der Variante LUFA und 100 % Abfuhr.

Abbildung 5: Ertragsvergleich nach unterschiedlicher P- und K-Düngung

(1998 – 2013), Dauerdüngungsversuch Gülzow

Die Düngung mit einzelnen Nährstoffen war insgesamt nicht so effektiv wie die Kombination beider Elemente. So lagen die Erträge im Gesamtmittel bei P-/K-Düngung um 4 Prozent höher als bei ausschließlicher Kalidüngung und um 7 Prozent höher als bei ausschließlicher Phos-phatdüngung. Die Fruchtarten reagierten wieder unterschiedlich. Bei Raps verursachte die Ver-ringerung oder Unterlassung der K-Düngung Mindererträge, bei Weizen war es eher die P-Düngung, deren Reduzierung Ertragseinbußen zur Folge hatte (Abbildung 5). Wintergerste rea-gierte indifferent, allerdings wurde auch nach jeder Reduzierung Ertragsrückgang beobachtet. Bei den Kartoffeln war die Wirkung am deutlichsten. Allerdings wurde nicht nur der erwartete Effekt durch die Kalidüngung festgestellt, sondern es zeigte sich auch eine deutliche Ertrags-wirkung durch die Phosphatdüngung.

Nährstoffgehalte im Erntegut Für die Berechnung der Düngungshöhe wurde der Zielertrag mit dem Nährstoffgehalt des Ern-tegutes multipliziert und so die Abfuhr kalkuliert. Die Abweichung der erreichten Erträge von den Ertragszielen ist eine Fehlergröße, die zu Bilanzsalden aus der Düngung führen kann. Eine zweite Fehlergröße wurde durch die Untersuchungen der Nährstoffgehalte des Korns bzw. der Knollen identifiziert. In nahezu allen Versuchsjahren lagen die Gehalte für Phosphor und Kalium deutlich unter den Richtwerten für die Untersuchung und Beratung zur Umsetzung der Dünge-verordnung in Mecklenburg-Vorpommern. So wurden im Raps- und Weizenkorn nur gut 80 Pro-zent und in Kartoffeln und im Gerstenkorn nur ca. 90 Prozent des Gehaltes an P im Vergleich zu den Tabellenwerten gemessen. Beim Kalium waren es in den Körnerfrüchten lediglich etwas mehr als 70 Prozent und in Kartoffeln 83 Prozent.

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Die Unterschiede durch die Düngung sind dabei marginal. Bei Phosphor beträgt er in allen Fruchtarten ca. 0,03 bis 0,04 kg/dt TM (Abbildung 6). Der Kaligehalt von Getreide und Raps steigt durch Düngung ebenfalls nur um ca. 0,02 kg/dt TM. Bei Kartoffeln kann ein wesentlich höherer Einfluss der Düngung gemessen werden (Abbildung 7). Allerding reicht die Zunahme um 0,44 kg K/dt TM auch nicht, um nur in die Nähe des Tabellenwertes zu kommen.

Abbildung 6: Phosphorgehalt im Erntegut Dauerdüngungsversuch,

Gülzow 1998 – 2012

Abbildung 7: Kaliumgehalt im Erntegut Dauerdüngungsversuch,

Gülzow 1998 – 2012

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Diskussion Die Düngung mit den Grundnährstoffen Phosphor und Kalium ist ein aktuelles Thema. In den Richtwerten zur Umsetzung der Düngeverordnung wird ausdrücklich auf die Verantwortung des Landwirtes für die Bodenfruchtbarkeit und auf die Düngung des Bodens und der Pflanze ver-wiesen. Für die Nährstoffe Phosphor und Kalium sind optimale Bodennährstoffgehalte anzu-streben. Bei Erreichen der Gehaltsklasse C wird davon ausgegangen, dass durch Düngung nur ein geringer Mehrertrag erzielt wird.

In dem vorgestellten Dauerversuch wurden ausgewählte Varianten der Düngung in der Frucht-folge Raps, Weizen, Kartoffel, Wintergerste geprüft. Die Berechnung der Nährstoffmengen für die Düngung erfolgte auf der Grundlage von Ertragszielen und Tabellenwerten für Nährstoff-gehalte der Feldfrüchte.

Die einzelnen Düngungsvarianten wirken langjährig auf den Phosphat- und Kaligehalt im Bo-den. Der gänzliche Verzicht auf Phosphatdüngung führte im Untersuchungszeitraum von 16 Jahren zu einer Absenkung des Bodenvorrates um etwa eine Gehaltsklasse. Der P-Gehalt im Boden wird nicht ausschließlich von der Zufuhr durch Düngung und der Abfuhr durch das Ern-tegut bestimmt. So verursachen augenscheinlich höhere Erträge in der Variante ohne P-, aber mit K-Düngung einen größeren Rückgang des Bodengehaltes. Andererseits steigt der Boden-wert in der Variante LUFA stärker als in der Variante 100 % Abfuhr, obwohl in beiden Varianten die gleiche Düngermenge ausgebracht, aber in der LUFA-Variante ein höherer Ertrag geerntet wurde. Ähnliches lässt sich in den Varianten mit dem Düngungsniveau 50 % Abfuhr ablesen. In der Tendenz ist dennoch abzuleiten, dass unter den speziellen Bedingungen des Versuches die Berechnung der Düngung nach Empfehlung der LUFA und nach der kalkulierten Abfuhr zu hoch war und zu einem Anstieg der Bodengehalte führte. Bei einem Niveau von 50 Prozent der Abfuhr bleibt der Bodengehalt konstant oder steigt leicht an.

Etwas anders entwickelt sich der Kaligehalt im Boden. Die Unterlassung der Düngung führte im Versuchszeitraum zur Absenkung des Bodengehaltes von der Gehaltsklasse C bis D auf die Gehaltsklasse A. Dabei hatte eine zusätzliche Phosphatdüngung keinen Einfluss. Die Düngung von 50 Prozent gemessen an der Abfuhr hatte ebenfalls einen deutlichen Rückgang des Bo-dengehaltes zur Folge. Die Flächen befinden sich jetzt in der Gehaltsklasse B. Durch die Dün-gung nach LUFA-Empfehlung oder nach Abfuhr stieg der Bodengehalt leicht an, wobei die hö-here Düngermenge in der LUFA-Variante auch zu einem etwas größeren Anstieg führte.

Ungeachtet dessen wird eingeschätzt, dass sowohl die Nährstoffbilanz als auch die Untersu-chung des Bodennährstoffgehaltes geeignete Verfahren sind, um die Verfügbarkeit von Phos-phor und Kalium für die Pflanzen einzuschätzen. Bodenuntersuchungen sollten in einem ange-messenen Zeitraster, alle 3 bis 4 Jahre erfolgen, um die Entwicklung zu verfolgen und Jahres-einflüsse auf die Untersuchungsergebnisse besser zu bewerten. Sie sind auf ihre Plausibilität zu prüfen.

Die Düngung mit Phosphor und Kalium hat im Verlauf der Untersuchungen zu Mehrerträgen geführt. Die größte Wirkung wurde bei Kartoffeln gemessen, gefolgt vom Winterweizen und Wintergerste. Raps reagierte am wenigsten auf die Düngung. Unter den spezifischen Bedin-gungen wird davon ausgegangen, dass der Raps von der Kalihinterlassenschaft aus dem Gers-tenstroh profitierte und dass er in der Lage ist, sich aus tieferen Bodenschichten mit Nährstoffen zu versorgen.

Bei Kartoffel und Wintergerste war der Termin der Düngung entscheidender als die Höhe. Die Frühjahrsdüngung brachte im Vergleich zur Herbstgabe in beiden Fruchtarten einen Ertragsvor-teil von 10 Prozent. Trotz der guten Vorfrucht Raps wurden vom Weizen mit P-/K-Düngung deutliche Mehrerträge gegenüber ungedüngt geerntet. Mit zunehmender Dauer des Versuches verstärkte sich diese Wirkung.

Die Wirkung der Düngung mit den Einzelnährstoffen auf den Ertrag war bei den Fruchtarten unterschiedlich. So reagierte Raps besonders bei verringerter oder fehlender Kalidüngung mit Ertragsminderungen. Der Weizenertrag wurde mehr durch die Phosphatdüngung beeinflusst. Gerste reagierte eher indifferent. Bei den Kartoffeln wirkte sich erwartungsgemäß die Kalidün-gung etwas stärker aus als die P-Düngung.

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In jedem Fall war die Düngung mit beiden Nährstoffen in Höhe der Abfuhr in ihrer Wirkung auf den Ertrag der Düngung mit Einzelnährstoffen überlegen.

Unter den Standort- und Witterungsbedingungen des Versuches wurden in allen Fruchtarten und allen Versuchsjahren bedeutend geringere Gehalte an Phosphor und Kalium in den Ernte-produkten analysiert. Das führte unter anderem dazu, dass die aus Tabellenwerten berechne-ten Düngermengen deutlich höher waren als die Abfuhren. In dessen Folge stiegen die Nähr-stoffgehalte im Boden an und erreichten besonders bei Phosphat mit der Gehaltsklasse D eine ungewollte Überversorgung. Die kontinuierliche Düngung hatte nur einen geringen Einfluss auf den Nährstoffgehalt im Korn oder in der Knolle.

Literaturverzeichnis MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ

MECKLENBURG-VORPOMMERN (2007): Umsetzung der Düngeverordnung vom 27. Februar 2007 in Mecklenburg-Vorpommern. Gemeinsame Beratungsempfehlung der Länder Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern

MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, UMWELT UND VERBRAUCHERSCHUTZ MECKLENBURG-VORPOMMERN (2009): Richtwerte für die Untersuchung und Beratung zur Umsetzung der Düngeverordnung in Mecklenburg-Vorpommern.

BOELCKE, B. (2008): Grunddüngungsstrategien zur Sicherung einer hohen Effizienz des Düngemitteleinsatzes und der Bodenfruchtbarkeit in Mecklenburg-Vorpommern. LFGA, Forschungsbericht

Düngegesetz (DüngG) (2009): Bundesministeriums der Justiz. BGBl. I S. 54 (136), Zuletzt geändert durch Art. 10 G v. 9.12.2010 (http://www.gesetze-im-internet.de/d ngg/BJNR005400009.html)

StatA MV (2011): Bodennutzung 2011 „BO_2011_11_04_eE_MV_Anfragen“ Statistisches Amt MV, Schriftliche Mitteilung

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Ertrags- und Qualitätswirkung der N-Düngung in Abhängig-keit vom Grunddüngungssystem

Eckhard Lehmann

Abstract: In a stationary experiment, the effect of different basic fertilization strategies in com-bination with nitrate and ammonium emphasized nitrogen fertilization on yield and quality of grain crops and maize was tested. Treatments without basic fertilization were compared with fertilization according to the "LUFA recommendation" Rostock (DüVO), the "System Kinsey" and the "System AKRA". Fertilizer recommendations varied considerably between systems. Variants of the tested basic fertilization did not lead to any yield differences or effects on crop quality or soil nutrient contents. However, an experimental period of four years is too short for drawing final conclusions.

In 2009, yield achieved with nitrate emphasized fertilization were comparable with yield ob-tained with urea fertilization. Due to different weather conditions, urea fertilization led to reduced yields in 2011 and 2012.

Zusammenfassung Ziel der Untersuchungen war es, die Wirkung unterschiedlicher Grunddüngungsstrategien in Verbindung mit nitrat- und ammoniumbetonter Stickstoffdüngung auf den Ertrag und die Quali-tät von Körnerfrüchten und Silomais zu prüfen. Dazu wurde ein stationärer Versuch angelegt und in der Abfolge mit den Fruchtarten Winterweizen, Silomais, Wintergerste und Winterraps bewirtschaftet. Für die Grunddüngung wurden die Versuchsglieder „ohne Düngung“, nach „Empfehlung der LUFA“ Rostock (DüVO), nach dem „System Kinsey“ und dem „System AKRA“ festgelegt. Die Höhe der N-Düngung orientierte sich an der Empfehlung nach SBA.

Die Düngeempfehlung basierte auf Bodenanalysen der beteiligten Einrichtungen und Unter-nehmen. Die Bewertung der Bodennährstoffe und ihrer Pflanzenverfügbarkeit war aus den drei Untersuchungen nicht vergleichbar. Die Düngeempfehlungen wichen erheblich voneinander ab.

Unterschiede in der Pflanzenentwicklung, die durch die Grunddüngung bedingt waren, konnten während der gesamten Laufzeit nicht beobachtet werden. Zu deutlich messbaren Einflüssen führte lediglich der Verzicht auf die N-Düngung.

Ähnliche Aussagen lassen sich aus den Analysen der Stickstoffgehalte in den Pflanzen ablei-ten. Lediglich im Prüfglied ohne N-Düngung (0-Variante) wurde der optimale Gehalt in allen Jahren nicht erreicht. Auf den Phosphor- und Kaligehalt in der Pflanze hatte die Düngung im Untersuchungszeitraum keinen Einfluss.

2009 wurde durch nitratbetonte Düngung der gleiche Ertrag erzielt wie durch Harnstoffdünger. 2011 und 2012 führte die ammoniumbetonte (Harnstoff-) Düngung zu Mindererträgen. Das wird besonders mit der trockenen und teilweise kühlen Witterung im Frühjahr und Frühsommer bei-der Jahre begründet.

Die Grunddüngung führte zu keinen gesicherten Ertragsunterschieden. Auch geringfügige Un-terschiede der Qualitätsparameter im Erntegut lassen sich nicht auf den Einfluss der Düngung zurückführen.

Tendenziell war sowohl bei Phosphor als auch bei Kali eine Abnahme des Bodengehaltes in der Variante „ohne Grunddüngung“ zu erkennen. Für gesicherte Ergebnisse war die Versuchsdauer allerdings wesentlich zu kurz.

Die Düngeempfehlung nach LUFA ist eine langjährig durch Dauerversuche begründete und in der Praxis erprobte Methode. Das entbindet jedoch nicht von der Notwendigkeit, sie stetig an die sich verändernden Rahmenbedingungen des Pflanzenbaus anzupassen. Das System Kinsey hat den Ansatz, ein Gleichgewicht in die Nährstoffversorgung des Bodens zu bringen. Dem kann nur zum Teil gefolgt werden. Für Zielstellungen des intensiven Ackerbaus kommt es auch darauf an, Nährstoffe in ausreichender Menge für hohe Erträge und sichere Qualitäten

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bereitzuhalten. Auch die ganzheitliche Betrachtung verschiedener, die Fruchtbarkeit beeinflus-sender Faktoren, wie sie im AKRA-Düngesystem empfohlen wird, kann unterstützt werden. Al-lerdings fehlte in der Anwendung der Bezug zwischen der Bodenbewertung und der praktischen Düngeempfehlung.

Nach den vier Versuchsjahren konnte keine gesicherte Wirkung eines der geprüften Bera-tungsmodelle auf den Ertrag, die Qualität und den Bodennährstoffgehalt nachgewiesen werden.

Einleitung

Wissensstand und Problemstellung Unter dem Begriff Düngung versteht man die Zufuhr von Pflanzennährstoffen sowohl in minera-lischer als auch in organischer Form. Ziel ist dabei der Ausgleich der durch pflanzenbauliche Bodennutzung entstandenen Entzüge, Verluste und Veränderungen sowie der Verbesserung der Nährstoffversorgung genutzter Böden (SCHWEDER et al. 2004).

Für die Makronährstoffe Phosphor, Kalium und Magnesium aber auch für die meisten Mikro-nährstoffe wird von einem Bodenvorrat ausgegangen, der sich über einen längeren Zeitraum nur relativ langsam verändert. In den VDLUFA-Standpunkten Phosphordüngung nach Boden-untersuchung und Pflanzenbedarf (KERSCHBERGER et al. 1997) und Kali-Düngung nach Bo-denuntersuchung und Pflanzenbedarf, Richtwerte für die Gehaltsklasse C (BAUMGÄRTEL et al. 1999) wird davon ausgegangen, dass nach Erreichen einer anzustrebenden Gehaltsklasse (Klasse C) lediglich eine Erhaltungsdüngung erfolgen sollte und dass durch Düngung der ent-sprechenden Nährstoffe lediglich ein geringer Mehrertrag erzielbar ist.

William A. Albrecht (1888 – 1974) sah eine direkte Verbindung zwischen Bodenqualität, Lebensmittelqualität und Gesundheit des Menschen. Darauf aufbauend entwickelte der Pflanzenbauberater Neal Kinsey einen Beratungsansatz, in dem ein Gleichgewicht in der Verteilung der Nährstoffe im Boden angestrebt wird. Die Höhe der erforderlichen Nährstoffmengen hängt von der Kationen-Austausch-Kapazität ab. Unter dem Titel „Beratung-mal-anders.de“ bietet die Bayer Handelsvertretung, York-Th. Bayer, das Beratungssystem Kinsey in Deutschland an, so dass die Empfehlungen auch für Landwirte anwendbar sind.

Durch das AKRA Düngesystem zielt man auf eine ausgewogene, harmonische Nährstoffver-sorgung der Pflanze hin. Damit der Einklang unter den Nährstoffen gegeben ist, setzt sich das AKRA Düngesystem aus 8 Haupt- und 17 Spurennährstoffen zusammen. Gleichzeitig soll mit dem AKRA Düngesystem das Bodenleben gefördert sowie der Stickstoffeinsatz wesentlich re-duziert und dadurch auch die Nitratbelastung verringert werden. Fixierungen (Überdüngung) sollen gelöst und pflanzenverfügbar gespeichert werden. Es ist das Ziel der Fa. KARNER Dün-gerproduktion GmbH, für den Landwirt Produkte anzubieten, die bei der Ertragssicherung sowie Wirtschaftlichkeit eine Gesundung einseitig versorgter Böden erreichen lassen und es so zu einer Wiederherstellung des natürlichen biologischen Gleichgewichtes kommt. Auch dieses Düngungssystem wird ausgehend von dem Büro Deutschland der Karner Düngerwerke als Sys-tem AKRA in der Landwirtschaft angeboten.

Stickstoff wird von der Pflanze vorwiegend als Nitrat-Ion (NO3-) und Ammonium-Ion (NH4

+) über die Wurzel aufgenommen. Im Gegensatz zu den Nährstoffen P und K unterliegt der pflanzen-verfügbare Stickstoffvorrat im Boden sehr schnellen Veränderungen. Die Düngung wird deshalb ausgehend vom anorganischen, löslichen Bodenstickstoff (Nmin) im zeitigen Frühjahr am weite-ren Bedarf der Pflanzen ausgerichtet. Die einzelnen N-Formen unterscheiden sich in ihrer Wir-kungsgeschwindigkeit. Nitratstickstoff wird im Boden nicht gebunden und kann daher bei aus-reichender Bodenfeuchte rasch von der Pflanze aufgenommen werden. Ammoniumstickstoff wird dagegen sorbiert und ist im Boden weniger beweglich. Unter aeroben Bedingungen wird er innerhalb weniger Tage nitrifiziert. Ein Teil des Ammoniums wird auch direkt als Ion von der Wurzel aufgenommen. Während bei der Nitratdüngung die Auswaschungsgefahr des leichtlösli-chen Stickstoffs zu Verlusten führen kann, ist es bei der Ammonium- bzw. Harnstoffdüngung die Entstehung von Ammoniak und damit die Gefahr von gasförmigen Verlusten. Über die Wirkung der Düngung mit den beiden N-Formen gibt es zahlreiche Untersuchungen, jedoch auch immer wieder neue Fragestellungen.

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Ausgehend von einer breiten Diskussion über die Nachhaltigkeit der unterschiedlichen Bera-tungsansätze wurde 2008 an der Landesforschungsanstalt das Thema „Ertrags- und Qualitäts-wirkung der N-Düngung in Abhängigkeit vom Grunddüngungssystem“ formuliert.

Zielstellung Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, praxisbezogen die Wirkung verschiedener Grunddüngungs-empfehlungen und die Wirkung verschiedener N-Düngerformen auf den Ertrag und die Qualität von Feldfrüchten und die Veränderung des Nährstoffgehaltes im Boden zu untersuchen. Dazu wurde ein mehrjähriger stationärer Versuch mit einer marktfruchtbetonten Fruchtfolge entwi-ckelt. Besonderheiten im Pflanzenwachstum, Schaderregerauftreten und Reifeverlauf waren zu dokumentieren. Der Versuch dient gleichzeitig einer besseren Kommunikation zwischen den beteiligten Beratern und Fachleuten.

Material und Methoden

Standort Der Versuch N-Formen/Düngestrategie wurde am Standort Gülzow auf einem Teilschlag durchgeführt, der in die ortsübliche Fruchtfolge eingegliedert war. Es standen als Vorfrucht vor Versuchsbeginn 2004 Winterweizen, 2005 Lupinen, 2006 Feldgras, 2007 verschiedene Ener-giepflanzen (Mais, Hirse, Sonnenblumen) und 2008 Feldgras. Der Standort wird als stark leh-miger Sand charakterisiert mit einer durchschnittlichen Ackerzahl von 48. Die mittlere Jahres-temperatur beträgt 8,6 °C, der mittlere Jahresniederschlag 569 mm.

Das Versuchsjahr 2008/2009 war gekennzeichnet von überdurchschnittlichen Niederschlägen und Mitteltemperaturen in den Monaten Oktober bis Dezember. Nach einem kalten und trocke-nen Januar und einem durchschnittlichen Februar setzte im Frühjahr eine schnelle Erwärmung mit überdurchschnittlichen Temperaturen ein. Bis Ende Mai herrschte Trockenheit, die von Starkregenereignissen unterbrochen wurde.

2009/2010 herrschten im August und September warme und trockene Bedingungen, die von mengenmäßig überdurchschnittlichen Niederschlägen im Oktober und November abgelöst wur-den. Der Winter und das Frühjahr waren überwiegend trocken. Im Dezember bis Februar lagen die mittleren Temperaturen deutlich unter dem langjährigen Mittel, danach herrschten eher durchschnittliche Bedingungen.

Das Anbaujahr 2011/2012 begann mit extremen Sommerniederschlägen im Juli und August. Ab September setzte trockenes Wetter ein, das bis November anhielt. Lediglich im Dezember und Januar fielen überdurchschnittliche Niederschläge, der Rest des Vegetationsjahres war zu tro-cken. Nach ungewöhnlich hohen Temperaturen von November bis Mitte Februar kam es an-schließend zu extremen Frosteinbrüchen. Das Frühjahr war dann von großen Temperatur-schwankungen und trockenen Ostwinden gekennzeichnet.

Während der gesamten Versuchsdauer kam es regelmäßig zu Abweichungen vom langjährigen mittleren Witterungsverlauf, die allerdings für diese Region nicht ungewöhnlich sind (Tabelle 1).

Tabelle 1: Ausgewählte Witterungsdaten vom Standort Gülzow

Jahr Fruchtart Niederschlag (mm) mittlere Temperatur (°C)

Jährlich Sept. bis Aug.

Vegetationsper.März bis Juni

Sept. bis Aug.

März bis Juni

2009 WW 542,3 205,1 9,6 11,2

2010 Silomais 622,5 161,1 8,7 9,9

2011 WG 782,9 146,5 8,8 11,6

2012 Raps 357,5 83,5 9,6 11,0

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Zu Versuchsbeginn wurde eine Umfangreiche Bodenanalyse durchgeführt. Der Humusgehalt der Versuchsflächen entspricht mit 1,4 % den Orientierungswerten für Böden mit Tonanteilen von 8,1 bis 10 %. Mit einem pH-Wert von 5,6 im Oberboden wird nur die pH-Klasse B erreicht. Alle anderen Nährstoffe lagen mindestens im Bereich der Gehaltsklassen C oder darüber.

Versuchsanlage Die Versuchsanlage N-Formen/Düngestrategie war eine Spaltanlage A/B-Bl. mit 5 Wiederho-lungen. Als Prüffaktoren wurden A die Grunddüngung mit a = 4 Stufen und B die Stickstoffdün-gung mit b = 3 Stufen festgelegt (Tabelle 2). Der Lageplan ist so gestaltet, dass der Faktor A als Großteilstück mit je einem Rand auf beiden Seiten in 5 Wiederholungen angelegt wurde. In je-dem dieser Teilblöcke sind alle Stufen des Faktors N-Düngung einmal enthalten.

Tabelle 2: Stufenbeschreibung des Versuches N-Formen/Düngestrategie in Gülzow

A: Grunddüngung a1 a2 a3 a4

ohne Grund-

düngung

nach Empfeh-lung Offizialbe-

ratung

nach Empfeh-lung Kinsey

nach Empfeh-lung AKRA

B: N-Düngung

b1 Nitratdünger (KAS) nach SBA + S

b2 Ammoniumdünger (HAST) nach SBA + S

b3 ohne N, S Nitratdünger (KAS) nach SBA ohne S

Empfehlung Kinsey/Domo

Empfehlung AKRA

Mit Ausnahme der Düngung wurden alle Maßnahmen der Produktionstechnik in hoher Intensi-tätsstufe in Anlehnung an die Landessortenversuche für die jeweilige Fruchtart durchgeführt. Differenzierte Behandlungen der einzelnen Prüfglieder wurden aus der Sicht der Vergleichbar-keit der Ergebnisse nicht vorgesehen.

Ergebnisse

Düngeempfehlung Auf der Grundlage der Nährstoffversorgung des Bodens zu Versuchsbeginn (Tabelle 2) sowie den jährlichen Folgeanalysen und einem Zielertrag 2009 Winterweizen von 80 dt/ha, 2010 Si-lomais von 130 dt TM/ha, 2011 Wintergerste von 80 dt/ha und 2012 Winterraps von 45 dt/ha wurde durch die LUFA Rostock eine Düngeempfehlung berechnet.

Die Düngung für das System Kinsey wurde jährlich aus der Bodenanalyse des eigenen Labors abgeleitet. In allen Varianten wurden die gleichen Ertragsziele wie bei der LUFA-Variante ange-strebt. Die Empfehlung der Fa. Bayer Handelsvertretung ist leichtverständlich auf einem Blatt dargestellt und problemlos umsetzbar. Auch die für die Düngung empfohlenen Mittel waren im Landhandel verfügbar.

Die Düngeempfehlung der Fa. Karner Düngerwerke hat ebenfalls die Bodenanalyse im eigenen Labor als Grundlage. In einer „Ökologischen Bodenbewertung“ wird eine umfassende Be-schreibung des Bodenzustandes vorgenommen. Die Analysewerte werden in einer übersichtli-chen Zusammenfassung für „Basisparameter“ und „pflanzenverfügbare Stoffe“ aufgelistet. Gleichzeitig erfolgt eine graphische Darstellung zu empfohlenen Gehalten und Bemerkungen für die Bewertung der Angaben. Die Angaben zur „Melioration“ am Ende der Zusammenfassung sind nach Aussagen der Berater keine Düngeempfehlung. Für den Versuch wurde eine Dün-

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gung von im ersten Jahr 270 kg/ha AKRA-Granulat und im weiteren Verlauf jährlich 220 kg/ha AKRA-Granulat empfohlen.

Insgesamt unterscheiden sich die empfohlenen Nährstoffmengen erheblich (Tabelle 3). Wäh-rend in der Empfehlung nach LUFA nahezu Lehrbuchwissen umgesetzt wurde, lag die Beto-nung in der Variante Kinsey auf Schwefel und Calcium in Form von elementarem S, Gips und Kalisulfat. Auffällig ist auch eine Bodendüngung mit Zink. Die Anwendung von AKRA-Granulat Kombi zielt in erster Linie auf die Mobilisierung der im Boden vorhandenen Nährstoffe und der Speicherung der von Auswaschung bedrohten Nährstoffe ab. Dafür sollen die aus dem Silicium entstehende Kieselsäure und das Zeolith verantwortlich sein (KARNER Düngerproduktion 2006). Die ausgebrachte Nährstoffmenge an Kalium und Phosphor war sehr gering.

Tabelle 3: Jährliche Düngung, Versuch N-Formen/Düngestrategie in Gülzow

2008 2009 2010 2011 Mittel Düngung nach LUFA-Empfehlung kg/ha

P2O5 TSP 88 50 50 74 66

K2O Patent-, Kornkali 156 150 141 64 128

MgO 29

CaO Kohlensaurer Kalk ohne Mg 1.500 375 Düngung nach System Kinsey kg/ha (S, P2O5, Ca, K, B, Cu, Zn)

Schwefel Granulat 90 % 40 15 25 20

Phosphor MAP 116 29

Calzium Gips 785 196

Kali Kalisulfat 112 112 112 112 112

Bor Borsäure 3 2,3 2,3 2

Kupfer Kupfersulfat 5 5 1,4 3

Zink Zinksulfat 4 14 14 14 12 Düngung nach System AKRA kg/ha

AKRA Granulat 270 220 220 220 233

entspricht: Si 81 66 66 66 70

CO2 35 28 28 28 30

Ca 28 23 23 23 24

Mg 28 23 23 23 24

Fe 13 10 10 10 11

Na 5 4 4 4 4

K 1 1 1 1 1

PO4 0,5 0,4 0,4 0,4 0,4

weitere: B, Zn, Cu, Mn, Mo, Co, Se, Cr

Bestandsentwicklung Der Versuch wurde 2008 erst Mitte November ausgesät. Mit Bestandesdichten zwischen 420 und 540 Ähren je m2 waren Voraussetzungen für ein mittleres Ertragsvermögen gegeben. Le-diglich das Prüfglied ohne N-Düngung fiel mit weniger als 350 Ähren je m2 und einer deutlichen Aufhellung des Bestandes sichtbar auf.

2010 wurde trotz Abwehrmaßnahmen der Silomais von Vogelfraß so stark geschädigt, dass auf eine Ertragsauswertung verzichtet wurde. Der Aufwuchs wurde geerntet und abgefahren.

Der Anbau der Wintergerste im Folgejahr entsprach den für den Standort optimalen Bedingun-gen (Abbildung 1). Ährenzahlen je m2 zwischen 350 und 500 waren witterungsbedingt für die

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Hybridgerste nicht ausreichend. Große Unterschiede in der Bestandesdichte lassen sich jedoch keinem der Prüffaktoren zuordnen, mit Ausnahme des Prüfgliedes ohne N-Düngung.

Nach den regenreichen Monaten Juli und August herrschten für die Rapsaussaat 2011 keine optimalen Bedingungen. Unterschiede aus der Düngung konnten in den Versuchsvarianten aber auch 2012 nicht bonitiert werden. Eine Ausnahme bildete wieder das Prüfglied ohne Dün-gung.

Abbildung 1: Versuchsanlage 2011, auffällige Parzellen ohne N-Düngung

Nährstoffgehalt in der Pflanze Während der Vegetationszeit wurden Pflanzenproben entnommen, um den Nährstoffgehalt zu bestimmen. Die Untersuchungen erfolgten durch die LUFA Rostock nach anerkannten Metho-den. Nach Abstimmung mit den am Versuch Beteiligten wurden die Nährstoffe N-gesamt, P, K, Mg, S, Cu, Zn, B und Mn analysiert.

Die Pflanzengehalte an Gesamtstickstoff lagen bei allen Untersuchungen in den laut Richtwer-ten für die Untersuchung und Beratung zur Umsetzung der DüVO in MV (KAPE et al. 2008) empfohlenen Bereichen. Untersucht man die Prüfglieder genauer (Abbildung 2), lässt sich ablei-ten, dass der N-Gehalt im Prüfglied ohne N-Düngung, mit zunehmender Versuchsdauer immer geringer wird. Die Unterschiede zwischen den Düngungsstufen Nitrat (blaue Säulen) und Am-monium (rote Säulen) lassen keine Tendenz erkennen und liegen im Zufallsbereich.

Der Phosphorgehalt in den Pflanzen erreichte bei allen Untersuchungen den ausreichenden Bereich. Gemessen an der großen Spanne der als ausreichend ausgewiesenen P-Gehalte in den Pflanzen sind die Unterschiede der einzelnen Düngungsvarianten marginal. Gleiches gilt auch für den Kaliumgehalt. Besonders auffällig sind hier die geringen Werte im Raps 2012. Aus anderen Versuchen ist bekannt, dass unter den Standortbedingungen in den Rapsblättern im-mer Werte unter 1,5 % gemessen werden (BOELCKE, 2008).

Zwischen dem Pflanzengehalt der übrigen untersuchten Elemente und den Düngungsvarianten ist ebenfalls keine Korrelation zu erkennen.

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Abbildung 2: Stickstoffgehalt in der Pflanze, WW, WG, Raps, Versuch N-Formen/

Düngestrategie in Gülzow (b1, b2, b3 siehe Tabelle 2)

Erträge Die verspätete Aussaat des Winterweizens 2008 wurde auch durch die augenscheinlich noch zufriedenstellende Bestandsentwicklung im Ertragsvermögen nicht kompensiert. Während im Landessortenversuch unter vergleichbaren Standortbedingungen ca. 91 dt/ha geerntet wurden, lag das Ertragsmittel des Versuches N-Formen/Düngestrategie lediglich bei 62 dt/ha. Im Ver-gleich der Grunddüngungsvarianten lagen geringe Ertragsdifferenzen im Zufallsbereich. Nicht statistisch gesichert, aber dennoch auffällig positiv mit 2,1 dt/ha Mehrertrag schnitt die Stufe nach Kinsey ab.

Der Vergleich von nitrat- und ammoniumbetonter N-Düngung fiel ohne Ergebnis aus. Die N-Form hatte 2009 keinen Einfluss auf den Ertrag.

Mit ca. 68 dt/ha wurde 2011 ein für die Jahresbedingungen durchschnittliches Ergebnis erzielt. Im Vergleich der Varianten Grunddüngung fiel die ungedüngte Variante mit dem höchsten Er-trag besonders auf. Sehr auffällig war 2011 auch die Differenzierung zwischen den Stickstoff-formen. Im Mittel wurde mit 3,3 dt/ha ein signifikanter Mehrertrag durch Nitratdüngung gegen-über Ammoniumdüngung ermittelt.

2012 wurden im Versuch ca. 51 dt/ha Raps geerntet, das entsprach in etwa dem standorttypi-schen Niveau aus dem LSV. Unterschiede durch die Grunddüngung waren nicht messbar. Noch deutlicher als im Vorjahr war allerdings der Ertragsvorteil der Nitratdüngung gegenüber der reinen Harnstoffdüngung. Mit 5,4 dt/ha war der Mehrertrag nach Nitratdüngung hoch signifi-kant.

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Tabelle 4: Relativertrag Mittel (%) aus den Jahren 2009, 2011, 2012, Versuch N-Formen/Düngestrategie in Gülzow

N-Düngung

Düngungssystem Nitrat-dünger

Ammonium-dünger

Empfehlung Stufe A

Mittelwert Nitrat/ Ammonium

unbehandelte Kontrolle 105 99 44 102

Offizialberatung 102 98 101 100

System Kinsey 104 100 106 102

System AKRA 103 95 95 99

Mittelwert 103 98

Im Mittel der 3 auswertbaren Versuchsjahre ist die Wirkung des Grunddüngungssystems auf den Relativertrag sehr gering. Der vermeintliche Vorteil der Variante ohne Düngung rührt allein aus dem Jahr 2011 (Tabelle 4). Im System nach Kinsey wurden 2009 und 2011 Erträge über dem Versuchsmittel geerntet. Die Düngung nach der AKRA-Empfehlung führte 2012 zu leichten Mehrerträgen im Vergleich zum Versuchsmittel.

Nach Jahren mit ausgedehnter Frühjahrstrockenheit 2011 und 2012 wurden durch nitratbetonte Stickstoffdüngung deutliche Ertragsvorteile gegenüber reiner Ammoniumdüngung gemessen.

Aus den Ergebnissen der Stufe b3 können die Aussagen abgeleitet werden:

1 Der Verzicht auf Stickstoffdüngung führte bereits im ersten Versuchsjahr zu Mindererträgen von mehr als 50 %.

2 In den drei Versuchsjahren wirkte sich die Schwefeldüngung nicht ertragswirksam aus. Al-lerdings lag das Ertragspotential 2009 und 2011 deutlich unter den Zielwerten für den Standort und es wurde mit der jährlichen Kalidüngung auch Schwefel zugeführt.

3 Mit dem System Kinsey in Kombination mit der N-Düngeempfehlung von DOMO wurden in allen Versuchsjahren überdurchschnittliche Erträge erzielt.

4 Im Gegensatz dazu führte eine verhaltene Andüngung im Frühjahr, wie sie von AKRA emp-fohlen wurde, in allen Jahren zu Ertragsminderungen.

Nährstoffgehalt im Boden Die Bewertung des pH-Wertes und der Bodennährstoffe für den Vergleich der Prüfglieder er-folgte nach der Definition der pH-Klassen, VDLUFA-Standpunkt, 2000 (KERSCHBERGER et al., 2000) und der Definition der P-, K- und Mg-Klassen, VDLUFA-Rahmenschema, 1997 (KERSCHBERGER et al., 1997). Die Untersuchungen wurden im Labor der LUFA Rostock nach anerkannten Methoden durchgeführt.

Bereits nach den 4 Versuchsjahren lässt die Betrachtung der Entwicklung des Bodengehaltes von Phosphor eine gewisse Entwicklungstendenz erkennen (Abbildung 3). So wurden in der ungedüngten Variante durchgängig die geringsten und in der Düngungsvariante nach LUFA die höchsten Bodengehalte ermittelt. In der Variante nach Kinsey verringerte sich der Gehalt nach einem Anstieg im ersten Jahr dann kontinuierlich. Auffällig ist dabei, dass in diesem Prüfglied nur zur ersten Frucht Phosphor gedüngt wurde. Eine ähnliche Entwicklung der Bodengehalte ist auch in der Variante nach der Empfehlung AKRA zu beobachten. Der Rückgang im letzten Un-tersuchungsjahr ist hier geringer als bei der Variante Kinsey.

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Abbildung 3: Phosphorgehalt im Boden, Versuch N-Formen/Düngestrategie in

Gülzow

Vergleichbare Tendenzen zum Phosphor können ebenso für Kalium beobachtet werden (Abbil-dung 4). Auch hier kommt es ohne Düngung zu einer Abnahme des Bodengehaltes und die höchsten Werte werden in dem Prüfglied LUFA nachgewiesen. In den Prüfgliedern Kinsey und AKRA werden nahezu identische Werte gemessen, obwohl sich die gedüngten Nährstoffmen-gen grundsätzlich unterscheiden. Die Variante Kinsey erreicht bei der Kalidüngung durchaus das Niveau der LUFA-Variante.

Abbildung 4: Kaligehalt im Boden, Versuch N-Formen/Düngestrategie in Gülzow

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In den Untersuchungsergebnissen der Fa. Bayer, System Kinsey, wurde Basensättigung bei allen Nährstoffen im gewünschten Toleranzbereich gemessen. Eine Veränderung von 2008 bis 2011 konnte nicht erkannt werden.

Für die Düngung nach Empfehlung des Systems AKRA liegt eine Bodenbewertung von 2008 zugrunde. Das Angebot für weitere Bodenuntersuchungen wurde von der Fa. Karner Dünger-werke nicht genutzt. Wie bereits erwähnt, richtete sich die Düngeempfehlung nicht nach dem Gehalt an Einzelnährstoffen.

Diskussion Zur guten fachlichen Praxis in der Landwirtschaft gehört, dass die Düngung nach Art, Menge und Zeit dem Bedarf der Pflanzen und des Bodens unter Berücksichtigung der im Boden ver-fügbaren Nährstoffe ausgerichtet wird. Der Nährstoffbedarf der Pflanzen richtet sich nach ihrer Ertragsfähigkeit und den Qualitätsanforderungen. Die natürlichen Nährstoffvorräte der landwirt-schaftlich genutzten Böden sind unterschiedlich hoch (SCHWEDER et al. 1994). Die Ableitung der optimalen Düngermenge wird von vielen unterschiedlichen Faktoren beeinflusst, so dass einfache Ursache – Wirkung - Beziehungen nicht leicht abzuleiten sind.

In der Empfehlung nach LUFA werden vor allem die Menge an Nährstoffen und ihre Verfügbar-keit für die Pflanzen in den Vordergrund gestellt.

Die Bodenuntersuchung nach der Kinsey-Methode beruht auf Erkenntnissen des Bodenkund-lers Prof. Dr. W. A. Albrecht. Dabei wird eine komplexe Bewertung der Bodenfruchtbarkeit unter Beachtung der Kationenverhältnisse angestrebt. Im Vergleich zur Empfehlung nach LUFA wur-den bei einheitlichen Ausgangsbedingungen deutlich abweichende Düngeempfehlungen umge-setzt. Eine eindeutig erkennbare Veränderung der Analysewerte des Bodens und der Pflanzen während der Vegetation nach vierjähriger konsequenter Umsetzung der Düngeempfehlung nach dem System Kinsey konnte durch die Untersuchungen nicht nachgewiesen werden. Das trifft gleichermaßen für die Untersuchungen im Labor der Fa. Bayer Handelsvertretung als auch für die Untersuchungen im Labor der LUFA Rostock zu.

In den drei auswertbaren Erntejahren wurden im Prüfglied System Kinsey bei vergleichbarer N-Düngung geringe Mehrerträge gegenüber dem Versuchsmittel gemessen. Signifikanz konnte jedoch in keinem Einzelfall nachgewiesen werden. Insgesamt war aber die Versuchsdauer nicht ausreichend, um gesicherte Aussagen über den Einfluss der Grunddüngung nach der Empfeh-lung Kinsey auf den Boden, den Kornertrag und die Qualität des Erntegutes abzuleiten.

Der Gedanke des AKRA-Düngesystems wird damit beschrieben, dass die meisten landwirt-schaftlich genutzten Böden über enorme Mengen an Nährstoffen verfügen, aber deren Überfüh-rung in eine pflanzenverwertbare gelöste Form nur unzureichend funktioniert (LIEBEMANN 2010). Grundlage des AKRA-Düngesystems ist ein in einem speziellen Verfahren hergestelltes Granulat aus verschiedenen Komponenten. Im Boden sollen diese in verschiedene physikali-sche und chemische Prozesse regulierend eingreifen und einen kontinuierlichen und bedarfsge-rechten Nachschub an Makro- und Spurennährstoffen gewährleisten. Eine „fraktionierte Analy-se“ im Labor von Hans Unterfrauner in Wien soll die Konzentration, Vorräte und Nachlieferung der Nährstoffe in einem Modell verknüpfen. Durch die Düngung mit dem in eigener Produktion hergestellten AKRA Granulat Kombi sollen die Mengen der einzelnen Kationen an den Austau-scherplätzen in ein günstiges Verhältnis gesetzt und der Säurespiegel positiv beeinflusst wer-den.

Laut Untersuchungsprotokoll gab es niedrige und sehr niedrige Untersuchungsergebnisse bei den Basisparametern „Bodenschwere, Kalkgehalt, gelöste Stoffe, Humusgehalt sowie H am Magnet“ und bei den pflanzenverfügbaren Stoffen „C org, N total, NO3, Nmin, SO4, Al“ und eini-gen Schwermetallen. In den Bemerkungen der Analysezusammenfassung wurde lediglich hin-gewiesen, dass über Grün- und Strohdüngung der Humusgehalt und die Humusqualität beein-flusst werden sollen.

Als Düngeempfehlung wurde durch die Fa. Karner Düngerproduktion ausschließlich die Aus-bringung von AKRA Granulat Kombi vorgegeben. Ein Vergleich über die Menge der ausge-brachten Nährstoffe mit den anderen Prüfgliedern ist wegen der Besonderheit der Funktion des

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Mittels AKRA Granulat Kombi nicht möglich. Es wurde auch keine weitere Bodenanalyse durch das Labor Unterfrauner durchgeführt. Die Entwicklung der Nährstoffgehalte nach LUFA-Untersuchung wies keine Besonderheiten auf. Die Werte lagen durchgängig in der Spanne zwi-schen unbehandelt und Düngung nach LUFA-Empfehlung.

Ertraglich schnitt das Prüfglied nach AKRA-Empfehlung mit relativ 99 % etwas unterdurch-schnittlich ab. Signifikante Mindererträge in den vergleichbaren N-Varianten wurden aber in keinem Fall gemessen.

Der zweite Faktor im Versuch war der Vergleich einer nitrat- und einer ammoniumbetonten N-Düngung. Als ammoniumbetont wird in der Versuchsanstellung die Anwendung von Harnstoff unterstellt. Zu dieser Problematik wurden in der Vergangenheit bereits verschiedene Untersu-chungen angestellt, die keinen alleinigen Vorteil einer Nährstoffform ausweisen. Bekanntlich wirkt Nitrat etwas schneller, wird gelöst mit dem Bodenwasser von der Pflanze aufgenommen, ist im Boden leicht beweglich und von der Auswaschung gefährdet. Ammonium kann über die Wurzel direkt aus dem Boden aufgenommen werden oder es wird nitrifiziert und dann als Nitrat pflanzenverfügbar. Ammoniumdünger wirkt in der Regel etwas langsamer, ist aber auch weni-ger auswaschungsgefährdet. Bei ungünstigen Witterungsbedingungen zur Ausbringung (Tro-ckenheit und Wärme) besteht vor allem bei Harnstoffdüngung die Gefahr hoher gasförmiger Verluste in Form von Ammoniak.

Bei einer praxisrelevanten Stickstoffdüngung kommen oft beide N-Formen zur Anwendung. In der Versuchsanlage sollte dagegen die mehrjährig ausschließliche Düngung der beiden Formen geprüft werden. Die Wirkung der Dünger wird maßgeblich durch die Boden- und Witterungsver-hältnisse beeinflusst. 2009 konnte kein Unterschied im Kornertrag zwischen den verwendeten Düngemitteln Kalkammonsalpeter und Harnstoff gemessen werden. Gegenüber der mit Stick-stoff ungedüngten Kontrolle erreichten beide Varianten ca. 60 % Ertragssteigerung.

2011 lagen die Kornerträge der Gerste nach Nitratdüngung im Mittel des Versuches um 5 % höher als nach Harnstoffdüngung. Das wurde auch in allen Grunddüngungsvarianten gemes-sen, mit Ausnahme der Düngung nach LUFA. Noch deutlicher war die Differenz 2012. Nitrat-düngung hatte um 9 % höhere Rapserträge als Ammoniumdüngung zum Ergebnis. In beiden Jahren herrschte am Standort Gülzow eine ausgeprägte Frühjahrs- und Vorsommertrockenheit. Besonders nach der zweiten Düngungsmaßnahme kam der Stickstoff aus dem Harnstoff au-genscheinlich nicht in der Pflanze an.

Der völlige Verzicht auf die Stickstoffdüngung hat in den drei Versuchsjahren zu Ertragsminde-rungen von jährlich ca. 55 % geführt. Eine leichte Tendenz, dass dieser Ertragsrückgang mit zunehmender Versuchsdauer ansteigt, konnte festgestellt werden.

Insgesamt sind die Ergebnisse dieses Versuches einmal mehr ein Zeugnis, wie groß der Ein-fluss von Standort und Jahreswitterung auf die Wirkung verschiedener Düngungsmaßnahmen sein kann. Aus Ergebnissen eines langjährigen Versuches zur Düngung mit P und K am Stand-ort Gülzow (BOELCKE 2008) ist bekannt, dass die Veränderung des Nährstoffvorrates im Bo-den erst über einen langen Zeitraum messbar ist. Die Dauer des beschriebenen Versuches ist für Aussagen diesbezüglich viel zu kurz. Gleiches gilt für die Wirkung von Maßnahmen zur Düngung mit Grundnährstoffen. Alle drei geprüften Düngestrategien unterschieden sich nicht in der Wirkung auf die Nährstoffaufnahme der Pflanzen, auf den Kornertrag und auf die Ausprä-gung ausgewählter Qualitätsparameter. Die Düngeempfehlung nach LUFA ist eine langjährig durch Dauerversuche begründete und in der Praxis erprobte Methode. Das entbindet jedoch nicht von der Notwendigkeit, sie stetig an die sich verändernden Rahmenbedingungen des Pflanzenbaus anzupassen. Das System Kinsey wurde für Bedingungen entwickelt, die heute eher dem ökologischen Landbau entsprechen. Dem Ansatz, ein Gleichgewicht in die Nähr-stoffversorgung des Bodens zu bringen, kann nur zum Teil gefolgt werden. Für Zielstellungen des intensiven Ackerbaus kommt es auch darauf an, Nährstoffe in ausreichender Menge für hohe Erträge und sichere Qualitäten bereitzuhalten. Auch die ganzheitliche Betrachtung ver-schiedener die Fruchtbarkeit beeinflussender Faktoren, wie sie im AKRA-Düngesystem emp-fohlen wird, kann unterstützt werden. Allerdings fehlte in der praktischen Anwendung der Bezug zwischen der Laboranalyse bzw. Bodenbewertung und der praktischen Düngeempfehlung.

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Nach den vier Versuchsjahren konnte keine gesicherte Wirkung eines der geprüften Bera-tungsmodelle auf den Ertrag, die Qualität und den Bodennährstoffgehalt nachgewiesen werden.

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Pflanzenbedarf, Richtwerte der Gehaltsklasse C. Standpunkt des VDLUFA, 14.09.1999, VDLUFA, Selbstverlag

BOELCKE, B. (2008): Grunddüngungsstrategien zur Sicherung einer hohen Effizienz des Düngemitteleinsatzes und der Bodenfruchtbarkeit in Mecklenburg-Vorpommern. Forschungsbericht, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, Institut für Acker- und Pflanzenbau, 2008

KAPE, H.-E. et al.: Richtwerte für die Untersuchung und Beratung zur Umsetzung der Düngeverordnung in Mecklenburg-Vorpommern. Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern, 2008

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LIEBEMANN, K.-H. (2010): Nährstoffversorgung – Die Lösung befindet sich im Boden. Acker+ plus 10/2010 S. 13-17

SCHWEDER, P. et al. (1994): Düngung 1994 – Hinweise und Richtwerte für die landwirtschaftliche Praxis. LMS Landwirtschaftsberatung MV, Landesforschungsanstalt MV 31.01.1994

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Ackerbauliche und betriebswirtschaftliche Untersuchungen differenzierter Bodenbearbeitung unter Praxisbedingungen

Eckhard Lehmann, Klaus Parr1

Abstract: In an on-farm experiment, tillage intensity in oilseed rape, wheat and maize was var-ied between treatments ranging from direct sowing over shallow extensive to deep intensive conservative soil management and ploughing. Ploughless tillage caused no yield disadvantages under local conditions. Tillage depth and intensity must be adapted to crop and soil conditions. Minimum tillage variations or direct sowing were unfavorable. Due to lower input and machinery costs and higher area performance, ploughless tillage is advantageous. For successful imple-mentation of new strategies, location-specific experience and knowledge is necessary.

Zusammenfassung In einem Versuch unter Praxisbedingungen wurden verschiedene Verfahren zur aufwandsredu-zierten Bodenbearbeitung verglichen. Ziel war die Untersuchung der Wirkung der Bodenbear-beitungsintensität auf den Ertrag und die Wirtschaftlichkeit. In den Fruchtarten Raps, Weizen und Silomais wurde die Bearbeitung von Direktsaat über flache extensive bis tiefe intensive nichtwendende Bearbeitung und der Pflugvariante kontinuierlich erhöht.

Durch pfluglose Bearbeitung müssen unter den Bedingungen der Region „Flach- und Hügelland der Warnow“ keine Ertragsnachteile befürchtet werden. Die Tiefe und Intensität ist der Fruchtart und den Bodenbedingungen anzupassen. Minimalvarianten oder Direktsaat waren ungünstiger.

Der wirtschaftliche Vorteil pflugloser Bodenbearbeitung ergibt sich aus geringeren Kosten für die Arbeitserledigung und besonders aus einer höheren Schlagkraft, die zu einer besseren Ein-haltung agrotechnischer Terminen beiträgt.

In nahezu jedem Versuchsjahr traten Besonderheiten auf, die einzelne Verfahren beeinflussten. Für die erfolgreiche Umsetzung neuer Strategien bedarf es eines auf den Standort bezogenen Erfahrungswissens.

Einleitung und Problemstellung Der Boden erfüllt im Naturhaushalt vielfältige Funktionen. Für den Landwirt bildet er die Grund-lage zur Erzeugung pflanzlicher und tierischer Produkte. Boden ist nicht vermehrbar. Durch ver-schiedenste Nutzungen werden jeden Tag in Deutschland viele Hektar bebaut, versiegelt und damit letztlich der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen. Durch Verdichtungen, Erosion, Bo-denabträge und Strukturveränderungen, aber auch durch Schadstoffeinträge können Böden negativ verändert und damit deren Bodenfruchtbarkeit gemindert werden. Der Schutz des Bo-dens vor schädlichen Einflüssen ist damit Anliegen der gesamten Gesellschaft, insbesondere jedoch des Landwirtes als größtem Flächen- und Bodennutzer.

Eine Reduzierung des Pflugeinsatzes aus Sicht der Erosionsminderung, der Verhinderung von Schadverdichtungen, der Reduzierung von Humusabbau und Nährstoffausträgen und der Ver-ringerung des Energieaufwandes entspricht unmittelbar diesen Anforderungen. Die pfluglosen Verfahren der Bodenbewirtschaftung werden in zunehmendem Maße von der Praxis übernom-men, sind ökonomisch relevant und bieten gleichzeitig eine hervorragende Möglichkeit, Boden-schutz zu praktizieren.

Für die Bedingungen in Mecklenburg-Vorpommern sind umfassende Aussagen zum Einfluss langjährigen Pflugverzichtes auf die Erträge landwirtschaftlicher Kulturen bisher nur aus weni-gen Versuchen bekannt. Ein Teilziel des laufenden Forschungsthemas ist die Ableitung konkre-ter Auswirkungen des langjährigen Pflugverzichtes auf die Ertragsentwicklung unter praxisna-

1 Gut Dummerstorf GmbH

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hen Bedingungen. Untersuchungen zu den Direkt- und Arbeitserledigungskosten ermöglichen ökonomische Kalkulationen und liefern Ergebnisse zur Wirtschaftlichkeit einzelner Verfahren.

Material und Methoden 2006 erfolgte auf gemeinsame Initiative der Gut Dummerstorf GmbH, der Verkaufsberatung der Fa. BASF und der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA) die Planung und Anlage eines Praxisversuches zur aufwandsgeminderten Bodenbearbeitung.

Ziel dieses Versuches ist die Untersuchung der Wirkung verschiedener Bodenbearbeitungsin-tensitäten auf den Ertrag und die Wirtschaftlichkeit einer praxisrelevanten Fruchtfolge über mehrere Jahre.

Standort und Witterung Der Versuch wurde in der Gut Dummerstorf GmbH auf einem ca. 30 ha großen Schlag ange-legt. Dummerstorf liegt etwa 15 km südöstlich der Hansestadt Rostock unweit des Autobahn-kreuzes A19/A20. Landschaftlich ist die Region dem Flach- und Hügelland der Warnow, inmit-ten der jungpleistozänen Grundmoränenlandschaft, mit mittleren diluvialen Böden, zuzuordnen. Die klimatischen Bedingungen sind durch mittlere Lufttemperaturen von 7,8 °C und 665 mm Niederschlag im Jahr (Wetterstation Groß Lüsewitz) charakterisiert.

Versuchsanlage Die Anlage des Feldversuches erfolgte unter Berücksichtigung der betrieblichen und standörtli-chen Bedingungen. Auf Grund des Einsatzes von praxisüblicher Technik für Bodenbearbeitung, Düngung, Pflanzenschutz und Ernte wurde eine Langparzellenanlage entwickelt. Die Breite der Bearbeitungsvarianten wird durch die Fahrgassenbreite bestimmt. Sie beträgt im Betrieb 24 m. Die Länge erstreckt sich über den gesamten Schlag.

Innerhalb dieser Bearbeitungsstreifen wurden Ernte- und Boniturparzellen definiert. Diese Par-zellen haben eine Länge von 50 m und eine Breite von 20 m (Abbildung 1). Die Positionierung der Parzellen innerhalb der Bearbeitungsvarianten erfolgte unter Berücksichtigung der Vertei-lung der Bodenarten. Die zusätzliche Auswertung von Ertragskarten aus den Vorjahren zeigte, dass diese Flächen vergleichbare Ausgangsbedingungen aufweisen.

Die Anlage von Standards nach jedem zweiten Teilstück ermöglicht eine statistische Verrech-nung der Einzelwerte. Als Standard wurde die Variante 4 des Versuches, „pfluglos tief“, ge-wählt.

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Abbildung 1: Lage des Bodenbearbeitungsversuches auf dem Schlag

Für die Anlage und die Kennzeichnung der Versuchsvarianten wurde ausschließlich GIS- bzw. Precision Farming-Technik verwendet. Damit konnte abgesichert werden, dass alle Arbeiten in betriebsüblicher Qualität erfolgten und die Ernte- und Boniturteilstücke in jedem Jahr exakt zu-geordnet werden konnten.

Prüfglieder Der Versuch war so konzipiert, dass eine betriebsübliche Fruchtfolge abläuft. Nach Vorfrucht Winterweizen kamen zur Ernte 2007 Winterweizen, 2008 Winterraps, 2009 Winterweizen, 2010 Silomais, 2011 Winterweizen und 2012 Winterraps zum Anbau. Der hohe Weizenanteil des Versuches spiegelt im Ergebnis nicht ganz das betriebliche Ackerflächenverhältnis wider, in dem auch Wintergerste, Zuckerrüben und Ackergras einen festen Platz haben, konnte aber aus arbeitsorganisatorischen Gründen nicht vermieden werden.

Die Bearbeitungsvarianten wurden den jährlichen Ausgangsbedingungen angepasst und mit im Betrieb vorhandenen Maschinen und Geräten ausgeführt. Sie unterschieden sich hinsichtlich der eingesetzten Geräte zur Stoppel- und Grundbodenbearbeitung sowie der Bearbeitungstiefe. Neben einer konventionellen Pflug- und einer Direktsaatvariante wurde die betriebsübliche pfluglose Bearbeitung als Standard geprüft. Als abgestufte Steigerung der Intensität wurden ein- und zweimalige Bearbeitungen mit der Kurzscheibenegge und mit dem Grubber untersucht. Das Prüfglied 8 blieb für zusätzliche Maßnahmen neben der Bodenbearbeitung, beispielsweise Zwischenfruchtanbau oder Strohdüngung, reserviert (Tabelle 1).

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Tabelle 1: Beschreibung der Bodenbearbeitungsvarianten (Prüfglieder)

Agrotechnik und Intensität Der gesamte Versuch wurde in einer einheitlichen Intensitätsstufe mit für alle Varianten glei-chem Ertragsziel behandelt. Ausgangspunkt ist dabei das betriebliche Produktionsverfahren für die jeweilige Fruchtart, gemessen am Prüfglied 4 „pfluglos tief“. Wurden auf einzelnen Teilflä-chen gesonderte Maßnahmen erforderlich, so wurde diese auch nur in den entsprechenden Prüfgliedern durchgeführt und dokumentiert.

Einfluss differenzierter Bodenbearbeitung auf Wachstum und Erträge Von einer Mittelwertbildung und einer statistischen Auswertung der geernteten Erträge über die gesamte Versuchsdauer wurde abgesehen, da nahezu in jedem Jahr einzelne Prüfglieder von Besonderheiten betroffen waren, die das Ergebnis beeinflussten.

2007 erfolgte der Anbau von Weizen in Selbstfolge. Das ist für die betrieblichen Verhältnisse eine Ausnahme. Deshalb wurde in der Variante 8 ein Zwischenfruchtanbau mit Senf eingebaut. Die Grundbodenbearbeitung und die Aussaat erfolgten Ende September in einer der Zielstel-lung entsprechenden Qualität. Für die Direktsaat musste allerdings eine serienmäßige Mulchsaatmaschine, die nicht speziell für Direktsaat ausgelegt war, eingesetzt werden. Die Saatgutablage erreichte nicht durchgängig die gewünschte Qualität, viele Saatkörner lagen un-bedeckt in den offenen Bodenschlitzen. Trotzdem war der Feldaufgang zufriedenstellend. Der Weizenbestand entwickelte sich in allen Prüfgliedern bis zur Ernte sehr ausgeglichen ohne sichtbare Mängel. Die Erträge spiegeln dies wider (Tabelle 2). Signifikante Unterschiede wur-den nicht gemessen. Unter den Bedingungen der Weizenselbstfolge lag der Ertrag nach Pflug mit 5 Prozent über den nichtwendenden Varianten. Geringfügig schlechter als der Standard schnitten die Prüfglieder ohne Stoppelbearbeitung ab. Die Direktsaat war mit der intensiven pfluglosen Bearbeitung vergleichbar. Im Prüfglied 8 entwickelte sich der Senf als Zwischen-frucht nur mäßig. Obwohl sein Einfluss nicht von Bedeutung sein konnte, wurde in diesem Prüfglied der geringste Kornertrag geerntet.

Bemerkung

Nr. Werkzeug* Werkzeug* cm

1 Striegelab 2010 Direktsaatmaschine

2 KSE 8 - 103 KSE KSE 8 - 104 KSE Grubber 15 - 20 Standard5 Grubber Grubber 15 - 206 Grubber 15 - 207 KSE Pflug 20 - 25

8 KSE Grubber 15 - 20Maßnahmen jährlich wechselnd**

**Zw.-Frucht, Strohdüngung, Stoppel mulchen nach Mais, Gülledüngung

*KSE = Kurzscheibenegge

Stoppel-bearbeitung

Grundboden-bearbeitung

Bearbeitungs-tiefe

Prüf-glied

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Tabelle 2: Einfluss der Bodenbearbeitung auf den Relativertrag, Bodenbearbeitungsversuch Dummerstorf 2007 bis 2012

Das Stroh wird im Betrieb Dummerstorf vollständig für die Tierproduktion geworben. Auch auf der Versuchsfläche erfolgte dies 2007, mit Ausnahme des Prüfgliedes 8, unmittelbar nach der Ernte. Vor der Stoppelbearbeitung erhielten die entsprechenden Prüfglieder 20 m3 Rindergülle. In den Flächen ohne Stoppelbearbeitung wurde eine mineralische N-Ausgleichdüngung verab-reicht. Die Bodenbearbeitung und Aussaat des Rapses erreichte in allen Varianten die ange-strebte Qualität.

Nicht rechtzeitig erkannter Befall mit Ackerschnecken führte ausschließlich in der Direktsaatva-riante zu 70 % bis 90 % Pflanzenverlusten. Alle anderen Prüfglieder entwickelten sich bis zur Ernte unauffällig. Die Erträge spiegeln das wider. Es können den einzelnen Bodenbearbei-tungsmaßnahmen keine unmittelbaren Ertragswirkungen zugeordnet werden (Tabelle 2).

Die Bestellung von Weizen nach Raps erfolgte zur Ernte 2009 mit Ausnahme der Direktsaat in einer guten Qualität. Trotz des Einsatzes eines Strohstriegels kombiniert mit einer Walze im Prüfglied Direktsaat war die Saatgutablage wegen relativ trockener Bodenbedingungen mit der Mulchsaatmaschine nicht ausreichend. Die Bedingungen für die Herbstentwicklung waren güns-tig, so dass zur einsetzenden Vegetationsruhe durchgehend ausgeglichene Bestände bonitiert wurden. Auffälligkeiten, die sich auf den Ertrag auswirkten, wurden 2009 nicht beobachtet. Sig-nifikanz wurde in den Ertragsunterschieden ebenfalls nicht ermittelt. Die Direktsaat und die stark minimierte Bodenbearbeitung, Prüfglied 2, fielen durch Mindererträge etwas heraus.

Die Umsetzung des Versuches mit Silomais 2010 war besonders schwierig. Betriebsüblich wird nach Getreide vor Silomais Einjähriges oder Welsches Weidelgras als Winterzwischenfrucht zur Futternutzung angebaut. Die Ernte des Grases erfolgte witterungsbedingt erst am 18. Mai. Mit sehr hohem organisatorischem Aufwand wurde die Bodenbearbeitung bereits drei Tage später wie im Versuchsplan vorgesehen durchgeführt und der Mais gelegt. Der Aufgang wurde Mitte Juni festgestellt. Hitze und Trockenheit führten in der ersten Julihälfte zur Stagnation der Pflan-zenentwicklung. Ein deutliches Wachstum setzte erst ab Ende Juli ein und verlief dann aber ungewöhnlich rasant. Am 5. August wurden bereits Pflanzenlängen von über 2 m gemessen. Erhebliche Mängel traten in den Prüfgliedern 1, Direktsaat und 8, Anbau nach Zwischenfrucht Senf, auf. In der Direktsaat war die Saatguteinbettung völlig unzureichend, so dass große Fehl-stellen entstanden. Das Prüfglied 8 wurde nach abfrierendem Senf bereits am 14. April gelegt und durch den Kälteeinbruch Ende April nachhaltig geschädigt.

Die Ertragsunterschiede der pfluglosen Varianten werden hauptsächlich dem ungewöhnlichen Witterungsverlauf und zufälligen Einflüssen zugeschrieben und nicht der Bodenbearbeitung. Ertraglich war der Mais nach nichtwendender Bodenbearbeitung auch unter diesen schwierigen Jahresbedingungen nicht deutlich schlechter als nach Pflug. Die Ausgeglichenheit des Bestan-des war jedoch optisch nach gepflügtem Saatbett besser.

bei 86% TS bei 91% TS bei 86% TS TM-Ertrag bei 86% TS bei 91% TS

2007 2008 2009 2010 2011 2012

Weizen Raps Weizen Silomais Weizen Raps

1 ohne 100 76 96 — 89 95

2 KSE * 97 102 97 93 102 103

3 KSE + KSE 101 99 100 96 99 101

4 KSE + Grubber 100 100 100 100 100 100

5 Grubber + Grubber 101 99 100 90 95 96

6 Grubber 97 97 99 100 90 100

7 KSE + Pflug 105 98 99 102 98 105

8 KSE + Grubber 93 102 102 — 99 103

Versuchsmittel dt/ha 86,9 61,0 90,1 130,5 88,0 59,0

mittlere GD (t; 0.05%) 11,9 6,6 6,1 6,8

* KSE = Kurzscheibenegge

Ertrag relativ zu Prüfglied 4

Prüfglied

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Durch die späte Maisernte wurde die Bodenbearbeitung erst Ende Oktober 2010 wie im Ver-suchsplan vorgesehen in guter Qualität ausgeführt und der Weizen ausgesät. Nach der man-gelhaften Saatgutablage in der Direktsaat der vergangenen Jahre wurde für dieses Versuchs-glied eigens eine Direktsaatmaschine eingesetzt. Der Feldaufgang und die Vorwinterentwick-lung waren trotz Spätsaat gleichmäßig und insgesamt gut.

In der Nachwinterbonitur mussten dann jedoch erhebliche Mängel festgestellt werden. Es traten großflächig Pflanzenverluste in unterschiedlichem Ausmaß auf. Als Ursachen kamen Herbizid-Nachwirkungen aus der Vorfrucht Mais infrage. Wegen der späten Maisaussaat wurde auch die Unkrautbekämpfung sehr spät durchgeführt. In den Prüfgliedern Direktsaat und mit flacher Bo-denbearbeitung wurde der Weizen dann von diesen Wirkstoffrückständen beeinträchtigt. Zu-sätzlich entwickelte sich in der Direktsaat noch eine erhebliche Spätverunkrautung mit Weidel-gras.

Für die Ertragsermittlung wurden die Ernteflächen in weniger stark geschädigte Bereiche ver-schoben. Die Ertragsunterschiede können dennoch nicht ausschließlich der Bodenbearbei-tungsintensität zugeordnet werden (Tabelle 2).

Die Rapsaussaat 2011 wurde durch die extreme Niederschlagstätigkeit im Juli und August be-einträchtigt. Dennoch wurde die Bodenbearbeitung wie im Versuchsplan vorgesehen ausge-führt. Für die Direktsaat kam wie im Vorjahr eine Spezialmaschine zum Einsatz. Der Aufgang wurde Anfang September sehr differenziert bonitiert. Neben einer sehr geringen Zahl ungleich-mäßig verteilter Pflanzen nach Direktsaat reichte die Pflanzenzahl in den pfluglosen Bearbei-tungsvarianten aus. Allerdings herrschte auf diesen Flächen starker Weizenaufschlag und Be-fall mit Ackerschnecken. Beides musste mehrmals bekämpft werden. Auf der gepflügten Fläche entwickelte sich ein optimaler Rapsbestand, ohne nennenswerten Weizendurchwuchs. Bis zum Winter verstärkten sich die Wuchsunterschiede weiter. In den gelockerten Leitspuren und nach tiefer Bodenbearbeitung hatten die Pflanzen 7 bis 9 große Laubblätter und erreichten einen Bo-denbedeckungsgrad von 80 bis 100 Prozent. In den nur flach bearbeiteten Flächen waren die Pflanzen kleiner und ungleichmäßig entwickelt und erreichten einen Deckungsgrad von 50 bis 60 Prozent. Die Direktsaat präsentierte sich am schlechtesten. Keine Auswinterung und günsti-ge Witterung führten dazu, dass sich im Jahresverlauf trotzdem ein ausgeglichener Bestand ausbildete. Ertraglich kann der Unterschied zwischen Pflugvariante mit relativ 105 % und Di-rektsaat mit relativ 95 % im Vergleich zum Standard der Wirkung der Bodenbearbeitung zuge-schrieben werden (Tabelle 2). Allerdings hatte auch in diesem Versuchsjahr die Witterung, be-sonders zur Aussaat, einen wesentlichen Einfluss.

Einfluss differenzierter Bodenbearbeitung auf die Arbeitserledigungs-kosten und die Wirtschaftlichkeit Die gerechte Zuordnung der Arbeitserledigungskosten ist in der Praxis nicht ganz unproblema-tisch. Im Pflanzenbau entfallen auf die Bodenbearbeitung etwa 40 % bis 55 % der variablen Arbeitserledigungs- und Personalkosten. Damit wird die Einsparmöglichkeit von Energie, Ver-schleißmaterial und Arbeitszeit eines der wichtigsten Entscheidungskriterien bei der Wahl des Bodenbearbeitungsverfahrens.

Für den Vergleich der einzelnen Prüfglieder bezüglich der Inanspruchnahme von betrieblicher Arbeitskapazität wurde eine Kombination aus tatsächlich ermittelten und Kalkulationsdaten ge-wählt. Die Arbeitszeit und der Kraftstoffverbrauch konnten für ausgewählte Arbeitsgänge der Bodenbearbeitung beispielhaft ermittelt werden, so dass hier reale Werte bzw. Verhältniswerte vorhanden sind. Für weitere Kalkulationen werden Tabellenwerte des KTBL verwendet. Ar-beitsgänge, die nicht versuchsbedingt differenziert wurden, wurden nicht in die Kalkulation auf-genommen. Ebenfalls wurden keine Festkosten berücksichtigt. Stellt ein Betrieb sein gesamtes Anbauverfahren auf eine Bearbeitungsstrategie um, spielen natürlich auch Abschreibungen und Kapitaldienste für entsprechende Investitionen eine Rolle. Betriebliche Einflüsse sind dabei in der Regel größer als verallgemeinerungsfähige Ableitungen aus der Versuchsfrage.

In einer Kalkulation der Grundbodenbearbeitung nach Tabellenwerten des KTBL wurden Kos-ten von mehr als 50 €/ha für den Pflugeinsatz berechnet. Mit dem Grubber reduzieren sich die

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Aufwendungen bei gleicher Arbeitstiefe um genau ein Drittel. Bei Verringerung der Arbeitstiefe und Einsatz einer Scheibenegge werden lediglich 45 % der Kosten verursacht (Tabelle 3).

Tabelle 3: Kalkulation der Kosten für differenzierte Bodenbearbeitung Tabellenwerte KTBL

Mittels GPS-Technik wurden 2007 und 2008 alle Bodenbearbeitungsmaßnahmen protokolliert. Beispielhaft sind in Tabelle 4 die ermittelten Werte der einzelnen Prüfglieder auf die Bearbei-tung des gesamten Schlages umgerechnet worden. Ähnlich wie in der Kalkulation der Kosten kommt die Abstufung der Arbeitsgänge auch bei der Flächenleistung zum Ausdruck.

Im Mittel der drei Jahre von 2007 bis 2009 unterscheiden sich die Prüfglieder 3, 4, 5 und 8 nur marginal. Der Einsatz des Pfluges wird im Vergleich zum Standard etwa 12,50 €/ha teurer. Mit der Einsparung eines Bearbeitungsganges, PG 2 und 6, können Kosten von ca. 20 bis 25 €/ha reduziert werden. Die Direktsaat ist um ca. 50 €/ha in der Arbeitserledigung billiger.

Tabelle 4: Arbeitszeitbedarf für differenzierte Bodenbearbeitung auf einem 30-ha-Schlag, errechnet aus GPS-Protokollen 2007

Aus der Beschreibung der Ergebnisse der einzelnen Versuchsjahre war erkennbar, dass ein klarer Ertragsvorteil keinem der Prüfglieder zugeordnet werden kann, mit Ausnahme der Direkt-saat, die sich mit zunehmender Versuchsdauer immer schwieriger gestaltete. Deshalb kann bei der Betrachtung der nichtwendenden Verfahren von Ertragsgleichheit mit dem Pflugeinsatz ausgegangen werden. Das wird auch durch andere Untersuchungen an der Landesforschungs-anstalt belegt.

Eine wesentliche Einflussgröße für die Wirtschaftlichkeit der pfluglosen Bodenbearbeitung ist die Erhöhung der Schlagkraft des Betriebes. Die bessere Bearbeitungsqualität durch Ausnut-zung günstiger Witterungsperioden und die frühere Bestellung lassen sich schwer monetär be-

Maßnahme PflügenPflügen mit

PackerScheiben-

eggenGrubbern

Tiefe cm 25 25 5 bis 10 25

Leistung ha/h 1,18 1,02 3,45 2,13

Betriebsstoffe €/ha 19,64 22,15 6,06 13,72

Maschinenkosten €/ha 52,44 65,05 23,05 34,67

davonvariable Maschinenkosten

€/ha 34,59 41,08 14,51 22,08

feste Maschinenkosten €/ha 17,85 23,97 8,54 12,59

Pflug GrubberKurz-

scheibeneggecm 27 20 8

h 9,9 6,5 4,8

h 2,6 1,5 0,8

h 2,4 1,0 0,9

h 15,0 8,9 6,6

ha/h 2,0 3,4 4,5

Bearbeitungstiefe

Bearbeitung Nettofläche

Wendezeit

Bearbeitung Vorgewende

Gesamtzeit

Leistung

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werten. Mehrjährige Auswertungen von Referenzbetrieben der LFA zeigten, dass September-saaten bei Winterweizen in der direktkostenfreien Leistung um mehr als 100 €/ha bessere Er-gebnisse erzielten als Saaten ab Anfang Oktober.

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Unter den am Standort Dummerstorf beschriebenen Bedingungen können bei Weizen und Raps nach Pflugverzicht gleiche Erträge wie bei konventioneller Bodenbearbeitung erzielt wer-den. Lediglich die Reduzierung der Bodenbearbeitung auf eine Minimalvariante führte zu Min-dererträgen. Mais stellt hohe Ansprüche an eine gute Durchlüftung und schnelle Erwärmung des Bodens. Unter den Bedingungen des Versuches konnten diese Bedürfnisse nicht erfüllt werden, so dass Wachstumsbeeinträchtigungen auftraten. Die Direktsaat, ohne jegliche Bear-beitung zwischen Ernte der Vorfrucht und Aussaat, konnte in der Versuchsanstellung nicht überzeugen. Die Verwendung einer herkömmlichen Scheibenschardrillmaschine in den ersten drei Versuchsjahren war für dieses Verfahren nicht geeignet. Der Einsatz einer speziellen Di-rektsaatmaschine führte jedoch nicht zu einer Verbesserung. Die Ursachen konnten nicht in jedem Fall der Bodenbearbeitung zugeordnet werden. Es wird aber eingeschätzt, dass Direkt-saat nicht als einzelnes Bodenbearbeitungsverfahren betrachtet werden sollte, sondern insge-samt mit einer Verringerung der Intensität einen Beitrag zum Erosionsschutz in sensiblen Ge-bieten leisten kann.

Auswirkungen der Bodenbearbeitungsvarianten auf die Unkrautentwicklung bzw. den Ausfallge-treideaufschlag im Raps ließen sich in der Regel durch zusätzliche Herbizidanwendungen si-cher bekämpfen. Phytosanitäre Wirkungen ließen sich nicht ermitteln. Die Anforderungen an die Flächenkontrolle und Schaderregerüberwachung waren allerdings höher.

Die Bodenbearbeitung ist der Hauptkostenfaktor der Arbeitserledigung. Durch den Pflugverzicht lassen sich die variablen Maschinenkosten für die Bodenbearbeitung um 25 % bis 50 % sen-ken. Gleichzeitig erhöht sich die Schlagkraft.

Die Ausnutzung des standorttypischen Ertragspotentials sollte bei der Wahl des Bodenbearbei-tungsverfahrens primäre Bedingung sein. Der größte Vorteil pflugloser Bodenbearbeitung ergibt sich aus der Steigerung der Schlagkraft. Gerade unter den für Mecklenburg-Vorpommern typi-schen Anbaubedingungen, mit einem hohen Anteil von Raps und Wintergetreide, lassen sich mit einer frühen Aussaat erhebliche Kosten einsparen.

Die beschriebenen Einflüsse in den einzelnen Versuchsjahren verdeutlichen, dass es keine Vorzugsvariante gibt. Den Erfahrungen des Landwirts obliegt es, für seinen Standort und sein Fruchtartenspektrum die beste Variante auszuwählen. Dabei sollte er nicht dogmatisch han-deln, denn die Jahreswitterung übt einen wesentlichen Einfluss auf die Qualität und die Wirkung der einzelnen Maßnahmen aus. Der Landwirtschaftsbetrieb, Gut Dummerstorf GmbH, hat paral-lel zur Versuchsanstellung die gesamte Bodenbearbeitung auf nichtwendende Verfahren umge-stellt. Gülleausbringung auf allen Flächen und Zwischenfruchtanbau vor Mais und Zuckerrüben sind dabei kein Hindernis.

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Bodenbearbeitungsversuch mit verschiedenen Fruchtarten auf Sand

Ralf-Rainer Schulz

Abstract: Improvement of grain yield on sandy soils requires an optimal design of crop rota-tions and cropping systems. A four-field crop rotation (winter oilseed rape - winter wheat - blue lupin - winter rye) was established in 2006 on a sandy soil at the site Gülzow, comparing three tillage systems. Seven-year results show that reduced tillage at a sandy soil site is possible without yield losses. However, yield losses caused by drought could not be avoided by water-saving mulch. Winter rye reached higher grain yields than winter wheat in all trial years. Wheat did not reach its yield potential. Contribution margin of blue lupin was insufficient to compete with other crops. However, lupins had a good preceding crop effect on the following rye.

Einleitung Auf mehr als einem Fünftel der Ackerfläche Mecklenburg-Vorpommerns sind die Standortbe-dingungen für eine nachhaltig wirtschaftliche Pflanzenproduktion ungünstig (Tabelle 1).

Tabelle 1: Anteile der MMK-Standorttypen an der LN in MV1)

Standorttyp Fläche (ha) Fläche (%)

Al1 1.514 0,1

Al3 2.576 0,2

D1a 37.381 2,3

D2a Grenzertragsstandorte 155.532 9,4

D2b 148.209 9,0

D3a 125.744 7,6

D3b 82.821 5,0

D4a 121.416 7,4

D4b 171.974 10,4

D5a 105.824 6,4

D5b 334.982 20,3

D6a 8.601 0,5

D6b 95.640 5,8

Mo1c 92.550 5,6

Mo2b 115.656 7,0

Mo2c 49.589 3,0

Landwirtschaftliche Nutzfläche 1.650.009 100,0 1)Quelle: Beiträge zum Bodenschutz LUNG, LFA 2005

Unter den Begriff Grenzertragsstandort fallen diejenigen landwirtschaftlich genutzten Flächen, auf denen auch bei optimaler Betriebsorganisation und Betriebsführung unter gegebenen Marktbedingungen und allgemeinen agrarpolitischen Rahmenbedingungen nicht mehr kosten-deckend produziert werden kann. Dabei handelt es sich in Mecklenburg-Vorpommern um alle D1/2-Böden mit AZ < 28 sowie um sorptionsschwache Böden mit AZ < 30 und einem geringen Lehmanteil, ungenügender natürlicher Nährstoffnachlieferung sowie schlechter bzw. unregel-mäßiger Wasserversorgung in der Vegetationsperiode.

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Hinsichtlich ihrer Bewirtschaftung stellen Sandböden besondere Anforderungen. Sie sind zwar bei jedem Feuchtezustand leicht bearbeitbar, neigen aber zur Dichtlagerung. Aus ihrem gerin-gen Wasserhalte- und Nährstoffbindevermögen resultiert die geringe Ertragsfähigkeit der Sand-böden. Sie zeichnen sich ferner durch eine hohe Wasserdurchlässigkeit aus, die zwar stauende Nässe verhindert, aber gleichzeitig auch Nährstoffauswaschung fördert. Im Gegensatz zu leh-migen und tonigen Böden besitzt Sand eine geringere Wärmekapazität. Im Frühjahr erwärmen sich diese Böden rasch und bei feuchten Bedingungen findet ein schneller Abbau organischer Substanz durch Mikroorganismen statt. Sandböden haben daher nur vergleichsweise niedrige Humus- und Nährstoffgehalte, was bei der Bodenbearbeitung unbedingt zu beachten ist. Durch die genannten Eigenschaften der Sandböden engt sich das Spektrum der geeigneten Kultur-pflanzen ein. Daraus resultieren besondere Anforderungen an den speziellen Pflanzenbau so-wie die optimale Gestaltung von Fruchtfolgen und Anbausystemen.

Material und Methoden Die Versuche zu Bewirtschaftungssystemen auf Sand wurden am Standort Gülzow auf vier Teilschlägen durchgeführt. Auf diesen wurde ab 2006 die Fruchtfolge Winterraps-Winterweizen/Zwischenfrucht Gelbsenf-Blaue Lupinen-Winterroggen etabliert. Der Versuchs-standort hat Böden mit Ackerzahlen zwischen 25 (Sand) und 35 (lehmiger Sand), was der na-türlichen Standorteinheit D2-D3 entspricht. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 8,5 °C, der mittlere Jahresniederschlag 559 mm. Die Breite der Bodenbearbeitungsvarianten pro Fruchtart betrug jeweils 12 m. Ab 2010 beinhaltete die Versuchskonzeption zusätzlich einen Vergleich zwischen Fest- und Flüssigdüngung (mit Schleppschlauch) bei den Fruchtarten Winterraps, Winterweizen und Winterroggen. Auf die Darstellung dieser Ergebnisse wurde an dieser Stelle verzichtet. Eine genaue Beschreibung der Versuchsvarianten und Aussaattermine ist der Tabel-le 2 zu entnehmen. Für die Aussaat kam vorwiegend die Bestellkombination von Amazone KG-RP-AD 3 m zum Einsatz (Bild 1). Im trockenen August 2009 wurde in der intensiven Mulchvari-ante die Sätechnik Väderstad Cultus 300 + BioDrill 180 eingesetzt (Bild 2). Die vegetationsbe-gleitenden Untersuchungen konzentrierten sich auf Bodenanalysen und die Bestimmung der Biomasse zu Vegetationsende im Herbst.

Bild 1: Bestellkombination von Amazone KG-RP-AD 3 m Arbeitsbreite

Bild 2: Väderstad Cultus 300+BioDrill 180 kam zur Aussaat 2009 bei Winterraps, Winterweizen und Winterroggen zum Ein-satz

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Tabelle 2: Schematische Darstellung der Versuchsdurchführung

Frucht-art

Bodenbearbeitung N-Düngung Düngerform und N-Menge in kg N/ha Mulchsaat

extensiv Mulchsaat intensiv

Pflugsaat

Winter-raps

Carrier (5 cm) Bestellkombin.1)

Carrier (5 cm) Grubber (20 cm) Bestellkombin.1)

Carrier (5 cm) Pflugfurche (25 cm), Packer Bestellkombin.1)

Festdüngung (2 Gaben)102 ASS + 68 KAS Schleppschlauch 170 HAS2) (1 Gabe) Festdüngung (1 Gabe) 102 ASS + 68 KAS

Winter-weizen

Carrier (5 cm) Bestellkombin.1)

Carrier (5 cm) Grubber (15 cm) Bestellkombin.1)

Carrier (5 cm) Pflugfurche (25 cm), Packer Bestellkombin.1)

Festdüngung (2 Gaben)108 ASS + 72 KAS Schleppschlauch 180 HAS2) (1 Gabe) Festdüngung (1 Gabe) 108 ASS + 72 KAS

Gelb-senf

Carrier (5 cm) Bestellkombin.1)

Carrier (5 cm) Grubber (15 cm) Bestellkombin.1)

kein Gelbsenfanbau

ohne N-Düngung Blaue

Lupine Bestellkombin.1)

Carrier (5 cm) Bestellkombin.1)

Pflugfurche Herbst (25 cm) Bestellkombin.1)

Winter-roggen

Carrier (5 cm) Bestellkombin.1)

Carrier (5 cm) Grubber (15 cm) Bestellkombin.1)

Carrier (5 cm) Pflugfurche (25 cm), Packer Bestellkombin.1)

Festdüngung (2 Gaben)96 ASS + 64 KAS Schleppschlauch 160 HAS2) (1 Gabe) Festdüngung (2 Gaben)96 ASS + 64 KAS

1)Amazone-Bestellkombination mit Kreiselgrubber u. Frontreifenpacker, 2)ab 2012 Alzon flüssig 25/6

Ergebnisse

Nährstoffversorgung Die Humusgehalte der Versuchsflächen entsprechen den Orientierungswerten für Böden mit Tonanteilen von 6 - 8 % (Tabelle 3). In der Tendenz steigen die Werte für den Humusgehalt mit zunehmender Versuchsdauer leicht an (Ausnahme Schlag 3.2). Die Nmin-Werte im Frühjahr la-gen in 0 - 60 cm Bodentiefe auf allen Schlägen und Versuchsjahren in einem sehr niedrigen Bereich. Alle vier Teilschläge wiesen eine gute Nährstoffversorgung auf (Tabelle 4). Die Ge-haltsklassen für Phosphor, Kalium und Magnesium lagen mindestens in der Gehaltsklasse C meist sogar darüber.

Tabelle 3: Ergebnisse der Bodenuntersuchung im Frühjahr, Gülzow 2007-2013, Analysenwerte Nmin (kg/ha, 0 - 60 cm)- und Humusgehalt (%)

Jahr Teilschlag 3.1 3.2 4.1 4.2

Nmin Humus Nmin Humus Nmin Humus Nmin Humus2007 22 1,3 20 1,3 20 1,4 20 1,4 2008 20 1,5 20 1,1 20 1,4 20 1,7 2009 20 1,5 20 1,7 20 1,3 35 1,6 2010 20 1,7 20 1,5 20 1,5 20 1,7 2011 26 1,7 20 1,6 21 1,6 20 2,0 2012 20 1,7 20 1,2 32 1,6 22 1,9 2013 20 1,8 20 1,6 20 1,6 22 1,9

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Tabelle 4: Entwicklung der Nährstoffgehaltsklassen auf dem Versuchsstandort

Nährstoff Jahr Teilschlag 3.1 3.2 4.1 4.2

pH 2007 2010 2012

E D C

E D E

D D D

D D C

P2O5 2007 2010 2012

C E E

C E C

D E E

D E E

K2O 2007 2010 2012

C D C

C D C

C D C

C E E

Mg 2007 2010 2012

D D D

D E C

E E E

E E E

Bestandesdichten und Biomasseentwicklung Die Bestandesdichten lagen im Durchschnitt der Versuche bei den unterschiedlichen Bestellver-fahren meist im optimalen Bereich (Tabelle 5). Lediglich beim Winterraps wurden in zwei Fällen Bestandesdichten von < 20 Pflanzen/m² ausgezählt. Zur Aussaat 2006 war davon die Pflugvari-ante betroffen. Die extrem hohen Niederschläge im August haben dort zur Verschlämmung und einem niedrigen Feldaufgang geführt. Zur Aussaat 2009 wurden in der Variante „Mulchsaat in-tensiv“ ähnlich geringe Pflanzenzahlen ermittelt. Im trockenen August 2009 ließen sich mit der eingesetzten Sätechnik Väderstad Cultus 300 + BioDrill 180 nicht für alle Samen optimale Keimbedingungen herstellen. Da bei dieser Bestellvariante die Samen in den aufgelockerten Boden fallen und anschließend nur mit einer Reifenpackerwalze angedrückt werden, erhielten nicht alle Samen ausreichenden Bodenschluss. Dadurch kam es auch beim Winterweizen und Winterroggen zu einem verzögerten Auflaufen. Trotz rechtzeitiger Aussaat behinderte 2012 Trockenheit den Feldaufgang der Lupinen. Beim Raps und Winterroggen bewirkte der Einsatz des Pfluges die beste Biomasseentwicklung (Tabelle 5, Bild 3).

Tabelle 5: Bestandesdichten und Biomasseentwicklung im Herbst nach Fruchtart und Bodenbearbeitung

Fruchtart Bodenbearbeitung Pflanzen/m²

n = 6 Frischmasse g/m²

n = 6

Winterraps Mulchsaat extensiv Mulchsaat intensiv Pflugsaat

52 37 50

1.080 946 1.300

Winterweizen Mulchsaat extensiv Mulchsaat intensiv Pflugsaat

237 254 257

204 226 216

ZF Senf Blaue Lupinen1)

Mulchsaat extensiv Mulchsaat intensiv Pflugsaat 2)

86 97 91

1.7153) 1.6113)

-

Winterroggen Mulchsaat extensiv Mulchsaat intensiv Pflugsaat

160 151 157

241 236 292

1)Bestandesdichte im Frühjahr, 2)Herbstfurche ohne Gelbsenf, 3)Frischmassewerte vom Gelbsenf

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Bild 3: Bessere Rapsentwicklung nach Pflugfurche (rechts)

Kornerträge, Qualität und Wirtschaftlichkeit Die mehrjährigen Versuchsergebnisse belegen, dass bei dem vorgegebenen Anbausystem mit Fruchtwechsel auch auf sandigen Böden eine pfluglose Bodenbearbeitung ohne Ertragsminde-rungen möglich ist (Tabelle 6). Die Ertragsunterschiede zwischen den Bodenbearbeitungsvari-anten waren statistisch nicht abzusichern.

In Jahren mit Trockenstress (2007, 2010) oder schlechter Überwinterung (2011) traten bei ein-zelnen Kulturen Mindererträge auf. So erreichte der Winterweizen 2010 durch unzureichende Bestockung und Trockenheit im April nur einen sehr niedrigen Ertrag. Der Raps winterte 2011 fast vollständig aus und konnte nicht geerntet werden. Der niedrige Lupinenertrag 2012 ist auf den schlechten Feldaufgang und die starke Verunkrautung zurückzuführen. Die vor der Mulchsaat durchgeführte Einsaat der Zwischenfrucht Gelbsenf verschlechterte teilweise die Aussaatbedingungen für die Blauen Lupinen. In den Jahren 2008 und 2012 war es erforderlich, den Senfbestand im Frühjahr zu mulchen, um Voraussetzungen für eine ordnungsgemäße Lu-pinenaussaat zu schaffen. In den Mulchsaatvarianten waren bei den Blauen Lupinen insbeson-dere in den Versuchsjahren 2009 und 2012 eine starke Verunkrautung mit Kornblume bzw. Kamille zu verzeichnen.

Die Berechnung der direktkostenfreien Leistungen wurde bisher nur für die erste Rotation durchgeführt (Tabelle 7). Eine ökonomische Gesamtauswertung der Versuche ist nach der 2. Rotation (2014) geplant. Die Parzellenerträge wurden um 15 % reduziert, um mehr den Ertrags-relationen der Praxis zu entsprechen. Die höchsten Deckungsbeiträge wurden mit Raps und Winterroggen erzielt. Winterweizen und vor allem die Blauen Lupinen fielen deutlich ab. Der Winterweizen konnte sein Ertragspotential nur in einzelnen Jahren (2008 u. 2009) ausschöpfen. Die Ertragsleistungen der Blauen Lupinen reichten nicht aus, um mit den anderen Fruchtarten zu konkurrieren, wobei der Roggen von der Lupinenvorfrucht profitierte.

Bei der pfluglosen Rapsbestellung war in der Regel eine zusätzliche Herbizidmaßnahme gegen Gräser (bzw. Weizendurchwuchs) erforderlich. Dadurch entstanden höhere Pflanzenschutzkos-ten als in der Pflugvariante. Im Deckungsbeitrag unter Berücksichtigung der variablen Maschi-nenkosten und des Lohnansatzes wurden beim Winterraps zwischen den Versuchsvarianten nur geringe Unterschiede festgestellt. Beim Winterweizen und Winterroggen hat die extensive Mulchsaat dagegen am besten abgeschnitten. Bei den Blauen Lupinen war das bei der Variante

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„Herbstfurche“ der Fall. Die beiden Mulchsaatverfahren verteuerten sich durch die Aussaat der Zwischenfrucht und die erforderliche N-Startgabe von 40 kg N/ha.

Tabelle 6: Kornerträge nach Fruchtart und Bodenbearbeitung, Gülzow 2006 - 2013

Frucht-art

Bodenbearbei-tung

Ertrag dt/ha 2007

dt/ha 2008

dt/ha 2009

dt/ha2010

dt/ha2011

dt/ha 2012

dt/ha 2013

% MW

Winter-raps

Mulchsaat extens. Mulchsaat intensiv Pflugsaat

36,31) 35,7 36,9

52,5 54,3 50,5

50,4 51,0 59,6

43,6 41,92) 39,7

54,1 48,8 43,9

37,3 38,8 42,5

100 99

100

36,3 52,4 53,7 41,7 54,1 39,5 n. sig.

Winter-weizen

Mulchsaat extens. Mulchsaat intensiv Pflugsaat

46,4 40,0 44,9

89,6 77,4 75,2

72,1 76,7 72,0

45,1 40,0 2)

54,9

56,8 56,4 57,5

76,9 68,8 67,7

69,6 75,9 74,0

102 98

100

43,8 80,7 73,6 46,7 56,8 76,9 73,2 n. sig.

ZF Senf Bl. Lup.

Mulchsaat extens. Mulchsaat intensiv Pflugsaat 3)

27,91) 25,7 23,7

45,4 51,6 52,7

30,6 23,0 32,9

27,1 27,3 28,0

33,3 36,6 33,9

14,2 19,1 21,9

24,3 30,1 29,1

91 96

100

25,8 49,9 28,8 27,5 33,3 14,2 27,8 n. sig.

Winter-roggen

Mulchsaat extens. Mulchsaat intensiv Pflugsaat

61,4 64,8 59,1

82,6 71,5 88,8

86,4 85,6 87,0

92,5 85,52) 86,9

78,3 84,9 82,6

87,2 83,9 93,6

97,7 95,1 92,8

99 97

100

61,8 81,0 86,3 88,3 78,3 87,2 92,5 n. sig.1) statt Amazone Bestellkombination Aussaat mit Väderstad Carrierdrill 2) statt Amazone Bestellkombination Aussaat mit Väderstad Cultus 300 + BioDrill 180 3) Herbstfurche ohne Gelbsenf

Tabelle 7: Direktkostenfreie Leistungen und variable Maschinenkosten nach Fruchtart und Bodenbearbeitung, erste Rotation, Gülzow 2007 - 2010

Frucht-art

Bodenbearbei-tung

Ertrag1) dt/ha

Markt-leist. €/ha

Dir. kost. €/ha

DKL2)

€/ha

var. Masch.kosten €/ha

Lohn-ans.3)

€/ha

DB4) €/ha

Winter-raps

Mulchsaat extens. Mulchsaat intens. Pflugsaat

38,9 38,9 39,7

1.181 1.182 1.206

627 627 604

554 555 602

107 119 149

38 42 49

409 394 403

Winter-weizen

Mulchsaat extens. Mulchsaat intens. Pflugsaat

53,8 49,7 52,5

888 821 866

473 468 472

414 353 395

100 112 145

35 39 48

279 202 202

ZF Senf Bl. Lup.

Mulchsaat extens. Mulchsaat intens. Pflugsaat

27,8 27,1 29,2

571 558 596

309 309 239

262 249 357

94 103 124

31 34 37

136 112 196

Winter-roggen

Mulchsaat extens. Mulchsaat intens. Pflugsaat

68,6 65,3 68,4

947 901 944

395 391 395

552 510 549

91 103 146

33 37 48

428 370 355

1)Parzellenerträge abzüglich 15 % 2)direktkostenfreie Leistung 3)bei Lohnansatz von 13 €/h 4)Deckungsbeitrag abzüglich Direktkosten, variabler Maschinenkosten und Lohnansatz

x

x

x

xA

usw

int.

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102

Die Qualität der Ernteprodukte wurde durch die Art der Bodenbearbeitung nur in geringem Ma-ße beeinflusst (Tabelle 8). Die Fallzahl des Winterweizens war bei der Mulchsaat ohne Locke-rung etwas niedriger als bei Lockerung und Pflugsaat. Beim Raps deuten sich etwas niedrigere Rohfettgehalte in der Variante mit Pflugfurche an.

Tabelle 8: Qualitätsanalysen nach Fruchtart und Bodenbearbeitung, Mittelwerte 2009 - 2012

Frucht-art

Bodenbearbeitung Roh-fett (%)

GSL

mol/g

Roh-protein

(%)

Fall-zahl

s

HL-Gewicht

kg/hl

TKM3)

g

Winter-raps

Mulchsaat extensiv Mulchsaat intensiv Pflugsaat

43,4 43,3 42,8

13,2 12,9 12,2

17,31) 17,21) 18,01)

5,2 5,1 4,9

Winter-weizen

Mulchsaat extensiv Mulchsaat intensiv Pflugsaat

12,7 12,9 12,5

329 354 353

38 37 37

Bl. Lup. Mulchsaat extensiv Mulchsaat intensiv Pflugsaat

32,5 31,8 32,2

134 139 141

Winter-roggen

Mulchsaat extensiv Mulchsaat intensiv Pflugsaat

10,92) 11,32) 11,52)

73 73 72

38 38 37

1)2010 und 2012, 2)2010 - 2012, 3)2007 - 2012

Fazit

Die Verbesserung der Ertragssituation auf Sandböden erfordert eine optimale Gestaltung von Fruchtfolgen und Anbausystemen. In einer im Jahr 2006 etablierten vierfeldrigen Fruchtfolge auf sandigen Böden (Ackerzahlen 25-35) am Standort Gülzow wurden unterschiedliche Verfah-ren der Grundbodenbearbeitung erprobt. Siebenjährige Versuchsergebnisse belegen, dass bei dem vorgegebenen Anbausystem mit Fruchtwechsel (Fruchtfolge: Winterraps-Winterweizen-Blaue Lupinen-Winterroggen) auch auf sandigen Böden eine pfluglose Bodenbearbeitung ohne Ertragsminderungen möglich ist. Durch wassersparende Mulchsaat ließen sich aber Ertragsde-pressionen in Trockenjahren nicht vermeiden. Der Winterroggen erreichte in allen Versuchsjah-ren höhere Kornerträge als der Winterweizen. Letzterer konnte sein Ertragspotential auf dem Sandboden nicht in allen Jahren ausschöpfen. Der Deckungsbeitrag der Blauen Lupinen reichte nicht aus, um mit den anderen Fruchtarten zu konkurrieren. Hervorzuheben ist allerdings ihre gute Vorfruchtwirkung auf den nachfolgenden Winterroggen.

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Durchwuchsvermeidung und richtige Sortenwahl garantieren Qualität von HOLLi-Raps

Ralf-Rainer Schulz, Andrea Richter1

Abstract: HOLLi-oilseed rape varieties are 00-oilseed rape varieties with modified fatty acid spectrum, with increased oleic acid content and reduced content of linolenic acid. The oil of these varieties is particularly suitable for the hot kitchen because it has a high oxidation stability and a lower content of trans-fatty acids (MATTHÄUS, 2010). This special feature is associated with health benefits since trans-fatty acids cause an undesirable increase in the LDL-cholesterol level of the blood (BARTH, 2004). Cultivation of HOLLi-rapeseed is economically attractive but requires a comprehensive quality assurance system in context of contract farming. Volunteer rapeseed with other quality must be avoided. To investigate the potentially negative effect of volunteer rapeseed, field experiments were initiated at the site Gülzow. In various HOLLi oilseed rape varieties volunteer was specifically simulated by sowing usual 00-rapeseed. The effect of oilseed rape volunteers on crop quality was clearly measurable in two years. Already 5 to 10 volunteer plants/m2 led to quality impairments caused by changes in linolenic acid content and in some cases in oleic acid content. HOLLi-hybrid varieties were found to be more produc-tive than HOLLi-line varieties. Within the group of hybrid varieties, the negative impact of volun-teer plants on quality was slightly lower than in the group of line varieties.

Einleitung Die HOLLi-Rapssorten sind 00-Rapssorten mit verändertem Fettsäuremuster. Normale 00-Rapssorten haben im Fettsäuremuster ca. 62 % Ölsäure und 10 % Linolensäure. HOLLi-Sorten weisen dagegen höhere Gehalte an Ölsäure (High Oleic) und niedrigere Gehalte an Linolen-säure (Low Linoleic) auf. Dadurch eignet sich dieses Öl besonders für eine Verwendung in der heißen Küche zum Frittieren und Braten.

Die Mindestanforderungen für den HOLLi-Raps sind Gehalte von 75 % Ölsäure und 3,5 % Lino-lensäure. Ferner ist der Anteil an gesättigten Fettsäuren niedriger als in teilgehärteten her-kömmlichen Rapsölen. Die Zusammensetzung des Öls garantiert eine hohe Oxidationsstabilität, für die der hohe Gehalt an der einfach ungesättigten Ölsäure sorgt. Das Öl dieser Sorten hat eine längere Haltbarkeit bei hohen Temperaturen, besitzt gute sensorische Eigenschaften und weist einen geringeren Gehalt an trans-Fettsäuren nach Erhitzung auf. Letzteres ist ein beson-ders hervorzuhebender Vorteil, da trans-Fettsäuren ungünstig auf den Cholesterinstoffwechsel wirken und damit Herz-Kreislauferkrankungen fördern können (BARTH, 2004).

Etwa 35 % des in Deutschland verwendeten Rapsöls wird im Food-Bereich verwendet. Davon entfallen 46 % auf Frittieröl (Abbildung 1). Nach Schätzungen von RICHTER (2013) stehen im Jahre 2013 in Deutschland 3.000 ha, in der Schweiz 7.000 ha und in Skandinavien 5.000 ha HOLLi-Raps im Feld. Damit ist das Marktpotenzial an High-Oleic-Pflanzenölen in Deutschland bei weitem noch nicht ausgeschöpft, das nach Angaben von Kühl (zit. n. HAMANN u. RICH-TER, 2009) bei ca. 300.000 t (entspricht ca. 200.000 ha Raps) liegt. In diesem Zusammenhang sind auch die High-Oleic-Sonnenblumen zu nennen, die sich jedoch aus klimatischen Gründen weniger gut für einen Anbau in Mecklenburg-Vorpommern eignen. HOLLi-Rapsöle werden vor-rangig partiell hydrogenisierte Öle und Palmöl ersetzen.

1Monsanto Agrar Deutschland GmbH

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104

Abbildung 1: Verwendung von Rapsöl in Deutschland (RICHTER u. SCHULZ,

2011)

Hohe Anforderungen an die Qualität erfordern Durchwuchsvermeidung von Altraps Der Anbau von HOLLi-Raps erfolgt grundsätzlich im Vertragsanbau. Weltweit wird diese Ölqua-lität unter der Marke VistiveTM vermarktet. Wenn die genannten Kriterien in der Fettsäurezu-sammensetzung eingehalten werden, erhält der Landwirt Qualitätszuschläge. Durchwuchs an-derer Rapsqualitäten stellt für die Qualitätssicherung das größte Problem dar (Bild 1).

Bild 1: Rapsbestand mit Durchwuchspflanzen zwischen den Reihen

In Regionen mit einer hohen Raps-Anbaudichte ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Durch-wuchs von klassischen 00-Sorten auftritt. Erst wenn in mehreren Zyklen HOLLi-Sorten ange-baut wurden, reduziert sich das Durchwuchsproblem erheblich.

Food-Kaltpressung5%

Food-Frittieröl16%

Food-Margarine12%

Food-Sonstige2%

Industrie-Fette6%

Industrie-Tenside3%Industrie-Kosmetik

1%

Biodiesel55%

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105

Um genauer zu untersuchen, in welcher Höhe Durchwuchs noch tolerabel ist, wurden dreijähri-ge Parzellenversuche am Standort Gülzow beginnend mit dem Anbaujahr 2010/11 durchge-führt. Die Versuchsfrage bestand darin, den Einfluss verschiedener Dichten von unerwünsch-tem Rapsdurchwuchs (00-Qualität) auf die Qualität verschiedener HOLLi-Rapssorten zu ermit-teln (Tabelle 1).

Tabelle 1: Faktoren und Stufen der HOLLi-Rapsversuche 2011 - 2013

A (Sorte)

B (Durch-wuchs)

Stufen 2011 Stufen 2012 Stufen 2013

1

2

3

4

V 161 OL (L)

V 262 OL (H)

V 275 OL (H)

V 280 OL (H)

V 161 OL (L)

V 262 OL (H)

V 275 OL (H)

V 280 OL (H)

V 161 OL (L)

V 275 OL (H)

V 280 OL (H)

MDS10 (H, neu)

1

2

3

0 Pflanzen/m²

5 Pflanzen/m²

25 Pflanzen/m²

0 Pflanzen/m²

10 Pflanzen/m²

25 Pflanzen/m²

0 Pflanzen/m²

10 Pflanzen/m²

25 Pflanzen/m²

Versuchsanlage: Blockanlage A- Bl r = 4, L = Liniensorte, H = Hybridsorte

Zur Durchwuchssimulation wurde Nachbausaatgut der Sorte Visby in einem gesonderten Ar-beitsgang zwischen die Reihen des HOLLi-Rapses eingedrillt. Die Aussaatstärke des HOLLi-Rapses betrug 75 keimfähige Körner /m². Der letzte Rapsanbau lag in den Versuchen unter-schiedlich lange zurück (2011: 4 Jahre, 2012: 18 Jahre, 2013: 3 Jahre). Die kurze Anbaupause im Versuch 2013 führte zu stärkerem standortbedingten Durchwuchs. Die Ergebnisse dieses Jahres zum Fettsäurespektrum sind daher nur begrenzt aussagefähig und wurden nicht darge-stellt.

Hinsichtlich der Produktionstechnik wurde eine ortsübliche Intensität wie in Stufe 2 des Lan-dessortenversuches (mit 3 Fungizidbehandlungen) gewählt. Der Versuch ist durch Ränder mit entsprechenden HOLLi-Rapssorten von Nachbarparzellen mit normaler 00-Qualität abgeschirmt worden.

Die Varianzanalyse des Kornertrages hat ergeben, dass nur 2011 zwischen den Stufen beider Prüffaktoren (Sorte, Durchwuchsdichte) signifikante Ertragsunterschiede bestanden (Tabelle 2). In Folgejahren war das nur beim Faktor Sorte der Fall. Als besonders ertragreich erwies sich die Hybridsorte V 275 Ol. Eine signifikante Wechselwirkung der beiden Prüffaktoren war nicht nachweisbar.

Der Effekt von Durchwuchsraps auf die Qualität des Erntegutes war in beiden Versuchsjahren deutlich messbar (Abbildungen 2 bis 5). Es reichten bereits 5 bis 10 Durchwuchspflanzen/m² aus, um die geforderten Mindestanforderungen an die Qualität zu verfehlen. Das betraf vor al-lem den Linolensäuregehalt und in einigen Fällen auch den Ölsäuregehalt. Sorten mit beson-ders hohem Ölsäuregehalt wie V 275 OL und V 280 OL erreichten jedoch die Mindestanforde-rung von 75 % auch bei höheren Durchwuchsanteilen. Insgesamt konnten die Hybriden den qualitätsmindernden Effekt des Durchwuchses deutlich besser kompensieren als die Liniensor-te.

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106

Tabelle 2: Kornerträge (in dt/ha) nach Sorten und Durchwuchsstufe Parzellenversuche Gülzow 2013-2011

Ernte-jahr

Durch-wuchs Pfl./m2

V 161 OL

V 262 OL

V 275 OL

V 280 OL

MDS 10 MW GD 5 %

(Durchw.)

2011

0 42,0 44,5 53,4 49,3 47,3

2,1 5 42,3 45,1 52,2 51,6 47,8

25 47,2 48,9 53,9 52,6 50,7

MW 43,8 46,2 53,2 51,2

GD 5 % (Sorte) = 2,4

2012

0 48,4 50,3 52,1 47,9 49,7

2,3 10 50,8 53,0 53,7 47,8 51,3

25 50,7 49,0 55,9 47,9 50,9

MW 50,0 50,8 53,9 47,9

GD 5 % (Sorte) = 2,9

2013

0 52,4 60,4 55,8 58,3 56,7

1,9 10 54,1 59,0 58,0 59,0 57,5

25 53,0 58,2 55,1 59,9 56,6

MW 53,2 59,2 56,3 59,1

GD 5 % (Sorte) = 2,1

Abbildung 2: Ölsäuregehalt 2011

64

66

68

70

72

74

76

78

80

V 161 OL V 262 OL V 275 OL V 280 OL

Öls

äure

geh

alt

in %

Sorte

0 Pfl./qm

5 Pfl./qm

25 Pfl./qm

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Abbildung 3: Linolensäuregehalt 2011

Abbildung 4: Ölsäuregehalt 2012

0

1

2

3

4

5

6

7

8

V 161 OL V 262 OL V 275 OL V 280 OL

Lin

ole

nsä

ure

geh

alt

in %

Sorte

0 Pfl./qm

5 Pfl./qm

25 Pfl./qm

64

66

68

70

72

74

76

78

80

V 161 OL V 262 OL V 275 OL V 280 OL

Öls

äure

geh

alt

in %

Sorte

0 Pfl./qm

10 Pfl./qm

25 Pfl./qm

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108

Abbildung 5: Linolensäuregehalt 2012

Worauf ist beim Anbau von HOLLi-Raps zu achten? Soll auf der Fläche HOLLi-Raps angebaut werden, ist bereits bei der Produktion des letzten Rapses auf die Minimierung des Ausfallrapses zu achten. Dazu zählen der Anbau platzfester Sorten, die Bekämpfung von Schotenschädlingen und der Fungizideinsatz in der Vollblüte. Suboptimale Erntebedingungen sind zu vermeiden. Nach der Rapsernte muss die Keimung des Ausfallrapses gefördert werden. Günstig wäre der Einsatz einer Walze, um einen Bodenschluss der Samen zu erreichen und noch vorhandene Schoten zum Platzen zu bringen. Erst nach etwa 2 Wochen wäre dann die Beseitigung des Ausfallrapses mit einem flachen Arbeitsgang (z. B. Kurzscheibenegge) zu empfehlen.

Vor dem beabsichtigten Anbau von HOLLi-Raps sind folgende Punkte zu beachten:

Einhaltung einer Anbaupause von mindestens 4 Jahren zum letzten Rapsanbau

Wahl einer früh räumenden Vorfrucht (z. B. Wintergerste, Gräservermehrung)

Kein Anbau von Erucaraps in der Fruchtfolge

Die Einhaltung eines Isolationsabstandes zu Raps anderer Qualität ist aus arbeitstech-nischer Sicht zu empfehlen, ein Qualitätseffekt durch mögliche Einkreuzung konnte bis-her jedoch nicht beobachtet werden.

Frühzeitige Saatbettbereitung (14 Tage vor Aussaat), unmittelbar vor der Aussaat fla-che Bodenbearbeitung oder Totalherbizid zur Durchwuchsrapsbekämpfung

Vor der Ernte Reinigung des Mähdreschers und der Lagerstelle von Fremdraps

Hinsichtlich der Anbautechnik unterscheiden sich die Empfehlungen zwischen herkömmlichem Raps und HOLLi-Raps nur geringfügig. Empfohlen werden etwas höhere Saatstärken von min-destens 50 - 55 keimfähigen Körnern/m², insbesondere bei Durchwuchsgefahr (Verdünnungsef-fekt) und normale Aussaattermine (15. bis 25. August). Doppelte Reihenabstände sind zu ver-meiden. Es sollten eine ortsübliche Pflanzenschutzintensität sowie eine Bordüngung vorgese-hen werden. Nach bisherigen Erfahrungen verfügen die HOLLi-Rapssorten über eine gute Win-terfestigkeit. Die Stickstoffdüngung im Frühjahr ist auf maximal 200 kg N/ha zu begrenzen. Sor-tentypische Merkmale sind bei der Anbautechnik zu berücksichtigen.

0

1

2

3

4

5

6

V 161 OL V 262 OL V 275 OL V 280 OL

Lin

ole

nsä

ure

geh

alt

in %

Sorte

0 Pfl./qm

10 Pfl./qm

25 Pfl./qm

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Fazit

HOLLi-Rapssorten sind 00-Rapssorten mit verändertem Fettsäurespektrum, d. h. mit erhöhtem Ölsäurengehalt und verringertem Linolensäurengehalt. Dadurch ergibt sich eine hohe Oxidati-onsstabilität des Öls, so dass es sich besonders für den Einsatz in der heißen Küche eignet. Wegen des geringen Anteils an trans-Fettsäuren bei Erhitzung, hat dieses Öls ernährungsphy-siologische Vorteile. Der Anbau von HOLLi-Raps ist auch wirtschaftlich attraktiv, da Preiszu-schläge erzielt werden. Er erfordert aber ein umfassendes Qualitätssicherungssystem im Rah-men eines Vertragsanbaus. Dabei geht es vor allem um die Vermeidung von Durchwuchs von Fremdraps. Zu dieser Fragestellung wurden am Standort Gülzow Versuche durchgeführt. In verschiedene HOLLi-Rapssorten wurde gezielt Durchwuchs simuliert durch Einsaat von übli-chem 00-Raps (Nachbausaatgut). Der Effekt von Durchwuchsraps auf die Qualität des Erntegu-tes war in beiden Versuchsjahren deutlich messbar. Es reichten bereits 5 bis 10 Durchwuchs-pflanzen/m² aus, um die geforderten Mindestanforderungen an die Qualität zu verfehlen. Das betraf vor allem den Linolensäurengehalt und in einigen Fällen auch den Ölsäurengehalt. Zu den Sortenleistungen im Vergleich zu normalen 00-Winterrapssorten können noch keine be-lastbaren Aussagen getroffen werden. Es zeigte sich aber, dass HOLLi-Hybridsorten leistungs-fähiger sind als HOLLi-Liniensorten. Dies wurde besonders im komplizierten Erntejahr 2011 deutlich. Bei den Hybridsorten war der negative Einfluss von Durchwuchspflanzen auf die Quali-tät des Rapsöls etwas schwächer ausgeprägt als bei den Liniensorten.

Literaturverzeichnis BARTH, C. A. (2004): Physiologische, gesundheitliche und regulatorische Aspekte von trans-

Fettsäuren- eine Bestandsaufnahme. Papier der UFOP-Fachkommission Humanernährung Berlin 2004. 144-148

HAMANN, M. u. A. RICHTER (2009): Chancen für Vistive (Holli Raps) in Deutschland und Europa. Vortrag auf dem 10. Rapskolloquium Schleswig-Holstein/Mecklenburg-Vorpommern. Salem 2009

MATTHÄUS, B. (2010): Verwendung von High-oleic Low-linoleic (HOLL)-Rapsöl zum Frittieren. Pflanzenöl 1/2010. 21-23

RICHTER, A. (2013): Mündliche Mitteilungen

RICHTER, A.; R.-R. SCHULZ (2011): Aktuelle Untersuchungen an Holli-Winterrapshybriden. Vortrag 11. gemeinsames Rapskolloquium Schleswig-Holsein/Mecklenburg-Vorpommern, Rensburg 2011

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Bewertung einer Stickstoffdüngung zu Winterraps im Herbst

Ralf-Rainer Schulz, Andrea Ziesemer

Abstract: In several experimental years, nitrogen (N) application in fall did only rarely result in increased rape yield. Fall N applications are therefore only justified in exceptional cases like e.g. N deficiency, stagnation of plant growth or straw fertilization. The efficiency of N ap-plied in fall is shown to be lower than in spring. It should therefore not exceed 20-30 kg N/ha (late sowing date) or to 30-50 kg N/ha (common sowing time) and should be completed no later than 6 weeks after sowing. Stimulation of plant growth by N is very limited in late-sown oilseed rape. Fall N applications can have negative effects on winter resistance, particularly in the case of early sown crops, organic fertilization, varieties with rapid development and high mineral soil N concentrations. The use of a biomass model ("French model") allows considering fall applied fertilizer N when calculating required spring N rates and is recom-mended as decision tool.

Ausgangssituation Ein wichtiger Gradmesser für die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion ist der Stickstoffüberschuss. Hierbei schneidet der Raps vergleichsweise ungünstig ab. Raps weist mit 96 kg N/ha im 6-jährigen Mittel der Referenzbetriebe der LFA einen sehr hohen N-Saldo aus, der aus dem hohen N-Düngebedarf und der niedrigen N-Abfuhr mit dem Erntegut resul-tiert (Abbildung 1). Die N-Salden hingen jedoch stark vom Ertrag ab. Ist dieser niedrig wie 2011, fallen die N-Überhänge sehr hoch aus. Bei hohen Erträgen wie 2009 lag der N-Saldo dagegen nur bei 69 kg N/ha. Ziel muss sein, aus ökonomischen und ökologischen Gründen die erforderliche Stickstoffmenge möglichst effizient einzusetzen und zu verteilen. Die Höhe der gesamten Stickstoffdüngung zum Winterraps, einschließlich der organischen Düngung und mineralischer Stickstoffgaben im Herbst, lag im Mittel der letzten 6 Jahre bei 233 kg N/ha.

Der Anteil des im Herbst verabreichten Stickstoffs kann nach Praxiserhebungen mit etwa 30-40 kg N/ha beziffert werden (Tabelle 1). Nur auf etwa einem Viertel der untersuchten Raps-schläge wurde auf eine N-Herbstdüngung verzichtet. Vor dem Hintergrund der bekannter-maßen hohen N-Überhänge nach Raps wird über die Notwendigkeit dieser Maßnahme im-mer wieder diskutiert.

Bekanntlich ist der Raps die Winterung mit dem größten N-Aufnahmevermögen im Herbst. Unter normalen Bedingungen nimmt der Raps vor Winter ca. 50 bis 80 kg N/ha auf. Bei frü-her Saat, hohen N-Mengen aus der Vorfrucht, organischer Düngung oder bei wachstumsför-dernden Witterungsbedingungen sind häufig N-Aufnahmeraten von über 100 kg N/ha zu ver-zeichnen. Da die Rapswurzeln bereits im Herbst Tiefen von mehr als 90 cm erreichen kön-nen, ist unter gut entwickelten Beständen kaum mit Auswaschung von Stickstoff zu rechnen. Normalerweise reichen die im Boden vorhandenen N-Mengen aus, um den Bedarf der Pflan-zen abzudecken. Ein Zuviel an Stickstoff kann insbesondere bei Saatterminen vor dem 15. August zum Überwachsen der Bestände und zur Beeinträchtigung der Winterfestigkeit füh-ren. Es gibt aber auch Situationen, bei denen im Herbst eine Förderung des Pflanzenwachs-tums durch eine N-Startdüngung sinnvoll ist.

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Abbildung 1: Kornerträge und N-Salden bei Winterraps in Referenzbetrieben

der LFA

Tabelle 1: Stickstoffdüngung im Herbst in Referenzbetrieben der LFA (Anzahl der erhobenen Rapsschläge 2012: 232, 2013: 306)

Erntejahr

kg N/ha im Herbst

% der Rapsschläge mit N-Herbstgaben (kg N/ha)

0 1 – 30 31 - 50 >50

2012 34 30 20 20 30

20131) 38 24 21 32 23 1)vorläufig

Versuchsmethodik Um die Wirkung gesteigerter N-Mengen im Herbst auf den Ertrag und die Pflanzenentwick-lung genauer zu prüfen, wurden am Standort Gülzow von 2009 bis 2013 Parzellenversuche durchgeführt. In einer ersten Versuchsserie (Versuchsserie 1) wurde die im Herbst applizier-te Stickstoffmenge bei der Frühjahrsdüngung entweder nicht berücksichtigt oder voll abge-zogen. Weitere Varianten bestanden in der Anwendung des sogenannten Biomassemodells („französisches Modell“), bei dem die N-Aufnahme des Bestandes im Herbst bei der Bemes-sung der ortsüblichen Stickstoffmengen im Frühjahr berücksichtigt wurde. Danach können im Frühjahr Abschläge vorgenommen werden, wenn ein Rapsbestand im Herbst mehr als 50 kg N/ha aufgenommen hat. Die darüber hinaus gehende N-Menge wird dann zu 70 % auf die Frühjahrsgaben angerechnet. Bei N-Aufnahmen unter 50 kg N/ha (z. B. Spätsaaten) werden entsprechend diesem Prinzip Zuschläge vorgenommen.

In einer weiteren Versuchsserie (Versuchsserie 2) in den Jahren 2010 bis 2013 wurde die optimale Terminierung der N-Herbstdüngung untersucht (Versuchsserie 2). Das Ziel bestand darin, den optimalen Applikationstermin für diese Maßnahme einzugrenzen und eine mög-lichst hohe Aufnahmerate des eingesetzten Stickstoffs zu erreichen.

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Ergebnisse Versuchsserie 1 Im Mittel von 6 Versuchen kam es durch die zusätzliche Stickstoffdüngung im Herbst zu kei-nen Ertragssteigerungen, woraus ein negativer Einfluss auf die N-kostenfreie Marktleistung und eine Erhöhung der N-Überhänge resultierten (Tabelle 2). Ferner wiesen Stickstoffgaben im Herbst eine geringere Effizienz auf als die im Frühjahr. So traten Ertragsminderungen ein, wenn ein Teil des Stickstoffs bereits im Herbst zu Lasten der 2. Frühjahrsgabe appliziert wurde. Die Anwendung von Alzon brachte bei einer Applikation im Herbst im Vergleich zu Harnstoff keinen Vorteil. Grundsätzlich wäre aber bei Verwendung stabilisierter N-Formen eine geringere N- Auswaschungsgefahr zu erwarten. Die Versuche haben ergeben, dass der im Herbst gedüngte Stickstoff vor allem bei Spätsaaten nur zu einem geringen Anteil in den Pflanzenbeständen wiederzufinden war (Abbildung 2). Daraus ergibt sich die Frage, ob er im Frühjahr für den Raps noch erreichbar ist oder der Auswaschung unterliegt. Bei normal ent-wickelten Pflanzen ist aufgrund des gut entwickelten Wurzelsystems eher davon auszuge-hen, dass der Stickstoff noch aufgenommen wird als bei sehr schwach entwickelten Pflan-zen. Da von Spätsaaten nur ein geringer Anteil des im Herbst gedüngten Stickstoffs aufge-nommen wird, ergeben sich bei Anwendung des Biomassemodells auch nur geringe Ab-schläge oder gar Zuschläge bei der N-Düngung im Frühjahr. Die Folgen sind dann ebenfalls hohe N-Salden und eine geringe N-Effizienz.

Tabelle 2: Parzellenversuche zur Stickstoffdüngung im Herbst, Gülzow 2009 - 2012, Mittelwerte aus 6 Versuchen, Sorte Visby (Versuchsserie 1)

Stickstoffdüngung kg N/ha Ertrag Roh-

fett Marktl.2) N-

Saldo3) Herbst

(Harn-stoff)

Frühjahr Teilgabe 1

(ASS)

Frühjahr Teilgabe 2

(KAS) ∑ % % %

kg N/ha

0 100 93 (ortsüblich)1) 193 100 41,1 100 30 40 100 93 (ortsüblich)1) 233 100 40,9 98 70 80 100 93 (ortsüblich)1) 273 100 41,1 97 110

40 100 53 ortsübl. minus N-Herbst

193 97 41,8

98 34

404) 100 53 ortsübl. minus N-Herbst

193 96 41,5

97 36

80 100 13 ortsübl. minus N-Herbst

193 96 41,8

97 37

804) 100 13 ortsübl. minus N-Herbst

193 96 42,0

97 36

0 100 98 nach Biomassemodell 198 97 41,2 97 39 40 100 83 nach Biomassemodell 223 99 41,1 98 61 80 100 70 nach Biomassemodell 250 98 41,2 96 90

100 % = 57,3 dt/ha

2.145 €

GD 5 % relativ 3,4 1)Mittelwert aus 6 Versuchen, auf Grenzstandort 80 kg N/ha, auf besseren Böden 100 kg N/ha 2)N-kostenfreie Marktleistung, für Rapspreis 47 €/dt, Parzellenerträge um 15 % reduziert 3)Parzellenerträge um 15 % reduziert, 4)Alzon 46 statt Harnstoff

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Abbildung 2: N-Aufnahme von Rapsbeständen in den Parzellenversuchen in

Abhängigkeit von Saattermin, N-Düngung im Herbst und Stand-ort

Ergebnisse Versuchsserie 2 In dieser Versuchsserie wurden starke jahresbedingte Effekte der N-Düngung im Herbst sichtbar. So entwickelte sich der Raps 2010/11 witterungsbedingt nur sehr schwach. Durch eine N-Gabe im Herbst von 40 kg N/ha konnte eine Verbesserung der Pflanzenentwicklung (N-Aufnahme) erreicht werden. Diese fiel zwar nur gering aus, bewirkte aber eine deutliche Verbesserung der Überwinterung und signifikante Mehrerträge (Tabelle 3).

Im Versuchsjahr 2011/12 entwickelte sich der Raps im Herbst wesentlich besser. Die verab-reichte N-Menge wurde bei einer Applikation zwischen 3 und 6 Wochen nach der Saat voll-ständig aufgenommen. Im Gegensatz zum Vorjahr überwinterte der Raps problemlos. Signi-fikante Ertragssteigerungen durch die N-Gabe im Herbst konnten analog Versuchsserie 1 nicht festgestellt werden.

Im Versuch 2013 waren wiederum signifikante Mehrerträge durch die N-Herbstgabe nach-weisbar. Die höchsten N-Aufnahmeraten konnten bei einer Applikation des Stickstoffs 3-6 Wochen nach der Aussaat erreicht werden. Daraus kann abgeleitet werden, dass die Dün-gung spätestens 6 Wochen nach der Saat abgeschlossen sein sollte.

0

20

40

60

80

100

120

140

160

AZ: 35 AZ: 50 AZ: 25 AZ: 48 AZ: 48 AZ: 56

21.08.2008 21.08.2008 25.08.2009 07.09.2009 06.09.2010 06.09.2011

N-A

ufn

ahm

e H

erb

st (

kg N

/ha)

Ackerzahl (AZ) und Aussaattermin

ohne N-Herbst-Düngung 40 kg N/ha 80 kg N/ha

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Tabelle 3: Parzellenversuche zur Terminierung der Stickstoffdüngung im Herbst, Gülzow 2011 - 2013, Sorte Visby (Versuchsserie 2)

Variante1) Ertrag

dt/ha

N-Aufn. Herbst kg N/ha

Ertrag

dt/ha

N-Aufn. Herbst kg N/ha

Ertrag

dt/ha

N-Aufn. Herbst kg N/ha

Erntejahr (Anz. Vers.):

2011 (n=2) 2012 (n=2) 2013 (n=1)

ohne Herbst N 100 12 100 63 100 40

40 kg N/ha zur Saat

120 16 100 84 107 74

40 kg N/ha 3 Wochen nach Saat

114 20 99 105 105 76

40 kg N/ha 6 Wochen nach Saat

115 33 103 105 104 117

40 kg N/ha 9 Wochen nach Saat

111 15 103 93 103 58

GD 5 % 8,7 6,1 3,1 100 % = dt/ha 38,6 58,8 50,6

1)N-Form Herbst= KAS, Düngung im Frühjahr 100 kg N/ha ASS + 80 kg N/ha KAS

Fazit Erhebungen in Referenzbetrieben der LFA haben ergeben, dass eine N-Startgabe im Spät-sommer/Herbst sehr häufig praktiziert wird. In mehrjährigen Versuchen wurden dagegen nur in einzelnen Jahren und bei bestimmten Witterungskonstellationen Ertragssteigerungen durch Stickstoffgaben im Herbst festgestellt. N-Startgaben zu Raps sollten daher nur als Maßnahme der Bestandesführung eingesetzt werden. Das kann z. B. bei offensichtlichem N-Mangel, bei Stagnation des Pflanzenwachstums oder Strohdüngung der Fall sein. Die N-Herbstdüngung ist auf 20 - 30 kg N/ha (Spätsaat) bzw. 30 - 50 kg N/ha (mittlere Saatzeit) zu begrenzen und sollte spätestens 6 Wochen nach der Aussaat abgeschlossen sein. Eine För-derung von Spätsaaten durch Stickstoff gelingt nur in begrenztem Maße, hatte aber im Ver-suchsjahr 2011 eine günstige Wirkung auf die Überwinterung und führte dadurch zu Mehrer-trägen. Stickstoffgaben im Herbst können aber auch negative Effekte auf die Überwinterung haben, wenn sie ein Überwachsen der Bestände fördern, z. B. bei früher Saatzeit, organi-scher Düngung, wüchsigen Sorten oder hohen N-Gehalten im Boden. In diesen Fällen ist die mineralische N-Herbstdüngung nicht zu empfehlen. Die Anwendung des Biomassemodells („französisches Modell“) ermöglicht eine Anrechnung der im Herbst verabreichten N-Menge bei den Frühjahrsgaben und trägt so zur Vermeidung unerwünschter N-Überhänge bei.