MENSCH & BÜRO 03/2010, S. 76, 08.06.2010, 09:54, CSARO

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MENSCH & BÜRO 03/2010, S. 77, 08.06.2010, 09:54, CSARO

Nur aus dem Fernsehen kennt so mancher Stadtmensch das Landleben. Der Landwirt von heute ist jedoch nicht nur auf dem Feld unterwegs, sondern arbeitet auch mit moder-ner Technik vom Büro aus. Auf dem Milchviehbetrieb der

Holzrichters im sauerländischen Halver zum Beispiel werden 62 Kühe durch eine moderne Roboter-Melkmaschine gemolken, die direkt vom Bürostuhl aus bedient wird.

Bevor der Melkvorgang starten kann, muss der Computer erst die optimale Position für die Melkmaschine errechnen. Dann tanzen rote Laserstreifen auf dem Kuheuter hin und her. Die vier Zitzenbecher docken an der Kuh an und das Melken beginnt.Eine Kuh gibt durchschnittlich 35 Liter pro Tag. Auf dem Hof Holzrichter schaffen einige sogar 50 bis 60 Liter. Markus Holzrichter erklärt, dass der Roboter im Vorfeld schon berechnet, wie viel Liter Milch die Kuh geben müsste. Aber woher weiß er das? Die Tiere tragen einen digitalen Schritt-zähler am Fußgelenk. Über dieses so genannte Pedometer erkennt der PC die Kuh und der Landwirt erfährt alles über Milchmenge, Eutergesund-heit und Laufaktivität des Tieres.

Alle Informationen laufen in der Kommandozentrale im ersten Stock zu-sammen. Von unten dringen vertraute Geräusche herauf: Das Muhen der Kühe, das Surren und Klicken des Melkroboters, das Rasseln, wenn das Lockfutter in den Trog fällt oder ein dumpfes Poltern. „Das ist eine junge

Kuh“, merkt der Fachmann. „Die trampeln manchmal, weil das Melken für sie noch etwas ungewohnt ist.“

Im Büro stehen ein betagter Schreibtisch, ein Bürostuhl und eine Küchenzeile. „Die ist neu dazugekommen“, erzählt Frau Holzrichter. „Es ist praktisch, die Hände gleich hier waschen zu können.“ Aber auch den Milchkontrolleur freut es, dass er gleich nebenan seine Probenröhrchen hygienisch lagern und ausspülen kann.Der Schreibtisch ist so platziert, dass der Landwirt die Herde im Blick hat. Auf dem Schreibtisch stehen Bildschirm, Tastatur, Maus, Telefon und die Ladestation für den Palm, mit dem Daten auch von unterwegs abgerufen und erfasst werden können. Papierstapel, Aktenordner, Briefkörbe? Fehl-anzeige. Es gibt noch ein Hauptbüro im Wohnhaus. Im Stallbüro wiederum wird nur überwacht und beobachtet. Für die kurzzeitige Computerarbeit reichen die Bestandsmöbel wohl aus.

Als die Melkmaschine noch neu war, testete die ganze Familie die Pedometer im Selbstversuch. Alle schnallten sich einen Schrittzähler ums Bein und betraten den Melkstand. Durch diesen Praxistest konnten Fehler beseitigt werden, bevor die Kühe den Stall bezogen.

Und wenn die ganze Familie mal nicht zu Hause ist, dann kann die Melkanlage auch über den Laptop kontrolliert werden – papierloses Büro mal anders. leo

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