band 26 innovativ moving libraries · ausblick auf eine mögliche mobile bibliothek der zukunft...

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INNOVATIV Moving Libraries Mobile Bibliothekskonzepte als Antwort auf die Herausforderungen der Informationsgesellschaft INNOVATIONSPREIS 2010 Hölscher / Sepke BAND 26

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€ 24,50

I N N O V A T I V

Verlag Dinges & Frick GmbH, Wiesbaden

ISBN 978-3-934997-29-5 ISSN 1615-1577 BA

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e Moving LibrariesMobile Bibliothekskonzepte als Antwort auf die Herausforderungen der Informationsgesellschaft

INNOVATIONSPREIS 2010 Hölscher / Sepke

BAND 26

B.I.T.online – Innovativ

Band 26

B.I.T.online – Innovativ

Herausgegeben

von

Rolf Fuhlrott

Ute Krauß-Leichert

Christoph-Hubert Schütte

Band 26

Innovationspreis 2010 Moving Libraries

Mobile Bibliothekskonzepte als Antwort auf die Herausforderungen der modernen Informationsgesellschaft

2010

Verlag: Dinges & Frick GmbH, Wiesbaden

Innovationspreis 2010 Moving Libraries

Mobile Bibliothekskonzepte als Antwort auf die Herausforderungen der modernen Informationsgesellschaft

von

MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE

2010

Verlag: Dinges & Frick GmbH, Wiesbaden

B.I.T.online – Innovativ

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-934997-29-5

ISBN 978-3-934997-29-5 ISSN 1615-1577 © Dinges & Frick GmbH, 2010 Wiesbaden Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Werk oder Texte in einem photomechanischen oder sonstigen Reproduktionsverfahren oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten, zu vervielfältigen und zu verbreiten. Satz und Druck: Dinges & Frick GmbH, Wiesbaden Printed in Germany

Vorwort

Pocket-Libraries, Moving Libraries und Wissensbilanzierung

Eine Vielzahl allesamt hochwertiger Abschlussarbeiten eingesandt aufgrund des Call for Papers für den B.I.T.online-Innovationspreis 2010 machte der Kommission für Ausbildung und Berufsbilder die Auswahlentscheidung nicht leicht. Die schlussendlich prämierten drei Arbeiten kommen in diesem Jahr aus dem Kreise der Stuttgarter und Berliner Absolventen bibliotheks- und informationsbezogener Studiengänge. Vorgestellt werden die Essentials der Abschlussarbeiten im Rahmen des Innovationsforums auf dem Leipziger Bibliotheks-kongress, zeitgleich als Sonderhefte von B.I.T.online publiziert.*

Ausgewählt wurden in alphabetischer Reihenfolge ohne Wertung:

Hölscher, Miriam und Sepke, Corinna: Moving Libraries: Mobile Bibliothekskonzepte als Antwort auf die Herausforderungen der modernen Informationsgesellschaft (Hochschule der Medien Stuttgart, Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement, Master-arbeit).

Klug, Anna Kathrin: Wissensbilanzierung in Bibliotheken: Chancen und Probleme bei der Anwendung des Modells Wissensbilanz – Made in Germany (Hochschule der Medien Stuttgart, Bachelorarbeit),

Pfeifenberger, Regina: Bibliotheksdienste für Mobiltelefone (Humboldt-Universität Berlin, Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Masterarbeit),

Ungeachtet der verschiedenen Themenstellungen der Preisträgerinnen ist den prämierten Arbeiten gemeinsam, dass sie ausgehend von den gesellschaftlichen Veränderungen, neu-en differenzierten Lebensstilmodellen und technologischen Entwicklungen die Bibliotheken in einer komplexen und dynamischen Umbruchsituation sehen, in der das Weiterbestehen der Einrichtungen davon abhängen wird, dass sich Veränderungen sowohl gegenüber den (potentiellen) Kunden einstellen als auch die oftmals bereits jetzt geringe gesellschaftliche Wertschätzung und Leistungsanerkennung mindestens erhalten bleibt.

Gleich zwei prämierte Arbeiten richten ihr Augenmerk darauf, wie Bibliotheken ihr Dienst-leistungsangebot aktiver zum Kunden bringen können: Sei es durch Angebote für mobile Telefone, die von Literaturbestellungen, Vormerkungen, SMS-Benachrichtigungen über zur Abholung bereitliegende Medien über den mobilen Zugang zu elektronischen Datenban-ken, Online- Katalogen für mobile Nutzung, Informationen über Öffnungszeiten, aktuelle Veranstaltungen etc. reichen: kurz gesagt, mobile Technologien mit Zugang zum Internet und damit zu Bibliotheksangeboten just – in – time, just-for-me, just-here. Und wenn der potentielle Kunde z.B. durch Verknüpfung mit google.maps den Weg in die nächste Biblio-thekseinrichtung gefunden hat, könnte ihn das Handy unter Ausnutzung von RFID-Technologie sogar bis zum Standort des gesuchten Mediums im Regal führen.

* Der Verlag veröffentlicht die drei Arbeiten in seiner Reihe B.I.T.online INNOVATIV 2010 als Bd. 25 (Klug),

Bd. 26 (Hölscher/Sepke) und Bd. 27 (Pfeifenberger).

B.I.T.online-Innovationspreis 2010

Für die sich im Focus der Betrachtung befindliche zunehmend unter Zeitdruck stehende (jüngere) Zielgruppe ist digitale Technik und Internetzugang unabdingbar geworden, räumlich und zeitlich durch Mobiltelefone auch weitgehend uneingeschränkt nutzbar – ei-ne Herausforderung, auf die Bibliotheken reagieren müssen. Bibliotheken sollten dabei ihre Nutzer aber nicht nur virtuell im mobilen Web dort abholen, wo sie sich gerade befinden, sondern ihnen auch, wie in der Stuttgarter Masterarbeit dargestellt, durch die physische Bereitstellung (gedruckter) Medien vorzugsweise an stark frequentierten Orten wie Bahn-höfen, U-Bahnstationen oder Einkaufszentren entgegenkommen, ergänzt durch Abhol- und Lieferservices.

Ohne eher traditionelle „Moving Libraires“ zur Literatur- und Informationsversorgung der Bevölkerung, die nicht oder nur sehr schlecht durch stationäre Bibliotheken erreicht werden kann oder mobile Bestandsergänzungen zu aktuellen politischen und kulturellen Ereignis-sen zu vergessen, selbstredend auch digitale Angebote eingeschlossen, sollen neue „Wis-sens-Tankstellen“ inmitten großstädtischer Lebensräume hinzukommen.

Beispielhaft für ein mobiles Bibliothekskonzept wird die Idee einer Bahnhofsbibliothek mit einem deutschlandweiten einheitlichen Ausleih-und Verbuchungssystem bestehend aus stationären Bibliothekseinheiten an ICE-Bahnhöfen mit ausgedehnten Öffnungszeiten und Fachpersonal sowie auf der Schiene mit angehängten Bibliothekswaggons vorgestellt – frei nach dem Motto „Information to go“ bestückt mit Büchern, Downloadstationen für Hör-bücher, e-books, Filmen und aktuelle Wirtschaftsdaten.

Zunächst etwas mehr nach innen gerichtet, aber im Ergebnis geeignet, die (immateriellen) Werte von Bibliotheken offensiv zu vermarkten, ist die Arbeit von Anna Kathrin Klug über die Anwendung der noch jungen Disziplin der Wissensbilanzierung im Bibliotheksbereich. Das Modell „Wissensbilanz – Made in Germany“, entstanden 2003 im Rahmen der Initiative „Fit für den Wissenswettbewerb“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit, hat als deutsches Projekt in der Riege zahlreicher Bewertungsmethoden zwischenzeitlich vor allem im Rahmen neuer Steuerungsmodelle auch Eingang in den öffentlichen Sektor gefunden. Vorreiter im Bibliotheksbereich wird ein Pilotprojekt an der Stadtbibliothek Mannheim sein.

Kernelement jeder Wissensbilanzierung ist die auf qualitativer Basis beruhende Messung und anschließende Bewertung des sogenannten Intellektuellen Kapitals, der weichen Un-ternehmenswerte, als da wären Human Kapital, das Wissen und die Erfahrungen der Be-schäftigten, Personalentwicklungsmaßnahmen oder Mitarbeitermotivation, Strukturkapital (z.B. Arbeitsbedingungen, Informationstechnologien) sowie das Beziehungskapital, in Biblio-theken vorrangig wichtig in Bezug auf Kundenbeziehungen, Kooperationen mit externen Partnern, Beziehungen zu Trägerorganisationen.

Haupthinderungsgrund für die praktische Umsetzung, für deren Anstoß die Autorin einen Wissensbilanzleitfaden entwickelte, sind oft die zeitlichen (auch finanziellen und personel-len) Herausforderungen des Durchführungsprozesses, der durchaus ein Zeitfenster von bis zu 12 Wochen in Anspruch nehmen kann. Bedauerlich, weil Wissensbilanzen hervorragend zur Profilschärfung beitragen und überaus geeignet sind, Bibliotheken wertvolle Impulse für ihre zukünftige Entwicklung insgesamt, die Erzielung hoher Kundenzufriedenheit, ein starkes Image in der Region oder eine zufriedenstellende Marktdurchdringung zu geben.

Karin Holste-Flinspach

Innovationspreis 2010

Moving Libraries

Mobile Bibliothekskonzepte als Antwort auf die Herausforderungen der modernen Informationsgesellschaft

Abbildung 1: Moving Libraries Logo – eigene Darstellung

Masterarbeit angefertigt im Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement,

Hochschule der Medien (HdM), Stuttgart

MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE Erstprüfer: Prof. Dr. Richard Stang, Zweitprüfer: Prof. Dr. Martin Götz Bearbeitungszeitraum: März bis August 2009

„Utopie ist die Wahrheit von morgen“ Victor Hugo

9

Kurzfassung Im heutigen gesellschaftlichen Leben spielt die Mobilität eine wichtige Rolle. Durch techni-sche Neuerungen sowie standortungebundene Arbeitsformen nimmt das Verhältnis von Zeit und Raum völlig neue Dimensionen an. Aus der Möglichkeit, orts- und zeitunabhängig Wissen rezipieren zu können, müssen sich neue Angebotsformen ergeben. Dieser Trend beeinflusst bereits heute das Dienstleistungsspektrum von (mobilen) Bibliotheken. Die vor-liegende Masterarbeit behandelt neben einer detaillierten Betrachtung der gesellschaftli-chen Entwicklungen unter dem Aspekt der Mobilität unterschiedliche Typologien mobiler Bibliotheken und mobiler Bibliotheksdienstleistungen weltweit. Weiterhin werden Anforde-rungen entwickelt, die zukünftige Bibliotheken erfüllen müssen, um die Mobilität der Ge-sellschaft angemessen zu unterstützen. Unter dem besonderen Blickwinkel der modernen Informationsgesellschaft in Deutschland wird ein Bibliotheks-Konzept entwickelt, dass einen Ausblick auf eine mögliche mobile Bibliothek der Zukunft gibt.

Schlagwörter: Bibliotheken, bibliothekarische Dienstleistungen, Fahrbibliotheken, gesell-schaftlicher Wandel, Mobilität, Schiffsbibliotheken, Zukunft

Abstract Mobility plays a major role in today’s public life. Technical innovations and commuting are causing changes in the space-time relationship. By gaining and using information at every possible location that provides internet access, new forms of services emerge. These innova-tive technologies and the social change will influence library services as well. The libraries themselves or their services have to be mobile to meet the requirements of the modern in-formation society. This master thesis provides in-depth information about current changes in modern society and the impact that these changes will have on the development of (mobile) libraries. It cites examples of mobile libraries from around the world and states needs for mobile libraries of the future. These requirements result in a futuristic concept of a “Moving Library”, submitted by the writers.

Keywords: Boat libraries, future, libraries, library services, mobile libraries, mobility, social change

10

Inhaltsverzeichnis Kurzfassung 9 Abstract 9 Einleitung 12 1 Gesellschaftliche Entwicklungen 16

11..11 Gesellschaftlicher Wandel 17 1.1.1 Personenbezogener Wandel 17

1.1.1.1 Soziologische Ansätze 18 1.1.1.2 Verhaltensbezogene Ansätze 25

1.1.2 Aufgabenbezogener Wandel 27 1.1.2.1 Arbeitsleben 28 1.1.2.2 Fortbildung und Lebenslanges Lernen 30

1.1.3 Medienbezogener Wandel 32 1.1.3.1 Mediennutzungsverhalten 32 1.1.3.2 Netzwerke und mobile Endgeräte 33

11..22 Mobilität 37 1.2.1 Nicht-Personale Mobilität 41 1.2.2 Personale Mobilität 41

11..33 Diskussion von Gesellschaftsformen 43 2 Forschungsmethodik 48

22..11 Experteninterviews 49 22..22 Kurzinterviews 50 22..33 Online-Befragung 51

3 Moving Libraries 55 33..11 Begriffsklärung: Moving Library 55

3.1.1 Moving = Bewegung/Mobilität 55 3.1.2 Library = Bibliothek 55 3.1.3 Moving Libraries = Mobile Bibliotheken/Bibliotheksdienstleistungen 57

33..22 Typologisierung 58 3.2.1 Mobile Bibliotheken 58

3.2.1.1 Fahrbibliotheken 59 3.2.1.2 Schiffsbibliotheken 71 3.2.1.3 „Lebende“ mobile Bibliotheken 80

3.2.2 Mobile Bibliotheksdienstleistungen 86 3.2.2.1 Stationäre Bibliotheken an stark frequentierten Plätzen 86 3.2.2.2 Liefer- und Abholservices 97

3.2.3 Virtuelle/Digitale Angebote 100 3.2.3.1 Onleihe 101 3.2.3.2 Europeana 102 3.2.3.3 National Library of Australia 104 3.2.3.4 E-Books 105

4 Anforderungen an die Moving Library von morgen 107 44..11 Allgemeine Anforderungen an zukünftige Bibliotheken 107

4.1.1 Zeitersparnis 107

INHALT 11

4.1.1.1 Liefer- bzw. Abholdienste/Rückgabeboxen 108 4.1.1.2 Smart-Shelf-Technologie 109 4.1.1.3 „Roving Librarian“ 111

4.1.2 Bestandsanforderungen 113 4.1.2.1 Von Profilbildung zu „mobilen Beständen” 113 4.1.2.2 „Floating Collections” 116

4.1.3 Aufenthaltsqualität 118 4.1.3.1 Raumgestaltung 118 4.1.3.2 Design 122 4.1.3.3 Öffnungszeiten 126

44..22 Anforderungen an zukünftige mobile Bibliotheken 130 4.2.1 Verstärkte Kundenorientierung durch Kooperationen 131 4.2.2 Technische Anforderungen an mobile Bibliotheken 133

5 Konzeptvorschlag 135 55..11 Vorüberlegungen 135

5.1.1 Zielgruppe 135 5.1.2 Ideenfindung 136

5.1.2.1 Bibliotheken an ungewöhnlichen Orten 137 5.1.2.2 Ungewöhnliche Bibliotheken 137 5.1.2.3 „DBib” 137

55..22 Konzeption 139 5.2.1 Eingesetzte Technik 143

5.2.1.1 Smart-Shelf-Technologie 143 5.2.1.2 Downloadstationen 145

5.2.2 Designgrundsätze 146 5.2.3 Bestandskonzept 148

6 Fazit und Ausblick 150 7 Literaturverzeichnis 153 Abbildungsverzeichnis 168 Abkürzungsverzeichnis 170

12

Einleitung „Stell Dir vor, Bibliotheken sind als ‚Wissens-Tankstellen‘ und Informationsdienstleister fest in der modernen Informationsgesellschaft verankert, aber niemand geht hin“ 1. Stattdessen kämen die Bibliotheken als Moving Libraries mit ihren Dienstleistungen dorthin, wo ihre Nutzer2 sind.

Unter Moving Libraries werden mobile Bibliotheken und mobile Bibliotheksdienstleistungen verstanden, mit denen Bibliotheken aktiv auf ihre Nutzer zugehen. Bereits heute gibt es mobile Bibliotheken und mobile Bibliotheksdienstleistungen, die per Bücherbus, Kamelbib-liothek oder als Filiale in U-Bahn-Stationen dorthin gehen, wo ihre Nutzer sind. Diese mobi-len „Wissens-Tankstellen“ erleichtern der modernen Informationsgesellschaft den Zugriff auf Informationen und sollten daher fest in der Infrastruktur moderner (Groß-)Städte ver-ankert werden.

Angesichts sich verstärkender Konkurrenz auf dem Informations-, Wissens- und Unterhal-tungsmarkt steigt für Bibliotheken die Notwendigkeit, die Aufmerksamkeit der Öffentlich-keit auf sich zu ziehen. Sie müssen ihre Bedeutung für die Gesellschaft herausstellen und somit die eigene Existenz in finanzieller und ideeller Weise absichern.

Durch gesellschaftliche Entwicklungen kommen darüber hinaus veränderte Anforderungen der Nutzer auf die Bibliotheken zu. SEEFELDT und SYRÉ stellen fest, dass die Bibliotheksnutzer schon heute besser ausgebildet, wohlhabender, mobiler und mündiger als noch vor 20 Jah-ren sind und daher auch bewusst entscheiden wollen, wie sie ihre knappe Freizeit optimal ausnutzen.3 Bibliotheken müssen als kundenorientierte Dienstleistungseinrichtungen die Wünsche ihrer Kunden ernst nehmen und durch entsprechende Angebote befriedigen. So konstatiert BRUIJNZEELS:

„Die Zeit, da öffentliche Bibliotheken ruhig in ihrem eigenen Haus auf die Nutzer warten [können], ist vorbei.“4

Die vorliegende Arbeit nimmt einige Aspekte der gesellschaftlichen Veränderungen (wie beispielsweise die zunehmende Mobilität und Individualisierung) in den Blick und bietet ei-nen Vorschlag für ein mobiles Bibliothekskonzept an. Dieses soll eine Antwort auf die Her-ausforderungen für Bibliotheken im Hinblick auf die Tendenz zu steigender Mobilität dar-stellen. Besonders im beruflichen Bereich spielt Mobilität, beispielsweise durch die bereitwil-lige Akzeptanz langer Wege zwischen Wohnung und Arbeitsplatz, eine zunehmende Rolle. Dabei nimmt das Verhältnis von Zeit und Raum völlig neue Dimensionen an. Hinzu kommt eine hochgradige Individualisierung sowohl des Alltagsablaufs als auch des sozialen Um-gangs miteinander. Soziale Vereinzelung und veränderte Zusammensetzung familiärer Strukturen sowie der zunehmende Druck, fachlich sehr gut ausgebildet, gleichzeitig jedoch 1 Frei nach Sandburg, Carl: „Sometime they’ll give a war and nobody will come.“ 2 In der vorliegenden Arbeit wird zur sprachlichen Vereinfachung stets die männliche Sprachform für Perso-

nen verwendet. Es ist stets auch weibliche Sprachform gemeint. 3 Vgl.: Seefeldt, Jürgen/Syré, Ludger (2007): Portale zu Vergangenheit und Zukunft. Bibliotheken in

Deutschland. Hildesheim, Olms, S. 101; auch: Seefeld, Jürgen (2005): Zukunftsvisionen. Die Bibliothek von morgen. In: B.I.T. online 8, H. 1, S. 11

4 Bruijnzeels, Rob (2003): Die Bibliothek ist kein Gebäude. In: Bruijnzeels, Rob/Tiggelen, Nicoline van: Biblio-theken 2040. Die Zukunft neu entwerfen. Bad Honnef, Bock und Herchen, S. 79

EINLEITUNG 13

flexibel reagieren zu können, verändern die Erwartungshaltung der Gesellschaft gegenüber der Verfügbarkeit und des Konsums von Informationen nachhaltig. Das ist eine Tendenz, auf die Bibliotheken reagieren müssen. Bereits auf dem Bibliothekartag 2008 in Mannheim war dies ein Thema. Dazu schreibt HÄTSCHER:

„Die Alltagserfahrungen der Kunden müssen die Bibliotheken aufgreifen. Das be-deutet, alle bisherigen Dienste radikal in Frage zu stellen. […] Virtuelle Welten […] und spielerischer Zugang der Google-Generation, der heute jugendlichen Internet-nutzer, werden in zehn Jahren die Erwartungen an Bibliotheken erheblich verän-dern.“5

An dieser von HÄTSCHER prognostizierten veränderten Erwartung an Bibliotheken ist vor al-lem deren Richtung im Hinblick darauf interessant, welche Anforderungen zukünftige Bi-bliotheksnutzer der modernen Informationsgesellschaft an Moving Libraries stellen könn-ten. Dies ist zugleich eine der beiden zentralen Fragen, die mit der vorliegenden Arbeit be-antwortet werden sollen. Die zweite Frage lautet: Wie könnte eine Moving Library der Zu-kunft unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Entwicklungen und der daraus abgelei-teten Anforderungen aussehen?

Ausgehend von der Beschreibung der aktuellen Entwicklung der Gesellschaft, besonders im Hinblick auf die beobachtbaren Trends der zunehmenden Mobilität und Individualisierung (Kapitel 1), werden konkrete Anforderungen an Moving Libraries der Zukunft (Kapitel 4) abgeleitet. Im zweiten Kapitel wird ein kurzer Überblick über die Forschungsmethodik ge-geben, auf der die Erkenntnisse dieser Masterarbeit fußen. In Kapitel 3 wird zum einen de-finiert, was die Verfasserinnen konkret unter Moving Libraries verstehen. Andererseits wird ein Überblick über die verschiedenen Typologien mobiler Bibliotheken mit ihren jeweiligen Nutzungs- und Existenzgründen gegeben.

Aufbauend auf den ersten vier Kapiteln, werden in Kapitel 5 die Grundlagen für ein innova-tives mobiles Bibliothekskonzept entwickelt, das vor allem die Anforderungen der moder-nen Informationsgesellschaft berücksichtigt. Die für das Konzept nötigen Ideen und Anre-gungen lieferten u.a. mündliche und schriftliche Kurzinterviews mit Kommilitonen, Profes-soren der Hochschule der Medien, Stuttgart (HdM) und Berufstätigen in Leitungspositio-nen. Die Methode der strukturierten Kurzbefragung wurde bewusst gewählt, um ein Spek-trum unterschiedlichster Antworten zu erhalten. Hier wurde besonderer Wert darauf ge-legt, sowohl Personen zu befragen, die Einblick in die bibliothekarische Ausbildung haben und mit dem gegenwärtigen Stand der Forschung und der Trendbildung vertraut sind, als auch Kollegen aus der Praxis, die Aspekte aus dem Berufsalltag einbringen konnten.

Im Fokus dieser Masterarbeit steht dabei die Frage, was Öffentliche Bibliotheken (ÖBs) tun können, um aus der von BRUIJNZEELS konstatierten „Warteposition“6 hervorzutreten und ak-tiv auf ihre Nutzer zuzugehen.

Bibliotheken unterstützen den Prozess des lebenslangen Lernens und fördern die Informati-ons- und Medienkompetenz ihrer Nutzer. Hierzu ist es notwendig, die Bevölkerung mög-

5 Hätscher, Petra (2009): Wer bewegt das Wissen: Wo stehen wir in zehn Jahren? Eine Zusammenfassung.

In: Hohoff, Ulrich [Hrsg.]: Wissen bewegen - Bibliotheken in der Informationsgesellschaft. 97. Deutscher Bibliothekartag in Mannheim 2008. Frankfurt am Main, Klostermann, S. 71 f.

6 Vgl.: Bruijnzeels, R. (2003): Die Bibliothek ist kein Gebäude, S. 79

14 MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE

lichst flächendeckend zu erreichen und auch solche Gesellschaftsgruppen zu aktivieren, die bisher wenig oder keinen Kontakt mit der Bibliothek haben. Dazu müssen die Infrastruktur und die technische Ausstattung der Bibliotheken verbessert werden.7 Da dem freien Infor-mationszugang eine bedeutende Rolle zukommt, wenn es um die Weiterbildung und künf-tige Entwicklung der Gesellschaft geht, müssen sich Bibliotheken der rasanten Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKTs) stellen. Das heißt, sie müssen ihr Dienstleistungsangebot anpassen, wenn sie ihren Platz in der Wissens- und Informationsge-sellschaft behaupten wollen. Dies machen ERŠOVA und HOHLOV deutlich:

„Access to, and the effective use of information and knowledge, technologies, and various services are essential tools for sustainable economic and social development at the individual, community, national and international levels.”8

Diesen Informationsanforderungen der modernen, europäischen Gesellschaft kann unter anderem durch mobile Bibliothekskonzepte begegnet werden. Auch wenn die Idee an sich nicht neu ist, so bietet sie im aktuellen gesellschaftlichen Kontext eine Möglichkeit, sich den zukünftigen Herausforderungen im Bibliothekswesen zu stellen.

Die ersten Fahrbüchereien sind seit Anfang des 20. Jahrhunderts fester Bestandteil der Bi-bliothekswelt. So gab es beispielsweise bereits 1905 in den USA für Farmer in Washington County, Maryland einen Büchereidienst auf einem Pferdewagen.9

Auf einer Fotografie aus dem Jahr 1914 (siehe Abbildung 2) ist die motorisierte Nachfolge-bibliothek der ersten Fahrbücherei in Washington County, Maryland, USA zu sehen.

Abbildung 2: Eine der ersten Fahrbüchereien, Washington County, Maryland, USA10

7 Vgl.: Seefeld, J. (2005): Zukunftsvisionen, S. 12 8 Eršova, Tatiana V./Hohlov, Yuri E. (2002): Migrating from the library of today to the library of tomorrow:

Re- or E-volution? In: Eršova, Tatiana V. [Hrsg.]: Libraries in the information society. München, Saur, S. 74 9 Vgl.: Kluth, Rolf (1965): Die Fahrbücherei. In: Langfeld, Johannes [Hrsg.]: Handbuch des Büchereiwesens.

II. Halbband. Wiesbaden, Harrassowitz, S. 560 10 Kluth, R. (1965): Die Fahrbücherei, S. 547

EINLEITUNG 15

Dass mobile Bibliotheken auch heute interessante Lösungsmöglichkeiten für die Anforde-rungen der modernen Gesellschaft bieten können, zeigen beispielhaft die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs „Bibliothekseinrichtung der Zukunft“, den die ekz.bibliotheksservice GmbH (ekz) im Oktober 2008 ausgeschrieben hatte11: Einer der ausgezeichneten Entwürfe ist eine „Reise Bibliothek“ (siehe Abbildung 3). Diese besteht aus recycelten Seecontainern, die jederzeit transportiert werden können, um feste Bibliotheken zu ergänzen.12

Abbildung 3: Reise Bibliothek13

Da die vorliegende Arbeit ein stark zukunftsorientiertes Thema behandelt, konnte nur ein Teil der wissenschaftlichen Bearbeitung durch die Auswertung gedruckter und virtueller Quellen gewährleistet werden. Ergänzt werden diese Erkenntnisse deshalb durch Aussagen aus Interviews mit Experten, die den Verfasserinnen ihr Wissen zur künftigen Entwicklung in den jeweiligen Fachgebieten zur Verfügung gestellt haben. Dies gilt insbesondere zur Un-termauerung der sich abzeichnenden zukünftigen Entwicklung der Gesellschaft (Kapitel 1) und der Bibliothekswelt (Kapitel 3) sowie für die Begründung der Vorschläge, die für die Neukonzeption gemacht werden.

Abschließend geben die Verfasserinnen einen Ausblick auf die „Bibliothek der Zukunft“, bei der sich zwei Richtungen abzeichnen. Die erste Entwicklung zeichnet sich dahingehend ab, dass die „Bibliothek als sozialer Ort“ zunehmend an Bedeutung gewinnen wird. Als zweite Tendenz ist eine Entwicklung hin zur „Moving Library“ im Sinne von mobilen Informations- und Wissenstankstellen erkennbar.

11 Vgl.: ekz.bibliotheksservice GmbH (2008): ekz-Ideenwettbewerb „Bibliothekseinrichtung der Zukunft“.

Ausschreibungsinformationen. URL: http://www.ekz.de/fileadmin/ekz/redaktion/_PDFs/Moebel/ Auschreibungsinformationen.pdf (Zugriff: 22.08.2009)

12 Vgl.: ekz.bibliotheksservice GmbH (2009): ekz-Ideenwettbewerb „Bibliothekseinrichtung der Zukunft“. ekz zeichnet innovative Bibliotheksplaner aus. URL: http://www.ekz.de/index.php?id=2686 (Zugriff: 22.08.2009)

13 Geis, Manuel (2009): Reise Bibliothek. ekz-Ideen-Wettbewerb „Bibliothekseinrichtung der Zukunft“. An-hang zu E-Mail vom 07.06.2009

16

1 Gesellschaftliche Entwicklungen Es ist ein aktuelles Thema in den Medien: Allerorts wird vom „gesellschaftlichen Wandel“ gesprochen. Was verbirgt sich jedoch hinter diesem Schlagwort? Und welche Rolle spielen Bibliotheken hier? Bei genauerem Hinsehen erkennt man viele sich wandelnde Aspekte die-ser derzeitigen Gesellschaft, die im Folgenden genauer betrachtet werden sollen.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt scheint sich in der Öffentlichkeit kein einheitlicher Begriff zu etablieren, der den derzeitigen Zustand der Gesellschaft beschreibt. Auch wie sie sich zu-künftig entwickeln wird, kann kaum vorausgesehen werden. So stellen MINX, PREISSLER und JÄHRISCH fest:

„Prognosen sind schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen. […] In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich? Beim Versuch einer Antwort kommen wir ins Straucheln.“14

Stattdessen tauchen im Alltagsgebrauch viele Begriffe auf, mit denen der jeweilige Urheber den gegenwärtigen Stand der Gesellschaft aus seiner Perspektive definiert und beschreibt. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein und werfen Fragen auf. KÜBLER greift allein fünf Gesellschaftsbezeichnungen auf: Neben der Dienstleistungsgesellschaft wird bei ihm die nachindustrielle Gesellschaft diskutiert, alternativ verwendet er die Begriffe der Medien- und/oder Kommunikationsgesellschaft, Risikogesellschaft oder Erlebnisgesellschaft.15

Allein diese recht kurz gehaltene Aufzählung zeigt: Die heutige Gesellschaft kann viele Fa-cetten annehmen.16 Allen gemeinsam ist das Verständnis von „Gesellschaft“ im alltäglichen Sinn: Die gemeinschaftliche Verbundenheit eines bestimmten Personenkreises, der kulturell und/oder geographisch auf eine räumliche Fläche beschränkt ist.17

Die Ordnungen und Formen dieser Personengruppen sind einem ständigen Wandel un-terworfen. Gerade die technischen Entwicklungen der Zukunft werden die gesellschaftli-chen Strukturen in einem nicht zu unterschätzenden Umfang prägen. So stellte bereits 1996 die ENQUETE-KOMMISSION „Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft Deutscher Bundestag“ fest, dass die Ge-sellschaft des 21. Jahrhunderts eine enge Verknüpfung mit der Technik im Bereich der neu-en Medien akzeptieren muss.18 Die zunehmende Verknüpfung der Gesellschaft mit der Technik wird neben der technischen Entwicklung in hohem Maße das soziale und kulturelle Alltagsleben beeinflussen.19

14 Minx, Eckard/Preissler, Harald/Järisch, Burkhard (2002): Wie sieht ein Elefant aus? In: Bertelsmann-Stiftung

[Hrsg.]: Was kommt nach der Informationsgesellschaft?. Gütersloh, Verl. Bertelsmann-Stiftung, S. 21 15 Vgl.: Kübler, Hans-Dieter (2005): Mythos Wissensgesellschaft. Gesellschaftlicher Wandel zwischen Informa-

tion, Medien und Wissen. Wiesbaden, VS Verl. für Sozialwissenschaften, S. 21 ff. 16 Nähere Erläuterungen zu den Gesellschaftsbegriffen siehe Kapitel 1.3 17 Vgl.: Brockhaus [Hrsg.] (2008): Brockhaus multimedial 2008. Gütersloh, F.A. Brockhaus, CD-ROM (Zugriff:

22.08.2009) 18 Vgl.: Enquête-Kommission Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft Deutschlands Weg in die

Informationsgesellschaft Deutscher Bundestag [Hrsg.] (1998): Deutschlands Weg in die Informationsge-sellschaft. Bonn, Zeitungs-Verl. S. 199

19 Vgl. ebd. S. 203

1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN 17

Jedoch sind es nicht nur die Medien, die den Alltag der Personen im 21. Jahrhundert ver-ändern werden. Auch die demographischen Strukturen befinden sich im Wandel. Es existie-ren zahlreiche Ansätze, die die gegenwärtige und zukünftige gesellschaftliche Entwicklung darstellen.

Im folgenden Kapitel werden einige Entwicklungsansätze vorgestellt. Ausgewählt wurden vor allem Modelle, die Elemente enthalten, aus denen Bibliotheken Anknüpfungspunkte für ihre Arbeit gewinnen können. Im Vordergrund stehen verschiedene Betrachtungsweisen und Forschungsansätze, die auf den demographischen Wandel sowie veränderte Aufga-benanforderungen im Berufsalltag eingehen. Einen weiteren Aspekt bildet die veränderte Nutzung und Informationsbeschaffung durch elektronische Medien. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei die Betrachtung der zunehmenden Mobilität im Rahmen der lo-kalen und globalen Netzwerke. Zusätzlich werden verschiedene Definitionsansätze für der-zeitige Gesellschaftsformen vorgestellt und im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit in Bibliothe-ken diskutiert.

11..11 Gesellschaftlicher Wandel

1.1.1 Personenbezogener Wandel

Durch die sinkenden Bevölkerungszahlen in den Industrieländern wird sich die Gesellschaft nachhaltig verändern. Laut des STATISTISCHEN BUNDESAMTES nimmt die Zahl der Lebendge-burten beständig ab und bewirkt zusätzlich zur gestiegenen Alterserwartung eine Ver-schiebung der Größenverhältnisse in Bezug auf die einzelnen Altersgruppen.20 Zusätzlich lösen sich die bisherigen traditionellen Familienstrukturen auf. Statt einer vierköpfigen Fami-lie, bestehend aus Eltern mit zwei Kindern, sind vermehrt Alleinerziehende, Einpersonen-haushalte und Patch-Work-Familien in den Statistiken zu finden.

Der demographische Wandel bewirkt eine Veränderung der Bevölkerungspyramide. Wäh-rend diese zunehmend auf dem Kopf steht, wie OPASCHOWSKI es formuliert, wird seiner Meinung nach langfristig die geistige Innovationskraft junger Menschen verloren gehen. Dies ist selbst durch Zuwanderung nicht zu kompensieren. Zusätzlich geht die Schere zwi-schen Arm und Reich bei der Einkommensverteilung weiter auseinander.21 Dies hat bei-spielsweise Auswirkungen auf die finanzielle Kaufkraft der Bevölkerung, was durch Ände-rungen im Konsumverhalten sichtbar wird. Auch auf das soziale Verhalten können die Ein-künfte Auswirkungen haben. Dies lässt sich anhand der Anzahl an sozialen Kontakten be-obachten. OPASCHOWSKI prognostiziert eine zunehmende soziale Vereinsamung der Indivi-duen, die in den Industrieländern durch einen Rückgang der Bevölkerungszahlen verstärkt wird. Dieses Phänomen wird durch die zunehmende Verstädterung noch verschärft.22

20 Vgl.: Statistisches Bundesamt [Hrsg.] (2007): Demographischer Wandel in Deutschland – Heft 1 – Bevölke-

rungs- und Haushaltsentwicklung 2007. Wiesbaden, Statistisches Bundesamt. URL: https://www-ec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?cmspath= struktur,vollanzeige.csp&ID=1021430 (Zugriff: 22.08.2009)

21 Vgl.: Opaschowski, Horst W. (2005): Besser leben, schöner wohnen? Leben in der Stadt der Zukunft. Dar-mstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 11 ff.

22 Vgl. ebd. S. 1 ff.

18 MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE

Auch GÖSCHEL kommt zu ähnlichen Schlussfolgerungen bezüglich der Wandlungsvorgänge und Überlagerungen.23 Neben den Megatrends in deutschen Städten, ausgelöst durch den demographischen Wandel, sieht er zusätzlich den ökonomischen Wandel hin zur Dienstleis-tungsökonomie. Damit einher gehen der Trend zur Globalisierung sowie die rasanten Ent-wicklungen auf dem Gebiet der neuen Medien. Diese Unterschiede und die sozialen Zu-stände als Folge von individuellen Lebensweisen, Kulturhintergründen und finanziellen Rahmenbedingungen werden das neue Stadtbild prägen. Anders als OPASCHOWSKI geht er jedoch von einem gestärkten Zusammengehörigkeitsgefühl der Individuen innerhalb der städtischen Verbünde aus, das durch die engen Sozialbeziehungen gestärkt wird. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Vermischung verschiedener Kulturkreise durch Migration macht GÖSCHEL einen Wertewandel aus, der durch ein gemeinschaftliches Pflichtgefühl ei-ne Nachbarschaftsbindung durch Nähe, Verlässlichkeit und soziale Beziehungen entstehen lässt.

Die oben aufgeführten Ansichten von OPASCHOWSKI und GÖSCHEL zeigen, dass höchst un-terschiedliche Faktoren die gesellschaftliche Entwicklung beeinflussen können. Anhand der Auswertung durch statistische Daten ist offensichtlich, dass vor allem die ökonomischen und kulturellen Aspekte hierauf einwirken. Aus diesem Grund ist der soziologische Ansatz der Lebensstil-Forschung verbreitet. Der folgende Abschnitt gibt einen kurzen Überblick über die Entwicklung sowie verschiedene Ausprägungen dieser Modelle.

1.1.1.1 Soziologische Ansätze

1.1.1.1.1 Schichtenmodell

In der Literatur wurde bis in die 1960er Jahre meist von einer klassischen soziologischen Verteilung der Schichten innerhalb der Bevölkerung ausgegangen.24 Hierzu existierten meh-rere Darstellungsmöglichkeiten.25 Im Modell der „Gesellschaftszwiebel“ (siehe Abbildung 4) war es unmöglich, ein Individuum in einer einzelnen Schicht auszumachen oder sie mehre-ren Schichten zuzuordnen. Das Modell ging von der Grundannahme aus, dass sich alle An-gehörigen einer Gruppe gleich verhalten.

23 Vgl.: Göschel, Albert (2009): Bibliotheken im urbanen und sozialen Wandel. Megatrends, Zukunftsunsi-

cherheit, Nachhaltigkeit: Zur Zukunft der „Europäischen Stadt“. In: BuB 61, H. 6, S. 432 ff. 24 Vgl.: Klein, Armin (2001): Kulturmarketing. Das Marketingkonzept für Kulturbetriebe. München, dtv, S.

136 ff. 25 Vgl.: Geißler, Rainer (2006): Die Sozialstruktur Deutschlands. Zur gesellschaftlichen Entwicklung mit einer

Bilanz zur Vereinigung. 4. Aufl. Wiesbaden, VS Verl. für Sozialwissenschaften, S. 93 ff.

1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN 19

Abbildung 4: "Gesellschaftszwiebel" nach Klein26

Aufgestellt wurden die Schichten des Modells nach Statusgruppen und bezogen sich vor-nehmlich auf ökonomische Annahmen wie das Einkommen und den damit verbundenen Bildungsgang und Beruf, jedoch keinesfalls auf psychologische oder individuelle Ansichten des Individuums. Ausgehend von der Veränderung der Parteienlandschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde dieses Modell aufgrund der ansteigenden Zahl von Wechselwählern als überholt angesehen. Durch die Wahlforschung wurde zunehmend auch bei der Vermarktung von Gütern auf die Erforschung der individuellen Werteauffas-sungen gesetzt. So sind seit den 1980er Jahren Fragen nach dem Verhältnis des Einzelnen zu sich und seinen Mitmenschen, zur Gesellschaft oder zu Natur und Universum sowie der Erforschung von Grundhaltungen oder Subkulturen durchaus üblich. Entgegen dem star-ren Begriff der Schichten wurde nun der Begriff der „Sozio-Kultur“ geprägt, der neben so-zialen und kulturellen auch politische Interessen der einzelnen Personen mit einschließt.27

1.1.1.1.2 Lebensstil-Modell

Aus dieser Strömung entwickelten sich die bis heute praktizierten Einordnungen von Indi-viduen in Lebensstile oder Milieus. In der Forschungsliteratur existieren dazu zahlreiche An-sätze.28

Das Marktforschungsunternehmen TNS-INFRATEST29 setzt im Zusammenhang mit der Erfor-

schung von den Bedürfnissen einzelner Personen auf das Modell der „Semiometrie“.30 Hier wird eine Person anhand der Zuordnung zu einzelnen Eigenschaften oder Assoziationen in

26 Klein, A. (2001): Kulturmarketing, S. 137 27 Vgl.: Kotler, Philip/Keller, Kevin Lane/Bliemel, Friedhelm (2007): Marketing-Maßnahmen. München, Pear-

son, S. 237 ff. 28 Vgl.: Geißler, R. (2006): Die Sozialstruktur Deutschlands, S. 106 ff. 29 TNS = Taylor Nelson Sofres 30 Vgl.: TNS-Infratest (o.J.): FutureView + Semiometrie. URL: http://www.tns-

infratest.com/marketing_tools/Semiometrie_FutureView.asp (Zugriff: 22.08.2008)

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einen Wertesteckbrief eingeordnet. Dieser ist in verschiedene Lebensstile untergliedert (u.a. familiär, sozial, dominant, verträumt). Aus den Lebensstilen können entsprechende Markt-bedürfnisse für die individuellen Kunden abgeleitet werden.

Den Begriff des „Lebensstils“ hat der Wahlforscher GLUCHOWSKI im Vorfeld der Bundes-tagswahl 1987 geprägt31, indem er von neun verschiedenen Gruppeneinstellungen beim Wählerverhalten ausging (siehe Abbildung 5).

Abbildung 5: Lebensstile nach Gluchowski32

Alle neun dargestellten Gruppen wurden unabhängig von ihrer politischen Gesinnung aufgestellt und beziehen sich prozentual auf die Gesamtheit der deutschen Wahlberechtig-ten. Es drehte sich bei diesem Modell nicht in erster Linie um die Politikauffassungen, son-dern um die Grundeinstellung zu gesellschaftlichen Trends und die Verankerung des ein-zelnen Mitbürgers im sozialen Netz. GLUCHOWSKI schlug hier erstmals vor, neben den mate-riellen Werten auch psychologische Einstellungen in die Unterscheidung der Gesellschafts-schichten mit einzubeziehen.

31 Vgl.: Gluchowski, Peter (1987): Lebensstile und Wandel der Wählerschaft in der Bundesrepublik Deutsch-

land. In: Aus Politik und Zeitgeschichte H. 37, S. 18 ff. 32 Klein, A. (2001): Kulturmarketing, S. 143

1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN 21

1.1.1.1.3 Sinus-Milieus

Das bekannteste Beispiel für Lebensstil-Modelle ist das Modell der Sinus-Milieus, das vor al-lem im Marketing-Bereich für die Segmentanalyse eingesetzt wird.33 Es wurde vom SINUS-INSTITUT in Heidelberg entwickelt, um die Ziel- und Kundengruppen eines Unternehmens konkret definieren zu können. Hierbei werden Personen bestimmten Gruppen zugeordnet, deren Größe und Lage sich jährlich im sozialen Gefüge verschiebt.

Abbildung 6: Sinus-Milieus in Deutschland34

Die auch als „Kartoffelgrafiken“ (siehe Abbildung 6) bezeichneten Verteilungen der einzel-nen Bevölkerungsgruppen werden auf den Achsen der sozialen Lage und der psychologi-schen Grundeinstellung dargestellt. Bei diesem Modell stehen laut SINUS SOCIOVISION die Grundorientierungen der einzelnen Personen im Vordergrund.35 So werden Einstellungen zu Lebenszielen, Arbeits- und Leistungseinstellungen, Gesellschaftsbild, Familie und Part-nerschaft, Freizeitverhalten sowie Vorstellungen von Wünschen und Leitbildern untersucht.

33 Vgl.: Sinus Sociovision (o.J.): Sinus-Milieus. URL: http://www.sociovision.de/loesungen/sinus-milieus.html

(Zugriff: 22.08.2009) 34 Sinus Sociovision (o.J.): Sinus-Milieus 35 Vgl. ebd.

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Erhebungen zur sozialen Lage werden eher zweitrangig behandelt, da eine zusätzliche Schichten-Einteilung den Stilbildungen untergeordnet ist.

Entscheidend an dieser Darstellung ist, dass Personen nicht durch die Zuordnung zu ein-zelnen Gruppen von anderen Milieus ausgeschlossen sind, wie es bei dem Schichtenmodell der Fall ist. Vielmehr finden sich diese Personen in den Schnittmengen der einzelnen Milieus wieder. Die Bezeichnungen der einzelnen Gruppen ergeben sich aus ihrem vornehmlichen Alltagsverhalten. Als traditionelle Milieus gelten die „Konservativen“ sowie die „Traditions-verwurzelten“. Teilweise finden sich hier auch die „DDR-Nostalgischen“ wieder, die jedoch auch dem modern eingestellten Milieu zuzuordnen sind. Hierzu zählen ebenfalls die „Etab-lierten“, die „Postmateriellen“, die „Bürgerliche Mitte“ und die „Konsum-Materialisten“. Überschneidungen mit dem Milieu der „Neuorientierten“ finden sich bei den „Hedonisten“ und den „Modernen Performern“. Als besonders aufgeschlossen gegenüber neuen Trends gelten die „Experimentalisten“.

Das Institut entwirft mit Hilfe der gleichen Typologie ein Szenario für die Milieu-Landschaft Deutschlands im Jahr 2020.36 Hier werden die zukünftigen Milieus entsprechend des de-mographischen Wandels errechnet und den gegenwärtigen Anteilen in einem Vergleich gegenüber gestellt (siehe Abbildung 7).

Abbildung 7: Prognosen von Sinus Sociovision für das Jahr 202037

Der Gruppe der „Traditionsverwurzelten“ wird ein leichter Rückgang prognostiziert.38 Füh-len diese sich schon heute teilweise von der neuen Welt überfordert, so ist dies 2020 noch stärker der Fall. Als Konsequenz zieht sich diese Gruppe zunehmend aus dem gesellschaftli-chen Leben zurück. Auch die Anzahl der „Konservativen“ wird kleiner.39 Obwohl sie sich heute wie in der Zukunft selbst als unzeitgemäß fühlen, versuchen sie doch, sich zuneh-mend mit den veränderten Strukturen zu arrangieren und gleichzeitig ihre ursprünglichen 36 Vgl.: Spiegel Online (2006): Zeitsprung. Wir werden Deutschland. Beitrag in Spiegel Online vom

26.06.2006. URL: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423043,00.html (Zugriff: 22.08.2009) 37 Ebd. 38 Vgl.: Spiegel Online (2006): Traditionsverwurzelte. URL:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423261,00.html (Zugriff: 22.08.2009) 39 Vgl.: Spiegel Online (2006): Konservative. URL:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423264,00.html (Zugriff: 22.08.2009)

1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN 23

Werte zu bewahren. Die Gruppe der „DDR-Nostalgischen“ wird sich im Jahr 2020 vollstän-dig aufgelöst haben.40

Relativ stabil wird sich die Gruppe der „Etablierten“ halten, die sich selbst in der heutigen Zeit als die geistige Elite betrachten.41 Diese Einstellung wird in der Zukunft nach wie vor gelten, jedoch werden sie es als notwendig ansehen, sich mit entsprechenden Statussymbo-len von „Aufsteigern“ abzugrenzen. Ähnlich steht es mit der „Bürgerlichen Mitte“.42 Diese verstehen sich als zentrale Stütze der Gesellschaft, die auch in der Zukunft bereit ist, soziale Veränderungen mitzutragen. Die Zahl der „Konsum-Materialisten“ verändert sich ebenfalls kaum, jedoch wird diese Gruppe mit fortschreitender Zeit unzufriedener werden.43 In der heutigen Zeit hält sich ihr Ärger über die ungleiche Verteilung von Gütern oder die man-gelnde Aufmerksamkeit der Politik noch in Grenzen. Ab 2020 werden die „Konsum-Materialisten“ sich jedoch zunehmend ausgeschlossen fühlen, da sie aufgrund persönlich einsetzender Gleichgültigkeit nicht über die Bildung und Mittel verfügen werden, sich an den neuen Trends der Gesellschaft zu beteiligen.

Zuwachs erfahren hingegen die „Postmateriellen“.44 Fühlen sie sich heute als die von allen Seiten belächelten „Gutmenschen mit Umweltbewusstsein“, so werden sie im Jahr 2020 als fest anerkannte und respektierte Gesellschaftsgruppe ein Vorbild für andere darstellen und entsprechend handeln. Die ebenfalls wachsende Gruppe der „Modernen Performer“ wird versuchen, obwohl aus der gleichen materiellen Schicht, sich aufgrund des demonstrativen Positivismus von den „Postmateriellen“ abzugrenzen.45 Zusätzlich werden sie auf Individuali-tät sowie gezielte öffentliche Selbstdarstellung achten. Jedoch wird ihnen die erwartete ge-sellschaftliche Anerkennung fehlen. Ebenso nimmt die Anzahl der „Hedonisten“ zu.46 Ist ih-nen heute noch ihre grundsätzliche Opposition gegen Spießertum eigen, so werden sie im Jahr 2020 jedem ihr Bild vom alternativen Lebensstil als glückbringende Weisheit mit auf den Weg geben wollen und sich weniger um die Meinung anderer kümmern. Den größten Zulauf verzeichnet die Gruppe der „Experimentalisten“.47 Es werden sich in der Zukunft vie-le diesem Lebensstil anschließen, da die „Experimentalisten“ als Trendsetter gelten und dies als erstrebenswert betrachtet wird. Doch sobald dies geschieht, werden sie erkennen müs-sen, dass ihre Gruppe in die Mitte der Gesellschaft abdriftet und keine innovativen Hand-lungen mehr vornehmen kann. Als neues Milieu wird im Jahr 2020 die Gruppe der „Hyper- 40 Vgl.: Spiegel Online (2006): DDR-Nostalgische. URL:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423730,00.html (Zugriff: 22.08.2009) 41 Vgl.: Spiegel Online (2006): Etablierte. URL:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423250,00.html (Zugriff: 22.08.2009) 42 Vgl.: Spiegel Online (2006): Bürgerliche Mitte. URL:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423260,00.html (Zugriff: 22.08.2009) 43 Vgl.: Spiegel Online (2006): Konsum-Materialisten. URL:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423263,00.html (Zugriff: 22.08.2009) 44 Vgl.: Spiegel Online (2006): Post-Materielle. URL:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423252,00.html (Zugriff: 22.08.2009) 45 Vgl.: Spiegel Online (2006): Moderne Performer. URL:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423255,00.html (Zugriff: 22.08.2009) 46 Vgl.: Spiegel Online (2006): Hedonisten. URL:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423262,00.html (Zugriff: 22.08.2009) 47 Vgl.: Spiegel Online (2006): Experimentalisten. URL:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423256,00.html (Zugriff: 22.08.2009)

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Experimentalisten“ entstehen.48 Sie werden die Nachfolger der heutigen „Experimentalis-ten“ sein und die Tradition der dynamischen, modernen Entwickler fortführen, die sich viel-fältig engagieren und bestehenden Werten nicht viel Beachtung schenken.

1.1.1.1.4 Ansätze der Lebensstilforschung in Bibliotheken

Die Methoden der Lebensstilforschung finden teilweise bereits Eingang in die Arbeit von Bibliotheken. Vor allem im Rahmen der Zielgruppenanalyse wird beispielsweise auf die Si-nus-Milieus zurückgegriffen, um die Hintergründe von Kunden in die Bibliotheksarbeit mit einzubeziehen.49 Da es sich bei diesem Modell jedoch um einen von einem Wirtschaftsun-ternehmen bereitgestellten und vermarkteten Ansatz handelt, sind Bibliotheken oftmals nicht in der Lage, zusätzlichen Etat für eine Lebensstil-Analyse aufzubringen.

In der Stadtbücherei Stuttgart wurden deshalb die Nutzer mit Hilfe des Modells des Lebens-stilforschers OTTE

50 untersucht. Die Basis seines Modells bilden über 30 empirisch erforschte

Lebensstil-Ansätze. Aus diesen können die in Abbildung 8 dargestellten Typologisierungen der Gesellschaft abgeleitet werden.

Abbildung 8: Lebensstile nach Otte51

Ähnlich den Sinus-Milieus werden in OTTES Modell verschiedene Gruppen identifiziert, de-ren Lebensstile auf zwei Achsen abgebildet werden. Die eine stellt das materielle Einkom-men dar, die andere die psychologische Grundeinstellung. Begründet werden die Typologisierungen durch zehn Lebensstilindikatoren, die mit Hilfe eines Fragebogens erho-ben werden.52 SZLATKI stellt für die Nutzer der Stadtbücherei Stuttgart die These auf, dass

48 Vgl.: Spiegel Online (2006): Hyper-Experimentalisten. URL:

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,423247,00.html (Zugriff: 22.08.2009) 49 Vgl.: Motzko, Meinhard (2009): Experteninterview, Erfurt, am 02.06.2009 50 Vgl.: Szlatki, Martin (2008): Lebensstil und Bibliotheksnutzung. Präsentation auf der BIB-Fortbildung „Ab-

schied von der Bibliothek für alle?“ am 25.11.2008. URL: http://www.bib-info.de/fileadmin/media/ Dokumente/Landesgruppen/Baden-Wuerttemberg/bawue/Lebensstil_Bibliotheksnutzung_Szlatki.pdf (Zugriff: 22.08.2009), Folie 16 ff; sowie: Otte, Gunnar (2004): Sozialstrukturanalysen mit Lebensstilen. Eine Studie zur theoretischen und methodischen Neuorientierung der Lebensstilforschung. Wiesbaden, VS Verl. für Sozialwissenschaften, S. 57 ff.

51 Szlatki, M. (2008): Lebensstil und Bibliotheksnutzung, Folie 13 52 Vgl. ebd. Folie 11 ff.; sowie: Otte, G. (2004): Sozialstrukturanalysen mit Lebensstilen, S. 131 ff.

1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN 25

die von OTTE formulierten Lebensstile das Verhalten der Nutzer in der Bibliothek beeinflus-sen.53 Anhand einer Befragung zeigt SZLATKI, dass die Lebensstile unterschiedlich stark in der Bibliothek vertreten sind. Daraus zieht er die Schlussfolgerung, dass Bibliotheken sich nicht auf ein mögliches Nutzerverhalten beschränken dürfen, sondern auf mehrere Lebens-stile eingehen müssen, auch wenn sich diese ähneln.

Lebensstil-Modelle bilden demnach eine Grundlage, die Bibliotheken bei der Zielgruppen-orientierung berücksichtigen können. Jedoch merkt SzLATKI an, dürfen sie sich bei der kun-denorientierten Ausrichtung nicht nur auf die personen- und einstellungsbezogenen As-pekte konzentrieren, die die Lebensstile in erster Linie darstellen.54 Vielmehr müssen auch die Verhaltensweisen von Personen berücksichtigt werden, die durch den jeweiligen Le-bensstil nur ansatzweise erklärt werden. Die mit Verhaltensweisen verbundenen Handlun-gen werden im folgenden Teil durch eine andere Erklärungsmethode nochmals in den Blick genommen.

1.1.1.2 Verhaltensbezogene Ansätze

Der Zukunftsforscher OPASCHOWSKI sieht für das Deutschland der Zukunft ähnliche gesell-schaftliche Entwicklungen, wie sie von SOCIOVISION mit Hilfe der Lebensstile formuliert wer-den. Anders als die Sinus-Milieus gliedert er den Wandel jedoch nach den Handlungen der Gesellschaft auf und zeichnet Bilder der zukünftigen Lebensinhalte.

So ist beim Konsumverhalten gerade bei den kommenden Generationen zu beobachten, dass diese gewisse Handlungen schneller („Instant-Konsum“), öfter („Erdnuss-Effekt“) und wechselnd („Hopping-Manie“) vornehmen.55 Durch die Angst, zu kurz zu kommen, kann sich jedoch auch nach einiger Zeit das Gegenteil einstellen – die Inhalte sind austauschbar („Zapping-Phänomen“). Zusätzlich wird seiner Ansicht nach das Konsumverhalten polarisie-ren. Während die eine Hälfte der Gesellschaft aufgrund weniger finanzieller Mittel stärker sparen muss, braucht sich der andere, wohlhabende Gesellschaftsteil mit diesem Problem nicht zu befassen.56

In Bezug auf die Medienwelt wird deutlich sichtbar, dass hier nicht nur die junge Generati-on von den Veränderungen des Konsumverhaltens betroffen sein wird.57 Besonders beim Lesen von Büchern werden Verhaltensweisen beobachtet, die als das schnelle Überfliegen („Fast-Food-Lesen“), das Lesen einzelner Absätze („Häppchen“) und selektives, oberflächli-ches Lesen oder gleichzeitiges Rezipieren von mehreren Inhalten („Parallel-Lesen“) bezeich-net werden.58

53 Vgl.: Szlatki, M. (2008): Lebensstil und Bibliotheksnutzung, Folie 4 54 Vgl. Szlatki, M. (2008): Lebensstil und Bibliotheksnutzung, Folie 27 55 Vgl. Opaschowski, Horst W. (2004): Deutschland 2020. Wie wir morgen leben – Prognosen der Wissen-

schaft. Wiesbaden, VS Verl. für Sozialwissenschaften, S.148 ff. 56 Vgl.: Opaschowski, Horst W. (2008a): Deutschland 2030. Wie wir in Zukunft leben. Wiesbaden, VS Verl. für

Sozialwissenschaften, S.157 57 Vgl.: Opaschowski, H.W. (2004): Deutschland 2020, S.175 ff. 58 Vgl.: Opaschowski, Horst W. (2008b): Einführung in die Freizeitwissenschaft. 5. Aufl. Wiesbaden, VS Verl.

für Sozialwissenschaften, S. 44

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Gemessen am gesamten Mediennutzungsverhalten wird der generelle Anteil des Lesens von Büchern konstant bleiben.59 Dagegen steigt die Zahl der Internetnutzer nach der ARD-ZDF ONLINE STUDIE rasant an, weil dies den bereits beschriebenen Ansprüchen nach Schnel-ligkeit und Austauschbarkeit gerecht wird.60

Kulturelle Veranstaltungen und Aktivitäten sind heute öffentlich zugänglich.61 Hierzu tragen auch Bibliotheken einen wichtigen Teil bei. War die Rezeption von kulturellen Inhalten frü-her noch wenigen Personen vorbehalten, so können heute fast alle daran teilnehmen. Auch von Unternehmen wird das Vorhandensein von Kultureinrichtungen, wie beispielsweise Bibliotheken, als weicher Standortfaktor angesehen. Mit zunehmender Mobilität und ho-hem persönlichem Interesse werden weitere Wege, etwa zu Ausstellungen und Lesungen, in Kauf genommen.62 Durch die Tatsache, dass jeder mit Hilfe moderner Medien Kultur produzieren kann, bekommt das Schlagwort „Kultur für alle“ aus den 1980er Jahren eine völlig neue Dimension, da es sich von der Rezeption auf die Produktion erweitert.

Nach einer Studie von OPASCHOWSKI fallen diese Kulturaktivitäten zusammen mit der Medi-ennutzung, Gesprächen und Geselligkeit sowie Spiel, Sport und Musik unter den Begriff der Freizeitgestaltung.63 Dabei dient „Freizeit“ entgegen dem früheren Begriff weniger der ar-beitsfreien Erholung, sondern der tatsächlich freien Zeit, in der etwas unternommen wer-den kann.

Ebenso wie die genannten Aktivitäten wandelt sich auch das Freizeitverhalten. Familien mit geringem Einkommen stehen vor der Entscheidung, ob der Freizeitkonsum oder das Kind den Vorrang haben soll.64 Senioren können ihre Freizeit hingegen auf unterschiedliche Wei-se gestalten. Durch den verlängerten dritten Lebensabschnitt stellen die „jüngeren Alten“, die nicht mehr im Arbeitsleben stehen, aber dennoch geistig und gesundheitlich fit sind, andere Ansprüche als die ältere Seniorengeneration.65

Singles und Alleinlebende haben dagegen einen anderen Schwerpunkt: Bei ihnen stellt sich die Frage, ob der Alltag berufs- oder freizeitorientiert gesteuert wird. Als Alleinstehende, die alles selbst erledigen (müssen), geraten sie manchmal in den Konsumstress und mangels Ansprechpartner im Haus unter Kontaktzwang.66 Dieses Bild, das von Vereinsamung und Stress geprägt ist, stellen STEINMÜLLER und STEINMÜLLER in einem Dialog dar:

„Stein: Ja, das ist schon ein merkwürdiges Selbstbild, das die Lebensstilforscher da zeichnen: genusssüchtige Egoisten der Fun-Gesellschaft […] Und wenig plausibel,

59 Vgl.: Börsenverein des Deutschen Buchhandels (2009): Das Buch im Medienportfolio. Mediennutzungsty-

pen unter Berücksichtigung des Buches in Deutschland, Österreich und der Schweiz. URL: http://www.boersenverein.de/sixcms/media.php/976/Das_Buch_im_Medienportfolio_Zusammenfassung_ Presse.pdf (Zugriff: 22.08.2009), S. 2

60 Vgl.: Projektgruppe ARD/ZDF-Multimedia (2007): Internet zwischen Hype, Ernüchterung und Aufbruch. 10 Jahre ARD-ZDF-Onlinestudie. URL: http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/fileadmin/Fachtagung/ ARD_ZDF_Onlinebrosch_re_040507.pdf (Zugriff: 22.08.2009), S. 2 ff

61 Vgl.: Opaschowski, H.W. (2004): Deutschland 2020, S. 263 ff. 62 Vgl.: Klein, A. (2001): Kulturmarketing, S.123; sowie S. 149 63 Vgl.: Opaschowski, H.W. (2008b): Einführung in die Freizeitwissenschaft, S. 36 64 Vgl. ebd. S. 61 ff. 65 Vgl. ebd. S. 164 ff. 66 Vgl. ebd. S. 130 ff.

1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN 27

dass die Gesellschaft in lauter Nomadenwesen zerfällt. Der Mensch ist und bleibt nämlich ein Herdentier. Oder genauer: ein notorischer Stammesangehöriger, selbst noch als High-Tech-Nomade. Siehe Fußball, Love Parade, Hacker-Treffen, Corporate Identity und gemeinsames Rafting für Unternehmensangehörige – und selbst die Mini-Herde‚ ‘Familie‘ ist als Leitvorstellung nicht außer Mode gekommen.

Müller: Du widersprichst dir ja selbst: Die Kultur, wie du sie schilderst, ist das eigent-lich konservative Element. Alles schon da gewesen: Machtkämpfe und Herrschafts-gehabe, ob nun unterm Kaiser oder unterm Kanzler, Ausgrenzung des Fremden, Old-Boys und neuerdings auch Old-Girls-Netzwerke, die Milieus in Vorstädten, die Cliquen in den Vorstandsetagen – extrem konservative Elemente, wohin man schaut.

Stein: Und dennoch ist etwas ins Rutschen gekommen, auch bei deinen extrem konservativen Elementen. Die Anzahl der Sozialkontakte nimmt zu – wie ja an der überbordenden Kommunikation abzulesen. Jenseits allen Individualismus wird Iden-tität wichtig, eben wegen der häufigen Kontakte. Die Gesellschaft der Handy-Träger ist auch eine der Visitenkarten-Austeiler […].“67

Wie aufgezeigt wurde, existiert eine Vielzahl an Lebensstilen, die das Verhalten der Gesell-schaft prägen und somit eine nicht zu unterschätzende Auswirkung auf Bibliotheken ha-ben. Besonders das Verhalten in Bezug auf die Freizeitgestaltung sowie die zunehmende Verknüpfung von Arbeits- und Privatleben müssen von Bibliotheken bei der Wahl der Ziel-gruppenansprache und beim Bestandsaufbau berücksichtigt werden. Eben hier kann die Bibliothek als Ort ansetzen.68 Sie gibt diesen verschiedenen Gruppen einen Raum und Treffpunkt und reagiert so auf den verhaltensbezogenen Wandel. Dem Druck der Leis-tungsgesellschaft, der im folgenden Kapitel näher beleuchtet wird, kann die Bibliothek ent-gegenkommen, indem sie ihren Zielgruppen Zeit und Wege erspart.69

1.1.2 Aufgabenbezogener Wandel

Der demographische Wandel sowie der verhaltensbezogene Wandel wirken sich auf die bestehenden Arbeitsstrukturen aus. Die veränderten Arbeitsverhältnisse bringen eine zu-nehmende Aufweichung starrer, hierarchischer Arbeitsstrukturen mit sich. Zwei Richtungen sind bei der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zu beobachten. Zum einen bedeutet es für die Beschäftigten, sich gegenüber etwaigen Konkurrenten zu spezialisieren und zu profilie-ren.70 Andererseits muss dem Fachkräftemangel durch hohe Flexibilität begegnet werden. Um diesen verschiedenen unterschiedlichen Arbeitsanforderungen gerecht zu werden, be-darf es detaillierten Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen. Hierbei werden unterschiedliche

67 Steinmüller, Angela/Steinmüller, Karlheinz (2002): Auf dem Weg in die Traumzeit. In: Bertelsmann-

Stiftung [Hrsg.]: Was kommt nach der Informationsgesellschaft? Gütersloh, Verl. Bertelsmann-Stiftung, S 261 f.

68 Siehe Kapitel 4.1.3 69 Siehe Kapitel 3.2.2.2 sowie 4.1.1 70 Vgl.: Seidel, Gerhard (2000): Weiterbildung als Wegbereiter von Innovationen. In: Haarbeck, Siegfried

[Hrsg.]: Deutschland 2010 – Szenarien der Arbeitswelt von morgen. Köln, Fachverl. Dt. Wirtschaftsdienst, S. 128 ff.

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Kompetenzen erworben, die die Beschäftigten aufgrund neuer Arbeitsanforderungen auf-weisen müssen.

1.1.2.1 Arbeitsleben

Im Bericht der ENQUETE-KOMMISSION wurde bereits 1996 beschrieben, dass Arbeitsverhält-nisse grundlegend neu gestalten werden.71 So sehen die Mitglieder der Kommission eine Veränderung des Zugehörigkeitsstatus zum Betrieb durch Teilzeit, Telearbeit, Leiharbeit sowie durch projektgebundene Arbeit.72

HAARBECK befragt in Kurzinterviews Arbeitnehmer zur zukünftigen Arbeitsstruktur.73 Frank, 40 Jahre aus Hamburg, antwortet:

„Die Betriebszugehörigkeit wird kürzer … Ich schätze, dass der Trend sich fortsetzt, dass man in seinem Berufsleben öfter mal den Job wechselt.“ Können Sie sich vor-stellen, mit Ihren Kollegen nur noch per Internet zu kommunizieren? „Das geht, aber für eine intensive Zusammenarbeit braucht es einfach mehr, braucht es auch einen persönlichen Kontakt. … Insofern würde ich sagen, beides ist spannend, da ist nicht eins höherwertig oder das andere minderwertig.“74

Ähnlich formuliert SOMMERMEYER das Bild der Arbeitskarrieren im 21. Jahrhundert. Diese werden „kaum mehr linear und nur nach oben verlaufen, sondern patchworkartig.“75

Auch er macht eine zunehmende Auflösung von standardisierten Abläufen und Flexibilisie-rungen aus, die sich vor allem in den Bereichen der Arbeitszeit und des Arbeitsortes auswir-ken. Bibliotheken können auf diesen Trend reagieren, in dem sie entsprechende Bestands-schwerpunkte wie Wirtschaftsliteratur oder Bewerbungsratgeber bereitstellen.

Im Zusammenhang mit der Flexibilisierung von Arbeitszeit und –ort kommt vermehrt Tele-arbeit zum Einsatz. BÖRNECKE sieht diese vor allem als eine mögliche Arbeitsform, die es Frauen und Müttern ermöglicht, Familie und Karriere zu vereinbaren.76

Wie GÖSCHEL ausführt, liegt ein Teil der veränderten Arbeitsmarktentwicklungen im zu-nehmenden ökonomischen Wandel begründet, der eine Internationalisierung der Waren-märkte mit sich bringt.77 Im Zuge dieser Globalisierung wird ein stärkeres Konkurrenzden-ken auftreten, dass die nationalen Grenzen verschwimmen lässt. Dies stärkt die Kommunen, die gegenüber einem schwächeren Staat mehr Aufgaben profilierter wahrnehmen müssen als bisher. Teilweise werden im aktuellen Tagesgeschehen diese Aufgaben hinfällig, da in

71 Vgl.: Enquête-Kommission [Hrsg.] (1998): Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft. S. 111 ff. 72 Vgl. ebd. S. 129 73 Vgl.: Haarbeck, Siegfried [Hrsg.] (2000): Deutschland 2010 – Szenarien der Arbeitswelt von morgen. Köln,

Fachverl. Dt. Wirtschaftsdienst, S. 13 ff. 74 Frank (2000): Die Betriebszugehörigkeitsdauer wird kürzer. In: Haarbeck, Siegfried [Hrsg.]: Deutschland

2010 – Szenarien der Arbeitswelt von morgen. Köln, Fachverl. Dt. Wirtschaftsdienst, S. 13 f. 75 Sommermeyer, Wolfgang (2000): Szenarien der Arbeitswelt im 21. Jahrhundert. In: Haarbeck, Siegfried

[Hrsg.]: Deutschland 2010 – Szenarien der Arbeitswelt von morgen. Köln, Fachverl. Dt. Wirtschaftsdienst, S. 18

76 Vgl.: Börnecke, Dirk (2000): Teleworking – das Arbeitsmodell der Zukunft? In: Haarbeck, Siegfried [Hrsg.]: Deutschland 2010 – Szenarien der Arbeitswelt von morgen. Köln, Fachverl. Dt. Wirtschaftsdienst, S. 62

77 Vgl.: Göschel, A. (2009): Bibliotheken im urbanen und sozialen Wandel, S. 432 ff.

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der Wirtschaftskrise der Staat durch zentral gesteuertes Durchgreifen versucht, Stabilität in das Wirtschaftsgefüge zu bringen. Dennoch werden in Zukunft die Kommunen einen grö-ßeren Aufgabenbereich wahrnehmen, der sie zwingt, sich in Konkurrenz zu anderen Städ-ten zu setzen und sich mit einer Corporate Identity zu etablieren. Bibliotheken können hie-raus Schlussfolgerungen ziehen, indem sie Angebote entwickeln, die den Bürger auf dem Lernweg zur Informationsmündigkeit unterstützen.

Auch FELDER greift diesen, bereits seit 2001 offensichtlichten Trend, auf:

„Die Informationsgesellschaft kennt keine nationalen Grenzen mehr. […] Der Ar-beitsplatz alten Zuschnittes wird zunehmend abgelöst von neuen arbeitsteiligen Organisationsformen: Mit Hilfe der Telearbeit wird der Mensch nicht mehr zu seiner Tätigkeit transportiert, sondern die Arbeit zum Menschen. Die alte Rollenverteilung zwischen Arbeitgeber und -nehmer verändert sich: Künftig wird es nicht unge-wöhnlich sein, für mehrere Arbeitgeber gleichzeitig oder kurz nacheinander tätig zu sein, oder den Arbeitsplatz zu teilen. Die informationsbezogenen betrieblichen Ar-beiten werden zunehmend dezentral in ‚virtuellen Unternehmen’ organisiert, die in elektronischen Informationsnetzwerken nicht mehr standortgebunden miteinander vernetzt sind und so kommunizieren.“78

Für den Arbeitsmarkt zieht er die Bilanz, dass sich keine exakte Trennung zwischen Produk-tion und Dienstleistung mehr ausmachen lässt. Im internationalen Vergleich sieht er zu den USA den Unterschied, dass man „in Deutschland für die Zukunft eher von einer „informatisierten Industriegesellschaft“ ausgehen [kann].“79

SEIDEL sieht die zukünftige Arbeitsstruktur vor allem in der selbstständigen Arbeit.80 Dabei ist es seiner Meinung nach nicht relevant, ob diese Arbeit an unterschiedlichen Orten, allein oder im Team erledigt wird. Ebenso unabhängig ist der Umfang oder der Inhalt der Arbeit. Aufgrund der schnellen Veränderungen durch die globale Vernetzung und umfassendere Möglichkeiten, sich Informationen zu beschaffen, werden sich auch die Arbeitsinhalte ver-ändern. Die Strukturen werden sich so verschieben, dass die kreative Denkleistung durch eine kleinere Zahl von Personen erledigt werden kann und die damit verbundenen oder da-raus entstehenden Dienstleistungen von einem anderen, größeren Teil der Gruppe der Ar-beitnehmer ausgeübt werden. Diese Arbeitsweise wird häufig aufgabenbezogen sein, um einen hohen Grad der Flexibilisierung zu gewährleisten. Die Anstellungen werden häufig nicht von Dauer sein.

Diese Aussage wird durch ein Statement der ENQUETE-KOMMISSION bestätigt, die die künfti-gen Arbeitsaufgaben vor allem im Dienstleistungssektor sieht, der durch die neuen Infor-mations- und Kommunikationsmittel unterstützt wird.81 Weiterhin definiert die Kommission neue Formen der Arbeitsorganisation. Unternehmen werden sich zunehmend auf die eige-nen Kernaufgaben konzentrieren und Aufgaben auslagern, die nicht zum Kernbereich ge-hören. Hieraus ergeben sich Netzwerke, die eine hohe Flexibilität mit flachen Hierarchien

78 Felder, Markus (2001): Der Bibliothekar als Freiberufler. In: B.I.T. online [Hrsg.]: Innovationsforum 2001.

Wiesbaden, Dinges & Frick, S. 90 f. 79 Ebd. S. 91 80 Vgl.: Seidel, Gerhard (2000): Weiterbildung als Wegbereitung von Innovationen, S.123 ff 81 Vgl.: Enquête-Kommission [Hrsg.] (1998): Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft, S. 115

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und Teamarbeit begünstigen. Auch hier wird die Telearbeit als Chance gesehen, das Privat-leben mit dem Arbeitsleben zu verknüpfen. Sie spart einerseits Kosten, da Bürounterhaltun-gen nicht bezahlt werden müssen und reduziert den Verkehr, da weniger Personen einen Arbeitsplatz aufsuchen müssen. Andererseits ist sie förderlich für die Produktivität, da die Telearbeiter eine hohe Zufriedenheit durch organisatorische und zeitliche Flexibilität auf-weisen. In den Augen der Kommission muss der wachsende Dienstleistungssektor künftig die Selbstbedienung des Kunden unterstützen.82 Damit der Kunde die Aufgaben selbst er-ledigen kann, welche vorher von Dienstleistungskräften erfüllt wurden, sind zunehmend Arbeitskräfte im Bereich der Ausbildung, Beratung und Information notwendig.

GÜNTHER weist auf die Überalterung der Gesellschaft hin und stellt die Frage, wer diesen neuen, innovativen Sektor stellen soll.83 Da die junge Generation die Aufgaben der älteren übernehmen muss, hat sie einen erhöhten Förderbedarf, um zusätzliche kreative Leistun-gen für die Herausforderungen der Zukunft zu erbringen. Auch hier wird wieder die Bereit-schaft zur Flexibilität in den Fokus genommen, die heute Anforderung für zahlreiche Berufe ist.

Doch eine solche Flexibilität setzt das vorherige Erlernen derselben voraus. SOMMERMEYER kommt hierbei zu folgendem Schluss:

„Konkret wird das bedeuten, dass eindeutige und selbstverständliche Qualifikationen, Beru-fe, Karrieren, Lebenswege, soziale Statusverhältnisse und Milieus der Vergangenheit ange-hören. […] Wenn es nicht mehr möglich ist, ‚für das Leben zu lernen’, wie es das deutsche Schulsystem vorsieht, ist ganz sicher lebenslanges Lernen angesagt. D.h. die Kultur der Er-finder, Denker und Einzelkämpfer wird verändert in eine Kultur, die geprägt ist von Partnerschaftlichkeit, Offenheit, Kommunikationsfähigkeit, Synergie und – in einem gut ver-standenen Sinn – Elite.“84

1.1.2.2 Fortbildung und Lebenslanges Lernen

Ganz im Sinne von SOMMERMEYER geht mit den veränderten Arbeitsmarktstrukturen auch ein verändertes Weiter- und Fortbildungsbedürfnis einher. So führt SEIDEL an:

„Die klassischen Kompetenzbereiche (methodische, fachliche und soziale) werden durch Medien- und Selbstlernkompetenz eine Erweiterung finden.“85

Doch um im Rahmen dieser Kompetenzen Anforderungen im beruflichen und privaten Le-ben fachlich beurteilen zu können, bedarf es der Bildung – aus diesem Grund prägen WIESNER und WOLTER den Begriff der „lernenden Gesellschaft“.86 „Lebenslanges Lernen“ heißt in diesem Zusammenhang nicht nur, sich sowohl selbstständig als auch gemeinsam weiterzubilden, sondern auch, dass diejenigen, die keinen Zugang zu Bildung haben, bei diesem Verlauf nicht benachteiligt werden. OPASCHOWSKI merkt hierzu an, dass ergriffene

82 Vgl.: Enquête-Kommission [Hrsg.] (1998): Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft, S. 113 f. 83 Vgl.: Günther, Johann (2002): Die neue Mobilität der Gesellschaft. Innsbruck, Studien-Verl. S. 127 84 Sommermeyer, W. (2000): Szenarien der Arbeitswelt im 21. Jahrhundert, S. 19 85 Seidel, G. (2000): Weiterbildung als Wegbereitung von Innovationen, S. 134 86 Vgl.: Wiesener, Gisela/Wolter, Andrä [Hrsg] (2005): Die lernende Gesellschaft. Lernkulturen und Kompe-

tenzentwicklung in der Wissensgesellschaft. Weinheim, Juventa, S. 9 ff.

1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN 31

Weiterbildungsmaßnahmen Zuwanderern und Migranten die Möglichkeiten bieten, dem sozialen Abstieg und damit der Arbeitslosigkeit entgegenzutreten.87 Bibliotheken können sich hier durch Angebote im Bildungsbereich, beispielsweise als „Teaching Library“88 profi-lieren.

Innovative Lernformen sind nach GÜNTHER bereits durch mediale neue Technologien fester Bestandteil des Lernens.

„[Sie] bringen Content zum Studierenden. Das reine „Campus-Lernen“ oder der Fa-ce-to-Face-Unterricht wird durch Online-Lehre ergänzt. Vor einigen Jahren hätte man noch gesagt ‚ersetzt’, heute weiß man, dass Fernlehre nur eine Ergänzung des Präsenzunterrichts ist. Ältere Menschen muss man animieren, weiter zu lernen.“89

Laut der ENQUETE-KOMMISSION muss sich die „Bildung 21“ an alle Wandlungen der Gesell-schaft anpassen90. Dies bedeutet die Loslösung von Zeit und Raum und eine verstärkte Mo-bilität, die auch von Bibliotheken beispielsweise mit E-Learning Konzepten berücksichtigt werden müssen. Kompetente Lehrer und Lernende, die mit multimedialen Lernformen um-zugehen wissen, sind in der Lage, auch interkulturellen Veränderungen durch Medienkom-petenz zu begegnen. Zusätzlich müssen sie Kompetenzen im Bereich Wissensmanagement und selbstständiger Entscheidungsfindung aufweisen.91 Dies muss nach Ansicht der Kom-mission bereits in der Ausbildung unter dem Stichwort „Orientierungswissen“ vermittelt werden.92

Aus diesem Grund ist die Stärkung von Schlüsselqualifikationen nötig. BURMEISTER, NEEF und SCHULZ-MONTAG zählen hierzu

„Methodenwissen zur Informationsgewinnung und -verarbeitung, Urteils- und Ent-scheidungsvermögen, Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie Kreativität.“93

Diese müssen der ENQUETE-KOMMISSION zufolge durch medienpädagogische Maßnahmen unterstützt werden.94 Das ist ein Aufgabenfeld, welches auch von Bibliotheken erfüllt wer-den kann. Die erste Aufgabe besteht darin, die Familie verstärkt bei der Medienerziehung zu unterstützen. Zusätzlich müssen Medien hinsichtlich ihrer Rezeption erforscht werden. Mit hierfür bereitgestellten Geldern können Methoden und Konzepte erprobt werden, die Kindern und Jugendlichen ihre Medienverantwortung bewusst machen. Dies muss durch Personen erfolgen, die durch den täglichen Medienumgang für verantwortungsvolles Me-dienhandeln sensibilisieren und anleiten können. Nach der Beschreibung der ENQUETE-KOMMISSION können auch Bibliotheken zu diesen Institutionen gezählt werden, die selbst solche Konzepte entwickeln und erforschen sowie die Familien dazu anleiten, einen be-

87 Vgl.: Opaschowski, H.W. (2005): Besser leben, schöner wohnen? S. 78 ff. 88 Teaching Library = Unterrichtende Bibliothek im Sinne von Schulungsangeboten zu Medien- und Informa-

tionskompetenz 89 Günther, J. (2002): Die neue Mobilität der Gesellschaft, S. 157 90 Vgl.: Enquête-Kommission [Hrsg.] (1998): Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft, S. 144 ff. 91 Vgl. ebd. S. 152 92 Vgl. ebd. S. 157 93 Burmeister, Klaus/Neef, Andreas/Schulz-Montag, Beate (2002): Crossover society. In: Bertelsmann-Stiftung

[Hrsg.]: Was kommt nach der Informationsgesellschaft? Gütersloh, Verl. Bertelsmann-Stiftung, S. 105 94 Vgl.: Enquête-Kommission [Hrsg.] (1998): Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft, S. 41 f.

32 MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE

wussten Medienumgang zu praktizieren. Dies ist eine Aufgabe, die Bibliotheken bereits zu einem großen Teil erfüllen, auch wenn SEEFELDT und SYRÉ zum Thema der Erwachsenenbil-dung in Bibliotheken feststellen:

„Die Zusammenarbeit zwischen den kommunalen Öffentlichen Bibliotheken und den Einrichtungen der Erwachsenenbildung ist vielerorts noch recht unzureichend ausgeprägt. […] Die räumliche Zusammenlegung ermöglicht die Einrichtung von ,Selbstlernzentren‘[…].“95

Somit ist es aus ihrer Sicht notwendig, die Partnerschaften von Bibliotheken mit anderen Bildungseinrichtungen auszubauen.

1.1.3 Medienbezogener Wandel

1.1.3.1 Mediennutzungsverhalten

Um das Lebenslange Lernen zu gewährleisten, muss auch der mediale Wandel berücksich-tigt werden. GÖSCHEL spricht von neuen Kompetenzen im Bereich der Medien- und Kom-munikationstechnologie, bei deren Ausbildung sich die Gegenüberstellung von „Virtuosen vs. Idioten“ abzeichnet.96

OPASCHOWSKI macht den selbstverständlichen Umgang mit den Medien vor allem als ein Phänomen der jungen Generation aus, die er als UMTS-Generation im Sinne einer „Univer-sal-Mobile-Telecommunications-Generation“ 97 bezeichnet. BURMEISTER, NEEF und SCHULZ-MONTAG bezeichnen das Medienverhalten der Zukunft folgendermaßen:

„Schneller lesen, quer lesen („browsing“), Informationen parallel aufnehmen („multitasking“), Informationen komprimieren, filtern – oder einfach länger arbei-ten, weil die Zeit nicht reicht?“98

Besonders zu beachten ist hierbei die Rolle des Internets. NAISBITT versucht, eine Erklärung zu finden, warum das Internet neben der schnellen Aktualisierung von Inhalten beliebt ist.

„Niemand besitzt das Internet. Niemand leitet es tatsächlich. Und dennoch vertraut mehr als eine halbe Milliarde Menschen darauf, dass es funktioniert – […] eben weil es niemandem gehört und es damit auch niemanden gibt, der dies zentral verhin-dern könnte.“99

Es gibt vielfach Bemühungen, das Mediennutzungsverhalten der Gesellschaft typologisch darzustellen. Eine der bekanntesten ist die ARD-MEDIENNUTZERTYPOLOGIE, die ein detailliertes Bild der Nutzergruppen verschiedener Mediengruppen erstellt. Die Studie kennt im Bereich Web 2.0 nicht weniger als zehn unterschiedliche Nutzergruppen wie etwa „junge Wilde“,

95 Seefeldt J./Syré, L. (2007): Portale zu Vergangenheit und Zukunft, S. 29 96 Vgl.: Göschel, A. (2009): Bibliotheken im urbanen und sozialen Wandel, S. 435 97 Opaschowski, H.W. (2008b): Einführung in die Freizeitwissenschaft, S. 53 98 Burmeister, K./Neef, A./Schulz-Montag, B. (2002): Crossover society, S. 104 99 Naisbitt, John (2002): Das Gesetz der Gesellschaft. In: Bertelsmann-Stiftung [Hrsg.]: Was kommt nach der

Informationsgesellschaft? Gütersloh, Verl. Bertelsmann-Stiftung, S. 243 f.

1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN 33

„Unauffällige“ oder „Vielseitig Interessierte“. 100 Solche Darstellungen machen es umso schwieriger, die Gruppe der Nutzer elektronischer Medien einzugrenzen und diese auf Bi-bliotheksnutzer anzupassen. Einen Ansatz bietet die OCLC Studie zur Nutzung und Akzep-tanz von Bibliotheken, die in diesem Zusammenhang vom „Information Consumer“ spricht und das Verhalten in Bezug auf elektronische Bibliotheksmedien beleuchtet.101

Die Zeitschrift Media-Perspektiven führt im Auftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunk-sender regelmäßig Untersuchungen zum Mediennutzungsverhalten durch. So sehen VAN EIMEREN und FREES in ihrem Beitrag vom Juli 2008 einen deutlichen Trend hin zum Internet als Unterhaltungsmedium, auch wenn Fernsehen und Radio die am stärksten genutzten All-tagsmedien bleiben.102 Laut der aktuellen Studie103 hat das Internet weiter an Bedeutung gewonnen und nimmt durch eine die Gewohnheit der „Alles zu jeder Zeit“-Mentalität zu-nehmend Einfluss auf das Angebot der Fernseh- und Radiosender.104

Geht es um rezipierte Inhalte des Internets, so werden vor allem Suchmaschinen, E-Mail-Programme und freies Surfen genannt, weitere Punkte sind Homebanking, Online-Communities, Spiele oder Musikangebote. Entsprechend wird in der Festschrift zur Online-studie angemerkt, dass das Internet sich im Medienalltag etabliert hat:

„Es dient mittlerweile als Kommunikations- und Informationsmedium, als Unterhal-tungsplattform ebenso wie als Shopping-Center.“105

Die auch von EIMEREN und FREES aufgestellte These106, dass sich Online-Medien verstärkt im Alltag der von OPASCHOWSKI als „UMTS-Generation“ bezeichneten Zielgruppe wieder fin-den, wird untermauert von der JIM-STUDIE des Jahres 2008. In dieser wurde durch Inter-views mit Jugendlichen ermittelt, dass erstmals mehr Jugendliche einen eigenen Computer mit Internetzugang besitzen als einen Fernseher.107 Auch besteht in dieser Zielgruppe die höchste Bereitschaft, sich über soziale Netzwerke und Online-Plattformen auszutauschen.

1.1.3.2 Netzwerke und mobile Endgeräte

Um die Innovationspotentiale, die diese engagierte Kundengruppe mitbringt, aufzufangen, ziehen Unternehmen zunehmend die Möglichkeit in Betracht, Kunden an der Entwicklung von Dienstleistungen zu beteiligen. Auch Bibliotheken können dieses Wissen nutzen. BOLZ beschreibt dieses Potential:

100 Vgl.: Oehmichen, Ekkehardt/Schröter, Christian (2008): Medienübergreifende Nutzungsmuster: Struktur-

und Funktionsverschiebungen. In: Media Perspektiven 39, H. 7, S. 394 ff. 101 Vgl.: OCLC (2005): Perceptions of Libraries and Information Resources. A Report to the OCLC Member-

ship. Dublin, OH, OCLC, VIII ff. 102 Vgl.: Eimeren, Birgit van/Frees, Beate (2008): Internetverbreitung: Größter Zuwachs bei Silver-Surfern. Er-

gebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2008. In: Media Perspektiven 39, H 7, S. 330 ff. 103 Stand August 2009 104 Vgl.: Eimeren, Birgit van/Frees, Beate (2009): Der Internetnutzer 2009 – multimedial und total vernetzt?

Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2009. In: Media Perspektiven 40, H 7, S. 347 105 Projektgruppe ARD/ZDF-Multimedia (2007): Internet zwischen Hype, Ernüchterung und Aufbruch, S. 12 106 Vgl.: Eimeren, B.v./Frees, B. (2009): Der Internetnutzer 2009 – multimedial und total vernetzt? S. 347 107 Vgl.: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest [Hrsg.] (2008): JIM-Studie 2008. Jugend, Infor-

mation, (Multi-) Media. Stuttgart, Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest, S. 9 ff.

34 MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE

„Nicht umsonst ist von ‚Prosumern’ die Rede, also Konsumenten, die Innovationsan-stöße für die Produktion geben. Sie sehen, was technisch läuft und was nicht – und haben dann Ideen, wie man es anders machen könnte.“108

Doch nicht nur Bibliotheken haben den Wert gemeinschaftlicher Arbeit erkannt. Unter dem Stichwort „Web 2.0“ wird das Medium Internet zum sozialen Raum erweitert, der den Aus-tausch über soziale Netzwerke wie Facebook oder das gemeinsame Arbeiten an Online-Lexika wie der Wikipedia ermöglicht. MUTIUS definiert Web 2.0 als „Internet zum Mitma-chen“:

„Jeder kann daran mitwirken. Die Akteure sind zugleich Konsumenten und Produ-zenten, Empfänger und Mitgestalter von Informationsangeboten, Teilnehmer an und Teilhaber von ökonomischen und gesellschaftlichen Prozessen. Sie nutzen in den virtuellen Communit[ie]s ein neues partizipatives Modell, das mehr und mehr auch in die realen Gemeinschaften Einzug hält und das – die Grenzen werden flie-ßend – gleichzeitig ein Kommunikationsmodell, ein Geschäftsmodell und ein gesell-schaftliches Modell ist: Sie arbeiten daran, ihr materielles ebenso wie ihr immateriel-les Vermögen zu mehren. Und das immaterielle Vermögen (bestehend aus Informa-tionen, Wissen, Ideen, Reputation, Vertrauensbeziehungen etc.) vermehrt sich in der Regel auf eigenartige und ganz andere Weise als das materielle. Man darf es nicht für sich behalten. Vielmehr sollte man es weggeben, in Beziehungen mit anderen verausgaben und mit anderen teilen; nur dann wächst es. […] Wir haben in der Re-gel sogar mehr davon, wenn wir unser Wissen in der Kommunikation mit anderen teilen, denn wir lernen dazu.“109

Aufgrund von Netzwerken, bei denen die Kunden an personalisierte Webseiten gewöhnt sind, beginnt auch die Medienindustrie durch entsprechende Angebote zu entwickeln, wie BURMEISTER, NEEF und SCHULZ-MONTAG zeigen:

„Im Gegenzug setzt die Medienindustrie auf Individualisierung und Personalisie-rung. Da die zappenden und surfenden Ziel- und Kundengruppen bis auf die Grö-ße einzelner Individuen zusammenschrumpfen und damit für das klassische Marke-ting kaum noch erreichbar sind, müssen intelligente Technologien den Mediennut-zer in seinem Innersten packen, seinen Interessen, Gefühlen, Gewohnheiten und Vorlieben.“110

Solchen Vorlieben der technikverwöhnten Kunden kann heute auf vielfältige Weise ent-sprochen werden. Durch die Verbreitung von mobilen Endgeräten wie Multifunktions-Handys, die auch als digitale Assistenten den Alltag erleichtern, wird die Qualität und Struk-tur des Medienangebotes verändert.111 Die ENQUETE-KOMMISSION bemerkt hierzu:

„Ein wesentliches Merkmal der neuen Medien ist die Interaktivität, wobei die Einbe-ziehung der Nutzer von gering über mittel bis intensiv reichen und in einem drei-

108 Bolz, Norbert (2002): Blindflug ins 21.Jahrhundert. In: Bertelsmann-Stiftung [Hrsg.]: Was kommt nach der

Informationsgesellschaft? Gütersloh, Verl. Bertelsmann-Stiftung, S. 217 109 Mutius, Bernhard von (2007): Kopf oder Zahl. Gewinnen oder verspielen wir unsere Zukunft? Stuttgart,

Klett-Cotta, S. 117 f. 110 Burmeister, K./Neef, A./Schulz-Montag, B. (2002): Crossover society, S. 100 111 Vgl.: Enquête-Kommission [Hrsg.] (1998): Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft, S. 19

1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN 35

stufigen Modell mit den Begriffen der „Reaktion“, der „Beeinflussung“ und der „Ge-staltung“ umschrieben werden kann.“ 112

Vor allem die mobilen Endgeräte und Dienste (siehe Abbildung 9) werden verstärkt nach-gefragt. KÖLMEL führt verschiedene Mehrwerte auf, die elektronische mobile Angebote ge-genüber stationären Dienstleistungen haben.113 Sie reduzieren zum einen die zeitlichen und räumlichen Gebundenheiten. Trotzdem sind Multimedialität, Interaktions- und Personalisie-rungsmöglichkeiten gegeben.

Abbildung 9: mobile Dienste114

Nach OPASCHOWSKI ist die heutige „Freizeitwirklichkeit“ durch die Akzeptanz und Nutzung elektronischer Medien besonders in den Bereichen Aktivität, Mobilität und Betriebsamkeit geprägt.115 Auch Bibliotheken sehen einen Einsatzbereich auf dem Gebiet der mobilen

112 Ebd. S. 19 113 Vgl.: Kölmel, Bernhard (2007): Perspektiven des Mobile Business. In: Baacke, Eugen/Scherer, Ire-

ne/Schröter, Welf: Electronic Mobility in der Wissensgesellschaft. Wege in die Virtualität. Mössingen-Talheim, Talheimer Verl., S. 65

114 Ebd. S. 51 115 Vgl.: Opaschowski, H.W. (2008b): Einführung in die Freizeitwissenschaft, S. 19

36 MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE

Endgeräte: In Kanada fand im Juni 2009 die zweite Konferenz der Vereinigung „Mobile Lib-raries – Information on-the-move” statt:

“This conference aims to explore and share work carried out in libraries around the world to deliver services and resources to users 'on the move,' via a growing pleth-ora of mobile and hand-held devices. The conference will bring together research-ers, technical developers, managers and library practitioners to exchange experi-ence and expertise and generate ideas for future developments.”116

Zusätzlich zu den sozialen Netzwerken sind auch Kooperationsbildungen zwischen Unter-nehmen im digitalen Medienbereich notwendig. Bereits die ENQUETE-KOMMISSION be-schreibt, dass sich die Technik der Zukunft vor allem auf folgende Aspekte stützen muss: „Digitalisierung, Vernetzung und Konvergenz.“117 Weiterhin heißt es:

„Die technischen Innovationszyklen werden immer kürzer. Wer im internationalen Wettbewerb mithalten will, muss deshalb gewohnte Strukturen und Erfahrungen zur Disposition stellen und den Modernisierungsschub, der mit den neuen Techno-logien verbunden ist, zum Motor der eigenen Entwicklung machen. Zudem lassen sich die neuen Technologien nach herkömmlichen Gesichtspunkten nicht trennen. Trotz verschiedener Entwicklungslinien wirken sie letztlich alle zusammen. D.h. wer mit der einen Schlüsseltechnologie in den Markt will oder als Kooperationspartner auf internationaler Ebene interessant sein will, muss auch die übrigen mindestens beherrschen.“118

Auch MUTIUS sieht diese Entwicklung, jedoch sieht er eine noch tiefgreifendere Verbindung zwischen technischen und sozialen Entwicklungen:

„Wann immer in jüngster Zeit über technologische Spitzenforschung gesprochen wurde, fielen Begriffe, die mit der Materie über die geforscht wurde, auf den ersten Blick wenig zu tun haben. Sie lauten: Kooperation, Verbund oder Vernetzung. […] Wir gehen offenbar durch eine Phase der gesellschaftlichen Entwicklung, in der technische Neuerungen mit sozialen Erneuerungen in besonderer Weise ver-schränkt sind. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben. Wer technische Innova-tionen entwickeln will, muss soziale Innovationen wollen.“119

Bibliotheken können auf all diese Ressourcen zurückgreifen, um die Verbindung von tech-nischen und sozialen Innovationen zu gewährleisten. Sie haben das geistige Potential, der-artige Innovationen zu konzipieren und zu entwickeln. Welche besondere Rolle die Mobili-tät hierbei spielen kann, wird im Folgenden beschrieben.

116 M-Libraries (2009): The second international m-Libraries Conference. URL: http://m-libraries2009.ubc.ca/

(Zugriff: 22.08.2009) 117 Enquête-Kommission [Hrsg.] (1998), S. 66 118 Ebd. S. 71 119 Mutius, B. (2007): Kopf oder Zahl, S. 130 f.

1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN 37

11..22 Mobilität

Durch die Möglichkeit, mit Hilfe verschiedener mobiler Medien Information zu rezipieren, sind Menschen zunehmend in der Lage, unabhängig von Zeit und Raum zu arbeiten. Nicht nur die lokale Mobilität im Sinne des Berufspendelns, sondern auch der globale Zusammen-schluss von Arbeits- und Sozialnetzwerken sind Ausdruck dieser Erscheinungsweise.

Das Pendeln zum Arbeitsplatz erweitert in diesem Zusammenhang die Anzahl der gesell-schaftlichen Strukturen, in denen sich einzelne Personen bewegen können. Zweitwohnsitze in anderen Städten oder gar anderen Ländern üben unterschiedliche Einflüsse auf die ge-sellschaftlichen Eindrücke und somit auch auf das Verhalten der betreffenden Personen aus.

Durch eine wachsende Zahl an Rentnern müssen die verbliebenen Arbeitskräfte vermehrten Anforderungen standhalten. So wird an die jüngere Generation mit einem zahlenmäßig ge-ringeren Anteil an Fachkräften ein hoher Anspruch an Fachwissen und Verfügbarkeit ge-stellt. Um diesem gerecht zu werden, müssen sie eine hohe Mobilität aufweisen, die sich nicht nur räumlich abspielt. Auch das geistige Weiterdenken und die Offenheit für Innova-tion können nach GÜNTHER als Mobilität bezeichnet werden, die durch technische Entwick-lungen erst möglich gemacht wurden.120

KÖHLER und WILLE schreiben hierzu:

„Mobilität steht […] für eine moderne, fortschrittliche und lebensbejahende Gesell-schaft.“121

Durch die wirtschaftliche Arbeitsteilung, ausgeweitete Aktionsradien und den Transport von Gütern, Menschen und Information ist eine Beschleunigung erforderlich geworden, die sich auf einem nie da gewesenen Niveau befindet. In diesen engen Verschränkungen von beruflichem und privatem Leben drohen die Grenzen zu verschwimmen.122 Auch CANZLER, KAUFMANN und KESSELRING stellen fest, dass die Mobilität sich zunehmend auf das Sozialwe-sen auswirken wird:

„The modern society is more than ever a ‚society on the move’.”123

TULLY zeichnet ein genaues Bild der derzeit herrschenden Mobilitätsmentalität.124 So spricht er von einem tiefgreifenden Wandel in der Mobilitätsentwicklung, die durch die zuneh-mende Netzwerkbildung und die technischen Möglichkeiten das Alltagsleben sowie dessen Inhalte und Ausprägungen verändern. Diese Möglichkeiten tragen dazu bei, dass Bewe-gungsräume mehr an Bedeutung gewinnen, gleichzeitig aber zusammenrücken.

120 Vgl.: Günther, J. (2002): Die neue Mobilität der Gesellschaft, S. 17; sowie: Zibell, Barbara (2007): Infra-

struktur in einer mobilen Gesellschaft – was, wofür und für wen? In: Köhler, Stefan [Hrsg.]: Infrastruktur in einer mobilen Gesellschaft. Hannover, Verl. der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, S. 93

121 Köhler, Stefan/Wille, Volker (2007): Infrastruktur in einer mobilen Gesellschaft – Einführung in das Thema. In: Köhler, Stefan [Hrsg.]: Infrastruktur in einer mobilen Gesellschaft. Hannover, Verl. der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, S. 1

122 Vgl. Günther, J. (2002): Die neue Mobilität der Gesellschaft, S. 19; sowie: Zibell, B. (2007): Infrastruktur in einer mobilen Gesellschaft – was, wofür und für wen? S. 92

123 Canzler, Weert/Kaufmann, Vincent/Kesselring, Sven: Tracing Mobilities (2008): Towards a cosmopolitan perspective. Aldershot, Ashgate, S.1

124 Vgl.: Tully, Claus J. (2007): Leben in mobilen Welten. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, H. 29-30, S. 33 ff. URL: http://www.bpb.de/publikationen/XRQDZV,0,Leben_in_mobilen_Welten.html (Zugriff: 22.08.2009)

38 MIRIAM HÖLSCHER & CORINNA SEPKE

Das BUNDESMINISTERIUM FÜR VERKEHR, BAU UND STADTENTWICKLUNG führt unter dem Namen KONTIV regelmäßig Umfragen zur Mobilität der Deutschen durch. Die neuesten Ergebnisse stammen aus dem Jahr 2002. Derzeit läuft eine weitere Umfrage für die Jahre 2008 und 2009. Hierzu ist momentan125 der dritte Zwischenbericht einsehbar126. Der Erhebung 2002 zufolge legte ein erwachsener Bundesbürger am Tag durchschnittlich eine Entfernung von 40 Kilometern zurück bzw. war 74 Minuten lang unterwegs. Für das Jahr 2009 wird in die-sem Bereich ein leichter Anstieg prognostiziert. TULLY vergleicht diese Zahlen mit den Wer-ten aus den 1970er Jahren. Besonders signifikant ist, dass sich der Anteil an Fußwegen hal-biert hat, während sich die insgesamt zurückgelegte Entfernung verdoppelt hat. Zusätzlich zeigt er Unterschiede zwischen den soziokulturellen Gruppen auf. Je höher sein Einkommen ist, desto mobiler ist der Untersuchung zufolge der Mensch. Auch innerhalb der Altersklas-sen sind Unterschiede erkennbar. Am häufigsten sind Jugendliche unterwegs, während mit zunehmendem Alter die Mobilität abnimmt. Unter der Woche wird vornehmlich der Weg zur Arbeit bewältigt, am Wochenende werden jedoch mehr Freizeitwege beschritten. Aller-dings sind kaum zeitliche Unterschiede zwischen den Werktagen und dem Wochenende auszumachen. Die Prognose für 2009 sieht für das Wochenende sogar einen leichten An-stieg vor.

In Bezug auf den historischen Wandel sieht TULLY heute vor allem Mobilitätsstrukturen in-nerhalb der sozialen Gruppen, die verschiede Mobilitätsstile praktizieren sowie sich inner-halb verschiedener sozio-kultureller Gruppen bewegen (siehe Abbildung 10). Dies bedeutet eine zusätzliche Dimension der gesellschaftlichen Mobilität, die sich zwischen einzelnen Le-bensstilgruppen abspielt. Zur Erforschung der Mobilität innerhalb sozialer Gefüge existieren zahlreiche Ansätze127. Diese werden in der vorliegenden Masterarbeit jedoch aufgrund mangelnder Relevanz nicht behandelt.

125 Stand Juli 2009 126 Vgl.: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung [Hrsg.] (2008): Infas Dritter Zwischenbe-

richt Mobilität in Deutschland (Dezember 2008). URL: http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/ 02_MiD2008/publikationen.htm (Zugriff: 22.08.2009)

127 Vgl.: Geißler, R. (2006): Die Sozialstruktur Deutschlands, S. 255 ff.

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Band 7: Innovationsforum 2004 Bibliotheken – Moderne Dienstleister und Unternehmen CLAUDIA LATZE: Entwicklung einer Balanced ScoreCard für die Hamburger Öffentliche Bücherhallen · MARIA UEBEL: Die Neue Dresdner Jugendbibiliothek medien@age – Konzeption und Erfolgs-messung der zielgruppenspezifischen Bibliotheksarbeit · THOMAS ZACHLOD: Auskunft und Informationsdienstleistungen Deutscher Bibliotheken im Internet ISBN: 978-3-934997-08-0, 2004, Brosch., 260 Seiten, € 24,50*

Band 8: Zur Ermittlung der Qualität von Bibliotheksdienstleis-tungen – Konzept und Ergebnisse einer 2003 durchgeführten Benutzerumfrage HOLGER MÜHLENKAMP unter Mitarbeit von MAGDALENA SIMONJI Als Teil des öffentlichen Hochschul- und Wissenschaftssektors sind die meisten wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland deutlichen Mittelkürzungen ausgesetzt. Diese Entwicklung zwingt die Bibliothe-ken erstens zur Steigerung ihrer Wirtschaftlichkeit (Effizienz) und zweitens zu einer stärkeren Kunden- bzw. Nutzerorientierung. Der vorliegende Beitrag resultiert aus einer Benutzerbefragung, die von der Universitätsbibliothek Hohenheim in Zusammenarbeit mit

dem Lehrstuhl für Ökonomik sozialer Dienstleistungen an der Universität Hohenheim durchgeführt wurde. Er richtet sich vor allem an die Entscheider in wissenschaftlichen Bibliotheken, die zuneh-mend mit der Forderung konfrontiert sind, die verbleibenden Mittel stärker als bisher zu rechtfertigen ISBN 978-3-934997-09-7, 2005, Brosch., 116 Seiten, € 24,50*

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Band 9: Teaching Library in Deutschland Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz als Kernauf-gabe für Öffentliche und Wissenschaftliche Bibliotheken CLAUDIA LUX / WILFRIED SÜHL-STROHMENGER „Teaching Library“ – dies ist nicht nur der Titel dieses Buches, son-dern vor allem auch eine selbstbewusste Behauptung in einem Land, in dem die Politik die Bibliotheken als Partner des Lernens noch nicht entdeckt hat, in dem die kommunalen Gremien in Zeiten des Sparens die Ausgaben für Bibliotheken als angeblich freiwillige Leistungen in dem Feld der Kultur neben Museen und Theatern munter kürzen. Das vorliegende Buch zeigt eindrucksvoll die erstaunliche Vielfalt der

Initiativen und den Einfallsreichtum der Bibliothekare, im Hinblick auf eine pointiertere Einbindung der gesamten Bibliotheken in unser Bildungssystem ISBN 978-3-934997-11-0, 2004, Brosch., 252 Seiten, € 29,50*

Band 10: Wenn ich nur wüßte, ob meine Botschaft angekommen ist? Beispiele zur Erfolgsbewertung BETTINA FEIFEL / STEFFI WERNER: Wissensmanagement – Trend oder Einbahnstraße · FRIEDERIKE ELFLEIN: Wissensmanagement im Staats-ministerium Baden-Württemberg – Von der Idee zur Umsetzung · WALTER GÜRTH: Wer nicht weiß, wo er hin will ... Partizipatives Weiterbildungscontrolling ist mehr als Kostenerfassung · ROLAND MANGOLD: Schlechter Schüler oder schlechter Lehrer? Eine kommu-nikations-psychologische Betrachtung der Problematik von Lehr-evaluationen · CHRISTOPH BRASS: Öffentlich ablesen und an den Rathäusern jeden Orts affichieren zu lassen. Eine kurze Geschichte

der staatlichen Öffentlichkeitsarbeit von der Kanzlerrede bis zum Internet · SABINE GRAUMANN / MARTINA KEIL: Neue Methoden zur Messung der PR-Effizienz, dargestellt an einem Fallbeispiel aus der Praxis · SUSANNE ZIEHR: Medienresonanzanalyse für Inter-net-Publikationen. Untersuchung einer Dienstleistung und ihres Marktes · CHRISTINE FISCH: Erfolgscontrolling von Veranstaltungen im Informationsbereich · RENATE HANISCH / WOLFGANG RATZEK: Nur ein gesundes Team ist ein erfolgreiches Team. Das Motivationsförderprogramm im Hotel Intercontinental Berlin ISBN 978-3-934997-12-7, 2005, Brosch., 160 Seiten, € 24,50*

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Band 11: Innovationsforum 2005 GÜNTHER, SABINE: Das Web Contact Center: eine Herausforderung für Bibliotheken SIEWEKE, BEATE: Bibliothecae Quo Vadis? Herausforderungen an die Bibliothek von morgen WIEGEMANN, SVENJA: Implementierung einer benutzungsfreundli-chen Oberfläche für mobile Endgeräte am Beispiel eines Bibliotheks-informationssystems ISBN 978-3934997-13-4, 2005, Brosch., 272 Seiten, € 24,50* Band 12: Innovationspreis 2006 Neues für Bibliotheken – Neues in Bibliotheken BLANCK, SANDRA: Wert und Wirkung von Bibliotheken KLINGENBERG, ANDREAS: Unterrichtsmodell zur Entwicklung von Informationskompetenz bei Schülern der gymnasialen Oberstufe ISBN 978-3934997-14-1, 2006, Brosch., 180 Seiten, € 24,50* Band 13: Was für ein Service! – Entwicklung und Sicherung der Auskunftsqualität von Biblio-theken Herausgegeben von TOM BECKER unter Mitarbeit von CARMEN BARZ Von der Suche über das Finden zum Wissen – Routine in wohl jeder Bibliothek. Die zielgerichtete Suche im Auftrag des Kunden, vom Stellenwert der bibliothekarischen Auskunft über Qualitätsmanage-ment, theoretische Grundlagen und Praxisbeispiele im Auskunfts-dienst bilden den roten Faden des Buches, das ausgewählte Beiträge aus Theorie und Praxis beinhaltet.

ISBN 978-3-934997-15-8, 2007, Brosch., 212 Seiten, € 29,50*

Band 14: Innovationspreis 2007 Was tun? Junge Informationsspezialisten zeigen ihre Fachkompetenz Digitale Buchformen in Bibliotheken und der Einsatz elektronischer Bücher in Bibliotheken – Open Access in der deutschen Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationsszene – Nutzung von Wikis im bibliothekarischen Kontext ISBN 978-3-934997-16-5, 2007, Brosch., 404 Seiten, € 29,50*

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Band 15: Beate Guba; Unbekannte Portalwelten? Der Wegweiser! Portale erhöhen die Attraktivität einer Einrichtung, wenn die ent-sprechenden Inhalte und Dienste bereitgestellt werden! Die in zwei Teile gegliederte Publikation beinhaltet die Wesensmerkmale von Portalen und eine Diskussion der unterschiedlichen Bezeichnungen. Es werden Fachinformations-, Bibliotheks- und Universitätsportale aus verschiedenen Ländern präsentiert und diskutiert, wobei auf drei Anwendungen – jene der Universitäten Buffalo, Nottingham und ETH Zürich – im Detail eingegangen wird. So wird der Leser vom eher theoretischen Bereich der Portaltypologie auf anschauliche

Weise in die Welt der praktischen Anwendungen hinübergeleitet und es werden die Vorzüge dieser Technologie deutlich gemacht.

ISBN 978-3-934997-18-9, 2005, Brosch., 124 Seiten, € 29,50*

Band 16: Simone Zahn; RFID in Bibliotheken Wie können Bibliotheken die RFID-Technologie für ihre Bedürfnisse nutzen? Wie kann die RFID-Infrastruktur in Bibliotheken verstärkt genutzt werden, wie kann die Nutzung aussehen und wie kann man sie umsetzen? In diesem Buch werden sowohl Einsatzmöglichkeiten beschrieben, die bereits in der Realität in Betrieb sind, als auch Anwendungsvorschläge offeriert, die in Zukunft bei einer Weiterentwicklung der Technik und Standards denkbar sind. Die Beschreibung der Anwendungen orien-tiert sich chronologisch an einem bibliothekarischen Geschäftsgang-Modell. Zu Beginn erfolgt eine umfassende Einführung in die Tech-

nologie von RFID, angefangen bei der Funktionsweise und Entstehung über eine allge-meine Erläuterung der Unterscheidungsmerkmale von RFID-Systemen, bis hin zur prakti-schen Umsetzung im Bibliotheksumfeld

ISBN 978-3-934997-19-6, 2005, Brosch., 104 Seiten, € 29,50*

Band 17: Jin Tan; Bibliotheken in Second Life Angesichts einer rasanten Entwicklung in der virtuellen Welt versu-chen momentan einige Bibliotheken, in Second Life ihre Dienste anzubieten. Das Buch versucht, das Phänomen Second Life zu erklä-ren, wobei zahlreiche Aspekte berücksichtigt und durch konkrete Beispiele verdeutlicht werden. Darüber hinaus werden die Verände-rungen des Bibliotheksumfeldes und die Ziele der Bibliothek in diesem Zusammenhang analysiert. Dabei wird Second Life als ein neues Medium verstanden, das die herkömmliche digitale Kommunikation vervollständigt. Bibliotheken als Ort der Kommunikation können und sollten diese drei-

dimensionale Plattform für einen besseren Service in der digitalen Welt einsetzen. Das Buch entwickelt ein allgemeines Konzept, das von Bibliotheken für ihren Auftritt in Second Life genutzt werden kann.

ISBN 978-3-934997-20-2, 2008, Brosch., 96 Seiten, € 24,50*

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Band 18: Innovationspreis 2008 Multikulturelle Bibliotheksarbeit Vorschulische Sprach- und Leseförderung von Kindern mit Migrati-onshintergrund Das Buch beschäftigt sich mit der vorschulischen Sprach- und Lese-förderung von Kindern mit Migrationshintergrund und stellt das Konzept eines Sprach- und Leseförderungsprogramms für Kinder ausländischer Herkunft für die Bücherhalle Wilhelmsburg vor. ISBN 978-3-934997-21-9, 2008, Brosch., 104 Seiten, € 24,50*

Band 19: Innovationspreis 2008 Moderne Bibliothek – Neue Herausforderung an den Service STASCH, BENJAMIN: Musik-, Film- und Hörbuchdownloads: Eine Perspektive für das Dienstleistungsangebot Öffentlicher Bibliothe-ken? Hochschule für Medien, Stuttgart (Bachelor) SCHREIBER, CAROLA: Aspekte der Rhetorik und ihre Bedeutung für die bibliothekarische Arbeit in Bezug auf Benutzerschulungen, Mit-arbeitergespräche und Verhandlungen mit dem Unterhaltsträger. Hochschule für Medien, Stuttgart (Bachelor) ISBN 978-3-934997-22-6, 2008, Brosch., 152 Seiten, € 29,50*

Band 20: Ronald Kaiser; Bibliotheken im Web 2.0 Zeitalter Herausforderungen, Perspektiven und Visionen Die im angloamerikanischen Raum geprägte Idee des Web 2.0 hat schnell in die Welt der Bibliotheken und Informationsinstitutionen unter dem Schlagwort Library 2.0 Einzug gefunden. Hierunter sub-summieren sich neue Dienstleistungen und Webapplikationen der Bibliothek wie Blogs, Podcasts, Web-Feeds und Wikis. In Deutschland prägt sich für diese neue Dimension bibliothekarischer Angebote der Begriff Bibliothek 2.0 ein. Die Arbeit präsentiert den technischen Hintergrund, Arbeitsweisen einzelner Anwendungen und zeigt Wege zur Integration dieser in die Arbeit der Bibliotheken. Darüber

hinaus werden innovative Entwürfe zur künftigen Gestaltung bibliothekarischer Dienstleis-tungen mittels Techniken des Web 2.0 vorgestellt. ISBN 978-3-934997-23-3, 2008, Brosch., 132 Seiten, € 24,50*

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Band 21: Hermann Rösch; Academic Libraries und Cyberinfra-structure in den USA. Das System wissenschaftlicher Kommunika-tion zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Die Untersuchung befasst sich mit der Rolle der wissenschaftlichen Bibliotheken im Wissenschaftssystem der USA. Unter systemtheoreti-scher Perspektive geht es dabei zum einen um die Frage, welche Auswirkungen die digitale Revolution auf das gesellschaftliche Funk-tionssystem Wissenschaft bzw. die wissenschaftliche Kommunikation insgesamt hat. Zum anderen wird die strukturelle Entwicklung des auf bibliothekarische Institutionen und Dienstleistungen gestützten Systems der Informationsversorgung für die Wissenschaften in den USA analysiert.

Am Beispiel der US-amerikanischen Verhältnisse wird untersucht, ob und in welchem Umfang ein funktional differenziertes System wissenschaftlicher Bibliotheken dazu in der Lage ist, dem Funktionsbedarf netzbasierter digitaler Kommunikation der Wissenschaften nach dem jetzt erkennbaren Stand der Entwicklung gerecht zu werden. In der aktuellen Debatte spielen die Konzepte „Cyberinfrastructure“ und „Digital Scholarship“ eine heraus-ragende Rolle. Besondere Beachtung verdienen die Spezifika der US-amerikanischen Wis-senschafts- und Forschungslandschaft. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang die extrem föderalistische Landesstruktur, die zu einer Fragmentierung der Kompetenzen führt, und die vergleichsweise starke marktwirtschaftliche Orientierung der Hochschulen, die eine Konkurrenzsituation erzeugt und zumindest eine partielle Fragmentierung der Interessen zur Folge hat. ISBN 978-3-934997-20-0, 2008, Brosch., 128 Seiten, € 24,50*

Band 22: Kathleen Schacht; Imageanalyse und Kommunikati-onsstrategie für die Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky Hamburg Durch eine Imageanalyse, bei der Kunden, Nicht-Kunden und Mit-arbeiter befragt werden, wird das Image der Staats- und Universi-tätsbibliothek ermittelt. Mit Hilfe eines Semantischen Differentials erfolgt ein Vergleich zwischen Selbst- und Fremdbild. Die Ergebnisse der Imageanalyse, sowie der Wettbewerbsanalyse, der SWOT-Analyse und einer Medienresonanzanalyse bilden die Grundlage für die Kommunikationsstrategie. Sie dient der strategischen Ausrich-tung der Kommunikation, insbesondere der Öffentlichkeitsarbeit,

der Bibliothek mit dem langfristigen Ziel des Imageaufbaus. ISBN 978-3-934997-25-7, 2009, Brosch., 180 Seiten, € 24,50*

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Band 23: Fabienne Kneifel; Mit Web 2.0 zum Online-Katalog der nächsten Generation Das Web 2.0 hat auch bei Bibliotheksnutzern zu veränderten Erwar-tungshaltungen an bibliothekarische Online-Angebote wie die Kataloge geführt. Diese waren lange Zeit statische Nachweisinstru-mente, die heutzutage über das Angebot reiner Bestandsverzeich-nisse hinausgehend verschiedene Web 2.0-Funktionalitäten sowie Zusatzinformationen mittels Kataloganreicherung integrierten soll-ten, um den Erwartungen der Nutzer zu genügen. Die Ergebnisse einer Online-Umfrage unter Nutzern einer Groß-stadtbibliothek unterstreichen dies: die Nutzer wünschen sich vielfäl-

tige Browsingmöglichkeiten, Google-ähnliche Suchmöglichkeiten, zusätzliche Inhalte und ein personalisierbares Angebot. Welche Funktionen und Inhalte sollte ein Bibliothekskatalog im Zeitalter des Web 2.0 bieten? Am Beispiel der Stadtbücherei Frankfurt wird dargestellt wie Prinzipien des Web 2.0 – u.a. Nutzerfreundlichkeit und Kollaboration – auf das Online-Angebot übertragbar sind, ohne dabei den Personalaufwand, die rechtliche Absicherung der Bibliothek und Fragen der technischen Implementierung zu vergessen. ISBN 978-3-934997-26-4, 2009, Brosch., 172 Seiten, € 24,50*

Band 24: Simon Brenner; Die Bibliothekswebsite auf Knopf-druck. Konzeption und Entwicklung eines als Dienstleistung ange-botenen Web-Content-Management-Systems für Bibliotheken Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein Web-Content-Management-System (WCMS) entwickelt, welches Bibliotheken auch mit geringen finanziellen und personellen Mitteln erlaubt, eine attraktive Website zu erstellen, die ohne HTML-Kenntnisse einfach und zeitnah aktuali-siert werden kann. Als Komplettlösung, die das Ziel verfolgt, den das System nutzenden Bibliotheken sämtliche administrativen Tätigkei-ten abzunehmen, wird das System den Bibliotheken dem Software-Bereitstellungs-Modell „Software-as-a-Service“ entsprechend, auf

einem von einem Dienstleister betriebenen Webserver gegen eine Mietgebühr bereitge-stellt und ist auf diese Weise sofort und ohne spezielles IT-Fachwissen nutzbar. ISBN 978-3-934997-27-1, 2009, Brosch., 188 Seiten, € 24,50*

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Band 25: Anna Kathrin Klug; Die Wissensbilanzierung in Biblio-theken. Chancen und Probleme bei der Anwendung des Modells „Wissensbilanzierung – Made in Germany“. Traditionelle Finanzbilanzen sind kaum in der Lage, relevante In-formationen zum Verständnis der intellektuellen Faktoren abzubil-den. Wissensbilanzen können diese Erklärungslücke schließen, weil sie veranschaulichen, wie Intellektuelles Kapital zur Wertschöpfung beiträgt. Bisher fanden Wissensbilanzen überwiegend Anwendung in der Privatwirtschaft, allerdings ist auch ein Einsatz im öffentlichen Bereich, etwa in Bibliotheken, denkbar. Das Buch erläutert zunächst theoretische Grundlagen und gibt

einen Überblick über ausgewählte Methoden zur Erfassung, Messung und Steuerung des Intellektuellen Kapitals. Das Hauptaugenmerk des Buches liegt auf der Umsetzung des Modells „Wissensbilanz - Made in Germany“ in Bibliotheken. Hierzu werden Beispiele und Empfehlungen aufgeführt, die Bibliotheken bei der Durchführung einer Wissensbilanzie-rung unterstützen könnten. Zusammenfassend wird festgestellt, dass Wissensbilanzen in Bibliotheken umsetzbar sind. ISBN 978-3-934997-28-8, 2010, Brosch., 148 Seiten, € 24,50*

Band 26: Miriam Hölscher & Corinna Sepke; Moving Libraries. Mobile Bibliothekskonzepte als Antwort auf die Herausforderungen der modernen Informationsgesellschaft. Aus der heutigen Möglichkeit, orts- und zeitunabhängig Wissen rezipieren zu können, müssen sich neue Angebotsformen ergeben. Dieser Trend beeinflusst bereits heute das Dienstleistungsspektrum von (mobilen) Bibliotheken. Neben einer detaillierten Betrachtung der gesellschaftlichen Ent-wicklungen unter dem Aspekt der Mobilität behandelt das Buch unterschiedliche Typologien mobiler Bibliotheken und mobiler Bibliotheksdienstleistungen weltweit. Weiterhin werden Anforde-

rungen entwickelt, die zukünftige Bibliotheken erfüllen müssen, um die Mobilität der Gesellschaft angemessen zu unterstützen. Unter dem besonderen Blickwinkel der moder-nen Informationsgesellschaft in Deutschland wird ein Bibliotheks-Konzept entwickelt, das einen Ausblick auf eine mögliche mobile Bibliothek der Zukunft gibt. ISBN 978-3-934997-29-5, 2010, Brosch., 182 Seiten, € 24,50*

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Band 27: Regina Pfeifenberger; Pocket Library – Bibliothekari-sche Dienstleistungen für Smartphones. Die mobile Nutzung des Internets nimmt drastisch zu und stellt auch an Bibliotheken die Herausforderung, ihre Dienstleistungen in virtuelle Umgebungen einzubetten und Inhalte und Dienste mobi-len Nutzern anzubieten. Während in Deutschland mobile Dienste in Bibliotheken eine noch unbedeutende Rolle spielen, nutzen US-amerikanische Bibliotheken bereits ein breites Spektrum. Hier erfahren Sie nach einer Ein-führung in die Thematik, welche der mobilen Dienste bereits von Bibliotheken in den USA und Deutschland angeboten werden.

ISBN 978-3-934997-30-1, 2010, Brosch., 112 Seiten, € 24,50*

Tagungs- und Kongressband Leipzig 2007 INFORMATION UND ETHIK Dritter Leipziger Kongress für Information und Bibliothek Schirmherrschaft: Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler Leipzig, 19. bis 22. März 2007 Herausgegeben von Barbara Lison 782 Seiten, 2005, Brosch., ISBN 978-3-934997-17-2 € 79,00 - (€ 69,00 für persönliche Mitglieder der Verbände)*

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€ 24,50

I N N O V A T I V

Verlag Dinges & Frick GmbH, Wiesbaden

ISBN 978-3-934997-29-5 ISSN 1615-1577 BA

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e Moving LibrariesMobile Bibliothekskonzepte als Antwort auf die Herausforderungen der Informationsgesellschaft

INNOVATIONSPREIS 2010 Hölscher / Sepke

BAND 26