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AUF EINEN BLICK: FUNKTIONELLE DYSPEPSIE/REIZDARMSYNDROM 1 Handlungsleitlinie Empfehlungen zur Therapie bei Funktioneller Dyspepsie und Reizdarmsyndrom (2. Auflage) Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Arzneiverordnung in der Praxis, Band 37, Sonderheft 1, Juli 2010 I. DIAGNOSTIK A. ANAMESE Typisch für die Funktionelle Dyspepsie (FD) sind: Oberbauchschmerzen, frühes Sättigungsgefühl, Druck- und Völlegefühl, nicht-saures Aufstoßen, Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen 1 , saures Aufstoßen (als Begleitsymptom). Typisch für das Reizdarmsyndrom (RDS) sind: Leitsymptom: abdominelle Schmerzen unterschiedlicher Lo- kalisation mit Erleichterung nach dem Stuhlgang, Stuhlunregelmäßigkeiten oder Gefühl der inkompletten Stuhl- entleerung, Meteorismus/Blähungen, Flatulenz. B. WEITERE DIAGNOSTIK Wichtig: Ausschluss organischer Erkrankungen! Zu Basisdia- gnostik und Vorgehen siehe Abbildungen 1 und 2, Tabelle 2. Zu wichtigen Differentialdiagnosen funktioneller Magen-Darm-Er- krankungen siehe Tabelle 1 (entsprechende diagnostische Maß- nahmen siehe Tabelle 3 der Langfassung). II. INDIKATION Angesichts des zumeist sehr hohen Leidensdrucks werden thera- peutische Schritte schon bei der ersten Vorstellung des Patienten eingeleitet, oft in Form einer Therapia ex juvantibus sofern Alarm- zeichen fehlen (Tabelle 2). Diese richtet sich nach der Art und Schwere der vorherrschenden Beschwerden und schließt die Ein- bindung von Allgemeinmaßnahmen ein. Eine medikamentöse Be- handlung länger als acht Wochen ist nur in seltenen Fällen sinn- voll. Insbesondere bei Beschwerdepersistenz oder Veränderung der Symptomatik ist die Verdachtsdiagnose kritisch zu überprüfen und ggf. weiterführende Diagnostik (s. o.) einzuleiten. III. THERAPIE A. NICHTMEDIKAMENTÖSE THERAPIE Siehe Tabelle 3 B. PHARMAKOTHERAPIE Nicht immer ist eine medikamentöse Therapie erforderlich! Medikamentöse Maßnahmen stellen nur einen Teilaspekt im therapeutischen Gesamtkonzept funktioneller Magen-Darm-Er- krankungen dar. Insbesondere Allgemeinmaßnahmen (Modifi- kation des Lebensstils), Patientenaufklärung und -führung, in seltenen Fällen auch der Einschluss psychotherapeutischer Interventionen stehen im therapeutischen Vordergrund und sind zumeist auch begleitend notwendig. Funktionelle Dyspepsie Bei Notwendigkeit einer Pharmakotherapie werden als Mittel der ersten Wahl Protonenpumpeninhibitoren (PPI) (z. B. Ome- prazol 10–20 mg/Tag), nachrangig auch H2-Antagonisten für etwa vier Wochen empfohlen. Ein Behandlungsversuch mit der halben therapeutischen Dosis (z. B. Omeprazol 10 mg/Tag) ist sinnvoll. Prokinetika (Metoclopramid, Domperidon) werden aufgrund der unsicheren Datenlage und unerwünschter Wirkungen (s. o.) als Mittel der zweiten Wahl angesehen. Ihr Einsatz kann erwo- gen werden, wenn ein hinreichender Therapieerfolg unter den voranstehenden Maßnahmen ausbleibt, insbesondere auch dann, wenn motilitätsbedingte Beschwerden wie Druck- und Völlegefühl, Übelkeit und nicht-saures Aufstoßen überwiegen. Als weitere Therapieoption, insbesondere bei unzureichendem Ansprechen einer säurehemmenden Therapie und einem hart- näckigen, rezidivierendem Verlauf, kann bei positivem Heli- cobacter-pylori-Befund eine Eradikation erwogen werden. Bei jüngeren Patienten ohne Alarmsymptome (siehe Tabelle 2) kann eine Therapia ex juvantibus, d. h. ohne vorangehende diagnostische Maßnahmen, sinnvoll sein. Hierzu werden PPI als Therapeutika der ersten Wahl für vier bis acht Wochen emp- fohlen. Antidepressiva sind keine Mittel der ersten Wahl bei Patienten mit Funktioneller Dyspepsie. Sie können bei einer begleitenden depressiven Erkrankung erwogen werden, sollten jedoch sonst therapierefraktären Patienten vorbehalten bleiben. Siehe Abbildung 2 und Tabelle 4 Reizdarmsyndrom Beim diarrhoedominanten Reizdarmsyndrom Typ I können Quellmittel wie Flohsamen empfohlen werden. Eine verlässliche Wirksamkeit haben aber Antidiarrhoika vom Opioid-Typ wie Lo- peramid. Beim obstipationsdominanten Typ II helfen Ballaststoffe, wo- bei die wasserlöslichen Gelbildner den nichtlöslichen Präpara- ten vorzuziehen sind. In höheren Dosierungen verursachen sie allerdings häufig Blähungen. Bei krampfartigen Schmerzen im Rahmen eines Reizdarm- syndroms (Typ III) können anticholinerge Spasmolytika zur An- wendung kommen. Der Einsatz von Antidepressiva sollte erst erwogen werden, wenn die voranstehenden Maßnahmen keinen ausreichenden Erfolg zeigen. Siehe Tabelle 5 1 Es besteht die Übereinkunft, dass das alleinige Symptom „Sodbrennen“ nicht auf eine FD, sondern auf eine Refluxkrankheit der Speiseröhre hinweist, auch wenn keine Läsionen im unteren Speiseröhrenbereich nachweisbar sind. In diesem Fall dürfte ein chronisch gesteigerter Säurereflux bei guter Schutzfunktion der Ösophagusschleimhaut (hypersensitiver Ösophagus) vorliegen.

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AUF EINEN BLICK:FUNKTIONELLE DYSPEPSIE/REIZDARMSYNDROM

1

Handlungsleitlinie Empfehlungen zur Therapie bei Funktioneller Dyspepsie und Reizdarmsyndrom (2. Auflage)Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Arzneiverordnung in der Praxis, Band 37, Sonderheft 1, Juli 2010

I. DIAGNOSTIK

A. ANAMESETypisch für die Funktionelle Dyspepsie (FD) sind:� Oberbauchschmerzen,� frühes Sättigungsgefühl,� Druck- und Völlegefühl,� nicht-saures Aufstoßen,� Übelkeit, Erbrechen,� Sodbrennen1, saures Aufstoßen (als Begleitsymptom).

Typisch für das Reizdarmsyndrom (RDS) sind:� Leitsymptom: abdominelle Schmerzen unterschiedlicher Lo-

kalisation mit Erleichterung nach dem Stuhlgang, � Stuhlunregelmäßigkeiten oder Gefühl der inkompletten Stuhl-

entleerung, � Meteorismus/Blähungen,� Flatulenz.

B. WEITERE DIAGNOSTIKWichtig: Ausschluss organischer Erkrankungen! Zu Basisdia- gnostik und Vorgehen siehe Abbildungen 1 und 2, Tabelle 2. Zuwichtigen Differentialdiagnosen funktioneller Magen-Darm-Er-krankungen siehe Tabelle 1 (entsprechende diagnostische Maß-nahmen siehe Tabelle 3 der Langfassung).

II. INDIKATIONAngesichts des zumeist sehr hohen Leidensdrucks werden thera-peutische Schritte schon bei der ersten Vorstellung des Patienteneingeleitet, oft in Form einer Therapia ex juvantibus sofern Alarm-zeichen fehlen (Tabelle 2). Diese richtet sich nach der Art undSchwere der vorherrschenden Beschwerden und schließt die Ein-bindung von Allgemeinmaßnahmen ein. Eine medikamentöse Be-handlung länger als acht Wochen ist nur in seltenen Fällen sinn-voll. Insbesondere bei Beschwerdepersistenz oder Veränderung derSymptomatik ist die Verdachtsdiagnose kritisch zu überprüfen undggf. weiterführende Diagnostik (s. o.) einzuleiten.

III.THERAPIE

A. NICHTMEDIKAMENTÖSE THERAPIESiehe Tabelle 3

B. PHARMAKOTHERAPIENicht immer ist eine medikamentöse Therapie erforderlich!Medikamentöse Maßnahmen stellen nur einen Teilaspekt im therapeutischen Gesamtkonzept funktioneller Magen-Darm-Er-krankungen dar. Insbesondere Allgemeinmaßnahmen (Modifi-

kation des Lebensstils), Patientenaufklärung und -führung, in seltenen Fällen auch der Einschluss psychotherapeutischerInterventionen stehen im therapeutischen Vordergrund und sindzumeist auch begleitend notwendig.

Funktionelle Dyspepsie

� Bei Notwendigkeit einer Pharmakotherapie werden als Mittelder ersten Wahl Protonenpumpeninhibitoren (PPI) (z. B. Ome-prazol 10–20 mg/Tag), nachrangig auch H2-Antagonisten füretwa vier Wochen empfohlen. Ein Behandlungsversuch mit derhalben therapeutischen Dosis (z. B. Omeprazol 10 mg/Tag) istsinnvoll.

� Prokinetika (Metoclopramid, Domperidon) werden aufgrundder unsicheren Datenlage und unerwünschter Wirkungen (s. o.)als Mittel der zweiten Wahl angesehen. Ihr Einsatz kann erwo-gen werden, wenn ein hinreichender Therapieerfolg unter denvoranstehenden Maßnahmen ausbleibt, insbesondere auchdann, wenn motilitätsbedingte Beschwerden wie Druck- undVöllegefühl, Übelkeit und nicht-saures Aufstoßen überwiegen.

� Als weitere Therapieoption, insbesondere bei unzureichendemAnsprechen einer säurehemmenden Therapie und einem hart-näckigen, rezidivierendem Verlauf, kann bei positivem Heli-cobacter-pylori-Befund eine Eradikation erwogen werden.

� Bei jüngeren Patienten ohne Alarmsymptome (siehe Tabelle 2)kann eine Therapia ex juvantibus, d. h. ohne vorangehendediagnostische Maßnahmen, sinnvoll sein. Hierzu werden PPI alsTherapeutika der ersten Wahl für vier bis acht Wochen emp-fohlen.

� Antidepressiva sind keine Mittel der ersten Wahl bei Patientenmit Funktioneller Dyspepsie. Sie können bei einer begleitendendepressiven Erkrankung erwogen werden, sollten jedoch sonsttherapierefraktären Patienten vorbehalten bleiben.

Siehe Abbildung 2 und Tabelle 4

Reizdarmsyndrom

� Beim diarrhoedominanten Reizdarmsyndrom Typ I könnenQuellmittel wie Flohsamen empfohlen werden. Eine verlässlicheWirksamkeit haben aber Antidiarrhoika vom Opioid-Typ wie Lo-peramid.

� Beim obstipationsdominanten Typ II helfen Ballaststoffe, wo-bei die wasserlöslichen Gelbildner den nichtlöslichen Präpara-ten vorzuziehen sind. In höheren Dosierungen verursachen sieallerdings häufig Blähungen.

� Bei krampfartigen Schmerzen im Rahmen eines Reizdarm-syndroms (Typ III) können anticholinerge Spasmolytika zur An-wendung kommen.

� Der Einsatz von Antidepressiva sollte erst erwogen werden, wenndie voranstehenden Maßnahmen keinen ausreichenden Erfolgzeigen.

Siehe Tabelle 5

1 Es besteht die Übereinkunft, dass das alleinige Symptom „Sodbrennen“ nicht auf eine FD, sondern auf eine Refluxkrankheit der Speiseröhre hinweist, auch wennkeine Läsionen im unteren Speiseröhrenbereich nachweisbar sind. In diesem Fall dürfte ein chronisch gesteigerter Säurereflux bei guter Schutzfunktion derÖsophagusschleimhaut (hypersensitiver Ösophagus) vorliegen.

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Handlungsleitlinie Empfehlungen zur Therapie bei Funktioneller Dyspepsie und Reizdarmsyndrom (2. Auflage)Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Arzneiverordnung in der Praxis, Band 37, Sonderheft 1, Juli 2010

Abbildung 1: Basisdiagnostik des funktionellen Magen-Darm-SyndromsBei isolierten Magenbeschwerden werden nur Ösophagogastroduodenoskopie, bei isolierten Dickdarmbeschwerdennur Koloskopie oder Sigmoidoskopie und bei sich u� berlappenden Beschwerden beide Untersuchungsverfahren angewendet.

Typische Anamnese und Präsentation

• Beschwerdewechsel

• fehlende Progredienz

• konstantes Gewicht

• Assoziation mit Stress

• sog. allgemeine vegetativeBegleitsymptome

somatisch psychisch

• Globusgefühle • innere Unruhe

• Parästhesien • Konzentrationsschäche

• Atemhemmung • Erschöpftheit

• Herzensationen u. a. • depressive Stimmungslage/Angstzustände/Schlafstörungenu. a.

Labor

• BKS, CRP

• (kleines) Blutbild

• SGPT, �-GT, Bilirubin

• Harnsäure, Harnstoff, Kreatinin

• Schilddrüsenparameter

morphologische Untersuchungen

• Sonographie

• Ösophagogastroduodenoskopie(Ureaseschnelltest, Histologie)

• Prokto-Ileo-Koloskopie

• ggf CT-Abdomen mit Kontrast-mittel, MRT-Abdomen

Labor

funktionellesMagen-Darm-Syndrom

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Handlungsleitlinie Empfehlungen zur Therapie bei Funktioneller Dyspepsie und Reizdarmsyndrom (2. Auflage)Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Arzneiverordnung in der Praxis, Band 37, Sonderheft 1, Juli 2010

Abbildung 2: Vorschlag zum praktischen Vorgehen bei Funktioneller Dyspepsie

nicht untersuchteDyspepsie

Alarmzeichen (Tab. 2)

vorhanden keine

kein Besserung

Funktionelle Dyspepsiespezifische Erkrankung

Therapiea ex juvantibus für 4–8 Wo.

� Lebensstilmodifikation (Ernährung,körperliche Aktivität, Tabak)

� PPI (1. Wahl)

� Prokinetika (2. Wahl),eher bei motilitätsbedingter Symptomatik

� PPI, Prokinetika (s. o.) ggf. mitWechsel von Wirkstoff oder Dosie-rung

� bei H. pylori-positiven Patientenggf. Eradikation

gezielte Diagnostik (Abb. 1)

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Tabelle 2: Alarmsymptome, die zu weiterführender Diag nos - tik veranlassen sollten (nach 11; 23; 85 der Langfassung)

� Alter > 50–55 Jahre und neu aufgetretene Beschwerden

� Magen-Darm-Erkrankungen in der Vergangenheit

� familiäre Belastung mit gastrointestinalen Malignomen

� Hämatemesis, Melaena

� Anämie

� Gewichtsabnahme, ungewollt (> 10 % des Körper-gewichts)

� Dysphagie, Odynophagie

� persistierendes Erbrechen

� Lymphknotenvergrößerung

� pathologischer abdomineller Tastbefund

Tabelle 1: Wichtige Differentialdiagnosen funktionellerMagen-Darm-Erkrankungen

� Refluxösophagitis

� Ulcus ventriculi

� Ulcus duodeni

� Magenkarzinom/-lymphom

� chronisch-entzündliche Darmerkrankung

� kolorektales Karzinom

� chronische Divertikulitiden

� Zöliakie

� Lactose-Unverträglichkeit

� Hyper-/Hypothyreose

� Hyperparathyreoidismus

� Diabetes mellitus

� akute Hepatitis

� chronische Hepatitis

� Cholezystolithiasis

� Choledocholithiasis

� chronische Pankreatitis

� infektiöse u. parasitäre Ursachen

� UAW von Medikamenten(z. B. NSAR inkl. ASS u. Bisphosphonate)

Tabelle 3: Allgemeinmaßnahmen, Strategien und Elemente bei der Führung von Patienten mit funktioneller Magen-Darm-Erkrankung

Therapiegespräch (Ziele)

Aufklärung über Wesen und Ursachen der Beschwerden,� klare Diagnosevermittlung, Erläuterung ausgeschlossener Diagnosen,� Schaffung eines stabilen Vertrauensverhältnisses,� Entwicklung von einfach verständlichen Krankheitsmodellen,� Konfliktklärung im psychosozialen Bereich,� Förderung der Eigenverantwortung,� Aufzeigen von unterstützenden medikamentösen Behandlungs möglichkeiten,� therapeutisches Bündnis für die Langzeitbetreuung.

Ernährungsberatung. Eine spezifische Reizdarmdiät existiert nicht!

körperliche Bewegung

Stressabbau

Entspannungsübungen (autogenes Training u. a.)

Vermeiden wiederholter Diagnostik

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Handlungsleitlinie Empfehlungen zur Therapie bei Funktioneller Dyspepsie und Reizdarmsyndrom (2. Auflage)Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Arzneiverordnung in der Praxis, Band 37, Sonderheft 1, Juli 2010

Tabelle 4: Arzneimittel zur Behandlung der Funktionellen Dyspepsie sowie wichtige unerwünschte Arzneimittel-wirkungen (UAW) und Arzneimittelinteraktionen (IA), pk: pharmakokinetische IA, pd: pharmakodynamische IA.Zu weiteren medikamentösen Optionen siehe Langfassung der Therapieempfehlungen.

Wirkstoff/-Gruppen Dosierung Wichtige UAW/IA

Säurehemmende Pharmaka

H2-Antagonisten* UAW: Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Cholestase, Transamina-Ranitidin 1–2 x 150 mg/Tag senanstieg, Pankreatitis, Kreatininanstieg, Gelenk- und Muskelschmerzen,Famotidin 1–2 x 20 mg/Tag Gynäkomastie, Potenzstörungen, interstitielle Nephritis, Unruhe, Halluzina-

tionen, Depressionen, Polyneuropathien, Myoklonien, Doppelbilder, allergi-sche Reaktionen; Ranitidin: Leukopenie oder Thrombopenie, Herzrhyth-musstörungen.

IA: Die Aufnahme von Arzneimitteln, deren Resorption pH-abhängig ist, kanndurch H2-Antagonisten verändert werden (z. B. Ketoconazol, Itraconazol)(pk); Ranitidin erhöht möglicherweise die Plasmakonzentrationen vonTheophyllin und Glipizid (pk); Probenecid verzögert die Ausscheidung vonFamotidin (pk).

Protonenpumpeninhibitoren* UAW: Durchfall, Meteorismus, Bauchschmerzen, Blutbildveränderungen, aller-Omeprazol 1 x 10–20 mg /Tag gische Reaktionen, Muskel- und Gelenkbeschwerden, Schwindel, Kopf-Pantoprazol 1 x 20–40 mg /Tag schmerzen, Sehstörungen, Unruhe, Leberfunktionsstörungen, periphereLansoprazol 1 x 15–30 mg /Tag Ödeme, Depressionen; bei Langzeitbehandlung evt. Erhöhung der Fraktur-Rabeprazol 1 x 10–20 mg/Tag ate, Überwucherung mit C. difficile, interstitielle Nephritis.Esomeprazol 1 x 20 mg/Tag IA: Omeprazol: Wirkungsverstärkung von: Diazepam, Warfarin, Phenytoin;

Makrolidantibiotika: Wirkungsverstärkung beider Substanzen (pk); Ketocona-zol, Itraconazol: verminderte Resorption aufgrund pH-Änderung durch Pro-tonenpumpenhemmung (pk); Lansoprazol: Wirkungsverstärkung von Theo-phyllin (pk), verstärkte Blutzuckersenkung von Tolbutamid (pk), Sucralfat:verminderte Resorption von Lansoprazol (pd), Amoxicillin: verlangsamte Re-sorption; Pantoprazol, Rabeprazol: Ketoconazol (pd), Itraconazol sieheoben; PPI beeinträchtigen möglicherweise die Wirksamkeit von Clopidogrelnach akuten Koronarsyndromen; weitere Interaktionen können nicht aus-geschlossen werden.

ProkinetikaMetoclopramid 3 x 5–10 mg/Tag UAW: Kopfschmerzen, Schwindel, Unruhe, Depressionen, Dyskinesien, Hyperpro-(MCP) laktinämie, Blutdruckveränderungen, allergische Reaktionen, Herzrhyth-

musstörungen.IA: Anticholinergika schwächen die Wirkung ab (pd), Wirkung von Digoxin wird

vermindert (pk), MCP reduziert Bioverfügbarkeit von Atovaquon und er-höht die Resorption von Tetracyclin, Pivampicillin, Lithium und Alkohol (pk);Neuroleptika, Antidepressiva, Anxiolytika: Wirkungsverstärkung und Häufungextrapyramidaler UAW (pd).

Domperidon 3 x 5–10 mg/Tag UAW: Hyperprolaktinämie, allergische Reaktionen, QT-Verlängerung.IA: Anticholinergika: Wirkungsabschwächung (pd); Gefahr weiterer QT-Verlän-

gerung bei Komedikation mit Azol-Antimykotika, Makroliden u. a. überCYP3A4-metabolisierten Substanzen (pk).

* Zur Behandlung der FD nicht zugelassen.

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Handlungsleitlinie Empfehlungen zur Therapie bei Funktioneller Dyspepsie und Reizdarmsyndrom (2. Auflage)Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Arzneiverordnung in der Praxis, Band 37, Sonderheft 1, Juli 2010

Tabelle 5: Arzneimittel beim Reizdarmsyndrom sowie wichtige unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) undArzneimittelinteraktionen (IA). Zu weiteren medikamentösen Optionen siehe Langfassung der Therapieempfehlungen.

Wirkstoff/-gruppen Dosierung Wichtige UAW/IA

Laxanzien

Quellmittel UAW: Krampfartige Magen-Darm-Beschwerden, Elektrolytverluste,z. B. Flohsamen präparate 1–2 x 5 g/Tag Albuminurie, Hämaturie, Pseudomelanosis coli, Überempfindlich-

keitsreaktionen.IA: Keine bekannt.

osmotische Laxantien UAW: Abdominelle Schmerzen, Flatulenz, Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen,z. B. Lactulose 1–2 x 5–10 g/Tag Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes.z. B. Macrogol 1–2 x 10 g/Tag IA: Diuretika, Glukokortikosteroide, Amphotericin B: Verminderung der

Serumkaliumkonzentration; Herzglykoside: verstärkte Glykosidwir-kung durch Kaliummangel.

Rektumentleerungshilfen (Lubrikantien) UAW: Reizungen der Enddarmschleimhaut.z. B. Glycerin 1–4 x 1–2 g/Tag

AntidiarrhoikaLoperamid 2–6 x 2 mg/Tag UAW: Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Obstipation,

Schwindel, Benommenheit, Mundtrockenheit, Ileus.IA: Keine bekannt. P-Glycoprotein-Inhibitoren wie Chinidin oder Ritonavir

erhöhen die Loperamid-Plasmakonzentration.

SpasmolytikaMebeverin 3 x 135 mg/Tag UAW: Hautreaktionen, Schwindel, Müdigkeit.

IA: Verminderung der Mebeverin-Wirkung durch Antazida.