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IN: TEAM Das Magazin der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe Ausgabe 15 | 2018 Gruppe Norddeutsche Gesellschaft für Diakonie Schwerpunkt: Arbeit Glücksfall Arbeit Markt der Möglichkeiten Das Praktikum – eine Chance Ausgelagerte Arbeit

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Page 1: Ausgabe 15 | 2018 IN: TEAM · Liebe Leserin, lieber Leser, nach langer Zeit halten Sie endlich wieder einmal eine neue Ausgabe von „In:Team“ in den Händen. Das Schwerpunktthema

IN: TEAM Das Magazin der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe

Ausgabe 15 | 2018

GruppeNorddeutsche Gesellschaft für Diakonie

Schwerpunkt: Arbeit

Glücksfall Arbeit

Markt der Möglichkeiten

Das Praktikum – eine Chance

Ausgelagerte Arbeit

Page 2: Ausgabe 15 | 2018 IN: TEAM · Liebe Leserin, lieber Leser, nach langer Zeit halten Sie endlich wieder einmal eine neue Ausgabe von „In:Team“ in den Händen. Das Schwerpunktthema

Liebe Leserin, lieber Leser,

nach langer Zeit halten Sie endlich wieder einmal eine neue Ausgabe von „In:Team“ in den Händen. Das Schwerpunktthema heißt zum zweiten Mal „Arbeit“.

Im Fokus steht dabei die Praxis in unserer Einrichtung: Welche Angebote gibt es für Menschen, die in den Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe arbeiten, um Teilhabe am gesellschaft-lichen Leben und Teilhabe an Arbeit umzusetzen? Längst sind dabei die eingefahrenen Muster scheinbar über-wunden. Die typische Werkstatt karriere – nach der Förderschule Eingangsver-fahren, Berufsbildungsbereich unddann bis zur Rente Arbeitsverrichtungin einer der Produktions- oder Dienst-leistungsgruppen der Werkstatt – gibtes nicht mehr: Wer heute für sich Teil-habe am Arbeitsleben umsetzen will,hat die Wahl.

Der Weg auf den allgemeinen Arbeits-markt wird von vielen Kolleginnen und Kollegen mit Handicap gesucht und mit Unterstützung unseres Jobcoaches auch beschritten. Im Vordergrund steht dabei immer der Wunsch des Mitarbei-tenden, etwas Neues auszuprobieren; das Ziel „Tätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt“ ist dabei für viele zweit-rangig – es setzt zu sehr unter Druck und verhindert eher ein erfolgreiches Ausprobieren. Auch hier gilt wie so oft: der Weg ist das Ziel.

Auf den Seiten 3 bis 9 erfahren Sie mehr über die Bestrebungen unserer Kolleginnen und Kollegen, einer Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt nachzugehen und wie sie dabei von der Werkstatt unterstützt werden.

Außerdem in dieser Ausgabe: Neue Arbeits- und Bildungsangebote in der Einrichtung, Rückblicke auf die Werkstättenmesse in Nürnberg und die Special Olympics in Kiel, an denen auch ein Team aus Bad Oldesloe teilgenom-men hat. Und natürlich berichten wir über unsere Ausstellung „Glücksfall Arbeit“ die noch bis zum 5. Oktober im Stadthaus in Bargteheide gezeigt wird. Wir haben sie bereits in Bad Oldesloe, Kiel und Rendsburg gezeigt.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre dieser Ausgabe und freue mich über Ihre Rückmeldungen!

Herzliche Grüße Ihr Stephan Bruns

Stephan Bruns Einrichtungsleiter der

Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe

Arbeit hat in unserer Gesellschaft eine sinnstiftende Funktion, Arbeit ermög-licht soziale Kontakte und steigert das Selbstwertgefühl. Frauen und Männer mit Handicap erfahren dies oft nur in den Werkstätten für behinderte Men-schen. Ein Ziel der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe ist aber, Menschen nach erfolgreicher beruflicher Bildung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu vermitteln. Dazu gehört natürlich, dass Firmen und Unternehmen bereit sind, Menschen mit Handicap einzustellen.

Um dies zu erreichen, haben wir bereits zum zweiten Mal den Markt der Möglich-keiten eröffnet, eine Art Jobmesse. Den mehr als 200 Einladungen an Unter-nehmen, Firmen und Handwerksbetrie-ben, die wir diesmal verschickt haben, folgten allerdings gerade einmal 20 Interessierte. Ein deutliches Zeichen dafür, dass das Thema tatsächlich noch nicht überall angekommen ist. Es gibt weiterhin einen sehr hohen Aufklärungsbedarf darüber. Und genau deshalb bleiben wir dran, werden auch im kommenden Jahr wieder zum Markt der Möglichkeiten einladen. Denn, wie sagte es Stephan Bruns, Einrichtungsleiter der Stormarner Werk-stätten Bad Oldesloe auf dem Markt der Möglichkeiten: „Als Stormarner Werk-stätten bieten wir Menschen, die nicht oder noch nicht oder noch nicht wieder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt einer Beschäftigung nachgehen können, berufliche Bildung und eine Tätigkeit in einem der vielen Gewerke, die wir für die Kolleginnen und Kollegen mit Handicap vorhalten. Unsere Aufgabe ist es aber auch und nicht zuletzt, Menschen nach erfolgreicher beruflicher Bildung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu vermit-teln.“

Gerade hier sei in den letzten Jah-ren die Nachfrage nach geeigneten Arbeitsplätzen bei vielen Kolleginnen und Kollegen mit Handicap deutlich gestiegen. „Hier bieten wir mit unserem Angebot „Jobcoaching“ die Vermittlung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Unterstützt und ergänzt werden unsere Leistungen dabei von Integrationsfachdiensten und der Eingliederungshilfe.“

Wie genau die Unterstützung aussieht, das konnten die Interessierten – darun-ter Vertreter der Firma Herose sowie ein Mitarbeiter der Industrie- und Han-delskammer Lübeck – im Verlauf des Marktes der Möglichkeiten erfahren.

Der Jobcoach der Stormarner Werkstät-ten, Jens Dörner, stellte die Möglich-keiten vor. Er begleitet die Unterneh-men auf ihrem Weg, Menschen mit Handicap Arbeit einzustellen. Sie kön-nen die Frauen und Männer im Rahmen eines ausgelagerten Arbeitsplatzes beschäftigen oder ihnen ein sozialver-sicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis anbieten. Den Anfang macht meist ein Praktikum.

Markt der Möglichkeiten – die Job-Messe der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe

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Der Markt der Möglichkeiten

beginnt am Mittwoch, den 6. Juni, um 12.30 Uhr

im Berufs-Bildungs-Zentrum der Stormarner Werkstätten

Sandkamp 3, in Bad Oldesloe.

Die Veranstaltung endet um 15 Uhr.

Markt der Möglichkeiten

Die Jobmesse bei den

Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe

am Mittwoch, den 6. Juni 2018

Rögen 56–58

23843 Bad Oldesloe

T 0 45 31 | 8 89-0

www.wfbm-od.de

Die Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe

gehören zur Gruppe Norddeutsche

Gesellschaft für Diakonie.

200 m

200 m

Rögen

TÜV-Station

A21

75

Kiel

Hamburg

Bad Oldesloe

Süd

Zentrum OD,

Lübeck

Rögen 56–58Sandkamp 3

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Markt der Möglichkeiten – die Job-Messe der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe

Zurzeit haben neun Personen von den Stormarner Werkstätten einen ausge-lagerten Arbeitsplatz. Das bedeutet, die Mitarbeitenden sind weiterhin in den Werkstätten angestellt, arbeiten aber vier Tage die Woche an ihrem ausgelagerten Arbeitsplatz. Jobchoach Dörner machte den Interessierten auf dem Markt der Möglichkeiten klar: „Die Beschäftigung von Menschen mit Handi-cap ist ein sichtbares Zeichen von hoher sozialer Kompetenz des Unternehmens.“

Auch der Integrationsfachdienst der Arbeiterwohlfahrt sowie die Eingliede-rungshilfe des Kreises Stormarn vermit-telten die theoretischen Informationen zum Thema. Unter anderen wurde deutlich, dass es durch das Budget für Arbeit finanzielle Unterstützung für die Firmen von bis zu 75 Prozent gibt, wenn sie einen Kollegen mit Handicap einstellen.

Auch das praktische Beispiel, das die Kollegen von CSP Products lieferten, brachte Erkenntnisse für die Anwe-senden. CSP, ein Teilehersteller für VW-Käfer und Bulli mit Sitz in Bargte-heide, beschäftigt zwei Kollegen der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe auf ausgelagerten Arbeitsplätzen in seinem Unternehmen: Sven Siewert und Veysi Üzer. Sven Siewert ist mitt-lerweile eineinhalb Jahre im Betrieb – und nicht mehr wegzudenken. Beide Seiten, das wurde auf dem Markt der Möglichkeiten deutlich, sind mehr als zufrieden. „Hier gibt es viel für mich zu tun, die Kollegen sind nett. Ich brauche einfach Werkzeug in der Hand“, erklärte Sven Siewert. „Er war von Anfang an gut integriert“, erklärte Martin Mette, Leiter der Produktion. Genauso wie sein Kollege Felix Stodieck, Versandleiter bei CSP, spricht er von einer Win-Win-Situation. Und das soll langfristig auch so bleiben. Das Unternehmen plant Sven Siewert noch in diesem Jahr einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz anzubieten.

Damit wäre genau das erreicht, was auch Ziel der Werkstatt ist – Menschen mit Handicap auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu vermitteln.

Wenn es nach den Stormarner Werk-stätten geht, dann sollen es noch mehr Kolleginnen und Kollegen mit Handi-cap werden, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Fuß fassen. Die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht – wenn denn mehr Unternehmen auch diesen Personenkreis als Arbeitskräfte für sich entdecken würden. Dazu Ste-phan Bruns: „Im Hamburger Abendblatt war zu lesen: „Stormarns Wirtschaft brummt weiter“. Das ist erfreulich! Gleichwohl wird in dem Artikel aber auch ein Problem genannt, das nicht neu, aber weiterhin gravierend ist: der Fach-kräftemangel. Die Geschäftsführerin des Wirtschaftsverbandes für Holstein und Hamburg (VSW), Nicole Marquardsen, erklärt nämlich, dass Fachkräftemangel das falsche Wort ist, es müsste viel mehr Arbeitskräftemangel heißen, weil das auch für den Bereich der Ungelernten gilt.

Vertreter von Firmen und der Industrie- und Handelskammer informierten sich auf dem Markt der Möglichkeiten über Wege, Menschen mit Handicap zu beschäftigen.

Veysi Üzer und Sven Siewert (vorn) arbeiten beide auf einem ausgelagerten Arbeitsplatz bei CSP.

Hier im Bild mit ihren Chefs Martin Mette und Felix Stodieck.

Ein ausgelagerter Arbeitsplatz bei CSP, was bedeutet das eigentlich? Moderatorin Kerstin Kuhlmann-Schultz im Gespräch mit Jobchoach Jens Dörner, Sven Siewert und Martin Mette.

Bad Oldesloes Bürgermeister Jörg Lembke, der Leiter des Bürgeramtes der Stadt, Thomas Sobczak und Einrichtungsleiter Stephan Bruns tauschen sich aus.

Yvonne Grohmann arbeitet seit 15 Jahren in der Werkstatt, davon die meiste Zeit in der Montage. Hier baut sie gerade BonnieBoxxen zusammen.

„Mir macht es Spaß in der Montage zu arbeiten. Hier habe ich eine große Vielfalt. Ich bin auch schon gefragt worden, ob ich ausgelagert arbeiten möchte, aber das kann ich mir zur Zeit nicht vorstellen. Vielleicht später mal. Ich bin froh, dass es die Werkstatt gibt. Menschen mit Handicap haben dadurch die Chan-ce zu arbeiten und Geld zu verdienen. Und das finde ich klasse.“

Ich kann Ihnen dazu sagen, dass wir Ihnen hier mit vielen qualifizierten Kolleginnen und Kollegen Unterstützung bieten können“, unterstrich Stephan Bruns. „Frau Marquardsen führt weiter aus, dass Mitarbeitergewinnung und Mitarbeiterbindung ein deutlich höheres Engagement von Unternehmen fordert als früher. Vor diesem Hintergrund ist es ein bisschen schade, dass von gut 200 eingeladenen Unternehmen aus dem Kreis Stormarn relativ wenige der Ein-ladung zu dieser Veranstaltung gefolgt sind.“

Aber, steter Tropfen höhlt den Stein, auch im kommenden Jahr soll es wieder einen Markt der Möglichkeiten geben: „Wir wollen damit grundsätzlich ein Forum schaffen sich zu informieren“, so Jan Domeier, Leiter des Bildungs-zentrums der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe. Es sollte immer wieder deutlich gemacht werden, dass es auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt viele Möglichkeiten für Menschen mit Handi-cap gibt.

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Viele Gäste des Café Eigenart in Bad Oldesloe sind sich einig: „Wir kommen immer gerne hierher, es ist einfach lecker und die Leute hier sind nett.“ Das freut uns natürlich besonders. Seit zwei Jahren betreiben wir das Café an der Hamburger Straße 2, wir haben es damals vom Ausbildungsverbund Stormarn/Lauenburg übernommen und wieder belebt.

Haben sich damals noch Auszubildende um das Wohl der Gäste gekümmert, so sind es seit zwei Jahren unsere Kol-leginnen und Kollegen mit Handicap. Angeleitet werden sie von der Fachkraft für Arbeits-und Berufsförderung, Kondi-tor Karsten Peter Holst. Der sorgt mit seinem Team dafür, dass es neben einem leckeren Frühstück auch vier Mittagstische sowie Kaffee und Kuchen gibt. Ein Mittagstisch wird in der Küche der Stormarner Werkstät-ten zubereitet, drei andere entstehen direkt im Café Eigenart. Seit einigen Monaten gibt es in unse-rem Café für bedürftige Menschen die Möglichkeit, gratis einen Becher Kaffee zu bekommen. Was im Süden Italien mit dem Satz „C’e un sospeso?“ seit Jahrzehnten längst Gewohnheit ist, etabliert sich jetzt auch in Bad Oldes-loe. „Gibt es einen Aufgehobenen?“, so die Übersetzung aus dem Italieni-schen, meint dabei folgendes: Wer die Spendierhosen anhat, der zahlt zwei Kaffee, trinkt aber nur einen. Der Baris-ta notiert die gespendeten Kaffee und wer sich keinen leisten kann, der kann einen „Aufgehobenen“ bekommen. Bei uns heißt die Aktion „Grundrecht auf Kaffee“ und gefragt werden muss nicht. Wertbons in Form eines Kaffee-potts hängen in unserem Café an einer Magnettafel und können einfach abge-nommen und eingelöst werden.

Wir beteiligen uns gerne an der Aktion „Grundrecht auf Kaffee“, die von „Wir für Bad Oldesloe“ ins Leben gerufen wurde. „Als wir von der Aktion gehört haben, haben wir sofort gesagt, lass uns das machen“, erklärt der Einrichtungslei-ter der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe, Stephan Bruns. Die Aktion passe wunderbar zum Leitgedanken der Diakonie.

Das Team vom Café Eigenart ist von montags bis donnerstags für die Gäste da.

Café Eigenart-Chef Karsten Peter Holst berichtet: „Die Erfahrung zeigt, dass es fast jeden Tag mindestens einen Spender und mittlerweile auch fast jeden Tag Menschen gibt, die sich trauen einen Kaffee zu nehmen. „Viele unserer Stammkunden beteiligen sich sehr gerne.“

Café Eigenart – Frühstück, Mittag, Kaffeetrinken

„Ich brauche Werkzeug in der Hand“ Sven Siewert arbeitet mit Leidenschaft an einem ausgegliederten Arbeitsplatz der Stormarner Werkstätten

Rund 11.000 Menschen mit

Behinderungen arbeiten hier­

zulande in Werkstätten – zwei

Drittel davon in den 21 diakoni­

schen Einrichtungen. Wie sieht

die Arbeit dort konkret aus?

Wie offen ist die Gesellschaft

für Menschen mit Behinde­

rungen? Wie wirksam ist Inklu­

sion? Die Serie „Miteinander“

in Zusammenarbeit mit der

Diakonie Schleswig­Holstein

informiert darüber.

BARGTEHEIDE Ob Brems­

klötze verpacken oder Schrau­

ben für Vergaser montieren –

Sven Siewert liebt seinen

Job. Der 29­Jährige ist ei­

ner von sieben Mitarbeitern

der Stormarner Werkstätten

Bad Oldesloe, die in ausge­

wählten Betrieben der Region

einen ausgegliederten Arbeits­

platz gefunden haben. Tätig

ist er bei „CSP­Products“ in

Bargteheide – einem Autoteile­

händler, der Produkte für Volks­

wagen­Oldtimer wie den legen­

dären Käfer oder Bulli herstellt.

„Hier gibt es viel für mich

zu tun“, sagt Siewert, dessen

Handicap aus einer Lernbehin­

derung besteht. „Ich brauche

die Arbeit, sie ist mein Leben“,

ergänzt der Bad Oldesloer und

kommt aus dem Schwärmen

gar nicht mehr heraus. „Wenn

ich nicht mehr arbeiten könnte,

würde ich depressiv werden.“

Von 7 Uhr bis 14.30 Uhr ist

Siewert bei CSP­Products tä­

tig. Er agiert dort ohne Beglei­

tung, kann sich bei Bedarf aber

jederzeit an seinen Jobcoach

von den Stormarner Werkstät­

ten wenden. Zugeteilt werden

ihm Aufgaben, die seinen Fä­

higkeiten entsprechen.

Von montags bis donnerstags

gehört er so mit zum Team

des Autoteilehändlers. Nur je­

den Freitag hilft er weiterhin

in der Fahrradwerkstatt „Rad

Oldesloe“ der Stormarner Ein­

richtung mit, um den Kontakt

dorthin nicht zu verlieren und

Förderangebote nutzen zu

können. Sven Siewert sagt über sich

selbst, dass er immer gern et­

was zu tun habe und beschreibt

sich als „ein bisschen hibbe­

lig“. Sein größter Traum sei es,

später als Festangestellter bei

dem Autoteilehändler beschäf­

tigt zu sein. „Ich brauche Werk­

zeug in der Hand“, begründet

er diesen Wunsch. „Ich bin

pünktlich, mache meine Auf­

gaben ordentlich, undwenn ich

Fragen habe, frage ich.“

Anliegen der Stormarner

Werkstätten Bad Oldesloe ist

es, alle Mitarbeiter mit Handi­

cap fit zu machen – für Tätig­

keiten in den Werkstätten und

möglichst auch für eine Stelle

auf dem allgemeinen Arbeits­

markt. Ziel dabei ist es, die

geistig, körperlich, psychisch

und mehrfach behinderten

Menschen aus dem Kreis Stor­

marn durch Arbeit und beruf­

liche Bildung zu integrieren.

Jeder Beschäftigte wird für sei­

nen Einsatz entlohnt.

Seit rund einem halben Jahr

arbeitet Siewert nun schon bei

CSP­Products in Bargteheide.

„Er war von Anfang an gut in­

tegriert“, lobt Produktionsleiter

Martin Mette. „Wir finden es

gut, dass Menschen mit Be­

hinderungen nicht nur in den

Werkstätten arbeiten, sondern

auch direkt in den Betrieben.

Deshalb sind wir bei diesem

spannenden Projekt auch so

gern mit dabei.“ Ebenfalls

Jobcoach Jens Dörner zieht

eine positive Bilanz: „Sven

Siewert fühlt sich einfach

wohl bei CSP. Ich glaube, wir

haben genau den richtigen

Job für ihn gefunden.“ Sibylle Bremer

Infos: www.shz.de/diakonie­sh.

Rund 11000 Menschen mit

Behinderungen arbeiten hier-

zulande inWerkstätten– zwei

Drittel davon in den 21 diako-

nischen Einrichtungen. Wie

sieht die Arbeit dort konkret

aus?Wie offen ist dieGesell-

schaft für Menschen mit Be-

hinderungen? Wie wirksam

ist Inklusion? Die Serie „Mit-

einander“ in Zusammenarbeit

mit der Diakonie Schleswig-

Holstein informiert darüber.

BARGTEHEIDE Ob Brems-

klötze verpacken oder

Schrauben für Vergasermon-

tieren – Sven Siewert liebt

seinen Job. Der 29-Jährige ist

einer von sieben Mitarbeitern

der Stormarner Werkstätten

Bad Oldesloe, die in ausge-

wählten Betrieben der Regi-

on einen ausgegliederten Ar-

beitsplatz gefunden haben.

Tätig ist er bei „CSP-Pro-

ducts“ in Bargteheide – ei-

nem Autoteilehändler, der

Produkte für Volkswagen-

Oldtimer wie den legendären

Käfer oder Bulli herstellt.

„Hier gibt es viel für mich zu

tun“, sagt Siewert, dessen

Handicap aus einer Lernbe-

hinderung besteht. „Ich brau-

che die Arbeit, sie istmein Le-

ben“, ergänzt der BadOldes-

loer und kommt aus dem

Schwärmen gar nicht mehr

heraus. „Wenn ich nicht mehr

arbeiten könnte, würde ich

depressiv werden.“Von 7 Uhr bis 14.30 Uhr ist

Siewert bei CSP-Products

tätig. Er agiert dort ohne Be-

gleitung, kann sich bei Bedarf

aber jederzeit an seinen Job-

coach von den Stormarner

Werkstätten wenden. Zuge-

teilt werden ihm Aufgaben,

die seinen Fähigkeiten ent-

sprechen. Von montags bis

donnerstags gehört er so mit

zumTeamdesAutoteilehänd-

lers. Nur jeden Freitag hilft er

weiterhin in der Fahrradwerk-

statt „Rad Oldesloe“ der

Stormarner Einrichtung mit,

um den Kontakt dorthin nicht

SvenSiewert arbeitetmit Leidenschaft aneinemausgegliedertenArbeitsplatz der S

tormarnerWerkstätten

zu verlieren und Förderange-

bote nutzen zu können.

Sven Siewert sagt über

sich selbst, dass er immer

gern etwas zu tun habe und

beschreibt sich als „ein biss-

chen hibbelig“. Sein größter

Traum sei es, später als Fest-

angestellter bei dem Autotei-

lehändler beschäftigt zu sein.

„Ich braucheWerkzeug in der

Hand“, begründet er diesen

Wunsch. „Ich bin pünktlich,

mache meine Aufgaben or-

dentlich, undwenn ichFragen

habe, frage ich.“Anliegen der Stormarner

WerkstättenBadOldesloe ist

es, alle Mitarbeiter mit Handi-

cap fit zu machen – für Tätig-

keiten indenWerkstättenund

möglichst auch für eine Stelle

Sven Siewert montiert Betätigungsstangen. FOTO: RUFF

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auf dem allgemeinen Arbeits-

markt. Ziel dabei ist es, die

geistig, körperlich, psychisch

und mehrfach behinderten

Menschen aus dem Kreis

Stormarn durch Arbeit und

berufliche Bildung zu inte-

grieren. Jeder Beschäftigte

wird für seinen Einsatz ent-

lohnt.Seit rund einemhalben Jahr

arbeitet Siewert nun schon

bei CSP-Products in Bargte-

heide. „Er war von Anfang an

gut integriert“, lobt Produkti-

onsleiter Martin Mette. „Wir

findenesgut, dassMenschen

mit Behinderungen nicht nur

in den Werkstätten arbeiten,

sondern auch direkt in den

Betrieben. Deshalb sind wir

bei diesem spannenden Pro-

jekt auch so gern mit dabei.“

Ebenfalls Jobcoach JensDör-

ner zieht eine positive Bilanz:

„Sven Siewert fühlt sich ein-

fach wohl bei CSP. Ich glau-

be, wir haben genau den rich-

tigen Job für ihn gefunden.“Sibylle Bremer

� Infos: www.shz.de/diakonie-sh.

„Ich braucheWerkzeug in der Hand“

aus dem Stormarner Tageblatt vom 6. Oktober 2017

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Veränderungen beginnen in kleinen Schritten – schon ein Praktikum außerhalb der Werkstatt stärkt Mitarbeitende mit Handicap.

Daran erinnert sich Sabine Knetsch (50) genau. Vier Wochen war die Kolle-gin, die in den Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe in der Hauswirtschaft arbeitet, Praktikantin im Haus am Königsteich, einem Bad Oldesloer Alten- und Pflegeheim, das von den Johannitern geleitet wird. „Ich habe dort in der Wäscherei gear-beitet“, erzählt Sabine Knetsch voller Begeisterung. „Ich habe auf den einzel-nen Etagen die schmutzige Wäsche der alten Leute eingesammelt. Die Wäsche wurde gewaschen, ich habe sie gebügelt und dann wieder zusammengelegt. Ich habe auch die sauberen Handtücher zusammengelegt, die braucht das Pfle-gepersonal, wenn es die pflegebedürfti-gen Menschen wäscht.“ Sabine Knetsch hat den Kontakt zu den Bewohnern genossen. „Ich habe mich viel mit den alten Leuten unterhalten, sie sind mir richtig an Herz gewachsen.“

Die Kollegin der Stormarner Werkstät-ten Bad Oldesloe wäre gerne geblieben im Haus am Königsteich. Aber nach vier Wochen Praktikum war für die Bad Oldesloerin, die eine Lernschwäche hat, Schluss. „Die Zeit dort war wunder-schön, ich habe mich sehr wohl gefühlt. Keiner hat mich schräg angeguckt. Die hätten mich auch gerne behalten, aber das ging nicht.“ Sabine Knetsch geht gestärkt aus dem Praktikum. Ihre Einstellung hat sich verändert: Jetzt traut sie sich einen Job auf einem ausgelagerten Arbeits-platz zu, vielleicht, aber nur vielleicht, später sogar auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. „Da bin ich mir nicht sicher, das ist vielleicht doch zu stressig. Ich weiß nicht, ob ich damit zu Recht komme. Aber einen ausgelagerten Arbeitsplatz, den kann ich mir jetzt vorstellen.“ Vor ihrem Praktikum, so unterstreicht sie noch einmal, hätte sie sich das überhaupt nicht zugetraut. Und erinnert sich daran, dass sie vor dem Praktikum im Haus am Königsteich einen großen Respekt hatte.

Daran erinnert sich auch noch Beate Koch, Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung (FAB) in der Hauswirt-schaft der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe. „Ja, es ist für die Kolleginnen und Kollegen oft eine Überwindung, so einen Schritt zu gehen. Aber ich sage immer, es gibt nichts, was sie sich nicht zutrauen sollten.“ Am Beispiel von Sabine Knetsch würde sich sehr gut zeigen, welche positiven Veränderun-gen damit einhergehen würden. „Sie hat ihr Praktikum mit eins bestanden, das gibt Frau Knetsch eine sehr große Sicherheit und stärkt ihr Selbstbewusst-sein“, erklärt Beate Koch. Das zeige sich mittlerweile im Zusammenspiel mit den anderen Kolleginnen und Kollegen. Veränderung durch Überwindung also. Einen neuen Weg gehen, auch wenn er zu Beginn vielleicht sogar als Hürde empfunden wird. „Die Idee, ein Praktikum zu machen, kann durchaus als Hürde empfunden werden. Aber allein schon auf dem Weg dorthin, ins Praktikum, gibt es viel Un-terstützung“, erklärt Beate Koch.

Und auf einmal, so sei es in der Regel, „wachsen die Kolleginnen und Kollegen über sich hinaus“. Veränderungen gebe es aber nicht nur dann, wenn die Mit-arbeitenden ins Praktikum oder sogar auf einen ausgelagerten Arbeitsplatz gehen würden. „Es ist doch auch hier in der Werkstatt so, dass bestimmte Strukturen, Absprachen oder Pläne dafür sorgen, dass sich etwas bei den Menschen verändert.“

Jens Dörner, Jobcoach der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe, betont: „Wenn es das richtige Praktikum war, dann verändert sich was. Die Menschen werden selbstbewusster, sie trauen sich mehr zu und wissen, sie haben es gut geschafft und können bestehen. Das hat oft zur Folge, dass sie ein zweites Prak-tikum machen wollen oder sich für einen ausgelagerten Arbeitsplatz interessie-ren“, erklärt der Jobcoach. „Manche Kolleginnen und Kollegen machen wirklich große Sprünge in ihrer persön-lichen Entwicklung.“ Da könne jemand,

der gerne Sprüche klopft, durchaus ernsthafte Züge entwickeln. All diese Entwicklungen, diese Veränderungen würden allerdings nicht sofort sichtbar werden. „Das braucht Zeit.“ Diejenigen, die im Praktikum nicht glücklich sind, so Jens Dörner, hätten für sich ein Stück mehr Klarheit darü-ber, „was sie nicht wollen“, – auch ein Erfolg: Zu wissen, was man nicht will, ist ja auch schon ein kleiner Schritt zur Veränderung – ein neues Praktikum kann dann später in einem ganz ande-ren Bereich absolviert werden.

Das Praktikum außerhalb der Werkstatt – Veränderung durch Überwindung

Fotos links: Fühlt sich nach ihrem Praktikum gestärkt: Die Mitarbeitende der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe, Sabine Knetsch.

Beim Wäsche zusammenlegen: Die Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung, Beate Koch, hat die Erfahrung gemacht, dass die Mitarbeitenden über sich hinaus wachsen können.

Jens Dörner, Job-Coach der Stormarner Werk-stätten Bad Oldesloe, nimmt die Veränderung auch als großen Sprung in der persönlichen Entwicklung wahr.

Der Führerschein – Zusatzqualifikation für den allgemeinen Arbeitsmarkt

In bestimmten Fällen unterstützt die Werkstatt Mitarbeitende beim Erwerb des Führerscheins der Klasse B. 1000 Euro stellt die Werkstatt pro Person zur Verfügung, der Rest muss von den Fahrschülern selbst aufgebracht werden.„Das machen wir jetzt seit zwei Jahren“, erklärt der Leiter des Begleitenden Dienstes, Falko Wildgrube.

„Wir unterstützen das, weil der Führerschein eine zusätzli-che Qualifikation für die Vermittlung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt sein kann.“ Seitdem haben das zwei Mitarbeitende in Anspruch ge-nommen. Zwei neue Kandidaten haben jetzt entsprechende Anträge eingereicht.

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Glücksfall Arbeit – Die Ausstellung

Nachdem wir unsere Ausstellung „Glücksfall Arbeit“ bereits erfolg-reich in Bad Oldelsoe, im Kreishafen Rendsburg und bei der Förde Spar-kasse in Kiel gezeigt haben, ist die Ausstellung jetzt noch bis zum 5. Oktober im Bargteheider Stadt-haus zu sehen. Diesmal sind wir eine Kooperation mit der Volkshoch-schule Bargteheide eingegangen.

Auch in der Ausstellung beschäftigen wir uns mit dem Thema Arbeit: So man-cher kennt das vielleicht, der Urlaub, das Wochenende ist vorbei, es geht wieder zur Arbeit. Und die Gedanken kreisen: Ich habe gar keine Lust, mir wird das alles zu viel, vielleicht sollte ich etwas anderes machen, alles hin-schmeißen. Fragen tauchen auch: Was bedeutet mir meine Arbeit, macht sie mich glücklich oder ist sie notwendiges Übel? Was wäre, wenn ich keine Arbeit mehr hätte? Geht es nicht auch anders, etwa mit einem bedingungslosen Grundeinkommen? Wir wollten es genau wissen und haben nach dem Sinn von Arbeit und dem Stellenwert bei den Menschen gefragt. Die Antworten von den Menschen mit und ohne Handicap finden sich in unse-rer Ausstellung „Glücksfall Arbeit“.

Die Ausstellung lädt die Besucherinnen und Besucher ein, sich mit den Gedan-ken der Interviewpartner zum Thema Arbeit auseinanderzusetzen. Zu ihnen gehören sowohl Menschen mit Handi-cap – ihre Teilhabe am Arbeitsleben und an einem Leben in der Gemein-schaft war und ist bis heute nicht immer selbstverständlich – als auch

Personen, die ohne eine Einschränkung ihrem Beruf, ihrer Arbeit nachgehen.

Wie die Bürgermeisterin der Stadt Bargteheide, Birte Kruse-Gobrecht. „Unsere Gesellschaft setzt Arbeit voraus, um am gesellschaftlichen Leben teilzu-nehmen“, erklärt die Verwaltungsche-fin. Auch sie ist auf einer Ausstellungs-tafel präsent. „Meine Arbeit ist mir wichtig. Ich kann etwas tun, was mich ausfüllt. Ich kann etwas Sinnstiftendes tun. Und es füllt mich aus, wenn ich etwas bewegen kann.“

Oder der ehemalige Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, Torsten Albig. Für ihn bedeutet Arbeit „mit anderen das Leben zu leben und nicht ausgegrenzt zu sein.“ Eine Gesellschaft funktioniere nur dann, wenn sie alle Menschen mit einschließe, das sei ja auch der Gedanke der Inklusion. „Es ist egal an welcher Stelle ich stehe in der Gesellschaft, an jeder Stelle muss ich meinen Wert und meine Würde finden können.“ Gerade über die Arbeit würde man seine Würde und seinen Wert finden. „Verhindert man die Möglichkeit, sich einzubringen, dann nimmt man den Menschen ihre Würde. Jede Arbeit

ist für sich von großer Bedeutung für die Funktion der Gesellschaft. Es gibt niemanden, der nicht etwas könnte. Wir müssen die Menschen in ihrer Unter-schiedlichkeit verstehen.“

Arbeit, das wird auf den Ausstellungs-tafeln deutlich, ist mehr als von mor-gens bis abends einer Tätigkeit nach-zugehen und damit Geld zu verdienen. Ein Arbeitsplatz ist Lebensraum, bietet Platz um soziale Kontakte zu pflegen, bietet Raum, sich zu stärken, sich zu prüfen und auszutesten. Arbeit lässt einen Menschen wachsen. Mal frustriert Arbeit, mal mach sie glücklich. Sie hebt das Selbstbewusstsein und strukturiert den Tag.

Ohne Arbeit zu sein, ist für viele Menschen unvorstellbar. Das berichtet auch Manuela Herr, Servicekraft im Café Eigenart bei den Stormarner Werkstät-ten Bad Oldesloe: „Ich war schon ein-mal eine Weile arbeitslos, ich weiß was das heißt. Man fällt in ein tiefes Loch. Man hat das Gefühl, nicht gebraucht zu werden. Wenn man Arbeit hat, dann ist man ausgelastet, hat seine Bestätigung – auch von der Gesellschaft.“

Für den Einrichtungsleiter der Stormar-ner Werkstätten Bad Oldesloe, Stephan Bruns, ist klar: „Keiner maße sich an, dem jeweils anderen seine Vorstellung von Arbeit und Leistung aufzustempeln und von ihm abzufordern. Es wäre eine Selbstüberschätzung der eigenen Bedeutung.“ Arbeit diene nicht dazu reich und reicher zu werden, sie solle vielmehr dem Menschen und seinen Mitmenschen dienlich sein. „Arbeiten im Sinne Gottes schließt Unterdrückung und Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur aus. Entsprechend geht es auch nicht darum, den größtmöglichen mate-riellen Gewinn für sich selbst aus ihr, der Arbeit, zu erzielen. Arbeit ist in erster Linie sinnstiftend für sich und ande-re.“ Wenn sie das sei, dann sei es der „Glücksfall Arbeit“ und dafür „können wir dankbar sein“.

Carsten Zarp, Leiter der Abteilung Stiftungsmanagement und Projekte der Förde Sparkasse, kommentierte die Ausstellung in seinen Räumen so: Die Texte und Bilder würden kraftvoll von der Sinnhaftigkeit von Arbeit berich-ten. Sie würden ebenso die Kraft und Entschlossenheit dokumentieren, mit denen die Menschen ihrer Arbeit nach-gehen. Die Ausstellung würde jedem einen Spiegel vorhalten. Auch Zarp selbst. „Ich bin froh, dass ich jeden Tag mit Arbeit füllen kann. Ich freue mich, auch morgen wieder hier arbeiten zu können.“

Fotos von links:

Bestes Wetter und Riesen-Resonanz bei der Ausstellung im Freien: Kreishafen Rendsburg.

Einrichtungsleiter Stephan Bruns mit dem Leiter des Stiftungsmanagements der Förde Sparkasse, Carsten Zarp.

Der zur Zeit der Ausstellung amtierende Minis-terpräsident Torsten Albig vertieft sich in die Ausstellungstafeln.

Gute Stimmung bei der Eröffnung unserer Ausstellung bei der Förde Sparkasse in Kiel

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Mehr als 20 Auszubildende von Mercedes Benz aus Bremen enga-gierten sich jetzt im Rahmen ihres einwöchigen Entwicklungsworkshops in den Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe. Zwei Tage lang arbeiteten die Frauen und Männer an insgesamt drei Projekten.

Am Standort in Elmenhorst bauten sie ein Carport, für das Bildungszentrum am Sandkamp in Bad Oldesloe planten und bauten sie eine Sitzgruppe und sanierten die Holzbalken der großen Terrasse. Warum macht Mercedes Benz das? „Wir machen das, weil wir die jungen Menschen, die bei uns anfangen, in Verantwortung bringen wollen“, erklärt Ausbildungsmeister Paul Dick. „Wir wollen Begegnungen schaffen mit behinderten Menschen, mit Geflüch-teten. Das machen wir, um Vorurteile abzubauen und Denkweisen zu durch-brechen. Ein gemeinsames gemeinnüt-ziges Projekt soll die Gruppendynamik stärken und einen interkulturellen Austausch schaffen.“ Zur Mercedes-Gruppe gehören auch drei Flüchtlinge, die mit anpacken und an allen Angeboten teilnehmen.

Durch den Workshop – die jungen Leute werden zur Fachkraft für Metalltech-nik ausgebildet – solle unter anderem das Thema soziale Arbeit und soziale Dienste wertgeschätzt werden. „Für uns ist total wichtig teilzuhaben an dem, was um uns herum passiert. Wir bauen nicht nur Autos, sondern haben ein großes Interesse an all den Dingen, die um ums herum passieren“, unterstrich der Ausbildungsleiter. Und betonte, dass die Azubis auch für die Themen Rassismus und Fremdenhass sensibili-siert werden sollen. Für die Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe hat das Engagement von Mercedes Benz Bremen eine besondere Qualität. „Ich bin beeindruckt davon, dass Mercedes mit dieser Projektar-beit gerade zu Beginn der Ausbildung junger Leute deutlich macht, dass es immer auch um soziales Engagement anderen und insbesondere benach-

teiligten Menschen gegenüber geht“, erklärte Einrichtungsleiter Stephan Bruns. „Ich habe mich sehr gefreut zu sehen, mit welcher Freude und wel-chem Elan die Auszubildenden ans Werk gegangen sind und die Projektideen umgesetzt haben. Dafür danke ich den jungen Leuten und ihren Ausbilderin-nen und Ausbildern ganz herzlich!“

Auch der Leiter des Bildungszentrums am Sandkamp, Jan Domeier, zeigte sich beeindruckt von den Auszubilden-den. „Das sind sehr engagierte junge Menschen, sehr motiviert. Sie sind in die Verantwortung gegangen. Sie haben vorrausschauend gearbeitet, waren sehr pflichtbewusst“, erklärte er. „Die Kollegen und Kolleginnen mit Handi-cap und die Mercedes-Auszubildenden hatten keine Berührungsängste. Es war von beiden Seiten eine wunderbare Neugierde da.“

Der Autobauer, so nimmt Domeier es wahr, investiere in seine Auszubilden-den, „die nehmen das ernst“.

Für die jungen Leute aus Bremen war der Aufenthalt in Bad Oldesloe bereits der zweite Entwicklungsworkshop. Gleich zu Beginn ihrer Ausbildung im September vergangenen Jahres gab es schon einen in Bad Zwischenahn. „Das hat schon eine hohe Qualität. Projekt-arbeit wird gefördert, in Teams zu ar-beiten wird gefördert. Die jungen Leute müssen sich auseinandersetzen, um zu einem guten Ergebnis zu kommen. Die Sozialkompetenzen werden gefördert, das ist klasse“, so Jan Domeier. Ihr Einsatz bei uns wurde von den Mercedes-Auszubildenden übrigens als Video dokumentiert und wird bei der nächsten Betriebsversammlung des Unternehmens in Bremen gezeigt – vor 13 000 Mitarbeitern!

Der Stern und wir Auszubildende von Mercedes Benz verbringen Teile ihres Entwicklungs-Workshop bei uns

Der größte Teil der Auszubildenden von Mercedes Benz hat an Projekten im Sandkamp gearbeitet. Dort ist das Bildungszentrum der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe. Unter anderem ist eine Sitzecke entstanden.

In Elmenhorst – hier sind unsere Polsterei und der Büroservice untergebracht – haben die Auszubildenden ein Carport aufgebaut.

Wie neu! Die Holzpfeiler der großen Terrasse im Sandkamp wurden abgeschliffen und neu gestrichen.

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Gleich mehrmals sind sie bei den Special Olympics in Kiel angetreten und haben alles auf Sieg gesetzt: Die beiden Rollstuhlfahrer Niels Klüver und Stephan Paschen holten in ihren Disziplinen locker mehrmals Edelmetall. Ob Kugelstoßen, 50- oder 400-Meter-Rennen, die sportlichen Kollegen der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe fuhren auf der Siegerspur.

Die 400-Meter-Runde meisterte Stephan Paschen alleine, ohne Gegner. Aber bejubelt und angefeuert von den vielen Zuschauern. Das war sogar den Kieler Nachrichten ein Bericht wert. „So richtig alleine habe ich mich gar nicht gefühlt. Die Zeit war mein Gegner und meine Freunde waren die, die mich alle angefeuert haben“, erzählt Stephan Paschen. Trotzdem: Ohne Konkurrenz zu starten, so Paschen, sei für einen Sportler nicht schön. Das musste auch Niels Klüver beim Kugelstoßen erleben. Kein aktiver Gegner, an dem er sich messen konnte. Nur die vorgegebene Weite.

Anders war es bei den Kolleginnen Heike Steinhöfel und Anne Sofie Preuß. In ihren Disziplinen gab es sehr starke Konkurrenz. Und doch reichte es bei Anne Sofie Preuß im 75-Meter-Lauf der Frauen zum dritten Platz, somit konnte sie die Bronzemedaille mit nach Hause nehmen. Für Heike Steinhöfel gab es beim Kugel-stoßen den fünften und beim 100- Meter-Lauf der Frauen den 7. Platz. Ein wenig war die Athletin enttäuscht, unterm Strich nahm sie es aber olym-pisch: „Dabeisein ist alles. Es war ein richtig gutes Gefühl und hat unheim-lich Spaß gemacht.“

Special Olympics – Gold und Bronze für das Team der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe

Stephan Paschen, der konkurrenzlos auf die 400-Meter-Strecke ging, wird vom Fotografender Kieler Nachrichten abgelichtet.

Auf die Plätze, fertig, los: Besonders erfolgreich waren unsere Athletinnen und Athleten auf der Tartanbahn.

Die Teilnehmenden wurden begleitet und gecoacht von Kathleen Freymann, ihr zu Seite als Helferin stand Susanne Lepthien. Für das Werkstatt-Team waren die Special Olympics ein echtes Erlebnis. „Das Wetter hat mitgespielt, es war nicht so heiß, die Spiele waren toll. Meine Medaillen bekommen einen Ehrenplatz“, erzählt Stephan Paschen. Einziger Minuspunkt: Das Hotel, genau-er die Ausstattung des Badezimmers. „Die war nichts für Rollstuhlfahrer.“

Während sich die Sportlerinnen und Sportler auf dem Wettkampfgelände der Uni Kiel nach dem Motto „Gemeinsam stark“ den Disziplinen stellten, neue Kontakte knüpften und andere Teil-nehmer anfeuerten, lockte die Olympia Town auf der Reventlouwiese an der Kiellinie viele Menschen an. Ein großes Zelt wurde dabei auch von der Diakonie bespielt. Die Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe präsentierten dort Teile ihrer Ausstellung „Glücksfall Arbeit“.

Unter anderem war auch ein Aufsteller mit der Schwimmerin und erfolgrei-chen Paralympics-Teilnehmerin Kirsten Bruhn zu sehen – eine der bekanntes-ten Schwimmerinnen im deutschen Behindertensport.

Unser Team der Special Olympics in Kiel: Heike Steinhöfel, Kathleen Freymann, Anne Sophie Preuß, Susanne Lepthien, Stephan Paschen und Niels Klüver.

Anne Sophie Preuß beim Weitsprung – sie holte Gold.

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Vom 17. bis 21. April waren wir mit einem Stand auf der Werkstätten:Messe in Nürnberg. Diese Messe, die es be-reits seit 1991 gibt, ist zum einen eine Leistungsschau der Werkstätten für behinderte Menschen und zum anderen eine Fachmesse für berufliche Teilhabe. Es wurden neue interessante Angebote und Produkte gezeigt, Fortbildungs-maßnahmen für Fachkräfte vorgestellt und Ausbildungsmöglichkeiten sowie Konzepte präsentiert, die Menschen mit Behinderung Raum zur Entfaltung ihrer Möglichkeiten bieten.

In Nürnberg wurde deutlich, wie Ar-beitsprozesse gestaltet werden können, damit Inklusion möglich ist. Denn, kei-ne Frage: Bei dieser Sozialmesse steht der Inklusionsprozess im Vordergrund. Bei unterschiedlichen Veranstaltungen wurden Fragen gestellt, wurde disku-tiert: Was ist Inklusion und wie kann diese umgesetzt werden? Was muss sich hierfür in Politik, Wirtschaft und Ge-sellschaft ändern? Und vor allem: Wie sehen das die Kolleginnen und Kollegen mit Handicap selbst? Und natürlich haben sich viele Werk-stätten mit ihren Produkten präsen-tiert. So auch wir: Wir haben unsere Produkte aus der Reihe Handic@pp –

besonders begehrt waren die See-säcke – sowie unsere BonnieBoxxen ausgestellt. Damit waren wir eine von insgesamt 20 Werkstätten und Einrich-tungen, die sich unter dem Schleswig-Holstein-Dach der Landesarbeitsge-meinschaft gezeigt haben.

Unser Messe-Team bestand aus Jörn Baasner, Falko Wildgrube im Wechsel mit Torben Zacharias, Marvin Reimers, Florian Oschkinat, Yvonne Grohmann sowie Kerstin Kuhlmann-Schultz. Dieses Team hat sehr erfolgreich sowohl handic@pp-Produkte als auch BonnieBoxxen an den Mann oder die Frau gebracht.

Werkstätten:Messe 2018 in Nürnberg – mit handic@pp und BonnieBoxx erfolgreich

Werkstätten:Messe 2018 in Nürnberg – mit handic@pp und BonnieBoxx erfolgreich

Mehr als 20 Werkstätten und Einrichtungen aus Schleswig-Holstein präsentierten sich in Nürnberg.

Produktionsleiter Jörn Baasner mit Produkten aus unserer Serie handic@pp.

Yvonne Grohmann und Florian Oschkinat bauten vor Ort die BonnieBoxxen zusammen.

Am Rande bemerkt

Nach Angaben von Martin Berg, dem Vorstandsvorsitzenden der Bundesarbeitsgemein-schaft der Werkstätten (BAG WfbM), arbeiten derzeit in Deutschland 310.000 Männer und Frauen in 2.750 Werkstätten von 700 Trägern. Bei uns arbeiten derzeit 267 Frau-en und Männer. Besonders für Menschen mit psychischer Einschränkung nimmt die Anzahl dieser Arbeitsplätze zu. Etwa 30.000 Frauen und Männer befinden sich zu ihrer Beruflichen Bildung im Berufsbildungsbereich und über 260.000 zu ihrer Arbeits- und Berufsförderung im sogenannten Arbeitsbereich. Dabei sind etwa 17.000 so schwer behindert, dass sie einer besonderen Betreuung, Förderung und Pflege bedürfen.

Wir befinden uns in einem ständigen Prozess der Weiterentwicklung. Das betrifft unsere Arbeitsbereiche ebenso wie die berufliche Bildung. Um dem Rechnung zu tragen, nutzen wir im Bildungszentrum fortan neun iPads, mit denen wir neue Wege in der Wissensvermittlung gehen. Wir wollen damit die Unterrichtsmöglichkeiten ausbauen und verbessern. In einem iPad-gestützten Unterricht können Lerngruppen kommuni-zieren, visualisieren, reflektieren, produzieren, Inhalte strukturieren und Abläufe und Ereignisse dokumentieren. Alle Kolleginnen und Kollegen mit und ohne Handicap sollen davon profitieren. Aber auch externe Teilnehmer, die unsere Räume im Berufsbildungszentrum für Seminare nutzen, können mit den iPads arbeiten. Wir haben uns für iPads entschieden, weil die Bedienoberfläche von Apple logisch und einfach aufgebaut ist. Das bedeutet: Menschen mit unterschiedlichem Wissensstand können die Geräte individuell nutzen – genau richtig im Berufsbildungszentrum.

Digitales Lernen im Bildungszentrum

Auf dem Gelände der Stormarner Werk -stätten Bad Oldesloe können Mit-arbeitende im Tausch-Haus Sachen tauschen. „Unsere Idee ist, Dinge, die noch gut sind, nicht einfach wegzuwer-fen, sondern sie anderen zur Verfügung zu stellen“, erklärt Einrichtungsleiter Stephan Bruns. Ein Umschlagplatz von noch nutzbaren Dingen also. Auf diese Weise kann beispielsweise der aus-rangierte Kerzenständer einen neuen Liebhaber, das Hemd einen neuen Trä-ger oder die Salatschüssel einen neuen Platz in einer anderen Küche finden. Das alte Bienenhaus auf dem Gelände der Hauptwerkstatt – hier lagerten früher die Materialien für die Imke-rei – wurde dafür umgestaltet und mit Regalen versehen. Und die haben sich bereits entsprechend gefüllt.

Ein Geben und Nehmen: Einrichtungsleiter Stephan Bruns (l.) und der Leiter des Begleitenden Dienstes, Falko Wildgrube, im Tausch-Haus.

Geben und Nehmen: Das Tausch-Haus

iPads werden im Bildungszentrum zum Lernen eingesetzt.

Kurz und gut

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Fahrrad-Spaß zum Mieten Die Stormarner Werkstätten kooperieren mit der Stadt Bad Oldesloe

Bad Oldesloe ist um eine Attraktion reicher – und das mit unserer Hilfe. Seit Sommer vergangenen Jahres können bei der Stadtinfo im Kultur- und Bildungszentrum Fahrräder und E-Bikes gemietet werden. „Mietfahrrad Bad Oldesloe“ lautet die Aktion, die unter anderem von unserem Laden Rad Oldesloe und dem Team von Sven Gattinger unterstützt wird. Weitere Koope-rationspartner sind die Jugendherberge, die SeniorTrainer sowie zwei weitere Fahrradgeschäfte.

„Mietfahrrad Bad Oldesloe“ ist mit zehn Rädern gestartet. Eine Zusammen-stellung der verschiedensten Modelle für Jungen und Mädchen, Männer und Frauen. Die Räder stellen wir zur Verfügung, sie sind gebraucht aber von uns auf Vordermann gebracht worden. Entsprechend kommen die Mieteinnah-men unserer Werkstatt zugute. Unser Engagement kommt gut an: „Wir freuen uns besonders über die Unterstützung der Stormarner Werkstätten, dank deren Hilfe wir das Projekt überhaupt auf den Weg bringen konnten“, erklärte Agnes Heesch bei der Vorstellung des Projektes. Sie ist bei der Stadt Bad Oldesloe für die Öffentlichkeitsarbeit und den Tourismus zuständig.

Die zwei E-Bikes stellen Fahrradplus und Zwei-Rad Küper für den Mietservice zur Verfügung. Einen wichtigen Part übernehmen auch die SeniorTrainer beim Service „Mietfahrrad Bad Oldes-loe“. Die ehrenamtlich aktiven Oldes-loerinnen und Oldesloer kümmern sich um die Ausgabe und die Rücknahme der Räder an der Jugendherberge – und das an sieben die Tage die Woche. Und nicht nur das: Falls unterwegs mal eine Panne passiert, bietet „Mietfahrrad Bad Oldesloe“ auch einen mobilen Pannen-service an. Die SeniorTrainer reparieren platte Reifen und bieten einen Bring- sowie Abholservice an – und das alles machen sie ehrenamtlich.

Mieten kann man die Räder ganz be-quem in der Stadtinfo im Beer-Yaacov-Weg 1. Das sollte rechtzeitig geschehen, spätestens einen Tag vorher. Auch telefonische Reservierungen unter 045 31/ 504-195 oder per Mail an [email protected] sind möglich.

Und wer jetzt wissen möchte, was der Fahrradspaß kostet? Erwachsene zahlen pro Tag acht Euro, Kinder bis zu zwölf Jahren zahlen sechs Euro. Die E-Bikes kosten 22 Euro pro Tag. Ein Aufladegerät ist im Mietpreis inbegriffen. Wir tragen also dazu bei, Bad Oldes-loe attraktiver zu machen.

Auf dem Weg zur barrierefreien Sprache: Die Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe und capito Schleswig-Holstein sind Qualitätspartner

Die Einrichtungsleiter der Stormarner Werkstätten Bad Oldes-loe, Stephan Bruns hat gemeinsam mit dem Leiter von capito Schleswig-Holstein, Jan-Henrik Schmidt, die Qualitätspartner-schaft im Bereich einfache Sprache vertraglich festgehalten.

Wichtige Informationen für jeden zugänglich machen – das ist das Ziel dieser Qualitätspartnerschaft. 7,5 Millionen deutsch sprechende Erwachsene können nur eingeschränkt lesen und schreiben. „Sie werden so von selbstständiger gesellschaft-licher Teilhabe ausgeschlossen beziehungsweise sind auf Unterstützung angewiesen“, erklärt Jan Henrik Schmidt. Nach dem Kreis Schleswig-Flensburg und den Werkstätten Rendsburg-Fockbek, gehen die Stormarner Werkstätten jetzt ebenfalls eine Qualitätspartnerschaft ein. Die Kollegin Kerstin Kuhlmann-Schultz ist von capito intensiv in Sachen einfacher Sprache geschult worden. Sie kann Schriftstücke in einfache Sprache – und unterschiedliche Sprachniveaus – übersetzen.

Die Stormarner Werkstätten bieten Übersetzungen ab sofort auch für Verwaltungen oder Unternehmen an. Der Kreis Schleswig-Flensburg hatte bereits im Juli 2017 das Ziel, behördliche Schreiben zu vereinfachen und ist als erster Qualitätspartner von capito Schleswig-Holstein mit gutem Beispiel vorangegangen. „Wir haben bereits Kontakte zu unserem Kreis geknüpft und hoffen, dass er dem Beispiel des Kreises Schleswig-Flensburg folgen wird und – zielgruppenge-mäß – behördliche Schreiben in leicht verständlicher Sprache verfassen wird“, so Stephan Bruns.

Um die Richtigkeit der jeweiligen Sprachniveaus zu prüfen, werden entsprechende Prüfgruppen zusammengesetzt. Sie bestehen aus Beschäftigten der Werkstatt, die die Überset-zungen lesen und auf das Verständnis hin testen. capito Schleswig-Holstein überprüft die Schriftstücke im Nachgang ebenfalls auf Barrierefreiheit und zertifiziert sie anschließend.

Zehn Jahre an Bord der AIDAKarsten Rohde erinnert sich an den Beginn der Arbeitsbe-gleitenden Maßnahme Rudern: „Am 13. April 2008 ging die Maßnahme „Rudern“ an den Start. Nach viel Vorarbeit konnten wir unser Traumschiff, die AIDA, taufen und zum ersten Mal zu Wasser lassen. Die AIDA ist ein Ruderboot, das extra für uns nach unseren Vorstellungen gebaut wurde. Ohne Hilfe der Sparkassenstiftung der Sparkasse Holstein als Sponsor wäre diese Maßnahme allerdings nie zustande gekommen. Ein solches Ruderboot mit dem nötigen Zubehör wie zum Bei-spiel Rettungswesten wäre für die Werkstatt zu teuer gewesen. Wir lagern das Boot bei der Reinfelder Rudergemeinschaft.“

Dort wird auch nach wie vor trainiert, jeden Mittwochvor-mittag. Zum Beispiel für die Wettkämpfe in Berlin, an denen unser Team immer wieder gerne teilnimmt. Im Rahmen des Landesentscheids der Berliner Ruderer gehen auch Handicap-Teams in Rennen. „Es ist die größte deutsche Handicap-Regatta.“ 2017 war unser Team das letzte Mal am Start, 2019 will es wieder dabei sein. Die AIDA bleibt allerdings zu Hause. „Wir bekommen dort Leihboote und starten als gesteuerter Einer, Zweier und Vierer“, erklärt Karsten Rohde.

Na dann, immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel...

Was sonst bei uns los ist…

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IMPRESSUM

KontaktStormarner Werkstätten Bad OldesloeRögen 56–58 | 23843 Bad Oldesloe www.stormarner-werkstaetten- bad-oldesloe.de

Redaktion Stephan Bruns und Kerstin Kuhlmann-Schultz

Gestaltung www.conrat.org

Fotos Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe; stock.adobe.com/de

September 2018

Neue Mitglieder sind herzlich willkommen:

Der Förderverein der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe

Als Bestandteil des beruflichen Reha-bilitationsprozesses sind arbeitsbeglei-tende Maßnahmen Angebote der Werk-stätten für behinderte Menschen, die der Persönlichkeitsentwicklung dienen. Sie unterstützen vor allem den Erwerb von Schlüsselqualifikationen, wie beispielsweise Teamfähigkeit, Verbind-lichkeit oder Kommunikationsfähigkeit, die auch im Kontext Arbeit einen sehr hohen Stellenwert haben.

Ein vielfältiges Angebot hilft dabei, die Interessen und Vorlieben der Mitarbei-tenden mit Handicap anzusprechen, denn dies ist die beste Voraussetzung, um Entwicklung voran zu treiben.Einige der arbeitsbegleitenden Maß-nahmen sind sehr preisintensiv. So kann eine Werkstattband ohne Instru-mente und Technik nicht spielen. Eine Radsportgruppe benötigt beispielsweise entsprechende Trikots für Wettkämpfe. „Solche Kosten können nicht von der Eingliederungshilfe getragen werden, weil sie einfach über das Maß hinaus-gehen“, erklärt Falko Wildgrube, Leiter des Begleitenden Dienstes bei den Werkstätten.

Aus diesem Selbstverständnis heraus haben sich die Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe überlegt, aktiv zu werden und neue finanzielle Möglichkeiten zu erschließen: Um diesem Vorhaben eine geeignete Struktur zu geben, hat die Einrichtung „Freunde“ gewinnen können, die 2015 einen Förderverein zur finanziellen Unterstützung solcher und auch anderer Angebote in den Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe gegründet haben.Mit den Zuschüssen des Vereins werden viele Anschaffungen und Projekte um-gesetzt, die die Teilhabe der Mitarbei-tenden mit Handicap am Arbeitsleben und in der Gesellschaft unterstützen. Dazu gehören unter anderem die Finan-zierung von arbeitsbegleitenden Maß-nahmen/Projekten, die Anschaffung zusätzlicher technischer und therapeu-tischer Geräte oder die Unterstützung bei Bildungsfreizeiten.

Dies sind weitere Beiträge, um die Inklusion voranzutreiben. Es ist ein Beitrag zu einer partnerschaftlichen Solidarität von Menschen mit und ohne Behinderungen.

Wer die Arbeit des Fördervereins unterstützen möchte, kann gerne eine Spende auf das unten genannte Konto einzahlen oder aber dem Verein bei-treten. Neue Mitglieder sind jederzeit herzlich willkommen. Mit einem Jahres-beitrag von mindestens 30 Euro können Sie dem Förderverein beitreten.

Mehr Informationen gibt es bei Falko Wildgrube (Telefon: 045 31 | 889 105).

Konto des Fördervereins: Sparkasse Holstein IBAN: DE73 2135 2240 0179 1460 06

Radeln für ein gutes Klima!Mitarbeitende der Stormarner Werk-stätten Bad Oldelsoe haben auch in diesem Jahr wieder beim Stadtra-deln mitgemacht. In diesem Jahr fuhren die Kolleginnen und Kolle-gen insgesamt 1.894 Kilometer mit dem Rad und sparten damit 268,8 Kilo Kohlendioxid ein. Chapeau!

Dafür gab es von der Stadt Bad Oldelsoe, die zum Stadtradeln aufgerufen hatte, viel Lob und eine Urkunde.

IN: TEAM Das Magazin der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe

Ausgabe 15 | 2018

GruppeNorddeutsche Gesellschaft für Diakonie

Schwerpunkt: Arbeit

Glücksfall Arbeit

Markt der Möglichkeiten

Das Praktikum – eine Chance

Ausgelagerte Arbeit

FörderVereinder Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe