bau von chemischen apparaturen in rußland

2
Bau von chemischen Appuraturen in RuBlund Im Laufe der vergangenen 2l/2 Jahrzehnte hat die russische Maschinen- und Apparatebauindusltrie einen uberraschenden Aufschwung genommen. Wahrend zu Beginn der Industrialisie- rungsperiode fur den Bau fast aller Fabriken die Hilfe auslan- discher Firmen, darunter auch zahlreicher deutscher, in Anspruch genommen werden muDte, konnten schon sehr bald auch ein- heimische Unternehmen in zunehmendem MaDe zur Lieferung von industriellen Ausrustungen herangezogen werden. Im Jahre 1930 war das Ausland an der Bedarfsdeckung rnit Maschinen und Apparaturen fur die chemische Industrie noch rnit 41% be- teiligt. Dieser Anteil verringerte sich bis 1932 auf ein Viertel, 1933 auf ein Funftel und in derFolgezeit bis zumAusbruch des letzten Krieges bis auf wenige Prozent. Wahrend des Krieges traten die USA vorubergehend in verstarktem MaDe als Ma- schinen- und Apparatelieferanten auf. Diese Importe haben aber wieder weitgehend aufgehijrt. Auch die Verbringung demontier- ter Industrieanlagen aus den ckkupierten Landern nach dea UdSSR durfte zum AbschluB gekommen sein. Heute versorgt sich die russische chemische Industrie fur ihren laufenden Be- darf an industriellen Ausrustungen nahezu ausschlieBlich aus dem eigenen Land und den Gebieten des sowjetischen Macht- bereichs. 1941 gab es in der Sowjet-Union 60--70 Fa b r i k e n, die sich mit dem Bau von Maschinen und Apparaten fur die che- mische Industrie und verwandte Produktionszweige befaBten. Die wicfitigsten Werke sind: ,,Frunse" und ,,Artjom" in Ssumy; ,,Boljschewik" in Kiew; ,,Progress" in Berditschew; ,,Krassny Oktjabrj" in Fastow; ,,Sswoboda", ,,Kompressor", ,,Krassny Fakelj", ,,Lepse", ,,Borez" und ,.Kalinin" in Moskau; ,,Nassoss" und ,,Lenin" in Leningrad, ,,Stalin" in Odessa: ,,Krassny Kotelj- xhtschik" in Taganrog. Teilweise werden chemische Appara- turen von den Unternehmen nur im Nebenbetrieb geliefert. Dafur sind andere auf S o n d e r a u s r u s t u n g e n speziali- siert. Hierzu gehoren Anlagen fur die Stickstoff-, kokschemische, Farben-, Kunstfaser-, Pflanzenol-, Kautschuk- und Kautschuk- warenindustrie. Die im letzten Jahrzehnt vor Kriegsbeginn erfolgte P r o d u k - t i o n s s t e i g e r u n g geht aus folgender Zusammenstellung hervor (Produktion auf Jahresbasis in 1000 t): am 1. 1. 40 am 1. 1. 30 GrauguR 16 000 52 000 Schmiedestucke 1 500 6 000 Kesselarbeiten 12 000 56 000 Mechanische Bearbei tung 7 000 48 500 Im Jahre 1941 sollten nach dem Produktionsplan fur insge- samt 253 Mill. Rbl. Ausrustungen fur die chemische Industrie geliefert werden. Unter Zugrundelegung der vorhandenen Ver- gleichsziffern errechnet si& ein Sol1 von rd. ?6?O/o, bezogen auf 1930 = 100°/o, das aber infolge des Kriegsausbruches nicht er- fullt werden konnte. Maschinen und Apparate in der lndustrieplanung Der ab 1946laufende erste Nachkriegs-Funfjahresplan der Sowjet-Union sieht fur 1950 auf dem Gebiet der Werkseinrichtun- gen u. a. folgende Produktionsziele vor: StahlguD 2 000 8OOO Einrichtungen fur Eisen- und Stahlwerke (t) 102 900 Dampfturbinen (kW) 2 906 000 GroRe Wasserturbinen (kWj 372 000 Mittlere Wasserturbinen (kW) 150 000 Kleine Wasserturbinen (kW) 500 000 Elektromotoren uber 100 kW 9 000 Elektromotoren bis 100 kW 624 000 Metallverarbeitende Maschinen 74 000 Der M a s c h i n e n b a u soll 1950 seinen AusstoD gegeniiber der Vorkriegszeit verdoppeln und seine Herstellungsverfahren weitgehend modernisieren. Als vordringlich wird die Herstel- lung von Ausrustungen ftir Eisen und Stahl, Kraft, Kohle und 01, von elektrischen Maschinen, Ausrustungen fur geologische Forschungen, von speziellen und komplexen Werkzeugmascbi- nen, GieBereieinrichtungen sowie Ausrustungen und Instrumen- ten f u r d i e c h e m i s c h e I n d u s t r i e bezeichnet. Das P r o d u k t i o n s p r o g r a m m fiihrt folgende neue und verbesserte Maschinentypen auf: automatische Werkzeug- maschinen, starke Stampf- und Pragepressen, Schmiedemaschi- nen, starke elektrische Fraser, Maschinen und Gerate zur auto- matischen Regulierung und Kontrolle der Produktionsprozesse, Hochdruckapparaturen f u r d i e c h e mi s c h e In du s t r i e, darunter solche fur die Massenerzeugung von Sauerstoff, Am- moniakkompressoren, Schnellgefrieranlagen, Vorrichtungen zum Trocknen und Extrahieren, Vakuumapparaturen, Apparate fur Spektralanalyse, Mikroskope, darunter auch Elektronenmikro- skope. Der AusstoD von optischen und eIektrischen MeBgeraten soll 1950 auf das Siebenfadle des Standes von 1940 gebracht werden. In den 6 s t 1 i c h e n G e b i e t e n der UdSSR wird der Bau von chemischen Apparatefabriken weiter fortgesetzt. Diese Angaben gehen, soweit es sich um den chemischen Apparatebau handelt, nicht sehr ins Detail. Konkretere Einzel- heiten finden sich im d r i t t e n F u n f j a h r e s p l a n , der die Jahre 1938-1942 umfaDte, der aber wegen des Kriegsausbruches nicht voll erfiillt werden konnte. Die Produktionsaufgaben durften, wenn dies auch nicht ausdrudclich erwahnt wird, teil- weise in die neue Planung rnit ubernommen worden und daher auch heute noch aktuell sein. Der dritte Funfjahresplan enthielt nach einer uns vorliegenden Denkschrift der fruheren Wirt- schaftsgruppe Chemische Industrie folgende Produktionsauf- lagen fur die Apparatebauindustrie: S c h w e r c h e m i k a 1 i e n : Bau von kontinuierlichen Desodora- toren fur Wasser und Sauren, kontinuierlichen Kammern fur die Super- phosphaterzeugung, Eindampfapparaten fiir Phosphorsaure; Tauch- pumpen fur verschiedene Sauren (nach deutschem Muster) i Strahl- apparaten (Injektoren, Ejektoren, Pumpen) aus saurebestandigen Werk- stoffen, kleinen saurebestandigen Pumpen (unter 9 mJ/h) : Normung der Antriebe und Getriebe fur Kleinapparaturen; Bau von Luftgeblasen fur kleinere Leistungen (von 1000 ms/h und daruber), Turbokompresso- ren fur schwefligsaure Gase (10 000-40 000 ms/h); GuDteilen aus hitze- und feuerfestem GrauguD und Hartblei usw.; Wiederaufnahme des Baues von kleineren Zerkleinerungsanlagen (05-3 t/h), Zufuhrappa- raten, Separatoren und Sieben u. a, m. S t i c k s t o f f : Bau von kompletten Ausrustungen fur syntheti- sches Ammoniak (850 at), von Ausrustungen fur die Methanol- und Harnsauresynthese (600 at), Intensivierung der chemischen Prozesse durch die Einfuhrung von Hochstdrucken, hohen Geschwindigkeiten, kontinuierlichen Verfahren usw.; Verminderung der Verwendung von Nichteisenmetallen; Beherrschung der SchweiDung von Stahlen mit hohem C-Gehalt und des Baues von Apparaturen rnit Wandstarken bis 100 mm, bei 2500-3000 mm Durchmesser. S y n t h e t i s c h e r K a u t s c h u k : Normung der Apparate und deren Teile; erweiterte Anwendung von Antikorrosionsumhullungen. T e e r f a r b s t o f f e : Bau von emaillierten Apparaten bzw. Appa- raten aus saurebestandigen Werkstoffen, Einfuhrung von neuen Typen der Ausrustungsmaschinen und Apparate im Zusammenhang mit dem Ubergang dieser Industrie auf kontinuierliche Prozesse (Reaktions- apparate. elektrische Beheizung, Sondertransportvorrichtungen rnit Pumpen, Luftgeblasen und Turbokompressoren), von automatischen Druck-, Menge- und Temperaturreglern. von Apparaturen fur hohe Drdcke und tiefe Temperat~ren. K u n s t h a r z e : Bau von Hochdruckpumpen, F'ressen und Akku- mulatoren, Mischern mit Stahlschalen, automatischen Pressen mit hy- draulischen und mechanischen Antrieben, SpritzguDmaschinen usw. C e 11 u 1 o s e u n d P a p i e r : Bau von Pumpen fur Zellstoffmasse. Vakuumfiltern sowie von Rohrleitungen in korrosionsbestandiger Aus- fuhrung (gummiert), Herstellung von Armaturen und ZubehBrteilen sowie von Rohrleitungen aus dem nichtrostenden Stahl V 4 A. Entwicklungsetappen Der Beginn des chemischen Maschinen- und Apparatebaues fallt in die Jabre 1923/1924. Bereits Ende der 2Oiger Jahre konnten chemische GroBbetriebe zu einem groDen Teil und bald darauf sogar z. T. aus- schliealich mit sowjetischen Ausrustungen ausgestattet werden, wie z. B. das Chemiekombinat von B e r e s n i k i, beginnend mit der zwei- ten Baufolge. das S t a l i n o g o r s k e r und das T s c h i r t s c h i k e r S t i c k s t o f f k o m b i n a t , alle Fabriken fur s y n t h e t i s c h e n K a u t s c h u k , das N e w s k i C h e m i e k o m b i n a t in Leningrad, alle neu gebauten Spritbrennereien und Zuckerfabriken usw. 1931 begann man rnit dem Bau von Apparaten fur die K aut- s c h u k s y n t h e s e n. Hier sind besonders die' Fabriken ,,Boljsche- wik", ,,Frunse", ,,Artjom" und ,,Progress" zu erwshnen. Im Jahre 1932 wurden die ersten saurebestandigen E r z e u g n i s s e a u s F e r r o - s i 1 i c i u m (,.Boljschewik") gebaut und Vorbereitungen zurn Bau van H o c h d r u c k k o m p r e s s o r e n (,,Flume") getroffen. 1933 erfolgie Chem.-Inp..TecbrIk 22. Jshrg. 1950 / Nr. 11 243

Post on 11-Jun-2016

214 views

Category:

Documents


2 download

TRANSCRIPT

Bau von chemischen Appuraturen in RuBlund Im Laufe der vergangenen 2l/2 Jahrzehnte hat die russische

Maschinen- und Apparatebauindusltrie einen uberraschenden Aufschwung genommen. Wahrend zu Beginn der Industrialisie- rungsperiode fur den Bau fast aller Fabriken die Hilfe auslan- discher Firmen, darunter auch zahlreicher deutscher, in Anspruch genommen werden muDte, konnten schon sehr bald auch ein- heimische Unternehmen in zunehmendem MaDe zur Lieferung von industriellen Ausrustungen herangezogen werden. Im Jahre 1930 war das Ausland an der Bedarfsdeckung rnit Maschinen und Apparaturen fur die chemische Industrie noch rnit 41% be- teiligt. Dieser Anteil verringerte sich bis 1932 auf ein Viertel, 1933 auf ein Funftel und in derFolgezeit bis zumAusbruch des letzten Krieges bis auf wenige Prozent. Wahrend des Krieges traten die USA vorubergehend in verstarktem MaDe als Ma- schinen- und Apparatelieferanten auf. Diese Importe haben aber wieder weitgehend aufgehijrt. Auch die Verbringung demontier- ter Industrieanlagen aus den ckkupierten Landern nach dea UdSSR durfte zum AbschluB gekommen sein. Heute versorgt sich die russische chemische Industrie fur ihren laufenden Be- darf an industriellen Ausrustungen nahezu ausschlieBlich aus dem eigenen Land und den Gebieten des sowjetischen Macht- bereichs.

1941 gab es in der Sowjet-Union 60--70 F a b r i k e n, die sich mit dem Bau von Maschinen und Apparaten fur die che- mische Industrie und verwandte Produktionszweige befaBten. Die wicfitigsten Werke sind: ,,Frunse" und ,,Artjom" in Ssumy; ,,Boljschewik" in Kiew; ,,Progress" in Berditschew; ,,Krassny Oktjabrj" in Fastow; ,,Sswoboda", ,,Kompressor", ,,Krassny Fakelj", ,,Lepse", ,,Borez" und ,.Kalinin" in Moskau; ,,Nassoss" und ,,Lenin" in Leningrad, ,,Stalin" in Odessa: ,,Krassny Kotelj- xhtschik" in Taganrog. Teilweise werden chemische Appara- turen von den Unternehmen nur im Nebenbetrieb geliefert. Dafur sind andere auf S o n d e r a u s r u s t u n g e n speziali- siert. Hierzu gehoren Anlagen fur die Stickstoff-, kokschemische, Farben-, Kunstfaser-, Pflanzenol-, Kautschuk- und Kautschuk- warenindustrie.

Die im letzten Jahrzehnt vor Kriegsbeginn erfolgte P r o d u k - t i o n s s t e i g e r u n g geht aus folgender Zusammenstellung hervor (Produktion auf Jahresbasis in 1000 t):

am 1. 1. 40 am 1. 1. 30 GrauguR 16 000 52 000

Schmiedestucke 1 500 6 000 Kesselarbeiten 12 000 56 000 Mechanische Bearbei tung 7 000 48 500 Im Jahre 1941 sollten nach dem Produktionsplan fur insge-

samt 253 Mill. Rbl. Ausrustungen fur die chemische Industrie geliefert werden. Unter Zugrundelegung der vorhandenen Ver- gleichsziffern errechnet si& ein Sol1 von rd. ?6?O/o, bezogen auf 1930 = 100°/o, das aber infolge des Kriegsausbruches nicht er- fullt werden konnte.

Maschinen und Apparate in der lndustrieplanung Der ab 1946laufende erste N a c h k r i e g s - F u n f j a h r e s p l a n

der Sowjet-Union sieht fur 1950 auf dem Gebiet der Werkseinrichtun- gen u. a. folgende Produktionsziele vor:

StahlguD 2 000 8OOO

Einrichtungen fur Eisen- und Stahlwerke ( t ) 102 900 Dampfturbinen (kW) 2 906 000 GroRe Wasserturbinen (kWj 372 000 Mittlere Wasserturbinen (kW) 150 000 Kleine Wasserturbinen (kW) 500 000 Elektromotoren uber 100 kW 9 000 Elektromotoren bis 100 kW 624 000 Metallverarbeitende Maschinen 74 000 Der M a s c h i n e n b a u soll 1950 seinen AusstoD gegeniiber

der Vorkriegszeit verdoppeln und seine Herstellungsverfahren weitgehend modernisieren. Als vordringlich wird die Herstel- lung von Ausrustungen ftir Eisen und Stahl, Kraft, Kohle und 0 1 , von elektrischen Maschinen, Ausrustungen fur geologische Forschungen, von speziellen und komplexen Werkzeugmascbi- nen, GieBereieinrichtungen sowie Ausrustungen und Instrumen-

ten f u r d i e c h e m i s c h e I n d u s t r i e bezeichnet.

Das P r o d u k t i o n s p r o g r a m m fiihrt folgende neue und verbesserte Maschinentypen auf: automatische Werkzeug- maschinen, starke Stampf- und Pragepressen, Schmiedemaschi- nen, starke elektrische Fraser, Maschinen und Gerate zur auto- matischen Regulierung und Kontrolle der Produktionsprozesse, Hochdruckapparaturen f u r d i e c h e m i s c h e I n d u s t r i e, darunter solche fur die Massenerzeugung von Sauerstoff, Am- moniakkompressoren, Schnellgefrieranlagen, Vorrichtungen zum Trocknen und Extrahieren, Vakuumapparaturen, Apparate fur Spektralanalyse, Mikroskope, darunter auch Elektronenmikro- skope. Der AusstoD von optischen und eIektrischen MeBgeraten soll 1950 auf das Siebenfadle des Standes von 1940 gebracht werden. In den 6 s t 1 i c h e n G e b i e t e n der UdSSR wird der Bau von chemischen Apparatefabriken weiter fortgesetzt.

Diese Angaben gehen, soweit es sich um den chemischen Apparatebau handelt, nicht sehr ins Detail. Konkretere Einzel- heiten finden sich im d r i t t e n F u n f j a h r e s p l a n , der die Jahre 1938-1942 umfaDte, der aber wegen des Kriegsausbruches nicht voll erfiillt werden konnte. Die Produktionsaufgaben durften, wenn dies auch nicht ausdrudclich erwahnt wird, teil- weise in die neue Planung rnit ubernommen worden und daher auch heute noch aktuell sein. Der dritte Funfjahresplan enthielt nach einer uns vorliegenden Denkschrift der fruheren Wirt- schaftsgruppe Chemische Industrie folgende Produktionsauf- lagen fur die Apparatebauindustrie:

S c h w e r c h e m i k a 1 i e n : Bau von kontinuierlichen Desodora- toren fur Wasser und Sauren, kontinuierlichen Kammern fur die Super- phosphaterzeugung, Eindampfapparaten fiir Phosphorsaure; Tauch- pumpen fur verschiedene Sauren (nach deutschem Muster) i Strahl- apparaten (Injektoren, Ejektoren, Pumpen) aus saurebestandigen Werk- stoffen, kleinen saurebestandigen Pumpen (unter 9 mJ/h) : Normung der Antriebe und Getriebe fur Kleinapparaturen; Bau von Luftgeblasen fur kleinere Leistungen (von 1000 ms/h und daruber), Turbokompresso- ren fur schwefligsaure Gase (10 000-40 000 ms/h); GuDteilen aus hitze- und feuerfestem GrauguD und Hartblei usw.; Wiederaufnahme des Baues von kleineren Zerkleinerungsanlagen (05-3 t/h), Zufuhrappa- raten, Separatoren und Sieben u. a, m.

S t i c k s t o f f : Bau von kompletten Ausrustungen fur syntheti- sches Ammoniak (850 at), von Ausrustungen fur die Methanol- und Harnsauresynthese (600 at), Intensivierung der chemischen Prozesse durch die Einfuhrung von Hochstdrucken, hohen Geschwindigkeiten, kontinuierlichen Verfahren usw.; Verminderung der Verwendung von Nichteisenmetallen; Beherrschung der SchweiDung von Stahlen mit hohem C-Gehalt und des Baues von Apparaturen rnit Wandstarken bis 100 mm, bei 2500-3000 mm Durchmesser.

S y n t h e t i s c h e r K a u t s c h u k : Normung der Apparate und deren Teile; erweiterte Anwendung von Antikorrosionsumhullungen.

T e e r f a r b s t o f f e : Bau von emaillierten Apparaten bzw. Appa- raten aus saurebestandigen Werkstoffen, Einfuhrung von neuen Typen der Ausrustungsmaschinen und Apparate im Zusammenhang mit dem Ubergang dieser Industrie auf kontinuierliche Prozesse (Reaktions- apparate. elektrische Beheizung, Sondertransportvorrichtungen rnit Pumpen, Luftgeblasen und Turbokompressoren), von automatischen Druck-, Menge- und Temperaturreglern. von Apparaturen fur hohe Drdcke und tiefe Temperat~ren.

K u n s t h a r z e : Bau von Hochdruckpumpen, F'ressen und Akku- mulatoren, Mischern mit Stahlschalen, automatischen Pressen mit hy- draulischen und mechanischen Antrieben, SpritzguDmaschinen usw.

C e 11 u 1 o s e u n d P a p i e r : Bau von Pumpen fur Zellstoffmasse. Vakuumfiltern sowie von Rohrleitungen in korrosionsbestandiger Aus- fuhrung (gummiert), Herstellung von Armaturen und ZubehBrteilen sowie von Rohrleitungen aus dem nichtrostenden Stahl V 4 A.

Entwicklungsetappen Der Beginn des chemischen Maschinen- und Apparatebaues fallt in

die Jabre 1923/1924. Bereits Ende der 2Oiger Jahre konnten chemische GroBbetriebe zu einem groDen Teil und bald darauf sogar z. T. aus- schliealich mit sowjetischen Ausrustungen ausgestattet werden, wie z. B. das Chemiekombinat von B e r e s n i k i , beginnend mit der zwei- ten Baufolge. das S t a l i n o g o r s k e r und das T s c h i r t s c h i k e r S t i c k s t o f f k o m b i n a t , alle Fabriken fur s y n t h e t i s c h e n K a u t s c h u k , das N e w s k i C h e m i e k o m b i n a t in Leningrad, alle neu gebauten Spritbrennereien und Zuckerfabriken usw.

1931 begann man rnit dem Bau von Apparaten fur die K a u t - s c h u k s y n t h e s e n. Hier sind besonders die' Fabriken ,,Boljsche- wik", ,,Frunse", ,,Artjom" und ,,Progress" zu erwshnen. Im Jahre 1932 wurden die ersten saurebestandigen E r z e u g n i s s e a u s F e r r o - s i 1 i c i u m (,.Boljschewik") gebaut und Vorbereitungen zurn Bau van H o c h d r u c k k o m p r e s s o r e n (,,Flume") getroffen. 1933 erfolgie

Chem.-Inp..TecbrIk 22. Jshrg. 1950 / Nr. 11 243

erstmalig die Lieferung von D f e n der Typen Lurgi und Wedge, von Rohrenofen fur die A 1 u m i n i u m i n d u s t r i e, Frederking-Appara- ten fur die F a r b e n - und C h I o r i n d u s t r i e, und der Bau von Maschinen fur G u m m i f a b r i k e n sowie von T r o m m e 1 - und S c h e i b e n - V a k 11 u m f i 1 t e r n S o n d e r z e n t r i f u g e n wui-de vorbereitet. 1934 ging man an den Bau von Bunburry-Maschi- nen. M i s c h w a 1 z e n fur Gummierzeugung und Z e n t r i f u g e n von 107 mm Durchmesser, 1935 an die Herstellung von Maschinen fur s y n t h e t i s c h e s Apparaten aus nichtrostendern Stahl, H y d r o 1 y s e - A p p a - r a t e n . Apparaten fur die Z e l l s t o f f i n d u s t r i e sowie von N u t s c h e n mit mechanischer Ausraumung fur giftige Stoffe. D I ~ ersten R o h r e n t r o c k n e r fur Torf, Zentrifugen fur die Pyroly- singewinnung wurden 1936 geliefert. Im gleichen Jahre setzte der Bau von A u t o k 1 a v - S u p e r z e n t r i f u g e n liir die Roholindu- strie ein, im Jahr darauf der Bau von Apparaturen fur die K u n s t - s e i d e e r z e u g u n g und von K a l a n d e r n fur die Gummiindu- strie. Die Hauptverwaltung fur den chemischen Maschinenbau ,.Glaw- chimmasch”, die samtliche Betriebe dieses Industriezweiges umfaRt, erhielt die Anordnung, im Jahre 1938 285 neue Maschinen und Appa- rate der Fabrikation zu ubergeben. In den Jahren 1938/39 wurden u. a. eine U m w a 1 z g a s p u m p e f u r 850 at, automatische H o c h 1 e i- s t u n g s - Z e n t r i f u g e n, eine ununterbrochen wirkende Zentri- fuge K o h l e n e n t w a s s e r u n g, V u 1 k a n i s i e r - P r e R - a u t o k 1 a v e n und andere neue Maschinen gebaut. 1940 sollten fol-

und

A m m o n i a k , V u 1 k a n i s i e r a u t o k 1 a v e n ,

fur

gende Maschinen erstmalig gebaut werden: P a p i e r m a s c h i n e n fur Elektroisolationspapier aus entfetteter Baumwolle von 0,02 mm SLarke, hydraulische S c h 1 e i f e r mit vier Pressen, S u p e r z e n - t r i f u g e n f u r T r a n s f o r m a t o r e n o l e fur 2000-25000 l/h, E i n d a m p f k e s s e 1 fur Torf, deren Wirkung auf der Zerstorung von Torfzellen und Verjagen der darin hefindlichen Feuchtigkeit be- ruhte, usw.

Apparatebau und Forschung Die 1930 gegrundeten Forschungsinstitute ,,G i p r o a s o t -

m a s c h” und ,,Ekichimmasch” bearbeiten Fragen des chemischen Apparate- und Maschinenbaues. Zum Fachgebiet des erstge- nannten Instituts gehoren Maschinen und Apparate zur Her- stellung von synthetischem Ammoniak und Salpetersaure, von Zellstoff, ferner verschiedene Ofen fur die Schwefelsaure-, Sul- fat-, Magnesium- und andere Industrien; ein Sondergebiet des Instituts sind Kompressoren und Umwalzpumpen. Das For- schungsinstitut ,,E k i c h i m m a s c h” befaljt sich vorwiegend mit den normalen chemischen Apparaten, wie Vakuumfiltern, automatischen Zentrifugen, Superzentrifugen, Misdern und Zer- kleinerungsmaschinen fur Viscose, Einsiedern usw. v. H .

- Wi 28 -

DreiBig Jahre Achema Von Dr. H. W. FLEMMING. Miinchen

,,Kein chemisches Verfahren, ware es auch aus groOter schopferischer Intuition und mit noch so groOem wirtsdaftlichen Weitblick erfa5t, ist ohne den geeigneten Werkstoff denkbar ; erst durch diesen erwacht es zum Leben.” Besser als durch dieses Wort Max Buchners, des Grunders von DECHEMA und ACHEMA, kann die wirtschaftliche Bedeutung der Achema kaum gekenn- zeichnet werden. Zwar hatte es auch schon fruher Werkstoffe und Apparate fur die chemische Industrie gegeben, aber erst durch die Achema wurde der ,,Katalysator” geschaffen, der ihr Eindringen in die verschiedensten Verwendungsgebiete und ihre Vervollkommnung beschleunigte.

Als dia Achema zurn ersten Male 1920 in Hannover veran- staltet wurde, war sie noch ein verhaltnismaljig bescheidenes Unternehmen. Aber bereits die folgenden Jahre zeigten - teil- weise sprunghaft - ein wachsendes Interesse der Aussteller. Diese Bewegung hielt in der groljen Linie auch weiter an, so daR auf der letzten Vorkriemgsachema 1937 51/zmal so vie1 ausstellende Firmen zu sehea waren wie auf der Achema I, wahrend sich die Ausstellungsflache auf das 22-fache vergroljert hatte.

Ausstellungs- Aussteller- Ausstellungs- Jahr ort zahl FHche

Achema I 1920 Hannover 75 560 Achema I1 1921 Stuttgart 91 1350 Achema 111 1922 Hamburg 139 1400

Achema V 1927 Essen 266 5 300 Achema VI 1930 Frankfurt 353 9 000 Achema VII 1934 Koln 367 8 500 Achema VIII 1937 Frankfurt 416 12 800 Achema IX 1950 Frankfurt 425 10 500

Achema IV 1925 Nurnberg 112 2 500

Ein Markstein in deer Entwicklung war die Achema V in Essen 1927. Sowohl Ausstellerzahl als auch die Ausstellungsflache er- hohten sich hier auf mehr als das Doppelte. Es war die Zefit, da der Ruhrbergbau den entscheidenden Schritt zur Verwirklichung der K o h 1 e c h e m i e getan hatte. Wenn durch die Nebenpro- duktgewinnung und -verarbeitung der Kokerei das Ruhrgebiet schon bis dahin im schweren Apparatebau eine groBe Bedeutung hatte, so sollte sie in der Folge noch weiter steigen. Hinzii kommt, dalj der A u s 1 a n d e r b e s u c h , insbesondere aus den wastlichen Nachbarlandern, der in Nurnberg noch wenig her- vorgetreten war, in Essen zum erstenmal ein bedeutendes Aus- ma8 annahm. AuRerdem wurde auf der Achema V - zum Teil noch gegen den Widsrstand seitens mancher Aussteller - die von allea marktschreierischen Reklame freie e i n h e i t 1 i c h e C: e s t a 1 t u n g d e r S t a n d e durchgefuhrt. Sie hat sich nicht allein auf der Achema behauptet, sondern daruber hinaus fur das Ausstellungswesen uberhaupt Schule gemacht. 1927 hatte sich die Uberzeugung von der Notwendigkeit und den Erfolgsaussich- ten der Achema voll durchgesetzt.

Die Achema VI 1930 war durch ein gewaltiges Anwachsen der B e s u c h 0 r z a h 1 von 50 000 auf 100 000 gekennzeichnet, so daO auf jeden Aussteller 249 Besucher entfielen gegen nur 132 drei Jahre vorher. 1937 finden auch die ,,Wanderjahre” der Achema ein Ende. Sie setzt sich nun in Frankfurt fest, wo die Stadtverwaltung der Dechema ein eigenes Haus zur Verfugung stellte. Dieses wurde im Kriege zerstort, ist aber jetzt wieder aufgebaut worden.

Die im Durchschnitt von jedem Aussteller belegte Flache war bis 1937 auf uber 30 m? angestiegen gegen 23 m2 1934 und 20 mz 1927. Darin spiege,lt sich offenbar eine ganz bedeutende E r w e i t e r u n g der einzelnen Firmen wider. Trotz der sich standig breiter entfal- tenden Spezialisierung aller Werkstoffe, Maschinen und Melj- instrumente war es gelungen, eine Zusammenfassung der Erfah- rungen bei einer begrenzten Zahl von Fabrikanten aufrechtzu- erhalten. So speziell auch all die Arbeitsgebiete der Firmen die- ses Fachge,bietes zu sein scheinen, so sind sie doch in gewisser Beziehung sehr universell, weil sie die Anwendungsmoglich- keiten bestimmter Konstruktionen in den verschiedenen Berei- chen der chemischen Technik wirklich erschopfen.

Angesichts der besonders schweren Bedingungen, die in der chemischen Industrie an die Betriebssicherlieit und die Dauer- haftigkeit der VJerkstoffe wegen der vielen korrodierenden Ein- flusse gestetllt werden mussen, ist der chemische Apparatebau gewissermaljen das D a u e r - P r i i f - L a b o r a t o r i u m fur alle Werkstoffe und v i d e Konstruktionen. Das gilt noch fur Neben- anlagen, wie die Verpackungs-, Abfull- und Wiegeeinrichtungen. Die chemische ApFaratebauindustrie ist daher auf engste Zu- sa-mmenarbeit mit der chemischen Industrie angewiesen. Der durch die Achema ermoglichte Erfahrungsaustausch auf breiter Basis ist hierbei im Laufe der Zeit geradezu unentbehrlich ge- worden, vor allem, weil man durch deren Besuch viele kost- spielige und zeitraubende Reisen spart.

Dies. sowie die bereits erwahnte, vielfach angestrebte Liefe- rung ganzer Anlagen macht es erklarlich, da8 man nicht wie bai einer Messe die Umsatze als MaRstab fur die wirtschaftliche Be- deutung und den Erfolg der Achema verwenden kann. Hier ist dia A n b a h n u n g d e r V e r b i n d u n g e n zu neuen Inter- essenten, die Anlagen errichten oder neue Maschinen aufstellen wollen, das Entscheidenda. Das gilt besonders fur den Verkehr mit den I n t e r e s s e n t e n d e s A u s l a n d e s . Wenn man sich vergegenwartigt, in welch raschem Tempo in den letzten .Jahrzehnten die chemische Industrie in aller Welt ausgebaut worden ist, wird es nicht uberraschen, daR auch das Ausland be- muht war und wieder bemuht ist, von den groBen. jahrzehnte- langen Erfahrungen des Apparatebaus Nutzen zu ziehen.

d e r P r o d u k t i o n s p r o g r a m m e

chem.-lnq.-Technik 22. Jahrg. 1950 I Nr. 11 244