autorität — prestige — persönlichkeit

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SOZIALPSYCHOLOGI E ~75 psyehische Dynamik und Strukturen. 2) Sic erforscht die Prozesse der sozialen Wahrnehmung, um zu erkifiren, w:e ein bestimmter Beohachter sich ein Bild einer ethnisehen Gruppe forint. Das erste Problem wird dureh die Fortschritte der soziologisehen 'I]leorie des sozialen Handelns er- leichtert. Die Theorie liefert einen brauehbaren methodologischen Ansatz und eine Reihe priifbarer Hypothesen tiber die Zusammenhtinge zwischen psychischen und sozialen Strukturen. D~ zweite Problem ist teilweise yon der Stereotypforschung in Angriff genommen women, Erforderlich ist ein Programm for die experimentelle Erforschung der Wahrnehmung sozialer Gebi!de. Ein solches Programm wird beschrieben. GRUNDZOGE SOZIALER BEOABUNGEN GEORG MEINECKE Haenbltr~ (Deutschland) Durch Umfragen ermittelte MeinungsS.uBerungea zum Thema wurden in rnehreren Gruppen, u.a. in der Arbcitsgemeinschaft fur Psychische Hygiene des Institutes fiir Lehrerfortbildtmg in Hamburg, in der Techniker- grt~ppc einer Gcwerkscbaft, im Gespriichskreis einer evangelischen Kircheno gemeinde, im Verein ausliindischer Journalisten in Hamburg und in Amts~irztelehrg~ingen der Hamburger Akademie fiir Staatsmedizin kritisch cr6rtert. In der Regel wurde das yon einer vorherigen Gruppe erarbeitete Schema yon einer nachfolgenden korrigiert. Das auf diese Weise dutch Gruppenarbeit erzielte Schema wurde nach charakterologischen Gesichts- punklen zusammengestellt and geordnet. Die ausfiihrliche Fassung des Referates erschein in der Zeitschrift ,,Gesundheitsfiirsorge" 11, 37 (1961). AUTORITAT -- PRESTIGE -- PERSONLICHKEIT H. BIASCH Ziirich (Schweiz) Ob ein Mensch als PersSnlichkeit erscheint und wirkt, h~ngt nicht nur yon der AusprNgung seiner pcrsSnlichen Individualit~it ab, sondem auch yon der Situation, in der er sich befindet, insbesondere yon der Erwartungen, Fordelamgen, Urteiten und Vorurteilen seiner Umwelt. PersSnfichkeit ist

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Page 1: Autorität — Prestige — Persönlichkeit

SOZIALPSYCHOLOGI E ~75

psyehische Dynamik und Strukturen. 2) Sic erforscht die Prozesse der sozialen Wahrnehmung, um zu erkifiren, w:e ein bestimmter Beohachter sich ein Bild einer ethnisehen Gruppe forint. Das erste Problem wird dureh die Fortschritte der soziologisehen 'I]leorie des sozialen Handelns er- leichtert. Die Theorie liefert einen brauehbaren methodologischen Ansatz und eine Reihe priifbarer Hypothesen tiber die Zusammenhtinge zwischen psychischen und sozialen Strukturen. D ~ zweite Problem ist teilweise yon der Stereotypforschung in Angriff genommen women, Erforderlich ist ein Programm for die experimentelle Erforschung der Wahrnehmung sozialer Gebi!de. Ein solches Programm wird beschrieben.

G R U N D Z O G E S O Z I A L E R B E O A B U N G E N

GEORG MEINECKE Haenbltr~ (Deutschland)

Durch Umfragen ermittelte MeinungsS.uBerungea zum Thema wurden in rnehreren Gruppen, u.a. in der Arbcitsgemeinschaft fur Psychische Hygiene des Institutes fiir Lehrerfortbildtmg in Hamburg, in der Techniker- grt~ppc einer Gcwerkscbaft, im Gespriichskreis einer evangelischen Kircheno gemeinde, im Verein ausliindischer Journalisten in Hamburg und in Amts~irztelehrg~ingen der Hamburger Akademie fiir Staatsmedizin kritisch cr6rtert. In der Regel wurde das yon einer vorherigen Gruppe erarbeitete Schema yon einer nachfolgenden korrigiert. Das auf diese Weise dutch Gruppenarbeit erzielte Schema wurde nach charakterologischen Gesichts- punklen zusammengestellt and geordnet. Die ausfiihrliche Fassung des Referates erschein in der Zeitschrift ,,Gesundheitsfiirsorge" 11, 37 (1961).

A U T O R I T A T - - PRESTIGE - - P E R S O N L I C H K E I T

H. BIASCH Ziirich (Schweiz)

Ob ein Mensch als PersSnlichkeit erscheint und wirkt, h~ngt nicht nur yon der AusprNgung seiner pcrsSnlichen Individualit~it ab, sondem auch yon der Situation, in der er sich befindet, insbesondere yon der Erwartungen, Fordelamgen, Urteiten und Vorurteilen seiner Umwelt. PersSnfichkeit ist

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dahcr nicht nur nine psychologische Kategorie, sondem uueh chic sozio- logische und sozialpsychologische Gegebenheit.

Wit sprkchen eincm Menseher~ Pers,Sn[ichkeit zu, wenn scin Wesen uud sein Auftreten Resonanz in seiner Umgebung erzengen. Beim Vorgesetzten fordern wir positive Resonanz im Sinne der Koordination und Koopkration bei den Personen seiner Umwelt, insbnsondere seinen Untergebenen. Bei Pers6nlichkeiten des kulturellen, politischen und sozialen Lkbens braucht diese Resonanz nicht mlr positiv zu sein,: sin kann sich auch als Widerspruch, Anrt..gung, Erstaunen usw. ~ugern. Resonanz bedeutet - - nnl im Bilde zu bleiben - - , dab Sender nnd Empfgnger auf gleiche Wellen abgestimmt sind. Psychologisch gesprochcn heil3t kS, dab die aufeinander bezogknkn Per- sonen yon gleicbartigen und korrespondierendea Vorstellungen nnd Erwar- tungen ausgehen. Wenn die Pers6nlicbkeit sieh in einer Kampfsituation - - z.B. im beruflichen oder politischen Wkttbewerb - - entfalten und bewi.ihren soll, bedarf sic des wohl wichtigsten Attributes: der AutoritS.t. Es handett sich immer um eink Autorit~it zwiesp~iltigkr Art, d.h. um institutionelle und perseme|le Autorit~it. D}e erstere wird der Pers~Snlichkeit aus ihrer sozialen oder berufliehen Stellung iibertragen und beinhaltet oft die Befugnisse und Befchlsgkwalt ihres Amtes; die andkre ergibt sich ans der Pr~igung ihres individuellen Charakters.

Als starke Pers6nlichkeit wird jene Person erseheinen, fi~e ihrk Stellung mit der nBtigen pkrs6nlichen und fachl[chen Qualifikation versieht und die im Amt die der Stellung zukommende Autoritiit reprfisentiert.

Wir miissen uns daher mit dem iiugerst vielf,iltigen und vielsehichtigen Problem der Autoritiit befassen, bevor wir auf die Frage der Pers/Snliehkeit eingehen kannen. Unser Thema fordert eine interdiszipliniire Betrachtung.

Die institutionelle Autoritfit, dic den selbstverstlindlichen, meist nicht beachteten Hintergrund jeder Pers6nlichkeitsautoritfit bildet, erheischt zunfichst einen soziologischen Hinweis auf die histofischen, traditionellen und idkologischen Voraussetzungen aller Autoritgt.

Eine weitere sozialpsychologische Betrachtung erfordert die Fragk, wie die Menschen sich in gegebenen Autorit~itsverhfiltnissen in Familie, Staat, Wirtschaft und Gesellschaft fiihlen und wie sic individuell verschieden auf diese Verbiiltnisse reagieren.

Aui dem Untergrund dieser zwei m~ichtigen Schichtkn erweist sich die Autorit~it einer konkreten Person als Ergebnis ibrer charakterlicb.en Quali- tiitkn. Diese zn untersuchen ist eine Angelegknheit der Psychologie oder der Charakterologie.

Zur Pr~izisierung der Sachlage wird kin Unterschie~ zwischen Autoritiit und Prestige vorgenommen, indem als Autorit~it die Geltung und das

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Gcwicht gcmcint ist, das man einer Person dank ihrer pers;3nlichen Sub- stanz und Pcrs6nlichkcitswirkung zuerkcnnt. Prestige ist dagegen das Gcwicht und die soziale Geltung, das einer Institution zugeschrieben wird. Insofcrn hat Prestige durchans cine positive Seite; es ist tines der wichtigsten Anlicgen jeglicher echten Politik, die auf die ErhaItung und Pflegc des Rules eincr Institution bedacht scin nmB. Wo aber das institutionelle Prestige far pcrs/3nliche Vortcile eines Repr'asentanten der Institution mil3- braucht wird, entsteht pers/3nliche Prestigepolitik mit all ihren Nachteilen trod Gcfahren.

Bei der Pers6nlichkcit mug unterschieden werden zwischen Persona and l'ers6nlichkeit im engeren Sinne. Die Persona ist der Rollentriiger. Als Persona spiclt dcr Mensch mehr oder weniger gut dic ibm yon der Situation zugedacbte Nolle. Pers6nlichkeit ist integriertc und erfiillte Persona and damit Rollenschi~pfer. Pcrs6nlichkeit ist aktive pers6nliche Potenz, die kraft ihrer Substnnz auf die Umwelt wirkt und mit ihr in Resonanz steht and damit koordinierte Krkifte in den Menschen dcr Umwelt weckt.

SOCIAL I N F L U E N C E A N D A T T I T U D E CONSISTENCY

H. B. GERARD Murray Hill, New Jersey (USA)

Given a disagreement of opinion between two individuals, an action by one of them to reduce disagreement is considered here as approach behavior, where as continued or increased disagreement is considered as avoidance. Further, a favorable attitude by one individual of the other is a potential for approach for avoidance. Seen this way, consistency between behavior and attitude is consistency between manifest and potential behavior. If this consistency assumption is tenable, then an individual who sees himself as behaving toward another in a manner which is inconsistent with his evaluation of him, will tend either to change his behavior or attitude toward the other, whichever is more readily changed.

Three interrelated experiments will be reported in which this relationship between attitudinal and behavioral consistency is examined. In tne first experiment the subject was confronted with successive disagreement with others regarding some simple visual judgments, and it was found that his tendency to yield to these others or to be independent was correlated with his self-other attitude consistency. In the second experiment, we varied the subject's self evaluation relative to the others and prevented him from